Tja, ich konnte das Ostergrox mit Schockstabschlägen davon "überzeugen", noch einige schpeichelbedeckte Seiten auszuspucken:
Am anderen Ende der Welt ging die Sonne unter. Die letzten Strahlen tauchten den Palast der gyleeschen Kaiser in ein sanftes, goldenes Licht. Die alabaster weißen Mauern und die goldenen Kuppeln schienen zu leuchten. Der Palast galt nicht umsonst als der schönste Bau der Welt.
Die Tür, die vom großen Arbeitszimmer auf den Balkon hinausführte, stand offen und eine leichte Brise bewegte die fast durchsichtigen Vorhänge sanft hin und her.
Kaiser Markus der Dritte stand über seinem Arbeitstisch gebeugt und studierte aufmerksam die Karte, die darauf ausgebreitet lag. Das gab dem Innenminister, der auf der anderen Seite des Tisches stand, Gelegenheit, den Kaiser ausgiebig zu betrachten.
Kaiser Markus war Mitte Vierzig. Er war glatt rasiert und hatte eine hohe Stirn. Die Geheimratsecken, das wusste der Innenminister, waren ein Thema, dass niemand am Hofe ansprechen durfte, denn der Kaiser war sehr eitel. Wäre da nicht die strahlend weiße Uniform mit dem großen goldenen Orden, so hätte man den Kaiser für einen netten Lehrer halten können. Er erweckte diesen Eindruck bei vielen und es war ein Image, dass er pflegte. Der Innenminister wusste jedoch, dass der äußere Schein trog.
„Nun, Herr Innenminister, Sie haben meine Frage immer noch nicht beantwortet.“, sagte Markus endlich. „Ich wiederhole. Warum wurden die Überlebenden Außerirdischen noch nicht gefasst?“, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen.
Der Kaiser hasste es, sich wiederholen zu müssen.
„Mein Gebieter... ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Sie haben Widerstand geleistet und unseren Männern schwere Verluste zugefügt. Es waren mehr als wir erwartet hatten. Mindestens fünfzig... Sie konnten fliehen... aber ich versichere Euch, es ist nur eine Frage der Zeit!“, stammelte der Innenminister.
„Fünfzig? Wohl eher fünf!“, sagte der Kaiser und ging um den Tisch.
„Es waren außerirdische Monster! Unsere Männer waren nicht vorbereitet!“, versuchte der Innenminister sich zu verteidigen.
Der Kaiser legte seine Hände auf seine Schulter und lächelte ihn an. Woher sollte dieser Narr auch wissen, dass diese „Außerirdischen“ einfache Menschen waren?
„Ich weiß, ich weiß. Ich habe vollstes Vertrauen in Sie. Sie dürfen gehen.“
Der Innenminister atmete auf. Er salutierte zackig und verließ das Arbeitszimmer. Als die Tür sich hinter ihm schloss, öffnete sich eine verborgene Tür und ein Mann in einem schlichten grauen Anzug betrat den Raum. Er war groß gewachsen und hager und trug eine dicke Hornbrille.
„Ah, Hashuth! Wie immer pünktlich!“, grüßte der Kaiser ihn.
Hashuth verbeugte sich knapp.
„Nun, mein Hofpsioniker, vielleicht bringt Ihr mir bessere Neuigkeiten. Wie sieht es mit der Jagd aus?“
„Mein Gebieter, wir haben ihre Spur. Mein bester Mann, ihr kennt ihn, Kaliba, ist schon im Zielgebiet. Es nur eine Frage von Stunden biss wir sie gefangen haben. Mein Gebieter braucht sich keine Sorgen zu machen.“
„Na also! Ich wusste, dass ich mich auf Sie verlassen kann.“, sagte der Kaiser und wandte sich ab.
Er deutete mit einem knappen Nicken an, dass das Gespräch beendet war. Hashuth verbeugte sich und wandte sich der Tür zu. Bevor er hinausgehen konnte, wurde er vom Kaiser aufgehalten.
„Hashuth! Eines noch. Passen Sie auf, dass ihr Mann den Schlägern dieses alten Narren aus dem Innenministerium in die Quere kommt. Das könnte sonst... schwierig werden.“
„Ja, Gebieter, ich werde darauf achten, dass den Soldaten nichts passiert“, antwortete der Hofpsioniker und lächelte kaum sichtbar bevor er hinter der verborgenen Tür verschwand.
Der Kaiser nahm wieder hinter seinem Arbeitstisch Platz und ging die Papiere durch. Das wichtigste Treffen stand ihm noch bevor. Er hatte noch ein wenig Zeit und wollte sich so gut wie möglich darauf vorbereiten. Nachdem Markus schnell die Dokumente überflogen hatte, stand er auf und fing an, im Zimmer auf und ab zu gehen. Schließlich blieb er vor dem großen Gemälde, das seinen Vater darstellte, stehen.
„Bald ist es so weit, Vater!“, sagte er. „Du wirst sehen, dass wir die Schmach des letzten Krieges wiedergut machen werden! Schon bald werden wir alle bezahlen lassen!“
Er stand noch einige Zeit vor dem Gemälde und wandte sich erst wieder von ihm ab, als ein sanftes Klingeln ihn aus den Gedanken riss. Er drückte eine Knopf auf der Sprechanlage und die Türen gingen auf.
Eine Gestalt in einem weitem Mantel mit Kapuze, die den gesamten Kopf bedeckte, betrat, von zwei Palastwachen flankiert, das Arbeitszimmer des Kaisers. Der Kaiser winkte und die Wachen verließen wieder den Raum. Erst als die Tür sich geschlossen hatte, schlug der Neuankömmling die Kapuze zurück.
Obwohl Kaiser Markus sich schon an den Anblick gewohnt hatte, weckte der Anblick doch immer wieder ein leichtes Ekelgefühl in ihm. Das Gesicht, welches er nun sah, hatte kaum eine Ähnlichkeit mit einem Menschen. Eine Nase fehlte und zwei kleine Löcher waren an ihre Stelle. Die haut war blassblau und zwei dunkle, mandelförmige Augen beobachteten den Kaiser aufmerksam. Ein senkrechter Schlitz mit einem großen Schmuckkristall in der Mitte teilte die Stirn. Bis auf einen Zopf aus dicken, schwarzem Haar war der Kopf haarlos.
Nach einer kurzen Zeit, die die Regeln der Höflichkeit verlangten, verbeugte der Abgesandte der Tau sich umständlich.
„Ich grüße Euch, Kaiser Markus!“, sagte er beinahe ohne Akzent.
„Auch ich grüße Euch, Botschafter.“, sagte der Kaiser und fasste den Botschafter am Ellenbogen.
Er führte ihn zum Tisch und bot ihm an, sich zu setzen. Danach setzte er sich gegenüber, hinter seinem Tisch, hin.
„Wie steht es um... die Gäste?“, fragte der Botschafter gerade heraus.
„Ah, dafür mag ich Sie. Wissen Sie, meine Untertanen reden immer, sagen aber wenig. Es dauert ewig, bis sie das sagen, was sie eigentlich wollen. Und Sie kommen gleich zur Sache. Das gefällt mir, es spart Zeit.“, sagte der Kaiser und schenkte sich Wein aus einer gläsernen Karaffe ein.
Der Tau lehnte dankend ab, als er ihm ebenfalls ein Glas anbot.
„Ja, die Gäste...“, setzte der Kaiser fort, nachdem er einen Schluck genommen hatte. „Ich würde sie anders nennen. Gäste kündigen sich an. Diese Eindringlinge werden wir bald in unserer Gewalt haben. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.“
„Ich bin höchst erfreut darüber.“, sagte der Tau.
„Wie lange werden ihre... Leute noch brauchen?“, fragte der Kaiser und leerte sein Glas mit einem Schluck.
„Unsere... Leute werden schon sehr bald hier sein. Die Vorhut ist schon im System. Es wird Sie freuen zu hören, dass unsere Aufklärungsschiffe die Flotte der Eindringlinge in die Flucht geschlagen haben.“
„Ausgezeichnet! Wie schnell können Sie Truppen landen?“
„Truppen?“, fragte der Botschafter sichtlich überrascht. „Sobald die Hauptflotte den Orbit erreicht, ist es nur eine Frage von Stunden.“
„Die Hauptflotte? Aber Ihre Schiffe sind doch schon im System!“
„Ja, aber...“, wollte der Tau widersprechen.
„Hören Sie! Ich brauche Ihren Schutz! Ich habe allen Grund zur Annahme, dass es Verräter unter meinen Untertanen gibt. Und wenn ich sterben sollte, dann ist unser ganzer schöner Plan zum Scheitern verurteilt.“
„Ja, ich verstehe. Ich werde sofort die Landung eines Kaders veranlassen.“
„Ausgezeichnet! Der Raumhafen ist schon bereit!“, sagte der Kaiser erfreut und stand auf.
Eine Pause entstand. Schließlich räusperte der Tau sich.
„Ich warte noch immer darauf, dass Sie ihren Kriegern Bescheid geben.“, sagte Markus, ohne sich umzudrehen.
„Sofort, Kaiser. Aber da gibt es noch etwas, das wir besprechen müssen.“
„Ja, wir werden uns sofort darum kümmern, nachdem Sie mit Ihren Leuten gesprochen haben. Ich bitte Sie!“
Der Tau überlegte kurz und nickte dann. Er verabschiedete sich und ging.