40k Das Schwinden Band I bis III vollendet

@ Gothic Freak

Wäre ja unspannend, wenn ich diese Gelegenheit einfach so verstreichen lassen könnte. 😛

@ Rökkvi

Dominian Tank Police? Ach, diese Chaostruppe, wer eine solche Polizei hat, braucht keine Verbrecher mehr. :lol:

@ emp kill

Ungefähres Datum? Nicht direkt. Muss jetzt wieder verstärkt Samstags arbeiten, fällt also ein Tag gleich mal weg. Bin gerade daran, die Raumschlacht neu zu schreiben, dass geht halbwegs gut voran. Dann fehlen noch komplette Kapitel über Varner und die Kleine. Wird noch dauern. Letzte Woche dachte ich noch, Mitte Ferbruar ist realistisch, aber durch die Auftragslage im Geschäft ist der Termin zu optimistisch gewesen. Ich kann deswegen jetzt keine definitive Auskunft gegen, da zuviele Faktoren von mir nicht beeinflussbar sind. Realistisch dürfte März sein.
 
Dominian Tank Police? Ach, diese Chaostruppe, wer eine solche Polizei hat, braucht keine Verbrecher mehr. :lol:

Wer solch einen Animierenden Soundtrack produziert, hat ganz andere Probleme als diese Polizei^^

Ist zwar schade dass es wieder eine kleine Pause gibt, diese ist aber bestimmt verschmerzbar. Die Geschichte soll schließlich deinen Ansprüchen genügen (bevor hier wieder Qualitäts-Diskussionen geführt werden).
 
Nach langer Zeit geht es endlich weiter. Das Redesign von Band III ist erfolgreich abgeschlossen. Ich bin jetzt deutlich zufriedener mit dem Werk und den Gesamteindruck. In Zukunft wird es folgende Änderungen geben. Jedem Kapitel wird ein Spoiler mit den im Kapitel vorkommenden Personen gesetzt. So kann jeder nachlesen, wer der Typ da schon wieder ist, von dem gerade die Rede ist. Und jedem Stück werde ich ein Abschnitt von Produktionsnotizen hinzufügen. Ich finde es sehr interessant, bei Filmen nebenher den Kommentar des Regisseurs zu lesen. Ihre Gedanken über die Szene, die Entstehung und wie sie geworden ist. Das werde ich in Zukunft auch machen.

Inzwischen haben wir Seite 400 meines Manuskriptes erreicht. Es wird in den nächsten Wochen etwa 10 Updates geben, dann wird Band III abgeschlossen sein. Band IV ist schon in der Mache und zum Teil auch fertig. Diesmal wird es weniger Handlungsstränge geben und die einzelnen werden jeweils abgeschlossen werden, bevor es mit dem nächsten weiter geht. Diese Lektion habe ich aus diesem Band gelernt.

An dieser Stelle wieder mal ein riesen großes Dankeschön an SHOKer, der trotz Urlaub die Korrektur blitzschnell erledigt hat.

Persona Dramatis
Gabriel/Gavri - Lichtbringerin, Anführerin der Konföderation des Lichtes und selbsternannte Retterin der Menschheit

Chaos

World Eater
Dämonenprinz Eunice, ehemals Hauptmann Elisha bei den World Eaters, Kapitän der "Geißel der Galaxis", von Gabriel vernichtet.

Emporers Children
Lucius, der Ewige - ehemals Hauptmann der 13. Kompanie, hält sich für den größten Schwertkämpfer aller Zeiten
Saul Tarvitz - ehemaliger Freund von Lucius MIA Istvaan III

Schwarze Legion
Captain Danyel, Kommandant des Verrätersystem
Leutnant Horel, sein Stellvertreter

Sons of Horus
Garviel Loken - ehemaliger Freund von Lucius MIA Istvaan III

Position:
Umkämpftes Gebiet
Segmentum Pacificus
System Verräterstern
Werft der Rache
Zeit: 2 602 996.M41
Person: Gabriel

"Ein wirklich schönes Schwert! So eines hatte ich auch mal. Auf Terra geschmiedet, aus den Vereinigungskriegen stammend. Das war richtig was wert. Aber das hier ist für mich zu kurz und für deinen Körper noch zu lang. Aber gut ausbalanciert, liegt gut in der Hand." Lucius trat von ihr zurück und schwang es ein paar Mal probehalber durch die Luft, als ob sie gar nicht da wäre. Gabriel atmete auf und war äußerst froh, noch am Leben zu sein. Sofort rappelte sie sich auf, gewann einen gehörigen Sicherheitsabstand und versuchte, eine Strategie zu entwickeln, ihr Schwert zurückzubekommen. Ihr Herz schlug rasend schnell und sie musste mehrmals schwer schlucken, um sich wieder zu fangen. Sie hätte tot sein können, alles wäre verloren gewesen, nur weil sie auf Gedeih und Verderb durch diese verfluchte Tür musste.

"Dieser Feuereffekt ist ja mal richtig spaßig, schau mal, ich kann meinen Namen mit Feuer schreiben." Er führte blitzschnell das Schwert und tatsächlich war für den Bruchteil einer Sekunde sein Name auf feurigen Buchstaben zu lesen. Der uralte Marine führte sich auf wie ein kleiner Junge, der ein neues Spielzeug hatte. Vielleicht der einzige Grund, warum sie noch lebte.

"Interessantes Material, so etwas sehe ich heute zum ersten Mal. Was ist das?", fragte er ganz unverbindlich, als wären sie nicht gerade in einem tödlichen Duell verstrickt. Oder waren sie das überhaupt noch? Sie verstand diesen Lucius einfach nicht.
"Eine einmalige Legierung, es ist aus Adamantium, Höllenstahl aus der zerbrochenen Axt eines Blutdämons und Himmelsmetall. Erhitzt im Feuer der Verdammnis, abgekühlt im Blut von Dämonen und gehärtet in den Tränen von Engeln", antwortete sie nach kurzem Zögern wahrheitsgemäß.

"Lass mich raten, dass Feuer der Verdammnis brannte in der Esse der Ewigkeit, im Tal ohne Widerkehr, das man nur durch den Pass des Namenlosen Schreckens erreichen konnte?", scherzte Lucius und lachte laut über seinen eigenen Witz. "Nicht schlecht! So eine Waffe hätte ich auch gerne. Das Schwert hat gar keine kurze Schärfe. Schätze mal, dass es bei so einem Material nicht nötig hat, eine Seite zum Parieren etwas stumpfer zu lassen", mutmaßte der Chaos Space Marine.
"Diese Vermutung ist korrekt. Es gibt nichts Härteres, deswegen hat es zwei lange Schärfen." So lange er schwafelte, griff er sie wenigstens nicht an. Unter all den hier herum liegenden Waffen versuchte Gabriel eine Wahl zu treffen. Die meisten Schwerter und Säbel waren einfach zu klobig für ihre momentane Größe. Aber letztendlich würde sie selbst mit einer Waffe Lucius nicht besiegen können. Noch nicht mal mit "Ausgleicher" hatte sie eine Chance gehabt. Ganz abgesehen davon, dass sie ihn eh nicht töten konnte, da er mit einem Fluch geschützt war.

"Feine Sache so etwas. Aber schau, so fasst du das Schwert an, aber so geht es viel besser. Siehst du? Man kann so viel schneller zwischen den einzelnen Manöver wechseln. Falls es um mehr Kraft geht, einfach wieder kurz zurückrutschen. Es erfordert Übung, ich habe knapp einhundert Jahre gebraucht, um den schnellen Griffwechsel zu perfektionieren." Dann überraschte er sie, in dem er ihr das Schwert wieder zuwarf. Mechanisch fing sie es am Griff auf, während er seinen Säbel wieder aufhob. Was hatte das jetzt zu bedeuten? Auf der einen Seite freute sie sich, dass sie ihre Waffe hatte und am Leben war. Auf der anderen Seite war sie vollständig perplex.

"So langsam macht es Sinn, dass Abbadon den Dummschwätzer Eunice für eine Spezialmission abgezogen hat. Da du vor mir stehst, bedeutet das wohl, dass du die rote Abscheulichkeit von einem Khornetrottel umgehauen hast?" Lucius besah sich dabei kritisch seinen Säbel.
"Er hat die Begegnung mit mir nicht überlebt." Und ich hoffe, mir fällt bald etwas ein, um auch dich Bestie loszuwerden, fügte sie in Gedanken hinzu.
"Für einen Khorne Hohlkopf hatte er sogar so etwas wie einen Hauch von Humor. Und er war kein schlechter Kämpfer. Das muss man den Khornekerlchen schon lassen; kämpfen können die, wenn sie meist auch sonst rein gar nichts anderes können. Liegt wahrscheinlich daran, dass sie von Grund auf nicht besonders helle sind und mit scharfen metallenen Gegenständen im Hirn herumfuhrwerken wahrlich nicht die Intelligenz steigert. Ich frage mich, wie du kleines schwächliches Mädchen es geschafft hast, Eunice zu besiegen."

"Ich konnte ihn mehrmals unterlaufen." Das war zwar nicht alles gewesen, aber mehr brauchte er nicht zu wissen.
"Clever, man muss eben seine Mankos nur zu seinem Gunsten einsetzen. Dann hast du jetzt also mein Schiff?"
"Dein Schiff?" Diese Enthüllung überraschte sie nun doch.
"Die "Geißel der Galaxis". Hat mir mal gehört, hab sie aber an Julius aufgrund einer gescheiterten Wette verloren. War blöd von mir, egal, Julius hat es dann geschafft, von Eunice geentert zu werden und er hat den Kampf nicht gewonnen."
"Stammt die Gallionsfigur dann von dir?", fragte Gabriel etwas lauernd, da diese respektlose und phonographische Darstellung eines Engels sie immer noch ärgerte. Während sie noch redeten, begab sich Gabriel in der Nähe der verflixten Tür und ihr Programm begann wieder, den Code der Verriegelungseinheit zu knacken. Die ganze Situation hatte inzwischen etwas höchst Surreales.

"Ne, die hat Julius angebracht, er hatte schon immer Komplexe, die er mit solchen Dingen kompensieren musste. Hach, es macht unglaublich Spaß, mal wieder mit jemanden richtig Hochgotisch reden zu können. Spricht ja heutzutage kaum noch jemand. Im Imperium meist nur verbohrte Pfaffen und die sind so langweilig mit ihren ewig gleichen Sprüchen von ihrem ach so tollen Leichenimperator." Die letzten Worte betonte er, als ob er einen Sprechgesang vorbeten würde.

"Und von den Jungs von damals ist kaum noch jemand übrig, mit dem man vernünftig reden kann. Bei einem Word Bearer wird man in irgend eine theologische Diskussion gezogen, wo ich schon nach einer Minute keine Ahnung habe, um was es eigentlich geht." Lucius fuchtelte dabei mit den Armen, als ob er auf imaginiere Texttafeln an den Wänden verweisen würde.

"Mit einem Iron Warrior kann man sich nur über die Taktfrequenz von Cogitatorkernen, Speicherkapzitäten von Kristallen oder den Vorzügen von Fenster 40K Alpha zu 40K Beta unterhalten. Früher habe ich gedacht, ein World Eater hätte den gleichen Horizont wie ein lobotomisierter Grox, aber nach zehntausend Jahren bin ich mir ziemlich sicher, ein Grox ist definitiv intelligenter, was ein interessantes Gespräch über egal welches Thema jenseits von Blut und Schädeln zum Scheitern verurteilt." Er sprach nun abgehackt und viel zu laut, wahrscheinlich seine Imitation der Stimme eines ihr unbekannten World Eaters.

"Death Guards stinken so, dass sich eine Unterhaltung von vorne herein ausschließt." Er hielt sich theatralisch die Nase zu und schien mit der anderen Hand eine Fliegenwolke verscheuchen zu wollen. Das hatte etwas so Überzogenes, dass sie merkte, wie sie gegen ihren Willen lächeln musste.

"Ein Black Legion Marine jammert einem nur was aus der Vergangenheit vor, damals, als Horus eigentlich hätte siegen müssen, wenn nur dies oder jenes etwas anders gelaufen wäre. Die Ewiggestrigen hängen sich voll dran auf, alles wäre ja so viel besser und wie ungerecht doch alles für sie gekommen ist. Bla bla bla", erzählte er mit weinerlich klingender Stimme.

"Thousend Sons sind zu abgehoben, um mit ihnen noch ein Gespräche führen zu können, liegt wohl am fehlenden Körper." Erklärte er mit einem gestelzt wirkenden Tonfall. "Und von Mitgliedern meiner eigenen Legion bekommt man meist nur Monologe vorgetragen, über ihre ach so tollen Erfahrungen, die sie gerade wieder gemacht haben, aber die sonst wirklich niemanden interessieren. Von den Jungs der Alpha Legion hört und sieht man nichts. Genau so die Night Lords, die lieber im Schatten verstecken spielen.", beendete Lucius seine Einschätzung der alten Verräterlegionen.

"Das ist wohl der Preis des Verrates!", konterte Gabriel, der das Geschwätz des Marines unglaublich auf die Nerven ging. Das mit den Monologen schien wohl auch auf ihn zuzutreffen, nur schien er gar nicht zu merken, wie nervtötend sein ganzes Geschwafel war.

"Und dabei war ich ursprünglich nicht mal ein Verräter. Mein eigener Lordcommander hat mich zum Krepieren mit den anderen Loyalisten des Imperators nach Istvaan III geschickt. Und manchmal wünschte ich mir, ich wäre dort gestorben. Zehntausend Jahre können so langweilig sein. Slaanesh hat mich mit der Unsterblichkeit gesegnet, aber das macht die Kämpfe noch langweiliger als sie es schon sind. Ich kann dabei nicht sterben, wo bleibt da der Reiz? Und es gibt nur noch Dilettanten bei den imperialen Astartes. Wo sind sie hin, die glorreichen Kämpfer des Imperators? Habe ich sie schon alle getötet, die es wert waren? Ich befürchte es beinahe." Theatralisch warf er die Hände nach oben, als ob er die Erzdämonen um würdige Gegner anflehen würde.

"Damals wollte ich leben, verriet die, welche eigentlich meine Freunde waren, um weitere herausragende Kämpfe bestehen zu können, als sie meine Leistungen einfach nicht gebührend zu würdigen verstanden. Für den ewigen Ruhm, für den Rausch der Schlacht, den finalen Schlag. Ich habe wohl Millionen getötet, aber keinen interessiert's!" Auf einmal wirkte er sehr traurig, was schon wieder unfreiwillig komisch wirkte.

"Und mir fehlt der Kitzel des Kampfes vollständig. Es gibt einfach keine neuen Erfahrungen mehr. Alles ist so dröge, alles schon erlebt. Keine Droge wirkt mehr richtig, selbst die exquisitesten Speisen schmecken nur noch fad. Ich habe jede Sexuelle Praktik ausprobiert und jede hat ihren Reiz vollständig verloren", erklärte der vernarbte Chaos Space Marine theatralisch.
"Deine Probleme möchte ich haben", dachte Gabriel angewidert.

"Inzwischen mache ich mir ernsthaft Gedanken, wie ich die Produktion von Reis effizient steigern kann. Das ist wohl der Perfektionist in mir. Trotzdem ist das höchstens für zehn Sekunden interessant. Einst habe ich eine Welt von Grünpilzbefall gesäubert und die Bevölkerung davon überzeugt, mir aus Dankbarkeit für ihre Rettung ein gewaltiges Denkmal zu setzen. Einen Kilometer hoch war meine Statue, habe alle wertvollen Metalle des Planeten darin verbauen lassen. Und kaum ist sie fertig, kommen die dämlichen Imperialen, wollen Steuernachzahlungen und bomben meine Statue um. Diese Schweine! Deine verdammten ehemaligen Bürokraten!"

Anklagend zuckte seine Peitsche wie von selbst in ihre Richtung. "Ich habe sie mir vorgenommen, habe sie überzeugt, ihre Pergamente zu fressen, bis sie davon geplatzt sind." Gabriel drehte sich bei dem Gedanken schon beinahe der Magen um. Auch wenn Lucius manchmal wie ein harmloser Schwätzer wirkte, er war ein gefährlicher psychopathischer Massenmörder.

"Meine Staute war trotzdem hinüber und das Imperium kann so impertinent penetrant sein", klagte er schon wieder beinahe weinerlich. "Tötet man ein paar Tausend Bürokraten, kommen gleich Millionen von ihren Pappsoldaten mit ihren Spielzeuggewehren. Furchtbar öde so ein Verhalten. Da wird selbst mir irgendwann der Arm lahm. Irgendwie total unsportlich und unspannend, einen so lange mit überflüssigem Menschenmaterial zu langweilen, bis man sich was Interessanteres sucht." Es war äußerst widerlich mit anzuhören, wie er den Tod einfacher imperialer Soldaten als eintönige Zeitverschwendung titulierte.

"Tja, das ist sicherlich hart", murmelte Gabriel unverbindlich und starrte missmutig auf die 99%. Nur noch ein läppisches Prozentchen fehlte ihr, dann konnte sie hier endlich raus und diesen dämlichen Schwätzer seinen endlosen Monologen überlassen. Momentan erschienen ihr nur wenige Dinge schlimmer, als mit diesem Scheusal in einem Raum zu sein. Dabei konnte sie noch froh sein, überhaupt am Leben zu sein. Wäre er nicht so eine Labertasche, wäre sie schon tot.

"Ich glaube, ich muss meinen Säbel neu schleifen lassen. Die Klinge ist voller Scharten", Lucius beendete seine Inspektion der Klinge, schaltete sie aus und steckte sie dann weg. Diese Handlung überraschte sie abermals völlig. Was bei allem, was ihr heilig war, hatte das nun schon wieder zu bedeuten?

"Sind wir nicht mitten in einem Kampf?", fragte sie nun doch etwas verdattert und ging in Grundstellung, die Spitze ihres Schwertes auf sein Gesicht ausrichtend.
"Sind wir? Ich hab dich besiegt, ich hab dich geärgert, warum sollte ich dich noch töten? Was willst du hier überhaupt?", fragte er im Plauderton. Sie hielt ihre Abwehrposition bei und antwortete ihm nach kurzem Zögern. Solange sie redeten, kämpften sie nicht und viel fehlte nicht, bis sie endlich weiter konnte.

"Ich will die Menschheit vor ihrem Untergang retten", gab sie frei heraus zu. Das war schließlich kein Geheimnis. "Wenn sich der Tod des Imperators zum zehntausensten Mal jährt, wird das Astronomicon verlöschen und ich glaube, dir ist klar, was das bedeutet?" Lucius begnügte sich erstaunlicherweise mit einem kurzen Nicken. Sie hatte jetzt eigentlich einen Monolog von ihm darüber erwartet und verlor beinahe den Faden. "Und das will ich verhindern. Dies hier ist nur ein kleiner Schritt auf einem langen Weg", erzählte sie wahrheitsgemäß, ohne sich dabei zu sehr zu offenbaren. Sie hatte das Gefühl, hier mit der Wahrheit am Weitesten zu gelangen, auch wenn sie nicht genau wusste, was sie von Lucius eigentlich wollte. Er war eine äußerst widerliche Kreatur, ein Champion des Slaanesh. Allein was er schon im Plauderton für Gräuel gestanden hatte, drehte ihr den Magen um, machte sie zornig. Aber etwas war an ihm, das sie irritierte. Als ob unter all seiner Widerwärtigkeit, Abscheulichkeit und Arroganz ein kleines Licht flackerte. Ein kleiner Rest von dem, was einen wahren Astartes ausmachte.

"Nobles Unterfangen, aber will die Menschheit des Imperiums überhaupt gerettet werden? Sind sie nicht so in ihren toten Leichenimperator verliebt, dass sie nichts anderes mehr sehen? Die Menschheit rottet vor sich hin, windet sich selbstgefällig im Todeskampf. Da braucht es noch nicht mal Abbadon, diesen ewigen Versager. Zwölf Mal ist er aus dem Terrorwirbel hervorgebrochen und immer hat man ihm mehr oder weniger den Arsch versohlt. Er sammelt Niederlagen wie Khornenullen Schädel."
"Und warum machst du dann mit?", fragte sie etwas schnippisch.
"Ich? Hm, weil mir langweilig ist. Mir ist seit mehreren Jahrtausenden langweilig. Es gibt keine Herausforderungen mehr für mich. Ich habe den Weg zur Perfektion gemeistert und das Ziel erreicht. Entweder mit Abbadon ziehen und vielleicht etwas Spaß haben oder eben auf eigene Faust. Und das war in den letzten Jahrhunderten auch nicht so prickelnd. Ein eigenes Schiff und Crew zu unterhalten ist so ermüdend und meist auch äußert langweilig. Die Leute wollen versorgt werden, Nahrung, Wasser, Zerstreuung, Munition, Ausrüstung, das nimmt alles kein Ende. Dann wollen sie auch noch Lohn haben, als ob es nicht schon genug Belohnung wäre, meine Herrlichkeit in Natura sehen zu dürfen. Dann ihre ewigen Ängste, jemanden richtig in den Hintern zu treten. Die Imperialen sind so viele, die Khornespinner so nachtragend. Nurglewiderlinge so ansteckend. Bla bla bla. Furchtbar so was. Und dann muss das Schiff gewartet, munitioniert und repariert werden. Man glaubt gar nicht, was für ein Aufwand das sein kann. So was artet in richtige Arbeit aus. Da bleibt das Vergnügen auf der Strecke."
"Das ist natürlich äußerst bedauerlich."
"Es wird Zeit für was Neues, Du brauchst nicht zufällig einen Champion?" Da musste sie ein lauten Lachen unterdrücken und keuchte nur kurz überrascht trocken auf.

"Du hast dabei nicht rein zufällig an dich gedacht?", fragte sie halb scherzend, halb ernsthaft. Nein, das konnte er nicht wirklich ernst meinen. Oder etwa doch? Von allen Möglichkeiten, wie sich das Gespräch hätte entwickeln können, war diese die Unwahrscheinlichste. Man konnte beim Chaos nicht einfach so kündigen. Ganz abgesehen davon, dass er ein widerlicher, psychopathischer, perverser Massenmörder war.

"Ganz rein zufällig doch. Warum sich mit einer zweitklassigen Pfeife zufriedengeben, wenn man den besten Schwertkämpfer aller Zeiten haben kann?" Er schien es ernst zu meinen, sein überhebliches Grinsen war aus seinem Gesicht gewichen. Spielte er mit ihr ein weiteres Spiel? Wollte er sie ärgern oder wollte er tatsächlich die Seiten wechseln? Er schien ja etwas Übung im Verrat zu haben.

"Bescheidenheit gehört wahrlich auch nicht zu deinen Stärken, oder?"
"Ich bin nun mal der Beste, ich hätte dich bei unserem kleinen Duell mindestens dreiundsiebzigmal töten können. Und das sind nur die Situation, wo ich sicher den Todesstoß hätte setzen können. Ich habe jeden Schwertkampfstil gemeistert, niemand kann mir auf diesem Gebiet das Wasser reichen. Egal ob Chaos, Astartes, Eldar oder anderes minderwertiges Xenosgesocks. Ich bin der Beste, das ist eine unumstößliche Tatsache." Das erschreckte sie nun doch. Gabriel hatte gespürt, dass sie ihm kampftechnisch wie auch stärkemäßig unterlegen war. Aber seine Aussage gab ihr doch zu denken. Natürlich konnte es sein, dass er übertrieb. Aber bisher war er schmerzhaft ehrlich gewesen. Vielleicht war seine ungeschminkte Ehrlichkeit seine einzige Tugend.

"Das würde dich dann zum dreifachen Verräter machen. Nicht gerade eine Empfehlung", antwortete sie nach längerem Zögern.
"Da ist sicherlich was Wahres dran. Habe ja nie behauptet, dass ich perfekt wäre, nur dass ich der beste aller Schwertkämpfer bin." In dem Moment trompetete das Kom. Beide blickten auf das Podest. Lucius schlenderte über die Leichen der Gefallenen, als ob er spazieren gehen würde. In Gabriel jagten sich die Gedanken. War dieses Angebot ernsthaft oder verhöhnte er sie damit nur auf seine ganz persönliche Art und Weise? Was waren seine Motive? War er wirklich bereit, aus reiner Langeweile dem Chaos den Rücken zu kehren? Den Status eines nicht zu tötendes Individuum zu verlieren? Als Astartes der ersten Generation war er biologisch sowieso fast unsterblich. Alter, Krankheiten und Gifte konnten ihm kaum etwas anhaben, aber ein Astartes war trotzdem noch immer sterblich und das war er offensichtlich nicht.

"Das ist die Pfeife Danyel. Hauptmann der 9. Kompanie der Schwarzen Jammerlappenlegion. Mittelmäßiger Hauptmann, so wie alles bei diesen ewige Gestrigen", erklärte Lucius, der nur den Bildschirm des Interkoms betrachtete, ohne den Anruf entgegen zu nehmen.
"An ihn kann ich mich noch erinnern."
"Würdest ihn aber nicht wiedererkennen. Die Vier Götter haben ihn mit ihren Geschenken gesegnet. Ist ziemlich eingebildet deswegen." Lucius tat so, als ob er Rotz nach oben durch die Nase ziehen würde.

"Was versprichst du dir davon, mein Champion zu werden?" Vielleicht würden seine Motive ihn entlarven.
"Herausragende Kämpfe gegen jede Art von Gegnern. Du stellst dich ja mit deiner Mission gegen alle, Imperium, Chaos, Xenos. Aller Fraktionen Feind, so etwas gefällt mir. Ist zwar nichts wirklich Neues für mich, aber meine Rolle ist dann doch ein klein wenig interessanter. Außerdem muss ich den Ärger nicht suchen, der sucht dann uns. Auch habe ich keine Probleme mehr mit dem Transport. Das ganze Organisieren ist dann dein Kram. Ich will, dass mich jeder kennt, dass unsere Feinde vor Schreck erstarren, wenn sie meinen Namen hören. Du hattest schon immer ein Händchen dazu, jene, die dir am Herzen lagen, ins rechte Licht zu rücken. Deinen Lieblingssohn Sanginius kennt heute noch jedes Kind im Imperium. Wenn ich mich nicht ganz täusche, dann war es dein Verdienst, dass schließlich die ganzen Memoratoren und Künstler uns bei unserer Arbeit belästigt haben. Inzwischen sehe ich den Nutzen von solchen Dingen ein. Was nützen glorreiche Siege, wenn sich nach hundert Jahren niemand mehr an sie erinnern kann? Ich habe das Problem, kaum jemand kennt mich. Diese Spaßverderber von der Inquisition halten ja alles über das Chaos unter Verschluss. Passiert irgendwo etwas Interessantes, bringen sie alle Zeugen um und erfinden eine äußerst dämliche Geschichte. Seuchen, Naturkatastrophen oder Sezession. Aber ich bin sicher, dass du Mittel und Wege kennst, dass alle von dir erfahren. Und von mir, deinem ersten und einzigen Champion." Gabriel konnte zwar sein Herz nicht sehen, aber seine Gründe waren sicherlich, aus seiner Warte aus gesehen, verständlich.
"Und was wird dich daran hindern, irgendwann zum vierfachen Verräter zu werden?" Das war sicherlich auch ein nicht unerheblicher Knackpunkt.
"Behandle mich gut, schmälere meine Erfolge nicht, gib mir herausragende Gegner zum töten, dann werde ich dir treu sein. Das Schwöre ich dir bei meinen zwei Herzen." Er legte seine Hände beschwörend auf seine Brust.
"Ich kann mir nicht helfen, du bist nicht gerade vertrauenerweckend. Wer kann schon einem dreifachen Verräter trauen?"

"Wenn ich dich hätte töten wollen, hätte ich es doch schon längst getan. Ich bin ein Opfer der Umstände. Damals vor zehntausend Jahren hatte ich großartig keine Optionen. Auch das, was Slaanesh mit mir gemacht hat, war ohne mein aktives Zutun. Ich gebe zu, es war eine Zeitlang ganz unterhaltsam, so ziemlich jede erdenkliche Todesart einmal erlebt zu haben. Und ich fand auch lange Zeit das ewige Gejammer der gepeinigten Seelen amüsant, aber inzwischen ist es für mich zu einem eher einlullenden Hintergrundgeräusch verkommen. Ich habe viele Dinge getan, die manche sicherlich zu Recht als ekelerregend bezeichnen könnten. Ich habe Millionen von Menschen und Xenos umgebracht. Manche habe ich auf äußerst raffiniert schmerzhafte Art zu Tode gefoltert und ich kann noch nicht mal sagen, dass es mir leid tut. Ich habe furchtbare Dinge getan und ich bitte deswegen nicht um Vergebung oder Absolution. Aber ich habe dieses Leben satt, so unendlich satt. Kämpfen um des Kämpfens willen ist nicht mehr Motivation genug. Besonders, da ich mit Slaaneshs Fluch - ja ich betrachtete dieses "Geschenk" inzwischen als Fluch - niemals ein Duell wirklich verlieren kann. Selbst die schärfsten Gewürze, die tödlichsten Gifte, die stärksten Drogen, alles ist für mich wie ungewürzter Schleimbrei, den es daheim auf Chemos jeden Freitag gab. Und an allen anderen Tagen gab es mäßig gewürzten Schleimbrei. Und ich hasse Schleimbrei!" Er spuckte auf den Boden.

"Ich will ein Ziel, um das es sich zu leben, zu kämpfen, zu töten und auch zu sterben lohnt. Eine Mission, die mehr beinhaltet, als von einer Erfahrung zur nächsten zu hetzen. Ich will kämpfen, um etwas zu bewirken. Ich will, dass man mich kennt, mich bewundert, von einer Ecke der Galaxie der anderen. Dass man Straßen, Plätze, Schulen, Städte und Raumschiffe nach mir benennt. Ich habe es so unendlich satt, Gegner zu töten, die noch nie etwas von mir gehört haben. Ich will, dass jeder von meinen Heldentaten weiß. Ich werde nicht betteln. Nimm mein Angebot an oder lass es."

"Und was bewegt dich, dich ausgerechnet meiner Sache anzuschließen? In nehme mal an, du bietest deine Dienste nicht gerade jedem an. Und vor noch nicht einmal zehn Minuten hast du mich noch mit Absicht verletzt." Und Metze genannt, fügte sie in Gedanken hinzu. Für die Gespielin des Imperators gehalten zu werden, war schon immer äußerst verletzend gewesen. Von Malcador hatte auch nie jemand behauptet, dass er mit dem Imperator intim gewesen sei. Aber nur weil sie weibliche Züge aufgewiesen hatte, war nie das Gerücht verstummt, sie wäre des Imperators bevorzugte Mätresse gewesen.

"Och, hat kleines Gabriel Aua gemacht", Lucius benutzte den Tonfall eines Erwachsenen gegenüber einem kleinem Kind, was bei seinem Aussehen eine sehr seltsame Wirkung hatte. "Ich bin eben von der spontanen Sorte. Während wir gekämpft haben, habe ich nachgedacht. Und ja, ich kann so was noch, denn bei mir bleiben keine bleibenden Schäden zurück, wenn jemand Stahl durch mein Gehirn schiebt. Und da kam mir der Gedanke, he, die Me.. äh" Wenigstens war er klug genug, sie nicht noch einmal so zu nennen. "Ich meine, das letzte Argument des Imperators hat doch damals in den guten alten Tagen, als Astartes noch richtige Männer und keine Wussies waren, Panzer noch aus richtigem Stahl bestanden, als der Imperator noch unter den Lebenden weilte und alles einfach besser war…" Lucius schien kurz den Faden zu verlieren und grinste dann, was bei seinem Aussehen keine wirklich beruhigende Wirkung hatte. "He, ich höre mich schon an wie ein Schmalspurlegionär mit schwarzer Rüstung. Wie auch immer, damals war da, wo du warst, der größte Spaß, die härtesten Kämpfe, der größte Ruhm. Das letzte Argument des Imperators, was für ein ruhmreicher Titel. Warum nicht an diese glorreichen Zeiten anknüpfen? Normalerweise kann man dem Chaos nicht den Rücken kehren. Erst recht nicht, wenn man ein erwählter Champion ist. Aber ein Wesen mit deiner Macht, deinen Kräften, du könntest das Unumkehrbare rückgängig machen. Das kannst du doch? Oder?" Jetzt hatte seine Stimme etwas Lauerndes, vielleicht auch etwas Flehendes.

Der Codegeber zeigte während seiner Rede endlich grün an. Nun konnte sie diesen Raum verlassen. Ihre Gedanken überschlugen sich. Was sollte sie nur tun? Er schien es momentan ehrlich zu meinen, aber wie weit konnte man einem solchen Wesen trauen? Es war wahr, er hätte sie töten können, wenn er gewollt hätte. Es war schwer für sie, jemanden einzuschätzen, wenn man nicht in sein Herz blicken konnte. Gabriel war sich ihrer kämpferischen Unzulänglichkeiten in diesem Körper nur zu bewusst. Bis zur endgültigen Verschmelzung würden noch mindestens drei Jahre vergehen, bis dahin war sie angreifbar. Dieser Kampf war eine deutliche Mahnung gewesen, wie eng ihre Grenzen momentan gesetzt waren. Sein Preis war akzeptabel, jedenfalls für den Moment. Sie sammelte gerade Feinde in großer Menge und in den nächsten Jahren würde es nicht besser werden. Ein so überragender Kämpfer wie Lucius an ihrer Seite konnte durchaus nützlich sein. Herausragende Kämpfe würde sie ihm bieten können und das nicht zu knapp. Sie würde ihn auch von seiner hässlichen infernalischen Rüstung befreien können und ihm ein halbwegs akzeptables Äußeres verpassen. Lucius war ein Profi in seinem Metier und er war verdammt gut darin, wie sie mit eigenen Augen gerade hatte sehen können. Vielleicht nicht wirklich der Beste aller Zeiten und aller Rassen, aber sie kannte keinen besseren und hatte keinen Zugriff auf eine Alternative. Da war natürlich noch seine Einstellung und seine in der Vergangenheit begangenen Verbrechen, die er offensichtlich nur in dem Punkt bereute, dass sie ihn inzwischen langweilten. Konnte sie ein Wesen mit einer solchen Einstellung wirklich an ihrer Seite gebrauchen? Würde er allein durch seine Anwesenheit letztendlich nicht mehr schaden als nützen? Und würde sie das Band zu seinem Erzdämon wirklich durchschneiden können? Das war das wirklich Knifflige daran. So etwas hatte sie noch nie getan. Gabriel hatte Erfahrung darin, als unheilbar geltende Seuchen des Nurgle zu heilen, die auch schon eine starke dämonische Bindung beinhalteten. Aber einem der Erzdämonen einen Champion abspenstig zu machen, hatte sie noch nie versucht. Noch hatte sie je gehört, dass es jemand versucht hatte. Schließlich war es das Ziel aller Chaoten, zum Champion ihres Erzdämons aufzusteigen, was nur die wenigsten schafften. Und nach Champion gab es noch die Möglichkeit, ein Dämonenprinz zu werden.

Gabriel verlagerte ihre Wahrnehmung in die Zukunft, sah, was für potentielle Möglichkeiten sich auftaten. Für sie überraschenderweise sah sie doch eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft. Lucius, ihr erster und einziger Champion, sah seine Erfolge, seine Popularität. Diese Option hatte durchaus Chancen. Er hatte seine finsteren Eigenarten, aber er war auf seine ganz eigene Art sicherlich sehr effektiv.

Die Psionikern sah sich Lucius genau an, es war äußerst schwer, seine Aura wahrzunehmen. Aber sie sah durchaus die Möglichkeit, diesen Schutzschild abzutragen und die Bindung zu Slaanesh zu lösen. Aber das würde viel Zeit kosten und würde auch nicht ganz ungefährlich werden. Weder für Lucius noch für sie. Wenn es hart auf hart käme, könne sie die zerstörerischen Kräfte immer noch auf ihn ableiten. Im schlimmsten Fall vernichtete sie Lucius und verdammte ihn vielleicht zu einer seinen unzähligen Verbrechen angemessene Strafe. Im besten Fall gewann sie einen wertvollen Kämpfer für ihre Sache, den sie allerdings gut hegen und pflegen musste.

"Es wäre durchaus möglich, dich von diesem "Fluch" zu befreien", beantwortete der Engel die Frage dieses Teufels in Menschengestallt. "Aber ich frage mich, ob du meinen moralischen Standard entsprechen kannst. Du bist kein gutes Wesen." Und das war höchst freundlich ausgedrückt.

"Das habe ich ja auch nie behauptet. Ich habe viele interessante Dinge getan, welche normalsterbliche Menschen als verabscheuungswürdig betrachten würden. Schwarz, Weiß, Gut, Böse. Das sind Attribute, die sich stark am Blickwinkel des Betrachters orientieren. Jeder der einen Krieg führt, weiß, dass Erfolg seinen Preis hat. Ich will jetzt nicht behaupten, dass meine Taten strategischen Überlegungen entsprungen sind. Was ich sagen will, ist, dass jeder Herrscher Leute mit flexibler Moral an seiner Seite braucht. Du wirst dir nie Gedanken darüber machen müssen, ob ich mir jetzt zu fein wäre, den oder diesen zu erschlagen. Höchstens, ob die Aufgabe zu einfach für mich ist." So jemanden hatte sie eigentlich schon, der im Dunkel und Geheimen agierte. Nur Tyrannen präsentierten so jemanden offen an ihrer Seite.

"Ehrlich bist du wohl auf alle Fälle." Der Erzengel hatte kein richtig gutes Gefühl bei der Sache, auch wenn Lucius aufrichtig klang. Aber war sie in der Position, um ein solches Angebot abzulehnen? Nicht nur wegen Lucius Kampfkraft, sondern auch wegen seinem Insiderwissen über diese Anlage, das System und das Chaos an sich. Allein diese Informationen waren ein gewisses Risiko wert. Allerdings verursachte seine Art und Einstellung doch mehr als nur leichte Bauchschmerzen. Sie würde einen massenmordenden, sadistischen Psychopathen als Champion bekommen, war das wirklich mit dem Willen Gottes vereinbar? Wie würde er über sie urteilen, wenn sie sich mit solchen Kreaturen einließ? Sie befand sich in einer Zwickmühle. Es gab gute Argumente für wie auch gegen ein gemeinsames Arrangement. Wobei die gegen ihn eher überwogen. Seine Gründe waren bis jetzt einfach nicht stichhaltig genug.

"Ich fasse mal zusammen, dir ist langweilig, da dein Erzdämon dich mit der Unsterblichkeit verflucht hat und alles nur noch ganz öde ist. Deine jetzige Aufgabe, die Proviantversorgung des Systems, ist für dich unzumutbar und du willst nun aus einer Laune heraus die Seiten wechseln, weil ich gerade mal da bin und dich aus dieser äußerst prekären Situation befreien kann. Wenn das alles ist, kann ich so etwas wie dich nicht als meinen Champion gebrauchen", antwortete Gabriel ihre Worte sorgfältig wählend. Sie machte sich bereit, Lucius ins Leere laufen zu lassen und an ihm vorbei dann zu der verdammten Tür zu springen. Um dann endlich diese dreifach verfluchte Zentrale von Chaosabschaum zu säubern, um den nächsten Schritt im Plan zur Eroberung dieser verflixten Festung zu begehen.

"Du hast mich erwischt, das ist natürlich nicht alles.", diesmal seufzte Lucius in einem aufrichtigen Tonfall. "Wenn das so wäre, dann wäre ich ein oberflächlicher Hohlkopf." Er versuchte, ironisch zu lächeln, aber seine Mimik entgleiste.

"Ich habe damals vor zehntausend Jahren auf Istvaan III einen großen Fehler begangen, aus verletztem Stolz und dummer Eitelkeit." Diese Worte gingen ihm sichtlich schwer über seine nicht mehr vorhandenen Lippen. Und er schien aufrichtig zu sein. Selbst ohne in sein Herz zu blicken, war Gabriel sich sicher, dass er nicht log.
"Saul Tarvitz war mein Schlachtenbruder, mein bester Freund. Und ich habe ihn nicht nur verraten, sondern auch versucht, ihn zu töten." Seine Stimme wurde sehr leise und er musste sich mehrmals räuspern.

"Damals ergab das für mich wirklich einen Sinn. Ich dachte, das kann nicht alles gewesen sein. Was nutzt es, auf einem Berg von erschlagenen Verräter zu fallen, wenn keiner die glorreichen Erzählungen über meinen ruhmreichen Tod und Heldentaten weiter tragen wird, wenn schon meine jetzigen Erfolge einfach nicht gewürdigt werden?", fragte er rhetorisch.

"Es vergeht kein Tag, wo ich nicht darüber nachdenke und mich schäme, damals das Falsche getan zu haben. Im Laufe der Jahrtausende habe ich gelernt, mein Gewissen unter einem Panzer aus faden Vergnügungen und äußerst vergänglichem Ruhm zu begraben. Aber das verfolgt mich bis heute. Ich konnte damals doch nicht ahnen, dass sich an dem Zustand nicht viel ändern wird. Mich kennt immer noch kaum jemand, bis auf ein paar verkalkte Inquisitoren in ihren Katakomben voll vergilbtem Pergament. Ja, Stolz und Eitelkeit sind immer noch meine Fehler", gab er ein weiteres Mal offen zu. Und seine Reue schien nicht gespielt zu sein. Diese zehntausend Jahre alten Ereignisse schienen ihm wirklich immer noch im Kopf herumzugehen. Es schien wenigstens eine Schandtat zu geben, die er ehrlich zu bereuen schien.

"Ich kann nicht zurück, zu meinen Brüdern von damals. Wenn ich die Chance hätte, mit dem Wissen von heute zurück zu dem Tag meines Verrates nach Istvaan III zu reisen, ich würde mit Freuden als Loyalist für den damals real lebendigen Imperator zu sterben. Damals waren wir alle arrogant, fühlten uns den normalen Menschen so überlegen. Dachten, es gäbe sie nur, damit sie uns bewundern und vor Dankbarkeit für unsere Taten auf die Knie zu sinken haben. Es hat lange Zeit gedauert, bis ich verstanden habe, dass wir Astartes nur existieren, um die Menschen zu beschützen. Es war unsere Aufgabe, der Grund für unsere Existenz, aber ich habe es nicht verstanden. Garviel Loken hat es als einer der wenigen damals begriffen. Aber anstatt Seite an Seite mit ihm zu kämpfen, habe ich auch ihn verraten. Er war sicherlich manchmal ein nerviges, überkorrektes Arschloch, und er hat mir meine schöne Nase gebrochen, aber ich habe ihn gemocht,", Lucius Stimme klang bei diesen Worten sehr weich, als ob seine Gedanken in fernen Gefilden weilen würden.

"Das alles ist Vergangenheit, ich kann es nicht ändern, ich kann nicht zurück in die Zeit reisen. Nicht mal du kannst so etwas, oder?" Gabriel schüttelte den Kopf. Lucius seufzte und fuhr fort.
"Aber ich will nicht so weiterleben, ich will wieder gut machen, was ich damals getan habe. Und natürlich will ich auch Ruhm gewinnen, sodass man mich als Krieger schätzt. Und wahrscheinlich bist du meine letzte und auch einzige Chance, mich jemals vom Chaos lösen zu können. Ich fühle mich nun endlich bereit, der Menschheit dienen zu können. Leider habe ich einen äußerst nachtragenden Dienstherrn, der mich nicht einfach aus seinen glitschigen Klauen frei geben wird. Ganz abgesehen davon, dass ich nicht gerade wie ein Schutzengelchen aussehe", Lucius lachte dabei traurig auf.

"Das macht schon etwas mehr Sinn", antwortete Gabriel und überlegte, ob Lucius Reue über seinen Verrat genügte, um ihm eine Chance zu geben.

"Ja, ich habe nichts zu verbergen. Ich stehe zu dem, was ich war, was ich bin, was ich getan habe. Und ich kann dir Ager Amoenus, so wird der Agrarplanet des Systems von uns genannt, ohne Kampf übergeben. Bis auf die Schulungsanlagen, die werden von Schaltkreisbesessenen Iron Warriors bewacht. Aber ich kenne die Schwachpunkte der Anlage und einen Weg hinein", fügte er noch als kleinen Anreiz hinzu. So langsam führte er sie wirklich in Versuchung.

"Was ich dich schon immer fragen wollte, warum hast du dich nach dem Ableben des Imperators nicht auf den Thron geschwungen? Der Imperator gefallen, Malcador beim Übermitteln der letzten Instruktionen aus dem Jenseits draufgegangen. Da war niemand mehr, der dich hätte stoppen können. Du hättest die absolute Macht an dich reißen können. Mit einem Fingerschnippen", wechselte Lucius auf einmal das Thema. Vielleicht spürte er, dass sie noch etwas Zeit brauchte, um sich über ihn klar zu werden.

"Ich wurde von Gott auf die Erde gesandt, um die Menschheit zu retten, nicht, um sie anzuführen", antwortete Gabriel froh, noch etwas Zeit zu gewinnen, die Vor und Nachteile seines Angebotes abzuwägen.
"Aber als Imperatorin hättest du jede Möglichkeit gehabt, das Imperium nach deinem Willen zu formen."
"Ich bin kein Mensch und das Imperium sollte von Menschen angeführt werden. Als Testamentsvollstreckerin war ich im Senat einflussreich genug, um die richtige Richtung vorzugeben, wenn ich auch oft Kompromisse eingehen musste. Im Nachhinein wäre eine Alleinherrschaft vielleicht vorteilhafter gewesen. Ich habe sicherlich viele Fehler begangen, denn ich bin wahrlich nicht unfehlbar, trotz meiner gottgegebenen Gabe, in die Zukunft sehen zu können. Ich habe die zerstörerische Kraft des Tempels des Imperialen Heilandes deutlich unterschätzt. Anfangs schätzte ich diese Bewegung als eine Modeerscheinung an, ein Sammelbecken für all jene, die nicht akzeptieren konnten, dass der Imperator im Kampf gefallen war. Verschwörungstheorien haben eine gewaltige Sprengkraft. Der menschliche Versuch, das Nichtakzeptierbare zu verklären. Es ist leichter, an eine Verschwörung zu glauben, als den Tatsachen ins Auge zu sehen. Wie auch immer, die Ströme der Zeit sagten ein Eingehen des Kultes nach wenigen Jahrzehnten voraus. Die damaligen Anhänger hatten den Imperator noch lebendig gekannt, sich in seiner strahlenden Macht gesonnt und viel mehr in ihm gesehen, als da wirklich war. Ich sah in vielen Zeitlinien, dass in der nächsten Generation nur noch wenige dieser fixen Idee folgen würden. Leider waren diese Ströme der Zeit falsch. Zu viele junge Leute begeisterten sich für diesen Kult, obwohl sie noch nicht mal geboren waren, als der Imperator fiel. Schließlich war der Kult zu groß, um ihn einfach zu entfernen. Es hätte einen weiteren Bürgerkrieg bedeutet und ich war nicht bereit dazu, den Menschen ein weiteres Abschlachten von Brüdern aufzuerlegen." Das waren nicht alle ihre Gründe, aber sie hatte nicht die Zeit, dieses komplexe Thema in allen Facetten zu erläutern.

"Ich verstehe", meinte Lucius und sah sie fragend an. Jetzt musste sie eine Entscheidung treffen. Und die fiel ihr schwer wie selten zuvor.

Gedanke des Tages
Der Kampf in dem Versammlungsraum war schon in der ersten Version enthalten und hat als eines der wenigen Elemente des dritten Bandes alle drei Änderungen überlebt. Anfangs war der Teil etwa zwei Seiten lang. Gabriel teleportiert hinein, bringt mit ihrer überlegenen Kampfkraft alles bis auf einen Emporers Children um. Anfangs war es ein No Name und der Kampf ziemlich flach. Als ich in einer Kurzgeschichte einen ähnlichen Kampf sah, wurde mir klar, wie schrottig der war.

Etwas später las ich die Anfangstrilogie der Horus Buchreihe. Und Lucius fand ich recht interessant. Und besonders, da es den Typ immer noch gibt und von ihm auch Regeln und eine offizielle Miniatur gibt. Also habe ich ihn eingebaut, trotz des Risikos einen offiziellen Charakter zu "verhunzen". Anfangs war er nur nervig gehalten und auch sehr oberflächlich geraten. Erst in der dritten Überarbeitung hat er nun etwas mehr Tiefe bekommen und trägt nun auch etwas zur Handlung bei.

Dieser Abschnitt war ziemlich tricky zu designen. Zum einen sollte Lucius etwas nervig herüberkommen, aber dabei nicht zu sehr langweilen. Auch wollte ich noch einen kleinen Dreh mit hinein kommen. Ich hoffe, der Abschnitt kommt gut an, denn es steckt verdammt viel Arbeit darin. SHOKer hat ein paar gute Anregungen geliefert und hat dazu beigetragen, dass dieser Abschnitt doch noch richtig gut geworden ist. Mir gefällt er jetzt jedenfalls. Ich bin wirklich gespannt, wie er von den Lesern aufgenommen werden wird.
 
erstklassig

ich bin sprachlos

wie schon gesagt,das hier ist ein hobby-forum,fluff sollte einem eine gute geschichte nicht kaputt machen

du hast lucius sehr interessant rübergebracht,vor allem sein "seitenwechsel" und die gründe dafür

ich freu mich schon auf die nächsten teile,wenn die qualität weiter so gut ist,dann daumen hoch,du kannst stolz auf dich sein
 
Ich bin begeistert. Grandios, einfach grandios. Dieser Teil ist witzig, episch, fluffbezogen, führt die Handlung weiter, wird an keiner Stelle langweilig und enthält keine unnötigen Passagen. Eine Meisterleistung die, wie ich finde, auch im Gesamtwerk heraussticht.
Ich kann nicht wirklich einen Grund hierfür anführen, aber ich habe es sehr genossen, diesen Teil zu lesen, habe ab und zu inne gehalten und über das Gelesene gegrübelt und witzige Passagen meinem Bruder vorgelesen, der hier in der Nähe hockt und irgendwas anderes macht. Und der fand auch alles, nachdem ich den Zusammenhang erklärt hatte, zum brüllen witzig.
Ich glaube, dass ich seit den Teilen mit Herad Tabelmann nicht mehr so einen guten Teil von dir gelesen habe. Wenn du so weitermachst, dann ist dein Epos auf dem richtigen Weg

PS: Sollte Lucius wirklich die Seiten wechseln, wäre dies sehr interessant. Daraus ergeben sich schließlich einige mögliche Handlungsstränge. Außerdem war ich völlig überrascht, mit einem Überlaufen hatte ich selbst bei Lucius dem Ewigen, dessen Geschichte schon immer etwas anders zu lesen war als die vieler anderer bekannter Chaoschampions, nicht erwartet.
 
Moin moin auch von mir.

Ich bin bisher leider nicht zum lesen deines Romans gekommen, da ich versucht habe die beiden PDF`s von seite 1 zu Downloaden nur leider hat dies bei mir nicht gefunzt. Kannst du da evtl abhilfe schaffen, bitte bitte. Ich finde es nämlich recht mühsehlig diesen riesen monster Thread ganz zu durchforsten.

PS: Was ich bisher als feedback von den anderen hier gelesen habe macht echt Laune auf deine Geschichte.

MFG Carniv
 
Kein auch nur ansatzweise passendes Adjektiv im Wortschatz!
Ich will ein Kind v... lassen wir das 😉

Gott ich kann das "warum" ebenfalls nicht konkretisieren doch dieser Teil berührt geradezu...verdammt wenn du anfangs die Treppe Stufe für Stufe erklommen hast, so sitzt du gerade im Penthouse!

Donnernder Applaus, weitermachen!
 
Super Update. Auch von mir nen dicken Daumen hoch.

Als Lucius sie einfach nicht getötet hat, dachte ich:"Hmm naja. Nicht so neu. Blabla Herausforderung, nicht jetzt töten und Abgang Lucius, proceed as planned." Mit der Wendung daß Lucius überlaufen will/würde hast du mich dann aber doch überrascht. Damit hab ich nicht gerechnet.

Ansonsten bin ich gespannt wies nun weitergeht.

Ich denke dein Plan für Band IV wird der Story guttun. Ich freu mich drauf.
 
Ich bin begeistert. Grandios, einfach grandios. Dieser Teil ist witzig, episch, fluffbezogen, führt die Handlung weiter, wird an keiner Stelle langweilig und enthält keine unnötigen Passagen. Eine Meisterleistung die, wie ich finde, auch im Gesamtwerk heraussticht.

Das unterschreibe ich !

Echt eine saubere Leistung, das warten hat sich defintiv gelohnt.

Der Cliffhanger wie gewohnt gut ... und joa ... Donnerstag gibts dann den nächsten Teil ? ^_^
 
Wow ... ich glaube, wenn ich jetzt zugebe, dass ich den Teil zwar gut, aber nicht herausragend fand, werde ich gesteinigt ^^
Na gut, das ist der Nachteil, wenn man Ghostreader ist: Man kennt auch die alten, "schlechteren" Versionen. Deshalb war ich vermutlich voreingenommen und außerdem war mir die Handlung ja schon bekannt, deshalb hat mich Lucius Angebot nicht mehr überraschen können. Genau wie der Cliffhanger seine Wirkung verfehlt, wenn man schon weiß, wie sie sich entscheidet 😉
(Ist übrigens meine Schuld, dass ihr es noch nicht wisst. Ich hab Nakago überzeugt, den letzten Satz weniger verräterisch zu schreiben, als ursprünglich vorgesehen ^^)

So, genug rumgemotzt 😉

Ich schließe mich der allgemeinen Meinung an, dass das Kapitel sehr gut gelungen ist. Besser auf jeden Fall als die erste Fassung, die ich bekommen hatte.

Ich finde die Idee auch toll, ein paar Gedanken zum jeweiligen Textabschnitt abzugeben. Und haben wir echt schon 400 Seiten? Mist, da hast du mich ja bald eingeholt 🙁

Darf ich dennoch noch einen meiner üblichen Hinweise nachschieben? Mir ist der Kontrast zwischen Lucius verächtliches Geschwätz über die Pappsoldaten und die Bürokraten des Imperiums zu den reuevollen Erinnerungen an die loyale (!) Person, die er mal war, und den Verrat zu krass.
Könntest du da vielleicht noch irgendetwas einbauen? Sowas in der Art wie "Ich versuchte, den Erinnerungen zu entkommen, indem ich sie unter Verachtung und Abscheu jenen gegenüber begrub, die ich einst zu beschützen geschworen hatte."
Wie immer nur ein Vorschlag und ne geeignete Stelle musst du dieses Mal selbst finden 😉

Und könntest du mir bitte nochmal erklären, wieso Lucius jetzt zum DREIFACHEN Verräter wird? Einmal hat er die Astartes verraten und sich dem Chaos angeschlossen. Wenn er jetzt das Chaos verlässt und sich Gabriel anschließt, ist das aber erst der zweite Verrat. Wo war der dritte? Stand das irgendwo oder braucht man dazu Fluffwissen?

und joa ... Donnerstag gibts dann den nächsten Teil ?

oh, da muss ich ja hinnemachen mit der Korrektur. Kommt heute noch, Nakago 😉
 
Boah! So viel positive Resonanz gab es ja noch nie! Dann mal schnell abarbeiten.

@ Emp Kill

Danke für das Lob! Ich hoffe, dass ich die Qualität halten kann.


@ Sarash

Danke, Danke, Danke! So viel Lob auf einmal macht mich ganz Rot. 😉 Der Teil sollte auch etwas augenzwinkernd sein. Besonders der Abschnitt, wo Lucius die ganzen Verräterlegionen parodiert.

@ Carniv

Hm, die Seite scheint irgendwie generell Down zu sein. Die Resonanz auf die PDFs war nicht so überwältigend, habe eigentlich nicht vor, nochmal welche hinein zu stellen. Zurzeit stelle ich auf http://www.fanfiktion.de/Warhammer-40.000/c/108002000 die ganze Serie nochmal ohne Kommentare hinein. Also entweder warten oder sich hier durchkämpfen.

@ Potty

Puh, noch mehr Lob. Danke schön! Hoffe, dass ich im Penthouse auch weiter wohnen darf.

@ Slashy the Orc

Bei mir muss man halt immer mal wieder mit einer Überraschung rechnen. Wäre ja sonst langweilig.

@ Oli

Mal wieder ein stiller Leser, der sich offenbart. Vielen Dank für das Lob.

@ Gothic Freak

Was wäre das Leben ohne Cliffhänger?

@ Blautann

Danke schön. Leider wird es das nächste Update erst am Sonntag geben.

@ SHOKer

Yup, 400 veröffentlichte Seiten, dass Manuskript hat über 600, wobei das letzte Drittel halt noch nicht veröffentlichungsfähig ist.

Darf ich dennoch noch einen meiner üblichen Hinweise nachschieben? Mir ist der Kontrast zwischen Lucius verächtliches Geschwätz über die Pappsoldaten und die Bürokraten des Imperiums zu den reuevollen Erinnerungen an die loyale (!) Person, die er mal war, und den Verrat zu krass.
Die imperialen Soldaten sind ihm ja nach wie vor total egal. Er bereut ausschließlich den Verrat aus Istvaan III. Der Kontrast ist schon beabsichtigt.

Und könntest du mir bitte nochmal erklären, wieso Lucius jetzt zum DREIFACHEN Verräter wird? Einmal hat er die Astartes verraten und sich dem Chaos angeschlossen. Wenn er jetzt das Chaos verlässt und sich Gabriel anschließt, ist das aber erst der zweite Verrat. Wo war der dritte? Stand das irgendwo oder braucht man dazu Fluffwissen?
Lucius wird ja mit den Loyalisten zum sterben nach Istvaan III geschickt und kämpft anfangs vehement gegen die Jungs von Horus. Also verrät er den Kriegsmeister Horus, seinen Vorgesetzten, damit. Als Saul ihn nicht die ganze Zeit für seine Heldentaten lobt, verrät er seine Kameraden und damit den Imperator an Horus. Deswegen dann zweifacher Verräter. Und der dritte Verrat wäre, wenn er Slaanesh versetzt, um mit Gabriel zu gehen.

Und lass dir Zeit, von Donnerstag war meinerseits nie die Rede.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Cestar


Nun ja, bis der allseits beliebte Herad Tabelmann wieder auftaucht, wird es noch eine Weile dauern, denn der kommt erst in Band V wieder und der wird wohl vorrausichtlich im Herbst erscheinen.


@ All


Mal wieder ein großes herzliches Dankeschön an SHOKer, der mir mit Rat und Tat bei Seite stand und für seine blitzschnelle Korrektur.



Persona Dramatis
Gabriel/Gavri - Lichtbringerin, Anführerin der Konföderation des Lichtes und selbsternannte Retterin der Menschheit
Lucius, erster und einziger Champion von Gabriel - ehemals Hauptmann der 13. Kompanie der Emporers Children, hält sich für den größten Schwertkämpfer aller Zeiten

Schwarze Legion
Captain Danyel, Kommandant des Verrätersystem
Leutnant Horel, sein Stellvertreter

"Gut, ich akzeptiere dein Angebot. Lucius, mein erster und einziger Champion. Ich bin zurzeit etwas in Eile, handeln wir die Konditionen unseres Arrangements später aus. Warte hier, ich bin bald zurück", nahm sie seinen Vorschlag an, da die Vorteile die moralischen Bedenken überwogen. "Gehandelt wie eine Goldene!", höhnte eine innere Stimme in ihr, die sie geflissentlich ignorierte.

"Schade!"
"Leider störst du mit deiner Aura einige meiner Kräfte. Deswegen kann ich dich jetzt nicht mitnehmen", versuchte sie zu erklären.
"Wie Ihr wünscht, Herrin Gabriel!" Lucius blieb dabei vollständig ernst. Sie hoffte nur, dass sie das Richtige getan hatte. "Die Gegner hier wären eh nur langweilig. Ich werde mir stattdessen schon mal Gedanken über das Design meiner zukünftigen Rüstung, meiner Waffen und der Ausrüstung machen. Der Gesamteindruck sollte überwältigend sein. Ich habe da auch schon ein paar geniale Ideen. Hach! Eine neue Herausforderung, ein neuer Weg, den es zu meistern gibt."

"Kannst du mir etwas über die Festung erzählen? Stärke der Besatzung? Lage der Kommandozentrale?" Vielleicht wusste er ja etwas darüber.
"Oberpfeife Danyel kam immer von dort." Ihr frisch gebackener Champion zeigte auf die Tür, die sie gerade geknackt hatte. "Schätze mal, dass dort die Zentrale liegen muss. Mannschaftsstärke hat die Festung etwa 2 Millionen Arbeitssklaven, eine halbe Million Sicherungstruppen unterschiedlicher Art und Ausrüstung. Jedenfalls war meine Quote für Nahrungsmittel für 2,6 Millionen Rationen am Tag. Das Niveau der Truppen startet bei halbnackten Kultisten mit einem Knüppel mit rostigen Nägeln. Und geht dann bis zu gut ausgebildeten und ausgerüsteten Eliteregimenter auf Gardeniveau. Und natürlich noch die hier stationierte 9. Kompanie der Blöd Legion. Habe die aber nie wirklich gezählt, keine Ahnung wie viele von denen sich hier herumtreiben. Aber ich schätze mal, dass es deutlich mehr als hundert aber weniger als zweihundertfünfzig sind."

"Danke, das hilft mir weiter."

Einen kurzen Moment blickte sie auf das interne Chrono, dass sich auf ihrem Helmdisplay befand. Es war frustrierend, seit fast einer Stunde war sie nun in dieser Festungsanlage. Der von ihr selbst aufgestellte Zeitplan sah die Einnahme des zentralen Kontrollraums nach spätestens zehn Minuten vor. Sie war davon ausgegangen, recht schnell jemand ausfindig machen zu können, der schon einmal in diesem Bereich gewesen war. Da hatte sie sich wohl ziemlich geirrt. Die Ströme der Zeit waren nicht eindeutig gewesen, aber so ein Schlamassel hatte sie beim besten Willen nicht vorgesehen.

Es wäre vielleicht sinnvoller gewesen, den Kampf in dem Raum sofort abzubrechen, nachdem sie dort keine weiteren Hinweise in den Herzen der Anwesenden gefunden hatte. Woanders zu suchen, hätte vielleicht auch viel Zeit gekostet, aber vielleicht wäre sie jetzt schon in der Zentrale drin. Die Begegnung mit Lucius war aus rein taktischer Missionssicht total kontraproduktiv gewesen, wenn sich vielleicht auch durch ein zukünftiges Arrangement mit ihm sich neue strategische Optionen ergeben würden. Diese Aktion allein hatte sie mehr als zwanzig Minuten gekostet. Zeit, die sie zu verlieren nicht in der Lage war. Das hätte ihr nicht passieren dürfen, sie hätte sofort eine Lösung finden müssen.

Aber das war nun Vergangenheit und nur das Jetzt zählte wirklich. Das Panzerschott öffnete sich behäbig, als ihr Codegeber die korrekte Kombination sendete. Ein prächtiger Gang erstreckte sich hinter dem nun offenen Sicherheitsschott. Das Bodenmosaik war beschädigt, als wären viel zu schwere Personen darauf unterwegs gewesen. Die geometrischen Muster waren verschlungen, aber noch als Zeichen der Erzdämonen zu erkennen. Die Bodenbilder selbst zu beschädigt, um sie noch erkennen zu können. Die Wände waren Abschnittsweise mit Darstellungen verschiedener Dienerkreaturen der Erzdämonen verunstaltet. Die Kunstfertigkeit und Detailreichtum der Malereien war erstaunlich. Das war wieder einmal ein typisches Beispiel von verschwendetem Talent. Beleuchtet wurde alles mit Leuchtkugeln, welche von plastischen Dämonendarstellungen gehalten wurden. Nach etwa fünfzig Meter endete der Gang vor einem weiteren Schott, das mit einem Goldenen Relief verziert war, welches ein von einem achtstrahligen Stern umgebenes Auge zeigte. Nachdem sie einen Knopf betätigt hatte, schwang das Schott auf und was sie sah, raubte ihr beinahe den Atem.

Der Engel blickte in einen gewaltigen Treppenaufgang, vollständig mit schwarzem Marmor verkleidet, wie er auf Terra in der Natur nicht vorkam. Diese Treppe hatte tausend Stufen, dazu brauchte sie nicht mal nachzuzählen, denn dieser Ort war eine blasphemische Parodie des Säulengangs der tausend Stufen, die zum ewigen Tor hochführten, hinter dem sich der Thronsaal des Imperators befand. Oder genauer gesagt, nun sein gewaltiges Mausoleum und der Verankerungspunkt für seine unsterbliche Seele. Nur waren die Dimensionen der Treppe hier deutlich geringer. Statt eines halben Kilometers ragten die die Decke stützenden Säulen nur fünfzig Meter hoch. Jede Stufe war etwa drei Meter lang, zwanzig Meter breit und links und rechts ragten die lebensgroßen Statuen von mehr oder weniger deformierten Angehörigen der Black Legion auf. Die lebensecht wirkenden Figuren bestanden ebenfalls aus schwarzem Marmor, während die Ornamente und Verzierungen aus Gold waren. Auf den Sockeln waren in goldenen Lettern ihre Heldentaten und ihr Sterbedatum verewigt. Die ältesten stammten noch aus dem Bruderkrieg selbst und machten etwa die Hälfte von ihnen aus.

Von der Decke hingen unzählige Banner geschlagener imperialer Regimenter. Da einige von ihnen noch aus der Zeit des Bruderkriegs stammten, musste sich dort oben ein gewaltiges Stasisfeld befinden, welches den uralten Stoff konservierte. Das eine oder andere Banner kannte sie noch, als es stolz von ihrer loyalen Einheit in die Schlacht gegen die Feinde des Imperiums getragen oder bei der großen Parade auf Ullanor an der Ehrentribüne vorbeigetragen worden war. Der Tag, an dem Horus zum Kriegsmeister ernannt wurde und der Imperator seine Rückkehr nach Terra verkündete. Der Tag, wo der Grundstein des Todes des Imperators gelegt worden war.

An diesen denkwürdigen Augenblick konnte sie sich noch genau erinnern, als ob es gestern gewesen wäre. Lorgar, der schon längst gefallen war, aber noch gute Miene zu seinem bösen Spiel machte. Wie Blind sie damals gewesen war. Die Zeichen waren da gewesen, aber Gabriel hatte sie nicht als das gedeutet, die sie waren. Damals hatten die Ströme der Zeit begonnen, sich zu zerfasern, im Nichts zu enden. Sie hatte es für eine temporäre Anomalie gehalten.

Angron, der ein so süßes und liebes Baby gewesen war und zu dieser vor Vernichtungswut bebenden Bestie mutiert war, die sich selbst während der Parade kaum im Griff hatte. Fulgrim, noch ganz selbst und nicht dieses Ding, dass er später in sich hinein ließ. Magnus, der nur noch ein Auge hatte und schon damals seine Nase zu tief in Dinge gesteckt hatte, an die kein sterblicher rühren sollte. Moration, bevor er ein wandelnder Seuchenherd wurde. Rogal Dorn, der bis zum Ende er selbst blieb. Der aufrechte Jaghatai Kahn. Horus, bevor sein Stolz sein Verdammnis wurde. Und natürlich Sanginius. Ihr unendlich geliebter Sohn Sanginius, den sie so gerne als Kriegsmeister gesehen hätte. An Morgen dieses Tages hatte Gabriel sich laut mit dem Imperator über seine Entscheidung gestritten, Horus zum Kriegsmeister zu machen.

"Vertrau mir, ich weiß was ich tue!" hatte der Imperator ohne weitere Erklärungen verlangt. "Meine Entscheidung steht unwiderruflich fest, Horus wird Kriegsmeister." Und die Galaxie litt noch immer unter dieser Verfügung.
"Soweit zum Thema, ich weiß was ich tue!" äffte Gabriel die Worte nach. Manche Dinge taten auch nach Zehntausend Jahren noch unendlich weh.

Am oberen Ende der Treppe war ein gewaltiges Doppelflügliges Tor, dass nicht von ungefähr wie eine Parodie des Gegenstückes im Imperialen Palastes wirkte. Hier stach Horus gerade den Imperator nieder, Sanginius lag zerschmettert zu seinen Füßen. Für einen kurzen Moment glaubte Gabriel sich wieder an Bord des Schlachtschiffes "Rächender Geist" und sah die Szene vor Augen. Der Tag, an dem der Imperator starb. So war dieses Bild viel lebensechter als das, was den Torflügel im Imperialen Palast zierte, welche aus den Überresten der zerschmetterten Servorüstungen der Verräter gefertigt worden waren. Dort tötete der Imperator in einer archaischen Rüstung in einer Allegorie Horus in Form einer Drachenschlange. Damals bei der Errichtung empfand sie den Entwurf als gut, Kenner der Geschichte konnten mit den ganzen Symbolen und Anspielungen auf der Tür etwas anfangen. Inzwischen nahmen die Menschen solche Darstellungen für bare Münze.

Gerade weil diese Szene so realistisch war, erwachte in Gabriel der Zorn. Sanginius war das Kind gewesen, dass ihr nicht nur vom äußeren am ähnlichsten gewesen war, nicht nur wegen seinen Flügeln, sondern auch wegen seiner blauen strahlenden Augen und goldenem Haar. Auch seine hilfsbereite und immer freundliche Art machten ihn zu ihren Seelenverwandten. Wo immer er auch wandelte, so versuchte er die Verhältnisse der Menschen zu verbessern. Unzählige Hospitäler hatte er gegründet. Viele Planeten eine moderne Infrastruktur gegeben. Sanginius war sicherlich der wohltätigste Primarch gewesen.

Hätte der Imperator nur auf ihren Rat gehört und Sanginius zum Kriegsmeister ernannt, die Galaxie wäre zu dem Ort geworden, welche der Imperator und auch sie hatten erschaffen wollen. Und ihren Lieblingssohn zerschmettert von den Füßen Horus zu sehen, hatte sie damals schon so unglaublich wütend gemacht. Hatte sie zu den vielleicht folgenschwersten Fehler ihrer Existenz verleitet. Bevor die uralten Erinnerungen weiter von ihr Begriff ergreifen konnten, verbannte sie diese in den dunkelsten Winkeln ihres Seins. Es war geschehen und heute würde sie vielleicht ein ganz klein wenig davon korrigieren können, in dem sie Abaddon diesen Ort entriss.

Links und rechts des gewaltigen, mehr als vierzig Meter hohen Tores befanden sich kleine Nebenpforten. Hinter sich hörte sie entfernt gedämpften Kampflärm. Aus Richtung des Strategieraums spürte sie mehrere Lebensimpulse, die aber schnell weniger wurden. So wie es aussah, nahm ihr neuer zukünftiger Champion seine Aufgabe wohl schon einmal wahr. Gabriel kümmerte sich nicht weiter darum und sprang zum Ende der Treppe. Hinter dem großen Portal konnte der Engel eine dämonische Präsenz spüren. Nein, eher zwei und viel weiter dahinter eine wirklich große massierte Anzahl an Leben.

Gabriel atmete mehrmals tief durch, ließ die Ruhe durch sich strömen, sammelte ihre Kräfte. Dann öffnete sie die Türe und huschte geduckt hindurch. Dahinter lag ein gewaltiger kuppelförmiger Raum mit einem Durchmesser von mehr als einem Kilometer. Ausgefüllt wurde der Raum von einer schwarzen Pyramide, die zwar deutlich kleiner als das goldene Mausoleum des Imperators war, aber sonst eine recht nahe Kopie darstellte. Natürlich war die imperiale Ikonographie von blasphemischen Zeichen ersetzt worden. Ein gewaltiger meterhoher Schriftzug in goldenen Lettern des uralten hochgotischen Alphabets zog sich über die schwarze marmorne Oberfläche.

"Wir, die Söhne des Horus schwören feierlich,
nicht eher zu ruhen, bis der Leichenimperator von seinem goldenen Mausoleum gestürzt ist!
Die Rache wird unser sein!
Der Menschheit muss die Freiheit von der Tyrannei gebracht werden,
auf das jeder Mensch sich seinen Gott frei wählen kann!
Auf das die Menschheit sich im Warp weiter entwickelt
und die Galaxie für alle Zeiten in Besitz nimmt!
Ohne von einem verlogenen Usurpator gegängelt zu werden!
Ohne von verdorbenen Xenos bedroht zu werden!
Dafür leben wir!
Dafür kämpfen wir!
Dafür sterben wir!
Von jetzt bis notfalls in alle Ewigkeit!
Denn unser ist die Rache und unser Krieg ist Gerecht!
Von heute an sind wir die schwarze Legion und der endgültige Sieg wird unser sein!
Denn wir sind zurück!"

Der Zorn in Gabriel verstärkte sich, als sie die blasphemischen Zeilen las. Die Verräter taten gerade so, als ob sie die Retter wären, auf welche die Menschheit schon so lange wartete. Als wäre ihr Verrat nicht auf Grund von verletztem Stolz und ihrer Uneinsichtigkeit darüber, dass Astartes nichts weiter als ein hochentwickeltes lebendes Waffensystem waren, erfolgt. Sie waren als Krieger konzipiert worden, nicht als Herrscher. Als ob es in der Galaxie nicht genug Krieg gab, um sie noch tausende von Jahren zu beschäftigen und sie nicht ihren verdienten Ruhm bekommen hätten. Verdammter eingebildeter Horus!

Diese Festung war weit mehr als nur eine geheime Werft oder Stützpunkt. Wahrscheinlich war dies der heiligste Ort, welches die schwarze Legion kannte. Und der Gedanke, ihnen diesen schwarzen Tempel zu entreißen, ließ Gabriel zornig lächeln. Das würde Abbadon und seine verräterischen Spießgesellen noch mehr weh tun als der Verlust der ganzen Schiffe in diesem System.

Die mit Marmor und reichlich mit Gold verkleidete Pyramide war allerdings nicht unvereidigt. Auf ihren acht gewaltigen Stufen ragten unzählige Geschütze und mannigfaltige Abwehrmaßnahmen hervor. Anstatt von Imperatortitanen wurde dieses innere Tor in diesem Sektor von zwei uralten Skorpion MK.I gesichert. Es war siebzehntausend Jahre her, dass sie solche Maschinen gesehen hatte. Diese Dinger waren älter als ihre erste Inkarnation, die Skorpione waren die ersten vollständigen autarken Waffensysteme der Menschheit, konstruiert um mindestens hundert Jahre Wartungsfrei im Feld zu stehen. Darauf konfiguriert, Orkverseuchte Planeten für alle Zeit von diesem widerwärtigen Pilzbefall auf zwei Beinen zu befreien. Die Hauptnahkampfwaffen waren zwei gewaltige Scherenkrallen, die einen Waaghboss ohne Probleme in zwei Teile schneiden konnten. Auf der Schwanzspitze befand sich die Mündung eines Hochleistungslasergeschützes. Diese Skorpione waren deutlich vom Chaos korrumpiert, nicht nur weil ihre Panzer rot und deren Ränder aus Bronze waren. Deutlich waren die Spuren des Dämonischen Wirtes zu sehen. Gesichter mit übergroßen Mäulern fletschten ihre Zahnreihen. Augenstiele mit geschlitzten Pupillen richteten sich nach ihr aus. Brüllend stürzten sich die beiden Kreaturen auf sie, um Gabriel mit ihren mächtigen Scheren zu zerteilen.

Als der Erzengel zum ersten Mal gegen diese Kreaturen gekämpft hatte, war sie mit einem Hochgeschwindigkeitsplasmamassenbeschleuniger in Form einer Glefe bewaffnet gewesen. Heute hatte sie eine ganz andere Art von Waffe. Sie sprang durch den Warp hinter die linken Höllenbestie. Eigentlich hätte sie auch einfach wegspringen können, aber der Anblick dieser hochtechnologischen Konstrukte wühlte sie auf. Waren diese Waffen doch ein Symbol für die Dummheit der Menschen des siebzehnten Jahrtausends, als sie nicht nur ihre Arbeit von Maschinen verrichten, sondern auch ihre Kriege von ihren führen ließen. Als sie damals im 23. Jahrtausend aus dem Himmel gerufen wurde, um der Menschheit beizustehen, war das schon der achte Konflikt dieser Art gewesen. Der Krieg gegen die Eisenmenschen. Natürlich war das keine Menschen aus Eisen. Noch nicht mal eine einzige Form der Maschinenwesen war wirklich menschenähnlich. Die Firma, die einst diese Technologie für den Massenmarkt entwickelt hatte, war Rittermetall gewesen, eine Firma im Zentrum Europas, deren Logo ein Ritter gewesen war, der Eisenmann. Irgendwelche Chronisten späterer Zeit hatten dann die Anspielung, gegen Eisenmenschen zu kämpfen, wortwörtlich genommen.

Die große Schwachstelle des Skorpion MK I. waren die Wärmetauscher im Heck. Der äußerst kompakte Plasmareaktor, welche den Geher mit schier unbegrenzter Energie versorgte, brauchte viel Kühlung. Es gab zwar mehrere Kühlkreisläufe, aber die reichten nicht aus, um die Abwärme wirklich abzutransportieren, deswegen musste laufend kalte Luft angesaugt und heiße Luft ausgestoßen werden, um eine Überhitzung des Kompaktkraftwerkes zu vermeiden. Deshalb war die hintere Rückpanzerung mit mehreren Wärmeaustauschsystemen überzogen und konstruktionsbedingt war hier die Panzerung am dünnsten. Der Engel zog eine Melterbombe heraus, sprang kurz durch den Warp und brachte sie an einer kritischen Stelle an der diabolischen Maschine an. Dann sprang sie sofort hinter dem anderen Geher und wiederholte ihre Aktion. Anschließend sprang sie seitlich zu ihnen und sah zu, wie ihre Hinterleiber zerrissen wurden. Ein normaler Skorpion wäre am Ende, aber diese Dinger waren von Dämonen besessen und nicht so leicht zu besiegen. Sie sprang zwischen die beiden zuckenden Kreaturen, während die Batterien auf der Pyramide begannen, einen Feuersturm auf sie zu entfesseln. Rücksicht auf ihre eigenen Leute nahmen die wahrlich nicht. Aber sie braucht nur die Zeit etwas um sich herum zu verlangsamen und rammte Ausgleicher zuerst in den rechten und dann in den linken Dämon. Beide vergingen in blauem Feuer und ihre Lebensenergie floss gereinigt auf sie über. Dieser schnelle und souveräne Sieg über die uralten, von Dämonen besessenen Kampfmaschinen stärkte ihr Selbstvertrauen ungemein.

Mit einem kurzen Gedankenbefehl sprang sie auf die Pyramide, während hinter ihr unzählige Geschosse jeder Art in ihre gerade verlassene Position einschlugen und die Wracks der uralten Maschinen regelrecht atomisierten. Auf halber Höhe befanden sich hinter einer mit einer gewaltigen Dämonenfratze verschandelte Eingangspforte ein Panzerschott. Aber dort drängten sich die Abwehrbatterien geradezu. Aber sie brauchte nicht unbedingt eine Tür, um dort hinein zu kommen. Sie sprang bis zur zweitobersten Stufe der Stufenpyramide. Die oberste war komplett eben und dort stand ein gewaltiger Thron aus Schädeln. Wohl Abbadons verdorbenes Gegenstück auf dem sogenannten goldenen Thron. Es gab keinen wirklichen Thron in dem Sinne auf dem goldenen Thron, die Grabkammer befand sich tief im Innern der Konstruktion, wo der zerschmetterte Leib des Imperators als Anker für seine Seele in einer goldenen Kammer ruhte. Wo arkane Maschinen den eingefallenen Körper mit psionischer Energie versorgte, um die Seelenbindung zum Thron zu erhalten. Und ebenso die Seelenbindung der ganzen Psioniker, die in Tausendschaften in den Thronraum getrieben wurden, zu ermöglichen. Was wohl manch verblendete Seele so deutete, dass diese ganzen Schläuche und Kabel dazu dienten, den Imperator am Leben zu erhalten.

Auf der zweitobersten Plattform befanden sich schwere Geschütztürme. Der Engel suchte sich einen aus, der konventionelle Geschosse im Kaliber 26cm verschoss. Zwar verstand Gabriel den Sinn nach einer solch überschweren Waffe in einem geschlossenen Gewölbe nicht so ganz, aber sie hatte schon lange aufgegeben, Gedankengänge des Chaos nachvollziehen zu wollen. Konventionelle Waffen brauchten eine Verbindung zu einem Munitionsdepot. Und ein Munitionsdepot musste beschickt werden, also gab es einen begehbaren Weg ins Innere der schwarzen Stufenpyramide. Eine ihrer verbliebenen Melterbomben haftete sie an den Punkt auf dem Geschützturm, hinter dem sie den offenen Bereich für die Geschützmannschaft vermutete. In sicherer Entfernung wartete Gabriel die Detonation ab. Hier war sie im toten Winkel zu allen Abwehrmaßnahmen und daher vollständig unbehelligt. Die Melterbombe schmolz sich explosionsartig durch die dicke Panzerung.

Sie sprang wieder zurück zu dieser Stelle und spähte in das Innere des Geschützturmes, der die Ausmaße eines großzügigen Salons hatte. Die Explosion hatte den Großteil der schwarzuniformierten Bedienmannschaft getötet, welche die mechanischen Geräte des halbwegs modern anmutenden Nachlademechanismus bediente. Nur der Richtschütze, der ganz oben im Kampfraum saß, hatte das Inferno mit schwelender Uniform überlebt. Hochmotiviert, wie es sich für den Angehörigen einer Eliteeinheit gehörte, zog er trotz seiner schweren Verbrennungen seine Automatikpistole. Kurzerhand feuerte sie mit ihrer filigranen Laserpistole auf den Überlebenden mit vier Augen und traf ihn in die Brust. Gurgelnd kippte er von seinem Podest und schlug klatschend auf den Boden auf. Dort verstarb er in Todeszuckungen liegend.

Hier schien sie richtig zu sein. Sie sprang kurz durch den Warpraum, um nicht mit den glühendheißen Trümmern der Wandung in Berührung zu kommen und landete in dem engen Raum. Im Boden befand sich eine geschlossene Luke. Der Munitionstransporter mit zwei Einschüben, einer für Granaten, der andere für das Treibmittel, befand sich praktischerweise oben. Sie drückte einfach auf einen Knopf mit einem Pfeil nach unten und der Kasten setzte sich ruckelnd in Bewegung. Sie sprang darauf und ließ sich durch einen mit Messing verkleideten Schacht in die Tiefe fahren. Selbst hier waren die Wände mit verschlungenen Gravierungen verziert. Was eigentlich keinen Sinn machte, da hier eigentlich niemand hinauf und hinunter fahren sollte.

Das Sicherheitsdruckschott öffnete sich unter ihr mechanisch und ließ den Förderkorb anstandslos mit ihr als Passagier passieren. Es gab eine Zwischenstation, wo die Munition über eine automatische hydraulische Schiebevorrichtung von einem Kasten in den nächsten geschoben wurde. Mit einem Schritt war sie auf dem nächsten Kasten und sauste nun mit dem leeren Transportkasten weiter nach unten durch einen tiefen Schacht, wahrscheinlich direkt zum Munitionsdepot. Der andere Kasten, mit dem sie herunter gekommen war, fuhr nun frisch gefüllt nach oben. Ein weiteres Mal passierte sie eine automatische Schleuse des nur etwa einen Quadratmeter messenden Schacht und musste den Kopf einziehen, um nicht verletzt zu werden, als das Panzerschott aus Adamantium sich unmittelbar nach Passieren des Korbes wieder schloss.

Am Fuß des Fahrstuhls beschickte keine automatisierte Einrichtung den Förderkorb, sondern ein Mutantenkoloss mit gewaltigen Muskelbergen. Das Ding stierte sie mit seinen drei Augen, von den zwei blind waren, an. In den Wänden waren grau angemalte metallene Klappen zu sehen, hinter denen sich nach der symbolhaften Beschriftung der blank polierten Messingschilder verschiedene Granatenarten und Treibmittel befanden. Eine Kamera über dem einzigen weiterführenden Panzerschott aus Adamantium in der Kammer überwachte den Raum. Gabriel zerschoss sie mit ihrer Laserpistole.

Dann schoss der Engel dem Ding in den Kopf, was es aber nur aufbrüllen ließ. Bevor der Korb den Boden berührte, sprang sie ab und feuerte drei weitere Mal auf den Körper des Kolosses. Obwohl sie präzise Stellen traf, wo normalerwiese empfindliche Organe liegen sollten, kam das Ding auf sie zugestürmt. Gabriel steckte leicht verärgert über ihren Misserfolg die Laserpistole weg und nahm ihr Schwert in beide Hände. Dann ließ sie das Ding ins Leere laufen und schlug zu. Mit einem kraftvollen waagerechten Hieb trennte sie ihm das Bein ab. Der Mutant merkte das im ersten Moment noch nicht einmal, sondern kippte brüllend um und versuchte, weiter zu laufen. Dummes Ding! Dann war sie über ihm, trennte ihm seine beiden Arme ab und schlug mit wuchtigen Hieben auf ihn ein, damit es endlich ruhig war. Warum konnte diese Kreatur nicht einfach nur still sein? Über zwei dutzend Mal schlug die Lichtbringerin wie in blinder Raserei zu und sie hörte jemanden unmenschlich schreien. Das war sie selbst, wie ihr mit Schrecken bewusst wurde. Gabriel kam zu sich und alles um sie herum war mit Blut bespritzt. Der Unreine war ein nur noch ein Haufen zerfetzten Fleisches.

"Was ist mit dir, Gabriel?", hörte sie Gavries Stimme in ihrem Bewusstsein. In ihrer Stimme lag Angst. Die Angst vor ihr, vor Gabriel. Für ungefähr zehn Sekunden hatte sie die Kontrolle über sich verloren. Etwas, das ihr nicht passieren durfte. Die letzten Ereignisse hatten böse Erinnerungen in ihr wachgerufen, die sehr traurig oder verletzend für sie waren. Eine vage Erinnerung an ein Badezimmer kam in ihr hoch, überschwemmte sie, löschte alles andere aus. Sie hörte das schmerzerfüllte Kreischen eines kleinen Mädchens, das Schreien eines Babys, einen unmenschlichen Schrei und alles war danach rot. Rot, das von der Decke tropfte.

Zum besseren Verständnis, wie so ein Munitionsfahrstuhl in der Realität aussieht:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/db/Animated_gun_turret.gif

In der ersten Version war die Kommandozentral eine offene Pyramide, auf der sich die Konsolen aufreihten. Nur der oberste Bereich der Kommandozentrale war mit Nullfeldern und Schutzschilden geschützt. Verteidigt wurde das ganze von einem Warhound Titan. Die Szene gefiel mir nicht wirklich, besonders da sie schon Elemente von einem späteren Kampf enthielt. Gabriel kämpfte sich durch Wartungs und Versorgungsschächte nach oben und brutzelte ein paar Terminatoren mit der Antriebsflüssigkeit von Kettensägen. Danyel war in der ersten Version derjenige, der Überlaufen wollte. Aber das kam mir dann schließlich ziemlich platt vor. Auch gab es dann anschließend einen sehr kurzen und nicht sehr befriedigenden Kampf gegen einen Blutdämon. War einfach verschwendet und wurde dann komplett gestrichen.

Die zweite Überarbeitung ist im großen und ganzen mit der jetzigen Form identisch. Hier und da noch ein Detail eingefügt, aber sonst nur gewisse Aspekte verdeutlicht. Der Kampf mit dem Skorpionen ist vielleicht etwas kurz geraten, ist aber so erst mal beabsichtigt. Im Übernächsten Kapitel wird sich zeigen, warum.

Allerdings gab es auch eine Version, in der Gabriel das Angebot von Lucius ablehnte und ihn einfach im Gestein versenkte. Und es gab auch eine Version, in der Gabriel zu einem späteren Zeitpunkt dem gefangenen Lucius das Angebot machte, was aber mir nach einigen Überlegungen doch Unsinnig erschien.

Noch eine Anmerkung zu Sanginius Aussehen, in der HH Reihe hat Sanginius zwar schwarzes Haar, aber in den älteren Publikationen wird er als blond beschrieben.
 
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