40k Das Schwinden Band IV bis VI vollendet

Danke für alle Rückmeldungen und Lesebestätigungen, freue mich über jede einzelne, auch wenn ich sie nicht alle kommentiere.

Irgendwie echt schade, dass niemand auf den berühmten Chronisten Daniel Kabnet angesprungen ist. Ich fand die Anspielung gut.

Nicht jeder Gag löst gleich ein Feuerwerk an Kommentaren aus.

wie immer gern, auch wenn ich das Gefühl hab, dass ich doch noch ein paar Sachen übersehen habe. Man möge mir das verzeihen
Dafür hast du den einzigen Kritikpunkt, den ich an diesem Teil hatte, gut ausgemerzt.

Yup, war echt nicht ganz klar mehr, welche Belial nun genau meinte.

auf Grund meiner Arbeit, leider ist der Japaneinsatz auf Januar verschoben, du weißt schon (bin z.Z. in einem Land wo das Internet nicht so frei verfügbar ist),

Macht nix, Japan ist im Winter sicherlich auch schön.

kam ich erst jetzt dazu dein Band IV zu lesen und muss sagen er weiß zu gefallen.

Danke schön.

Das einzige Problem was ich habe: ich kann das „Setting“ (Ort, Zeit und Charaktere) des Ganzen, bis jetzt noch nicht so richtig dem Band I-III zuordnen, aber du hast ja geschrieben das sich das Ganze noch auflöst und erklärt.

Yup, gab bis jetzt recht wenig Informationen dazu. Hatte schon Angst, dass das "Vogelmädchen" zu viel verraten würde, ist aber offensichtlich nicht der Fall.

Naja das ist wahrscheinlich immer so, wenn man nicht warten kann, bis der Band/Buch fertiggestellt ist und immer sofort das/die Kapitel liest und nicht alles an einem Stück, aber das ist wohl ehr mein als dein Problem.

Ist bei einem Kettenroman nun mal so, dass es halt immer Lücken gibt, bis man weiter lesen kann. Aber dafür sind ja die Updates sehr regelmäßig.

Danke nochmal für so ein episches Werk!

Bitte schön und Danke für das Feedback!

Und mein Dank geht auch an SHOKer, der wie ich das raus gelesen habe, wohl dir mit Rat und Tat zur Seite stand.

Ohne Beta-Leser und Lektorat ist so ein Projekt schwer zu stemmen.

wollte nur mitteilen dass ich konsequenter Leser geblieben bin und jedem Sonntag entgegen fiebere!

Das freut mich zu hören!

Um einen Poeten der neunziger zu zitieren:
Keep rollin' rollin' rollin' rollin'

Und jetzt geht es ja auch schon weiter. :lol:

So bin mittlerweil auf dem neusten Stand (da ich wegen der Schule viel zu tun hatte)
Mir ist der Joke mit DANiel kABNET sofort aufgefallen (hab mich weggeschmissen)
und auch sonst sehr gut geschrieben.

Danke schön!

Das sich Sioned die ganze Zeit anfassen muss ist mir irgendwann zu viel geworden, weil es einfach etwa zu oft erwähnt wurde (ACHTUNG: EIGENE MEINUNG). Inzwischen finde ich es ganz ok ist ja schließlich Slaanesh (ich meine es ist weniger geworden)

Yup, Slaanesh, besonders Sioned ist halt sehr fixiert darauf, dass ist Absicht.

Ich hatte zwischendurch das Gefühl bei Meister Belial handle es sich um Fulgrim, weil er 2.5m groß ist und mit dem Imperator geredet hat (welcher Dämon kann das schon sagen).

Es gibt Quellen, wo normale Space Marines durchaus diese Größe erreichen können. Ich für meinen Teil würde einen normalen Marine auf etwa 2,10 bis 2,20 einschätzen. Belial gehört zu den 200 Emporers Children, welche auf Terra "gezüchtet" wurden und iirc war der Imperator zugegen, als diese Fulgrim übergeben wurden. Deswegen fand ich es durchaus passend, dass Belial einen Satz mit ihm wechseln konnte.

Der Meister kommt mir allerdings ziemlich dämonisch vor (zwei Kniegelenke und seine Söhne sehen auch nicht menschlich aus).

Der Dienst am Chaos hinterlässt Spuren. Fragen sie ihre Warphexe nach Nebenwirkungen. :lol: In Black Crusade gibt es sogar eine Tabelle, was welche Geschenke für Mutationen und Vor/Nachteile nach sich führen.

Allerdings wurde der Primarch auch vor ca.10k Jahren von einem Dämon besessen, und so etwas "umgeformt" (schlimmes schicksal, hat er aber verdient)Spricht zwar vieles gegen Fulgrim als Belial aber du hast ja mit Lucius und Abaddon schon zwei Charakter namentlich erwähnt.

Belial ist definitiv nicht Fulgrim, dessen Seele hockt wohl in einem Bild, während sein Dämonenbesessener Körper irgendwo im Wirbel mit einer ewigen Orgie beschäftigt ist.

Das du uns auf Herad und Gabriel noch warten muss ist schade, aber schon mehrfach von dir begründet.

Keine Angst, die beiden kommen nächstes Jahr wieder.

Bin auch höchst gespannt auf Gabriels "Gegenspieler"

Ein Teil kam ja schon vor.

(Bei der Pistole handlet es sich nicht rein zufällig um ne heilige Waffe mit der, der Offizier gleich um sich ballern wird?(ich glaube ich will unterbewusst noch etwas Action))

Die Maschinenpistole? Neh, die ist keine heilige Waffe, aber sie wird noch ausreichend im Einsatz zu bewundern sein.


Persona Dramatis
Das Chaos

Meister Belial, erhabener Champion des Slaanesh, Fruchtbarer Vater von 666 Söhnen, Herr des Kaders der 6x6x6 Amazonen, General der Purpurnen Garde, Gebieter der "Wolf im Schafspelz" und ihrer Diener.
Alcina, Anführerin des Hexenzirkels und innoffizielle Nummer 2 der Kriegsbande

Die Feuerschwestern
Tegan, sie ist die Anführerin der Feuerschwestern
Sioned, eine rothaarige Frau
Rhian das Küken, die jüngste der Feuerschwestern
Elin, Blutgefährtin von Sioned
Gladys, die Musikerin der Feuerschwestern
Aderyn, die MG Schützin der Feuerschwestern

Kapitel 6

Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
Macharius Sektor
Kneita System
Planet Kneita III
Aboratal
Engelsberg
Zeit: 2 324 920.M41
Person: Sioned von den 6x6x6

Im Unterleib von Sioned pochte es pausenlos. Zu sagen, sie hatte den besten Fick ihres Lebens hinter sich, kam halbwegs dem nahe, was die Amazone gerade erlebt hatte. Der erste Teil des Rituals war nach ihren Vorschlägen abgelaufen. Anschließend beglückte ihr Meister sie eine Ewigkeit auf den Altar, sechsundsechzig Minuten lang, wie Elin ihr vorhin mit einem äußerst eifersüchtigen Unterton berichtet hatte. Irgendwann hatte sie jedes Gefühl für Raum und Zeit verloren, als sie in die vollkommene Ekstase erreichte. Schließlich kam ihr Meister zum letzten Mal und der Altar zerbrach unter ihnen in sechsundsechzig Fragmente. Slaanesh hatte ihr Ritual gefallen und ihnen seine Gunst geschenkt.

Meister Belial war sichtlich ein weiteres Mal gewachsen und aus seinem Leib heraus bildeten sich zwei weitere Gliedmaßen, die noch im Wachsen begriffen waren. Diese Gliedmaßen endeten aber nicht in Händen, sondern in Scheren. Seine Apotheose schritt nun sichtlich weiter voran. Mit der Schändung und Neuweihung der Kathedrale war Meister Belial nur noch zwei Schritte vor der prophezeiten Vollendung entfernt. Heute Nacht würde er den vorletzten Schritt beschreiten und in zwei Tagen den letzten. So war es vorherbestimmt, so würde es geschehen und Sioned war stolz, an diesem Wunder teilzuhaben.

Und auch ihr war der Segen des Slaanesh zuteil geworden. Die Brandzeichen auf ihren Pobacken hatten sich verfärbt, die Narben der Male waren nun mit einer zähen Haut gefüllt, die metallisch bunt in den Farben eines Regenbogens schimmerte. Dies bedeutete, dass Slaanesh sie in seiner unendlichen Gnade auserwählt hatte und ihr die ewige Jugend mit seinem Mal geschenkt hatte. Schon einigen Amazonen war diese Gunst geschenkt worden. Tegan gehörte dazu und noch ein paar andere. Seit dem Ritual schien alles bunter, klarer und deutlicher zu sein, als würde sie die Welt nun mit anderen Augen betrachten, Details sehen, auf die sie vorher noch nie geachtet hatte. Alles in ihr war in Aufruhr.

Es dämmerte, als die Feuerschwestern mit dem Konvoi der Gefangenen den Engelsberg erreichten. Ihr Meister war mit seinen Favoritinnen und persönlichem Tross schon vorausgeflogen. Die Feuerschwestern mussten mit dem Konvoi reiten, als ob nicht genug Platz für sie in seinem Fluggerät gewesen wäre. Aber seine Entourage wachte sehr eifersüchtig auf ihren Status und da war kein Platz für Neuankömmlinge, egal wie sehr diese ihren Meister und Slaanesh erfreut hatten.

Die Nachtmahre waren von dem langen Ritt nun doch etwas erschöpft. Sioned schätzte, dass sie insgesamt heute siebzig Kilometer zurückgelegt hatten. Davon einige im vollen Galopp. Wie hieß es doch so schön, zum Feind galoppieren wir, zurück traben wir. Auch waren die Fahrzeuge des Konvois deutlich schneller als dreißig Stundenkilometer gefahren. Der Engelberg war ein Tafelberg, der von einer Seite mit einem schwach abfallenden Höhenzug verbunden war, auf dessen Rücken sich eine serpentinreiche Straße hochwand, während die anderen Flanken für Fahrzeuge und auch zum Gehen viel zu steil war. Der Tafelberg war auf der Spitze von einer zerfallenen Mauer umrahmt, die einst sicherlich zu einer eindrucksvollen, wenn auch primitiven Festung gehört haben musste.

Die Arbeitskommandos waren schon schwer am Arbeiten. Aufseher schrien herum und achteten darauf, dass alles korrekt nach den Plänen des Meisters ausgeführt wurde. Gewaltigen Attrappen von Landungsschiffen aus Gummi wurden gerade zwischen der kurvenreiche Straße zur Spitze des Engelberges aufgeblasen. Eines war schon fertig. Die Köder waren mit Seilen fest am Boden verankert. Aus der Nähe sah man gleich, dass sie nicht echt waren, aber für einen Abtaster eines Schiffes im Orbit wirkten sie wie echte Landungsschiffe. Dafür sorgte eine hauchdünne Plane aus Metall, welche über die Gummikörper gelegt worden war. Heizlüfter sorgten für die notwendige Abwärme. Auch die Gummipanzer und Gummifahrzeuge waren zum Teil schon in Stellung gebracht worden. Schützengräben wurden von Baggern ausgehoben und von Sklaven verschalt. Schützenlöcher wurden gebohrt, MG Unterstände eingerichtet, Panzerminen verlegt. Das verhinderte, dass sie querfeldein reiten konnten.

Die Spitze des Tafelberges war bestimmt einen Quadratkilometer groß, was man aber erst sah, nachdem man die Überreste mehrerer uralter Verteidigungswerke passiert hatte, von denen einige gerade provisorisch in Stand gesetzt wurden. Im Zentrum stand schon das prächtige Zelt des Meisters, ein Traum aus golddurchwirkter bunter Seide. Musik war zu hören, sein persönliches Orchester schien aber nur zu proben. Wahrscheinlich war dies die Musik, die sie während des Rituals spielen würden. Was genau dieses Ritual war, hatte selbst Tegan keine Ahnung, selbst für diese uralte Amazone war das alles hier eine Prämiere. Auf alle Fälle wurden schon fleißig Fundamente für die Pfähle und Kreuze ausgehoben und Holz zurechtgeschnitten. Es war ein emsiges Treiben um sie herum, während die Sonne blutrot leuchtend langsam an weißbläulich schimmernden Gipfeln unterging. Ja, Slaaneshs Schönheit lag auch in diesen Dingen.

"Wir haben bis Mitternacht Zeit, um uns zu erholen. Dann werden wir einen Gottesdienst zu Ehren Slaanesh feiern und anschließend helfen, die Opferungen durchzuführen", verkündete Tegan, nachdem sie sich schlau gemacht hatte, was nun denn überhaupt vorgesehen war. Sioned führte ihren Nachtmahr in eine Koppel und sorgte dafür, dass er was Feines von den reichlichen Schlachtabfällen des heutigen Tages zu futtern bekam. Frisches Menschenfleisch schmeckte ihrem Schatzi Spatzi einfach am Besten. Mit Elin zusammen suchte sie dann eines der Badefahrzeuge auf. Das waren Selbstfahrlafetten mit einem hohen Aufbau, in dem sich einzelne Kabinen je nach Ausstattung mit einer Badewanne oder Dusche, Toilette und in manchen Fällen auch einem Massagetisch befand. Ihre Gefährtin war etwas zickig und äußerst aufgedreht. Erst jetzt realisierte Sioned, dass Elin eifersüchtig auf sie war, weil Meister Belial Sioned mit Wonnen beglückt hatte und nicht Elin. Meister Belial entschied nun mal nach eigenem Gutdünken, welche seine Bräute er salbte. Darauf hatte Sioned nun mal keinen Einfluss. Deswegen war sie gar nicht unfroh, als die zickige Elin mit fünf gut bestückten Sklaven im Schlepptau in ihr eigenes Abteil ohne weiteren Kommentar eingeschnappt abzog. Da Sioned reich beschenkt worden war, an Wonnen wie auch an Goldstücken, nahm sie das Luxusabteil ohne männliche Sklaven, nur mit der Grundausstattung an Personal, aber mit dem vollen Verwöhnprogramm.

Das Abteil befand sich ganz hinten im oberen Teil des Aufbaus des Trailers. Es maß gewaltige vier auf vier Meter und nutzte so die gesamte Breite des Fahrzeuges aus. Die Badewanne allein maß stolze zwei auf zwei Meter. Das frische Wasser war voller Schaum und es roch nach erlesenen Ingredienzien. Die Wände waren verspiegelt und trotz der Schwüle im Raum nicht beschlagen. Die Armaturen blitzten sauber und zwei Sklavinnen, die nur ein zuvorkommendes Lächeln am Leib trugen, schälten sie aus ihrer Rüstung. Sioned setzte sich auf einen kleinen Hocker, während die Sklavinnen sie mit warmem Wasser übergossen und mit einem Schwamm die inzwischen eingetrockneten Überreste der Entweihung der Kathedrale von ihrer Haut abwuschen. Sie spülten auch ihr Haar aus, das einiges an verschiedenen Körperflüssigkeiten aller Beteiligten aufgefangen hatte. Danach wurden auch ihre unteren Körperöffnungen von den noch vorhandenen Spuren des Rituals mittels eines Einlaufs gesäubert.

Während einlullende Musik aus versteckten Lautsprechern in den Raum schwebte, legte sich Sioned auf den Massagetisch und ließ sich verwöhnen. Ihr ganzer Körper fühlte sich verspannt an, der Tag war voller Anstrengungen gewesen. Zuerst die etwas unbefriedigenden Kämpfe gegen die PVSler, die Jagd auf die Braut, der wilde Ritt durch den Wald, der neben den in der Kathedrale empfangenen und ausgeteilten Wonnen sicherlich der Höhepunkt des Tages gewesen war. Das Aufspüren der Braut und ihre erfolgreiche Gefangennahme, bei welcher Sioned wahrlich den entscheidenden Anteil gehabt hatte. Der Ritt in die Stadt und dann die Ereignisse auf dem Altar. Noch nie hatte Meister Belial sie so lange und ausgiebig beglückt. Auch sonst niemand, obwohl sie schon viele verschiedene lebende Spielzeuge ausprobiert hatte. Und Slaanesh hatte gefallen, was er zu sehen bekommen hatte. Erwählt, auserkoren, gesegnet. Malträgerin, unbewusst tastete sie nach den Brandzeichen, spürte die neue Haut, die sich noch sehr fremdartig anfühlte. Daran würde sie sich erst mal gewöhnen müssen.

Nach der Massage mit den Händen, seifte sich eine der schwarzhaarigen Sklavinnen ein und legte sich auf Sioned. Das Gewicht der schlanken Frau lag angenehm auf ihr und die Feuerschwester ließ zu, dass ein weiteres Mal die Erregung von ihr Besitz ergriff, von diesen Dingen konnte sie nun mal nicht genug bekommen. Es war schön, sich verwöhnen zu lassen und Sioned ließ sich einfach treiben. Nachdem die Massage vollendet war, legte sich Sioned in der Wanne und stellte erfreut fest, dass die Düsen an der richtigen Stelle lagen. Während die Amazone entspannt im Wasser lag, wuschen die Sklavinnen ihre langen roten Haare mit erlesenen Mitteln und pflegten es mit großer Hingabe. Das erinnerte sie an ihr frühes Zuhause. Mutter hatte immer vor dem Zubettgehen ihre langen Haare ausgebürstet. Hundert Striche, beide hatten dabei immer ein fröhliches Lied gesungen. Sioned war gerade am Wegdämmern, als die Türe geöffnet wurde und Tegan in der Tür stand. Um ihre Haare hatte sie ein Handtuch geschwunden und in der Hand trug sie ein Tablett mit hohem Rand, das schwimmen konnte. Sonst trug die Rothaarige nichts am Leib.

"Ist es erlaubt, einzutreten, Gesegnete Sioned?" Es war das erste Mal, dass Sioned so genannt wurde und sie glaubte, einen leicht spöttischen Unterton in Tegans Stimme heraus zu hören.
"Es ist erlaubt, große Schwester Tegan. Oder sollte ich sagen, Gesegnete Tegan?" Sioned versuchte, dabei nicht allzu spöttisch zu klingen.
- Was in aller Welt sucht Tegan hier? Will sie weiter an mir herummäkeln? - dachte Sioned und versuchte, nicht zu verkniffen zu wirken. Wirklich freuen tat sie sich über Tegans Aufmerksamkeit nicht.
"Für dich immer noch große Schwester." Tegan nickte den Platz machenden Sklavinnen zu und stieg zu ihr in die Wanne. Es war lange her, dass sie mit Tegan intim gewesen war. Genau genommen war das letzte wie auch erste Mal bei ihren Einführungsriten vor über einem Jahrzehnt gewesen. Tegan hatte feste große Brüste, ausladende Hüften bei einem straffen und muskulösen Bauch. Sie wirkte wie eine sich gut haltende Dreißigjährige mit einem athletischen Körper. Wobei Sioned keine Ahnung hatte, wie alt Tegan wirklich war, da Slaanesh sie wohl schon vor langer Zeit als Champion erwählt und ihr die Unsterblichkeit geschenkt hatte. Man sah ihrem Körper an, dass Tegan keine der schweißtreibenden Trainingseinheiten ausließ, wie so viele der Schwestern, wenn sie gerade von zu vielen Ablenkungen zu erschöpft waren. Tegan gewann in aller Regelmäßigkeit alle Wettbewerbe an Bord, wo es um Ausdauer ging. Und es gab einige Narben an ihren Körper, die der kosmetischen Chirurgie der Medica an Bord der "Wolf im Schafspelz" getrotzt hatten. Meister Belial akzeptierte Narben bei seinen Kriegerinnen. Aber sie sollten nicht zu stark ausgeprägt sein. Interessant, aber nicht entstellend. Fratzengesichter und verunstalte Körper gab es bei ihren Feinden genug, da mussten nicht noch seine auserwählten Amazonen mit starken Narben gezeichnet sein.

Über den Körper verteilt trug Tegan mehrere Tätowierungen, die obligatorischen Symbole des Chaos, des Slaanesh und Insignien von Meister Belial. Aber auch andere. Auf dem Rücken hatte sie ein wirklich großflächiges Tattoo, das Slaanesh in aller Pracht zeigte, während eifrige Dämonetten ihn verwöhnten. Das Bild hatte Tegan selbst gemalt und dann von einem Tätowiermeister auf dem Schiff in einer monatelangen Prozedur farbenfroh stechen lassen. Tegans Scham war nicht komplett rasiert, wie meist bei den Amazonen üblich, sondern sie hatte Teile der doch kurzgeschnitten Haare in Form eines Herzchens und einem B stehen lassen. Das sah irgendwie richtig putzig aus.

Die Frau lehnte sich neben ihr an den Wannenrand und rutschte kurz hin und her, bis auch sie eine für sie angenehme Düse gefunden hatte.
"Ich habe dir etwas zum Essen mitgebracht. Ich dachte, du wärst vielleicht hungrig." Auf dem Tablett befanden sich mehrere Schälchen aus bunt bemaltem Porzellan, in denen verschiedene Fleischsorten vor sich hin dampften. In anderen lagen ausgesuchte Exemplare von nahrhaftem Früchten und exotischem Obst. Einige Gewürzstreuer versprachen Abwechslung. Insgesamt lagen zwei Paare von Stäbchen bereit, von denen sich Tegan eins schnappte.

"Was ist das alles?", fragte Sioned, da sie kaum etwas auf dem Tablett kannte. Es gab einige Marketender, die wirklich erlesene Sachen anboten, aber meist hatte Sioned nicht genug Goldstücke übrig, um sich solche Delikatessen leisten zu können. Es war durchaus als Ehre und großzügiges Geschenk anzusehen, dass Tegan diese Köstlichkeiten mit ihr teilen wollte. Wobei sich Sioned fragte, was für einen Hintergedanken ihre Anführerin dabei hatte. Noch gar nicht allzu langer Zeit hatte Tegan sie vor aller Feuerschwestern Augen zur Sau gemacht, ihr indirekt mangelndes Religionsverständnis für die Lehre von Slaanesh vorgeworfen, nur weil sie etwas Saft aus ihrer Muschi auf Tegans ach so wertvolle Datentafel gespritzt hatte.

"Wo bliebe da der Reiz, wenn man das im Voraus wüsste? Probier das mal." Tegan reichte mit ihren Stäbchen ein Stück Fleisch und hielt es ihr direkt vor dem Mund. Sioned griff es mit den Zähnen und kaute erwartungsvoll darauf herum. Es schmeckte wirklich gut, zart und mit aromatischen Gewürzen aufgepeppt. Kaum hatte sie das Stück Fleisch herunter geschluckt, als Tegan sie schon mit einem weiteren Stück Köstlichkeit regelrecht fütterte. Nebenbei langte auch die ältere Frau reichlich zu. Schließlich war dies eine Portion für zwei. Sioned wusste, dass Tegan beim Sex mit ihren Spielzeugen oder ehemaligen Gefährtin auch Lebensmittel benutzte und dies hier war durchaus als Vorspiel zu werten. Schließlich fütterte Tegan sie nicht mehr mit den Stäbchen, sondern nahm die Stückchen zwischen die Zähne und ihre Lippen trafen sich zwangsläufig, wenn Sioned sich ihren Anteil holte. Schließlich war die Mahlzeit gegessen und sie küssten sich nur noch. Tegans Hand war an Sioneds Brust gewandert und spielte mit ihrer Warze, durch die ein Stecker gezogen war. Sioneds Hand wanderte über Tegans Schenkel zu ihrem Schritt. Schließlich, bevor es ernsthaft zur Sache ging, löste sich Tegan von ihr und sie sahen sich an. Gerne wäre Sioned weiter gegangen, trotz der heute schon empfangenen Wonnen.

"Slaanesh hat dich heute erwählt, Sioned Feuerschwester von den 6x6x6", begann Tegan wohl nun mit dem Gespräch, für das sie eigentlich hergekommen war. Sioned hätte gerne noch weiter gemacht, beherrschte sich aber. Die Sklavinnen bürsteten immer noch Sioneds Haar, dass sie im Spiegel als schimmernde rote Flut bewundern konnte. Als würde flüssiges Kupfer von ihrem Kopf fließen. "Das bedeutet, du wirst nie an Altersschwäche sterben, nie deine Fruchtbarkeit verlieren und nie aus Altersgründen eine der verbitterten Zuchtmeisterinnen auf der Wolf im Schafspelz werden." Wenn eine Amazone zu alt wurde, um mit ihren Anblick Meister Belial zu erfreuen, wurde sie aus dem Kader entlassen und kümmerte sich zukünftig um den Nachwuchs. Die Zuchtmeisterinnen sortierten die jungen Gefangenen und Sklavinnen aus, um sie in der Kaderschmiede des Meisters Belial zu erziehen, wo aus Mädchen in unzähligen erbarmungslosen Trainingsstunden gestählte Kriegerinnen geschmiedet wurden. Diese Frauen waren verbittert und gaben ihren Schmerz über die Trennung von Meister Belial, dem Zentrum ihres Universums, an ihre Schülerinnen weiter. Der Sadismus dieser Frauen war sprichwörtlich und jede Amazone hatte durch die Lektionen der Zuchtmeisterinnen gelernt, dass Schmerz nichts weiter als eine andere Form von Lust war. Es war besser, im Dienste des Meisters einen heldenhaften Tod zu sterben, als so zu enden. Manche Schwestern, die jenseits der vierzig standen und täglich nach grauen Haaren suchten, entschlossen sich oft, einen interessanten Tod auf dem Schlachtfeld zu finden, bevor Meister Belial ihr Anblick zuwider wurde.

"Unsterblichkeit!" Voller Genus stieß Sioned das Wort aus. Der alte Menschheitstraum, gewährt von den Göttern des Warps für ihre auserwählten Diener. Ja, sie war wirklich gesegnet und ein wohliger Schauer durchlief sie.

"Niemals alt werden, niemals dahin siechen, niemals seine Schönheit verlieren!", zählte Tegan die Vorzüge auf.
"Ja, ewig die Freuden des Lebens genießen können!" - Und die Wonnen! - fügte Sioned mit einem imaginären Seufzer hinzu.
"Und sehen, wie alles um einen alt wird, ersetzt wird. Wie alle Kinder sterben, die man in die Welt gesetzt hat. Manche in der Blüte ihre Lebens, andere alt und schwach. Unsterblichkeit ist ein Segen, aber auch ein Fluch. Es dauert Jahrhunderte, bis man sich dessen wirklich bewusst wird. Man nimmt sich eine Gefährtin, liebt sie und dann wird sie alt, sucht den Tod oder wird eine verbitterte Zuchtmeisterin. Solange man jung ist, merkt man gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht." Tegan machte eine Kunstpause, um ihre Worte wirken zu lassen. "Heute ist Elin noch eine Frau in der Blüte ihres Lebens, in weniger als zehn Jahren wird sie Zuchtmeisterin sein oder den Tod auf dem Schlachtfeld gewählt haben." Daran hatte Sioned noch gar nicht gedacht und ihr wurde klar, was Tegan beabsichtigte.

"Du willst mich als Blutgefährtin?"
"Wir Amazonen können Gefährtinnen nur aus unserer Gruppe wählen und da du nun unsterblich bist und ich keine mehr habe…" Tegan ließ den letzen Teil des Satzes bewusst offen.
"Aber ich habe schon Elin erwählt! Wir haben die gleiche Wellenlänge!", erwiderte Sioned etwas schärfer, als vielleicht aus diplomatischen Gründen angebracht war.
- Deswegen ist Tegan also hier! - dachte Sioned.
"Wirklich? Bis heute Morgen hattest du sicherlich Recht, aber du hast ein paar Dinge erkannt. Hat das auch Elin? Ich traue ihr nicht zu, dass sich ihr Horizont je erweitern wird. Und schon bald wird die Eifersucht auf deine Unsterblichkeit, auf deinen Status als aufstrebende Champion des Slaanesh sie zu zerfressen beginnen. Erst unmerklich, hier eine spitze Bemerkung, hier ein grober Akt, dort ein klein wenig über die Stränge schlagen beim wechseln. Ein minimaler Fehler beim Deckungsfeuer. Unfälle passieren und Rosa trifft Rosa, kommt eben vor. Du musst dich auch nicht jetzt entscheiden. Denk in aller Ruhe über meine Worte nach."

Sioned erwiderte nichts darauf und dachte wirklich nach. Die meisten Amazonen hatten eine Blutgefährtin. Eine Partnerin, mit der sie zusammen in einer kleinen Zimmerflucht lebten. Man teilte sich die Kosten des Unterhaltes und ging den gleichen Interessen nach. Auch passte man aufeinander in der Schlacht auf. Diese Partnerschaft engte einen aber im Gegensatz zu einer Ehe nicht ein. Man war sexuell ungebunden, auch wenn es normal war, die Partnerin mit einzubeziehen oder sie wenigstens zusehen zu lassen. Diese Bindung konnte jederzeit gelöst werden, wenn man sich die Bruststecker zurückgab, die man getauscht hatte. Nachdenklich fuhr sie über den kleinen Stecker in ihrer linken Brustwarze, den sie von Elin bekommen hatte. Er war aus kühlem, schwerem Gold und mit kleinen roten Edelsteinen verziert.

Liebte sie Elin eigentlich wirklich? Genau genommen waren sie eine Zweckgemeinschaft eingegangen, die daraus resultierte, dass sie beide nie genug bekommen konnten. Vierundzwanzig Stunden am Tag und sieben Tage die Woche alles andere für die Wonnen zurückzustellen, das war das, was sie verband. Bis jetzt hatte das ausgereicht, würde es das auch in Zukunft und für wie lange noch? Aber was verband sie mit Tegan? Eigentlich nur, dass sie von Slaanesh erwählt worden waren. Würde sie Slaanesh je so anbeten können, wie Tegan es tat? Waren ihre Ansichten wirklich richtig oder gab es eher nur sehr viele Wege, wie man Slaanesh dienen konnte? War der ihre so falsch oder Tegans so richtig?

"An was hast du gedacht, als ich hinein gekommen bin? Du sahst so glücklich und entspannt aus", wechselte Tegan unverfänglich das Thema, die mit geschlossenen Augen vollkommen entspannt neben ihr lag.

"An meine Kindheit, meinen Vater, meine Mutter, wie sie mich immer gebadet hat, als ich noch klein war. Wie sie gesungen und mir die Haare dabei gebürstet hat", erwiderte Sioned nach kurzem Nachdenken.
"Du musst deinen Vater wirklich hassen, wenn du deinen Nachtmahr nach seinem Titel benannt hast."
"Ich hasse meinen Vater nicht! Ich liebe ihn! Er war immer gut zu mir und auch zu meiner Mutter. Jedes Mal, wenn er meine Mutter besuchte, brachte er mir was mit. Süßigkeiten, Puppen, Kuscheltiere, Spielsachen. Er schenkte mir ein Pony und später einen feurigen Hengst, um die ich mich selbst kümmerte. Als ich acht Jahre alt war, schenkte er mir ein Lever Action Kleinkalibergewehr mit 15 Patronen im Röhrenmagazin und brachte mir das Schießen bei." Sioned räusperte sich und machte ihren Vater nach. "Das ist ein Gewehr, Tochter! Das ist eine Waffe und sie kann töten. Bevor du sie bekommst, wirst du schwören, diese Waffe niemals auf deine liebe Mutter, deine kleinen Brüder, eines der Tiere hier oder auf mich zu richten! Selbst wenn du glaubst, die Waffe wäre entladen. Die meisten Unfälle mit Waffen passieren beim Herumalbern. Also wirst du diese Waffe mit Sorgfalt und Respekt behandeln. Hast du mich verstanden?" Das war in etwa die Rede gewesen, die ihr Vater damals gehalten hatte. Ihr geliebter Vater, dieser stattliche Mann, mit dem sie jeden anderen Mann verglich und nur Meister Belial war würdig genug, ihm gerecht zu werden.

"Meine Mutter und mein Vater haben sich aufrichtig geliebt und ich habe die schönste Kindheit verbracht, die man sich nur vorstellen kann. Mein Vater hat mich als sein eigen Fleisch und Blut anerkannt, nachdem meine Mutter ermordet worden war. Ich liebe ihn noch heute von Herzen und wünsche ihm alles Gute, auch wenn er auf der falschen Seite steht."

"Ich hatte nicht so viel Glück mit meinen Eltern", erwiderte Tegan und Sioned fiel auf, dass sie fast gar nichts über die Vergangenheit von ihrer Anführerin wusste. Eigentlich nur, dass sie einst eine Novizin eines Sororitasorden gewesen war, dessen Kloster Meister Belial überfallen hatte, um einen Rosenstock aus dem Klostergarten zu erbeuten.

"Erzähl mir von ihnen", forderte Sioned, die spürte, dass Tegan darüber reden wollte. Ihre Hand wanderte zu der Innenseite der Schenkel ihrer Anführerin und blieb dort liegen. Einen kurzen Moment schwieg Tegan und Sioned fürchtete schon, sie hätte sich getäuscht.

"Ich kann mich an das Gesicht meiner Mutter nicht mehr erinnern. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich nur eine Frau mit einem schwarzen Kleid, das bis zum Kragen zugeknöpft ist und der Saum gerade mal einen Zentimeter vom Boden entfernt schwebt. Ihr Haar ist zu einem strengen Haarknoten gebunden und zwei Nadeln stecken darin, beide haben einen Totenschädel mit dem Zwölferkranz als Knauf. Ob du es glaubst oder nicht, ich habe meine Mutter nie mit offenen Haaren gesehen. Geschweige denn nicht vollständig angekleidet. Sie war sehr streng und fanatisch religiös. Eigentlich war alles verboten oder unrein. Sie hat fast immer nur in Zitaten gesprochen. Das einzige, was ich alleine machen durfte, war vor dem Hausschrein knien und den Gottimperator anflehen, ein liebes Mädchen zu werden. Sie hat alles reglementiert, einen minutiösen Plan erstellt. Sogar die Zeiten, wo ich unter ihrer Aufsicht auf das Klo durfte, waren vorgegeben. Unabhängig davon, ob ich nun pinkeln musste oder nicht. Nur während des beaufsichtigten Kinderturnens durfte ich laufen, rennen und etwas Anderes machen, als sitzen." Tegan seufzte und schwieg einen kurzen Moment.

"Mein Vater war angestellter Schreiber im Kloster und wir lebten in einem kleinen Steingebäude im Schatten der Bastionen. Wenn ich aufstand, war er schon bei der Arbeit und wenn ich schlafen ging, war er noch nicht zurück. Ich habe ihn kaum gesehen, nur an hohen Feiertagen. Ich kann mich erinnern, dass er gar keine Haare auf dem Kopf hatte. Aber er hat so gut wie nie mit mir geredet, selbst wenn wir mal zusammen waren. An meinem sechsten Geburtstag nahm meine Mutter mich an die Hand, spazierte mit mir zu dem Klostereingang und übergab mich der Mutter Oberin mit den Worten: Sie ist ein böses Mädchen!" Tegan schnaufte und Sioned spürte, wie die sprudelnde Düse bei ihrer Vorgesetzten ihr Werk getan hatte. Die Augenlieder flatterten und Sioned konnte deutlich die Muskelzuckungen spüren, da ihre Hand immer noch an Tegans Oberschenkel lag.

"Tja, so wurde ich Novizin im Kloster des Ordens der Blutigen Rose und ich sah meine Mutter nie mehr wieder. Ich habe keine Ahnung, warum sie mich so gehasst hat. Ich versteh es bis heute nicht. Auf alle Fälle war das Kloster im Gegensatz zu meinem Zuhause schon eine richtige Lotterbude. Aufs Klo gehen, wenn man wirklich musste. Auf Knien den Boden schruppen, weil er wirklich gestern und nicht erst vor einer halben Stunde schon ausgiebig gesäubert worden war. Es war für mich das Paradies und wollte nur noch eines, dem Gottimperator mit ganzer Seele, mit ganzem Körper, mit all meiner Liebe dienen." Tegan hielt inne, als eine weitere Welle von Muskelzuckungen sie durchfuhr.

"Es war nur wenige Tage, bevor ich den eisernen Ring der Zustimmung bekommen und den Schwur des Beitritts leisten sollte, um für das Imperium mit Feuer und Glaube zu kämpfen, als Meister Belial mit seinem Kader der 6x6x6 und seinen 666 Söhnen das Kloster überfiel. Und mich mit anderen Mädchen raubte. Er war es persönlich, der mich in eine neue Welt führte. Er überließ uns Novizinnen keine der Zuchtmeisterinnen, da er wohl wusste, wie exquisit es werden würde, die wenigen, die bereit waren ihren Horizont zu erweitern, in eine neue Welt der Freiheit zu führen. Vorher hatte ich mich selbst nie berührt und er lehrte mich, dass jeder Bestandteil meines Körpers rein ist und dass es keine Körpersäfte gibt, die eines Tabus bedürfen. Meister Belial beschenkte mich so unendlich reich an nie gekannten Wonnen. Damals war er noch etwas anders gewesen und er lehrte mich, auf dem Sonic Blaster zu spielen. Er führte mich in die Bildhauerei ein, zeigte mir, wie man Farben mischt und Bilder komponiert. Damals war er noch einer wahrer Kriegerpoet, ein Künstler in jeder Beziehung, der meisterhaft den Pinsel wie auch das Schwert zu führen vermochte. In den letzten Jahren hat er sich doch stark verändert." Ihre letzten Worte sprach Tegan mit einem sehr bitteren Tonfall aus.

"Das ist die Apotheose! Natürlich verändert er sich, er entwickelt sich weiter, wird zu einer Wesenheit werden, wie sie es sonst nur hinter dem Schleier gibt", gab Sioned laut ihre Meinung preis. Tegan sah sie kurz von der Seite an und nickte dann. "Das wird es sein", meinte sie anschließend etwas kurz angebunden, als ob sie das Thema vor den beiden Sklavinnen nicht näher erörtern wollte. "Aber es wird so langsam Zeit für mich, denke über meine Worte und Vorschläge nach, gesegnete Sioned von den 6x6x6."

Tegan küsste sie zum Abschied auf dem Mund und stand dann auf. Eine Sklavin eilte sofort herbei und trocknete Tegan ab. Die nahm ihr Tablett und ging ohne ein weiteres Wort. Allein mit den Sklavinnen blieb Sioned zurück und schloss die Augen, um ihn Ruhe nachdenken zu können. Heute war einfach zu viel passiert, um alles ordentlich auf die Reihe bekommen zu können. Hier und jetzt würde sie auf alle Fälle keine Entscheidung treffen können und auch wollen.

Schließlich hatte Sioned genug vom Herumdösen und ließ sich abtrocknen. Sie zog nur ein fast durchsichtiges Ritualgewand, das mit Stickereien aus goldenen Fäden verziert war, über und band sich einen Gürtel mit ihren Parierdolchen um. Ihre Ausrüstung zu einem Bündel verschnürt unter dem Arm tragend, verließ sie das mobile Badehaus. Sie legte ihre Ausstattung in der Nähe von Gouverneur ab, der niemand Fremdes daran herumspielen lassen würde. Auch hier gab es diebische Menschen und ihre Waffen waren ein Vermögen an imperialen Credits wert.

Sie traf ihre Schwestern bis auf Elin am verabredeten Sammelpunkt an. Tegan trug nun ein prächtiges Ritualgewand, das von einem breiten Gürtel mit einer Schließe aus massivem Gold, die einen Chaosstern darstellte, gehalten wurde. Auch alle anderen trugen nur ihre dünnen bunten, fast durchsichtigen Ritualgewänder für den Gottesdienst. Es war unangenehm kalt und sie froren doch etwas an ihren bloßen Füßen. Mächtige Feuer brannten zwischen den vorbereiteten Reihen und die Anzeichen mehrten sich, dass es bald losging. Der Mond dieser Welt strahlte im vollen Licht. Und sein intensives Licht hatte etwas Purpurnes. Die Musik aus dem Zelt war jetzt nicht mehr die einer Probe, sondern dort zumindest schien das Ritual schon angefangen zu haben. Der Chor der Hexen sang eine gar schauerliche Hymne und Sioned fröstelte nicht nur, weil sie kaum bekleidet barfuß in der Kälte stand.

"Wo ist Elin?", fragte Tegan und sah Sioned fragend an.
"Wahrscheinlich noch beschäftigt, soll ich sie holen?", fragte Sioned, die sich nur zu gut vorstellen konnte, womit Elin noch beschäftigt war.
"Beeil dich! Es geht bald los."
"Jawohl, große Schwester!", antwortete Sioned, die ihren Platz kannte und setzte sich mit der gegebenen Eile in Bewegung. Wurde Elin schon zickig? War dies ihr erster Schritt, um zu zeigen, dass Elin nicht mit ihrer Unsterblichkeit zurechtkommen würde? War eine Trennung eine Lösung? Küken war solo und so wie Sioned die junge Wilde einschätzte, bekam sie auch nie genug und nur weil Tegan sich intensiv um sie kümmerte, war ihr wahres, ungezähmtes Ich noch nicht gänzlich hervorgetreten. Die Beiden würden zueinander passen. Aber passte Tegan zu ihr? Diese Frau mit der gewaltigen Lebenserfahrung der Jahrhunderte? Eine Künstlerin, ein hedonistischer Feingeist, während Sioned bisher nur die Befriedigung ihrer eigenen Lust auf ungezählten verschiedenen Wegen im Sinn gehabt hatte?

Tatsächlich fand Sioned ihre Gefährtin in einem wilden Knäuel aus Leibern verstrickt in ihrem Badeabteil. So wie sie aussah, war sie noch nicht mit dem Wasser in Berührung gekommen. Ihr Haar war voller männlicher Körperflüssigkeit und auch ihr Körper war damit verklebt.
"Elin! Das Ritual geht bald los!"
"Sioned! Komm mal wieder runter, du hörst dich schon an wie unsere große Schwester", erwiderte Elin zickig, nachdem sie sich dazu bequemt hatte, ihren Mund zum Reden frei zu bekommen.
"Das ist ein Befehl unseres Meisters Belials! Wir sind Amazonen der 6x6x6. Wir leben, um ihm zu dienen. Also hör jetzt auf, wie blöd herumzuficken, wasch dich, zieh dich an und schwing deinen verfickten Arsch zum Sammelpunkt!"

"Fick dich doch selbst, du blöde Fotze!", schrie Elin ihr mit hochrotem Gesicht entgegen. Und es war nicht nur hochrot, weil sie sich schon seit Stunden mit den Sklaven aktiv vergnügt hatte. Das fing ja schon wirklich früh an. Resolut griff Sioned den Schopf von Elin und zog die wild aufschreiende Frau auf die Beine. Die Sklaven kannten ihren Platz und sorgten für den notwendigen Abstand. Die Wanne in dem Raum war aus Messing und voll mit Wasser, das inzwischen total kalt geworden war. Mit aller Kraft zerrte Sioned ihre Blutschwester zur Wanne zwang sie hinein. Wasser spritzte nach allen Seiten und auch auf ihr Ritualgewand, das dadurch klatschnass wurde. Mehrmals drückte sie Elin unter Wasser, bis diese wieder bei klarem Verstand war. Sioned hatte keine Ahnung, was Elin eingeworfen hatte, aber das kalte Wasser tat seine Wirkung.

"Und, geht’s wieder? Los trockne dich ab und dann raus mit dir. Das Ritual wartet nicht auf uns und du willst doch nicht schuld sein, dass Meister Belial seine Apotheose verpasst."
"Ist ja gut, brauchst deswegen nicht gleich so brutal zu werden. An den Haaren ziehen ist echt nicht geil." Vor sich hin fluchend trocknete Elin sich ab und schlüpfte schließlich in ihr Ritualgewand. Derweil zog Sioned ihres aus, wrang es aus so gut es ging und trocknete sich ebenfalls ab. Sie zog es wieder an und es hing feucht an herunter. Ihre Brustwarzen wurden so jedenfalls hart und Sioned beschloss, das Ganze als eine besonders intensive Erfahrung zu genießen. Mit der immer noch maulenden Elin im Schlepptau erreichten sie den Sammelpunkt am Feuer in der Nähe des Zeltes. Tegan sah sie bezeichnend an, verkniff sich aber jeden Kommentar. Jedes Wort war in diesem Fall auch überflüssig. Gemeinsam gingen sie zum vorbereiteten Platz an der Westecke des Zeltes. Bunte, tiefe Teppiche waren ausgelegt worden und ein kunstvoller Altar aus erlesenen Hölzern, die kunstreich geschnitzt und mit Gold überzogen waren, bildete einen heiligen Grund. Die Schnitzereien waren wiedermal so perspektivisch, dass sie verschiedene Dinge abzubilden schienen, je nachdem was der Betrachter hineininterpretierte.

Die meisten Amazonen des Kaders der 6x6x6 knieten schon auf den kunstvollen Teppichen in der üblichen Grundstellung. Alcina, die oberste der Hexen ihres Meisters, würde als Priesterin fungieren. Sie trug ein Ritualgewand aus Perlenschnüren, sodass ihr Körper kaum verhüllt war. Die Feuerschwestern knieten sich auf einem der hinteren Teppiche hin und warteten nur kurz, bis auch die letzten Nachzügler gekommen waren. Die Priesterin mit dem Schlangenhaaren fing an zu summen und die Amazonen eröffneten den Gottesdienst mit einem gemeinsamen Lied, in dem sie Slaanesh priesen. Es war das gleiche, das sie auch während der Sturmlandung gesungen hatten, nur sangen sie diesmal alle sechs Strophen. Unterstützt wurden sie von einem kleinen Orchester aus Sklaven, welche hinter dem Altar Aufstellung genommen hatten. Die Hexe entzündete den sechsarmigen Kerzenständer, dessen Kerzen aufgerichteten männlichen Geschlechtsorganen glichen, während die Fassungen als das weibliche Gegenstück geformt waren.

"Schwestern im Fleische! Schwestern im Geiste! Seid willkommen in dieser hochheiligen Nacht! Heute werden wir ein weiteres Wunder des Slaanesh erfahren. Erleben, wie unser über alles geliebter Meister Belial die Fesseln seines fleischlichen Körpers abstreift und den eines geheiligten Wesens jenseits des Schleiers erlangt. Wie er zu einem schwarzen Engel der Lust wird. Wie er uns für alle Zeiten erquicken wird. Freut Euch!", begann die Hexe ihre Predigt. Ihre Stimme trug über den Platz und übertönte auch die Geräusche aus dem Zelt, die Musik und die hellen Lustschreie einer Frau, ab und zu von grellen Schmerzensschreien unterbrochen. Die Schmerzensschreie schienen von anderen Stimmen zu kommen. Schließlich beendete die dunkle Demagogin ihre Predigt und Alcina betete vor, während die Schwestern im Chor ihr Gebet mit folgendem Sprechgesang untermalten.

O Du gießender Slaanesh in Deiner Gabe!
O Du fließender Slaanesh in Deiner Liebe!
O Du brennender Slaanesh in Deiner Begier!
O Du schmelzender Slaanesh in der Einigung mit Deiner Geliebten!
O Du ruhender Slaanesh an meinen Brüsten, ohne den ich nicht sein kann!

Danach standen alle Amazonen auf und tanzten einen Ritualtanz, unterstützt vom Orchester und ihren klatschenden Händen. Dazu rezitierten sie einen Sprechgesang in einer dunklen Sprache, welche die Luft zum Knistern brachte. Der Tanz dauerte knapp fünf Minuten und vertrieb etwas die Kälte aus Sioneds Körper. Danach knieten sie sich alle wieder hin, während die Priesterinnen erklärten, wie das nun folgende Opferungsritual ablaufen sollte. Zuerst zog jede Anführerin aus einem silbernen Topf, der mit den obligatorischen hier vorherrschenden Symbolen verziert war, einen Stofffetzen, auf dem ein Symbol aufgestickt war, was ihre Aufgabe beim Ritual sein würde. Da die Aufgaben unterschiedlich interessant waren, wurden sie nach einem Losverfahren verteilt, so konnte sich keine Gruppe zurückgesetzt fühlen, wenn sie eine langweiligere Arbeit als die anderen zugewiesen bekamen. Ihre Anführerin Tegan zog ein Kreuz, was bedeutete, dass sie bei den Kreuzigungen helfen sollten. Kreuzigen war einfacher als Pfählen, also hatten sie Glück gehabt. Allerdings war Pfählen interessanter, aber es konnte leicht etwas schief gehen, wenn das Opfer zu schnell verstarb, weil man es zu schnell auf den Pfahl gepresst hatte. Besonders unter Zeitdruck, wie bei einem Opferungsritual konnte das schnell zu Komplikationen führen.

Nachdem so die Aufgaben verteilt waren, erklärte die Priesterin des Slaanesh mit glühenden Worten, was nun genau von ihnen verlangt wurde. Schon nach wenigen Sätzen war klar, dass es in ziemliche Arbeit ausarten würde. Dreiundzwanzig Kreuzigungen in den nächsten vier Stunden. Das waren pro Kreuzigung gerade mal knapp 10 Minuten. Zum Glück war schon alles vorbereitet. Die Opfer mussten nur noch entkleidet, fixiert, angenagelt, gegeißelt, mit dreifach verfluchtem Promethium übergossen und dann das Kreuz aufgerichtet werden. Schaffbar, wenn man mit dem notwendigen Ernst an die Sache ging. Und so wie es aussah, hatten alle Feuerschwestern, auch Küken und Elin, den Ernst der Lage begriffen.

In aller Stille sprachen sie ein weiteres Gebet an ihren Gott Slaanesh. Sioned bat darum, dass sie ihren Teil zum Ritual beitragen konnte. Dann sprachen sie alle gemeinsam das Abschlussgebet.

"O Slaanesh, nimm mich gewaltig, oft und lang. Je öfter du mich nimmst, umso reicher werde ich. Je gewaltiger du mich nimmst, umso schöner werde ich. Je länger du mich nimmst, umso heiliger werde ich. So sei es!" Damit war der Gottesdienst beendet und die Amazonen eilten zu ihren zugewiesenen Positionen. Das Ritual hatte begonnen.

Gedanke des Tages
Ursprünglich war dieses und das nächste Kapitel eines, aber da es zu lang wurde, habe ich es in zwei geteilt. Es passiert an sich recht wenig, aber die Figuren der Sioned und Tegan werden weiter vertieft. Auch fand ich es interessant, einen Gottesdienst des Slaanesh zu beschreiben. Dieser Part ist noch relativ harmlos und ich musste wenig heraus nehmen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wider ein schöner Teil
Das einzige was mir negative war war eine Wortwiederholung:
Heute werden wir ein weiteres Wunder des Slaanesh erleben. Erleben, wie unser über alles geliebter Meister Belial die Fesseln seines fleischlichen Körpers abstreift und den eines geheiligten Wesens jenseits des Schleiers erlangt.

Zu den Gedanken des Tages:
Meinst du mit "relative harmlos und ich musste wenig heraus nehmen" das deine Orginalfassung mehr Blut, Mord und Totschlag beinhaltet hatte? (kann man die ihr irgendwo lesen?) XD
 
Meinst du mit "relative harmlos und ich musste wenig heraus nehmen" das deine Orginalfassung mehr Blut, Mord und Totschlag beinhaltet hatte? (kann man die ihr irgendwo lesen?)

das hab ich auch gefragt. Und es ging nicht um Blut, Mord und Totschlag, sondern um sexuelle Gewalt und noch ... tabulosere Ausschweifungen, vor allem im Zusammenhang mit der Schändung der Kathedrale. Ich kenne die Originalfassung auch nicht, aber ich denke, man kann auch gut drauf verzichten. Ein paar Hinweise darauf, was da so abgegangen ist, kommen eh noch.
 
So, jetzt gebe ich auch mal meinen Senf dazu.

Zum Anfang der Geschichte kann ich gleich sagen, dass mir die ausführlichen Beschreibungen sehr gut gefallen und in keinster Weise gelangweilt haben. Sie vermitteln einen schönen Eindruck von dieser romantischen Idylle, die so jäh gestört wird. Die Charaktere, gute wie böse, gefallen mir ebenfalls sehr gut.

Die detaillierte Beschreibung der Kultistentruppen wirkt auf mich nicht übertrieben, sondern recht gut platziert und weiß jemandem wir mir, der sich durchaus für Waffentechnik interessiert, sehr wohl zu gefallen.

Was Sex und 40k betrifft, so bin ich bisher immer recht gut mit der weitgehenden Abwesenheit dieser Thematik in den Romanen und Geschichten klar gekommen. Das spielt für mich in diesem Genre einfach eine untergeordnete Rolle. In den bisherigen Bänden haben Sex und sexuelle Gewalt eine angemessene Rolle gespielt, wenngleich du mit der Erwähnung von üppigen Oberweiten und knackigen Hinterteilen vielleicht etwas inflationär umgangen bist.
In diesem Band verhält sich das natürlich anders und ich bin durchaus froh, dass du die Geschichte entschärft hast. Denn ein mehr wäre nicht mehr unterhaltsam sondern nur noch abstoßend. Es ist wohl durchaus dein Ziel, zu provozieren, wie du es auf einen niedrigeren Level auch schon früher getan hast. Schließlich hättest du ja nicht unbedingt Slaanesh wählen müssen🙄, aber das ist ja alles durchaus in Ordnung. Nur gehe ich jetzt einfach mal davon aus, dass es nicht dein Ziel ist, kleinen Jungs (das körperliche Alter spielt hier keine Rolle) die nach Folter und Vergewaltigung gieren, ihre Wünsche zu erfüllen.
Ich sehe es so, dass ich mich nur umso mehr freuen werde, wenn die bösen Buben und Mädchen dann ihr Fett weg bekommen, wovon ich einfach mal ausgehe.

Was den "großen Plan" angeht, sieht es für mich so aus, als wenn Morgensternchen eine wirklich großen Racheplan ausgeheckt hat. Ich bin gespannt.
 
Zuletzt bearbeitet:
In diesem Band verhält sich das natürlich anders und ich bin durchaus froh, dass du die Geschichte entschärft hast. Denn ein mehr wäre nicht mehr unterhaltsam sondern nur noch abstoßend. [...]Nur gehe ich jetzt einfach mal davon aus, dass es nicht dein Ziel ist, kleinen Jungs (das körperliche Alter spielt hier keine Rolle) die nach Folter und Vergewaltigung gieren, ihre Wünsche zu erfüllen.
das sehe ich inzwischen genauso. Ich habe am Anfang auch gefragt, ob es eine nicht entschärfte Version gibt, vor allem deshalb, weil es mich als Autor auch interessiert, wie andere das darstellen und beschreiben. Jetzt, da ich die entsprechenden, überarbeiteten Kapitel gelesen habe, bin ich froh dass sie in der Form vorliegen, wie sie es denn tun, denn ab einem gewissen Punkt wird eine Geschichte einfach zur Sex-Geschichte und jeglicher anderer Inhalt verblasst zur Nebensache. Wer das will, der kann immer noch zu richtigen "erotischen" Büchern greifen oder einfach Pornos gucken 😉
Gut, Sex allein geht ja auch noch, da hab ich inzwischen auch so einiges geschrieben (wenn auch nicht gepostet), aber bei Vergewaltigung, Folter, Inzest, Gruppensex mit Xenos, Mutanten usw. hört der Spaß doch irgendwann auf, oder?

@Blautann:
Ich weiss gar nicht ob ich schon gefragt habe, aber gibts die 18er Version auch auf Anfrage ? 🙂
eigentlich müsstest du die Frage nicht stellen, wenn du meinen Post über deinem gelesen hättest.
SHOKer schrieb:
das hab ich auch gefragt. [...] Ich kenne die Originalfassung auch nicht[...]
sagt doch eigentlich aus, dass es die nicht gibt.
 
Danke für alle Rückmeldungen und Lesebestätigungen, freue mich über jede einzelne, auch wenn ich sie nicht alle kommentiere. Vielen Dank an SHOKer für sein Lektorat.

Wider ein schöner Teil

Danke schön! 🙂

Das einzige was mir negative war war eine Wortwiederholung:
Heute werden wir ein weiteres Wunder des Slaanesh erleben. Erleben, wie unser.

Ups, stimmt, ist wohl so durch gerutscht. Manche Sachen fallen auch nach dem fünften Durchlesen nicht auf. -_-

Zu den Gedanken des Tages:
Meinst du mit "relative harmlos und ich musste wenig heraus nehmen" das deine Orginalfassung mehr Blut, Mord und Totschlag beinhaltet hatte? (kann man die ihr irgendwo lesen?) XD

Die erste Version war deutlich brutaler in Bezug auf sexueller Gewalt. Es ist eine schwierige Gratwanderung zwischen zu Widerwärtig und zu verharmlosend. Slaaneshanhänger dieser Bande sind nun mal letztendlich vollständig amoralisch, soziopathisch und psychopathisch.

das hab ich auch gefragt. Und es ging nicht um Blut, Mord und Totschlag, sondern um sexuelle Gewalt und noch ... tabulosere Ausschweifungen, vor allem im Zusammenhang mit der Schändung der Kathedrale.

Yup genau. Der arme Bischof wurde in der ersten Fassung noch übler mitgespielt und Sioned hat ihre Vorschläge detaillierter erklärt.

Ich kenne die Originalfassung auch nicht, aber ich denke, man kann auch gut drauf verzichten. Ein paar Hinweise darauf, was da so abgegangen ist, kommen eh noch.

Wahrscheinlich, vielleicht nehme ich den von dir kritisierten Aspekt auch noch raus. Mal sehen.

Ich weiss gar nicht ob ich schon gefragt habe, aber gibts die 18er Version auch auf Anfrage ?
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Das ist die FSK 18 Version. :lol: Die ursprüngliche Version gibt es nur noch in Fragmenten, da ich diese auf die jetzige Version umgeschrieben habe.

Ansonsten ein interessanter Teil, sind wir mal gespannt wies weiter geht, vorallem auf das Ritual.

Man bekommt nur Aspekte davon zu sehen.

Ich muss ehrlich sagen es freut mich jedes mal wenn es mit deiner Geschichte weitergeht.

Es liest sich sehr gut, ist spannend, erotisch ;-) und macht Lust auf mehr.

Mach bitte weiter so !

Ich werde mich bemühen, dieses Level zu halten. Danke für dein liebes Feedback. :lol:


So, jetzt gebe ich auch mal meinen Senf dazu.

Vielen Dank dafür.

Zum Anfang der Geschichte kann ich gleich sagen, dass mir die ausführlichen Beschreibungen sehr gut gefallen und in keinster Weise gelangweilt haben. Sie vermitteln einen schönen Eindruck von dieser romantischen Idylle, die so jäh gestört wird. Die Charaktere, gute wie böse, gefallen mir ebenfalls sehr gut.

Habe mir auch sehr viel Mühe mit dem Design der einzelnen Figuren gegeben. Besonders Sioned und Tegan waren tricky zu kreieren. Auch am Aboratal saß ich recht lange dran, bis alles gepasst hat.

Die detaillierte Beschreibung der Kultistentruppen wirkt auf mich nicht übertrieben, sondern recht gut platziert und weiß jemandem wir mir, der sich durchaus für Waffentechnik interessiert, sehr wohl zu gefallen.

Ich wollte einfach mal eine normale Chaos Kriegsbande beschreiben, wie sie in etwa sein könnte.

Was Sex und 40k betrifft, so bin ich bisher immer recht gut mit der weitgehenden Abwesenheit dieser Thematik in den Romanen und Geschichten klar gekommen. Das spielt für mich in diesem Genre einfach eine untergeordnete Rolle. In den bisherigen Bänden haben Sex und sexuelle Gewalt eine angemessene Rolle gespielt, wenngleich du mit der Erwähnung von üppigen Oberweiten und knackigen Hinterteilen vielleicht etwas inflationär umgangen bist.

Das mag durchaus sein. 😛

In diesem Band verhält sich das natürlich anders und ich bin durchaus froh, dass du die Geschichte entschärft hast. Denn ein mehr wäre nicht mehr unterhaltsam sondern nur noch abstoßend. Es ist wohl durchaus dein Ziel, zu provozieren, wie du es auf einen niedrigeren Level auch schon früher getan hast.

Es geht mir eher um Nachvollziehbarkeit der Charaktere innerhalb ihres Umfeldes. Das 41 Jahrtausend ist nun mal finster, grausam und teilweise wirklich widerwärtig. Auch will ich das Thema nicht künstlich verharmlosen, was ich persönlich schlimmer finde als realistische Darstellung von Gewalt. Ich finde zum Beispiel die Kriegsdarstellung von "Der König von Narnia" in der FSK 6 Version als schrecklich verharmlosend. Provozieren will ich damit ehrlich gesagt nicht.

Schließlich hättest du ja nicht unbedingt Slaanesh wählen müssen
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, aber das ist ja alles durchaus in Ordnung.

Storytechnisch war es zwingend erforderlich, dass der Kriegsbandenführer ein Emporers Children ist. Außerdem hatte ich ja einen Khornetruppe schon im ersten Band und im dritten Band war das ungeteilte Chaos der Feind. Mit Nurgle kann ich persönlich nichts anfangen. Krank sein um stärker zu werden habe ich nie nachvollziehen können. Im Original kommt Nurgle schon irgendwie als kranker Jabba rüber, als eine aufgeblähte Witzfigur mit heraushängenden Gedärmen. Und ich schätze mal, dass Tzeentch Banden eher aus Psionikern mit ihren "Puppen" bestehen dürften.

Nur gehe ich jetzt einfach mal davon aus, dass es nicht dein Ziel ist, kleinen Jungs (das körperliche Alter spielt hier keine Rolle) die nach Folter und Vergewaltigung gieren, ihre Wünsche zu erfüllen.

Ich will eigentlich eher mit einer Geschichte aus dem dunklen grausamen 41. Jahrtausend unterhalten, ohne die unappetitlichen Aspekte vollständig auszuklammern. Allerdings will ich auch kein Gewaltporno produzieren.

Ich sehe es so, dass ich mich nur umso mehr freuen werde, wenn die bösen Buben und Mädchen dann ihr Fett weg bekommen, wovon ich einfach mal ausgehe.

Wir werden sehen. Wobei ich den Spruch "Du bekommst auch noch dein Fett weg" ziemlich heftig finde, seit dem ich weiß, auf welcher Grundlage der basiert. Früher hat man Hingerichtete teilweise ganz offiziell geschlachtet und aus ihrem Fett Medizin hergestellt. Örks! 😱

Was den "großen Plan" angeht, sieht es für mich so aus, als wenn Morgensternchen eine wirklich großen Racheplan ausgeheckt hat. Ich bin gespannt.

Da kommt noch einiges auf uns zu.


Persona Dramatis
Das Chaos

Meister Belial, erhabener Champion des Slaanesh, Fruchtbarer Vater von 666 Söhnen, Herr des Kaders der 6x6x6 Amazonen, General der Purpurnen Garde, Gebieter der "Wolf im Schafspelz" und ihrer Diener.
Alcina, Anführerin des Hexenzirkels und innoffizielle Nummer 2 der Kriegsbande

Die Feuerschwestern
Tegan, sie ist die Anführerin der Feuerschwestern
Sioned, eine rothaarige Frau
Rhian das Küken, die jüngste der Feuerschwestern
Elin, Blutgefährtin von Sioned
Gladys, die Musikerin der Feuerschwestern
Aderyn, die MG Schützin der Feuerschwestern

Kapitel 7

Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
Macharius Sektor
Kneita System
Planet Kneita III
Aboratal
Engelsberg
Zeit: 2 323 920.M41
Person: Sioned von den 6x6x6

"Wir bilden zwei Gruppen, Elin, Gladys, Aderyn das erste, Rhian, Sioned und ich das zweite. Erster Schritt, wir bocken das Kreuz auf, befestigen die Seile zum Fixieren. Gruppe eins immer rechts, zwei die linke Seite. Rhian die Fußfessel. Dann holen wir das Opfer, entkleiden es, Gruppe eins hält es fest, Gruppe zwei schneidet die Kleider herunter, die beiden übrigen sammeln den Müll auf und schmeißen die Lumpen in den Korb. Nicht dass am Ende hier überall zerschnittene Kleidung schlampig herumliegt und die Augen unseres Meisters beleidigt. Das nackte Opfer zwingen wir dann auf das Kreuz und fixieren es. Dann schlagen wir die Nägel ein. Aderyn und ich führen die Hämmer, Sioned und Gladys führen die Nägel und halten die Zangen, Elin und Rhian leuchten. Danach geißeln wir es, jede einen Hieb. Passt aber auf, dass er nicht zu hart zuschlägt. Das Opfer muss bis zum Ende am Leben sein. Zu hoher Blutverlust kann es zu früh versterben lassen. Die Priesterin war deutlich, wir müssen sechs Hiebe machen, aber schlagt vorsichtig. Nicht auf zu stark durchblutete Regionen im Bereich der Hauptschlagadern. Danach überschüttet abwechselnd eine von uns das Opfer mit verfluchtem Promethium. Obacht geben, dass es davon nicht zu viel schluckt. Das könnte es auch zu früh umbringen. Als letztes richten wir das Kreuz auf und fixieren es so, dass es nicht umfallen kann. Seid dabei sorgfältig, das Kreuz muss gerade stehen und der Querbalken muss akkurat ausgerichtet sein. Ein Fehler in der Symmetrie kann alles versauen und ich will nicht als die Anführerin diejeniger sein, die das Ritual zu Apotheose unseres Meisters Belial versaut haben. Hat jede von Euch Feuerschwestern den Ablauf verstanden?" Tegan sah sie der Reihe nach an.

"Warum sind Sioned und ich nicht in einem Team?", maulte Elin.
"Weil ich das so beschlossen habe! Sonst noch Fragen?" Es gab keine weiteren und sie bereiteten das erste Kreuz vor. Es bestand aus zwei schweren Holzstämmen, die wenig überraschend über Kreuz zusammen gebunden waren. Ein Loch war auch schon gegraben, in das der Stamm gesteckt werden konnte. In etwa sechs Meter Abstand war schon das nächste Loch ausgehoben. Gemeinsam hoben sie das Kreuz hoch und bockten es auf vier Ständern auf. Anschließend bereiteten sie fünf Seile als Fixierungen vor, die sie auch nach Aufrichten des Kreuzes mit einem einfachen Ziehen am Seil lösen konnten.

Als Nächstes liefen sie zu einem der Sklavenwägen, einem Raupenfahrzeug mit einem käfigartigen Aufbau, in dem sich etwa fünfzig jungen Frauen im Alter zwischen sechzehn und zwanzig drängten. Sie waren von den Priesterinnen ihres Meisters aus dem Pool der gestern Morgen gefangenen Bewohner der unbedeutenden Stadt als Opfer ausgewählt worden. Sie waren alle geschlechtsreif, aber noch Jungfrauen. Auch waren es ausschließlich Blondinen, die hier vorherrschende Haarfarbe. Die jungen Frauen schrien verängstigt auf, als einer der Wächter mit einem Greifer eines der Opfer am Hals packte.

Die junge Frau wehrte sich verzweifelt und zerrte an dem Kragen aus Metall. Obwohl sie sich fallen ließ und panisch versuchte, sich irgendwo festzuhalten, wurde sie von dem muskelbepackten Wächter unbarmherzig aus dem Käfig herausgezerrt. Ein anderer Wächter machte die Käfigtür wieder zu. Gladys und Aderyn schnappten sich die Jungfrau, die vielleicht siebzehn Jahre alt war. Bekleidet war sie mit einem festlichen trachtenartigen Rock, mit der dazu passenden Bluse und Jacke, wie sie die meisten Jugendlichen in dem Käfigwagen trugen. Vielleicht war das auch die Uniform einer örtlichen Gilde. Das Opfer fing an zu schreien, als sie auf das Kreuz zugeschliffen wurde, da sie nicht bereit war, selbst zu laufen. Die beiden musikalischen Feuerschwestern richteten die Jungfrau auf, während Elin die Beine festhielt, nun war es an Sioned und Tegan, die Kleidung herunter zu schneiden, während Küken die Stofffetzen sofort aufsammelte und in einen Korb stopfte.

"Bitte! Ich mach alles, was ihr wollt, aber lasst mich am Leben!", flehte das Opfer, als sie es nun vollständig nackt auf das Kreuz zwangen.
"Würdest du mir meine Rosette auslecken?" verhöhnte Elin die junge Frau.
"Lass den Mist, Elin, für Spielchen haben wir keine Zeit!" tadelte Tegan.
"Nicht mal den kleinsten Spaß gönnst du einem", maulte Elin eingeschnappt.
"Seid doch barmherzig! Ich bin noch Jungfrau!" Verzweifelt wehrte sie sich mit aller Kraft, schlug mit ihren Beinen aus, versuchte aus ihrem unbarmherzigen Griff zu winden. Es war äußerst mühsam, sie zu fixieren, eines ihre Füße traf Küken genau auf die Nase, die zwar nicht brach, aber stark zu bluten anfing.

"Sei in Zukunft vorsichtiger, Rhian.", tadelte Tegan und nahm den schweren Vorschlaghammer auf.
"Ja, Mama!" stieß Rhian wütend hervor und versuchte mit zusammengenknüllten Stoffresten der Bluse die Blutung zu stoppen. Tegan ließ den Hammer fallen und gab Küken eine schallende Ohrfeige.
"Dein Blut kann das Ritual verunreinigen, also pass gefälligst auf!"
"Danke, Mama, kann ich noch eine haben?", fragte Rhian trotzig. Tegan schlug ein weiteres Mal hart zu. Es knallte richtig, als Tegans Handrücken Kükens schon knallrote Wange traf und Rhians Kopf wurde in den Nacken geworfen. Küken lachte wütend auf.
"Danke, Mama, kann ich noch eine haben?" Tegan rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf.
"Rhian, es reicht! Wir verschwenden Zeit, es ist jetzt nicht der Zeitpunkt die trotzige eingeschnappte Tochter zu spielen." Sioned klappte die Kinnlade herunter. Sie hatte nicht gewusst, dass Rhian tatsächlich die leibliche Tochter von Tegan war. Ab und zu hatte Rhian ihre große Schwester zwar als Mutter oder Mama bezeichnet, aber immer mit so einem spöttischen Unterton, dass sie das für Ironie gehalten hatte. Aber eigentlich war die Ähnlichkeit zwischen den beiden frappierend, die mehr als nur grüne Augen und leuchtend rote Haare gemeinsam hatten.

"Danke für die Bestrafung, große Schwester. Ich werde in Zukunft eine bessere Sklavin sein", erwiderte Rhian und sank als Zeichen der Unterwerfung demütig mit gesenktem Kopf in die Grundstellung. Auch das kam etwas spöttisch herüber, aber Tegan reagierte nicht weiter darauf.
"Los! Wir haben ein Ritual zur Ehre unseres Meisters zu vollenden und jede Minute zählt!" Damit war die Sache erst mal vom Tisch.

Sioned nahm sich ihre Zange und einen Nagel mit einem breiten Kopf, der wie Meister Belials Symbol geformt war. Es war schon beinahe blasphemisch, auf das Symbol mit dem Hammer zu schlagen, aber eben auch zwingend notwendig. Rhian leuchtete ihr mit einer elektrischen Lampe und Sioned setzte die Nagelspitze an der Handwurzel an und drückte sie in das Fleisch. Die Jungfrau schrie nun panisch auf. Mit der Zange umfasste Sioned nun den Schaft und nickte Tegan zu, die kurz zögerte. Die große Schwester blickte einen kurzen Moment äußerst traurig in Richtung des prächtigen Zeltes, wo Meister Belial sich aufhielt. Dann schien Tegan sich zu besinnen und schlug mit Kraft zu. Der Nagel fuhr durch das Fleisch des Opfers in das Holz und war nun so fest fixiert. Die junge Frau besudelte sich schreiend selbst, wohl vor Schmerz und Angst gleichermaßen. Sioned löste die Zange und Tegan schlug ein weiteres Mal beherzt zu. Nun wurde der Nagel komplett bis zum Kopf durch das Fleisch in das Holz getrieben. Auch auf der anderen Seite waren sie fertig. Tegan nahm die Geißel und nahm maß.

"Die Geißel stammt ursprünglich von einer Schola Progenium, also jammere nicht herum, der Erzfeind wäre unmenschlich!" Mit einem schnellen Hieb schlug sie auf die Bauchdecke und achtete darauf, beim Zurückziehen nicht zu tiefe Wunden zu reißen. Sioned nahm als nächste die Geißel und führte einen ähnlich schwach dosierten Hieb auf die Brüste aus. Etwas Spaß war ja wohl noch erlaubt. Nur Küken machte ihrem blutrünstigen Wesen alle Ehre und schlug die Geißel mit voller Wucht in den Schritt des Opfers und riss sie brutal zurück. Die junge Imperiale schrie gellend auf und wand sich vor Schmerzen, während ihr das Blut an den Oberschenkeln hinab lief.

"Für meine Nase, du Fotze!", schrie Rhian mit vor Zorn verzerrtem Gesicht. Tegan verdrehte genervt die Augen und schüttelte nur traurig ihren Kopf. Danach nahm Gladys den bereitstehenden Kanister auf und verteilte das mit einer schwärzlichen Chemikalie versetzte Promethium großflächig auf dem Körper der Gekreuzigten. Gladys achtete aber sorgfältig darauf, dass ihr Opfer davon nichts in den Mund bekam.

Jetzt wurde es knifflig. Die Feuerschwestern lösten den vorderen Bock und kippten das untere Ende des Kreuzes in das Loch. Dann nahmen die Amazonen lange Stangen zur Hilfe und hoben das Kreuz an, bis es schließlich halbwegs senkrecht stand. Mit mehreren Keilen, die sie zwischen die Wandung des Erdloches und des Holzstammes trieben, richteten die Dienerinnen Belials das Kreuz aus. Das machte mehr Mühe als gedacht, bis es wirklich senkrecht stand und der Balken in die richtige Richtung zeigte. Dann lösten die Feuerschwestern die Fixierseile und das Opfer hing nun mit ihrem vollen Körpergewicht am Kreuz. Es gab keinen weiteren Querbalken, wo sie sich mit ihren nackten Füßen hätte abstützen können. So blieb der jungen Frau nichts anderes übrig, als mit den Beinen so gut wie es ging den Stamm zu umschlingen und so das Gewicht etwas abzustützen. Sioned war während ihrer Ausbildung auch einmal für mehrere Stunden als Strafe gekreuzigt worden. Allerdings war sie da nur an den Armen am Querbalken gefesselt gewesen, aber auch sie hatte sie nicht abstützen können. Es war eine Tortur, sich so festhalten zu müssen. Die Muskeln erschlafften irgendwann oder noch schlimmer, verkrampften sich eventuell. Eine schmerzvolle Ewigkeit hatte sie am Kreuz gehangen, während die Zuchtmeisterin genüsslich ihrem Leiden zu gesehen hatte. Durch den fehlenden Halt rutschen irgendwann die Organe nach unten und man fing an, langsam und qualvoll zu ersticken. Kreuzigung war eine sehr langsame Todesart und sehr schmerzhaft. Allerdings erlaubte diese Art des Tötens, dem Opfer noch sehr viele Qualen zu bereiten. Sei es mit spitzen Stöcken, mit denen man das Opfer schlug oder piekste. Natürlich konnte man auch heiße Klammern setzen, es mit einer Zange zwicken oder es mit einem glühenden Eisen ankokeln. Auspeitschen war auch sehr beliebt. Oder mit Steinen oder Unrat bewerfen war auch manchmal ganz spaßig. Da das Opfer mit dem Rücken zum Balken hing, waren die Genitalien frei zugänglich und man konnte sehr viele interessante Dinge damit anstellen, während die Gekreuzigte langsam und qualvoll verstarb. Elin und ein paar andere Amazonen fuhren auf solchen Sachen wirklich ab. Sioned hatte das Früher mehrmals ausprobiert, fand das Ganze aber eher ermüdend, da hatte sie lieber selbst Spaß als andere zu quälen.

"Puh! Und das Ganze noch zweiundzwanzig mal. Wir haben jetzt fast zwanzig Minuten dafür gebraucht. Wir müssen in Zukunft schneller arbeiten. Los! Bereiten wir das nächste Kreuz vor. Und schlaft dabei nicht ein.", trieb Tegan sie an. Nach der fünften Kreuzigung hatten sie langsam den Dreh heraus, standen sich nicht mehr gegenseitig im Weg herum und auch das Ausrichten klappte immer besser. Die meisten Opfer flehten sie an, versprachen alles zu tun, wenn man sie nur am Leben ließ. Das war anfangs recht amüsant gewesen, aber in dieser Situation war das nur ermüdend, da man nicht mit falschen Hoffnungen spielen konnte.

"Hört zu! Es gibt im Universum zwei Arten von Menschen, die, die nageln, und die, die genagelt werden. Also hört auf zu jammern und akzeptiert euer Schicksal!", brüllte schließlich Tegan in den Käfig, ohne wirklich dabei eine Resonanz zu erreichen. Manche beteten nur leise vor sich hin, klug genug, zu wissen, dass es für sie keine Gnade gab. Sioned unterließ es, sie darauf hinzuweisen, dass sie sich ihre Gebete sonst wo hin schieben konnten. Mit diesem Ritual würden auch ihre Seelen Slaanesh gehören. Irgendwie hatte Sioned auch ein ganz klein wenig Mitleid mit diesen jungen Frauen. Nie würden sie die Wonnen mit einem Mann kennenlernen. Nie würden sie lernen, dass Lust und Schmerz eins waren. Nie würden sie die Freuden einer vollendeten Erziehung genießen können, wie sie es hatte erleben dürfen. Es war einer der schönsten Augenblicke gewesen, als Meister Belial ihr am Ende ihrer Ausbildung und als Zeichen für die Aufnahme in das Kader der 6x6x6 den eisernen Ring um den Hals gelegt hatte, dann mit einem glühenden Brandeisen ihre Pobacken als sein alleiniger Besitz gebrandmarkt hatte. Anschließend hatte Meister Belial sie an einer Leine herumgeführt, während sie auf allen Vieren hinter ihm herlief und den Schmerz in ihrem Gesäß genoss. Und einige der Frauen waren wirklich hübsch, hatten schöne wohlgeformte Körper, die sie nun zerstörten. So eine vollkommene Zerstörung von echter Schönheit war irgendwie ein Jammer, besonders da sie selbst daraus auch keinerlei Freude ziehen konnte. Allerdings schienen Gladys, Aderyn, Rhian und auch Ellis nicht dieser Meinung zu sein. Sie verhöhnten die Opfer, und Gladys urinierte auch einem der beteten Mädchen ins Gesicht, was ihr einen Tadel von Tegan einbrachte. Sie schob als Grund Zeitverschwendung und Störung der Reinheit des Rituals vor, aber Sioned merkte, dass auch Tegan es schwerfiel, so etwas Schönes so nachhaltig zu zerstören. Aber es war der Wunsch ihres Meisters und Gehorsam war das Oberste aller Gebote einer guten Sklavin. Und sie waren gute Sklavinnen ihres geliebten Meisters Belial.

Ausgerechnet die Zwölfte, die unheilige Zahl der Leichenanbeter, begann ihnen dann Probleme zu machen, obwohl sie sich anfangs gar nicht wehrte. Stoisch ließ sie sich entkleiden und auf das Kreuz binden. Selbst als ihr die Nägel eingeschlagen wurden, blieb sie still, tapfer den Schmerz in sich fressend. Sioned spürte ihren Blick auf sich ruhen und ihre Blicke kreuzten sich.
"Heute ich, morgen du!" Dann spie die Gekreuzigte ihr ins Gesicht. Ihr Speichel fühlte sie seltsam warm an. Sioned leckte ihn ab und vermischte ihn mit ihrem eigenen Speichel. Keine Körperflüssigkeit war unrein und der Speichel der Jungfrau schmeckte sogar etwas süß.

"Das wage ich zu bezweifeln", antwortete Sioned mit einem Achselzucken. Auch die sechs Hiebe mit der Geißel ließ die Imperiale schweigend über sich ergehen und solche Hiebe taten furchtbar weh. Sie richteten ihr Kreuz auf und machten sich an die nächste. Noch bevor sie zurückkamen, um die nächste zu kreuzigen, fing die Leichenanbeterin oben am Kreuz hängend an, dass Hohelied auf den falschen Imperator zu singen. Es war ein gebräuchliches Kirchenlied, das auch Sioned noch gut aus den Gottesdiensten während ihrer Internatszeit kannte. Nach und nach begannen die anderen Opfer in das Lied einzufallen. Da sie keinen Befehl hatten, das zu unterbinden, taten die Amazonen auch nichts in dieser Richtung.

Allerdings hörten diese verdammten Anhänger eines falschen toten Gottes nicht auf zu singen, sondern kaum war die letzte Strophe verklungen, begannen sie wieder von vorne. Auch schallte nun das Lied von den anderen Opferstätten zu ihnen herüber. Wenn die imperialen Lämmer einen charismatischen Schäfer fanden, konnten sie wirklich mit pragmatischer Tapferkeit nerven. Da sie schon unter enormen Zeitdruck waren, blieb ihnen nichts anderes übrig, als diesen schrecklichen Gesang zu ertragen. Schon bald setzen bei Sioned starke Kopfschmerzen ein und Tegan begann massiv aus der Nase zu bluten. Den anderen schien das viel weniger auszumachen. Wahrscheinlich lag es daran, dass Tegan und sie das Zeichen des Slaanesh trugen und deswegen empfindlicher auf dieses blasphemische Kirchenlied reagierten.

"Pass bloß auf, dass dein Blut das Ritual nicht verunreinigt", bemerkte Rhian gehässig, was ihr eine weitere schallende Ohrfeige von Tegan einbrachte.

Die weiteren Kreuzigungen entwickelten sich immer mehr zur Tortur und damit meinte Sioned nicht das Leiden der Opfer, sondern die der Mannschaften, welche unter hohem Zeitdruck und Aufwand die Opferungen vornehmen mussten. Die Amazonen mussten sich wirklich beeilen, um im vorgegebenen Zeitrahmen zu bleiben. Allerdings war anzunehmen, dass es noch etwas Luft nach oben gab. Der Mond war inzwischen pinkfarben geworden, ein untrügliches Zeichen, dass Slaanesh seinen Blick auf sie gerichtet hielt. Es war undenkbar, dass sie versagten. Es durfte einfach nicht sein. Auch die anderen Gruppen der 6x6x6 waren schwer beschäftigt. Andere kreuzigten ihre Opfer an Gebilde, die einem seltsamen sechseckigen Stern darstellten. Und die dritte Opferungsart war das Pfählen, was von den meisten Gruppen durchgeführt wurde, da dies langwieriger war, als zu kreuzigen. Der Chor im Zelt war inzwischen deutlich lauter geworden und sang gegen den Chor der Gekreuzigten an. Eine Minute vor Ablauf der Frist, richteten sie das letzte Kreuz aus. Sioned musste sich die Ohren zuhalten und Tegan war furchtbar bleich und hatte sich die Ohren zugebunden.

Der ganze Kader versammelte sich wieder auf dem mit Teppichen ausgelegten Platz und nahm Aufstellung, wie es besprochen worden war. Jede der Amazonen nahm zwei der bereitliegenden Kastagnetten. Einer der Eingänge von Belials prächtigem Zelt wurde zurückgeschlagen und die Hexe Alcina betrat nun vollständig unbekleidet und mit einer schier lebendigen Körperbemalung geschmückt das Podest mit dem Altar. Äußerst missbilligend blickte sie zu den Singenden am Kreuz hoch. Für einen kurzen Moment glaubte Sioned, dass sich unter der Haut der Hexe etwas bewegte und ihre Konturen verschwimmen ließ. Aber das war nur eine Sinnestäuschung, ausgelöst durch ihre Kopfschmerzen.

Der ganze Kader fing nun ebenfalls an zu singen und im Stand zu tanzen. Ihre Kastagnetten unterstützten ihr kleines Orchester. Dieses Slaanesh wohlgefällige Lied dämpfte ihre Kopfschmerzen gleich merklich ab. Weitere Hexen traten heraus und schließlich tanzten alle hinter dem Altar im Rhythmus der Musik.

"Im Namen unseres herrlichen Gebieters, brennt!", schrie die Hexe Alcina und dann stank es zuerst nach Hexerei, dann nach brennenden menschlichen Fleisch, als alle Opfer, egal am Kreuz oder Stern hängend und auch die Gepfählten Feuer fingen. Die am Kreuz brannten in weißen Flammen, die an den Sternen in blauen und die Gepfählten brannten grün. Das unselige Lied verstummte endlich, als die Opfer nur noch schreien konnten, während sie am lebendigen Leib verbrannten. Sioned blickte zu dem am nächsten stehenden Kreuz hoch. Es war wieder herrlich anzusehen, wie die Haut zuerst Blasen warf, dann immer schwärzer wurde, bis es nur noch als Asche herunter wirbelte. Nun verbrannte das darunter liegende Fleisch, fraß sich durch, bis es nichts mehr fand, was brennen konnte. Die Schreie verstummten nach und nach. Auch ihr Gesang verklang und die Musik hörte auf zu spielen. Als einziges waren die Flammen zu hören und es war ein unglaublich schönes Lied, nachdem ihre Kopfschmerzen schlagartig verschwunden waren. Dieser Anblick war unbeschreiblich schön und doch so unendlich traurig. Überwältigt traten ihr Tränen in die Augen.

"Seht! Unser Meister! Er weilt unter uns!" Tatsächlich war Meister Belial hinaus getreten. Er war vollständig unbekleidet und präsentierte sich in all seiner Pracht. Sofort sank sein komplettes Kader auf die Knie und demütigte sich im Angesicht seiner Herrlichkeit. Er war ähnlich wie Alcina mit Zeichen der Macht bemalt. Sein gewaltiges Gemächt war aufgerichtet und schien beinahe eigenständig lebendig zu sein. Seine frisch gewachsenen Extremitäten endeten nun in voll funktionsfähigen Krabbenscheren, die von dunkelblauer Farbe waren, aber immer mehr zu den Spitzen hin ins Rosafarbene abglitten. Er hatte nun sechs Gliedmaßen, die vollendete heilige Zahl des Slaanesh.

Die Spiegelträgerinnen umringten ihn und präsentierten ihre Spiegel. Belial ergötzte sich an seiner Pracht und warf sich in verschiedene Posen. Seine Sklavinnen schrien begeistert auf, auch Sioned schrie vor Verzückung, ihren Meister so zu sehen. Ihr Schritt signalisierte, dass sie mehr als nur bereit war, ein weiteres Mal die Wonnen von ihm zu empfangen.

"Ich danke Euch! Amazonen des Kaders der 6x6x6! Ich danke Euch allen, die mir geholfen haben, meine Gestalt näher an die unseres allseits geliebten Gottes Slaanesh zu bringen. Noch ein Schritt und ich werde zu einem Prinzen und kann jenseits des Schleiers wandeln! Deswegen möchte ich Euch alle belohnen. Feiert! Trinkt! Dröhnt Euch zu! Fickt mit wem ihr auch immer wollt! Kommt! Verwöhnt meine Amazonen!" Sklaven jeden Geschlechts wurden zu den Teppichen getrieben. Die mutierten Söhne stürzten herbei, um mit ihrem Vater feiern zu können. Tische mit erlesenen Köstlichkeiten wurden aufgestellt, ebensolche, wo Getränke jeder Art standen. Auf anderen waren berauschende Substanzen in großen Mengen aufgereiht. Ein Dutzend Amazonen warfen sich mit erhobenen Hinterteilen vor ihrem Meister und der fackelte nicht lange. Auch Sioned wollte sich von Lust übermannt nach vorne stürzen. Aber dann wurde sie brutal an den Haaren zurückgerissen. Das tat sehr weh, Tränen schossen ihr in die Augen und in ihr blitzte Wut über diese äußerst grobe Behandlung auf. Diese Art von Schmerz mochte sie nicht, nur der Meister hatte das Recht, sie an den Haaren zu ziehen.

"Nicht Sioned. Der Meister hat dich heute schon zweimal beglückt und jede weiß das hier. Keine wird Verständnis dafür haben, dass du dich jetzt schon wieder vor ihn hinwirfst. Denk an die Zukunft, sechsunddreißig Stunden mit Meister Belial gehören uns schon!", schrie Tegan ihr ins Gesicht. "Wenn er uns nicht vergisst!", fügte sie fast unhörbar hinzu. Obwohl ihr Schritt schrie, bettelte, flehte, ein weiteres Mal die vollendete Pracht des Meisters aufnehmen zu dürfen, erkannte Sioned die Weisheit in den Worten der erfahrenen Frau. Amazonen, die ohne seine außerwählten Favoritinnen zu sein, zu oft und zu schnell hinter einander in seiner Gunst standen, hatten in der nächsten Schlacht eine sehr große Chance, an freundlichem Feuer zu sterben.

"Du hast recht! Aber deswegen musst du mich verdammt noch mal nicht so an den Haaren ziehen!", meine Sioned und kam zur Vernunft.
"Es erschien mir notwendig, um dich zur Vernunft zu bringen", rechtfertigte sich Tegan. Sioned blickte sich um. Elin hatte schon drei gut bestückte Sklaven für sich reserviert und zeigte ihnen, wie man einen Vierer machte. Auch alle anderen Feuerschwestern bis auf Tegan und sie hatte sich schon ihre Partner gekrallt. Überall, wo sie hinblickte, sah sie verschlungene Körper. Auf einer Orgie war alles erlaubt und irgendwelche Tabus kannte ein wahrer Slaaneshanhänger sowieso nicht. Sioned blickte Tegan in die Augen und sah ihr Einverständnis. Gleichzeitig streiften sie sich ihr Ritualgewand ab und sanken auf einer freien Stelle zu Boden. Ihre Lippen trafen sich, ihre Zungen umschmeichelten einander, bevor Sioned anfing, den Körper von Tegan mit allen Sinnen zu erforschen. Sie blieben nicht lange allein zu zweit und wurden Bestandteil von etwas sehr Großem. Es war wie ein Sturm und sie war nichts weiter als Treibgut. Schon bald verlor sie den Überblick, wer sie gerade wo penetrierte oder an was ihre Hände gerade herumfummelten oder welches Geschlechtsorgan gerade Bekanntschaft mit ihrer Zunge machte. Sie sank in einen Rausch, kostete unterschiedliche Körperflüssigkeiten und schenkte mit jeder Körperöffnung und Extremität Lust, während auch sie reichlich beschenkt wurde. Schließlich zeigte Tegan ihr, dass es noch Tricks und Kniffe gab, die Sioned fremd waren.

Wie jeder Sturm hatte auch dieser irgendwann ein Ende und sie waren wieder nur zu zweit, küssten sich gegenseitig fremde Körperflüssigkeiten von ihren verschwitzten Leibern. Ihre frisch gemachten Haare waren wieder total verklebt und besudelt. Irgendwie hatte sie ein Deja vu. Tegan stand auf und zog sie mit hoch. Da Sioned nur ein einziges wirklich gutes Ritualgewand hatte, klaubte sie das völlig verdeckte Kleidungsstück auf. Die Seide war robust und das Gewand würde nach einer eingehenden Reinigung durch eine Sklavin wieder wie neu sein. Auch Tegan rettete ihr Gewand, legte es aber auch nicht wieder an.

Hand in Hand bahnten sie sich einen Weg durch ruhende oder noch immer in sich verschlungene, sich in wahrer Ekstase windender Leiber. Es blieb nicht aus, dass sie auf denen einen oder anderen traten. Im Zentrum ackerte immer noch ihr geliebter Meister und seine allseits willigen Sklavinnen boten ihm devot ihre Körperöffnungen preis. Einen kurzen Augenblick wollte sie sich dorthin arbeiten, Tegans Worte in den Wind schlagend, aber ihre große Schwester zog sie einfach mit. Am Rand besorgte Tegan sich von achtlos liegengelassenen Tabletts und Tischen verschiedene Sachen, eine Flasche Amasec, zwei Gläser, ein paar Behälter mit berauschenden Substanzen, ein paar Schälchen mit erlesenen Köstlichkeiten, die unberührt herumstanden. Während es auf den Teppichen schon beinahe schwül warm gewesen war, schlug ihnen hier die eiskalte Nachtluft unbarmherzig entgegen. Auf ihrem Körper bildete sich eine Gänsehaut und ihre Zähne fingen an zu klappern. Zum Glück lagen hier ein paar Decken herum, in die sie sich wickeln konnten. Der Boden unter ihren bloßen Füßen war eiskalt, aber es war sinnlich, seine Oberfläche zu spüren. Kleine Steinchen, die einst aus großen Bauteilen der Festung herausgesprengt worden waren, Erde, zähes Unkraut, dessen Wurzeln sich in den kargen Boden gekrallt hatten. All das spürte sie.

Tegan führte sie an einer Reihe verkohlter Kreuze entlang in Richtung der verfallenen Umfassungsmauer der uralten Festung, in der sie sich befanden. Die Körper der Opfer waren stark verbrannt und nur hier und da rauchte noch einer der Körper. Der Geruch nach verbranntem menschlichem Fleisch lag noch in der Luft und ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ihre Anführerin hatte auch eine elektrische Lampe besorgt und leuchtete ihnen den Weg. Sie schritten durch die Asche der Opfer und ihre Fußsohlen wurden grau davon.

"Wo gehen wir eigentlich hin?"
"Lass dich überraschen", meinte Tegan auflachend und Sioned blieb nichts anderes übrig, als Schicksalsergeben zu seufzen. Sie passierten auch die Reihen mit den anderen Opfern und erreichten schließlich einen der Pferche der Nachtmahre. Hier hatte Tegan ihre Ausrüstung deponiert und klaubte daraus eine kleine Tasche heraus. Dann führte ihre Anführerin sie an den Rand des Tafelberges, wo die zerfallene Außenmauer der einst gewaltigen Festungsanlage wie verfaulte Zähne in die Höhe ragte. Schließlich erreichten sie die Ruine eines Turmes. Es sah so aus, als hätten die Bewohner dieses Planeten dieses Bauwerk soweit instand gesetzt, dass man es ohne Gefahr betreten konnte. Im Innern lagen so gut wie keine Trümmer und eine Treppe führte nach oben. Tegan lief leichtfüßig voraus, während Sioned etwas verhalten folgte. Die Treppe wand sich in vielen Windungen steil nach oben und schließlich erreichten sie eine Aussichtsplattform, die auf den zerfallenden Mauern des einst mächtigen Turmes ruhte. Tagsüber hatte man hier bestimmt einen tollen Ausblick, in der Nacht sah man nur die Dunkelheit. An einigen strategischen Kontrollpunkten in der Umgebung brannten Wachfeuer. Diese Welt hatte eine Miliz und die war oft dezentralisiert organisiert. Wahrscheinlich rotteten sich irgendwo da draußen Einheimische zu bewaffneten Banden zusammen. Aber mit wirklichen Widerstand war nicht zu rechnen, da die meisten Siedler dieses Gebietes wegen der Hochzeit in der Stadt gewesen sein mussten, da sie mehr Gefangene als die registrierte Anzahl an Bewohnern genommen hatten und dazu noch viele weitere getötet hatten, ohne sie zu zählen.

Tegan setzte sich an den Rand und ließ die Beine in die Tiefe taumeln. Nach kurzem Zögern setzte Sioned sich neben ihr hin, schob aber ihre Beine an den Körper und unter die wärmende Decke. Die erfahrene Anführerin drehte sich ein Stäbchen aus den mitgebrachten Substanzen, zündete es an, nahm einen tiefen Zug und reichte ihn ihr dann.

"Warum sind wir hier?", fragte sie, nachdem sie einen tiefen Zug genommen hatte und den Rauch tief inhaliert hatte. Schon nach wenigen Augenblicken konnte sie die Wirkung der stimulierenden Substanzen in ihrem Körper spüren. Alles herum wurde deutlich klarer und sie fühlte intensiv den flauschigen Stoff der Decke auf ihrer Haut. Auch die Unebenheiten unter ihrem Po, wie auch die unangenehme Kälte, die in ihr hochkroch.

"Um die Schönheit eines Sonnenaufgangs nach einer klaren Nacht zu erleben. Sieh nur, es dämmert im Osten schon." Tegan zeigte auf den Horizont und tatsächlich war hier der Nachthimmel schon leicht erhellt. Mit jedem Augenblick nahm die Helligkeit zu und das schneebedeckte Gebirge schälte sich aus der Dunkelheit. Sioned nahm einen weiteren tiefen Zug und gab das Stäbchen Tegan zurück, die weitere Sachen aus ihrem Bündel hervorkramte. Eine kleine reichverzierte Schachtel kam zum Vorschein, die an beiden Seiten kleine vergoldete Lautsprecher hatte. Die Amazone klappte den Deckel hoch und führte einen Zylinder in die Abspielbuchse ein. Nachdem Tegan ein paar Tasten aus Elfenbein gedrückt hatte, ertönte sanfte Musik.

"Die Aufnahme ist viele Jahrhunderte alt. Ich habe das Stück einst selbst komponiert", erklärte Tegan und drehte die Lautstärke etwas hoch. Die Musik umwehte sie zart wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. Sie schenkte sich und Sioned einen dreifachen Amasec in mitgebrachte Gläser ein. Der Amasec war von einer berühmten und wahrlich erlesenen Marke, deren Flaschen eine bauchige Form und immer ein rot grünes Etikett mit goldenen Lettern hatten, auf dem in archaischen Buchstaben "Red Star Rising Premium" stand. Diese erlesene Marke hatten sie in der kleinen Schrankbar zu Hause auch gehabt. Ihr Vater hatte davon immer ein Glas getrunken, wenn er rauchend im Wohnzimmer saß, meist ihre Mutter auf dem Schoß und sich mit ihr unterhaltend. Das war meist der Moment, wo Sioned anschließend zu Bett gebracht wurde und auch ihre Eltern in das große Schlafzimmer unter dem verspiegelten Kuppeldach zurückzogen, das nur dem Zweck diente, es scheinbar unter freiem Himmel zu treiben.

Der Amasec schmeckte gut, brannte rauchig in der Kehle und hinterließ im Magen ein wohlig warmes Gefühl, das vom nächsten Zug an ihrem Stäbchen noch verhundertfacht wurde. Das Licht im Osten wurde intensiver und schließlich brach die Sonne zwischen den Gipfeln wie in einer Explosion von purem Licht hervor. Das war unglaublich schön. Sie spürte, wie Tegan ihre Hand berührte und sie hielten sich an den Händen, kuschelten sich unter der Decke aneinander und genossen gemeinsam diesen herrlichen Anblick.

"Das ist unglaublich schön! Diese Farben, dieses Licht!" Sioned nahm einen weiteren tiefen Zug und genoss mit geschärften Sinnen diese überwältigende Pracht. Das war fast so gut wie geleckt zu werden.
"Ja, das ist es, so unglaublich schön! Das ist Slaanesh, das ist seine wahre Pracht!"
"Danke, dass du diesen Augenblick mit mir teilst." Sie nahm einen weiteren Zug, hielt den Rauch in ihrem Mund und küsste Tegan auf die Lippen. Als sie ihren Mund öffnete, teilten sie den Rauch. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit lösten sie sich voneinander und genossen still den Wandel der Farben, als die Sonne weiter aufging. Sie kosteten von den mitgebrachten Köstlichkeiten, welche nun auch ihren Gaumen und Geschmacksnerven stimulierte. Schließlich ging auch dieses herausragende Erlebnis zu Ende, das mehr Gefühle in ihr freigesetzt hatte und sie innerlich mehr befriedigte, als die Orgie noch vor einiger Zeit. Dies war eine Art zu leben, die ihr durchaus auch gefallen konnte. Vielleicht war Tegan eine bessere Partnerin als Elin.

Sioned hatte keinerlei Zeitgefühl mehr, als sie aufstanden. Von der wärmenden Decke befreit, fröstelte sie wieder an den Füßen und die Kälte kroch durch ihre Sohlen. Sie blickte auf das Lager, das prächtige Zelt und die Teppiche, welche voll von nackten Leibern waren, die sich teilweise immer noch wanden. Und sie sah, wie zwei Personen das Zelt ihres Herrn auf der gegenüberliegenden Seite verließen. Eine davon war in einen wärmenden Mantel gehüllt, die Kapuze hochgeschlagen. Das war eindeutig imperiale Kleidung. Und sie zog einen Koffer mit Messinggestänge auf Rädern hinter sich her. Bei der anderen Person handelte es sich um die Hexe Alcina, die nun wieder ihren Lendenschurz und keine Körperbemalung trug.

"Was beim Slaanesh macht die da?", fragte Sioned verdutzt. Tegan wurde erst jetzt darauf aufmerksam und sah ihr über die Schulter.
"Gute Frage, sie begleitet jemand der imperiale Kleidung trägt?"
"Das sehe ich auch, aber warum?"
"Wahrscheinlich auf Befehl unseres Meister Belial. Seine Wege sind in letzter Zeit unergründlich", meinte Tegan und beobachtete wie sie das Geschehen. Ihr Meister Belial war immer noch der Mittelpunkt eines sich windenden Pulkes bestehend aus seinen Amazonen der 6x6x6. Heute hatte er bestimmt viele Söhne gezeugt.
"Wie meinst du das?"

"Meister Belial hat sich verändert, stark verändert seit diese Hexe Alcina in seinen Dienst getreten ist. Du kennst ihn erst seit anderthalb Jahrzehnten, ich kenne ihn schon seit hunderten von Jahren. Er war schon immer eitel und egoistisch. Der Mittelpunkt seines Universums, um den sich alles dreht, war schon immer er selbst gewesen. Aber Meister Belial war früher ein Feingeist, ein Dichter, ein Musikant, ein vollendeter Kriegerpoet, einer wahrer Barde. Eben jemand, der zu genießen verstand. Aber diese Hexe hat alle seine negativen Eigenschaften noch verstärkt und alles andere unter einer Schicht Oberflächlichkeit begraben. Er ist so besessen davon, seine Apotheose zu vollenden, dass er nichts anderes mehr sieht, nichts anderes mehr bedenkt. Wir jagen von Welt zu Welt, um die Prophezeiungen dieser Hexe zu erfüllen."

"Bis jetzt hatte sie doch immer recht und sieh nur, wie prächtig unser Meister Belial ist, wie groß sein Gemächt, wie ausdauernd seine Manneskraft, wie stark seine Muskeln und wie unglaublich schön sein Antlitz ist. Allein sein Anblick reicht, dass ich vor einem Orgasmus stehe. Geht es dir nicht ähnlich? Er ist unser Herr, unser Meister, unser Gebieter. Sein Wort ist unser Gesetz, wir sind seine Sklavinnen und wir dienen ihm mit Wonne!" Sioned hob mit der linken Hand den eisernen Ring um ihren Hals an, während die rechte sich Erleichterung verschaffte. Inzwischen waren die Hexe und die geheimnisvolle Person aus ihrem Blickfeld verschwunden.

"Sein Wort ist Gesetz, aber inzwischen ist es ihr Wort, auf das unser Meister Belial hört. Es sind ihre Visionen, die ihn leiten. Oder sollte ich sagen, verleiten." Sioned kam keuchend und brauchte ein paar Sekunden, bis sie ihrer Anführerin wieder folgen konnte.
"Ich versteh nicht, es läuft doch alles prima. Alles, was Alcina vorhergesehen hat, ist eingetroffen." Aus der Richtung, wo die Hexe verschwunden war, ertönte das Geräusch von startenden Triebwerke und sie sahen das Flimmern in der Luft, als eine der fast unsichtbaren Flugmaschinen abhob und einem kurzen Augenblick später aus ihren Blicken verschwand.

"Ja, alles läuft prima, kein Grund sich Sorgen zu machen", gab Tegan ihr Recht, auch wenn sich ihre Antwort doch ironisch anhörte. "Weißt du, wie früher die Systeme ausgesucht wurden, die wir bereisten? Meister Belial warf einen Pfeil auf eine Karte der westlichen Milchstraße und das System, welches dem Dartpfeil am nächsten lag, besuchten wir. Manchmal gab es nur unwirtliche Welten, auf denen wir aber trotzdem landeten, nur um bunte Steine mit interessanten Färbungen aufzulesen oder Sonnenaufgänge von unglaublicher Schönheit zu bewundern. Wir brannten Städte in der Nacht nieder, nur um uns am nächsten Morgen den Sonnenaufgang über dem Flammenmeer zu bewundern, den herrlichen Geruch verbrennenden menschlichen Fleisches in der Nase, gewürzt mit dem Aroma schmorenden Plasts. Eine herrliche Kombination. Dem Geschrei der verbrennenden, der gepfählten, dem Gejammer der Überlebenden zu lauschen. Und zu sehen, wie die Farben des Feuers explodieren. Manchmal sangen und tanzten wir dazu. Oder dachten uns aus dem Stand Gedichte aus dreizehn Silben dazu aus. Wir nahmen, was uns gefiel, zerstörten, was uns missfiel. Das Leben war ein einziges Fest aller Sinne." Tegan seufzte tief und Tränen standen ihr in den Augen.

"Noch vor dreißig Jahren waren die Quartiere der Amazonen von mannigfaltigen Geräuschen in der damals noch knappen Freizeit und Ruhephasen erfüllt. Wir trainierten öfters, härter und intensiver. Zwölf Stunden Training am Tag waren eher die Regel und wurde nicht wie heute als unzumutbare Schinderei empfunden. Natürlich war jeder sechste Tag allein Slaanesh in der Form all seiner mannigfaltigen Freuden vorbehalten. Damals musizierten die Amazonen meist noch selbst, schrieben Gedichte, malten Bilder, widmeten sich der Bildhauerei, erschufen aus kunterbunten Materialen Kunstwerke von unglaublicher Schönheit. Es wurde miteinander getanzt und gesungen. Wir spielten Theater, schrieben Stücke, legten unser ganzes Selbst in die von uns verkörperten Rollen, um unseren Meister mit unserem Spiel zu erfreuen. Aber wie sieht es heute aus?" Tegan wurde mit jedem Wort lauter und Sioned wagte nicht zu antworten.

"Wenn ich heute durch die Quartiere gehe, höre ich nur noch Gestöhne, das Schlagen der Peitschen und Stöcke, das Geschrei der gequälten und erniedrigten Spielzeuge, das rhythmische Klatschen von Fleisch auf Fleisch. Oder die Amazonen liegen still in ihren Quartieren, berauscht von Substanzen, die sie ohne Sinn und Verstand konsumieren. Oder sie torkeln nackt vollständig betrunken herum und ich habe an Kotze noch nie wirklich etwas Erotisierendes entdecken können. Die Amazonen von heute reduzieren die Religion von Slaanesh aufs Ficken und Konsumieren von Drogen. Sie haben das Niveau von Möchtegernkultisten erreicht und tun alles, um das noch zu unterbieten!" Besonders beim Wort "ficken" sah Tegan sie scharf an.

"Ist weniger als sechs Mal am Tag zu ficken nicht gesundheitsschädigend?", äffte Tegan wohl Elin nach. "Oh ja, bei so wenigem Geficke wird man doch blind! Ha ha ha! Du glaubst gar nicht, wie ich so eine Einstellung zum Heulen finde! Und Meister Belial macht auch nichts anderes mehr! Früher war er so ein vollendeter Barde, ein Meister am Schlagzeug, ein Poet mit dem Sonic Blaster. Regelmäßig gab er Konzerte, es war eine Ehre an seiner Seite auf der Bühne stehen zu dürfen. Aber das macht er schon lange nicht mehr. Ich sehne mich so sehr danach, wieder mit ihm musizieren zu können. Ich bin gut auf dem Keyboard, dem Bass, der Gitarre, dem Sonic Blaster. Ich stand oft an seiner Seite und wir zelebrierten den wahren Glauben an Slaanesh mit all unseren Sinnen und Fasern, nicht nur mit dem Kitzler und den Schamlippen. Nicht nur, indem wir uns von Meister Belial begatten lassen." Tegan fing an zu schluchzen und Sioned schlang nach kurzem Zögern tröstend ihre Arme um sie.

"Alles änderte sich, als diese Hexe Alcina zu uns stieß. Hexen gab es schon immer, aber keine hatte je solch großen Einfluss auf Meister Belial gehabt. Sie hat ihm diesen Floh mit der Apotheose ins Ohr gesetzt. Sie war es, die Meister Belial quer durch die Milchstraße hetzte, um irgendwelche Dinge zu besorgen, weil es in diesem blöden Buch angeblich steht, das sie ganz zufällig in dieser verdammten Inquisitionsfestung in diesem beschissenen Jyoti System gefunden haben will."

"Aber die Hexe Alcina hatte doch immer recht? Alles was sie prophezeit hat, ist eingetroffen", widersprach Sioned.
"Und was hat Alcina davon?"
"Ich weiß nicht genau, die Freude am Dienen?", antwortete Sioned zögerlich, die mit dem Thema nicht wirklich etwas anfangen konnte. Es stand ihr nicht zu, das Verhalten des Meisters zu beurteilen. Sie war seine Sklavin, sie hatte zu dienen und nicht die Handlungen ihres Meisters zu hinterfragen.
"Freude am Dienen? Alcina?" Tegan lachte bitter auf. "Sie ist inzwischen seine Nummer eins, er zieht sie seinen Favoritinnen von uns vor."
- Ich glaube eher, dein Problem ist, dass er dich einfach nicht mehr beachtet - dachte Sioned, wagte aber nicht den Gedanken laut auszusprechen.

"Meister Belial ist ganz auf sie fixiert, hört nur noch auf ihre honigsüßen Worte. Nein, so jemand wie Alcina dient niemand anderem als nur sich selbst. Ich weiß nicht, was sie genau vor hat, aber wir sind für sie alle nur ein Mittel zum Zweck. Und die wichtigste Frage lautet, was haben wir davon? Seine Frauen? Seine Sklavinnen?"
"Wir leben, um Meister Belial dienen und die Zufriedenheit unseres Meisters Belial ist unser ganzer Lohn!", rezitierte Sioned voll innerer Überzeugung.
"Und wem dienen wir, wenn unser Meister nach Vollendung seiner Apotheose hinter den Schleier gereist ist?"
"Das wird er nicht tun! Er kann uns nicht allein lassen! Wir leben um ihm zu dienen!" In Sioneds Stimme schlich sich ein hysterischer Unterton. Meister Belial durfte sie nicht verlassen.

"Meister Belial wir nach der Apotheose wohl nicht hierbleiben wollen. Warum sich mit uns verrückten Bräuten zufrieden geben, wenn er nun auch jederzeit nimmermüde und ewig geile Dämonetten im Duzend haben kann? Er wird zum Palast der Freuden reisen und uns hier zurücklassen, ganz allein!", schluchzte Tegan bitterlich und Sioned fiel nichts Sinniges ein, um sie zu trösten. - Hatte Tegan etwa recht? - fragte sich Sioned bange. Reiste ihr Meister womöglich wirklich ohne sie hinter den Schleier, um in Slaaneshs Palast an Orgien mit Dämonetten teilzunehmen? Konnte ihr geliebter Meister wirklich so absolut grausam zu seinen Bräuten sein und sie einfach ohne ihre Sonne zurücklassen? Nein! Dieser Gedanke war so schrecklich, dass er einfach total absurd sein musste.

Tegan löste sich schließlich von ihr und trat an den Rand der Plattform, wo sie das ganze Lager überblicken konnte. Sioned wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte, da sie sich über dieses Thema noch nie Gedanken gemacht hatte. Schweigend ließen sie ihre Blicke über das Lager schweifen und auf einmal sog Tegan scharf die Luft ein.

"Zähl die Pfähle!", befahl ihre Anführerin. Da Sioned zu gehorchen gewohnt war, kam sie den Befehl nach, auch wenn sie darüber höchst irritiert war.
"185", meinte Sioned schließlich, nachdem sie die Reihen durchgezählt hatte.
"185! Genau 185! Und was ist dreimal 185?"
"Puh! Ich war nie wirklich gut im rechnen."
"555! Es sind je 185 Pfähle, 185 Kreuze, 185 Sterne! Und wenn man sie von oben betrachtet, bilden die Kreuze ein Kreuz, die Sterne einen Stern und die Pfähle einen Dreiviertelkreis. Siehst du?", fragte Tegan aufgeregt.
"Ja, und? Das ist doch schön symmetrisch." Sioned verstand nicht, auf was Tegan herauswollte.
"Die heilige Zahl des Slaanesh ist sechs, nicht fünf. Und diese Symbole sind nicht von unserer Religion! Das Kreuz ist ein imperiales Zeichen! Ich habe keine Ahnung, was für ein Ritual wir heute Nacht abgehalten haben, aber dies war kein Ritual des Slaanesh! Wir müssen augenblicklich mit Meister Belial darüber reden!" Sioned fand das keine gute Idee. Tegan war im Begriff, alles was sie erreicht hatten, wieder kaputt zu machen.

Gedanke des Tages
Auch wieder ein eher ruhiger Teil. Anfangs sicherlich noch etwas grausam, bis er dann zum Gespräch hin ausklingt, bevor ein paar weitere Details ans Licht kommen. Die allerdings eher neue Fragen aufwerfen und keine alten beantworten. Das war für längere Zeit der letzte Teil mit den Amazonen. Im nächsten kommt der erste wirkliche Action Teil von Band IV.
 
Das du einen Gewaltporno fabrizieren willst, möchte ich dir auch nicht unterstellen. Bisher hast du ja noch immer die Kurve gekriegt.
Wie in diesem Teil ja auch. Die delikaten Themen wurden wieder ganz gut um-/beschrieben. Auch wirken die beiden Damen durch die Sonneaufgangs-Szene jetzt fast schon symphatisch. Fast.😉

Mit wem die Oberhexe im Bunde steht, ist glaube ich doch recht leicht ersichtlich. Aber wer weiß schon, was noch kommt...
 
Interessanter Teil.
Ich fand diesen Satz einfach so genial:
"Hört zu! Es gibt im Universum zwei Arten von Menschen, die, die nageln, und die, die genagelt werden"
Was mich beim lesen überrascht hat war das beim Kreuzigen gerade die beiden (Tegan und Sioned), die das mal des Slaanesh tragen, probleme hatten die Frauen an Kreuz zu hängen.
Ich kann eigentlich nicht glauben das die Hexe dem Imperium dient (zu unwahrscheinlich)
Aber ich lass mich überraschen.

Weiter so
 
Vielen Dank für alle Rückmeldungen und SHOKer für sein Lektorat.

Das du einen Gewaltporno fabrizieren willst, möchte ich dir auch nicht unterstellen. Bisher hast du ja noch immer die Kurve gekriegt.

Yup, habe ich auch so nicht aufgefasst.

Wie in diesem Teil ja auch. Die delikaten Themen wurden wieder ganz gut um-/beschrieben. Auch wirken die beiden Damen durch die Sonneaufgangs-Szene jetzt fast schon symphatisch. Fast.
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Letztendlich sind auch Tegan und Sioned nur Menschen.

Mit wem die Oberhexe im Bunde steht, ist glaube ich doch recht leicht ersichtlich. Aber wer weiß schon, was noch kommt...

Warten wirs mal ab. :lol:

Was mich beim lesen überrascht hat war das beim Kreuzigen gerade die beiden (Tegan und Sioned), die das mal des Slaanesh tragen, probleme hatten die Frauen an Kreuz zu hängen.

Sioned wollte eben nichts schönes einfach so zerstören, besonders wenn sie selbst daran keinen Spaß hat. Tegan hatte einen gewissen Widerwillen gegen die Aktion, weil das ihren Meister noch weiter von ihr entfernt.


Ich kann eigentlich nicht glauben das die Hexe dem Imperium dient (zu unwahrscheinlich)
Aber ich lass mich überraschen.

Hexen dienen nach ihrer Definition nicht dem Imperium.

Danke für den neuen Band, die Zeit bis dahin war sehr hart. Freu mich schon den Gegenpart zu Gavri zu erleben und dann auf ein Aufeinandertreffen 🙂

Bitte schön! Nächste Woche taucht dann die Namensgeberin dieses Buches endlich auf. Mal sehen, wie die ankommen wird.

Persona Dramatis
Einfache Bewohner aus dem Aboratal

Sigmund Toreson, Jagdmeister derer von Solwangen, Scharfschütze, Feldwebel der Reserve
Matti, Zimmermagd, verliebt in Sigmund
Rabenkind hieß eigentlich Säde Ulladotir
Valpuri und Vanamo Ulladotir, Zwillinge
Jyri Ismoson, Vater der drei Schwestern und Trunkenbold, von Sigmund als Wilderer in Notwehr erschossen
Lasse Jereson, Wirt von "Fünf Ecken"
Folke Rogerson, schweigsamer Holzfäller, Reservist
Raffa Staffason, aus Neuköhlerheim
Hampe der Schweinehirt
Kleriker Vater Rasmus, hat ein Alkoholproblem

Kapitel 8

Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
Macharius Sektor
Kneita System
Planet Kneita III
Landungsschiff
Zeit: 2 326 920.M41 Tag 2 der Invasion
Person: Sigmund Toreson

"Hat das jeder verstanden?", fragte Sigmund und starrte in die Gesichter seiner zusammengewürfelten Truppe. Er tippte noch einmal mit dem Stock auf den mit Kreide an eine der freien Wände gemalten Schlachtplan. Irgendwie erinnerte es ihn an einen Spielzug im Faustball. So hatte ihr Trainer die von ihm vorgeschriebenen Spielzüge erklärt, als Sigmund noch aktiver Spieler in jungen Jahren gewesen war, was schon Jahrzehnte zurücklag. Faustball war was für junge Leute. Eine der jüngeren Frauen kicherte albern, hier und da ein nervöses Hüsteln. Mehr als die restliche Nacht und den halben Vormittag hatte er über dem Plan gebüffelt. Nur vier Stunden hatte er geschlafen und war etwas müde deswegen. Es war jetzt Mittag und die Aktion musste in den nächsten zwei Stunden anlaufen, sonst war es zu spät dafür.

"Gebt uns einfach die Befehle, den Rest erledigten wir und unser Glaube an den Imperator!", meinte Vater Rasmus schlicht. Aber so einfach war das nun doch nicht. Er hatte zwei Gruppen, die getrennt voneinander operieren mussten und er war dabei noch bei der ersten Phase von beiden komplett getrennt. Bei der imperialen Armee gab es Funkgeräte und Funker, aber solche modernen Sachen hatte er nun mal nicht zur Verfügung. Und selbst wenn er solche fortschrittlichen Geräte gehabt hätte, er hatte keine Funker, die sie hätten bedienen können. Er hatte nur dreißig Leute, von denen nur wenige eine militärische Grundausbildung erhalten hatten. Die Rekruten waren den ganzen Vormittag von den frisch gebackenen Unteroffizieren Staffason und Rogerson unterwiesen worden, aber mehr als ein paar rudimentäre Befehle und wo bei einem Gewehr vorne und hinten war, hatten sie nicht vermittelt bekommen. Die ganze Aktion war Wahnsinn, reine Verzweiflung, aber so lauteten die Befehle für diese Einheit. Und derjenige, der diese Befehle formuliert hatte, wusste bestimmt, wie so eine Aktion erfolgreich auszuführen war. Ein Offizier wusste es sicherlich auch, aber Sigmund Toreson war nur ein Feldwebel, welcher die Befehle eines Offiziers in eine für Mannschaften verständliche Form übersetzte. Und das konnte er nicht einmal besonders gut. Er war nur Feldwebel, weil er im letzen halben Jahr auf der Waffenschule ausgebildet worden war, sein Wissen an die Rekruten von Solwangen weiterzugeben. Und das hatte er schon nicht besonders gut hinbekommen. Er war ein hervorragender Schütze, der wusste, was er tat. Aber das zu vermitteln war ihm immer sehr schwer gefallen. Genau so wie jetzt zu vermitteln, was für einen gewagten Plan er sich ausgedacht hatte. Letztendlich mussten nur die beiden Unteroffiziere verstehen, was er vor hatte. Der Rest würde sich ergeben, irgendwie. Der Imperator würde es schon richten.

Also ließ er die Mannschaften wegtreten zum Essen fassen, ein paar der Mädels hatten sich nützlich gemacht und etwas zum Essen gezaubert; und erklärte Folke Rogerson und Raffa Staffason seinen Plan Schritt für Schritt. Eigentlich war er simpel, vielleicht zu simpel. Aber sie würden es wenigstens versuchen. Bei einem Befehl zu scheitern, war keine Befehlsverweigerung. Und darauf kam es Sigmund an, nichts als Befehlsverweigerer und Feigling dazustehen. Was würde auch sein Vater sonst über ihn denken. Lebten er und Mutter überhaupt noch? Und Matti? Sein Arbeitgeber, der Fürst von Solwangen? Der Erzfeind war laut dem Büchlein über ihn gnadenlos und grausam, Sigmund befürchtete das Schlimmste.

Nach dem dritten Mal erklären hatte der Feldwebel den Eindruck, dass seine beiden Untergebenen seinen Plan verstanden hatten. Sie aßen nun auch etwas, danach teilte er den Gruppen ihre Aufgaben zu. Vater Rasmus nahm noch jedem die Beichte ab, ein Vorgang mit dem er gestern Abend schon begonnen hatte. Schließlich war er an der Reihe. Der hünenhafte Vater hatte seinen Beichtbereich in der Munitionskammer eingerichtet. Sigmund hatte eigentlich recht wenig zu beichten und es gab wenig, was er bereuen musste. Er hatte ein ruhiges und ziemlich langweiliges Leben geführt. Das einzige, auf das er wirklich stolz war, waren seine zwei Jahre in Zentralstadt und sein goldenes Scharfschützenabzeichen. Sein Amt hatte er von seinem Vater geerbt, das war nicht sein eigener Verdienst. Und das einzige, was ihm wirklich Kummer machte, war, dass er den Wilderer Jyri Ismoson hatte erschießen müssen. Das hatte drei Schwestern zu Waisen gemacht.

"Ist das die einzige Sünde, die ihr Euch schämt?" Vater Rasmus schaute ihn streng an. Inzwischen war der große Priester vollständig nüchtern und machte einen umgänglichen Eindruck. Der Vater stand in dem Ruf, mehr als ein Dutzend Lokale zerlegt zu haben und hunderte von Betrunkenen spitalreif geschlagen zu haben. Wobei da natürlich die Menge von Erzähler zu Erzähler sicherlich stieg. Sigmund konnte sich erinnern, dass zwei verschiedene Leute ihm von einer Schlägerei im "Ochsenschwanz" berichtet haben. Beim ersten Erzähler hatte es noch das übliche Dutzend Verletzte gegeben, der zweite Erzähler wusste wenige Tage später von über hundert Verletzten und auch vielen Toten zu berichten. Wahrscheinlich hatte es ursprünglich vielleicht drei oder vier Verletzte gegeben und jeder hatte, um Geschichte spannender zu machen, die Anzahl einfach erhöht.

"Mehr fällt mir momentan einfach nicht ein", murmelte Sigmund, der auch mehr am Überlegen war, ob sein Plan auch Erfolg haben würde und deswegen etwas unkonzentriert bei der Sache war.

"Nun, dann habe ich etwas für euch", meinte der Kleriker, stand auf und rief nach draußen mit donnernder Stimme, "Säde! Kind, komm doch mal her!" Nach wenigen Augenblicken kam Rabenkind herein gehuscht. Ihr Gesicht entgleiste kurz, als sie ihn sah.
"Erzähl ihm, was du mir erzählt hast!" donnerte der Kleriker.
"Aber Vater Rasmus, das unterliegt dem Beichtgeheimnis", protestiere Säde.
"Genau, deswegen erzählst du ihm auch die Wahrheit, Kind. Das ist nun die Buße, welche du für die Reinwaschung deiner Seele zu leisten hast! Ich lasse Euch dafür am besten alleine." Säde sah dem Kleriker verschreckt nach und zuckte dann zusammen, als die Tür hinter dem Hünen ins Schloss fiel.

Auch Sigmund war äußerst unbehaglich zumute, mit der Tochter des Mannes, den er erschossen hatte, alleine in einem Raum zu sein. Das war außerdem nicht schicklich. Während eines Nachtmarsches war das etwas ganz anderes. Das Mädchen sah ihn an und blickte dann zu Boden. Eigentlich dürfte sie ja kein schlechtes Gewissen wegen der Sache haben, schließlich hatte sie ja nichts damit zu tun, dass ihr Vater ein Wilderer gewesen war.

"Ähm?", versuchte Sigmund wenig geistreich das Eis zu brechen. Genau genommen war das hier nur Zeitverschwendung und er hatte einen verdammten Krieg zu führen.
"Es tut mir so leid!", platzte sie heraus und knetete dann nervös ihre Finger. Siegmund erwischte sich dabei, dass er das Gleiche tat. Es kostete ihm seinen ganzen Willen, einfach reglos sitzen zu bleiben.

"Was tut dir denn leid?", fragte er etwas verdattert.
"Das mit meinem Vater!"
"Ich war es, der ihn erschossen hat, mir tut es leid. Aber dein Vater hat mir keine Chance gelassen."
"Ich weiß, ich habe es gesehen."
"Hä?", dass überraschte ihn nun doch.
"Ich habe es gesehen, von meinem Versteck aus. Habt Ihr Euch noch nie gefragt, Herr Toreson, warum Ihr eine Blutspur auf dem Weg gefunden habt, den ihr jeden Tag geht? Welcher Wilderer würde so unvorsichtig sein? Ich habe die Spur gelegt, wie Brotkrumen im Märchen. Ich wusste, dass ihr der Spur folgen und meinen Vater finden würdet. Ihr wart der Bär, den man holt, wenn der Wolf im Haus ist." Sigmund hatte Probleme ihren Worten einen Sinn zu entnehmen. Es dauerte etwas, bis er alles verarbeitet hatte.

"Warum?", fragte er äußerst irritiert, als er verstand.
"Mein Vater war ein sehr böser Mensch. Meine Mutter ist früh gestorben und ich musste sie ersetzen. In allen Belangen ersetzen. Ihr versteht?" Wieder dauerte es eine peinliche Ewigkeit, bis er ihre Worte in aller entsetzlicher Konsequenz verstand. Entsetzt und beschämt starrte er sie an, bevor sie beide gleichzeitig den Blick abwandten und angestrengt die Wand anstarrten, als ob es dort irgendetwas Interessantes zu entdecken gab.

"Ich habe es ertragen, weil ich es anfangs auch einfach nicht besser wusste. Er war schließlich mein Vater und er hat gesagt, es müsste so sein, es wäre so in Ordnung. Und ich glaubte ihm anfangs. Dann fing er an, das gleiche von meinen kleinen Schwestern Valpuri und Vanamo zu verlangen und ich war inzwischen älter und klüger. Ich konnte ihn nicht selbst töten, da ich dafür in den Steinbruch und meine Schwestern ins Waisenhaus gekommen wären. Also brauchte ich jemand, der dies für mich erledigen würde. Und das wart Ihr", erklärte sie ihm. Das war harter Tobak. Da musste er erst mal darüber nachdenken.

"Letztendlich spielt das keine Rolle, ob Ihr nun die Spur gelegt habt oder nicht. Euer Vater war ein Wilderer, ein Verbrecher und er hat sich der Festnahme widersetzt. Er hatte die Chance, für seine Verbrechen im Steinbruch zu büßen. Er hat anders entschieden. Und ich habe ihn erschossen. Er oder ich. Ihr habt ihn ja nicht gezwungen, zu wildern", meinte er schließlich, als er die Sache überdacht hatte und das Schweigen sich beinahe zu einem Sturm der Stille gesteigert hatte.

"Dann verzeiht Ihr mir?", fragte sie etwas zögerlich.
"Wenn du mir verzeihst?", antwortete er genauso zögerlich.
"Natürlich!"
"Dann ist die Sache aus der Welt", meinte er schließlich. "Brechen wir auf, wir haben Erzfeinde zu töten", kürzte er die Sache ab, immer noch nicht ganz sicher, was er davon halten sollte. Das Rabenkind hatte ihn zu ihrem Mordwerkzeug gemacht. Aber sie hätte ihren Vater auch genauso gut denunzieren können, schließlich war er ein Wilderer und das mit seinen Töchtern war auch verboten. Ein Mann, der bei seinen Töchtern lag, welch ein widerlicher Affront gegen alle guten Sitten, gegen die heiligen Gesetze ihres lebendigen Gottes auf Terra, der von seinem goldenen Thron über sie wachte und beschützte. So was war einfach unrecht, so was tat ein Vater mit seiner eigenen Tochter einfach nicht. Aber Säde hatte einen Weg gewählt, der sie nicht zwang, dies alles offenzulegen und er schwor sich, dass er über dieses Gespräch nie etwas nach draußen lassen dringen würde. Das war eine Sache zwischen Säde und ihm.

Schwer bepackt machten sie sich schließlich auf. Die Schlucht der toten Fehlgeschlagenen lag nicht weit entfernt. Hier war das Terrain sehr zerklüftet und ein kleiner Wasserlauf hatte eine kleine Schlucht in eine Erhebung hineingeschnitten. In alter Zeit waren hier Fehlgeschlagene in die Schlucht gelockt worden. Die Wände waren hier steil und nur schwer zu erklettern. War man erst mal drin, gab es nur noch den Weg zurück, um wieder hinaus zu kommen. Der Witz dabei war, diesen Rückweg zu blockieren und man konnte dann in aller Ruhe die Fehlgeschlagenen steinigen. So hatte man das wenigstens früher gemacht, als Fehlgeschlagene sich noch so weit in Aboratal hinein getraut hatten. Seit man alle paar Jahrzehnten gezielt Jagd in den umliegenden Bergen auf sie machte, war die Population der Fehlgeschlagenen weit zurückgedrängt worden. Im Jagdschlösschen gab es noch ein paar abgeschlagene und präparierte Schädel dieser Kreaturen als Kuriosität zu bewundern, aber Sigmund selbst hatte nie ein lebendiges Exemplar gesehen. Während seiner Dienstzeit hier in Solwangen waren sie in Kompaniestärke mal ausgerückt, aber nach zwei Wochen sinnlosem Herumstolpern im Gebirge hatten sie kein einziges lebendiges Exemplar dieser abstoßenden Mutanten aufgestöbert und der verantwortliche Offizier hatte die Lust an weiteren Aktionen dieser Art schnell verloren.

Heutzutage war diese Schlucht ein äußerst beliebter Treffpunkt der weiblichen Dorfjugend der umliegenden Dörfer. Die Schlucht endete an einem kleinen See, der von einem Wasserfall gespeist wurde. Hier badeten dann die Mädchen, wuschen sich und machten sich auf den umliegenden Felsen sitzend gegenseitig die Haare. Die männliche Jugend erkletterte meist den Spickfelsen, der neben dem Wasserfall hochragte. Von dort konnte man die nackten Körper der Mädchen bewundern. Hier hatte auch Sigmund als Knabe die weibliche Anatomie näher kennengelernt. Man durfte sich beim Spicken nur nicht erwischen lassen.

Er führte den ganzen Tross auf der anderen Seite heran. Die Gruppe mit den schweren Waffen bezog Stellung am hinteren Ende der Schlucht, neben dem Spickfelsen und einer weiteren sehr unwegsamen Steinformation. Genau dort grub sich der Maschinengewehrzug so gut wie möglich ein. Auf der anderen Seite der Schlucht im toten Winkel der schweren Waffen ließ er eine Stellung befestigen. Dort würde er mit seinen restlichen Truppen den Feind im Empfang nehmen und hoffentlich weit genug dezimieren. In diesen sich von zwei Seiten überlappenden Feuerbereich hoffte er den Erzfeind aufreiben zu können. Die Zeit verrann unerbittlich. Gegen vier Uhr nachmittags war alles so bereit wie eben in dem kurzen Zeitraum möglich war. Vater Rasmus hielt einen kurzen Feldgottesdienst und sie beteten gemeinsam das Gebet des Kriegers.

Imperator, segne mein Bajonett.
Auf dass es tief in das Fleisch des Erzfeindes schneidet.
Imperator, segne mein Gewehr.
Auf dass es unser aller Erzfeinde erschießt.
Imperator, segne meine Rüstung.
Auf dass sie seinen demütigen und gehorsamen Träger beschützt.
Imperator, segne meine Seele.
Auf dass dein Licht sie beschützt.
Mit dem Segen des Imperators in meinem Herzen verrichte ich meine Arbeit.

Nun lag es in der Hand des Imperators, ob sie Erfolg haben würden. Dann war es höchste Zeit aufzubrechen. Ohne Feindkontakt zu haben, erreichten sie die Position gegenüber des Viadukts, welche den Fluss schräg überspannte. Auch eine Eigenart der Linienführung. Topographie spielte einfach keine Rolle, sondern wurde einfach der Streckenführung des Schwertes des Imperators angeglichen. Die feindliche Stellung lag unverändert wie heute früh vor ihnen. Drei Halbkettenfahrzeuge auf jeder Seite. Hinter Sandsackbarrieren vertrieben sich gelangweilt Soldaten die Wache. Einige rauchten Lho-Stäbchen und standen schwatzend zusammen. Sie erwarteten keinen Widerstand mehr. Jetzt konnte er sie besser erkennen. Sie trugen dunkle lange Mäntel in Waldtarnfarbenmuster. Es schienen solche zu sein, die man wenden konnte, denn im Inneren schienen sie ein weißes Muster zu haben. Darunter trugen sie geschwärzte Körperpanzerung, die detailliert einen muskulösen Oberkörper abbildete. Die sah modern und hochwertig aus. Seine Leute und er hatten noch nicht mal eine Flakweste. Ihre Helme sahen seltsam aus, wie ein Halbmond und waren mit Stoffüberzug im passenden Tarnmuster überzogen. Sie hatten hochmoderne Lasergewehre mit einem Skope auf der Picardschiene.

Soeben passierte eine lange Fahrzeugkolonne verschiedenster Fahrzeuge die Brücke. Da waren verdammt dicke Brummer darunter, die Sigmund ziemliche Angst machten. Das waren schon Bestien aus Panzerstahl, mit einem großen Geschütz oben drauf. Leman Russ nannte man diese Baureihe von großen Gefechtsfahrzeugen. Er hatte noch nie eine solche Menge auf einem Haufen gesehen. Ihnen folgten Halbkettenfahrzeuge, also gepanzerte Mannschaftstransporter in ebenfalls großer Anzahl. Dazwischen liefen seltsame Wesen mit gehörnten Köpfen und Beinen mit zwei Kniegelenken. Er hatte solche Viecher noch nie gesehen oder auch nur davon gehört. Waren das Xenossöldner, wie sie im Buch über den Erzfeind erwähnt wurden? Vielleicht handelte es sich auch um Mutanten, ähnlich wie die Fehlgeschlagenen. Die Kolonne zog vorbei und dann war wieder Ruhe. Das warf seinen Zeitplan ein weiteres Mal zurück, da er lieber eine zusätzliche Viertelstunde wartete, nicht dass der Feind zusätzliche Kräfte zur Verfolgung heranführte. Ein Umstand, den er gar nicht bedacht hatte.

Er verglich mit Unteroffizier Rogerson die Chronos und synchronisierte sie.
"Punkt 1705 beginnt ihr die Stellung zu beschießen. Haltet das Feuer genau dreißig Sekunden lang aufrecht, dann verschwindet. Wir treffen uns vor der Fehlgeschlagenenschlucht und setzen unsere Flucht gemeinsam fort. Wissen alle, was zu tun ist?" Alle nickten und Sigmund hoffte nur, dass auch er wusste, was er hier tat. Dieser Angriff war Wahnsinn und er wusste es. Aber Befehl war nun mal Befehl. Auch wenn kein Offizier zugegen war, es war einfach seine Pflicht. So hatte man es ihm auf der Schola und in der Armee gelehrt. Und wenn er starb, dann wenigstens nicht als Verräter, Befehlsverweiger und Feigling. Sondern als getreuer und gehorsamer Untertand des lebendigen Gottimperators, welcher ihn nach seinem heldenhaften Tod an seiner Tafel begrüßen würde.

Mit Säde als Beobachterin schlich er zu einer erhöhten Position, die nun etwa vierhundert Meter vom Viadukt entfernt war. Er richtete sich ein, verstellte das Zielfernrohr auf die geschätzte Entfernung und nahm Maß. Säde tat ihr Bestes, ihn einzuweisen. Aber sie verhaspelte sich mehrmals und war keine wirklich große Hilfe. Mit dem Skope konnte er nun bei Tageslicht viel mehr vom Erzfeind erkennen. Ihre Gesichter waren die normaler Menschen, wenn man von einigen äußerst hässlichen Tätowierungen mal absah. Einige trugen achteckige Sterne auf den Wangen oder der Stirn, manche auch über das ganze Gesicht. Andere ein seltsames Symbol mit einem Pfeil oder beides. Die meisten trugen allerdings die seltsamen Helme, die auch ihr Gesicht bedeckten. So etwas wie Rangabzeichen schienen sie keine zu haben, vielleicht waren die Tätowierungen auch Rangabzeichen. Einige trugen Ketten mit Anhängern um den Hals, meist glänzender übertriebener Tand. Einer hatte eine Kette aus geschnitzten Fingerknöcheln um den Hals.

"Noch dreißig Sekunden!", meldete Säde und Siegmund rutschte etwas hin und her, um die Nullstellung zu finden. Dazu zentrierte er das Skope auf das Ziel, schloss die Augen atmete einmal tief durch und kontrollierte dann, ob das Ziel immer noch im Zentrum des Fadenkreuzes war. Wenn das nicht der Fall war, wiederholte er die Prozedur. Der Körper entspannte sich im Augenblick des Abziehens und wenn das Gewehr nicht wirklich auf das Ziel spannungsfrei ausgerichtet war, dann ging der Schuss daneben. Nachdem er die Nullstellung gefunden hatte, lud er seine Waffe durch, entsicherte sie und drückte den Rückstecher. Nun lag auf dem Züngel noch ein Abzugsgewicht von gerade mal 10 Gramm. Er zentrierte sich auf einen Kerl, den er für den kommandierenden Offizier dieser Stellung hielt. Etwas an seinem Gebaren schien ihn hervorzuheben. Genau konnte es Sigmund nicht begründen, aber er hielt ihn für den Chef von diesem Haufen. Sein Herz fing an zu rasen, sein Hände waren feucht vor Schweiß. Sein Mund war vollständig trocken und er musste ein starkes Husten unterdrücken. Wieder würde er töten müssen. Das letzte Mal kam ihn in den Sinn, als er Sädes Vater erschossen hatte. Wie er geröchelt, Blut gespuckt, gezittert hatte. Dieses schreckliche langanhaltende Sterben, dass er mit seiner Pistole verursacht hatte.

"Zehn Sekunden!" Säde begann die Sekunden zu zählen. Was er hier tat, war reiner Wahnsinn. Ihm fielen tausend Schwächen an seinem Plan auf. So viele Unwägbarkeiten, so viele Möglichkeiten, grausam zu sterben. Sigmund war vor Angst wie gelähmt. Alles in ihm verkrampfte sich und er wollte nur noch weg. Er hatte das Gefühl, unbedingt eine Toilette aufsuchen zu müssen. Aber es war seine Pflicht, diesen Befehl auszuführen. Koste es, was es wolle und notfalls auch seine vollständige Existenz. Sein Leben gehörte nicht ihm, sondern war nur vom Gottimperator geborgt und war jederzeit für seine Ziele zurückzugeben. So war es ihm auf der Schola gelehrt worden. Er war nichts, der Imperator war alles. Jetzt galt es, Mut und Rückgrat zu zeigen. Er musste töten, so unangenehm das nicht nur für ihn war.

"Der Imperator beschützt!", stieß Sigmund hervor. Bei drei Sekunden atmete er aus und hielt die Luft an. Der Kerl stand zentriert im Kreuz des Skope, der Wind war vernachlässigbar, zwei bis Zentimeter Abtrieb, den er automatisch korrigierte. Zwischen zwei Herzschlägen zog er ab. Der Schuss brach, die Waffe ruckte hoch und senkte sich sofort zurück ins Ziel, ein Zeichen, dass er nicht verzogen hatte. Augenblicklich traf die Kugel den halbmondförmigen Helm auf Höhe der Nase und fuhr ins Kleinhirn. Eine rote Fontäne spritze aus seinem Hinterkopf, als die Kugel die Schädeldecke und den Nackenschutz des Helmes durchschlug.

Er schob den Hebel nach oben, schob das Schloss nach hinten, die rauchende Messinghülse wurde im hohen Bogen ausgeworfen. Es roch nun streng nach dem verbrannten Treibmittel in der Hülse. Er schob das Schloss mit nun einer neuen Patrone bestückt zurück in den Verschluss und verriegelte die Kammer. Er nahm einen etwas bulligeren Kerl aufs Korn, der gerade dämlich aus der Wäsche glotzte. Die ersten Kugeln des leichten Maschinengewehrs prasselten nun in die Stellung. Wieder visierte Sigmund die Mitte des Gesichtes an, wo sich das Kleinhirn befand, neben dem Herz die empfindlichste Stelle des menschlichen Körpers. Augenblicklich fand er nach einer Korrektur die Nullstellung zum vernichtenden Ziel. Dann ließ der Kerl sich in Deckung fallen, bevor Sigmund abdrücken konnte. Der Soldat hatte volle Deckung genommen und damit war er dem Scharfschützen im letzten Moment entkommen. Der Feldwebel fluchte kurz und suchte sich dann ein neues Ziel.

Jetzt brach in der Stellung des Erzfeindes reines Chaos aus. Soldaten suchten Deckung, bemannten ihre schweren Waffen und der erste schwere Bolter erwiderte das Feuer in Richtung des Feuerüberfalls. Sigmund nahm den bedienenden Schützen als Ziel. Das Fadenkreuz kam mittig zur Ruhe, Nullstellung stimmte. Zweiter Schuss, der Lauf war jetzt voller Rauch vom Treibmittel des ersten Schusses, drei Zentimeter unterschied auf diese Entfernung, die er beim zielen berücksichtigte. Der Schuss brach, der feindliche Schütze fiel kraftlos in sich zusammen. Sein Assistent zog ihn zur Seite und wollte übernehmen, Sigmund erschoss ihn, bevor der feindliche Schütze sich eingerichtet hatte. Nummer drei. Seine Angst und Zweifel waren nun wie weggeblasen. Dies war sein Metier, dafür war er ausgebildet, dafür war er geboren worden. Das war schon fast so einfach wie auf dem Schießstand. Das Licht war optimal, der Wind vernachlässigbar und der Feind kauerte schön brav hinter seiner Deckung, die er von hier aus recht gut einsehen konnte.

"Der Turm dreht sich, schwenkt auf die anderen ein! Möge der Gottimperator sie schützen", rief Säde neben ihn aufgeregt und zeigte auf den Schützenpanzer in der Mitte. Da konnte er nichts tun, durch die massive Panzerung kam er mit diesem Gewehr nicht mehr durch. Er suchte sich ein weiteres Opfer, korrigierte seine Stellung zum Ziel. Diesmal erwischte es einen, der ein Raketenwerfergeschoss in der Hand hielt und diese gerade in ein Werferrohr stecken wollte, das sein Kamerad hielt. Er schoss auf die Granate, die in der Hand des Erzfeindes detonierte und ihn förmlich zerriss. Da gingen noch ein paar weitere Feindsoldaten zu Boden, darunter auch der eigentliche Raketenwerferschütze. Einige waren mehr oder weniger schwer verwundet. Einem war das Bein abgerissen worden und hielt sich schreiend den Stumpf. Sigmund konnte die gellenden Schreie bis hierher hören.

Dann begann das Turmgeschütz loszuhämmern. Maschinenkanone, wahrscheinlich 20mm oder so etwas in der Art. Das Feuer lag gut und augenblicklich verstummte das Maschinengewehr. Auch die anderen hörten auf zu schießen. Ob sie in Deckung gegangen waren oder getroffen, das konnte er von hier aus nicht erkennen. Er repetierte und überlegte, ob er noch einen Schuss anbringen sollte. Bis jetzt schienen sie nicht realisiert zu haben, dass sie von zwei Seiten beschossen wurden. Und es schien, als hätte er genug Schaden angerichtet, um sie richtig wütend zu machen. Länger hier zu sein gefährdete nur sein Leben. Und natürlich das von Rabenkind. Vier erledigte Feinde reichten, hundert Prozent Trefferquote. Seine Ausbilder wären begeistert, wenn sie das hätten sehen können. Und hoffentlich sah auch der Imperator, was er hier tat, schließlich sah der lebendige Gott der Menschheit alles und bewertete seine Untertanen am Ende ihres Lebens.

"Abrücken!", befahl er und rutschte in Deckung. Säde folgte ihm. Sie robbten ein paar Meter und krabbelten dann so schnell wie möglich aus dem Gefahrenbereich. Er hörte das Aufröhren der Motoren der Halbkettenfahrzeuge. Er hatte sie wohl wütend genug gemacht, um sie zu verfolgen, genau nach Plan. Als sie aus dem Sichtbereich waren, standen sie auf und rannten zum Sammelpunkt.

Die beiden mussten mehrere Minuten warten, bis Unteroffizier Rogerson und Vater Rasmus in Begleitung des halben Trupps angerannt kamen.
"Scheiße, die anderen hat es erwischt, die Maschinenkanone, die hat uns alle gemacht", keuchte Rogerson, dessen Gesicht voller Blut war. Offensichtlich nicht sein eigenes. Das waren die ersten Verluste, drei Leute gleich zu Beginn des Angriffs. Vater Rasmus hatte eine der Mägde über die Schulter geworfen, sie war bleich und rührte sich nicht mehr. Das war der vierte Verlust. Da sie noch Blut verlor, ließ er Rasmus sie weiter tragen, der ihr Gewicht gar nicht zu spüren schien, da er noch seinen Hammer und das Maschinengewehr und die Munitionstasche trug. Durch die Blutspur würde der Feind ihnen besser folgen können.

Weiter hinten konnten sie deutlich das Geräusch von Motoren hören und das Kläffen von Hunden. Gut, der Erzfeind folgte ihnen und sie beeilten sich den Hang hoch. Neben ihnen verlief die Schlucht als natürliche Barriere. Auf der anderen Seite lauerte sein zweiter Zug gut getarnt im Hinterhalt. Er konnte sie nur sehen, weil er wusste, wo sie waren. Sie gingen nun ihrerseits in Stellung, hinter einer niedrigen, mit Zweigen getarnten Sandsackbarriere. Normalerweise wäre es besser für ihn, eine erhöhte Position weiter hinten einzunehmen. Aber er führte diesen kleinen Verband und deswegen war es wichtig, dass er mit seinen Leuten auf Tuchfühlung blieb. Er öffnete den Verschluss seines Gewehres und entlüftete den Lauf, während er das Magazin auffüllte. Somit war er wieder bei null. Die Kampfentfernung betrug knapp zweihundert Meter den Hang hinunter. Die Bäume waren hier in Reihen gepflanzt, da hier Forstwirtschaft betrieben wurde. Die Bäume waren etwas zwanzig Jahre alt und damit hatten sie die Hälfte ihrer Existenz erreicht, da sie mit vierzig Jahren geschlagen und an ihrer Stelle neue Schösslinge gesetzt wurden. Der Reichtum derer von Solwangen. Ob es überhaupt noch einen von diesem Geschlecht gab?

Das Motorengeräusch wurde lauter, auch das Bellen der Hunde. Eigentlich hatte er in der Stellung des Erzfeindes gar keine Hunde gesehen. Tatsächlich war das auch ein recht seltsames Bellen.

"Männer! Macht Euch bereit. Feuer halten, bis der andere Zug das Feuer eröffnet. Zielt gut, tötet, lasst keinen von ihnen entkommen! Der Imperator will es!", befahl er abgehackt und versuchte seine Nervosität zu überspielen. Ein Anführer sollte inspirieren und mit gutem Beispiel vorangehen. Innerlich war er das reinste Nervenbündel. Eigentlich musste er dringend aufs Klo. Er lud eine frische Patrone in die Kammer und spähte durch das Skope, ob er schon etwas erkennen konnte. Tatsächlich schob sich ein Halbkettenfahrzeug mit Turm in sein Blickfeld. Ihm gingen einige Soldaten als Vorhut voraus, hielten offensichtlich aber nicht besonders viel von Abständen. Sie trugen Lasergewehre mit langen gezackten Bajonetten. Es musste höllisch weh tun, so etwas in den Unterleib gerammt zu bekommen. Sie waren auf der Hut und huschten halbwegs professionell von Deckung zu Deckung, während sie den Spuren im Boden folgten. Sie gaben sich gegenseitig Deckung, was auf eine gute Ausbildung schließen ließ. Auch sie trugen diese komischen, wirklich unpraktisch wirkenden Helme. Zwei weitere Halbkettenfahrzeuge kamen in Sicht. Allerdings sah er nirgendwo Hunde, auch wenn das Bellen im lauter wurde. Wo waren diese Viecher?

Die Kette der Vorhut kam näher, dicht gefolgt von den Halbkettenfahrzeugen. Jetzt kamen sie in den Feuerbereich der zweiten Gruppe unter Unteroffizier Staffason. Der Feldwebel hoffte nur, dass Raffa das Feuer so lange noch zurückhielt, bis er das führende Halbkettenfahrzeug im Visier des Gebirgsgeschützes hatte. Einer der Späher blieb stehen und starrte direkt auf die versteckte Stellung. Er hockte ab und spähte durch das Skope seines modernen Lasergewehres. Jetzt galt es, Nerven zu haben. Sigmund nahm den feindlichen Späher ebenfalls ins Visier. Das Halbkettenfahrzeug musste jetzt im Sichtbereich sein.

"Feuer!", dachte Sigmund und verfluchte sich, kein Signal ausgemacht zu haben. Aber das war auch nicht nötig. Die Kanone donnerte und der alte Lasse bewies, dass man auch noch mit über achtzig Jahren unvorsichtige Erzfeinde töten konnte. Die 75mm Granate traf den Motorraum des Halbkettenfahrzeuges und detonierte dort. Die gepanzerte Motorhaube wurde aufgesprengt und flog sich mehrmals überschlagend durch die Luft. Qualmend blieb das Fahrzeug stehen und der Turm schwenkte vom Treffer unbeeindruckt ein. Derweil erschoss Sigmund den Späher und die Maschinengewehre fingen an zu rattern.

"Noch Feuer halten!", befahl er seinem Trupp und repetierte. Das nächste Ziel war ein weiterer Späher, dem er mitten in die Brust schoss, weil der sich sehr schnell für einen Kopfschuss bewegte. Der Feind sackte regungslos zusammen. Repetieren, nächstes Ziel. Säde wies ihn nun wieder mehr schlecht als recht ein. Sie war zu unerfahren für eine solche Aufgabe. Jeder in dieser Einheit war zu unerfahren für so etwas. Der Turm eröffnete nun ebenfalls das Feuer. Das konnte übel werden. Er konnte nicht sehen, was es traf, aber das schwere Maschinengewehr seiner Einheit verstummte. Schreie, das Gebirgsgeschütz war inzwischen nachgeladen und diesmal wurde der Rumpf getroffen.

- Der alte Drecksack hat es wirklich noch drauf. Wenigstens einer, der was zustande bekommt. - dachte Sigmund erleichtert. Luken auf dem Turm sprangen auf, Flammen drangen hervor, aber niemand steig mehr aus. Die beiden anderen Halbkettenfahrzeuge blieben außerhalb des Feuerbereichs stehen und die Heckklappen gingen auf. Das abgehackte Hundegebell war nun viel näher. Waren die Viecher in der Schlucht? Die Maschinengewehre ratterten wieder, verschwendeten aber nur ihre Munition, da die Vorhut des Erzfeindes in Deckung gegangen war und dort erst mal verblieb.

Sigmund konnte noch zwei sehen, wenn auch knapp. So langsam wurde er nervös und er drückte überhastet ab. Die Kugel ging fehl. Sigmund zerdrückte einen Fluch und repetierte. Sein Ziel war nicht mehr zu sehen, wahrscheinlich krallte sich der Erzfeind regelrecht in seine Deckung. Aber dafür sah er noch den anderen. Sieben Sekunden später war wenigstens der zweite von denen tot. Die feindlichen Soldaten schwärmten aus und begannen mit einer Umgehung der Feuerschneiße. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet, obwohl das eigentlich offensichtlich war. - Scheiße auch! Zeit sie anzulocken. - dachte Sigmund.

"Feuer frei!", befahl er seinem Zug und Bruder Rasmus fing an, mit dem leichten MG zu feuern, die restlichen Schützen fielen mit ein. Es wunderte Sigmund, dass der Kleriker das leichte MG bedienen konnte. Keiner schien etwas zu treffen. Sigmund justierte sein Skope und traf einen der Soldaten, auf den Säde ihn einwies. Wieder zu überhastet abgezogen. Nur eine Verwundung, keine Tötung. Ein Zeichen, dass er immer nervöser wurde. Sein Herz hatte zu rasen begonnen. Jetzt wurden die feindlichen Soldaten nachdrücklich auf seine Leute aufmerksam und gingen in Deckung. Im Handbuch hatte gestanden, der Erzfeind stürmte meist ohne Unterstützung auf feindliche Stellungen zu, ohne auf eigene Verluste zu achten. Diese Ketzer hatten offensichtlich dieses Handbuch nicht gelesen, sondern erwiderten aus guter Deckung heraus gezielt das Feuer. Den schweigsamen Folke erwischte es als ersten. Der Laserstrahl traf sein Gesicht, brachte seine Augäpfel so zum Kochen, dass sie nach wenigen Sekunden aufplatzten. Seine hintere Schädeldecke hatte ein qualmendes Loch. Einer der Burschen verlor die Nerven und sprang grell schreiend auf, nur um eine Sekunde später von drei Laserschüssen getroffen zu werden. Mit qualmenden Löchern in der Brust sackte er kraftlos zusammen. Der Junge war tot, bevor er den Boden berührte. Die Entfernung betrug über zweihundert Meter und diese Erzfeinde trafen präzise. Von wegen, der Erzfeind suchte den Nahkampf. Bei den Halbkettenfahrzeugen begannen die MGs auf dem Dach zu rattern. Die Stämme hinter ihm wurden von großkalibrigen Geschossen durchschlagen, als wären sie Schießscheiben aus Papier. Mehrere Bäume wurden so gefällt und bildeten eine Barriere hinter ihm, dann wanderte das Feuer näher an die Stellung heran. Die Fahrzeuge waren über 250 Meter entfernt. Einen Schützen konnte er gerade so ausmachen. Er justierte etwas hektisch sein Skope, bedachte den leicht auf flauenden Wind und zielte durch den Sichtschlitz des halboffenen Turmes. Das Sichtfeld wackelte bedenklich, da seine Angst ihn zittern ließ. Aber er musste dieses Schwein erledigen oder sie waren alle tot!

"Imperator! Sei mein Auge, mein Finger, mein Wille um zu töten!" betete er im Stillen. Sein zittern sank etwas und er bekam das Ziel zentriert. Das war die Chance zum treffen und er drückte ab. Das schwere MG verstummte augenblicklich. Er hatte getroffen, der Gottimperator hatte die Kugel geführt. "Danke Imperator!"

Trotz dieser kleinen Erfolge war die Niederlage absehbar. Diesen Kampf konnte er mit den ihm zu Verfügung stehenden Kräften nicht gewinnen. Mit einem richtigen, ausgerüsteten und vor allem ausgebildeten Infanteriezug hätte er vielleicht noch eine Chance gehabt. Aber so war ein Erfolg einfach nur illusorisch.

"Zurückfallenlassen!", brüllte Sigmund, da er sich vom Fortführen des Kampfes hier keinen Erfolg mehr versprach. Er hoffte nur, dass die anderen ihn auch hören konnten und wiederholte seinen Befehl noch mehrmals.

"Zu den Stämmen dort, das gibt uns etwas Deckung, dann nach links. Versuchen wir uns zu vereinen! Rasmus, Deckungsfeuer! Imperator! Steh uns bei!", befahl er, während Laserschüsse links und rechts von ihm einschlugen. Rasmus sah ihn an und zuckte mit den Schultern. Der Kleriker gab eine weitere Garbe mit einem frischen Magazin in die Richtung des Feindes ab, während die restlichen sich auf die gefallenen Stämme zurückzogen. Säde war an seiner Seite, in der einen Hand hielt sie das Skope, in der anderen die auf diese Entfernung nutzlose Maschinenpistole. Ein weiterer Bursche fiel durch einen Treffer in der Schulter, lebte aber noch. Er schrie laut um Hilfe, war wohl zu geschockt, um sich zu erinnern, dass er noch Beine zum Laufen hatte. Einer seiner Kameraden drehte um, ihn zu retten, nur um von einer Garbe eines schweren MG getroffen zu werden. Die schweren Geschosse schüttelten ihn durch, Fleischstücke wurden aus seinem Leib gerissen. Sein Blut bespritzte mehrere Quadratmeter des Waldbodens. Er sackte tot über seinem schreienden Kameraden zusammen. Sigmund huschte hinter die Stämme und bemühte sich dabei, sein Gewehr vor Schlägen zu schützen. Die Präzision musste erhalten bleiben oder er war wehrlos. Er robbte die Barriere entlang und ging in Stellung.

"Gebt Rasmus Deckung!", brüllte er den zwei verbliebenen Jungen zu, die aber lieber wimmernd mit vollen Hosen in Deckung krochen. Nun gut, dann er eben mit Säde alleine. Sie nahm ihr Skope und wies ihn schon etwas besser ein. Er tötete innerhalb von dreiundzwanzig Sekunden drei Feinde und hielt sie so unten. Inzwischen schien der Feind kapiert zu haben, dass sie gegen einen Scharfschützen kämpften. Aus der anderen Richtung hörte er nun Kampfgeräusche. Etwas musste in die Stellung des zweiten Trupps gebrochen sein. Schnell verstummten die Schusswaffen, dann waren schreckliche Schreie zu hören.

"Meine Schwestern!", rief Säde und rannte einfach los, dass Skope fallen lassend. Sie hielt seine Maschinenpistole in ihren verkrampften Händen, da er diese eigentlich nicht brauchte. Sigmund konnte Rabenkind nicht aufhalten, da er damit beschäftigt war, Rasmus Feuerschutz zu geben, der schwer schnaufend auf ihn zugerannt kam. Ein wirklich guter Läufer war dieser schwere Mann nicht. Aber zum Glück oder durch den Schutz des Imperators vor den feindlichen Kugeln gefeit kam er unbeschadet bei der Barriere an und ging dahinter mit der Eleganz eines nassen Sackes in Deckung. Säde war inzwischen schon verschwunden. Hier in diesem Bereich war die Fehlgeschlagenen Schlucht bei einem kleinen Wasserfall zu Ende und man konnte den kleinen Fluss auf dieser Seite mit einem herzhaften Sprung überqueren.

"Los! Weg von hier! Folgt mir!", rief er und konnte die Panik in seiner Stimme nicht mehr unterdrücken. Das Gefecht war verloren und es ging jetzt nur noch darum, das nackte Leben zu retten. - Imperator, verzeih mir, ich bin nur ein Mensch - betete er im stillen um Vergebung. Er krallte sich noch das wertvolle Skope und legte sich den ledernen Riemen davon um den Hals. Geduckt sprang er auf. Er hörte, wie schwere Geschosse des turmgestützten Maschinengewehres an ihm vorbeizischten. Jeden Moment erwartete er voller Angst den endgültigen Schlag zu spüren, der ihn für immer niederstrecken würde. Aber der blieb aus. Dafür erwischte es die letzten beiden Burschen, kaum dass sie ein paar Schritte gelaufen waren. Lasertreffer, die ihr Fleisch verdampfen ließen. Vater Rasmus schien dagegen einen Schild aus festem Glauben zu haben, denn er lief unverletzt durch das Feindfeuer und erreichte den toten Winkel, wo massives Gelände den Feuerbereich des Feindes blockierte. Hier waren die Schreie des zurückgelassenen Verwundeten schon nicht mehr so gut zu hören. Für den Jungen konnte er nichts mehr tun, nur noch für sich. Nach einem kurzen Sprint setzte Sigmund über den kleinen Fluss und war jetzt auf der anderen Seite. Er hörte nun das schnelle Rattern der Automatikpistole und Säde schreien. Hinter ihm platschte der Kleriker in den Fluss und watete schnaubend ans andere Ufer. So ging das natürlich auch. Und er hörte wieder dieses seltsame Bellen.

Und dann sah er die Verursacher. Das Bellen kam von diesen seltsamen Mutanten, die wie Saurier mit Ziegenköpfen aussahen. Offensichtlich hatten sie das von ihm eigentlich als unpassierbar eingeschätzte Gelände gemeistert und hatten seine zweite Gruppe vernichtet. Der alte Lasse war beim Gebirgsgeschütz zusammengebrochen. Sein Oberkörper lag quer über dem Verschluss, sein Unterleib mehrere Meter dahinter. Einer der Ziegenköpfe hatte eine von Sädes Schwestern zu Boden gerungen. Ihre Uniform hing nur noch in Fetzen an ihr, ihre hellen kleinen Brüste waren deutlich zu sehen, während die Bestie sie vergewaltigte. Die andere lag stark blutend mit offenem Unterleib am Boden, lebte aber noch. Hampe und seine Familie war niedergemetzelt, eines der Viecher riss dem noch lebenden Hampe die Innereien heraus, um sie zu fressen. Staffason rang noch verzweifelt mit einem dieser Mutanten, seine Familie war in Stücke gerissen. Zwei von den Dingern rannten mit großen bösartigen Äxten bewaffnet auf Säde zu. Wenigstens diese Ziegenköpfe hatten das Handbuch verstanden, der Erzfeind hatte den Nahkampf zu suchen. Für einen kurzen Moment war Sigmund wie erstarrt, als diese schreckliche Szene sich in seinem Geist festbrannte. Das Bild wurde schwarzweiß und er konnte kaum noch etwas hören. Die Todesangst hielt ihn gefangen, nahm ihm dem Atem, seine Sinne. Er schwankte wie ein Betrunkener hin und her, keinen klaren Gedanken mehr fassen könnend.

Es waren zu viele, da war nichts mehr zu retten. Voller Panik drehte er sich seine Starre überwindend um und lief so schnell wie er konnte los. Die Welt um ihn herum verschwand immer mehr in einem Schwarzweißbild, wo die Schwärze die immer mehr dominierende Farbe wurde. Säde schrie irgendetwas und feuerte immer noch. Die Geräusche waren nun auch gedämpft, als ob in seinen Ohren Watte wäre. Er sah mit einem schnellen Blick über die Schulter wie Vater Rasmus niederkniete und das MG in Anschlag nahm. Verdammter Narr! Sigmund ignorierte ihn, als der nach ihm rief. Nur noch weg, das eigene Leben retten. Alles war verloren. Und es war seine verdammte Schuld! - Und wo war dieser verdammte Imperator auf seinem scheiß Thron, wenn man ihn mal wirklich brauchte? - dachte Sigmund und erschrak über seinen eigenen Gedanken.

Er rannte zwischen den Reihen der ordentlich gepflanzten Bäume. Das leichte MG hämmerte und die Automatikpistole von Säde verstummte. Er blickte sich kurz um, darauf gefasst, dass sie nun ebenfalls in Stücke gerissen wurde. Aber sie stand noch und rammte ein neues Trommelmagazin in die Waffe, die beiden Mutanten lagen durchsiebt in ihrem Blut nur wenige Meter vor ihr. Dann rannte die Wahnsinnige weiter, um ihre Schwestern zu retten. Verdammte Närrin!

Dann traf ihn ein Schlag, er wurde von den Beinen gerissen, herumgewirbelt und fiel auf den Rücken, das Gewehr instinktiv vor Schaden bewahrend. "Das Gewehr ist dein Leben, Scharfschütze!" hatte es jeden Tag zu jeder Gelegenheit während der Ausbildung und auf der Waffenschule geheißen. Sein Kopf schien zu brennen. Er brannte tatsächlich. Seine Mütze stand in Flammen. Er riss sie sich vom Kopf und berührte sein Ohr. Da war nichts, sein rechtes Ohr war nicht mehr da. Scheiße! Er konnte sein Wasser nicht mehr halten und pisste sich ein. Tränen des Schmerzes, der Scham und der Wut auf sich selbst, rannen über seine Wangen. Er lag auf dem Rücken und mit dem Schmerz kam die Farbe zurück. - Verdammter Feigling! - schalt er sich selbst.

"Imperator steh mir bei! Gib mir Mut!" Er versuchte sich an irgendeine hilfreiche Litanei zu erinnern, aber da war nur schwarze Leere in seinem Schädel. Die Panik verebbte und der Wille zum Kämpfen gewann die Oberhand. Schließlich war er der Oberkommandierende dieser Miliz und eigentlich sollte er sich vorbildhaft verhalten. Und nicht wie ein Feigling einfach davonlaufen und sich wie ein Kleinkind einmachen. Was sollte der Imperator nur von ihm denken? Hatte der lebendige Gott der Menschheit dies alles gesehen und ihn schon für ein Ewigkeit in Qualen verurteilt? Oder würde Sigmund ihn noch mit einem ehrenhaften Tod umstimmen können? Er rollte herum, riss sich zusammen, nahm sein Gewehr in Anschlag. Er war ein Werkzeug des lebendigen Gottes und gab sich seiner Allmacht nun hin. Sein Leben war in seiner Hand. Ein halbes Dutzend feindlicher Soldaten hatte die Verfolgung aufgenommen und nahm gerade Rasmus und Säde in die Zange. Das Rabenkind ließ ihre Maschinenpistole sprechen und hatte inzwischen weitere der Ziegenköpfe erledigt. Oder vielleicht war das auch Vater Rasmus mit seinem leichten MG gewesen, der wild schreiend zu ihr aufschloss. Da kamen weitere Mutanten über die Felsen gehüpft. Sie waren verloren. Jetzt galt es nur noch, so viele wie möglich von ihnen mitzunehmen.

"Imperator! Mein Leben gehört dir! Nimm es nun in deine Hand und verzeihe meine Feigheit, denn ich bin nur ein Mensch, der sein ruhiges Leben führen wollte. Aber du hast in deiner unendlichen Weisheit beschlossen, mich im Feuer der Schlacht sterben zu lassen. So sei es!", betete er in Gedanken und die Farben kehrten zurück. Seine Nerven hörten auf zu flattern und eine unendliche Ruhe kehrte in ihn ein. Er hatte sein Schicksal akzeptiert, denn der lebendige Gottimperator der Menschheit hatte in seiner unendlichen Gnade beschlossen, dass dies heute sein letzter Kampf werden würde. Jetzt galt es nur noch, seine Scharte auszuwetzen und so viele Erzfeinde wie möglich mitzunehmen. Keine weiteren Fehlschüsse mehr, dass schwor er sich.

Sigmund kämpfte gegen die Schmerzen an und nahm den ersten der Soldaten aufs Korn. Er hatte freie Schussbahn, hielt vor und drückte ab. Der Sichelkopfhelm und das dahinter liegende Kleinhirn wurden durchschlagen. Automatisch repetierte er, erkannte das nächste Ziel und schoss zwischen zwei Herzschlägen. Atem holen, Repetieren, nächstes Ziel erfassen und vernichten. Die Soldaten schwenkten nun auf ihn ein, nahmen Deckung und erwiderten das Feuer. Ein Strahl durchschlug die Uniform und setze sie in Brand, ohne sein Fleisch zu treffen. Das Feuer ignorierend erschoss er ihn. Ausatmen und Repetieren war eins.

Jetzt waren nur noch zwei übrig. Ihre Strahlen lagen gefährlich gut im Ziel und es war nur noch eine Frage von Sekunden. "Ein entdeckter Scharfschütze ist ein toter Scharfschütze", war ein anderer Leitsatz auf der Waffenschule gewesen. Er nahm den nächsten, zentrierte ihn im Fadenkreuz, vergewisserte sich, dass er keinen Schatten im Skope sah, atmete aus, betätigte routiniert den Rückstecher und tippte dann das Abzugszüngel zwischen zwei Herzschlägen an. Er traf den Feind direkt ins Gesicht. Ausatmen und Repetieren war eins. So wie seine Waffe und er nun eine untrennbare Einheit waren. Er war die Waffe und die Waffe war er.

Da war nur noch einer, der sich in feste Deckung rollte und wahrscheinlich auf Verstärkung wartete. Nun gut. Das Feuer war nun unerträglich heiß und er konnte sein verbranntes Fleisch riechen. Der Jäger wälzte sich mehrmals hin und her und brachte so die Flammen zum Erlöschen. Sigmund krabbelte ebenfalls in die nächste stabilere Deckung und peilte die Lage. Rasmus hatte das MG weggeworfen und kämpfte mit seinem Hammer gegen einen der Mutanten, der mit einem äußerst hässlich gefährlichen Schlaginstrument, das wie ein überdimensioniertes Haumesser aussah, mit dem man Hühnern den Kopf beim Schlachten abschlug.

Der Mutant schlug gerade zu, der Kleriker warf sich in den Schlag, parierte mit dem ehernen Stil des schweren Hammers. Dann rammte der massige Raufbold den sehnigen Mutanten mit der Schulter voran und warf ihn einfach zu Boden. Mit einem weit ausgeholten Hieb zerschmetterte der Hammer den Kopf des Mutanten, obwohl dieser noch halbherzig versuchte zu parieren. Aber die Wucht des Hammerschlags war so stark, dass dies die Kraft des Hiebes nur minimal abbremste. Vater Rasmus sprang von der Leiche herunter und sah sich brüllend nach weiteren Gegnern um. Momentan gab es keine mehr. Da tauchte der Lauf des bajonettbewehrtem Lasergewehres auf. Den Schützen selbst sah Sigmund nicht. Nun gut, ein kaputtes Gewehr konnte auch nicht schießen. Er zentrierte wieder das Ziel und traf es. Es wurde dem Schützen aus der Hand geschleudert und Vater Rasmus sah ihn nun. Mit großen Schritten rannte der Kleriker auf den Soldaten zu, der nun aufsprang, nur um von Sigmund noch in der Bewegung erschossen zu werden.

Er stand nun auf, entnahm das leere Magazin aus gefalztem Messing und legte ein volles Magazin in sein Gewehr. Es wurde ihm kurz schwarz vor Augen und als er wieder zu sich kam, waren scheinbar nur wenige Augenblicke vergangen. Er war zusammengesackt und versuchte sich zu orientieren. Dann wusste er wieder, wo er war und schüttelte den Kopf. Jetzt explodierte ein Schmerz in seinem Kopf und Tränen verschleierten ihm den Blick. Seine rechte Schädelseite war ein einziger Schmerz.

"Imperator! Gib mir Kraft, deine Feinde niederzuringen!", betete er und versuchte ein weiteres Mal aufzustehen. Es bereitete Sigmund große Probleme, auf den Beinen zu bleiben. Säde war inzwischen bei ihren Schwestern, die regungslos in ihrem Blut lagen. Wahrscheinlich tot, alle waren tot. Er hatte noch genau zwei Leute unter seinem Kommando. Neunzig Prozent Verlust beim ersten Gefecht. - Welch glorreiche Leistung -, dachte er bitter. Der Milizführer taumelte mehr, als er zu seinen Leuten lief. Der Imperator hatte ihn heute noch nicht zu sich geholt und Sigmund war sich nicht wirklich sicher, ob er sich über diesen Umstand freuen oder ihn doch lieber verfluchen sollte.

Vater Rasmus war inzwischen bei Säde angekommen und zog sie sanft, aber bestimmt von den Leichen ihrer jüngeren Schwestern weg. Er hätte die Halbwüchsigen niemals in eine Kampfgruppe einteilen dürfen. Aber wie hätte er sonst seine Befehle ausführen sollen? Genau so wenig wie jetzt, dämmerte es ihm zu spät. Alles umsonst, er hatte nie eine Chance gehabt. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis der nächste Schub Erzfeinde auftauchte. Vater Rasmus zog die weinende Säde hinter sich her, von deren Schulter die Automatikpistole baumelnde.

"Kommt her! Wir müssen uns zurückziehen!" Sie hatten die Pferde in der Nähe zurückgelassen und zu Siegmunds großer Überraschung erreichten sie diese ohne Feindkontakt. Nun hatten sie für jeden genug Pferde. Sabbat kam hechelnd auf ihn zu und winselte dann. Sie schien genau zu spüren, dass alles im Argen lag. Sie hatten drei Reitpferde und ließen die anderen frei, welche die Kanone gezogen hatten. Vater Rasmus hatte noch das leichte MG und die Munitionstasche, Säde die Automatikpistole. Sie ritten so schnell wie möglich durch den Wald. Die Schmerzen in seinem Kopf wurden mit jedem Augenblick schlimmer und mehrmals wäre er beinahe ohnmächtig aus dem Sattel gefallen, konnte sich aber gerade so noch halten. Am meisten schmerzte ihn aber den Verlust seiner Leute. Alle tot und nichts erreicht. Eine Niederlage schmeckte wirklich überaus bitter.

Gedanke des Tages
An diesem Scharmützel habe ich recht lange herum getüftelt, um beide Seiten halbwegs glaubhaft mit sinnvollen Taktiken rüber zu bringen. Auch die Gefühle, Sinneseindrücke und Handlungen von Sigmund waren recht schwer zu formulieren. Zuerst seinen Kadavergehorsam, einen sinnlosen Befehl trotz allem auszuführen, dann seine Zweifel, seine Todesangst und wie er sich wieder zusammenreißt. Inzwischen bin ich mit dem Resultat recht zufrieden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für alle Rückmeldungen und SHOKer für sein Lektorat.
wie immer gern geschehen. Hab mir wie immer nur nochmal die mutmaßlich überarbeiteten Stellen angesehen. War in diesem Teil ja nicht viel, aber ich denke, so ist es besser. Wirkt realistischer.

Hexen dienen nach ihrer Definition nicht dem Imperium.
da ist wohl was dran. Selbst Gavri, die alte Hexe, dient ja nicht dem Imperium, sondern der Menschheit.

Nächste Woche taucht dann die Namensgeberin dieses Buches endlich auf. Mal sehen, wie die ankommen wird.

jear, Louhi, die blutbefleckte Göttin des Todes! Naja, eine kleine Göttin 😉
 
Ich würde mal sagen, dass viele Herumbasteln an diesem Teil hat sich durchaus gelohnt. Das Gefecht ist stimmig und nachvollziehbar beschrieben, da kann man die Kugeln regelrecht pfeifen hören😉 Nur die geographischen Gegenheiten waren mir zuerst nicht ganz klar. Letztlich konnte ich es mir aber alles gut vorstellen. Bei gewissen Abschnitten des Gefechts bin ich natürlich froh, dass du nicht zu sehr ins Detail gegangen bist.

Die innere Zerrissenheit von Sigmund hast ebenfalls überzeugend rüber gebracht, nur hier und da gibt es meine Erachtens ein paar kleine Kanten, die den Gesamteindruck aber nicht wirklich trüben.

Mein einziger wirklicher Kritikpunkt wäre, dass du die Naivität unseres Försterleins etwas zu sehr herausgestellt hast. Sicher, er soll ein klischeemäßiges Landei darstellen, aber da hast du wohl doch etwas zu dick aufgetragen.

Insgesamt hatte ich nach dem lesen dieses Teils wieder den Eindruck, seine Zeit sinnvoll verbracht zu haben. Ich freu mich schon mal auf den Auftritt des Oberflittchens.
 
Deine Mühen waren nicht umsonst. Der Teil ist wirklich gut geworden. Die Schlacht ist schön dargestellt und auch die Vorbereitungen ergeben Sinn.

Was mich aber ein bischen wundert ist, daß die Söhne Belials doch am Scharmützel teilnehmen. In der Beschreibung hört es sich so an als wenn sie mit der Kolonne weiterziehen. Werden sie als Verstärkung gerufen?

Zwei kleinere Fehler sind mir noch aufgefallen:

"Er hatte zwei Gruppen, die getrennt voneinander operieren mussten und er war dabei noch bei in der ersten Phase von beiden komplett getrennt."

Man weiß zwar was gemeint ist, aber der Satzbau ist vermurkst.

"Einige waren mehr weniger schwer verwundet."

Hier fehlt wohl ein Wort.


Ansonsten bin ich gespannt.
Ich muss aber zugeben, daß mir die Teile mit den Feuerschwestern mehr zusagen, da sie für mich augenscheinlich die Story mehr tragen. Dieser Teil ist gut und macht Spaß zu lesen, aber mich beschleicht das Gefühl, daß die Personen nicht ganz so wichtig sind, sondern eher der Atmosphäre dienen. Ich glaube, ich erwarte im weiteren Verlauf nicht mehr viel von ihnen zu hören.
Bei der Hexe und den Feuerschwestern riecht es ja gerade nach Verschwörung, Komplott und Intrigen, also mehr Spannung.

Nichtsdestotrotz bleibe ich dein erwartungsvoller Leser
😀
 
Danke für alle Rückmeldungen und Lesebestätigungen, freue mich über jede einzelne, auch wenn ich sie nicht alle kommentiere. Vielen Dank an SHOKer für sein Lektorat.

wie immer gern geschehen. Hab mir wie immer nur nochmal die mutmaßlich überarbeiteten Stellen angesehen. War in diesem Teil ja nicht viel, aber ich denke, so ist es besser. Wirkt realistischer.


Ja, auf alle Fälle.

jear, Louhi, die blutbefleckte Göttin des Todes! Naja, eine kleine Göttin

Klein in der Tat. :lol:

Mein einziger wirklicher Kritikpunkt wäre, dass du die Naivität unseres Försterleins etwas zu sehr herausgestellt hast. Sicher, er soll ein klischeemäßiges Landei darstellen, aber da hast du wohl doch etwas zu dick aufgetragen.

Hm, wirklich Naiv würde ich ihn nicht bezeichnen, sondern eher als das Produkt einer restriktiven Erziehung, wo Gehorsam gegenüber der Obrigkeit das höchste Gebot ist. Und wenn dann noch ein über zwei Zentner schwerer Kleriker mit einem großen Hammer und noch größerem Imperatorvertrauen hinter einem steht, würgt das jeden Anflug von gesundem Menschenverstand ziemlich schnell ab. Wer will sich in einer solchen Situation schon dem Vorwurf mangelnder Glaubensstärke ausgesetzt sehen. In diesem Kapitel wollte ich einfach zeigen, wohin Obrigkeitsgläubigkeit hinführt.

Insgesamt hatte ich nach dem lesen dieses Teils wieder den Eindruck, seine Zeit sinnvoll verbracht zu haben. Ich freu mich schon mal auf den Auftritt des Oberflittchens.

😱 Autsch! Louhi ist garantiert kein Flittchen! Sondern 1,54 geballter Zorn.

Was mich aber ein bischen wundert ist, daß die Söhne Belials doch am Scharmützel teilnehmen. In der Beschreibung hört es sich so an als wenn sie mit der Kolonne weiterziehen. Werden sie als Verstärkung gerufen?

Sie sind vorbeigezogen, konnten den Lärm hören und sind herbei geeilt. Schließlich sind sie ja sehr schnell zu Fuß und können sich auch hervorragend durch unwegsames Gelände bewegen.

Zwei kleinere Fehler sind mir noch aufgefallen:

Ups, ist wohl trotz mehrmaligem Lesen noch durch gerutscht. :huh:

Ansonsten bin ich gespannt.
Ich muss aber zugeben, daß mir die Teile mit den Feuerschwestern mehr zusagen, da sie für mich augenscheinlich die Story mehr tragen. Dieser Teil ist gut und macht Spaß zu lesen, aber mich beschleicht das Gefühl, daß die Personen nicht ganz so wichtig sind, sondern eher der Atmosphäre dienen. Ich glaube, ich erwarte im weiteren Verlauf nicht mehr viel von ihnen zu hören.

Oh, nun gut, gegen die Bitches from Hell:slaanesh: kommt kaum jemand an.

Bei der Hexe und den Feuerschwestern riecht es ja gerade nach Verschwörung, Komplott und Intrigen, also mehr Spannung.


So kann man das natürlich auch umschreiben. :lol:


Nichtsdestotrotz bleibe ich dein erwartungsvoller Leser

Das hoffe ich doch!


Persona Dramatis
Kampfverband "Omega"

Schlachtschiff Vergelterklasse "Schwarzer Prinz" Flaggschiff Konklave Pacificus
Schwarze Fregatte "Vampir" Konklave Macharius
Schwarzer Zerstörer Verband aus "Electra" "Express" "Tenedos" Jyoti Konklave
Space Marine Kreuzer der Grey Knights "Zorn"

Großinquisitor Esteve Donatan, Ordo Malleus, Macharius Konklave

seine Akolythen
Interrogatorin Louhi - auf dem Weg zur Inquisitorin
Interrogator Hagop - immer gut gekleidet und frisch befördert
Explikator Briksan - schmächtiger Mann, der immer seinen Glückshelm trägt
Novize Erastos - Neuzugang, Augmetischer Ersatzarm

seine Schergen
Pich und Tola, zwei Kopfjäger und Zwillinge, jung und Muskelbepackt, tragen Hüte und haben schlechte Manieren.
Vigol - Assassine aus dem Jyoti System
Nilap - Techpriester
Setag - Astartes und Donotans Leibwächter

Weitere
Priorin Darma - Orden der Blutigen Rose, haben rote Rüstungen und schwarze Umhänge.
Inquisitor Abhay Padri - Ordo Hereticus Jyoti Konklave
Inquisitionsgeneral Doihara Kenji vom Ordo Malleus
Justicar Thane - Grey Knight, auf der "Zorn" stationiert
Kardinal Jeremiah - Aufstrebender Karrierist im Dienst der Ekklesiarchie
Sekretär Dekan Zadok - sein Assistent

Kapitel 9

Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
Macharius Sektor
Kneita System
Schwarzes Schiff der Fregattenklasse "Vampir"
ca. 27 Stunden von Planet Kneita III entfernt
Zeit: 2 327 920.M41 Tag 2 der Invasion
Person: Interrogatorin Louhi

Die Assassine zog ihr scharfes Werkzeug und zeigte es Interrogatorin Louhi, die schwer beim Anblick der verchromten Klingen schlucken musste.

"Es geht wohl nicht anders, als zum äußersten Mittel zu greifen", sinnierte die Assassine und zeigte mit einer anmutigen Geste ihre Kunstfertigkeit mit ihren scharfen Werkzeugen.
"Da muss ich wohl durch, scheint, als wäre alles andere alternativlos!", erwiderter Louhi mit leiser Stimme auf dem Stuhl sitzend, während Tränen in ihren Augen schimmerten.
"Tja, irgendwie tut es mir ja schrecklich leid!" Die Assassine trat hinter sie und die Schere durchtrennte den langen Zopf von Louhis Haaren, der mit einem satten Klatschen zu Boden fiel und wie eine Darmschlinge gekrümmt liegen blieb.
"Puh!", meinte Louhi und atmete tief durch. Sie nahm ihren Zopf auf und betrachte ihn traurig. "Menschliches Haar wächst in etwa einen Zentimeter pro Monat und fällt nach sechs Jahren aus, um wieder vollständig neu zu wachsen. Lange Zeit hat es gedauert, bis mein Haar so lang geworden ist. Das sind etwa hundertfünfzigtausend blonde Haarsträhnen, was ich hier in der Hand halte", sinnierte Louhi nachdenklich.

"So ein altbackener Zopf passt einfach nicht zu einer Frau, die so jung aussieht wie du. Außerdem tragen solche Zöpfe bevorzug Pilgerinnen und die haben bewiesenermaßen absolut keinen Geschmack für Mode oder Stil. So, und jetzt nicht bewegen, ich fang jetzt an, die Haare zurechtzuschneiden." Gespannt starrte Louhi auf den Spiegel und sah zu, wie die Assassine ein Massaker an ihren Haaren verrichtete. Mit einigen letzten gekonnten Schnitten änderte Vigol die Frisur von Louhi, die gleich viel schicker aussah. Und auch noch einen Tick jünger und frecher. Ja, dieses Styling machte wirklich was her.

"He Vigol, du hattest recht, so sieht das viel schnittiger aus!", rief Louhi begeistert aus und drehte ihre Kopf vor dem Spiegel hin und her. Integratorin Louhi betrachtete sich eingehend. Ihr gefiel wirklich, was sie sah. Die Verjüngungsbehandlung ließ sie nun wie etwas unter zwanzig und nicht mehr wie die mehr als achtzig aussehen, die sie wirklich war. Es war ein jugendliches frisches Gesicht, das ihr da entgegen strahlte, ohne diese hässlichen Krähenfüße um die blauen Augen. Dazu hatten die langen, altbacken frisierten blonden Haare einfach nicht mehr gepasst und waren mit ihrer neuen Servorüstung auch nur hinderlich gewesen. Es hatte schon einen Grund, warum die Schwestern diesen besonderen Look hatten. Jede andere Frisur vertrug sich einfach nicht mit dem Helm im Sabbathschema. Nur die hässliche Narbe, die sich quer über ihre linke Wange zog und ihre Lippen spaltete, zeigte, dass sie eben kein junges hübsches Mädchen war, sondern ein erprobtes Werkzeug des Imperators.

Ihre neue Servorüstung im Sabbatschema war ein Traum. Sie war in Knochenfarben gehalten, die Symbole der Inquisition des Ordo Malleus und der Fraktion der Thorianer waren in Gold hervorgehoben. Ebenso die verschlungen Runen und Symbole, welche die Rüstung komplett bedeckten. Diese Zeichen waren nicht nur Tand, sondern hatten tatsächliche antispsionische und antidämonische Eigenschaften. Die Muster wiederholten sich auf der Innenseite des Servoharnisches und schützen sie so doppelt gut. Auf dem linken Knieschoner war die Waage des Adeptus Arbites und auf dem gegenüberliegenden befand sich eine stilisierte Rose. Diese Symbole waren eine Hommage an ihre früheren Karrieren. Die Brustschoner waren wie Totenköpfe geformt. Die Augenhöhlen waren mit rot eingefärbten Panzerglas abgedeckt, so das man die dahinter liegenden Reliquien sehen konnte. Auf der Bauchpanzerung war die Säule der Inquisition in Gold eingraviert. Auf den Schulterpanzer prangte der goldene Aquila, der in den Krallen einen Hammer hielt. Die Kühlkugeln des Rückenmoduls waren wie schreiende Totenschädel geformt, deren aufgerissener Mund umfasste die Kühlrippen. Auf der Rückseite war wieder die Säule der Inquisition angebracht, darunter stand auf einem goldenen Spruchband "Ordus Malleus". Mehrere Reinheitssiegel waren mit beschrifteten Gebetsbändern an der Rüstung verteilt, so war ihr der Segen des Maschinengottes ebenfalls gewiss.

Die Rüstung war für sie in nur fünf Jahren von zwölf Rüstungsmeistern gleichzeitig gefertigt worden und ähnelte äußerlich dem Sabbathschema der Sororitas Schwestern. Es war irgendwie ironisch, dass sie nun doch noch so eine Rüstung trug, nachdem sie ihre Ausbildung zur Sororitasschwester einst nach zwei Jahren abgebrochen hatte. Manchmal ging das Schicksal eben seltsame Wege.

"Die Frisur steht dir wirklich gut, harmoniert jetzt besonders mit der Rüstung und betont auch dein Gesicht", fand Vigol, die junge Assassine mit den langen schwarzen Haaren, die sie hochgesteckt hatte und mit drei Nadeln, die tödliche Waffen waren, gehalten wurde. Bekleidet war sie mit hautengen, türkisfarbenen Pantalons und einer kurzen Weste mit einem quietschbunten Blümchenmuster, wie es im Jyoti System vor Jahrzehnten mal Mode gewesen war. Dadurch war ihr Waschbrettbauch mit äußerst unweiblichen Muskeln deutlich zu sehen und auch, dass sie unter der Weste sonst nichts weiter trug. Ihre zierlichen Füße steckten in feinen Pantöffelchen aus grüner Seide. Vigol hatte Idealmaße und die Kurven genau an den richtigen Stellen, etwas, das sehr akribisch auch teilweise künstlich herbeigeführt worden war. Sie war die Inkarnation der sinnlichen Weiblichkeit, gepaart mit der Tödlichkeit eines giftigen Raubtiers. Und sie roch unglaublich weiblich gut. "Ständerduft" nannte Vigol das, da ihre Drüsen einen genetisch veränderten Duft ausstießen, der Männer erregte.

"Findest du?", fragte Louhi nach und Vigol gab ihr einen Klaps auf ihren gepanzerten Hintern.
"Die Slaaneshkultisten werden Schlange stehen, um von dir persönlich gerichtet zu werden", meinte sie neckisch und Louhi warf der Assassine einen bösen Blick zu, der aber nur gespielt war. Um der Assassine ärgerlich zu sein, hatte Louhi viel zu gute Laune. Zuerst die Verjüngung, nun die Rüstung. Sichere Zeichen, dass sie bald zur Inquisitorin von ihrem Vorgesetzten befördert werden würde. Dreißig lange Jahre diente sie nun schon Großinquisitor Esteve Donatan vom Ordo Malleus der heiligen Inquisition von dem Konklave des Sektors Macharius.

"Weißt du, was der Nachteil von dieser Rüstung ist?" fragte Louhi.
"Keine Ahnung, aber ich bin sicher, dass du es mir gleich sagen wirst."
"Man kann jetzt gar nicht mehr meine schönen Titties bewundern, jetzt wo sie wieder richtig knackig und straff sind", befand Louhi scherzend, die ausladenden Wölbungen ihrer Rüstungen tätschelnd, und Vigol lachte auf. Das Interkom in dem Badezimmer ihrer Kabine knackte und fesselte ihre Aufmerksamkeit.

"Achtung! Hier spricht Großinquisitor Donatan. Die Anwesenheit der "Wolfs im Schafspelz" im Orbit von Kneita III ist bestätigt! Wir setzen nun schon in 30 Minuten zur "Schwarzen Prinz" über. Einsatzbesprechung um Zehnhundert Bordzeit im dortigen Strategium. Volle Ausrüstung mitnehmen, wir kehren voraussichtlich nicht mehr zur „Vampir“ zurück."

"Verdammter Mist! Wir hätten nach der Vorsage des Tarot des Imperators vor ihm da sein müssen!", fluchte Louhi und schlug wütend auf ihren Toilettentisch. Sie hatten sich so einen schönen Plan zurechtgemacht und jetzt würde nichts daraus werden.

"Zum Glück sind wir ja noch fertig geworden", meinte Vigol, die neue Frisur von Louhi betrachtend, und verabschiedete sich, um sich umziehen, da die Assassine wohl nicht mit dieser Kleidung dort aufkreuzen würde. Da Louhi zum Glück schon gerüstet war, packte sie ihre restliche Ausrüstung in ihrer Waffenkammer zusammen. Das war nicht viel Mühe, da sie alles schon ordentlich vorbereitet hatte. Nach nur fünf Minuten hatte die Interrogatorin gepackt, ihr Makeup überprüft und überarbeitet und ihre neue Frisur noch einmal von allen Seiten akribisch betrachtet.

- Ja, die machte echt was her. - dachte Louhi zufrieden. Ihre Ausrüstung passte auf einen Rollkoffer mit Messinggestänge auf Rädern, den sie hinter sich herschieben konnte. Als Letztes legte die Interrogatorin das Wehrgehänge um. In einem Holster steckte ihre einfache Boltpistole bar jeder Verzierung bis auf ein Reinheitssiegel. Ihre ehemalige Waffe vom Adeptus Arbites, die sie in den Dienst der Inquisition überführt hatte und dem Adeptus den Mehrwert der Waffe mit der Rücküberweisung ihrer letzten Gehälter ersetzt hatte. Über den Rücken ragte ihr gebogenes Kettenschwert im Nenihon Schema mit zweihändigem Griff und einer ihrer Körpergröße angepasste Klinge. Spötter innerhalb des Gefolges hatten der Waffe den Spitznahmen "Spachtel" verpasst. Dazu gesellte sich noch ein Schockstab, ein ähnliches Modell, wie das Arbites ihn bevorzugt einsetzte. Manchmal war es von Vorteil, einen Gegner lebendig zu fangen. Als letztes schulterte Louhi ihren Bolter im Godwin-Deaz Schema mit dem extra präzisen Skopesystem. Die junge Frau sah sich suchend in ihrer geräumigen Kabine um, ob sie nichts vergessen hatte. Sie schien alles Wichtige zu haben.

Als letztes trat die Interrogatorin vor ein großes Wandgemälde, welches eine Familie auf einem Sofa sitzend zeigte. Louhi selbst saß in einem aufwendigen Kleid der damaligen regionalen Mode, das sie extra für diesen Anlass hatte schneidern lassen, an der linken Ecke des Sofas. Daneben saß ihre Tochter Esmeralda, kurz Esmi gerufen. Der kleine fünf Jahre alte Wildfang trug ein ähnlich schickes Kleidchen wie Louhi, das Esmi nur wenige Minuten, nachdem die Sitzung beendet war, ruiniert hatte. Auch sie trug blonde Locken, was ein ziemlicher Aufwand gewesen war, dass Esmi zum einen lang genug still gesessen und zum anderen, dass sie ihre Frisur nicht verwurstelt hatte. Ihr Vater hatte immer gesagt, Esmi sei ganz die Mama, was Louhi nicht lustig fand, während ihr Vater sich vor Lachen gekringelt hatte. Direkt daneben saß ihr damals sechs Jahre alter Sohn, Herbert Junior, gerufen Junior, der eine schnieke Uniform des Adeptus Arbites Nachwuchschores trug, eine streng geschnittenes schwarzer Uniform mit der Waage und Säule in den Kragenspiegeln. Seine Frisur war richtig fesch mit einem frechen Scheitel. Inzwischen war der kleine sechs Jahre alte Junge auf dem Bild der Marschall des Hofes auf der Welt Tesretiem und selbst stolzer Vater von drei Söhnen und einer Tochter. Daneben stand ihr Mann, der dicke Herbert, der seine hellen Haare zu einem Scheitel gekämmt hatte. Sein Bart war sorgfältig gestutzt. Ihr dickes "Bärchen" in einem dunklen Anzug, in den sie ihn beinahe für dieses Bild hinein prügeln hatte müssen. Eine breite Ehrenschärpe spannte sich über seinen Bauch, mit einigen Ehrenzeichen behangen. Die kleine Maus und der dicke Bär, so hatten ihre Kollegen sie bei den Arbites immer genannt. Die besten Sonderermittler des Macharius Sektors. 100% Erfolgsquote bei der Lösung ihrer Fälle, das schafften nur die wenigsten. Sie hatten sich gut ergänzt, die kleine analytische Maus und der dicke impulsive Bär. Sie führte Zeige- und Mittelfinger ihrer rechten Hand an ihre Lippe, küsste sie und drückte dann die Finger auf den gemalten Mund von Herbert.

"Ich komme wieder und erzähle dir dann, wie es war, mein großes dickes Bärchen!" Um das Bild herum hingen weitere Lithographien und kleine Miniaturbilder. Ein abgegriffenes Bild zeigte ihren Großvater in der Offiziersuniform einer PVS und ihre Großmutter in der Uniform einer Krankenschwesternschülerin. Beide waren so furchtbar jung auf dem Bild und ihre Augen wirkten so alt und abgeklärt. Ihr Großvater war reich dekoriert, so reich, dass dieses Bild nicht authentisch sein konnte. Ihre Großmutter hielt eine zum Dreieck gefaltete Fahne in den Händen, auf der einige Orden aufgesteckt waren, darunter das sogenannte Todeskreuz. Louhi hatte keine Ahnung, wie ihr Großvater geheißen hatte, da der ihre Oma hatte sitzen lassen, die obendrein noch bei der Geburt ihrer Tochter, also Louhis Mutter, gestorben war. Ihre Mutter war auf dem nächsten Bild zu sehen, eine Lithographie, die einen ganzen Mädchenjahrgang einer Schola Progenium abbildete, in der sie aufgewachsen und anschließend für den Dienst in den Reihen des Adeptus Arbites für würdig befunden wurde. Das nächste Bild zeigte ihre junge Mutter in der Rüstung einer Arbites am Tag ihrer Verabschiedung von der Akademie. Ein weiteres zeigte sie in ihrem Hochzeitskleid, während ihr Vater die Uniform eines Marschalls des Hofes dabei trug, da sie doch einen gewissen Altersunterschied hatten, der sich aber nach mehreren Verjüngen relativiert hatte. Weitere Lithographien zeigten ihre Kinder und Enkelkinder. Der Imperator hatte sie wahrlich reichlich beschützt. Bis auf ihr dickes "Bärchen", den hatte der lebendige Gottimperator viel zu früh zu sich gerufen. Wenige Tage nachdem sie das schöne Gemälde in ihrer Dienstwohnung aufgehängt hatten war ihr Bärchen ermordet worden. Niemals in ihrem Leben würde sie seine letzen Augenblicke vergessen können.

An einem anderen Wandsegment hingen ihre ganzen Diplome und Ausbildungsscheine. Es tat gut zu sehen, was man im Leben schon alles erreicht hatte. Die Ausbildung zum Inquisitor war umfangreich und sie hatte einige Lehrgänge anderer Behörden absolviert. Jedes dieser Diplome, Auszeichnungen und Belobigungen war ein Teil ihres Lebens. Eines Leben, das vollständig dem Dienst am Imperium unter dem lebendigen Gottimperator verschrieben war. Unwillkürlich fasste sie sich an ihren Rosenkranz und taste nach dem Kieselstein, der grob einem Aquila ähnelte. Ein Souvenir eines Familienausfluges in ihrer Kindheit. In einer Ecke stand ihr kleiner Schrein aus vergoldetem Messing mit dezenten Verzierungen in der typischen Symbolik der Ekklesiarchie. Sie sank davor in die Knie und faltete ihre Hände, mit dem Rosenkranz dazwischen. Voller Wissen um die Wahrhaftigkeit des Gottimperators bat sie um seinen Schutz und Beistand bei der nächsten Mission. Versagen war keine Option, die Konsequenzen zu schrecklich, um überhaupt daran zu denken. Abschließend küsste sie den Aquila auf ihrem Rosenkranz und stand wieder gestärkt auf. Es war nun Zeit zu gehen, wie ihr Chrono sie gemahnte.

Auf dem Gang vor ihrer Kabine traf sie auf die Zwillingsbrüder Pich und Tola. Beide trugen nur verwaschene Hosen in Waldtarnfleckmuster, die sie schlampig in ihre Schnürstiefel gesteckt hatten, und speckige Westen über ihre von Muskelpaketen schier platzenden, sonnenverbrannten Oberkörper. Auf dem sichtbaren Teil der nackten Brust konnte man die Rituellen Narben sehen, die einen Aquila bildeten. Die breit gebauten Brüder waren Hünen, neben ihnen kam sich Louhi immer wie ein kleines Kind vor. Ihre breitkrempigen Hüte, an deren Hutbändern kleine Talismane und Trophäen gesteckt waren, berührten schon beinahe die Deckenlampen im Gang. Vor ihrer Brust baumelten schwere massive Aquilas aus Gold, während die dazu gehörenden Halsbänder mit den Zähnen erlegter Raubtiere verziert waren. Schwere fünfschüssige Revolver steckten in ihren Halftern, übergroße Haumesser baumelten gegenüber von den ledernen Gürteln mit vielen kleinen Taschen für Patronen und kleine Ausrüstungsgegenständen. Auf den Rücken trugen sie schwere Rucksäcke und ihre gewaltigen Jagdbüchsen, halbautomatische Projektilgewehre, die Geschosse im Kaliber 12,5mm verschossen, also das Kaliber von schweren Maschinengewehren. Diese Gewehre waren länger, als Louhi groß war. Über der Brust trugen sie überkreuzt zwei lederne Patronenbänder, in denen die eindrucksvollen Patronen steckten, von denen jede ein Achtellkilo wog. Die beiden Männer entstammten einer primitiven Todeswelt und misstrauten der Wirkungsweise des Todeslichtes, wie sie Laser treffenderweise nannten. Deswegen verließen sie sich auf Waffen, deren Funktionsweise sie verstanden. Beide waren etwa dreißig Jahre alt und machten sich einen Spaß daraus, sich jeweils für den anderen Bruder auszugeben. Eben richtige Kindsköpfe, welche das hier alles für das größte Abenteuer ihres Lebens hielten. Allerdings waren sie vollendete Spurensucher und treffsichere Schützen, die auf dreihundert Meter Entfernung einen sicheren Kopfschuss setzen konnten.

"Irgendwas ist anders an dir", stellte Pich fest, oder war es Tola?
"Stimmt, da ist irgendetwas was anders als sonst", gab ihm sein Bruder recht.
"Na, schaut mal genau hin", meinte Louhi erfreut, dass ihre neue Frisur aufgefallen war.
"Du hast nen neuen Bolter?", fragte Pich, wahrscheinlich war der große Kerl Pich, frecherweise und beäugte ihre Waffe betont neugierig.
"Meine Frisur, Ihr Hohlköpfe!" Bei ihnen war sie nie sicher, ob die Brüder sie nun aufzogen oder es ernst meinten. Eigentlich war sie sicher, dass diese Kindsköpfe sie aufzogen.
"Stimmt! Der alte Zopf ist weg!"
"Ja, jetzt fällt es mir auch auf!" Sie stießen sich gegenseitig an und lachten sie laut aus.

"Was ist denn so komisch?" fragte Vigol, die nun einen hautengen Trikotanzug trug, der eigentlich schon etwas zu eng wirkte, als sie nun ebenfalls aus ihrer Kabine auf den Gang trat. Jedenfalls überließ der schwarze Catsuit nichts an ihrem Körper der Fantasie. Sie trug nun ihre Waffengurte, zwei verschieden Pistolen in den Oberschenkelhalftern, zwei ungleiche Schwerter gekreuzt über den Rücken. Wurfmesser, Sterne und Granaten am ganzen Körper systematisch verteilt. Auf den linken Arm war ein kompakter Nadler befestigt, auf dem rechten befanden sich ausfahrbare Schnappklingen. Weitere Waffen und Ausrüstung trug sie in einer Umhängetasche, auf der die Säule der Inquisition aufgenäht war.

"Die beiden Kindsköpfe machen sich nur über mich lustig", klagte Louhi bitterlich, froh eine Geschlechtsgenossin an ihrer Seite haben.
"Doch nicht etwa über deine neue Frisur, die ich geschnitten habe?", ihre letzten Worten klangen drohend in die Richtung der Brüder, die nun heftig schluckten.
"Nein, die Frisur ist toll, wirklich toll!", versicherte Pich.
"Ja, nur eine Meisterin mit dem Messer kann so ein Kunstwerk vollbringen", pflichtete Tola heftig nickend hinzu. Sie schafften es beide, bei ihren Aussagen ernst zu bleiben. Vor Vigol hatten sie Respekt, da die Brüder die Assassine schon oft genug in Aktion gesehen hatten. Oder die Leichen entsorgen durften, welche Vigol produziert hatte.
"Für irgendetwas Praktisches muss meine Ausbildung ja auch gut sein. Wer einen Menschen mit dem Messer auf tausend verschiedene Arten töten kann, der kann auch eine klasse Frisur schneiden!", verkündete Vigol stolz, wobei man ihr durch die Gesichtsmaske nicht ansehen konnte, was sie davon nun wirklich ernst meinte.

"Schau an, Interrogatorin Louhi hat eine neue schicke Frisur", bemerkte Explikator Briskan galant, der zu ihnen trat und einen schweren Rollkoffer mit seinen Instrumenten hinter sich herzog. Er trug schon seine übliche Plattenrüstung und seinen ramponierten Stahlhelm seiner ehemaligen Einheit, der so etwas wie sein Glücksbringer war. Jedenfalls war der Helm deutlich verbeult und schien schon so einiges aufgefangen zu haben, was einen ungeschützten Kopf eingeschlagen hätte. Wenn der Helm auch sein Gesicht komplett schützen würde, hätte er vielleicht nicht so viele tiefe Narben im Gesicht. Briskan war deutlich kleiner als die Brüder und überrage Louhi nur um eine angenehme Handbreit. Aus seiner rechten Schulter ragte ein Mechnadrit-Werkzeugarm mit chirurgischen Instrumenten. Der schlanke Explikator hatte feingliedrige Hände, mit denen er virtuos Violine oder auch auf Nervenenden spielen konnte. Einst hatte er Louhi in die Kunst des peinlichen Verhörs eingeführt. Da er seine Arbeit liebte und keinerlei Ehrgeiz hatte, Interrogator oder gar Inquisitor zu werden, war er eben immer noch Explikator, während sie schon längst keine Novizin mehr war.

"Ja, schick nicht?" Louhi bewegte ihren Kopf hin und her, damit alle ihre Haare auch wirklich aus jedem Winkel bewundern konnten. Immerhin hatte sie den Zopf schon seit einem Jahrzehnt getragen.
"In der Tat, Interrogatorin Louhi, die neue Frisur steht Euch außergewöhnlich", befand Interrogator Hagop, ein Mann in den besten Jahren in kultivierter Kleidung und ebensolchem Benehmen. Er überragte Louhi um einen Kopf und hatte den trainierten Körper eines Berufskämpfers. Erst kürzlich war er zum Interrogator befördert worden und da ein Inquisitor eigentlich meist nur immer einen Interrogator gleichzeitig hatte, war dies ein weiteres Indiz, dass Louhi bald die Weihe zur Inquisitorin erhalten würde. Wahrscheinlich in einer Zeremonie nach diesem Einsatz. Seine äußerst umfangreiche Ausrüstung umfasste zwei Schrankkoffer, die von jeweils einem Servitor gezogen wurden.

Schließlich trat auch der letzte hier Wohnende aus dem Gefolge in den Gang. Der junge Erastos, frisch aus einer Schola Progenium rekrutierter Novize und noch am Beginn der Ausbildung, war in einer einfachen schwarzen Uniform bekleidet. Er hatte gescheiteltes schwarzes Haar und seit dem letzten Einsatz, der auch sein erster gewesen war, eine klaffende Narbe auf der Wange, die noch immer geklammert werden musste. Auch hatte er seinen linken Arm verloren, aber der augmetische Ersatz schien gut zu funktionieren. Bewaffnet war er mit einem schlanken Degen, liebevoll von Pich "Zahnstocher" genannt, einer Laserpistole und einer halbautomatischen Schrotflinte. Seine Ausrüstung trug er in einem Klammeraffen auf dem Rücken. Dabei sah Erastos irgendwie wie ein Kadett aus und Louhi fand ihn irgendwie unglaublich süß. In diesen Momenten wurde sie beinahe von mütterlichen Gefühlen übermannt und würde ihm am liebsten eine randvoll gefüllte Vesperdosen mit Leckereien zustecken. Ihr Sohn hatte anfangs auch so verloren in der Kadettenuniform gewirkt.

"Aber ich glaube, wir sollten so langsam los", befand Louhi, nachdem sie kurz auf den am Ende des Gang hängenden Chrono geschaut hatte. Sie brachen nun gemeinsam auf. Pich und Tola fingen an, sich schlüpfrige Witze zu erzählen, während sie sich durch die verwinkelten Gänge der Fregatte zum Hangar vorarbeiteten. Sie waren im Teil des Schiffes, der für die Angehörigen der Inquisition vorbehalten waren. Die normale Besatzung hatte hierher gar keinen Zutritt. Das verhinderte, dass unbedarfte Besatzungsmitglieder mit korrumpierendem Material in Berührung kamen oder unbedacht geführte Gespräche zwischen den Schergen belauschen konnten. Nicht, dass es bei Gesprächen zwischen Pich und Tola irgendetwas Geheimnisvolles zu ergründen gegeben hätte, da sich ihre Gespräche meist um so Themen drehte, wie viel ein Necromunda nun auf dieser oder jener Welt gekostet hatte. Aber als Mitglieder des Ordo Malleus hatten sie doch schon viel erlebt, was der höchsten Geheimstufe des Imperiums unterlag. Für deren unabdingbare Wahrung schon ganze Welten dem Schwert überantwortet worden waren.

Nach knapp fünf Minuten erreichten sie den Flughangar und eilten zu dem Thunderhawk, dessen Triebwerke gerade warm liefen. Der Thunderhawk war in Schwarz, Rot und Gold gehalten, mit den Insignien der Inquisition gekennzeichnet. An der Transportklammer hing ihr MK.XX Landraider, welcher dieselben Farben und Ikonographie wie der Thunderhawk aufwies. Vor der ausgefahrenen Sturmrampe des Thunderhawk warteten schon Inquisitor Donovan, der Techpriester Nilap und Donotans persönlicher Leibwächter Setag auf sie.

Damit war das gesamte Gefolge von Inquisitor Donatan versammelt. Der Großinquisitor saß auf seinem schwebenden Thron, einer Scheibe auf einem Antigravfeld. Der sogenannte Thron hatte im Zentrum das namensgebende, massive Möbelstück aus weißem Marmor, reich verziert mit goldenen Ornamenten der Ikonographie des Ordo Malleus. Links und rechts des Throns drohten Waffenbatterien. Rechts unten war der Lauf einer Laserkanone zu sehen, darüber ein schwerer Bolter. Auf der linken Seite ragte unten eine Maschinenkanone hervor, darüber eine Sturmkanone. Dieser Stuhl war also eine mobile Kampfplattform mit der Feuerkraft mehrerer Sentrys. Neben dem Thron war links ein Halter für die Glefe des Inquisitors angebracht, rechts ragte seine persönliche Standarte hoch. Hinter der Lehne des Thrones waren eine Lexikanuseinheit und zwei Servitoren integriert. Einer der als Autopilot den Thron steuern konnte, wenn der Inquisitor zu Fuß unterwegs war. Der andere war für die Bedienung und Steuerung der Waffensysteme zuständig.

Der altgediente Inquisitor Donovan war ein sehr mächtiger Psioniker. Kabelstränge führten von seinem Kopf in Apparaturen seiner barocken schwarzen Terminatorrüstung mit roten und goldenen Ornamenten. Er hatte nur noch einen schütteren Haarkranz, trug dafür die grauen Haare aber sehr lang. Bekleidet war er schon mit seiner schwarzen Terminatorrüstung mit reichhaltiger, goldener Ikonographie des Ordo Malleus und der Vereinigung der Thorianer. Die Rüstung legte er nur noch selten ab. Früher hatte er kraftvoll einen zweihändigen Hammer geschwungen, inzwischen benutzte er lieber eine Glefe mit Energiefeld und eingebautem Sturmbolter, wie sie auch die Grey Knights benutzten, da die einfacher zu führen war. Vor zwei Jahrzehnten war ihm das linke Bein über dem Kniegelenk durch eine verdorbene Dämonenwaffe abgetrennt worden, biologischer Ersatz war durch die korrumpierte Wunde immer wieder abgestoßen worden. Auch augmetischer Ersatz wurde abgestoßen, so musste das Exoskelett der Terminatorrüstung als Prothese herhalten.

Der Techpriester Nilap war wie üblich in seine rotweiße Robe gehüllt. Alles, was man von ihm sehen konnte, war künstlich, da er fast nur noch aus mechanischen Teilen bestand und noch kaum etwas von einem Menschen hatte. Nilap war das, was das Adeptus Mechanikus einen Häretec nannte. Der Thron des Inquisitors war sein Werk und kein wahrer Angehöriger des Maschinengottes verschmolz Xenostechnologie mit den Errungenschaften menschlichen Geistes. Louhi wusste nicht genau, warum Nilap unter dem Schutz des Großinquisitors stand und wie er in das Gefolge gekommen war. Sie hatte noch nie ein privates Wort mit ihm gewechselt und wusste so gut wie nichts über ihn und seine Vergangenheit. Er trug auf dem Rücken ein massives Rückenmodul mit einem zusätzlichen Greifarm, Mechnadriten und zwei Waffenaufsätzen. Von beiden wusste Louhi nicht, welche Bezeichnung sie hatten. Aber sie hatte schon öfters ihre Wirkungsweise gesehen, der linke schien auf Schallbasis zu arbeiten und zerriss Gewebe. Das rechte Ding konnte elektrische Blitze verschießen, die ein Ziel rösteten, egal welche Art von Rüstung es trug. Er konnte auf ein ziemliches Arsenal von Nahkampfwaffen zurückgreifen, von denen jede schrecklich und seltsam war.

Genau so schrecklich und seltsam war Setag in seiner Servorüstung, die anstelle eines normalen Visiers eine Totenmaske trug. Die Rüstung war im typischen Rot, Gold und Schwarz der Inquisition gehalten. Die Ikonographie war die der Inquisition. Er trug am linken Arm einen mächtigen Turmschild mit der Säule. Unten stand "Großinquisitor Donatan" auf einem Schriftzug in schwarzen Lettern auf einem weißen Spruchband. Bewaffnet war er mit einem Anderthalbhänder mit Energiefeld, den er an der Seite trug. An seinem rechten Arm war eine Boltpistole mit Trommelmagazin eingearbeitet. Setag war ein Astartes, der der deutlich über zwei Meter groß war und dreihundert Kilo mit Rüstung auf die Waage brachte. Allerdings trug er keinerlei Insignien seines ursprünglichen Ordens. Auch von ihm wusste Louhi rein gar nichts, nur das er ein furchtloser Kämpfer war, der im Gefecht nie von der Seite des Inquisitors wich. Nicht einmal sein Gesicht hatte sie gesehen. Oft wirkte er nur wie die Statue eines Space Marines und nicht wie ein menschliches Wesen, das essen, trinken und schlafen musste.

"Gut, dann wären wir ja komplett! Alle an Bord! Die "Wolf im Schafspelz" kann jeden Moment wieder starten", drängte Großinquisitor Donatan und schwebte als erster die Sturmrampe des Thunderhawks hoch. Sein Gefolge folgte ihm dienstbeflissen in der notwendigen Eile und die Warnlampen des Hangars fingen an schon zu leuchten, kaum dass sich die Rampe hinter ihnen geschlossen hatte. Sie verteilten sich in der gewohnten Sitzordnung im Thunderhawk. Pich, Tola, Hagop und Briskan gruppierten sich um einen Tisch im hinteren Bereich und packten ein Imparis Kartenspiel aus. Setag und Nilap blieben in unmittelbarer Nähe des Großinquisitors, der im vorderen Bereich bei der Sturmrampe verblieb. Louhi und Vigol verzogen sich in die sogenannten "Hühnerecke", welche sich oben vor dem eigentlichen Flugdeck befand. Während der Neuzugang Erastos erst einmal allein blieb und sich zwischen Tisch und Hühnerecke auf einem der Klappsitze festschnallte. Noch hatte er nicht wirklich ins Team hinein gefunden. War auch nicht so einfach bei ihrer Konstellation von Leuten, die sich manchmal schon seit fünfzig Jahren kannten. Die Fluktuation unter Novizen war ziemlich groß. Vor dem letzten Einsatz hatten sie sechs Zugänge aus der gleichen Schola gehabt. Alles junge Burschen, welche die Testreihen mit Bravour bestanden hatten. Die Elite ihres Jahrgangs, trotzdem hatten sie den ersten Einsatz bis auf Erastos nicht überlebt.

Es ging eine leichte Erschütterung durch den Thunderhawk, als sie abhoben. Leider hatte der Thunderhawk keine Fenster, allerdings wurden auf einem Bildschirm mit Messinggehäuse die Außenaufnahmen der Frontkamera eingeblendet. Die Hangartore öffneten sich und die Schutzfelder erloschen. Sie schwebten in den freien Raum und ließen die "Vampir" hinter sich. Der Thunderhawk flog über den Zerstörerverband der Jyoti Konklave hinweg, den Schiffen "Electra", "Express" und "Tenedos". In diese Formation hatte sich auch die Fregatte "Vampir" der Macharius Konklave eingefügt. Sehr schnell kam die "Schwarzer Prinz" näher, ein Schlachtschiff der Vergelterklasse. Die Inquisitionsflotte hatte nur sehr wenige Schiffe dieser Größe in ihrem Dienst. Die "Schwarzer Prinz" war sozusagen das Flaggschiff der Inquisitionsflotte des Segmentum Pacificus. Die Heimat der 1. Inquisitionsdivision unter Generalinquisitor Doihara Kenji vom Ordo Malleus, bestehend aus über zwanzigtausend Inquisitionsgardisten, handverlesen und furchtlos. Neben dem über zwölf Kilometer langen Schlachtschiff sah der der gerade mal vier Kilometer lange Kreuzer "Zorn" von den Grey Knights schon beinahe putzig aus. Aber nur beinahe.

Schnell wurde die "Schwarzer Prinz" größer, als eine deutliche Erschütterung durch den Rumpf des Thunderhawks lief. Aus dem Flugdeck waren Warntöne zu hören und wie der Pilot lauthals fluchte und dann eine Hymne anstimmte, um den deutlich verärgerten Maschinengeist zu besänftigen.

"Wir haben gerade ein Triebwerk verloren. Aber kein Grund zur Besorgnis, wahrscheinlich sind wir von einem Weltraumpartikel getroffen worden", erklärte der Pilot über Interkom und setzte die Reise fort. Schnell kam das mächtige Schlachtschiff näher. Auf dem Oberdeck waren mehrere Drehtürme mit mächtigen Makrogeschützen angebracht. Hinter den Batterien erhob sich der Aufbau der Brücke, geschmückt mit gigantischen Statuen von Heiligen des Segmentum Pacificus, allen voran Konfessor Dolan, Generalfeldmarschall Solar Macharius und General Crassus, der offizielle Erbe von Macharius. Ebenso waren St. Sabbat und der verhüllte Engel zu sehen. Aus den Breiseiten ragten die Stummelrohe weiterer Makrogeschütze, die Geschosse von der Größe eines Habs verschießen konnten. Weiter hinten ragten die Ein- und Ausflugsöffnungen der Flugdecks schräg heraus. Eines war offen und dort flogen sie auch hinein. Hinter ihnen baute sich ein Energiefeld auf und eine Ehrenformation aus Inquisitionsgardisten baute sich auf, nachdem die Atmosphäre in dem Hangar wieder hergestellt war. Sie wurden mit Militärischen Ehren begrüßt.

Ein hoher Verwaltungsbeamter begrüßte sie an Bord der "Schwarzer Prinz". Servitoren nahmen ihr Gepäck in Empfang, während der Beamte sie zum Strategium der "Schwarzer Prinz" führte. Der Bereich des Flugdeckes war rein funktional gehalten und nur wenige Verzierungen lockerten das Bild auf. Das änderte sich radikal, nachdem sie den hermetisch abgeschotteten Inquisitionsbereich betraten. Hier waren wertvolle Teppiche auf dem Boden ausgelegt, die Wände waren mit Edelholz vertäfelt. Ihnen wurde ihr zugewiesenes Quartier für die nächsten Tage gezeigt, wo sie ihr Gepäck und Waffen lassen konnten. Die Kabinen waren geräumig und prunkvoll eingerichtet. Hier wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt.

Der Weg ins Strategium führte über den Gang des Hasses. Dieser bestand aus drei Segmenten, dem inneren Feind, dem äußeren Feind und dem Feind hinter dem Schleier. Jedes Segment war durch ein Tor mit zwei Flügeltüren abgetrennt. Auf der ersten Tür aus vergoldetem Plaststahl befand sich ein Relief des legendären Kanzlers Malcador, der mit einer Sense einen Mutanten mit acht Glubschaugen köpfte. Der Gang dahinter war mit geschwärzten, steinernen Fließen ausgelegt, welche aus einem Administratumsgebäude stammte, das während eines Mutantenaufstandes zerstört worden war. Man glaubte noch förmlich, den Brandgeruch der verbrennenden Schreiber auf Scheiterhaufen ihrer Pergamente in der Luft zu riechen. Links und rechts waren Alkoven eingelassen, die Plattformen beherbergten, die je zur Hälfte in den Gang ragten, sodass die Nischen gegeneinander versetzt waren. So war man gezwungen, im Zickzack zu laufen und jedes einzelne der verstörenden Standbilder anzusehen. Auf den Plattformen ragten lebensgroße Statuen der typischen inneren Feinde, welche gerade ihr verderbliches und äußerst abscheuliches Werk drastisch in Szene gesetzt verrichteten. Die plastischen Figuren waren lebensecht angemalt. Die Alkoven zierten bemalte Friese, welche einen realistischen Hintergrund suggerierten.

Die Darstellungen waren äußerst drastisch und zeigten deutlich, was es für Konsequenzen hatte, wenn ein Inquisitor zu nachsichtig war. Da war ein Hexenzirkel aus halbnackten Frauen mit den typischen Warpmalen zu sehen, der gerade ein gesundes frischgeborenes Baby schlachtete, um aus seinen Gedärmen die Zukunft lesen zu können. Ein fetter Kleriker des geächteten Tempels des imperialen Heilandes, an dessen dicken Finger prächtige Ringe mit übergroßen Steinen prangten, vergewaltigte gerade einen jungen Messdiener von vielleicht acht Jahren. Ein Mutant schlachtete gerade eine Familie in ihrer schlecht gesicherten Habwohnung, um sich von deren Fleisch zu ernähren. Ein korrupter Beamter nahm einen Beutel mit Credits, um eine dringend benötigte Lieferung der Wohlfahrt an Lebensmitteln umzuleiten und löste damit einen Hungeraufstand aus, wie man es auf einem Fries im Hintergrund mit aller Grausamkeit sehen konnte. Ein unredlicher Departmento Munitorum Mitarbeiter verkaufte Waffen aus Beständen der Imperialen Armee an verhüllte Gestalten, denen man erst auf dem zweiten Blick ihre Mutation ansah. Und diese Waffen fehlten dann an der Front, während die Mutanten weit hinter den Linien einen Aufstand mit genau jenen Waffen führten, die ihnen von korrupten Dienern des Imperators verkauft worden waren. Ein gewissenloser Maschinenpriester baute eine Kampfmaschine ohne das vorgeschriebene menschliche Interface und die Maschine lief marodierend auf dem dahinterliegenden Fries Amok und zerstörte eine ganze Stadt. Der Innere Feind war manchmal deutlich an seinen Mutationen für jeden zu erkennen, manchmal verbarg er sich auch hinter der Fassade des absolut unauffälligen Durchschnitts. Die Korruption ging durch alle Ebenen der Verwaltung und des Imperiums. Töte den Mutanten, töte die Hexe, töte das korrupte Element!

Die nächste prächtige Flügeltür war mit dem Imperator geschmückt, der den Schädel einer Grünhaut zertrat. Der Gang bestand aus blutdurchtränktem Metall, das einst auf einem Pilgerschiff gewesen war, dessen Passagiere widerwärtigen Xenos in den Händen gefallen waren, welche einen Teil ihrer Opfer bestialisch ausgeweidet und mit den Organen und Gliedmaßen bizarre Kunstwerke erschaffen hatten. Der Blutgeruch schien immer noch in der Luft zu schweben. Hier waren nun die äußeren Feinde zu sehen, das verdammungswürdige Xenos. Eldar, Pirateneldar und Renegateneldar. Verdammungswürdig waren sie alle, auch wenn die Weltenschiffeldar noch diejenigen waren, die als letzte auf der Liste der auszurottenden Xenosvölker standen. Der Ork war in seiner mannigfaltigen Form ebenso oft zu sehen. Es gab mehrere Klans mit unterschiedlichen Farben, Symbolen und Vorgehensweisen, einer vernichtungswürdiger als der andere. Dann andere Xenos, wie den rattenartigen Hrud, die fischköpfigen Tau. Dabei war zu sehen, wie sie je nach Fassion Menschen fraßen, folterten, vergewaltigten, töteten oder versklavten. Mit jedem Standbild wurde das Herz des aufrichtigen Betrachters mit Hass gefüllt. Töte das Xenos!

Das mit Elektrum überzogene Tor zum Feind hinter dem Schleier zierte der verhüllte Engel, der in der rechten ein flammendes Schwert und in der linken Hand den abgeschlagenen Schädel eines Zerfleischers hielt. Der Gang bestand aus den Überresten einer Schola Progenium, deren Bewohner von einem Bluthund umgebracht worden waren. Auch hier schien man das Blut noch förmlich in der Luft zu schmecken. Hier waren die Dämonen der vier finsteren Götter des Chaos ausgestellt, dazu noch die bekannten, die dem ungeteilten Chaos zugerechnet wurden, wie die Harpyie oder der Ebenholzgeist. Da waren verführerische Dämonetten zu sehen, blutrünstige Höllenhunde, welche närrische Sterbliche in Stücke rissen. Der Schrecken schien schon beinahe real zu sein und Louhi fühlte, wie sich ihr Herz mit unbändigem Hass füllte. Besonders dem Höllenhund galt all ihr aufrichtiger Zorn. Und genau dafür war dieser Gang bestimmt, um den Dienern der Inquisition vor Augen zu führen, wie ihr Feind aussah und wie schrecklich sein Werk war, wenn sie dem nicht nachhaltig Einhalt geboten. Toleranz führte in den Tod! Aber wer ehrlichen, unbändigen Hass in seinem Herz trug, der war gefeit vor falschem Mitleid mit dem Feind in jeder Form und Verpackung.

Durch die letzte schwere Tür, die nur mit einer einfachen roten Säule der Inquisition mit goldenem Rand verziert war, ging es in das eigentliche Strategium der "Schwarzer Prinz". Der Innenraum war kreuzförmig und wurde von zwölf Säulen gestützt. Er bestand aus geschwärztem Gestein einer Kathedrale, die durch einen Exterminatus zerstört und später als ewiges Mahnmal dafür geborgen worden war, wohin feige Toleranz und lasche Nachsichtigkeit führten. Nämlich in den Tod unschuldiger Milliarden.

Gegenüber dem Eingangstor ragte eine gewaltige Statue des Imperators auf. Auch hier symbolisierte er den Vernichter der Xenos, die dem Imperium im Weg gestanden hatten und auch jetzt noch die Menschheit in ihrer Existenz bedrohten. Die Statue des linken Abschnitts war wieder der verhüllte Engel, der Vernichter der Dämonen, das Symbol der Göttlichkeit des Imperators, rechts Malcador mit seiner Sense als das Sinnbild des Mutantentöters und Gründer der Inquisition. Über dem Eingang selbst ragte eine gewaltige Säule, die von unzähligen Schädeln unschädlich gemachter Ketzer, Mutanten, Verräter und Xenosabschaum gebildet wurde. Auf jedem Totenschädel war ein Aktenkürzel und wer seinen ehemaligen Besitzer zur Strecke gebrachte hatte, graviert.

Das Zentrum des Kreuzes wurde von einem Holoprojektor eingenommen. Eine drehbare Kanzel aus den Knochen verbrannter Ketzer für einen Sprecher ragte davor heraus. Ränge für die Zuschauer erhoben sich von dort in alle Bereiche des Kreuzes. Einige waren schon vom Offizierschor der 1. Inquisitionsdivision besetzt. Auch waren schon mehrere Angehörige der Grey Knights anwesend. Gewaltige Hünen in barocken Rüstungen, sodass sie ehernen Statuen glichen. Ebenso ein weiterer Inquisitor mit dem Namen Abhay Padri vom Ordo Hereticus der Jyoti Konklave mit seinem schwarz uniformierten Gefolge aus Männern, die sich alle ziemlich ähnlich sahen. Louhi schätzte, dass sie alle miteinander verwandt waren.

Und da waren noch die beiden Vertreter der Ekklesiarchie, welche ein Auge darauf halten sollten, dass gewisse Zielvorgaben des Ekklesiarchen eingehalten wurden. Es handelte sich dabei um den Kardinal Jeremiah und seinen jungen Sekretär Dekan Zadok. Beide machten den Eindruck von aalglatten Karrieristen, da sie beide noch sehr jung für ihre Posten waren. Zadok stammte aus dem mächtigen Haus Olayinka, dessen Reichtum im Segmentum wahrlich sprichwörtlich war. Sein Bruder war erst kürzlich zum Gouverneur ernannt worden, nachdem ihr Vater einen bedauerlichen Jagdunfall erlitten hatte. Kardinal Jeremiah neigte schon etwas zur Fülle, war noch nicht wirklich fett, aber Louhi wagte die Prognose, dass er noch ziemlich an Gewicht zulegen würde. Ein paar Meter von ihnen entfernt, um einen schicklichen Abstand zu halten, saß die Anführerin des begleitenden Kontingents des Sororitas Ordens der Blutigen Rose, Priorin Darma. Sie wirkte noch recht jung für einen so hohen Rang, allerdings glich ihr Gesicht einem ramponierten Hackbrett, was auf viele Kämpfe in der Vergangenheit hindeutete. Wahrscheinlich hatten militärische Erfolge zu einem schnellen Aufstieg geführt. Ihre Frisur war ähnlich wie die von Louhi, was beide mit einem leichten Stirnrunzeln quittierten, als sie sich gegenseitig betrachteten.

Damit waren schon alle Personen, die im Kampfverband Omega den Ton angaben, anwesend. Drei der neun Jagdteams, welche bestimmt worden waren, die Verfügung einer Alpha Omega Terminus Order des heiligen Senats an Belial, den Schrecken der Schreinwelten, zu vollstrecken. Wobei Inquisitor Padri kein reguläres Jagdteam anführte, sondern als Rächer der Jyoti Konklave fungierte, um deren Schmach um ihr zerstörtes Hauptquartier zu löschen. Es kam selten vor, dass ein Feind es wagte, eine Festung der Inquisition anzugreifen und noch seltener, damit erfolgreich zu sein. Der uralte Wookietrick funktionierte eben immer noch. Niemand wusste mehr, was für eine Rasse, Ding oder Person ein Wookie eigentlich war, in den imperialen Aufzeichnungen gab es keinerlei Hinweise auf die Herkunft dieses Namens. Aber so wurde das Manöver genannt, in dem man als vermeintliche Wache einen angeblichen Gefangenen überstellen wollte. Und bei dem Erzverräter Belial hatte das so gut geklappt, dass er eine Festung der Inquisition von innen heraus erobern konnte. Dabei schlachtete er alle Bewohner ab, darunter drei Großinquisitoren, neun Inquisitoren, zehn Hundertschaften Gardisten, alle anwesende Schergen und ungezähltes Zivilpersonal. Die wohl bitterste Niederlage der Inquisition des Segmentum Pacificus in den letzten viertausend Jahren. Allein dafür verdiente Belial schon den Tod.

Das Gefolge des Großinquisitors suchte seine Plätze auf und Generalinquisitor Doihara Kenji erhob sich von seinem Thron, um als Hausherr die Versammlung zu eröffnen. Der General trug eine kunstvolle Servorüstung und einen zeremoniellen Helm mit offenem Visier mit sehr langem Nackenschutz. Er schritt wie ein Mann, der von der absoluten Macht wusste, über die er gebot, zum Rednerpult.

"Meine Herren und Damen! Großinquisitor Donovan, Inquisitor Padri, Bruder-Captain Vitus, Kardinal Jeremiah, Priorin Darma! Ich heiße Sie im Namen meiner Besatzung willkommen auf der "Schwarzer Prinz"! Möge der wohlwollende Blick unseres lebendigen Gottes auf uns ruhen. Wir wissen alle, was auf dem Spiel steht. Wie mir der Sensoroffizier berichtete, ist unser Ziel schon auf stabiler Parkposition in der Umlaufbahn von Kneita III. Die Vorhersage aus dem Tarot und der Prognosticare war demnach leicht fehlerhaft, da der Zeitpunkt seines Eintreffens offensichtlich früher als vorhergesagt war. Oder wir durch eine unregistrierte Warpanomalie im Zeitplan zurückgeworfen wurden. Meine Crew versucht, anhand der Sternkonstellation zu berechnen, um wie viele Tage wir womöglich versetzt sind. Wie es auch sei, unser Ziel ist jedenfalls noch dort und wir sind ihm nun so nah wie schon lange nicht mehr. Belial ist gestern im Abora Tal auf Kneita III gelandet." Der General betätigte ein paar Tasten und der der Holoprojektor projizierte ein Abbild von Kneita III in den Raum. Der Planet hatte eine Verteilung von ein Drittel Land, zwei Drittel Meer. Die Kontinente waren reich bewaldet bis auf einige Hochgebirgsregionen. Eine typische Terraformingwelt, auch wenn der vollständige Formungsprozess nie abgeschlossen worden war. Der Mittelkontinent war schon bis auf die Randregionen für landwirtschaftliche Monokulturen optimiert worden. Der Rest der Welt bestand noch zum größten Teil aus der ursprünglichen Landschaft.

Die letzten Tage hatte sich Louhi ausführlich mit dem Zielplanet beschäftigt. Die Welt war mit 39743 Kilometer Umfang fast erdgleich. Auch der Abstand zur gelben Sonne war fast identisch, sonst hätte man diese Welt nicht terrageformt. Gelehrte schätzten den Zeitpunkt auf das späte 22. Jahrtausend, da ein optimierter Formprozess knapp tausend Jahre dauerte und er nicht abgeschlossen worden war, weil wahrscheinlich der Weltenbrand dazwischenkam. Auf alle Fälle gab es genug Siedler, um den Planet stabil besiedelt zu halten. Die Bewohner konnten ihren technologischen Standard nicht halten und entwickelten sich kontinuierlich zurück. Als die Welt während des Machariuskreuzzugs ins Imperium zurückgeführt wurde, war die hundert Millionen Köpfe zählende Bevölkerung auf das technologische Level einer mittelalterlichen Welt gesunken. Es gab aus religiöser Motivation heraus anfangs massiven Widerstand gegen eine Eingliederung in das Imperium. Allerding zerbrach der Widerstand, als die letzte Priesterkönigin sich ertränkte. Die Missionare konvertierten nach nur drei Generationen die Bevölkerung des ganzen Planeten zu gläubigen Untertanen des lebendigen Gottimperators auf seinem Thron zu Terra.

Seitdem entwickelte sich der Planet langsam zu einer zivilisierten imperialen Welt. Kneita stellte als Tribut permanent fünf Infanterieregimenter mit einer Sollstärke von je vierzigtausend Mann und ein Reiterregiment mit zwölftausend Mann. Die Truppen hatten einen soliden Ruf und galten nicht als besonders zimperlich. Regiert wurde die Welt immer noch durch eine feudale Regierungsform und der König war gleichzeitig auch der Gouverneur. Der Adel bestand aus Nachfahren des Offizierschors des 5. Ghersom, welches die Welt als Belohnung bekam. Sprich, zu dem Zeitpunkt wurde die Welt einfach dem Regiment übereignet, das nach Beendigung seiner offiziellen Dienstzeit eh aufgelöst worden wäre. So brauchte Macharius weder Ressourcen auf eine Rückführung nach Ghersom, noch für Garnisonstruppen für Kneita sorgen. Als erfolgreicher Feldherr musste man in solchen Kniffen bewandert sein.

Irgendwie wunderte es Louhi nicht, dass Belial im Aboratal gelandet war. Hätte sie darauf wetten müssen, wo dieser Verräter zuschlagen würde, wäre ihr erster Tipp das Aboratal mit dem Engelsberg gewesen. Auf Kneita waren interessante Orte nicht gerade inflationär und das Aboratal gehörte zu den wenigen, was sie hatte aufhorchen lassen. Hier hatte einst weit abgelegen die Festung der Priesterkönigin des nördlichen Reiches gestanden. Dieser Ort war mit vielen regionalen und folkloristischen Legenden verknüpft. Das Adeptus Mechanicum hatte an dem Berg kurz nach der Eingliederung eine Grabung durchgeführt. Die Unterlagen waren darüber leider verloren gegangen, aber einige Teilnehmer hatten danach eine steile Karriere hingelegt. Was immer sie dort gefunden hatten, es musste wertvoll gewesen sein.

"Agenten der Inquisition konnten die Landung vor Ort bestätigen, leider ist der Kontakt zu ihnen inzwischen abgebrochen und wir gehen von ihrem Tod aus. Interrogatorin Louhi aus dem Gefolge des Großinquisitors Donatan des Ordo Malleus hat ein umfangreiches Dossier über unser Ziel erstellt, das sie uns nun vorstellen wird."

Louhi stand auf und nahm den Platz des Generalinquisitors ein, nachdem sie das stufenlos höhenvorstellbare Stehpodest auf maximale Höhe eingestellt hatte und immer noch kaum über das Rednerpult blicken konnte. Sie packte ihren tragbaren Cogitator aus, sang die Hymne der Verbindung, als sie die Stecker des Pultes in die Buchsen in der vorgeschriebenen Reihenfolge und Rhythmus einführte. Dann begann sie den Ritus des Startes zu durchlaufen. Sie rieb die Tasten aus Elfenbein ab, verbrannte Weihrauch im kleinen Opferschälchen und drückte schließlich den Schalter mit der Aufschrift "An". Pflichtbewusst erwachte der Maschinengeist und fuhr ratternd sein Betriebssystem hoch. Schließlich erschien die Bedienoberfläche von Fenster 40K Beta, als Hintergrundbild strahlten ihre Kinder entgegen. Inzwischen waren ihre Kinder selbst schon Eltern und im Falle ihres Töchterchens, die sie mit einem Blumenkranz geschmückt mit einer Zahnlücke anlachte, schon Großmutter. Wie die Zeit verging. Der Maschinengeist signalisierte, dass er die Holoeinheit erkannte und mit ihr verbunden war. Dann wurde er zickig und verweigerte auf einmal den Dienst, indem der Bildschirm blau anlief. Irgendetwas schien den Maschinengeist des Cogitators verärgert zu haben.

"Ohe!", rief sie aus und machte den heiligen Griff und betätigte drei Tasten gleichzeitig. Der Cogitator bequemte sich zu rühren und der Bildschirm wurde schwarz. Sie begann mit dem Ritual des Zweitstarts und sang die entsprechende Hymne dazu.

"Oremus ne cadere", flehte sie den Maschinengeist an. Mit einem befehlenden "Statim" drückte sie den Schalter mit der Aufschrift "An" und ein weiteres Mal erwachte der widerspenstige Maschinengeist zum Leben. "Wehe dir, du Mistding wagst es nochmal, den Dienst zu verweigern, dann Gnade dir der Imperator als Inkarnation des Omnissiah, denn ich werde keine kennen!", flüsterte sie dem frechen unwilligen Maschinengeist des Cogitators ganz leise zu und die scheinbar junge Frau nahm befriedigt das etwas schnellere Laufen der Lüfter zur Kenntnis. Ihre Botschaft war wohl verstanden worden, denn nun fuhr das System stabil hoch, erkannte den verwandten Geist des Holoprojektors und akzeptierte dessen Hilfe der Darstellung. Der Rest der Versammlung hatte inzwischen angefangen, sich leise zu unterhalten. Hier und da waren auch hämische Bemerkungen zu hören gewesen, dass manche Maschinengeister bei Frauen als Bedienpersonal etwas unwillig reagierten. Louhi räusperte sich übertrieben geräuschvoll und Ruhe kehrte wieder ein.

"Unser Ziel heißt Belial, ehemals Sergeant der dreizehnten Kompanie der Verräterlegion der Emporers Children. Er wurde unter dem Kommando von dem ebenfalls äußerst berüchtigten Lucius dem Ewigen befördert und blieb ihm auch noch Jahrtausende nach der Häresie treu ergeben. Ihr letzter gemeinsamer dokumentierter Auftritt war auf der Welt Galmbos im Segmentum Obscuros im späten M34. Diesen Planeten versklavte Lucius der Ewige und zwang die Bevölkerung, ihm eine ein Kilometer hohe Statue zu errichten. Durch die nicht mehr eingehenden Tributzahlungen und dem Massaker an einer Steuerprüfungskommision wurde die Häresie auf dieser Welt aufgedeckt und anschließend musste die Bevölkerung dem Schwert übergeben werden, da sie zu viel gesehen hatte. Leider konnten Lucius und ein Teil seiner Bande entkommen, darunter auch Belial. Nach diesem Ereignis scheinen beide bald getrennte Wege gegangen zu sein. Belial tauchte nun zweihundert Jahre später zum ersten Mal mit der "Wolfs im Schafspelz" auf. Der Name wurde ihm von der Inquisition gegeben und Belial hat ihn tatsächlich übernommen. Seit über sechstausend Jahren ist Belial als eigenständiger Kriegsbandenführer aktiv. Er ist einer der aktivsten Champion des Slaanesh, dessen Weg wir gut verfolgen konnten, da er, eitel wie er ist, immer einen Hinweis auf sich hinterließ. Einmal schrieb er nach einem Überfall seinen Namen in zwanzig Kilometer großen Buchstaben in die Planetenoberfläche." Louhi spielte nun das erste Bild ein, eben diesen Namenszug aus dem Orbit der Welt aufgenommen. Es hatte große Ressourcen gekostet, diesen Namen auszutilgen.

"Er ist immer mehrere Jahrzehnte am Stück aktiv, verschwindet dann spurlos für eine stark schwankende Zeitspanne von fünf bis zu über hundert Jahren von der Bildfläche und macht dann wie gewohnt weiter. Es ist uns vollständig unbekannt, was er während dieser Zeit für Untaten vollbringt. Vielleicht lässt er in der Zeit sein Schiff warten oder überholen, treibt Handel mit wem auch immer oder führt seine verbrecherischen Aktionen außerhalb des imperialen Leuchtfeuers aus. Spekulationen gibt es darüber viele, aber keine wirklichen Beweise. Belial ist auf schnelle Überfälle spezialisiert. Er greift überraschend an, da die "Wolf im Schafspelz" über eine hochwertige Tarnvorrichtung, wahrscheinlich aus Xenosproduktion, verfügt. Außerdem ist er in der Lage, Beamte des Estate Imperium zu täuschen. Wahrscheinlich durch manipulative Hexereien seines starken Hexenzirkels. Damit gelingt es ihm auf alle Fälle, unerkannt an seine Ziele heranzukommen. Er verfügt über mindestens vier Arten von Truppen." Louhi spielte das nächste Bild ein, welches schwer gepanzerte Reiter zeigte.

"Das sind seine Amazonenbräute, die er die 6x6x6 nennt. Liegt darin begründet, dass sie sechs Verbände zu sechs Gruppen mit je sechs Mitgliedern bilden. Diese Frauen wurden meist als Kinder entführt und einem gnadenlosen Training und verachtungswürdiger Gehirnwäsche an Bord unterzogen. Stirbt eine seiner Amazonen, veranstaltet Belial an Bord seines Schiffes unter einer Anzahl von mehreren in Frage kommenden Kandidatinnen eine Art Schau, genannt "Belial sucht eine verrückte Braut", wo sie sich in verschiedenen Disziplinen beweisen müssen. Er kürt die Siegerin, die anderen werden seinem finsteren Patron geopfert. Diese Frauen sind gut ausgerüstet, auch wenn ihre Waffen teilwiese archaisch wirken." Die Interrogatorin zeigte eine Großaufnahme einer Frau mit hohen Schaftstiefeln, nackten Oberbeinen und einem reich verzierten Kürass. Sie war mit einem Bogen mit Seilzug bewaffnet, am Gürtel baumelte ein Säbel und in einem Halfter steckte ein großkalibriger Revolver mit Elfenbeingriff. Das Bild war auf dem Fotoapparat eines Soldaten gefunden worden. Als letzte Aufnahme in seinem Leben. Pich und Tola flüsterten aufgeregt miteinander, bis sie von einem Räuspern und vernichtenden Blick von Großinquisitor Donatan zum Schweigen gebracht wurden.

"Die Bögen haben genug Durchschlagskraft, eine moderne Gardistenrüstung zu durchschlagen. Sie haben Zugriff auf hochwirksame Hohlladungsspitzen, die sogar Panzerfahrzeugen bis zum Leman Russ im Heckbereich gefährlich werden können. Allerdings müssen sie dafür recht nahe an den Panzer herankommen. Ihre Säbel und Nahkampfwaffen sind allesamt Energiewaffen, meist aus imperialer Produktion, Trophäen getöteter Offizier oder Adliger. Sie sind sehr fanatisch und sterben für ihren Meister mit Freude. Er hat mehrmals seinen großen Teil seines Kaders an Bräuten geopfert und durch ihren Tod sein Entkommen erkauft, als es nicht so gut für ihn lief. Die Amazonen reiten auf schwer gepanzerten, augmetisch verstärkten Nachtmahren. Er züchtet diese Dinger an Bord seines Raumschiffes. Einst waren es wohl Pferde, die mit Xenosraubtieren in finsteren Genexperimenten gekreuzt wurden. Auf alle Fälle fressen sie Fleisch, können einen Armknochen durchbeißen und sind vollständig mit einer Schuppenpanzerung aus Adamantium geschützt. In den Hufeisen der Reittiere befinden sich Antigravspulen, welche das Gewicht der Rüstung und Amazone deutlich verringern. So sind diese Biester viel schneller als ein normales Pferd. Seine zweite Streitmacht sind seine 666 Söhne." Louhi zeigte ein weiteres Bild, welches Mutanten mit zwei Kniegelenken, bepelztem Körper und gehörntem Kopf zeigte. Im Gegensatz zu den meisten Mutanten sahen Belials Söhne in ihrer Korruption gleich aus. Sie trugen keinerlei Kleidung. Ihre Genitalien waren mit Ringen aus Edelmetallen geschmückt. Durch ihre zähe Haut waren Ringe getrieben worden, an denen widerwärtige Trophäen wie abgeschnittene Genitalien, Finger, Ohren, gar ganze Hände hingen. Oder auch Schmuckgegenstände und primitive Fetische. Diese Aufnahmen stammten aus einer Überwachungskamera.

"Diese Wesen zeugt er mit seinen Amazonen. Es gilt bei diesen Frauen als große Gunst, eines seiner Kinder austragen zu dürfen. Scheinbar kann er nur Söhne zeugen, die sich selbst trotz offensichtlichem Fortpflanzungsorgan nicht reproduzieren können. Seine Söhne sind sehr schnell zu Fuß, wir schätzen ihre Höchstgeschwindigkeit auf etwa fünfzig bis sechzig Stundenkilometer. Sie sind seine Eliteinfanterie. Sie sehen zwar ungerüstet aus, aber sie haben alle einen Refraktor oder vergleichbares Energiefeld, ebenfalls Beute meist aus imperialen Beständen. Außerdem ist ihre Haut sehr dick und sehr hitzeresistent. Bewaffnet sind sie meist mit vollautomatischen Schrotflinten, wie sie Entermannschaften der Flotte verwenden. Oder mit leichten Maschinengewehren. Projektilwaffen stehen bei ihnen hoch im Kurs. Die stärksten haben Bolter. Ob es am Lärm oder am Rückstoß liegt, darüber haben wir keine verwertbaren Informationen, für Laser und andere projektillose Waffen haben sie nichts übrig. Sie haben meist eine große Menge an Handgranaten dabei, die sie weit werfen können. Diese "Söhne" sind eher undiszipliniert, aber tapfer und mutig. Sie sind seine zweite Welle. Die dritte Welle besteht aus gut gedrillten Kultistsoldaten." Ein weiteres Bild wurde eingeblendet, welches Menschen in grellfarbenen Tarnanzügen zeigte. Durch die quietschbunte Farbgebung wirkte das Tarnmuster wie ein schlechter Witz.

"Diese stammen meist aus imperialen Welten, die dort schon im Geheimen einem Kult angehört haben und dann während eines Überfalles eingesammelt wurden. Andere sind auch die Nachfahren solcher Verräter. Seine Einheiten sind komplett motorisiert, wenn auch nicht unbedingt mit modernen Schützenpanzern, sondern mit primitiven Halbkettenfahrzeugen oder Achtachsern. Als schwere Unterstützung hat er im Arsenal Sechsundreißig Leman Russ unterschiedlichster Muster. Keines gleicht dem anderen, alles Beutestücke aus verschiedenen Raubzügen. Ihre Disziplin ist hoch, aber ihr Können nicht besonders ausgereift, da sie als dritte Welle recht wenig Kampferfahrung sammeln können. Wir wissen nicht, wie viele Kultisten Belial dienen", erklärte Louhi der versammelten Führungsmannschaft.

Gedanke des Tages
Wieder mal ein ruhiges Kapitel, in dem viele neue Personen eingeführt wurden. Darunter endlich auch Louhi, welche dem Buch den Titel gegeben hat. Anfangs war das Kapitel an zweiter Stelle platziert, ich fand dann aber, dass die Aufzählung zu viel verraten hätte. Auch werden ein paar neue Details aus Belials Vergangenheit enthüllt. Anfangs war das Kapitel noch länger, habe hier dann aber einen Break eingefügt und im nächsten Kapitel wechselt dann auch wieder der Blickwinkel.

Beim Gang des Hasses habe ich mich bewusst beim äußeren Feind und beim Feind hinter dem Schleier zurück gehalten. Ich wollte das nicht weiter auswälzen und habe mich auf die Punkte konzentriert, die mir wichtig schienen. Ich hoffe, der Teil ist nicht zu langweilig, weil Louhi und die anderen Mitglieder halt nicht mit den Schlampen aus der Hölle mithalten können.