Grüße!
Okay, das hat jetzt länger gedauert, als ich ursprünglich geplant hatte, aber das Forum scheint in den letzten Tagen auch noc etwas rumgezickt zu haben, jedenfalls hatte ich mit langen Ladezeiten oder Serverausfällen zu kämpfen. Jetzt gibt's hier aber schleunigst ein Update.
Mit einem Ruck setzte die Valkyrie auf dem improvisierten Flugfeld auf. Die Triebwerke der Transportmaschine stellten mit einem langgezogenen, leiser werdenden Heulen ihren betrieb ein, und Antiochia war aus der Maschine, noch bevor sie vollständig verstummt waren. Bonifatia folgte ihr, den Rest der Schwestern aus dem Laderaum winkend.
Antiochia bedachte die qualmende Tragfläche der Valkyrie mit keinem Blick.
Zwei schwere Jetbikes der Eldar hatten sie auf dem Flug zum Kloster angegriffen, waren mit aufblitzenden Lasern aus dem Dunkel des Waldes unter ihnen aufgetaucht und hatten mit bemerkenswerter Wendigkeit die Verfolgung der Valkyrie aufgenommen. Sie hätten es beinahe geschafft, de vergleichsweise schwerfällige Transportmaschine abzuschießen, wären nicht die Flugkünste des Piloten und die bemerkenswerte Treffsicherheit von Prioris Bonifatia gewesen, die aus der geöffneten Seitenluke heraus mit dem dort montierten schweren Bolter das Feuer erwidert und einen der Angreifer abgeschossen hatte. Der andere Xenos hatte daraufhin beigedreht, in seiner außerirdischen Feigheit mehr um sein eigenes Leben als um die Vernichtung seiner Feinde besorgt.
Sie waren dem Tod entronnen. Knapp.
Antiochia wusste, dass sie auch hierfür die Verantwortung trug. Sie hatte den Lufttransport angefordert, und sie hatte auch darauf bestanden, noch abzuwarten, in der Hoffnung, Calponia könnte sich noch zu ihnen gesellen. Ein Start einige Sekunden eher, und sie wären den Eldargleitern vielleicht nie begegnet.
Sie begann Fehler zu machen. Zum ersten Mal in ihrem Leben wusste Antiochia nicht mehr, was sie tun sollte, war nicht mehr sicher, dass ihre Taten das Richtige und vom Imperator Gewollte waren.
Ein untersetzter Mann in einem schlecht sitzenden Overall stand plötzlich vor ihr, und Antiochia wäre fast gestolpert, als sie mitten im Schritt innehielt, um ihn nicht einfach zu überlaufen. Der Mann salutierte mit einer behandschuhten Hand, unter den nicht erhobenen Arm ein Klemmbrett mit einer handschriftlich ergänzten, ausgedruckten Liste geklemmt. Klobige Kopfhörer, die fest in einen gepolsterten Helm integriert waren, verliehen ihm trotz der militärischen Rangabzeichen auf der Brust seines Anzugs das Aussehen eines Mannes, der nie in seinem Leben ein Schlachtfeld aus der Nähe sehen würde.
„Lady Prioris, Leutnant Maison von der Flugkontrolle der Imperialen Navy.“, stellte er sich vor. „Mylady, ich hoffe, dass ihr und eure Schwestern wohlbehalten angekommen seid. Der Pilot meldete beim Anflug einen Zwischenfall.“
Antiochia ging links an ihm vorbei, wurde aber langsamer, damit er mit ihr Schritt halten konnte. „Die Xenos haben versucht, uns aufzuhalten. Sie haben ihre Strafe dafür erhalten.“, murmelte sie knapp.
„Gelobt sei der Imperator!“, sagte Maison. Er war hörbar nervös.
„Gelobt sei der Imperator.“, pflichtete Antiochia ihm bei und blieb so plötzlich stehen, dass der Leutnant noch zwei weitere Schritte machte, bevor er sich mit dem Gesichtsausdruck des Dummkopfes, der er war, zu Antiochia umdrehte.
„Leutnant“, fragte sie, „gibt es etwas Wichtiges, was sie mir sagen wollen, oder haben sie vor, meine Zeit weiterhin mit Höflichkeiten zu verschwenden?“ Ihre Hand glitt zum Schwertknauf, ohne dass sie es wirklich gewollt hätte.
Maison starrte sie an, bevor er endlich den Mund öffnete. „Ein Inquisitor ist eingetroffen, Mylady, und er ist zum Hauptquartier gegangen.“, sprudelte es aus ihm hervor, als hätte Antiochia mit ihren Worten ein Loch in die Umhüllung des Hohlraums in seinem Kopf gestochen. „Er hat ein großes Gefolge bei sich, und er scheint in wichtiger Angelegenheit unterwegs zu sein. Ich dachte, Mylady, dass ihr das wissen solltet.“
Antiochia nickte langsam, und Maison entfernte sich so schnell er konnte. Nach einigen Schritten schien ihm einzufallen, dass er nicht salutiert hatte, und er holte es im laufen nach, bevor er endgültig in Richtung eines kastenförmigen Gebäudes verschwand.
„Ein Inquisitor?“, bemerkte Prioris Bonifatia und trat neben Antiochia. Erst jetzt wurde Antiochia bewusst, dass ihre Schwester die ganze Zeit hinter ihr gewesen sein musste. „Weißt du etwas von Aktivitäten der Inquisition auf diesem Planeten, Schwester-Prioris?“
„Ich hatte bis jetzt keine Ahnung, Bonifatia.“, antwortete Antiochia nach einem kurzen Moment wahrheitsgemäß. Ein Inquisitor auf Orellion änderte einiges. Sie würde mit ihm reden, und vielleicht würde ein so treuer Diener des Imperators wie ein Inquisitor Antiochia in ihrer Not helfen können.
„Wirst du dich bei ihm melden, Antiochia?“
„Das werde ich.“
Kälte.
Kälte war das erste, was Calponia wahrnahm. Kälte, die ihren ganzen Körper durchdrang, die sie zittern und ihre Zähne klappern ließ, die wie tausend Nadeln in ihrer Haut stach und sie dazu brachte, ihre Beine an die Brust zu ziehen, sich in embryonaler Haltung zusammenzukauern in dem Versuch, etwas Wärme zu finden. Es nutzte nichts.
Sie öffnete die Augen, und was sie sah, war ebenso irrsinnig wie vertraut: Es war der Innenraum der Kathedrale der Klosterfestung auf Phalanspor.
Sie saß auf dem dunklen Steinboden, direkt vor dem gewaltigen Altar, über dem sich ein goldenes Standbild des Imperators fünfzehn Meter in den Raum erhob, die Rechte zum Segen ausgestreckt und die Linke um den Knauf des Schwertes an seinem Gürtel gelegt. Zu seinen Füßen, auf dem gewaltigen, marmornen Altartisch, ruhten dutzende heiliger Bücher, an den dem imperailen Kalender entsprechenden Stellen aufgeschlagen. Hunderte Kerzen brannten links und rechts, und Calponia saß inmitten all der Lichter und zitterte vor Kälte.
Sie trug nichts außer einem einfachen Kittel aus grobem Leinen, der die übliche Bekleidung für Novizinnen war, der sie Demut, Bescheidenheit und ein Leben in Gleichheit lehren sollte.
Mein Imperator, dachte sie, wie bin ich hierher gekommen? Ihre letzte Erinnerung war, dass sie an Bord der ‚Hammer der Gerechtigkeit’ zu Bett gegangen war, einen langen Tag des Betens und der Meditation in der Schiffskappelle hinter sich
Sie stand auf, sprang fast auf die Beine in der Hoffnung, der Kälte des Bodens zu entkommen. Nun berührten nur noch ihre bloßen Füße den grob behauenen Stein.
Ein Traum, dachte sie. Sicher würde sie bald erwachen.
Sie machte trotzdem das Zeichen des Aquila vor der Brust, so wie es der Ritus vorschrieb. Schon in jungen Jahren hatte man sie gelehrt, dass ihr Dienst und ihre Pflichten auch im Schlaf nicht endeten, und dass Glaube in jedem Aspekt ihres Lebens das Wichtigste war. Auch im Traum durfte sie ihre Pflichten dem Imperator gegenüber nicht vernachlässigen. Sie wandte sich um, um die Kathedrale durch das Haupttor zu verlassen –
und erstarrte.
Die Sitzreihen aus kunstvoll gearbeiteten Holzbänken, die die Kathedrale auf einer Länge von mehr als zweihundert Metern vom Altar bis zum Ausgang säumten, waren bis auf den letzten Platz mit ihren Schwestern gefüllt. Doch trotz ihrer knienden Haltung, ihrer gefalteten Hände und der geneigten Köpfe wusste Calponia sofort, dass sie nicht zum Beten gekommen waren.
Viele der Frauen waren nackt, andere trugen ihre Kittel oder Roben in einer Weise, die nur zu deutlich ihre Körper erkennen ließ, so als wollten sie durch ihre Verhüllung das, was unter dem Stoff lag, nur noch mehr zur Geltung bringen. Calponia wusste, dass Nacktheit nichts Schlimmes war, dass der reine und verletzliche Urzustand auch in den Augen des Imperators keine Sünde war, doch die Nacktheit ihrer Schwestern hatte nichts mit Reinheit und Demut zu tun. Die lodernden Blicke, die in Anspannung halb geöffneten Lippen und das keuchende, mühevolle und angespannte Atmen verriet nur zu sehr, was der wahre Grund für all das hier war.
Eine Hand wurde nach Calponia ausgestreckt, dann noch eine und noch eine. Zungen fuhren in sinnlichen Versprechungen über Lippen, unruhige Hände glitten über nackte Haut und vor Schweiss feuchten Stoff. „Komm!“, wisperten Stimmen aus der Masse ihrer Schwestern heraus. „Komm, Calponia!“
„Komm, Calponia!“, sagte eine klare, befehlsgewohnte Stimme. Prioris Antiochia stand mit einem Mal nur wenige Zentimeter vor ihr, sodass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. Das Gesicht der Prioris war wieder intakt, das Antlitz einer schönen Frau am Ende ihrer Jugend, nicht die Fratze aus glänzendem Adamantium und knotigem Narbengewebe, zu dem es auf Festinion geworden war. Sie lächelte auf eine Weise, wie Calponia sie noch nie in ihrem Leben hatte lächeln sehen – einladend und verlangend. Sie streckte die Arme aus, um Calponia an sich zu ziehen, und die junge Schwester fiel, als sie vor ihr zurückweichen wollte. Ihr Kopf schlug hart auf den Steinboden. Sie spürte den Schmerz, spürte den metallischen Geschmack von Blut in ihrem Mund.
„Armes Ding.“, sagte Antiochia und beugte sich über sie. Ihr schwerer Mantel, der bis jetzt ihre Gestalt umhüllt hatte, öffnete sich an der Front einen Spalt breit und enthüllte die Rundung ihres makellosen, albasterfarbenen Busens.
Calponia schrie.