40k Das Schwinden Band I bis III vollendet

SHOKer

Mentor der flinken Federn
3 Februar 2006
4.790
4
33.391
32
Kam nun endlich dazu, den Teil zu lesen. Wieder gewohnt gut. Ich hoffe mal, dass jetzt Gad wie ein strahlender Held auftaucht, die Marines tötet und das Mädchen rettet.

wir sind doch nicht bei den Masters of War ;). Nakagos Geschichte ist hart, blutig und ohne Happy End.:angry:

Spaß beiseite, lasst uns abwarten, welches Schicksal die Kleine nun erwartet. So ganz sicher weiß ich es ja auch noch nicht, obwohl ich den nächsten Teil schon korrigiert habe. Deshalb bin ich auch gespannt auf nächstes Wochenende.
 

Nakago

Eingeweihter
1 November 2009
1.544
683
13.586
54
mir gefällt der teil,auch wenn ich sybil und ihren panzer irgendwie etwas übertrieben finde

Die Technologie aus dem dunklen Zeitalter ist halt deutlich besser als das, was jetzt im Imperium und beim Chaos herumkreucht. Und ich würde sagen, da wäre noch viel mehr drin gewesen.

vielleicht liegt es daran, dass ich einen gesunden respekt vor einem land raider habe, ich weiß nicht in wie vielen spielen der eine verdammt harte nuss zu knacken war

Ich habe mich da eher am Modell und der Zeichnung des Innenraums im Imperial Armour II orientiert. Im hinteren Teil kann man deutlich erkennen, dass die Aufpuffrohre durch die Panerzung durchgeführt werden und dort eindeutig eine Schwachstelle ist, die auch von leichten Waffen durchschlagen werden kann.

Gleichzeitig finde ich aber nicht nur die Kleine, sondern alle Truppen des Engelchens etwas übertrieben stark dargestellt. Gerade im Kampf gegen die CSM. So gut die Legion ausgerüstet sein mag, auch die Space Marines haben eine hervorragende Ausrüstung und dazu noch eine verbesserte Physiognomie. Aber sie haben eben den Bonus, dass sie die „Guten“ sind.^_^

Wenn man sich so die schwarze Legion betrachtet kommt man eher zum Schluss, dass sie die Losertruppe schlecht hin ist. Wann hat Abbadon das letzte mal einen Krieg gewonnen? Er bricht aus dem Wirbel heraus und wird trotz aller möglichen Gimmicks innerhalb kürzester Zeit wieder zurück geprügelt. Klar, er hat das Pech, dass GW keine Änderungen im Setting mag, wo die Mopfrisur mal Erfolg hat und nicht einfach schnell genug vor dem Imperium davon rennt. Und seit 10000 Jahren haben sie sich kaum fortentwickelt. Kein Wunder also, dass sie von einer Inovativen Technik mit flexibler Führung überrollt werden.

Auch wenn nun gerade kein konkreter Anlass dazu besteht, möchte ich doch noch sagen, dass ich es toll finde, wie viel Phantasie und Kreativität (und wohl auch etwas Fachwissen) du für die Beschreibung der Legion und ihrer Waffen und Gerätschaften aufgewendet hast. Es war vielleicht nicht immer einfach, dass alles im Text unterzubringen, aber ich kann mir so alles sehr gut vorstellen.

Danke schön!

Muuuaarrrrhh kommt das geil mit passender Musik (Hatebreed - Destroy Everything!)!
Zwar zerstört es einem die Vorstellung des rundum 14'er Landraiders aber dieses drastische überschreiten gefestigter "Bildung" bin ich von dir ja gewohnt und empfinde es mitlerweile als eine der größten Lesemotivationen (So nach dem Motto: Welche Phantasie zerstört er mir heute? Zockende Inqui's? Clown Kultisten? Morgen vielleicht Marneus Calgar beim Stepptanz in Strumpfhosen?) versteh das nicht falsch:
Ich finds einfach göttlich!

Marneus Calgar wollte ich eigentlich in einer Riverdance Vorführung unterbringen, aber jetzt hast du schon alles verraten. :lol:

Kam nun endlich dazu, den Teil zu lesen. Wieder gewohnt gut. Ich hoffe mal, dass jetzt Gad wie ein strahlender Held auftaucht, die Marines tötet und das Mädchen rettet.

Das wohl nicht unbedingt, aber lies selbst. :p

Spaß beiseite, lasst uns abwarten, welches Schicksal die Kleine nun erwartet. So ganz sicher weiß ich es ja auch noch nicht, obwohl ich den nächsten Teil schon korrigiert habe. Deshalb bin ich auch gespannt auf nächstes Wochenende.

Und schon ist es wieder soweit. Ein weiteres düsteres Kaptiel, (hüstel) wird aufgeschlagen und wie immer ein dickes Dankeschön für die Korrektur. Das nächste Update gibt es erst am übernächsten Montag, bin am nächsten Wochenende außer Haus.


Schütze Sybil "Kleine" Fahrer, Fahrerin von Hummer 122

Schwarze Legion
Captain Danyel, Kommandant des Verrätersystems
Leutnant Horel, sein Stellverterter

Danyels Ehrengarde
Sergeant Hazael,
Bruder Ira
Bruder Nebus - genannt der Weise
Bruder Jair - trägt eine Laserkanone
Bruder Obed
Bruder Uziah

Position:
Umkämpftes Gebiet
Segmentum Pacificus
System Verräterstern
Abbadons Werft
Reaktorraum
Zeit: 2 602 996.M41
Person: Gabriel

Aus einem Strudel der Dunkelheit gerissen, wachte Gabriel wieder auf. Für einen kurzen Moment war sie vollständig desorienteiert und wusste nicht, wo sie sich befand. War sie auf der "Maria"? Nein, der Schlachtenträger war seit Jahrtausenden inaktiv. Sie spürte Gavris Präsenz und Körper. Da erinnerte sich Gabriel an das Jetzt. Ihre Wirtin war sehr verunsichert, schien aber, da sie sich wohl in der Kommandozentrale befand, die Mission auch ohne ihre Hilfe erledigt zu haben. Dass hätte sie dem kleinen Pilgermädchen gar nicht zugetraut. Gabriel machte kurz Bestandsaufnahme und war zufrieden mit dem Ergebnis.

"Gute Arbeit, Gavri!"
"Danke Gabriel, war nicht ganz einfach. Was war denn nur los?"
"Ich bin nicht ganz sicher, so eine Art Ohnmacht. Wahrscheinlich kam es durch den Stress und Frustration zu einer Abkopplungsreaktion. Das ist mir bis jetzt noch bei keiner Wirtin passiert. Liegt vielleicht daran, dass wir noch nicht lange zusammen sind und diese Situation doch sehr außergewöhnlich ist. Es könnte auch an den sehr negativen Schwingungen liegen, mit dem dieser Ort behaftet ist. Ich übernehme jetzt wieder." Eher widerwillig überließ Gavri ihr die Steuerung ihres gemeinsamen Körpers. Gabriel konzentrierte sich auf die einkommenden Meldungen, besonders der Zug von Leutnant Varner war unter schweren Druck geraten. Sie schaltete auf den Hummerpanzer um, der sich gerade ein Gefecht mit einem Land Raider geliefert hatte. Der kleine Hummer hatte sich passabel geschlagen, wurde aber gerade von einem Chaos Space Marines in Terminatorrüstung buchstäblich zerlegt. Nach der Ikonographie seiner verdorbenen Rüstung zu schließen, hatte sie einen Hauptmann vor sich, wahrscheinlich handelte es sich um Hauptmann Danyel, Chef dieser Anlage. Dann brauchte sie gar nicht mehr nach ihm zu suchen.

"Major Wusley, halten Sie hier die Stellung, ich kümmere mich um die Probleme, die während meiner Abwesenheit aufgetaucht sind." Das hörte sich schon etwas seltsam an, da ja ihre Wirtin körperlich anwesend gewesen war. Sie zog "Ausgleicher" und konzentrierte sich. "Sprung!"

Sie kam vor dem Landraider und ihm heraus. "Explorer" war die eigentliche Bezeichnung dieses Gefährtes in der alten Zeit gewesen. Ursprünglich war der "Explorer" ein ziviles Fahrzeug für Extremplaneten gewesen. Vor über zehntausend Jahren hatte sie dafür gesorgt, dass ein gewisser Land über die entsprechenden Schablonen gestolpert war. Solide Technik, nichts Übertriebenes, genau das richtige, um die Armeen des Imperators zu unterstützen, ohne sie zu sehr von der Allmacht der Technologie des Dunklen Zeitalters kosten zu lassen.

Aber Gabriel war nicht hier, um sich uralte Primitivtechnik für Hinterwäldler anzusehen, sondern um sich um Danyel und seine Spießgesellen zu kümmern. Die Abscheulichkeit, in die sich der Hauptmann der Neunten Kompanie der Lunar Wolfes verwandelt hatte, verhörte gerade die Pilotin des total zerschossenen Hummerpanzers, in dem er für jede nicht beantwortete Frage eine ihrer Gliedmaßen abgetrennte. Der Pilotenanzug war so konzipiert, dass er zerstörte Segmente automatisch abriegelte, in dem er sich zusammenzog und den Blutverlust minimierte. Nur so war es zu erklären, dass die tapfere Frau die vielfache Amputation überlebt hatte.

Früher war er ein ansehnlicher Mann gewesen, der etwas Horus geähnelt hatte. Und Horus war wirklich gutaussehend gewesen, eine gelungene Mischung zwischen den Genen des Imperators und der ihren. Das waren ihre Kinder, trugen ihr Erbgut und waren inzwischen nur noch eine Ansammlung von mutierten Widerwärtigkeiten. Ihr wurde schon allein durch den Anblick dieser Abscheulichkeiten körperlich schlecht und schwer ums Herz. Für diese Kreaturen würde es keine Gnade geben.

"Hauptmann Danyel?", fragte sie überflüssigerweise und hatte die allgemeine Aufmerksamkeit der anwesenden Chaos Space Marines. Der ließ die immer noch lebende Pilotin einfach in ihren Panzer zurückfallen und nahm seine Kombiwaffe wieder auf. Von hier aus konnte sie nichts für ihre Legionärin tun, aber Gabriel vertraute auf die medizinische Versorgung des Anzuges.

"Bei den großen Vier! Das ist Mutter!", knurrte einer der schwarz gerüsteten Legionäre, der mit einem Tentakel seinen Bolter umklammerte.
"Bist du sicher?", fragte der Hauptmann seinen Untergebenen, als ob sie nicht vor ihm stehen würde.
"Ihr verfluchtes, blau brennendes Schwert würde ich immer erkennen."
"Ein Schwert allein macht noch keinen Engel aus, Bruder Ira. Mutter hatte Flügel und war größer. Also wer oder was bist du?"
"Ich bin so wahrlich Gabriel, wie ihr elendige Verräter seid! Und hört auf, mich Mutter zu nennen. Ihr verräterischen Abscheulichkeiten seid schon lange nicht mehr meine Söhne!"
"Du lügst, Mutter ist seit über 8000 Jahren tot."
"Ich muss zugeben, hätte mir Lucius nicht gesagt, dass du Hauptmann Danyel bist, ich hätte dich unter all dieser Widerwärtigkeit nicht mehr erkannt. Selbst deine Herzen sind so korrumpiert, dass ich nichts mehr von dem Mann von einst erkenne. Das letzte Mal vor Ullanor waren wir zusammen auf Jimangan."

"Ich erinnere mich an Jimangan und was du mit den armen Schweinen dort gemacht hast."
"Es geschah auf den Befehl des Imperators. Und die dortigen Herrscher hätten ihr Schicksal jederzeit abwenden können. Weiß Gott, ich habe sie gewarnt. Was dort passiert ist, war ein notwendiges Exempel und die restliche Union von Nachon hat sich nach dieser Lektion kampflos dem Imperium ergeben. Einst hieß es auf Terra, töte einen, um tausend zu warnen. Und du Kreatur bist wahrlich nicht der Experte, was Ethik und Moralfragen anbelangt."

"Wie es auch sei, wenn du wirklich Mutter bist, warum leben wir dann noch? Warum hast du noch nicht das gleiche mit uns gemacht, wie mit den Menschen auf Jimangan?"
"Weil es hier etwa zwei Millionen Sklaven gibt, die nicht unbedingt diese Art von Tod verdient haben."
"Du bist gut informiert, Mutter." Das letzte Wort betonte er besonders spöttisch.
"Lucius hat aus dem Nähkästchen geplaudert."
"Lucius plappert schon seit Jahrtausenden viel zu viel. Seine langweiligen Monologe sind berüchtigt im ganzen Wirbel des Chaos. Wie bist du an ihm vorbei gekommen? Leider ist dieser Schwätzer unsterblich, sonst wäre das Universum schon längst von seinem Geschwafel befreit worden."
"Er hat wahrscheinlich zum ersten Mal seit knapp zehntausend Jahren das Richtige getan. Anfangs hatte ich erhebliche Zweifel an seinen Absichten. Aber nachdem ich eure schwarze Pyramide gesehen habe, wurde mir klar, dass seine Konvertierung zu meinem Kämpen diesen Ort für alle Zeit entweihen wird."

"Äh! Das sieht der alten perversen Plaudertasche ähnlich. Hängt sein Fähnchen immer schön nach dem Wind auf. Viel heiße Luft, nichts dahinter. Dem Chaos kann man nicht so einfach abschwören. Dies ist ein Weg ohne Widerkehr. Unumstößlich! Das solltest du ja wissen."
"Das wird sich noch zeigen, was hier unumstößlich ist."

"Mutter! Ich bereue….", setzte der Chaos Space Marine an, der mit Bruder Ira angesprochen worden war, im flehentlichen Tonfall an. "Nichts!", donnerte er dann. "Unser Krieg war und ist gerecht! Wir wurden als Krieger erschaffen, aber deine Bürokraten wollten uns in ein Korsett aus unsinnigen Gesetzen sperren! Formulare in dreifacher Ausführung, was für eine Zumutung. Letztendlich wird die Geschichte uns Recht geben, dass der Weg in das Chaos der einzig gangbare Weg für die Menschheit ist. Nur im Warp können wir uns alle weiterentwickeln und zu neuer Größe heran wachsen! Wir sind zurück!"

"Es wundert mich, dass Ihr diesen Unsinn immer noch glaubt. Der Warp und die verdrehten Wesen darin sehen Menschen im besten Fall nur als lebende Energiespender an. Batterien voller Gefühle, von denen sie sich ernähren. Oder die sie als jederzeit ersetzbare Spielzeuge begreifen, die man nach Belieben benutzen, missbrauchen und anschließend aufgebraucht wegwerfen kann. Für die meisten Dämonen sind Menschen nichts weiter als eine Droge, deren Seele beim Verschlingen für einen kurzen Moment für Wohlbefinden sorgt und nach denen sie immer süchtiger werden. Nicht mehr und nicht weniger sind Menschen für diese Art von Kreaturen. Da gibt es nur die Weiterentwicklung zur reinen Energie über viel Leid und Qualen. Ihr seid doch solche verblendete Narren!", erklärte Gabriel aufgebracht. Hatten denn diese Dummköpfe noch immer nichts begriffen? Vielleicht hätten sie bei der Erschaffung der Space Marines ihr übergroßes Ego im Verhältnis zu ihrem nur in taktischem Denken erweiterten Verstand besser berücksichtigen sollen.

"Wenn wir versprechen, uns in den Wirbel des Chaos zurückzuziehen, lässt du uns dann gehen? Wir werden auch ganz brav sein", fragte höhnisch der Hauptmann mit überzogen flehentlicher Stimme.
"Das ist nicht lustig! Und bevor ihr sterbt, will ich euch Mistkerle noch etwas verraten. Ich ließ euch damals nicht in den Wirbel des Chaos entkommen, weil ich Mitleid mit euch verkommenen Verrätern hatte, sondern weil mir damals einfach die Kapazitäten fehlten, euch den verdienten Todesstoß zu geben. Die Armeen des Imperiums waren abgekämpft und es ist ja nicht so, dass es nur Euch als Feinde gegeben hätte. Die Ströme der Zeit sagten mir in zu vielen Fällen euren Sieg in einer finalen Schlacht oder zu hohe Verluste voraus, die sich in späteren Konflikten als äußerst fatal erwiesen hätten. Da erschien es mir klüger, aus der Position scheinbarer Stärke einen Vertrag mit Abbadon zu schließen und euren Sauhaufen in den Chaoswirbel zu verbannen. Mir war klar, dass der unbeherrschte Abbadon und seine bösartigen Spießgesellen diesen Vertrag eines Tages brechen, falls sie sich nicht im Wirbel gegenseitig auslöschen würden. Und ich war auf diesen Tag vorbereitet. Und es ist immer besser, wenn man als Verteidiger aus starker moralischer Position zurückschlägt. Leider wurde ich vorher meines weltlichen Körpers beraubt, bevor ich den letzten Schritt Eurer vollkommenen und absolut gerechtfertigten Auslöschung beginnen konnte. Aber jetzt bin ich zurück und der Tag der verdienten Abrechnung rückt unaufhaltsam näher. Die Tage der schwarzen Legion sind nun unwiderruflich gezählt. Also bilde Dir nicht ein, ich hätte euch damals aus Mitleid und Mutterliebe verschont!", antwortete Gabriel ruhig und durchaus süffisant. Die Worte trafen den Hauptmann und seine Legionäre sichtlich. Wahrscheinlich hatten sie sich bis heute äußerst hämisch über ihre scheinbare Schwäche gefreut. Nun zu erfahren, dass sie vielleicht am Ende doch noch hätten siegen können, war ein äußerst schmerzhafter Stich in eine empfindliche Stelle ihres Stolzes.

"Wollen wir wie Lucius den Tag mit Quasseln vergeuden oder die Sache wie Krieger klären? Wir sind zurück!", brüllte Hauptmann Danyel der Neunten Kompanie der Schwarzen Legion und das war das Angriffssignal für seine Leute.

"Wir sind zurück!", antworteten seine missratenen Brüder im Chor. Ein halbes Dutzend Boltergarben und ein Meltergeschoß durchschnitten die Luft, wo sie gerade noch gestanden hatte. Gabriel kam über Bruder Ira heraus, ihr Schwert fest mit beiden Händen umklammert, führte sie einen wuchtigen Hieb auf den Chaos Space Marine. Sie traf und schnitt ihn brutal in zwei Hälften. Die beiden vernichteten Dämonen hatten ihr neue Kraft gegeben, die sie nun von dem Speicher in ihrem Schwert ihrer körperlichen Stärke zuführte. Und sie war nicht in der Laune, diese uneinsichtigen Fanatiker subtil zu töten. In ihr tobte ein unbändiger Zorn auf diese ewig gestrigen Idioten. Obwohl sie das abgrundtief Böse umschlungen hatte, begriffen diese Narren immer noch nicht die wahre Natur Satans. Sicherlich waren die Luna Wolves nicht der Ursprung des Übels gewesen, das waren die Word Bearer in ihrer Verblendung. Aber Horus war die Gallionsfigur des Verrates geworden, ihr missratener fehlgeleiteter Sohn, der ihren Liebling Sanginius getötet hatte. Und dafür büßten diese Legionäre nun stellvertretend für ihren Primarchen ein weiteres Mal.

Sofort schwenkten die Marines ihre Bolter auf sie ein, aber trotz ihrer hochgezüchteten Reflexe waren sie zu langsam. Die Garbe durschnitt die Position, wo so einen Sekundenbruchteil vorher noch gestanden hatte. Mit einem kurzen Sprung durch den Warp kam sie direkt vor einem anderen Marine heraus und rammte ihm das Schwert von unten durch seinen behelmten Schädel. Dann sprang sie ein weiteres Mal durch das Immaterium. Die Verräter lösten ihre Formation auf und gruppierten sich gegenüberliegend mit dem Rücken zur Wand um. So konnte sie ihre Lieblingstaktik nicht mehr anwenden. Nun, sie hatte mehr als diesen Trick in Petto. Im Innenraum des Landraider nahm sie Deckung und manipulierte einfach den Marine, den sie gerade so noch aus der offenen Ausstiegsluke heraus sehen konnte. Mit den Kräften Gavris brachte sie ihn dazu, seinen Helm abzulegen und sich mit dem Bolter den Kopf weg zu sprengen. Mitleidslos sah sie zu, wie die kopflose Leiche zusammenbrach, während der Inhalt seines Schädels sich über die Tunnelwand verteilte. Da waren es nur noch drei Marines und der Hauptmann.

Als sie sich dem nächsten zuwenden wollte, nahm sie eine schnelle Bewegung im Innenraum des Landraider wahr. Und schon sprang sie ein mächtiger Hund an. Für einen kurzen Augenblick war Gabriel geschockt, da sie sie dessen Lebensimpuls nicht hatte spüren können, was eigentlich unmöglich sein sollte. Der massige Hund prallte gegen sie und riss sie um. Seine Krallen ratschten allerdings harmlos über ihre massive Rüstung, ebenso fanden seine Reißzähne keinen Schwachpunkt. Der Köter war schwer und sehr kräftig. Aber sie war schließlich nicht auf die Möglichkeiten eines vierzehn Jahre alten Pilgermädchens beschränkt, sondern sprang einfach mit dem Tier durch den Warp, kam aber noch innerhalb des Landraiders zum Vorschein, nur dass sie nun oben lag und mit dem Hund als Polster zu Boden krachte. Der Engel spürte, wie mehrere Rippen des Tieres unter ihrem Gewicht und der Wucht des Aufpralls zerbrachen. Sofort rollte sie sich von dem Vieh herunter und sprang auf. Mit einem gezielten Stich in die Herzregion beendete sie das Leiden des schrecklich anzusehenden Hundes. Um seinen Hals war ein metallenes Halsband mit arkanen Symbolen, die mit blutroten Edelsteinen ausgelegt waren. Die Struktur des Bandes zeigte ihr, dass es den Lebensimpuls des Tieres geblockt haben musste. Just in dem Moment wurde ein Gürtel mit Granaten in den Innenraum des Panzers geworfen. Sofort teleportierte sie sich hinter dem Panzer, während das Gefährt von einer mächtigen Detonation durchgeschüttelt wurde. Oben wurden zwei Eingangsluken vom Panzerwrack weggeschleudert.

"Ob es die Schlampe erwischt hat?", fragte einer der Marines.
"Würde nicht drauf wetten, bleibt wachsam", antwortete Danyel. Und schon spähte der erste Marine mit dem Bolter im Anschlag um den Panzer. Die erste Garbe schlug in ihr Schildsystem ein, da sprang sie auch schon wieder weg und kam hoch hinter dem Marine heraus. Sofort schlug sie im Fall mit Ausgleicher wuchtig zu und spaltete den Helm samt Inhalt. Wieder einer weniger und kein Schädel für den Blutgott. Aber ihr blieb keine Zeit, sich über den Erfolg zu freuen, denn ihr Schild wurde mit einer weiteren Salve aus einem uralten Bolter getestet. Mit einer heftigen Entladung brach es zusammen. Einer der schwarzen Legionäre war auf den Landraider geklettert und hatte sie unter Feuer genommen. Sie wollte nicht warten, bis er herausgefunden hatte, ob seine Projektile ihre massive Panzerung durschlagen konnten oder nicht. Also sprang sie durch den Warp, um sich hinter ihm zu bewegen.

Offensichtlich hatte sie diese Taktik inzwischen schon zu oft angewendet, denn sein rotierendes Kettensägenbajonett ratschte über ihre Panzerung, kaum dass sie aus dem Warpraum heraus gekommen war. Es fand eine Schwachstelle und der Marine legte seine ganze Kraft in den Stoß hinein. Mit einer mächtigen psionischen Entladung zerschmetterte sie ihn, bevor das kreischende Bajonett sich in ihr Fleisch graben und er noch obendrein seinen Bolter abfeuern konnte. Normalerweise setzte sie ihre Kräfte selten dazu ein, jemanden direkt zu töten. Sie hatte das Gefühl, dass es jedes Mal ein Stück ihrer unsterblichen Seele befleckte und sie sich ein Stück weiter vom Himmel entfernte. Der korrumpierte Marine wurde von ihr mit hoher Geschwindigkeit weggeschleudert und krachte mit brutaler Wucht gegen die Tunneldecke, wo er einen Krater schlug. Seine Rüstung zerbrach, als ob sie aus dünnem Weißblech und nicht aus Ceramit und Adamantit bestehen würde. Und der Inhalt wurde in eine breiige Masse aus zerquetschtem Fleisch und pulverisierten Knochen verwandelt, bevor der Überrest des einst stolzen Luna Wolves in einer Schuttwolke vollständig zerschmettert zu Boden krachte.

Eine weitere Salve eines Bolters krachte in ihre Seite. Panzerplatten wurden unter der Wucht demoliert und einige ihrer Rippen hielten den massiven Druck der massereaktiven Explosionsgeschossen nicht stand, obwohl die Rüstung nur unmerklich nachgab. Sie wendete den Kopf und griff mit ihrer Kraft nach ihm. Normalerweise zerdrücke sie nur Herzen, aber heute zerdrückte sie ihn wie eine leere Getränkedose, wie sie in manchen industriel hochentwickelten Welten üblich waren. Wie ein Haufen blutigen Schrotts brachen seine zusammengepressten Überreste zu Boden. Sofort richtete sie ihre Kräfte in sich selbst und heilte die gebrochenen Rippen.

"Zeig dich! Du verdammte hinterhältige Hexe!" Ohne sich weiter bitten zu lassen sprang sie nur zwei Meter vor die Abscheulichkeit mit dem Namen Danyel. Sofort richtete er seinen Kombimelter auf sie und wollte abdrücken. Mit einem mächtigen psionischen Impuls riss sie ihm die Waffe einfach aus der Hand und schleuderte sie gegen die nächste Wand, wo der Munitionsvorrat des Melter explodierte. Leider konnte sie nicht direkt ihre Kräfte gegen ihn wenden, da er wohl einige äußerst wirksame Schutzartefakte trug.

Vom Verlust seiner Kombiwaffe ließ sich Danyel nicht entmutigen. Sofort sprang er agil auf sie zu, seinem Gewicht von fast einer Tonne Hohn sprechend. Er täuschte mit der geballten Faust seiner nun leeren linken Hand an und versuchte sie mit seiner gewaltigen Energieklaue der rechten Hand zu packen. Geschickt wich sie seinem ungestümen Angriff mit einem blitzschnellen Seitschritt aus und ließ ihren Angreifer ins Leere laufen. Sofort rammte sie ihr Schwert durch einen der hinteren Wärmetauscher der Terminatorrüstung in seinen Leib. Die Klinge wühlte sich durch technische Komponenten und mehrere Lagen aus Ceramit und Adamantium, bis Ausgleicher eines der Herzen zerschnitt. Sofort riss sie ihr Schwert aus der Wunde und tauchte gewandt unter dem wütenden Hieb mit seiner Energieklaue hindurch, als der Hauptman mit unglaublicher Geschwindigkeit sich umdrehte und nach ihr mit seiner mit elektrischen Ladungen umspielte Klaue schlug. Die schwere Verwundung schien ihn nicht weiter zu kümmern.

Dafür traf er sie mit voller Wucht mit seiner linken Faust auf den behelmten Kopf. Das hatte sie nicht kommen sehen. Krachend ging sie zu Boden und nur weil sie sich sofort mit dröhnendem Kopf wegteleportierte, wurde sie nicht von seinem brutal zutretenden Panzerschuh zerquetscht. Sie kam unter der Tunneldecke genau über ihm heraus. Sie stürzte sich auf ihn hinab, schlug einen Salto und führte dann einen mörderischen beidhändigen Hieb mit aller Kraft auf seinen gehörnten Schädel. Er versuchte noch sich wegzuducken, aber dieses Manöver hatte sie kommen sehen.

Ausgleicher spaltete ihm den Schädel, während sie zwischen seinen Trophäenstangen auf seiner Rüstung landete. Der Marine war immer noch nicht tot, seine vier Erzdämonen hatten ihn wohlfeil gesegnet. Sie zog das Schwert aus seinem Kopf, während seine Klaue nach ihr zu schnappen versuchte. Sie sprang rechtzeitig ab, schlug einen weiteren Salto, kam sicher mit beiden Füßen auf und sprang ihn mit dem Schwert voraus an, bevor er die Lücke mit seiner Klaue schließen konnte. Sie durchschlug seine Panzerung auf der Höhe der Pupille des Horusauge seine verfluchte Rüstung und durchbohrte sein zweites Herz.

"Ich bin zurück!", schrie sie und leitete nun vernichtende psionische Energie in seinen immer noch lebenden Körper. Da nutzten auch seine unheiligen Artefakte nichts mehr, die er unter der Rüstung tragen musste. Die heilige Energie kappte die Bindungen zu seinen Erzdämonen und verbrannte seinen Leib zu einem Häufchen Asche. Es war vollbracht. Die Bestie war vernichtet und eine ausgebrannte Terminatorrüstung stand in der letzten Bewegung erstarrt wie ein Mahnmal vor ihr. Heute würde noch ein sehr blutiger Tag werden. Aber ein glorreicher Tag, ein Tag, an dem die Verräter die erste entscheidende Niederlage auf ihrem Weg der vollständigen Vernichtung erleiden würde. Dieses Geschwür war schon zu lange geduldet worden. Damit war nun Schluss. Auch wenn es Opfer kostete, wie der vollständig verstümmelte Leib der jungen Pilotin sie gemahnte, die inzwischen ohnmächtig geworden war. Aber ihr Opfer würde nicht sinnlos sein, denn ihr Krieg war notwendig. Vorsichtig nahm sie den Torso und teleportierte damit direkt in den Verbandsplatz ihrer Einheit. Sofort wurde sich um diese tapfere Frau gekümmert, die sich lieber in Stücke hatte schneiden lassen, als etwas zu verraten.

Aber sie wollte, bevor sie den Kampf weiter führte, noch etwas abklären. Mit einem kurzen Gedankenimpuls sprang sie zurück. Der Explorer oder Landraider, wie man diese Fahrzeuge neuerdings allgemein nannte, war ausgebrannt. Die Granaten hatten den Innenraum verwüstet und die Leiche des Hundes war nur noch an seinem Halsband auszumachen. Als sie dieses Band näher betrachtete, bestätigte sich ihr Verdacht. Himmelmetall, leicht mit Bronze zu verwechseln. Im sogenannten dunklen Zeitalter der Technologie hatten sich Psioniker mit solchen Stirnbändern vor dem verderblichen Einfluss der Warpkreaturen geschützt. Im Gegenzug machte das Band auch den Psioniker für andere weltliche Psioniker unsichtbar. Deswegen hatte sie den Hund im Panzer nicht wahrgenommen. Aber wie kam es, dass ein solch altes und wertvolles Artefakt als Hundehalsband missbraucht wurde? Dieses System war wahrscheinlich ein altes Rückzugssystem aus dem Zeitalter der Konzernkriege, vielleicht gab es hier noch Lager mit solchen Gegenständen und die Finder hatten nicht erkennen können, um was unglaublich Wertvolles es sich hierbei eigentlich handelte. Theoretisch konnte Gabriel solche Bänder reproduzieren, da sie über das entsprechende praktische Wissen über die Zusammensetzung der Legierung und den Herstellungsprozess verfügte. Aber wenn sie ausreichend weitere Bänder fand, würde ihr das viel Mühe und Ressourcen ersparen. Leider konnte sie Danyel nicht mehr danach fragen, aber vielleicht wusste ja Lucius etwas damit anzufangen.

Gedanke des Tages
Hier wieder ein Kampf, mit dem ich zufrieden bin. Das Kapitel ist eine gute Mischung aus Dialog und Action. Ich habe lange geschwankt, ob ich die Kleine hier nun sterben lassen soll oder nicht. Letztendlich habe ich mich dagegen entschieden, weil die kleine Sybil Fahrer einfach ein anderer Charakter als die meisten anderen sind. Sie hat kein dunkles Geheimnis und vielleicht die größte Möglichkeit von allen, sich signifikant weiter zu entwickeln. Deswegen habe ich mich entschlossen, sie das Gefecht doch noch überleben zu lassen, wenn auch schrecklich verstümmelt. Damit endet die Schlacht um die Werft und es wird auf das Geschehen im Raum umgeschaltet. Noch zwei Kapitel und das Buch III ist zu Ende.
 
Zuletzt bearbeitet:

CSM BL

Aushilfspinsler
24 April 2011
26
0
4.711
Hallo, ich hab die Geschichte bis Heute still und heimlich gelesen, wollte jetzt aber posten wie toll ich die Geschichte finde! (durchgehend)Daumen hoch!
Mach weiter! Smile

Da du ihn wahrscheinlich noch öfter erwähnen willst, man schreibt "Abbadon" mit einem b und zwei dd.
Oder hat es copyright-Gründe?
 
Zuletzt bearbeitet:

Nakago

Eingeweihter
1 November 2009
1.544
683
13.586
54
Danke für das Feedback und an SHOKer für die Korrektur.

Puh, gerade vom Nippon Connection Festival zurück und waren ein paar echt coole und auch inspierirende Filme dabei. :lol:

Hallo, ich hab die Geschichte bis Heute still und heimlich gelesen, wollte jetzt aber posten wie toll ich die Geschichte finde! (durchgehend)Daumen hoch!
Mach weiter! Smile

Danke für das Lob! :wub:

Da du ihn wahrscheinlich noch öfter erwähnen willst, man schreibt "Abbadon" mit einem b und zwei dd.
Oder hat es copyright-Gründe?

Ne, ist einfach nur ein Rechtschreibfehler. Danke für den Hinweis.

schönes kapitel,stimme ich dir zu

nur noch 2 kapitel und band 3 ist vorbei?

dann kommt hoffentlich sofort band 4,oder?ODER?! ;-)

Nö, dass wird wohl einige Monate noch dauern. Ursprünglich war es viel kürzer und deswegen fast schon fertig. Aber dann hatte ich noch ein paar Ideen und die auszuformulieren wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.


Persona Dramatis
Admiral Lino Lope, Oberkommandierender der Flotte, hat ein Faible für Frauen
Lilith Maglista, Kommandantin der "Hoffnung der Galaxis".

Jyoti System

seine himmlische Majestät Kavi XXI - Kaiser von Jyoti, Träger der Krone mit den 49 Perlen
Blandus de Kadarian - Terrys Verlobter, Gardeleutnant des 2. Überschweren Kaiserlichen Garderegiment und zweitbester seines Jahrganges
Therestina "Terry" de Zarn - 7990 Anteilseignerin in direkter Folge, Tochter des Kanzlers von Laxmi
Vasuda de Zarn, Terrys um ein Jahr jüngere Schwester.


Position:
Umkämpftes Gebiet
Segmentum Pacificus
System Verräterstern
Flaggschiff "Hoffnung der Galaxis"
Zeit: 2 602 996.M41
Person: Admiral Lino Lope

Seit fast einer Stunde spielte Linus Lope mit der "Totentanz", als dieses Schiff der Berserker Kreuzerklasse war es identifiziert worden, Katz und Maus in dem Asteroidengürtel. Es war nur die Frage, wer hier die Katze, und wer die Maus war. Die Jungs auf dem Kreuzer kannten ihr Terrain in und auswendig. Auch schienen sie einiges drauf zu haben. Laut Datenverzeichnis war die Finstere Ekstase an verdammt vielen erfolgreichen Überfällen auf Planeten und Konvois beteiligt gewesen. Die "Grenzenloser Profit" hatte sich nun erfolgreich aus dem Gefecht lösen können und schleppte sich schwer angeschlagen in Richtung der blauen Festung, um von ihr aufgenommen zu werden. Hoffentlich schafften sie es bis dahin. Der ganze Gürtel wimmelte inzwischen von Sensenwindjägern und Höllenfeuerbombern. Die Kampfstärke des Feindes betrug inzwischen das Doppelte der von ihr vermuteten und es schienen eher mehr statt weniger zu werden, obwohl ihre eigenen Phiraniajäger und Bomber ganze Arbeit machten.

Endlich sah Lope eine Möglichkeit, einen Lanzenstoß der Frontwerfer auf kürzeste Distanz anzubringen. Mit geistigen Befehlen, die er über das Interface übermittelte, dass direkt mit seinem Gehirn verbunden war, aktivierte er die Batterien und schoss eine Salve auf den Punkt ab, die der Kreuzer gleich passieren musste, wenn er seinem bisherigen Muster folgte. Und tatsächlich flog der feindliche Kreuzer direkt in die Garbe. Einer der Strahlen durchbrach erfolgreich die Schilde und traf mittig die Triebwerksektion. Eine schwere Explosion erschütterte das Schiff und drei der vier Triebwerksdüsen erloschen augenblicklich. Der feindliche Kapitän reagierte sofort auf die für ihn prekäre Situation und drehte bei, um ihm die volle Breiseite seiner Plasmabatterien zu präsentieren.

Admiral Lope hatte dieses Manöver aber mit in seinen Plan einberechnet und tauchte mit seiner "Hoffnung der Galaxis" schon längst in Deckung eines großen Asteroidenbrockens, der von dem Plasma zu Schlacke verwandelt wurde. Nun war sein Kreuzer in perfekter Position und feuerte die Plasmawerfer ab. Partikel, so heiß wie direkt aus einer Sonne, schlugen in die massive Frontpanzerung ein, nachdem sie die Frontschilde durchschlagen hatten. Die Beschädigungen waren ordentlich, aber noch war die "Totentanz" einsatzbereit. Und überaus gefährlich. Obwohl angeschlagen, versuchte das feindliche Schiff, eine Breitseite anzubringen, die ihn nur knapp verfehlte. Seine dagegen traf, wenn auch nicht wirklich verheerend. "Verdammter zäher Bastard!", knurrte Lope und wünschte, er könnte jetzt an einem Lho-Stäbchen ziehen.

Er leitete ein waghalsiges Wendemanöver ein, was das Schiff um 120% belastete. Allzu oft sollte er solche Manöver nicht mehr vollführen oder irgendwann brach das Schiff auseinander. Wieder kam er in Schussposition und jagte nun auf gerade mal zehn Längen Entfernung eine Breitseite in den Triebwerkssektor. Diesmal gab es eine Reihe von Explosionen, bevor eine neue Sonne aufging und die Festigkeit seiner Schilde testete. Die Hälfte brach ein, aber die anderen standen fest und hielten so die "Hoffnung der Galaxis" frei von Beschädigungen.

"Gott sei Dank!" Er brachte sein Schiff auf neuen Kurs und musterte die Holokarte vor ihm. Gerade leuchteten Dutzende neue Icons auf, als Langstrecken-Auguren auf dem Minenmond eine neue Bedrohung erfassten. Da stiegen tatsächlich ein Kreuzer der Henkerlasse begleitet von einem Verband aus vier Fregatten der Fluchklasse, zwei Verbänden von je sechs Zorn-Zerstörern, die von einem Schirm aus Acht Schwadronen von Sensenwindjägern und sechs Schwadronen Höllenfeuerbomber eskortiert worden. Dass auf den Welten noch Schiffe stationiert waren, hatten sie als gegeben angesehen, aber mit solch einer großen Flottille hatte er jetzt doch nicht gerechnet. Was würde dann erst auf den anderen Welten zu ihnen noch aufsteigen?

Er gab den Befehl, alle verbliebenen Schwadronen der blauen Festung zu starten und beorderte die letzte Reserve dazu. Der Admiral steuerte auch seinen Kreuzer auf Abfangkurs. Jetzt hatte er etwas Luft und schaffte sich einen genaueren Überblick. Das kleine süße Hexlein meldete gerade die Einnahme der Kommandozentrale der zentralen Werft. Damit war ein wichtiges Teilziel erreicht, wenn auch weit hinter dem Zeitplan. Alle Wachschiffe im Gürtel waren wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit vernichtet. Es würde keinen Sinn machen, sich jetzt noch zurückzuhalten. Elf Schiffe, die in ausgehöhlten Brocken des Asteroidenfeldes versteckt waren, kontrollierten nun die erfolgreichen Entermannschaften. Siebenundachtzig Schiffe waren noch umkämpft, drei Entermannschaften waren irrtümlich in Depots gesprungen und warteten darauf, abgeholt zu werden. Fünf Entermannschaften meldeten sich nicht mehr, bei einer war sofort nach dem Sprung der Kontakt verloren gegangen, die anderen vier waren entweder niedergekämpft worden oder konnten sich wegen technischer Probleme nicht mehr melden.

Von den achtzehn feindlichen Transportschiffen waren inzwischen drei abgeschossen, zwei erfolgreich geentert, vier umkämpft und eines war leider erfolgreich zum Industrieplaneten durchgebrochen. Die restlichen acht Transporter versuchten, sich noch in Sicherheit zu bringen. Der Feind hatte bis jetzt dreihundertzweiundzwanzig Sensenwindjäger und Zweihundertundelf Höllenfeuerbomber verloren. Also eine recht ordentliche Quote. Ihre eigenen Verluste waren ein schwerstbeschädigter Handelskreuzer, zwei abgeschossene Trägerschiffe, also umgebaute Transporter, ein bewaffneter Transporter und ein Zerstörer. Dazu kamen siebenundachtzig vernichtete Piranhas und achtzehn Schildkrötenbomber. Allerdings waren noch einige weitere vermisst, entweder hatten sie ihre Funkanlage verloren oder waren ebenfalls abgeschossen worden. Ein imperialer würde das als Moderat einstufen, Lope aber war jedes verlorene Menschenleben eines zu viel. Verluste musste man im Krieg akzeptieren, aber eben auch minimieren. Aber die Trauer musste warten, bis der Sieg errungen war und obwohl es bis jetzt noch recht gut aussah, konnte es noch kippen. Das Chaos war kein Feind, der leicht aufgab, denn auf Versager wartete hier mehr als nur ein Erschießungskommando. Denn die vier Erzdämonen des Chaos, so unterschiedlich sie auch sein mochten, duldete kein Versagen bei ihren Anhängern und ihre Strafmaßnahmen dauerten eine Ewigkeit.

Position:
Umkämpftes Gebiet
Segmentum Pacificus
System Verräterstern
Höhe Asteroidfeld Alpha
Schildkröte Nummer drei der zweiten Rotte des vierten Schwarms der fünften Staffel der siebten Schwadron
Zeit: 2 602 996.M41
Person: Korporal Terry de Zarn

Mehrere in goldene Seide gehüllte Diener zogen die goldbesetzten Flügeltüren vor ihnen auf. Die Musik spielte auf und Terry schenkte ihrem uniformierten Partner ein strahlendes Lächeln ihrer vollen roten Lippen, während ihre makellosen weißen Zähne aufblitzten, was einen schönen Kontrast zu ihrer dunkelfarbenen Haut bewirkte. Sie schien über das Parkett zu schweben, als sie die Kolonne der Debütantinnen anführte. Ihre Füße steckten in glänzenden hochhackigen Plateauschnürschuhen, deren Sohlen aus Elfenbein mit kunstvoller Miniaturschnitzerei versehen waren. Dank der hohen Schuhe war sie auf Augenhöhe mit ihrem stattlichen Tanzpartner. Ihr langer, aber nach vorne offener Rock war aus hauchdünnen, silbernen Elektrumfäden nach der neusten Mode geschneidert. Ihr schulterfreies Top war aus dem gleichen Material gefertigt und betonte ihre jugendlich festen Brüste. Ihr flacher freier Bauch war mit einem aufwendigen Muster verziert, welches ihr Bauchnabelpiercing, ein gewaltiger blauer Diamant, noch stärker hervor hob. Ihre Hände mit den langen Fingernägeln steckten in Handschuhen, welche ihr über die Ellenbogen reichten. Ihr Hals schmückte eine platinfarbene Halskette, die zwölf blauen Diamanten identischen Schliffs einen würdigen Rahmen gab. Ihre Frisur bestand aus unzähligen dünnen Zöpfchen, in denen silberne, goldene und kupferne Fäden eingeflochten waren. Die Zöpfchen endeten in kleinen Anhängern mit Edelsteinen.

In dem gewaltigen Goldenen Saal des himmlischen Palastes war die Elite von Jyoti versammelt. Den Namen "Goldener Saal" trug diese offizielle Zeremonienhalle zu Recht. Jedes Detail dieses mehr als zweihundert Meter langen Raumes war vergoldet. Über zehn Meter hohe Portraits der herausragensten Großkaiser der letzten zwanzigtausend Jahre schmückten die Wände. Auf einer mächtigen Empore am anderen Ende des Saals thronte der amtierende Großkaiser von Jyoti, seine himmlische Majestät Kavi XXI, der seit über dreihundert Jahren über die neunundvierzig bewohnten Welten des Systems herrschte. Hinter ihm war ein gewaltiges Wandgemälde angebracht, welches den Imperator im feierlichen Moment zeigte, als dieser den Vertrag über den friedlichen Anschluss des gesamten Jyoti Systems an das Imperium der Menschheit besiegelte. Und wie damit der "Himmlischer Palast", ein gigantisches Schlachtschiff der Imperatorklasse in den Besitz des Kaiserhauses kam. Und sie befanden sich gerade auf der "Himmlischer Palast", welche im Orbit des Mondes Laxmi kreiste.

Die Sonne Jyoti umkreisten in der Biosphärenzone drei Gasriesen mit vielen Monden. Und diese Monde waren schon alle im Dunklen Zeitalter der Technologie besiedelt worden. Viele stabile Warprouten führten in das System und so war es kein Wunder, dass dieses System als das Juwel des Segmentum Pacificus genannt wurde. Auch wenn dieses System nie im Fokus der imperialen Geschichtsschreibung gestanden hatte, so waren doch viele berühmte Persönlichkeiten durch dieses System gereist, darunter einst der Imperator persönlich. So wie auch die Kriegsmeister Macharius und Slaydo. Die Neunundvierzig Welten hatten alle ihren eigenen Gouverneur, im örtlichen Dialekt Maharadscha genannt. Aber über ihnen allen thronte der himmlische Kaiser, der direkte Stellvertreter des Imperators in diesem System. Darunter war die Adelsschicht der Anteilseigner, welchen einst die Jyoti Corporation gehört hatte, welche mit ihren Mitteln das System besiedelt hatte. Kein Geschäft war legal, so lange nicht ein Anteilseigner ihm seinen guten Namen gab. Die nächste Schicht waren die der Erstsiedler, welche einst der ersten Siedlungswelle angehört hatten, welche mit gewaltigen Terraforming Maschinen die Welten für Menschen bewohnbar gemacht hatten. Dann kamen die Zweitsiedler, auch noch angesehen, aber eben nur noch die zweiten. Sie stellten immer noch die Schicht der Verwaltungsbeamten. Unter ihnen standen die Schichten der Dritt-, Viert- und Fünftsiedler. Außerhalb des Kastensystems standen die Außenweltler, also Nachfahren von Schiffsbesatzungen, imperiale Beamte oder Militärs. Oder einfach Siedler oder Flüchtlinge aus umliegenden Welten. Sie lebten in abgeschotteten Enklaven. Die Kaste der Anteilseigner war die einzige Volksgruppe, die vollständige Wahlfreiheit hatte, wie sie ihren Lebensunterhalt verdienten. Die meisten lebten davon, dass sie ihren Namen unter Verträge schrieben und dafür jeden Monat einen festen Betrag kassierten.

Therestina de Zarn gehörte einer der mächtigen Familien der Kaste der Anteilseigner an. Mit sechs Jahren hatte sie die Genealogie ihrer Familie auswendig lernen müssen, 7989 Generationen derjenigen, die vor ihr waren. Zweihundertdreißig Jahrhunderte Familiengeschichte. Ihr Erbe war ihre Verpflichtung. Eine Verpflichtung, der sie ihr Leben unterzuordnen hatte. Sie lächelte ihren Verlobten, den frisch gebackenen Gardeleutnant Blandus de Kadarian des 2. Kaiserlichen Gardejagdgeschwaders an. Seine prächtige Uniform war aus Seide, mit massiven Kordelschnüren aus Elektrum verziert. Stolz prangte die silberne Spange des Jahrgangszweitbesten auf seiner Ehrenschärpe, die er um den Bauch gewickelt trug.

Ihr Vater und ihre Mutter standen in unmittelbarer Nähe unterhalb der Empore des Himmeslkaisers bei den Ehrengästen, hatte es doch ihr Vater zum Kanzler von Laxmi gebracht. Ein hoch angesehenes Amt. Zwischen ihnen stand ihre um ein Jahr jüngere Schwester Vasuda, die einen verstimmten Eindruck machte. Auch sie wäre am liebsten heute schon mit den Debütantinnen einmarschiert, aber sie würde sich zwei weitere Jahre gedulden müssen, da der Himmlische Palast die besiedelten Welten nur alle zwei Jahre besuchte. Da es so viele besiedelte Planeten und Monde im Jyotisystem gab, brauchte es eben seine Zeit. Der Ballsaal des Gouverneurspalasts war größer als mancher Paradeplatz. Und wie auf einer Parade kam sie sich auch vor. Nicht nur, weil ein Großteil der Männer, welche die Debütantinnen führten, in Uniform war, sondern auch wegen der leicht militärisch angehauchten Musik. Das Kaiserliche Militär war ein integraler Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Es war üblich, dass die männlichen Nichterben eines Anteilseigners eine Laufbahn zum Berufsoffizier einschlugen. Und es gehörte zum guten Ton, dass jeder Mann wenigstens zwei Jahre Dienst in der Reserve geleistet hatte.

Das Defilee endete und die Musik wurde zu einer reinen Tanzmusik. Sie ließ sich von ihrem Verlobten führen und wirbelte so leichtfüßig wie ein Schmetterling über das Parkett aus erlesensten Hölzern verschiedenster Planeten, wohl wissend, dass Tausende von Augenpaaren jeder ihrer Bewegungen folgten und nur darauf warteten, einen Makel zu entdecken. Aber darauf konnten die lange warten. Sie war eine de Zarn und die patzten nicht. Niemals.

Schließlich klang das Lied aus und die Paare knicksten oder verbeugten sich vor dem Gastgeber, dem himmlischen Kaiser, der huldvoll mit seinem hinter Goldfäden verhüllten Gesicht ihnen zunickte. Die Zuschauer applaudierten nun den Paaren. Diener reichten Erfrischungen und auch Therestina de Zarn nahm sich eines der Gläser, die mit einer prickelnden Flüssigkeit gefüllt waren. Sie nippte vorsichtig daran und genoss den Geschmack.

Es war eindeutig Blut, was Korporal Therestina de Zarn in ihrem Mund schmeckte. Das riss sie aus ihren Traum aus längst vergangenen Tagen, als ihre Zukunft als repräsentative Ehefrau eines Kaiserlichen Gardeoffiziers aus angesehener Familie zementiert schien. Vorsichtig öffnete sie die Augen und sah den engen Wartungsschacht vor sich. Sie blinzelte mehrmals, das Traumbild ihrer Erinnerung verblaste endgültig und die jetzige Realität hatte sie wieder. Einige lose Teile schwebten in ihrem Blickfeld, die künstliche Gravitation war offensichtlich ausgefallen. Auf der internen Uhr ihres Helmdisplays war es drei Stunden später, als es hätte sein dürfen. Das bedeutete, dass sie drei Stunden bewusstlos gewesen war und niemand war gekommen, nach ihr zu sehen.

"Scheiße!", murmelte sie schmerzerfüllt, als schreckliche Kopfschmerzen einsetzten. Mit einem Gedankenbefehl injizierte ihr Anzug ihr ein starkes Schmerzmittel und der Schmerz sank zu einem Pochen ab. Mühsam versuchte sie, sich zu orientieren. Das Schott hinter ihr war verschmolzen und nutzlos, also bewegte sie sich den Schacht entlang Richtung Rumpf.

"Hallo? Was ist passiert?" Keine Antwort, ihr Funk war auch defekt, wie ihr kurz darauf ein Diagnoseprogramm mitteilte. Als sie das Schott öffnete, wurde ihr klar, dass es den Bomber schlimm erwischt haben musste. Der Haupttriebwerkblock war nur noch eine zerschmolzene Masse Metall und sie konnte von Glück sagen, dass der Block noch an Ort und Stelle stand. Sie wand sich durch weitere Schächte und kletterte hoch zur Kanzel. Aber dort, wo der Schleuseneingang sein sollte, sah sie die Röhre, in welcher die Rettungskapsel gelagert war und das bedeutete, die Kapsel war weg und damit die ganze Besatzung. Sie blickte wortwörtlich in die Röhre und in die schnell vorbeiziehenden Sterne, da das Wrack sehr schnell um die eigene Achse rotierte. Terry hakte die Sicherheitsleine ein und vorsichtig tastete sie sich die leeren Röhre entlang in Richtung Kopf des Schiffes, der noch halbwegs intakt aussah, von einem oberflächlichen Treffer einmal abgesehen. Als sie hinausblickte, sah die junge Korporal, dass sich der komplette rechte Flügel gelöst hatte. Auch war der gesamte obere Aufbau so gut wie nicht mehr vorhanden. Der linke Flügel war noch zur Hälfte da. Hinten sah es auch nicht gut aus, das Haupttriebwerk und das sekundäre Triebwerk waren vollständig hinüber. Allerdings schien das linke Steuertreibwerk noch intakt zu sein. Zwei der zentralen Defensivtürme waren vollständig abgerissen, die von den Flügeln fehlten zwangsläufig sowieso.

Da sie zuerst nicht wusste, was sie tun sollte, ging sie zurück ins Innere des Schiffes und erreichte schließlich die kleine Werkstatt, die zum Glück mit einem Schleusensystem versehen war, falls der Rumpf einen Treffer abbekam. Die Werkstatt war ein etwa sechs Meter langer und drei Meter breiter Raum, an der Wand entlang standen verschiedene Maschinen zur Instandhaltung. Auf der anderen waren Regale und Schränke mit Ersatzteilen und auch Rohmaterial. Die Schildkröte war auch auf länger andauernde autarke Patrouillenmissionen von mehreren Wochen ausgelegt, deswegen war die Werkstatt auch so gut bestückt. Ganz am Ende stand ein Pilotensessel vor einer Steuerpaneele genau für solche Situationen, wo die Rettungskapsel gestartet oder zerstört war. Eingeschränkt konnte man das Schiff auch von hier steuern.

Als erstes hangelte sie sich zum Sessel und schnallte sich dort an. Dann nahm sie den Helm ab und atmete tief die unverbrauchte Luft in der Werkstatt ein. Sie hakte den Helm an die Lehne und stöpselte sich in die Konsole ein. Der Hauptcomputer war mit der Rettungskapsel weg, das Notsystem funktionierte aber noch. Die übermittelten Daten waren äußerst deprimierend. Neben dem Haupttriebwerk war auch der Hauptreaktor defekt, obwohl er optisch unbeschädigt ausgesehen hatte. Auf alle Fälle gelang es ihr nicht, ihn neu zu starten. Dafür schaffte sie es, das Notaggregat hochzufahren, und konnte nun auf die primäre linke Steuerdüse zugreifen. Nach unzähligen Anläufen gelang es ihr, einen stabilen Kurs einzuschlagen und das wilde Schlingern hörte endlich auf. Das Schiff verfügte noch über genügend funktionierende Sensoren, um ihre Position festzustellen. Da sie die Position der blauen Festung wusste, die als allgemeiner Rückzugspunkt in dieser Offensive galt, gelang es ihr, einen Kurs zu berechnen. Mit sehr viel Fingerspitzengefühl schaffte Terry es, diesen Kurs auch einzuschlagen, jedenfalls mehr oder weniger. Sie würde wohl noch mehrmals korrigieren müssen. Auch setzte die künstliche Gravitation wieder ein und die Absorber arbeiteten einwandfrei.

Da ihr Gesicht sich schmutzig anfühlte, wusch sie sich am kleinen Waschbecken in der Werkstatt. Erst jetzt merkte sie, dass sie eine Platzwunde an der Stirn hatte und ihre Gesicht eine Maske aus getrocknetem Blut war. Das Wasser färbte sich rot, als sie ihr Gesicht wusch und schließlich abtrocknete. Was wohl mit der übrigen Crew passiert war? Hatten sie den Start der Rettungskapsel überlebt? Oder war die auch abgeschossen worden? Erfassen konnte sie die Kapsel mit den verbleibenden Systemen des Schiffes nicht. Dazu müssten sie schon in Sichtweite sein. Müde setzte sich in den Sessel zurück und überprüfte, was von den Waffensystemen noch übrig war. Sie verfügte noch über zwei Langstreckentorpedos und Geschützturm 3 meldete volle Kampfbereitschaft. Alle anderen Systeme meldeten sich nicht oder ließen sich wie Turm 4 nicht mehr bewegen, was den Turm fast komplett nutzlos machte. Alles in allem war die Situation nicht hoffnungslos, aber momentan blieb ihr nichts anderes übrig, als zu warten.

Position:
Umkämpftes Gebiet
Segmentum Pacificus
System Verräterstern
Flaggschiff "Hoffnung der Galaxis"
Zeit: 2 602 996.M41
Person: Admiral Lino Lope

Die feindliche Flotte war der seinen, was die kleineren Schiffe und Angriffsverbände anbelangte, fast im Verhältnis von zwei zu eins überlegen. Dazu stand er noch gegen Kreuzer der Henkerklasse, was ein hervorragendes Kampfschiff mit überragender Feuerleistung war. Sie hatten es inzwischen als die „Blutrausch“ identifiziert, was nicht besonders schwer war, da das Schiff mit diesem Wort auf allen Kanälen funkte. Ein sehr berüchtigtes Schiff, dessen aufgelistete Untaten ein ganzes Buch füllten. Geführt wurde das Schiff von einem imperialen Verräter namens Abraham Thurst, der als ehemaliger Admiral seit Jahrtausenden das Kommando innehatte. Das Chaos schenkte seinen treuen Anhängern ewiges Leben, bis sie auf jemanden trafen, der besser war, oder sie ihre Erzdämonen verärgerten. Und Linus Lope hoffte, dass er besser war. Und dass die neuartigen Schildkrötenbomber sich auch weiterhin so überragend schlugen, wie bisher.

Die letzten Ziele wurden zugeordnet, die bisherige Hektik auf der Brücke ließ nach, die Ruhe vor dem Sturm. Er blickte die Konsolenreihe entlang, musterte die Mienen seiner Untergebenen. Einigen war deutlich die Angst anzusehen, andere blickten voller Vertrauen auf die Kampfstärke des Schiffes und seiner Führung in die Zukunft. Lino selbst spürte die Vorfreude auf eine schwer lösbare Aufgabe und auch ein wenig Furcht, dass er für den Erfolg viele seiner Leute in Todesgefahr bringen musste. Dieser ehemalige Admiral des Imperiums quälte die Menschheit schon seit Jahrtausenden mit seinen Überfällen und grausamen Massakern. Heute würde sich das Schicksal des Admiral Thurst erfüllen, heute würde er nicht wieder seiner gerechten Strafe, die nur in der vollständigen Vernichtung seiner sterblichen Hülle bestehen konnte, entkommen. Der Feindliche Verband näherte sich in aggressiver Angriffsformation mit der „Blutrausch“ im Zentrum schnell und stetig ihrem Abfangkurs. Der Zeitpunkt des Kampfes war gekommen.

"Meine Herren, Feuern nach eigenem Ermessen! Schicken sie diese Schweinehunde in die Hölle, wo sie hin gehören!", gab er das Kommando und der Kampf begann. Schwärme von Jägern versuchten, die jeweils andere Seite in Gefechte zu verwickeln, um ihren eigenen Bombern den Weg freizumachen, da Bomber eine tödliche Gefahr für Fregatten und Zerstörer waren, während sie von Großkampfschiffen meist in deren konzentrierten Abwehrfeuer abgeschossen wurden. Unzählige Icons blinkten auf, als Schwärme von Kurzstreckenraketen abgefeuert wurden und ihre Ziele suchten. Dann erlebte der Feind seine erste große Überraschung, als sich die Schildkrötenbomber auf ihr feindliches Pedant stürzten und ihr Nahkampfpotential durch ihre überlegen Manövrierfähigkeit und durch ihre beweglichen, im Kopfturm montierten Turbolasergeschütze, welche sie als schwere Sekundärbewaffnung neben den Torpedos trugen, reiche Ernte unter den feindlichen Höllensturmbomber hielten. Die Sensenwindjäger konnten nicht eingreifen, weil sie in tödliche Nahkämpfe mit den Piranhas verstrickt waren und sich nicht zu lösen vermochten.

Nun war der Weg frei für die eigenen Bomber und die fielen über die Fregatten der Fluchklasse her. Der Admiral selbst hielt mit der "Hoffnung der Galaxis" frontal auf die zentrale "Blutrausch" zu. Die Henkerklasse war für ihre überlegene Beschleunigungsfähigkeit berüchtigt, da sie über legendäre Triebwerke verfügten, die im Imperium nicht mehr reproduziert werden konnten, seit ein Verräter die Werft samt Pläne vernichtet hatte. Normalerweise hatte sein Schiff die höhere Waffenreichweite und ein Distanzkampf wäre die bessere Lösung gewesen, aber die die "Blutrausch" war für solch eine Kriegsführung einfach zu flink.

"Entertruppen bereitmachen für Entermanöver, alles vorbereiten auf Rammmanöver!", befahl er und die rote Teufelin, die Frau welche die "Hoffnung der Galaxie" als eigentliche Kommandantin führte, sah ihn entsetzt an.

"Das ist Wahnsinn, Admiral! Wir sind diesen Schlächtern unterlegen." Die grünen Augen der rothaarigen Frau funkelten ihn wütend an. Dieses Feuer liebte er an ihr. Eigentlich hieß die rote Teufelin Lilith Magalista und war einst eine berüchtigte Piratin im Segmentum Pacificus gewesen. Er hatte sie auf dem berüchtigten Piratensystem Buccaner aufgegabelt, als sie gerade von ihrer Besatzung abgesetzt worden war. Piraten wählten ihre Kapitäne alle paar Jahre neu und eine Fluktuation war normal und nichts Ungewöhnliches. Aber es galt das Gesetz, dass ein abgewählter Kapitän das Schiff mit seinen Getreuen verließ und auf einem anderen Piratenschiff anheuerte.

"Ich habe nicht vor, diesen Schweinehund zu rammen, ich will aber für den Notfall vorbereitet sein." Sie warf ihm einen abschätzenden Blick zu, führte dann aber seine Befehle aus. Von den Kampftruppen kam recht schnell die Klarmeldung, dass sie bereit waren. Immerhin hatte er außer seinen eigenen Sicherheitstruppen und Entereinheiten noch Kontingente der Engelsgarde an Bord. Gut, leicht würde es wirklich nicht werden und er hatte nicht wirklich vor, die „Blutrausch“ zu entern. Aber er wollte diese Option haben, falls es wirklich nicht mehr anders ging. Lieber selbst entern und agieren, als geentert zu werden und nur noch zu reagieren. Wobei eine starke Defensive gegen diese wahnsinnigen Khorneanhänger sicherlich auch eine gute Option war.

Mit seinen Lanzen versuchte er, die feindlichen Schilde des Kreuzers der Fluchklasse zu durchbrechen, was ihm aber nicht gelang. Dafür schossen die Frontbatterien der „Blutrausch“ aus allen Rohren und testeten die Haltbarkeit seiner Schilde und Panzerung. Sie spielten Schisshase, nur fuhren sie nicht mit irgendwelchen Bodenfahrzeugen auf einer Straße, sondern rasten mit schwer gepanzerten, mehrere Kilometer langen Schiffen aufeinander zu. Admiral Thurst war dafür bekannt, dass er mit der „Blutrausch“ bevorzugt seine Gegner rammte, um dann die Besatzung im Nahkampf abzuschlachten. Deswegen war der Rumpf mit einem Rammsystem ausgestattet, dass Seinesgleichen suchte.

Lino setzte alles auf eine Karte, er täuschte ein starkes Zünden der oberen Steuertriebwerke an und ließ die "Hoffnung der Galaxie" kurz absacken, korrigierte den Kurs sofort, als auch die Blutrausch abtauchte. "Bringt sie hoch! Backbordbatterie ausrichten!" Sein Kreuzer schrammte knapp an der Blutrausch vorbei und schoss aus nächster Nähe seine stärkste Waffe mit einer kompletten Breitseite auf sie ab. Die feindlichen Schilde kollabierten und er traf die Panzerung. Aber bevor die Plasmawerferbatterien wirklich verheerende Schäden anrichten konnten, waren sie auch schon wieder aneinander vorbei gerauscht.

"Wendemanöver!", befahl er und ließ die "Hoffnung der Galaxie" auf den Feind wieder mit seiner Breitseite einschwenken. Er bekam die „Blutrausch“ kurz zu fassen, aber die Einschläge waren wieder nur oberflächlich. Auch die „Blutrausch“ schoss aus allen Rohren und eines seiner Schilde kollabierte, kurz nachdem es sich wieder aufgebaut hatte. Das restliche Gefecht zog sich ebenfalls hin, auch wenn er spürte, dass seine Einheiten ihren Job erledigen würden. Aber die "Blutrausch" war ein Problem. Der verräterische Admiral ging wieder auf Rammkurs und diesmal würde er nicht auf den gleichen Trick hereinfallen, aber Lino hatte noch andere auf Lager. Er ließ beidrehen und feuerte aus allen Rohren seiner überlegenen Plasmawerferbatterien. Ein verheerender Feuersturm brandete gegen die "Blutrausch" und diesmal waren die Treffer mehr als nur oberflächlich. Stur hielt die „Blutrausch“ ihren Kurs und Lope schwenkte nun ebenfalls frontal ein. Weglaufen konnte er eh nicht, jetzt hing es davon ab, wer den anderen zuerst rammte. Die "Hoffnung der Galaxie" rollte sich nach oben und brach aus. Die „Blutrausch“ rauschte ebenfalls hoch, auf Rammgeschwindigkeit herunter drosselnd.

"Vorbereiten auf Einschlag!" Eine Sirene begann, langezogen loszuheulen. Lino konnte sich aussuchen, ob er gerammt werden wollte oder lieber rammen wollte. Die Rote Teufelin hatte recht, seine Truppen würden kurz oder lang den fanatischen Truppen des blutrünstigen Khorne unterliegen. Egal ob er das Schiff nun rammte oder gerammt wurde. Aber man konnte ja auch Rammen, ohne zu entern. Kurz vor dem Einschlag gab er vollen Schub. "Lanzenschlag, fünf Sekunden!" Die Lanzen stachen in die Schutzschilde und fraßen sich langsam aber sicher durch. Aber wohl leider zu langsam.

"Achtung! Einschlag" Die Blutrausch bot ihren Unterleib an, da es Thrust wohl egal war, wer wen enterte, Hauptsache es gab einen Kontakt und seine Truppen konnten übersetzen. Mit viel zu hoher Geschwindigkeit rasten sie auf den Rumpf zu. Lope koppelte sich kurz vor dem Einschlag aus dem Interface aus, dann rauschte die "Hoffnung der Galaxis" in die „Blutrausch“. Der Aufprall war brutal. Es gab einen mächtigen Schlag und er wurde in das gepolsterte Gestänge seines Stuhls gepresst. Ein Bersten und Brechen tobte durch das Schiff. Für einen Moment glaubte Lino, sein Schiff würde auseinanderbrechen. Sie waren etwas versetzt aufgetroffen, so dass nur die linke Seite seines Kreuzers komplett abgehobelt wurde, als seine Berserkerklasse durch den Rumpf des feindlichen Chaos Kreuzers der Fluchklasse brach. Dann waren sie durch und der Admiral sah mit großer Freude das Auseinanderbrechen der Blutrausch. Mit etwas Glück würden sie den Antrieb bergen können und er war sicher, dass sein Hexlein dem Wrack das Geheimnis seines Antriebes entreißen würde.

Da jetzt kein neuraler Rückschlag mehr zu befürchten war, koppelte er sich wieder über sein Interface ein und betrachtete die eingehenden Schadensmeldungen. Kurz zusammen gefasst, sein Schiff war kaum mehr als fliegender Schrott und die "Hoffnung der Galaxis" würde das nächste halbe Jahr im Trockendock verbringen. Die linken Backbordbatterien waren vollständig zerstört und würden komplett neu ersetzt werden müssen. Und diese Technologie stellten sie selbst nicht in Serie her. Diese Waffen zu reproduzieren würde dauern, aber wenigstens waren sie dazu in der Lage. Er konnte noch mit den Steuerdüsen der rechten Seite steuern, so dass sie wenigstens noch halbwegs manövrieren konnten. Jedenfalls bedingt, für einen Kampf war er zu lahm. Es hatte Verluste unter der Besatzung gegeben, die aus ihren Aufprallkäfigen heraus geschleudert worden waren oder von Trümmern, die sich in Projektile verwandelt hatten. Genaue Zahlen lagen noch keine vor, aber die Krankenstationen meldeten im Sekundentakt Neuregistrierungen von Verwundeten.

Er brachte sein Schiff wieder unter Kontrolle, da sie sich immer noch im Gefecht befanden. Allerdings starben gerade die letzten feindlichen Fregatten und Zerstörer im Torpedohagel seiner Schildkrötenbomber. Die feindlichen Icons verloschen und er sah sich verschiedene Einspielungen von Kameras vor Ort an. Das Auseinanderbrechen und Sterben von Schiffen hatte seine ganz eigene Tragik. Auch wenn es feindliche Schiffe waren, spürte er einen Hauch von Bedauern. Jahrtausende alte Schiffe vergingen in Explosionen und hörten auf, zu existieren. Aber lieber sie als er. Das war gerade noch einmal gut gegangen und er erlaubte es sich kurz zu entspannen, bevor er die eingehenden Schadensberichte studierte und die ersten Notfallreparaturmaßnahmen in die Wege leitete.

"Admiral! Wir haben mehrere neue Kontakte von den Monden der Landwirtschafts- und Industriewelt. Da formieren sich zwei weitere Verbände", meldeten seine Auguren. Er schaute auf die Holokarte und sah bestürzt auf die Icons. Es waren in der Tat zwei weitere komplette Verbände. Innerhalb weniger Minuten gelang es den Sensoroffizieren die Impulse zu identifizieren. Der erste feindliche Chaosverband bestand aus einem Panzerkreuzer der Hinrichterklasse mit dem Namen Königsblut unter dem Kommando von Kriegsherr Arca Finsterblut. Heute traf er wirklich auf das Wer ist Wer des Chaos. Fehlte eigentlich nur noch Abbadon, um den Reigen des Schreckens komplett zu machen. Das zweite Schiff war ein Retaliator Panzerkreuzer, ein Trägerschiff mit ordentlicher Feuerkraft. Der dritte war ein schwerer Hades Kreuzer und der vierte ein weiteres Trägerschiff der Devastatorklasse. Das ganze wurde durch acht Terror Fregatten abgerundet. Als ob das nicht schon mehr als genug für seine angeschlagene Streitmacht war, gab es noch einen zweiten Verband der Chaoten.

Der zweite Verband bestand aus einem Chaos Weltenbrand Panzerkreuzer, der von einem Styx Chaoskreuzer, wieder mal ein Trägerschiff, begleitet wurde. Ein großer Verband von Zorn Zerstörern, aufgeteilt in vier Verbänden mit je vier Zerstörern, begleitete die beiden Schiffe. Das war wirklich übel. Mit viel Glück würde er noch mit dem kleineren Verband fertig werden, aber auf keinem Fall mehr mit dem großen oder wenn sich beide Flotten vereinen sollten, war es ganz aus. So wie es aussah, versuchten die beiden Verbände sich auf Höhe der Blauen Festung zu vereinigen, sprich sie machten eine Zangenbewegung auf die wertvollste Ressource der Angriffsflotte. Es war eine einfache mathematische Rechnung, dass er einfach nicht genug Kampfkraft zur Verfügung hatte, mit dieser Übermacht fertig zu werden. Der Überraschungseffekt war verpufft, jetzt würde der siegen, der schlicht die numerische Überlegenheit hatte. Und die hatte momentan ganz klar das Chaos. Er hatte nur noch ein einsatzfähiges Großkampfschiff, die "Blaue Festung" als schwere Waffenplattform und sonst nur noch Fregatten, Zerstörer und Trägerplattformen. Der Großteil der Bomber und Jagdverbände war im Gürtel verstreut, ihre Träger waren nur für den Überraschungsangriff konfiguriert gewesen. Viel Masse innerhalb kurzer Zeit tief in das System bringen. Kapazitäten für die Aufmunitionierung waren dafür reduziert worden. Er rechnete kurz durch, wie lange das dauern würde und kam zu keinem wirklich befriedigenden Ergebnis.

Nachdenklich blickte er über die ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen und stolperte dann über die drei im System befindlichen Shinobi Korvetten. Das waren eher Aufklärer und Spionageschiffe, keine wirklichen Kampfschiffe, hatten aber Torpedolafetten an Bord. Eines der Schiffe lag in einem Bereich auf Lauer, welcher der kleine Verband passieren würde, wenn er den berechneten Kurs einhielt. Zwei Trägerschiffe mit zwei Bomberverbänden waren ebenfalls in der Nähe. Beide Verbände hatten moderate Verluste erlitten, waren aber noch Einsatzbereit und verfügten noch über Torpedos in ihren Schächten. Die ersten Bomber wurden schon an Bord der Trägerplattformen aufmunitioniert, aber für alle würde es unmöglich reichen. Der Shinobi könnte eventuell die beiden Großkampfschiffe erledigen, dann unter Höchstlast in Richtung der Bomber fliehen, während die Zerstörer ihm wahrscheinlich folgen würden. Jedenfalls ein Verband würde die Verfolgung aufnehmen, keine Herausforderung für die Schildkrötenbomber. Die restlichen Zerstörer würde er mit der "Geißel der Galaxis" stellen und hoffentlich auch ausschalten. Eine intakte Seite hatte er noch. Es würde schwer werden, aber es war schaffbar.

Aber der andere Verband? Diese Nuss war nicht zu knacken, nicht mit den Mitteln, die er zur Verfügung hatte. Rückzug? Sie würden alles verlieren, was sie bis jetzt erreicht hätten. Wegrennen war keine Option. Dann würde er eben bluffen müssen. In der blauen Festung waren für die Eroberung der Welten starke Verbände an Thunderbold Jägern und Marauder Bomber stationiert. Ebenfalls lagen am Rand des Systems Trägerplattformen voll von diesen Kampfmaschinen. Diese waren bedingt weltraumtauglich, da es üblich war, sie aus Trägern im Orbit zu starten und sie dann selbstständig in die Atmosphäre fliegen zu lassen. Allerdings waren diese Maschinen deutlich reinen Weltraumjäger und Bombern unterlegen. Genau genommen tendierte ihre Kampfkraft im freien Raum gegen Null, da die Waffen zu geringe Reichweite, die Panzerung zu dünn und die Geschwindigkeit durch den geringen Treibstoffvorrat zu langsam war. Aber er wollte sie auch gar nicht im Kampf sehen.

Von den geenterten Schiffen in den Asteroidenverstecken ließ er sich komprimierte Statusberichte geben und wählte acht Schiffe aus, welche der Panzerkreuzerklasse angehörten. In seinem Verstand manifestierte sich ein gewagter Plan. Dann kontaktierte er die Blaue Festung und forderte acht Besatzungen an, die für Kreuzer ausgebildet worden waren. Nicht unbedingt für den Typ, aber die meisten Systeme waren doch standardisiert. Jedenfalls theoretisch. Er hoffte nur, dass die Schiffe in den Docks noch nicht allzu sehr korrumpiert worden waren. Sollten Dämonen in die Bedienelemente mit eingefügt worden sein, was nach Meinung des kleinen Hexleins bei solchen Schiffen vorkommen konnte, gab es keine Chance die Schiffe zu übernehmen. Auch beorderte er die Träger mit den Luftkampfverbänden zur "Blauen Festung". Jetzt hieß es erst mal Abwarten und sich in Stellung bringen.

Gedanke des Tages
Dieser Teil stammt in Fragmenten noch von dem ersten Entwurf. Allerdings war der Kampf etwas anders designt, direkter, ohne Finesse. Ursprünglich hätte es ein erfolgreiches Entermanöver gegeben und es hätte wieder viel Nahkampf gegeben. Aber da ich das in der dritten Überarbeitungsphase schon vorher oft genug Nahkämpfe hatte, bin ich davon abgerückt und habe die Sache jetzt in einer reinen Raumschlacht entscheiden lassen. Auch bekommt jetzt Terry de Zarn etwas Screentime und wird näher beleuchtet. In der ersten Version waren die Abschnitte recht nah beieinander, in der jetzigen Überarbeitung sind sie unglücklicherweise recht weit voneinander weg gerückt.

Noch ein Kapitel und Band III ist damit dann endlich zu Ende. Eventuell gibt es noch einen Epilog, um einige losen Enden abzuschließen, aber der wird noch etwas dauern. Ich hatte in den letzten Tagen ein paar gute Ideen für Band IV, so dass dieser deutlich umfangreicher wird als anfangs erwartet. In diesem Band wird es primär um die zukünftigen Gegenspieler von Gabriel mit gänzlich neuen Personen gehen.
 

flask03

Blisterschnorrer
4 Juni 2004
351
0
7.006
Eine schöne Beschreibung dieser offensichtlich sehr indisch angehauchten Gesellschaft, aber 96 Welten klingt doch etwas übertrieben. Gleichzeitig gibt es dem ganzen wieder etwas sehr exotisches.

Die Raumschlacht ist auch sehr hübsch, wobei ich doch manchmal den Faden verloren habe. Ich drücke Lope die Daumen.
 

Azer0n

Codexleser
9 Juli 2010
209
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6.481
Soo, hab nun endlich geschafft auch das bisher 3. Buch zu lesen^^ ich muss sagen im großen und ganzen eine wirklich gute Geschichte bisher. Deine Story hat echt eine schöne tiefe und ein detailreichtum, den man sich wünscht.
So zum aktuellen Teil. Muss sagen das mir der Kampf etwas zu kurz kam zwischen den Schiffen, aber vll ist man durch BFG auch anderes gewöhnt, wo man sich gerne stundenlang auf die ömme gibt.
Naja aber die Bomberangriffe hast du gut rübergebracht, denn die Dinger sind in der Masse echt fies.
Noch eine Frage, der Hummerpanzer... Erinnert mich stark an die kleinen minipanzer aus Ghost in the Shell, nur da sind dir jeweils KI gesteuert aber so das verhalten der Fahrerinnen als auch das Design sind da sehr ähnlich. Nur das die eher wie spinnen aussehen^^ die heißen tachikomas
 

Nakago

Eingeweihter
1 November 2009
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Nakago der Teil ist wie immer aller erste Sahne war echt ein klasse Geburtstagsgeschenk. Daumen hoch

Noch nachträglich alles gute zum Geburtstag! :flowers:

Eine schöne Beschreibung dieser offensichtlich sehr indisch angehauchten Gesellschaft, aber 96 Welten klingt doch etwas übertrieben. Gleichzeitig gibt es dem ganzen wieder etwas sehr exotisches.

Tut es, da auch nie von 96 Welten die Rede war, sondern von 49. Der großteil davon Monde von Gasriesen, die eben in Biozone liegen und deswegen großflächig besiedelt sind.

Die Raumschlacht ist auch sehr hübsch, wobei ich doch manchmal den Faden verloren habe. Ich drücke Lope die Daumen.

Ohne strategische Karte ist es sicherlich auch nicht leicht, so etwas begreiflich zu machen.

:wub:Raumschlacht :wub:
Schöner neuer teil, fand ich gut dass du die Enterstelle ersetzt hast! Und wie auch Flask03 drück ich Lope alle 3 Daumen!

Mal sehen, ob Daumendrücken alleine ausreichen wird, den guten Lope und seine Mannen zu retten. :lol:

es drückt etwas meine stimmung das das schon der vorletzte teil für die nächste zeit ist

jetzt noch einer und dann erstmal pause :-(

na ja,da müssen wir durch

behalt die gute qualität die wir von dir gewohnt sind bei,der teil zeigt mal wieder das du super schreiben kannst

Yup, gewisse Sachen brauchen halt ihre Zeit. Aber ich bleib am Ball und im Sommer wird es wohl weiter gehen. Also Kopf hoch. :hug:

Soo, hab nun endlich geschafft auch das bisher 3. Buch zu lesen^^ ich muss sagen im großen und ganzen eine wirklich gute Geschichte bisher. Deine Story hat echt eine schöne tiefe und ein detailreichtum, den man sich wünscht.

Danke schön! :wub:

So zum aktuellen Teil. Muss sagen das mir der Kampf etwas zu kurz kam zwischen den Schiffen, aber vll ist man durch BFG auch anderes gewöhnt, wo man sich gerne stundenlang auf die ömme gibt.
Naja aber die Bomberangriffe hast du gut rübergebracht, denn die Dinger sind in der Masse echt fies.

Ich wollte das ganze nicht noch zu sehr auswalzen. Anflug, kreuzen, Breitseite, kreuzen, Breitseite, Lanzenschlag, blub. Ich hab BFG nie selbst gespielt und mir hauptsächlich nur die ganz alten Spielberichte aus dem White Dwarf 49 oder so angesehen. Und natürlich die ganzen Schiffe. Ja, die Bomber sind recht fies.

Noch eine Frage, der Hummerpanzer... Erinnert mich stark an die kleinen minipanzer aus Ghost in the Shell, nur da sind dir jeweils KI gesteuert aber so das verhalten der Fahrerinnen als auch das Design sind da sehr ähnlich. Nur das die eher wie spinnen aussehen^^ die heißen tachikomas

Ich weiß. Sind tatsächlich auch die maßgebliche Inspirationsquelle gewesen. Fand die Dinger einfach zu knuddelig.

Damit endet nur der reguläre Teil des dritten Bandes. Und ich bin sehr Froh, dass ich den nun dicksten Band bisher abgeschlossen habe. Das einzige war noch fehlt, ist der Epilog und das abschließende Resümee. Einiges war und ist ja am dritten Band umstritten und beinahe hätte ich ihn abgebrochen, da mir einige der Rückmeldungen doch an die Nieren gingen.

Wie immer an dieser Stelle ein großes dickes Dankeschön an SHOKer, für die Korrektur und Anmerkungen. :spitze:


Persona Dramatis
Admiral Lino Lope, Oberkommandierender der Flotte, hat ein Faible für Frauen
Lilith Maglista, Kommandantin der "Hoffnung der Galaxis".

Jyoti System

seine himmlische Majestät Kavi XXI - Kaiser von Jyoti, Träger der Krone mit den 49 Perlen
Blandus de Kadarian - Terrys Verlobter, Gardeleutnant des 2. Überschweren Kaiserlichen Garderegiment und zweitbester seines Jahrganges
Therestina "Terry" de Zarn – 7990. Anteilseignerin in direkter Folge, Tochter des Kanzlers von Laxmi
Vasuda de Zarn, Terrys um ein Jahr jüngere Schwester.
Inquisitorin de Caprilla - vom Ordo Xenos, versucht den Handel mit Xenosartefakten zu unterbinden.
Radha de Sima - Mutmaßliche Intrigantin und Mitglied einer in Ungnade gefallener Familie


Position:
Umkämpftes Gebiet
Segmentum Pacificus
System Verräterstern
Flaggschiff "Hoffnung der Galaxis"
Zeit: 2 605 996.M41
Person: Admiral Lino Lope

Fast vierundzwanzig Stunden waren seit dem fatalen Rammmanöver vergangen. Reparaturteams hatten inzwischen einige der Systeme wieder auf Vordermann gebracht, aber leider war die "Hoffnung der Galaxis" immer noch schwer angeschlagen. Die Frontpanzerung hatte zwar viel Schaden kompensiert, aber die Feueröffnungen der Lanzen des Schiffes waren von der Wucht des Aufpralls zusammengedrückt worden und bis jetzt war es nicht gelungen, sie freizubekommen. Damit hatte die "Hoffnung der Galaxis" zwei ihrer Waffensysteme eingebüßt.

Seine Begleitschiffe waren etwas besser dran, aber die meisten hatten auch einiges abbekommen und die Lazarette waren voll mit schwer verletzten Besatzungsmitgliedern. Inzwischen hatte der Admiral detaillierte Verlustmeldungen bekommen und manch bekannter Name war darauf gewesen, von Männern, die seit Generationen schon seiner Familie gedient hatten. Er hoffte, dass dies ihr Opfer wirklich wert gewesen war. Der Feind hatte sicherlich unvergleichlich mehr an Verlusten zu tragen, aber noch war die Raumschlacht um den Verräterstern nicht entschieden.

Genau genommen trat sie jetzt in die entscheidende Phase. Der zweite kleine Verband, bestehend aus einem Chaos Weltenbrand Panzerkreuzer mit dem inzwischen identifizierte Namen "Glorie der Vernichtung" und des Styx Chaoskreuzer "Tod ohne Erbarmen" näherten sich stetig der Position der versteckten Shinobi Korvette im Asteroidenfeld. Die Korvette mit den Namen "Fuma" hatte als einzige Offensivwaffe einen 16er Torpedowerfer, der in der Lage war, vier Fächer mit je genau vier Torpedos abzugeben. Mit etwas Glück würde das ausreichen, die beiden Großkampfschiffe zu zerstören. Lope wollte gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn die "Fuma" versagte. Sie musste einfach Erfolg haben.

Die Brücke war inzwischen aufgeräumt und alle, die gerade nichts zu tun hatten, blickten gebannt auf die Icons im Holotank. Die Formation der Feindschiffe passierte nun die Lauerstellung der Shinobi Korvette. Der Kapitän der "Fuma" hatte die Feuerfreigabe schon vor Stunden erhalten, sobald er die Chance sah, einen sauberen Treffer zu landen, würde er handeln. Die Icons überschnitten sich kurz, dann waren die Großkampfschiffe vorbei. Die vier Zerstörerverbände gaben Flankenschutz. Nichts passierte. Der Abstand vergrößerte sich und Lope zerdrückte einen Fluch zwischen seinen geschlossenen Lippen. Die rote Teufelin saß mit geballten Fäusten in ihrem Stuhl und ihre Blicke trafen sich. In ihren Augen, so tief wie ein dunkler See im Sternenlicht, lag die Frage, die auch ihn beschäftigte. War der Kapitän der "Fuma" ein Feigling? Sicherlich war die Chance diesen Angriff zu überleben nicht besonders hoch, aber doch möglich.

"Torpedos sind draußen!", rief der Offizier der Auguren begeistert und tatsächlich ploppten nun die Icons fliegender Torpedofächer auf. Vielleicht nicht die optimale Distanz, aber die Torpedos kamen von hinten und dort war die Abwehr konstruktionsbedingt durch die Düsen am Heck immer am schwächsten. Die selbstangetriebenen Weltraumprojektile brauchten weniger als zehn Sekunden, um die Distanz überwinden und schlugen dann ein. Auf dem Holoschirm erloschen kurz hinter einander die Icons der "Glorie der Vernichtung" und der "Tod ohne Erbarmen". Die beiden Schiffe waren zu weit entfernt, als dass man von hier aus visuell erfassen konnte, was genau mit ihnen geschah. Aber Lope brauchte das auch nicht zu sehen, vor seinem geistigen Auge sah er, wie die Torpedos durch das viel zu spät einsetzende Abwehrfeuer in die Triebwerksektion brachen, dort detonierten und eine verhängnisvolle Kettenreaktion auslösten, welche die Schiffe schließlich in einer grellen Explosion zerriss. Trümmer strebten nach allen Seiten, zerbrachen, verdampften, flogen in die Leere des Raumes, um irgendwann nach Äonen in einer Sonne zu landen oder auf einen Festkörper zu schlagen.

"Das ist der Sieg!", brüllte Maglista, seine Nummer eins überschwänglich.
"Nicht ganz, meine Liebe, aber ein guter Schritt in die richtige Richtung", erklärte Lino und erlaubte es sich, frech zu grinsen. Erst jetzt bemerkte er, dass sein Lho-Stäbchen in seiner Hand fast komplett abgebrannt war, die Asche beschmutzte seine Uniform und er zündete sich ein neues an. Zufrieden mit sich und der Welt beobachtete er, kleine Rauchkringel produzierend, wie die "Fuma" auf die Bomber der siebten Schwadron zuhielt. In den Reihen der Chaoszerstörer brach Unordnung aus. Wahrscheinlich dachten die Kommandanten der Schiffe, dass sie die nächsten währen und flogen deshalb wilde Ausweichmanöver. Dabei stießen zwei der Zornzerstörer gegeneinander. Das lief ja besser als geplant, freute sich Lino und sah mit großer Befriedigung wie zwei weitere Icon verloschen.

Die "Fuma" hatte schon einen gehörigen Abstand gewonnen, als sich vier Zerstörer zur Verfolgung aufmachten. Die restlichen versuchten, so etwas wie Ordnung ins Chaos zu bringen. Einer der Zerstörer schwenkte aus und flog in die Trümmerwolke der "Glorie der Vernichtung". Lino war nicht ganz klar, was der dort suchte, aber vielleicht hatte es etwas sehr Wertvolles an Bord dieses Schiffes gegeben und Chaosartefakte genossen den Ruf, dass sie sehr widerstandsfähig gegen mechanische Zerstörung waren. Für Rettungskapseln war die Zeit zu knapp gewesen, kein menschliches Wesen konnte diese Katastrophe überlebt haben. Allerdings konnten sich auch Kreaturen auf dem Schiff befunden haben, welche eben viel zäher als Menschen waren. Letztendlich war es reine Spekulation, was dieses Schiff dort zu suchen hatte. Viel interessanter war das Verhalten der anderen Schiffe. Wahrscheinlich gab es jetzt eine gehörige Diskussion, wer das Sagen im Verband hatte. Die Imperiale Flotte hatte eine strenge Hierarchie durch Rang und Dienstalter, bei den Orks war der größte automatisch der Chef, aber Chaos hatte solche Strukturen nicht unbedingt. Das waren Kriegsherren, verbunden durch Blutdurst und verschrobene Religion, getrennt durch persönliche Ambitionen. Jeder wollte seinen unerbittlichen dämonischen Herren gefallen und damit war jeder ein Konkurrent um die verdorbene Gunst eines Erzdämons. Die wohl größte Schwäche des Chaos war, dass sie eben keine wirkliche Struktur hatten, nur durch die unnachgiebige Faust eines großen Anführers bei der Stange gehalten wurden. Das fehlte hier jetzt und die Zerstörer schienen sich eher gegenseitig zu belauern, als das sie geschlossen auf ihn vorrückten. Jede Minute des Verharrens brachte ihm Vorteile. Die Bomber auf den Trägerplattformen nachzumunitionieren dauerte eben seine Zeit und jede Minute bedeutete mehr einsatzbereite Bomber.

Die vier Verfolger der "Fuma" kamen stetig näher, da ein Merkmal von Zerstörern ihre hohe Beschleunigung und Geschwindigkeit waren. Das andere war, dass sie mit Waffen überladen waren. Panzerung war zweitrangig. Zerstörer waren darauf konfiguriert, alles mit ihrer überlegenen Feuerkraft zu zerstören und, wo das nicht ging, schnell genug davor wegfliegen zu können. Ein äußerst simples, aber erfolgreiches Prinzip. Der Verband eröffnete das Feuer und die "Fuma" begann, Haken zu schlagen. Ein Zornzerstörer war schneller als eine Shinobi Korvette, deren Stärke die Tarnung war, aber sie war deutlich wendiger. Der Kommandant vollführte gewagte Ausweichmanöver, nutzte Asteroiden als Deckung. Dann waren die Bomber der siebten Schwadron in Reichweite. Diese Einheit hatte auf ihrer Mission schwere Verluste hinnehmen müssen und wieder musste der Verband einen großen Blutzoll entrichten, als sie sich auf die Zerstörer der Zorn-Klasse stürzten. Aber die nun isolierten Chaosschiffe hatten keine Chance gegen die Masse an Torpedos und ihre Icons verloschen innerhalb weniger Minuten. Auch die einiger weiterer Bomber, der Verband würde wohl komplett neu aufgestellt werden müssen.

Die Kommandanten der restlichen Zerstörer hatten sich wohl geeinigt und nahmen nun Kurs auf den großen Verband, um sich mit ihm zu vereinen. Auch der Nachzügler hatte sich dem Verband angeschlossen, sodass es zehn Schiffe waren. Die Triebwerke der Zerstörer liefen auf Volllast und Lino war recht schnell klar, dass er die Kampfgruppe unmöglich einholen konnte. So unterließ er eine Verfolgung und nahm Kurs auf die Blaue Festung, um sich mit den dortigen Kräften zu vereinen, um den großen Verband notfalls mit allen Ressourcen zu stellen.

Position:
Umkämpftes Gebiet
Segmentum Pacificus
System Verräterstern
Flaggschiff "Hoffnung der Galaxis"
Zeit: 2 609 996.M41
Person: Admiral Lino Lope

Seit fast drei Tagen war Lino nun ununterbrochen auf den Beinen und so langsam half auch der stärkste Rekaf nicht mehr, ihn fit zu halten. Mit schwarzen Ringen unter den blutunterlaufenen Augen musterte er, wie "Kampfverband Königsblut", wie er den großen Verband inzwischen nannte, stetig auf seine Position zuhielt. Vor zwei Stunden hatte der feindliche Verband auf großer Höhe das Asteroidenfeld überflogen. Acra Finsterblut vermutete wohl einen weiteren Hinterhalt im Feld, aber leider war keine der Shinobi Korvetten in der Lage gewesen, heimlich dort Position zu beziehen. Was auch keine Rolle spielte, da so ein Trick niemals zweimal funktionierte. Dafür hatte der Admiral ein paar weitere Tricks auf Lager.

"Go an die Trägerplattformen! Go an die Kreuzer!", gab er den Funkern durch. Bis jetzt waren fünf der acht erbeuteten und von konföderierten Besatzungen bemannte Panzerkreuzer halbwegs marschbereit. Allerdings war nur einer von ihnen gefechtsbereit. Wahrscheinlich war es auch zu viel verlangt, ein total fremdes Schiff innerhalb eines Tages soweit zu bringen, ein Gefecht durchzustehen. Hoffentlich war dieser Umstand Acra Finsterblut nicht bekannt. Icons ploppten auf, als die Panzerkreuzer ihre Geheimverstecke verließen und innerhalb der nächsten halben Stunde einen geschlossenen Kampfverband bildeten. Das Manöver hatten sie gut hinbekommen und es sah eindrucksvoll aus, wie ein Keil aus Großkampfschiffen sich hinter den "Kampfverband Königsblut" schob. Nun begaben sich auch seine Trägerplattformen auf Position am linken und rechten Flügel, mit der blauen Festung als massives Zentrum. Dann ließ er die Donnerkeil Jäger und Marauder Bomber in so enger Formation starten, dass jeweils zwei oder drei von ihnen den Blip eines Piranhajägers oder Schildkrötenbombers simulierten. Die Chaosflotte war zu weit entfernt, um die Blips visuell verifizieren zu können. Für die Bedienter der Ortungsgeräte musste es aussehen, als würde eine gewaltige Armada an Jägern und Bombern ihre Gefechtsformation einnehmen. Innerhalb weniger Minuten verschob sich so scheinbar das Kräfteverhältnis zu seinen Gunsten.

"Kampfverband Königsblut" befand sich nun in der unbehaglichen Position zwischen zwei Flotten, die beide etwa zwei Stunden entfernt waren. Die Panzerkreuzer flogen mit Volllast und beschleunigten stetig. Lino konnte sich gut vorstellen, wie Kriegsherr Finsterblut auf der Brücke tobte, Daten in Cogitatoren hämmern ließ und brüllend nach mehr Resultaten verlangte. Für ihn musste es so aussehen, als ob er sich zwischen einem Amboss und einem Hammer befand. Ein starker ausgefächerter Verband vor ihm, ein Keil aus Panzerkreuzern hinter ihm. Das war keine Situation, in die ein Admiral kommen wollte.

Noch hielt die Feindflotte weiter auf seine Position zu. Würde Finsterblut den Bluff durchschauen und den Anflug fortsetzen? Alle Brückenbesatzungsmitglieder, die gerade nichts zu tun hatten, starrten gebannt auf die Strategische Karte. Minuten verrannen, die Distanzen verringerten sich und Lope begann, sich äußerst unbehaglich zu fühlen. Die Panzerkreuzer würden ihn kaum unterstützen können und er hatte neben der stark beschädigten "Hoffnung der Galaxis" nur noch einen Handelskreuzer und die "Blaue Festung". Dazu noch eine Handvoll Zerstörer und Fregatten, alle mehr oder weniger stark durch vorangegangene Kämpfe beschädigt. Der Großteil der Bomberverbände war inzwischen aufmunitioniert und wieder Einsatzbereit, aber da kamen zwei Trägerschiffe auf ihn zu, voll mit Abfangjägern, es würde ein äußerst harter Kampf werden.

"Feindformation leitet Wendemanöver ein!", rief einer der Sensoroffiziere. Gebannt blickte Lino auf die Icons der Feindflotte, die Richtungspfeile zeigten nun alle steil nach oben, auf direktem Kurs zum nächsten Sprungpunkt. Gemessene Energieemissionen stiegen sprunghaft an, als die Triebwerke nun unter Volllast liefen. Acra Finsterblut hatte den Bluff offensichtlich geschluckt und nun die Hosen voll. Die meisten Kommandeure hätten wohl so gehandelt, niemand wollte zwischen zwei starken Verbänden eingeklemmt werden. Auch Anhänger des Chaos kämpften keine schier aussichtslose Schlachten, wenn es die Möglichkeit zur Flucht und einer späteren Revanche gab. Das war der Sieg. Verhalten nahm Lino scheinbar die Verfolgung auf, blieb aber auf Abstand, da er nicht wirklich den eigentlich zahlenmäßig überlegenen Feind in ein Gefecht verwickeln wollte. Auch schafften die begrenzten Treibstoffvorräte der Donnerkeil und Marauder nur einige wenige Manöver im freien Raum, da sie normalerweise nur die Distanz von einem äußeren Orbit zur Stratosphäre überwinden mussten.

"Der Kampfverband Königsblut hat den Sprungpunkt erreicht und sie springen. Der Kampfverband ist im Warp verschwunden", kam schließlich die erlösende Nachricht nach weiteren neun Stunden des Wartens. Admiral Lope nahm einen tiefen Zug von seinem Lho-Stäbchen und gab sich dem Luxus hin, sich für ein paar Sekunden zu entspannen, während er den Rauch in Form kleiner Kringel ausstieß. Er hatte hoch gepokert und gewonnen.

Position:
Umkämpftes Gebiet
Segmentum Pacificus
System Verräterstern
Höhe Asteroidfeld Alpha
Schildkröte Nummer drei der zweiten Rotte des vierten Schwarm der fünften Staffel der siebten Schwadron
Zeit: 2 610 996.M41
Person: Korporal Terry de Zarn

Seit über drei Tagen trieb die fast zerstörte Schildkröte nun durchs All. Mehrmals hatte Terry den Kurs neu berechnet und korrigiert. Sie hoffte nur, dass sich die "Blaue Festung" noch an den ihr bekannten Koordinaten befand. Falls der Angriff fehlgeschlagen war, flog sie direkt ins Leere. Die Lebenserhaltungssysteme funktionierten noch, in einem der Werkzeugschränke hatte sie eine große Partyschachtel mit Kräutercrackers gefunden, verhungern würde sie nicht so schnell. Wasser hatte sie für etwa zwei Wochen, aber dann würde es langsam bergab gehen. Aber alles war an Bord endlich und irgendwann würde es aufgebraucht sein. Ihr Kopf tat weh, wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung, ihre Platzwunde brach von Zeit zu Zeit auf, die sollte dringend genäht werden, aber Terry traute sich nicht, das selbst zu machen.

Wenn ihre Berechnungen stimmten, musste die blaue Festung bald in Sensorreichweite des Notsystems kommen, aber auf ihrem optischen Schirm war nur der Sternenhimmel zu sehen, unendliche Weiten von Lichtpunkten mit verdammt viel Nichts dazwischen. Sie dachte oft an früher, an ihr Leben als Adlige, als sie sich nur Sorgen darum machte, dass niemand auf einem der gesellschaftlichen Anlässe ein gleiches Kleid wie sie trug. Das war gerade mal ein Jahr her, seit sie so tief gefallen war, wie man im Imperium nur fallen konnte. Und alles nur wegen einer Halskette mit roten Diamanten. Das hatte ihr den bis dato schlimmsten Tag eingebracht. Mit Schaudern glitten ihre Gedanken in die Vergangenheit.

Der Explikator, ein weißer Mann, vielleicht Mitte dreißig befestigte mit spitzen Fingern die letzte Elektrode an ihren äußeren Schamlippen. Dann wandte er sich um und begann geschäftig, verschiedene Gerätschaften auf einen Tisch neben ihr auszubreiten. Ganz vorne lag auf einem Seidenkissen, irgendwie vollkommen deplatziert wirkend, das Corpus Delikti, welches ihr diese Schande eingebracht hatte. Die Kette hatte zwölf rote Diamanten, die Glieder und Fassungen waren dick und stabil. Als dreizehnter Stein war ein großer ovaler so eingefasst, dass er wie ein Auge wirkte. Innerhalb des Steines schien sich etwas zu bewegen.

Vor weniger als einer Woche hatte sie diese Kette zum siebzehnten Geburtstag geschenkt bekommen. Ein äußerlich unscheinbares Päckchen, das sie mit dreihundert anderen geschenkt bekommen hatte. Die de Zarns waren mächtig, die Familie weitläufig und auf ihrer Party hatte es über fünfhundert geladene Gäste gegeben, da nur im engsten Rahmen gefeiert worden war. Nächstes Jahr würde sie im großen Rahmen feiern dürfen, immerhin wurde sie dann volljährig. "In Liebe!", hatte auf der Geschenkkarte gestanden. Niemand wusste, wer dieses spezielle Päckchen auf den Tisch gelegt hatte, das ganz unscheinbar und schmal zwischen all den anderen Geschenken untergegangen war. Normalerweise war immer eine kleine Karte mit Grüßen und dem Geber darauf verzeichnet, so dass Terry wusste, bei wem sie sich zu bedanken hatte. Automatisch hatte sie angenommen, dass dieses Geschenk von ihrem zukünftigen Verlobten gekommen war, zusätzlich zu dem etwas einfalllosen roten Seidenschal mit eingewebten Goldfäden, der rein zufällig genau zum Collier passte. Inzwischen wusste Terry, dass es nicht sein Geschenk gewesen war und dass dieser Stein in der Mitte von Xenos stammte, genauer gesagt ein Artefakt der Eldarpiraten war. Und dass das, was sich da in den Stein bewegte, eine richtige Xenos Seele war, wie Inquisitorin de Caprilla ihr deutlich gesagt hatte. Es war verboten, Xenosartefakte zu besitzen und damit auf einem Verlobungsball zu posieren war wohl mehr als nur dumm.

"Ist das wirklich nötig?", fragte Terry etwas zaghaft und fühlte sich mehr als nur unwohl. Der harte Stuhl war äußerst unbequem und roh. Sie war mit ledernen Riemen daran gefesselt und sie fror in ihrer Nacktheit. Außerdem kam sie sich unglaublich verletzlich vor. Sie befanden sich in einem kleinen, privaten Schreibzimmer eines der unzähligen Familienmitglieder des Hauses Kadarian in ihrem weitläufigen fliegenden Schloss. Aus dem hohen gotischen Fenster mit Panzerglasscheiben konnte man flauschige Wolken und dazwischen die quadratischen Felder der Tiefebene von Navit Vijasangar, der fruchtbaren Reiskammer von Laxmi, sehen. Die Einrichtung war vergleichsweise bescheiden, auch wenn die Vertäfelung und Möbel aus edlem Holz von Kneita III waren, welches berühmt für seine Möbelmanufakturen war. Eine Wand war mit einem Bücherregal vollgestellt.
"Das ist Teil meiner Arbeit", erklärte der Mann ungerührt.
"Können wir das nicht einfach so aus der Welt schaffen? Hören Sie, ich wusste doch nicht, dass dies ein Xenosartefakt ist. Glauben Sie, ich würde damit auf meiner Verlobungsfeier, den vielleicht wichtigsten Ball in meinem Leben aufkreuzen, wo alle Welt mich sieht?"
"Die Eitelkeit der Frauen ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Und warum Sie damit in aller Öffentlichkeit posieren mussten, wer weiß das schon?"
"Hören Sie, ich habe die Kette vor einer Woche zu meinem siebzehnten Geburtstag geschenkt bekommen. Ich weiß nicht, von wem. Ich dachte zuerst, von meinem Verlobten, aber der war es wohl doch nicht. Das ist die reine Wahrheit!"
"Das wird Ihnen meine Chefin nie abkaufen und dann wird es hässlich werden." Der Explikator fuhrwerkte gerade mit einem Gegenstand herum, von dem sie sich in etwa vorstellen konnte, wie er verwendet wurde und allein der Gedanke verursachte ihr Schmerzen. Unbeholfen versuchte sie, sich in eine etwas bequemere Stellung zu rutschen, aber das war durch die Bänder einfach nicht möglich.

"Wollen Sie denn nicht die Wahrheit hören?", fragte die junge Contessa verzweifelt und eine Träne rann über ihr perfektes Makeup die Wange herunter, für das ihre Zofe eine Stunde gebraucht hatte und zerstörte die Makellosigkeit ihres Gesichtes.
"Meine Chefin will Geständnisse, keine Ausflüchte. Unter uns gesagt, hat meine Vorgesetzte das gute Leben in letzter Zeit zu sehr genossen. Zu viele Empfänge, zu viele Bälle, zu viele Zerstreuungen. Offiziell fahndet sie nach Artefakten in Besitz von Adelsfamilien, aber insgeheim glaube ich, dass sie einfach nur eine Auszeit nimmt. Sie sind der erste Fang seit drei Monaten und ab und zu muss sie auch eine Verhaftung und Verurteilung vorweisen können, um vor dem Konklave des Jyoti System gut da zu stehen."
"Ich dachte, Inquisitoren wären frei von allen Zwängen?"
"Nicht ganz. Sie stehen über dem imperialen Gesetz, aber hier herrschen auch Regeln und Inquisitoren, die niemanden überführen, werden irgendwann von der Konklave, zu der sie gehören, zu unangenehmen Missionen verdonnert. Also wird sie Sie zu einem Geständnis bewegen und es liegt ganz an Ihnen, wie viele Schmerzen Sie auf dem Weg dorthin erleiden werden."

"Das ist nicht gerecht! Ich soll ein falsches Geständnis abgeben, weil eine faule Inquisitoren keine unangenehmen Missionen aufgebrummt haben möchte? Was ist das denn für ein Wahnsinn?"
"Das ist das Imperium!", seufzte der Mann und legte die letzen Werkzeuge ordentlich hin.
"Was passiert, wenn ich gestehe?", fragte Terry, nachdem sie einen weiteren Blick auf die Anordnung der Gegenstände geworfen hatte.
"Das ist nur ein minderschwerer Fall. Dies ist keine Waffe oder etwas Gefährliches. Ein Gericht des Adeptus Arbites wird sie aburteilen. Das Strafmaß ist recht frei wählbar, von dreißig Stockschlägen bis lebenslänglicher Strafkolonie unter verschärften Bedingungen. Wenn Sie sich reuig zeigen und die Quelle offen legen, wird es wohl bei der Mindeststrafe bleiben. Also dreißig Schläge mit einem Stock auf das nackte Gesäß."
"Aber ich kann die Quelle doch gar nicht offen legen."
"Es gibt einen berüchtigten Händler für solche Artefakte, weißer Mann, mittelgroß, graue Haare, wahrscheinlich um die sechzig Jahre alt. Hat verschiedene Tarnnamen, wie Cornelius Sommerset, William Schmalwinkel oder Tran Kardan."
"Das ist nicht das erste falsche Geständnis, dass sie einfordern, oder?"
"Nein."
"Hm, ich kann also wählen zwischen Schmerzen jetzt und weiteren Schmerzen später, oder nur Schmerzen später."
"So kann man sagen."
"Ich muss kurz darüber nachdenken."
"Lassen sie sich Zeit. Ihre Majestät ist wohl noch mit Rekaf und Kuchen beschäftigt."

Sie schloss die Augen und überlegte, was sie tun konnte. Das Ganze war eine Intrige, eine teure Intrige. Das Collier hatte ein Vermögen gekostet, farblich auf den Schal abgestimmt und perfekt ausgelegt worden. Ihr Vater war ein mächtiger Mann und sie wusste, dass seine Behörde einigen mächtigen Steuersündern auf der Spur war. Nähere Details kannte sie nicht, Vater sprach immer nur sehr oberflächlich und ungern über seine Arbeit als Kanzler. Ihre Verhaftung war sicherlich eine Warnung, sich nicht mit den falschen anzulegen. Das typische Spielen über Bande. Man brachte ein Familienmitglied in eine prekäre Lage, wo selbst der Einfluss einer so mächtigen Familie wie die der de Zarns ihre Grenzen hatten. Die Inquisition war nichts, was man bestechen oder bedrohen konnte. Ihr blieb wohl nichts anderes übrig als zu gestehen, sich reuig zu zeigen und darauf zu hoffen, dass es nur dreißig Stockschläge blieben.

"Ich gestehe, setzen wir das Geständnis auf."
"Wie Sie wünschen." Der Explikator aktivierte die Lexikanuseinheit und half ihr dabei, das Geständnis zu formulieren. Dann unterschrieb sie es, nachdem er ihre Hand vom Verhörstuhl losgeschnallt hatte. In dem Moment hielt sie das noch für eine gute Idee. Endlich wurde sie von diesem Folterinstrument losgebunden. Der Explikator zog sich dezent zurück, während sie sich ohne Hilfe ihrer Zofen wieder anzog. Eine Situation, die ihr ebenso völlig fremd war, wie dieses Verhör. Allerdings brauchte sie nicht lange zu warten, bis sich die Inquisitorin de Caprilla persönlich zu ihr bequemte. Sie hatte mehrere bewaffnete Frauen in ihrem Gefolge, ihr Explikator war aber nicht darunter. Wortlos reichte Terry der hart aussehenden Inquisitorin ihr Geständnis.

"Wenn nur alle meine Verdächtigen so freigiebig mit ihren Schuldeingeständnissen wären. Tja, Mädchen, du hältst wohl den Rekord."
"Euer Explikator war sehr überzeugend", erwiderte Therestina leicht irritiert.
"Mein Explikator?"
"Der Mann, der mich verhört hat."
"Ich habe keine Männer in meinem Gefolge, Kindchen. So was bringt doch nur Gerede mit sich." Mit offenem Mund starrte die junge Anteilseignerin die Inquisitorin an. Irgendjemand hatte sie gerade hereingelegt und Therestina de Zarn, Anteilseignerin in der 7990 Generation, hatte keine Ahnung, von wem. Und warum.

In den letzten Tagen hatte sie mal wieder alle Informationen die sie hatte, an die Türen der Schränke geschrieben. Die Namen der Familien, die mit der ihren verfeindet waren. Diejenigen, welche von ihrem Sturz von ganz oben in die Tiefe profitiert haben konnten. Oder welche Familien noch eine offene Rechnung mit den de Zarns hatten. Immer wieder tauchte die Familie de Sima auf. In den letzten Jahrzehnten hatte sie einige Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Manche behaupteten, die de Zarns hätten dahinter gesteckt. Das alte Familienoberhaupt war lange der Kanzler vor ihrem Vater gewesen und ihr Vater hatte demnach auch am meisten von dem Sturz profitiert. Ebenso war eine gewisse Radha de Sima als potentielle Frau für ihren Verlobten im Gespräch gewesen. Allerdings war dann Terry mit Blandus de Kadarian verlobt worden. Zur Hochzeit war es ja nie gekommen. Und sie hatte keine Ahnung, wer nun seine Verlobte oder gar schon Frau war. Rache war ein starkes Motiv, da von ihrem Sturz direkt eigentlich niemand wirklich unmittelbar profitiert hatte. Deswegen war der Name Radha de Sima mehrmals dick eingekreist und sie hatte so etwas wie eine Zielscheibe daraus gemacht. Sollte sie jemals in das Jyoti System zurück kehren, konnte sich Radha de Sima auf etwas gefasst machen. Falls sie wirklich die Drahtzieherin dieser infamen Intrige war.

Ein Warnsignal riss sie aus ihren Gedanken ins Jetzt. Sie trug ihren Raumanzug und saß zusammengesunken auf dem Sessel im Wartungsraum. Der Sternhimmel verdunkelte sich, als nur wenige hundert Meter von ihr ein langer Schatten vorbeiglitt. Sie kniff die Augen zusammen und erkannte nach einigen Sekunden die typische Silhouette eines Chaos Zerstörers der Zorn Klasse. Er war vollständig unbeleuchtet, trieb scheinbar antriebslos im All. Dieses Kampffahrzeug war auf Schleichfahrt. Energieemissionen waren das, was meist als erstes geortet wurde. Solange ein Objekt keine Emissionen ausstrahlte, stuften die Sensoren es als Meteoriten ein und gaben keinen Alarm, wenn es sich nicht gerade in unmittelbarer Nähe oder auf Kollisionskurs befand. Mit wenigen Handgriffen überprüfte sie den Kurs und ihre Position, zur blauen Festung konnte es nicht mehr weit sein. Würde dieser Zorn Zerstörer in der Lage sein, die blaue Festung zu zerstören? Es gab Torpedoarten, die durchaus dazu in der Lage waren und wenn der Zerstörer unvorbereitet seine Torpedos abschoss, konnte durchaus der eine oder andere durchkommen.

Die Schildkröte selbst hatte noch zwei funktionsfähige Torpedos an Bord, genug um den Zerstörer zu vernichten. Sobald sie sich rührte, würde der unmittelbar in der Nähe befindliche Zerstörer auf sie aufmerksam werden und Laserstrahlen waren schneller als ihre Torpedos. Da sie nun Angehörige der Flotte der Konföderation des Lichtes war, gab es eigentlich nichts zu überlegen. Sie legte ihren Helm an, überprüfte die Überlebenssysteme und frischte ihren Luftvorrat auf, während sie das Ziel in die Suchköpfe der Torpedos eingab. Dann fuhr sie den Notreaktor hoch und öffnete die Schleusen. Die junge Frau konnte sehen, wie einer der hinteren Türme begann, auf sie einzuschwenken. Aber vielleicht bildete sie sich das nur ein. Beide Torpedos verließen das Schiff. Spätestens jetzt würden die auf dem Zerstörer merken, dass was mit ihrem Wrack nicht stimmte.

Abwehrtürme begannen nun definitiv, auf ihr Wrack einzuschwenken und der erste Torpedo verging im konzentrierten Abwehrfeuer mehrerer Geschütze. Der zweite Torpedo teilte sich, entließ seine sieben Sprengköpfe, die dem Ziel entgegen strebten. Die Geschosse bohrten sich ins Heck, fraßen sich ins Innere und detonierten. Der Zerstörer blähte sich im hinteren Bereich auf und wurde auseinander gerissen. Nur der massive Bug, der durchaus zum Rammen geeignet war, trudelte weiter auf dem ursprünglichen Kurs durch das All. Dann erreichte der Trümmerregen ihr Schiff, es gab mehrere starke Schläge, als ob dicke Hagelkörner gegen ein Fenster schlugen. Etwas ging zu Bruch, dann trudelte ein großes Trümmerstück mit der Navigatorenkuppel auf sie zu, füllte den Schirm aus. Diese Kollision würde sie nicht überleben.

Blitzschnell startete sie das verbliebende Steuertriebwerk und riss ihr Wrack aus dem unmittelbaren Kollisionskurs. Allerdings streife das Trümmerstück das Wrack der Schildkröte. Ein allgemeines Bersten setzte ein und die Überreste der Schildkröte wurden auseinander gerissen. Das Triebwerk wurde abgerissen und explodierte. In dem Moment glaubte Terry, sterben zu müssen. Mit Bedauern dachte sie an ihre Eltern, die nie erfahren würden, was aus ihr geworden war. Dachte daran, dass sie nie die Hintergründe der Intrige aufklären können würde, welche ihr das Ganze hier eingebrockt hatte. Und nie Vergeltung dafür würde üben können. Aber sie starb nicht. Die Schildkröte wurde ein weiteres Mal schwer in Mitleidenschaft gezogen, die Hülle brach auseinander. Die Wandung der Werkstatt wurde eingerissen und hinter ihr klaffe ein meterbreites Loch, aus dem der Sauerstoff wie aus einem waidwundem Tier heraus blutete. Aber sie selbst überlebte wie durch ein Wunder. Weitere kleinere Trümmer schlugen ein, dann hörte es auf.

Die Steuerkonsole war tot, ein großes Loch klaffte in der Mitte, wo noch ein spitz abgebrochener Stahlstreben herausragte. Hinter ihr konnte sie in den freien Raum sehen, der voller wirbelnder, auseinander strebender Trümmer war. Darunter waren auch Leichen, die Überreste der Besatzungsmitglieder des Zerstörers, welche nun aufgebläht und gefroren ins Nichts trieben. Das war ihr Werk, ihr Verdienst. Aber sie fühlte keinen Stolz darauf. Das einzige, was sich in ihr regte, war die Freude, noch immer am Leben zu sein. Es war nur die Frage, wie lange noch. Würde man sie finden, bevor ihr Sauerstoffvorrat aufgebraucht war? Die Explosion des Zerstörers hatte bestimmt ein deutliches Echo ausgelöst. Und da der Zerstörer im Schleichmodus unterwegs gewesen war, bestand die Hoffnung, dass die Konföderation des Lichts die Oberhand gewonnen hatte.

Plötzlich überkam sie ein Frösteln. Im ersten Moment erschrak sie heftig, da sie dachte, dass ihr Raumanzug leckte. Aber der Druck und Temperatur ihres Anzuges zeigten normale Werte an. Ihr Atem begann, schneller zu gehen, ihr Herz begann, schmerzhaft zu rasen. Eine nie gekannte Kälte kroch in ihr hoch. Die Anzeigen ihres Helmdispleys suggerierten ihr weiterhin normale Werte, stabile Innentemperatur. Auf ihrer Brust fühlte sie ein schmerzhaftes Brennen, genau an der Stelle, wo das Amulett der Lichtbringerin hing. Sie spürte mehr die Bewegung als sie diese wirklich sah. Aus dem Nichts heraus schob sich ein gestaltgewordener Albtraum durch den großen Riss in die Werkstatt. Im ersten Moment erinnerte es Terry an den kleinen verspielten Affen, den sie eine Zeitlang als Kind gehabt hatte. Vielleicht wegen der unproportional langen Arme, denn das Ding, das sich in diesen Raum hineinschob, hatte nichts Lustiges an sich. Sein Kopf war dreieckig, unzählige Hörner, die an Eiszapfen erinnerten, wuchsen wie eine wilde Haarmähne. Sein Maul war voller gebogener Reißzähne, die in einem unmöglichen Winkel zueinander standen. Sein Oberkörper war eine wirre Ansammlung aus Muskelsträngen, knöchernen Panzerplatten und Dornen. Seine Beine hatten zwei Kniegelenke, wie Saurier aus uralter Zeit. Das Ding war kränklich grau, als würde es die Farben der Umgebung aufzehren.

"Lichtbringern schütze mich!" Automatisch fuhr Terrys Hand zu der Stelle, wo sich unter dem Raumanzug ihr Amulett befand, dass inzwischen so heiß war, dass es weh tat. Die großen roten Augen, die vor Hass tränten, starrten sie an. Das Chaos hatte keine Navigatoren, weil sie Wesen jenseits des Warps in ihre Dienste zwangen, um sie durch das Immaterium zu lotsen. Und so wie es aussah, war dieses Ding wohl deren Lotse gewesen. Wahrscheinlich würde er ungebunden nicht sehr lange im Realraum existieren konnte und wurde wohl nur noch durch den Nachhall der Todes der Besatzung gehalten. Terry hatte nur rudimentäres Wissen über das Chaos und seine Wesenheiten jenseits des Schleiers. Trotzdem war das schon viel mehr als die wagen Gerüchte, die der normale imperiale Bürger kannte. Es wunderte sie, dass sie beim Anblick dieses Wesen, das nicht sein durfte, nicht wahnsinnig wurde. Sondern dass sie sogar ganz nüchtern darüber Überlegungen anstellen konnte.

Sie musste also nur kurze Zeit durchhalten und der Spuk wäre vorüber. Mit zitternden Händen zog sie ihre kleine kompakte Laserpistole aus dem Halfter. Eine äußerst lächerliche Waffe gegen einen Dämon, aber besser mit einer Waffe in der Hand untergehen, als sich in sein Schicksal zu ergeben. Sie entstammte einer Dynastie von Herrschern über Millionen von Arbeitern und Soldaten. Aufgeben war keine Option, die eine de Zarn kannte.

Der Dämon verharrte, sie immer noch taxierend, in der Spalte, da schoss sie einfach auf ihn. Der Laserstrahl schien vor ihm zu zerfasern, als ob er einfach aufhören würde zu existieren. Ihr nutzloser Angriff riss das Wesen aus seiner Starre. Es schien zu brüllen, was sie in der Leere des Raumes natürlich nicht hören konnte. Dann stürzte es sich auf sie. Da Terry immer noch im drehbaren Sessel angeschnallt war, konnte sie nicht ausweichen. Aber der Dämon wurde langsamer, je näher er ihr kam. Und Terrys Brust schien vor Schmerz zu explodieren. Sie hatte auf einmal den verbrannten Geruch von menschlichem Fleisch in der Nase.

"Verschwinde im Namen der Lichtbringerin!", rief sie und wollte nur, dass dieses Ding weg ging. Terry glaubte an die Lichtbringerin und daran, dass sie die Menschheit vor der Dunkelheit retten würde. Deswegen hielt sich auch ihre Angst vor diesem Dämon in Grenzen, da sie fest im Glauben war. Das Wesen jenseits des Schleiers war jetzt genau vor ihr. Aus seinem Maul tropfte trotz der Temperatur des freien Raumes Geifer, der sich in den Boden brannte. Seine Klauen waren schlagbereit, um sie aufzureißen und auszuweiden. Und er würde mehr als nur ihre Innereien fressen, sondern auch ihre unsterbliche Seele.

"Die Lichtbringerin beschützt mich!", brüllte sie trotzig mit überschlagender Stimme. Dann wurde die Kreatur jenseits des Schleiers urplötzlich von einer unsichtbaren Faust getroffen und flog sich überschlagend gegen die gegenüberliegende Wand. Der Aufprall war so stark, dass der Verbundwerkstoff nachgab und der Dämon einen deutlichen Abdruck hinterließ. Seine Krallen kratzten brutal über den Stahl, zerrissen ihn. Sein Mund schnappte wild nach ihr, obwohl sie mehrere Meter von ihm entfernt war.

"Die Lichtbringerin beschützt!", schrie sie ein weiteres Mal und feuerte ihre Waffe ab. Diesmal gab es kein esoterisches Feld, das ihren Strahl zerfaserte, sondern er fraß sich durch die stofflichen Komponenten des Dings und verdampfte es. Schuss auf Schuss gab sie ab und hörte erst auf, als das Magazin leer war. Bis dahin war das Wesen schon längst jenseits des Schleiers zurückgekehrt und sie brannte nur kleine Löcher in den Stahl. "Die Lichtbringerin beschützt!", schluchzte sie und Tränen liefen über ihre Wangen. Sie schloss die Augen und sah es immer noch vor sich, wie es sich Stück für Stück unter ihrem stetigen Beschuss auflöse, verdampfte, bis nichts mehr übrig war.

Es dauerte Äonen, bis Therestina de Zarn sie wieder im Griff hatte. Ihr Anzug hatte ihr automatisch ein Schmerzmittel verabreicht, sodass die Brandwunde auf ihrer Brust nicht mehr so schmerzte. Den Brandgeruch ihres eigenen Fleisches hatte sie immer noch in der Nase. Langsam kam sie wieder in der Realität an. Und dann sah Terry es, den große Schatten, der sich vorsichtig durch die Trümmer bewegte und dann stand sie im Licht der Suchscheinwerfer einer Barke.

Gedanke des Tages
Dieser Teil war zum größten Teil auch schon im ersten Entwurf vorhanden. Er führt die Schlacht fort und beendet sie schließlich mit einem Bluff. Ich wollte damit auch zeigen, dass die Lichtbringertechnologie eben nicht alles ist, sondern eben der Einfallsreichtum und die Unorthodoxheit gewisser Führungspersönlichkeiten die wahre Stärke der Konföderation ist.

Auch gibt dieser Teil ein weiteres Mal Therestina deutlich mehr Tiefe. Sie wird in späteren Bänden noch eine größere Rolle spielen und ich wollte sie entsprechend interessant gestalten. Der Kampf mit dem Dämon kam allerdings erst mit der dritten Überarbeitung zustande. Offene Fragen werden erst nach und nach behandelt werden, also nicht wundern, wenn jetzt schon nicht alles offenbart wurde.

Damit wäre der dritte Band fast zu Ende. Ich muss noch den Epilog schreiben, habe dazu viele Ideen, die meist schon wieder zu viel über den weiteren Handlungsbogen verraten. Schätze mal, dass ich den noch vor Ende Mai fertig haben werde. Rechnet nächsten Sonntag noch nicht damit.
 

DerMetaller

Testspieler
29 Februar 2008
89
0
4.921
yeah, endlich wieder Inquisition!!! Die Kerle sind einfach unschlagbar.
Schöner Teil, den Sprung in der Mitte von Lope zu Lope habe ich aber nicht ganz verstanden, wieso da ein ganz neuer Absatz anfing, war doch nur etwas zeit ohne Handlung vergangen...
Insgesamt haben mir die Kämpfe seit dem Exkurs in die Maschinenkriege sehr gut gefallen, der Teil hat sich wirklich gemacht.
ich habe ja die klitzekleine Hoffnung, dass es sich um eine Dark-Eldar Barke handelt... man wär das ein Spaß. aber du wärst auch so richtig Wahnsinnig, dein Epos würde sich dann langsam an die Komplexität des Liedes von Eis und Feuer annähern. Drei Daumen hoch(das Chaos ist unter und, Muahahaha)
 

arrton

Aushilfspinsler
14 März 2011
41
0
5.076
So, weil Nak ja stille Leser mag, melde ich mich auch mal ;)
Habe jetzt leider schon alle Bücher durchgelesen und bin begeistert.Ich konnte mich bis jetzt immer gut in die Story rein versetzten. Zu dem wurde mir nie langweilig.Im Gegenteil ich wollte immer mehr, das is schon fast ne Sucht :lol: Weiter so
P.S. wann kommen die nächsten Teile?
 

Nakago

Eingeweihter
1 November 2009
1.544
683
13.586
54
yeah, endlich wieder Inquisition!!! Die Kerle sind einfach unschlagbar.

Davon wird es noch mehr als genug geben. :lol:

Schöner Teil, den Sprung in der Mitte von Lope zu Lope habe ich aber nicht ganz verstanden, wieso da ein ganz neuer Absatz anfing, war doch nur etwas zeit ohne Handlung vergangen...
Insgesamt haben mir die Kämpfe seit dem Exkurs in die Maschinenkriege sehr gut gefallen, der Teil hat sich wirklich gemacht.

Normalerweise gab es da noch einen Handlungstrang zwischen den Lope Lope Kapiteln, der aber gekappt wurde. Schön, dass es dir gefallen hat.

ich habe ja die klitzekleine Hoffnung, dass es sich um eine Dark-Eldar Barke handelt... man wär das ein Spaß. aber du wärst auch so richtig Wahnsinnig, dein Epos würde sich dann langsam an die Komplexität des Liedes von Eis und Feuer annähern. Drei Daumen hoch(das Chaos ist unter und, Muahahaha)

Das ist nur eine Rettungs"barke". Dark Eldar werden aber noch eine Rolle spielen.

:-(

da ist er schon,der letzte teil aus band 3

Des einen Leid, des anderen Freud. :)

gibt es von der geschichte eigentlich ein aktuelles pdf. oder word dokument?

grade jetzt zum ende von band 3 würde das passen

Ne, wird es wohl nicht geben. Wer die Geschichte ohne Kommentare lesen möchte, kann das auf http://www.fanfiktion.de/Warhammer-40.000/c/108002000 tun.

+Daumen hoch+

Recht viel mehr will mir dazu momentan nicht einfallen :)

:)

So, weil Nak ja stille Leser mag, melde ich mich auch mal ;)
Habe jetzt leider schon alle Bücher durchgelesen und bin begeistert.Ich konnte mich bis jetzt immer gut in die Story rein versetzten. Zu dem wurde mir nie langweilig.Im Gegenteil ich wollte immer mehr, das is schon fast ne Sucht :lol: Weiter so
P.S. wann kommen die nächsten Teile?

:lol: Danke für das Lob. Heute kommt der Epilog. -_- Der vierte Teil ist noch in der Mache. Wollte ne nette kleine Schlacht machen, aber nach 60 Seiten habe ich erst die Charktere eingeführt und drei Scharmützel designt. Genaues Datum kann ich noch nicht nennen, aber vor September ist eher weniger damit zu rechnen.

Aber nun weiter mit dem "Schwinden".


Persona Dramatis
Leutnant Gad "Denker" Varner, Veteran des 26. Prätoria, Leutnant der 1. Schweren Luftlandesturmregiments der VII Legion
Korporal Hughes "Witwer" Broman, ehemaliger Arbeiter von Planeten Cres

Hummertrupp
Gunnery Sergeant Liri "Ganie" Senar - Hummer 101, Nummer 3 in der Kommandolinie des Zuges.
"Rekaf" - Fahrerin von Hummer 102
"Drei mal Eins" - Fahrerin von Hummer 111
"Rose" - Fahrerin von Hummer 112
Gefreite Venice "Krug" Ziban, Hummerfahrerin 121 und ehemalige Schneidergehilfin.
Schütze Sybil "Kleine" Fahrer, Fahrerin von Hummer 122

Korporal Terry de Zarn, Technikerin
Epilog
Position:
Konföderiertes Gebiet
Segmentum Pacificus
System Verräterstern
Blaue Festung
Zeit: 2 792 996.M41
Person: Gabriel

Die letzten Töne verklangen und Gabriel setzte ihre Jidotetsu Autoelektrovioline ab. Siebzehn Jahrtausende war es her, dass sie ein solches Instrument in den Händen gehalten hatte. Der Klangkörper aus unverwüstlichem Karbon war im Laufe der Jahrtausende mehrmals übermalt worden. Jetzt zierten kleine Bildchen aus der ruhmreicheren Zeit von Lucius, ihrem ersten und einzigen Kämpen, aus seiner loyalen Zeit bei den "Emporers Children", die Oberfläche. Das Ganze war ein Geschenk ihres Champions, anlässlich zu seiner "Heilung". Lucius hatte in seinem Palast auf dem Agrarplanten, den er höchst bescheiden "Lucius Welt" getauft hatte, eine sehr umfangreiche Kunstsammlung. Darunter auch erlesene Musikinstrumente aus mehr als zehn Jahrtausenden. Die Violine war sicherlich das älteste Musikinstrument in der Sammlung. Die Bemalung war von Lucius selbst angefertigt worden, da Malerei einem Schwertkämpfer half, den Blick für das wesentliche zu schärfen. Das war jedenfalls seine Aussage und all seine "Hobbys" in den letzten Jahrtausenden hatten nur den einen Zweck gehabt, ihn im Schwertkampf zu perfektionieren.

Ihre erste Inkarnation war eine begnadete Violinenspielerin gewesen und auch Gabriel war wie alle ihre Inkarnationen schon immer musikalisch gewesen. Es war kein Zufall gewesen, dass auch Gavri Pilgerstochter im Kirchenchor gewesen war und wenn sie je ein Instrument gehabt hätte, so wäre sie sicherlich meisterlich darauf gewesen. Das göttliche Geschenk der Musik lag ihr im Blut. Engel saßen zwar nicht wirklich mit Harfen in weißen Sackkleidern auf knuffigen Wölkchen, wie manche höchst naive Darstellung suggerierten, aber göttliche Musik durchdrang durchaus den Himmel in ihrer Erinnerung an diesen herrlichen Ort.

Die Lichtbringerin verbeugte sich leicht vor einer der kleinen schwebenden Kameras, mit denen sie ihre kleine Kammermusik aufgenommen hatten. Außer Gabriel befanden sich noch Gerechter Zorn und Lucius in dem Vorraum zu ihrem großen Arbeitszimmer auf der "Blauen Festung". Gerechter Zorn hatte auf einem kleinen mechanischen Spinett ihren Beitrag beigesteuert. Lucius selbst hatte auf einer großen Elektrogitarre gespielt, deren unteren Kanten angeschliffen waren, sodass dies eher eine brutale Waffe als ein Musikinstrument war. Lucius sah inzwischen wieder wie ein Mensch aus. Frische Haut bedeckte sein langgezogenes Gesicht. Nur eine kleine Schmisse, die von seiner Stirn über die gespaltene Augenbraue über seine Wange führte, war von seinen tiefen Narben geblieben. Das war sein Wunsch gewesen, eine Narbe machte ihn einfach interessanter und verwegener. Fand Lucius jedenfalls. Er hatte auch nun wieder platinblonde Haare, die er kurz geschnitten als Stoppelhaarfrisur trug, was seinem Gesicht etwas Militärisches und auch Strenges gab.

Lucius den Ewigen zu Lucius dem ersten und einzigen Champion der Gabriel zu transformieren, war beinahe über ihre Kräfte gegangen. Die ganze Prozedur hatte fünf Tage und etwas über fünf Stunden gedauert. Das Chaos war in den letzten zehntausend Jahren durch seinen kompletten Körper gesickert und hatte ihn pervertiert. Besonders, dass er noch ein Champion des Slaanesh und obendrein mit dieser unheiligen Rüstung verbunden war, hatte die Sache nicht gerade erleichtert. Allein die Rüstung zu lösen, die darin gefangenen Seelen zu retten und die Haut zu ersetzen, hatte drei Tage gedauert. Danach hatte sie die restlichen Bindungen zu Slaanesh gelöst. Die ganze Zeremonie hatte sie auf der schwarzen Pyramide in der frisch eroberten Werft abgehalten. Dabei war der Altarstein zerbrochen und alle Symbole des Chaos waren an der schwarzen Pyramide zerschmolzen. Für einen kurzen Augenblick war sie dem Interesse der vier großen Erzdämonen des Chaos gewahr geworden, die auf diesen Vorgang einen hasserfüllten, teilweise sicherlich auch sehr schadensfrohen Blick geworfen hatten. Besonders die Präsenz von Slaanesh war ihr deutlich bewusst gewesen und auch seine Versuche, ihr Vorhaben zu stoppen. Seine Dienerkreaturen hatten tatsächlich versucht, sich einen Weg in die Realität zu erzwingen, aber Gabriel hatte sie mit einem gewaltigen Gellerfeld abgewehrt, da man keine prophetische Gabe brauchte, um eine solche Reaktion vorher zu sehen. Die frisch instandgesetzten Reaktoren wären bei der Belastung, das Gellerfeld mit Energie zu versorgen, beinahe durchgeschmolzen.

Nachdem sie das Chaos aus Lucius Körper entfernt hatte, war es notwendig gewesen, über zwanzig Kilo kontaminiertes Fleisch und Organe zu ersetzen. Mehrmals wäre sie dabei beinahe zusammengebrochen, weil sie so viel gleichzeitig heilen und im Auge behalten musste. Danach war sie einfach umgefallen und hatte katatonisch zwei Tage im Tiefschlaf gelegen, aus dem sie niemand hatte wecken können. Eine gefährliche Schwäche, die zum Glück nicht von den Erzdämonen ausgenutzt worden war. Bis auf Slaanesh war sie wohl nur eine Randnotiz für die großen Vernichter. Khorne liebte den Krieg, das Schlachten an sich, ihm war es egal, wer warum gegen wen Krieg führte und gewann. Der Krieg, das Morden auf dem Schlachtfeld, das Blutvergießen an sich war das einzige, was ihn daran interessierte. Tzeentch sah sie sicherlich als kleine interessante Störung in seinem Intrigenspiel, eine nette Ablenkung, um sich etwas mehr anzustrengen, um sie zu Fall zu bringen oder besser gesagt, die Menschheit noch tiefer in die Finsternis taumeln zu lassen. Gabriel war überzeugt, dass er jetzt in diesem Augenblick kleine hinterhältige Stolpersteine ersann. Nurgle war sicherlich schon dabei, neue Seuchen mit kindlicher debiler Begeisterung zu kreieren, so wie er es seit Äonen tat. Für diese drei war die Abwerbung eines Champions des Slaanesh ein amüsanter Anblick gewesen, denn das Chaos war kein homogener Block und jeder der Erzdämonen sah in dem anderen nur einen äußerst lästigen Konkurrenten. Nur Slaanesh hatte sie jetzt wirklich nachhaltig verärgert, indem sie einen seiner Champions abspenstig gemacht hatte. So was nahm diese äußerst eitle Kreatur durchaus persönlich.

Lucius trug nun eine prächtige Rüstung in Gold, Silber, Purpur und Blau. Er hatte sich dieses Design selbst ersonnen und die Elemente seiner Vergangenheit bei den Emporers Children, als diese noch eine loyale Legion des Imperators gewesen war, mit den Farben von Gabriel verschmolzen. Auf seinen reichverzierten, mit Symbolen schon beinahe überladenen Schulterpanzern waren mehrere Minidrohnen verankert, welche mobile schwebende Kameras waren. Damit würde er nicht nur über ein hervorragendes Überwachungs- und Spähsystem aus Mikrodrohen verfügen, sondern konnte auch seine Kämpfe aus mehreren Perspektiven gleichzeitig aufnehmen. Ina Welster, die Expertin für Filmkunst, hatte Lucius schon unterwiesen, wie er die Kameradrohnen zu platzieren hatte, um seine Aktionen im besten Winkel aufzunehmen. Dadurch würde ihr Kämpe sehr an Popularität gewinnen.

Gabriel hatte ihrem Champion zwei sogenannte Kriegsmesser als Hauptwaffen aus den zerbrochenen Überresten der Axt des Dämonenprinzen Eunice, seiner Rüstung und Himmelsmetall gefertigt. Das waren zwei massive Krummschwerter mit kreuzförmiger Parierstange. Auf dem ersten Blick wirkten beide Klingen identisch bis auf den Umstand, dass eines der Schwerter mit dem Namen "Vergebung" eine helle Klinge und das Kriegsmesser mit dem Namen "Verdammnis" eine schwarze Klinge hatte. Das Klingenblatt von "Vergebung" war sehr dünn und war für flinke, aber leicht gerüstete Gegner wie Eldar oder ähnlich agile Xenos gedacht. Die Klinge von "Verdammnis" war massiver und viel schwerer, dazu gedacht, auch schwerste Rüstung und Panzerung eines Terminators zu durchschneiden. Auch konnte diese Waffe mit einem Stab zu einer Glefe erweitert werden. Der lange Griff von "Vergebung" konnte getrennt werden und war dann mit einer Kette miteinander verbunden, so dass die Waffe wie ein Rotor gewirbelt werden konnte. Auch diese Waffe konnte noch an das andere Ende der Glefe verbunden werden. Jedes Kriegsmesser konnte auch bequem beidhändig oder beide Schwerter mit je einer Hand gleichzeitig geführt werden. Die Oberfläche der Schneiden war so geschliffen, dass sie auf ihre ganz eigene Art pfiffen, wenn sie die Luft durchschnitten und Lucius konnte inzwischen ganze Musikstücke mit seinen Waffen spielen. Was diesen durchaus erfreute. Die einseitig geschliffenen und leicht gebogenen Klingen mit ausgeprägter Spitze waren genau so lang wie die Arme von Lucius, was zu einer perfekten Balance und Handhabung führte.

Bevor er ihr Champion wurde, hatte Lucius eine sehr lange Liste mit Forderungen gestellt. Die meisten Punkte waren, dass gewisse namhafte Gegner für ihn nach Möglichkeit persönlich reserviert waren. Das fing mit A wie Abaddon an und ging eigentlich das gesamte Who is Who der Verräter durch. Wahrscheinlich hatte jeder dieser illustren Gesellen den armen Lucius auf die eine oder andere Weise in den letzten zehntausend Jahren beleidigt. Oder ihn vielleicht auch schlicht ignoriert. Dies war eine Forderung, die sie gerne erfüllte. Bei anderen hatte sie Kröten schlucken müssen. Lucius hatte nicht nur darauf bestanden, dass die Agrarwelt auch in Zukunft "Lucius Welt" heißen sollte, sondern auch in seinem Besitz blieb. Allerdings hatte Lucius ihr diese Welt anschließend bis auf seinen Palast geschenkt. Machte ja schließlich nur unnötige und äußerst langweilige Arbeit. Mit seiner Hilfe hatten sie auch das Schulungszentrum auf diesem Planeten ohne eigene Verluste einnehmen können. Wie kommt man am einfachsten in eine von Iron Warriors verteidigte Festung hinein? Man fragt, ob man hinein darf. Lucius hatte noch in seiner verdrehten Gestalt einfach angeklopft und war nach einem Vorwand hinein gelassen worden. Dann hatte er sich dort etwas ausgetobt und alle Verräter getötet. Neben den Iron Warriors waren auch Kräfte des schwarzen Adeptus anwesend gewesen und die Masse an Skitarii hatten ihn nach eigener Aussage doch tatsächlich etwas ins Schwitzen gebracht.

Das Schulungszentrum mit den arkanen Lernmaschinen war alt, wirklich alt gewesen, aus der ersten Phase der Warpraumfahrt des siebzehnten Jahrtausends. Ursprünglich im Besitz der Geller AG, welche einst mit dem nach ihnen benannten Gellerfeld eine bedeutende Position der terranischen Konzerne inne gehabt hatte und um deren Vormachtstellung zu brechen, im achtzehnten Jahrtausend ein langer Krieg mit wechselnden Allianzen zwischen verschiedenen Konzernbündnissen getobt hatte. Wahrscheinlich war dies eine geheime Welt gewesen, um neue Truppen auszubilden und auszurüsten. Wohl so geheim, dass man sie schließlich schlicht vergessen hatte. Die Konzernkriege kamen erst im Zuge des Ausbruchs des ersten Maschinenkrieges zum Erliegen.

Neben dem immer noch intakten Schulungszentrum umfasste der Komplex gewaltige Lagerhallen, die zum Großteil leer aufgefunden worden waren. Wahrscheinlich war die einst eingelagerte Ausrüstung schon vor Jahrzehntausenden geplündert worden. Das einzige, was in rauen Mengen vorhanden war, waren die psionischen Schutzbänder, wie sie einst offiziell genannt wurden. Auf dem ersten Blick war Himmelmetall nicht von Bronze zu unterscheiden und war deswegen als Wertlos eingestuft einfach liegen gelassen worden.

Psionik war schon kurz nach dem bestätigten Auftauchen von den Konzernen erforscht worden. Meist auf abgelegenen Planetensystemen. Da gewinnorientierte Unternehmen immer die Chance auf Profitmaximierung und weniger das Restrisiko sahen, hatte es verheerende Unfälle und Zwischenfälle gegeben. Dämoneninvasionen waren mehrmals vorgekommen, aber nie als solche wahrgenommen worden. Man hielt sie für lebendig gewordene Bewusstseinssplitter des Psionikers, die autark auch nach dem Tod ihres Erschaffers agieren konnten. Nicht einmal Gabriel wusste, wer als erster die schutzbringende Wirkung der Bänder aus Himmelmetall, einer sehr esoterischen Legierung verschiedener Metalle, herausfand. Auf alle Fälle minimierten sich nach der flächendeckenden Einführung der Schutzbänder die Unfälle durch amoklaufende "Bewusstseinssplitter" in befriedigendem Maße. Nichtsdestotrotz waren Psioniker für normale Menschen ein tödlicher Gefahrenherd auf zwei Beinen und wurden entsprechend so behandelt. Mit diesen Schutzbändern war Gabriel nun in der Lage, viele Millionen Psioniker vor den schädlichen Auswirkungen des Warps ohne das menschenverachtende Ritual einer Seelenbindung zu schützen. Das war neben der inzwischen eingenommenen Werft wohl der größte strategische Erfolg in dieser Kampagne.

Die Kämpfe um Abbadons Werft waren noch sehr hart und langwierig gewesen. Die feindlichen Truppen hatten zähen und erbitterten Widerstand geleistet und jeden Kubikmeter stoisch verteidigt. Mehrmals hatte sie Angebote zum freien Abzug über das Lautsprechersystem verbreiten lassen, aber letztendlich war es zu keinen Verhandlungen gekommen. Die Kultisten und Anhänger der Erzdämonen hatten ihre eigene Vernichtung einem Abzug vorgezogen. Wahrscheinlich aus Furcht vor den Konsequenzen, die sie nach ihrem Tod von den Erzdämonen für ihre Feigheit erleiden würden. Teilweise waren verhandlungswillige Individuen auch von ihren Kameraden und Vorgesetzten meist bestialisch ermordet worden. Auch viele Sklaven wurden während der Kämpfe um Abbadons Werft getötet, weil bewaffnete feindliche Elemente diese als lebende Schutzschilde verwendeten. Ihren Soldaten der Konföderation des Lichtes war nichts anderes übrig geblieben, als deren Tod in Kauf zu nehmen. Und manche hatten sich auch nicht gerade Mühe gegeben, Kollateralschaden zu vermeiden, handelte es sich bei den Sklaven doch meist um Mutanten. So waren Menschen eben und Gabriel fiel deswegen auch nicht aus allen Wolken. Mindestens 50% hatte sie an Verlusten an unbewaffneten Personal und Sklaven der Festung einkalkuliert. Letztendlich hatte etwa ein Drittel der Sklaven die Eroberung der Festung überlebt und arbeiteten nun für sie. Die meisten waren gebrochene Wesen, mutiert, degeneriert und durchaus vom verderblichen Einfluss des Chaos gezeichnet. Die Selektion lief noch, die Kreaturen, welche als Aufseher gedient hatten, waren zu aggressiv und mussten liquidiert werden. Sklaven, welche hochgradige Mutationen aufwiesen, wurden sterilisiert. Letztendlich hatte sie wohl eine halbe Million Arbeiter dazugewonnen. Dazu kamen noch etwa fünfzigtausend Sklaven, die aus ehemaligen Imperialen bestanden und die nun je nach Begabung weiter geschult worden, um Vorarbeiterpositionen in der Werft auszufüllen. Oder eben in der Legion zu kämpfen. Für sie gab es keine Rückkehr ins Imperium, da Gabriel ihnen bei einer Ansprache erklärt hatte, was imperiale Behörden mit Menschen machten, die dem Erzfeind in die Hände gefallen waren. Isolationshaft, langwierige Verhöre unter Folter und Drogen, danach ein Erschießungskommando. Falls sie so viel Glück hatten und nicht einfach bei lebendigem Leib verbrannt wurden, um sie vom Makel des Chaos zu reinigen und ihre unsterbliche Seele zu retten.

Die ersten erbeuteten Kampfschiffe wurden nun in der Werft überholt, korrumpierte Elemente der Schiffsinfrastruktur ausgetauscht und mit modernen Komponenten ersetzt. Gabriel schätzte, dass in etwa einem halben Jahr die ersten frisch erbeuteten Kampfschiffe vollständig einsatzbereit sein würden. Und die Vorbereitungen zum Projekt ihrer "Werft" liefen nun ebenfalls auf Hochtouren. Es würde eine Hightech Werft für Großkampfschiffe, Fabriken für landgestützte Waffensysteme und dem gesamten Zubehör entstehen. Ihr Oberkommandierender Jäger hatte sie zwar davor gewarnt, fast das gesamte Technische Know How an einem einzigen Ort zu konzentrieren, aber Gabriel war bereit, dieses Risiko einzugehen. Damit erschwerte sie es dem Feind, sich dieser Technologie zu bemächtigen. Weder Imperium noch Chaos war allein durch erbeutetes Gerät in der Lage, dieses zu reproduzieren. Aber mit einer erbeuteten Produktionsanlage schon, jedenfalls das Chaos. Imperiale Techpriester würden sie in blindem Aberglauben lieber zerstören, als davon zu lernen. Auch war es wichtig, die Schlüsseltechnologien kontrollieren zu können. Das dunkle Zeitalter der Technologie hatte wirklich verheerende Vernichtungswaffen gekannt und selbst leichte Infanteriewaffen hatten damals einen Vernichtungsgrad gehabt, der einem Leman Russ Kampfgeschütz gleichkam. Deswegen überwogen die Vorteile einer Konzentration der hochtechnologischen Produktionsstätten denen einer Dezentralisierung aus Gabriels Sicht.

Fast das gesamte System des Verrätersterns befand sich nun unter Kontrolle der Konföderation des Lichtes. Lucius Welt hatte sie auf einem Silbertablett ohne Verluste überreicht bekommen. Auch hier war die Sklavenbevölkerung in großen Teilen unkontrolliert mutiert und musste nach und nach sterilisiert oder sofort aussortiert werden. Die Minenwelt konnte durch das detaillierte Insiderwissen über die Befestigungs- und Verteidigungsanlagen von Lucius vergleichsweise einfach und mit nur wenigen eigenen Verlusten erobert werden. Als einziges blieb noch die Industriewelt, inzwischen mit dem Namen "Stahlwerk" versehen, unter der Herrschaft des Chaos. Die Welt war sehr stark befestigt und selbst mit Lucius Wissen um deren Verteidigung würde das noch eine harte Nuss werden. General Jäger arbeitete gerade mit seinem Stab detaillierte Invasionspläne aus und die Operation würde im nächsten Monat beginnen. Bis dahin hoffte Gabriel, dass genug Neuaushebungen das System erreichen würden, um die Invasion auch personell stemmen zu können. Dieser Krieg hatte gerade erst begonnen.

Lucius machte sich gut und zeigte sich von seiner charmanten Seite. Trotz allem konnte Gabriel immer noch nicht in sein Herz sehen. So was kam vor, auch wenn es sehr selten war. Oft war es Chaoseinfluss oder eine starke defensive psionische Begabung. Der Engel hoffte auf letzteres. Da sich seine Mutationen vergleichsweise in Grenzen gehalten hatten, war eine defensive psionische Begabung nicht ausgeschlossen. Natürlich blieben Restzweifel, da Lucius schon mehrmals die Seiten gewechselt hatte. Angepasste Psychopathen erschienen ihrer Umwelt meist charmant, hilfsbereit und liebenswert. Innen waren sie aber nichts weiter als Bestien, die sich ihrer Umgebung angepasst hatten, um ihren Trieben ungestört nachgehen zu können. Ihre Art der Tarnung auf der Jagd. Momentan hatte Gabriel ein gutes Gefühl, da Lucius sehr hilfreich gewesen war und ihr zwei Planeten zugespielt hatte.

"Ihr spielt gut", lobte Lucius sie beide für ihre Musik.
"Auch Ihr seid ein hervorragender Spieler", gab Gerechter Zorn das Kompliment zurück. Die beiden vertrugen sich erstaunlicherweise recht gut. Lucius war es recht früh gelungen, das Eis dadurch zu brechen, dass er gerechter Zorn eine wunderschöne Topfpflanze aus seinem Garten geschenkt hatte. Frauen schätzten Männer, welche die vollkommene Schönheit einer einzigen Blume erkannten. Auch sonst zeigte sich Lucius von seiner besten Seite und nur wenige aus ihrem Umfeld begegneten ihm mit Vorsicht.
"Ich hatte auch zehntausend Jahre Zeit, mein Spiel zu perfektionieren. Im Schwertkampf ist Timing alles und das Spiel mit Musikinstrumenten half mir, mich auf meinem Weg zum Schwertmeister zu vervollkommnen", gab sich Lucius bescheiden. "Noch ein Stück?"

"Leider müssen wir uns nun für die Zeremonie bereit machen", meinte Gabriel mit Bedauern. Zu musizieren erfüllte sie mit tiefer Freude und der Engel hätte gerne weitere uralte Stücke gespielt. Aber heute würde sie die Helden der Schlacht um die Werft und den Verräterstern auszeichnen. Viele ihrer Soldaten hatten Großes vollbracht und verdienten es, von ihr entsprechend gewürdigt zu werden. Sie hatte eine Reihe von Orden aufgelegt, um ihre Leute auszeichnen zu können. Da gab es die Verwundetenmedaille, das rote Herz, für eine schwere Verwundung. Für Tapferkeit und Erfolg im Kampf gab es mehrere Stufen. Es fing mit dem Adamantenen Kreuz als niedrigste Auszeichnung für Tapferkeit, Mut und Opferbereitschaft an. In der Mitte war ihr Gesicht abgebildet, von einem Kreis umschlossen. Im oberen Kreuzende ein kleines Miniaturkreuz, auf dem linken der Sechseckige Stern und auf der rechten der Dreiviertelkreis. Im unteren Ende stand die Jahreszahl 996. Normalerweise wurde es auf der Brust in der Höhe des Herzen getragen.

Die zweite Stufe war das Adamantene Kreuz mit Schwertern, welche an den Flanken über Kreuz eingearbeitet waren. Die dritte Stufe war der Stern aus Silber, mit dem Kreuz in der Mitte. Die vierte war das gleiche in Gold. Die fünfte Stufe war der Adamantene Engel am Band, der um den Hals getragen wurde. Das Halsband war aus blauer Seide, in dem in Silber die Insignien der Konföderation gestickt waren. Der Engel zeigte sie mit ausgestrecktem Schwert in der Hand und Flügel auf dem Rücken. All diese Orden konnten von Mannschaften wie auch von Offizieren gleichermaßen erworben werden. Im Imperium gab es Orden, die nur für Mannschaften oder nur für Offiziere vorgesehen waren. Allerdings fand Gabriel, dass eine gemeinsame Ordensreihe für alle auch dem Zusammenhalt in der Armee förderlicher war. Sie wollte vereinen, nicht trennen. Für die Zukunft würde es noch weitere Abstufungen nach oben geben. Ebenso Orden für die Teilnahme an Feldzügen und Schlachten. Am Ende der Kampagne würde es für jeden Teilnehmer einen kleinen silbernen Stern auf einem Schildförmigen Anstecker geben, als Zeichen dafür, beim Feldzug um den Verräterstern teilgenommen zu haben. Das würde die Veteranen der ersten Stunde auszeichnen und ihnen einen besonderen Status geben.

Position:
Konföderiertes Gebiet
Segmentum Pacificus
System Verräterstern
Blaue Festung
Zeit: 2 792 996.M41
Person: Sybil "Kleine" Fahrer

Es war trotz Interfacesteuerung mühsam, den elektrischen Rollstuhl so nah an die schwarze marmorne, von weißen Adern durchzogene Wand zu fahren, dass Sybil die mit Gold ausgelegten Namenszüge berühren konnte. "Rekaf", "Drei mal Eins" und "Rose" waren hier mit ihren Kampf- und auch bürgerlichem Namen verewigt. Jedes Mal, wenn sie einen der Namenszüge berührte, wurde eine Holoeinspielung über ihr projiziert, welche ein lebensgroßes Abbild der gefallenen Soldaten zeigte. Auch die Lebensdaten und die Umstände ihres Todes wurden aufgezählt. Hätte die Lichtbringerin sie nicht gerettet, dann wäre sie nun auch eine Holoeinspielung in diesem Mahnmal. Ganie und Krug waren bei ihr, die einzigen Überlebenden des Hummerzuges. Auch sie würden heute Abend noch geehrt werden. Beide sahen toll aus in ihrer offiziellen Ausgehuniform. Sybil dagegen trug einen medizinischen, gyrostabilisierten Anzug, da ihre Muskeln noch nicht stark genug waren, ihre Glieder zu bewegen. Erst seit gestern war sie aus dem Regenerationstank gestiegen. Ihre abgetrennten Gliedmaßen waren in einem teuren medizinischen Verfahren nachgewachsen. Die Muskeln waren vollständig untrainiert und die Reha würde sie noch Monate harter Arbeit kosten. Aber sie war am Leben und vollständig geheilt. Das allein zählte.

Sie und ihre Kameradinnen befanden sich in der "Halle der Erinnerung". Diese Räumlichkeit befand sich in der Nähe des offiziellen Hauptstadions und Zeremonienplatzes der Blauen Festung. Früher war das mal ein großer Lagerraum für Requisiten gewesen. Jetzt war die Halle leergeräumt und marmorne Steintafeln teilten den Raum auf. Noch leere Sockel lockerten das Denkmal auf. Hier würden irgendwann verschiedene kleine Monumente stehen, welche einzelne Schlachten des Krieges zur Rettung der Menschheit zeigen würde. Und an den Wänden waren die Namen derer verewigt, die dafür ihr Leben gelassen hatten. Der Boden war noch nackt, aber später würden hier Mosaike zu sehen sein. Bei einem Segment war schon eine Konzeptzeichnung zu sehen, welche ihren Kampf mit dem Hummer gegen den Land Raider zeigte. Ein anderes zeigte einen schwer beschädigten Torpedobomber, der gerade seinen beiden letzten Marschflugkörper auf einen Chaos Zerstörer abfeuerte. Von der Decke hingen mächtige Kronleuchter, an einem hingen viele kleine Glassplitter. Jeder Splitter stand für einen Gefallenen.

In einer Nische war eine kleine Holoeinheit mit einem Terminal untergebracht. Dort konnte man den Verlauf der Schlacht noch einmal sehen und wer alles daran teilgenommen hatte. Auch den Überlebenden erwies man so eine Referenz für ihren Mut und ihre Taten. Gerade lief ein Holo, welches den Verlauf der Raumschlacht zeigte. Wie die erste Welle tief in das System vordrang und ihre Bomber und Jägerverbände startete. Dann wie die ersten feindlichen Großkampfschiffe vernichtet wurden und die feindlichen Jagd- und Bomberverbände starteten. Die vielen kleinen Scharmützel, der Kampf der "Hoffnung der Galaxis" gegen die "Totentanz". Dann wie der berüchtigte Admiral Trust von der Minenwelt aufstieg. Der anschließende Kampf der "Blutrausch" gegen die "Hoffnung der Galaxis", was mit dem Auseinanderbrechen der "Blutrausch" endete. Dann wie zwei weitere Kampfverbände des Erzfeindes von den Monden von "Lucius Welt" und von "Stahlwerk" auftauchten. Dann der Hinterhalt der Shinobikorvette "Fuma" und die Zerstörung eines der feindlichen Verbände. Und wie sich dann anschließend Acra Finsterblut aus dem Staub gemacht hatte. Der wohl einzige wirkliche Wermutstropfen in der sonst eindrucksvollen Bilanz dieser Schlacht um den Verräterstern.

Eine Tafel weiter stand eine dunkelhaarige Schönheit mit dunkler Haut, die wie Samt schimmerte. Die Frau war eine Pracht und Sybil war sich sicher, dass dieser Schönheit massiv nachgeholfen worden war. Dazu war einfach alles zu ebenmäßig und perfekt proportioniert. Wahrscheinlich eine ehemalige Adlige, genauso wie der Geck nun Söldner in der Legion. Wobei Sybil sich nicht als Söldnerin fühlte. Sie kämpfte für das Licht, für eine bessere Galaxis und einer Menschheit in Freiheit. Nicht für schnöden Mammon. Es war ihre Chance, mehr als nur eine kleine überflüssige Manufakturarbeiterin zu sein, die hauptsächlich als Fußabtreter für den Vorarbeiter gedient hatte.

Die junge Frau in der Uniform einer Offiziersanwärterin drückte nach und nach verschiedene Namen und sprach dann ein leises Gebet an die Lichtbringerin. Ihre Gesichtszüge hatten dabei etwas Entrücktes und sehr Frommes. Diese Gebete wurden nicht einfach nur heruntergeleiert, sondern mit jeder Faser gelebt. Die Schwarzhaarige schien ihren Blick zu spüren und sie sahen sich an.

"Meine Besatzung, sie sind alle in einer Rettungskapsel umgekommen", erklärte sie.
"Mein Beileid. Und wie konnten Sie überleben?", fragte Sybil neugierig.
"Ich führte gerade eine Reparatur an einem Schildgenerator durch und blieb auf dem Bomber zurück. Zu meinem Glück, da dem Wrack nichts weiter passierte, während die feindlichen Jäger auch die Rettungskapsel zerstörten."
"Das Chaos sind solche Schweine!", knirschte Sybil und wünschte sich, sogleich in einen neuen Hummer steigen zu können und es diesen fiesen gemeinen Kerlen heimzuzahlen. So viele waren gefallen. Beinahe sie auch. Eigentlich hatte sie mit ihrem Leben schon abgeschlossen gehabt, als dieser fiese Grobian ihr Glied für Glied abtrennte. Nur aus wahnwitzigem Trotz, geboren aus fast zwei Jahrzehnten grausamer Unterdrückung in der Manufaktur und aus dem Glauben an eine bessere Welt durch die Lichtbringerin hatte ihr die Kraft gegeben, dieser schrecklichen Tortur zu widerstehen.

"Ja, das Chaos ist unbarmherzig und grausam. Aber ich habe schon Vergeltung geübt. Das Wrack trieb in den Angriffskurs einen Zorn Zerstörers der Chaoten, der sich an die "Blaue Festung" heranschleichen wollte. Zwei Torpedos, auf kürzeste Distanz. Einen konnten sie abfangen, der andere kam durch und hat sie alle getötet. Auf so einem Zerstörer haben mehr als zwanzigtausend Kreaturen von diesem abartigen Abschaum Platz. Dann musste ich noch gegen einen kleinen Dämon, einem höheren Ebenholzgeist kämpfen. Aber die Lichtbringerin gab mir die Kraft, mich mit einem Schild aus Glauben zu rüsten und die Kreatur aus dem Warp dahin zu schicken, wo sie herkommt. Dann wurde ich von einer Rettungsbarke aufgelesen. Für die Vernichtung des Zerstörers kriege ich heute den Engel am Band."
"Wow! Ich krieg auch einen!", rief die Kleine aus und wurde sich anschließend bewusst, dass sie viel zu laut war. Als ob sie ein kleines Mädchen wäre, das über Geschenke zu Imperator Geburtstag jubilierte. Nicht, dass sie je ein Geschenk bekommen hätte, dort, wo sie aufgewachsen war. Die Kleine erzählte ihre Geschichte, wobei sie alles Nichtheroische großzügig ausklammerte und auch den einen oder anderen Umstand etwas dehnte. Schließlich durfte man prahlen, so lange man nicht log.

"Das ist ja toll! Darf ich gratulieren?"
"Aber nicht zu doll schütteln, ist erst angewachsen", meinte die Kleine überschwänglich und hätte sich danach am liebsten die Zunge abgebissen. Was für ein Mist redete sie da nur? Als ob sie noch ein kleines Kind wäre. - Nicht zu doll schütteln -, was für eine debile Wortwahl. Aber die Frau lächelte nur freundlich und umfasste sehr vorsichtig ihre rechte Hand. Ihre Muskeln reagierten nur langsam und es war mühsam, selbst diese einfache Prozedur zu bewältigen. Ihr Therapeut in der Rhea meinte, das wäre alles nur eine Übungssache. Die moderne Medizin hatte sie wieder hergestellt, der Rest lag nun an ihr. Harte Arbeit, tägliches Training und sie würde besser sein als vorher. Bevor dieser wahnsinnige böse große Fiesling ihr die Glieder abgetrennt hatte. Wie ein gemeines verzogenes Kind bei einem Insekt.

Sybil konnte es noch gar nicht fassen, dass sie einen der höchsten Orden der Legion dafür bekommen würde. Für außergewöhnliche Tapferkeit und Pflichterfüllung. Sie hatte den Kampf mit einem schrottreifen und eigentlich nicht mehr funktionsfähigen Hummer aufgenommen. Niemand hätte ihr einen Vorwurf gemacht, wenn sie mit Hinweis auf den Zustand ihres Gefechtsfahrzeuges den Einsatzbefehl abgelehnt hätte. Ihr Kleiner war im Eimer gewesen, nur noch durch ihren Willen, zu kämpfen, zusammen gehalten. Und trotzdem hatte sie den Kampf gegen einen übermächtigen Feind aufgenommen. Ganie hatte sie für den Orden vorgeschlagen.

"Du hast ihn dir verdient!", meinte Ganie nur lapidar auf ihre Frage, als sie gestern davon erfahren hatte. Kurz nachdem sie aus dem Regenerationstank gestiegen war. Eigentlich hatte Sybil gehofft, dass Gad Varner sie sogleich besuchen kommen würde und war doch innerlich sehr enttäuscht gewesen, als nur Ganie und Krug als ihre direkten Vorgesetzten aufgetaucht waren.
"Aber du hast auch so viel getan! Warum bekommst du nicht au einen Adamantenen Engel am Band? Du hast den Überblick behalten, das Feuer geleitet."
"Und ich habe meine ganze Einheit verloren, darunter fünfzig Prozent Totalausfälle an Piloten. Dazu eine schwerst Verwundete und alle Hummer hinüber. Daran ist nichts Heldenhaftes. Auch wenn die Lichtbringerin mir den goldenen Stern verleihen wird."
"Ich finde trotzdem, dass du auch so einen Adamantenen Engel verdient hättest", fand die Kleine. "Du hast uns so gut geführt. Ohne dich wäre ich auch tot auf dem Schlachtfeld geblieben. Ohne dich wären wir überrannt worden."
"Ich habe nur meinen Job getan. Früher habe ich auf Ghersom IV kleine Kinder gehütet, jetzt hüte ich kleine Panzer", hatte Ganie lachend gemeint.

Es wurde nun auch für sie Zeit, dass sie sich ins Stadion aufmachten, wo die letzen Vorbereitungen für die Ordenszeremonien liefen. Reichlich Zuschauer waren auf den Rängen schon anwesend. Zivilpersonal und ihre Angehörigen hielten sich mit den Soldaten, Gardisten und Legionären in etwa die Waage. Die zu ehrenden Personen gruppierten sich zu ihren Einheiten auf dem Feld des Stadions. Hier wurden normalerweise Spiele für Faustball oder ähnliche Mannschaftsspiele abgehalten. Faustball war im ganzen Imperium sehr populär und wurde auch hier in der Konföderation gespielt.

In der Luft lag eine freudige Stimmung und die Atmosphäre war entspannt. Sybil versuchte, Gad auszumachen, aber die Leute, die sie umgaben, gehörten anderen Kompanien der 1. SLLSTR an. Schließlich stand der große Witwer vor ihr und fragte freundlich, wie es ihr denn ginge. Sybil hatte sich lange Zeit vor diesem großen, unnahbar wirkenden Mann gefürchtet, der so wenig von sich preisgab. Aber der Witwer war voll in Ordnung und es freute die Kleine, dass Hughes Broman sich nach ihrem Gesundheitszustand erkundigte.

"Mir geht’s prima! Alles wieder dran!", meinte Sybil.
"Das freut mich für dich. Wir dachten alle, du wärst tot, als die Lichtbringerin deinen Torso ablieferte", antwortete Broman freundlich.
"Ja, da hatte ich wirklich großes Glück." Sybil hätte gerne etwas Geistreicheres gesagt, um das Gespräch am Laufen zu halten, um vielleicht noch nach Gad Varner zu fragen, aber Signale ertönten und die Gespräche flauten ab. Die Zeremonie begann. Musik, gespielt von einer Militärkapelle setzte ein, die Lichter wurden etwas abgedimmt und die Führungsriege nahm ihre Plätze ein. Darunter auch die Lichtbringerin und ihr neuer Kämpe, ein gewisser Lucius. Ganie hatte ihr aufgeregt erzählt, dass er einst ein Champion des Chaos gewesen wäre, von diesem drogensüchtigen Sexdämon. Der Kerl war verdammt groß und die Lichtbringerin wirkte wie ein kleines Kind neben ihm. Dabei sah der Mann eigentlich recht gut aus und seine wuchtige Rüstung war reich verziert. Dieser Lucius hatte etwas äußerst Interessantes und Anziehendes an sich.

Nach dem Musikstück hielt die Lichtbringerin eine Ansprache. Sie lobte den Einsatzwillen der Legion, besprach die vergangene Operation und gab einen Ausblick auf den weiteren Verlauf des Feldzuges. Die Welt "Stahlwerk" würde das nächste Angriffsziel sein und damit wäre dann auch der Feldzug in diesem System beendet. Die Niederlage des Chaos würde vollständig sein. Sybil bedauerte es, dass sie nicht dabei sein konnte. Das 1. SLLSTR würde die Sturmspitze sein und die brauchten dabei jeden Kämpfer.

Nach und nach wurden nun einzelne Einheiten vorgerufen, um von der Lichtbringerin ihre Orden und Auszeichnungen im Empfang zu nehmen. Viele hatten in den harten Kämpfen ihren Mut und Tapferkeit bewiesen, deswegen gab es auch viele Auszeichnungen. Sybil konnte sehen, wie die nette schwarzhaarige Frau als erste den Adamantennen Engel bekam und einige Worte mit der Lichtbringerin wechselte. Die Kleine wurde immer aufgeregter, je näher sie selbst Gabriel kam. Kleine Microdrohnen umschwärmten die Szenerie und hielten die Ordensverleihung für die Nachwelt fest. Hin und wieder blickte sie sich um, konnte aber Gad Varner nicht erspähen. Normalerweise müsste er doch auch einen Orden bekommen? Wo war der Mann nur, den sie liebte? Sie hatte Ganie schon gestern nach ihm gefragt, aber nur eine ausweichende Antwort bekommen und ihre Master Sergeant hatte sofort danach ein anderes Thema angesprochen. So langsam machte Sybil sich ernsthafte Sorgen. War ihm etwas passiert?

Schließlich stand die Lichtbringerin vor ihr. Sie wirkte aus der Nähe wie ein Teenager, den man in eine blaue Uniform gesteckt hatte. Irgendwie hatte Sybil sich die Lichtbringerin so viel größer Vorgestellt. Bis jetzt hatte sie die Anführerin der Konföderation nur auf Bilder oder aus weiter Ferne gesehen. Sie jetzt direkt vor sich stehen zu sehen, hatte etwas ernüchterndes, weil Gabriel eben nur etwas größer als sie selbst war. Lächelnd berührte die Lichtbringerin sie an der Wange, eine fast schon intime Berührung. Sybil wurde kalt und heiß zugleich.
"Erhebe dich Sybil Fahrer", sagte Gabriel zu ihr.
"Ich kann nicht!", erwiderte Sybil überrascht.
"Doch, du kannst, Kleine", meinte die Lichtbringerin mit einem Augenzwinkern. Und Sybil befahl ihren verkümmerten Muskeln, sich zu bewegen, und quietschte überrascht auf, als es ihr ohne Mühe gelang. Ihr Körper fühlte sich warm an, so wie nach einem zwanzig Kilometerlauf, aber sie hatte die vollständige Kontrolle über ihren Körper.
"Wow!", meine die Kleine nur und Gabriel legte ihr nun den Adamantenen Engel am blauen Band um den Hals. Der Anhänger war schwer für seine Größe.
"Für deine große Tapferkeit im Angesicht des Feindes. Sei stolz auf deine Leistung und Mut. Ich erwarte auch weiterhin, dass du dein Bestes gibst." Die Lichtbringerin hauchte ihr einen Kuss auf die Wange, lächelte ihr nochmal zu und ging dann zum nächsten. Sybil hatte das Gefühl, als würde sie gleich abheben. Das war der schönste Tag ihres Lebens. Sie wünschte sich nur, Gad wäre in diesem Moment bei ihr.

Ende des dritten Bandes​

Resümee

Puh! Endlich fertig! Happy! Das war bisher der umfangreichste und am schwierigsten zu designende gewesene Band des Schwindens. Teilweise fiel es mir wirklich schwer, gewisse Effekte zu erzielen. Im Nachhinein waren die vielen Handlungsebenen für einen Kettenroman sicherlich zu viel des Guten. Aber auf der anderen Seite gehe ich davon aus, dass das Gro der Leser auf lange Sicht diesen Band am Stück lesen wird und nicht wie die heutigen Stammleser Woche für Woche. So wird sich diese Problematik mit der Zeit selbst relativeren.

Im ersten Entwurf ging es nur darum, etwas Action in die Geschichte zu bringen. Raumschlacht und Kampf in der Werft waren knapp dreißig Seiten lang. Nach mehreren Umschrieben und Neueinführungen von Terry war die Sache dann auf etwa fünfzig Seiten angewachsen. Die Raumschlacht war anfangs auch anders geplant und es gab ein langes Stück mit einem Enterkampf in der Blutrausch. Aber selbst nach mehreren Überarbeitungen hatte ich immer wieder Logiklücken durch physikalische Einflüsse in der Handlung, Vakuum, Temperaturstürze, Lufteinbrüche durch gesprengte Schotte, etc. Schließlich gab ich es auf, diesen Kampf durchziehen zu wollen und die Rammattacke zerbrach einfach die Blutrausch in der finalen Version. Halte ich auch inzwischen für die beste aller Lösungen.

Im zweiten Entwurf kam dann das für spätere Bände geplante 1. SLLSTR hinzu. Nun wurde ein besonderer Fokus auf Gad Varner und Sybil Fahrer gelegt. Habe leider den Eindruck, dass besonders Gad wohl nicht besonders gut angekommen ist. Der Hintergedanke war, einfach eine niedrige Ebene einzuführen, um das Geschehen auch von "unten" beleuchten zu können. Besonders auf Hinblick auf die kontinuierlich zunehmenden Kräfte von Gabriel. Irgendwann wird sie eben einen Teil ihrer Kräfte zurückerlangen und Alpha und Plus Psioniker sind nun mal Massenvernichtungswaffen, die mit Titanen Origami machen.

In dieser Phase kam es dann zu Reibung, da die Handlung sich durch die verschiedenen Ebenen eben sehr streckte. Was wiederrum die Geschichte nicht gerade voranbrachte und teils zu heftiger (in meinen Augen auch teilweiser überzogener und ungerechtfertigter) Kritik besonders im GW-Fanworldforum geführt hat. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich das Projekt beinahe beerdigt. Es frisst sehr viel Freizeit und wenn man dann nur Prügel bekommt, liegt es nahe, dass man sich dann eine sinnvollere Beschäftigung sucht. Zum Glück gab es dann genug Zuspruch und dadurch Motivation, um weiter zu machen.

Danach wurde der restliche Teil von mir noch einmal grundlegend überarbeitet und ein Ausflug in die Vergangenheit von Gabriel wurde vorgezogen, um zu zeigen, dass die Figur eben mehr als nur eine "Mary-Sue" ist. Ich hoffe, dass ich auch ein gewisses Interesse an Terry wecken konnte.

Der finale dritte Band ist nun fast doppelt so groß geworden, wie der erste. Wobei in der ersten Version noch ein Teil mit Herad Tabelmann mit dabei war, der nun aber erst in Band V kommen wird. Und ich bin jetzt verdammt froh, dass der dritte Band hiermit offiziell beendet ist.

Inspiration für die Legion und 1. SLLSTR

Die Legion zu designen war ein ziemlicher Kraftakt. Es galt eine gänzlich andere 40K Armee aus dem Boden zu stampfen, die zu einem in das Universum passt, aber deutliche Unterscheidungen zu bestehenden Fraktionen hat. Ich hab einiges an Material gelesen, wie Einheiten einer modernen Armee aufgebaut sind und was für die Legion dann sinnvoll wäre. Das hat recht viel Zeit gekostet, da etwas zu erschaffen, das halbwegs sinnig funktioniert, ohne zu mächtig zu sein. Das dunkle Zeitalter der Technologie hatte wahrscheinlich jede erdenklich Waffe, von profanen Sachen wie Aerosol Granaten bis hin zu Zeitfelderbomben, welchen einen einfach einfrieren lassen. Oder Mirkostrahlern, die einen Gegner in der eigenen Rüstung verschmoren lassen. Ich habe versucht, dabei auf dem Teppich zu bleiben und nicht nur das zu nehmen, was sich cool und SF mäßig anfühlte.

Ausblick

Als nächste kommt dann der vierte Band: "Louhi, die blutbefleckte Göttin des Todes". Im ersten Teil wird es einen Ausflug in die Vergangenheit geben. Der zweite wird auf Terra in der "Gegenwart" spielen, der schon in der finalen ersten Version bis auf ein zu überarbeitendes Kapitel vollendet ist. Hier werden nun die Gegenspieler von Gabriel eingeführt und näher beleuchtet. Es wird diesmal recht wenige Fluffbrüche geben. Allerdings ist das Thema teilweise sehr heikel, da sehr spezifisch auf eine Chaosfraktion eingegangen wird, die wohl voll ausgelebt nicht mal mehr FSK 18 währe. Da muss ich noch schauen, wie ich gewisse Effekte erziele, ohne zu sehr ins Detail zu gehen, ohne wiederum dabei die Sache zu verharmlosen, was in meinen Augen genau so schlimm wäre. Der fünfte Band existiert teilweise schon, muss aber noch angepasst und erweitert werden. Die restlichen Bände existieren bisher nur als Ideensammlung.

Danksagung

Natürlich an SHOKer, der nicht nur meine vielen Rechtschreibfehler korrigiert hatte, sondern auch mit seiner fundierten Kritik dafür gesorgt hat, dass der Band III zu dem wurde, was er nun ist. Und natürlich auch ein dickes Dankeschön an jeden Leser, der ein Feedback gegeben hat. Die meisten scheinen ja nur zu konsumieren, ohne sich je zu melden. Finde ich schade. :huh:

PS

Weit unbeachtet von der Forumsöffentlichkeit läuft hier noch ein Geschichtswettbewerb, Juroren und Leser sind hochwillkommen:

http://www.gw-fanworld.net/forumdisplay.php?f=301
 
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