Wikileaks

Vovin

Tabletop-Fanatiker
06. Juni 2001
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Heute abend soll ja die dritte Welle an geheimen US Informationen auf Wikileaks veröffentlicht werden, diesmal aus dem State Department. Dabei bekommen auch diverse deutsche Politiker ihr Fett weg. Im morgigen Spiegel wird es davon auch die Sahnestückchen geben, wenn man sich nicht durch tausende diplomatische Noten wühlen will. Einen Vorgeschmack gibt es hier.

Was haltet ihr vom Vorgehen von wikileaks im Allgemeinen?
Was sagt ihr zu den Veröffentlichungen im Speziellen (wenn sie denn vollständig bekannt sind)?

Meine Meinung: Comedy pur!
 
Nicht nur, dass Wikileaks geheime Dokumente veröffentlicht, was man (wenn man will) durchaus als Hochverrat sehen könnte, nein, sie gefährden das Leben der Soldaten, die in Einsätzen in Afghanistan und im Irak ihren Arsch riskieren. Klar ist es nötig, dass den großen jemand auf die Finger schaut und dafür sorgt, dass diese sich nicht alles herausnehmen können. Notfalls auch durch Indiskretionen, jedoch sollte man dabei selektiver vorgehen und nicht unbedingt alles veröffentlichen, was auch Menschenleben gefährdet.
 
...jedoch sollte man dabei selektiver vorgehen und nicht unbedingt alles veröffentlichen, was auch Menschenleben gefährdet.

Genau mein Gedanke, kann ich auch nicht besser formulieren. Die Veröffentlicher sollten sich eventuell Gedanken machen was die Folgen der Veröffentlichungen sein könnten und wenn man es erstmal geschafft hat nen Anschlag oder gar einen Krieg anzuzetteln dann wird für Wikileaks wahrscheinlich ruckzuck zappenduster sein.

MfG
DvM
 
Da war Vovin ja schneller mit diesem Thema.
Ich finde das eine ziemliche Frechheit. Vor allem, wenn es sich dabei un Indiskretionen von Regierungsvertretern handelt, die irgendwelches Zeug veröffentlichen. Soll sich der Assage nachher nicht wundern, wenn ihm nicht nur eine Sexbombe ins Bett gelegt wird...
Geheim ist nun mal geheim und sollte es auch bleiben, insbesondere, wenn dadurch die doch recht akzeptable Welt geschwächt wird. Ohne redaktionelle Kontrolle einfach irgendwelche Sachen uploaden geht einfach nicht.
 
Zunächst mal ein fettes LOL:

Meanwhile, Wikileaks (again, presumably Assange) now tweets "We are currently under a mass distributed denial of service attack," adding that "El Pais, Le Monde, Spiegel, Guardian & NYT will publish many US embassy cables tonight, even if WikiLeaks goes down."
Besonders lustig finde ich, dass der Wikileak vorab geleaked wurde. 😀

Nun aber zur eigentlichen Frage...

Was haltet ihr vom Vorgehen von wikileaks im Allgemeinen?
Was sagt ihr zu den Veröffentlichungen im Speziellen (wenn sie denn vollständig bekannt sind)?

Ich stehe Wikileaks sehr zwiegespalten gegenüber. Auf der einen Seite sind sie quasi das "ultimative Instrument" der Pressefreiheit und decken so manches schmutzige Geheimnis auf. Soweit das Positive.

Auf der Negativen Seite ist es einfach die Frage, ob das wirklich etwas Gutes ist, was die da tun. Wenn 20 Jahre nach einem Vorfall brisante Fakten öffentlich werden kann dies vergleichbar wenig Schaden anrichten. Geht es jedoch um laufende Operationen, Kriege, Ermittlungen etc. werden de Facto Menschenleben gefährdet. Das geht mir definitiv zu weit.

Die aktuelle Veröffentlichung ist ein Beispiel dafür, wie ein Wikleak unterm Strich nichts weiter erreichen wird als böses Blut zu schaffen. Politiker aus aller Welt wurden nüchtern analysiert und teilweise mit wenig schmeichelhaften Worten beschrieben. Wozu auch diplomatisch sein? Sind schließlich geheime Dokumente und an einen ausgewählten Kreis von Adressaten bestimmt. Das solche Analysen stattfinden ist ganz normal, das sie an die Öffentlichkeit gelangen nicht.

Die Frage ist doch schlussendlich einfach: Wird die Welt durch eine solche Veröffentlichung wie die aktuelle ein besserer oder ein schlechterer Ort? Und um ehrlich zu sein kann ich da nicht allzu viel Positives entdecken.

Nicht nur, dass Wikileaks geheime Dokumente veröffentlicht, was man (wenn man will) durchaus als Hochverrat sehen könnte, nein, sie gefährden das Leben der Soldaten, die in Einsätzen in Afghanistan und im Irak ihren Arsch riskieren.

Offenbar ist man darüber auch beim Militär geteilter Meinung. Schließlich kamen das aktuelle und ein früheres Wikileak selbst von einem Soldaten:

There is widespread speculation that the documents to be released in this batch are sourced from US Army private Bradley Manning, the intelligence analyst who was arrested in Iraq in June and charged with leaking classified US documents to Wikileaks. Manning has been held in a military detention facility in Quantico, Virginia for more than 160 days.
 
Wikileads editiert das Material ja schon massiv und streicht Quellen und Informaten.
Wenn amerikanische Soldaten wegen des Backlashs in Gefahr geraten, den Videos auslösen, die amerikanische Apache Piloten zeigen, wie sie Journalisten massakrieren, dann ist das tragisch, aber wohl kaum wikileaks Schuld.

@Blackorc:
Die aktuelle Veröffentlichung ist ein Beispiel dafür, wie ein Wikleak unterm Strich nichts weiter erreichen wird als böses Blut zu schaffen. Politiker aus aller Welt wurden nüchtern analysiert und teilweise mit wenig schmeichelhaften Worten beschrieben. Wozu auch diplomatisch sein? Sind schließlich geheime Dokumente und an einen ausgewählten Kreis von Adressaten bestimmt. Das solche Analysen stattfinden ist ganz normal, das sie an die Öffentlichkeit gelangen nicht.
Sehe ich auch so. Solange das nur banale Dinge sind, sehe ich nicht die Legitimation, das zu veröffentlich. Was anderes ist natürlich, wenn in diesen Mitteilungen wirkliche Skandale aufgedeckt werden. Z.B. dass US Diplomaten den Auftrag hatten, Passwörter und Lagepläne von hochrangigender Büros von hochrangigen UN Mitarbeitern auszuspähen und DNA Material zu beschaffen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schwer zu sagen. Weitgehend betrachte ich die "Meldungen" als sturm im Wasserglas. Wenn ich mir z.B.die grade veröffentlicheten dossiers über dt. Politiker ansehe frage ich mich schon wo der Skandal ist: das amerikanische Politiker den Gudio für nen Suppenkasper und die Angie für klug aber farblos halten kann nun wirklich niemanden überraschen....
auch glaube ich irgendwie nicht an echte Brisanz der Daten: wenn dem so wäre würde uns der Assange schon längst den Barschel machen....

Hauptproblem ist für mich weniger wikileaks als eher dieses "heile welt"-Weltbild, das überall als sacrosanct gilt und Staaten quasi dazu zwingt ihre Bevölkerung zu belügen z.B. indem man versucht die Illusion der "sauberen Kriege" aufrecht zu erhalten.
 
Ich sehe das Problem hier weniger bei WikiLeaks als bei den US-Behörden.

Das Problem ist nämlich nicht die Veröffentlichung der Dokumente durch Wiki-
Leaks, sondern die Tatsache, das diese Dokumente überhaupt veröffentlicht
werden konnten.

Es ist jetzt, soweit ich mich erinner, das dritte Mal, das ein Mitarbeiter einer
US-Behörde es schafft, hunderttausende zum Teil geheime Dokumente einer
Behörde an die Medien bzw. an WikiLeaks weiter zu reichen. Ein Mal kann so
etwas passieren, zwei Mal vieleicht gerade noch, aber das sowas nun zum
dritten Mal in einem derartigem Ausmaß vorkommt, da muss man sich fragen,
was die US-Behörden eingentlich unternehmen um so etwas zu verhindern,
gerade bei so sensiblen Themen wie Kampfeinsätzen und diplomatischen
Korrespondenzen.

Das die Dokumente jetzt durch WikiLeaks veröffentlicht wurden ist völlig
irrelevant. Bei so brisanten Informationen findet sich immer jemand der sie
veröffentlichen wird. So etwas gab es auch schon vor der Existenz von
WikiLeaks und sowas wird es auch danach geben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich sehe solche Sachen auch immer gespalten. Klar sollte ma nerfahren wenn Regierungen wichtige Dinge verheimlichen und vertuschen aber man auch muss darauf wenn man alles damit schadet.

So die Sachen zu dt. Politikern sidn ja eigentlich nix was wir nicht eh schon wüssten, das hier fidne ich aber schon ne kleine Frechheit:

Nach Darstellung der britischen Zeitung "Guardian" haben die USA sogar versucht, die Führung der Vereinten Nationen auszuspionieren. Seit Juli 2009 würden auf Anforderung von Außenministerin Hilary Clinton persönliche Kreditkarteninformationen, sowie E-Mail- und Telefonverzeichnisse von UN-Diplomaten gesammelt, heißt es im "Spiegel" dazu.

Quelle GMX
 
Ja, wenn man nicht zu dem Kreis der demokratischen Staaten gehört, spioniert man. Aber die USA?

@ Abe:
Das Problem, das die USA haben, ist, dass sie nach dem 11.09.2001 alle ihre geheimen Informationsnetze und -depots zusammengelegt haben und für jeden mit Sicherheitsfreigabe (über 3 Millionen Soldaten und Beamte) zugänglich gemacht haben, damit nicht wieder die gleichen Fehler passieren wie vor den Anschlägen: dass zwar alle Informationen vorliegen, um den Anschlag abzuwehren, aber so verteilt im System, dass niemand die Fakten zusammenbringen und die richtigen Schlüsse ziehen kann.
Der Nachteil dabei wird jetzt offensichtlich. Datensicherheit ist dabei völlig unmöglich zu erreichen.
 
Ja, wenn man nicht zu dem Kreis der demokratischen Staaten gehört, spioniert man. Aber die USA?
Dann muss man es doch erst recht, sonst haben die Unrechtsstaaten
ja einen Informationsvorteil. 😉
@ Abe:
Das Problem, das die USA haben, ist, dass sie nach dem 11.09.2001 alle ihre geheimen Informationsnetze und -depots zusammengelegt haben und für jeden mit Sicherheitsfreigabe (über 3 Millionen Soldaten und Beamte) zugänglich gemacht haben, damit nicht wieder die gleichen Fehler passieren wie vor den Anschlägen: dass zwar alle Informationen vorliegen, um den Anschlag abzuwehren, aber so verteilt im System, dass niemand die Fakten zusammenbringen und die richtigen Schlüsse ziehen kann.
Der Nachteil dabei wird jetzt offensichtlich. Datensicherheit ist dabei völlig unmöglich zu erreichen.
Dann darf man sich aber auch nicht wundern, wenn so etwas wie
hier passiert.
 
Spionieren tun alle Staaten, demokratisch oder nicht, Auch Deutschland hat ja nen Auslandsgeheimdienst, und das alles nicht ohne Grund.

Die Dokumente, die sich jetzt aus WL finden, sind ja auch weniger Spionageberichte als einfache Botschaftskabel nach Hause, der Inhalt scheint doch bis auf ein paar Ausnahmen zum Iran und israel von denen jetzt was zu lesen war, eher Klatsch und Tratsch zu sein.

Alle Nationen, ja auch private Organisationen, legen ja Dossiers mit nüchternen Einschätzungen relevanter Partner an, das hilft einfach bei Projekten und Verhandlungen aller Art.


Nur wer sagt eigentlich, dass die Veröffentlichungen unverfälscht sind?
Oder dass sie vollständig sind?
Oder dass sie nicht von Leuten kommen, die damit eine politische Intention verbinden?

Da nirgends ne offizielle Quelle steht, bei der man nachfragen und eine korrekte Antwort erwarten könnte, kann man ohne weiteres hier und da auch mal ein Dokument weglassen, dazuerfinden oder frei verändern, damit ein bischen Würze in die Sache kommt. Merkt ja kein Schwein in nem Stapel von x tausend Dokumenten. Und unterm Strich kann jeder sagen: Also wir haben das genau so bekommne, und einfach veröffentlicht.

Ich finds jedenfalls nicht grade nen Gewinn, wenn Diplomaten Hemmungen haben sollten, künftig inoffiziell Klartext miteinander zu reden; echte Abkommen, seis Kuba, Berlin, Dayton usw. sind immer erstmal ganz vorsichtig und im Geheimen ausgekaspert worden.


Aber wenigstens isses ja ahlbwegs unterhaltsam.
Wen auch immer die Medien zu Zukunft hoch oder runterschreiben wollen; da macht man immer erstmal ne Volltextsuche bei WL, und dann wird sich schon das passende Dokument dazu finden. Passt ma auf die nächsten Monate ^_^.
 
Nicht nur, dass Wikileaks geheime Dokumente veröffentlicht, was man (wenn man will) durchaus als Hochverrat sehen könnte, nein, sie gefährden das Leben der Soldaten, die in Einsätzen in Afghanistan und im Irak ihren Arsch riskieren. [..]
[..] Geht es jedoch um laufende Operationen, Kriege, Ermittlungen etc. werden de Facto Menschenleben gefährdet. Das geht mir definitiv zu weit.
[..]
Geheim ist nun mal geheim und sollte es auch bleiben, insbesondere, wenn dadurch die doch recht akzeptable Welt geschwächt wird. Ohne redaktionelle Kontrolle einfach irgendwelche Sachen uploaden geht einfach nicht.

Ja, es werden Menschenleben gefährdet, das fängt aber bereits vor einer Veröffentlichung durch Wikileaks an. Nämlich wenn man der Meinung ist mit Krieg die Demokratie zu etablieren, obwohl derartige Impulse zur Veränderung einer Gesellschaft nicht erzwungen werden können, vor allem nicht von außen. In dem Rahmen schickt man dann Soldaten in einen asymmetrischen Konflikt, der Anforderungen stellt, die Soldaten nur bedingt erfüllen können. Inwiefern das die Sicherheit von allen Menschen vor Ort erhöht ist fraglich, vor allem da Drittparteien wie z.B. Blackwater der Weg geebnet wird.


Ganz nebenbei sollten Streitkräfte, die sich in einem solchen Ausmaße an einem Konflikt beteiligen, in der Lage sein ihre Pläne auch kurzfristig umzustellen. Das man übergangsweise eher passiv agiert sollte kein Problem darstellen, wenn das Leben der Soldaten wirklich so hoch gewertet wird, wie man es gerne darstellt. Mal abgesehen davon, dass die Gegenseite hier gar nicht die Kapazitäten besitzt um auf eine solche Umstellung wirklich zu reagieren.

P.S.
Recht akzeptabel ist die Welt auch nur, wenn man einen Wohnort hat, der nicht unter dem Realitätsverlust anderer Leute leidet. In Deutschland hier kann ich über Bushs "Mission acomplished" lachen, woanders sieht man das aber "eher mit weniger Humor". Auch was so mancher US-Reservist im Irak angestellt hat war alles andere als "doch recht akzeptabel".
 
Zuletzt bearbeitet:
:huh:

Doch, geht.

Du lebst im besten Beispiel dafür.
Ich denke es weiß doch jeder was er meint. Klar geht das hier, weil wir gleiche Voraussetzungen hatten, aber in der muslimisch geprägten Welt in der eine ganz andere Mentalität vorherrscht geht das eben nicht. Wenn man eine Demokratie dort errichtet, dann ist das eher eine Scheindemokratie; oder glaubst du selbst daran, dass nach komplettem Abzug der Truppen der Irak und Afghanistan Vorzeigedemokratien werden? Da wird ein vielfaches an Korruption und Wahlbetrug (und ähnlichen negativen Dingen) vorzufinden sein, im Vergleich mit den USA oder den Demokratien der EU.
 
Als ob das "gegen Demokraten helfen nur Soldaten"-Deutschland da großartig anders gewesen wäre.
[Falls du das nicht mal wieder ironisch meinst und nur die Smilies weggelassen hast] Klar war es hier anders. Die Mentalität war eben anders, Weimarer Republik, Französische Revolution usw. der Demokratische Gedanken ist ohne Frage in Europa stärker verankert als in der muslimischen Welt Vorderasiens.