Streiken für mehr Geld - Eure Meinung

Rene von Carstein

Tabletop-Fanatiker
01. März 2002
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Das Land versinkt im Chaos, die gewohnte Ordnung bricht zusammen, Anarchie und Aufruhr beherrschen die Massen...denn es wird mal wieder ein Streik nach dem anderen vom Zaun gebrochen.

Gerade wenn man im öffentlichen Dienst kein Geld für 6,5 % mehr Plus hat, andererseits für Landtagsabgeordnete unter fadenscheinigsten Ausreden (mMn, aber vielleicht gibt es jemanden, der die Argumente besser erklären kann) gleich mal 18 % mehr rausspringen (ohne dass sie dafür streiken oder bei jemanden darum betteln müssten), fragt man sich nach der Sinnhaftigkeit des Streiks als Mittel, den Arbeitgebern mal ordentlich in den A... zu treten. Denn die Leidtragenden sind am Ende die einfachen Bürger, die ihre Kinder nicht in den Kindergarten schicken können oder die vor verschlossenen Behördentüren stehen oder deren Flieger am Boden bleiben. Die Bosse scheinen es eher aufs "Aussitzen und bald ist der Spuk vorrüber" ankommen zu lassen...ganz nach der Wulff'schen Devise "nächstes Jahr spricht kein Mensch mehr davon".

Daher will ich mal eure Meinung dazu hören. Habt ihr Verständnis für die Streiks oder 😛uke:es euch an, dass eure Tagesplanung über den Haufen geworfen wird, weil das Amt gerade streikt oder die Piloten oder sonst was.
 
@ Hermann von Salza signed.

Das Problem an der ganzen GEschichte ist aber, die Komunen haben tatsächlich massive Finanzierungsprobleme weil die von der Gewerbesteuer abhängig sind. Und diese Steuer ist nun mal massiven konjunkturellen Schwankungen unterworfen. Eigentlich sollten sich die komunalpolitiker mit den Gewerkschaften zusammentun und Druck auf die Bundespolitik ausüben.
 
andererseits für Landtagsabgeordnete unter fadenscheinigsten Ausreden (mMn, aber vielleicht gibt es jemanden, der die Argumente besser erklären kann) gleich mal 18 % mehr rausspringen (ohne dass sie dafür streiken oder bei jemanden darum betteln müssten), f
Wenn du finanziell unabhängige Abgeordnete willst, dann müssen die auch ordentlich verdienen. Abgesehen davon kann man in der freien Wirtschaft einfach mal mehr Geld verdienen als in der Politik, des Geldes wegen geht da keiner hin!

Ansonsten klingt das schon schwer nach Schwarzmalerei, das Land versinkt nicht wirklich im Chaos, da sind wir noch weit von griechischen oder französischen Streikverhältnissen entfernt. Wobei ich den Streik aber gerecht finde, es ist nunmal eines der wenigen MIttel dass man im Arbeitskampf hat. Wobei natürlich die Argumente immer die Gleichen sind, die Arbeitnehmen wollen "mehr vom Kuchen abhaben" und die Arbeitgeber sehen "keinen Spielraum für Lohnerhöhungen". Am Ende wird man sich wie immer irgendwo einigen, warum nicht gleich von Anfang an?
 
Naja Streiks egal wo betreffen auch immer die Kunden also die "falschen".
Ist das nicht der Punkt bei einem Streik?

Wenn man einen Arbeitgeber unter Druck setzen will, muss man ihn da treffen,
wo es ihm weh tut, und das ist nun einmal beim Geld. Und da das Geld
bei Dienstleistungsunternehmen nun einmal durch Dienst am Kunden gemacht
wird, geht es schlicht nicht anders, als es auf dem Rücken der Kunden auszu-
tragen. Ein Streick, der die Kunden nicht betreffen würde, wäre wirkungslos.

Ich finde die Streiks auch angemessen. Am Besten gefallen hat mir ein
Streik letztes oder vorletztes Jahr, hab leider vergessen worum genau es
ging, wo die Angestellten einen Lohnzuschlag im zweistelligem Prozentbereich
verlangt haben. Auf die Frage ob das nicht überzogen sei wurde schlicht
geantwortet, das es das gleiche Plus ist, was sich der Vorstand zum zweiten
Mal innerhalb weniger Jahre auf ihre Bezüge gerechnet hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Seit der Wiedervereinigung Reallohnverlust von knapp 20 %. Was bitte gibt es da zu diskutieren?

Die "Wirtschaft" schreit nach Fachkräften, bildet aber keine aus und die Bezahlung ist zum weinen. Warum sollte ich als Projektmanager für 150 europäische am Tag arbeiten, wenn ich hier in Edinburgh noch bevor ich feilsche 500 britische angeboten kriege? Da fällt auswandern leicht.

Wir reden hier von 15 % höheren Lebenshaltungskosten bei dreifachem Gehalt und niedrigeren Steuern. Bleibt bei meinen beschränkten mathematischen Kenntnissen eben mehr hängen.

Fachkräfte ausbilden (und nicht in Polen lehrkräfte anwerben) anständig bezahlen und wichtig: Anständig behandeln. Ständiges Bossing von oben herab und ignorante Chefs motivieren recht wenig.

Noch ein Stichwort zur Ausbildng in D. Nur in Polen ist die Lehrstellensituation schlechter (EU27) und DORT werben unsere Firmen nach Lehrkräften....

Wenns nix kosten soll um den Rekordgewinn um 25 % zu steigern sollte man vielleicht mal die Vorstandsbezüge anpassen In Japan verdient der Cheffe wenn ich es richtig im Kpf habe maximal 12,5 mal soviel wie der Firmenschnitt.... Stabile Wirtschaft seit dem Asiencrash (keine Ausreisser nach oben aber auch nicht nach unten...)

Mal was zum drüber nachdenken.
 
Seit der Wiedervereinigung Reallohnverlust von knapp 20 %. Was bitte gibt es da zu diskutieren?

Zum Beispiel die Frage, welche Branchen regelmäßig streiken und ob das überhaupt die richtigen sind. 😉

Mal dazu eine Anekdote am Rande: Kürzlich brachte eine vollkommen entnervte Kollegin ihr Kind mit auf die Arbeit, weil der Kindergarten gestreikt hat. Was sie auf die Palme gebracht hat: Das war der 4te Tag innerhalb von 4 Wochen, an dem der Kindergartenbetrieb ausfiel, weil die Erzieherinnen

a) Fasching gefeiert haben
b) Auf einer Tagung waren
c) Auf einer Fortbildung waren
d) Gestreikt haben.

Wohlgemerkt sind zu allen Anlässen alle Erzieherinnen auf einmal ausgefallen, nicht irgendwie ein Teil oder so. Nun sehe ich das durchaus differenziert und weiß aus eigener Erfahrung, dass gerade im sozialen Bereich das Personal chronisch unterbezahlt ist. In diesem speziellen Fall scheinen sich mir die Leute aber auch nicht gerade zu Tode zu schuften. Keine Frage, in einem Krankenhaus schaut das gleich wieder anders aus, aber ich habe manchmal einfach den Eindruck, dass es häufig die falschen sind, die da zum Streiken auf die Straße gehen.
 
Ich hab mehr als nur Verständnis für die Streikenden, ich begrüsse es sogar, daß sie streiken.

Das der deutsche Bürger ja immer nur eins kann, wenn etwas wegfällt, was gefühlt ja nur für ihn da ist( in diesem Falle der ÖPNV), wird natürlich gleich wieder über Sinn und Unsinn von Streiks als Arbeitskampfmittel geredet.

Doch nur mal am Rande, wieso kommt es eigentlich überhaupt zu Streiks?
Arbeitnehmervertretung verhandelt mit Arbeitnehmervertretung über Tarifvertrag, beide haben ihre Forderungen, nun passiert es ja nur allzu oft, dass diese beiden Forderungen nicht so ganz zusammenpassen. Im konkreten Beispiel fordert ja Verdi eine Lohnerhöhung von 6,5% ODER 200€ mehr pro Monat, die Arbeitgeberseite bietet ja nur 3,5% im Verlauf von 2 Jahren, welche bei der momentanen Inflationsrate nichtmal ausreichend sind um die Inflation auszugleichen. Danach beginnt der heisse Poker, es wird verhandelt, gefeilscht usw. bis irgendwann die Fronten dermassen verhärtet sind, dass es zu Arbeitskämpfen kommt( es gibt überrigens eine Friedenspflicht, das ist ein Zeitraum, der für das Nachverhandeln genutzt werden sollte, in denen jede Arbeitskampfmassnahme verboten ist! meistens sind dies 1-2Monate nach dem Ablauf des alten Tarifvertrags, bzw. der Kündigung des alten Tarifvertrags). Nun hat die Arbeitnehmerseite keine anderen Mittel um die Interessen ihrer Mitglieder( Kollege Schmitz,Meier,Schulz usw...) durchzusetzen, und die haben durchaus das Recht an den guten Ergebnissen ihrer Arbeitgeber teilzuhaben.Übrigens muss eine Gewerkschaft ihre Mitglieder per sog. Urabstimmung befragen, ob Arbeitskampfmassnahmen wie Streik(kein Warnstreik) aufgenommen werden sollen. Der Arbeitgeber dieser Busfahrer, Strassenbahnfahrer, Müllwagenfahrer usw.. sind nunmal die Gemeinden und im Übertragenen Sinne der Staat, und der fuhr die letzten beiden Jahre durchaus Rekordergebnisse(Steuermehreinnahmen) ein, die jeden Grosskonzern neidisch gemacht hätten, selbst VW sah gegen die Mehreinnahmen der BRD ziemlich mickrig aus, und wie wir ja alle wissen brummt es bei VW gewaltig. So, das dumme ist ja nur, daß diese öffentlichen Dienstleister ja nahezu alle Bürger befördern/deren Müll wegräumen/ Kinder betreuen/ das Urlaubsflugzeug beladen etc... und deshalb sind natürlich einige Leute sauer drüber, weil: Man zahlt ja schliesslich Steuern! Wie kann denn das sein, das dann "meine Angestellten" einfach streiken? Die Realen Löhne einer KiTa-Betreuerin sind auf einem Stand, dass sie mit c.a. 1200€ netto nach Hause geht, und ein Strassenbahn/Busfahrer liegt auch nicht viel höher, und das bei teilweise 14Std Arbeitszeit pro Tag( nein, natürlich nicht am Stück, aber 7 morgens dazwischen bissl Pause und dann Abends wieder), und das ist definitiv nicht gerecht, und ich verstehe jedes Verdi-Mitglied, das seine Arbeit niederlegt. Einerseits werden massiv Leute aus dem Europäischen und nichteuropäischem Ausland angeworben( heute Radio gehört? die Einkommensgrenze für "hochqualifizierte Ausländische Arbeitnehmer"(aka Ingenieure,Professoren,Doktoren,usw..) wurde von 66.000€ pro Jahr auf 44.000€ pro Jahr gesenkt, d.h. hier wird druck auf die Einheimischen hochqualifizierten Arbeitnehmer ausgeübt, und zwar von der Regierung, und somit wird versucht ein Lohndumping durch die Hintertür durchzuboxen.

Wie gesagt, von mir aus gäb es gern noch mehr Streiks, aber griechische oder italienische Verhältnisse wird es in Deutschland niemals geben, da bei uns ja der Generalstreik gesetzlich verboten ist. Also schön ruhig bleiben und den Arbeitnehmern die Daumen drücken.
 
@KalTorak

Oh, ich hatte den Smiley bei der Einführung vergessen. Natürlich sind wir noch weit von richtigen Unruhen entfernt. Daher war das nicht so ernst gemeint. Manchmal vergesse ich, dass übers Netz die Mimik nur über die Smileys übermittelt werden kann.

Zu deinem Argument, dass die Abgeordneten auch entsprechend gut verdienen müssen, um unabhängig zu bleiben: Kann ich so nicht unterschreiben. Wieviel müssen sie denn verdienen, dass sie nicht unter der Hand irgendwelche Geschenke annehmen? Und wieviele verdienen sich noch nebenbei ne goldene Nase in irgendwelchen Vorständen?

Ich fand allerdings auch die Argumentation, dass jeder Abgeordnete nur 0,50 € pro Einwohner von Sachsen-Anhalt auch mehr als frech. Klar, nen fünfziger klingt nicht viel. Stocken wir´s doch gleich auf nen Euro pro Einwohner auf, soviel werfen wir dem Obdachlosen um die Ecke in seinem Becher, dann kanns genauso gut auch ein Abgeordneter kriegen. Und hier ist auch der passende Smiley dazu:<_<

Noch besser gefiel mir allerdings, dass der Landtagspräsident die Erhöhung damit begründete, dass diese Berufung sonst für manche Leute nicht mehr attraktiv genug sei. Da frage ich mich, wer all die unterbezahlten Verkäuferinnen bei Schlecker daran gehindert hat, ihren Job schon vor Jahren hinzuschmeißen. Wieviele unbezahlte Überstunden in anderen Unternehmen (sieht man sich mal gerade die Beschäftigten in Discountmärkten an) geleistet wurden und trotzdem noch "aufstocken" müssen, um wenigstens etwas mehr als ein Arbeitsloser herauszubekommen, will ich gar nicht erst wissen.

Ich bin ja dafür, dass man als Abgeordneter gut verdient, aber ich bin absolut dagegen, dass man dann solche Jobs überhaupt zulässt, bei denen man normalerweise kaum mehr als ein Arbeitsloser raus bekommt. Und dann noch Verständnis dafür zu erwarten, dass man sich selbst ne saftige Gehaltserhöhung spendiert, ist echt das Allerletzte. Ich bin dafür, dass jeder Abgeordnete ab sofort nen Stundenzettel vorlegt und mal nachweist, worin seine 70-Stunden-Woche und seine Wochenendarbeit bestehen. Hände schütteln, in die Kameras grinsen, irgendwelche Bänder durchschneiden...das könnte ich nebenher in der Freizeit erledigen.

Daher: "Daumen hoch" für die Streiks, "Daumen runter" für gierige Volksvertreter.
 
b) Auf einer Tagung waren
c) Auf einer Fortbildung waren
d) Gestreikt haben.

Tja, da sprichst du drei Punkte an, die alle leider jedem Arbeitnehmer laut Arbeitsrecht in Deutschland zustehen, und zwar sich innerbetrieblich fortzubilden, eine Tagung zu besuchen( Gewerkschaftsversammlung/Betriebsversammlung,etc..) und streiken wird meistens vorher durchaus angekündigt, also seh ich da irgendwie nix illegales oder verwerfliches drin, in dieser Argumentation.

Was den Fasching angeht, keine Ahnung wie das bei euch im Bundesland geregelt ist, ist es evtl. nen Feiertag? Wenn nicht, wurde die Mutter vorher nicht informiert? wurde sie nur nen Tag vorher drauf aufmerksam gemahct? oder hatte sie evtl. ne Woche oder so Zeit sich auf die veränderte Situation einzustellen?

Wie gesagt, ich vermisse hier stichhaltige Argumente GEGEN Arbeitskampfmassnahmen, und vor allem die verallgemeinerung dass bestimmt Branchen ja ständig streiken ist sowas von absurd, das es schon nicht mehr lustig ist.

Streiks gibt es nur, wenn die Gewerkschaft die Mitglieder per Urabstimmung befragt, ob gestreikt werden soll( sagen 51% nein, dann wird nicht gestreikt, fertig aus) und dann wird auch nicht alle 4 Wochen mal gestreikt, sondern nur wenn Tarifverträge auslaufen(die meistens eine Laufzeit von 2 Jahren haben), also bitte zeig mir nen Betrieb in dem mehrmals im Jahr alle paar Wochen/ Monate gestreikt wird, du wirst keinen finden. Und nein, die GdBL hat über mehrere Monate gestreikt BEVOR es zu einem neuen Tarifvertrag mit der Bahn und den anderen Bahnunternehmen kam, nicht 40 Streiks hintereinander, sondern 1 Streik, der auf die Netze verteilt wurde, um nicht die Bahnverbindung Hamburg-München(als Beispiel) über Wochen stillzulegen, sondern um eine "gleichmässige" verteilung der Streiks über die betroffenen Regionen zu verteilen.
 
Tja, da sprichst du drei Punkte an, die alle leider jedem Arbeitnehmer laut Arbeitsrecht in Deutschland zustehen, und zwar sich innerbetrieblich fortzubilden, eine Tagung zu besuchen( Gewerkschaftsversammlung/Betriebsversammlung,etc..) und streiken wird meistens vorher durchaus angekündigt, also seh ich da irgendwie nix illegales oder verwerfliches drin, in dieser Argumentation.

Was den Fasching angeht, keine Ahnung wie das bei euch im Bundesland geregelt ist, ist es evtl. nen Feiertag? Wenn nicht, wurde die Mutter vorher nicht informiert? wurde sie nur nen Tag vorher drauf aufmerksam gemahct? oder hatte sie evtl. ne Woche oder so Zeit sich auf die veränderte Situation einzustellen?

Natürlich stehen diese Dinge Arbeitnehmern in Deutschland zu. Was Tagungen und Fortbildungen angeht ist es sogar äußerst begrüßenswert, wenn diese abgehalten werden und es dem Personal möglich gemacht wird, an diesen teilzunehmen (zeigt aber im Kontrapunkt zum "Bösen Arbeitgeber" auch, dass hier offenbar durchaus Wert auf die Qualifikation der Mitarbeiter gelegt wird). Aber eigentlich sollte es ebenso selbstverständlich sein, dass man trotzdem den Betrieb aufrecht erhält. Ich selbst kenne das jedenfalls aus meinen bisherigen Arbeitsverhältnissen so, dass es bei Fortbildungen etc. zumindest eine Notbesetzung gab und man sein Wissen dann hinterher ausgetauscht hat.

Natürlich wurden, soweit mir das die Kollegin erzählt hatte, in allen Fällen außer dem Streik die Eltern auch rechtzeitig informiert. Ich kann aber trotzdem verstehen, wenn jemandem der Kragen platzt wenn man in zwei Fällen Gefallen von Freunden und Verwandten eingefordert und im dritten Urlaub genommen hat, wenn die Leute dann auch noch streiken, denn da stellt sich der betroffenen Mutter natürlich irgendwann die Frage, wofür sie eigentlich Geld beim Kindergarten lässt.

Um das nocheinmal klar zu stellen: Ich habe absolut nichts dagegen, wenn hoffnungslos überarbeitete oder unterbezahlte Menschen zum Demonstrieren auf die Straße gehen. Aber ich habe etwas dagegen, wenn Menschen mit eher zweifelshafter Arbeitsmoral auf die Straße gehen und auch diese Fälle treten auf. Worum es mir summa summarum geht ist, dass sich wie so immer nicht alles über einen Kamm scheren lässt. Weder sind alle von Arbeitskämpfen bedrohten Arbeitgeber per se geizig, noch sind alle arbeitskämpfenden Arbeiter schlecht bezahlt.

Um jetzt aber mal die Front zu wechseln möchte ich auf einen interessanten Artikel in der aktuellen Ausgabe der "Brand eins" hinweisen, nach dem deutsche Unternehmen aus Angst vor Krisen derzeit bisher unerreichte Ausmaße an Geld horten. Ich zitiere:

"Kapitalgesellschaften außerhalb der Finanzbranche kamen im dritten Quartal 2011 auf 332 Milliarden Euro an Barem und Sichteinlagen, rechnete die Deutsche Bundesbank nach - das entspricht fast dem halben Bruttoinlandsprodukt."

Hier sehe ich tatsächlich ein großes Problem, da die betreffenden Unternehmen damit großen Schaden anrichten. Dadurch, dass dieses Geld als totes Kapital liegen bleibt und nicht in den Wirtschaftskreislauf zurück geführt wird, entstehen beträchtliche Lücken, auch an Steuereinnahmen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zum Beispiel die Frage, welche Branchen regelmäßig streiken und ob das überhaupt die richtigen sind. 😉

Mal dazu eine Anekdote am Rande: Kürzlich brachte eine vollkommen entnervte Kollegin ihr Kind mit auf die Arbeit, weil der Kindergarten gestreikt hat. Was sie auf die Palme gebracht hat: Das war der 4te Tag innerhalb von 4 Wochen, an dem der Kindergartenbetrieb ausfiel, weil die Erzieherinnen

a) Fasching gefeiert haben
b) Auf einer Tagung waren
c) Auf einer Fortbildung waren
d) Gestreikt haben.

Wohlgemerkt sind zu allen Anlässen alle Erzieherinnen auf einmal ausgefallen, nicht irgendwie ein Teil oder so. Nun sehe ich das durchaus differenziert und weiß aus eigener Erfahrung, dass gerade im sozialen Bereich das Personal chronisch unterbezahlt ist. In diesem speziellen Fall scheinen sich mir die Leute aber auch nicht gerade zu Tode zu schuften. Keine Frage, in einem Krankenhaus schaut das gleich wieder anders aus, aber ich habe manchmal einfach den Eindruck, dass es häufig die falschen sind, die da zum Streiken auf die Straße gehen.

Hast du Kinder?

Anekdote zurück: Da ich alle Zeit der Welt habe 😉 (iss klar, ne) und meine Gattin nicht, kümmere ich mich um unsere Kleine. Als ich durch Krankheit ausfiel war besagte Gattin nach 12 Stunden mit einer 5 jährigen dem Wahnsinn nahe, so dass ich trotz Krankheit wieder senkrecht war.

Dein Beispiel ist sicherlich extrem, aber auch und gerade diese Berufsgruppe sollte angemessen entlohnt werden. 1€ Jobber möchte ich persönlich NICHT an meinem Kind herumdoktern lassen.

Die Frage was angemessen ist besitzt sicherlich auch Spielraum, aber wer darf deiner Meinung nach streiken? In der Gegenwärtigen, sorry, perversen Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik sollten die Leute entweder ALLE streiken, oder "Dienst nach Vorschrift" keinen Finger mehr krumm machen als nötig.

Wo kämen wir denn dahin, wenn Firmen ihre Kosten nach belieben drücken dürfen und gelichzeitig unverschämte Forderungen an die Belegschaft stellen. So nicht, meine Herren.
 
Was den Fasching angeht, keine Ahnung wie das bei euch im Bundesland geregelt ist, ist es evtl. nen Feiertag? Wenn nicht, wurde die Mutter vorher nicht informiert? wurde sie nur nen Tag vorher drauf aufmerksam gemahct? oder hatte sie evtl. ne Woche oder so Zeit sich auf die veränderte Situation einzustellen?

Also, zumindest in NRW ist der Rosenmontag als "Tag der Brauchtumspflege" insofern frei, als dass die öffentlichen Einrichtungen geschlossen sind. Je nach Stadt kann das bereits am Donnerstag davor ebenfalls passieren. Ist aber kein "echter" Feiertag mit Ruhepflicht etc.

Zur Sache:
Ich halte Streiks für das beste Mittel, gegen die (zumindest gefühlt zunehmende) mangelnde Dialogbereitschaft vieler Arbeitgeber vorzugehen. Kann ja nicht sein, dass wegen Krisen allerorten Nullrunden verordnet und Kurzarbeit eingeführt werden, aber wenn es dann wieder besser geht die Arbeitnehmer nichts davon haben, mit dem Verweis darauf, dass so etwas ja evtl. wieder eintreten könnte. Ich neige manchmal sogar zu der Annahme, dass und immer wieder einbrechende Konjunktur angekündigt wird, damit die Arbeitgeber im Arbeitskampf ein Argument in der Hand halten. Klar, zu sagen, dass man den Gewinn selbst einstreichen will, wäre sicher nicht gerade publikumswirksam.

Sehr schön finde ich ja, wenn sich andere Berufe im Dienst den Streik ihrer Kollegen unterstützen. Ein Beispiel: in Essen haben wegen eines Streiks im öffentlichen Dienst (fast?) alle Schulen geschlossen gehabt. Warum? Lehrer sind ja zumindest teilweise verbeamtet. Die Streiken ja nicht als Angestellte des öffentlichen Diensts. Richtig, aber wer schließt die Schule morgens auf? Richtig, der Hausmeister. Klar, könnte der Schulleiter auch, ist aber nicht seine Aufgabe. Also bleiben die Schulen zu. Das untermauert die Position der Streikenden dann doch erheblich.
 
Nun sehe ich das durchaus differenziert und weiß aus eigener Erfahrung, dass gerade im sozialen Bereich das Personal chronisch unterbezahlt ist. In diesem speziellen Fall scheinen sich mir die Leute aber auch nicht gerade zu Tode zu schuften.
Weiß nicht, wenn ich im Kindergarten arbeiten müsste, hätte ich nach 3 Schichten ein Loch im Hirn. Die Leute haben vor Erzieherinnen viel zu wenig Respekt.

(zeigt aber im Kontrapunkt zum "Bösen Arbeitgeber" auch, dass hier offenbar durchaus Wert auf die Qualifikation der Mitarbeiter gelegt wird).
Woanders müssen Erzieherinnen studiert haben, von daher sind Fortbildungen sowohl im Sinne der Kundschaft als auch der Erzieherinnen eigentlich das Mindeste, gerade, weil man Gebühren nimmt.


Streiks sind Vertragsbruch und Erpressung zugleich und damit unmoralischer, asozialer Unfug.
Dummfug, schon mal was von Streikrecht gehört?
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Curth

Nein! Steiks sind verbrieftes Recht. Mal ganz abgesehen davon ist der Zusammenschluss von Arbeitnehmern die einzige Möglichkeit, bei der Aushandlung von Arbeitbedingungen soviel Verhandlungmacht aufzubringen, dass man den Arbeitgebern auf Augenhöhe begegnen kann. Versuch dir dich mal vorzustellen, wie die Arbeitsverträge aussehen würden, wenn jeder für sich mit dem Chef eine Vereinbarung aushandeln müsste. Auch das mit dem Vertragsbruch ist Käse. Denn neu verhandelt und ggf. gestreikt wird beim Auslauffen von Tarifverträgen. Wenn ein Einigung erzielt ist, ist diese für die Dauer des Vertrages bindend.

Und asozial ist es wenn man die Beschäftigten ausbeutet ohne sie so zu entlohnen, dass diese ihren Lebensunterhalt davon bestreiten können. Vor allem, wenn dies zur eigenen Profitmaximierung dient. Geh am lin dich und mach dich erst aml schlau bevor du so etwas halbgares raushaust.