Hier das nächste Kapitel. Wieder mal ein etwas längeres Stück. Vielen Dank an SHOKer für die schnelle Korrektur.
@ Sarash
Sinnige Waffensysteme des 23. Jahrtausends sich auszudenken ist nicht einfach. Zum einen sollen sie noch Nachvollziehbar sein, sinnvoll und nicht zu mächtig. Dazu noch anders und doch auch effektiver als die des 40. Jahrtausends, wo es technologisch immer schneller Bergab geht. Entnehme ich deinen wiederholten Erwähnens von Rechtschreibfehlern eine Bewerbung um den Postens des Zweitkorrektors? 😉
Position:
Umkämpftes Gebiet
Segmentum Pacificus
System Verräterstern
Abbadons Werft
Zeit: 2 602 996.M41
Person: Schütze Sybil "Kleine" Fahrer
"Mädels! Wir haben nen neuen Job. Wir fahren zu den Reaktoren, liefern unsere Techniker und die Jungs mit den knackigen Ärschen von Gruppe 5 ab, dann jagen wir nen schwarzen Adepten. Das sind deren Techies, also Jungs, die ihr Ding gegen verdammt viel schwarzes Metall ausgetauscht haben. Wir sollen die suchen, sie finden und dann drehen wir ihnen den Saft für immer ab. Verstanden Mädels?", befahl Gunnery Sergeant Liri "Ganie" Senar, die Anführerin der 1. Hummergruppe der Bravo Kompanie in ihrem typischen leicht schnoddrigen Tonfall über Funk.
"Verstanden!", bestätigte die Kleine und reihte sich hinter dem Führungsfahrzeug von Hummertrupp 3 ein, dem Hummer von Gefreite Venice "Krug" Ziban, mit der Kennung 1. SLLSTR B1 121. Ihr eigener Panzer hatte in blauer Schrift die Kennung 1. SLLSTR B1 122. Das 1. SLLSTR stand für das erste Schwere Luftlande Sturmtruppenregiment, dass B für Bravo Kompagnie, die 1 für deren ersten Zug, die 122 zeigte an, dass sie dem dritten Trupp der ersten Fahrzeuggruppe als zweites Fahrzeug angehörte. Die 122 stand dabei oben in großer blauer Schrift mit silbernen Rand. 1. SLLSTR B1 stand in ebenfalls blauer Schrift sehr viel kleiner darunter. Links der 122 war das Wappen der Legion, der silberne Engel auf blauem Grund, umrahmt von einer schwarzen Linie. Rechts davon war ihr persönliches Zeichen – eine junge Tradition bei den Panzerfahrern der Legion –, das ein stilisiertes Mädchen in schwarzen Strichen auf weißem Grund in Form eines Wappenschildes zeigte. Über dem Mädchen stand in einer geschwungenen Schrift "[FONT="]Die Kleine[/FONT]".
Hummerpanzer operierten nach Möglichkeit immer paarweise, um sich gegenseitig Deckung geben zu können. Der Hummer war das kleinste Gefechtsfahrzeug, welches die Legion hatte. Den Namen Hummer trug das Vehikel nicht von ungefähr, so war dieser Kleinstpanzer auf sechs Stelzenbeinen unterwegs, die in flexiblen Füßen ausliefen, die entweder gehen oder eine kleine Antriebskugel ausfahren konnten. So konnte der Panzer auch auf festem ebenen Grund rollen, was seine bevorzuge Fortbewegungsweise auf solchen Flächen war. In der hinteren Hälfte war ein kleiner Drehturm montiert, in dem sie saß. Selbst mit ihrer Größe unter ein Meter fünfzig konnte sie darin nicht stehen, sondern nur sitzen. Im vorderen Bereich befand sich eine Harpune und Seilwinde, die das Eigengewicht des Panzers halten konnte – falls sie irgendwo mal feststeckte und sich so herausziehen konnte. Links und rechts waren vorne zwei Greifscheren, die sogar zentimeterdickes Adamantium zerschneiden konnten. Und falls die Scherkraft nicht ausreichen sollte, befand sich in einem Arm ein Schweißgerät, im anderen ein kleiner Flammenwerfer.
Bis jetzt waren sie in Reserve gehalten im großen Aufenthaltsraum gewesen, während alle anderen um sie herum Spaß hatten. Sybil brannte auf diesen Einsatz. Die harte Ausbildung sollte doch für irgendetwas gut gewesen sein. Die ganze Plackerei, der Muskelaufbau, das tägliche Muskeltraining am Morgen, die langen Theoriekurse. Die teilweise bis zu drei Tage dauernden Übungsmissionen in den verschiedensten Terrains, vom Kampfraumschiff bis hin zur Wüste. Das war endlich der Ernstfall und Sybil wollte beweisen, dass die Lichtbringern sie nicht umsonst ausgewählt hatte. Erwählt zu sein, das war der Traum ihres bisherigen Lebens gewesen. Und heute würde er sich erfüllen.
Kurz vor der Treppe zog sie die kleinen Kugelräder ihres Fahrzeuges ein und schaltete auf Gehmodus um. Früher waren Treppen bei den Übungen ihr immer ein Graus gewesen. Andauernd musste man aufpassen, dass der Hummer nicht nach vorne oder hinten wegkippte, oder aufsaß. Aber inzwischen hatten durch viele Übungen diese heimtückischen Hindernisse ihren Schrecken für sie verloren. Unten angekommen fuhr sie die Räder wieder aus und befand sich auf einer in den Fels geschlagenen Straße. Die Decke war gewölbt und der Beton machte einen überalterten Eindruck, als hätte man sich seit Jahrhunderten hier nicht mehr um die Instandhaltung gekümmert. Bis auf etwa drei Meter Höhe waren die Wände mit obszönen und blasphemischen Schmierereien bedeckt. Und bei manchen hatte man keine Farbe, sondern Blut, jede andere erdenkliche Körperflüssigkeit und wohl auch Kot verwendet. Hier befand sich eine Art Checkpoint mit provisorischen Sandsackbarrieren. Warum der Erzfeind hier keine festen Barrieren aufgebaut hatte, war für die Kleine nicht ganz einsichtig. Gruppe 4 bezog hier nun Stellung und löste Gruppe 5 ab. Hier waren auch die Selbstschwebelafetten des Dachs-Waffensystems in Stellung gegangen.
Das Dachs-Waffensystem diente Sturmtruppenkompanien zur Nahfeuerunterstützung. Sturmtruppen bildeten die Angriffsspitze und oft wurde die schwere Unterstützung erst recht spät in einer Angriffsphase angelandet. Um diese Lücke zu überbrücken, führte jeder Zug drei dieser Systeme mit sich. Sie bestanden aus einem 88mm Massenbeschleunigerrohr und einem sehr starken Hochleistungslasersystem, hauptsächlich zur Luftabwehr geeignet, auch wenn natürlich auch Bodenziele damit bekämpft werden konnten. Allerdings war die primäre Aufgabe des Dachs nicht gesehen zu werden und seine Waffen aus sicherer Deckung einzusetzen. Die Munition umfasste ein breites Spektrum zur Infanterie- über Panzer- bis hin zur Flugkörperbekämpfung. Durch ein Antigravfeld war die Plattform eigenständig mobil, auch wenn die Geschwindigkeit die eines rennenden Menschen nicht übertraf. Als Notsystem dienten zwei Vollgummiräder, worauf die Lafette notfalls auch durch die Besatzung bewegt werden konnte, falls das Antigravfeld ausfallen sollte. Die Lafette war darauf ausgelegt, von einer Gazelle gezogen zu werden. Vier Stützen dienten zur Stabilisierung im Gefechtszustand und das Waffensystem war vollständig drehbar. In einem kleinen Tender war zusätzliche Munition untergebracht, auf der die Hälfte der Besatzung mitfuhr. Auf dem System selber hatten nur der Richtschütze und Ladeschütze Platz, während die anderen Bediener die Munition zureichten, sicherten und eine der mitgeführten Aufklärungsdrohnen bedienten.
"Ganie" verteilte die Jungs von Gruppe 5, die Techniker und die Scharfschützen auf die verschiedenen Hummer. Auf jedes Hummersystem konnten vier vollausgerüstete Sturmtruppenmitglieder aufsitzen. In der Oberfläche waren Haltegriffe eingebaut. Im Notfall konnten darauf auch zwei verwundete Kameraden festgeschnallt werden. Nur der Hummer mit der Nummer 101 blieb unbesetzt, weil dort zwei scheibenförmige Spähdrohnen untergebracht waren, von denen nun eine startete, um ihren Weg auszukundschaften.
Schließlich rückten sie in zwei versetzten Kolonnen ab, so dass jeder Hummer einen freien Feuerbereich nach vorne hatte. Oder nach hinten, da sie rückwärtsfuhren, da ihre Waffen nach hinten ausgeschwenkt waren, weil die aufgesetzten Infanteristen sonst im Schwenkbereich der primären Waffensysteme lagen. Sybil entschärfte ihre Waffensysteme im Turm und lud eine Splittergranate in ihren 47mm Werfer, welcher die Hauptbewaffnung des Hummers war. Darüber war ein mittlerer Schnellfeuerlaser als Sekundärbewaffnung untergebracht. Kürzer, kompakter, leistungsstärker und energieeffizienter als ein Mulitlaser der Imperialen Armee. Nicht das Sybil jemals eine solche Waffe zu Gesicht bekommen hätte. Ihr ganzes bisheriges Leben hatte sich zwischen dem Habblock des firmeneigenen Waisenhauses und der Manufaktur abgespielt, in der sie seit ihrem zwölften Lebensjahr jeden Tag mindestens vierzehn Stunden gearbeitet hatte. Und zu ihrer sechsjährigen Schulzeit immerhin schon acht Stunden. Ventilatoren hatte die Manufaktur produziert. Egal ob kleine Festeinbaugeräte für Leman Russ Panzer oder gewaltige Geräte für die Luftzirkulation von Großraumschiffen.
Die Straße machte nun eine langgezogene Kurve. Die Graffitis an den Wänden wurden nun deutlich weniger, die Leuchtkörper an der Decke waren nun in unregelmäßigen Abständen angebracht, da man ausgefallene Systeme nicht ersetzt hatte. Die Fahrbahn war rissig und die Fahrt wurde holpriger.
"Halten! Feindliche Stellung 250 Meter voraus.", befahl ihr Gunnery Sergeant Senar und die Kleine bekam wie alle anderen Soldaten eine Liveaufnahme der Spähdrohne überspielt. Die Straße gabelte sich dort und in der Mitte befand sich eine Bunkeranlage, aus der ein großer Geschützlauf und mehrere kleine herausragten. Davor war wieder ein schlampig wirkender Checkpoint aufgebaut, eine sich überlappende Sandsackbarriere mit einer sich durchschlängelnden Passage, dahinter in Stellung gegangene Soldaten des Erzfeindes. Sie trugen schwarze Helme mit dem goldenen Horusauge. Sie hatten zwei schwere Bolter auf kleinen Lafetten aufgebaut. Und die Mündung eines Raketenwerfers lugte aus einem Sandsackstapel hervor.
"Ich habe Unterstützung der Dachs angefordert, die werden die Bunkergeschütze mit nem großen Wumms erledigen. Also alle Fahrzeuge zur nächsten Wand und Duckmäuschen spielen. Sobald die Raketen im Kasten sind, stürmen wir in zwei Wellen los. 101 und 102 bilden die linke Flanke, 111 und 112 die rechte Flanke der ersten Welle, 121 und 122 sind die zweite Welle, haltet euch zentral. Scharfschützen und Techniker absetzen. Team 1 sitzt auf 121 auf, Team 2 auf 122. Besetzt die Stellung. Team 3 bleibt in Reserve mit den Scharfschützen und Technikern. Alles klar, Mädels?"
"Verstanden!" Es wurmte die Kleine, dass Krug und sie Taxi spielen mussten, während die anderen den ganzen Spaß hatten. Aber in solchen Sachen gab es keine Diskussion mehr. Zickenkrieg gab es nicht während des Einsatzes. Diese Lektion hatte sie inzwischen gelernt. Die Umgruppierung wurde vorgenommen und dann zischten auch schon die Raketen der Dachswaffensysteme an ihnen vorbei. Welche von der Spähdrohne, die im Schatten an der Tunneldecke schwebte, ins Ziel gesteuert wurden. Live konnte Sybil sehen, wie die Raketen die Bunkergeschütze aus ihrer Verankerung rissen und alles, was sich in dem Bunker befand, höchstwahrscheinlich zerlegte. Die vier kleinen Panzer vor ihr begannen mit dem Angriff. Eine Welle von Splitter und Aerosolgranaten fetzte in die feindliche Stellung. Trotzdem zischte eine Rakete aus dem Werferrohr der Chaosanhänger auf Hummer 111 zu, was die Fahrerin "Drei mal Eins" dazu veranlasste ein ruckartiges Ausweichmanöver zu fahren. Die Rakete zischte vorbei und detonierte in der Wand. Beton und kleine Metalltrümmersücke wurden herausgerissen. Mehr passierte nicht.
"Zweite Welle, Angriff!" Damit waren Krug und sie gemeint. Mit einem kurzen Gedankenbefehl gab sie Schub. Der Panzer beschleunigte sauber ohne zu rucken. Aus der feindlichen Stellung prasselte jetzt schon nur noch sporadisches Abwehrfeuer aus Handfeuerwaffen entgegen. Die Chaoten hatten eine solide Moral, denn sie hielten trotz massiver Verluste verbissen die Stellung. Jetzt war ihr Panzer selbst im Sichtbereich und feuerte eine Splittergranate ab, um den Feind in Deckung zu treiben. Auch wenn ein schwerer Bolter ihr nichts tun konnte, den Infanteristen auf ihrem Rücken schon. Tatsächlich wurde sie mit dem Bolter bestrichen, nachdem ihre Splittergranate offensichtlich nicht den erhofften Zweck erfüllt hatte. Sie fühlte sich wie einem Hagelgewitter, als die Geschosse teilweise den Schild durchbrachen und auf ihrer Panzerung explodierten. Mit ihrem Lasersystem versuchte sie, den feindlichen Schützen im leichten Schnellfeuermodus auszuschalten, aber ihre Schüsse prallten an dem massiven Geschützschild der Lafette ab. Sie legte eine panzerbrechende Sprenggranate nach und zerstörte damit den schweren Bolter. Dann waren sie auch schon heran. Sie bremste ihren Hummer ab und die Sturmgardisten sprangen ab, um den kümmerlichen Rest zu erledigen. Nach wenigen Sekunden war kein Erzfeind mehr am Leben und die Stellung genommen.
"Gute Arbeit, Mädels! 121, nimmt Team 3 auf, 122, die Techniker. Aufsitzen und weiter, bringt die Techniker zum Ziel", befahl "Ganie" ihnen. Toll, dachte Sybil zerknirscht, wieder Taxidienst. "111 und 112 bleiben hier und geben Deckung, während die Jungs von Team 1 und 2 die Trümmer durchsuchen und nachsehen, ob dort noch Chaosabschaum herum kreucht. Der Komplex könnte tiefer befestigt sein. Ich und 102 nehmen die Scharfschützen mit und stoßen nach rechts vor", fuhr ihr Gunnery Sergeant Senar fort.
Das taten die Infanteristen dann auch. Das Peilsignal kam von rechts und sie folgten dieser Gabelung. Hier gab es nun keinerlei Graffiti mehr an den Wänden, vielleicht weil hier der Schwarze Adeptus das Sagen hatte und die keine Schmierereien an den Wänden mochten.
"Wir sollten das Wort "Taxi" auf unsere Panzer projizieren, das käme unserem Aufgabebereich viel näher, Krug.", maulte Sybil über ihren internen Teamkanal.
"Kleine, hör auf zu jammern! Wir machen nen wichtigen Job, in dem wir die Jungs an ihr Ziel bringen. Wir erfüllen den primären Charakter unserer Mission. Die schwarzen Adepten jagen können wir auch später noch. Und jetzt Ruhe auf den billigen Plätzen", antwortete Krug, die sich wohl nicht so zurückgesetzt fühlte wie sie.
Das Tunnelsystem wurde hier verzweigter. Kleinere Wege führten ins Innere der Anlage, große Abzweigungen schraubten sich korkenzieherartig in die Höhe. Rohre mit großen Durchmessern durchstießen die Decke und große Kabelstränge zogen sich an den Wänden entlang. Feindkontakt hatten sie keinen. Es war gespenstisch leer in diesem Bereich. Ohne Zwischenfälle erreichten sie den mutmaßlichen Aufgang zu der Schaltzentrale. Der "Türöffner" des Teams 3 öffnete die Tür mit einem Codeemulatur und die gesamte Gruppe verschwand in einen Gang, der zu einem Treppenhaus und Fahrstuhl zu führen schien. Sie sicherten den Fuß der Treppe nach beiden Richtungen. Drei Minuten später kam die Klarmeldung, dass die Techniker am Ziel seinen und Team 3 auf dem Weg nach unten, um hier zu sichern. Sie warteten, bis der kleine Trupp Posten bezog.
"121 an 101, Primäre Mission abgeschlossen. Paket hat Zielort erreicht und gesichert."
"Verstanden 121, beginnt mit der Suche nach den schwarzen Adepten und macht sie aus, ohne gleich die Anlage zu pulverisieren. Wie es aussieht, gibt es Straßen auf drei Ebenen. Sucht ihr in der Mittleren, unsere Schützen bewegen sich gerade durch die Ebenen, passt also auf die Freund-Feind-Erkennung auf, wenn ihr auf etwas ballert, das könnten nämlich unsere Jungs sein."
"Verstanden 101, wir gehen nach oben und jagen schwarze Adepten. Achten auf Scharfschützenteams."
"Dann los Mädels, 121 und 122, gute Jagd!"
"Verstanden 101, Ende und aus!" Dann wandte "Krug" sich an sie. "Also, du hast es gehört, Kleine, machen wir Schrott aus diesen Metallschädeln und schicken sie auf die Halde. Mir nach!"
"Verstanden, Krug!" Endlich ging es richtig los. Mit einem Gedankenbefehl steuerte sie ihren Hummer leicht versetzt hinter Krug. Es hatte lange gedauert, bis sie sich an die Gedankensteuerung gewöhnt hatte. Den Panzer konnte man auch manuell von Hand steuern. Die rechte Hand ruhte dabei auf einen kleinen drehbaren Hebel mit mehreren Knöpfen und Rädchen, mit dem man den Panzer steuerte. Die linke Hand steuerte entweder den Turm oder die beiden Scheren. Aber mit der Gedankensteuerung war sie der Panzer. Bekam direkt die Daten der Sensoren in ihr Bewusstsein übermittelt, konnte nach allen Richtungen schauen und hatte Zugriff auf umfangreiche Daten des Panzers und der Umgebung. Sei es Ausrichtung und Geschwindigkeit des Minipanzers, Umgebungstemperatur, Zusammensetzung der Atmosphäre und andere nützliche oder weniger nützliche Informationen. Die Umgebungsstrahlung der Plasmareaktoren störte ihre Sensoren, ebenso machte der Lärm in der Nähe liegender Turbinen ihre Richtmikrophone nutzlos.
Sie erreichten einen der breiten Aufgänge zu einer höheren Ebene. In versetzter Formation kreiselten sie in die langgezogene Rechtskurve. Der Steigung war moderat, ein Zeichen, dass die Zugmaschinen des Feindes entweder überladen wurden oder einfach nicht die notwendige Leistung erbrachten. Hier war der Tunnel fast kreisförmig, nur der ebene Boden war wohl nachträglich aufgeschüttet worden. Nach einer vollständigen Umdrehung kamen sie in der mittleren Ebene heraus. Es gab eine breite Straße geradeaus, ebenso links und rechts. Eine verlassene Sandsackbarriere war auszumachen. Ein Tisch und mehrere Stühle standen darin, auf dem Tisch standen noch eine Karaffe und mehrere Becher. Aus einem stieg eine kleine Rauchwolke des heißen Getränkes darin auf. Wer immer den Posten verlassen hatte, er hatte dies erst vor Kurzem getan.
"121 an 101, verlassenen Posten entdeckt. Achtung, es sind noch aktive Truppen des Feindes im Komplex", meldete Krug diese Beobachtung an ihre Vorgesetzte.
"Verstanden, Warnung geht an alle raus", bestätigte Ganie.
Anstatt aus Fels bestand die Umgebung hier nun aus technischen Komponenten der Plasmareaktoren. Gewaltige Rohre waren an Gerüsten befestigt, welche in kuppelförmigen Dingern verschwanden. Sybil war es schwergefallen, den technischen Ausführungen ihrer Ausbilder zu folgen. Inzwischen hatte sie eine äußerst vage Vorstellung von dem, was in einem Elektromotor vorging oder auf welchem Prinzip eine Energiezelle aufgebaut war. Jedenfalls gab es keinen Geist in der Maschine, auch wenn Sybil nie vergaß, dem nichtvorhanden Maschinengeist für seinen Dienst zu danken. Schaden konnte das ja wohl auf keinen Fall. Vielleicht war ja doch ein Bewusstsein in ihrem kleinen schnuckligen Hummerpanzer. Auf alle Fälle hatte sie keine Ahnung, was da genau vor ihr lag. Es war äußerst komplex. Austretender Dampf sorgte für schlechte Sicht und die starke elektronische Streustrahlung nicht besonders gut isolierter Energiekabel sorgte dafür, dass ihre Sensoren nur äußerst eingeschränkt ihren Dienst versahen.
"Verdammt viel Techscheiß!", brachte es Krug auf den Punkt. „Teilen wir uns auf, ich links, du rechts. Wir nehmen jeweils die erste Abzweigung und bewegen uns dann nach Möglichkeit auf uns zu. Verstanden?"
"Ist das eine gute Idee, uns zu trennen?" Sybil war nicht wohl beim den Gedanken, alleine in diesem komplexen Labyrinth aus "Techscheiß" herum zu irren. Auf der Suche nach schwarzen Adepten und weiteren Sicherungstruppen, wie dieser verlassene Posten suggerierte. Wahrscheinlich sammelten die sich irgendwo und bereiteten einen Gegenangriff vor.
"Das war ein Befehl, Kleine, kein Vorschlag zum diskutieren. Schwing deinen kleinen Arsch in die befohlene Richtung", befahl Krug. Die junge Frau hatte diesen Namen auf Grund ihrer Lieblingsweisheit, die da laute "Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er zerbricht", verpasst bekommen.
"Verstanden!", antwortete Sybil kurz angebunden. Sie hatte ein sehr mieses Gefühl bei der Sache. Nun gab sie vorsichtig Schub und beschleunigte ihr Fahrzeug auf über sechzig Stundenkilometer in die befohlene Richtung. Auf ebener Fläche mit bearbeitetem Untergrund waren bis zu hundertzwanzig Stundenkilometer drin, aber diese Geschwindigkeit kostete zu viel von ihrer Energie. Sechzig galten als optimal, was die Energieeffizienz im Verhältnis zur Leistung betraf. Außerdem konnte sie bei dieser Geschwindigkeit noch gut auf plötzlich auftauchende Bedrohungen reagieren. Feindliche Schützen hatten bei solchen Geschwindigkeiten auch schon ihre Probleme mit dem Zielen.
Diese äußere Straße war nichts weiter als ein gewaltiger Ring, der die Reaktorblöcke umschloss. Sie sah eine in Richtung Blöcke abgehende Abzweigung und bremste ihr Fahrzeug augenblicklich ab. Vorsichtig tastete sie sich heran und wünschte, eine dieser kleinen Spähdrohnen zur Verfügung zu haben. So musste sie eben auf die altmodische Tour das Terrain ausspähen. Dieses Straßenstück war aus Metall, deutlich schmaler und sah ziemlich heruntergekommen aus. In den Nebelschwaden konnte sie grob mehrere Personen ausmachen. Sie trugen lange Gegenstände in den Händen, womöglich altmodische Panzerbüchsen und hatten kleine Munitionswägelchen dabei. Da es sich um mindesten zwanzig Ziele handelte, konnte es sich um keines ihrer Scharfschützenteams handeln. Auch schlug die Freund-Feind-Erkennung nicht an. Eine wirkliche Ahnung hatte sie nicht, was sich vor ihr befand. Für einen kurzen Moment zog sie in Betracht, dass sie vielleicht Sklaven vor sich hatte, die hier irgendwelche Arbeiteten verrichteten. Aber ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, ihr Magen war ein einziger Knoten und sie konnte nur schwer schlucken.
"Kontakt, greife an!", meldete sie nach kurzem Zögern und gab ihre Waffensysteme frei. Mit einem Gedankenbefehl huschte sie aus der Deckung und gab eine schnelle Salve aus ihrem Laserwaffensystem in die Massierung des Feindes ab. Das Peitschen der Abschüsse ihres Lasersystems hallten durch die Technoschlucht und dann war sie auch schon auf der anderen Seite wieder in Deckung. Sie sah noch, wie ihre Salve in die Leiber des Feindes schlug und sie fällte. Sie tastete sich zurück und spähte in die Straßenschlucht. Kein Widerstand schlug ihr entgegen und in langsamer Fahrt bewegte sie sich auf die am Boden liegenden Feindsoldaten zu. Zwei versuchten, von ihr wegzukriechen, hatten ihre Waffen fallen gelassen.
Aus der Nähe sah sie, dass diese Ziele in Lumpen gehüllt waren und die langen Gegenstände entpuppten sich als Wischmöppe. Die vermeintlichen Munitionswägelchen waren nichts weiter als Wasserbehälter auf Rädern. Nur einer war bewaffnet gewesen, ein Aufseher mit Peitsche und der hatte eine Laserpistole im Gürtel.
"Oh oh!", entfuhr es ihr voller Scham über das angerichtete Desaster. Da hatte sie wohl gerade ein paar unbewaffnete Zivilisten erledigt, einen harmlosen Putztrupp aus Sklaven. Aber darüber nachzudenken blieb keine Zeit, denn nun konnte sie die Silhouette eines Fahrzeuges ausmachen. Ihr Expertensystem stufte es als unkonventionell umgebauten Rhino unbekannter Konfiguration ein.
"Kleine an Ganie! Habe Rhino entdeckt, könnte unser Ziel sein", meldete sie aufgeregt und fuhr etwas näher heran. Es war tatsächlich ein abenteuerlich umgebauter Rhino. Sie konnte nun einen Techpriester des schwarzen Adeptus identifizieren, ebenso sein Gefolge aus fünf Servitoren, die gerade eilig auf ihr Fahrzeug zu liefen. Wahrscheinlich waren sie etwas weiter oben auf einem Gerüst mit Arbeiten beschäftigt gewesen. Und wer in einer solchen Situation noch arbeitete, tat dies bestimmt nicht, um die Anlage in gutem Zustand übergeben zu können.
"Kontakt! Ziel gefunden, greife an!", gab sie durch und feuerte ihren 47mm Granatwerfer ab. Die Splittergranate explodierte zielgenau zwischen den Servitoren, zerriss zwei von ihnen und verwundete beziehungsweise beschädigte die anderen Menschmaschinen.
Der mit einem Energieschild geschützte Techpriester wurde unverletzt durch den Druck der Explosion umgeworfen, rappelte sich aber sofort wieder auf und zog eine Waffe, eine Plasmapistole. Mit dieser schoss er überhastet auf sie und traf sie aus zwanzig Metern nicht. Stattdessen fuhr die Plasmaladung an ihr vorbei und schlug in ein Rohr ein, das platzte. Heißes Wasser sprudelte dampfend heraus. Mit ihrem Hochenergielaser erschoss sie zwei weitere Servitoren. Dann beharkte sie den Techpriester, dessen Schild wild aufflackerte, aber ihren Bemühungen, das Mistding zu töten, trotzte. Das Schild musste weg, also ließ sie vom Autoladesystem ein Schildpenetratorgeschoss laden, welches sie sofort auf den verräterischen Techpriester abschoss. Der war allerdings klug genug, nicht nur auf sein Feld zu vertrauen, dass ihn knisternd umgab, sondern versuchte, hinter dem Rhino in Deckung zu gehen. Sie traf, das Feld kollabierte und der Hochenergielaser brannte nun mehrere hässliche Löcher in die dunkle Rüstung des schwarzen Adepten, bevor dieser seine Deckung erreichen konnte. Hydraulikflüssigkeit verdampfte unter den Treffern und etwas detonierte im Leib des Wesens, das mehr Metall als Fleisch war. Sie vernichtete die letzten Servitoren, dann war erst einmal Ruhe.
"Habe einen Adepten erledigt!", brüllte sie in den Funk.
"Ah! Ich kann dich auch so gut hören, 122!", beschwerte sie Ganie.
Währenddessen fuhr sie langsam näher an den Panzer heran. Sie passierte den Rhino und konnte erkennen, dass dieser neben einem Eingangsschott geparkt war, das offen stand. Darin stand ein weiterer Techpriester in Servorüstung mit Greifarm des schwarzen Mechanikus und schien über ihre Anwesenheit nicht erfreut zu sein, denn dieser schoss mit einer Melterpistole auf sie. Ihr Feld flackere grell auf, um die Ladung aufzuhalten und kollabierte. Erschreckt quietschte sie auf und revanchierte sich mit einer Salve aus ihrem Lasersystem, das am Energiefeld des Gegner abprallte und als wilde Querschläger durch die Anlage schossen und "Techscheiß" kaputt machte.
Die Rekonfigurationszeit ihres Schildes betrug zwanzig Sekunden. Wahrscheinlich würde die Melterpistole nicht solange zum nachladen brauchen, um ihr den Rest zu geben. Sie flitzte an dem Verräter vorbei und ließ ihren Hummer auf den Kugelrädern so rotieren, dass ihr Hummer dem Feind, falls er aus dem Gang herauskäme, die schwerer gepanzerte Frontseite zuwandte. Ihr Autoladesystem führte den nächsten Schildbrecher in den Lauf, aber der schwarze Adept nahm sofort Deckung im Schott, und ihr Geschoss sauste durch die Stelle, wo er gerade noch gestanden hatte.
Stattdessen traten nun zwei weitere Servitoren heraus, die sich im Innern dieses Segmentes aufgehalten hatten. Einer war ein ganz normaler Arbeitsservitor, der andere hatte eine Maschinenkanone als Arm. Ihr Expertensystem identifizierte es als eine Waffe mit ausreichend Durchschlagkraft, welche ihrem Hummer gefährlich werden konnte. Das war nicht gut. Schon im nächsten Augenblick hämmerten die ersten Geschosse in die Frontpanzerung ihres Minipanzers und schlugen zum Glück erst mal nur Funken, während sie sich schnell von ihm entfernte.
Die junge Frau spürte, wie sie vor Aufregung Wasser ließ, was aber keine Rolle spielte, da ihr Kampfanzug darauf ausgelegt war, Körperausscheidungen aufzunehmen. Während dem Einsatz konnte sie schließlich schlecht in eine Hygienezelle gehen. Ihre Rüstung war nur leicht gepanzert, sie war durch im Anzug integrierte Kühlsysteme eher darauf ausgelegt, um mit extremer Hitze fertig zu werden. Das einzige primitive Kampfmittel was ihr gefährlich werden konnte, war Feuer. Die Komponenten des Panzers waren aus schwer entzündlichem Material und die Panzerung war darauf konfiguriert, Feuer zu widerstehen. Aber der Panzer war zu klein, um ein effektives Löschsystem zu tragen. Die Hitzeentwicklung war ein massives Problem, im Innenraum konnte es jenseits der hundert Grad werden.
Sybil kämpfte ihre Angst nieder und vertraute auf die mehrlagige Verbundsmaterialpanzerung. Nachdem sie die Waffensysteme auf den Schützen ausgerichtet hatte, beharkte sie ihn mit einer Sprenggranate und einer Salve aus ihrem Schnellfeuerlasersystem. Der Servitor wurde von den Einschlägen nach hinten geschleudert und dann von der Granate in seine bionisch mechanischen Einzelteile zerrissen. Sein unbewaffneter Kamerad teilte augenblicklich dessen Schicksal.
"Weiterer Kontakt! Da ist noch so ein Arsch!", rief sie aufgebracht, nicht in der Lage richtig Meldung zu machen.
"Kleine, keine Panik, bin gleich bei dir!", meldete sich Krug.
Es knirschte, als sie ihren Panzer zum Anhalten zwang und dann langsam in Zickzackbewegung wieder auf den Eingangstunnel zufuhr. In ihren Werfer lud sie einen Schildpenetrator. Wenn der Mistkerl einfach nur auf sie wartete, würde er sie aus unmittelbarer Nähe abschießen können. Es war nur die Frage, ob er die Eier dazu hatte. In Anbetracht dessen, dass diese Adepten fast nur noch aus Metall bestanden, waren seine Eier wahrscheinlich eh nicht mehr vorhanden. Für einen kurzen Moment überlegte Sybil, was die wohl unter der Kutte trugen, tat dies das dann aber als total irrelevant ab. Ihr Puls ging jenseits aller normalen Werte und sie fühlte, wie sie in Schweiß gebadet war. Dann tauchte sie komplett in den Panzer ein und verschmolz mit ihrem Hummer. Das Schild baute sich wieder auf.
Sie nahm ihren Mut zusammen, betete kurz zur Lichtbringerin und wappnete sich. Aber als sie in den Tunnel einfuhr, stellte sich niemand ihr entgegen. Nur ein Dutzend Meter vor ihr war eine geschlossene Fahrstuhltür, daneben eine offene Treppe, die um den Schacht zu führen schien. Nach dem Symbolen zu urteilen, war der Verräter einfach nach oben gefahren. Die Treppe war breit und stabil genug für ihren Hummer, also nahm sie diese.
"Primäres Ziel ist auf Ebene drei entwischt, nehme Verfolgung auf", keuchte Sybil aufgeregt.
"Verstanden, Kleine, bin gleich bei dir."
"Keine Zeit zu warten", meinte sie und fuhr zur Treppe.
Nachdem die Räder wieder eingefahren waren, kraxelte sie mit den sechs Beinen des Hummer die Treppe hoch, die gerade breit genug war, um nicht andauernd irgendwo anzuecken. Sie erreichte dabei eine Geschwindigkeit, wie sie ein Athlet schaffen würde, trotzdem hatte Sybil das Gefühl, sie würde nicht vom Fleck kommen. Die ganze Zeit hatte sie die Sorge, dass sich die Treppe irgendwann verengte und sie mit ihrem Fahrzeug stecken blieb. Aber zur ihrem Glück war das Treppenhaus gleichbleibend breit genug, um ohne Probleme voranzukommen. Nachdem sie etwa fünfzig Höhenmeter überwunden hatte, erreichte sie einen ebenen Gang, der zu einer Brücke aus Stahl führte, die wiederrum zu der Kühlungskuppel eines Reaktorblocks führte. Die Kabine war oben, es gab keinen anderen Weg, also stapfte sie zur Brücke. Visuell konnte sie den abtrünnigen Techpriester nicht erfassen. Ihr Panzer wog in etwa drei Tonnen und sie hoffte, dass die Brücke das Gewicht aushielt. Wenn nicht, würde das ein verdammt kurzer Einsatz werden.
"Bitte Lichtbringerin! Sorg dafür, dass die Brücke hält, ja?", betete Sybil im Stillen und fasste Mut. Vorsichtig ging sie über die Brücke, während sie versuchte, den Feind endlich visuell zu erfassen. Schließlich erreichte sie den Reaktorblock, hier teilte sich der Weg in zwei Richtungen, Sybil entschied sich aus dem Bauch heraus für die rechte. Dieser Weg war nun aus Beton, der ziemlich verwittert wirkte. Diese ganze Anlage schien sehr alt zu sein. Wenigstens gab es hier kein Graffiti, von dessen Anblick sie Kopfschmerzen bekam. Sie umrundete die Kühlungskuppel und kam zu einer weiteren Brücke, die zur nächsten führte. Ihre Sensoren registrierten eine Bewegung und sie konnte gerade noch erkennen, wie der Techpriester in Deckung ging. Das sah aus wie eine Art großer Schaltschrank, hinter dem sich der Mistkerl duckte. Es war nicht ratsam, den einfach von dort weg zu schießen. Aber dort an dieser empfindlichen Stelle wollte sie ihn auch nicht verharren lassen, wer wusste schon, an was der dort alles herum pfuschen konnte. Also vertraute sie ihren in drei verschiedenen Grautönen lackierten Laufpanzer ein weiteres Mal einer Brücke an, die wahrscheinlich schon seit tausenden von Jahren hier hing. Es knirschte deutlich unter ihr, aber ihr gelang es, den sicheren Laufsteg aus Beton zu erreichen. Vorsichtig begann sie, den Meiler zu umrunden.
Im nächsten Moment schoss der schwarze Adept aus sicherer Deckung auf sie. Wieder kollabierte das Feld durch den energiereichen Aufschlag der Melterpistole. Sybil beeilte sich, die restliche Entfernung zu überwinden, bevor die Waffe des Techpriester sich wieder aufgeladen hatte. Durch den Schrank war die Balustrade hier sehr eng und ihr Panzer zerstörte das Geländer, als sie versuchte, den Chaos-Techpriester zu packen. Dieser Priester trug auf seinem Rücken selbst einen Greifarm für schwere Lasten mit sich herum, der unter anderem auch ein Schweißgerät zu enthalten schien, der nun auf sie zu schnellte. Aber sie war flotter und beide Scheren schnappten zu. Die linke köpfte ihn, die andere zerschnitt seinen Oberkörper in zwei Hälften. Trotzdem traf der Arm noch und die Wucht reichte aus, um sie soweit über die Kante zu schubsen, dass der Hummer anfing, zu kippen.
Vergeblich versuchte sie, das Gewicht zu trimmen, die hinteren Beine verloren an Halt, ein Stück der Kante brach ab und sie kippte endgültig nach hinten weg. Im ersten Moment war sie wie gelähmt, als die künstliche Schwerkraft sie gnadenlos in einen tiefen Abgrund riss.
"Du bist das dümmste Stück Scheiße, dass je in dieser Manufaktur gearbeitet hat!", hörte sie ihren Vorabeiter brüllen, während sein Disziplinierungsstecken wieder und wieder auf ihren Rücken herabfuhr und sie spürte, wie ihre Haut unter dem fadenscheinigen Kleid aufplatzte. "Du bist eine Schande für alle!" Der Panzer befand sich im freien Fall, als sie wieder zu sich kam. Ihr war klar, dass sie in den nächsten Sekundenbruchteilen etwas tun musste oder sie war Matsch. Bevor ihr Geist überhaupt reagieren konnte, hatte ihr Überlebenstrieb schon die Harpunenkanone abgefeuert. Der Flugkörper grub sich tief in den brüchigen Beton und fand guten Halt. Es gab einen Ruck, als das Stahlseil sich strafte und die Wand raste auf sie zu. Sie benutzte die Beine des Fahrzeuges, um den Aufprall abzufedern, dann bissen sich die Krallen der Füße in den Beton. Der Hummer fand Halt und sie hing quasi senkrecht nach unten. Hart gruben sich die Gurte in sie, was sie selbst durch die Panzerung ihres Gefechtsanzuges spürte. Mehrere Warnrunen leuchteten rot oder orange auf, als durch den harten Aufprall etwas zu Bruch ging. Es waren gerade noch etwa zehn Meter unter ihr, die es zu überwinden galt. Sie gab etwas Seil nach und fing vorsichtig an zu klettern. Vorsichtig löste sie das unterste Bein und krallte es ein Stück weiter nach unten zurück in den Beton. Nach und nach machte sie das mit den anderen Beinen und verringerte so die Distanz zum Boden. Ihr fiel ein, dass sie Meldung machen sollte.
"Hier 122. Melde Vollzug, schwarzer Adept eliminiert. Bewege mich Richtung Boden. Wohl die unterste Ebene."
"Gut gemacht, Kleine!", in der Stimme von Gunnery Sergeant Senar war deutlicher Jubel zu hören. Das Lob tat ihr sichtlich gut. So langsam beruhigte sich ihr Puls und Atem. Sie hatte überlebt und war weiterhin im Rennen. "122 und 121, vereinigt euch in der mittleren Ebene und sucht dort weiter."
"Verstanden!" Endlich kam sie am Boden an, trennte mit dem Schneidbrenner ihr Stahlseil ab, da sie keine Möglichkeit hatte, die Harpunenspitze zu bergen und startete ein Diagnoseprogramm, ob alle Systeme noch in Ordnung waren, da der Aufprall an der Wand doch recht heftig gewesen war. Alle Systeme wechselten schließlich wieder auf grün. Der Hummer schien alles gut überstanden zu haben und sie begann, eine Route zu 121 zu suchen.