Man darf auch nicht vergessen, dass weder Putin, noch der Westen die Entwicklungen in der Ukraine innerhalb ihrer Lager völlig kontrollieren können. Die Gefahr besteht ja nicht darin, dass Putin hier eine militärische Konfrontation in Gang setzen möchte. sie besteht darin, dass die Gruppen, derer er sich hier bedient, aber auch Gruppen, die der EU oder den Amerikanern nahestehen, sich verselbstständigen und radikalisieren. Denn dies kann Situationen schaffen, auf die die außenstehenden Nationen nur noch reagieren können.
Aber mal noch etwas Anderes. Mich regt die derzeitige von den Amerikanern angestoßene Propagandakampagne gegen die vermeintlichen Propagandalügen Putins auf. Die Amerikaner verbiegen dabei zum Teil auf abenteuerliche Weise den Sachverhalt. Und bisher habe ich noch keinen Artikel bei den Leitmedien gefunden, der die Behauptungen der Amerikaner mal kritisch hinterfragt. Im Gegenteil. Die Schlagzeilen, die ich gelesen habe, gehaupten uni sono, die Amerikaner hätten Putins Lügen entlarvt. Man könnte fast den Eindruck bekommen, hier wäre ein Propagandaministerium am Werk( ist es natürlich nicht. Die Knallchargen in den Redaktionen schalten sich selbst gleich und das kritische Denken ab, wenn Big Brother was zur Lage der Welt brabbelt).
Aber mal vom Wahrheitsgehalt abgesehen, der wohl irgendwo in der Mitte zwischen dem was die Russen sagen und dem was die Ammis sagen liegt: mit wem wollen die Ammis eigentlich die Krise beilegen, wenn sie im vorhinein den maßgeblichen Gesprächspartner demontieren? Wie soll den Obama oder Kerry irgendwelche Zugeständnisse an Russland machen, ohne dafür massiv an Glaubwürdigkeit einzubüßen, wenn sein Gegenüber eigentlich ein Lügner und Betrüger ist. Womit wil er Zugeständnisse rechtfertigen, wenn die Position der Russen bar jeglicher Grundlage ist? Das ist einfach nur töricht. Es sei denn, die Amerikaner haben sowieso nicht vor, sich mit den Russen zu einigen.
Ich erinnere nur an Hillary Clintons Aussage, dass Putins Argumentation, der Hitlers in den Dreißigern gleicht. Was will sie damit sagen? Sie will verhindern, dass Appeasementpolitik betrieben wird, gegenüber einem Land, dass offen expansionistisch ist.
So verquer, wie das hier in den Medien dargestellt wird, ist die Analogie nicht. Es gibt Parallelen. Die Kritik daran ist unterirdisch, weil sie beim Nazikeulenbeissreflex stehen bleibt. Der wesentliche Grundfehler von Clintons Analyse ist aber niciht der, Putin etwa mit Hitler zu vergleichen. Er besteht darin, dass die Grundannahme falsch ist, wonach wir es hier mit einer Situation zu tun haben, in der ein ein expansionistischer Staat, der zum Waffengang entschlossen ist auf eine schwache Staatengemeinschaft stößt, die um jeden Preis den Waffengang verhindern will weil sie defensiv iund nicht expansionistisch ist. Das ist deshalb ein Fehler, weil in der Wahrnehmung der Russen nicht Russland der Aggressor ist, sondern der Westen, der seine Militärgrenze trotz vorher naderslautender Zusicherungen nach Osten verschoben hat und mit der Ukraine unmittelbar die Staatsgrenze Russlands erreichen würde. Die Ukraien ist nicht das zugrundeliegende Problem, sie ist der Tropfen, der für die Russen das Fass zum Überlaufen gebracht hat.
Nachdem nun sämtliche Leitmedien das kritische Denken im kollektiv eingestellt haben und nur noch alles nachplappern, was amtliche Verlautbarungen vorgeben, ist es besonders fatal, Putin derat zu dämonisieren. Denn der Leidtragende ist hierbei nicht Putin, dem es mittlerweile sowieso egal sein dürfte, was der Westen so von seiner Politik hält. Es sind die Politiker, die sich mit ihm auseinandersetzen müssen. Denn sie müssen vor dem Klangteppich den sie selbst erzeugt haben nun für jedes Zugeständnis rechtfertigen. Sie haben sich also ohne Not selbst in ihrem Handlungsspielraum eingeengt, indem sie nun einen Konfrontationskurs einschlagen müssen.