@Scroll:
Wow... Das waren Worte, die gleichzeitig sehr motivierend und beängstigend für mich waren. Ich schätze es sehr, dass mir offenkundig so viel Anerkennung entgegengebracht wird, und sowohl Lob als auch kommentare sind weit davon entfernt, mir auf die Nerven zu gehen. Diese Geschichte und ihr alle als meine leserschaft bedeutet mir sehr viel, und ich bin bemüht, euren und meinen eigenen Anforderungen gerecht zu werden. Naja, und hier liegt dann auch das Problem: Die Messlatte liegt inzwischen hoch, worauf ich stolz bin, was mich aber auch mit der unbestimmten Furcht erfüllt, eines Tages zu enttäuschen und nicht mehr zu genügen. Nun ja, das sit wahrscheinlich das Risiko, mit dem der Schriftsteller immer leben muss. Solange es noch Menschen gibt, die das hier lesen, werde ich auch daran weiterschreiben, soviel verspreche ich an dieser Stelle jedenfalls.
Dass meine Geschichte dir persönlich so viel bedeutet, nehme ich als ehrliches und von herzen kommendes Kompliment. Ich kann in Hinsicht auf ein echtes Buch nichts versprechen, aber es steht dir frei, es binden zu lassen, wenn du willst. Für mich wäre das eine große Ehre und tatsächlich ein Stück Unsterblichkeit, wie du selber ausgeführt hast.
@Archon:
Nun ja, nenn es persönliche Vorstellung. Ich gehe davon aus, dass eine Rüstung, die servobetrieben werden muss und derartig stark gepanzert ist, ein solches Gewicht auf die Waage bringt. Vielleicht haben Ceramit und Adamantium aber trotz ihrer hohen Dichte auch sehr geringe Masse, wer weiß das schon so genau?
@JPSeiler:
Krüger in 3D wäre mal ein wirklich interessanter Gedanke. Ich muss meine Vorstellungen da noch ein bisschen konkretisieren, aber wir sollten uns diesbezüglich auf alle Fälle mal austauschen.
Zu Gorekil: Nun ja, zumindest hat er überlebt, wie die Episode mit Krüger und dem Runenpropheten ja offenbart hat (du wießt schon, er hat den Eldar dann mit dem E-Säbel erledigt). Mehr dann demnächst in diesem Theater...
@Garde General Nimrutt:
Nun ja, nur das es einige Inquisitoren auf Cadia gibt heißt ja noch nciht, dass ein Oberst regelmäßig mit denen zu tun hat. Wahrscheinlich sind die inquisitoren auf Cadia auch eher ins Oberkommando involviert oder führen ihre eigenen Streitkräfte, anstatt regelmäßig auf regimentsebene mit dem cadianischen militär zu kooperieren. Und außerdem ist der Cadianer ja ziemlich weit weg von zuhaus...
@all:
Vielleicht sehe ich einige von euch ja auf dem Games Day. Ich habe mir fest vorgenommen, dieses Jahr hinzufahren, und mit euch ein paar Worte von Angesicht zu Angesicht zu wechseln (und nach dem GD vielleicht noch irgendwo was trinken zu gehen) wären für mich eine sehr reizvolle Vorstellung.
Haller schlang fröstelnd die Arme um den Leib und setzte sich auf. Minutenlang hatte er ausgestreckt auf dem Schlafsack gelegen, in dem vergeblichen Versuch, etwas Schlaf zu finden. Die Nächte wurden zusehends kälter, aber noch verbot er es sich, in den Schlafsack zu kriechen und damit wertvolle Sekunden zu verlieren, sollten die Eldar tatsächlich im Lauf der Nacht angreifen.
Seine Kompanie war von nächtlichen Überfällen bisher wie durch ein Wunder tatsächlich verschont geblieben, doch selbst der falsche Alarm, der beinahe jede Nacht gegeben wurde, zehrte an den Nerven. Haller, der in Jahren des Krieges gelernt hatte, immer und überall zu schlafen, merkte zum ersten Mal seit langer Zeit, dass ein Konflikt ihm so zusetzte, dass seine Konzentration und sein Durchhaltevermögen darunter litten.
Einen Moment starrte er in das Dunkel des kleinen Zeltes, dann begab er sich auf alle Viere und kroch mühsam, die Verschnürungen der Zeltfront lösend, hinaus. Das fahle Mondlicht tauchte den Lagerplatz in harte Schatten. Haller löste den Klettverschluss vom Schutzbezug seiner Armbanduhr und warf einen Blick auf das Ziffernblatt, bevor er seine Waffen aus dem Zelt zog und seine wenig luxuriöse Unterkunft von außen wieder verschloss. Es waren noch gut zwei Stunden bis zum ersten Tageslicht. Ein guter Zeitpunkt, um nachzusehen, ob die Männer der Nachtwache noch auf ihrem Posten waren.
Der Gedanke, die Männer könnten eingeschlafen oder auf andere Weise ihre Pflicht vernachlässigt haben, war ein reines Alibi, das wurde Haller bewusst, als er langsam zwischen den Zelten hindurch an die Feuerstelle herantrat. Kruppkes Trupp war zur Wache eingeteilt, und der altgediente Soldat wäre wahrscheinlich der letzte gewesen, dem ein solcher Fehler unterlaufen wäre. Es befriedigte Haller, dass er angerufen und nach der Parole gefragt wurde, noch bevor so weit herangekommen war, dass er in den dunklen Schatten um das kleine Feuer einzelne Männer erkennen konnte. „Donnerhall.“, wisperte er und strich nachdenklich mit dem Zeigefinger seiner Linken über den roten Zielmarkerpunkt, der auf seiner Brust ruhte und dann plötzlich verschwand.
„Wer kommt?“, kam Kruppkes Stimme zurück.
„Leutnant Haller.“, gab sich Haller zu erkennen und trat heran, sodass er im schwachen Lichtschein des Feuers zu erkennen war. Die Männer wollten aufspringen, Kruppke eingeschlossen, doch Haller bedeutete ihnen mit einem Handzeichen sitzen zu bleiben.
„Guten Morgen, Herr Leutnant.“, murmelten die Soldaten. Haller zählte mit Kruppke sechs Männer. Die übrigen vier waren entweder auf Streife oder im Alarmposten, ganz so, wie Haller es befohlen hatte.
„Morgen, Männer. Habt ihr einen Platz für mich frei?“, fragte er.
Die Soldaten rückten enger zusammen, um auf den ums Feuer gelegten Baumstämmen einen Platz für den Offizier zu schaffen. Haller setzte sich mit einem dankbaren Nicken, das Kettenschwert an den Baumstumpf lehnend, neben Kruppkes Funker, der sein leise rauschendes Funkgerät wie ein kostbares Gut zwischen den Schenkeln abgestellt hatte. Der Mann sah Haller ein wenig eingeschüchtert über die schmalen Gläser seiner Brille an. Er war jung, und Haller erkannte in ihm kein ursprüngliches Mitglied seines Zuges. Offenbar war er einer der Männer, die aus Leutnant Fahrenhorsts ehemaligem Zug zu Hallers Zug gestoßen waren.
Haller wandte den Blick ab, um den jungen Funker nicht noch mehr zu verunsichern, und betrachtete das Feuer, das in einer Grube und abgedeckt mit einem kuppelförmigen Sichtschutz aus Zweigen und Blättern vor sich hin prasselte. Es verströmte nur wenig Wärme, aber allein der Anblick des flackernden Feuerscheins und das leise Knacken brennenden Holzes konnten einem Mann Geborgenheit vermitteln. Haller beugte sich vor und streckte die Hände zur Feuerstelle hin, um sie zu wärmen. „Ein schönes Feuer, Männer.“, lobte er, erhielt aber keine Antwort.
Kruppke brach das Eis. „Nun sitzt nicht rum wie Heiligenbilder, Jungs.“, erklärte er. „Dem Leutnant ist kalt, und das sollte nicht so sein. Remmers, gieß ihm einen Becher Kaffee ein.“
Der Aluminiumbecher war schneller gefüllt, als Haller auch nur schauen konnte. Er nahm das Gefäß mit der heißen Flüssigkeit entgegen, murmelte seinen Dank an Remmers und Kruppke und nahm einen großen Schluck. Soldatenkaffee, schwarz, heiß und bitter. Und mit genug Koffein, um den heiligen Guillaume aus seinem Schlaf zu wecken.
„Das ist doch viel besser, oder, Sir?“, fragte Kruppke und lächelte Haller von der anderen Seite des Feuers an. Der Sergeant saß wie ein gutmütiger Onkel inmitten seiner jungen Untergebenen, das Lasergewehr wie einen Stock zwischen den Knien balancierend. Er strich mit einem seiner dicken Zeigefinger über seinen struppigen Schnurrbart, bevor er weitersprach, Hallers nicken als Bestätigung nehmend: „Wir… könnten ihnen noch ein Stück Fleisch anbieten, Sir. Frisch und saftig, gut durchgebraten.“ Er beugte sich vor, wobei sich seine Uniformjacke bedrohlich um seine Schultern spannte, und hob die Abdeckung des Feuers für einen Moment an, sodass Haller das Nagetier sehen konnte, das über der Feuergrube auf einem improvisierten Spieß vor sich hin brutzelte.
Der Leutnant konnte sein lachen nicht unterdrücken. „Sie verblüffen mich immer wieder, Sergeant.“, erklärte er kopfschüttelnd. „Sicher keine Standardration.“
Kruppke schürzte die Lippen, wodurch sein Bart sich an beiden Nasenflügeln seiner breiten Nase kräuselte. Der alte Soldat stupste sich selbst mit einem massigen Daumen in den Bauch. „Ich hätte wohl kaum mein eindrucksvolles Kampfgewicht erreicht, wenn ich mich immer nur mit Standardrationen zufrieden gegeben hätte, Sir.“ Er schnaufte. „Naja, wollen sie jetzt ein Stück oder nicht? Es ist ziemlich gut, das versichere ich ihnen.“
„Könnte ich dazu nein sagen?“, antwortete Haller. „Dann geben sie mal ein Stück von ihrer Köstlichkeit. Aber nur, wenn ich nichts wegesse, verstanden?“
Kruppkes Antwort bestand darin, dass er einen Hinterlauf samt Keule von dem bratenden Nager abschnitt und das dampfende Stück Fleisch in Hallers ausgestreckte bionische Rechte legte. Der Sergeant schüttelte seine Hand und lutschte an den Fingern, wo das Fett noch immer heiß auf seiner Haut brannte. „Manchmal sind sie ja doch um diese Eisenklaue zu beneiden, Sir.“, sagte er.
Haller biss in die Keule und riss mit den Zähnen einen Happen Fleisch heraus. Warmes Fett rann ihm das Kinn herab, während er kaute. „Wirklich gut.“, verkündete er schmatzend und nahm einen weiteren Bissen. Sein Lob zauberte ein erneutes Lächeln auf Kruppkes Gesicht. Haller hielt einen Moment in seiner Mahlzeit inne, weil die übrigen Soldaten noch immer nichts sagten. Es war ihm allmählich unangenehm, ihre Gemeinschaft dadurch gestört zu haben, dass er sich dazu gesellt hatte und wie einer der ihren zwischen ihnen Platz genommen hatte. Vielleicht, so überlegte der Teil von Gustav Haller, der die Schulterklappen eines Leutnants trug und der gelernt hatte, sich mit Akten, Statistiken und schriftlichen Befehlen zu beschäftigen, vielleicht waren die Tage, in denen er ein Soldat unter Soldaten gewesen war, nun endgültig vorbei. Ein Offizier war fast so etwas wie der natürliche Feind der Mannschaften, selbst wenn es sich um den unmittelbaren Vorgesetzten handelte.
Vielleicht, dachte der Teil von ihm, der wohl auf ewig Gefreiter bleiben würde, brauchte es aber auch nur eine kleine Geste, um seinen Kameraden zu zeigen, dass er noch immer ihr Schicksalsgenosse und Waffenbruder war, auch wenn er jetzt Befehle gab, anstatt sie auszuführen.
Mit Zeige- und Mittelfinger der Linken nestelte er in der Brusttasche seines Uniformrocks. Schließlich bekam er das eckige Päckchen zu fassen, zog es heraus und hielt es in die Runden, den Deckel in einer fließenden Bewegung mit dem Daumen hochklappend. Die Soldaten starrten die Zigaretten in der bunten Schachtel an, griffen aber nicht zu.
„Nun kommt schon, Männer.“, sagte Haller. „Ihr habt mich so gut bewirtet, da werde ich mich doch wohl erkenntlich zeigen dürfen.“
Kruppke griff als erster zu, dann taten alle seine Männer es ihm gleich. Alle, bis auf den Funker. Haller hielt dem Mann das Päckchen auffordernd hin und beugte sich ein Stück hinüber, um seine Rangabzeichen besser erkennen zu können.
„Nun nehmen sie, Gefreiter.“
„Ich bin Nichtraucher, Herr Leutnant.“, sagte der Junge. Der Soldat neben ihm versetzte ihm einen Stoß in die Rippen, aber der Funker traute sich trotzdem nicht.
„Wie heißen sie, Gefreiter?“, fragte Haller nach, weil er das Namensschild des Funkers beim besten Willen nicht erkennen konnte.
Es schien den jungen Mann bis ins Mark zu erschrecken. „Stoll… Stollwerck, Herr Leutnant. Gefreiter Stollwerck, Sir.“
„Gefreiter Stollwerck.“, sagte Haller sanft. „Nehmen sie sich eine Zigarette. Glauben sie mir, das hier sind Glückszigaretten. Ich trage sie bei mir seit Myrmillio III, und sie haben mir immer Glück gebracht. Glauben sie mir, wenn sie eine davon in der Tasche haben, dann sind sie sicher wie in des Imperators Schoß.“
Ein Seitenblick zeigte Haller, dass die übrigen Männer schmunzelten, als der Junge schließlich doch zugriff. Es war ein Schwindel, der jedem erfahrenen Soldaten sofort auffallen musste. Hallers Zigaretten waren aus einer Zuteilung für Offiziere, die er erst vor gut zwei Wochen erhalten hatte und die sich durch ihren aufgeprägten Goldstreifen auf dem Papier selbst verriet, aber es war trotz allem eine schöne kleine Geschichte. Dass Haller die Zigaretten mit ihnen teilte war eine großzügige Geste, denn wie Haller aus eigener Erfahrung wusste waren Zigaretten die wahrscheinlich wertvollste Währung in einer Armee, für die der gemeine Soldat kaum mehr zählte als das Lasergewehr und die Stiefel, die er trug. Haller selbst war kein Raucher, aber aus einer eigenartigen Sitte heraus nahm das Departmento bei der Ausgabe von Zigaretten auf diesen unbedeutenden Umstand keine Rücksicht, und so hatte Haller in langen Jahren als gemeiner Soldat gelernt, dass ein Nichtraucher mit einem Vorrat an tauschbaren Zigaretten ein einflussreicher Mann sein konnte. Von Hand zu Hand gereichte Tabakröllchen hatten ihn immer wieder in den Genuss von Hochglanzmagazinen, Extrarationen, Süßigkeiten und kleinen Gefälligkeiten gebracht.
Haller nahm vier weitere Zigaretten aus der nun schon halb geleerten Schachtel und reichte sie Kruppke. „Sie geben die hier an die Streife und die Männer im Alarmposten, wenn sie zurück sind, Sergeant.“
Kruppke nickte und öffnete den Mund, um zu antworten, als ein Schrei ihn unterbrach. Die Männer am Feuer fuhren in die Höhe, als der Schrei erneut ertönte. Es kam aus dem Niemandsland jenseits des Alarmpostens. Fast gleichzeitig plärrte die Stimme der Streife aus dem Funkgerät: „Nest, hier Küken, kommen! Habt ihr das gehört?!“
Haller zuckte zusammen, als die unbekannte Stimme wieder schrie. Es klang nur allzu menschlich, und das Echo des Schmerzes und der unvorstellbaren Furcht, die in dem Schrei lagen, war für ihn fast körperlich spürbar.
„Alarm?“, fragte Kruppke knapp.
Haller nickte. „Wahrscheinlich sind die Männer eh längst wach. Geben sie Alarm, danach nehmen sie ihren Trupp und folgen mir. Wir gehen da raus und sehen nach.“