GW nutzt ja keine externen Tester mehr, da dadurch die Regeln regelmäßig schon Monate vor dem Release allgemein bekannt waren. Das kann man ihnen schwer verdenken. Dadurch haben sie aber eine ziemlich kleine Testgruppe, selbst wenn es immernoch dutzende Spieler sein sollten und zu jedem Codex hunderte Spiele gespeilt werden. Das sind dann pro Iteration zu wenige.
Von daher ist es erstaunlich wie gut die Balance des Spiels ist. Man muss auch mal sehen, dass die Regeln nicht nur im normalen Spiel funktionieren müssen, sondern auch in den ganzen Erweiterungen. Die Designer werden auch noch anderen zusätzlichen Beschränkungen unterworfen sein: Regeln dürfen nicht zu kompliziert werden, Regeln müssen relativ generisch sein um Editionswechsel zu überstehen, Regeln werden nicht einfach so geschrieben, sondern entstehen in einem kreativen Prozess mit Beteiligung der Figurendesignern, z.B. könnte Phil Kelly den Kriegern nicht einfach Heat Lances geben, weil im Gußrahmen keine vorhanden sind, etc. Früher gab es sogar noch engere Grenzen: damals durfte nichts im Codex landen, für das es nicht in absehbarer Zeit Minis gibt. Das wurde ja glücklicherweise gelockert (was wiederum einige andere Spieler aufregt, die nun basteln müssen).
Man vergleiche das mal mit Starcraft 1 oder 2. Das Regelsystem ist wesentlich einfacher und es gibt nur 3 Völker und es gibt Daten von Millionen Spielen und trotzdem ist es erst nach Jahren (oder überhaupt nicht) gebalanced. Selbst wenn GW einen Betatest zu jedem Codex machen würde, würde man keinen komplett gebalancten Codex erhalten. Ich würde sogar behaupten, dass sich der Balancegrad nur unwesentlich erhöhen würde.
Das einzige, was man GW wirklich ankreiden kann, sind folgende Dinge:
- einige eklatante und offensichtliche Regellücken oder Balanceschwächen, für die man keine hundert Spieler brauch um sie zu erkennen: der Slaanesh-DP damals, das Preis-Leistungsverhältnis der Vendetta oder die absurden Tunnelregel der Tyraniden.
- die zu langsamen Updatezyklen der Codices. Das ganze Geschäftsmodell macht es also schwierig, ein perfektes Regelsystem zu schaffen. Und wenn man sich mal ansieht, wie wenig Geld GW in den letzten Jahren erwirtschaftet hat, kann man ihnen kaum vorwerfen, das ohne Not zu machen.
- die zu langsamen FAQs. Man kann zwar nicht erwarten, dass sie alle paar Wochen ein FAQ herausbringen. Da GW so groß ist, geht das nicht mehr so schnell wie z.B. bei Forgewrld. Alles muss ja in zig Sprachen übersetzt werden und das dauert nunmal, alleine bei der Koordination. Aber man könnte zumindest erwarten alle paar Monate ein Update zu bekommen.
Von diesen Punkten mal abgsehen ist Warhammer 40k erstaunlich balanciert.