Video "Ein Blick hinter die Fassade der Grünen"

Boah, der Super-Gemeinplatz schlechthin. Erstens: Du hast doch überhaupt keine Ahnung, was die Gegenvorschläge sind. Oder kennst du die für die Projekte, gegen die die Grünen sind? Hast du dir die durchgelesen und dann beschlossen, sie wären nix? Wohl nicht,oder? Zweitens: Um berechtigt gegen etwas zu sein braucht man nicht immer einen Gegenvorschlag, man kann es auch einfach so lassen wollen, wie es ist. Wenn ich jetzt z.B. ankomme und das Wattenmeer zubetonieren will, dann braucht man keinen "realisierbaren Gegenvorschlag" für berechtigten Protest.
Nun, ich bilde mir nicht ein, dass ich mich ständig und andauernd mit der Politik der Baumkuschler und Körnerfresser auseinandersetze, ebensowenig wie mit der Politik der CDU/ CSU oder der SPD. Auch FDP und Linke sind definitiv nicht diejenigen um die ich mir tagein tagaus einen Kopf mache. Aber als interessierter Spiegel/ Süddeutsche Leser meine ich doch eine halbwegs fundierte Meinung über die deutsche Parteienlandschaft zu haben. Ich verzichtete auf (wohl durchaus berechtigte) Kritik am politischen Gehabe der anderen Parteien, da es in diesem Thread eben um die Grünen geht. Natürlich ist es wichtig, dass man nicht alles abnickt und "Ja und Amen" zu allem sagt, was einem aufgetischt wird, dies impliziert jedoch auch, dass man zumindest zu den nicht ganz hirnverbrannten Vorschlägen unserer politischen Vordenker eine gangbare Alternative anbietet. Als Beispiel:
Die Herren und Damen Baumkuschler sind für mehr Öko-Strom, aber gegen eine Erweiterung der Überlandtrassen des deutschen Stromnetzes. Aufgrund des Alters unseres Stromnetzes ist hier aber eine gangbare Alternative notwendig, aber wo bleibt ein Vorschlag dazu?

Und ja, ich gebe es zu: Die Grünen sind mir suspekt, ich finde sie abschreckend und ich bin kein Öko-Fanatiker, auch wenn ich den Umweltschutz als sehr wichtig erachte.

Voran kommt Deutschland sowieso nicht. Die Vorstellung, es müsste vorwärts gehen hin zu einem Ziel quasi, ist nämlich eine ziemlich linke und bezieht sich auf Marxs Theorie von der Abfolge verschiedener Gesellschaftssysteme. Ich denke nicht, das unsere Regierungsparteien in diesen Bahnen denken und handeln.
Es müsste aber etwas voran gehen, um D für die Zukunft in einer globalisierten Welt fit zu machen. Den Status Quo zu erhalten bis alles zusammenbricht (Rente, Sozialnetz etc.) ist eher als Rückschritt zu betrachten, da hier lediglich auf einen Zerfall der Gesellschaft hingearbeitet wird.
 
Voran kommt Deutschland sowieso nicht. Die Vorstellung, es müsste vorwärts gehen hin zu einem Ziel quasi, ist nämlich eine ziemlich linke und bezieht sich auf Marxs Theorie von der Abfolge verschiedener Gesellschaftssysteme. Ich denke nicht, das unsere Regierungsparteien in diesen Bahnen denken und handeln.


Das ich das überhaupt nicht gemeint habe ist der schon klar oder?

Ich bezog mich darauf das endlich Reformiert werden muss das System wie es jetzt ist schon lange nicht mehr Tragbar.
 
Ich finds bezeichnend, dass schon gar niemand mehr damit rechnet, dass die mal was beliebtes und gutes beschließen. Es gibt nur noch die, die die unpopulären Entscheidungen für nötig halten und die, die sie für unnötig halten. Was sagt uns das über die Regierung(en)?

Eigentlich über die Regierung nicht viel.

Allerdings über die Kassenlage und die Alterstruktur. Und beide lassen für die nächsten Jahre eher keine besonders beliebten Regulierungen anstehen.

Ausserdem drückt sich ja keiner vor Geld-für-jeden Entscheidungen, grade um die Wahlen rum.

Die Geld-Verteilungs-Ecke in der politik, die war noch nie unterbesetzt. Das IS ja das Problem.
 
@Neopope:
Zur Zeit gehen ja nur die zur Wahl, die sich auch irgendetwas
davon versprechen, also die Mittelschicht (in verschiedenen Abstufungen). Nicht zur Wahl geht das unterste Drittel der Systemverlierer. Und was werden die Leute, die in unserem System keine Chance mehr haben, wohl wählen, wenn sie gezwungen werden? Genau, eine Partei, die das System kippen möchte.
Das würde mich allerdings schon interessieren, was dabei rumkäme, wenn tatsächlich alle Wahlberechtigten ihre Stimme an der Urne abgäben. Erstaunlich ist doch folgendes: die Ergebnisse für die FDP bei der Bundestagswahl sind genauso irreal gewesen wie die jetzigen Umfragewerte der Grünen es sind - dass Klientel-, gelinder gesagt: Interessenparteien einen derart beträchtlichen Anteil der Wählerschaft für sich gewinnen können oder zumindest konnten, spricht erst einmal dafür, dass auch solche Bevölkerungsschichten, die in erster Linie überhaupt nicht von diesen Parteien vertreten werden, diese trotzdem wählen. Das kann zwei Gründe haben:
1. Die ganzen Postillen dieses Landes irren sich, wenn sie von der Entideologisierung der Politik schreiben - der Wähler sucht sich Parteien aus, die zumindest dem Schein nach eine andere Marschrichtung vorgeben als die Volksparteien CDU/CSU und SPD. Die immer schriller werdenden Obskurismen, die das ganze Arsenal von "Freiheit" bis zum "New Green Deal" abdecken, haben eine besondere Strahlkraft, zumindest in der Theorie. Nachdem dieselben Parteien dann tatsächlich Realpolitik betreiben müssen, wird dem frustrierten Wähler klar, dass diese Ideale nur Luftblasen gewesen sind und sucht sich eine andere Partei, die wiederum ein spannendes Paradigma anzubieten hat.
2. Die schon oft gehörte, kurz angebundene Erklärung, es werde immer das gewählt, was gerade auf der Oppositionsbank sitzt bzw. schon länger nichts verbrochen hat. Einzig gab es diesen Effekt schon immer (sonst hätten wir ja im Kern seit 60 Jahren dieselben Wahlergebnisse) und es erklärt nicht den kometenhaften Auf- und Abstieg der kleinen Parteien im Gefüge der Macht. Ich vermute, es steckt mehr dahinter.

Was jedenfalls diese Ansammlung an Quisquilien zum Ausdruck bringen sollte: ich könnte mir gleichsam gut vorstellen, dass die tendentiell sozial schwächergestellten Nichtwähler auch dazu neigen könnten, ein völlig unerwartetes Ergebnis zu produzieren, wenn schon das Bild der bisherigen Wähler so absonderlich ausfällt. Zumal sich der mutmaßlich geringere Informationsstand auswirken könnte, der bewirkt, eher bekannte Gesichter zu wählen, die klassischerweise aus den Volksparteien stammen.

Nachtrag: Hegel war schon etwas früher da mit der Teleologie der Geschichte, auch wenn das soziologische Rahmengefüge in der Tat von Marx ersonnen worden ist - den guten Ruminierer sollten wir also auch noch anführen. 😉

@Moiterei_1984:
Natürlich ist es wichtig, dass man nicht alles abnickt und "Ja und Amen" zu allem sagt, was einem aufgetischt wird, dies impliziert jedoch auch, dass man zumindest zu den nicht ganz hirnverbrannten Vorschlägen unserer politischen Vordenker eine gangbare Alternative anbietet.
Da gibt es einen schönen Aphorismus von Max Scheler, der (sinngemäß, es wird je nach Quelle unterschiedlich zitiert) sagte: "Das Schild geht auch nicht in die Richtung, auf die es verweist.". Gerade bei dual wirkenden Prozessen (im Sinne von der Dichotomie des Urzustandes und des nun angestrebten Zustandes, also der Zweigliedrigkeit der Möglichkeiten) wie Bauvorhaben oder Gesetzesänderungen kann ich sehr wohl schlichtweg gegen die Änderung sein, ohne einen völlig neuen, dritten Zustand erstrebenswert zu halten, sondern eine Beibehaltung des Bewährten fordern. Auch muss man nicht immer ausgeklügelte Gegenvorschläge vorbringen können, wenn es um Detailfragen geht; wenn beispielsweise über die Sätze bei der Einkommensteuer diskutiert wird, kann ich auch en bloc gegen die Proposition der anderen Partei (bzw. Fraktion) stehen, ohne selber ganz konkrete Vorstellungen zu haben, weil schon die Stoßrichtung eine völlig andere ist. Und außerdem: wer macht sich eigentlich die Mühe und liest sich langatmige, in Bürokratenplastikdeutsch verfasste Gegenentwürfe durch? Kein Mensch. Alles nur vorgeschobene Scheinargumente...
 
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@ KOG:
Klientel-, gelinder gesagt: Interessenparteien einen derart beträchtlichen Anteil der Wählerschaft für sich gewinnen können oder zumindest konnten, spricht erst einmal dafür, dass auch solche Bevölkerungsschichten, die in erster Linie überhaupt nicht von diesen Parteien vertreten werden, diese trotzdem wählen. Das kann zwei Gründe haben:
Soweit richtig beobachtet, würd ich sagen.
Natürlich irren Autoren, die von einer Entideologisierung sprechen. Sie meine damit ja eigentlich auch normalerweise eine Hinwendung zum neoliberalen „Sachzwang“ Postulat. Achte mal drauf, es ist in der Regel immer eine bestimmte Ecke, die die Abkehr von „Ideologien“ fordert bzw. das bei der Wählerschaft zu erkennen glaubt. Traurig dabei ist bloß, dass sie es auch noch selber glauben. Neulich habe ich ein Interview, mit einem CDU-Politiker im Netz gelesen, der doch tatsächlich erst davon geschwärmt hat, wie toll der (Hamburger?) Senat die Vorstellungen der CDU doch umgesetzt hat, um dann zwei, drei Sätze später sich damit zu rühmen, eine ideologiefreie Politik zu machen. Ich mein, lol.
Die starken Schwankungen in der Wählergunst, kommen nicht von „Theorien mit besonderer Strahkraft“, sondern daher, dass die Parteien, wohl um eine möglichst große Wählerschaft anzusprechen, sich ideologisch angenähert haben. So sind diverse, wie nennt man es, Ideologeme identisch bei allen großen Parteien. Damit werden sie dann halt auch austauschbar. So jedenfalls meine Theorie.
Dem kann ich soweit nichts hinzufügen. Aber du hast Punkt 3 vergessen: Propaganda. Das Ergebnis der FDP hängt wohl auch mit der wohlwollenden Berichterstattung im Vorfeld der Wahlen zusammen, bzw. dem Wunsch die große Koalition zu verhindern. Wenn ich mich recht erinnere war z.B. die Berichterstattung in der Bild über die FDP positiv usw.
Was jedenfalls diese Ansammlung an Quisquilien zum Ausdruck bringen sollte: ich könnte mir gleichsam gut vorstellen, dass die tendentiell sozial schwächergestellten Nichtwähler auch dazu neigen könnten, ein völlig unerwartetes Ergebnis zu produzieren, wenn schon das Bild der bisherigen Wähler so absonderlich ausfällt. Zumal sich der mutmaßlich geringere Informationsstand auswirken könnte, der bewirkt, eher bekannte Gesichter zu wählen, die klassischerweise aus den Volksparteien stammen.
Nun, da magst du recht haben. Wir können ja hier nur wild spekulieren. Aber ich denke, wir können uns darauf einigen, dass Wahlen dann ein Stück weit unberechenbarer wären. Das alleine wäre ja schon ein Grund für die etablierten Mächtigen eine Wahlpflicht abzulehenen. Man bedenke, wie sehr das System ins straucheln gerät, sobald ein neuer Spieler auftaucht. Ich erinnere da man an Hessen und die Linke. Und das generelle Problem, wie man nun koaliert, wenn auf einmal 5 Parteien da sind, ist ja immer noch nicht ausgestanden.

Teleologische Geschichtsschreibung gibt es wohl schon so lange, wie die Geschichtsschreibung. Mir geht es nur ein wenig auf den Keks, dass Begriffe völlig entfremdet von Politikern, also von Leute, die fürs Reden bezahlt werden, verwendet werden. Dieses „mit Deutschland muss es vorwärts gehen“ etc. ist ein Beispiel dafür, aber auch wenn Merkel von einer „Revolution im Energiesektor“ spricht ist das daneben. Wenn dann dazu noch solche Deppenkombinationen wie „rückschreitender Fortschritt“ dazukommen ist es völlig aus. Ich meine, das kommt von Leuten, deren Beruf das Reden ist. In sofern ist es gar nicht an DEM gerichtet gewesen, da er ja nicht fürstlich dafür entlohnt wird, hier zu schreiben.

@ Nuss:
Ich finde schon. Es sagt einfach aus, dass unsere Regierung in jedem Fall und egal wer nun gerade am Ruder ist, den Lebensstandard des größten Teils der Bürger senken wird. Und das ist schon mal ne Ansage.
Ach ja, ich möchte hier nicht mit der Finanzlage und Altersstruktur anfangen, aber, um es kurz zu umreißen, Geld ist genug da (nur nicht für uns). Siehe Abwrackprämie, Bankenrettung, Vergrößerung der Mitarbeiterschaft in Ministerien, millionenschwere Neubenennung von Ämtern, Aussetzung der Vermögenssteuer, diverse Kriege, Rettung diverser Unternehmen usw.
Und zur Altersstruktur: Die Untergangszenarien basieren auf der prognostizierten Bevölkerung von 2060. Das alleine ist schon ein Witz. Überlege mal wie zutreffend Prognosen von 1960 für unsere heutige Zeit waren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wieso?

Es ist eine Lüge:
Eine Lüge ist eine Aussage, von der der Sender (Lügner) weiß oder vermutet, dass sie unwahr ist, und die mit der Absicht geäußert wird, dass der oder die Empfänger sie trotzdem glauben. Dies geschieht meist, um einen Vorteil zu erlangen oder um einen Fehler oder eine verbotene Handlung zu verdecken und so Kritik oder Strafe zu entgehen.
 
Wieso?

Es ist eine Lüge:
😛rotest:
Naja, auf der Homepage der Grünen kannst du dir gerne ihre Geschichte durchlesen. Gerade die ersten Jahre waren wohl die Protestjahre der Partei.
Früher haben die Grünen um jeden Löwenzahn im Stadtgebiet gekämpft. Dafür haben die heute einfach keine Zeit mehr. Aber GEGEN etwas (AKW Startbahn West usw.) zu sein, war ihr Markenzeichen.
Das Klischee hat also einen wahren Kern.

Eine Überspitzte Darstellung
von Klischees ist auch eine Lüge.
Ich würd eher sagen es lenkt den Fokus auf ein ganz bestimmtes Merkmal. Aber mit Wahr und Falsch hat das für mich nichts zu tun.
 
Ach ja, ich möchte hier nicht mit der Finanzlage und Altersstruktur anfangen, aber, um es kurz zu umreißen, Geld ist genug da (nur nicht für uns). Siehe Abwrackprämie, Bankenrettung, Vergrößerung der Mitarbeiterschaft in Ministerien, millionenschwere Neubenennung von Ämtern, Aussetzung der Vermögenssteuer, diverse Kriege, Rettung diverser Unternehmen usw.

Es ist kein Geld da. Nur weil man über Staatsverschuldung den oben genannten Unsinn finanziert, haben doch nicht auf ein Mal Geld.
Diese "aber da geht es doch!"-Argumente sind einer der Gründe, warum Politiker nichts gegen die Verschuldung tun 🤔
 
Der witz is doch das würde man (also unsere gewählten Volksvertretter) sich mal bissle mit BWL beschäftigen und unsinnige Sachen wenigsten eine Zeitlang aussetzen die Schulden durchaus herunterfahrbar sind.
Die da wären? Willst ein Jahr lang keine Renten und HartzIV zahlen?
Das sind einfach die Kostenfaktoren. So wir denn also nicht unsere Omas euthanasieren wollen müssen wohl oder übel erst mal andere Gesetze her welche die kosten senken.

@Filmchen: hat sein Ziel erreicht: mit einem belanglosen 30sec. Filmchen ist die CSU bundesweit im Gespräch ganz ohne das sich der Seehofer mal wieder zum Ei macht und eine gewisse "Modernität" hat das Medium Youtubefilmchen auch.
So gesehen also ein Erfolg.
Und der Grundtenor ist bei aller Polemik treffend: die Grünen sind wirklich in die reine Antirolle abgerutscht. Hat einerseits antürlich mit der Opossitionsrolle zu tun, anderseits ist da auch eine große programatische Leere: zu vielen Themengebieten hat die Gründe schlicht keinen Standpunkt und keine Leute.

Gehen wir mal just for Fun das Szenario durch: morgen wird gewählt, die Grünen kriegen 30+x die SPD wird Juniorpartner und wir haben nen Grünen als Kanzler (Horrorvorstellung: Claudia Roth). Und dann? Wie stehen die Grünen zu Afghanistan? Dem Thema Transferunion? Gesundheitspolitik?
Das sind alles große schwarze Löcher. Von daher stimmt der Spot, da ist momentan zuviel Anti und zuwenig Programm drin in den Grünen.
 
@Neopope:
Natürlich irren Autoren, die von einer Entideologisierung sprechen. Sie meine damit ja eigentlich auch normalerweise eine Hinwendung zum neoliberalen „Sachzwang“ Postulat.
Ich habe kurz vor der Bundestagswahl einen langen Artikel in der "Zeit" gelesen, der sich mit der flächendeckenden Entideologisierung beschäftigte, auch die FAZ findet passim solche Töne; gesetzt dem Fall, dass diese beiden Zeitungen einigermaßen repräsentativ sind für andere, scheinen die Leitartikler derzeit davon auszugehen, dass der Wähler pragmatisch wählt und nach gar keinem abstrakten Unterbau mehr dürstet.
Das bezieht sich auch gar nicht sonderlich auf die allenthalben angeführte "Alternativlosigkeit" oder bestimmte politische Tendenzen, jedenfalls nach den Zeitungsredakteuren - es soll angeblich eine Vorliebe des Wählers zur Realpolitik erkennbar geworden sein.
Die starken Schwankungen in der Wählergunst, kommen nicht von „Theorien mit besonderer Strahkraft“, sondern daher, dass die Parteien, wohl um eine möglichst große Wählerschaft anzusprechen, sich ideologisch angenähert haben. So sind diverse, wie nennt man es, Ideologeme identisch bei allen großen Parteien. Damit werden sie dann halt auch austauschbar. So jedenfalls meine Theorie.
Dass eine gewisse Verdunstung von Kerninhalten stattgefunden hat und sich gemächlich perpetuiert, ist nicht von der Hand zu weisen. Erstaunlicherweise gewinnen aber in jüngster Zeit vor allem diejenigen Parteien Zuspruch, die für sich (wie gesagt, zumindest scheinbare) Differenzen zu den Volksparteien in Anspruch nehmen. Die FDP präsentierte sich als Partei der Freiheit, die Grünen bedienten sich des keynesianischen Vokabulariums, um für ihre Ökologie Werbung zu machen und die Linkspartei grenzt sich besonders stark in Gestus und Inhalt von den anderen Parteien ab. Soll heißen: auch wenn global besehen eine Annäherung stattfindet, findet der Wähler diejenige Vergenz besonders aufregend, die am weitesten von dem Minimalkonsens abweicht, solange es nicht Splitterparteien sind (vielleicht kommt diese Phase noch?). Ein allgemeiner Trend zeichnet sich noch nicht ab, gleichwohl halte ich das derzeit für eine Erklärung.
Aber ich denke, wir können uns darauf einigen, dass Wahlen dann ein Stück weit unberechenbarer wären. [...] Und das generelle Problem, wie man nun koaliert, wenn auf einmal 5 Parteien da sind, ist ja immer noch nicht ausgestanden.
Sehr richtig, dem stimme ich zu.
Teleologische Geschichtsschreibung gibt es wohl schon so lange, wie die Geschichtsschreibung.
Nicht ganz. Teleologie als Proprium eigenen Denkens erfahren wir erstmals bei Aristoteles (auch wenn es Vorsokratiker gibt, die ein ähnlich geartetes Konzept zumindest vage erkennbar werden lassen), in Verkörperung des Weltgeistes ist es hingegen nicht ganz so alt. Wirklich ausgeprägt ist es nach meinem Dafürhalten beim Hegel, der ja tatsächlich eine Quiddität mit dem Lauf der Weltgeschichte assoziiert, was zumindest in dieser Form ein revolutionärer Agens ist. Und danach wurde es richtig populär, Toynbee und Spengler haben es mit Kusshand aufgenommen.
Mir geht es nur ein wenig auf den Keks, dass Begriffe völlig entfremdet von Politikern, also von Leute, die fürs Reden bezahlt werden, verwendet werden. [...]
"Ich will Ihnen heute nicht verhehlen, dass ich diese Schleiflackrhetorik, die hier zum Stil des Hauses erhoben worden ist, dieses von den Fraktionen synchronisierte, vorfabrizierte Plas-tik-deutsch, diese ganze Nierentischsemantik für den Tod des Parlamentarismus halte!" 😀😉


@Sohn des Khaine:
Zumindest in den von Dir angeführten Punkte sind die Grünen relativ eindeutig positioniert:
Wie stehen die Grünen zu Afghanistan?
Grundsätzliche Billigung mit zügigem Abzug, der dieses Jahr beginnen und idealerweise 2014 beendet sein soll.
Dem Thema Transferunion?
Ausweitung des Rettungsschirms mit Sympathie für die Euro-Anleihen, auch wenn es da innerhalb der Partei unterschiedliche Stimmen zu hören gibt. Eine langfristige Perspektive bietet derzeit keine Partei zum Thema EU.
Gesundheitspolitik?
Eine Entwicklung zur Bürgerversicherung wird angestrebt, bei gleichzeitigem Angebot von Zusatzversicherungen.
 
Grundsätzliche Billigung mit zügigem Abzug, der dieses Jahr beginnen und idealerweise 2014 beendet sein soll.
Also damit erreichen sie wirklich den status der Anti-Politik in Vollendung, denn damit sind sie sogar gegen die Entscheidungen der eigenen Partei 😀

Aber ernsthaft, so meinte ich das nicht: jede halbwegs seriöse Partei dürfte ein Parteiprogramm haben das alle wesentlichen Aspekte abdeckt.
Nur sind die Grünen bei diesen Themen öffentlich eigentlich unsichtbar. Einzig beim Thema Ausländer/Integration gibt Frau Roth immer ihren Senf dazu. Aber sonst? Kannst du dich in den unzähligen Talkrunden zum Thema Griechenlandkrise/Euro die es im letzten Jahr gab auch nur an einen Grünen Politiker erinnern der da war?
Überhaupt wäre da das Thema Personal: wer sind denn die Grünen?

Claudia Roth: OK, die Betroffenheit in Person. Kann weinen weil in China ein Sack Reis umgefallen ist und ne Kamera auf sie gerichtet ist. Mag keine Nazis und findet den Islam toll (so toll das sie in Teheran aus lauter Respekt vor den Mullahs nen Kopftuch aufsetzt). So sehr ich die Grünen stellenweise sympathisch finde (wenn man von ihrer Umweltpolitik absieht 😀): so lange diese Frau da was zu sagen hat ist der Verein unwählbar. Dagegen ist der Westerwelle die Seriosität in Reinform. Und ich meine den aus der Zeit des Guidomobils.
Jürgen Trittin: wäre ein idealer Umweltminister, egal in welcher Regierung aber sonst? ...
Cem Özdemir: Quotentürke. Klingt hart, aber der sitzt da, weil es im Spitzenpersonal der Grünen ein Migrantenkind geben muss. Gehört zum Image. Durchaus ein sympatisches Kerlchen und als Wahlkampfgesicht nicht schlecht - aber Positionen oder Inhalte?
Renate Künast: Ich könnte jetzt einen Witz über ihre feminine Aura machen, aber das wäre zu billig. ^^ Aber wieder: Positionen?

@Parteien: Parteien sind im Grunde erscheinungen einer Klassengesellschaft wo grundlegende Differenzen in sowohl den sozialen Hintergründen als auch den grundlegenden politischen Zielen herrschen. Und damit sind sie hierzulande schlicht überholt. Die Gesellschaft ist schlicht sozialdemokratisiert. Selbst in der FDP käme z.B. keiner auf die Idee den Sozialstaat abzuschaffen.
Damit sind Parteien entideologisiert - es gibt einfach keinen Streit mehr über das System welches die Bundesrepublik darstellen soll. Einizige Ausnahme sind eventuell die Linken, bei der ein gewisser Block ja nun scheinbar immer noch den Kommunismus anstreben...
 
@ Neopope

Ich finde schon. Es sagt einfach aus, dass unsere Regierung in jedem Fall und egal wer nun gerade am Ruder ist, den Lebensstandard des größten Teils der Bürger senken wird. Und das ist schon mal ne Ansage.
Ach ja, ich möchte hier nicht mit der Finanzlage und Altersstruktur anfangen, aber, um es kurz zu umreißen, Geld ist genug da (nur nicht für uns). Siehe Abwrackprämie, Bankenrettung, Vergrößerung der Mitarbeiterschaft in Ministerien, millionenschwere Neubenennung von Ämtern, Aussetzung der Vermögenssteuer, diverse Kriege, Rettung diverser Unternehmen usw.
Und zur Altersstruktur: Die Untergangszenarien basieren auf der prognostizierten Bevölkerung von 2060. Das alleine ist schon ein Witz. Überlege mal wie zutreffend Prognosen von 1960 für unsere heutige Zeit waren.

Da sind wir nichtmal unterschiedlicher Meinung grundsätzlich.

Die Umstände lassen nicht viel andres zu. Die Belastungen die der Schuldenstand und die Alterstruktur mit sich bringen haben allerdings ein ganz andres Kaliber, als Bankenrettung und Krieg und Abwrackprämie zusammen.
Das kann ich auch gern nochmal n bischen ausführen wenns beliebt, aber ich will auch keinen langweilen.

Zur Altersstrukturprognose kann man nur sagen, dass sie sehr genau sind, im Verhältnis zu allen andren. Alle Leute, die heute 50 sind, sind nächstes Jahr 51. Da muss man keine vagen Annahmen treffen wies beim Inflationsverhalten oder dem Wirtschaftswachstum ist. Unklar sind nur die Geburtenrate im Detail; ein Babyboom steht aber weder zu erwarten, und käme eh zu spät.
Die andren relevanten Einflüsse sind dann nur noch wirklich grosse Seuchen und wirklich grosse Kriege, oder bedeutende Wanderungsbewegungen.

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Ansonsten geht die mit abstand stärkste Bevölkerungsklasse, heute zwischen 45 und 50, in 15 bis 20 Jahren in Rente. Heute zahlen die alle noch ein, und selbst da steht das Rentensystem jedes Jahr mit 80 Mrd. in den Miesen.

Sobald die alle auf der Nehmerseite stehen, haben wir ein Problem. Unvermeidlicherweise. Schieb einfach die Pyramide mal um 20 Jahre nach oben, dann isses auch erst 2030. Und das erleben wir alle noch. Dann stehen fast so viele Leute über den 65 und unter den 20, wie dazwischen, und dann wirds wirklich schwierig.

Dieselben Leute, die das schon kaum werden schultern können, die haben die Verschuldung zusätzlich von ebenjenen aufgeladen bekommen. Während ich hier tippe, die 15 Minuten, sinds wieder 3 Mio mehr, blos an Zinsen.

Das sind leider die wesentlichen Probeleme, mit denen sich keine Partei wirklich befasst, und auch nicht befassen darf, da jede Änderung am Rentensystem oder am Haushaltsgefüge sofort zum Wahlmisserfolg führt.
Die Leute wollens nicht hören, nichtmal die, dies verstanden haben oder verstehen könnten.
Also wird über kleinteiligen Käse diskutiert; ob Dioxin in Bodenhaltungseiern besser sei als Dioxin aus Käfighaltung, wie man Benzin spart damit der Rest der Welt dann eben das gesparte mehr verbraucht und wie man sich energietechnisch sonst noch Nachteile verschaffen kann, wo man wie n Bahnhof zu bauen hat, ob man irgendwelche Sätze 5€ erhöht oder nicht, wie Sicherheitskontrollen an Flughäfen auszusehen haben, und warum kirchliche Symbole in Schulen verboten sind, ausser, es sind christliche.

Um Lebensstandardsteigerungen gehts nur dann, wenn man ne eigene Ideologie damit verkaufen kann. Alle werden glücklich im Kommunismus, alle werden glücklich mit Solardächern, oder alle werden glücklich wenn an jeder Ecke drei Cops stehen. Wahlweise.

Materielle Lebensstandardsteigerungen für ne breite Masse werden in merklichem Umfang auf absehbare Zeit sehr schwer zu erreichen sein (vor allem weil das Niveau bereits so hoch ist wie es ist), so siehts eben aus, die Grünen sind beim Verteuern und Geldverpulvern blos die Schnellsten.
 
2030 an was erinnert mich das ahja,
Das ZDF hat da so ne Doku Reihe Aufstand der Altern, Aufstand der Jungen und den dritten weiß ich grad nicht. Bissle lahm am anfang aber ganz nett erzählt.


Das Problem mit der Rente ist doch das sie falsch gemacht ist als Bismark die eingeführt haben bekammen die nur Männer ab 65. Da war das bezahlbar (die meisten waren eh vorher tot).
Da klappte der Generationen Vertrag auch noch.
Nach dem zweiten Weltkrieg hätte das langsam umgestellt werden müssen dies wurde aber in den Boom Jahren versäumt. Gleicher Scheiß Pflege versicherung ich könnte kotzen bei dem was ich da jeden Monat einzahlen muss und was mir nachher zu steht nämlich fast nix weil das Geld jetzt verbraten wird um die alten am Leben zu halten.

Soziale Gerechtigkeit funktioniert in beide Richtungen und da hat keine Partei ein Konzept das was taugt.
 
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