Weil ich mich von euerem Leid ernähre! 😛
Ne, mal ernst, sorry Leute, hatte ein wenig viel um die Ohren. Aber es geht weiter:
Kargim musterte die Überlebenden, die sich vor dem Wrack versammelt hatten. Sie hatten Glück gehabt. Nachdem sie getroffen worden waren, war es dem Piloten gelungen, den Sturz kurz vor dem Aufprall abzubremsen. Er war in den Schwebeflug übergegangen nachdem sie ihr vorgegebenes Landungsgebiet erreicht hatten. Sie wollten auf einer Lichtung in einem Wald in gut fünfzig Kilometern Entfernung zur nächsten größeren Siedlung landen. Doch als sie schon im Landeanflug auf die Lichtung waren, traf sie plötzlich eine vom Boden abgeschossene Flugabwehrrakete. Der Pilot hatte sein Bestes gegeben und die brennende Fähre im Wald notgelandet. Bei der Landung hatte die Fähre einen tiefen Graben in den Waldboden gerissen und sich tief in die Erde gebohrt.
Von all dem hatte Kargim nichts mitbekommen. Sie war erst zu sich gekommen, als man sie aus der zerstörten Fähre getragen hatte. Als sie endlich zu sich kam, musste sie feststellen, dass nicht alle Passagiere überlebt hatten. Der Pilot hatte alles gegeben, um die Fähre sicher zu langen und beim Absturz war niemand ums Leben gekommen. Aber die Treffer, die die Jadgdrohnen erzielt hatten und der direkte Treffer der Rakete hatten viele Opfer gefordert.
Außer Kargim hatten Orto, Wisel, der Archivar, Klavius, Kellere und drei der Gardisten und der Pilot überlebt. Der Pilot hatte einen gebrochenen Arm und Klavius hatte durch eine tiefe Schnittwunde viel Blut verloren. Und Antioch stand unter Schock. Diese drei würden nicht kämpfen können.
„Was jetzt?“, fragte Klavius mit schwacher Stimme.
„Ich weiß es nicht. Wir sollten Kontakt mit den Eingeborenen aufnehmen, aber wir wurden vom Boden beschossen. Aber vielleicht war es ein Missverständnis. Auf jeden Fall müssen wir vorsichtig vorgehen.“, antwortete Kargim. „Holt alles, was wir benutzen können, aus der Fähre.“
„Und was machen wir mit den Toten?“, fragte Wiesel.
„Wir lassen sie da wo sie sind.“
„Wann können wir mit Verstärkung rechnen?“, wollte Kellerer wissen.
„Verstärkung? Ich glaube nicht, dass es die geben wird. Wir wurden von Tau angegriffen. Und vom Boden beschossen. Das heißt, die Tau sind schon hier. Und wenn sie schon hier sind, dann bestimmt nicht mit einem Schiff. Wenn wir hier weg wollen, müssen wir durchhalten, bis die Flotte hier antrifft. Und das wird Monate dauern!“, machte Kargim ihnen allen den Ernst der Lage klar.
„Auch nicht schlimmer, als die Sache mit den Garganten.“, zuckte Wiesel mit den Schultern.
Kargim war aufgefallen, dass Wiesel einen Chronometer am linken Arm trug, den er vor dem Abflug noch nicht gehabt hatte. Als er Kargims Blick bemerkte, lächelte er unschuldig.
„Was denn? Der Copilot wird den eh nicht mehr brauchen.“
Selbst in dieser Lage war Wiesel immer noch Wiesel.
Sie waren gerade dabei, Vorräte aus der Fähre zu holen, als Orto plötzlich inne hielt.
„Was los? Zu schwer?“, stichelte Wiesel
„Psst... Geräusch!“, sagte Orto und legte den Zeigefinger an die Lippen.
„Ja, jetzt höre ich es auch.“, sagte Kargim.
Bald hörten sie es alle. Es war zunächst ein weit entferntes Brummen, welches sich langsam zu einem Dröhnen steigerte.
„Was ist das?“, fragte einer der Gardisten.
„Keine Ahnung, aber wir sollten in Deckung gehen.“, sagte Kargim und lief in den Schutz der Bäume. Die anderen folgten ihr.
Wenige Sekunden später flog eine seltsames Fluggerät über die Lichtung. Es war länglich und dunkelgrün gefärbt. Eine Anordnung von schnell rotierenden Metallblättern hielt es in der Luft. Kargim hatte so etwas noch nie gesehen. Aus purer Neugier hatte sie einige Male während ihre Ausbildung einen Avionikkurs besucht. Daher wusste sie, dass so eine Art Fluggerät theoretisch möglich war. Aber aus nächster Nähe hatte sie so ein Gefährt noch nie gesehen.
Es verharrte einige Sekunden über dem Wrack und flog dann weiter.
„Was war das denn?“, staunte einer der Gardisten.
„Wir müssen hier weg. Das gefällt mir überhaupt nicht!“, befahl Kargim an Stelle einer Antwort.
Doch sie kamen nicht weit, denn am Rande der großen Lichtung waren mehrere grüne Fahrzeuge aufgetaucht. Sie fuhren auf Rädern und hatten kleine Fahrerkabinen und große, mit Zeltplanen überdachte Ladeflächen. Den Geräuschen nach, die die Fahrzeuge von sich gaben, urteilte Kargim, dass sie primitive Verbrennungsmotoren als Antrieb nutzten. Aus jedem Fahrzeug sprang ein gutes Dutzend Männer in grün gefleckten Uniformen, die perfekt zu dem Wald passten, und kamen in lockeren Schützenketten auf das Wrack zu.
„Was machen wir jetzt, Leutnant?“, fragte einer der Gardisten. Alrik und Kargim waren einige Tage vor dem Abflug zu Leutnants befördert worden.
„Wir warten ab. Wenn sie auch nur einen Eindruck von Feindseligkeit eröffnen, schießen wir!“, sagte Kargim
Sie lagen alle in der tiefen Furche, die die Fähre in den weichen Boden der Lichtung gerissen hatte. Diesen Graben nutzen sie als provisorischen Schützengraben. Kargim beobachtete die Neuankömmlinge angespannt durch ein Fernglas. Aber sie kamen einfach nur näher. Die Diener des Inquisitors entsicherten ihre Waffen. Einer der Gardisten hatte einen Plasmawerfer dabei, der leise zischte, als er entsicherte wurde. Orto und Wiesel brachten ein Maschinengewehr in Stellung. Es gehörte nicht zur Standardausrüstung und Kargim wollte eigentlich gar nicht wissen, wie die beiden an diese Waffe gekommen waren. Aber jetzt war sie froh, dass sie es dabei hatten. Orto hielt die Munitionskette und Wiesel nahm grimmig hinter dem Maschinengewehr Platz.
„Wartet, woher wissen wir, dass sie feindlich sind? Vielleicht war das gar nicht ihre Rakete? Vielleicht war das alles ein Missverständnis?“, sagte Antioch. Er hielt krampfhaft seine Schrotflinte fest. Kargim überlegte, ob sie sie ihm nicht abnehmen sollte, bevor er sich oder einen ihrer Leute verletzte.
„Es gibt nur eine Möglichkeit, das zu erfahren.“, sagte Kargim und deutete einem der Gardisten sich etwas von ihnen zu entfernen. Als er weit genug weg war, befahlt sie ihm über Funk, sich zu zeigen.
Sobald er sich aus dem Graben zeigte, eröffneten die Eingeborenen das Feuer. Sogar seine Keramitrüstung konnte den Gardisten nicht vor der Menge Geschosse bewahren, die ihn traf. Er fiel mehrmals tödlich getroffen nach hinten.
„Soviel zum Missverständnis!“, sagte Wiesel und fluchte, während er den Abzug durchdrückte.
Er mähte mehrere der feindlichen Soldaten nieder bevor die anderem sich ihm anschlossen und ebenfalls das Feuer eröffneten. Kargim, Kellerer und einer der beiden übrigen Gardisten gaben mit ihren HE-Lasergewehren kurze Salven ab, während Wiesel sie mit dem Feuer seines Maschinengewehrs in Deckung trieb. Anscheinend hatten die Angreifer nicht mit solch starken Widerstand gerechnet. Sie wichen hastig zum Rand der Lichtung zurück. Sie schossen dabei zwar wie wild um sich, aber die Kugeln schlugen nicht ein mal in der Nähe von Kargims Gruppe ein. Sogar Antioch war hochgeklettert und suchte ein Ziel für seine Schrotflinte. Klavius konnte ihn gerade noch rechtzeitig nach unten zerren.
„Bleib unten, alter Narr!“, zischte der Psioniker wütend.
Gerade noch rechtzeitig, weil am Rande der Lichtung, hinter den Lastfahrzeugen ein weiteres Fahrzeug aufgetaucht war. Es fuhr auf vier Rädern und war kleiner als die Transporter, aber es war gepanzert und hatte oben einen kleinen Turm, aus dem der Lauf einer Waffe ragte. Es eröffnete sofort das Feuer und Erde spritzte da hoch, wo wenige Augenblicke zuvor noch Antioch gelegen war.
„Los!“, schrie Kargim.
Das Feuer wurde immer stärker und die Angreifer rückten nun vor. Das schnellfeuernde Geschütz des kleinen Fahrzeuges deckte die Brustwehr des Grabens mit hunderten Geschossen ein.
Der Gardist mit dem Plasmawerfer grinste als er das Zweibein ausklappte und den Plasmawerfer auf der Brustwehr in Stellung brachte. Während die anderen sich duckten, visierte er das gepanzerte Fahrzeug an und drückte ab. Im selben Augenblick als der blenden helle Plasmastrahl den Lauf verließ, wurde er getroffen und nach hinten geworfen.
Kargim hatte den Fehler begannen, direkt in den Strahl geblickt zu haben. Sie musste mehrere male blinzeln, bevor sie wieder sehen konnte. Der Gardist richtete sich auf, grinste sie an und hob den Plasmawerfer auf. Ein großes Stück Keramit war an seiner Brust abgesprengt worden, aber er kletterte wieder auf die Brustwehr und bracht seine Waffe in Anschlag. Das Fahrzeug war ein brennender Haufen geschmolzenen Metalls. Diese unbekannte Waffe trieb die Angreifer abermals zurück und der Plasmaschütze konnte sogar zwei der Transportfahrzeuge in Brand setzen. Aber am anderen Rand der Lichtung tauchten weitere Transporter aus dem Wald auf.
„Das geht nicht gut, sie sind uns mindestens eins zu zehn überlegen!“, versuchte Kellerer den Lärm des Gefechts zu überschreien.
„Wir müssen hier weg!“, schrie Kargim zurück. „Gebt uns so lange ihr könnt Deckung und folgt uns dann!“, schrie sie Orto und Wiesel an und deutete den anderen, ihr zu folgen.
Kargim und der Rest der Truppe liefen durch den Graben zum Waldrand am anderen Ende der Lichtung. Einige Soldaten hatten das Wrack umgangen und sprangen jetzt in den Graben. Kargim hatte sich gerade umgedreht, um nach Orto und Wiesle zu sehen und konnte deswegen nicht schnell genug reagieren. Der Pilot erschoss einen Soldaten, der gerade auf den Grund des Grabens gesprungen war, mit seiner Laserpistole. Die anderen drei, die gerade über die Brustwehr kletterten, erschoss Antioch blitzschnell mit seiner Schrotflinte. Kargim starrte ihn fassungslos an.
„Ich habe geübt!“, sagte Antioch stolz und tätschelte seine Waffe.
Kargim konnte nicht antworten, denn weitere Soldaten kletterten in den Graben. Sie riss ihr Gewehr hoch und schoss. Die anderen taten es ihr gleich. Antioch hatte seine Schrotflinte über die Schulter geworfen und schoss nun mit beiden Revolvern.
„Lauft!“, befahl Kargim.
Sie sprangen aus dem Graben und liefen so schnell sie konnten zum Waldrand. Kugeln pfiffen durch die Luft und schlugen Äste und Stücke von der Baumrinde der Bäume ab. Sie hatten den Wald fast erreicht als Kellerer getroffen wurde. Die Kugeln schlugen Funken aus seinem Rücken und er stolperte. Kargim blieb stehen und half ihm hoch. Auch sie wurde getroffen. Eine Kugel traf sie an der Schulter und jaulte davon.
„Weiter!“, schrie sie.
Bevor sie hinter den schützenden Bäumen verschwanden, drehte Kargim sich um und gab eine lange Salve in Richtung der Soldaten ab, die gerade den Graben überquerten. Mehrere von ihnen fielen um. Dann lief Kargim weiter.
Als sie einige hunderte Meter durch den Wald gelaufen waren, stieg der Boden an. Sie liefen einen bewaldeten Hügel hoch. Da erschütterte eine strake Explosion die Luft. Kargim drehte sich um und sah, dass eine riesige, schwarze Rauchsäule über der Lichtung aufstieg. Tränen schossen ihr in die Augen als ihr aufging, dass Orto und Wiesel zum Zeitpunkt der Explosion immer noch da unten gewesen sein müssen. Dann lief sie weiter.
Sie waren oben am Hügel angekommen, als sie wieder das Dröhnen der Flugmaschine hörten. Das Fluggerät kam hinter einem anderen Hügel hervor geschossen und mit einer mehrläufigen Kanonen, die an ihrem Bug hing, das Feuer. Die Hügelspitze war weniger dicht bewaldet und Kargims Gruppe bot ein leichtes Ziel. Meterhohe Erdfontänen schossen da hoch, wo die Geschosse einschlugen. Ein Gardist wurde getroffen. Gegen die großkalibrigen Geschosse bot seine Keramitrüstung keinen Schutz. Kargim und die anderen stieben auseinander.
Die Flugmaschine flog über ihren Köpfen hinweg und wendete zu einem weiteren Anflug. Die Türen an der Seite der Maschine waren offen und Soldaten schossen aus ihnen auf die Gruppe. Der Pilot der Fähre wurde zwei mal in die Brust getroffen und stürzte. Kargim fluchte. Sie hatte schon vier Männer verloren. Noch ein, zwei Angriffe der Flugmaschine und sie wären alle tot.
Der Gardist mit dem Plasmawerfer trat aus der Deckung der Bäume hervor und blieb breitbeining im Freien stehen.
„Was macht der Irre da?“, fragte Kellerer, der sich mit Kargim hinter einem umgefallenen Baustamm versteckte.
„Ich glaube, er will die Überheblichkeit dieser Mistkerle ausnutzen. Sie werden ihn bestimmt aus nächster Nähe erschießen wollen.“, antwortete Kargim.
Sie hatte recht. Als der Pilot der Maschine bemerkt hatte, dass der schwarzgerüstete Soldat sich ergeben wollte, flog er langsam heran und blieb einige Dutzend Meter über ihm schweben. Die Kanonen am Bug des seltsamen Fliegers schwenkte bedrohlich hin und her.
In aller Seelenruhe hob der Gardist den Plasmawerfer und drückte ab. Als der Pilot seine Bewegung bemerkte, drückt er ebenfalls ab. Der gleißende Plasmastrahl traf das Cockpit und pulverisierte es. Fontäne hochspritzender Erde schlossen den Gardisten ein bevor die Flugmaschine brennend hinter den Hügel stürzte. Eine Feuersäule schoss in die Höhe, als sie explodierte.
Der Staub hatte sich gelegt und Kargim sah, dass der Gardist auf dem Boden lag. Sie stürzte zu ihm und war heilfroh, als er sich stöhnend aufrichtete.
„Bist du getroffen?“, fragte sie ihn. Sie konnte keine Verletzungen sehen, aber die Rüstung des Gardisten war angesengt. Kleine Flammen brannten noch immer auf ihr und er klopfte sie hastig aus.
„Nein, er hat daneben geschossen. Wenn auch nur knapp. Aber das Eindämmungsfeld ist kurz zusammengebrochen und der Werfer hat überhitzt. Beim Imperator und dem Senat, was bin ich froh, dass wir so gute Rüstungen haben!“, sagte der Soldat und hob die noch rauchende Waffe auf. Sie war glühend heiß und er warf sie von einer Hand in die andere bis sie abkühlte.
„Los, weiter!“, befahl Kargim und sie liefen wieder los.