40k Das Schwinden Band I bis III vollendet

Kompliment Nakago, in meiner Rübe baut sich ein Episches Bild ala Klonkriege auf, ich liebe solche gigantischen Konflikte aus "der guten alten Zeit" in der die Menschheit kein Schatten ihrer selbst war.
Was mich am meisten Reizt: Eine rosa-lose Seite von God'ol'Tucki Lucius...ich hoffe dem größten Schwertkämpfer aller Zeiten wachsen nun endlich Muchas-Marracas!

Gruß Patrick
 
So, frisch zurück vom Malkurs von Jarhead gibt es nun endlich das Sonntägliche Update. Und das mit einem "Bäääm". (Oder auch nicht)😛 Wer schon mal bei ihm war, wird wissen, was gemeint ist. :lol:


Da ich jetzt etwas in Eile bin und noch was vor habe, kann ich leider nur ganz kurz auf das Feedback eingehen. Wie immer vielen Dank für das viele Feedback und natürlich an SHOKer für seine prompte Korrektur.

Thema Maschinenkriege:

Dieses Feld ist wirklich eine recht weiße Fläche im Fluff und habe die Möglichkeit genutzt, mich dort frei auszutoben.

Thema Glefe/Schwertlanze/Plasmalanze

Yup, ist immer das gleiche Teil, mit anderen Worten beschrieben. Immer nur ein Wort für ihre Waffe zu verwenden, war mir zu fad.

Thema Kraftüberschätzung

Sie hat halt gedacht, sie schafft das. War eben eine Fehleinschätzung ihrerseits. Und hat auch sicherlich Storytechnische Gründe um gewisse Umstände zu verdeutlichen.

Jericho Alpha Leader 2 "Gabriel", Tribun der 2. himmlischen Legion
Großadmiral Grunwald, Befehlshaber der 2. Flotte auf der "Maria".
Präsident Feller, Präsident der Terranische Konföderation und Vorsitzender der "Fortschrittspartei".
Manuella Canalles, gescheiterte Präsidentschaftskandidatin der "Partei des Ausgleichs", Ausgleicher genannt.
Dokor Li, Gabriels Leibarzt
Jose, Mechatroniker und Gabriels Rüstmeister
Leutnant Cindy McAllister, Hackerin auf der "Maria"
Telran, verhüllter Meister der psionischen Fakultät zu Terra

Position
Konföderation von Terra
Mina System
Orbit über Minarer VI
Flaggschiff der zweiten Flotte "Maria"
Engelsquartiere
Zeit 11. Juli 22346 (das 30. Jahr des 8. Maschinenkriegs und 3. Jahr des Kreuzzuges)
Person: Jericho Alpha Leader, II Legion, Codename "Gabriel"

"Du solltest doch besser auf deine Rüstung aufpassen, Gabriel! Das ist die dritte Rüstung innerhalb einer Woche, die du ruinierst hast!" Jose sah sie so vorwurfsvoll an, als hätte sie etwas ganz Schlimmes getan. "Die war ganz neu!"
"Ich habe Gottes Werk verrichtet, die Maschinen des Stahlimperiums sind des Teufels! Sie mit Feuer und Schwert zu vertilgen ist meine von Gott befohlene Aufgabe. Wenn dabei mein Rüstzeug zu Schaden kommt, so ist das nicht meine Schuld, sondern ein Akt der Kausalität der Umstände."
"Du hast gut reden, du musst die Rüstung ja auch nicht wieder bis zum nächsten Einsatz instandsetzen", jammerte Jose der Rüstmeister, ein Mann mit krausem Haar und genau so dunklen Augen. Er überragte sie um über einen Kopf, auch wenn er eher schmächtiger Statur war.

"Ich werde beten, dass du das mit Gottes Hilfe schaffst." Jose seufzte und kratzte sich am Haupt.
"Manchmal frage ich mich, ob du nicht doch ein kleines Bengelchen bist und nicht ein Engelchen.", maulte der Mechatroniker halblaut. Bengelchen? Irgendwie löste das eine Resonanz in ihren Erinnerungen aus. Aber bevor sie danach greifen konnte, war der Gedanke wieder weg.

Gabriel mochte ihren Rüstmeister, aber es irritierte sie ungemein, dass er über sein Werk immer lamentierte. Er sollte doch froh über die Ehre sein, einem Erzengel behilflich sein zu dürfen. Gerade hatte sie ihren siebenundfünfzigsten Einsatz erfolgreich absolviert. Innerhalb weniger Tage hatte ihre II Legion Minarer VI den Maschinen entrissen. Natürlich waren sie von Bodentruppen der 7., 9., 14. und 18. Division der Sturmtruppen massiv unterstützt worden. Dazu noch die Panzerverbände und Grenadiere der 3., 17. und 32. schweren Panzerdivision. Unterstützt von Füsilieren der 23., 34 und 39 motorisierten Infanterie. Heeresflieger der Geschwader 23., 43. und 94. Und natürlich die 4. Titanenlegion. Eine weitere seltsame Maschine wie der rote Skorpion war ihr nicht mehr untergekommen.

Jetzt kam die Nachuntersuchung, dann die Nachbesprechung und sie würde sich anschließend in ihre Meditationskammer zurückziehen können. Die letzte Schöpfung ihres Herrn hatte etwas an sich, das sie irritierte. Ihre Handlungen ergaben oft einfach keinen Sinn. Der Engel schüttelte sein langes blondes Haar aus, während Jose mit Tränen in den Augen mit seinen Finger über die tiefen Kerben der Rüstung fuhr, die ihr eine Kampfmaschine verpasst hatte. Von der Rüstkammer begab sie sich direkt zu dem Duschbereich und zog sich in der Umkleidekabine um. Ihre Flügel deckte sie mit einer speziell dafür angefertigten Duschkappe ab und ging dann unter die Dusche. Die mit wohltuenden Indrigenzien angereicherten Wasserstrahlen massierten ihren Körper, spülten Schweiß und Rückstände von ihrer Haut. Es war ungeheuer entspannend, sich hier für einige Minuten verwöhnen zu lassen. Leider war die Prozedur wie immer für ihr Empfinden viel zu kurz und sie wurde automatisch abgetrocknet. Sie schlüpfte in Unterwäsche und einen blauen Mantel aus kuschligem Frottee.

Doktor Mike Li war ihr persönlicher Arzt und Berater. Der panasiatische Mensch mit schwarzem synthetischen Haar, da sein Natürliches ausgefallen war, begrüßte sie mit seinem üblichen breiten Lächeln, das er aber wie immer nur rein mechanisch von sich gab, da es nicht von Herzen kam. Er schien schon ungeduldig auf sie zu warten. Ohne große Worte legte sie sich bis auf die Unterwäsche entblößt auf die Behandlungsliege, beantwortete Lis übliche Fragen und der normale medizinische Ablauf nahm seinen Gang. Elektroden wurden angeschlossen, Blut abgezapft, alles Mögliche an Körperfunktionen gemessen.

"Warum?", fragte Gabriel schließlich.
"Warum was?" Dr. Li sah seltsam forschend an. Sein Lächeln wirkte verkrampft und sie spürte deutlich, dass er etwas Angst vor ihr hatte. Die meisten Menschen respektierten sie, hielten vor ihr Abstand, aber nur wenige trugen eine solche Angst in ihrem Herzen wie Dr. Li.
"Warum jedes Mal die gleichen langweiligen Fragen, die gleiche langweilige Prozedur? Mir geht es gut."
"Ähm, um genau das herauszufinden bin ich ja hier. Erzengel Gabriel."
"Ist meine Einschätzung meines Zustandes nicht genug? Ich kann in mich sehen, meine Vitalfunktionen sind alle optimal, dazu brauche ich diese ganzen Maschinen nicht." Gabriel zeigte auf die Apparate, deren Namen und Funktion sie teilweise nur raten konnte. So umfangreich ihre Ausbildung im militärischen Bereich auch gewesen war, über viele Dinge hatte sie absolut keine Ahnung.
"Wie lautet die oberste Direktive?"
"Meinen menschlichen Vorgesetzten um jeden Preis zu gehorchen", leierte Gabriel mit wenig Begeisterung herunter. Dr Li entspannte sich sichtlich, aber sie sah Misstrauen in seinem Herzen.
"Nun, ich bin einer dieser Vorgesetzten!" Er zeigte auf die militärischen Insignien und das Symbol der II Legion auf seinem Arztkittel. "Und ich befehle, dass der Erzengel Gabriel diese Untersuchung ohne weitere Fragen seinerseits fortführt."
"Verstanden!", erwiderte sie emotionslos und ließ den Rest der langweiligen und ihrer Meinung nach überflüssigen Prozedur über sich ergehen. Doktor Li bescheinigte ihr weitere vollständige Einsatzbereitschaft, etwas, das sie auch so wusste. Danach schlüpfte sie endlich in ihre blaue Uniform der Legion und machte sich auf zur nächsten Untersuchung in einem kleinen Nebenraum. Ihre Uniform beinhaltete mit silbernen Stickereien ihre persönliche Heraldik wie den Mond und das Fleur-de-Lys.

Der verhüllte Meister Telran erwartete sie schon in der kleinen Kammer, wo sie ihre Gespräche nach Einsätzen führten. Meister Telran war wie üblich mit seiner Robe bekleidet, die Kapuze hochgeschlagen, so dass sein ganzer Körper verhüllt war. Sein Gesichtsbereich war künstlich verdunkelt, seine schlanken Hände waren mit schwarzen Handschuhen bedeckt. Selbst mit ihren göttlichen Sinnen konnte sie ihn nicht erfassen. Er war einfach nicht da, obwohl er vor ihr in einem bequemen Sessel saß, ein dünnes Datablock in der Hand. Seine Stimme war künstlich verzerrt, sodass Gabriel nicht einmal wusste, ob Telran ein Mann oder eine Frau war. Meister Telran war ein Gelehrter von der Universität von Terra für übersinnliche Fähigkeiten, wie Psionik oder eben ihre göttlichen Engelskräfte. Nach seiner Körperhaltung zu urteilen, schien er sie intensiv zu mustern, als sie den Raum betrat. Wie üblich legte sie ihr Stirnband mit dem blauen Kristall ab, das sie sonst immer zu tragen hatte. Außer in diesem Raum. Das golden schimmernde Band schirmte sie vor verderblichen Einflüssen des Warps ab.

"Und wie geht es uns denn heute?", eröffnete Meister Telran ohne sich mit Begrüßungsfloskeln aufzuhalten.
"Gut, Meister Telran", antwortete Gabriel und setze sich auf einen c-förmigen Stuhl, sodass sie sich mit dem Oberkörper auf der Leiste auflehnen konnte. Das war ihr wegen ihren Flügeln bequemer.
"Nasenbluten während der Einsätze bekommen?"
"Mehrmals. Das passiert immer wieder, wenn ich an die Grenzen meiner Kräfte komme. Dann überkommt mich ein Gefühl, als wenn mich eine innere Sperre davon abhalten würde, auf meine vorhandenen Gaben zuzugreifen." Der Meister beugte sich bei ihren Worten unmerklich vor und sie hatte das Gefühl, als würde sie intensiv sondiert werden.

"Entspannen Sie sich, Tribun Gabriel. Öffnen Sie nun bitte Ihren Geist!" Tribun war ihr offizieller Titel als Legionsführerin der II Legion der Himmlischen Heerscharen. Sie versuchte, dem Befehl Folge zu leisten, aber es war unangenehm, dass Meister Telran in ihren Gedanken las. Nach etwa einer Minute ließ sich der Meister zurücksinken und betrachtete kurz sein Datablock. Wahrscheinlich schrieb er dort über ein Gehirninterface mit dem Block verbunden gerade seine Beobachtungen nieder.

"Was war das für ein Gefühl, gegen den Skorpion MK.I zu kämpfen?" Offensichtlich hatte Telran schon ihren Vorabbericht gelesen und die visuellen Aufzeichnungen ihres Kampfes gegen dieses komische biomechanische Wesen gesehen.
"Es fühlte sich falsch an."
"Falsch?" Seine Stimme hatte etwas Lauerndes angenommen, was sie selbst durch den Verzerrer noch wahrnehmen konnte. Seine Körperhaltung hatte sich unmerklich angespannt.
"Als ob dieses Wesen nicht das war, als wie es schien. Mir fehlen die Worte, seine Abscheulichkeit zu beschreiben. Es fühlte sich falsch an, als ob dieses Wesen nicht hier her auf diese Ebene gehört. Es roch wie abgestandener Warp." Der Meister entspannte sich sichtlich und gab wieder einige Daten ein.
"Was war das für ein Wesen, Meister Telran?"
"Die Analyse läuft noch", wich Telran einer Antwort aus. Gabriel hatte das Gefühl, als ob er durchaus wüsste, was es mit dem Skorpion auf sich hatte, sie aber nicht informieren wollte. Aus welchen Gründen auch immer. Danach stellte der verhüllte Meister weitere Fragen, dieselben die er immer nach einer Einsatzperiode abfragte. Oder auch nach einer gewissen Ruhezeit. Frage nach visuellen Eindrücken, Träumen, Visionen, Stimmen im Kopf, Gefühlen, sehr persönliche Fragen. Teilweise unangenehme Fragen, die eigentlich niemanden etwas angingen.

"Nun, für heute sind wir fertig, Tribun Gabriel. Sie haben noch eine Nachbesprechung."
"Wie könnte ich das vergessen?", fragte Gabriel mit einem Lächeln auf den Lippen und erhob sich. Sie legte wieder ihr Kopfband an, das sich kühl auf ihrer Stirn anfühlte. Der Meister nickte ihr nur zum Abschied zu und war schon in seine Daten vertieft, bevor sie den Raum verließ. Sie betrat einen silbermetallischen Gang, der wie alle Örtlichkeiten mit autarken Leuchtkörpern erhellt war. Dies waren die Engelsquartiere, wo nur die Engel des Herrn und ausgewähltes menschliches Personal Zugang hatte. Sie hatte noch nie einfach so mit einem Menschen geredet, es ging immer um ihre Mission. Auch war es ihr verboten, das Quartier zu etwas Anderem als zu einer Mission oder einen Nachbesprechung zu verlassen. Und damit war sie schon privilegiert, ihre Legionsengel durften noch nicht mal zu den Besprechungen die Quartiere verlassen. Schließlich erreichte sie über mehrere Gänge und einen Antigravitationsschacht die Hauptschleuse der Engelsquartiere, die mit kirchlichen Ornamenten verziert war. Auch hier waren Symbole ihrer persönlichen Heraldik angebracht. Dazu natürlich noch das verschlungene Zeichen des Kreuzzuges. Im Zentrum war das Kreuz der Christen, im Design des Deutschen Ordens. Man hatte diese Art von Kreuz gewählt, um den militärischen Charakter ihrer Sendung zu betonen. Darum war der Davidsstern der Juden, dem ausgewählten Volk Gottes. Dieses wiederrum war vom Halbmond des Islams umschlossen. So waren die Symbole aller drei Religionen vorhanden, welche den einen Gott und seine geflügelten Boten anbeteten. Leider gab es viele unter seiner Schöpfung, die ihn nicht als Herrn anerkennen wollten. Ein Umstand, den sie zu akzeptieren hatte.

Nach einer kurzen Verzögerung öffnete sich die Schleuse, als die Wachen hinter den Kameraaugen sie als Gabriel identifiziert und in ihrem Dienstplan die Besprechung verifiziert hatten. So hatte man es ihr jedenfalls erklärt. Vor der Schleuse warteten zwei vollgerüstete Sturmtruppler der inneren Schutztruppe auf sie. Jeder Schlachtenträger hatte ein komplettes Regiment schwer gerüsteter Sturmtruppen nur für den Selbstschutz an Bord. Die beiden hier gehörten zu der sogenannten Engelskompanie. Sie schützten die Quartiere der Legion. Allerdings war Gabriel nicht ganz klar, ob die Sturmtruppler nun die Engel vor neugierigen Menschen schützten oder die Menschen vor den Engeln. Die prächtigen, schon beinahe barock anmutenden Rüstungen der Kompanie waren mit Himmelmetall behandelt, so dass sie für Gabriel mit ihren Kräften weder wahrnehmbar waren, noch konnte sie diese mit ihren direkten Kräften manipulieren. Bewaffnet waren die dunkelblau gerüsteten Sturmtruppler mit den typischen Kombiplasmasturmgewehren dieser Infanteriekategorie. Das Gewehr hatte als Sekundärsystem einen 20mm Kombiwerfer, der Mikrogranaten oder massereaktive Geschosse verschießen konnte. Das Zwei-Kammer-Stangenmagazin war bei dieser Bullpub Waffe hinten an der Schulterstütze angebracht.

Diese Sturmtruppler waren ihre typische Begleitung, wenn es zur großen Nachbesprechung ging. Sie grüßten sie mit einem Zusammenschlagen der Hacken und einem Schlag gegen ihre eigene Brust mit der geballten rechten Faust. Gabriel grüßte zurück, indem sie ihre Hand zur Stirn führte, ein alter terranischer Gruß, der seine Wurzeln im zweiten Jahrtausend hatte. Damals waren Helme mit einem hochklappbaren Visier für schwere Panzerkavallerie in Mode gekommen. Wenn sich zwei Ritter begegneten, hoben sie ihr Visier, um ihr Gesicht zu zeigen. Und diese Bewegung hatte sich dann später als militärischer Gruß etabliert. Innerhalb des terranischen Militärs wurden solche uralten irdischen Traditionen am Leben erhalten.

Ein kleines, automatisiertes Vehikel wartete schon auf sie. Sie setzten sich in das primitive Bodenfahrzeug mit kleinen Gummireifen und schon fuhren sie los. Die Engelsquartiere befanden sich in einem abgelegenen Bereich im Heck des überschweren Schlachtenträgers "Maria". Sie mussten durch einen weiteren Sicherheitsperimeter und konnten dann durch die zehn Meter dicke Panzerung fahren, welche die eigentlichen Mannschaftsquartiere des Kriegsschiffes umschloss. Sie waren nun auf dem Hauptdeck und brauchten nur noch eine Minute, bis sie eine der Endstationen der Expressbahn erreichten. Diese Vakuumbahn durchfuhr das ganze Hauptdeck und es gab nur wenige Haltepunkte auf der Strecke. Es gab noch weitere Kurzstreckenbahnen, die oft hielten und sehr langsam waren.

Der fahrende Marine parkte ihr Wägelchen auf einem der Parkplätze und sie begaben sich in angemessener Geschwindigkeit zu der wartenden Bahn in der Vakuumröhre. Hier befanden sich die weniger frequentierten Außenbezirke mit großen Lagerkomplexen. Die Endstation war in freundlichen Pastellfarben gehalten. Bänke und kleine Blumenbeete luden zum Verweilen ein. Es roch hier nicht so steril wie in den Engelsquartieren und Außenbereichen des Schiffes, sondern nach Blumen und Menschen.

Die Passagierkabine des Expresszuges, die sie nun betraten, war in Flottenweiß gehalten, die Sitze mit schwarzer ergonomischer Polsterung versehen. An der Decke liefen in regelmäßigen Abständen kleine Holospots der an Bord befindlichen Läden, Restaurants und Vergnügungsstätten. Klassische oder eher einschläfernde Musik dudelte leiste aus kleinen Lautsprechern an den Seiten. Zischend fuhren die Türen zu und der Zug setzte sich ruckfrei in Bewegung. Innerhalb von Sekunden beschleunigte er auf mehrere hundert Kilometer, nur um Augenblicke später schon wieder abzubremsen, um dann an der nächsten Station zu halten. Ein Strom von Bordpersonal der Flugdecks wurde in den Zug gespült, die nun freischicht hatten. Um sie und ihre stehenden Sturmtruppler herum bildete sich eine Sphäre des Nichts, denn niemand wagte sich näher als fünf Meter an sie heran. Sie konnte einige der Menschen über sie tuscheln hören. Dann setzte sich der Zug wieder in Bewegung und schoss nun durch eine gewaltige Freiraumkuppel, die als Naherholungsgebiet diente. Große Schiffe hatten solche Biosphärenkuppeln, um die oft für Jahre im Raum befindliche Crew vor dem gefürchteten Weltraumkoller zu bewahren.

Ein Schlachtenträger hatte nicht nur die Größe eines kleinen Landes, er hatte auch die entsprechende Infrastruktur. Da moderne Flottenverbände in der Lage waren, Jahrzehnte autark von Flottenbasen zu operieren, taten sie das auch. Und da Menschen eine überaus gesellige Spezies war, flogen die Familien einfach mit. Natürlich war es ein Risiko, aber im Zeitalter des Maschinenkrieges war es auf einem Stützpunkt am Boden auch nicht unbedingt sicherer als auf einem Schlachtenträger. Der Zug hielt direkt hinter der Kuppel. Hier war eines der Vergnügungsviertel des Schiffes, wo die Mitglieder des Bordpersonals ausstiegen, um den Sieg zu feiern. Ihre Sturmtruppler und sie fuhren noch eine Haltestelle weiter und stiegen dann dort aus.

Das war die sogenannte Brückenstation. Auch hier war alles in hellen und freundlichen Farben gehalten. Man konnte glatt vergessen, dass man auf einem hochgerüsteten Kriegsschiff befand und wahrscheinlich hatte man genau deshalb dieses Design gewählt. Mit einer breiten Rolltreppe ging es nach unten zum eigentlichen Brückenbereich. Die Brücke war ein hermetisch abgeschotteter Bereich, den nur ausgewählte Gäste und die dort stationierte Besatzung betreten durften. Selbst Gabriel musste sich in der Sicherheitsschleuse ausweisen. Aber davor lag die Halle des ewigen Gedenkens. Hier fanden offizielle Zeremonien auf dem Schiff statt, wie die Vereidigungen von Soldaten. Oder auch Trauerfeierlichkeiten für die Gefallenen. Die Halle hatte steinerne Wände, an denen in goldener Schrift die Gefallenen der 2. Flotte verewigt waren. Handwerker tauschten gerade einige Wände aus, da in den letzten Tagen viele tapfere Soldaten ihr Leben in diesem notwendigen Krieg gelassen hatten. Auf der linken Seite der Halle brannte, von zwei prächtig gerüsteten Sturmtruppler als Ehrenwache bewacht, die ewige Flamme in einer kristallenen Schale. Genau gegenüber sprudelte der Brunnen der Märtyrer. Das Wasser war blutrot gefärbt und symbolisierte das für den Sieg vergossene Blut. Überall im Raum ploppten von Zeit zu Zeit Holodarstellungen der Gefallenen auf. Meist junge Menschen in schicker Ausgehuniform. In regelmäßigen Abständen gab es kleine Emporen, auf denen man Kerzen zum Gedenken der Toten anzünden konnte.

"Ich flieg schon mal vor", rief Gabriel vergnügt ihren beiden verdutzt dastehenden Sturmtruppler zu und erhob sich in die Luft. Sie schwang ihre prächtigen Flügel und schraubte sich zur hohen Decke empor. Es war selten, dass sie zum fliegen kam. Im Schiff gab es nur wenige Bereiche wo das möglich war, hier war einer davon.

Ihre Sturmtruppler blieben konstatiert am Boden zurück, während sie die Distanz fliegend überwand. Sie landete vor der Sicherheitsschleuse und wurde nach einer kurzen Kontrolle durch gewunken. Ihre begleitenden Sturmtruppler mussten vor der Schleuse warten, da nur die Brückenschutztruppe hier als bewaffnete Einheit sein durften und auch vor Ort kaserniert waren. Ebenso die Brückenbesatzung, die direkt in der Nähe ihres Arbeitsplatzes lebte. Das Ambiente wechselte zu einem äußerst rustikalen. Wertvolle Holzvertäfelungen bedeckten die Wände. Bunte Fahnen der auf der zweiten Flotte stationierten Einheiten hingen von der hohen Decke herab. Auf dem Boden lag ein Teppich mit einem Muster aus den Insignien der zweiten Flotte. Ihr Weg führte direkt zum Strategium der Maria. Zwei zeremoniell gerüstete Sturmtruppler der Brückenwache flankierten den Eingang, ihre Kombigewehre kampfbereit in Vorhalte. Die Sicherheitstüre öffnete sich automatisch für sie.

Im Rund des gewaltigen Saales mit dem großen ovalen Freiraum in der Mitten saßen schon die meisten der für den Einsatz verantwortlichen Personen. Eine Holoprojektion vermittelte als Umgebung eine Waldlichtung unter freiem Himmel. Die beiden Zugangstüren waren in verfallenen Ruinen integriert. Dieses Ambiente sollte für eine entspannte Stimmung sorgen. Auch hier sorgte leise klassische Musik für eine ruhige Atmosphäre. Uniformierte hohe Offiziere der Flotte, Sturmtruppler, Füsiliere, Panzergrenadiere, Panzertruppe, Titanenlegion und Heeresflieger saßen in den ersten Reihen. In zweiter und dritter Reihe saßen mit etwas Abstand niedrigranginge Offiziere, meist Adjutanten und Assistenten der vorne Sitzenden. Mehr als Achtzig Prozent waren Männer, nur wenige Frauen sorgten für etwas Abwechslung. Gabriel konnte ihre unterschiedlichen Parfüme wahrnehmen, die einen seltsamen Duft mit dem meist ungefilterten männlichen Schweiß der modifizierten Offiziere ergab. Mit einem Lächeln begrüßte sie die Anwesenden und begab sich zu ihrem C-förmigen Stuhl in der ersten Reihe. Sie war zum Glück nicht die letzte, es waren auch noch sechs Minuten Zeit.

Etwas gelangweilt ließ sie den Blick über die versammelten Menschen schweifen. Da waren die dunkelblau uniformierte Offiziere der Sturmtruppler, die ausschließlich nur Männer ab 1,90 aufnahmen. Noch vor einigen Jahren musste man mindestens zwei Meter messen, aber durch die Länge des Krieges gegen die Maschinen und die daraus resultierenden Verluste hatte man zwangsläufig die Mindestanforderungen herunterschrauben müssen. Sturmtruppler waren die Elite der gepanzerten Infanterie. Ihre von Natur aus robusten Körper waren mit bionischen und biomechanischen Komponenten weiter modifiziert worden. Eine zusätzliche Blutzentrifuge war notwendig, um ihren Hochleistungsmetabolismus in Gang zu halten. Künstliche Muskeln machten sie übermenschlich stark, ihre Knochen waren mit Adamntiumeinsätzen verstärkt. Die mit Servomotoren unterstützen schweren Gefechtsrüstungen machten sie zu tödlichen Einmannarmeen.

Auch bei den Panzergrenadieren gab es nur grau uniformierte Männer, sie verfügten nicht über solch weitreichende Modifikationen wie ein Marine, aber sie waren ebenfalls mindestens über ein Meter achtzig groß und bionisch aufgerüstet. Während die Sturmtruppler die erste Welle einer Landung waren, Strategische Punkte im Vorfeld besetzten oder sabotierten bzw. zerstörten, waren die Panzergrenadiere die zweite Welle. Mit schweren Gefechtsfahrzeugen wie dem Mammut und den Salamander, ein überschwerer Transportpanzer, eroberten und sicherten sie den Brückenkopf. Um anschließend, sobald genug sichernde Truppen angelandet waren, dort auszubrechen und den Feind zu vernichten.

Die in grüne Uniformen gekleidete Offiziere der Füsiliere waren gänzlich unmodifiziert und ihre Rüstung gehörte zu den leichten, auch wenn sie den ganzen Körper schützte. Ein Drittel davon war Weiblich, was sich auch auf die Zusammensetzung des Offizierskorps auswirkte. Sie waren die dritte Welle, bedienten schwere Unterstützungswaffen, sicherten das Hinterland, beschützen Versorgungsdepots und Nachschubtransporte. Entsprechend sahen Sturmtruppler und Panzergrenadiere auf die Füsiliere herab. Und das nicht nur, weil sie im Schnitt einen Kopf größer waren.

Dann waren da die hellblau bis weiß gekleideten Angehörigen der fliegenden Flotten und Bordpersonals. Das waren zu einem die Kampfpiloten von Donner- und Panzerkeilen, Brückenbesatzungen und die Leute, welche die Raumschiffe im Raum und das in Schuss hielten, was sie vom Vakuum trennte. Notwendig, aber ihre Tätigkeit war nicht besonders ehrenvoll. Deswegen sah die gesamte am Boden kämpfende Truppe auf die reinen Flottenangehörigen herab. Es war auch ein Offizier der Titanenlegion anwesend, der so stark mit mechanischen Komponenten modifiziert war, dass er kaum noch etwas Menschenähnliches hatte.

Über dem Freiraum war eine Holographische Karte eingeblendet. Sie zeigte das gesamte Kriegsgebiet, wo die sieben heiligen Flotten der Terranischen Konföderation operierten. Die Flotten 3. bis 6. beschäftigten die Angriffsflotte des Maschinenimperiums im Sektor Armageddon, der weiteste Vorstoß der Maschinen in Richtung Terra. Noch war die Maschinenflotte der Terranischen zahlenmäßig überlegen, aber das Oberkommando hoffte, sie langsam mit blitzartigen Überfällen zermürben zu können. Deswegen war es notwendig, den Nachschub des Feindes zu unterbinden. Das System Minarer war die wichtigste Versorgungstation der Maschinenflotte, da in diesem System nicht nur gewaltige Erzvorkommen aller wichtigen Metalle vorhanden waren, sondern weil sich hier auch eine Fabrikwelt und eine gewaltige Reparaturwerft befanden. Deswegen war die 2. Flotte ausgeschickt worden, dieses System zurück zu erobern. Die 1. Flotte griff derzeit einen weiteren wichtigen Versorgungspunkt an, das System Beta III, was vorher nicht von Menschen kolonisiert gewesen war. Die 7. Flotte operierte im Norden der Galaxie in der Nähe des Sternenclusters auf Erkundungsmission, wo das Maschinenimperium seine ausgebaute Machtbasis hatte. Dieses hatte einen Durchmesser von etwa fünfundzwanzig Lichtjahren und verfügte über mehr als hundert Systeme, die fest in den metallenen Krallen der Maschinen waren. Wie lange sie dort schon existierten, war unbekannt. Jedenfalls hatten sie von dort aus vor dreißig Jahren ihren ersten vernichtenden Feldzug geführt, in dem viele millionen Menschen ihr Leben verloren hatten. Die Maschinen machten keine Gefangenen, die wollten nur vernichten. Obwohl es eigentlich eher kontraproduktiv war, waren die meisten Bautypen der Maschinen darauf ausgelegt, den Nahkampf zu suchen. Alle Fernkampfeinheiten hatten eigentlich nur unterstützenden Charakter, um die Nahkampftruppen zu decken oder zu unterstützen.

Als letzte kamen die wirklich hochrangigen Offiziere der 2. Terranischen Angriffsflotte unter Großadmiral Grunwald. Sie mochte Grunwald, er sagte immer nette Dinge zu ihr. Viele sagten nette Dinge zu ihr, aber die meisten sagten etwas anderes mit ihrem Mund, als ihr Herz fühlte. Viele hatten etwas Angst vor ihr, manche waren neidisch auf ihren Status. Als Erzengel wusste Gabriel um die Schwächen der letzten Schöpfung des Herrn und akzeptierte diese.

Admiral Grunwald wurde traditionell mit einer Pfeife angekündigt.
"Achtung an Deck! Der Oberkommandierende betritt den Raum!", rief ein hoher Offizier und alle Anwesenden standen auf. Als die Türen des Fahrstuhls sich öffneten, der direkt zum Kommandobereich der Brücke führte, nahmen alle Offiziere im Raum Haltung an und grüßten den Großadmiral, der von sieben seiner riesigen Leibwächter der Brückenkompanie der Sturmtruppler begleitet wurde. Ein Großadmiral hatte nur noch zwei Instanzen über sich, den Präsidenten der Terranischen Konföderation und Gott. Deswegen gehörten sie zu den mächtigsten Individuen der Menschheit. Ihre Flotten verfügten über genug Weltenvernichter, um ganze Sektoren zu zerstören.

Großadmiral Grunwald war ein Cyborg. Nur noch sein Gehirn war menschlich, alles andere künstlich. Er war ein Veteran vieler Schlachten und bekämpfte die Maschinen seit dem ersten Jahr ihres unheiligen Erscheinens. Dutzende von Schlachten hatte er schon gegen sie geführt und nur wenige verloren. Bei einem dieser Niederlagen, der Vernichtung der 19. Flotte bei Lavanya, verlor er seinen Körper. Als Buße für sein Versagen hatte er es abgelehnt, in einen Klon von ihm transplantiert zu werden, sondern hatte auf einen mechanischen Ersatz bestanden. "Um den Feind besser kennenzulernen", wie er manchmal sagte.

"Rühren!", befahl der Admiral und die versammelten Offiziere setzten sich auf ihre Plätze. Der Admiral trug eine weiße Uniform. Seine rote Ehrenschärpe war voller Orden und Auszeichnungen. Auf den ersten Blick sah er aus wie ein Mensch. Aber sobald man näher heranging, konnte man seine künstliche Haut im Gesicht erkennen. Und den starren Blick seiner künstlichen Augen. Sein Körper hatte seine Originalmaße vor der Transplantation, so war er mit etwas über ein Meter siebzig eher einer der kleinsten hier im Oval. Nichtsdestotrotz war er immer noch gute zehn Zentimeter größer als sie. Gabriel kam sich hier drin vor wie ein Kind unter Erwachsenen. Jedenfalls musste sich das so in etwa anfühlen. Die Holoprojektion wechselte und nun war es so, als ob sie sich in einem antiken ovalen Saal befand. Angeblich war dies eine Rekonstruktion des römischen Senats zur Zeit der Ermordung von Cäsar, dessen Namen bis heute im Kalender fortlebte. So stand es jedenfalls auf der eingeblendeten Erklärung im Miniaturholoprojekter ihres Stuhles.

Als erstes dankte der Admiral allen für ihre gute Zusammenarbeit und gratulierte zum Erfolg der letzten Aktionen gegen das Maschinenimperium. Die Offensive auf Minarer VI war gut verlaufen, eine wichtige Minenwelt war dem Stahlimperium entrissen worden, ein weiterer Schritt zu ihrem Endsieg. Die Verluste waren akkurat, siebenunddreißig Engel waren zum Herrn zurückgekehrt, 7406 Sturmtruppler waren gefallen, 803 wurden vermisst, wahrscheinlich tot. Siebzehn Kanonenboote der Panzerkeilklasse waren abgeschossen worden, ebenso 347 Donnerkeile, einschließlich der Ködermaschinen. Dazu hatten sie noch Bomber, Jagdbomber und Landungsboote verloren. Weitere Verlustmeldungen von Grenadieren, Füssilieren, Pionieren und Besatzungen von Kampffahrzeugen flimmerten über das Holo. Ebenso der Totalverlust von Material. Der Sieg war teuer erkauft worden. Ein Titan war so schwer beschädigt worden, dass eine Reparatur sich nicht mehr lohnte und als Totalverlust abgeschrieben wurde. Dagegen standen über zweihunderttausend vernichtete Maschinenwesen ab mittelgroß, darunter sieben Großkampfeinheiten, die eigentlich nichts mehr als mit Waffen versehene Abräumbagger gewesen waren. Es folgte eine weitere detaillierte Auflistung an verlorenem Material wie Sturmlander, Räumpanzer und ähnlich schwerem Gerät. Das ganze dauerte schon fast allein eine ganze Stunde. Die meisten Offiziere machten einen leicht gelangweilten Eindruck. Der Tod ihrer Leute war ihnen egal oder schon abgearbeitet. Ihre Herzen waren mit anderen Dingen beschäftigt. Die meisten sahen weg, wenn sie Gabriels Blick spürten. Nur eine rothaarige Offizierin des Hackerchors erwiderte ihren Blick, ihr Herz war unglaublich dunkel und voller Leid. Hier war es Gabriel, die den Blick abwendete. Schließlich wurde der Toten in einer Schweigeminute gedacht, zu der sie alle aufstanden. Siebenundreißig ihrer untergebenen Engel waren während der Kämpfe ihres weltlichen Körpers beraubt worden und waren nun wieder im Himmel. Für Gabriel war dies kein Grund zur Trauer, sondern sie freute sich eher für sie, da ihre Brüder und Schwestern nun wieder ungestört sich in der Pracht des Herrn sonnen konnten.

Dann wurden die einzelnen Schritte der Offensive noch einmal nachvollzogen und die aufgetretenen Abweichungen analysiert, welche eine Veränderung der Lage hatten notwendig werden lassen. Nur ab und zu musste sie sich äußern, sonst hörte sie zu. Ihr ging der rote Skorpion nicht aus dem Kopf und sie war froh, als sie endlich darüber sprechen konnte, nachdem alle anderen Punkte abgehakt worden waren.

"Ich bin nicht sicher, was in diesen Skorpion gefahren ist, aber es war nicht künstlich. Diese Maschine war mit verdorbenem Fleisch verschmolzen und hatte eine bösartige Präsenz.", schloss sie ihre Schilderung der Ereignisse während ihrer fünfzigsten Mission. Gabriel konnte sehen, dass die meisten ihre Geschichte als Humbug abtaten, trotz der von ihr auf das Holo überspielten Daten. Manchmal war es schmerzlich, in die Herzen der Menschen zu sehen. Aber es war ihr wichtig gewesen, diese Informationen weiterzugeben. Ihr Feind war nicht die Maschine allein, sondern etwas viel Böseres. Etwas vollkommen Fremdartiges. Vielleicht sogar der Teufel selbst. Wenn Gott seine Diener auf diese Ebene schickte, konnte Satan das sicherlich auch. Und vielleicht hatte Gott auch dieser Umstand bewogen, seine himmlischen Legionen untern die Obhut seiner Schöpfung zu stellen, um sie vor Satan und seinen dämonischen Schergen in der Gestalt von Maschinen zu beschützen.

"Ähm, ja, vielen Dank für dieses Detail, die Aufklärung wird diese Daten aufschlüsseln und auswerten. Meine Damen und Herren, genießen Sie die Früchte des Sieges. Heute haben wir gewonnen, aber so einfach wie heute wird es nie wieder sein. Der Krieg wird weitergehen, die Planungen für die Rückeroberung von Minarer III laufen auf Hochtouren. Die zweite Schlachtgruppe wird sich der nächsten Herausforderung stellen und siegen, wenn wir alle unser Bestes geben. Einen schönen Tag noch." Nach dieser Ansprache von Admiral Grunwald waren sie entlassen. Irgendwie hatte Gabriel erwartet, dass ihre Erkenntnisse eine größere Resonanz erzielen würde. Ein menschliches Bedürfnis überkam sie und als eine der ersten eilte sie aus dem Konferenzraum in die gegenüberliegende Damentoilette, die im Klassischen Art Dekor gehalten war. Auch hier sorgte leise Musik für eine entspannte Atmosphäre. Sie ging die Kabinen ab und entschied sich für eine ganz hinten, da diese ihr am hygienischsten erschien.

Kaum hatte sie auf der beheizten Schüssel Platz genommen, kamen zwei weitere Frauen in die Toilette, die sich laut unterhielten.
"Was machst du heute Abend, Karo?"
"Im Seven steigt ne Siegesfete. Ich geh mit meinem Chef hin. Und danach vernasche ich ihn." Wie konnte man einen Menschen vernaschen?, fragte sich Gabriel irritiert. Sprachen die etwa von Kannibalismus? Das konnte doch gar nicht sein.
"Mit deinem Chef? Und was ist mit Joe dem Mechaniker?"
"Ach Cindy! Erstens heißt er nicht Joe, sondern Eduard. Und zweitens ist er Mechatroniker."
"Egal, ich dachte du empfindest doch was für ihn. Eduard hier, Eduard da, wie süß er ist und der ganzer Sermon, den ich mir seit drei Wochen anhören muss."
"Ich kann ihn vögeln und auch meinen Chef. Ich kann sogar mit beiden gleichzeitig vögeln, wenn ich Lust dazu hätte", erklärte diese komische Karo. Was hatte die nur mit Vögeln? Gabriel konnte dieser Aussage keinen wirklichen Sinn entnehmen.

"Das ist mir schon klar! Ich dachte nur, da wäre was Ernstes zwischen dir und Eduard." Den Namen des Mannes betonte sie übertrieben begeistert.
"Ich glaube, du bist echt die letzte Person auf diesem Schiff, die das Recht hat, einen Moralischen heraushängen zu lassen. Du hast ja gleich ein Dutzend von Bekanntschaften parallel laufen…"
"Das ist alles rein sexuell. Ich empfinde für die Kerle so gut wie nichts, die mich besteigen. Sie sind nicht mehr als ihr praktisches Anhängsel auf zwei Beinen. Aber du hast mich glauben lassen, dass du diesen Eduard liebst."
"Ich bin mir nicht mehr sicher. Er ist halt nur Mechatroniker, so süß er auch sein mag. Er war wohl nur eine Phase."
"Ich war wohl auch nur eine Phase."
"Ja, warst du. Bi-Sexuell war vor einem Monat noch en Vogue, jetzt sind es Dreiecks Hetero Beziehungen. Mehr ist jetzt einfach besser. "
"Na, wenn du meinst."
"Und was hast du heute Abend vor?"
"Hatte eigentlich die Hoffnung, dass wir zu zweit auf die Jagd gehen könnten. Hätte mal wieder Appetit auf was Neues."
"Sorry, hab schon fest zugesagt, und er ist mein Chef. Und der Kerl hat echt Druck in der Hose."
"Ist ja gut, aber hast du gehört, was Gabriel erzählt hat? Das mit dem Skorpion?"
"Diese Höllenmaschine? Was soll damit sein? Ah, ich seh schon, wieder mal eine von deinen Verschwörungstheorien."
"He, ich sag´s dir, draußen im Warp lauern mehr als nur geistlose Warpbestien."
"Fang jetzt bitte nicht wieder von den drei großen Übeln an. Den drei Superbösen Erzteufeln des ach so finsteren Höllenwarps. Dem Herrn der Fliegen, dem ewigen Schlächter und diese intrigante Sau, oder wie der jetzt auch immer heißt. Ich hab seinen bescheuerten Namen schon wieder vergessen. Ja, es gibt Warpbestien. Ja, sie haben vor der Erfindung des Gellerfeldes die Besatzungen von Raumschiffen abgeschlachtet. Aber auf Dschungelplaneten gibt es auch Bestien, die Menschen mit einem Happs verspeisen. Aber die sind dann auch nur Xenosviecher, die einfach ganz profan Hunger haben und keine finstere Dämonen aus den tiefsten Abgründe der Hölle." Die letzten Worte wurden übertrieben unheimlich gehalten ausgesprochen. Es war deutlich zu hören, dass diese Karo sich darüber köstlich amüsierte.

Gabriel hatte das Gespräch bisher schon interessiert gelauscht, aber das ließ sie deutlich aufhorchen. Von diesen Theorien, oder besser gesagt Gerüchten, hatte ihr noch nie jemand etwas erzählt.

"Es gibt mehr da draußen, als die da oben zugeben wollen. Hast du gesehen, wie schnell der Großadmiral das Gespräch darüber abgewürgt hat? Der ist informiert und weiß, dass Gabriel auf eine Dienerkreatur des ewigen Schlächters gestoßen ist."

"Letzten Monat hast du mir noch erzählt, dass Präsident Fuller zehn Klone von sich hat anfertigen lassen, um noch mehr Wahlkampfveranstaltungen besuchen zu können."
"Ich trau einem Goldenen eben alles zu." Goldenen? Was meinte die Frau damit? "Schon seine Wiederwahl ist doch höchst suspekt. Die Engel fallen vom Himmel, empfehlen Fuller als Präsident und die abgehalfterte Drecksau wird mit überwältigender Mehrheit wieder gewählt. Nach all diesen Skandalen. Der alte Sack ist über zweihundert und vögelt mit ner Siebzehnjähren. Oh nein, ich wusste nicht, dass sie so jung ist. Ich kann keine Zahlen lesen, ich bin blöd wie Scheiße und denke nur mit meinem bionisch verstärkten Schwengel.", äffte diese Cindy Präsident Fuller nach. Gabriel kannte Fuller persönlich und sie hatte nicht den Eindruck gehabt, dass er die zehn Gebote des Herrn wirklich im Herzen trug. Aber so debil hatte er sich wiederum auch nicht angehört. Mühsam musste Gabriel ein Auflachen bei der Stimmenimitation unterdrücken, so lustig kam die rüber. "Bin ich die einzige, der das seltsam vorkommt?" Gabriel und die sechs anderen Erzengeln hatten sich tatsächlich in einer Pressekonferenz vor ausgewählten Medienvertreter positiv über Präsident Fuller geäußert. Weil ihre vorgesetzten Offiziere eben genau das verlangt hatten. Sie hatte bis jetzt nicht gewusst, dass diese Äußerung solch gravierende Folgen gehabt hatte. Diese Cindy McAllister schien ja für Präsident Fuller wirklich nichts übrig zu haben.

"Ja, ich hätte Fuller sonst auch nicht mehr gewählt. Aber die anderen waren auch nur aufgeblasene Knalltüten ohne Vision."
"Also die Carnales von den Ausgleichern hatte Vision; und Charisma. Wir hätten wieder mal ne Präsidentin gehabt, das erste Mal in diesem Jahrtausend. Aber nein, die Engel mussten ja Fuller wortwörtlich in den Himmel loben. Die Sache stinkt, sage ich dir. Seit zwanzigtausend Jahren hat kein Mensch mehr einen Engel gesehen und plötzlich sind tausende da."

"Also Gabriel macht den Eindruck, dass sie ein richtiger Engel ist. Hast du gesehen, wie sie lächelt? Himmlisch!"
"Oh! Ja, sie ist ja so süß. Genauso wie auf einer Postkarte aus Rom. Sie sieht aus, wie man sich einen Engel vorstellt."
"Und was ist jetzt wieder daran so falsch?"
"Ich geb´s auf. Ist alles nur ein riesiger großer Schwindel und ich sollte einfach schauen, dass ich davon profitiere. Hast du gehört, einige der Wartungstechniker aus den Engelsquartieren verkaufen angeblich originale Federn von Gabriel und anderen Engeln über Strohmänner auf Terra und verdient sich eine goldene Nase." Das war interessant und trotzdem jammert Jose immer, wenn sie eine Rüstung beschädigte. Sie spürte ein leichtes Vibrieren, als ihr Kommunikator sich meldete. Nach kurzem überlegen schaltete Gabriel das Gerät einfach aus, da sie weiterhin dem Gespräch der beiden Frauen lauschen wollte. Soviel wie gerade eben hatte sie noch nie über die menschliche Art erfahren. Auch wenn sie nicht in der Lage war, alle Informationen zu verarbeiten.

"Ja, davon habe ich schon gehört. Die Engel verlieren Federn in ihren Kampfanzügen, während der Einsätze und die Wartungstechniker verkaufen die. Ist ja auch nicht wirklich verboten."
"Ja, die machen den vollen Reibach, während ich im Hackergraben vor mich hin verwese. Wobei ich noch froh sein kann, dass wir von Sieg zu Sieg eilen. Hätte der Richter in Glasburg gewusst, dass es bald so locker im Hackerchor zugeht, hätte er mich wohl nicht vor die Wahl gestellt, Deportation auf eine Höllenwelt oder Hackerchor der Navy. Aber ich sag´s dir, wenn ich zehn von diesen Engelsfedern hätte, würde mir das reichen, später nach dem Krieg mein eigenes Computerfachgeschäft aufzuziehen. Dafür würde ich glatt mit Gabriel halbe halbe machen."

"Dann frag sie doch einfach."
"Ja klar, am besten erzähle ich auch ihr gleich meine Lebensgeschichte, um sie milde zu stimmen. Hör zu Gabriel, du bist ein ganz arg süßes Engelchen." Die Frau betonte das ziemlich spöttisch und irgendwie löste das in ihr eine traurig wirkende Resonanz aus. "Ich bin Cindy McAllister, ich komme aus der gar nicht schönen Makropole Glabur auf Terra. Meine Mum war eine Hure, jedenfalls würde man wohl eine Frau, die jeden Abend einen anderen besoffenen oder knüllen Kerl anschleppt, wohl so nennen. Eines Tages beklaute sie einen ihrer Kunden, ein Päckchen mit komischen bunten Pillen und wir gingen zum Bahnhof, um den Schnellzug nach Laenden zu nehmen. Dummerweise hatte meine Mum nicht genug Terras für zwei Fahrkarten, also gab sie mir nen Terra und schickte mich die Empore hoch, ne Schockotafel zu ziehen, hatte ja die ganze Zeit eine haben wollen. Ich dummes Gör, was quengel ich auch rum. Ich renn hoch, zieh die Tafel, komm zurück und meine Mum ist weg. Abgerauscht nach Laenden. Ich steh nun heulend auf dem Bahnsteig, die Greifer kommen und das Mühlwerk der Bürokratie beginnt, sich zu drehen. Zuerst betreutes Wohnen, meine neue Mum war in Ordnung, eher schon zu lieb. Zwei Jahre lebte ich gut, dann hatte meine neue Mum Streit mit einer meiner "Schwestern", die stach meine neue Mum vor meinen Augen ab. Achtundachtzig Mal stach die durchgeknallte Schlampe zu." Die Erzählerin machte ein kurze Pause, ihrer Stimme war anzuhören, dass sie die Geschichte selbst auch mitnahm.

"War ein riesen Schlachtfest und ich stand heulend in der Ecke, in einer Lache meines eigenen Urins. Nicht gut, sag ich dir. War danach ziemlich mitgenommen. Traumatisiert und so. Kam in ein richtiges Heim, das für schwere Fälle, von der schottischen katholischen Kirche. Aber da ging es nicht zu wie in "Gequälte Kinder III", nein, die setzten uns einfach auf Pillen. Eine für die Schule, eine zum Beruhigen danach und zum Stillsitzen, eine zum Schlafengehen. Mit der Zeit wurde die Dosierung immer größer und ein paar krepierten dran. Kam in die Medien, Heim geschlossen, wir Kinder auf andere Heime verteilt. Das nächste Heim war etwas heruntergekommen, privat, auf jeden Terra wurde geachtet. Schotten haben den Kupferdraht erfunden, weißt du? Sie drehen nen Terra so lange in der Hand, bis er zum Draht wird. Das war ein Witz, du darfst lachen." Aber Karo lachte nicht. Die Geschichte war auch nicht wirklich lustig, fand Gabriel. Der Engel war entsetzt, das alles zu hören. Wie konnte so etwas nur möglich sein?

"Nun gut. Die Leute waren nicht so wie in "Terror im Kinderheim", wir mussten uns nicht ausziehen und wurden dann ausgepeitscht, wenn wir was ausgefressen hatten. Nein, wir wurden nackt in einen dunklen Raum gesperrt, der voll Scheiße und Ungeziefer war. Die krabbeln über einen, es ist so eklig, dass man es gar nicht beschreiben kann. Na, habe ich etwas Mitleid in dir geweckt, kleines Engelchen? Aber das ist noch lange nicht alles. Es ging dann so wie in "Runaway IV", das so hart an der Realität ist, dass ich nach der Hälfte den Film heulend auswerfen muss. Ich lief weg und es kam das, was eben auf eine Straßengöre so zukommt, Bagatelldiebstähle, Vergewaltigung, Schlägereien, Kampf bis aufs Messer. Also so ziemlich jedes Klischee. Ist das blöde an Klischees, sie kommen nicht von ungefähr." Cindy schnaufte schwer, als ob sie Tränen zurückhalten würde. Gabriel selber spürte, wie ihr Tränen über die Wangen rannen. Die Geschichte nahm sie mit. Es war traurig mitzubekommen, wie Gottes letzte Schöpfung Ihresgleichen behandelte.

"Schloss mich einer Gang an und wir waren gut in Computerkriminalität. Es ist erstaunlich, wie die Reichen ihre Häuser sichern, das sind Festungen, aber ihre Cybernetaktivitäten sind nur halb so gut. Vielleicht ist der Markt auch zu schnelllebig und sie zu gut versichert. Wie auch immer, man kann verdammt gut Kohle machen, wenn man halbwegs clever ist. Waren wir leider nicht. Ich war fast achtzehn, hatte drei Abtreibungen und zwei Fehlgeburten hinter mir, hatte mehr Narben als manch Veteran und war nach lustigen kleinen Pillen süchtig. Tja, dann kamen die Greifer, ging ab wie in "Police Violence X". Na ja, ich hatte halbwegs was drauf, machte nen toughen Eindruck und der Richter stellte mich netterweise vor die Wahl, Deportation in eine unterentwickelte Todeswelt oder eine kurze patriotische Karriere bei der Flotte. Wer die Konten von Reichen hacken konnte, der kann auch die Software von wildgewordenen, autonomen Kampfmaschinen hacken. Nun ja, jetzt steh ich vor dir, kleines Engelchen, gib mir ein paar Federn und wir machen halbe halbe, Deal? Glaubst du wirklich, dass sie sich darauf einlässt?" Der letzte Satz war äußerst spöttisch betont.

"Ähm, Cindy, das hättest du mir jetzt nicht alles zu erzählen brauchen."
"Vielleicht habe ich ja auch nur alles erstunken und erlogen." Cindy lachte falsch auf, aber Gabriel wusste, dass jedes Wort wahr gewesen war. Dieser Frau waren einige sehr böse Dinge widerfahren und sie spürte, dass dies noch die geschönte Version ihres Lebens war. Gabriel wischte sich die Tränen aus den Augen.

"Ähm, ja. Huch, schon so spät, wir sehen uns. Ruf mich an. Tschau!" Äußerst überhastet verließ diese Karo die Toilette.

Gabriel spülte und beeilte sich, die Frau namens Cindy noch zu erreichen. Cindy McAllister entpuppte sich als eine kleine rothaarige Frau mit grünen Augen, die ihr Haar militärisch kurz trug. Es war die gleiche Frau, welche den Blick nicht von ihr abgewendet hatte, als sie sich in der Konferenz angesehen hatten. Sie war mit der typischen weißen Navy Uniform der Brückenbesatzung bekleidet, das Hackersymbol war auf ihren Ärmeln aufgestickt und sie schien den Rang eines Leutnant zu haben. Mit großen Augen starrte die Frau sie an, während Gabriel ihr strahlendes Lächeln aufsetzte und sich beinahe in der Dunkelheit von Cindys Herzen verlor.

Dies ist auch ein Fragment aus dem Buch, dass rein von Gabriel handeln sollte. Es sollte vor allem als Kontrast zum späteren Imperium dienen und etwas in die Welt des 23. Jahrtausends einführen. Im nächsten Kapitel wird noch einmal näher darauf eingegangen, besonders auf das politische System der damaligen Zeit. Damit endet dann auch der Rückblick und es geht weiter mit der aktuellen Handlung.
 
und wieder eine dosis 🙂

ist dieses buch eigentlich schon fertig geschrieben und muss nur noch korrigiert werde,oder arbeitest du immer noch dran?

wird langsam schwierig dich weiter zu loben,du hälst dein hohes niveau ohne probleme.

ich hoffe doch sehr,dass sich alle fragen klären,ich habe nach jedem teil neue und irgendwie werden sie nicht weniger

nachschub wieder in einer woche?
 
Bevor ich jetzt mit Band 3 weiter mache, erstmal ein DICKES Danke an dich Nakago !

Seit vielen Wochen lese ich meistens vor dem Einschlafen ein weiteres Kapitel. Es ist schwer nicht alles auf einmal lesen zu wollen bei dieser großartigen Kinoreifen Story. Aber die Spannung möchte ich mir nich über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten 🙂
Bisher herrschte in meinem Kopf eher eine düstere Endzeit ähnliche Stimmung mit wenig Platz für Humor bezüglich 40.000. Dachte das geht nicht anders. Deine Texte haben mir aber bewiesen das es eben doch auf eine andere Weise funktioniert, und ich habe mich beim Lesen mit der Zeit gerne der Stilrichtung angenommen. Ich möchte sogar behaupten das ich seit dem , vieles im 40k Universum nicht so bitter ernst betrachte und damit ein paar Sachen leichter flutschen 🙂
Also nochmal vielen Dank, auch an alle die Nakago das wichtige Feedback für einenKünstler gegeben haben!

Und nun ran an Band 3 ....
 
Zuletzt bearbeitet:
Huebsch, huebsch. Die junge Dame wird wohl noch eine wichtige Rolle spielen. Auch die Beschreibung des Schiffes gefaellt mir sehr gut.
Der Monolog am Ende war aber vielleicht doch etwas zu lang. Aber gut, so ein Gefuehlsausbruch laesst sich eben nicht kontrollieren.🙄

Die Idee fuer die Chaoten-Maschinen hast du wohl aus dem zweiten Teil der Grey-Knight-Reihe, oder?
 
Mal wieder vielen Dank für das viele Feedback und an SHOKer für die prompte Korrektur.

@ emp kill

Band 3 ist theoretisch bis auf den Epilog fertig. Aber mit einigen Teilen bin ich noch nicht so ganz zufrieden und arbeite immer noch daran. So ein Projekt ist eben eine riesige Baustelle. Es gibt immer wieder Abschnitte, die einfach noch nicht wirklich gefallen. Deswegen habe ich auch einen gewissen vorlauf, um solche Stellen noch ausmerzen zu können.

@Barfrau48

Bitte schön! Danke schön! 😉

Ich hoffe mal, dass dir der dritte Band auch halbwegs gefällt. Humor und 40K ist immer so eine Sache. Ursprünglich sahen die eigentlichen Macher das sicherlich viel lockerer als ihre Erben heutzutage, wo nur noch total finster verkaufbar erscheint. Ich habe einfach dieses Augenzwinkern der ersten Edition beibehalten.

@Flask03

Ne, die Ideen für Maschinen des Maschinenimperium sind aus unterschiedlichen Quellen: Falke aus Terminator, Skorpion von Forge World, Ochsenkopf aus Apokalypse. Nur der Schwertkrabbler ist auf meinem eigenen Mist gewachsen.

Jericho Alpha Leader 2 "Gabriel", Tribun der 2. himmlischen Legion
Professor Altberg, Projektleiter von "Jericho"
Großadmiral Grunwald, Befehlshaber der 2. Flotte auf der "Maria".
Präsident Feller, Präsident der Terranische Konföderation und Vorsitzender der "Fortschrittspartei".
Manuella Canalles, gescheiterte Präsidentschaftskandidatin der "Partei des Ausgleichs", Ausgleicher genannt.
Dokor Li, Gabriels Leibarzt
Jose, Mechatroniker und Gabriels Rüstmeister
Leutnant Cindy McAllister, Hackerin auf der "Maria"
Telran, verhüllter Meister der psionischen Fakultät zu Terra

Position
Konföderation von Terra
Mina System
Orbit über Minarer VI
Flaggschiff der zweiten Flotte "Maria"
Kabine von Leutnant Cindy McAllister
Zeit 11. Juli 22346 (das 30. Jahr des 8. Maschinenkriegs und 3. Jahr des Kreuzzuges)
Person: Jericho Alpha Leader, II Legion, Codename "Gabriel"

"Interessante Kabine", meinte Gabriel verhalten und sah sich neugierig in der kleinen Kabine von Leutnant McAllister um. Sie hatte noch nie eine private Unterkunft eines Menschen gesehen. Der Raum war etwa vier Meter lang und zwei breit. Die Decke war recht niedrig und mit einem Holosystem versehen, welches dem Betrachter suggerierte, unter freiem Wolkenhimmel zu stehen. Je mehr man dimmte, desto mehr Wolken zogen auf. Direkt neben der Eingangstür ging es zu einer kleinen Hygienezelle ab. An einer Seite stand ein Bett, das zerwühlt war. Gegenüber ein Schrank, am anderen Ende des Raumes ein Schreibtisch, der mit Datenträgern, Packungen von Nikotinstäbchen und anderen Materialen vollgestellt war. Auf dem Boden lagen unordentlich getragene Unterwäsche, aufgerissene Verpackungen und andere Dinge herum. Es roch hier nicht gerade steril, aber auch nicht wirklich unangenehm. Fremdartige Musik setzte ein. Das waren definitiv keine Geigen und keine Klassik. Sondern eher ein primitiver Rhythmus mit technischen Instrumenten.

"Ich dachte, Engel dürfen nicht lügen", erwiderte Cindy McAllister und zeigte auf die einzige Sitzgelegenheit in der kleinen Kabine, ein großer Gummiball vor dem Schreibtisch. "Setz dich doch." Die junge Frau schüttelte ihre Schuhe von den Füßen, schlüpfte aus ihrer Uniform und hängte diese ordentlich in einen Schrank. Sie trug äußerst knappe Unterwäsche und Gabriel konnte ihren vernarbten Körper betrachten. Auf dem Rücken hatte sie mit großen gotischen Lettern den Satz, "God(i)s (D)evil" tätowiert. Gabriel schnappte nach Luft, kommentierte diese Blasphemie aber nicht weiter. Man hatte sie gewarnt, dass manche Menschen das Geschenk Gottes, einen freien Verstand, dazu missbrauchten, seine Werke anzuzweifeln. Überall waren Narben zu sehen, dazu frischere Hämatome in Strichform, die sich über ihr Gesäß und Oberschenkel zogen.

"Ich lüge nicht, deine Kabine ist interessant, weil ich noch nie die eines Menschen gesehen habe." Gabriel setzte sich auf den Ball und musterte die Holoposter an der Wand. Einige zeigten Wahlkampfplakate von Politikern. Das von Präsident Fuller hatte sie als Dartbrett missbraucht. Ein Pfeil steckte genau zwischen seine Augen, ein anderer im Schritt und der dritte im Herz. Ein anderes war das Präsidentschaftswahlplakat von einer gewissen Manuela Canalles mit dem Slogan, "lieber in der Steinzeit und lebendig, als im goldenen Zeitalter und tot". Den Spruch verstand Gabriel nicht.

"Was bedeutet das? Dieser Satz ergibt doch gar keinen Sinn", Gabriel zeigte auf das entsprechende Poster. Cindy, die inzwischen ein viel zu großes Shirt übergezogen hatte, hatte es sich im Schneidersitz auf ihrem Bett bequem gemacht. Auf ihren Oberschenkeln zeichneten sich auf der Innenseite auf beiden Seiten lange Narbenwülste ab. Jemand hatte die Frau dort mit einem scharfen Gegenstand sehr tief geschnitten. Aber da die Narben sehr akkurat waren, hatte Gabriel den Verdacht, dass sich Cindy diese Verletzungen selbst zugefügt hatte, was sich auch nach einem Blick in ihr Herz bestätigte.

"Du weißt nicht viel über die Welt der Politik, oder?"
"Das gehört nicht zu den Dingen, über die ich informiert bin", erwiderte Gabriel vage. Genau genommen hatte sie keine Ahnung von irgendetwas außerhalb dessen, was man ihr an der sogenannten Himmelsschule in dmn ersten Jahr nach ihrer Beschwörung aus dem Himmel beigebracht hatte. Und das war Gehorsam gegenüber ihren Vorgesetzen, Militärtechnik, das gezielte Einsetzen ihrer himmlischen Kräfte, Physik und Computertechnik mit der Fokussierung auf Hackangriffe und deren Abwehr. Dazu etwas allgemeine, höchst oberflächliche Menschenkunde und etwas Chemie. Ihre Ausbildung und Wissen war ganz klar auf das Bewältigen der anstehenden Missionen im Kampf gegen das Maschenimperium ausgerichtet.

"Dieser Slogan bezieht sich auf die zwei großen Fraktionen innerhalb der Terranischen Föderation, die sogenannten Goldenen und die Steinernen", erklärte Cindy McAllister, in ihrem Herz war Verunsicherung zu sehen. Die Befürchtung, dass ihre Frage als Gesinnungstest und nicht aus Neugier gestellt wurde.

"Ich bin nicht über die Machtverhältnisse innerhalb der Terranischen Föderation informiert worden, da dies wohl außerhalb meiner Mission liegt. Trotzdem würde mich eine Erklärung interessieren." Die junge Frau mit den schwarz lackierten Zehennägeln sah sie kurz prüfend an, kam dann wohl zu dem Schluss, dass Gabriel sie nicht aushorchen wollte.

"Stäbchen?", frage Cindy und hielt ihr eine Packung mit Nikotinstäbchen der Marke LHO hin.
"Die sind gesundheitsgefährdend und enthalten toxische Stoffe, wie sie auch in Kampfstoffen vorkommen. Wie kann man sich freiwillig nur diesem Risiko einer Krebserkrankung aussetzen?", rief Gabriel entsetzt, nachdem sie die drastischen Warnhinweise und die chemische Zusammensetzung des Inhalts auf der Schachtel gelesen hatte. Die Hackerin zuckte nur mit den Schultern und steckte sich eines der Stäbchen an. Gierig sog sie den giftigen Rauch in ihre schon geschädigten Lungen. Vieles an Cindy war geschädigt, Körper wie auch die Seele. Mit ihren Kräften lies Gabriel das Feuer erlöschen.

"He! Warst du das?", fragte Cindy etwas irritiert ihr Nikotinstäbchen anstarrend.
"Rauchen ist gesundheitsgefährdend und eine meiner Direktiven lautet, Menschen vor Schaden zu bewahren."
"Darüber zu diskutieren wird wohl zu nichts führen, oder?", meinte McAllister seufzend und schnippte das Stäbchen zurück in seine Verpackung.

"Der Machtblock der Goldenen steht für Progression, Fortschritt um jeden Preis, Ausbeutung aller Ressourcen", begann Cindy zu erklären. "Alles was technisch möglich ist, darf gemacht werden, wenn es der Menschheit dient. Oder im Klartext ausgedrückt, was die Kassen der Konzerne füllt, Profit abwirft und den Gewinn maximiert. Fortschritt führt ins goldene Zeitalter, wo Milch und Honig fließen, sprich für Aktionäre und Reiche. Das glauben sie jedenfalls. Also viel schnelles, einfach verdientes Geld für wenige Parasiten, die auf Kosten der Zukunft der einfachen Bürger immer reicher werden." Die Stimme von McAllister bebte beim letzten Satz vor unterdrückter Aggression.

"Und das ist genau dieser Fortschrittsglaube, der uns die ganzen Probleme mit amoklaufenden Maschinen beschert hat. Nur sehen diese Maden das einfach nicht ein. Nur jede hunderttausendste KI hat sich je gegen die Menschheit gestellt. Und im Schnitt bringt die Menschheit mehr Mörder hervor, als böse KI, so ihr Verharmlosungsversuch", schnaubte Cindy und starrte sehnsuchtsvoll auf die LHO Schachtel mit ihrem giftigen Stäbchen voller toxischer Schadstoffe. Gabriel fand den Gedanken erschreckend, dass einige Menschen tatsächlich unkalkulierbare technische Risiken eingingen, um schnell Geld zu machen.

"Manche KI hat halt das orbitale Verteidigungsnetz gesteuert oder war auf einem Schlachtenträger, die irgendwann einfach mal zu dem Schluss gekommen sind, dass die gesamte Menschheit ein Parasit ist, den es zum Wohl der gesamten Galaxie auszurotten gilt. Zu dem Block der Goldenen gehören Parteien wie die Fortschrittspartei, Technokratenpartei und die Partei für technische Weiterentwicklung. Das sind die drei größten, es gibt noch viel mehr, die teilweise aber nur auf einzelnen Planeten eine Rolle spielen. Präsident Fuller gehört zur Fortschrittspartei. Wobei die Fortschrittspartei die Größte aus dem Block der Goldenen ist. Die Partei wird großzügig von den Großkonzernen wie Geller, Rittermetall, Jyoti, Cybernet, Jidotetsu, LHO und wie die Industriekonglomerate auch immer heißen mögen, unterstützt" Bei diesen Worten kramte die Frau eine Flasche mit einem starken Alkoholischen Getränk und zwei halbwegs saubere Gläser hervor. Sie schenkte beide Gläser voll und reichte Gabriel eines. Während Cindy es mit einem Zug austrank, schaute der Engel nur zweifelnd auf die Flüssigkeit im Glas.

"Die Steinernen nennen sich selbst nicht so. Der Begriff kommt von Steinzeit, der ersten Evolutionsstufe der Menschheit. Vor 1,4 Millionen Jahren erfand ein Genie aus der Rasse der Australopithecus die steinerne Streitaxt, die sich schnell innerhalb der ganzen Rasse ausbreitete. Nach einer Million Jahren der konsequenten Weiterentwicklung war die steinerne Streitaxt immer noch die gleiche Waffe", erklärte Cindy ironisch und forderte mit einem Nicken den Engel auf, das Glas auszutrinken. Da dies wohl ein wichtiger Teil eines Gastfreundschaftsritual zu sein schien, nippte Gabriel an der seltsam reichenden Flüssigkeit. Die Flüssigkeit schmeckte stark süßlich, brannte aber im Rachen und im Hals.

"Das ist Wasser des Lebens mit Coke, haben deine Leute, also Mönche, vor vielen Jahrtausenden erfunden, kommt aus meiner Heimatregion auf Terra. Wo war ich? Ach ja, also kein Fortschritt innerhalb einer Million Jahren. Unter den Steinernen versteht man Anhänger der ökologischen Alternativbewegungen, der Sozialisten und all jener, die glauben, dass Fortschritt nicht um jeden Preis gemacht werden muss. Für jedes Neues stirbt etwas Altes und manchmal war das Alte gar nicht so schlecht. Und dass Geld nicht immer nur nach oben fließen muss, sondern dass Reichtum gerechter verteilt gehört. Sie selbst nennen sich die Bewahrer, zu ihnen gehören Parteien wie Ökologie Heute, Sozialistische Union, Anarchie jetzt, Bibeltreu, Grünes Gewissen oder die Ausgleicher", erklärte Cindy, unterstützt von einigen Gesten auf verschiedene Poster an der Wand.

"Ich bin Parteimitglied der Ausgleicher, weil ich glaube, für jede Tat muss ein Ausgleich gemacht werden. Deswegen ist unser Symbol auch eine Waage. Es muss ein Gleichgewicht bestehen, zwischen Nehmen und Geben. Wer immer nur nimmt und nichts zurückgibt, ist ein Parasit." Der Name Ausgleicher gefiel Gabriel. Auch das Prinzip des Ausgleichs war im Sinne des Schöpfers.

"Ich verstehe, dann sind die Goldenen also an der Macht?"
"Genau, sie haben in beiden Kammern des Senats zu Terra gerade die Mehrheit. Das Erscheinen von euch Engeln und eure klare Aussage zu Präsident Fuller und seiner Partei haben ihnen den Hintern gerettet. Vorher waren sie stark unter Druck geraten, weil viele ihrer Gier nach Profit die berechtigte Schuld am Krieg mit den Maschinen gegeben haben. Außerdem war Präsident Fuller in einen schmierigen Skandal verwickelt, weil er etwas mit einer Minderjährigen hatte und das Video eines seiner Schäferstündchen im Cybernet landete."
"Wir haben das getan, was uns aufgetragen wurde", Gabriel konnte sich noch gut daran erinnern, dass sie einen langen Text hatte auswendig lernen müssen, wo Präsident Fuller über alles gelobt worden war.

"War das wirklich Gottes Wille?" In Cindys Herzen war großer Zweifel zu sehen.
"Es ist Gottes Wille, dass ich den mir vorgesetzten Offizieren gehorche. Wenn ihr Befehl lautet, Präsident Fuller zu loben, dann tu ich das", erklärte Gabriel, die sich nun dafür schämte, einen so moralisch fragwürdigen Menschen geholfen zu haben.

"Kommt es dir nicht komisch vor, dass du Menschen gehorchen musst? Immerhin bist du ein Erzengel."
"Es ist der Wille Gottes, dass wir Engel den Menschen in diesem Konflikt zur Seite stehen." Cindy sah sie nur seltsam mit zur Seite gelegenen Kopf an und zuckte dann die Schultern.

"Wieso haben die meisten Menschen Angst vor mir? Ich kann es spüren, wenn ich sie ansehe. Aber du hast keine Angst vor mir, warum ist das so?"
"Ich denke mal, die meisten Menschen beachten die Zehn Gebote nicht so, wie sie es vielleicht tun sollten. Und dein Anblick erinnert sie daran, dass sie Sünder sind und du bist ein Engel, ein Seraphim, ein Bote Gottes. Und auch ein Racheengel. Man erzählt sich, dass Erzengel Michael und du Sodom und Gomorrha wegen sexueller Ausschweifungen von der Landkarte getilgt habt. Jemand, der Feuer und Schwefel vom Himmel regnen lassen kann, könnte auch auf die Idee kommen, sich mal in den weniger netten Bezirken dieses Trägers umzusehen. Manch Frömmler nennt solche Kriegsschiffe auch fliegende Bordelle. Hier findest du jede legale Art der Ausschweifung und Sünde. Und wenn man wirklich verdorben ist, findet man hier noch viel mehr."

"Ich habe die Bewohner von Sodom und Gomorrha nicht wegen ihrer sexuellen Ausschweifungen vertilgt, sondern weil es keinen Gerechten in ihren Reihen gegeben hat. Sie haben grundlegende Gebote des Herrn und der Gastfreundschaft wissentlich ignoriert und Gott befahl meinem Bruder Michael und mir, die Stadt vom Bösen zu reinigen", stellte Gabriel richtig, während sie über das Gesagte nachdachte. Sie war nicht hier, um über Gottes letzte Schöpfung zu richten, sondern um diese zu beschützen. Menschen waren nun mal schwach und leicht zu verführen, wie Lilith eindrucksvoll bewiesen hat. Selbst so einfachste Gebote wie von einem einzigen verbotenen Baum im Garten Eden keine Früchte zu essen, waren für Menschen schon nicht zu befolgen. Und auch die einfachen zehn Gebote des Herrn ignorierten sie täglich zum größten Teil. So waren sie nun mal, die Menschen. Die sieben Kardinalstugenden unterlagen schnell im täglichen Kampf gegen die sieben Todsünden.

"Du kannst dich wirklich daran erinnern?", fragte Cindy überrascht.
"Natürlich! Als ob es gestern gewesen wäre." Und das war noch nicht einmal gelogen. Das war eine ihrer klarsten Erinnerungen. Ebenso wie sie die unbefleckte Empfängnis von Maria verkündet hatte. Damals, als sie noch für ihre Missionen im Namen des Herrn frei zwischen den Ebenen hin und her hatte wechseln können, ohne auf einen menschlichen Wirtskörper angewiesen zu sein. Allerdings waren diese Erinnerungen seltsam, es fehlten gewisse Details ihrer himmlischen Sinne, während sie sich an alle beschränkten Sinneseindrücke erinnern konnte. Auch war ihr nicht mehr klar, wie sie es genau angestellt hatte, Feuer und Schwefel vom Himmel regnen zu lassen. Sie konnte das hier nicht mehr wiederholen.

"Und wie sieht es im Himmel aus? Was machst du dort den ganzen Tag, wenn du nicht hier bist, um uns beschränkten Sündern den Arsch zu retten? Flattert ihr wirklich in Sackgewänder zwischen Wattewolken herum, habt eine Harfe dabei und singt Evergreens?" Ihre Frage hatte es was Lauerndes.
"Es ist eine meiner Direktiven, nicht über das Himmelreich mit Menschen zu reden." - Eigentlich dürfte ich gar nicht mit dir reden, fügte Gabriel in Gedanken hinzu.
"Aha! Eine andere Antwort hätte mich auch wirklich überrascht."

"Kannst du mir etwas über die Kreaturen des Warp erzählen? Diesen drei großen bösartigen Kräfte?", wechselte Gabriel schnell das Thema.
"Müsstest du als Engel nicht besser über die Dämonen Bescheid wissen? Immerhin sind sie der Gegenpol zu dir und Deinesgleichen."
"Ich habe viel Wissen verloren, eine Nebenwirkung des Übertritts vom Himmelsreich in die Ebene der Menschen." Cindy schnaubte und Gabriel konnte dem Herz der Frau ansehen, dass diese ihre ganz eigene Theorie dazu hatte.

"Nun gut, dann will ich dir mal das erzählen, was ich darüber so weiß. Es gibt drei große Erzdämonen, manche Verblendete nennen sie sogar Götter. Zum einen gibt es einen, der die Todsünde der Trägheit symbolisiert. Er ist für Verfall und auch Krankheiten zuständig. Manche machen ihn für unerklärliche Seuchenausbrüche verantwortlich, die immer wieder Planeten aus heiterem Himmel heimsuchen. Belphegor, Nurgle, Nurglet, der Verrottende, König der Seuchen, Seuchenreiter, so wird in den Publikationen genannt."

"Woher kommt es, dass du so viel darüber weißt?", fragte Gabriel verdutzt.
"Du hast echt keine Ahnung von irgendwas, oder? So was steht auf den einschlägigen Datenhosts des Cybernets. Selbst auf diesem Schiff kannst du dich jederzeit einloggen und entsprechende Seiten ansehen." Die Frau stand auf und schichtete einen Stapel mit Datenspeichern, Kondompackungen und LHO Nikotinschachteln um. Schließlich zog sie ein kleines Holopad heraus und fuhr es hoch. Vor ihr baute sich eine Holodarstellung des Schiffseigenen Cybernet auf. Mit einigen Gesten manövrierte die Frau sie zu einer Seite, die sich "Der höllische Warp" nannte. Gabriel war erstaunt über diese technischen Möglichkeiten. Sie hatte in ihrer Meditationskammer ein kleines Terminal stehen, aber ihr Zugriff bestand auf Dateien über Daten des Maschinenimperiums und ihrer eigenen Ausrüstung. Der Engel hatte keine Ahnung gehabt, wie unendlich viel größer das Schiffscybernet war. Und es war wirklich Schade, dass sie keinen Zugang dazu hatte.

"Der zweite der drei ist der Erzdämonen des Krieges. Hass, Gewalt und Zerstörung sind sein Portfolio, seine Todsünde ist Zorn. Er ist der gestaltgewordene Krieg. Sein Symbol ist der stilisierte Schädel und viele meinen, dass die Maschinen seinem verderblichen Einfluss stehen. Denn seine Farben sind Rot und Metall wie Messing, Bronze oder Eisen. Welche Metallsorte ist strittig. Sein Name ist Vernichter, Khorne, Satan, Schädelmeister oder Bluttrinker."
"Dann wissen die Menschen also, dass diese Maschinen einem Dämon gehorchen?"

"Sagen wir es so, diese Meinung vertreten nur wenige. Für die meisten sind die Kreaturen des Warps nichts weiter als hochentwickelte Raubtiere, die Raumfahrer als willkommene Ergänzung ihres Speiseplans betrachten. Es hat lange Zeit gedauert, bis es zur Lehrmeinung wurde, dass es überhaupt eine richtige Lebensform im Warp gibt. Früher ging man davon aus, dass sich im Warp Träume manifestieren können und dann erst die Besatzung abschlachten. Es ist offizielle Linie des Oberkommandos, dass wir gegen eine wildgewordene KI kämpfen. Wir wissen noch nicht einmal, gegen welche Art von Künstlicher Intelligenz."

"Nach meinem Wissen kämpfen wir gegen die Truppen einer KI. Wo immer die auch herkommen mag. Ihre Waffensysteme bestehen in den meisten Fällen auf Baureihen eindeutiger menschlicher Herkunft."

"Ja, das ist der offizielle Schwachsinn, das können die meiner Großmutter erzählen, aber nicht mir. Wie auch immer, es gibt noch einen dritten Erzdämonen. Er ist mystisch, geheimnisvoll, der Herr der Magie, sprich Psionik, Verwandlung und Mutation. Er sitzt im Hintergrund und knüpft ein Netz aus Intrigen, um die Sterblichen ins Unglück zu stürzen. Manch Aufstand oder Sezession in den Tod wird seinem Wirken zugesprochen. Seine Todsünde ist Stolz, denn Hochmut kommt vor dem bitteren Fall in den Abgrund. Er lügt, wenn er sein verdammtes Maul aufmacht. Man nennt ihn den Weber des Schicksals, Lucifer, den Mutator oder auch Tzeentch."
"Aber es gibt sieben Todsünden, müsste es dann nicht noch Wollust, also Asmodeus, Neid, sprich Leviathan, Geiz, sein Name ist Mammon, und Völlerei als Beelzebub geben?"

"Das ist ein Mysterium, auf das noch keiner eine Antwort hat. Manche meinen, diese Erzdämonen würden sich noch im Hintergrund halten. Andere sagen, dass diese Abscheulichkeiten erst noch geboren werden müssen." Gabriel dachte über das Gehörte nach. Das war ziemlich viel Neues für sie. Es war unglaublich, wie wenig sie über Vieles wusste.

"Und woher wissen die Betreiber der Seiten im Cybernet über die drei bekannten Erzdämonen Bescheid?"
"Auf manchen Planeten werden die angebetet und es gibt entsprechende Publikationen dazu."
"Die machen so was in aller Öffentlichkeit?", fragte Gabriel entsetzt. Dieser höchst bösartige Bruch des ersten Gebotes erschütterte sie.
"Klar, die Anhänger laufen von Tür zu Tür, klingeln und versuchen, den unbedarften Bürgern dann ihre Publikationen anzudrehen." Gabriel starrte sie entsetzt an und versuchte, in Cindys Herz zu sehen, ob das wirklich stimmte.
"Nein, natürlich nicht! Das war ein Witz, Engelchen! Du solltest mal dein Gesicht sehen." Cindy fing lauthals an zu lachen und warf sich rücklings auf ihr Bett.
"Das ist nicht lustig!", beschwerte sich Gabriel, verschränkte die Arme vor ihrer Brust und schob schmollend die Unterlippe vor.

Es dauerte eine Zeitlang, bis Cindy sich wieder soweit beruhigte, um fortfahren zu können. "Das sind natürliche Geheimkulte, finsterste Kabale, denen widerwärtigste Verbrechen nachgesagt werden. Religionsfreiheit hört bei seltsamen esoterischen Bräuchen wie das rituelle Opfern von Jungfrauen, Abschlagen von Schädeln und das Trinken von Blut definitiv auf. Mitglieder solcher Kulte sind Verbrecher und werden auch so behandelt. Aber in Prozessen kommen viele Details ans Licht und die werden von interessierten Leuten natürlich gesammelt. Und dann natürlich im Cybernet auf entsprechenden Seiten präsentiert. Und da besonders dieser Tzeentch für viele Verschwörungen verantwortlich gemacht wird und ich auf solche Theorien wirklich abfahre, kenne ich mich da natürlich etwas aus", erklärte Cindy McAllister, die sich wieder aufgerichtet hatte.

Wahllos rief Gabriel während der Erklärungen ein paar verschiedene Seiten im Cybernet auf. Eine befasste sich mit Kochrezepten, eine andere war voller Bilder, Videos und Sinnesüberspielungen von Paaren unterschiedlichster Art in höchst intimen Momenten. Sie spürte, wie sie knallrot wurde und klickte sofort weiter. Dann fand sie eine, die sich mit den Engeln beschäftigte. Dort waren Bilder und Videos von ihnen zu sehen. Es gab eine Galerie nur mit Bildern von ihr. Irgendwie berührte sie das peinlich, dass Menschen Bilder von ihr sammelten.

"Warum glaubst du nicht an uns Engel?", fragte Gabriel beiläufig, nachdem Cindy ihr das mit den Erzdämonen erklärt hatte. Der Engel fand es höchst irritierend, dass ein Mensch mehr darüber wusste als sie. Sollte solch elementares Wissen nicht auch auf dieser Ebene für sie abrufbar sein?
"Willst du eine ehrliche Antwort?" Cindy schenkte sich ein weiteres Glas mit diesem Lebenswasser ein, das so komisch schmeckte. Inzwischen war ihr Bauch ganz warm davon. Ein seltsames Gefühl, aber auch eine wohlige Empfindung. Aber sie spürte, dass sie nicht allzu viel davon trinken sollte.
"Sonst würde ich dich ja nicht fragen, oder?"

"Nun gut, ich denke, du und die anderen Engel sind alle gefälscht. Ihr seid irgendwelche künstlichen Kreaturen aus finsteren Laboren des Militärisch Industriellen Konglomerats." Cindy schüttete das Glas mit dem Lebenswasser in sich hinein und sie schien etwas Angst vor ihrer Reaktion zu haben. Aber nur ein wenig, etwas im Inneren der Frau wünschte sich sogar, dass Gabriel wütend wurde und sie für ihre blasphemischen Worte bestrafte.

"Und wie kommst du denn auf diese Idee?", fragte Gabriel ruhig, da sie es ja besser wusste.
"Durch entsprechende Seiten, die nachgeforscht haben. Leider haben wir vom Schiff hier mitten im Nirgendwo keinen Zugriff darauf. Solche Seiten werden hier an Bord leider regelmäßig zensiert."

"Das ist schade." Gabriel hätte sich das gerne mal angesehen. Sie selbst hatte keinen Zweifel, dass sie ein Engel des Herrn war. Schließlich konnte sie sich an den Himmel und an das Antlitz des Herrn, dem Schöpfer aller Dinge, Wesen und des Universums erinnern. Wenn leider auch nicht so klar, wie sie es gerne gehabt hätte. Eine Folge des Übergangs vom Himmel auf die materielle Ebene und der Unzulänglichkeiten ihrer Wirtskörper, dieses Wissen zu speichern. Schließlich war dieser Körper nicht wirklich der eines Engels, sondern der eines Menschen, der sich freiwillig von ihm getrennt hatte. Manchmal träumte sie nachts von dem Leben ihres Wirtes, bevor der Geist des Menschen mit dem ihrem beim Ritual des Übergangs verschmolzen war.

"Aber ich kann dir sagen, dass diese Seiten unrecht haben. Ja, unsere Körper kommen aus Laboren, aber der Inhalt kommt ohne jeden Zweifel vom Himmel." Gabriel lächelte offen der skeptisch dreinblickenden Cindy zu.

"Und was ich dich gerne fragen würde, was ist das? Was zum essen?" Gabriel hielt eine Packung mit der Aufschrift "Kondom" hoch.
"Du willst mich veräppeln, oder?"
"Nein, das war eine ernst gemeinte Frage."
"Das ist ein Verhütungsmittel, um keine Kinder oder Krankheiten zu bekommen. Und der Papst hat das inzwischen ausdrücklich erlaubt!" Der Engel war über die biologischen Gegebenheiten der menschlichen Fortpflanzung einmal am Rande höchst theoretisch aufgeklärt worden. Auch die Möglichkeit, dass Menschen verschiedene Möglichkeiten entwickelt hatten, keine Kinder durch diesen Akt zu bekommen. Was dem Sinn und Zweck dieses Rituals der Zweisamkeit eigentlich konträr entgegenlief. Menschen waren eben manchmal schwer zu verstehen.

"Aha? Und warum haben diese Verhütungsmittel verschiedene Geschmacksrichtungen? Ich bin ziemlich sicher, dass der menschliche Körper im Genitalbereich über keinerlei Geschmacks oder Geruchsrezeptoren verfügt." Gabriel hob eine Kondompackung mit der Aufschrift "Erdbeere" hoch.
"Du willst mich veräppeln, oder?"
"Nein, das war eine ernst gemeinte Frage." Irgendwie glaubte Gabriel gerade, ein Deja vu zu haben.
"Du weist das wirklich nicht?"
"Wenn ich das wüsste, würde ich doch nicht fragen!", antwortete Gabriel immer noch freundlich, da sie über eine Engelsgeduld verfügte. Und Cindy erklärte ihr mit einigen drastischen Worten, warum Kondome über einen Geschmack verfügten. Der Engel spürte, wie er ein weiteres Mal rot wurde.

"Iiiks!" Gabriel räusperte sich, um einen eingebildeten Würgereflex im Hals loszuwerden. Sie erblickte einen kleinen Spielzeugbären in einem Haufen achtlos auf den Boden geworfener Gegenstände und fischte ihn heraus. Er gab lustige Geräusche von sich, wenn man ihn bewegte. "Ist der aber süß!", wechselte die "Kraft Gottes" schnell das Thema, bevor das Schweigen im Raume noch peinlicher wurde.

"Wenn du willst, kannst du den Teddybär haben. Ich hätte ihn sonst sowieso weggeworfen."
"Wirklich? Aber hat dir den nicht jemand Geschenkt, der dich lieb hat?"
"Irgend einer meiner Bekanntschaften. Die meisten bringen irgendetwas mit, wenn wir uns treffen. Meist unnützes Zeug wie Blumen, Pralinen oder solche Stofftiere. Landet alles im Müll."
"Du machst dir aber wenig um deine Freunde."
"Das sind nicht meine Freunde, das sind nur Leute, mit denen ich Sex habe. Und ich kenne einige solche Leute. Ich weiß nicht mal mehr, wer mir diesen Bär geschenkt hat."
"Mir hat noch nie jemand was geschenkt", meinte Gabriel und schaute den Bär an. "Bis auf heute, Danke Cindy!" Der Engel presste den Bären an sich, der dabei ein lustiges Brummeln von sich gab.

"Wie alt ist dein Wirt?"
"Keine Ahnung!"
"Du siehst sehr jung aus. Und wirklich groß bist du auch nicht gerade. Hast du schon Haare?"
"Natürlich, siehst du sie nicht?" Gabriel zwirbelte übertrieben ein paar ihrer Haarspitzen zusammen.
"Nicht diese Haare! Du weißt schon?"
"Welche anderen Haare? Ich verstehe nicht, was du meinst?"
"Du willst mich veräppeln, oder?"
"Nein, das war eine ernst gemeinte Frage. Und das hast mich jetzt schon zum dritten Mal gefragt."
Cindy erklärte ihr, welche Veränderungen ein menschlicher Körper während einer Phase mit dem Namen Pubertät durchmachte. So langsam wurde Gabriel nachdrücklich klar, dass sie so gut wie gar nichts wusste. Und sie fragte sich, warum das so war.

"Wollen wir jetzt das Geschäftliche besprechen?", brachte Cindy den eigentlich Grund von Gabriels Besuch zu Sprache. Genau genommen verstieß Gabriel gegen mehrere Anweisungen ihrer Vorgesetzten. Kein Kontakt mit Menschen außerhalb der Engelsquartiere. Reden nur, wenn man was gefragt wurde. Und unverzüglich nach der Besprechung Rückkehr in die Meditationszelle. Aber Gabriel wollte Antworten auf Fragen nach dem "Dämon" im Skorpion. Und Cindy hatte ihr einige geliefert. Es war fantastisch, was die Frau ihr alles erzählt hatte. Aber Gabriel wusste, dass die Frau die Wahrheit sagte. Jedenfalls die Wahrheit, an die sie glaubte.

"Halbe, Halbe?", antwortete Gabriel, da ihr gleich zu Teilen einfach fair vorkam. Ihre Feder, Cindy erledigte den Rest. Keiner würde ohne den anderen ein Geschäft machen, also war Halbieren das Fairste, wie Gabriel empfand. Der Engel hatte allerdings keine Ahnung, was sie mit dem Geld anstellen sollte.

"Deal!" Cindy streckte ihr die Hand hin und Gabriel schlug nach kurzem Zögern ein, da sie diese Geste schon bei anderen gesehen hatte. Dann entfernte Gabriel vorsichtig zehn prächtige Federn aus ihren Flügeln, die schon etwas lose waren und eh bald ausgefallen wären. Mit jeder Feder in der Hand ließ sie sich vor einer Zimmerecke fotografieren, die nicht ganz so mit Gegenständen auf dem Boden zugestellt war. Cindy druckte die Bilder gleich aus und Gabriel unterschrieb diese. So war dies ein Echtheitszertifikat. Während die junge Frau die Federn und Bilder eintütete, sah Gabriel in ihr Herz. Die Geschichte die McAllister dieser Karo über ihre Jugend erzählt hatte, stimmte in groben Zügen. Teilweise war ihre Erzählung eher geschönt gewesen und die schlimmsten Episoden hatte sie ausgelassen. Es war furchtbar, war dieser Frau auf Terra widerfahren war. Sie folgte den Strömen der Zeit bis zu dem Zeitpunkt, wo ihre Mutter sie auf dem Bahnhof ausgesetzt hatte. Dort sprang Gabriel auf den Strom der Zeit den Cindys Mutter repräsentierte. Aber dieser Strom endete fast sofort. Gabriel erkannte, dass Cindys Mutter ihr kleines, vier Jahre altes Mädchen nicht weggeschickt hatte, um sie zu verlassen und um alleine in die Schwarmstadt Laenden zu fahren. Sondern um sie zu schützen. Der Bestohlene und ein paar seiner Freunde tauchten gerade auf und führten die Frau weg. Sie zerrten sie in einen Wagen, vergingen sich an ihr und töteten sie, bevor sie die Leiche an einen Verwertungsladen verkauften.

"Cindy, darf ich dir etwas zeigen?" fragte Gabriel.
"Was denn?", fragte Cindy erstaunt und versorgte die Handelsware in einem abschließbaren Fach ihres Schrankes.
"Etwas sehr Persönliches. Etwas über deine Mum." Der Engel benutzte bewusst das Wort, welches Cindy für ihre Mutter verwendete.
"Aha? Wie willst Du mir etwas darüber zeigen können?", fragte Cindy im skeptischen Tonfall.
"Ich bin ein Engel des Herrn und verfüge über die Gabe, in Zukunft und Vergangenheit zu sehen. Und ich kann diese Bilder den Menschen zeigen. Wenn sie mich denn lassen."
"Hat das irgendwelche unangenehme Nebenwirkung wie plötzlich auftauchende Frömmelei oder so was?"
"Nein, das tut wirklich nicht weh."
"Na gut, ich kann mich, ehrlich gesagt, kaum noch an sie erinnern."

Gabriel setzte sich auf die Bettkante und zeigt auf den Platz neben sich. Etwas zögerlich, aber nun doch neugierig setzte sich Cindy neben sie. Vorsichtig legte Gabriel ihre Hände auf den Kopf der Frau, dann drang sie in deren Bewusstsein ein und zeigte ihr die Szene auf dem Bahnhof aus Sicht ihrer Mutter. McAllister riss die Augen auf, verkrampfte kurz, ließ aber zu, dass die Bilder in ihren Verstand gelangten. Gabriel brach ab, bevor die Männer ihrer Mutter Gewalt antaten. Tränen traten in die Augen der Frau und zerstörten ihr Make Up. Gabriel nahm sie tröstend in den Arm und ließ sie weinen.

"Deswegen bist du mitgekommen, nicht wahr? Nicht weil es Dir um ein Geschäft ging, oder?"
"Nun, ich habe zuerst deine Geschichte gehört, als ich den natürlichen Begebenheiten meines Wirtes nachkommen musste. Dann habe ich dein Herz gesehen. Aber ich das mit deiner Mutter habe ich erst jetzt gesehen. Denn ich habe diese schreckliche Finsternis in deinem Herz erblickt. Diesen Hunger nach Liebe um deiner selbst willen, den du durch deine vielen Bekanntschaften befriedigen willst. Was dir aber nicht gelingt. Denn nach jedem Akt bist du nur noch trauriger und einsamer. Ich habe gesehen, dass du dir in zwei Wochen die Pulsadern aufschneiden wirst und diesmal wirklich so tief, dass du verbluten wirst." Gabriel fuhr über die Narben früherer Versuche an ihren Handgelenken. Natürlich hatte der Engel auch ein paar Dinge erfahren wollen, aber letztendlich war es ihre Herzensangelegenheit gewesen, diesen Menschen zu retten. Der Schutz eines Menschen war eine mächtige Direktive und erlaubte es ihr so, die anderen Anweisungen zu ignorieren. "Und ich kann das, darf das nicht zulassen, denn ich bin Engel des Herrn." Cindy starrte sie an, gegensätzliche Gefühle tobten in ihrem Herzen. Zum einen Empörung über ihre Einmischung bis hin zur Dankbarkeit. Aber ihre endgültige Reaktion, überraschte dann doch Gabriel, die diese Möglichkeit in den Strömen der Zeit gar nicht gesehen hatte. Cindy küsste sie auf den Mund und garantiert nicht so, wie man seine Schwester küsste. Und das schmeckte gut.

"Und ich bin noch wegen etwas anderem hier", meinte schließlich Gabriel, als Cindy sich von ihr löste. "Komm mit in die Hygienezelle, ich muss dir noch etwas zeigen." Etwas wiederstrebend ließ die Frau sich in die Zelle bugsieren. Gabriel war deutlich kleiner als Cindy und fragte sich, wie alt ihre Wirtin wohl tatsächlich war. Sie war jetzt seit vier Jahren bewusst auf dieser Ebene. Vor drei Jahren war der gesamten Menschheit ihre Anwesenheit offenbart worden und Gabriel war sich sicher, dass sie in dieser Zeit noch gewachsen war. Die meisten Engelswirtskörper waren sehr jung, wirkten eher wie Kinder als Erwachsene.

"Und was willst du mir hier zeigen?" Cindy blickte sich in der Hygienezelle um, Gabriel trat hinter ihr und bugsierte vor die Toilettenschüssel.
"Das wird jetzt etwas unangenehm werden, nicht erschrecken", meinte der Engel und griff mit ihren himmlischen Kräften zu. In Cindys Körper hatten sich besonders im Bereich der Lunge so viele schädliche Toxine abgelagert, dass ihr fleischlicher Körper immer mehr unbemerkt Schaden nahm. Noch nie hatte Gabriel ihre heilenden Kräfte bei einem anderen Wesen eingesetzt und es fiel ihr anfangs schwerer als gedacht. Wieder setzten die betäubenden Kopfschmerzen ein, wenn sie an die Grenzen ihrer Fähigkeiten gelangte. Und Blut floss mal wieder aus ihrer Nase. Aber sie musste diese Frau heilen, denn wenn sie nicht mal einen einzigen Menschen retten konnte, wie sollte sie da die ganze Menschheit beschützen?

Diesmal durchbrach sie den Riegel, zerschmetterte die innere Barriere und ihre Kräfte flossen nun in einem stetigen, mächtiger werdenden Strom in die Frau hinein. Sie löste die toxischen Ablagerungen und ersetzte das verletzte Gewebe mit frischem Gesundem. Cindy begann zu husten und blutige Fetzen ihres nekrosen Fleisches fielen in die Toilette. Gabriel spürte, wie ihre Kopfschmerzen nachließen und auch floss nun kein weiteres Blut mehr aus ihrer Nase. Schließlich waren die Lungen der Frau wieder sauber, frei von gefährlichen Toxinen und Ablagerungen. Angeekelt blickten sie beide auf die Reste des geschädigten Gewebes, das Cindy schließlich hinunter spülte.

"Nächstes Mal warnst du mich, bevor du meine Lungen so nach außen kehrst."
"Hat es sehr weh getan?"
"Ein wenig. Wir Menschen mögen es nun mal nicht, wenn Engel so einfach ohne Warnung einen heilen. OK?"
"Hab es doch nur gut gemeint", meinte Gabriel geknickt, die deutlich die Verärgerung ihrer Tat in Cindys Herz sah. Aber wenigstens würde die Frau jetzt weder in den nächsten zwei Wochen Selbstmord begehen, noch einen längeren Aufenthalt in einem Regenerationstank in Anspruch nehmen müssen. Die Ströme der Zeit hatten sich nun durch ihr Eingreifen neu ausgerichtet und einige Ereignisse würden in Zukunft anders ablaufen, als ursprünglich vorgesehen. Und so würde die erfahrene Cindy rechtzeitig eine Verseuchung des KI-Kernes mit einem bösartigen Virus abwehren, während ihre Vertretung gescheitert wäre. Durch die Verseuchung die KI Kernes wäre die Maria korrumpiert worden und die zweite Flotte hätte nicht nur ihren zentralen Hauptschlachtenträger verloren, sondern einen Feind im Innern dazu gewonnen.

"Das weiß ich doch, Gabriel! Aber wie gesagt, wir Menschen mögen so etwas nicht. Du hast einfach entschieden, ohne mich zu fragen. Verstehst du? So etwas darf man nicht tun."
"Ich verstehe, erst fragen, dann heilen. Das werde ich in Zukunft beherzigen", antwortete Gabriel, die allerdings wusste, wenn sie gefragt hätte, dann hätte Cindy verärgert nein gesagt und Gabriel hinaus geworfen. Da war der Engel sich sicher, dass dies der einzige Weg gewesen war, zum einen Cindy zu heilen und zum anderen, sie auch als Freundin zu gewinnen.

"Bekommst du immer Nasenbluten, wenn du die Kräfte einsetzt?", fragte Cindy und zeigte auf Gabriel Gesicht. Der Engel wischte sich mit Hilfe des Spiegels das Blut weg.
"Nein, nur wenn etwas sehr anstrengend ist und ich an meine Grenze stoße. Aber heute habe ich eine Barriere durchstoßen und eine neue Ebene erreicht." Die Frau sah sie etwas komisch an, erwiderte aber nichts darauf.

"Oh! Ich glaube, wir bekommen gleich Ärger. Soeben ist ein Befehl an die Sicherungseinheit der Brücke erteilt worden, nach dir zu suchen", verkündete auf einmal Cindy.
"Woher weißt du das?" Schon im Augenblick als Gabriel die Frage stellte, erkannte sie die Antwort in den Strömen der Zeit.
"Ich habe ein Mikrocogitator in meiner künstlichen Schädeldecke. Damit bin ich immer online und habe permanenten Kontakt zu allen relevanten Datenströmen."
"Sind solche Befehle nicht verschlüsselt?"
"Ich bin eine Hackerin! Es ist mein Job, so was zu knacken."
"Auch von den eigenen Leuten?"
"Na ja, ist so eine Angewohnheit", erklärte Cindy mit einem Zwinkern.
Inzwischen war in der Tat schon sehr viel Zeit vergangen und mit jeder verstreichenden Minute, welche sie den Engelsquartieren fern blieb, würde sie mehr Ärger bekommen. Um das zu wissen, brauchte sie nicht einmal die Ströme der Zeit konsultieren. Also wusch sie ihr Gesicht sauber, verabredete das nächste Treffen mit Cindy, schnappte sich ihren süßen kleinen Bären und verließ das Quartier von Leutnant Cindy McAllister. Ihrer neuen Freundin, die nun ein viel besserer Mensch sein würde als vorher. Da war sich Gabriel sicher.

Da es ihr verboten war, innerhalb der Maria außerhalb einer Kampfmission zu teleportieren, musste sie mühsam wie ein Mensch den Weg zurücklegen. Auf halber Strecke kamen ihr schon einige Sicherheitsleute der Brückensektion entgegen und eskortierten sie netterweise unverzüglich nach draußen. Ihre beiden persönlichen Sturmtruppler machten einen leicht verärgerten Eindruck, als diese an der Sicherheitsschleuse immer noch warteten.

"Musste mal für kleine Engelchen", meinte sie etwas frech, was ja noch nicht mal gelogen war. Sie hatte getan, was ein Engel tun musste. Menschen schützen und Cindy hatte vor sich selbst beschützt werden müssen. Gabriel war sicher, dass diese junge Frau ihr Leben ändern würde, da sie nun wusste, dass ihre Mutter Cindy zu ihrem eigenen Schutz weggeschickt hatte und sie nicht wegen schnöden Mammons verlassen hatte.

Einer der Sturmtruppler schnaubte, der andere legte seinen Kopf leicht schräg. Gabriel wusste, dass er amüsiert grinste, auch wenn sie weder sein Gesicht noch sein Herz wirklich sehen konnte. Bis jetzt waren die Sturmtruppler für ihre Sinne unsichtbar gewesen, aber jetzt konnte sie ihre Anwesenheit deutlich spüren. Die Struktur der Rüstung, die ihre Sinne bis jetzt blockiert hatte, war nun auf einmal erfassbar, wenn sie sich darauf konzentrierte. Das war eine sehr neue Erfahrung für sie. Ohne weiteren Kommentar wurde Gabriel wieder zurück in die Engelsquartiere eskortiert. Kaum war sie am Portal zu den Engelsquartieren angelangt, wurde sie auch schon in das Büro von Professor Altberg gerufen. Das war der oberste wissenschaftliche Leiter von Projekt "Jericho", welches den Engel des Himmels ihre Wirtskörper gegeben hatte.

Das Büro war weitläufig, im Zentrum war ein überdimensionierter Schreibtisch, der eher wie ein Bollwerk als wie ein Möbelstück wirkte. Dahinter thronte der Professor, ein Mann mit schon leicht ergrautem Haar, der wie fünfzig aussah, aber weit älter war. Er trug ein Stirnband aus Himmelsmetall, was verhinderte, dass Gabriel in sein Herz sehen konnte. Er hatte blaue Augen und einen sorgfältig gestutzten Kinnbart. Er trug einen weißen Laborkittel, der sehr altbacken und klischeehaft wirkte. Nach seiner Körpersprache zu urteilen, war er sehr verärgert. Flankiert wurde er von Meister Telran auf der rechten Seite. Die Wände waren mit Bildteppichen im mittelalterlichen Retrostil bedeckt, welche Darstellungen von Engeln zeigten. Gabriel war schon öfters in diesem Büro gewesen, aber heute erfasste sie zum ersten Mal, dass hinter den Teppichen sich Sturmtruppler der Engelsquartiere verbargen. Erfassen konnte sie diese Männer nicht wirklich, aber sie konnte nun das Fehlen ihrer Ausstrahlungen wahrnehmen. Eine neue und sehr interessante Erfahrung. Und Gabriel fragte sich, warum diese Männer überhaupt hier waren.

"Sieh mal einer an, Tribun Gabriel hat wieder zurückgefunden. Wie lautete der Befehl, betreffend der Sitzung?", fragte Professor Altberg scharf.
"Hinzugehen, zuzuhören, zu berichten und unverzüglich danach in das Engelsquartier zurück zu kehren."
"Die Sitzung wurde vor knapp zwei Stunden aufgelöst, was habt ihr an "unverzüglich" nicht verstanden?" Die Stimme des Professors wurde zunehmend schneidender.
"Ich musste nach der Sitzung auf die Toilette um überschüssige Stoffe auszuscheiden. Dabei machte ich die Bekanntschaft mit einem Mensch namens Leutnant Cindy McAllister, der ich helfen musste. Ich erinnere an die Direktive, betreffend dem Schutz von Menschen", antwortete Gabriel im ruhigen Tonfall.
"Und wobei musstet ihr diesem Mensch fast zwei Stunden lang helfen?"
"Ich half ihr, das Leben zu meistern."
"Aha?" Sie erwiderte nichts weiter darauf, da es nichts weiter dazu zu erklären gab.
"Woher ist der Bär?"
"Cindy gab ihn mir als Geschenk. Noch nie hat mir jemand etwas geschenkt." Gabriel schwenkte den Bär, welcher dazu zufrieden brummte.
"Ihr dürft nichts von Menschen annehmen. Das wisst ihr doch!" Der Professor wurde nun richtig laut. Er schien wirklich wütend zu sein. Rote Flecken bildeten sich auf seinen Wangen.
"Es ist ein Geschenk!", antwortete Gabriel trotzig.
"Ihr seid ungehorsam, Tribun Gabriel. Wie lautet die oberste Direktive?"
"Ich muss meinen menschlichen Vorgesetzten gehorchen."
"Und warum tut ihr das nicht?" Kopfschmerzen setzte wieder ein, aber Gabriel dämpfte sie herab.
"Weil es nur ein privates Geschenk ist und das Euch nichts angeht", antwortete sie mit mehr Schärfe als beabsichtigt. Der Professor prallte sichtlich erschrocken zurück und tauschte einen Blick mit dem verhüllten Meister aus.

"Dürfte ich mir den Bären näher in Augenschein nehmen? Ich verspreche, Ihr bekommt ihn auch wieder zurück." Etwas widerwillig gab Gabriel dem Meister ihr Kuscheltier. Der betrachtete es von allen Seiten und fuhr mit einem technischen Gegenstand mehrmals darüber.
"Ein niedlicher Bär, Tribun Gabriel." Mit diesen Worten gab er ihr den Bären zurück. Professor Altberg sah etwas irritiert aus. "Wenn Ihr Euch das nächste Mal verspätet, so sagt bitte über euren Kommunikator Bescheid. Und schaltet ihn nicht einfach ab. Ihr wart fast zwei Stunden lang nicht erreichbar und es ist wichtig, dass wir im Falle eines Angriffes auf Eure wichtigen Fähigkeiten zurückgreifen können. Und nun geht und schlaft Euch richtig aus. Die letzten Kämpfe waren kräftezehrend.", erklärte ihr Meister Telran im ruhigen Tonfall. Der Professor wollte dazu noch etwas sagen, wurde aber von dem Meister mit einer herrischen Geste zum Schweigen gebracht.

"Ich habe verstanden! Ich begebe mich nun unverzüglich in mein Quartier." Mit diesen Worten stand sie auf und ging. Hinter sich konnte sie die beiden aufgeregt tuscheln hören. Sie verstärkte ihre akustischen Sinne und konnte so noch etwas von ihrem Gespräch mitbekommen.
"Sie hat offensichtlich das erste Siegel durchbrochen. Das war früher oder später zu erwarten gewesen.", konnte sie Meister Telran hören. Professor Altberg zog scharf die Luft ein.
"Das ist aber viel zu früh geschehen!" Dann schloss sich die Tür hinter ihr und Gabriel konnte nichts weiter verstehen. Aber was meinte er mit Siegel? War damit die Barriere in ihrem Kopf gemeint gewesen? Hatte sie mehr davon? Und wenn ja, warum? Und wer hatte diese Siegel dort verankert?

Gedanke des Tages
Dieser Teil ist komplett neu während der dritten Überarbeitung entstanden. Ich hatte diese Einführung in die Welt des 23. Jahrtausends schon früher geplant, kam aber erst jetzt dazu, diese auch umzusetzen.
Die Fraktion der "Goldenen" und "Steinernen" sind in einem Pseudobericht eines Schreiber am Ende des Grundbuches der dritten Edition zu lesen. Die Beschreibung ist höchst oberflächlich und war so frei, daraus einfach zwei politische Fraktionen zu machen.
 
du willst jetzt wirklich wieder 20000 Jahre in die zukunft springen????
Wahnsinniger. Ich glaube, wir hatten alle deine unglaublichen cliffhanger Qualitäten vergessen, so brutal hast du uns schon länger nicht zurückgelassen. Oder es gibt nächste Woche eine Überraschung und wir erfahren doch mehr über den Maschinenkrieg.

Zum Text selber: super. Mal herrlich komisch, mal tief ernst. Habe ja schon geschrieben wie toll ich deine Einstellung zu, und Interpretation des, science fiction real life finde.
"der Pabst hats mittlerweile erlaubt"...da hab ich mich sowas von weggeschmissen, echt schön. Nach zwanzig tausend Jahren hat er tatsächlich erlaubt...

ich empfand die absichtlichen Wiederholungen beim lesen aber doch etwas störend. Das hätte etwas lebendiger wirken können.
die Magie der ersten Teile ist aber definitiv wieder da(hört sich jetzt vllt etwas heftig an, die Lucius Episode gefiel mir auch richtig super. Als Nietzsche Fan fand ich die Monologe des Verräters großartig)



Ps: Ob es Zufall ist, dass der Autor aus em tiefsten Ländle diesen Teil in der Nacht vor der Wahl publiziert?
Unabhängig von der politischen Einstellung finde ich es sehr gut, wie du die Welt von 40k als Projektionsfläche unserer Gegenwart verarbeitest, Politik ist ja nur ein Aspekt.
Großes Science Fiction halt.

Pps: es ist echt schwer, für eine längere kritik überall abwechslungsreiche und passende positive Attribute zu finden. Ein gutes Zeichen
 
Zuletzt bearbeitet:
so, nun hab ichs auch geschafft mich endlich zu registrieren, nur um dir zu sagen wie genial ich deine Geschichte finde, bin zwar erst auf seite 18, aber bestimmt nicht mehr länger als nur ein paar Minuten 😉 und wenn ich schon dabei bin möcht ich shoker auch noch gleich für seine Geschichte "Die Erwählten des Khaine" danken, aber dafür werd ich ihm im richtigen Thread noch huldigen... Auch wenn ich glaube schon zu wissen dass sich der Inquisitor und sein Gefolge (wahnsinnig stimmige und gut gelungene Figuren in meinen Augen) Gavri anschliessen werden, bin ich höllisch gespannt wie das wohl vonstatten geht! Soweit erstmal von mir, keep up the good work und nochmals danke für diese tolle und kurzweilige Geschichte😉 P.S.: Sry für die fehlenden Absätze und Satzzeichen, "direkt antworten" hat mir wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht und meine Absätze sozusagen rauseditiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Teil war wie immer aller erste Sahne hoffe nur das es da nich irgendiwe weiter geht aber das war der letzte Teil im 23 Jahrtausend o ?

Erst mal ist Schluss mit dem 23. Jahrtausend und es geht weiter mit der normalen Timeline.

ich stimme lord zerydal zu,der teil ist echt gut gelungen

und ich teile seine meinung und hoffe, dass das nicht der letzte teil aus dem 23. jahrtausend war

Doch, eigentlich schon. 😛

du willst jetzt wirklich wieder 20000 Jahre in die zukunft springen????
Wahnsinniger. Ich glaube, wir hatten alle deine unglaublichen cliffhanger Qualitäten vergessen, so brutal hast du uns schon länger nicht zurückgelassen. Oder es gibt nächste Woche eine Überraschung und wir erfahren doch mehr über den Maschinenkrieg.

Das wird erst mal auf sich warten lassen. Bin noch nicht mal sicher, wann ich das Thema wieder aufgreifen werde.

ich empfand die absichtlichen Wiederholungen beim lesen aber doch etwas störend. Das hätte etwas lebendiger wirken können.
die Magie der ersten Teile ist aber definitiv wieder da(hört sich jetzt vllt etwas heftig an, die Lucius Episode gefiel mir auch richtig super. Als Nietzsche Fan fand ich die Monologe des Verräters großartig)

Dialoge liegen mir definitiv besser als Actionszenen. Der dritte Band hat nun mal seine Schwächen.

Ps: Ob es Zufall ist, dass der Autor aus em tiefsten Ländle diesen Teil in der Nacht vor der Wahl publiziert?
Unabhängig von der politischen Einstellung finde ich es sehr gut, wie du die Welt von 40k als Projektionsfläche unserer Gegenwart verarbeitest, Politik ist ja nur ein Aspekt.
Großes Science Fiction halt.

Pps: es ist echt schwer, für eine längere kritik überall abwechslungsreiche und passende positive Attribute zu finden. Ein gutes Zeichen

Ich hoffe mal, dass diese Euphorie anhält. Jetzt kommen erst Mal wieder ein paar schwächere Passagen. Und klar wollte ich damit auch die Wahl beeinflussen. :lol: Hat ja auch geklappt! 😛artytime2:

so, nun hab ichs auch geschafft mich endlich zu registrieren, nur um dir zu sagen wie genial ich deine Geschichte finde, bin zwar erst auf seite 18, aber bestimmt nicht mehr länger als nur ein paar Minuten
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und wenn ich schon dabei bin möcht ich shoker auch noch gleich für seine Geschichte "Die Erwählten des Khaine" danken, aber dafür werd ich ihm im richtigen Thread noch huldigen... Auch wenn ich glaube schon zu wissen dass sich der Inquisitor und sein Gefolge (wahnsinnig stimmige und gut gelungene Figuren in meinen Augen) Gavri anschliessen werden, bin ich höllisch gespannt wie das wohl vonstatten geht! Soweit erstmal von mir, keep up the good work und nochmals danke für diese tolle und kurzweilige Geschichte
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P.S.: Sry für die fehlenden Absätze und Satzzeichen, "direkt antworten" hat mir wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht und meine Absätze sozusagen rauseditiert.

Hey, mal wieder ein stiller Leser! Yupi! Danke für das Lob. Hoffe, der dritte Band findet auch noch gefallen.

wahnsinn^^
hab alles von anfang an bis jetzt durchgelesen und muss sagen deine geschichte ist wirklich grandios😉
Bin schon gespannt wie es weiter geht 🙂

Danke für das Lob. Bin auch schon gespannt, wie es weiter gehen wird. :lol:

Hier an der Stelle der allwöchentliche Dank an SHOKer für die Korrektur.

VII Legion

Leutnant Gad "Denker" Varner, Veteran des 26. Prätoria, Leutnant der 1. Schweren Luftlandesturmregiments der VII Legion
Korporal Hughes "Witwer" Broman, ehemaliger Arbeiter und jetziger Schütze des Kommandotrupps.
Schütze Schildträger Jamie "Rabauke" Baily, Kommandoabteilung
Schütze Granatwerfer Clement "Bengel" Hanlon, Kommandoabteilung
Schütze Funker Hogan "Rowdy" Bray, Kommandoabteilung

Unterstützungstrupp mit Dachswaffensystem

Sergeant Donal, Führer der Einheit

Hummertrupp
Gunnery Sergeant Liri "Ganie" Senar - Hummer 101, Nummer 3 in der Kommandolinie des Zuges.
"Rekaf" - Fahrerin von Hummer 102
"Drei mal Eins" - Fahrerin von Hummer 111
"Rose" - Fahrerin von Hummer 112
Gefreite Venice "Krug" Ziban, Hummerfahrerin 121 und ehemalige Schneidergehilfin.
Schütze Sybil "Kleine" Fahrer, Fahrerin von Hummer 122

Position:
Umkämpftes Gebiet
Segmentum Pacificus
System Verräterstern
Abbadons Werft
Abwehrstellung
Zeit: 2 602 996.M41
Person: Gad Varner

"Scheiße!", fluchte Leutnant Varner im Angesicht des nahenden Todes in Form einer 175mm Granate aus dem Hauptgeschütz des Fellblade, der sich gerade anschickte, auf ihn zu schießen. Dann schlug die nächste Salve der Werfer gleichzeitig mit den Dachsraketen ein und eine der Raketen drang durch die Panzerung in Höhe der Munitionsvorräte für das Hauptgeschütz. Eine gewaltige Detonation tobte durch den Panzer, riss den Turm aus der Verankerung und schleuderte ihn nach vorne durch die Luft. Funkensprühend und brennend kam er auf dem Dach auf. Der Panzer rammte eine Sekunde später seinen eigenen Turm. Den steuerlosen Fellblade - Varner bezweifelte, dass der Fahrer die Explosion überlebt haben könnte - warf es aus der Bahn. Dieser schob seinen ehemaligen Turm mit einem infernalischen Kreischen in den Abgrund, wohin der Panzer einen kurzen Moment folgte. Er stürzte die etwa fünfzehn Meter in die Tiefe und krachte auf den Fels des Asteroiden. Der Panzer war lang genug, dass sein brennendes Heck noch Meter hoch über der Straße aufragte. Und dann kam das in Sicht, was diesen infernalischen Lärm veranstaltet hatte. Als ob das nicht genug wäre, bekam er auch noch einen höchst unerfreulichen Funkspruch zu hören. Der Feind war im Innern der Anlage! Momentan nur Späher, aber das dicke Ende kam bestimmt noch.

Das, was sich da nun auf seine Stellung zubewegte, schien aus einem Drogenalptraum entsprungen zu sein. Er glaubte erst, was er sah, als er seine Sichtsysteme gegengeprüft hatte. Aber dieser grellbunte Alptraum war real. Da rannten doch tatsächlich schrill geschminkte Clowns in bunten Kostümen auf seine Position zu. In den Händen hielten sie Primitive RPGs, also wiederverwendbare Raketenwerfer, die von vorne geladen werden konnten. Die Sprengköpfe waren ausnahmslos bemalt, meist Haifischmünder wie sie auch Orks gerne verwendeten oder mit Obszönitäten jeder denkbaren Art. Einige von ihnen radelten sogar auf Einrädern. Falls es noch einen Beweis benötigt hätte, dass der Genuss von bewusstseinsveränderten Drogen in der Verbindung mit der Verdammnis des Chaos das Gehirn massiv schädigte, so war er hiermit wohl zweifelsohne erbracht. So lächerlich diese Formation auch wirkte, ihre Massen an Raketenwerfern war nicht zu verachten. Die ersten zischten schon heran, schlugen meist harmlos in die Wände, aber die eine oder andere krachte auch in eine Schießscharte. Die Masse machte es eben.

"Alle Schützen Feuer frei! Sergeant Donal! Sofort eine Salve mit Streugranaten auf folgende Position! Sprengmeister! Wie lange noch bis zur Zündung?"
"Wir liegen unter Raketenbeschuss! Diese Witzfiguren zwingen uns in Deckung! Wir kommen nicht mehr dazu, die letzen Sprengkörper in der Decke zu versenken."
"Alle Einheiten im Eingangsbereich zurückziehen! Sofort! Sergeant Donal! Nach den Streugranaten will ich Inferno auf folgende Koordinaten!" Er ratterte die Koordinaten des Abschnitts herunter, wo der Sprengstoff in der Decke versenkt worden war. Das sollte zusammen genug Sprengkraft entwickeln, um den Bereich zum Einsturz zu bringen. Hoffte er zumindest. Inzwischen hatten sich seine Trupps wieder neu formiert und erwiderten mit großem Erfolg das Feuer der Clowns aus allen Waffensystemen. Dutzende von diesen Spinnern wurden zu Boden gestreckt, aber der Vorrat an diesen wahnwitzigen Slaaneshanhängern, kein anderer Chaot würde sich so geschmacklos kleiden, schien unendlich zu sein. Die erste Salve der Dachs schlug ein und hunderte kleiner Splittersprengkörper gingen gleichzeitig los. Über fünfzig von diesen Fanatikern wurden zu blutigem Hackfleisch verarbeitet. Bevor sich die Kultisten von diesem Schlag erholen konnten, erfolgte die Sprengung des Zugangs. Es gab eine mächtige Detonation, welche diesen Abschnitt in seinen Grundfesten erschütterte. Varner sah eine gewaltige Staubwolke aufsteigen, welche den ganzen Raum einnebelte. Das hatte gesessen.

"Status? Wie sieht es da unten aus?"
"Noch alles voller Staub, Sensoren haben Probleme, was Verifizierbares zu erkennen. Aber es scheint so, als ob die Decke komplett herunter gekracht ist", meldete einer der Sprengmeister.
"Leutnant Varner, im Kraftwerkblock sickern gerade feindliche Truppen in großer Zahl ein. Benötige die Dachs umgehend zur Feuerunterstützung", meldete sich Ganie vom Hummerzug. Er linkte sich in ihre Systeme ein und sah, wie sehr viele Feindsoldaten sich von der Decke abseilten. Das sah nicht gut aus. Jetzt, wo der Tunnel blockiert war, musste der Feind sich erst mal zu ihnen durchgraben. Dies war nur noch ein vernachlässigbarer Nebenkriegsschauplatz. Sofort beorderte er die Dachs Waffensysteme zur weiteren Feuerunterstützung in die zweite Ebene des Reaktorbereichs. Er selbst und die Gruppen zwei und vier, sollten reichen, den Block zu sichern.

"Achtung! An alle Zugführer, Feind hat eine Möglichkeit, in die Reaktorblöcke einzudringen. Entweder durch die Kühlwasserversorgung oder durch den Energieschacht. Ich würde auf den Energieschacht tippen, jagt am besten in Intervallen Energie durch diesen Schacht, das sollte alles, was sich da drin befindet, erledigen", schlug er vor, während er die Stellung räumte und seine Truppen in Kolonnen formierte. Er hatte insgesamt 24 Sturmtruppler mit dabei, fast die Hälfte seiner kämpfenden Truppe. Der Rest hielt die Verteidigungsanlage, war verwundet oder schon im Reaktorbereich. Dieses strategische Ziel zu halten, war seine Hauptmission und er warf nun alles, was er entbehren konnte, in die Schlacht.

"Technikergruppe! Wie sieht es aus, kriegt ihr die Reaktoren wieder hochgefahren?"
"Wir haben sie gerade heruntergefahren, einige der wichtigen Umwandler sind zerstört und es gibt bestätigte Sabotage an einigen Transformatoren. Die Reaktoren jetzt wieder hoch zu fahren, ist ein großes Risiko."
"Ich will nichts von Risiko hören, sondern, ob ihr die Reaktoren wieder hochgefahren bekommt!", schnauzte Varner.
"Vieles an der Anlage wird gerade zerstört, ein Wiederanfahren ist deshalb nur unter kontrollierter Beobachtung möglich, sonst fliegt uns die ganze Anlage um die Ohren", erklärte der Techie plastisch, wenn auch etwas umständlich.
"Scheiße! Also nicht, verstanden", bestätigte Varner und wandte sich an seine ihn begleitenden Männer. "Nun gut, dass macht erst mal gar nichts, machen wir uns ein Bild von der Lage vor Ort."

Unten in der großen Versorgungsstraße mit den chaotischen Graffitis an den Wänden hatte sich der Staub gelegt und tatsächlich war der Zugang durch die eingestürzte Tunneldecke komplett abgeriegelt. Gedämpft hörte er Explosionen und Gefechtslärm von der Seite hinter den Trümmern, wie auch aus dem weit entfernten Reaktorraum.

"Laufschritt Marsch!", befahl er seinen Leuten und funkte dann Ganie an. "Statusbericht!" Er bekam zwar ihre Daten überspielt, aber alles war zu hektisch, zu verraucht. Ohne zu wissen, wo was nun genau wo stattfand, wurde er aus den überspielten Bildern verschiedener Panzer nicht schlau. Obwohl Gunnery Sergeant Senar mitten im Gefecht stand, nahm sie sich die Zeit, mit ruhiger Stimme zu erklären, dass der Feind durch drei verschiedene Bereiche von der Decke aus mit Seilen in die Anlage eindrang.

"Sergeant Donal von der Dachseinheit! Sofort Feuerunterstützung für die Hummer, Ganie koordiniert das Feuer", befahl er und lauschte gebannt den Worten der Unteroffizierin, während die Dachswaffensysteme ihre Position wechselten, um die Kleinstpanzer, Scharfschützen und die beiden sich schon vor Ort befindlichen Trupps zu unterstützen. Die Frauen hielten stand und forderten von den Angreifern einen großen Blutzoll, aber es sickerten immer mehr feindliche Soldaten in die Anlage hinein und bewegten sich in sichere tiefere Gebiete. Varner hoffte, dass er mit seinen Leuten in der Lage war, alle feindlichen Truppen aufzuspüren und zu vernichten, bevor diese in der Lage waren, sich zu verstecken und aus dem Hinterhalt zu agieren. Sensoren funktionierten in solchen Anlagen nicht wirklich zu hundert Prozent.

Die Hummer und die nun dazu geschalteten Dachssysteme hielten weiter stand, als die ersten beiden Hummer ausgeschaltet wurden, eine Pilotin gefallen, die andere konnte aus eigener Kraft das Wrack verlassen und fliehen. Als ob das nicht schlimm genug war, drang der Feind noch von einer vierten Stelle in den Komplex ein. Zum Glück hatte er inzwischen den äußeren Bereich der Anlage erreicht. Sie rannten ein Treppenhaus hoch und erreichten die zweite Ebene. Vor ihnen ragten die gewaltigen Reaktorblöcke hoch. Das ganze ähnelte einer Raffenerie, mit den vielen dicken Kühlwasserrohren, die sich wie würgende Schlangen um die Blöcke gelegt hatten.

"Zwei Kolonnen parallel vorrücken! Gefechtsformation, feuern nach einigem Ermessen, aber Obacht, Gruppe 5, zwei Scharfschützenteams, unsere Hummer und eine Pilotin zu Fuß befinden sich hier, achtet auf Freund-Feind-Erkennung. Wir gehen nach oben auf die dritte Ebene", befahl Varner, dessen Gedanken sich überschlugen. Von der Decke regnete es Löschwasser, das sich hier unten in großen Pfützen sammelte oder gurgelnd in Schächten abfloss. Gefechtslärm und Explosionen tobten durch die gewaltige Halle und er konnte selbst von hier unten den Feuerschein auf der dritten Ebene ausmachen.

Diszipliniert rückten seine Leute zwischen die Reaktorblöcke vor. Während um sie herum die Hölle ausbrach, blieben sie erst mal unbehelligt. Die eingehenden Daten von Ganie zeigten ihm an, dass dort oben eine gewaltige Übermacht lauerte, die fortlaufend verstärkt wurde. Die Sergeantin befahl gerade den Dachssystemen, einen ganzen Bereich mit Aerosolgranaten zu säubern. Das würde nur kurzfristig Entlastung bringen. Varner ging das ihm zur Verfügung stehende Bildmaterial durch und sah sich seine Gegner mal näher an. Sie trugen rote Mäntel, verunstaltet mit den chaosüblichen Symbolen, die schon beim Betrachten als Bild Kopfschmerzen verursachten. Gut ausgerüstet, wenn die Versorgung mit diesen ganzen unterschiedlichsten Beutewaffen auch ein logistischer Albtraum sein dürfte. Oder sie versorgten sich einfach vom Feind, deswegen auch diese Mischmasch Bewaffnung. Sturmgepäck hatten sie keines dabei, sie rechneten mit einem schnellen Erfolg und hatten wohl nur ein beeindruckendes Arsenal an Waffen, Handgranaten und jeder Menge Munition mitgenommen. Und Varner fiel auf, dass sie nicht alle Gasmasken dabei hatten und ihre Uniformen nicht gerade isolierten. Ein tödlicher Fehler. Sofort ging er die Inventarliste der mitgeführten Raketen durch, welche für die Waffensysteme der Dachswerfer bestimmt waren. Sie hatten eine geringe Anzahl von Giftgaswaffen dabei, die auf Aerosolbasis hochtoxische Kontaktgifte freisetzten, welche das Nervensystem eines Menschen irreparabel zerstörten. Die Spezifikationen zeigten an, dass der hochtoxische Inhaltsstoff der Werfer ausreichte, die ganze Ebene drei und die darüber liegenden Lüftungssysteme zu fluten.

"Sergeant Donal, folgendes Manöver. Versaut die obere Ebene mit "Isiropil". Mischt zwei Giftgasgranaten mit je einer Splittergranate. Das wird Anfangs verschleiern, was da auf sie zukommt. Ganie, zieh deine Mädels da oben ab, bleib selber aber oben und leite das Feuer."
"Verstanden, übernehme Feuerleitung.", bestätigte Gunnery-Sergeant Senar und koordinierte sofort den Rückzug ihrer verbliebenen Panzer.
"Alles was noch auf der dritten Ebene ist, runter von dort, der Giftgasangriff startet, sobald Gebiet geräumt ist!", befahl er und führte derweil seine Leute zu einem Aufgang, der sie in die Nähe eine der Einstiegspunkte brachte. Nach und nach bekam er die Meldung, dass sich seine verbliebenen Leute in Sicherheit gebracht hatten. Ihre Rüstungen waren zwar für ABC-Kriegsführung ausgelegt, aber Isiropil verfügte über Schutzbrecher, welche auch die Filter einer Sturmrüstung überwinden konnten, wenn sie lange genug haften blieben.

"Obere Ebene ist nun frei!", meldete Gani nach knapp einer halben Minute und gleichzeitig begann der Giftgasangriff. "Und die Kleine hat Kontakt mit Chaos Space Marines!" Auf seinem Display wurden Liveaufnahmen der Zielkamera des Hummers von Sybil eingespielt. Auch bekam er die Position des Kontaktes überspielt. Verdammt, das passte jetzt gar nicht in sein Konzept. Das waren um die zwanzig Stück von diesen schwer gerüsteten Marines. Er konnte mit dem ihm jetzt zur Verfügung stehenden Kräften nicht gleichzeitig einen Gegenangriff in die obere Ebene einleiten und eine Einheit Chaos Space Marines bekämpfen. Nach den eingehenden Daten und ihrer Positionierung schienen sie sich auf den direkten Weg zur Schaltzentrale zu befinden. Das Terrain eignete sich für einen Hinterhalt, wahrscheinlich würde er sie mit seinen verbliebenen Kräften nicht wirklich aufreiben können. Dezimieren und etwas aufhalten, um sich Zeit zu verschaffen für die eigentliche Falle. Da er das primäre Angriffsziel der Verrätermarines mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Steuerzentarale vermutete, konnte er sie dort wie in einer Mausefalle zerquetschen.

"Sofort die Steuerzentrale verminen! Dann zieht euch zurück. Ihr habt maximal drei Minuten", wies er die Techniker und den verbleibenden Trupp dort an. Dann koordinierte er die restlichen Positionen und klärte mit Ganie ab, was sein weiterer Plan war. Die Dachs schossen derweil was das Zeug hielt auf die bekannten Stellungen und Eintrittspunkte des Feindes. Das Aerosol war geruchslos und fast durchsichtig. Nicht, dass so etwas in dieser Situation noch aufgefallen wäre.

Das charakteristische Brüllen von Boltern war in der Ferne zu hören. Der Kontakt zu Sybil war inzwischen abgebrochen und mit dem Schlimmsten war zu rechnen. Ihm wurde schwer ums Herz. Aber er konnte sich jetzt beim besten Willen nicht um dieses Einzelschicksal kümmern, es galt das Gesamtbild im Auge zu behalten. "Vorwärts!", befahl er und setzte sich mit seinem Kommandotrupp an die Spitze. Die Stufen der Treppe waren aus uraltem gesprungenen Beton, der von Jahrtausenden der Benutzung flach getretene Stufen aufwies. Das Treppenhaus wand sich einen der Kühlmeiler eines Plasmareaktorblocks entlang. Sie kamen, ohne beschossen zu werden, oben an. Überall lagen feindliche Soldaten im Todeskampf, mit blutigem Schaum vor dem Mund. Nur wenige hatten eine Gasmaske dabei gehabt und auch rechtzeitig aufgesetzt. Nicht, dass so etwas gegen diese Art von Kampfstoffen half. Moderne chemische Gase wie Isiropil wirkten primär über die Haut und nur sekundär über Atmungswege. Obendrein waren sie nur zwei Minuten wirksam, bevor der Stoff sich selbst zersetzte. So konnte der Feind eliminiert werden, während eigene Kampfeinheiten ohne Selbstgefährdung nur wenige Minuten nach dem Einsatz in die feindliche Stellung vorrücken konnten.

Hier oben hatte er eine gute Aussicht auf die Anlage, die über einen Quadratkilometer groß war. Graue Kühltürme aus Beton, in dem gewaltige Rohre aus Messing hineinliefen und stählerne Reaktorkuppeln mit gebürstetem Chrom überzogen lösten sich in gleichmäßiger Reihenfolge ab. Gewaltige Stützpfeiler trugen das unverputzte Felsengewölbe, in dem gewaltige Kabelstränge verschwanden. Das Ganze war mit einem Netz aus Brücken und Laufflächen miteinander verbunden. Nur sporadisch wurden sie beschossen und nahmen ohne Verluste den Eintrittspunkt des Feindes in Besitz. Aus Lüftungsschächten hingen einige Seile herab. Der Widerstand des Feindes war auf dieser Ebene gebrochen, der Kampf gegen eingesickerte Elemente und die Chaos Space Marines lief an anderer Stelle auf vollen Touren.

"Gruppe 2 sichert, 4 geht mit mir nach oben. Und hoch an die Siele." Die Rüstungen verfügten über die Möglichkeit, sich an Seilen einzuhaken, da Abseilaktionen durchaus eine übliche Art des Absetzens waren. Aber natürlich nicht die einzige, sondern die primitivste. Varner schulterte seinen Karabiner und griff als erster nach dem Seil. Es bedurfte seiner ganzen durch die Rüstung verstärkten Kraft, sich da hoch zu hangeln. Es war ein sehr mulmiges Gefühl, offen am Seil zu hängen. Aber keiner schoss auf ihn, während es unten auf der zweiten Ebene immer noch ein langanhaltendes Feuergefecht gab.

Endlich erreichte er die obere Kante des Lüftungsschachtes und zog sich hoch, nachdem er sich versichert hatte, dass der Beriech frei von feindlichen Elementen war. Der mit Moos und Pilzgewächsen überzogene Schacht war eigentlich sehr weiläufig, trotzdem konnte er nur gebückt stehen. Sofort nahm er seinen Karabiner von der Schulter und sicherte den Aufgang für nachrückende Legionäre. Schnell sammelten sich seine Leute, insgesamt hatte er hier sechzehn Mann oben. Das musste reichen.

"Wir trennen uns, vernichtet jeden verbliebenen Widerstand, aber das primäre Ziel ist, den Zugang zum Energieschacht zu lokalisieren und den eigentlichen Schacht dann zu sperren. Sprengen aber erst, wenn ihr sicher seid, dass es weiter vorne keine weiteren Einstiegsluken gibt. Bescheid sagen, wenn ihr ihn findet. Und jetzt los." Die Schildstürmer gingen an die Spitze, mühsam ihre schweren Schilde vor sich her schiebend. Sie schwärmten aus und versuchten, den verdammten Energieschacht zu finden.

"Kontakt!" Die Schildkamera des Rabauken überspielte stark verzerrt schwarz uniformierte Albtraumgestalten, die aussahen, als wären sie direkt aus einem Horrorfilm entsprungen. So stellte sich der normale imperiale Bürger einen Mutanten vor. Allerdings war das kein richtiger Mutant, sondern eine verdrehte Genschöpfung des verfluchten schwarze Adeptus. Das Ding sah aus, als hätte man ein Raubtier mit einem Menschen gekreuzt. Der Rabauke machte kurzen Prozess mit dieser Ausgeburt eines korrumpierten Labors, indem er mit seinem Flammenwerfer drauf hielt. Aber die Bestien stürmten gebückt auf sie zu, obwohl sie lichterloh brannten. So was hatte er noch nie erlebt. Furcht oder Schmerz schien dieser Feind keine zu kennen.

"Runter! Witwer, gib ihnen Saures!", brüllte Varner und hockte ab. Gerade noch rechtzeigt kippte der Rabauke seinen Schild nach innen, dann brach der Feuersturm los. Der Massenbeschleuniger des Witwers spie einen stetigen Strom massereaktiver panzerbrechender Geschosse in die angreifende Welle der Genexperimente und zerriss sie förmlich. Innerhalb weniger Sekunden war der Boden mit den unappetitlichen Überresten der Kreaturen bedeckt. Aus ihm nicht bekannten Gründen schienen diese Dinger den Einsatz des chemischen Kampfstoffes Isiropil hier oben gut überstanden haben. Entweder war die Konzentration hier schon zu dünn gewesen oder diese Dinger waren gegen typische chemische Kampfstoffe immunisiert worden.

"Auf! Weiter!" Sie rückten so schnell wie möglich weiter vor. Um sie herum brandete Gefechtslärm auf, seine Leute trafen auf massivem Widerstand an genveränderten Truppen, die sich hier als weitere Angriffswelle massiert hatten. Der erste Trupp von Gruppe 4 wurde nur hundert Meter von seiner Position von zwei Seiten in die Zange genommen. Bevor er ihnen zu Hilfe kommen konnte, wurde der Trupp überrannt und massakriert. Er bekam ihren Todeskampf live auf seine Helmsysteme überspielt. Der dritte Trupp wurde festgenagelt, konnte sich aber noch behaupten. Nur der zweite und sein Kommandotrupp stießen weiter vor. Wenn sie nicht bald den Energieschacht fanden, war es das. Sie mussten den eingesickerten Feind unter allen Umständen von Verstärkungen und Nachschub abschneiden.

Sie bogen um eine weitere Ecke und da war endlich ein Aufgang in Form einer Treppe. Überraschenderweise war der Widerstand an diesem Nadelöhr nur in Form zweier Waffenservitoren und eines schwarzen Adepten vorhanden. Nichts, was nicht nur durch eine Splittergranaten und eine Sprenggranate aus dem Weg geräumt werden konnte. Sie stiegen über die zerfetzten Leichen des Trio und stiegen die Treppe hoch. Am Ende erwartete sie ein offenes Panzerschott, das auf der anderen Seite eine starke Isolierung aus Keramik aufwies. Das konnte nur der Zugang zum Energieschacht sein.

"Schacht gefunden auf folgender Position!" Er gab die Koordinaten durch und markierte die Stelle auf der virtuellen Umgebungskarte. Der Schildstürmer rückte als erster vor. Der Schacht war leer, soweit sie sehen konnten. Weitere Türen waren nicht auszumachen. Der Stollen war vollständig mit nichtleitenden Materialen ausgekleidet, aber deutlich waren der Schmutz vieler Stiefel zu sehen, die erst vor kurzem hier entlang gelaufen waren. Varner war der einzige im Team, der einen Sprengstoffkurs absolviert hatte und etwas Sprengstoff mitführte. Da er keine Zeit und Equipment hatte, großartig Löcher in die Wände und Decke zu bohren, schoss er sich einfach welche mit seinem Plasmakarabiner. Die ultraheißen Geschosse brannten sich ohne Probleme durch die Isolierung und das Gestein. Zum Glück war der Sprengstoff hitzeunempfindlich, so dass er keine Ewigkeit warten musste, bis das Gestein ausgekühlt war.

Während der Rabauke und Witwer nach vorne sicherten, bereitete Varner die Sprengladungen vor. Der Rest vom Trupp hatte bei der Treppe Stellung bezogen und stetiges Feuer aus ihren Waffen zeigte an, dass sie dort viel zu tun hatten. Der Feind war schon in beträchtlicher Stärke in die Lüftungsanlage eingedrungen und versuchte nun diese Schlüsselposition zurück zu gewinnen. Er teilte das Päckchen in drei Portionen, knetete sie zu Zylindern und steckte je einen Funkzünder darauf.

"Von vorne kommt was!", meldete der Witwer und eröffnete das Feuer in kurzen gezielten Garben. So langsam ging auch seine Munition zu Ende. Ferne Explosion und verhallende Schmerzensschreie signalisierten, dass er seine Arbeit gut verrichtete. Varner begann die ersten Ladungen zu versenken und beeilte sich mit den anderen Päckchen.

"Munitionsvorrat unter zehn Prozent!" meldete der Witwer zwischen zwei Feuerstößen. Die Zeit wurde knapp.
"Rückzug zum Eingang!", befahl er, nachdem er auch die letzte Portion Sprengstoff versenkt hatte. Theoretisch musste das reichen, um den Eingang zu versiegeln. Jetzt konnte er auch einen Blick darauf werfen, was da auf ihm zukam. Weitere Schergen des Schwarzen Adeptus wie es aussah und einige waren in Schutzfelder gehüllt. Zum Glück keine weitere Marines, dass hätte ihm jetzt den Rest gegeben. Kaum waren sie auf der Treppe zu Lüftungsschächten, die unter schwerem Feuer lag, betätigte er den Zünder. Es gab eine gewaltige Detonation, Steinchen und Staub rieselten selbst hier noch von der Decke. Der Energieschacht war mit einer großen Staubwolke gefüllt, sodass er nicht sehen konnte, ob die Decke tatsächlich herunter gekommen war. Aber es war schwer anzunehmen.

Nach einer halben Minute hatte sich die Staubwolke soweit verzogen, um die Trümmer zu sehen, welche den Schacht nun blockierten. Damit waren sie erst mal hier sicher. Varner bezweifelte, dass der Feind in der nächsten Stunde schweres Grabungsgerät hier hinein schaffen konnte. Er konzentrierte sich nun wieder auf die Gegner, die sich schon im Lüftungssystem befanden. Und das waren nicht wenige.

"Zum Gegenangriff! Vorwärts, wir haben heute noch viel zu töten!", schrie Varner und schoss mit seinem Karabiner einen schwer verwundeten Skitarii nieder, der sich zu sehr aus seiner Deckung hervorgewagt hatte. Das würde noch ein langer Tag werden, bis er alle in diesen Block eingesickerten feindlichen Elemente eliminiert hatte.

Gedanke des Tages
Dies sind nun die letzten Kapitel um den Kampf um die Werft. Ich habe es in vier Abschnitte unterteilt. Heute begann es mit Varner, nächstes mal wird dann auf Danyel und das Chaos umgeschaltet, danach kommt die Kleine in den Fokus und im letzten Kapitel geht es noch einmal um Gabriel. Ich bin echt froh, wenn ich den Teil hinter mir habe. Es ist mir recht schwer gefallen, die Kämpfe zu designen. Teilweise bin ich auch nicht wirklich zufrieden, aber mir fehlt die Zeit und ehrlich gesagt inzwischen auch die Lust, da noch mehr Energie reinzustecken. Danach geht es dann mit der Raumschlacht linear weiter.
 
Ah, ein paar Änderungen hast du noch vorgenommen. Und anscheinend hab ich auch den einen oder anderen Fehler übersehen, aber naja. Die neue Beschreibung des Reaktorblocks gefällt mir sehr gut. Dieses Mal hab ich auch nicht so leicht den Überblick verloren.

Dass du froh bist, fertig zu sein, glaub ich gern. Das Gefühl kenne ich. Es gibt immer Kapitel, die man gerne schreibt und die leicht von den Fingern gehn, und solche, auf die man einfach keine Lust hat. Ich denke aber, alles in allem ist die Schlacht doch ziemlich gut geworden.