40k Splitter einer Welt [Archiviert. Überarbeitete Version online]

Arrrr, silence, i kill you. All.

Blackorc ist auch ungefähr drei Ewigkeiten auf den Wählscheiben rumgeritten. Aber das Imperium hat einfach für mich etwas archaisch-primitves in Sachen Technik.
Und wer mit WW1-Äquivalenten-Panzern im Krieg herumdüst, der benutzt auch Münztelefone.

Im Herzen der Makropole (Spitzname: Appleworld) haben die sicherlich mehr Technik, nicht aber in der Peripherie.
 
Ich kann mir dem Cover irgendwie nichts anfangen. Das scheinen die Trümmer eines Raumschiffs zu sein, oder irre ich mich da? Da es bisher eigentlich um keinerlei Raumschiff ging, finde ich das nicht sonderlich passend. Dann nimm doch lieber wirklich die Trümmer eines Planeten. Obwohl das schon wieder ziemlich EMO ist 😉

So an sich siehts aber cool aus.
 
32
Dium versuchte die Augen aufzuschlagen, aber es gelang ihr nicht. Doch obwohl sie geschlossen und verklebt waren, konnte sie alles um sich herum erkennen.
Es war nicht der Saal, in dem sie ihre Feldbetten aufgestellt hatten, soviel war sicher. In irrsinnig schneller Abfolge tanzten Bilder, Szenen durch ihr Blickfeld und überfluteten ihre Sinne. Elegante, etwas melancholische Musik drang von irgendwo her – sie konnte nicht genau sagen, von wo. Jemand lachte.
Sie wollte etwas sagen, rufen, schreien, doch auch ihre Lippen waren wie versiegelt.
Ein kratzendes Geräusch näherte sich und entfernte sich wieder. Hatte da eben jemand etwas gesagt?
Ihr wurde plötzlich klar, dass sie fiel. Nichts veränderte sich, die Bilder bestürmten sie noch immer, ohne dass etwas klar zu erkennen gewesen wäre. Dennoch war sie sich sicher, dass sie fiel.
Die Bilder flackerten plötzlich, wurden zu sanfter Dunkelheit.
Der Soldat aus Vanders Erstem – sie wusste noch immer nicht, wie er geheißen hatten – stürzte beinahe an ihr vorbei, doch neben ihr schien er seinen Fall abzubremsen. Er hatte einen seligen Ausdruck auf dem Gesicht, blutete aber aus Nase und Ohren. Eine Augenhöhle war nur noch ein klaffendes Loch.
Sie sah nicht weit entfernt von ihr Giftig fallen, der frenetisch applaudierte; Merioth und Sonnig, beide lachend. Auch ihnen fehlte jeweils ein Auge.
Langsam wiegte der Kopf des namenlosen Soldaten hin und her, als er geruhsam eine Laserpistole hervorzog und anlegte.
Hey, nicht, ich...!“, rief Dium. Die Erkenntnis, wieder sprechen zu können, traf zusammen mit dem Schuss. Scharfer Schmerz explodierte auf ihrem Bauch. Das Bild des Soldaten zerfloss. Winkte er ihr zum Abschied? Dumpf drang Lachen und Applaus an ihre Ohren.
Sie landete weich.
Der Raum, in dem sie sich befand, wirkte wie eine unbeholfene Kinderzeichnung des Zimmers, in dem sie vor scheinbar ewig langer Zeit einmal gelebt hatte: die Proportionen passten nicht zueinander, die Farben waren zu grell, keine Details zu erkennen. Mit dem Rücken zu ihr stand ein Mann mit breiten Schultern, der nun am Türrahmen zusammengesunken war. Die Kleidung war die eines einfachen Manufacturarbeiters. Er trug Trauerflor. Dium wusste mit Sicherheit, dass er um ihren Tod weinte.
Papa“, flüsterte Dium zu sich, dann wiederholte sie es noch einmal lauter, hilflos. „Papa, nicht...“
Etwas unbeholfen erhob sie sich und trat auf ihren Vater zu, berührte ihn sanft an der Schulter.
Ruckartig drehte sich sein Kopf zu ihr herum. Er hatte das Gesicht Nereus', von Wut verzerrt, blutig.
So, Fräulein Isca Dium.“ Er klopfte ihr mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf die Brust. „Du hast also versagt. Soso.“
Eine kleine Pause entstand.
Du willst mich also sterben lassen?“, kreischte er plötzlich los und erhob sich zu voller Größe, in der Hand ein Messer. Dium wurde sich der Pistole bewusst, die sie in der Hand hielt – dieselbe, mit der eben der Mann aus Vanders Erstem auf sie geschossen hatte? - und drückte ab, einmal, zweimal.
Ihr Vater stand wieder an der Tür, zwei blutige Löcher in der Brust.
Aber... Kleines...“
Seine zitternde Hand streckte sich ihr entgegen. Sie wollte sie ergreifen.
Und wurde mit Gewalt im Nacken gepackt und unter Wasser gedrückt. Dium schnappte nach Luft und schluckte stattdessen nur noch mehr von der trüben Flüssigkeit. Sie versuchte, wieder hochzukommen, doch jemand hielt sie unerbitterlich unten. Ihre Beine begannen, unwillkürlich zu zucken. Langsam engte sich ihr Blickfeld ein, griff Finsternis nach ihr.
Auf einmal war der Druck weg, und jemand zog sie aus dem Wasser hervor. Dium übergab sich, sah sich um. Man hatte versucht, sie in einer Toilettenschüssel zu ertränken. War das nicht die Schola?
Hey, geht es dir gut?“
Sie wandte sich um. Mitch stand vor ihr, ein feines Lächeln auf dem Gesicht. Er reichte ihr die Hand.
Ja. Ja, ich glaube schon“, erwiderte sie, immer noch wacklig auf den Beinen. Sie ergriff seine Hand, als sie das helle Pfeifen hörte.
Mitch... wir müssen schnell fort von hier!“
Er lächelte immer noch und machte keine Anstalten, sich zu bewegen.
Ehrlich! Wir...“
Eine Artilleriegranate durchschlug das Dach über ihnen und traf Mitch. Dium fühlte die Hitze und legte sich schützend den Arm vor das Gesicht, doch die Explosion versengte sie nicht einmal.
Als sie nach Mitch schaute, sah sie nur feinen, violetten Dampf aufsteigen, der sich rasch nach oben verflüchtigte. Sie folgte ihm mit ihren Blick.
Über der Ruine der Schola stand Rivet Gration, wie man ihn oft auf Holoschirmen in der Makropole sah: majestätisch, erhaben, mit Orden behängt. Er war über achtzig Schritt groß.
Neben ihm stand mit strengem Blick Kommissar Grunt.
Mehr! Mehr!“, rief der Gouverneur unentwegt, während der violette Dampf in seine Richtung waberte.
Mehr!“
Das Gebrüll klang ihr in den Ohren, ließ sie taumeln. Das Bild zerbrach in Tausende Splitter.


Mit einem Mal herrschte Ruhe. Alle Geräusche waren verstummt, bis auf ein leises Wispern, das in unregelmäßigen Abständen an ihre Ohren gelangte.
Sie stand vor einer Zeile mit Spinden, der Raum nur schwach erleuchtet. Niemand war hier außer ihr, nichts regte sich. Sie erblickte ihren Spind und trat auf ihn zu.
Als sie ihn berührte, vernahm sie Gelächter. Dium drehte sich um und sah gerade noch, wie ein schemenhaftes Gesicht am anderen Ende des Raumes langsam verblasste. Schatten lagen in seinen Augen, und ein feines Lächeln umspielte seinen Mund. Der Geruch billigen Schaps' lag in der Luft.
Mit pochendem Herzen drehte sich Dium um, um den Spind zu öffnen. Ihre Finger fuhren über kalten Stein. Sie blickte sich um.
Vor ihr erstreckte sich ein Gang, der scheinbar endlos lang in die Dunkelheit reichte. Er erinnerte sie an ein verzerrtes Replik des Ganges in der Herberge, in der sie gekämpft hatten.
Links und rechts gingen Türen ab. Keine glich der anderen in Form oder Farbe. Bei manchen war der Rahmen eingebrochen, manche waren verrostet oder von einer organischen Substanz überzogen.
Langsam schritt sie den Gang hinunter. Sie rüttelte zum Test an einigen Knäufen. Doch etwas in ihr wusste bereits: alle waren verschlossen, bis auf eine.
Es zog sie hin zu dieser einen Tür. Sie ahnte, sie würde nicht ruhen können, bevor sie nicht wusste, was sich hinter ihr verbarg.
Sie war schlicht, von einfacher, viereckiger Form und in mattem Violett lackiert. Dium streckte die Hand nach der Klinke aus.
Und erwachte.


33
Zitternd fuhr Dium hoch. Im Schlafsaal war es dunkel, die anderen Soldaten schliefen. Manche murmelten im Schlaf, andere schnarchten leise.
Tiefe Angst hatte Dium gepackt, ein feiner Schweißfilm bedeckte ihren ganzen Körper. Ihr war übel. Sie schlug die dünne Decke zurück und blickte hinab. Blut tränkte ihr Feldbett, klebte feucht an ihren Beinen und am Bauch, lief ihr aus der Nase. Es roch leicht süßlich.
Dium beugte sich zur Seite und erbrach auf den Boden.
Entsetzen schnürte ihr die Kehle zu. Auf ihrer Bauchdecke hatte sie eine frische Narbe entdeckt, die noch nicht zu sehen gewesen war, als sie sich schlafen gelegt hatte.
 
Ich kenn den Teil ja schon, trotzdem noch ein paar Worte es Lobs 😉

Auch wenn diese Kapitel nicht wirklich zu der restlichen Geschichte passen wollen, finde ich sie sehr gut umgesetzt. Hab selten so gut beschriebene und mitreißende Albträume gelesen. Hut ab 😉

Das Ende lässt ja einiges an Spekulation offen und ich bin mal wirklich gespannt, was das noch wird.
 
Oh den Teil hab ich erst heute gesehen!
Die Albträume sind gut beschrieben denke ich, ich hatte noch nie so kranke Träume, kann das demzufolge nicht gut nachempfinden.
Und mach schnell weiter ich kann mit der Spannung nicht leben wer oder was das zum Schluss getan hat! 😀

Die Skizzen sind dir wieder gut gelungen, ich stütz mich nur auf dem linken Knie ab also warum nicht? :lol:
Nur die Pistole sieht nicht aus wie eine Laserpistole finde ich, kann ja aber auch eine Autopistole sein. Das Gewehr finde ich gut.
 
Zuletzt bearbeitet:
Möglicherweise handelt es sich um Standartisierte Ausrüstung. :kommissar:

Denn was für dich gilt, gilt nicht für alle, oder? Sieht für mich auch nicht besonders modifiziert aus.

aber wo ist das Problem, mit der "standarisierten Ausrüstung" einfach nur einen Knieschützer rauszugeben, den jeder da anbringen kann, wo er ihn haben will? Sollte nicht das Problem sein, heutige Knieschützer von zB. Inline-Skatern kannste auch an beide Knie gleich gut machen.

Ich wäre trotzdem für gleichseitigen Schutz, einfach der Symmetrie wegen. Wobei mir das Bild ohne die Schützer ehrlich gesagt besser gefallen würde. Das sieht so aus, als würden die nur davorgesetzt und würden nicht wirklich zur Person gehören. Ansonsten tolle Zeichnung, kann dich echt nur um das Talent beneiden (Zeichen, Malen und sonstige Grafik gehört zu den wenigen Dingen, die ich absolut nicht kann)
 
Möglicherweise handelt es sich um Standartisierte Ausrüstung. :kommissar:

Denn was für dich gilt, gilt nicht für alle, oder? Sieht für mich auch nicht besonders modifiziert aus.

Wieso auch modifiziert, ist in den Zeichnungen doch aus das linke, oder?
Und nein ich habe nicht angenommen, dass das gleich für alle gilt, nur da ich so in meinem Umfeld mehr kenne die sich (Beobachtungen zufolge) links abstützen... also denke ich, dass das evtl. die Mehrzahl ist.
Deshalb schlussfolgere ich auf standardisierte Ausrüstung, was anderes meinte ich damit nicht.

@SHOKer: Das ist eine Möglichkeit, ansonsten wäre ich aber auch für 2 Knieschützer oder für gar keine, eben wegen der Symmetrie.
 
female_full0.6.2.jpg


Schnell ein bisschen Farbe reingepfuscht, ein bisschen Knieschützer draußen.

Das Gewehr sieht mir stark nach M4 oder HK416 aus. Ist das beabsichtigt?
Beabsichtigt - beziehungsweise: M4 ist Vorbild. Ich mag einfach nicht diese stahlträgergroßen Lasergewehre...

Nur die Pistole sieht nicht aus wie eine Laserpistole finde ich, kann ja aber auch eine Autopistole sein.
Ist eine. Laserwaffen haben diese charakteristische Mündung bei 40k...


Aber hat nicht noch jemand was zu der Geschichte zu sagen? 😀
Nicht, dass sie hier allzu sehr in den Hintergrund rückt - zeichnerische Anmerkungen, die den Fluff und die Geschichte nur bedingt tangieren, einfach hier rein.
 
Zuletzt bearbeitet:
34
Wenn man daran dachte, dass er genauso gut draußen sein könnte, in ständiger Angst vor feindlichem Feuer, wenn man in Erwägung zog, dass es ihn schon längst erwischt haben könnte, war es in diesem lausigen, zugigen, feuchten Betonklotz doch recht schön. Es war alles eine Frage des Standpunktes, man musste einfach eine positive Seite finden.
Sie erlebten vermutlich die letzten Tage ihrer Heimatwelt, den kurzen Kampf, bevor es endgültig vorbei war. Warum sich also grämen? Alle Sorgen waren nichtig, wenn man sich das in Erinnerung rief. Alles eine Frage des Standpunktes.
Dennoch konnte er sich einer gewissen Unruhe nicht erwehren, die ihn in den letzten Stunden gepackt hatte. Ihm wurde bewusst, dass er schon wieder auf seinen Chronometer blickte. Er fühlte seinen Puls – Sechzig. Durchaus in Ordnung.
Ein Soldat grüßte ihm im Vorbeigehen. Er grüßte zurück.


Der dritte Trupp saß in lockerer Runde beisammen. Jemand hatte irgendwo her einen Tisch requiriert, und Merioth, Giftig, Bishop, Stumm und Sonnig hatten ein Akolyth-Kartenspiel begonnen. Kälte saß mit am Tisch und notierte etwas auf einer Datentafel, während Dium abseits nervös mit ihren Fingern spielte.
Der Traum hatte sie mehr beunruhigt, als sie sich selbst eingestehen wollte. Woher kam die verdammte Narbe? Sie wollte einfach nicht verschwinden, so oft sie sie auch zornig anstarrte. Vielleicht hatte sich jemand einen bösen Scherz erlaubt? Giftig wäre das durchaus zuzutrauen, Sergeant hin oder her.
Am Tisch lachten sie über eine Bemerkung Merioths; er hatte als Spieleinsatz eine Ernennung zum Korporal vorgeschlagen. Seit der Schlägerei – die Nachricht hatte schnell die Runde gemacht – zierte ein faustgroßer blauer Fleck seine Wange. Er trug sie mit einer Art verwegenen Stolz.
Dium erhob sich. Ihr war die Gesellschaft an diesem Tag noch unwohler als sonst. Sie brauchte dringend ein LHO-Stäbchen. Unbeachtet verließ sie den Raum.


Als er um die Ecke bog, sah er, dass die anderen schon auf ihn warteten. Sie standen lose beieinander, mehr oder weniger lässig an die Wand gelehnt und sich gedämpft unterhaltend, ein halbes Dutzend junger Männer. Als sie ihn erblickten, grüßten sie ihn jovial.
Na, gesellst du dich auch mal zu uns?“, grüßte ihn einer, ein bulliger Kerl aus Caulbrons Trupp.
Ich sehe schon, ihr hattet richtige Sehnsucht nach mir.“
Die anderen lachten.
Immer doch, immer doch. Kann's dann los gehen?“
Kann es, Tüpfel hat gerade Bescheid gegeben. Es sollte glatt über die Bühne gehen.“
Sein Gegenüber grinste – ein äußerst unangenehmes Grinsen, wie er befand, aber das sollte ihn nicht weiter kümmern.
Also los, Jungs, wir wollen ja niemanden warten lassen.“
Wieder antwortete ihm Gelächter, als die Gruppe sich langsam in Bewegung setzte. Bulle trat näher an ihn heran.
„Und du bist sicher, dass wir keine Probleme bekommen?“ Er sah jetzt ungewöhnlich ernst aus und sah ihn fragend an.
Keine Angst. Ich habe ihn gefragt, und er hat zugestimmt, war ganz begeistert von der Idee. Uns wird gar nichts passieren.“


Die Spinde waren an einer Wand angeordnet: zwei in die Höhe und mehrere Dutzend in die Breite. Als Dium an ihren trat und den Schlüssel ins Schloss steckte, spürte sie ein leichtes Kribbeln im Nacken. War da jemand hinter ihr?
Sie wandte sich um. Außer ihr war niemand in dem Raum.
Junge Frau“, ermahnte sie sich leise, „Sie werden paranoid. Es war nur ein verdammter Traum, kein Grund, gleich auszuticken.“
Es beruhigte sie nicht wirklich.
Sie wandte sich um und drehte den Schlüssel im Schloss, öffnete den Spind. Sie hatte ihn noch immer nicht eingeräumt. Dium wusste, dass einige andere ihren Spind zu einer Art Zimmer umfunktionierten, in dem sie alles aufbewahrten, was ihnen persönlich irgendetwas bedeutete. Oft war das wenig mehr als eine Bildtafel, die in erbärmlicher Qualität freizügige Mädchen zeigte.
Die Packung mit den LHO-Stäbchen war fast leer; sie steckte sie gleich ganz ein. Vielleicht sah Giftig als Sergeant das ja lockerer... nein, wohl kaum, nicht bei ihr. Versuchen konnte man es aber allemal.
Sie schloss die Tasche und hielt dann inne. Schnüffelte. Es roch plötzlich nach billigem Schnaps.
Ein Schlag, mit Kraft seitlich gegen ihren Kopf geführt, ließ sie in die Knie brechen.


Er empfand leises Bedauern, als sie der jungen Frau unter die Arme griffen und sie wegschleiften. Aber es war Krieg, und in diesem Fall rechtfertigte der Zweck die Mittel. Als er damals das metallene Spielzeuggewehr an einer der Sammelstellen für kriegswichtiges Material abgegeben hatte, hatte er ähnlich empfunden.
Sie nahmen den Weg über einen Wartungsgang, den früher wohl der Haustechniker benutzt hat. Jetzt gab es zwar keinen mehr, der sich um die Geräte im Haus kümmerte, der Gang aber erfüllte seinen Zweck. Sie brauchten sich nicht zu beeilen.
Er musterte im Gehen die anderen. Sie schienen den Ausflug, wie er ihn insgeheim getauft hatte, weniger nüchtern zu sehen als er. Alle waren sichtlich angespannt und erregt, mit geröteten Wangen und Ohren sahen sie ganz wie die Welpen aus, die sie waren. Jeder hatte wohl seine Gründe, warum er hier war – vielleicht sollte das Ganze die eigene Männlichkeit beweisen, vielleicht war es Gruppenzwang, hier oder da war sicher auch eine gehörige Menge Wut im Spiel. Er tastete nach seinem Puls – immer noch langsam. Gut.
Sie gelangten in den Ostflügel des Gebäudes – dieser Teil war nicht belegt, und so benutzten sie nun die breiteren Flure.
Ein Kinderspiel!“, lachte Bulle erleichtert auf. „Dass das so einfach klappt, hätte ich ja nicht gedacht.“ Seine Wangen glühten vor Aufregung.
Ha!“, stimmte ein anderer mit ein. Er nannte ihn still Nager, ragten seine Schneidezähne doch unglücklich aus dem Kiefer heraus. „Das wird den Scheißhirnen aus dem Dritten ein Zeichen sein. Die werden sich hüten...“
Klappe, Vance“, unterbrach ihn ein anderer – Dogge. Es gefiel ihm, sie mit Tieren zu vergleichen, das war so passend. Bulle, Dogge, Nager, dazu noch Frosch, Wolf und Fohlen.
Mir ist egal, aus welchem Trupp sie kommt. Verflucht egal, verstehst du? Ich hab schon seit Wochen nicht mehr.“
Der arme Kerl. Kriegt er keine, nimmt er die nächste Schlampe?“, warf Wolf ein. Er grinste anzüglich.
Dogge fletschte zur Antwort die Zähne.
Bevor ihr euch einander zerfleischt – darf ich bitten?“
Er zeigte auf einen Raum kurz vor dem Ende des Ganges. Sein Puls: Sicher unter Siebzig. Wunderbar.


Wohlige Schwärze wich sengendem Schmerz in ihren Kopf, als jemand sie mit einer Ohrfeige weckte. Blut lief ihr die Schläfe herunter, und es dauerte einen Moment, bis sie sich orientieren konnte. Ihre Zunge lag pelzig und schwer in ihrem Mund, und ihr war speiübel.
Dium zwinkerte einige Male, um die Sicht zu klären.
Sie lag auf dem Boden eines kleinen Raumes, vielleicht einem leer stehenden Zimmer. Sie blinzelte noch einmal und sah die Männer, die sich um sie herum aufgebaut hatten. Ihr schlug das Herz bis zum Hals, und sie kroch soweit es ging rückwärts, bis sie die Wand in ihrem Rücken spürte.
Die Soldaten betrachteten sie abschätzend – wohl so, wie sie ein kümmerliches Insekt oder Giftig angesehen hätte – stemmten die Hände in die Hüften und warteten. Alle trugen wie sie die Uniform des 33., doch sie hatten jegliche Einheitenkennzeichen entfernt. Sie sah Wut in manchen Augen, Lüsternheit und bei einem – was sie mehr als alles andere beunruhigte – kalte Berechnung.
Isca Dium, vierter Zug, dritter Trupp?“, fragte einer. Sie war sich sicher, dass er es bereits wusste – es war auf ihre Uniformjacke genäht.
Was wollt ihr, verdammt?“, schrie sie sie an. Sie konnte nicht vermeiden, dass ihre Stimme leicht zitterte.
Als wäre das ein Witz gewesen, lachten die Männer. Noch immer machten sie keine Anstalten, sich zu rühren.
Vorsichtig stand Dium auf, die anderen keinen Moment aus den Augen lassend. Das Zimmer schwankte etwas, und ihr Kopf dröhnte wie unter einem Schlagbohrer. Sie tastete ihre Seite ab – ihr Messer war verschwunden. Einer der Männer grinste und ließ es in seiner Hand erscheinen. Betont lässig reinigte er sich die Fingernägel.
Sie zwang sich, ruhiger zu atmen. Keine Panik. Man wollte ihr Angst einjagen – bestimmt waren auch welche aus Vanders oder Caulbrons Trupp darunter. Sie durfte sie nur nicht reizen, dann kam sie hier auch heil wieder raus. Sie trat einen Schritt auf die anderen, auf den Ausgang zu.
Wie auf ein Signal, dass ihr entgangen war, stürzten sich die Soldaten auf sie. Einer – er erinnerte sie unangenehm an einen Frosch – versuchte, sie in den Schwitzkasten zu nehmen. Bevor er sie erreichte, rammte sie ihm ihr Knie zwischen seine Beine. Panisch schlüpfte sie zwischen zwei anderen hindurch, auf den Ausgang zu. Mehrere Hände griffen nach ihr. In eine schlug sie ihre Zähne, und sie ließ unverzüglich los, doch mehr und mehr drängten auf sie ein.
Jemand drehte ihr die Arme brutal auf den Rücken und ließ sie aufschreien. Sie bäumte sich auf und versuchte, den hinter ihr zu treten, doch er wich zur Seite aus.
Verdammte Schlampe.“ Der Nager trat vor sie, die Hand blutig. Die Spuren ihrer Zähne zeichneten sich deutlich ab. „Das wirst du büßen.“
Aber Vance“, lachte der hinter ihr. „Lässt du dich etwa so von einer Frau einschüchtern?“
Dium wollte Schreien, aber der Nager versetzte ihr einen Schlag in die Magengrube, der sie sich zusammenkrümmen ließ. Japsend schnappte sie nach Luft, den Kopf gesenkt.
Schrei ruhig, soviel du willst“, wisperte jemand an ihrem Ohr. „Wir sind hier im Ostflügel.“
Er roch nach Fusel wie die anderen. Sie konnte sein Grinsen förmlich spüren.
Eine Träne tropfte von ihrer Nase.
Sie hoffte, dass jemand hereinkommen und dem Ganzen ein Ende bereiten würde. Mitch, Merioth, Kälte, selbst Giftig war ihr recht. Ein weißer Ritter.
Raue Hände tasteten nach ihr, fuhren über ihren Körper, griffen in ihren Schritt, an ihre Brüste. Als sie sie abzuschütteln versuchte, schlug ihr einer der Männer ins Gesicht.
Eine weitere Träne vermischte sich mit Blut.
Warum tut ihr das?“, brüllte sie. Keiner der anderen antwortete. Gier war in ihre Augen getreten.
Einer fuhr ihr unter die Uniformjacke und quetschte ihre Brüste.
Ha, da ist ja fast nichts zu holen!“, kommentierte er seine Bemühungen.
Heiseres Gelächter antwortete ihm.
Sie wurden langsam ungeduldig, einer riss ihr die Jacke zur Gänze auf und den BH herunter. Dium versuchte sich, den Griffen zu entwinden, doch der Mann hinter ihr drehte die Arme noch weiter, und wimmernd knickte sie ein.
Bitte...“, flüsterte sie leise.
Jemand zerrte an ihrer Hose und zog sie schließlich herunter. Sie hörte, wie sich mehrere Reißverschlüsse öffneten.
Jemand trat von hinten an sie heran.
Es gab keinen weißen Ritter.


35
Der Hohe Senat.“ Giftig legte die Karte einer nach der anderen genüsslich auf den Tisch. „Sieht so aus, als würden wir noch eine Weile ohne Korporal auskommen müssten.“
Merioth grinste. „Du wirst jemanden finden wollen, der die gesamte Drecksarbeit macht.“
Da komme ich gerne auf dich oder...“ Er sah sich um. „He, hat jemand Zittern gesehen?“
Auch die anderen blickten sich um.
Ist wohl'n paar Kippen rauchen“, befand Bishop achselzuckend. „Seit wann kümmert dich das verdammte Balg?“
Seitdem ich Sergeant dieses traurigen Haufens bin, ich Vanders Erstem nicht traue und befürchte, dass diese Idiotin Schwierigkeiten geradezu anzieht. Außerdem habe ich einfach ein verdammt mieses Gefühl.“
Ein Gefühl?“ Merioth lachte. „Du meinst doch nicht...“
Giftig blickte ihm in die Augen.
In Ordnung, du meinst. Was sollen wir tun?“
Bravo, die richtige Einstellung. Wir suchen sie, immer zu zweit: Bishop und Stumm, Merioth und Sonnig, Kälte kommt mit mir.“
Er knöpfte sich die Uniformjacke ordentlich zu.
Wenn du nur eine rauchen bist“, murmelte er leise, „erschieße ich dich persönlich.“


36
Mit einer sorgfältig geübten, schwungvollen Bewegung setzte Grunt seine Unterschrift auf das letzte Papier. Zu seiner Rechten auf dem Pult lagen mehrere Zoll Akten, Befehle, Gesuche und ähnlicher Schriftverkehr.
Du kannst jetzt in dein Quartier gehen, Vico“, sprach er seinen Adjutanten an, der sich dezent im Hintergrund hielt. „Für heute wurde wirklich genug getan.“
Der junge Mann salutierte und verließ den Raum. Nunmehr allein lehnte sich der Kommissar auf seinem Stuhl zurück. Noch immer herrschte Unordnung um ihn herum, noch immer wirkten seine Besitztümer fremd und wie eingesetzt in dem prunkvollen Raum.
Ein feines Lächeln spann sich über Grunts Gesicht: er war zufrieden. Seit seinem harten, aber zweifellos notwendigen Urteil, der Exekution des armen jungen Mannes, war so etwas wie Ruhe in das 33. eingekehrt. Die wenigen verschwundenen Soldaten waren wohl mehr auf Desertion als auf eine Mordserie zurück zu führen.
Die Hinrichtung hatte ihm und dem Regiment viel Ärger erspart. Vielleicht hatte er den Täter erwischt, vielleicht war sie schlicht Abschreckung gewesen. Das war letztlich gleich. Die Disziplin war wiederhergestellt.
Jetzt war es seine Aufgabe, die Regimenter zu einer Einheit zu formen, zu einer Waffe in seiner Hand gegen die Feinde des Imperators. Die Frischlinge mussten lernen zu kämpfen und zu sterben. Sie würden es bald müssen.


37
Nachdem sie eine Stunde lang den halben Komplex durchkämmt hatten, waren sie kurz davor, abzubrechen. Eine halbe Stunde später kam Kälte auf die Idee, auch den nicht belegten Ostfügel mit einzubeziehen.
Sie und Giftig fanden Dium in einem der leer stehenden Zimmer. Sie hatte sich in einer Ecke zusammen gekauert, die Knie angezogen, das Gesicht in den Armen vergraben. Die beiden anderen näherten sich ihr vorsichtig, Giftig mit seiner Hand an der Dienstpistole, sich achtsam umsehend.
Staub bedeckte einen Tisch, zwei Stühle – allesamt an die Wand gerückt – und leere Regale. Auf dem Boden sah er zahlreiche Blutspritzer, die von einem guten Dutzend Füße verschmiert worden waren. Außer Dium war niemand in dem Raum.
Kälte kniete sich neben ihr nieder. Dium schien ihre Anwesenheit überhaupt nicht zu bemerken. Ihre Arme waren von Schwellungen und Blutergüssen übersät, die Haare mit Schweiß und eingetrocknetem Blut verklebt. Die braune Uniformjacke war zerrissen und ließ mehr zu erkennen, als sie bedeckte.
Die junge Frau zitterte unkontrolliert.
Als Kälte sie vorsichtig berühren wollte, zuckte Dium zurück. Die Funkerin erhaschte einen Blick auf ihr Gesicht: es war zerschlagen und mit getrocknetem Blut bedeckt.
Schhh“, machte sie leise, so wie manche zu kleinen Kindern redeten. „Schhh. Du bist jetzt in Sicherheit.“
Und Dium fing an zu weinen.
Giftig stand hilflos daneben und mahlte mit den Zähnen.


38
Unsere Soldaten [...] beschützen auch unsere Ideale, sie beschützen die Zivilisation, sie beschützen die Menschlichkeit.
 
Zuletzt bearbeitet:
harter stoff.

hoffe du schafst es den weiteren verlauf nicht im kitsch enden zu lassen.

(finde deine zusatztexte immer noch groß. damit schafst du es, zumindest bei mir, dich trotz mystik,gewalt klisches und extrem-reizen die texte über "schund" zu halten. aber spielst schon ein wenig mit den mitteln dessen oder? 😉 )

edit: über dem schund level nicht unbedingt.. aber es wirkt bewuster gewählt als sonst typisch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich sehe diesen Teil gar nicht als so anders als die Vorherigen, der Krieg zeigt nur ein weiteres seiner hässlichen Gesichter.

Hier macht sich deine Szenenhafte Erzählstruktur bezahlt emotionale Schlüsselmomente einzufangen, ohne dich mit dem abstoßenden Part befassen zu müssen.

Fazit: langsam sagt mir der Stil sogar und was den "schund" angeht, warum soll man sich bitte nicht erzählerisch im Dreck, zwischen Rost, Motoröl und Banalitäten suhlen dürfen? Wer eine gute Geschichte zu erzählen hat möge das tun.
(so genug seriöse Beurteilung vielleicht lass ich in einer spätere Diskussion noch zu blöde lein hinreißen, falls mir jemand eine Steilvorlage liefert ^^)
 
Wo ist denn da Schund?
Nur weils ein Thema ist, das eigentlich sonst eher still geschwiegen wird?
Schund wird (für mich zumindest) erst dann Schund, wenn der Stil des Erzählens es zu Schund macht.
Wenn der Erzähler/Schreiber es drauf hat, dann kann er von mir aus auch noch tiefer in der Scheisse des menschlichen Wesens wühlen.
Und der Rabe, der hats einfach drauf 😉
 
edit: über dem schund level nicht unbedingt.. aber es wirkt bewuster gewählt als sonst typisch.

Ich nehme an, du definierst "Schund" im Sinne der Pulp-Fiction (Nicht der Film), richtig?

Nun, generell ist sowas ohnehin nicht abwertend zu verstehen, auch wenn es so klingt. Schließlich finden sich unter der Liste der Pulp-Autoren auch so große Namen wie Asimov und Lovecraft.

Dennoch: Diese Geschichte hier würde ich nicht in der Pulp Fiction einordnen und sehe auch keine eindeutigen Anzeichen dafür, dass sich Mitteln der Pulp Fiction bedient wird.