Puh! Kaum ist man ein paar Tage weg, wird der ganze Thread zugespamt.
😱 Wäre die DB pünktlich gewesen, hätte es schon gestern Nacht das lang ersehnte Update gegeben. Nächstes Update wird regulär am Freitag gepostet. Es ist zu viel geschrieben worden, um jetzt auf jeden einzelnen Beitrag einzugehen. Vielen Dank an jene, die halbwegs beim Thema geblieben sind. :wub:
elegante Überleitung, um zum nächsten interessanten Abschnitt zu kommen und Ich bin dir immer noch ein paar Gedanken zu Buch 1 schuldig.
In der Tat! :angel2:
Ich muss jetzt doch mal negative Kritik ablassen.
Die Geschichte an sich ist echt super, ohne jeden Zweifel, aber was mich schon seit mehreren Kapiteln stört ist dieses dauernde beschreiben der Rümvögeleien und (sry jetzt) gewisser sexueller "Phantasien".
Ab und zu ist ja mal ganz nett, aber steiger dich da nicht noch mehr rein und schraubs nen bissl zurück bitte.
Sowas sollte nur kurz angerissen werden und nicht mit zig Sätzen beschrieben werden.
MMn macht das die letzten Kapitel nur halb so interessant wie sie hätten sein können.
Öhm! :blink2: Im ersten Moment dachte ich jetzt echt, dass wäre parodistisch gemeint. Hm, wir haben hier eine Bettszene, deren eigentlichen Ablauf sich auf das davor und danach beschränkt. :hug: Und dann haben wir noch einen Drive by Blowjob, der nicht mal zu Ende geführt wurde. :kiss: Das sind zwei "Sexszenen" auf 200 Seiten Story. Sorry, aber ich kann deine Kritik daran echt nicht nachvollziehen, dass dies zuviel des guten ist. Die Szenen kamen vielleicht kurz hinter einander, aber davor kam nie was diesbezüglich. Und es wird eine Weile dauern, bis wieder was in diese Richtung kommt. Außerdem wird rein gar nix explicit beschrieben. :lol:
Aber ansonsten ein ganz dickes Lob für diese extrem interessante Geschichte eines zerfallenden Imperiums.
Wann gehts denn endlich mal mit Gavri weiter? Inquisitor hin oder her, ich will die übelste Häretikerin vor dem Herrn wiedersehen.
Gavri bzw. Gabriel wird wiederkommen in Band III "Der Verräterstern". Und hier werden sich wieder die Leichen stapeln und Blut wird in Strömen fließen. Bis dahin wird aber noch etwas Zeit vergehen, da ich bis jetzt noch nicht wirklich zufrieden bin und einiges umschreiben werde. :crash:
So, nun aber weiter im Text. Diesmal keine Sexszene, dafür ausführliche Gewaltdarstellung. :guns: Wer das nicht verträgt, sollte den Text nicht lesen. Dem einen oder anderen werden Teile der Geschichte bekannt vorkommen, da ich ein Fragment davon im letzten Storywettbewerb gepostet habe.
Imperium
Segmentum Pacificus
Sektor Cabulis
System Cabulis
Planet Boonhaven
Nördliche Hemisphäre
Mühlstadt
Zeit: 1 143 802.M41
Person: Herad Tabelmann
Oberst Herad Tabelmann inspizierte die Kampflinie des glorreichen und unbesiegten 1. Mühlstadt in der befestigten Stellung auf den Blutwiesen. Seine Männer waren gut bewaffnet und die Munitionsvorräte lagen griffbereit neben ihnen. Hinter ihm wehte stolz das Banner des 1. Mühlstadt im Wind. Auf der schwarzen Flagge war ein Totenschädel abgebildet, darunter ein gekreuztes Lasergewehr und ein Schwert. Jenseits des äußeren Perimeters auf der weißen Ebene der Blutwiesen sammelte sich unter lautem Gebrüll die Horde der Grünhäute unter dem äußerst berüchtigten Superduperübermegawaaghboss Wegschubser. Oberst Tabelmann mit seinem tapferen Regiment stand gegen zehntausende äußerst blutrünstiger Orks und er hatte nur sieben Mann. Eigentlich hatte er nur fünf Mann, da er zwei ehrenhalber zu Männern hatte erklären müssen, aber in der Zeit der Not durfte man solche Sachen eben nicht zu genau nehmen. Und einer dieser ehrenhalber Männer stand mit laufender Nase vor ihm, grinste ihn äußerst debil an und schlug die Hacken zusammen und grüßte zuerst mit der linken, dann mit der rechten Hand. Erst dann besann er sich auf die Aquila. Manche würden es eben nie lernen. Aber ein Offizier der imperialen Armee musste eben mit dem auskommen, was ihm zur Verfügung stand.
"Melde, Obast Herad, dass Grünhäute den äußeren Pipimeter durchbrochen haben!" sprudelte es aufgeregt aus seinem Adjutanten heraus.
"Das heißt zum einen, melde gehorsamst, dann Herr Oberst Herad und zum anderen, Perimeter und nicht Pipimeter! Adjutant Janina!"
"Pipimeter!" quietschte sein Adjutant begeistert und sein Rotz tropfte zu Boden. Oberst Herad verdrehte die Augen und bat den Gottimperator darum, Geduld mit seinem äußerst unfähigen Adjutanten zu haben. Dann zog er mit einer schnellen Bewegung sein Taschentuch und lies seinen Adjutanten hinein schnäuzen, bevor er sich noch das schöne rote Mäntelchen mit Schleim bekleckerte und Ärger deswegen vom Quartiermeister bekam. Er wandte sich nun an seine Soldaten und musterte sie mit finsterem Blick.
"Achtung, 1. Mühlstadt! Soldaten des Imperiums! Der Feind sammelt sich, aber der Imperator beschützt uns!", rief er die Kampflinie entlang.
"Der Imperator! Mit uns!" brüllten seine Soldaten enthusiastisch.
"Waaagh!" brüllten die Grünhäute zur Antwort und die Erde bebte, als sie zu Millionen auf seine Stellung zu schwappten.
"Feuer frei! Werfen nach eigenem Ermessen! Imperator steh uns bei!" befahl er und hob eine der mit großer Sorgfalt handgefertigten Handgranaten auf. Er zielte, warf und traf die Grünhaut am Kopf. Aber zäh wie diese Xenos nun mal waren, ließ der sich nicht von einem direkten Treffer der weißen Massivhandgranaten MKI aufhalten. Ungebremst walzte die grüne Flut auf seine Stellung zu und überwand die Hindernisse des inneren Perimeters. Nun gut, dann eben im brutalen Nahkampf! Die lebensmüden Grünhäute würden schon sehen, was sie davon hatten, die überragenden Nahkampfkünste der Imperialen Armee herauszufordern. Besonders des legendären Regiments des 1. Mühlstadt, genannt die Gnadenlosen Grünhautschlächter. Einer gegen hunderttausend Grünhäute war da nur zu fair.
"Schild und Schwerter! Mir nach! Zum Angriff! Gewährt kein Pardon! Nicht mal eine tote Grünhaut ist eine gute Grünhaut! Der Imperator steht uns bei!" brüllte Herad und zeigte mit seinem blauen handgefertigten Energieschwert aus der der Werkstatt des berühmten Bes en Stiel auf die Angreifer. Seine gut gedrillten Soldaten standen wie ein Mann auf und warfen sich heldenhaft der schier übermächtigen Horde entgegen. Ein wildes Handgemenge bildete sich. Schwerter hieben auf die Grüne Masse ein und die Orks starben wie die Fliegen. Der endgültige Sieg des Imperiums war zum greifen nah. Der totale Triumph lag in der Luft.
"Beim Thron! Könnt ihr frechen Lümmel nicht wo anders spielen!" donnerte die Stimme von Frau Eggersfeld von ihrem Küchenfenster aus über das Schlachtfeld, dass sich hinter ihrem Haus befand. Verdammt, immer diese nervigen Erwachsenen. Herad hörte auf sein blau angemaltes Holzschwert zu schwingen, das er aus einem abgebrochenen Besenstiel gefertigt hatte. Beinahe hätte ihn eine tückische Holzaxt von Superduperübermegawaaghboss Wegschubser, eigentlich war das Karli, der in der Klasse neben ihm hockte, noch getroffen, aber wehrte den brutalen Hieb mit den Deckel des Kochtopfes ab.
"Erwachsenenalarm! Rückzug zu Punkt Alpha!" Frau Eggersfeld war eine alte Oma, mit der nicht gut Kirschen essen war, da ihr unnützer, fetter Sohn der Wachmann in diesem Viertel war und der ihren Eltern durchaus Ärger machen konnte, wie Herad nur zu gut wusste. Nach der Abreibung von seiner Mutter mit dem Teppichklopfer hatte er drei Tage lang nicht mehr richtig sitzen können.
Der Mob Grünhäute und seine Jungs und Mädels setzten sich johlend ab und liefen zur Straße. Ein Lastwagen des Militärs tuckerte qualmend vorbei. Herad zog die Fahne seines Regiments vom Besenstiel und faltete sie sorgfältig zusammen, um sie dann in seine Manteltasche zu stecken. Die Glocken der St. Dolan Basilika läuteten zur vierten Mittagsstunde. Die Doppelsonne stand schon winterlich tief und er hatte den ausdrücklichen Befehl von seiner Mutter erhalten, um halb fünf wieder zu Hause zu sein.
"Gehen wir doch zum Bahnhof, vielleicht können wir einen Zug mit coolem Zeug drauf sehen.", schlug Herad vor, so viel Zeit hatte er noch. Der große Bahnhof lag in der Nähe und auf dem Weg nach Hause.
"Gut, machen wir das", meinte Karli und die kleine Horde aus Kindern zwischen vier und acht Jahren setzte sich Bewegung. Das große Areal des Bahnhofs schnitt Mühlstadt in zwei Teile. Die Seite, auf der das große Bahnhofsgebäude stand, symbolisierte das angesehene, das reiche Mühlstadt. Hier war der Bahnhofsplatz mit den großen Hotels und teuren Commercias. Von hier nahm die große Imperatorstraße ihren Anfang, bis sie im eigentlichen Stadtzentrum endete.
Die Kinder kletterten auf einen der Wälle, welche das Gleisareal von der Außenwelt trennte. Ein gutes Dutzend Gleise führte vorbei. Zur linken konnte man die überdachten Bahnsteige sehen. Geradeaus gegenüber den Güterbahnhof und dem Stellwerk in Form eines Turmes. Hinter diesen Gleisen lagen Lagerhäuser und Fabriken. Und dahinter die schäbigen primitiven Unterkünfte der mittellosen Arbeiter, aus deren Kaminen schmutziger Qualm quoll. Um den Bahnhof herum befanden sich neu angelegte Flakstellungen. Tatsächlich fuhr gerade eine mächtige Lokomotive aus dem Bahnhof, die einen langen Zug mit schwerem Gerät beladen zog.
"Chu chu!" Janina zeigte begeistert auf den Zug. Der erste Wagen vor der Lok war ein gepanzerter Flakwaggon, auf dem zwei 37mm Hydra Flakgeschütztürme montiert waren, in der Mitte ragte ein Werfer mit sechs Flugabwehrraketen auf. Die Lokomotive selber war eine Kapelle auf Rädern. Jedes sorgfältig gefertigte Teil war mit heiligem Öl überzogen. In gotischen Bögen stapelten sich die Schädel der Lokführer und Bordmechaniker vieler Generationen. Das Führerhaus war mit Goldranken umrahmt, in dessen Zentrum das Symbol des Adeptus Mechanicus saß. Die drei nächsten Waggons waren Passagierwägen, die voll von Soldaten waren. Dahinter standen auf Tiefladern die Panzer des Gepanzerten 8. Temperis, wie Herad aus den aufgemalten Zeichen herauslesen konnte. Leman Russ, Ausführung VIII, Phaeton Schema, wie er an den Auspufftöpfen erkannte, die charakteristisch für diesen Typ waren. Natürlich gab er sofort mit seinem detaillierten Wissen an, während die anderen Kinder begeistert den Soldaten zuwinkten, von denen einige sogar freundlich zurückwinkten. Langsam zog der Zug vorbei, der nur gemächlich Fahrt aufnahm. Panzer um Panzer zog vorbei. Ein weiter Flakwaggon war in der Mitte wie auch am Ende eingefügt. Die Waggons hinter den Tiefladern waren geschlossene Güterwagen, die wahrscheinlich Ersatzteile und Ausrüstung enthielten.
Ein anderer Zug kam entgegen und passierte nun die Gruppe der Kinder, auch hier war wieder ein Flakwaggon in den Zug eingegliedert, doch nur einer in der Mitte. Es war ein Passagierzug und er war voll Verwundeter, wie er sehen konnte, als Soldaten mit dicken Verbänden heraus humpelten und Tragen mit Schwerverwundeten ausgeladen wurden.
"Aua gemacht?" fragte Janina mit großen Augen.
"Das sind verwundete Soldaten, Janina, die kommen von der Front."
"Papa auch Aua gemacht?"
"Nein, Papa geht es gut, dem passiert schon nichts."
"Papa gut!" quietschte Janina erfreut, schlug mit den Ärmchen wie ein Engelchen und drehte sich dabei um die eigene Achse. Das machte sie gerne, wenn sie sich freute. Die Verwundeten zu sehen, war nicht so interessant, sondern eher sogar sehr beunruhigend. Im Bereich des Güterbahnhofs standen mehrere Züge, die gerade zusammengestellt wurden. Versorgungsgüter, Nachschub, Munition. Aber nichts wirklich interessantes. Ein Blick auf die Bahnhofsuhr sagte ihm, dass es nun höchste Eisenbahn war, nach Hause zu laufen.
"Verdammt! Ich muss so langsam gehen. Morgen wieder um zwei an der Ecke vom alten Knauser?" Seine Spielkameraden verabschiedeten sich und er lief mit seinem Adjutanten Janina nach Hause. Die vier Jahre alte Janina war seine überaus nervige kleine Schwester, die unglaublich an ihm hing. Er konnte kaum etwas machen, ohne sie mitschleifen zu müssen. Aber als sein Adjutant trug sie ihm wenigstens Holzschwert und Topfdeckel. Sie wohnten in einem großen schicken Wohnhaus in der Imperatorstraße, die zum großen Imperiumsplatz führte, wo jeden Mittwoch der Markt abgehalten wurde. Dort ragte der große Block des örtlichen Administratumgebäudes auf. Direkt gegenüber lag die mächtige St. Dolan Basilika, die einem der größten Heiligen des Segmentum Pacificus geweiht war. Im Zentrum des Platzes war der Brunnen der Helden, aus dem rotes Wasser sprudelte.
Mühlstadt war eine Stadt mit etwas mehr als Achtzigtausend Einwohnern. Es war ein Verwaltungszentrum für eine ganze Provinz, hier liefen mehrere Eisenbahnlinien zusammen und es gab viele mechanische Getreidemühlen, welche der Stadt ihren Namen gegeben hatten. Das Umliegende flache Land war ein einziges Weizenfeld, unterbrochen nur durch schmale ungepflasterte Wege, welche die einzelnen Gehöfte miteinander verbanden. Und natürlich die Eisenbahnschienen, welche das Mehl zu einen der zwei großen Raumhäfen des Planeten brachten. Inzwischen war Mühlstadt voller kriegswichtiger Betriebe, statt Mehl zu mahlen, wurden Magazine für Lasergewehre gebaut und aufgeladen. Auch wurde hier viel wichtiges Zeug für den Krieg gelagert.
"Kann nicht mehr laufen! Huckepack!" quengelte Janina und beugte sich mit schlaffen Armen nach vorne.
"Na gut!" Herad bückte sich leicht und Janina kletterte mit einem vergnügten Quietschen auf seinen Rücken.
"Hüha!" befahl sie lachend und wundersamer weise vollständig von ihrer Erschöpfung kuriert. Herad setzte sich in Trab und rannte die Straße herunter. Vorbei an den schon fast verblichenen Aufmunterungsappelle, die vor einem Jahr zur Hebung der Moral an die Mauern gepinselt worden waren. "Krieg bis zum Sieg", "Keine Gnade, kein Erbarmen, kein Zurückweichen", "Nicht mal ein toter Ork ist ein guter Ork", "Der Imperator schützt!", so oder in dieser Art lauteten die Appelle. Sie wohnten in einem schmucken Wohnhaus mit hohen gotischen Fenstern, wo Leute mit etwas Geld wohnten. Immerhin war ja sein Vater Oberst. Er lief die Treppe nach oben und lies vor der Wohnungstüre seine Schwester wieder zu Boden, die ihm noch einen dicken feuchten Schmatz auf die Wange gab.
"Danke schön! Du bist der beste große Bruder der Welt!"
"Eh! Und du die nervigste kleine Schwester der Welt," meinte er dazu nur und wischte sich die Backe trocken.
"Gar nicht wahr", wehrte sich Janina empört.
"Und habt ihr schön gespielt?" seine Mutter war inzwischen auch wieder zu Hause. Eigentlich war sie Lehrerin, aber hatte ihren Beruf aufgegeben, als sie geheiratet hatte. Inzwischen arbeitete sie Halbtags in einer Fabrik, welche Lasergewehrmagazine herstellte. Jeder musste seinen Beitrag leisten. Abends war sie auch weg, auf der Schwesternschule, da seine Mutter sich in Zukunft um Verwundete kümmern wollte. Herad half seiner Schwester aus ihren Wintersachen, dann zog auch er seine schwere Jacke und festen Stiefel aus.
"Chu chu gesehen!" gab Janina von sich und machte dann die Geräusche einer Lok nach. Mutter lachte. Herad fand, dass ihre Mutter in letzter Zeit kaum noch lachte und freute sich entsprechend mit.
"Kommt her ihr beiden kleinen Racker!" Liebevoll drückte ihre in die Knie gegangene Mutter sie an sich und gab ihnen beiden einen dicken Schmatz auf die Wange. Wie gut das niemand das sah. Er war schon viel zu groß dafür, trotzdem fühlte er sich unglaublich geborgen in den Armen seiner Mutter. Obwohl sie lächelte, sah sie müde und sorgenvoll aus. Die meisten Leute waren gedrückter Stimmung, Herad vermutete, dass es mit dem Frontverlauf zu tun hatte.
"Hast du Hausaufgaben auf?"
"Ja, Mama."
"Dann mach sie am besten gleich."
"Will auch machen!"
"Nein, Janina, dass muss Herad alleine machen. Aber wie wäre es, wenn du einen Zug malen würdest. So einen, wie den, den du heute gesehen hast."
"Chu chu malen." Janina schoss begeistert in ihr Zimmer und Herad war froh, sie für ein paar Minuten los zu sein.
Kaum hatte er sich in sein Zimmer verzogen und die Schulsachen auf seinen Schreibtisch ausgebreitet, heulten die Sirenen auf- und abschwellend ihre unheilige Verkündigung heraus. Herad zwängte wieder seine Füße in seine hohen ledernen Stiefelchen, die er zu Imperators Himmelfahrt von seinem Vater geschenkt bekommen hatte, bei dessen letzten Heimaturlaub. "Beeil dich Herad! Das ist keine Übung! Janina! Du auch!" Er zog wieder die blaue warme Jacke an, die wie die Paradeuniform von Vaters Regiment geschnitten war. Der dunkelhaarige Junge war sehr stolz darauf, keiner seiner Schulkameraden hatte eine solch coole Jacke und alle waren äußerst neidisch deswegen auf ihn. Seine Mutter, die hübscheste Frau dieser Welt, wie Herad fand, drückte ihm seine warme Pelzmütze auf dem Kopf, die ihm Oma zum achten Geburtstag letzten Monat geschenkt hatte, die so blöd schwer war, dass er sie gar nicht mochte. Normalerweise protestierte er immer dagegen, wenn er das olle Teil von einer Pelzmütze tragen sollte. Aber seine Mutter hatte diesen harten Zug im Mundwinkel der ihm zeigte, dass er jetzt kein Theater machen durfte. Und ihre dunklen Augen, die vor Angst geweitet waren. Er konnte sich nicht erinnern, sie jemals so gesehen zu haben. "Vergiss deinen Rucksack nicht! Ist auch alles Wichtige drin? Den darfst du nicht verlieren, ja?" Seine Mutter hielt ihn hin und er schlüpfte in die Riemen.
"Hab ich auch alles? Geld, Lebensmittelkarten, Berechtigungsschein, Soldkarte, Ausweispapiere? Ja, alles da. Kommt Herad, Janina, wir machen jetzt das, was wir geübt haben, ja?"
"Ja, Mama!"
"Grünhäute am Pipimeter?", fragte Janina mit großen Augen, die noch zu klein war um zu begreifen, was die Sirenen wirklich zu bedeuten hatten. Ihre Mutter nahm sie hoch und trug sie im Arm. Janina quietschte mal wieder begeistert auf, da sie das Ganze für ein lustiges Spiel hielt.
"Wir gehen jetzt in den Bunker, ja?" Sie hatten ihre Wohnung im fünften Stock verlassen und begegneten den Zimmermanns im Treppenhaus. "Möge der Imperator uns beschützen!", grüßte der alte Zimmermann, ein Mann um die achtzig Jahren, der sich auf einem stabilen Stock abstützte, während seine Enkelin, Frau Müller, ihn antrieb.
"Der Gottimperator zu Terra sei gepriesen! Der Sieg wird letztendlich und ausweislich unser sein!", erwiderte seine Mutter, aber die Sirenen sagten etwas anderes. Der Konflikt mit den Orks tobte schon vor Herads Geburt. Vor zwölf Jahren war ein Brocken der Orks auf Boonhaven gelandet. Von dort hatte ein Waaaghboss namens Gorshaga seine Horde langsam aber stetig von seiner Landestelle von einem Ausläufer des Ostkontinents bis zum zwanzigtausend Kilometer entfernten Westkontinent geführt. Anfangs hatten nur die Planetaren Verteidigungsstreitkräfte gegen die Orks gekämpft und waren zurück gedrängt worden. Der Gouverneur hatte Verstärkungen angefordert und das Imperium schickte seine Armee, darunter auch das Regiment seines Vaters, damals war der noch Major gewesen, inzwischen leitete er als Oberst das Regiment.
Herad hatte in seinem kleinen Kinderzimmer eine große Karte an die Wand gehängt, um zu wissen, wo sich sein Vater gerade befand. Mit Stecknadeln, die er seiner Mutter gemopst hatte, markierte er den Frontverlauf, den er täglich nach der Nachrichtensendung im Radio überprüfte. Er hatte damit angefangen, als er sechs Jahre alt war und etwas lesen gelernt hatte. Jetzt war er acht und die Linie aus Stecknadeln hatte sich Monat für Monat kontinuierlich näher dahin bewegt, wo er wohnte. Die Front war noch gute sechshundert Kilometer entfernt, aber die Stadt war nun in Reichweite der orkischen Bomberflotten und ihrer Jäger. Bomber konnten sehr weit fliegen, Jäger aber nicht so weit, deswegen bestimmten die Begleitjäger die Angriffsreichweite der Bomber, wie sein Vater ihm erst kürzlich erklärt hatte.
Sie erreichten die Straße und sahen viele Menschen, die zu den Bunkern flohen. "Hör zu Herad, du nimmst jetzt meine Hand und du wirst sie nicht loslassen, egal was passiert. Versprichst du mir das?"
"Ja, Mama, ich schwöre es dir bei meiner Ehre als Oberst des Imperiums!"
"Versprich es als Herad Tabelmann, hörst du?"
"Gut Mama, ich, Herad Tabelmann schwöre beim Gottimperator, dass ich deine Hand nicht loslassen werde, egal was passiert, auch wenn ich eigentlich schon zu alt dafür bin. Und ich werde auf euch aufpassen, wie ich es Vater versprochen habe." Seine Mutter riss ihn an sich und drückte ihm einen dicken Kuss auf den Mund, was er als äußerst peinlich empfand vor all den Leuten. Und da war auch die blonde Ivy mit ihren zwei Zöpfchen, die dumme Kuh, die in seiner Klasse zwei Bänke vor ihm hockte und ihm jetzt die Zunge herausstrecke. Das würde sie jedem erzählen, dass seine Mutter ihn wie ein kleines Baby behandelte. Verdammt!
Seine Mutter nahm mit festem Griff seine linke Hand und sie schritten nun im schnellen Tempo zu ihrem zugewiesenen Bunker. Dann hörte er das Wummern. "Flak!", rief er kenntnisreich, sah er doch jeden Sonnabend die Wochenschau mit seiner Mutter im Kino um die Ecke, meist in der Hoffnung, vielleicht Bilder von seinem Vater oder dessen Regiment zu erhaschen. Aber meist sprachen sie von erfolgreichen Gegenangriffen gegen die grünen Horden, von Frontbegradigungen und taktischen Rückzügen, um die Versorgungslinien zu verkürzen. Die Imperiale Armee stemmte sich wie Wellenbrecher gegen die grüne Flut und an einer Mauer aus Gottimperatorvertrauen, Lasergewehren mit Adamantiumbajonetten und heiligen Märtyrern würden die Grünhäute zerbrechen. Irgendwann!
"Feuerwerk! Bumm Bumm!", quietschte Janina erfreut beim Hören des Donners der Flak. Aber das war kein Feuerwerk, wie es am Imperiumstag abgefackelt wurde.
Seine Mutter wurde schneller und er musste jetzt schon fast rennen, um mit ihr Schritt halten zu können. Der Hydraflakturm, den Pioniersoldaten im letzten Monat im Viertel errichtet hatten, fing mit einem höllischen Stakkato an zu feuern. Herad reckte den Hals, um was erkennen zu können und tatsächlich sah er die Leuchtspurgeschosse den frühabendlichen Winterhimmel durchschneiden. Dann jagte etwas in den Turm, ließ ihn aufblähen und in dem infernalischen Krachen einer gewaltigen Detonation vergehen. Menschen schrien in seiner Nähe auf. Und dann hörte er das Heulen der Jericho Sirenen, mit denen Orkjagdbomber ausgerüstet waren. Das waren kleine Geräte, die einen Propeller hatten und einen Klangkörper antreiben, der einen höllischen Lärm machten. Er drehte den Kopf und sah die rote Maschine in die Straßenschlucht einschwenken. Sie befand sich im Tiefflug, aber Herad glaubte, sie mit der ausgestreckten Hand berühren zu können, so nah war die Maschine.
"Wusch Wusch!" Janina winkte begeistert, als sie das Flugzeug sah und ihr eigenes Wort dafür benutzte, ohne zu begreifen, dass der Tod auf sie zuflog. Aus irgendeinem Grund hatte er überhaupt keine Angst. In Herad war die Gewissheit, dass diese orkische Maschine ihm nichts würde anhaben würde können. Er sah mit übernatürlicher Klarheit die Mündungsblitze der schweren Maschinenkanonen. Und dann brach die Hölle über ihm herein.
Er sah wie die freche Ivy einen Volltreffer aus einer der Maschinenkanonen bekam. Ihr Torso wurde zerschnitten, ein Ärmchen wurde abgerissen, ebenso ihr Gesicht. Neben ihm pfiffen Geschosse so nah vorbei, dass er sie nicht nur pfeifen hörte, sondern sogar ihren Luftzug spürte. Überall gingen Menschen zu Boden, teilweise tödlich oder schwer getroffen, andere versuchten irgendwo Deckung zu finden. Dann brandete der Jagdbomber über ihnen mit dröhnenden Turbinen hinweg und Herad wandte den Blick nach oben. Er sah wie in Zeitlupe zwei kleine ausgeklinkte Flugkörper an primitiven Stabilisierungsflossen geführt vor ihm nach unten taumeln. Sie hatten lange Stangen als Zünder, welche dafür sorgten, dass sie etwa ein Meter über dem Boden detonierten, um die weichen Ziele besser bekämpfen zu können. Das hatte ihm jedenfalls sein Vater erklärt. Seine Mutter riss ihn an sich und warf sich über Janina und ihn. Schwer lag der Körper ihrer Mutter auf ihm und presste ihn auf den Boden.
"Imperator, schütze uns!" rief seine Mutter.
Dann detonierten die Bomben und glühend heiße Splitter zischten mit hoher Geschwindigkeit durch Luft, Fleisch und Knochen. Er hörte Menschen schreien durch das Klingeln in seinen Ohren. Janina fing neben ihm an zu wimmern. Ein Mädchen durfte das auch. Mutter zuckte mehrmals zusammen und sie wurden durch die Wucht der Detonation in die Luft geschleudert. Auch er überschlug sich mehrmals, etwas traf ihm am Kopf und riss ihm die Mütze vom Kopf. Dann landete er auf dem Straßenbelag. Sein schöner blauer Mantel war jetzt voll Dreck. Seine Mutter kam neben ihm auf, sie schrie gedämpft. Aus ihrer Nase und Mund schoss ein Schwall Blut.
Herad rappelte sich auf, torkelte zu seiner Mutter und seine Hand fand die ihre. Fest drückte er zu. "Mama! Was ist mit dir? Geht es dir gut? Wir müssen weiter!", rief er und versuchte, sie hoch zu ziehen. Seine Mutter schien schwer verletzt zu sein, allein schon das viele Blut machte selbst ihm klar, dass es nicht gut um sie stehen konnte. Panik kroch in ihm hoch.
"Herad! Nimm Janina und lauf zum Bunker!", gurgelte seine Mutter und spuckte Blut. Er suchte Janina und sah sie auf dem Rücken liegend in der Nähe. Blut floss aus ihrer Nase, aber sie sah vollständig aus. Vielleicht war alles nur ganz harmlos.
"Mama! Steh auf! Wir müssen in den Bunker!", antwortete Herad und zog mit aller Kraft an ihrer Hand. Sie musste einfach mitkommen. Herad hatte doch versprochen, auf seine Mutter und Schwester aufzupassen. Er rutschte ab und fiel zu Boden.
"Nimm Janina und lauf! Sofort!" Er konnte die Worte seiner Mutter sich nur zusammenreimen, da immer mehr Blut aus ihr heraus sprudelte. Das war nicht wirklich gut. Da seine Mutter es ihm befahl, krabbelte er zu Janina und zog sie hoch. Seine kleine Schwester sah durch ihn hindurch. Sie plumpste sofort wieder auf ihren Hintern und stierte ins Leere.
"Aua gemacht!", murmelte sie vor sich hin, dann verzerrte sich ihr Gesicht und sie fing an zu grienen. Dicken Tränen flossen über ihre roten Wangen. Seinen Rucksack nahm er vom Rücken und hängte ihn vor seinen Bauch, dann ging er in die Knie.
"Komm, wir machen Huckepack!" Er hob sie auf seinen Rücken und mehr mechanisch klammerte sie sich an ihm fest. Blut aus der Stirnwunde floss ihm in die Augen und er hatte Probleme etwas zu sehen.
Er versuchte das Blut aus seinen braunen Augen zu kommen. Die Fassaden der Häuser um ihn herum wiesen starke Beschädigungen auf. Das Schaufenster des Bäckers, in dem sie immer um Brot anstanden, wenn sie die Lebensmittelkarten dazu auch berechtigten, war ein Haufen Scherben. Alle Fenster der Häuser in der Straße waren zerbrochen. Ebenso die meisten Menschen um ihn herum. Da lagen Arme, Beine, Köpfe und Torsos wild durcheinander. Und auch die Dinge, die in den Menschen normalerweise drin waren. Er sah einen Jungen in seinem Alter wild umher schwanken, nicht begreifend dass er keine Arme mehr hatte. Menschen jedes Alters schrien, hauptsächlich Frauen, da fast alle Männer zwischen sechzehn und fünfundsechzig für den Imperator im Feld standen. Die wenigen, die noch hier waren, hatten meist mehr als ein Glied an der Front verloren und konnten einfach nicht mehr weiter kämpfen, um den ehrenvollen Tod auf den Schlachtfeldern des Imperiums des einzig wahren Gottimperators zu finden. Er roch verbranntes Fleisch, den metallenen Geruch von Blut und den chemischen Stoff, der in Bomben drin war, aber dessen Wort er sich einfach nicht merken konnte. Ihm wurde übel davon und er hatte Probleme, sein Mittagessen bei sich zu behalten. Schließlich wurde der Würgereiz zu stark und er übergab sich. Langsam aber sicher sickerte in ihn die Erkenntnis, dass sie von hier weg mussten.
"Wir müssen weiter, ja Mama?" Seine Mutter rührte sich nicht mehr, ihr Blick war irgendwie leer. So sahen die Toten in den Filmen aus. Das das durfte nicht sein, seine Mutter konnte nicht tot sein.
"Mama!" Sie antwortete nicht. Mit Janina auf dem Rücken beugte er sich zu ihr herunter, griff nach ihrer Schulter und rüttelte daran. Der Kopf seiner Mutter bewegte sich dabei wie eine leblose zerbrochene Puppe. Blut breitete sich unter ihr aus. Soviel Blut.
"Hilfe! Meine Mutter! Sie blutet!" Tränen traten ihn in die Augen und er blinzelte. Aber keiner reagierte auf ihn.
"Die Bomber sind nur noch wenige Minuten entfernt! Rette sich wer kann!", brüllte jemand.
"Mama!" Aber sie rühre sich nicht. Mutter hatte gesagt, er solle Janina zum Bunker mitnehmen. Also tat er das, da er seiner Mutter gehorchen sollte.
Er lief so schnell wie er nur konnte mit Janina auf dem Rücken und versuchte dabei auf so wenige eklige Dinge zu treten wie irgendwie möglich. Jemand schrie ihn an, Herad verstand nicht, was er von ihm wollte und rannte weiter. Der Junge kam an einer Frau vorbei, die keine Beine und Unterleib mehr hatte, ihre Gedärme und Innereien zog sie hinter sich her, als sie sich wie ein Wurm in Richtung des Bunkers wand. Ein zehn Jahre altes brünettes Mädchen hielt einen Frauenkopf tröstend im Arm. Es war nicht mehr weit. "Wir sind gleich da, Janina, gleich da! Und dann hohle ich Mama!" Nun hörte er das Dröhnen von hoch fliegenden Maschinen. Er sah nach oben und sah hunderte von roten großen Flugzeugen, die gerade ihre Bombenlast auf die Stadt abwarfen. Er rannte noch schneller. Das große Schott zum Bunker III stand noch offen. Ein Mann mit nur noch einem Arm, künstlichen Augen und einem Lautsprecher, wo sein Mund hätte sein sollen, stand am Eingang und winkte ihm hektisch zu. "Beeil dich, Junge!"
"Komm, Janina! Wir haben es gleich geschafft." Dann stolperte er mit letzter Kraft und vollständig außer Atem durch das Schott, dass hinter ihm mit einem lauten Schlag geschlossen wurde. Er schwankte eine lange Treppe nach unten durch ein weiteres Schott und stand erst mal verloren herum. Der Boden begann erst zu zittern, dann zu Beben. Es krachte und donnerte. Staub rieselte von der Decke.
Seine kleine Schwester ließ er vorsichtig zu Boden. Ihre Haut war so bleich und ihr Atem rasselte stoßweiße. Mit jedem Atemstoß quoll Blut aus ihrem Mund und Nase. Genauso wie bei Mutter. Ihr Blick fokussierte sich auf ihn, fest drückte sie seine Hand, mühsam versuchte sie etwas zu sagen. Aber er verstand sie kaum.
"Herad…arg….böse…nicht….lieb." Sie sagte zwischen den verständlichen Worten noch viel mehr, aber er verstand sie einfach nicht, weil sie Blut gurgelte. Was sagte sie da nur?
"Ich versteh dich nicht?" Hatte sie ihn etwa nicht mehr lieb? Warum? Er begriff einfach nicht, was Worte bedeuten sollten.
Ihre Hand berührte ihn an der Wange, sie war so kalt und weiß. Seine Schwester sagte etwas, was er wieder nicht verstand. Dann zitterte sie kurz sehr heftig, ihr Kopf sank zur Seite, ihre Hand rutscht kraftlos zu Boden und Blut floss träge aus ihrem Mund und Nasenlöcher.
"Janina! Wach auf! Das ist nicht länger witzig!" Der Mann von oben schloss auch das untere Schott und fasste ihn mit seiner verbliebenen Hand an der Schulter. Er hockte sich vor ihm hin, seine künstlichen Augen surrten, als sie sich auf den Nahbereich justierten.
"Sie weilt nun in einer besseren Welt, Junge." Herad starrte ihn an, verstand nicht.
"Meine Mutter ist noch da draußen! Ich muss sie holen! Ich habe das meinem Vater versprochen! Ich muss auf sie aufpassen!"
"Jeder, der wo da draußen war, weilt nun auch beim Imperator. Dein Schutzengel war heute sehr fleißig, der ihre nicht. Komm Junge, sprechen wir die Totengebete." Mama und Janina konnten nicht tot sein. Sie durften einfach nicht tot sein.
"Janina! Ich hab dich lieb, hörst du? Du bist die beste kleine Schwester der Welt! Und alles wird gut, du musst nur durchhalten!" Er schüttelte Janina, flehte sie weiter an, aufzuwachen. Versprach sie zu befördern, auch wenn sie weder richtig grüßen noch das Wort Perimeter aussprechen konnte. Aber Janina wachte nie mehr auf.