Und weiter geht's:
Alrik kam zu sich. Zunächst konnte er nicht begreifen, wo er sich befand. Er wollte aufstehen, aber es ging nicht, Irgendetwas hielt ihn fest. Dann fiel ihm ein, dass er immer noch am Sitz des Schützen festgeschnallt war. Er löste die Gurte und kroch aus dem Sessel.
Das letzte, woran er sich erinnern konnte, war, dass die Rakete sie getroffen hatte. Da er noch am Leben war, nahm er an, dass der Pilot es irgendwie doch noch geschafft hatte, die Fähre zu landen. Wie durch ein Wunder war Alrik kaum verletzt. Er hatte zwar überall Schmerzen, aber seine Erfahrung sagte ihm, dass sie alle relativ harmlos waren. Nachdem er sich abgetastet hatte, öffnete er die Luke am Boden. Durch das Bullauge fiel Licht herein und er sah ein paar grüne Baumwipfel.
Alrik kletterte in den Frachtraum und schaute sich um. Überall sah er nur verdrehtes Metall, verbrannte Konsolen, geborsten Bildschirme und tote Gardisten. Alle Passagiere hingen tot in ihren Gurten. Die Fähre hatte eine starke Schräglage und Alrik hatte große Mühe, zum Cockpit zu gelangen. Auch versperrten ihm viele Trümmer den Weg. Die Tür zum Cockpit war völlig verbogen. Durch den Aufprall war der vordere Teil der Fähre zerstört worden. Dort hatte niemand überlebt. Alrik schlug vor lauter Verzweiflung gegen die verdrehte Tür und machte sich auf den Rückweg.
Er vergewisserte sich noch ein mal, dass es keine Überlebenden gab, nahm sein HE-Lasergewehr und seine Ausrüstung und versuchte die Laderampe, die durch den Aufprall einen Spalt weit offen stand, aufzudrücken.
„Herr?“, erklang eine schwache Stimme.
Alrik fuhr erschrocken herum und suchte nach dem Überlebenden.
„Wer ist da?“, fragte er.
„Herr?“, erklang die Stimme ein weiteres mal.
Alrik leuchtete mit seiner Taschenlampe jeden toten Passagier an. Doch er konnte immer noch keinen finden, der am Leben war.
„Herr?“, erklang die Stimme ein drittes mal, diesmal genau neben ihm.
Alrik fuhr herum und der Lichtstrahl seiner Taschenlampe schälte ein entstelltes Gesicht aus dem Halbdunkel des Frachtraumes.
Ein Servitor hing in den Gurten.Mehrere dicke Kabel fuhren von seinem Hinterkopf in seinen Rücken. Die linke Hälfte seines Gesichts war durch eine starre Metallmaske ersetz worden und quer über die Stirn zog sich eine breite Narbe. Man hatte einen Teil seines Gehirns entfernt und durch künstliche Komponenten ersetzt. Der Servitor trug ein graues Overall und schwere Stiefel mit Metallplatten, wobei Alrik sich nicht völlig sicher war, ob es nicht seine Füße waren. Er war froh, dass er nicht den Körper des Servitors sehen konnte. Obwohl sie ein alltäglicher Anblick im Imperium waren, so hatte Alrik sich doch nie an sie gewöhnen können. Sei waren ihm immer unheimlich. Man sagte zwar immer, dass sie keinen eigenen Willen besaßen, aber Alrik traute dem nicht. Die Tatsache, dass die Servitoren in den meisten Fällen verurteilte Verbrecher gewesen waren, trug ebenfalls dazu bei, Alriks Misstrauen zu steigern. Die Hände des Servitors waren durch mächtige Zangen ersetzt worden.
Alrik löste die Gurte und der Servitor landete auf dem Boden. Er stand ungelenk auf und stand dann mit angewinkelten Armen da. Mit ausdrucksloser Mine blickte er Alrik an.
„Verstehst du mich?“, fragte Alrik.
„Erwarte Anweisungen, Herr!“, antwortete der Servitor und Alrik legte es als ein „Ja“ aus.
„Hilf mir, die Luke aufzumachen!“, sagte Alrik und stemmte sich gegen die Luke.
Mit Hilfe der übermenschlichen Kraft der Halbmaschine ging die Luke auf. Alrik sprang aus der Fähre und der Servitor folgte ihm.
Erst im hellen Tageslicht erkannte Alrik, dass der Servitor aus mehreren Schnittwunden blutete. Sein Blut war dunkel, beinahe schwarz und es stank erbärmlich. Alrik kletterte noch eine mal in die Fähre, holte einen Verbandkasten und versorgte die Wunden des Servitors. Dabei versuchte er, so weit es möglich war, durch den Mund zu atmen.
„Na siehst du, viel besser!“, begutachtete Alrik sein Werk.
„Herr?“
„Hm... du bist wohl nicht der Hellste?“
„Herr?“
Alrik wandte sich vom Servitor ab und sah sich um. Sie waren in einem Wald. Die Fähre hatte beim Absturz eine breite Schneise in den Wald geschlagen. Die Sonne war gerade aufgegangen und es war recht kühl. Alrik wusste nicht so recht, was er nun machen sollte. Sein Auftrag lautete, Kontakt mit der Bevölkerung aufzunehmen und ihnen das Wort des Imperators zu bringen. Doch sie waren abgestürzt und man hatte vom Planeten aus auf sie geschossen. Vielleicht war es nur ein Missverständnis gewesen, aber vielleicht waren die Tau schon dem Planeten. Aber hier bleiben konnte Alrik auch nicht. Er umrundete das Wrack um den Kopf frei zu bekommen. Doch ihm fiel immer noch nichts ein.
„Verdammt, warum immer ich!“, fluchte er schließlich und wandte sich an den Servitor, der immer noch da stand, wo Alrik ihn gelassen hatte. „Ist es bei dir das erste mal, dass du alleine auf einem fremden Planeten strandest? Bei mir nämlich nicht!“
„Herr?“, fragte der Servitor.
„Wieso, oh Herr, wieso? Wieso immer ich?“, zeterte Alrik. Er fragte sich, wie lange sein Glück wohl noch anhalten würde. Und ob es überhaupt Glück war oder ein Fluch. „Dieser verdammte Orto mit seinem Bonus! Darauf kann ich echt verzichten!“ Er wandte sich wieder an den Servitor. „Weißt du, ich wollte früher immer fremde Welten sehen. Aber jetzt habe ich genug gesehen. Es steht mir bis dahin! Ich will nur noch nach Hause. Was für ein Bonus soll das denn bitte sein? Ich lebe und um mich herum sterben immer meine Freunde! Ich kann nicht mehr!“
Alrik setzte sich auf den Boden und schlug die Hände vors Gesicht. Er war mit seinen Kräften am Ende.
„Herr?“, war der einzige Kommentar des Servitors.
Alrik nahm die Hände vom Gesicht und brach in schallendes Gelächter aus. „Ja, du sagt es!“
Dann hielt er inne und lauschte angespannt. In der Ferne konnte Alrik ein leises Dröhnen hören. Es kam näher und wurde immer Lauter. Dann raste plötzlich ein merkwürdiges Fluggerät über die Absturzstelle hinweg. Alrik duckte sich instinktiv. Dann rannte in den Schutz der Bäume. Das Fluggerät flog wieder über sie hinweg und diesmal konnte Alrik es genauer betrachten. Es war länglich und flog mit Hilf von schnell rotierenden Blättern. Alrik hatte so etwas noch nie gesehen. Es konnte, ähnlich wie ein Antigravschweber über einer Stelle verharren. Die rotierenden Blätter erzeugten dabei einen starken Wind der die Bäume hin und her schaukeln ließ. Dann stieg das Flugobjekt in die Höhe und der Lärm wurde schwächer. Alrik wusste nicht, ob dieses Ding von den Eingeborenen oder von den Tau stammte. Vorsichtshalber entsicherte er sein Gewehr. Dann hörte er, wie sich eine große Gruppe einen Weg durch den Wald bahnte.
Alrik zog sich wieder zum Wrack zurück. Er konnte schon Stimmen hören. Wer auch immer da kam, er gab sich keine Mühe, sich zu verstecken. Alrik konnte schon einzelne Gesprächsfetzen hören. Und er verstand sie! Es waren also keine Tau. Die Psychoindoktrination war ihm zwar unheimlich vorgekommen, aber jetzt war er froh darüber, dass er sich ihr unterzogen hatte. Und er schien im richtigen Teil des Planeten gelandet worden zu sein.
„Ach, komme was wolle!“, beschloss Alrik und trat aus der Deckung.
Aus dem Schatten der Bäume erschienen mehrere Soldaten in dunkelgrünen Uniformen. Sie trugen klobige Helme und Schutzwesten. Ihre Waffen hielten sie auf Alrik gerichtet. Alrik senkte sein Gewehr und hob die Arme.
„Nicht schießen! Ich will euren Anführer sprechen!“
Als die Soldaten es hörten, blickten sie ihn fassungslos an. Dann erwachte einer von ihnen aus seiner Trance und sprach in sein Funkgerät.
„Es gibt einen Überlebenden! Es ist ein Mensch und er spricht unsere Sprache! Ich wiederhole, es ist ein Mensch!“
Alrik verstand jedes Wort.
„Los, runter, auf die Knie!“, befahl man ihm und Alrik gehorchte.
Die Soldaten legten ihm Handschellen an und hoben ihn wieder auf die Füße. Einer von ihnen wollte sein Gewehr an sich nehmen, aber er konnte es nicht vom Energieversorgungskabel lösen. Also hielt er es einfach nur fest und lief neben Alrik her. Gerade in diesem Augenblick trat der Servitor hinter dem Wrack der Fähre hervor.
„Herr?“, fragte er auf Hochgothsisch und seine Zangenhände schnappten auf.
„Was zur Hölle ist das?“, brüllte einer der Soldaten auf und eröffnete das Feuer.
Die anderen Soldaten folgten seinem Beispiel. Ihre Waffen donnerten laut und die Kugeln schlugen Funken aus den Metallteilen des Servitors, als sie als Querschläger abprallten. Mehrere Kugeln schlugen in die Brust des Servitors ein, aber er wankte kaum. Die Soldaten leerten ihre Magazine und der Servitor fiel vornüber hin. Seine Zangen gingen immer noch auf und zu und seine Beine zuckten.
„Er ist harmlos! Hört ihr, er ist harm...“, schrie Alrik doch einer der Soldaten schlug ihm den Gewehrkolben in den Nacken.
@Pdfs Oha, da habe ich mich wohl übernommen. Schreiben UND korrigieren dauert wohl länger, als ich dachte. Alrik I ist fast fertig und Alrik II ist ja sowieso kürzer. Nur noch ein wenig geduld, bitte.
@Schwarzseher Tja, ich habe ja GW schon kontaktiert und die haben gemeint, ich müsste das ganze auf English übersetzen lassen. Wenn ich mal Zeit habe, mache ichs vielleicht, hab ja nicht umsonst anglistik studiert.