Okay, hier kommt der nächste Teil. Er ist diesmal länger als die anderen, da ich einen Schreibschub hatte. 😉
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Erika wachte auf. Einen Moment war sie dankbar, dass sie nur geträumt hatte. All die Toten, all das Blutvergießen und die enorme Gestalt des Verräterlegionärs, der sie als Sklavin genommen hatte. Sie wollte gerade dem Imperator danken, als Karanors tiefe Stimme durch die Stille schnitt. „Ah, du bist wieder wach.“ Erika sah entsetzt in die Richtung, aus der die Stimme kam und bemerkte die von der Servorüstung befreite, geschätzte 2,40m große Gestalt des Chaos Space Marines, der sie aufmerksam musterte. Sie zitterte, als Karanors Blick über ihren Körper wanderte. Schließlich nahm sie all ihren verbliebenen Mut zusammen und sah ihm ins Gesicht. Der Verräter hatte sehr bleiche Haut, die stark mit seinen tiefgrünen Augen und kurzen, pechschwarzen Haaren kontrastierte. Er erhob sich aus dem Sessel und trat einige Schritte auf Erika zu, die kurz zusammenzuckte, dann aber allen Mut zusammennahm und ihn ansprach.
„Warum habt ihr mich als Sklavin genommen?“
„Das ist nicht von Bedeutung.“
„Doch, das ist von Bedeutung!“
Karanor blickte Erika überrascht an. Für jemanden, der als Sklavin genommen wurde, war sie überraschend mutig. Er lachte leise, während er sich umdrehte und begann, seine Servorüstung anzulegen. Erika war sich nicht sicher, was Karanor tun würde, wenn sie es wagte, ihn noch einmal wie vorhin anzufahren. Während sie in Gedanken versunken war, legte er den Rest seiner Rüstung an und setzte seinen Helm auf. Ein schönes Stück, aus dessen Schädeldecke sechs kurze Hörner entsprangen und auf dessen Stirn das Symbol der achtköpfigen Hydra in edelstem Silber eingelassen war. Danach ergriff er sein Energieschwert und schwang es in einem Halbkreis, wobei Erika verschreckt zurückwich. Dann steckte er es in die Schneide und nahm seine mit glühenden Runen bedeckten Boltpistolen.
Er wurde fast sentimental, als er an die Schlachten dachte, an denen er mit diesen 10 Millenien alten Waffen teilgenommen hatte. An die Krieger, die ihm zum Opfer gefallen waren. Und an Alpharius. Er schien fast zu trauern, während die Erinnerungen an Eskadror immer und immer wieder durch seinen Geist wanderten. Er vertrieb die aufkommende Wut und Trauer und steckte die Waffen in ihre Holster. Erika war in der Zwischenzeit zu dem Schluss gekommen, dass es klüger war, dem Verräter einstweilen zu gehorchen, um nicht seinen Zorn zu erregen. Karanor wandte sich ihr wieder zu und wollte gerade etwas sagen, als Bruder Zharum eintrat.
„Wir sollten uns zu den Hangars begeben, Bruder Karanor.“
„Gut. Geht voraus, ich werde bei den Hangars zu euch stoßen.“, antwortete Karanor ruhig.
Dann wandte er sich wieder Erika zu.
„Vielleicht bin ich nach der Schlacht in der Stimmung, dir einige Fragen zu beantworten. Bete, dass ich die Kämpfe überlebe, denn sollte ich fallen, wirst du dem Ersten gehören, der Anspruch auf dich erhebt, und glaube mir, es gibt weit grausamere Krieger auf diesem Schiff als mich.“
Mit diesen Worten verließ Karanor seine Kabine, schloss Erika darin ein und begab sich zu den Hangars. Während er durch die dunklen Gänge des Schifft schritt, schimpfte Erika und trat gegen eine Wand, um ihrem Ärger Luft zu machen. Als Karanor an einem Aussichtsfenster vorbei kam, blickte er auf den zum Tode verurteilten Planeten. Eine ferne Erinnerung an längst vergangene Zeiten streifte seinen Geist, während er seine Augen über die Oberfläche dieser verdammten Welt wandern ließ.
Er wand sich ab und marschierte weiter in Richtung Hangar, wo er auf Zharum, Hevestus, Ferous und Kheress traf, die während der Schlacht in eigenen Trupps waren. Bruder Zharum führte seine mit Raketenwerfern bewaffneten Havocs, Bruder Hevestus und Bruder Ferous waren als Schützen der Spezialwaffen in normalen Trupps und Bruder Kheress zog mit den Auserkorenen in die Schlacht.
„Ah, Bruder Karanor. Wie ich hörte, führt Ihr einen eigenen Trupp Legionäre in die Schlacht?“
„In der Tat, Bruder Kheress. Unsere anderen Brüder sind schon auf dem Planeten?“
„Bis auf uns und unsere Trupps, Brüder.“ Zharum verbeugte sich leicht, während sein Trupp einen Thunderhawk bestieg. Ferous, der bis dato still geblieben war, erhob seine ungewöhnlich helle Stimme.
„Hoffen wir, dass die dunklen Götter uns wohlgesonnen sind, Brüder.“
„Es wird Zeit, Brüder. Wir können nach der Schlacht weitersprechen.“, sprach Hevestus mit seiner kratzigen Stimme.
„Natürlich, Bruder Hevestus. Gehen wir.“
Mit diesen Worten machten sich Karanor mit seinem Trupp auf den Weg zu ihrem Thunderhawk, auf dessen Rampe er ein weiteres Stoßgebet an die dunklen Götter sprach. Dann starteten die Thunderhawks und setzten Kurs auf den Planeten. Der Pilot, oder wie man eine solche Kreatur auch immer nennen wollte, aktivierte die Sprechanlage des Transporters.
„Wir treten jetzt in die Atmosphäre des Planeten ein!“
Karanor und sein Trupp saßen still im Inneren des Thunderhawks, doch er spürte, dass seine Brüder kämpfen wollten. Er fühlte die freudige Erregung, die sie beim Gedanken an des Töten überkam. Er selbst jedoch war keineswegs zufrieden mit der Situation. Je näher sie dem Planeten kamen, desto stärker wurde dieses merkwürdige Gefühl. Der Verräter wusste nicht so recht, ob es Vorahnung, ein dunkles Omen oder Einbildung war. Doch dies war jetzt nicht wichtig, denn sein Thunderhawk erreichte die Absetzzone. Die massive Rampe öffnete sich und entließ die Legionäre in die Schlacht. Die Verteidiger der Makropole waren durch den ersten Angriff der Alpha Legion in den urbanen Alptraum zurückgedrängt worden, den sie ihre Hauptstadt nannten und lieferten sich dort erbitterte Straßenkämpfe mit den dunklen Space Marines, die sich langsam zum Zentrum vorkämpften. Karanor und sein Trupp stürmte vor, als ein Funkspruch General Fellblades einging.
„Bruder Karanor, wir haben tief in den unteren Ebenen der Makropole etwas lokalisiert. Es ist faszinierend. Offenbar wurde diese Makropole auf uralten Ruinen errichtet, die tief unter der Erdoberfläche liegen. Vor einiger Zeit hat man tiefer gegraben und ist allem Anschein nach auf diese Überreste eines uralten Volkes gestoßen. Unsere Hexer vermuten, dass diese Ruinen die Quelle des Impulses ist, der jegliche Psionik unterdrückt. Ich möchte, dass ihr mit eurem Trupp in diese Ruinen eindringt und mehr herausfindet. Wir werden in der Zwischenzeit dafür Sorge tragen, dass die imperialen Hunde euch nicht stören. Nun geht!“
Karanor beschlich eine unangenehme Vorahnung ob dieser Ruinen, gehorchte jedoch und zusammen mit seinem Trupp machte er sich auf den Weg zu den unteren Ebenen.
Während auf der Oberfläche die Verteidiger der Makropole ihre Leben so teuer wie möglich verkauften, begann tief unter der Erde das Unheil seinen Lauf zu nehmen, als uralte Maschinen durch den Lärm des Krieges erweckt wurden. Eine Vibration erschütterte die Millionen Jahre alten Gänge, als die Generatoren des Komplexes wieder ihren Betrieb aufnahmen und die Kreaturen, die für Jahrmillionen unbemerkt unter der Planetenoberfläche geschlafen hatten, langsam wieder erwachten. Doch ihr Meister ruhte noch. Noch mussten sie warten.
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