@all:
Hach ja wer solche Shergen hat, braucht für den Schaden nicht zu sorgen. ^_^
Als kleine Diskusion, für alle Mitleser: Für wen fühlt sich Shilioh auch wie eine Fusion von Invader Zim und den Punisher an? :lol:
Öhm, wer ist Invader Zim? Von Punisher habe ich mal einen Film gesehen, recht dünne Story, aber ein paar coole Kämpfe.
@Nakago:
Der Text hat sich gut gelesen, von daher keine Beschwerde.
So und jetzt sollten wir auch alle wissen warum Inquisitionsgardisten so erfolgreich sind und Ich muss mich hüten Ideen für Shergen auszuplappern.
Eine winzige Anmerkung hätte ich aber noch zu machen: Entweder habe Ich es überlesen/Vergessen(ich kann mich ganz dunkel daran erinnern das sie zurück gepfiffen wurde), das aus der Syntyches aus der Bibo zurrückgekehrt ist. Es ist natürlich logisch das sie da nicht über Nacht geblieben ist. Ein Wiedereintreffen der Figur hätte man machen können.
Öhm, Syntyche war nie alleine in einer Bibliothek, dass war Shiloh und ich bin sicher, dass in einem Satz erwähnt wurde, dass Herad sie von dort herzitiert hatte.
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Mir persönlich hat das letzte Stück auch nicht wirklich gefallen. In der ersten Version hatte ich einen Logikbruch, der mir erst kurz vor der Veröffentlichung aufgefallen ist. Deswegen musste ich ich die Szene stark modifizieren und man merkt ihr an, dass sie nicht lange genug geruht ist, um sie sinnvoll zu überarbeiten. Teilweise hingen da noch alte Fragmente herum, die in der neuen Version keinen Sinn mehr gemacht haben, was ja teilweise auch aufgefallen ist. Und ich wollte jetzt keine mehrwöchige Pause einlegen, nur um dieses Teilstück nochmal zu verbessern. Also habe ich mich entschlossen, eben eine niedrigere Qualität als gewohnt in Kauf zu nehmen, um den Erzählfluss nicht zu unterbrechen. Für das PDF werde ich wahrscheinlich die Szene nochmal überarbeiten.
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Der Tod von Havilah diente jetzt nicht primär um die Gefährlichkeit des Vorgehens zu unterstreichen, sondern der war eher Storybedingt. Der Charakter diente in erster Linie dazu, Herad auf die Spur von Gavri zu bringen und in der ersten Version wurde sie gleich nach der Aussage liquidiert. Sie temporär als Schergin zu machen schien mir eine bessere Lösung, weil diese Lösung eher zu Herad passt. Es gab auch eine Version, wo sie beim Sinnlosen Feuergefecht durch einen Querschläger zu Tode kam, aber das kam mir dann doch etwas zu billig vor und hätte auch für Syntyche ernstere Konsequenzen haben müssen. Letztendlich wollte ich ihrem Leben noch einen Sinn geben und den hat sie dann mit ihrem Märtyrertod eigentlich gut erfüllt.
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Der Einsatz des Handflammenwerfer diente primär als psychologische Kriegsführung, um die Opposition aus dem Raum zu treiben, was ja auch gelungen ist. Feuer ist nicht sofort tödlich und lebendig bedeutet nicht intakt. Es sollte einfach klar machen, dass auch Herad und seine Schergen nicht zimperlich sind. Hier war eben auch schnelligkeit gefragt und bevor noch weitere Granaten durch den Raum kullern, war das sichern von potentiellen Beweisen für Shiloh einfach teritär.
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Jetzt aber weiter im Text. An folgender Szene habe ich auch sehr lange gefeilt. Anfangs war der größte Teil nur in Herads Gedanken, bis ich dann einige Teile in Dialogform gemacht habe, was meiner Meinung einfach besser herüberkommt. Den letzten Teil habe ich aus Zeitgründen im alten Format gelassen, auch wenn sich besonders dort auch ein interessanter Dialog hätte entwickeln können. Also nicht wundern, warum die Schergen auf einmal nix mehr anmerken.
Auch hier wieder vielen Dank an die schnelle Korrektur von SHOKer. Da das übernächste Stück die Ereignisse von Höhe 495 schildert, den ja unbedingt Sarash korrigieren möchte, wird es temporär einen anderen Rhytmus geben, wer was wann korrigiert. Ich nehme an, ihr seid beide damit einversanden?
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Imperium
Segmentum Pacificus
Sektor Jyoti
System Ghersom
Planet Ghersom IV
Nördliche Hemisphäre
Kontinent Ephrat
Kathedralstadt
Festung des Adeptus Arbites
Zeit: 1 606 996.M41
Person: Herad Tabelmann
Mattan hatte tatsächlich eine Abhörvorrichtung in dem prächtigen Quartier übersehen, das ihnen so großzügig von der örtlichen Ekklesiarchie zur Verfügung gestellt worden war. Angeblich war nur der große Gemeinschaftsraum davon kompromittiert gewesen, aber der Wissenschaftler konnte nicht hundert Prozentig ausschließen, ob auch die anderen Räume verwanzt waren. Die Wanze im großen Wohnzimmer war gut versteckt gewesen, teilweise regelrecht eingemauert und von einer Technologie, wie sie vor Jahrtausenden verwendet worden war und heute nicht mehr in dieser Güte erhältlich war. Diese Art von Spionagetechnologie war mit heutigen Mitteln kaum mehr aufzuspüren. Wahrscheinlich war diese Wanze schon in den Rohbau des Turmes vor über viertausend Jahren integriert worden. Imperiale Technologie war für die Ewigkeit gebaut.
Wenigstens war es Matten gelungen, mit dem Walküre Sturmtransporter den Turm zu verlassen, ohne dass ihnen jemand Fragen gestellt oder ihn aufzuhalten versucht hätte. Dann hatte er das restliche Team vor dem Pilgerheim an Bord genommen und sie waren zur südlichen Festungsanlage des Adeptus Arbetis geflogen. Havilah ruhte provisorisch in der Leichenhalle des Turmes, da Herad sie in dieser unklaren Lage nicht auf eventuell feindlichem Territorium beerdigen wollte. Schwester Magdalena wurde im Hospitaltrakt der Adeptus Arbetis Kaserne behandelt.
Nun hatten sie ein provisorisches Quartier in einigen ungenutzten Räumen der Inquisition innerhalb der Festung des Adeptus Arbites bezogen. Sie befanden sich in einem kleinen, nüchtern eingerichteten Konferenzraum mit einem einfachen Tisch und harten Stühlen. Mattan machte immer noch einen zerknirschten Eindruck und Herad tat nichts daran, das zu ändern. Sein wissenschaftlicher Berater war ein höchst kompetenter Mann, der auf jedem Gebiet über ein überragendes Wissen verfügte, aber manchmal war er bei seinen Pflichten einfach zu nachlässig. Herad würde ihn noch etwas zappeln lassen, bis er ihm Absolution gewähren würde.
Die ganze Situation war jetzt verfahren. Mit dem Tod der vier Schwestern hatte er keinen direkten Ansatzpunkt mehr. Die Kette war unterbrochen und unter Tonnen von Trümmern begraben. Aber er wusste jetzt, dass die Verschwörung höher ging, als er angenommen hatte. Mindestens Dekan Vater Zalmon, der ihnen die Quartiere zugeteilt hatte, war involviert. Und wahrscheinlich auch der Kardinal Zadok VIII höchst selbst. Aber das machte in Bezug auf einen Kult des Tzeentch einfach keinen Sinn. Ein Hochadliger wie Zadok VIII hatte Zugriff auf alles, was das Imperium zu bieten hatte, einschließlich der großen Chance, der nächste Ekklesiarch zu werden. Und damit war ein fester Sitz im Senat verbunden und das bedeutete absolute Macht.
"Jetzt wo wir einige neue Fakten erfahren haben, möchte ich eine andere Theorie präsentieren. Wenn du erlaubst, Herad?" Seine Interrogatorin Shiloh hatte sich neben der Projektionsfläche des Vorführraums aufgebaut, wo sie sich alle Überlebenden seines Gefolges zu einer nächtlichen Krisensitzung versammelt hatten, und sah ihn fragend an. Mit einem Nicken gab er sein Einverständnis, da ein anderer Sichtwinkel in dieser Situation nicht schaden konnte. "Während Inquisitor Tabelmann im Koma im Krankenhaus lag, bin ich einer etwas anderen Spur nachgegangen. Hier haben wir die verschwundenen Mädchen, auf die Herad aufmerksam wurde."
Ein Projektor mit einem Reinheitssiegel sprang an, nachdem Shiloh die Litanei der Aktivierung gesprochen hatte und zeigte Bilder der Kinder. "Wie wir sehen, sind alle blond, blauäugig, hellhäutig, noch recht kindlich für ihr Alter, genauso wie Gavri Pilgerstochter, unser ursprüngliches Ziel. Nun nehmen wir Pilgerstochter einfach mal raus und wir haben immer noch zweiundzwanzig verschollene Kinder. Sie kommen alle aus sehr entfernten Provinzen des Kontinents und ihre Angehörigen verfügen über keinerlei Vermögen. Auch ist ihnen gemein, dass sie im Gegensatz zu Gavri Pilgerstochter alle eher unterdurchschnittliche Schülerinnen waren. Mit diesen Parametern veränderte ich das Suchraster für weitere den Ordnungsbehörden bekannte verschwundene Mädchen auf Herkunft und Bildung, beschränkte mich aber auf Fälle, die nicht länger als zwanzig Jahre zurückliegen." Auf der Fläche erschienen Hunderte von Bildern. Hier waren nun alle möglichen Arten von Mädchen vertreten, auch mit braunen oder grünen Augen, mit roten, schwarzen oder brünetten Haaren. Aber auch weitere, die blond, hellhäutig und blauäugig waren.
"Das sind nun zweihundertachtunddreißig Fälle von verschwundenen Kindern. Ich erweiterte das Suchraster nun auf Mädchen, die während des Aufenthaltes offiziell an Krankheiten verstorben waren, die aber vor Beginn der Reise kerngesund gewesen waren." Das Bild sprang um und zeigte unzählige Portraits. "Das sind nun insgesamt zweitausendachthundertsiebenundfünfzig Mädchen. Allen ist gemeinsam, dass sie entweder niemand wirklich vermisst oder ihre Angehörigen nicht die Mittel haben, im Normalfall näher nachzuforschen, weil sie einfach zu weit entfernt wohnen und die Reisekosten ihr Jahresgehalt übersteigen. Auch liegen ihre Zeugnisse fast ausschließlich deutlich unter dem Durchschnitt. Ich modifizierte das Raster auf diejenigen, welche im Bereich des Krankenzimmers 1-1 untergebracht gewesen war und es bleiben noch 2154 Fälle in den letzten zwanzig Jahren übrig."
"Das wären im Schnitt zwei Mädchen pro Woche", warf Tabelmann ein, nachdem er die Summe überschlagen hatte. "Ist das nicht ein wenig viel, um nicht aufzufallen?"
"Zweitausend von weit über zweihundertmillionen Besucherinnen in dem Zeitraum von zwanzig Jahren. Das ist nicht mal mehr im Promillebereich. Eine von etwa Hunderttausend."
"Auch wieder wahr. Nun, und wer glaubst du, braucht so viele unterschiedliche weibliche Opfer? Ein Todeskult? Ritualopfer? Was ist der gemeinsame Nenner? Es ist offensichtlich nicht nur der Typus Gavri Pilgerstochter, der hier verschwindet."
"Ich denke mal, dass wir einfach mal ganz profan denken sollten. Dies hat meiner Meinung nach nichts mit einem Todeskult, Dämonenkult oder Häresie zu tun. Auch nicht damit, ein Gefäß für was auch immer zu finden. Sondern ganz einfach mit sexueller Gewalt gegen Mädchen."
"Und was lässt dich darauf kommen?"
"Wir haben hier eine riesige Kathedrale mit Divisionen von Priestern, angeführt von Dutzenden hohen Rängen, wie sie kaum mal so massiv auftreten. Eine Klerikerschaft, die sehr auf ihrem Ruf achtet, das Zölibat einzuhalten. Wahrscheinlich weil hier täglich tausende fanatisierte Pilger, Zeloten, Flagellanten und Erlösungssuchende ein und aus gehen. Solche religiösen Eiferer sind nicht besonders tolerant zu Klerikern, die offen herumhuren. Mattan kann mir sicherlich das Zitat des Heiligen Abiel zum 7. Ekklesiansichen Konzil nennen?"
"Du meinst wahrscheinlich dieses: Wahrlich, der größte Erfolg des Konzils war die Reduzierung der Bordelle der Stadt. Als das Konzil begann, gab es fünf, am Ende nur noch ein Einziges und das bedeckte die ganze Stadt."
"Genau! Auf jedem Planet wo ich bis jetzt war, gab es Huren die sich rühmten, schon die mächtigsten Kleriker als Kunden gehabt zu haben. Um es mal deutlich unverblümt auszusprechen. Aber hier? Die unteren Ränge sind manchmal verschämt im Nordwestviertel unterwegs, wie ich gehört habe, aber die höheren Ränge leben keusch in ihrem Turm. Es gibt keine Gerüchte über Mätressen oder Konkubinen. Die Keuschheit des Klerus wird hier überaus gelobt und deutlich herausgestellt." Tabelmann ließ sich die Schlussfolgerungen durch den Kopf gehen. Der Turm war gigantisch, über einen Kilometer hoch mit einer Grundfläche von fünfhundert auf fünfhundert Meter, die sich nach oben stark verjüngte. Dort gab es massenhaft Platz, um einen geheimen isolierten Harem von hundert Konkubinen zu unterhalten. Vielleicht gab es sogar noch einen Komplex, der in der Zeit der Apostasie genau für diesen Zweck erbaut worden war. Das Bauwerk stammte aus dieser Zeit und es war damals üblich gewesen, dass der höher gestellte Klerus Zugriff auf einen gemeinsam Harem hatte, der aus den schönsten Frauen und auch Männern bestanden hatte, welche ein Planet zu bieten hatte. Er hatte das Buch "Der goldene Käfig" gelesen, das während der Reformation von einem der überlebenden weiblichen Bewohner eines solchen Harems geschrieben worden war. Natürlich war es kurz nach der Veröffentlichung verboten worden, aber es stand in jeder Bibliothek des Ordo Hereticus, weil es detailreich die pervertierten Riten des späten Tempels des imperialen Heilandes beschrieb. Zum einen als Mahnung, zum anderen um häretische Tempeltendenzen erkennen zu können. Danach gab es zu so einem Komplex nur einen einzigen Zugang, das Zentrum bildete ein großer Raum mit einem zentralen Badebecken um den sich erlesene Teppiche, weiche Kissenberge und bequeme Liegen gruppierten, auf dem regelmäßig Orgien gefeiert wurden. Um diesen großen Raum gruppierten sich Zimmer für verschiedenartige Ausschweifungen und die Quartiere der Haremsdamen, Mädchen, Jungen und Männer. Diese Komplexe waren während der Reformation entweder abgerissen, versiegelt oder anderen Zwecken zugeführt worden. Es konnte gut sein, dass diese verwerfliche Örtlichkeit in der Imperiumskathedrale wieder ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt worden war.
Und unter der Kathedrale lag die größte Gruftanlage des Planeten. Wenn man der Mädchen überdrüssig wurde, konnte man sie dort leicht verschwinden lassen. Wem fielen da schon ein paar Leichen mehr oder weniger auf? War es wirklich so einfach? Er sah seine schöne Theorie über einen Tzeentchkult, der ein Gefäß für einen Dämon suchte, in sich zusammen fallen. Diese Theorie hatte schon sehr starke Lücken aufzuweisen gehabt, die er bis jetzt nicht füllen hatte können. Shilohs Theorie klang durchaus schlüssig, besonders wenn er den allgemeinen niedrigen Bildungsstand der Opfer betrachtete. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ein dummes Kind das bevorzugte Gefäß dieser Gabriel gewesen wäre.
"Ist es wirklich so profan? Haben sich ein paar notgeile Kleriker zusammengetan und einen Vergewaltigungszirkel gegründet?" Er blickte in die Runde, sich neue Impulse erhoffend.
"Durchaus möglich", erwiderte Mattan. "Erfordert recht wenig logistischen Aufwand. Eine Person, welche die eingehenden Akten nach potentiellen Kandidatinnen aussiebt und Kopien davon einem involvierten Verbindungsmann übergibt. Wahrscheinlich suchen sich dann die Oberen die Mädchen aus, die sie ansprechen. Man wartet bis zum letzten Tag und sorgt für eine leichte Vergiftung. Daraufhin wird das Opfer zur Krankenstation gebracht. Die dortigen Schwestern betäuben es und sorgen dafür, dass sie abgeholt werden. Dann werden sie wahrscheinlich über die Katakomben in die Kathedrale geschafft und im dortigen Harem untergebracht."
"Aber zweitausend Mädchen! Das sind so viele", warf Syntyche ein.
"Ich glaube nicht, dass sich zeitgleich mehr als hundert von ihnen dort aufhalten", schätzte Shiloh.
"Aber was machen sie dann mit den anderen? Die müssten doch dann wieder auftauchen", erwiderte die Psionikerin. Alle sahen sie an und schließlich begriff sie, warum die Mädchen nicht mehr auftauchten. Ihr Gesicht lief rot an, zuerst dachte Herad, vor Scham über ihre Naivität, dann sah er, dass es Wut war.
"Sie bringen die Mädchen um! Warum sitzen wir noch hier herum und tun nichts dagegen? Gehen wir hin und treten ihnen in den Arsch!"
"Das ist bis jetzt nur eine äußerst mögliche Theorie, wir haben keinen einzigen schlüssigen Beweis oder Zeugen", warf Herad ein. "Gut, eine Schwester welche die Akten durchsieht, eine welche das Essen in der Kantine vergiftet, zwei Nachtschwestern, welche das Opfer präparieren, eine weitere Person war mindestens noch beteiligt, da nach Aussage der Schwester im Krankenzimmer vier Frauen im Behandlungszimmer waren."
"Möglich, dass die vierte eine bewaffnete Haremswächterin war", spekulierte Shiloh.
"Vielleicht, aber das ist reine Spekulation. Jetzt ist die Frage, wie viele von der Führungsschicht dieser Diözese gehören zu diesem Sauhaufen?" Inzwischen ging Herad schon davon aus, dass Shiloh wohl recht hatte mit ihrer Theorie.
"Warum verhaften wir nicht alle und befragen sie mit dem notwendigen Nachdruck?" Syntyche ließ demonstrativ ihre Finger knacken. Sonst war sie immer die, welche sich vor notpeinlichen Befragungen nach Möglichkeit drückte.
"Das ist in diesem Fall nicht so einfach", begann Herad zu erklären. Syntyche war noch nicht lange genug in der Praxis tätig, um gewisse Feinheiten zu kennen. "Theoretisch ist die Inquisition für alles zuständig und es gibt niemanden, der vor unseren Untersuchungen immun ist. Ein Inquisitor ist Ermittler, Ankläger, Richter und Henker in einer Person. Praktisch gesehen können wir uns als die Inquisition auch nicht alles erlauben. Die Führungsschicht der Ekklesiarchie auf diesem Planeten ist mit dem des Imperialen Adels gleich zu setzen. Und Kardinal Zadok VIII ist verdammt hoch in der Hierarchie anzusiedeln. Über ihm steht nur noch der Ekklesiarch. Um diesen Schweinehunden ans Leder zu gehen, brauchen wir mehr als eine Theorie oder durch notpeinliche Befragung zustande gekommene Geständnisse."
"Dann gehen wir jetzt in den Turm und stellen ihn auf den Kopf. Dieser Harem scheint ja recht viele Zimmer zu haben, den sollten wir doch finden können!"
"Wahrscheinlich ist es dafür schon zu spät. Wir haben zu viel Zeit vertrödelt. Die haben mit der Verhaftung von Schwester Magdalena begonnen, aufzuräumen."
"Die Mädchen sind alle tot?" Syntyche sah richtig entsetzt aus.
"Extrapolierend zu der Geschwindigkeit und Rücksichtslosigkeit ihrer bisherigen Aktionen wage ich zu behaupten, dass die Liquidierung der Insassen des Harems mit 99% Wahrscheinlichkeit schon vor vier Stunden abgeschlossen wurde", erklärte Mattan kompliziert, so dass Syntyche große Probleme hatte, ihn zu verstehen. Selbst Zeb war anzusehen, dass er Schwierigkeiten hatte, den Ausführungen des Wissenschaftlers zu folgen.
"Dann müssen doch noch irgendwo die Leichen sein!"
"Werden sie im eigenen Krematorium verbrannt haben."
"Das muss aber jemand gemacht haben, also können wir den befragen."
"Wahrscheinlich haben sie die normalen Frateris weggeschickt."
"Aber das muss auch jemand getan haben, dann befragen wir den einfach." Soviel Arbeitseifer hatte er bei Syntyche noch nie gesehen.
"Ein durchaus möglicher Ansatzpunkt. Aber leider kein wirklicher Beweis."
"Ach verdammt! Ich dachte immer, wir von der Inquisition sind zu cool für so einen Kram wie Beweise oder Zeugen!"
"Wenn es sich um normale Bürger, ein normaler Chaoskult, eine Separatistenbewegung oder Mutation handeln würde, wäre das alles kein Problem. Aber wir haben es hier mit hochrangigen Vertretern der Ekklesiarchie zu tun. Die können wir nicht einfach verhaften und so lange foltern bis sie was auch immer gestehen. Ganz abgesehen davon, liegt diese Art von Verbrechen nicht gerade in unserem unmittelbaren Aufgabenbereich. Dies ist ein profanes Vergehen und unterliegt der internen Gerichtsbarkeit des Adeptus Ministorum.
Ein Großinquisitor könnte den Saustall ausmisten und würde damit eventuell auch ohne negative Konsequenzen davonkommen. Aber mein Rang ist für so etwas noch zu niedrig. Wir haben nichts weiter als ein paar Indizien und Theorien. Das ist zu wenig, um gegen Verdächtige dieses Kalibers wegen solcher Schandtaten vorzugehen. Ganz abgesehen davon wird das einen riesigen Skandal auslösen. Es ist keine gute PR, wenn der gesamte klerikale Führungsstab wegen organisierter Entführung, Vergewaltigung und Ermordung von zwölf Jahre alten Mädchen verhaftet wird. Dies wird das Vertrauen der einheimischen Bevölkerung in das Adeptus Ministorum erschüttern, was wiederrum nicht gut für das Imperium ist. Wenn wir offen gegen die Kleriker vorgehen, wird das weite Kreise ziehen. Es wird auf alle Fälle eine umfassende Nachuntersuchung der Jyoti Konklave geben und da werden ein paar erpresste Geständnisse für diese Sachlage nicht ausreichen", gab Herad selbst durchaus frustriert zurück. Wenn man es genau betrachtete, verschwendete er mit diesen Ermittlungen nur seine Zeit. Gavri Pilgerstochter und ihr dreifach verfluchter Passagier waren sein Ziel, nicht irgendwelche perverse Pfaffen zu überführen, die sich an jungen Mädchen vergingen.
"Und was können die uns dann antun?", fragte die sanktionierte Hexe.
"Es würde im besten Fall nur viel Zeit kosten. Im schlimmsten Fall könnten sie uns [FONT="]exkommunizieren [/FONT]und verbrennen. Realistisch gesehen werden uns lange Verhöre bevorstehen, Protokolle werden immer wieder durchgegangen werden und es wird einiges hin und her zwischen der Jyoti und unserer obergeordneten Cabulis Konklave geben. Je nachdem was wir tun, ist es im Bereich des Möglichen, dass ein oder mehrere meiner Schergen deswegen hingerichtet werden." Seine Leute sahen sich betreten an.
"Ich kann auch ganz alleine da rein gehen und aufräumen!", bot Syntyche an und verdeutliche demonstrativ mit einen kleinen Blitz zwischen ihren Händen was sie unter aufräumen verstand.
"Das ist auch nicht wirklich ein praktikabler Weg", wiegelte Herad ab, da ihre Taten unweigerlich auf ihn zurückfallen würden. Letztendlich war sein Ziel Gavri Pilgerstochter und er hatte jetzt viel Zeit damit vertan, eine falsche Spur zu verfolgen. Mit jedem Tag den er hier mit anderswertigen Ermittlungen verschwendete, konnte Gavri Pilgerstochter mehr Unheil anrichten. Es wäre das Beste, das Ganze einfach der Jyoti Konklave zu überlassen, dies war ihr Gebiet, sollten sie sich mit den politischen Spitzfindigkeiten doch auseinandersetzen. Aber Herad konnte sich vorstellen, wie das Ganze dann ausgehen würde. Kardinal Zadok VIII würde wahrscheinlich im äußersten Notfall ein paar überflüssige Kleriker präsentieren, die dann in aller Stille hingerichtet werden würden, falls die Jyoti Konklave überhaupt reagierte und die Sache wäre erledigt. Kein Skandal, keine Gerechtigkeit und das ganze Spiel würde nach einiger Zeit wieder von vorne beginnen.
Shiloh hatte mehrere Akten mitgebracht. In Gedanken versunken blätterte Herad einige durch, betrachtete die Lichtbilder der Mädchen, manche lachten keck in die Kamera, andere waren eher schüchtern. Manche wirkten viel reifer als zwölf, andere waren äußerst kindlich. Den meisten war gemeinsam, dass sie nicht gerade gute Schülerinnen waren, aus sehr weit entfernt liegenden Provinzen kamen und oft aus der unteren Arbeiterschicht. Viele waren gar Waisen oder Halbwaisen. Diese Gemeinsamkeiten hatte Shiloh ja schon hervor gearbeitet.
Lange betrachte er das Lichtbild eines Mädchens, dass eine gewisse Ähnlichkeit mit seiner Schwester hatte, so hätte Janina vielleicht ausgesehen, wäre sie so alt geworden. Lächelnd dachte Herad an die schönen Augenblicke zurück, welche er mit diesem kleinen aufgedrehten Wirbelwind hatte erleben dürfen. Und wie Janina in ihrem eigenen Blut ertrunken war. Und dann dachte er daran, was diesem Mädchen auf dem Bild wohl widerfahren war. Wie sie lachend ihre Sachen gepackt hatte, sich von ihrer Mutter mit einem Kuss und einer innigen Umarmung verabschiedet und sich ihrer Pilgergruppe angeschlossen hatte. Bestimmt hatten sie auf der langen Reise aufmunternde Lieder gesungen, über die bevorstehenden Erlebnisse getratscht. Schöne Tage hatte dieses Mädchen auf ihrer ersten großen Reise raus aus der Provinz verbracht, staunend die Wunder einer Großstadt erlebt, ihre Kommunion in einem äußerst prächtigen und ehrwürdigen Gebäude erhalten. Ein wichtiger Abschnitt ihrem Leben, das Ende ihrer Kindheit und der Beginn eines neuen Lebens als quasi Erwachsene. Und dann war ihr ausgerechnet am letzten Abend vor der langen Heimreise schlecht geworden. War eilig von einer griesgrämig wirkenden Nonne in eine Krankenstation gebracht worden. Die freundliche, leicht füllige Schwester in der Krankenstation hatte ihr eine Spritze oder einen komisch schmeckenden Trank gegeben. Medizin musste bitter schmecken, sonst wirkte sie nicht. Dann war das Mädchen müde geworden und alles war in wohlige Schwärze verschwunden. Schließlich war sie mit brummendem Schädel und trockenen Mund aufgewacht, auf ein Bett mit gepolsterten Lederbändern fixiert, in finstere Dunkelheit gehüllt. Er konnte sich vorstellen, wie sie in den schallisolierten Raum geschrien hatte, um Hilfe, nach ihrer Mutter, irgendjemand, der sie von hier weg brachte. Aber Hilfe war nicht gekommen, sondern ein Mann und der würde nicht der letzte gewesen sein.
Nein, den letzten Teil hatten sie gar nicht nötig. Das Mädchen war eher in einem prächtigen Raum aufgewacht, verschwenderisch eingerichtet, auf seidenen Laken gebettet. Und dann hatte ihr jemand erzählt, dass sie auserwählt sei, den höchsten und heiligsten Vertretern der Ekklesiarchie auf ganz spezielle Art zu dienen. Ein Privileg, das nur wenigen zu Teil wurde. Nicht nur Tzeentch vermochte Wahrheit und Lüge meisterlich zu mischen, sondern auch die Vertreter der Ekklesiarchie. Zwangsläufig musste Herad an Vater Isaiah zurückdenken, einer der beliebtesten Ausbilder auf Schola Progenium überhaupt. Engagiert, charismatisch, gut gelaunt, bei dem zu lernen einfach Spaß machte. Und was machte es da schon, wenn er einen manchmal etwas länger als notwendig berührte, um eine Übung zu unterstützen? Man vertraute diesen Leuten schließlich, immerhin waren sie heilige Diener des Imperators. Und welchen Eindruck würde das erst auf ein armes dummes Mädchen vom Land machen? Nein, die Pfaffen mussten wahrscheinlich die Mädchen nicht mal mit körperlicher Gewalt oder Drogen gefügig machen, allein ihre Autorität und eine halbseidene Lügengeschichte reichte da vollkommen aus, ganz abgesehen von den ganzen materiellen Vergünstigungen. Den Haremsmädchen im "Der goldene Käfig" war erzählt worden, sie wären nun Nonnen im einen geheimen Orden der Ekklesiarchie, mit eigener offenherziger Uniform und einer Parodie von Hierarchie. Und wahrscheinlich wendeten diese ach so heiligen Kleriker diese Masche auch hier an. Das ganze ging ihm durchaus an die Nieren und machte ihn auch wütend. Das lag sicher auch daran, dass Vater Isaiah ungeschoren davon gekommen war und Herad dafür bestraft worden war, davon berichtet zu haben.
Er klappte mit einem Seufzer den Ordner zu und lehnte sich zurück. Was sollte er nur tun? Seiner Pflicht folgen oder seinem Herzen? Die Interrogatorin hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Und selbst wenn er gegen diesen Sauhaufen vorging, was würde passieren? Der Kardinal würde Mordio und Zeter schreien, eine Botschaft mit einer saftigen Beschwerde über sein Vorgehen wäre schon zur obersten Konklave der Inquisition des Segmentum Pacificus unterwegs, bevor er diesen Mistkerl und seine Spießgesellen in die Zellen verfrachtet hätte. Und dann würde ihn spätestens einer seiner Vorgesetzten nach etwa zwölf Stunden zurückpfeifen und einer der Großinquisitoren der Jyoti Konklave würde übernehmen. Und die waren, wie er wusste, Angehörige der puritanischen Fraktion der Amalathianer, der Gegenpart der radikalen Fraktion der Rekongregatoren, der er selbst angehörte. Die Amalathianer hatten sich dazu verpflichtet, den Status Quo des Imperiums mit allen Mitteln aufrechtzuerhalten. Jede Art von Fortschritt war für sie Ketzerei, da nach ihrer Ansicht schon vor zehntausend Jahren der Optimalzustand im Imperium geherrscht hatte und es deswegen keinerlei Veränderung brauchte. Seine Fraktion, die Rekongregatoren, standen für Veränderung, Fortschritt, weil seine Leute glaubten, dass nur durch Reformen der Verwaltung, des Militärs und der Kirche das Imperium sich auch in der Zukunft behaupten konnte. Es brauchte neue Waffen, neue Technologien, neue Doktrinen, um mit den mannigfaltigen Bedrohungen zurechtzukommen, die in den letzten Jahrhunderten auf das Imperium einprügelten.
Allein schon deswegen, würde der untersuchende Großinquisitor ihm und seinen Ermittlungen gegenüber voreingenommen sein. Und Herad vermutete, dass dieser Puritaner Zadok und seine Spießgesellen eher in Ruhe lassen würde. Schließlich lag hier kein Fall von Häresie, Ketzerei, Mutation, Xenosbeeinflussung oder dämonischer Umtriebe vor. Das war der Skandal wahrscheinlich einfach nicht wert. Lieber Tausende von Kindern opfern, als die Ekklesiarchie schlecht dastehen zu lassen. Tempeltendenz konnte man viel gutem Willen noch anführen, was wahrscheinlich aber auch nicht wirklich beweisbar war. Letztendlich blieb höchstens der Anschlag auf sein Leben.
Bei den Gedanken stutzte Herad Tabelmann. In seiner Karriere hatte man schon viele Mordanschläge auf ihn verübt, eine natürliche Reaktion seiner Gegenspieler, wenn er ihnen zu nahe kam. Das brachte sein Beruf so mit sich und er hatte sich so sehr daran gewöhnt, dass er das einfach als gegeben hinnahm. Bis jetzt war das auch immer irrelevant gewesen, da seine normalen Gegenspieler eben Ketzer, Häretiker, Mutanten jeder Art und von Dämonen beeinflusste Kulte gewesen waren und er sie aus diesen Gründen legal vernichtet hatte. Der Mordanschlag auf einen Inquisitor war ein Verbrechen, dass auch hochrangige Mitglieder des Adels das Genick brechen konnte. In seinem Kopf, der immer noch von der Verletzung schmerzte, manifestierte sich ein gewagter Plan und seit langer Zeit konnte er wieder lachen. Er lachte so lange, bis ihm die Tränen kamen. Seine Untergebenen wechselten irritierte Blicke und wussten nicht, was sie von ihm halten sollten. Wahrscheinlich hielten sie ihn für verrückt und vielleicht war er das auch in Anbetracht dessen, was er vorhatte.