Vielen Dank für das viele Lob. Ganz Rot werd. :wub:
Die drei vorhergehenden Kapitel waren für mich mehr oder weniger der Höhepunkt von Band II. Ich habe sehr lange am Kampf um Höhe 495 herum gefeilt, bis er so stimmig rüber kam. Mit dem heutigen Update neigt sich Band II langsam aber sicher dem Ende zu. Nächsten Dienstag wird das Finale von Band II gepostet werden und dann ist erst mal für die nächste Zeit schluss. Der Nachfolgende Teil kann mit den vorherigen nicht so ganz mithalten, da auch sehr viel erklärt wird, wie die Inquisition funktioniert. Der Großinquisitor mag sicherlich in manchen Punkten zu locker wirken, macht aber auch klar, woher Herad gewissen "Eigenheiten" her hat. Vielen Dank mal wieder an SHOKer für seine Korrektur und seine konstruktive Kritik.
Ach ja, falls es noch jemand nicht mitbekommen hat. Der Geschichtswettbewerb geht jetzt in die heiße Phase und es sind ein paar schöne Geschichten darunter. Als schön mitlesen und auch abstimmen.
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][
Aus der Tiefe der Halle gab es mehrere heftige pulsierende Entladungen und das elektrische Licht flackerte kurz grell auf, bevor die Leuchtkörper zerbarsten. Jetzt sorgten nur noch die Feuer, die in einigen Tonnen brannten, für Licht. Herad bemerkte, wie der Hexer zusammenbrach, aus seinen Augen ragten zwei Nadeln, die in einem Totenkopf endeten. Ein Schatten sprang schier aus dem Nichts auf den Superüberwaaghboss zu und umrundete ihn schneller, als man mit bloßem Auge verfolgen konnte. Dabei schossen elektrische Entladungen aus der Rüstung des Orks und Metall kreischte in dem Ton, als wenn sich eine Flex durch Stahl schneiden würde. Der riesige Waaghboss brüllte wütend auf und schlug mit seiner riesigen Kralle nach dem Schatten, aber er war einfach zu langsam. Der Schatten floss förmlich unter der gewaltigen Pranke hindurch und schnitt diese einfach ab. Ströme von grünem Blut spritzten aus der zerschnittenen Rüstung und dem Armstumpf zu Boden.
Aus der Tiefe der Halle schallte Gefechtslärm. Das Surren und Hämmern einer Sturmkanone waren zu hören, ebenso das Zischen von Sturmboltern. Aus weiteren pulsierenden Entladungen stürmte eine Truppe höchst bizarrer Gestalten. Angeführt wurde der wilde Haufen von einem Mann mit einem goldenen Löwenhelm, der gut zu seiner massiven goldenen Rüstung passte, auf dessen Brust ein gewaltiges ][ prangte. Nach der gewaltigen Größe zu urteilen, musste es sich um eine leibhaftige Terminatorrüstung handeln. Seine linke Hand lief in eine Energiefaust aus, der Lauf einer seltsamen Waffe ragte aus der Armpanzerung über der Faust hinaus. In der rechten hielt er ein gewaltiges Energieschwert, auf dessen mit gotischen Runen verzierter Klinge blaue Blitze tanzten. Auf seiner Schulter flog gerade ein kybernetischer Vogel mit zwei Köpfen hoch, um sich mit ausgestreckten Krallen auf den nächsten Ork zu stürzen und ihm die Augen herauszureißen. An drei Ketten, die mit seinem Gürtel verbunden waren, hingen drei mit primitiven Fellen bekleidete hellhäutige Furien, die alle lange leicht gewellte pechschwarze Haare hatten, die frei bis zu ihren Hinterteilen reichten. Sie sahen sich so ähnlich, dass sie Schwestern sein mussten. Um ihre Hälse und Gelenke trugen sie Eisenschellen und primitive Ketten voller Talismane aus Knochen, geschnitztem Elfenbein und Glasperlen. Bei allen konnte er sehen, dass sie keine Unterwäsche trugen und mindestens eine blanke volle Brust war durch ihre grobschlächtige Fellkleidung immer gut zu sehen. Diese Frauen wirkten zerstörerische Salven aus Blitzen mit ihren Händen, die in die Vox-Geräte auf den Tischen einschlugen und die Bediener gleich mit grillten. Dazu kreischten sie etwas in einer vollkommen unverständlichen Sprache.
Neben dem infernalischen Trio schritt ein Mann mit einem Hexenjägerhut, auf dem die Säule der Inquisition prangte. In seinen schwarzen Handschuhen hielt er zwei archaisch aussehende Waffen, die mit Schläuchen an einen flachen Tornister hingen. Aus den Mündungen schossen plasmaheiße Geschosse, die ihre Ziele in Brand setzten, nachdem sie sich durch jede Art von Rüstung geschmolzen hatten. Direkt hinter ihm hielt sich eine Frau in einer Retro Servorüstung, die über und über mit medizinischen Analysegeräten und chirurgischen Instrumente beladen war. Sie hielt eine vergleichsweise kleine schlanke Boltpistole in der Hand und feuerte zielsichere Salven damit ab. Eine andere Frau trug einen Lautsprecher an einer Stange in der Hand und schmetterte übelste Beleidigungen in der Sprechart der Orks, während sie in der anderen mit einer Autopistole kleine Geschosse durch den Raum jagte. Drei weitere Frauen, deren Gesichter mit weißen Masken verhüllt waren, auf denen eine Säule der Inquisition aufgestickt war, trugen nichts weiter als auf mit Nadeln gehaltene Papierstreifen. Mit gewaltigen Eviscreatoren in den Händen stürzten sie sich auf die nächsten Orks, um sie mit wuchtigen Hieben in Stücke zu hauen. Eine Lexikanuseinheit schwenkte einen Flammenwerfer in der Form einer Fackel und verbrannte damit einen halben Mob von herein stürmenden Orks, während die Überlebenden den scharfen Zähnen der Eviscreatoren der Frauen zum Opfer fielen. Ein Waffenservitor feuerte unablässig Salven aus seinem schweren Bolter und räumte eine Galerie frei von Orks. Von draußen schallte der Lärm schwerer landender Flugmaschinen hinein, ebenso das Krachen von Explosionen und das stetige Hämmern von schweren Boltern.
Leibhaftige Space Marine in weißen schweren Terminatorrüstungen mit blauen Markierungen schritten nun zwischen den Panzern hervor und ließen aus ihren Sturmboltern den Tod auf die Orks niederfahren. Der Schatten hatte inzwischen mit präzisen Schnitten mit dem seltsamen filigranen Schwert die massiven Gliedmaßen des Chefoberwaaghbosses abgetrennt und den Ork so wirklich vollständig entwaffnet. Auch wenn er noch versuchte, nach ihr zu beißen, auch nachdem sie ihm als letztes noch den Kopf von den Schultern getrennt hatte. Der Mann in der goldenen Rüstung schoss abschließend noch in den Schädel und die Augen der Kreatur hörten endlich auf hin und her zu rollen.
"Das nenne ich mal einen gelungenen Enthauptungsschlag, Sheila Schatz", rief er der Frau in Schwarz zu.
Von draußen war das Heulen von Turbinen zu hören und das Donnern von schweren Waffen. Im Innern tobte ein verbeissener Kampf. Durch das kaum vorhandene Licht und die blendende Wirkung der ganzen Blitze und des Mündungsfeuer der verschiedensten Waffen, verlor Herad sehr schnell den Überblick. Ein großer Mob von gelb gerüsteten Orks stürmt brüllend durch den Haupteingang, nur um von Salven aus Sturmkanonen und Sturmboltern gnadenlos niedergemäht werden. Ein großer Schatten brach durch eine Hallenwand und walzte sich eine Hymne singend durch einen Mob, der sich dort gerade zu einem wilden Gegenangriff formiert hatte. Mächtige Flammenwerfer in den Seitenkumpeln spien Feuer und verwandelten die Grünhäute in lebendige Fackeln, die brennend zu Boden gingen. Schließlich erkannte Herad in dem Ungetüm einen Landraider, dessen Außenwände mit marmornen Reliefs verziert waren, die religiöse Ereignisse aus dem Leben des Gottimperators zeigten. Ein allgegenwärtige Iconographie mit dem ][ machte deutlich, dass dies ein Landraider der Inquisition war. Weitere Space Mariens, diese trugen Servorüstungen, quollen durch den Haupteingang und mehreren Breschen in das Gebäude und kämpften die letzten verzweifelten Widerstandsnester der Grünhäute nieder. Die Halle war nun unter der Kontrolle des Imperiums.
Die schattenartige Frau baute sich vor ihm auf und beugte sich dann zu ihm herunter. Ihre Brüste hingen nun wie Äpfel, die nur darauf warteten, gepflückt zu werden, vor seiner Nase herab. "Unser Kleiner lebt ja noch." Aus der Nähe sah er nun, dass die Frau aus Fleisch und Blut war, nur mit einer öligen Schicht aus einem synthetischen Überzug bekleidet, der sogar die Details der harten Nippel wie eine zweite Haut abbildete. Er merkte, wie ihm Blut in die Lenden schoss und wie dies die Frau merkte, die mit einem hellen Lachen darauf reagierte.
"Wenn du dafür noch Blut übrig hast, kann es dir ja gar nicht so schlecht gehen." Sie schnitt ihm die Fesseln mit ihrem Schwert durch und er versuchte aufzustehen. Schmerzwellen durchströmten seinen Körper und er sank kraftlos zurück. In den grünen Visorsensoren, die sie anstelle von Augen hatte, konnte er sein Spiegelbild erkennen. Er sah so aus, wie er sich fühlte. Sein ganzer Körper war ein einziger blauer Fleck und mindestens zwei Rippen waren gebrochen, falls nicht noch mehr. Die Frau packte ihn und warf ihn sich einfach über die Schulter, als wäre er ein Kleinkind und kein junger, fast ausgewachsener Mann. Dann wurde ihm wieder schwarz vor Augen und eine jetzt höchst unwillkommene Ohnmacht umfing ihn.
Als er wieder aufwachte, blickte er in das fürsorgliche Gesicht der Frau mit der medizinischen Ausrüstung.
"Wie viele Finger?" Sie spreizte zwei Finger ihrer linken Hand zu einem V.
"Zwei?"
"Gut, keine Gehirnerschütterung, Augenreflexe normal, Gratulation, du hast nichts Bleibendes davongetragen. Aber für die nächsten zwei Tage empfehle ich, dich nicht mit Waaaghbossen anzulegen. Vier Rippen sind gebrochen, zwei weitere angeknackst. Deine gebrochene Nase wird eine Weile brauchen, bis sie wieder normal aussieht. Die Wunden sehen schlimmer aus, als sie sind, keine Sehne ist durchtrennt worden, keine inneren Verletzungen. Der Imperator hat dir wohl seinen persönlichen Schutzengel zur Seite gestellt." Sie packte einiges an Ausrüstung wieder zusammen. Herad sah sich um und schloss aus seiner Umgebung, dass er sich im Innern des Landraiders befinden musste. Rechts von ihm war die hochgefahrene Sturmrampe. Ihm gegenüber saßen die drei Zelotinnen, welche die ganze Zeit tuschelnd zu ihm hinüber starrten. Das war ihm unangenehm und er warf ihnen einen bösen Blick zu.
Schräg gegenüber saß die Frau mit der schwarzen zweiten Haut. Sie hatte sich in eine Sitzecke gekuschelt und die Beine an sich gezogen. Die Frau war unter der zweiten Haut weiß, was er nun erkennen konnte, da sie keine Maske mehr trug. Er schätzte die Rothaarige mit einer kurzen Frisur auf Mitte zwanzig. Sie bemerkte seinen Blick und sah ihn mit ihren grünen Augen an. Er wurde sofort rot und sein Blick wanderte zum hinteren Zentrum. Dort thronte buchstäblich der Mann in der goldenen Rüstung auf einem großen massivem Stuhl, der reichlich mit Inquisitonssymbolen verziert war, den man am besten mit Thron beschrieb. Der Inquisitor, etwas anderes konnte er nicht sein, hatte seinen Helm abgesetzt. Darunter war ein überraschend junger Mann zu sehen, der gelockte blonde Haare und blaue Augen hatte. Er war gerade in ein Gespräch mit der Frau vertieft, welche den Lautsprecher getragen hatte. Die Brünette mit einer lieblosen Frisur hockte auf einem tragbaren Bücherschrank vor ihm und hatte mehrere Exemplare um sich herum aufgeschlagen ausgebreitet. Sie schienen gerade über verschiedene Zeichen des Ringes zu diskutieren, welchen der Orkhexer getragen hatte.
Am Thron selbst waren die drei mit Pelzen bekleideten Frauen angekettet. Sie hatten etwas Animalisches an sich, wie sie sich im Stroh rekelten, welcher der Boden um den Thron bedecke. Auf der Bank auf seiner Seite saß der Mann mit dem schwarzen Mantel und dem Hut der Hexenjäger, der ihn damit auch grüßte, als er ihn kurz anhob. Der Mann darunter war ebenfalls schwarz, schien wohl von einem Planeten zu stammen, der sehr heiß war. Neben ihm selbst hockten die Lexikanuseinheit und der Waffenservitor und starrten leer vor sich hin. Keiner von den Space Marines war zu sehen. Nach den Schwankungen zu urteilen, denen sie ausgesetzt waren, schienen sie zu fliegen.
"Ah, Offiziersanwärter Herad Tabelmann weilt wieder unter uns", der Inquisitor wandte seine Aufmerksamkeit zu ihm, während die Frau suchend mit mehreren Büchern jonglierte.
"Der Imperator sei gepriesen!", antwortete Herad, dem nichts Besseres einfiel. Mit dieser imperialen Formel lag man nie falsch.
"Der Imperator sei gepriesen. Gratulation, du hast heute mit deinem Mut und Unverschämtheit dem Imperium einen großen Dienst erwiesen. Ohne dich würde ich wohl noch Wochen darauf warten, dass die unfähigen Idioten der imperialen Aufklärung den Chefoberwaaghboss Gorshaga und damit seinen Hexer endlich lokalisieren."
"Ich kann euch nicht wirklich folgen, Herr Inquisitor."
"Großinquisitor, wenn schon. Oberster Großinquisitor der Cabulis Konklave des Segmentum Pacificus des Ordo Hereticus, Patrokul Zerach, um genau zu sein. Nun, durch deine freche unberechtigte Anfrage nach Unterstützung und der Benutzung einer Autorisierung hast du eine kleine Lawine ausgelöst. Ich war zufällig an Bord der "Vergeltung der Unschuldigen" und bekam auch den abschließenden Disput mit und natürlich wie dieser Skabsnik dich zu seinem Chefoberwaaghboss bringen wollte, da du ja das Vox-Gerät nicht ausgestellt hast. In dem kleinen Datablock des toten Oberst war ein Peilsender versteckt, dem wir folgen konnten. So gelang es uns, dich zu orten, während du uns zu unserem eigentlichen Ziel geführt hast. Der Rest war nur noch aufräumen. Gute Arbeit, Offiziersanwärter Herad Tabelmann, Rekrutenzug, Charlie Kompanie, 2. Bataillon, 77. PVS." Das Lob wärmte ihn, auch wenn er Mühe hatte, den Worten des Großinquisitors zu folgen. Sein Schmerz war durch die Medikamente auf ein angenehmes Pochen herunter gesunken, aber die Drogen benebelten auch etwas seinen Verstand.
"Danke, Herr Großinquisitor. Was passiert nun mit mir?"
"Sobald wir dich abliefern, werden ein paar sehr hohe Offiziere dich loben, weil du mich ihnen endlich vom Hals geschafft hast, und dann würden sie dich wegen Befehlsverweigerung und einem halben Dutzend anderer Vergehen am liebsten erschießen."
"Na toll!" Das hatte er beinahe erwartet.
"Aber niemand zwingt mich, dich diesen Idioten einfach so zu übergeben, mein Junge. Ich war so frei, mir mal deine Akte anzusehen und etwas mit dem örtlichen Telenetz herumzuspielen. Sohn eines Obersten von Mordian und einer ortsansässigen Grundschullehrerin, die eine Scheinehe geführt haben, da dein Vater auf Mordian ebenfalls eine Familie hatte. War für einige Leute etwas peinlich, zweimal den Nachlass verwalten zu müssen."
"Soll das heißen, meine Eltern waren gar nicht richtig verheiratet?", platzte es aus Herad heraus. Hatte das die Mutter Oberin gemeint, seine Mutter wäre nur eine Metze gewesen?
"In der Tat, dein Vater hatte es faustdick hinter den Ohren. Du hast noch zwei Halbbrüder und eine Halbschwester auf Mordian. Und eine nicht sehr glückliche Stiefmutter. Aber dafür konnte ja weder deine Mutter noch du etwas, so dass man hier diese peinliche Angelegenheit unter den Teppich gekehrt hat und dich nicht von der Schola Progenium geworfen hat. Besonders da du überdurchschnittliche Leistung erbracht hast. Deine Mutter Oberin hat sich nicht ganz verständlich ausgedrückt, aber sie hatte mal eine kleine Auseinandersetzung mit dir?"
"Na ja, sie hat meine Mutter eine Hure genannt."
"Du hast deswegen allen Ernstes einer alten Frau gedroht, ihr alle Knochen zu brechen?"
"Nicht nur deswegen, aber ja, ich habe das ihr angedroht", bestätigte Herad leise und merkte wie er rot wurde.
"Hervorragend! Ganz ausgezeichnet." Herad blickte höchst irritiert den Großinquisitor an, aber er schien das nicht ironisch zu meinen. "Du bist ein ziemlich brutaler, rücksichtsloser, innovativer und mutiger Schweinehund mit einem äußerst massiven Autoritätsproblem, der seine Grenzen nicht nur überschreitet, sondern sie gleich in einen Trümmerhaufen verwandelt! Genau so jemanden habe ich gesucht. Wir in der Inquisition brauchen keine geistlosen Befehlsempfänger oder Leute, die Dienstanweisungen auswendig können. Wir brauchen tatkräftige Leute, die nicht nach Gründen, sondern nach Wegen suchen, ein Problem zu lösen. Also jemand wie dich. Mein letzter Explikator hatte einen Arbeitsunfall und ich habe deswegen schon nach einem solch talentierten jungen Mann wie dir Ausschau gehalten."
"Was macht ein Explikator?" Herad war hin und her gerissen, ob er sich über das Lob nun freuen oder fürchten sollte.
"Ein Explikator ist ein mittlerer Rang innerhalb der Inquisition. Es ist sozusagen die Startposition für zukünftige Inquisitoren, da man schon einiges drauf haben muss, um den Novizenstatus zu überleben. Normalerweise werden sie in einem sehr strengen Auswahlverfahren innerhalb einer Schola Progenium ausgesucht. Da werden Wissen, Ausdauer, Mut, Schmerzresistenz, Glauben und Rücksichtslosigkeit getestet. Ein nicht unerheblicher Teil der Prüfungsprobanden stirbt bei dem Auswahlverfahren. Fünfzig Prozent überleben den Test, aber nur die Besten werden genommen. Diese werden dann zu Akolythen, das ist der Oberbegriff für einen persönlichen Gefolgsmann eines Inquisitors im Range eines Novizen. Aber mit deinen Aktionen hast du dich eigentlich schon qualifiziert und deine Beurteilungen sprechen für sich. Danach wird es nicht einfacher, du wirst Mitglied in meinem Gefolge und wirst anfangs, da du den niedrigsten Rang innehältst, den des Novizen, auch die gefährlichsten Aufgaben übernehmen. Die Verlustquote ist recht hoch. Innerhalb dieses Standartjahres habe ich die letzten vier Novizen verschlissen, waren halt die Halbblinden unter einem Haufen Blinden. Dir traue ich mehr zu, du hast ja schon Kampferfahrung. Du wirst eine der umfassendsten Ausbildungen erhalten, welche das Imperium zu bieten hat. Sobald du diese gemeistert und überlebt hast, wirst du zum Explikator befördert. Die Hauptaufgabe des Explikators ist das Herausfiltern von Informationen aus gefangenen Subjekten, sie auf der einen Seite so zu foltern, dass sie die gesuchten Informationen preisgeben, sie aber lange genug dafür am Leben zu erhalten. Und dabei auch darauf zu achten, dass die Subjekte nicht nur dem Schmerz entgehen wollen und dann einfach Sachen erfinden, weil sie wirklich nichts von dem wissen, was man sie fragt. Es ist eine wirkliche herausfordernde Kunst, die großes Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen verlangt. Und von den meisten gar nicht wirklich gewürdigt wird, da es von außen gesehen nur äußerst brutal und eklig wirkt."
"Also eine Mischung aus Folterknecht und menschlichem Minensuchgerät?"
"Vereinfacht ausgedrückt trifft diese Beschreibung den Kern des Aufgabenbereiches."
"Und dazu bekommt man die beste Ausbildung, die das Imperium zu bieten hat?"
"Wie ich schon sagte, der Explikator ist nur der Anfang, wenn man seine Ausbildung als Novize überlebt hat. Sobald man sich bewährt und lange genug überlebt hat, steigt man in den Rang des Interrogators auf. Das ist ein hoher Rang in der Inquisition, die unmittelbare Voraussetzung, um ein vollständiger Inquisitor werden zu können. Man führt selbstständig Ermittlungen durch, führt kleinere Kampfeinheiten in sekundären Missionen, die meist der Informationsbeschaffung dienen. Man filtert verdächtige Subjekte heraus, fängt sie ein und findet heraus, was sie wissen. Manchmal durchforstet man tagelang auch nur staubige Archive oder beobachtet jemanden, der am Ende gar nichts mit der Sache zu tun hat. Der Interrogator führt selbständig viele Verhöre durch und filtert das Material zu einem komprimierten Bericht, auf dessen Basis sein Inquisitor seine Entscheidungen fällt, falls der Inquisitor seinem Schüler auch wirklich vertraut."
"Also eine Mischung aus Arbitrator, Detektiv und Sergeant?"
"Ähnlich, aber viel anspruchsvoller. Wenn man hier sich lange genug bewährt, wird man schließlich in den Stand des Inquisitors befördert. Man bekommt sein eigenes Gefolge und Zuständigkeitsfeld innerhalb der übergeordneten Konklave. Die meisten operieren selbstständig und auf eigene Verantwortung, manche unterstehen direkt der Konklave und bearbeiten eingehende Fälle ab. Selbst der Inquisitor mit dem niedrigsten Rang hat eine größere Macht als ein planetarer Gouverneur. Er kann jede Ressource des Imperiums innerhalb eines vernünftigen Rahmens nutzen und ist nur seiner Konklave oder dem Großinquisitoren seines Segments verantwortlich. Es gibt nur ganz wenige Personen im Imperium, die noch über einem stehen. Mit allen anderen kann man so ziemlich alles anstellen, was man möchte, solange man es vor dem Imperator, seinem Gewissen und einem höherrangigen Inquisitor rechtfertigen kann. Das schließt die komplette Vernichtung ganzer Welten mit Milliarden von Menschen als Bevölkerung ein. Also ein sehr schwerwiegendes Amt, mit großer Verantwortung und gewaltiger Macht."
"Man kann sich also alles erlauben, was man möchte?"
"Fast alles. Man kann sich zum Beispiel eine Callidus Assassine als Kurtisane halten."
"Davon träumst du nachts!", meldete sich die schwarze gekleidete Frau und ihr Ton war nicht besonders erfreut.
"Meine Träume sind manchmal sehr konkret, Sheila Schätzchen." Er warf der Assassine eine Kusshand zu, die sie imaginär fing, zusammenknüllte und eine wegwerfende Bewegung über die Schulter machte, was der guten Laune des Inquisitors keinen Abbruch tat.
"Glaub ja nicht alles, was der liebe Großinquisitor von sich gibt. Da ist auch einiges Wunschdenken mit dabei. Nicht wahr, Patrokul Mätzchen!" Der Inquisitor warf ihr einen amüsierten Blick zu, zwinkerte kurz in ihre Richtung und fuhr dann fort, als ob es nie einen Einwurf gegeben hätte.
"Man kann sich die süßesten Hexen von den schwarzen Schiffen aussuchen und sie zu seinem Gefolge einziehen." Mit breitem Grinsen tätschelte er eine der angeketteten Frauen. "Ein Inquisitor ist das Imperiale Gesetz in seiner reinsten und unerbittlichsten Form, ohne selbst daran gebunden zu sein. Jedenfalls in der Theorie. Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut. Dieser Merksatz gilt auch für die Inquisition. Man steht über dem imperialen Gesetz, aber wir haben unsere eigenen Gesetze und Hierarchien. Im Einsatz kann man jede Entscheidung frei treffen, aber man muss bedenken, alles hat Konsequenzen. Ein Inquisitor ist angehalten, nach einigen Einsätzen zu seiner Konklave zurückzukehren und seinen Vorgesetzten ins Bild zu setzen. Warum man was getan hat und warum die Mittel angemessen waren. Inquisitoren sind auch Menschen und Menschen sind schwach. Ohne Kontrolle würden viele einfach der schier unbegrenzten Machtfülle erlegen und sich wie der Gottimperator selbst fühlen. Deswegen kann die Arbeit eines Inquisitors jederzeit von einem Höherrangigen überprüft werden. Schließlich sind wir auch nur ein Teil des gewaltigen Imperialen Ganzen."
"Und was ist der Nachteil?"
"Einsamkeit." Auf einmal war das Lächeln vom Gesicht des Großinquisitors verschwunden. "Du wirst nie eine vernünftige Beziehung führen können. Ich habe es dreimal versucht, alle meine Frauen sind an meinem Amt zerbrochen, haben schließlich den Tod gesucht oder Selbstmord begangen. Es ist nicht nur, dass man kein Zuhause mehr hat, man ist überall zu Hause und nirgendwo. Jederzeit muss man mit Gegenschlägen und Attentaten rechnen. Die Arbeitszeiten sind äußerst mies, manchmal kommt man tagelang nicht zum schlafen. Und wenn man nach Hause kommt, kann man seiner Frau schlecht erzählen, dass man gerade ein Kind hat foltern müssen, um seinen widerspenstigen Vater zum Reden zu bringen, für eine Information, die sich als wertlos und überholt herausgestellt hat. Jeder fürchtet einen, die meisten respektieren einen, aber niemand liebt einen Inquisitor. Schon gar keinen Hexenjäger des Ordo Hereticus. Sobald man den Raum betritt, verstummen alle Gespräche. Jeder denkt, er wäre vielleicht das nächste Opfer einer willkürlichen oder gerechtfertigten Verhaftung, die meist Folter und unendliche Schmerzen bedeutet, bevor man dem reinigenden Feuer übergeben wird. Ein Inquisitor ist so mächtig wie er einsam ist. Man hält sich seine Konkubinen, aber Sex ist nicht Liebe. Und Liebe ist ein Schritt in den Untergang. Es macht einen weich, angreifbar und verletzlich."
"Auf Liebe kann ich verzichten.", meinte Herad.
"Du bist zu jung um zu wissen, von was du sprichst, Herad Tabelmann."
"Es ist ja nicht so, als ob ich eine große Auswahl hätte."
"Man hat immer eine Wahl. Ich zwinge dich auf keinen Fall in meinen Dienst, das wäre äußerst Kontraproduktiv. Oder drohe dir damit, dich an deine Vorgesetzten auszuliefern. Keine Angst, ich werde persönlich dafür sorgen, dass sie dich mit Orden überhäufen müssen, immerhin hast du den Superoberwaaaghboss Gorshaga höchstpersönlich ins verdiente Jenseits befördert."
"Hä?" Was Geistreicheres fiel Herad nicht ein.
"Wir von der Inquisition prahlen nicht in aller Öffentlichkeit mit unseren Aktionen. Was vorhin passiert ist, ist so nie passiert, du verstehst? Nun, deinem Blick zu folgen nicht. Die einzelnen Behörden des Imperiums sind sehr darauf bedacht, dass sich niemand in ihre Aufgabenbereiche einmischt. Ein Kommissar der Imperialen Armee darf jeden imperialen Soldaten erschießen, aber sollte er einen Zivilisten töten, würde sich mit großer Freude das Adeptus Arbites auf ihn stürzen und sogar einen kleinen Krieg riskieren, nur um diesen Kommissar vor eines ihres Gerichte zu stellen. Man wildert nicht in den Zuständigkeiten anderer Adepti, niemals! Wir von der Inquisition brechen diesen Codex von Berufswegen und deswegen mögen die anderen uns nicht besonders, denn wir lassen sie schlecht aussehen. Deswegen ist eine unsere Direktiven, die anderen Behörden nicht schlecht aussehen zu lassen, wenn es irgendwie geht.
Wenn diese kleine Aktion von gestern der breiten Öffentlichkeit bekannt würde, wäre die Inquisition der Held und die ganzen Militärs würden als die Bande von inkompetenten Vollidioten dastehen, die sie sind. Das ist aber schlecht für den Ruf der ganzen Behörde und ich hätte in Zukunft immer mal wieder Ärger mit der Imperialen Armee, weil ich sie hab schlecht dastehen lassen. Ein Bruch des Codex. Also muss ich schauen, dass ich sie gut dastehen lassen kann, aber sie dabei noch einmal so richtig schön ärgere. Da kommst du ins Spiel. Dieses Gefecht um Höhe 495 hat schon weite Kreise gezogen und dort hat einfach durch den Mut eines einfachen Offiziersanwärters und eines Rekrutenzuges der Superüberwaaghboss Gorshaga sein längst überfälliges Ende gefunden. Die Armee steht gut da, du wirst ein Held und ich habe einen großen Spaß dabei, zuzusehen, wie die ganzen fetten Schweine meine Anwesenheit noch einmal ertragen müssen. " Er grinste nach den letzten Worten sehr breit.
"Öhm ja, und dann?"
"Wenn Du willst, kannst du versuchen, deine militärische Karriere fortzuführen. Könnte natürlich sein, dass diese Idioten dich gleich im nächsten Gefecht den Heldentod sterben lassen. Oder du nur noch als Vorzeigeheld durch die Provinzen tingelst, um die Moral zu heben. Das liegt außerhalb meiner Macht. Wobei ich bezweifle, dass du mit deinem Temperament und Autoritätsproblem bei der Armee wirklich Kariere machen wirst. Du bist ein guter General, kein guter Befehlsempfänger.
Oder ich fordere dich einfach an, als Inquisitor darf ich das. Ich biete dir an, mich zur nächsten Schola Progenium in einem anderen System zu begleiten, wo du den normalen Unterricht weiter fortführen kannst, ohne irgendwelche negativen Einträge über deine Rekrutenzeit bei dieser PVS, während ich von den dortigen Freiwilligen mir neue Novizen besorge. Es ist allein deine Entscheidung, Herad Tabelmann. Ich halte dich für fähig, in die Ränge eines Inquisitors aufzusteigen, du hast die notwendigen Talente, die Intelligenz, den Mut, den Willen, die innere Stärke und die notwendige Rücksichtslosigkeit dir selbst und allen anderen gegenüber. Ich habe dir die Vorteile, wie auch die Nachteile aufgezeigt, welches die Ämter mit sich bringen. Entscheiden kannst nur du selbst. Ich muss nicht sofort eine Antwort haben. Denke darüber nach."
"Kann man als Inquisitor auch innerhalb der Ekklesiarchie ermitteln?"
"Natürlich, bis zu den ganz hohen Rängen, die in die Zuständigkeit des obersten Großimperators fallen."
"Und wenn es nicht direkt um Häresie, Ketzerei, Mutation oder Hexerei geht?"
"Manchmal reicht ein Anfangsverdacht durchaus aus, um eine Ermittlung zu beginnen. Manchmal haben Nichtigkeiten planetenweite Verschwörungen aufgedeckt."
"Nun, es gäbe da jemand, der ein nicht ganz korrektes Verhalten innerhalb der Schola Progenium an den Tag gelegt hat, ein Mitglied der Ekklesiarchie."
"Nun, bevor wir mit der Arbeit beginnen, mein junger Novize, musst du erst mal einen Amtseid ablegen."
"Was auch immer nötig ist, um dem Imperium innerhalb des Ordo Hereticus zu dienen. Ich werde es tun."