Vielen Dank für das viele Feedback
😀
Gut wie immer und ich habe auch gar nichts zu kritisieren.
Nur eine Frage: Kommt Herad in diesem Band wieder vor? Oder muss man da länger warten?
Da muss man wohl noch länger warten. In Band III kommt er auf alle Fälle nicht vor, da die Ereignisse mehr oder weniger parallel laufen.
Schön das in diesem Buch jetzt die Lücken in der Geschichte gefüllt werden. Gut geschrieben, wie nicht anders zu erwarten.
Aber produziert der Raumwürfel den nur Panzer & Co oder auch größere Sachen, wie etwa die erwähnten Fregatten?
Das wird man heute zum Teil noch erfahren.
Und ja, der Admiral war der Draufgänger mit der Hure Coco, deren Bad (oder wars was Anderes?) im 2 Teil verbrannt war, und mit dem zusammen Gabriel im 1. Teil die Eldar vernichtet hat, woraus, glaube ich, das verbrannte Bad folgte.
Oder war das alles ganz anders? 😀 Naja, ist jedenfalls der Typ. Und der war damals schon scharf auf alle möglichen Frauen. Ob er seit der Hure noch ein Mädchen hatte ... vielleicht wird auch das noch beantwortet. 😉
Hier wäre eher noch die Frage, wieso sich Coco noch so deutlich an das Maleur erinnert, obwohl es doch schon mehr als 2 Jahre her ist, wenn Tabelmann da ankommt.
Nun ja, dieser Satz diente halt dazu, eine Brücke zu vergangenen Ereignisse zu schlagen. Da es inzwischen doch viele Personen sind, habe ich im ersten Post eine verdeckte Namensliste gepostet, die man zum Lesen markieren muss, da sie doch den einen oder anderen Spoiler enthält. Es gibt ja immer wieder neue Leser. So kann man sich bei Bedarf orientieren, wer jetzt wieder wer war. Und an dieser Stelle mal wieder vielen Dank für die schnelle Korrektur und die konstruktive Kritik. Hab das Kapitel umgestellt und umgeschrieben. Sollte jetzt besser passen.
Noch eine kleine Anmerkung am Rande. Auf meinem Manuskript ist dieses Teilstück unter anderem auf Seite 300. Im Taschenbuchformat entspräche das in etwa 600 bis 700 Seiten.
Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
provisorisches Flaggschiff der Konföderation des Lichtes "Blaue Festung"
Zeit: 2 247 996.M41
Person: General Jäger
General Jäger war der erste, der sich im großen, frisch umgebauten Strategium der Blauen Festung, das ganz in glänzendem Silber gehalten war, einfand. Die strategische Sitzung war um 14.00 Uhr anberaumt und es war jetzt genau 13.55 Bordzeit. Er war in Begleitung von vier direkten Regimentsführern der Engelsgarde und von mehreren Obersten von Regimentern verschiedener Waffengattungen der im Aufbau befindlichen VII Legion, dazu deren Stellvertreter und persönliche Adjutanten. Sie verloren sich beinahe in der großen, ovalen Halle, in deren Mitte sich der Holotank befand. Auf kreisförmigen Absätzen verliefen darum mehrere Tisch- und Stuhlreihen. Je weiter vom strategischen Projektor des Holotanks entfernt, desto schlichter war auch die Bestuhlung. Die letzten drei oberen Kreise, welche für Adjutanten und Gäste vorbehalten waren, bestanden nur noch aus aufgepolsterten Stühlen mit ausklappbarer Schreibunterlage, dort nahmen die begleitenden Adjutanten, ihrem Rang angemessen, Platz ein. In diesem Raum war genug Platz für einen Kriegsmeister mit seinem gesamten Offizierschor für einen kompletten Kreuzzug. Der Tag würde kommen, wo dieser Raum bis zum letzten Platz gefüllt sein würde, aber jetzt wirkte er nur schrecklich überdimensioniert und peinlich leer. Auf seinem Tisch richtete der General alles für seinen Vortrag hin, sein tragbarer Cogitator war exakt parallel zur Tischkante ausgerichtet und es waren genau fünf Zentimeter bis zum Rand. Auf Ein-Uhr kam ein einfaches Glas mit Mineralwasser. Als letztes loggte er seinen Cogitator in das kabellose Netzwerk des Strategiums ein. Und das ohne vorher Weihrauch zu verbrennen, ein Ritual abzuhalten oder eine mystische Formel zu murmeln, um einen nicht vorhanden Maschinengeist zu versöhnen. Obwohl er das jetzt schon seit über einem Jahr so machte, war es immer noch mit einem gewissen Staunen verbunden.
Als nächstes kam um 13.56 Gouverneurstochter und Prinzessin Kassandra mit ihrem Gefolge, unter anderen dem ersten Offizier und eigentlichen Kapitän der "Blauen Festung" in das Strategium eingelaufen. Sie schenkte ihm eines ihrer freundlichen Lächeln und setzte sich auf ihren Platz schräg gegenüber.
13.58 hastete der oberste der Ingenieure, Techpriester war ein Titel den er strikt ablehnte, in Begleitung eines halben Dutzend Assistenten zu seinem Platz. Sein Cogitator war besonders flach und dabei noch viel leistungsstärker als die Ausführungen, welche der Legion und Flotte ausgeteilt worden waren. Ostwald machte wie immer einen äußerst schlampigen Eindruck, seiner Haarmähne hätte schon vor zwei Monaten ein Haarschnitt gut getan und sein Overall war schmutzig von Fett, Öl und hatte sogar einige Brandlöcher. Von ihnen allen hatte er wohl das umfangreichste Arbeitspensum zu erfüllen, aber statt erschöpft wirkte er auch jetzt voller Tatendrang. Ein Mensch, der sich der Aufgabe widmete, die ihm am meisten Freude bereitete.
Kurz darauf kamen über einen anderen Eingang die Lichtbringern in Begleitung der neuen Anführerin ihrer Leibgarde in das Strategium. Diese ehemalige Sororitasschwester eines minderen Ordens stammte vom Pilgerschiff und war so etwas wie die Lehrmeisterin und Mentorin der Wirtin der Lichtbringerin gewesen. Diese Frau machte einen zähen Eindruck und die Narben im Gesicht hatte sie bestimmt nicht beim Spiegelfechten erhalten. Eine Verletzung hatte ihr ein Auge gekostet und der klobig wirkende technische Ersatz musterte nun finster die Runde. Ihr Name war Gerechter Zorn und sie trug eine Schwertlanze und am Gürtel trug sie einen Anderthalbhänder. Gabriel die Lichtbringerin war deutlich gewachsen, seit er sie zum ersten Mal vor zwei Jahren auf seinem kleinen Weingut getroffen hatte. Auch hatte ihre Ausstrahlung deutlich zugenommen. Sie war nun kein Kind mehr, sondern entwickelte sich deutlich zu einer jungen Frau. Ihre goldenen Haare flossen offen über ihre Schultern. Die Lichtbringerin trug eine schlichte blaue Uniform, wie sie von Angehörigen der Flotte getragen wurden. An der Koppel trug sie nur eine Laserpistole ihm unbekannter Baureihe. Ihr Lächeln war strahlend und erwärmte sein Herz. Kurz nach ihrer Ankunft hatten sie ein paar Worte gewechselt, heute würden sie nun alle Näheres über die zukünftigen Projekte und allgemeine Marschrichtung erfahren.
Als letztes bequemte sich um 14.01 der impertinente Admiral Lope mit seiner aufgedonnerten Adjutantin in einer roten Phantasieuniform, wie sie bei Freihändlern äußerst beliebt zu sein schien, zu erscheinen. Obwohl er zu spät war, hatte er es nicht eilig und strahlte richtig in die Runde, als ob es seine Richtigkeit hätte, dass alle auf ihn warten würden. Der Westentaschen-Admiral machte eine große Schau daraus, Aktenordner hin und her zu stapeln, bis er mit dem äußerst chaotisch anmutenden Ergebnis zufrieden war. Dabei sprach er reichlich dem eisgekühlten Amasec zu, das von seiner Adjutantin mit einer sauertöpfischen Miene nachgeschenkt wurde. So ein respektloses und impertinentes Verhalten eines Offiziers war ihm noch nie untergekommen. Er konnte nicht nachvollziehen, warum die Lichtbringerin ihn zum Anführer ihrer Flotte gemacht hatte. Dieser Mann war kein Stratege, sondern fällte seine Entscheidungen einfach aus dem Bauch heraus. Zugegebener Weise war dieser Kerl dabei recht erfolgreich, trotzdem ging ihm Lope tierisch auf die Nerven. Sollte es jemals zu Debatte stehen, diesen Großkotz hinzurichten, General Jäger würde persönlich das Erschießungskommando befehligen. Der Sororitasschwester schien gleich der Kragen zu platzen und sie machte den Eindruck, den Admiral am liebsten sofort zu erschlagen. Die Lichtbringern selbst schien das Ganze eher zu amüsieren, als sie zu sprechen anfing.
"Nun, da wir alle nun vollständig anwesend sind, können wir wohl beginnen", merkte die Lichtbringerin an, deren Stimme in der hervorragenden Akustik des Raumes vom Rednerpult her selbst in den letzten Reihen ohne technische Verstärkung zu hören war. "Als erstes möchte ich Euch allen für die hervorragende Arbeit danken, die Ihr vollbracht habt. Ich weiß, dass es viele Schwierigkeiten zu überwinden gab, aber dieser Beginn macht mir Mut und die Gewissheit, dass wir alle eine Zukunft haben werden. Dies ist erst der Anfang und es wird nicht leichter werden. Neue Herausforderungen erwarten uns alle. Aber ich weiß, dass, wenn wir zusammen arbeiten, wir gemeinsam Erfolg haben werden. Nicht nur um uns selbst, sondern auch um der Menschheit willen. Das Imperium steht vor dem unumkehrbaren Kollaps, von dem wir gerade noch achtzehn Jahre entfernt sind. Viel Arbeit, viel Gefahr und viel Leid steht vor uns. Aber die Früchte unserer Arbeit werden das Überleben der Menschheit sein. So sei es!"
"So sei es!", wiederholten sie im Chor. Wären die anderen knapp zweitausend Plätze auch besetzt, wäre das sicherlich äußerst eindrucksvoll gewesen.
"Nachdem das geklärt ist, bringen Sie mich bitte alle auf den neusten Stand. Chefingenieur Ostwald, wie laufen unsere Programme?"
"Die erste Shinobi Korvette ist gerade fertig geworden. In den nächsten drei Monaten werden vier weitere fertig werden, danach können wir jeden Monat zwei Einheiten produzieren. Für den Umbau und Renovierung der "Hoffnung der Galaxis" ist alle vorbereitet. Das Schiff dürfte in fünf Wochen bereit für Erprobungsflüge und in sieben Wochen komplett fertig gestellt sein. Die Produktionsstraßen für die Mammut, Spinne und Hummer Kampffahrzeuge sind in der Festung komplett überholt und die Serienproduktion läuft seit zwei Monaten reibungslos. Die Fabriken auf verschiedenen Planeten stehen in verschiedenen Stadien der Fertigstellung und zum Ende des Jahres kann mindestens bei einer mit der Serienfertigung begonnen werden. Die Produktionslinien für die Handfeuerwaffen laufen seit einem halben Jahr unter Volllast und weitere Produktionslinien in weiteren Standorten sind kurz vor Vollendung. Auch die Serienfertigung der Schildkröte läuft ohne Probleme und wir produzieren jeden Tag zwei Einheiten." Es folgten noch Aufzählungen dutzender weiter Waffensysteme, Personenrüstungen, Schiffseinheiten, Maschinenfabriken, Agrarmaschinen und Werften. Den Vortag untermalte Ostwald mit Projektionen einzelner Waffensysteme, Standorten und allgemeiner Arbeiten in den Fabriken und Werkshallen. Einige der neuen, oder besser gesagt, alten Waffensysteme waren äußerst Eindrucksvoll.
Dann erzählte der Admiral, wie es um die Flotte bestellt war. Sie hatten einige Kampfschiffe erwerben können, hauptsächlich Zerstörer, Fregatten und zwei schwer bewaffnete Handelskreuzer, die aber nicht die Kampfkraft des Berserkerschiffes hatten. Dazu zog er nicht einmal einer seiner so lautstark drapierten Aktenordner zur Rate. Seine Präsentation hatte einen Fehlstart, da der Holoprojektor zuerst eine äußerst spärlich bekleidete Frau in eindeutiger Pose zeigte. Lope hatte wenigstens so viel Anstand leicht zu erröten und sich zu entschuldigen, dann wurden Bilder der einzelnen Schiffe gezeigt. Zu jedem rasselte er auswendig Name, Tonnage, Zustand, Bewaffnung und Mannschaftsstärke herunter.
Schließlich war er dran. Er erzählte von dem aufgenommenen Rekrutierungsprogramm für die Legion, dem Ausbildungsstand und welche Fortschritte sie gemacht hatten. Das ganze untermahlte er mit Bildern der Ausbildungsstätten, Schematischer Darstellung der Gliederung einzelner Regimenter und Legionären im Manöver. Das erste Schwere Luftlandesturmregiment der Legion stand kurz vor der Indienststellung, welche Gabriel selbst in einer Zeremonie abhandeln würde. Im Großen und Ganzen sah es nicht schlecht aus für die kurze Zeit, die er zur Verfügung gehabt hatte. Sie verfügten nun über einen guten Grundstock an gut ausgebildeten, ausgerüsteten und hoch motivierten Truppen.
"Bevor wir nun zu den weiteren Plänen kommen, gibt es eine größere Änderung, da sich eine Alternative ergeben hat", verkündete Gabriel, nachdem auch sie ihn für seine Arbeit gelobt hatte. "Bringt Azariah herein.", befahl sie in das Intercom. Eine Seitentüre öffnete sich und zwei Engelsgardisten flankierten einen schmächtigen Mann mit blauen Augen und blonden kurzen Haaren. Nach seinem Wissensstand war dieser Mann der einzige Überlebende der Chaosentertruppen. Lope genehmigte sich erst mal einen doppelten Amasec, Ostwald gönnte dem Mann keinen zweiten Blick, sondern tippte schon beinahe hektisch auf der Tastatur seines Cogitators herum, während Prinzessin Kassandra eher finster schaute.
"Das ist Azariah, er war einst Wissenschaftsoffizier auf einem Imperialen Schiff, bevor er dem Chaos in die Hände fiel. Er hat ein paar interessante Dinge zu berichten, über die es wert ist, zu reden. Azariah, wenn Ihr bitte Eure Geschichte erzählen würdet", befahl Gabriel.
General Jäger betrachtete den ehemaligen Verräter skeptisch, wie er in einer orangenen Uniform dastand. Noch vor drei Jahren hätte er ihn auf der Stelle hinrichten lassen. Aber seit er dem Imperium selbst den Rücken gekehrt hatte, hatte sich seine Perspektive bei solchen Dingen stark verschoben. Inzwischen war er auch kein Gläubiger der Ekklesiarchie mehr. Er war zur Konföderation des Lichtes konvertiert, was ihm nur als logische Konsequenz erschienen war, nachdem er sich der Lichtbringerin angeschlossen hatte. Er hoffte nur, dass er keinen Fehler gemacht hatte, aber das Imperium hatte ihm keine Perspektive mehr bieten können. Hier konnte er endlich das verwirklichen, was er seit über einem Jahrzehnt schon wollte, eine Armee nach seinen ureigensten Vorstellungen formen, weit weg von den eisernen Doktrinen und dem erstarrten Verwaltungsmoloch, die jede Art von Reform von vorneherein ausschlossen. Die Legion war sein Kind, seine Idee, die Verwirklichung all seiner Träume. Zwei Jahre harter Arbeit lagen hinter ihm, aber er war mit dem Ergebnis zufrieden. Das Fundament war gelegt, jetzt mussten sich die neuen Truppen nur noch bewähren.
Hier bei der Konföderation des Lichtes war der Imperator kein Gott, sondern nur ein sehr mächtiger Mensch, der gute, wie auch schlechte Seiten hatte. Ein Mensch, dessen schier unerschütterliche Liebe zu seinen Kindern ihn in den Tod und die Menschheit beinahe in den Untergang geführt hatte. Ein Beispiel dafür, dass ein Mensch, der Großes vollbringt, auch große Fehler machen kann. Es gab hier auch nur einen Gott, der keinen spezifischen Namen hatte. Die Religion kannte viele Heilige, von dem der Imperator der wohl Wichtigste war. Die Konföderation des Lichtes feierte ebenso wie die Ekklesiarchie Imperators Geburtstag und seine Himmelfahrt, nur dass sie es sein Opferfest nannten, wo der Verräter Horus ihn getötet und der Imperator sich für die Menschheit geopfert hatte, um mit seiner unsterblichen Seele nun über den Warp zu wachen und das Leuchtfeuer auf Terra in Gang zu halten.
Die Gottesdienste unterschieden sich stark in vielen Punkten. Wo die Ekklesiarchie gewaltige prunkvolle Kathedralen hatte, benutzte die Konföderation des Lichtes profane Stätten wie Kantinen, Theater, einfache Räume. Ihre Altäre waren keine vergoldeten Blöcke aus Marmor, reicht verziert mit Edelsteinen, überladen mit prunkvollen Reliquien, eine reicher und wertvoller verziert als die andere. Sondern sie benutzten für ihre Gottesdienste einen einfachen Tisch, auf den ein blaues Tuch mit einer silberfarbenen Stickerei gelegt wurde. Darauf kamen zwei siebenarmige Leuchter, in denen weiße Kerzen brannten. In der Mitte stand ein elektrischer Leuchtkörper verschiedenster Form, er hatte Sterne, Kreuze oder Kugeln gesehen. Sie mussten einfach nur leuchten. Das war wahrscheinlich der Grund, warum diese Religionsgemeinschaft Jahrtausende im Untergrund hatte überleben können. Sie brauchte keine Bauten, ihre Ritualgegenstände waren als solche kaum von profanen Alltagsgegenständen zu unterscheiden und ihre Lehre hatte einige oberflächliche Gemeinsamkeiten mit der Ekklesiarchie durch ihre Heiligenverehrung des Imperators.
In den Gottesdiensten wurde viel gesungen, unterstützt von einem kleinen Orchester oder Musik vom Band, und auch getanzt. Es trat meist eine jungfräuliche Tänzerin auf, die in einem weißen Kleidungsstück einen oder mehrere Tänze aufführte. Der Gottesdienst wurde von einem Laien geführt, der meist einen Abschnitt aus der Schrift der Erleuchtung, wie das heilige Buch hier hieß, vorlas und dann darüber laut nachdachte. Flammende Hasspredigten, wie sie in der Ekklesiarchie, wo der Ketzer, Mutant, Xenos, Hexe des Tages verdammt wurde, gab es hier nicht. Es ging um Themen wie Liebe, Verständnis, Mitgefühl und Ehrfurcht vor dem Leben. Auch vor dem Leben des Feindes. Und das aktuellste Thema war natürlich die Prophezeiung über die Lichtbringerin, die kommen würde, wenn die Menschheit am Abgrund stehen würde. Und so wie es aussah, waren die Gläubigen der Meinung, dass die kleine Gavri Pilgerstochter diese Lichtbringerin wäre. Der Erzengel Gabriel selbst wäre in ihr. Und er glaubte das ebenfalls. Man musste sie nur ansehen, wie sie scheinbar von innen heraus strahlte.
Aber was viel interessanter war, was der zweifache Verräter Wissenschaftsoffizier Holgar Petrason aka Azariah hier zu erzählen hatte. Und je länger der ehemalige Imperiale von seiner Gefangennahme erzählte, desto klarer wurde ihm, dass er die ausgearbeiteten Pläne für den Überfall der Imperialen Docks auf Hyrdaphur, der Hauptflottenbasis der Flotte des Segmentum Pacificus wohl nicht mehr brauchen würde. Die Lichtbringerin hatte ein neues Ziel entdeckt, ein viel lohnenderes Ziel. Und ein Ziel, dass ihm viel weniger Gewissensbisse verursachen würde. Innerlich war er äußerst froh, dass der erste Konflikt der Legion nicht mit dem Imperium ausgetragen wurde. Schließlich kamen bisher alle Rekruten der Legion von imperiumstreuen Welten und der Angriff auf die ehemaligen eigenen Leuten hätte durchaus die Loyalität einiger Mitglieder hart auf die Probe stellen können. Auf dem Holo war die symbolische Darstellung eines ihm unbekannten Systems projiziert und der Überläufer erklärte die Illustration.
"Das System SP1932XY hat sieben Planeten und einen Asteroidengürtel, zwei Planeten liegen in besiedlungsfähiger Entfernung zur Sonne und unsere Langstreckenauguren haben aus auf einem der Planeten, SP1932XY IV eine sehr hohe Energieausschüttung angezeigt, was auf eine fortgeschrittene Industrialisierung schließen ließ. Der zweite Planet im Lebensbereich, SP1932XY III war dicht mit Vegetation bewachsen und hatte nur minimale Energieausschüttung. Wir konnten auch mehrere Kurzstreckentransporter imperialer Bauart scannen. Unser Kapitän war der Ansicht, wir hätten ein vergessenes System wieder entdeckt. Also flogen wir in das System ein. Auf einem der Monde des Gasriesen SP1932XY VI konnten wir starke Minenaktivitäten feststellen. Schließlich wurden wir geortet und mit einem alten Imperialen Code gebeten, uns zu identifizieren, was wir auch taten. Wir wurden ausgefragt, während man unsere Fragen abwimmelte. Schließlich wurde uns ein "Empfangskomitee" angekündigt. Wir scannten zwei Kreuzer. Allerdings wurden dann unsere Sensoren geblendet. Wir wurden dadurch sehr misstrauisch und der Kapitän befahl klar zum Gefecht.
Aber da war es schon zu spät. Sie zerschossen unseren Raumantrieb. Wir hatten nie eine Chance gehabt. Sie gaben uns ein Ultimatum, entweder ergeben oder sie entern uns. Es gab einige heftige Diskussionen unter den Offizieren, da wir der Ansicht waren, dass es sich nur um menschliche Piraten handelt, würde man vielleicht sich einigen können. Ein fataler Fehler. Wir streckten die Waffen, sie kamen an Bord und erst jetzt wurde uns klar, wen wir vor uns hatten. Einige wehrten sich noch, aber die wurden gnadenlos niedergemacht. Wir wurden samt Schiff in eine Werft mit Atmosphärendocks in dem größten Asteroidenbrocken des Gürtels geschleppt. Dort wurden wir selektiert. Sklaven für die Minen, Sklaven für die Fabriken, Sklaven für die Schiffe, Sklaven für die Werft, Sklaven für die Farmen und Opfer für ihre finsteren Götter. Ich kam zu den Opfern, da ich nicht besonders kräftig wirkte, noch eine wirkliche handwerkliche Ausbildung als wissenschaftlicher Analytiker hatte. Dann erklärten sie uns, dass sie Freiwillige für die Entermannschaften suchten. Einige wollten dem Sklavendasein entgehen und meldeten sich deshalb freiwillig. Ich war auch darunter, da ich in meiner Angst dachte, alles ist besser als einem Gott des Erzfeindes geopfert zu werden. Aber die neuen Rekruten sollten sich in rituellen Zweikämpfen beweisen. Sie warfen mich und einen meiner Kameraden in eine Grube, gaben jedem von uns eine große Axt. Wer dem anderen den Kopf abschlüge, hätte gewonnen. Wir kämpften und ich gewann. Ich wollte einfach nur leben. So kam ich dann zu den Entermannschaften.
Sie schickten uns auf ein in einem Asteroiden verstecktes Schlachtschiff, in dessen Trainingshallen oder besser gesagt deren Gruben wir eine Kampfausbildung bekamen. Etwa drei Viertel aller Rekruten starben bei der Ausbildung, die noch rigoroser als die des Imperiums war. Ich bekam am Rande mit, dass sich in diesem Asteroidenfeld eine gewaltige Flotte versteckte. Immer wenn Abbadon ein Schiff erbeutet hatte, lies er es nach SP1932XY schicken, überholte es und versteckte es dann in einem der ausgehöhlten Asteroiden. Ich war nur auf diesem einen Schlachtschiff, aber einer der Ausbilder gab mal an, als er etwas mehr Fusel getrunken hatte, als ihm gut bekam, dass sich hier ein gutes Dutzend Schlachtschiffe befinden sollten, ein halbes Hundert Kreuzer verschiedener Größe. Dazu noch jede Menge Zerstörer, Fregatten, Trägerplattformen, Truppentransporter und Versorgungsschiffe. Alles für den letzten großen schwarzen Kreuzzug. Das waren seine Worte, ich kann nur ein Schlachtschiff selbst bestätigen. Unsere Scanner haben jedenfalls nichts davon angezeigt. Aber eben auch nicht die Werft und das Schlachtschiff im Asteroiden.
Nach der Ausbildung kam ich dann auf die "Geißel der Galaxis". Dort hörte ich, dass dieser schwarze Kreuzzug bald stattfinden würde und diese Flotte dann das Imperium von einer Seite angreifen würde, von der sie glauben, sicher zu sein. Aber vorerst machten wir Patrouillendienst in dem System. Es waren viele Gerüchte im Umlauf, auf der Fabrikwelt sollte eine Verräterkompanie der World Baerers und Iron Warriors stationiert sein. Dort würden neben Ersatzteilen für die Raumflotte auch Waffen und Ausrüstung für Bodentruppen produziert werden. Auf der Agrarwelt sollte es in einem unterirdischen Komplex eine Einrichtung geben, in der kürzester Zeit komplette Besatzungen für Schiffe auf uralten Maschinen angelernt werden könnten.
Schließlich verließen wir das System für eine längere Reise und der Befehlshaber des Schiffes, ein widerlicher Kerl mit dem Titel Prinz Eunice hielt eine flammende Ansprache, in dem er demjenigen achtundachtzig jungfräuliche Sklavinnen, einen Kommandoposten und die erste Wahl bei der Beute versprach, der ihm den Kopf eines blonden Mädchen von vierzehn Jahren mit blauen Augen und Kleidung bringen würde. Und das Gesicht sollte erkennbar sein. Und da wurden unsere Enterschiffe auch schon von der Leine gelassen. Das wäre soweit alles", erzählte Azariah und schien Froh zu sein, dass er diese Geschichte hatte mitteilen können.
"Das hört sich schon beinahe zu schön an, um wahr zu sein", sprach General Jäger seine Zweifel aus.
"Letztendlich hat er nur die Werft und ein still gelegtes Schlachtschiff mit eigenen Augen gesehen. Alles andere waren Gerüchte. Matrosen und Soldaten prahlen gerne, wenn die Schicht mal wieder lang wird und der Fusel durch die Kehle rauscht. Und nach jeder Erzählung sind es mehr", fügte Admiral Lope hinzu, der wohl aus eigener Erfahrung schloss.
"Prinz Eunice unterbreitete mir vor seinem Tod ein Angebot und er prahlte damit, dass er eine Flotte mobilisieren und mir mein ehemaliges Flaggschiff zurückgeben könnte. Ich konnte nicht in sein Herz sehen, aber diese Worte klangen wahr. In die Herzen anderer konnte ich sehen und das was ich sah, deckt sich mit den Aussagen von Azariah. Ich bin davon überzeugt, dass Abbadon in diesem abgelegenen System ein gewaltiges Depot angelegt hat, um aus dieser Richtung auf das Imperium vorzustoßen. Die Lage des Systems, seine Konstellation und dieses Schulungszentrum aus alter Zeit sprechen dafür, dass es sich um ein ehemaliges geheimes Konzernsystem handelt", erklärte die Lichtbringerin.
"Ein Konzernsystem?", fragten Admiral Lope und er wie aus einem Mund.
"Es gab eine Epoche im sogenannten Dunklen Zeitalter der Technologie, die man die Zeit der streitenden Konzerne nannte, in poetischer Anlehnung an eine uralte Epoche auf Terra. Dazu muss man wissen, dass die ersten Besiedlungswellen der Menschheit nicht von einer allmächtigen staatlichen Organisation gelenkt wurden, sondern die Besiedlung des Weltraums meist von privaten Konzernen vorangetrieben wurden. Diese Konzerne lagen oft miteinander im Krieg und man legte sehr viel Wert darauf, solche autarke Systeme zu kolonisieren. Als Flottenbasis mit eigener industrieller Infrastruktur und Ausbildungszentren für neues Flotten und Armeepersonal. Einige dieser Systeme wurden auch nach diesem Krieg geheim gehalten, als sich so langsam ein staatliches Gebilde mit der Bezeichnung "Terranische Konföderation" bildete, um ungestört auch Forschungen der eher unethischen Art betreiben zu können. Auch wurde so jede Art von Industriespionage sehr erschwert. Das Chaos ist nicht dafür bekannt, selber etwas auf die Beine stellen zu können. Sie nehmen meist das in Besitz, was schon vorhanden ist und modifizieren es nach ihren eigenen kranken und pervertierten Gesichtspunkten", führte Gabriel aus.
Das waren Informationen, die vollständig neu für ihn waren und wenn er die Gesichter im Strategium so betrachtete, dann war das auch für alle anderen etwas gänzlich Neues gewesen. Er hätte gern mehr über dieses längst vergangene Zeitalter gehört, aber ihm lagen andere näherliegende Fragen auf der Zunge.
"Wir können entweder die Flottenbasis von Hydraphur überfallen oder den Verräterstern, wenn wir uns an den Zeitplan halten wollen, aber nicht beides", erklärte der Admiral, nachdem er wohl kurz die Entfernungen überschlagen hatte.
"Ich weiß, deswegen werden wir uns auf den Verräterstern konzentrieren", bestimmte Gabriel mit Nachdruck. Sie schien sich schon entschieden zu haben, auch was die Namenswahl des Systems anbelangte.
"Ich möchte einwerfen, dass wir eventuell nicht in der Lage sein werden, es mit einem ganzen System voll Chaoskultisten aufzunehmen. Wir verfügen momentan nur über achtzigtausend Mann an ausgebildeten Kampftruppen der Engelsgarde und fünfundzwanzigtausend Mann von der Legion. Jede drei Monate können wir zwar hier vor Ort weitere fünfundzwanzigtausend Mann fertig ausbilden, da wir jetzt die volle Kapazität erreicht haben und die Rekrutierungsprogramme gut laufen. Aber wir haben keine Ahnung, gegen wie viele Chaosanhänger wir stehen werden", gab General Jäger zu bedenken.
"Ich habe nicht vor, blindlings anzugreifen. Da die erste Shinobi Korvette fertig gestellt ist und die sind gut geeignet, um unentdeckt ein feindliches System aufzuklären, werden wir in der Lage sein, umfassende Informationen über den Gegner im Vorfeld zu erlangen. Ich bin überzeugt, dass wir dadurch die notwendigen Informationen gewinnen werden, die uns ermöglichen, die Flotte mitsamt dem System zu erobern."
"Darf ich offen sprechen?" Es war ihm nicht wohl dabei, was er nun ansprechen musste. So froh er war, nicht als erstes gegen eine Imperiale Flottenbasis losschlagen zu müssen, so hatte dieser Schritt für zukünftige Aktionen tiefgreifende Auswirkungen auf die prognostizierte Stärke des Imperiums für potentielle Gegenmaßnahmen.
"Natürlich, General Jäger. Sonst hätte ich Sie kaum zum Oberbefehlshaber ernannt. Aber ich weiß, worauf sie anspielen. Ein Teil unserer Pläne basiert darauf, dass der dreizehnte schwarze Kreuzzug das Imperium so stark schwächen wird, dass wir mit der Loslösung des Segmentum Pacificus ohne imperiale Gegenangriffe unbehelligt bleiben, bis das Leuchtfeuer erlischt. Eure Bedenken sind sicherlich berechtigt, da wir mit dieser neuen Möglichkeit Abbadon so schwächen werden, dass er wahrscheinlich vom Imperium zurückgeschlagen werden wird und wir dann durch die nicht vernichteten imperialen Ressourcen in einem verbitterten Abwehrkampf gegen das Imperium stehen werden, der Milliarden Anhängern der Konföderation des Lichts das Leben kosten kann. Die Ströme der Zeit sind hier nicht ganz klar, alles ist noch in der Schwebe. Wenn das Chaos im Spiel ist, verschwimmt manchmal das Bild der Zukunft.
Ich wusste, dass mich zuerst ein Chaos Kreuzer unter der Führung eines Dämonenprinzen und dann ein ganzes dämonenbesessenes Schlachtschiff angreifen würde, aber mir war nicht klar gewesen, wer so scharf auf meinem Tod ist oder ob alles nur ein Zufall war. Aber jetzt ist mir klar, dass Abbadon selbst dahinter steckt. Und er hat sich gleich doppelt abgesichert, falls Eunice scheitern würde. Er hat wohl Zugriff auf ein Orakel, das ihm die Zukunft voraussagt. Aber da Abbadon ein recht unwirscher, respektloser und unsympathischer Mistkerl ist, spricht das Orakel sicherlich seine Prophezeiungen so doppeldeutig und symbolisch aus wie irgendwie möglich, so dass er wahrscheinlich teilweise raten muss, was ihm eigentlich prophezeit wird. Abbadon hat wahrscheinlich noch nicht wirklich realisiert, was auf ihn zukommt. Sie müssen wissen, wir kennen uns von früher und haben da noch ein paar sehr persönliche Rechnungen offen. Sobald ihm klar ist, dass ich auf dieser Ebene zurück bin, wird er alles tun, um mich zu töten und nächstes Mal jemand Kompetenteres schicken. Also liegt unser primäres Ziel nun in der Schwächung des Chaos, speziell des Bereichs, der Abbadon untersteht, und nicht des Imperiums. Wir müssen ihm diese Flotte nehmen, bevor er sie gegen das Imperium und dann gegen uns schicken wird. Auch wenn das bedeutet, dass wir einen längeren Kampf gegen das Imperium durchstehen oder gar ein ganzes System voll Chaoskultisten säubern müssen", führte die junge Frau auf dem Thron des Oberbefehlshabers aus.
"Damit wäre wohl alles gesagt. Warten wir auf die Ergebnisse des Aufklärers und legen dann los. So sei es", sagte General Jäger und sah in lauter entschlossene Gesichter.
"So sei es!", wiederholten alle im Chor. Damit war der Krieg gegen das Chaos beschlossene Sache.
"Dann beten wir gemeinsam um die innere Stärke, das Geschick, die Kraft und das Wissen, um den Sieg über das Chaos im System des Verrätersterns zu erringen", erklärte die Lichtbringerin und sie senkten die Häupter, um zu beten.