40k vergessene Helden

Schnell wischte sich der Leutnant mit einem feuchten Lappen die letzten Schweißtropfen des Trainings vom Oberkörper und suchte sich ein trockenes Uniformhemd aus dem Spind. Hier auf der OCULUS reichte das völlig aus. Sie waren soweit vom Einflussbereich der Imperialen Armee entfernt, dass kaum jemand der Offiziere an Bord der drei Schiffe der kleinen Flotte Wert auf förmliche Kleidungsvorschriften legte. Jeder hatte sein eigenes Päckchen zu tragen und jeder in der Streitmacht wusste es. Jeder der hier Dienst tat, war auf die eine oder andere Art hierher strafversetzt worden. Nicht offiziell. Nein, dafür hatten die meisten Offiziere in ihren vergangenen Karieren zuviel geleistet oder zu gute Kontakte zum Adel und Senat. Die einzigen, die wirklich offiziell hier ihre Strafe ableisteten waren die Sträflings-Kompanien an Borde der PATRONUS. Alle anderen Soldaten hatten es sich irgendwann einmal mit einem Vorgesetzten verscherzt oder waren durch ihre verantwortungslosen Taten, Taktiken oder Erfolge untragbar geworden. Die imperiale Armee war ein Hammer der durch pure Gewalt und Überzahl die meisten Schlachten auf dem Amboss des Krieges schlug. An sich war daran nichts Schlechtes. Menschliche Heerführer hatten schon immer über Massen an Menschen und Material verfügen können, um gegen ihre Gegner in die Schlacht zu ziehen. Und tagtäglich wurde dieser Umstand auch in den unzähligen Schlachten und Kriegen gegen die Feinde des Imperiums genutzt. Irgendwo starben immer Soldaten für den Imperator.

Doch Ovalis fand, dass es auch anders ging, wenn man wirklich alle möglichen Alternativen ausnutzte und neue Wege fand. um mit weniger Verlusten zum Ziel zu kommen. So hatte er die meisten seiner Kämpfe geführt und vielen seiner Untergebenen ein unnötiges Blutopfer erspart. Jeder seiner Pläne war bestens durchdacht gewesen und hatte in den meisten Fällen auch zum gewünschten Erfolg geführt. Doch dann hatte er einen neuen Vorgesetzten zugeteilt bekommen. Dieser war frisch von einer der vielen Militärakademien gekommen und hatte null Front-Erfahrung. Aber anstatt sich auf seinen tüchtigen Leutnant zu verlassen und mit ihm zu planen, wurden wieder Taktiken aus dem imperialen Lehrbuch befohlen. Ray Ovalis erinnerte sich mit Schaudern an diese kurze Periode, in der er mehr Männer und gute Freunde unnötig verloren hatte, als in all den Jahren zuvor. Dann hatte er sich mit seinem Vorgesetzten angelegt und ihn vor der ganzen Truppe zur Sau gemacht. Alle Soldaten bekamen nun mit, mit welcher Arroganz und Gleichgültigkeit über ihr Leben entschieden wurde. Normalerweise hätte ihn einer der anwesenden Kommissare sofort standrechtlich erschießen müssen, doch der erfahrene Leutnant hatte sich schon lange mit ihnen arrangiert und ihnen bisher nicht den geringsten Anlass für diese Maßnahme geboten. Zwei tage später erhielt Ovalis seinen Versetzungsbefehl. Nun tat er auf einem Schiff Dienst, dass ihn und seine Männer zu immer neuen Missionen brachte die er vorher so verabscheut hatte. Fast jeder seiner Einsätze war ein Himmelfahrtskommando. Ein letzter Gruß von seinem verhassten Vorgesetzten. Später hörte er, dass der Mann bei einem Feldzug gegen die Dark Eldar von seinen eigenen Leuten zurück gelassen worden war. Ein Todesurteil.

So ähnlich war es auch anderen ergangen, die nun hier Dienst taten. Hier, dass waren drei altersschwache Raumschiffe, die ihre besten Zeiten schon hinter sich hatten. Hier, das waren Truppen von metamenschlicher Abstammung wie Ogryns, Halblinge oder die fast schon tierhaften Variatus-Menschen. Diese mittlerweile stabilen Mutationen, die alle Abkömmlinge des menschlichen Genoms waren, hatten sich auf verschiedenen Welten des Imperiums den vorherrschenden Gegebenheiten angepasst. Sie waren jeder auf seine Art im Kampf nützlich und das Imperium duldete sie in den reihen der imperialen Armee, weil Verschwendung eine Todsünde war. Genauso wurde auch mit den anderen Trupps verfahren, die in der kleinen Streitmacht dienten. Alternde Veteranen, welche es nicht geschafft hatten, sich hoch zu dienen, und nun hier eine letzte Chance erhielten, sich noch nützlich zu machen. Versehrte Krieger, die schon die eine oder andere starke Verletzung erlitten hatten und deren teure Implantate und Bionics noch bestens funktionierten, kämpften an der Seite von freiwilligen Rekruten. Diese, die für die meisten Aufgaben ungeeigneten Menschen, wurden für die vielen anderen belange der Truppen eingesetzt. Sie warteten die teilweise veralteten Panzer und Geschütze und sorgten für den Nachschub. Viele hatten requirierte Fahrzeuge und Waffen mitgebracht oder steuerten die auf dem Schlachtfeld gesammelten und erbeuteten Beiboote und Transporter. Zuletzt waren da noch die vielen Sträflingskompanien, die immer regen Zufluss hatten und aus einem nie versiegenden Reservoir schöpfen konnten. Sie bestanden aus dem wohl gefährlichsten Abschaum imperialer Welten und kannten sich bestens aus, wenn’s ums Töten und Morden ging. Für Ovalis waren sie kaum mehr wert als der Dreck unter seinen Stiefeln, aber manchmal schaffte einer dieser Kriminellen sich durch seine taten in einen der anderen Trupps hoch zu kämpfen. Einige der Implantatkrieger an Bord der PATRONUS schienen sich nicht sonderlich von diesen Individuen zu unterscheiden. Aber sie leisteten auch meistens gute Arbeit, wenn es darum ging einen Gegner in Angst und Schrecken zu versetzen. Für die meisten waren diese Strafkompanien nur ein Ort, wo man ungestraft seine Triebe ausleben konnte. Ray versuchte so gut wie möglich, sich von diesen Trupps fern zu halten. Er wollte sich nicht gern auf sie verlassen müssen. Lieber hatte er sie vor sich oder weit entfernt am anderen Ende der Schlachtformation.

Doch nun ging der Leutnant zu einem der wenigen Orte in der Streitmacht, wo er sich nicht in Acht nehmen musste. Die Brücke der OCULUS war klein und kompakt, wie das ganze Schiff.
Kapitän Dam Damont erhob sich von seinem Sessel und schritt ihm lächelnd entgegen. Aber er verzichtete auf seine übliche schnippische Bemerkung, als er den Datenschirm in Rays Hand sah. Dieser hatte inzwischen bemerkt, dass er ganz vergessen hatte, die Bänder mit Gewichten an seinen Gelenken abzulegen. In der nun auf der Brücke herrschenden normalen Schwerkraft, trug er im wahrsten Sinn des Wortes die Konsequenzen. So gut wie möglich versuchte er zu verbergen, wie er mit dem zusätzlichen Gewicht kämpfte, als er Damont wortlos den Datenschirm reichte. Dieser schmunzelte kurz und tat dann so, als ob er nichts von Ovalis kleinem Problem mitbekommen hätte, während er die Zeilen auf dem Datenschirm überflog. Dann nickte er kurz und ging langsam zu seinem Funkoffizier rüber, so dass der Leutnant ohne Probleme mit ihm Schritt halten konnte. Dann schauten sie beide dem leicht verunsicherten Mann über die Schultern, dem soviel Aufmerksamkeit von den beiden mächtigsten Männern an Bord unangenehm war. Nervös studierte er die Koordinaten auf dem, ihm hingehaltenen, Datenschirm begann mit einigen Schaltungen und Justierungen an seiner Station. Die nächsten Minuten lauschte er dann mit geschlossenen Augen in seine Kopfhörer und nahm Feineinstellungen vor. Dann endlich leuchtete ein schnelles Lächeln auf seinem Gesicht und er notierte in fein säuberlicher Schrift ein paar Koordinaten auf einen Zettel, dem er dem Kapitän überreichte. Dieser klopfte dem Mann anerkennend auf die Schulter und ging dann zum Kartentisch. Der Funker hatte in relativ kurzer zeit das Notsignal, welches die PATRONUS aufgefangen hatte, gefunden und bestätigt.

Ovalis folgte Damont zum Kartentisch. Dieser war ein uraltes Artefakt aus besseren Zeiten und bestand aus einigen Holoprojektoren und Monitoren, die in der Lage waren alle im Schiffscomputer gespeicherten Sternenkarten auch dreidimensional wiederzugeben. Solche Geräte waren selten geworden und meist nur auf größeren und vor allem wichtigeren Schiffen des Imperiums zu finden. Damont war bisher jeder frage geschickt ausgewichen, die Ray ihm zum Erwerb dieses Kartentisches gestellt hatte. Der Kapitän tippte die Koordinaten fast liebvoll in das wertvolle gerät ein und schaute dann erwartungsvoll zum größten Monitor der Anlage. Der Schirm blieb dunkel und ein seltsam unrhythmisches Summen war zu hören. Besorgt blickte Leutnant Ovalis zum Kapitän. Doch dieser war die Ruhe selbst und wischte stattdessen einige Staubteilchen von der Maschine, die nur er sehen konnte. „Das dauert heute aber verdächtig lange, oder?“, bemerkte Ray. Damont schaute ihn beleidigt an und erwiderte eine entsprechende Antwort. „Es dauert solange, wie es dauert! Haben sie noch etwas Wichtigeres vor Herr Leutnant?“ Ovalis schüttelte den Kopf und sah dann endlich den Monitor, der sich langsam erhellte. Dunkle und helle Flecken wechselten sich auf den Bildschirm ab und der Leutnant vermutete erst, dass das alte Gerät nun endlich seinen Maschinengeist aufgegeben hätte. Doch schon im nächsten Moment wurde das Bild schärfer und er konnte einzelne helle Punkte vor dunklem Hintergrund ausmachen. Die Galaxis. Jedenfalls der den Menschen bekannte Teil davon. Dann erscheinen die Grenzen des Imperiums farbig auf dem Bild. Und als nächstes blinkten verschiedene Punkte in einem kleineren Abschnitt der Sternenkarte auf. Damont tippte einige Knöpfe und zoomte so diesen Bereich heran. „Das sind wir und die jeweiligen Stationen, wo wir zuletzt waren um aufzutanken.“, erläuterte der Kapitän das Gezeigte. „Und nun werden wir mal sehen von wo uns dieser Hilferuf erreicht hat. Ich habe die Koordinaten schon eingegeben.“ Ein weiterer Knopfdruck und ein weiterer blinkender Punkt erschien auf dem Bildschirm. „Aha…Ohh, dass ist ja tiefste Provinz!“, entfuhr es Damont.
 
Ich beginne, diese Geschichte zu lieben... :wub: Es hat zugegebenermaßen noch nciht viel Action gegeben, aber ich mag die Charaktere und die ganze Konzeption. Diese zusammengewürfelte Kampfgruppe im Weltraum hat was für sich und weicht von üblichen WH40K-Klischees ab, anch denen eine imperiale Streitmacht immer entweder nur aus Abschaum oder nur aus disziplinierten Supersoldaten besteht, und nicht aus einer gesunden Mischung mit ganz eigenen Problemen. Zur Handlung am Boden lässt sich ja leider noch nicht so viel sagen, dazu waren die bisherigen Abschnitte noch zu wenig, aber auch hier verspüre ich einen deutlichen Hunger nach mehr.

Aber wie gesagt, der Handlungsstrang um Leutnant Ovalis und die Implantatkrieger begeistert mich. Den Abschnitt, wo er mit den Gewichten auf der Brücke steht und mit der plötzlich erhöhten Schwerkraft kämpft, fand ich besonders gelungen.
 
Gruns Kopf schmerzte. Aber er konnte sich nicht richtig bewegen. Benommen stellte er fest, dass seine Arme und Beine gefesselt waren. Was war passiert? Um ihn herum war es schummrig. Er konnte kaum Einzelheiten erkennen. Er war nicht mehr im Wald. Er war in einer Höhle. Der Boden auf dem er lag war felsig und feucht. Irgendwo tropfte es. Wie war er in diese Höhle gekommen. Wage kam die Erinnerung zurück. Er hatte einen Menschen gesehen. Oder war es nur eine weiter Halluzination gewesen, ausgelöst durch Mangel an Nahrung und Wasser? Vielleicht hatte er einen falschen Pilz gegessen? Aber wer hatte ihn dann gefesselt und in diese Höhle gebracht? Für ein Orklager war es einfach zu leise hier. Und wenn doch hätten ihn die grünhäutigen Monster doch schon längst den Squigs zum Fraß vorgeworfen. Es roch auch ganz anders. Aber wenn es nicht die Orks waren die ihn in einer Höhle gefangen hielten, blieben doch nur noch Menschen übrig. Aber warum sollten die einen total geschwächten Jungen einsperren? Gruns Gedanken rasten. Was hatte er falsch gemacht? Mittlerweile hatten sich seine Augen soweit an die Dunkelheit gewöhnt, dass er schwach die Umrisse einer Tür in der gegenüberliegenden Wand ausmachen konnte. Über den Boden kriechend und robbend näherte es sich der Tür. Sein Körper war immer noch schwach und fast am Ende seiner Kräfte dennoch trieb ihn die Neugier mit noch ungenutzten Reserven vorwärts. Die schmerzenden Fesseln ignorierend drückte er sein Ohr gegen die massive Tür. Sie bestand aus dicken Holzbohlen und durch vereinzelte Ritzen fiel Licht. Grun hörte Stimmen. Menschliche Stimmen. Beinahe hätte er laut gerufen. Doch sein Hals war wie ausgetrocknet und seine, in den langen Jahren der Orksklaverei erworbenen, Instinkte hielten davon ab. Vielleicht war es erst einmal besser sich ruhig zu verhalten und abzuwarten. Er beschloss liegen zu bleiben und einfach nur zu lauschen. Irgendwann würde schon jemand kommen, um nach ihm zu sehen. Bald darauf war er eingeschlafen.

Geweckt wurde er von einem Tritt in die Seite. Starke Arme hoben ihn grob auf die Beine. „Wach auf!“, sagte eine laute Stimme. Eine Ohrfeige half Grun schnellstens hellwach zu werden. Instinktiv suchte er nach einem Fluchtweg. Der Mann der ihn geschlagen hatte, stand vor ihm. Doch bevor Grun ihn genauer betrachten konnte, wurde ihm auch schon eine geschwärzte Brille über die Augen geschoben. Nun war er wieder blind und hilflos. Zwei weiter Männer nahmen ihn in ihre Mitte und schleiften ihn mühelos mit. „Wo bin ich? Seid ihr die Rebel…“, versuchte Grun zu krächzen, doch hatte er sich auch schon die nächste Ohrfeige eingefangen.“ „Schnauze halten, klar? Du redest nur wenn du gefragt wirst!“, unterbrach ihn die laute stimme von vorhin. Der Mann, dem sie gehörte war es wohl gewohnt, dass man ihm nicht widersprach. Also schwieg Grun und versuchte sich auf sein Gehör zu konzentrieren, dass in den letzten Tagen seines einsamen Aufenthalts im Wald geschärft worden war. Offenbar bewegten sie sich nun durch lange in den Stein gehauene Gänge. An den Rändern der Brille konnte er in regelmäßigen Abständen Licht schimmern sehen. Also waren die Gänge beleuchtet. Sie bogen um viele Ecken und anfangs versuchte Grun noch, sich jede Abbiegung einzuprägen, doch irgendwann gab er es einfach auf. Der Komplex durch den sie sich bewegten musste riesig sein. Nach einer halben Ewigkeit, wie es Grun vorkam, wurden die groben Gänge, durch die sie zuerst gegangen waren, besser. Der Boden war glatter und die Echos ihrer Schritte wurden von gut bearbeiteten Wänden zurück geworfen. Auch wurde es heller. Die Luft roch anders und er konnte mehr menschliche Stimmen hören, die aus verschiedenen Seitengängen zu kommen schienen. Er war richtig aufgeregt. So hörte sich also ein menschliches Lager an. Geräusche von Maschinen, die gut gewartet wurden und nicht störend laut waren, wie die grässlichen Apparaturen der Orks, waren zu hören. Er hörte Menschen reden und lachen. Etwas, das es in den Sklavenlagern nicht gab. Dort lachte nie jemand. Doch das Beste waren die vielen unterschiedlichen Gerüche. Es roch gut. Nichts stank nach den widerlichen Ausdünstungen der Orks und all ihrer Mitbringsel. Dann begann sein Körper auf den Duft von Essen zu reagieren. Der Magen, der seit tagen nichts Richtiges zum Verdauen bekommen hatte, knurrte unnatürlich laut. „Hey, hast du das gehört? Er spricht doch nur orkisch!“, scherzte einer der beiden Männer, die ihn durch die Gänge zerrten. Der andere lachte kurz auf. Doch da war auch schon wieder die laute Befehlsstimme des dritten Mannes, der so gerne Ohrfeigen verteilte. „Du hältst auch den Rand, bis du aufgefordert wirst!“ Der Witzbold an Gruns Seite versteifte sich augenblicklich. Nun offenbar war Grun nicht der Einzige hier, der Ohrfeigen kassierte.

Der Mann mit der lauten Stimme schien also ein hochrangiger Offizier zu sein. Er hatte den Mann zwar nur kurz gesehen, bevor ihm die Brille aufgesetzt worden war, aber Grun konnte die Aura der Autorität geradezu spüren, die von ihm ausging. Auch andere Menschen die ihnen entgegen kamen verstummten in ihren Gesprächen und machten Platz, als die kleine Gruppe sie passierte. Dann endlich schienen sie am Ziel angekommen zu sein. Er hörte wie an eine metallene Tür geklopft wurde. Dann wurde er in den Raum geschoben. Er spürte einen Teppich unter seinen zerschlissenen Schuhen. Der Raum war gut isoliert und roch angenehm. Die Männer stießen ihn zu Boden. Dann war erst einmal Ruhe. Doch Grun spürte, dass er gerade intensiv gemustert wurde. Jemand sehr Wichtiges schien ihn in Augenschein zu nehmen. „Ist das der Spion, den ihr vor dem Südeingang aufgegriffen habt?“, fragte eine ruhige Stimme. Vor Gruns innerem Auge formte sich das Bild eines älteren Mannes, der schon viel erlebt hatte. In den Orklagern wurden die Menschen selten so alt. „Ja, das ist er. Kaum zu glauben, was?“, antwortete der Offizier. „Was hat er schon erzählt?“, fragte der Ältere. „Noch nichts. Wir haben ihn eben erst aus der Zelle geholt.“ Die Stimme des Offiziers war nun wieder ganz nahe bei Grun. Seine haare stellten sich auf und er witterte nichts Gutes. „Na dann mit ihm in das Verhörzimmer. Mal sehen, was er uns erzählen wird?“, befahl der Ältere. Augenblicklich wurde Grun wieder gepackt und aus dem Raum gebracht. Diesmal gingen sie nur wenige Meter weiter.

Die Tür des neuen Raumes, den sie betraten, war isoliert und der Boden war gekachelt. Grun roch Schweiß, Urin und Blut. Sofort versuchte er sich aus der Umklammerung der beiden Männer zu winden, erreichte aber nur, dass sie umso fester zupackten. Dann wurde er auf einen massiven, hölzernen Stuhl geschnallt. Seine Arme und Beine wurden mit dicken Ledergurten fixiert und der Geruch von Schweiß und Urin war fast unerträglich. Grun kannte diesen Geruch. Es war das Ergebnis purerer Angst. In den Sklavenlagern der Orks ein nur zu alltäglicher Umstand. Angst zu verhungern, Angst zu sterben, Angst von irgendeinem Ork sinnlos gefoltert zu werden. Die Reihe der Gründe für Angst die Grun nun in dem Sinn kamen war lang. Ihm kamen nun erste Zweifel, ob er wirklich bei den Rebellen gelandet war, die doch gegen die Orks kämpften. Wieder versuchte er etwas zu sagen. Wieder bekam er eine schallende Ohrfeige. Der kalte Angstschweiß der Grun nun ausbrach gesellte sich zu dem, der auf ewig an dem Stuhl haften würde. „Meine Güte, stinkt der!“ das war die Stimme des Mannes, der vorhin gescherzt hatte. „Ja, der scheint den halben Wald dabei zu haben.“ Das musste die Stimme des zweiten Mannes sein der ihn die ganze Zeit gepackt hatte. Das klirrende Geräusch von metallenem Operationsbesteck war ganz nahe bei Grun zu höre. Glas klimperte als es an anderes Glas stieß. Neuerliche Schweißtropfen liefen ihm kalt über Rücken und Stirn. Grun war hundeelend und er kämpfte verzweifelt gegen die ledernen Fesseln an. Obwohl er wusste, dass es keinen Zweck haben würde. Sein Körper schien eigenständig zu handeln. Erinnerungen aus dem Sklavenlager suchten ihn erneut heim.

Die gleiche Geräuschkulisse hatte er schon einmal vernommen. Bei den Orks. Diese grünhäutigen Aliens waren zwar in vielen Bereichen nicht mit den Menschen vergleichbar, aber dennoch kannten auch sie so etwas, wie Ärzte und Medizin. Mit Grauen sah er wieder das Bild des mit Blut besudelten Ork-Docs vor sich, der eine dreckige Schürze trug, in deren Taschen allerlei schmutzige Werkzeuge steckten, mit denen er seine Patienten behandelte. Diese sadistische Bestie war für das leibliche Wohl aller Orks und Sklaven im Lager zuständig gewesen. Und bei den zähen übermenschlich widerstandsfähigen Orks war das auch kein Problem gewesen. Ihre seltsamen Körper schienen unverwüstlich und größtenteils schmerzfrei zu sein. Selbst schwerste Brüche und tiefste Wunden steckten diese groben Kreaturen weg ohne auch nur einmal zu zucken. Doch bei den geschwächten und zerbrechlichen Menschen war das schon wieder ganz anders. Wunden die sich entzündet hatten wurden ausgebrannt, was schreckliche und schmerzhafte Narben hinterließ, die meist mehr schadeten als die eigentliche Verletzung es je vermocht hätte. Sterilität oder keimfreie Verbände schienen die Orks generell nicht zu kennen und die meisten Wunden eiterten nach dem besuch beim Dock schlimmer als vorher. Dann fiel dem Doc nur noch die Amputation ein und dem Patienten wurden ganze Gliedmaßen entfernt. Natürlich lief das ganze ohne Betäubung ab und die Patienten die nicht am Schock starben wurden in den meisten Fällen verrückt vor Schmerzen und waren danach zu keiner vernünftigen Arbeit zu gebrauchen. Ein Schicksal gleichbedeutend mit dem Tod. Denn die Orks teilten alle so vom Doc gesegneten und unbrauchbaren Sklaven zur Squigfütterung ein. Und eigentlich wurden die Sklaven immer gleich mit verfüttert.
 
„Boarh...meine Güte, der hat ja richtige Borke auf der Haut! Sauerei!“ Grun spürte wie ihm die Unterarme gesäubert wurden. Dann spürte er einen kurzen Stich, als ihm eine Injektionsnadel in den Arm geschoben wurde. Danach wurden ihm Kontakte auf verschiedene gesäuberte Stellen seines Körpers geklebt, die sich unangenehm kalt anfühlten. Zuletzt wurde ihm die Brille abgenommen und blendendes Lampenlicht schien ihm ins Gesicht. Er konnte nicht wirklich etwas erkennen. In den Augenwinkeln sah er blitzende Metallgegenstände, Lichtreflexe spiegelten sich auf Glasampullen. Der Rest des Raumes war dunkel und still. Er hörte mehrere Personen atmen konnte aber nicht genau sagen, wo sie sich befanden. Langsam wurde er ruhiger. Es war auf einmal sogar angenehm warm. Er entspannte sich zusehends. „Aha, es wirkt schon. Wir können anfangen.“, sprach eine neue Stimme, die er vorher noch nicht gehört hatte. Er hörte das Knistern von elektrischer Energie und dann das leise Summen eine Gerätes, ganz in seiner Nähe. „Wer bist du und woher kommst du?“, fragte ihn die neue Stimme. Grun musste kichern. Was für eine lustige Frage. Na er war Grun, wer sonst sollte er sein? Und wo er herkam? Das sah man ihm doch wohl an. Er war aus den Orklagern abgehauen. Eine andere Stimme fragte neue Fragen und Grun antwortete jedes Mal. Er redete sogar wie ein Wasserfall. Manchmal wenn ihm die Stimme versagte, wurde ihm Wasser in den Mund gespült und er durfte sogar einige tiefe Züge nehmen, bevor er antwortete. Die Leute hier waren aber auch neugierig. Auf der anderen Seiten schienen sie ihm nicht gut genug zuhören zu können, denn sie wiederholten ihre Fragen oft oder stellten sie in leicht veränderter form neu. Aber bald waren sie zufrieden und ließen ihn in Ruhe. Er war auch müde. Das lange Gespräch mit den neugierigen Fremden war anstrengend gewesen. Sie hatten nicht einmal auf eine seiner fragen geantwortet, sondern sie einfach ignoriert. Ein Mann in heller Kleidung kam zu ihm ins Licht. Er lächelte vertrauensvoll fühlte nach seinem Puls und tastete ihn kurz gezielt ab. Zuletzt leuchtete er Grun mit einer kleinen Lampe in die Augen. „Und?“ Das war die Stimme des Älteren, er war also auch im Raum gewesen. „Nun...ja, der Junge ist soweit ok. Jedenfalls geht’s ihm nicht schlimmer als vorher, würde ich sagen. Aber ansonsten ist er in einem total erbärmlichen Zustand. Unterernährt und fiebrig. Wer weiß schon, was er sich da draußen im Wald alles eingefangen hat. Und überall diese Kratzer und Schürfwunden. Sein Teint gefällt mir gar nicht, sieht sehr ungesund aus. Aber überall diese Narben. Beim Imperator, ich will nicht genau wissen, was er bei den Grünhäuten schon alles erlebt hat. Es ist mir ein Rätsel, wie er in diesem Zustand so lange allein da draußen überleben konnte. Also wenn sie keine weiteren Fragen an ihn haben, würde ich ihn gleich mit ins Lazarett nehmen und ein paar Tage beobachten. Als Quarantänemaßnahme natürlich.“ „Natürlich. Sie haben ein viel zu gutes Herz. Aber mir soll es recht sein. Natürlich wird er weiterhin bewacht. Aber für den Moment hat er uns glaube ich alles erzählt, was wir wissen wollten.“, antwortete der Ältere. Grun wurde wieder vom Stuhl losgeschnallt und nach draußen geführt.

„Und? Was hältst du davon?“, fragte der Mann mit der lauten Stimme den Älteren. Eine ganze Weile war nur bedächtiges Schweigen seine Antwort. Der Ältere sah sich die Ausdrucke des Lügendetektors an und verglich sie mit denen eines Zweiten Gerätes, das die Körperstresswerte auswertete. „Wenn man den Geräten glauben schenken darf, und das sollte man wohl, schließlich habe ich sie persönlich gewartet und die Maschinengeister beschworen, spricht der Junge die Wahrheit. So unglaublich diese in meinen Ohren auch klingen mag. Was denkst du darüber Jules?“ Der Offizier sprach zum ersten Mal mit leiser Stimme und dadurch klang sie viel angenehmer und sympathischer. Dies tat er aber nur im Kreise seiner Vertrauten. Ansonsten war Jules Probio der energische, professionelle Veteran, der nie etwas oder jemanden an sich heran kommen lies. Was seine Untergebenen anging, war er ein eiskalter Hund, der weder Gnade noch Gerechtigkeit zu kenne schien. „Ich habe schon des Öfteren von entflohenen Sklaven gehört. Es ist also nicht unmöglich. Was ich aber um so erstaunlicher finde, ist, dass er gezielt nach uns gesucht zu haben scheint. Na vielleicht nicht direkt nach uns, aber nach einer heldenhaften, paramilitärischen Widerstandstruppe, die den Orks den Kampf erklärt haben. Auf uns trifft das ja wohl nicht zu.“ „Höre ich da einen Vorwurf heraus Jules? Wir haben nie versucht, irgendwelche Sklaven zu befreien. Das wäre glatter Selbstmord, das weißt du!“ Der Ältere klang jetzt aufgebracht. „Vielleicht nicht. Vielleicht wäre es genau das worauf unsere Leute, die ganze Zeit warten. Wenn das stimmt, was der Junge uns eben erzählt hat, scheinen in den Lagern regelrechte Heldengeschichten über uns zu kursieren. Die Leute haben noch Hoffnung und noch nicht aufgegeben. Vielleicht warten sie ja nur auf ein Zeichen zum losschlagen. Vielleicht sind sie bereit sich gegen die Orks zu erheben.“

Probio hatte kaum geendet, als der Älter auch schon antwortete. „Das sind mir ein paar zu viel Vielleicht, Jules. Noch bin ich hier der ranghöchste Militärangehörige. Vergiss das niemals. Und ich kommandiere die letzten militärischen Reste des Imperiums auf diesem Planeten. Und mit Resten meine ich eine Hand voll, im Vergleich zu den unzähligen Massen von Orks. Die hätten uns in ein, zwei Tagen überrannt und die Revolution, die du so sehr herbei sehnst im Nu niedergeschlagen. Sie würden unsere Basis ausfindig machen und dann wirklich alle Hoffnungen der Menschen zerstören.“ Er holte kurz Luft um dann, aber leiser und sachlicher weiter zu reden. „Nein. Das werde ich auf gar keinen fall riskieren. Wir machen so weiter, wie bisher. Unsere muss sein, die Orks zu überwachen. Ihre Truppenstärke zu erfassen und alle Daten zu sammeln, die wichtig sein könnten, sollten wir einmal über die Mittel und Wege verfügen, sie wirklich in einer großen Offensive anzugreifen. Wir werden eines Tages Verstärkung aus dem All erhalten. Daran glaube ich fest. Irgendwann wird es jemanden in den Mühlen der imperialen Bürokratie auffallen, das von diesem Planeten weder Nachrichten noch fällige Steuereinnahmen kommen. Unsere Chancen stehen gar nicht so schlecht. Der Hyperfunksenden funktioniert nach wie vor tadellos und sendet unseren Notruf ins All. Es ist zwar nicht der beste Weg, da es mit einem Astropaten schneller gehen würde, aber es ist zumindest die einzige Möglichkeit, die uns zur Zeit zur Verfügung steht. Sie werden kommen Jules.“ Probio war wie ein gefangenes Raubtier durch den Raum getigert. Natürlich hatte Captain Borngard Tronje recht. Jedes seiner Argumente stimmte. Aber in seinen Ohren hörte es sich nach einer schalen Ausrede an. Jules Probio war auf diesem Planeten geboren worden. Die Sklaven der Orks waren sein Volk. Aber das konnte Tronje nicht verstehen. Er war vor vielen Jahrzehnten aus dem All hierher versetzt worden und hatte auch schon vor der Ork-Invasion nicht wirklich versucht hier heimisch zu werden. Für ihn waren die Sklaven nur Menschen die vom Schicksal schlechte Karten zugespielt bekommen hatten, mehr nicht. „Aber wir warten nun schon so lange. Zwölf Jahre! Borngard, irgendwann werden die Menschen vergessen haben, wie es ist in Freiheit zu leben. Jeden tag sterben dort mehr von denen, die noch die alten Zeiten kennen, bevor diese grünhäutige Arschlöcher und besuchen kamen. Wollen wir wirklich mit ansehen, wie unsere Rasse von diesen Barbaren unterjocht wird. Auch wir werden nicht jünger, irgendwann werden nicht mehr in der Lage sein, irgendetwas zu unternehmen!“ Probio und Tronje starrten sich beide eisig an und fochten einen lautlosen Kampf aus. Dann wandte sich Jules Probio ab und wurde wieder zu dem kalten Mann, den seine Männer fürchteten. Er hatte schon wieder zu viel von sich preis gegeben. Und es hatte nichts genützt. Die isolierte Tür des Verhörzimmers knallte dumpf zu. Borngard Tronje ging durch eine zweite Tür zurück in sein Büro. Auf seinem Schreibtisch lagen die neusten Berichte der Späher, neben aktualisierten Landkarten und Kommandobüchern der imperialen Armee. Sorgfältig ordnete er die Unterlagen, um sie noch einmal konzentriert durch zu gehen. Dabei fiel ihm wieder einmal ein in Folie eingeschweißtes Bild in die Hände.

Es war die Risszeichnung, des imperialen Schlachtschiffes, das ihn vor so vielen Jahren auf diese Welt gebracht hatte, die inzwischen zu seiner zweiten Heimat geworden war. „Irgendwann werdet ihr kommen und uns retten. Ich weiß es. Dann werden wir den Orks gehörig den Arsch aufreißen.“, sagte er in Gedanken zu sich selbst.
 
Die OCULUS driftete aus dem Warpraum und erreichte die ersten Ausläufer des Systems, aus dem der Notruf gesendet worden war.

„Hm, ziemlich ruhig hier. Keine imperialen Messstationen. Keine Wachsatteliten in den Außensektoren des Systems. Keine Raumschiffbewegungen. Überhaupt keine Raumschiffe. Nur auf einem der Monde befindet sich die Funkphalanx, welche den vom Planeten kommenden Notruf ausreichend genug verstärkt hat, damit er überhaupt aus dem System gesendet werden kann. Ich sagte doch tiefste Provinz.“ Kapitän Dam Damont schien ein Gähnen unterdrücken zu wollen, was ihm aber nicht gänzlich gelang. „Leider ist die Phalanx hoffnungslos veraltet und hat die Nachricht zum größten Teil verstümmelt, wie wir jetzt feststellen können. Im System kann man ihn perfekt empfangen.“, las Damont von einem ihm dargereichten Zettel ab. Ovalis nahm den Zettel entgegen und las die wenigen Zeilen. Sein Gesicht legte sich in Falten. Orks! Seine Finger schlossen sich zur faust zusammen und knüllten den Zettel zu einer Papierkugel. „Ah ich sehe, sie sind in Gedanken schon auf dem Schlachtfeld. Sehr gut. Lassen sie uns aber zuerst sondieren und ausspähen, bevor wir ernsthafte Pläne schmieden.“ Damonts Stimme drückte Zuversicht aus. Auch er war begierig auf einen Kampf mit den Orks. Ovalis wusste nicht genau was den Kapitän mit dem grünhäutigen Alienabschaum verband, aber er war sich sicher, dass Damont die offen stehende Rechnung bei jeder sich bietenden Möglichkeit begleichen wollte. Der Oberkommandierende des Schiffs war inzwischen schon wieder zu seinem Kartentisch gewandert und leitete die Einschaltsequenz ein. Als Ray zu ihm kam erhellte sich gerade der holografische Projektor. Langsam erschienen die verschiedenen Planeten und Monde des Systems in der Luft über dem Kartentisch. Schnell zoomte Damont im System umher und machte dabei vereinzelte Ah- und OH-Laute, ganz so wie ein Arzt sich einen Patienten anschaute und ihn dabei komplett im Ungewissem lies, ob er vollkommen gesund sei oder sich mit einer total ansteckenden Alienseuche dem Tode näherte. Bald hatte sich Damont so durch das System bis zum einzigen bewohnbaren Planeten durchgearbeitet. „Was haben wir denn hier? Das sieht doch interessant aus. Sehen sie sich das hier mal an, Leutnant!“ Er trat zur Seite um Ovalis einen guten Blick zu verschaffen. Er deute auf ein seltsam aussehendes Gebilde in der Umlaufbahn des Planeten. „Also Kapitän ich bin wieder einmal besonders beeindruckt über die Fähigkeiten ihrer Scannercrew und diese exzellente Bildauflösung des Kartentisches. Aber was beim Imperator, sehen wir denn da nun?“ Leutnant Ray Ovalis war ein Profi im Kampfallen auf Planeten und allen sich darauf befindenden Gebäuden. Aber alles was sich jenseits der Planetenoberfläche befand, waren für ihn tarlanische Oasen. Er hatte nicht den geringsten Schimmer, was an diesem unförmigen Felsklumpen den Kapitän so aufgeregt hatte. Nun gut die Tatsache, dass dieses Ding offenbar nicht in der Atmosphäre verglühte war schon erwähnenswert, aber sonst… Damont verdrehte kurz die Augen und schüttelte den Kopf über die Unwissenheit des Leutnants. „Also gut Leutnant. Dieses krude Design, gepaart mit der funktionellen Eleganz zusammen gewürfelter Komponenten ohne jegliche offensichtliche Planung deutet ganz auf eine hoch entwickelte Orktechnologie hin. Wenn man hier überhaupt von hoch entwickelt oder Technologie sprechen kann.“ Mit einer Geste ordnete er einen genaueren Scan an. Die Holografie färbte sich ein. Technische Runen tauchten auf und bezeichneten verschiedene Komponenten der Orkkonstruktion. Ovalis verstand davon nur die Hälfte. Damont aber schien ganz in seinem Element zu sein und studierte die Daten mit der Hingabe eines Techpriester, der gerade vom Mars eingetroffen war, um ein verschollenes STK-Artefakt zu untersuchen.

„Oh…man kann doch davon sprechen. Das Ding scheint so eine Art Satellit zu sein. Er gepanzert. Er ist bewaffnet. Oh! Er ist sogar bemannt. Sehr ungewöhnlich. Sendet und empfängt Daten von der Planetenoberfläche. Allerdings auf den orktypischen Frequenzbändern.“ Ray staunte. „Ist das etwa so etwas. wie eine Ork-Raumstation? Habe ich ja noch nie von gehört?“ Damont schaute ihn väterlich lächelnd an und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Nun das wäre dann doch etwas zu viel des Guten. Es ist nichts weiter als ein Haufen zusammen getackertes Metall, das die Orks zufällig im Orbit dieses Planeten vergessen haben. Mehr nicht. Aber auch nicht weniger. Immerhin können sie mit ihren mickrigen Waffen auf dem Planeten ein ganz schönes Feuerwerk machen. Unsere Schutzschilde aber würden sie nicht mal zum Flackern bringen.“ War es etwa möglich, dass die Orks, mit dieser Station im Orbit, ein planetares Bombardement erzeugen konnten? Aber solch ausgefeilte Taktiken waren alles andere als orktypisch. Irgendetwas stimmte hier überhaupt nicht. Zuerst der Notruf aus einem völlig unbekannten imperialen System. Dann dieser total unbewachte Planet. Und zuletzt noch diese mysteriöse Ork-Raumstation. Aber nun waren sie hier und würden ihren Job tun. Schließlich waren sie eine Patrouillen-Streitmacht der Imperialen Flotte. Zwar hatten sie eigentlich festgesetzte ziele auf ihrer Route am Rande der Grenzen des Imperiums. Aber soweit draußen wie sie waren, machte das eine oder andere Lichtjahr den Braten auch nicht fetter. Die Streitmacht hatte schon seit Monaten nichts mehr zu tun gehabt, was sich fatal auf die Moral der Truppe ausgewirkt hatte. Die Soldaten verkamen weiter zu einem Haufen undisziplinierter Halunken. Falls das überhaupt noch möglich war, wenn man bedachte, das der grossteil der Truppe aus eben solchen Abschaum zwangsrekrutiert worden war. Ovalis dachte wie an die stumpf gewordene Waffe. Viele der Männer waren eindeutig abgestumpft. Auch seine täglichen Trainingseinlagen halfen da nicht viel weiter. Die Männer wollten einen Kampf und sie sollten ihren Kampf bekommen. Und wenn man dabei auch noch eine imperiale Welt aus den Krallen der verhassten Orks befreien konnte, war doch alles so, wie es sein sollte. Damonts Stimme riss ihn aus seinen Überlegungen. „Bordkanonen scharf machen. Ziel anpeilen und bestätigen!“

Ovalis legte Damont väterlich die hand auf die Schulter und schüttelte mit dem Kopf. „Was glauben sie eigentlich, was sie da tun, Kapitän Damont?“, fragte Ovalis mit eisiger Stimme. Dam Damont schaut ihn verdutzt an und vergaß ganz seinen Befehl zu Ende zu sagen. Ovalis Finger gruben sich in Damonts Schulter. „Ich möchte diese Station intakt einnehmen. Sie enthält bestimmt wichtigste Daten über Position und Truppenstärke der einzelnen Orkarmeen auf der Oberfläche. Außerdem würde uns das Überraschungsmoment verloren gehen, wenn sie diesen dreckigen Orkbatzen da draußen einfach so vom Himmel fegen. Dieses Ziel wird nicht beschossen. Wozu haben meine Männer und ich Monate lang in der verdammten Schwerelosigkeit trainiert, wenn sie das erstbeste Ziel für eine Enteraktion wegballern?“ Ovalis Knöchel wurden weiß und Damont beugte sich unter unterdrückten Schmerzen etwas in die Knie. Doch Ray spürte wie er gegen den schraubstockartigen Griff ankämpfte. Langsam lockerte der Leutnant seine Finger und lächelt kalt. „Ich glaube wir haben uns verstanden, Kapitän?!“ Damonts Augen schossen alles verbrennende Blitze in Rays Richtung. Doch der Kapitän war ein Profi und warte vor seiner Crew die Fassung. Er strich kurz seine Uniform glatt und lächelt daraufhin wieder. Ray hätte es fast für echt gehalten, wenn er Damont nicht schon einige Jahre gekannt hätte. Der Kapitän war ein Meister des Pokerfaces und Ray schon des Öfteren daran gedacht, das Damont zu einer anderen Zeit in einem anderen Leben einen ausgezeichneten Schauspieler abgegeben hätte.

„Nun da war ich wohl fast etwas zu voreilig. Natürlich haben sie Recht, Leutnant Ovalis. Dieser Satellit muss intakt erobert werden. Warum unnötig Laserenergie verschwenden, wenn wir entbehrliche Männer für eine solche Spezialaufgabe haben, nicht wahr. Sie wollen dieses Ork-Konstrukt entern? Gut. Sie wollen dafür Landefähren benutzen? Nicht gut. Ich verbiete es! Diese Truppentransporter könnten bei diesem Einsatz nur unnötig beschädigt werden. Zumal wir bei unseren Scans nicht einmal ansatzweise etwas entdeckt haben, was einem Hangar gleicht. Nein für diese Unternehmen werden sie die Entertorpedos benutzen, die wir schon viel zu lange nicht mehr genutzt haben.“ Diese Breitseite hatte gesessen. Ovalis hatte zwar bei Strategischen Entscheidungen immer das letzte Wort, aber Damont bestimmte über die zur Verfügung gestellten Transportmittel und Ausrüstung. Nun hatte er es Ovalis in gleicher Münze heimgezahlt. Dieser hatte es bisher immer erfolgreich vermieden die engen Entertorpedos zu benutzen und stattdessen auf die Landefähren zurückgegriffen. „Außerdem sind die Torpedos erheblich sparsamer im verbrauch von Treibstoff. Sie sind durch die mattschwarze Beschichtung im All so gut wir unsichtbar und mit der Melter-Bohr-Spitze kommen sie überall rein, wo sie wollen.“ Damit endet Damont und lies den Leutnant stehen. Dieser ging mit bedächtigem Schritt zum Ausgang. In vergleich zu Damont konnte sich Ray nicht so gut beherrschen. Seine Hände zu Fäusten geballt und mit laut knirschenden Zähnen, verlies er die Brücke.
 
Hallo,

ich bin jetzt erst auf die geschichte gestossen, hervorragende arbeit wie man es von dir gewohnt ist...

bin schon gespannt wie die enteraktion verläuft, welche überaschungen auf dem "sateliten"auf uns warten und was mit dem armen grun noch so passiert

also bitte viel und schnell weiterschreiben wir wollen MEHR 😀 :sabber:
 
Genial.
Ich fand diesen Teil auf der Brücke auch sehr gelungen.
Allerdings finde ich diese Gewaltanwendung doch eher fehl am Platz, dafür hätte er ihn eigentlich erschießen können. Aber naja super Geschichte besonders dieser wechsel ist mehr als nett, ich fieber einem neuen Teil am Boden und der Enteraktion entgegen.

Gruß GREENL
 
gewaltanwendung? wo? meinste du etwa diese kleine rivalität zwischen zwei halbwegs guten freunden? erschießen? wer und wen? beide sind etwa ranggleich und mitglieder einer streitmacht aus imperialen verlierern, die in die einsanste einöde des imperiums versetzt wurden.
also grenn leaves, nichts gegen dich persönlich, aber wenn dir das schon zu viel gewalt war, dann solltest du diese story bitte nicht weiter verfolgen(nur so als tipp für dich und als versprechen an di freunde der gepflegten action).
 
Ovalis machte sich mit einigen schnellen Schritten Luft und als er spürte, dass er die Zone der relativ normalen Schwerkraft verlassen hatte, stieß er sich kraftvoll ab. Die körperliche Anstrengung half ihm sich zu beruhigen. Mit geübten Griffen schwebte er durch die Korridore des OCULUS zu den Mannschaftsquartieren. Mit Hilfe seines implantierten Kommgerätes rief er alle Offiziere zu einer Besprechung in der Messe zusammen. Dort würde er mit seinen Sergeants die möglichen Strategien für die Enteraktion durchgehen. Insgeheim machte er sich schon geistige Notizen zu Ausrüstung und Bewaffnung seiner Leute. Auf seinem Weg kam er auch an den Mannschaftsquartieren vorbei. Die vorderen, sonst ungenutzten, Quartiere wurden seit einigen Tagen von den neuen Trupps bewohnt, die von der PATRONUS als zusätzliche Ve3rstärkung geschickt worden waren. Ovalis hatte bisher nie Probleme damit gehabt, personell unterbesetzt zu sein. Und wenn er Verstärkung gewünscht hätte, dann sicher nicht die Einheiten, die ihm Oberst Stravros gesandt hatte. Es handelte sich dabei um zwei Sträflingseinheiten, ein Trupp Implantatkrieger und drei ziemlich ungewöhnlich modifizierte Sentinels samt den dazugehörigen Piloten. Letztere erschienen Ray noch als die beste und brauchbarste Einheit. Aber warum ihn der Oberst die Implantatkrieger geschickt hatte, war ihm noch nicht in den Sinn gekommen. Er konnte sich an keine offenen Rechnungen mit dem Oberst erinnern, die eine solche Racheaktion erklären könnte.

Ovalis war bisher immer stolz gewesen, nie mit den unberechenbaren, undisziplinierten und vor allem wilden Veteranen dieser Einheit zusammen kämpfen zu müssen. Und wenn es doch einmal der fall gewesen war, hatte er sorgsam darauf geachtet immer an der anderen Flanke der Truppen zu operieren, anstatt sich auf diese Kämpfer zu verlassen. Sicher, diese Männer leisteten auch ihren Teil für den Imperator. Sie waren dafür bekannt, hart und erbarmungslos zu zuschlagen. Sie konnten die meisten Gegner in relativ kurzer Zeit überwinden. Aber sie hielten sich auch nicht immer an die Befehle und verschwanden manchmal für einige Zeit vollkommen von der Bildfläche. Auch mochten solche bionischen Verbesserungen im Kampf ja recht nützlich sein. Doch waren solche Komponenten auch anfälliger für elektrische Spannungen und Störungen. Wenn dann die Servomotoren und Energiezellen nicht mehr funktionierten. Konnte solch ein bionischer Arm oder auch Bein schnell zu einer Last werden. Sie waren dann im wahrsten Sinne des Wortes totes Gewicht und behinderten den Träger mehr als das sie halfen. Da waren ihm persönlich die Sträflingseinheiten fast noch lieber. Die schickte man einfach nach vorne und wer nicht spurte, dem explodierte das metallene Halsband. Eine Motivation, die den meisten ausreichte, um alles aus sich herauszuholen. Auch konnte man die gefallenen Sträflinge, die tot am Boden lagen, auch perfekt als Minenfeld nutzen, wenn der Gegner versuchen sollte, über sie hinweg zu rennen. Eine Taktik die sich bisher immer bewährt hatte. Da Ovalis sich keine wirkliche Erklärung ausdenken konnte, die das unwillkommene Geschenk des Oberst rechtfertigen konnte, nahm er es einfach als gegeben hin. Vielleicht hatten es sich die Krieger ja selbst mit dem Oberst verscherzt und er wollte sie für einige Tage runter vom Schiff haben. So würde er es jedenfalls tun, wenn er über solche Belange entscheiden durfte.

Dann kam endlich die Messe in Sicht und Leutnant Ovalis bemerkte Stirn runzelnd. Dass alle seine Offiziere schwebend vor der Messe warteten anstatt in ihr. Wortlos nickten sie ihm zu und ließen ihm den Vorrang. Verwundert öffnete er die Tür und glitt hinein. Sofort stellten sich seine Nackenhärchen auf und er wollte sich wieder zur Tür umwenden. Verdammt, fluchte der Leutnant. Der Oberst schien Ovalis wirklich strafen zu wollen. Mitten in der Messe, an einem der Tische saß Drakken. Nun war klar warum seine Männer lieber vor der Tür gewartet hatten als mit diesem Mann in einem Raum zu sein. Drakken war unheimlich und das strahlte auch irgendwie von ihm aus. Er hatte eine Aura an sich, welche die niedersten Überlebensinstinkte ansprach. Ovalis konnte es nicht genauer beschreiben. Aber Drakken war kein normaler Mensch. Sicher er sah aus wie ein Mensch und die meiste Zeit bewegte er sich auch wie ein Mensch, doch Ray wusste aus eigener Erfahrung, dass dies nur die äußere Hülle war, die einen viel gefährlicheren Kern zu verdecken suchte. Bevor Ray zu dieser kleinen Streitmacht versetzt worden war, hatte er sich nie großartig um die Angelegenheiten und dunklen Flecke der anderen gekümmert. Doch Drakken war ein Sonderfall. In mehr als einer Hinsicht. Gleich nach seiner ersten Begegnung mit diesen –Mann- hatte Ovalis dessen Akte angefordert. Sie war nicht sehr dick, was ihn einigermaßen erstaunte. Das meiste was er las waren Belobigungen und Auszeichnungen für erfolgreiche Kämpfe in allen Teilen des Imperiums. Drakken war Mitglied an einigen der größten Kreuzzüge der letzten Jahrzehnte gewesen und hatte alle ohne größere Verletzungen überlebt. Doch waren sein Geburtsdatum sowie seine Heimatwelt nirgends erwähnt. Kein Hinweis auf persönliche Daten oder Vorlieben. Nichts. Ab einem bestimmten Zeitpunkt hörten die Akten auf, mit dem Vermerk, dass sie von der Inquisition zensiert worden waren. Auch darüber konnte Ovalis nichts genaueres erfahren. Danach gab es nur noch Berichte und Protokolle über Himmelfahrtskommandos auf die man Drakken geschickt hatte und die er alle überlebt hatte. Als Einziger. Was sehr erstaunlich war, wenn man bedachte, dass man ihn immer in Begleitung recht großer Trupps losgeschickt hatte. Dann kam Ray die Erleuchtung. Man versuchte den stets erfolgreichen Eliteoffizier loszuwerden. Darum hatte man ihn immer wieder auf neue Selbstmordmissionen geschickt. Und als das nichts geholfen hatte, war er hier gelandet. Und Ray glaubte auch, das Drakken der Einzige in der Streitmacht war, den man hierher versetzt hatte, weil sich seine Vorgesetzten vor ihm gefürchtet hatten. Ray hatte das nicht wirklich glauben können.

Bis er das erste mal an Drakkens Seite gekämpft hatte.

Die Rebellen hatten sich in unzähligen Gräben vor der Stadt eingegraben. Schwere Geschütze und Bombardement aus der Luft hatte keine Wirkung auf sie gezeigt. Die miesen Schweine mussten Mann gegen Mann aus ihren Löchern getrieben werden. Ovalis trug seine schwere Panzerweste und überprüfte die Funktion seines Energischwertes. Seine Leute hatten alle die extralangen Bajonette aufgepflanzt um die Rebellen im Nahkampf überwinden zu können. Gasmasken bedeckten ihre Gesichter und jeder Trug zusätzliche Magazine und Granaten am Gürtel um die Gräben regelrecht ausbrenne zu können. „Leutnant, Die Flammenwerfer sind ausgeteilt worden. Die Höllenhund-Panzer stehen bereit und warten nur noch auf den Angriffsbefehl.“, meldete ihm Sergeant Jaral. Er war Mitglied seiner Stabsabteilung und Ovalis Augen und Ohren im Zug. Zusammen hatten sie schon viele Gefechte überstanden. „Sir, der Angriffsbefehl ist grade rein gekommen. In fünf Minuten geht’s los!“, rief ihm der Funker zu. Ovalis warf einen Blick auf die Uhr und nickte. Eine letzte Überprüfung der Ausrüstung und des Taktischen Displays, das ihn auf seinen Armbandcomputer gespielt wurde. Dann hob er die Leuchtpistole in den grauen Himmel und drückte ab. Eine helle Nova schien über den Männern zu erblühen. Das Zeichen zum Angriff. Wie ein Mann stürmten die Soldaten aus ihren Stellungen Die Motoren von Panzern wurden angeschmissen und übertönten fast die Abschüsse der Gasgranaten, die von der Artelerie abgefeuert wurden. Die Rebellen würden nicht nur gegen die imperialen Soldaten kämpfen müssen, sondern auch gegen das Gas.

Ovalis rannte vor. Seine Männer von der Stabsabteilung gleich hinter sich. Laserstrahlen zuckten an ihm vorbei und trafen erste Opfer. Dann erfolgte die Antwort der Rebellen. Diese primitiven Hunde benutzten großkalibrige Projektilwaffen. Eine Salve warf Ray fast um. Doch die Panzerweste absorbierte die Wucht. Ray schaltete sein Refraktorfeld ein. Es würde ihn vor den schlimmsten Folgen bewahren. Allerdings leuchte es auch schwach und machte ihn so weithin zu einer wirklich auffälligen Zielscheibe, für jeden Gegner. Doch das konnte ihn nicht schrecken. Mit gerechten Zorn warf er sich in den Kampf und stürzte sich auf den nächsten Rebellen. Mit einem Hieb hatte das zur Abwehr hoch gehaltene Gewehr mit dem Energieschwert durchtrennt. Mit einem zweiten Hieb dann auch dessen Besitzer. Hinter fauchte der Flammenwerfer auf und badete mehrere Rebellen in hellem Feuer. Die Hitze entzündete deren Munition, die sie in Taschen am Gürtel trugen. Nun wurden sie noch zusätzlich von ihren eigenen Waffen geschlagen. Über den Gefechtsfunk hörte Ovalis die Befehle seiner Segeants und des Oberkommandos. Die Schlacht verlief gut. Die Rebellen wurden langsam aber stetig zurück gedrängt.

wird natürlich fortgesetzt...
 
Einige Stunden später waren die Gräben gefüllt mit den toten Körpern beider Parteien. Die Rebellen hatten das Labyrinth der Gräben aufgegeben und sich in die Stadt zurück gezogen. Ovalis schnaufte schwer unter seiner Gasmaske. Der Schweiß rann ihm in Strömen alles klebte und war feuchtwarm. Kondenswasser und Speichel hatten sich in der Maske gesammelt und tropften bereits aus den Filtern. Alles in Ihm schrei danach, sich dass elende enge Ding endlich vom Gesicht zu reißen, doch das Gas hatte sich noch lange nicht verflüchtigt. Seine Uniform, einst olivfarbend, war nun eine stinkende einengende Rüstung aus klebrigen Stoff und Resten der Körper seiner Feinde. Verschorftes Blut hatte seine ganze Vorderseite eingesaut und verklebte die Mechanismen seiner Ausrüstung. Mit Grauen dachte er daran, wie es sein würde, die Ausrüstung später wieder zu reinigen. Sergeant Jaral sah auch nicht besser aus. Einige Verbände zierten seine Arme. Dort hatten ihn die Flammen eines explodierenden Flammenwerfers erwischt, als ein Glückstreffer dessen Tank getroffen hatte. Ovalis nickte ihm zu und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Fürs Erste haben wir unser Tageswerk wohl geschafft, was Sir?“, kam Jarals Stimme keuchend über Gefechtsfunk. „Ja Sergeant. Es läuft gut für uns. Der Imperator hält heute persönlich seine schützende hand über uns. Die Rebellen sind an allen Flanken zurück gedrängt worden. Wenn es noch eine Stunde so weiter geht, können wir sie vielleicht heute noch in der Stadt packen.“ Ovalis warf einen Blick auf seinen Armbandcomputer und rief einige taktische Informationen ab. Alle Einheiten waren auf den ihnen zugeteilten Positionen. Der Reihe nach rief er seine Sergeants an und forderte kurze Lageberichte ein. Die Verluste waren im vorberechneten Rahmen geblieben und die Verluste der Rebellen zählten fast doppelt so viele Tote. Das war eine annehmbare Leistung bisher. Die imperialen Truppen hatten die Rebellen eiskalt erwischt. Der massive Einsatz des Gases in Verbindung mit den Unmengen an Flammenwerfern und Brandgranaten, die alles beim Aufprall mit heißem Napalm überzogen, hatte die Abwehr des Feindes geschwächt.

Ovalis rief Drakken auf. Er erhielt keine Antwort. Erstaunt rief der das taktische Display auf und stellte fest, das sich der Trupp entgegen der Sturmrichtung zu den Landeschiffen bewegte. Was war da los? Ovalis wechselte den Kanal und funkte Leutnant Otten an. Dieser befehligte eine andere Kompanie, die zum größten Teil aus freiwilligen Milizen und ehemaligen Söldnern bestand. „Otten, was ist an ihrer linken Flanke los? Ich bekomme keine Verbindung zu Drakken oder einem seiner Männer! Sie scheinen sich zurück zu ziehen, was soll das? Das reißt ein Riesenloch in unsere Linien.“, schrei Ovalis. Otten war ein eher zurückhaltender, ruhiger Mann, der seine Befehle gewissenhaft und mit minimalen Anstrengungen befolgte. Er hielt sich haargenau an die Vorschriften und Befehle und war meist übervorsichtig im Kampf. Zwar verlor er so kaum Männer und Ausrüstung galt dafür aber überall als feige. Niemand konnte sich Otten an der Spitze einer Angriffsstreitmacht vorstellen, was letztlich dazu geführt hatte, das man ihn hierher versetzt hatte. Und wenn man sich auf eines verlassen konnte dann, das Otten alles unternehmen würde, um jedes nur mögliche Risiko für seine eigene Person zu vermeiden. Darum konnte sich Ovalis auch nicht vorstellen, das der vorsichtige Leutnant eine solche Lücke in der Verteidigung nicht bemerkt hatte. „Keine Ahnung was da gerade passiert. Aber da scheint jemand ein ziemliches Gemetzel mit den Rebellen auszutragen. Auf einmal sind Drakkens Leute uns entgegen gekommen und ohne ein zusammen hängendes Wort weiter gestürmt. Sie waren in heller Panik. Darum forderte ich sofort Verstärkung an. Von Drakken habe ich nichts gehört oder gesehen. Aber wenn ich irgendwann einmal die Gelegenheit dazu bekommen werde, versuche ich mich für diese Schweinerei zu revanchieren. Ich habe meine Leute nur mit Mühe davon abhalten können, Drakkens Trupp zu folgen. Gerade versuche ich eine papierdünne Feuerlinie aufzubauen. Wie wäre es denn wenn sie ihren Arsch hierher bewegen würden? Jetzt! Sofort!“, fauchte Otten durch den Funk. Ovalis hörte im Hintergrund Laserfeuer und Explosionen. Auch war verblüfft über die selten gehörte Dringlichkeit und Schärfe in Ottens Stimme. Dieser schein zum ersten mal seit Langem einmal wieder in der Schlacht zu improvisieren um den Kampf nicht zu verlieren. Und das ihm das gar nicht behagte, hörte Ray sofort heraus. „Ich komme Otten. halten sie durch!“, antworte Ovalis sofort. In seinem Abschnitt war die Schlacht so gut wie vorbei, doch an Drakkens Abschnitt klaffte jetzt ein Loch in der imperialen Verteidigung, dass die Rebellen wie durch ein wunder noch nicht bemerkt zu haben schienen. Sofort rief er eine kleine Truppe zusammen mit der er Ottens Einheit verstärken würde, packte sie in drei Transportpanzer und donnerte mit ihnen über die brennenden Gräben hinweg zu Ottens Position. Lange würde es nicht mehr dauern bis das Oberkommando von dieser Sache Notiz nehmen würde, und dann würden nach der Schlacht einige Köpfe rollen. Otten mochte zwar vielleicht ein Feigling sein, aber er versuchte sein Bestes um die Linie zu halten, damit die Rebellen nicht durchbrachen. Die fahrt dauerte nur wenige Minuten und dann öffneten sich auch schon die Ausstiegsluken. Schnell waren Ovalis Männer bei Ottens Einheit. Ohne großartige Einleitungen übernahm Ovalis das Kommando von Otten und kämpfte mit ihm Seite an Seite gegen die aus der nahen Stadt wieder vorrückenden Rebellen. „Scheint so als wollten sie unsere Linien auf Schwachstellen abklopfen, Ovalis. Sie sind gerade rechtzeitig gekommen. Sie werden sich wohl in der Stadt neu formiert haben.“, teilte ihm der erleichterte Otten über Funk mit. Ray gab ihm recht. Die imperialen Truppen durften nicht zu lange zögern, wenn sich die Rebellen nicht wieder erholen sollten. Das Überraschungsmoment der ersten Stunden war aufgebraucht und bald würden sich die Gegner an die Taktik des Imperiums angepasst haben.

Nach einer halben Stunde lies der Ansturm der Feinde merklich nach. Ovalis beschloss einen Stoßtrupp zu bilden um die äußeren Sektoren der Stadt zu erkunden. Mit circa zwanzig Mann schlich er über das blutige Schlachtfelde auf die ersten Häuserruinen zu. Auch hier fanden sich tote Rebellen. Was an sich verwunderlich war, da die Reichweite der imperialen Waffen nicht bis hierher reichte. Zuerst hatte er angenommen günstige Winde hatten Gaswolken aus der Kampfzone in diese Gebiet geweht, doch viele der Rebellen trugen auch Gasmasken, ähnlich seiner. Dazu kam noch das sie von Lasertreffern dahin gestreckt worden waren. Ray befahl seinen Männern äußerste Vorsicht. Die Leichen waren zunehmend verstümmelter. Einzelne Gliedmaßen lagen überall verteilt. Blutrot war die vorherrschende Farbe. Vereinzelt fanden sie auch imperiale Kämpfer. Sträflinge aus Drakkens Einheit. Auch einigen von ihnen fehlten Gliedmaßen oder waren bestialisch verstümmelt. Ovalis Männer wurden immer nervöser. Jeder hatte schon den Tod in allen seinen Formen gesehen. Sie waren Veteranen vieler Schlachten und bestimmt nicht verweichlicht. Doch das hier war etwas anderes. Hier lagen ganze Gefechtseinheiten der Rebellen hingerichtet am Boden. Von lebenden Feinden konnten Ovalis Männer keine Spur finden. „Was beim Imperator ist hier passiert, Sir?“, fragte Jaral fassungslos, während er über die zerhakten Leichen der toten stieg. Ovalis wusste es nicht. Er passierte gerade einen ausgebrannten Truppentransporter. In dessen befand sich ein riesiges Loch. Es schien hinein geschnitten worden zu sein und hatte dabei einen grossteil der Besatzung getötet und den Motor zerstört. Langsam fragte sich Ray, wer dafür verantwortlich sein konnte. Gelegentlich fanden sie die Reste gesprengter Metallhalsbänder der Sträflingseinheit. Drakken war also nicht zimperlich beim Einsatz der Fernzündung für diese Geräte.

Plötzlich kamen ihnen einige Männer entgegen. Rebellen und Sträflinge rannten zusammen auf sie zu. Niemand schien bewaffnet zu sein. Immer wieder wandten sich einige von Ihnen ängstlich um. Ovalis gab den Feuerbefehl. Keiner der Rebellen durfte überleben. Die Sträflinge waren offensichtlich feige vor dem Kampf geflohen und hatten ihre Waffen weg geworfen. So etwas durfte nicht toleriert werden. Zwei Lasersalven reichten aus. Danach herrschte wieder Ruhe. Mittlerweile waren sie schon tief in die Stadt eingedrungen und noch nicht auf Widerstand gestoßen. Ovalis gab diese Tatsachen in seinen Armbandcomputer ein und schlug vor die Angriffslinien entsprechend vor zu verlegen. Dann irgendwann hörten sie Kampflärm. Ray suchte das vor ihnen liegende Gebiet mit dem Fernglas ab. Nebelwolken wallten dort auf und wurden ab und zu von Laserfeuer erhellt. Detonationen von Granaten und explodierenden Tanks waren zu hören. Irgendwo stürzte etwas sehr Großes zusammen. Mit Handzeichen befahl er seinen Leuten vorzurücken. Mit eingeschaltetem Energieschwert und gezogener Pistole schritt Leutnant Ovalis in die wallenden Schwaden der Nebelwolken. Auf alles gefasst. Der Kampflärm wurde lauter. Unmenschliche Schreie waren zu hören. Unverständliche Stimme überlagerten den Gefechtsfunk. Da, vor ihm. Ein Rebellensoldat taumelte auf ihn zu und brach vor ihm zusammen. Der nächste rannte ihm einfach mit schreckgeweiteten Augen ins Schwert. Das ganze wurde ja immer unheimlicher. Irgendwo explodierte ein Sprenghalsband. Dann endlich brachen sie aus der Nebelwand und landeten mitten im Vorhof zu einer dämonischen Hölle. Ovalis bot sich ein Bild des Schreckens. Zuallererst fiel ihm die riesige Brücke ins Auge, die vorher die beiden Hälften der Stadt verbunden hatte. Sie war eingestürzt und auf den Stümpfen der abgebrochenen Fahrbahnen brannten Fahrzeugwracks. Auf der anderen Seite konnte Ovalis Rebellentruppen ausmachen, die vergeblich versuchten über die Kluft zu schießen, deren Boden von den reißenden Fluten des Flusses bedeckt war, der die Stadt mit der nötigen Energie versorgte. Geistesgegenwärtig übermittelte Ray ihre Positionen, damit sich die Bomber um sie kümmern konnten.

Dann schweifte sein Blick weiter über die Truppen auf seine Seite der Stadt. Auch hier waren Rebellen. Und diese drängten sich ängstlich zwischen die teilweise noch brennenden Wracks von weiteren Fahrzeugen. Sie drängelten sich dicht beieinander wie eine Herde Schafe. Sofort gab Ovalis seinen Männern den Befehl ihre Granaten in diese Richtung zu werfen. Er selbst schritt weiter vor und schlängelte sich mit seiner Stabsabteilung zwischen den Fahrzeugen durch. Der Großteil der Rebellen trug keine Gasmasken mehr und Ray riskierte es jetzt einfach. Er genoss es nicht mehr unter der Gummihaut schwitzen zu müssen. Doch gleich darauf bemerkte er diesen abscheulichen Gestank. Blut und Fleisch. Brennendes Fleisch. Dann endlich war es aus der Deckung eines besonders großen Panzers heraus und sah sofort, wovor sich die Rebellen so fürchteten.
 
mann ich habs doch nur gut mit euch gemeint und wollte euch die nun folgenden zeilen ersparen. aber wenn die schaulustigen eine show wollen, sollen sie eine bekommen:

Er sah Drakken. Zumindest nahm er an, dass es sich bei dem tollwütigen Berserker mit den zwei Kettenschwertern um den vermissten Truppführer handelte. Mit unglaublicher Geschwindigkeit wich dieser den Kugelsalven der Rebellen aus, die ihr Bestes gaben, um sich diesen blutüberströmten Dämonen vom Leib zu halten. Doch Drakken war wie ein Wolf der Blut geleckt hatte. Immer wieder stürzte er auf die Rebellen zu und fällte dann gleich mehrere mit seinen Kettenschwertern. Wenn ihn dann für einige Augenblicke kein lebender Rebell mehr unter die kalten starr blickenden Optiken seiner bionischen Augen kam, zerteilte er stattdessen die Körper der eben Gefallenen. Manchmal wurde er für Sekunden wieder klar im Kopf, schaute auf und suchte nach neuen Opfern für seine Kampfwut. Ovalis bemerkte, dass immer noch einige Sträflinge vor Ort waren. Doch sie hielten einen gesunden Abstand von ihrem Truppführer und schossen weiterhin auf die Rebellen, immer darauf bedacht nicht zu nahe in den Aktionsradius von Drakken zu kommen. Ray war beeindruckt. Diese Männer waren wirklich harte Brocken. Wenn man bedachte, dass ihr Anführer offensichtlich den Verstand verloren hatte und sie mitten im Feindesland gegen einen gegnerische Übermacht ankämpfen mussten. Bis eben hatten sie eigentlich auf verlorenen Posten gekämpft. Aber wahrscheinlich war ihnen gar nicht anderes übrig geblieben. Ihre Überlebenschancen waren in Drakkens Nähe immer noch besser gewesen, als wenn sie sich allein durch das ihnen unbekannt Terrain geschlagen hätten. Ovalis versuchte Drakken über Funk zu erreichen. Aussichtslos. Der Lärm, der hier herrschte, war auch auf dem Gefechtsfunk zu hören. Nun gut, Ovalis beschloss, es den Sträflingen gleich zu tun und die Rebellen, die Drakken noch übrig lies, zu bekämpfen. Dieser führte sich auf, wie ein wildes Tier und bewegte sich mit einer Agilität, die für einen Menschen einfach unmöglich schien. Immer wieder jaulten die auf Höchstleistung eingestellten Kettenschwerter auf, als sie sich durch verstärkte Körperpanzerung, Fleisch und Knochen fraßen. Das Geschrei der Sterbenden mischte sich mit den wilden Rufen, die Drakken ausstieß wenn er eines seiner Opfer niederstreckte. Ovalis spürte eine nicht bestimmbare Angst in sich, die er nicht wirklich erfassen konnte. Sicher, er war mitten im Kampfgeschehen und um ihn herum wurde geschossen und starben Menschen. Aber das erlebte er als imperialer Kämpfer für den Imperator oft genug. Er hatte sich daran gewöhnt und war gegen die meisten Gräuel des Krieges abgestumpft. Aber das was er hier sah, weigerte er sich einfach zu glauben. Dieses vollkommen unmenschliche Gebaren von Drakken, war ihm noch nie begegnet. Nicht einmal bei seinen vielen Kämpfen gegen die kriegsliebenden Orks war ihm eine solche Brutalität unter gekommen. Und die hatten bisher zu seinen blutigsten Erinnerungen gezählt. Besorgt warf er einen Blick auf seine ihn umgebenen Männer. Alle vermieden es tunlichst in Drakkens Richtung zu starren und konzentrierten sich stattdessen vollkommen auf die immer weniger werdenden Rebellen.

Diese ignorierten die imperialen Soldaten vollends und schossen aus allen Rohren auf die Bestie, die da aus den tiefsten Tiefen der Hölle empor gekrochen sein musste, um sie alle zu strafen. Wo blieben die Bomber? Ovalis hoffte mittlerweile inständig, das wenigstens die vom Himmel stürzenden Bomben vielleicht Drakken zur Besinnung bringen würden. Jeder der noch bei Verstand war, würde versuchen, sich eine Deckung zu suchen. Aber darauf durfte er bei Drakken wohl nicht zählen. Dieser war inzwischen vollkommen von Blut und Innereien bedeckt und wirkte zwischen all den Leichenhaufen und brennenden Ruinentrümmern, wahrhaftig, wie ein vom Chaos gesandtes Unheil. War es vielleicht möglich das Drakken ein Chaosanhänger war? Er hatte schon von Kultisten gehört, die vollkommen ohne Rücksicht auf ihre Umwelt und Selbsterhaltungstrieb auf den Gegner zustürmten. Und auch von imperialen Zelotenorden, die zu Tausenden über einen Feind herfielen und sich opferten. Aber das hier Gesehene sprengte für Ray jeglichen Rahmen. Dann versagte eines der Kettenschwerter rauchend und Drakken schleuderte es mit Wucht den Rebellen entgegen. Es blieb im Körper eines Mannes stecken, der schreiend zusammen sackte. Nur noch mit einem Schwert kämpfte er ungebremst weiter und riss mit bloßen Händen Stücke aus seinen Opfern. Ovalis wandte sich um und übergab sich hinter ein Fahrzeugwrack. Dann verstummte auch das zweite Kettenschwert. Seine Energiezelle war aufgebraucht. Doch Drakken schien kein Ende zu kennen.

Die letzte Handvoll Rebellen stürzte sich in die reißenden Fluten des Flusses. Alles war besser als in die Fänge von Drakken zu gelangen. Mangels Ziele stellten nun auch die imperialen Soldaten und Sträflinge das Feuer ein und Stille legte sich über die blutige Szene. Ovalis bemerkte, wie sich seine Männer und die letzten Sträflinge hinter ihm sammelten. Hinter sich hatten sie das relativ sichere Gebiet und vor sich Drakken.
Dieser saß nun still und dampfend zwischen all den Toten. Mechanisch wischte er sich die Kruste aus geronnenem Blut und Dreck von der pigmentfreien und vor allem unversehrten Haut. Nicht ein Schuss oder Hieb hatten ihn getroffen. Mit seinen künstlichen Augen starrte er über den Fluss zur anderen Seite der Stadt. Dort war Beute, die nicht mal er momentan erreichen konnte. Leutnant Ovalis sammelte seine Leute und zog mit ihnen wortlos ab. Nun wusste er warum Drakken die meisten seiner Einsätze als einziger überlebt hatte und er betete inständig zum Imperator, dass er ihm zukünftig Drakken vom Leib hielt.