40k Das Wort des Propheten!

Uiuiuiuiui - wusste ich doch, dass die Soros heisse Geheimnisse in ihren Klostern hegen 😉 Du schaffst es auch diesen heiklen Part der Geschichte gut umzusetzen ohne das es schmuddelig wird 😎

Ein klitzekleiner Hauch von Kritik: es gibt weitaus mehr Worte und Umschreibungen für die weibliche Brust (obwohl es wohl noch zu früh ist, von Wiederhohlungen zu schreiben).
 
Hmmm.. Soros werden mir immer sympathischer...
Rauhe Schale - weicher Kern... :lol:

Hach ja.
Aber darauf sollte ich die Geschichte nicht reduzieren.
Was ist eigentlich aus Krüger und seinem Einsatz geworden oder habe ich da was überlesen... :blink:
Ich habe das Gefühl als hättest du - trotz der fesselnden Handlung - langsam ein wenig zu viele Handlungsfäden in der Hand. 😉

Persönlich wieder wohlauf ?!

Gruß
Wolkenmann
 
Fluchend befeite Krüger den festhängenden Schnürsenkel aus dem Dornenbusch. Es war nicht das erste Mal, dass er an diesem Morgen gestolpert war. Er war unsicher auf den Beinen, und er fühlte sich plump und unbeweglich seit dem Überfall auf das Warpportal. Seine Beine waren wie mit bleiernen Gewichten behängt, hoben sich nur mühsam vom Boden und gehorchten schwerlich den Bewegungen, die sein Instinkt vorgab. Die Kälte und der Wind zehrte an seinen Kräften, und der Stoff seiner Uniform war nicht dick genug, um ihn vollständig davor zu schützen. Schmelzender Schnee hatte seine Kleider bereits durchweicht.
„Kommen sie, Krüger?“, fragte Gorekil. Der Oberst klang gereizt, und Krüger verstand ihn gut. Es war nicht sonderlich angenehm, einen ungeschickten Tollpatsch neben sich im Niemandsland laufen zu haben, der den halben Wald aufschreckte. „Wir wollen sie eigentlich bei ihren Leuten abliefern. Es ist nicht mehr weit. Wenn alle Soldaten von Krieg so geschickt sind wie sie, dann brauchen wir ja eigentlich nur den Schneisen im Unterholz folgen...“
Ein anderer Gardist unterdrückte mühsam sein Lachen. Krüger sah seinen behelmten Kopf hin und herwippen.
Nun, dachte er und richtete sich auf, die Gardisten brauchten wohl kaum stolz auf ihre eigene Fortbewegung zu sein. Unter dem Rauschen seines eigenen Blutes war es ihm während der Nacht wohl nicht aufgefallen, aber jetzt, wo er etwas ruhiger war, hörte er es nur zu deutlich: Die Gardisten zertraten Zweige und raschelten mit Blättern, dass man sie sicherlich auf viele dutzend Meter weit hörte und ihre Laute unverkennbar als die Geräusche einer marschierenden Truppe erkannte. Ihre Plattenpanzer und klobigen Hochenergiewaffen rieben und schlugen aneinander, verwandelten jeden Schritt in eine gut hörbare Ankündigung. Sie waren nicht geschaffen, um sich durch einen dichten Wald wie diesen heir zu bewegen, wo Unterholz und niedrige Gewächse Gruben im Boden verdekcten und dicke Baumstämme immer wieder die Sicht blockierten.
„Krüger...“, mahnte Gorekil.
„Jaaa...“, raunte Krüger und schloss zu dem Gardistenoberst auf. Beim Laufen scharrten Kettenschwert und Pistolenholster an seinem Bein, die Boltpistole lag schwer in der Rechten am herunterhängenden Arm. Er würde froh sein, wenn er die schwere Ausrüstung endlich würde ablegen können.
Der Gardist an der Spitze der Gruppe riss die Faust nach oben, gab damit das Signal zum Halten. Augenblicklich sanken die Männer auf die Knie, die Lasergewehre in Bereitschaft auf Brusthöhe angehoben und über die gesenkten Mündungen sichernd.
„Alarmstellung voraus.“, rauschte es in Krügers Helmfunkgerät. Der Empfang war schlechter geworden, seit der Schneefall eingesetzt hatte. Kommunikation war jetzt fast nur noch möglich, wenn eh Sichtverbindung bestand. „Zwo Mann. Haben uns noch nicht bemerkt, wie es aussieht.“
„Anblinken.“, befahl Gorekil. „Wecken sie sie mit einem Morgengebet an den Imperator.“
Der Mann an der Spitze der Kolonne nickte und nestelte mit den Händen an einer Tasche vor seiner Brustpanzerung, um die darin befindliche Taschenlampe freizulegen. Krüger verfolgte die im fahlen Morgenlicht gerade noch sichtbaren, langen und kurzen Lichtintervalle.
„Herr auf Terra“, entschlüsselte er und sprach es leise mit, „dein ist der Morgen und dein ist der Tag.“
„Hossa, die haben sich erschreckt.“, vermeldete der Gardist über Funk. Nur Augenblicke später blinkte zwischen den Sträuchern gute vierzig Meter vor Krügers Position die Antwort auf.
„Also los, meine Herren.“, erklärte Gorekil. „Wir liefern unseren guten Hauptmann ab, rauchen eine und machen uns dann wieder auf den Weg.“
Sie gingen weiter, auf den Alarmposten zu, bleiben dabei aber in Formation. Krüger selbst sah die Stellung nach einigen Schritten. Es war ein Schützenloch, in eine Erhebung gegraben und mit etwas Laubwerk abgetarnt. Der Lauf eines schweren Bolters ragte über den Rand der Deckung auf, seine Mündung ein gähnender Schlund, der sich dem Morgenlicht entgegen streckte. Die zwei Soldaten hoben die Köpfe und starrten ihn an, als sie seine feldgraue Uniform und wohl auch sein Gesicht unter dem Gardistenhelm erkannten. Es waren Männer seiner Kompanie.
Krüger hob grüßend den Arm und lächelte, auch wenn ihm nicht nach Lächeln zumute war. Der Anblick der Stellung ließ sein Vertrauen in die Möglichkeiten der Imperialen Armee sinken. Wollten sie damit die Eldar bekämpfen? Mit klobigen Waffen in schlecht getarnten und kaum Schutz bietenden Stellungen? Bildeten sie sich ein, damit über Antigravtechnologie, Aspektkrieger und Psikräfte triumphieren zu können?
Er wischte die unangemessenen, pessimistischen Gedanken beiseite, als er eine korpulente Gestalt im einfachen Uniformrock eines Soldaten des Todeskorps auf sich zukommen sah. „Potzblitz, es ist tatsächlich der Hauptmann!“, verkündete der Hauptgefreite Kruppke. Unter seiner runden Nase verzogen sich der Schnauzbart und die dunklen Lippen zu einem Lächeln. Die Gardisten vor und hinter ihnen waren stehen geblieben. Man sah ihre Gesichter nicht aber auch zwei Dutzend starrende Helmvisiere vermittelten sehr eindeutig überraschte Ungläubigkeit.
„Ich freue mich auch, sie zu sehen, Hauptgefreiter Kruppke.“, sagte Krüger. Für einen Moment lang wurde das Lächeln auf seinem Gesicht tatsächlich zum Spiegel seiner Seele.
„Oh, ähm...“, machte Kruppke, in einem Anfall von Verlegenheit, den Krüger so nun gar nicht von dem alten Soldaten gewohnt war. „Ich... bin nicht mehr Hauptgefreiter, Sir.“ Fast schuldbewusst streckte er die rechte Schulter vor und hob mit dem Zeigefinger die Schulterklappe noch an, um Krüger einen besseren Blick zu gewähren, fast so, als würde er seine gereinigte Ausrüstung bei einer Inspektion vorzeigen. Die Streifen eines Sergeants zierten den Stoff.
„Sergeant Kruppke...“, murmelte Krüger. Es klang ungewohnt, und er hätte nie damit gerechnet, diesen Rang und diesen Namen einmal kombiniert zu hören. Er war zu lange fort gewesen...

@ Archon:

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Ein klitzekleiner Hauch von Kritik: es gibt weitaus mehr Worte und Umschreibungen für die weibliche Brust [/b]

Nun, es gibt jede Menge, aber davon erschienen mir recht wenige passend für diese Art von Geschichte. Wenn du aber einen stilvollen Vorschlag hast, immer her damit. 😛 Abgesehen davon fällt in der Episode, auf die du dich beziehst, einmal das Wort "Brust" und einmal "Busen", das ist nicht unbedingt eintönig, oder? Naja, es liegt mir aber auch fern, hier Antiochias Vorbau zum Hauptgesprächsthema zu machen.

@Wolkenmann:

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Was ist eigentlich aus Krüger und seinem Einsatz geworden oder habe ich da was überlesen... 
Ich habe das Gefühl als hättest du - trotz der fesselnden Handlung - langsam ein wenig zu viele Handlungsfäden in der Hand. 
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Zugegebenermaßen leidet die Geschichte etwas unter den vielen handlungssträngen, die ein hohes Maß an Konzentration erfordern. Der große zeitliche Abstand zwischen den Episoden macht es weder mir noch den Lesern einfach, den Überblick zu behalten. Deshalb werde ich zwie Maßnahmen ergreifen:
1. Mehr schreiben. 😀
2. Einige Handlungsstränge zusammenführen, was eh geplant war und ja auch schon begonnen hat.

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Persönlich wieder wohlauf ?!
[/b]

Könnte besser sein, aber ich kümmer mich nicht mehr drum. 😉 Ich habe für mich persönlich aufgrund einiger Enttäuschungen entschieden, dass ich einige Prioritäten in meinem Leben anders setzen muss.
 
Kurze Änderung wegen der besseren Continuity, der neue Beitrag ist eins höher. Entschuldigt die Komplikation.

Kopfschüttelnd trat Ziemke aus dem Lazarettzelt hinaus ins Freie, wo der Morgen graute und Schneeflocken in einem steten Gestöber im leichten Wind wehten, nur um auf dem Boden im Morgentau zu schmelzen, unter dem Geräusch gedehnten Gummis die blutigen Einweghandschuhe von den Fingern ziehend und achtlos fortwerfend. Der Regimentsarzt starrte nachdenklich in die Ferne, seine Augen müde und eingefallen hinter den schmutzigen Gläsern seiner Brille, der weiße Stoff seiner Schürze bedeckt mit neuen, feucht glänzenden Blutflecken. Er bemerkte Haller nicht, als der junge Leutnant näher trat.
„Sie haben nichts für sie tun können...?“, fragte Haller vorsichtig. Der gedanke war wie ein weiterer Schlag auf sein ohnehin schon am Bode liegendes Vertrauen auf die Gnade des Imperators, die ihn und die Menschen um ihn herum aus dem Alptraum, zu dem dieser Krieg geworden war, erlösen sollte.
„Nein...“, sagte Ziemke leise und geistesabwesend, korrigierte sich aber sofort, als er Haller den Blick senken sah. „Ich meine, sie lebt, und es geht ihr besser, aber das hat nichts mit der medizinischen Behandlung zu tun. Ich habe so etwas noch nie gesehen...“
„Was meinen sie, Doktor?“, fragte Haller. „Sie haben sicher in ihrem leben mehr Schussverletzungen...“
„Sie müsste tot sein, Haller!“, unterbrach ihn Ziemke, seine Stimme leise, aber kaum noch kontrolliert. „Kein Mensch kann so etwas überleben. Ihre Leber, Teile des Darms und eine Niere sind völlig zerfetzt. Wir haben nichtmal das Projektil gefunden, das all das verursacht hat, aber sie ist augenscheinlich auf dem Weg der Besserung, so als habe sie lediglich eine größere Menge Blut verloren und ansonsten keine Verletzungen erlitten. Ich verstehe es nicht...“
„Vielleicht funktioniert ihr Körper anders, Doktor?“, gab Haller zu bedenken. „Vielleicht kann sie wie die Krieger des Adeptus Astartes Wunden überleben, die jeden anderen Menschen töten würden?“
Ziemke schüttelte den Kopf. „Nein, Haller, nein.“ Er legte müde seine hand auf Hallers Schulter, und der Leutnant bemerkte, dass seine Finger zitterten. „Glauben sie mir, körperlich ist sie in jeder Hinsicht ein ganz normaler Mensch. Ich... Ich weiß nicht, was sie noch am Leben hält.“
„Dann ist es ein Wunder!“, erklärte Haller und legte seine Hand auf Ziemkes. Die Nachricht, dass Calponia es schaffen würde, dass sie leben würde, war nichts anderes für ihn. Er verstand nicht, warum Ziemke so betroffen davon schien. War es denn nicht eine frohe Botschaft, dass eine verloren Geglaubte ins leben zurückkehrte. „Vielleicht ist es die Liebe des Imperators.“
„Ja, vielleicht.“, murmelte Ziemke und zog die Hand zurück. „Es... es tut mir leid, Leutnant. Ich habe noch zu tun. Andere arme Seelen brauchen noch meine Hilfe.“ Er drehte sich um und ging mit starren Beinen zurück zum Zelt.
Haller sah ihm lange nach, starrte selbst dann noch auf den Zelteingang, als der Arzt schon wieder im Inneren verschwunden war.
Er sah den Meldeläufer erst spät. Im grauen licht des Morgens blieb der Soldat fast unsichtbar. Seine Präsenz wurde Haller erst bewusst, als er praktisch direkt vor ihm stand. Es war einer von Kruppkes Männern.
„Sir.“, schnaufte der Mann. „Sir, sie sollten zurück zum Lagerplatz kommen. Wir haben Besuch.“
 
Haller lief zurück zum Lagerplatz der Kompanie, den vom Hinweg erschöpften Melder weit hinter sich lassend. Es waren gute drei Kilometer, zum größten Teil über unbefestigte Waldwege, das letzte Stück nur noch über die Trampelpfade, die die Stiefel der Soldaten dem Dickicht abgetrotzt hatten.
Er brauchte kaum länger als fünfzehn Minuten. Die Nachricht, die der Melder gebracht hatte, trug seine Füße und ließ seinen Atem leichter gehen. Wenn Gustav Haller in den letzten Tagen Zweifel am Segen des Imperators gehabt hatte, wenn er sich verloren und überfordert gefühlt hatte, so war dies jetzt vorbei. Wie ein Geschenk des Imperators war die Lösung seiner Probleme gekommen.
Hauptmann Krüger war zurück!
Die ersten Männer seiner Kompanie, die er sah, standen aufgeregt in einem Kreis beieinander, unterhielten sich und gestikulierten immer wieder in Richtung des Niemandslands. Zum ersten Mal seit Wochen sah Haller unbeschwert lachende Gesichter.
Einer der Soldaten trat aus dem Kreis heraus, Haller entgegen. Es war Sergeant Matthiesen, einer von Bahrenbergs Truppführern. Weiße Zähne blitzten im Dunkel abgetarnten Gesicht des Sergeants. Er trug die Uniformbluse offen über dem Oberkörper, und das schmutzigweiße Unterhemd darunter war sichtbar. Offenbar war er gerade auf dem Weg zum Waschen gewesen, als der Hauptmann eingetroffen war. „Herr Leutnant!“, rief er den heranlaufenden Haller an. „Der Hauptmann ist wieder da. Ein guter Morgen, nicht wahr?“
Haller nickte nur und rannte weiter. Er musste Zickzack laufen, um zwischen den im Lager stehenden Soldaten und den im Gelände verteilten Zelten hindurch zu kommen.
Krüger stand wie eine Erscheinung an einer der Feuerstellen. Er war in die normale, geschmückte Uniform gekleidet, die für Offiziere des Todeskorps üblich war, und trug einen nicht gerade dazu passenden, grünbraun gefleckten Dreischichthelm mit abklappbarem Nachtsichtaufsatz und ein ledernes Tragegeschirr mit zusätzlichen Stautaschen. Er wirkte kräftig, gesund, beruhigend – ganz wie früher. Trotz der offensichtlichen Begeisterung über seine Rückkehr hielten die ihn umgebenden Soldaten einen respektvollen Abstand zu ihm ein, sodass im Umkreis von etwa zehn Metern niemand stand.
Niemand, bis auf den Gardisten mit den Rangabzeichen eines Obersts. Haller erkannte Gorekil sofort. Man begegnete niemandem, der einem durch sein Eingreifen das Leben gerettet hatte, und erkannte ihn nicht wieder. Der Gardistenoberst trug die Plattenrüstung und die Tarnuniform seiner Truppengattung, komplettiert durch sperriges Marschgepäck auf seinem Rücken und ein Energieschwert in einer Scheide seitlich seiner Hüfte. Zwischen grimmig zusammengebissenen Zähnen ragte eine qualmende Zigarre hervor.
Haller trat langsam an die beiden Männer heran und schlug sacht die Hacken zusammen in Ermangelung der Möglichkeit eines richtigen Grußes. „Herr Oberst. Herr Hauptmann.“
Krüger und Gorekil wandten ihm den Blick zu. Gorekils Grinsen verbreiterte sich, und seine schwere, gepanzerte Hand landete auf Hallers Schulter. „Leutnant Haller!“, knurrte er durch die entblößten Zähne, um dann schließlich doch die Zigarre aus dem Mund zu nehmen. „Wie schön sie zu sehen. Ich habe ihnen etwas mitgebracht.“ Der Gardistenoberst wies lässig mit der qualmenden Zigarrenspitze auf Krüger. „War nicht einfach, ihren kostbaren Hauptmann in einem Stück herzubringen. Aber meine Jungs haben gut auf ihn aufgepasst.“
Wenige Meter hinter Gorekil standen seine Gardisten, mit ausdruckslosen Helmvisieren vor den Gesichtern und umgehängten Hochenergielasergewehren. Einige Helme neigten sich in stummem Gruß.
Hauptmann Krüger nickte Haller zu und hielt ihm die Hand hin. Haller schlug ein, drückte die Hand seines Vorgesetzten vielleicht etwas länger, als angemessen gewesen wäre, doch Krüger schien sich nicht daran zu stören. „Sie haben doch gut auf die Kompanie achtgegeben, oder, Leutnant?“, fragte er, seine Stimme belegt und leise. Man hörte, dass der Moment ihn bewegte.
„Ja, Sir.“, antwortete Haller leise und bestimmt. „Wir alle haben unsere Pflicht getan und dabei ihre Rückkehr herbeigesehnt.“
Gorekil schnalzte mit der Zunge. „Na, ich will das junge Glück nicht weiter stören.“, verkündete er und winkte seine Männer zum Aufbruch. Er schüttelte Krügers Hand zum Abschied und brummte verschwörerisch: „Hauptmann, sie mögen ein guter Offizier sein, und der junge Leutnant hier vergöttert sie geradezu, aber ein Kommandosoldat sind sie nicht. Ich hoffe ernsthaft, dass ich nicht noch einmal mit ihnen abspringen muss.“ Es klang hart, aber Gorekils Grinsen verriet, dass er es nicht ganz ernst meinte.
„Ich hoffe, das nie wieder mitmachen zu müssen, Sir.“, erwiderte Krüger steif. „Ich... wünsche ihnen viel Erfolg dort draußen, und den Schutz des Imperators.“
„Den wünsche ich ihnen, Krüger. Jetzt müssen sie wieder zeigen, was sie können.“ Gorekil drehte sich um und ging. „Behalten sie die Waffen und den Helm bis auf Weiteres, Hauptmann. Auf ein Wiedersehen.“ Der Gardistenoberst trat zwischen seine abmarschbereiten Männer. Gemeinsam verschwanden sie in Richtung des Niemandslandes.
„Nun?“, fragte Krüger und sah Haller prüfend an.
„Sir?“
„Welche Katastrophen haben sich in meiner Abwesenheit ereignet?“
 
Na, es war ja doch recht still geworden hier. Ich spinn dann mal wieter am Geflecht. Wird etwa doch alles gut werden?

„Wir... sollten uns vielleicht in eins der Zelte setzen, Sir.“, gab Haller zu bedenken und deutete mit seinem bionischen Zeigefinger auf sein eigenes Zelt, während er unsicher zum grauen Himmel aufblickte, der hier und dort zwischen den Ästen der Bäume sichtbar war. Die Schneeflocken fielen dichter. Er blinzelte, als eine in sein Auge fiel, und spürte weitere auf seinen Wangen schmelzen. „Das Wetter wird zusehends schlechter, und außerdem...“
Krügers Hand tastete nach dem Helm auf seinem Kopf. Der in grünem Tarnanstrich gehaltene, sperrige Dreischichthelm stach inmitten einer masse von grauuniformierten Todeskorpslern nur zu deutlich hervor. „Ja.“, sagte Krüger und lächelte. „Es wäre eine Schande, jetzt einem Scharfschützen zum Opfer zu fallen.“
Haller nickte und ging zum Zelt hinüber. Er schlug die Plane zurück und hielt den Eingang für Krüger offen, um ihm dann ins Innere zu folgen. Mit hochgeschlagner Plane hatten sie genug Licht, und der ausgebreitete Schlafsack bewahrte sie einigermaßen vor der Kälte des Bodens.
Krüger rückte etwas zur Seite, um auch Haller noch Platz auf dem Schlafsack zu lassen. Der Hauptmann hatte den Helm abgenommen und neben sich gelegt, und Haller tat es ihm gleich. Krüger wirkte erschöpft, mit dunklen Ringen unter den Augen und schweißverklebtem Haar, aber Haller wusste, dass er selbst unrasiert und ebenfalls übermüdet keinen besseren Anblick bieten musste.
„Ich höre, Haller...?“, meinte Krüger und stützte die Ellbogen auf die Knie.
„Ja, Sir. Ich... überlege, wo ich wohl anfangen sollte.“
„So schlimm, Haller?“
Haller nickte nur. „Es begann mit dem Angriff auf den Landsitz, Sir.“
„Ich erinnere mich, Leutnant. Ich hatte noch keine Gelegenheit, ihnen für meine Rettung zu danken.“ Krüger senkte den Blick. Seine Stimme wurde merklich leiser. „Es scheint, als hätte ich selbst die Kompanie in Schwierigkeiten gebracht. Viele der Männer hätten nicht sterben müssen, wenn ich nicht in Gefangenschaft geraten wäre.“
„Sir“, wandte Haller ein, „wir hätten das Lager der Orks vielleicht nicht aufgespürt, wenn wir nicht nach ihnen gesucht hätten. Wir hätten wohl kaum Luftunterstützung gehabt, wenn Fahrenhorst sie nicht ihretwegen angefordert hätte. Und Oberst Körtzsnik wäre entkommen, wenn sie ihn nicht getötet hätten.“
Der Hauptmann nickte. „Danke, Haller. Aber wir haben einen hohen Preis dafür bezahlt. Sagen sie mir, wie hoch er wirklich war.“
„Leutnant Fahrenhorst ist tot, Herr Hauptmann. Van Bent ist bei ihrer Rettung gefallen, ebenso wie Sergeant Andresen. Der Überfall auf den Landsitz hat uns viele andere Dienstgrade gekostet. Von den Sergeants, die unter ihnen dienten, leben nur noch Gutjohn, Haverkamp und Buchner. Wir haben nur noch zwei Züge, einmal meinen eigenen und den von Strauß.“
„Strauß?“, fragte Krüger murmelnd. „Unkraut vergeht nicht, oder, Haller?“
Haller musste lächeln, gegen seinen Willen. Krüger mochte Strauß genauso wenig wie Haller selbst ihn einst gemocht hatte. „Nein, Sir.“
„Ich nehme an, dass Strauß eines ihrer Probleme ist, oder?“, vermutete Krüger. „Er hat immer versucht, gegen sie zu intrigieren. Wenn er gegen die Vorschriften verstoßen, sie sabotiert oder gegen ihre Autorität rebelliert haben sollte, dann sagen sie es mir, Haller. Ich werde ihn mit Freuden aus dem Weg schaffen.“
Haller schüttelte den Kopf. „Sie wissen, Sir, dass ich das nicht tun würde. Ich habe selbst manches mal Dinge getan, die zumindest meine Degradierung rechtfertigen würden. Es wäre ungerecht, Strauß mit anderen Maßstäben zu messen.“
„Er verdient andere Maßstäbe, Haller. Er ist kein Mann wie sie.“
Haller holte tief Luft. Er hätte niemals gedacht, dass einmal der Moment kommen würde, in dem er Strauß vor Krüger in Schutz nehmen würde. „Leutnant Strauß und ich...“, sagte er langsam und mit gedämpfter Stimme, weil er nicht wollte, dass jemand von den Männern außerhalb des Zeltes es hörte, „wir sind zu einem Waffenstillstand gelangt. Er hat in den vergangenen Wochen Qualitäten gezeigt, die ich nicht von ihm erwartet hätte. Es wäre vermessen von mir, ihn einen Freund nennen zu wollen, oder auch nur einen Kameraden, aber ich habe gelernt, ihn zu respektieren.“
Krüger stand der Unglaube ins Gesicht gemeißelt. „Sie haben gelernt... ihn zu respektieren?“, wiederholte er mit großen Augen. „Beim Imperator, Haller, man könnte meinen, dass meine Abwesenheit nicht so schlecht war, wie sie es mich haben vermuten lassen.“
„So einfach ist es leider nicht. Strauß wurde schwer verwundet. Er liegt im Lazarett.“
„Wird er es überleben?“
„Unkraut vergeht nicht, wie sie schon sagten, Herr Hauptmann.“ Haller zuckte mit den Schultern. „Es wuchert nur. Der Ersatzmann für Strauß ist ein Leutnant Bahrenberg.“
„Bahrenberg aus dem Regimentsstab?“, fragte Krüger nach. „Ich kenne ihn flüchtig. Sein Vater lehrte Literatur und Philosophie an der Akademie, als ich noch ein Kadett war. Was ist mit ihm?“
„Nun, er möchte Strauß erschießen, sobald der Leutnant sein Krankenbett verlassen kann.“
„Würden wir das nicht alle gern?“, fragte Sergeant Kruppke und räusperte sich. Er war näherkommen – offenbar so leise, dass Haller und Krüger ihn nicht bemerkt hatten - und stand nun neben dem Zelteingang, zwei dampfende Becher in den Händen. „Kaffee, Herr Hauptmann, Herr Leutnant?“
Krüger gluckste leise in dem Versuch, sein lachen zu unterdrücken, während Haller laut wurde: „Verdammt, Kruppke, können sie sich nicht bemerkbar machen?“ Leiser, aber ebenso wütend fügte er hinzu: „Das war nun wirklich nicht für ihre Ohren bestimmt, und ganz sicher nicht für den Rest der Kompanie.“
Krügers Hand legte sich beruhigend auf Hallers Arm. „Lassen sie, Leutnant. Kruppke, den Kaffee, bitte.“
„Ja.“ Kruppke reichte ihnen die Becher ins Zelt. „Ja, Herr Hauptmann. Die Männer lassen ausrichten, dass sie froh sind, sie zu sehen, Herr Hauptmann. Gilt natürlich auch für mich, Sir.“
„Richten sie den Männern aus, dass ich auch froh bin, wieder bei meiner Kompanie zu sein.“ Krüger nippte an dem Kaffee. „Selbstgekocht, Kruppke?“
Der Sergeant nickte eifrig. „Ja, Sir!“
„Könnte Tote aufwecken, das Zeug.“, murmelte Krüger anerkennend. „Wenn sie so gütig wären, uns dann wieder allein zu lassen, Sergeant?“
Kruppke gehorchte aufs Wort. Er drehte sich mit einer von Enthusiasmus beflügeltem Leichtigkeit um , die Haller bei einem Mann seines Umfangs nie für möglich gehalten hätte, und spazierte geradezu in Richtung der Männer davon.
„Ach, Sergeant?“, hielt Krüger ihn zurück.
Kruppke blickte unsicher über die Schulter.
„Kein Wort über diese Sache, verstanden?“
„Nein, Sir.“ Kruppke grinste breit und nickte. „Kein Wort darüber.“
„Es war mutig, ihn zum Sergeant zu machen, Leutnant.“, stellte Krüger fest, als Kruppke außer Hörweite war. „Ich hätte Angst gehabt, dass er mir die Streifen vor die Füße wirft. Kruppke wollte nie...“
„Ich hatte keine Wahl, Sir. Er und Burgsmüller waren die Einzigen, die ich hatte.“, unterbrach ihn Haller.
„Ich weiß.“ Krüger trank einen weiteren Schluck Kaffee. „Wir waren bei Strauß und Bahrenberg stehen geblieben, als wir unterbrochen wurden... Warum will Bahrenberg unseren freund Strauß unbedingt töten?“
„Es geht um eine Frauengeschichte. Ein Duell zur Wiederherstellung der Ehre.“ Haller räusperte sich. „Irgendeine Angelegenheit unter adligen Söhnen auf der Akademie. Ich verstehe nichts davon, wie mir zwei Experten unabhängig voneinander bescheinigt haben.“
„Sie sollten sich nicht mehr darum sorgen, Leutnant.“, meinte Krüger. „Ich werde mich ab jetzt um diese Angelegenheit kümmern und sie bei Oberst Kaltenbrunn zur Sprache bringen, wenn ich mich zurückmelde. Es könnte gut sein, dass Sergeant Kruppke uns hier noch eine große Hilfe sein wird.“
„Was... meinen sie damit, Sir?“
Krüger seufzte. „Sie sollten froh sein, dass sie nie die Akademie hinter sich bringen mussten, Leutnant. Aber scheinbar hatten die endlosen Lektionen in Protokollfragen auch etwas Gutes. Lassen sie es mich so zusammenfassen: Offiziere von Adel sind durchaus berechtigt, Ehrenangelegenheiten in einer bewaffneten Auseinandersetzung beizulegen. Diese Ausnahme vom normalen Umgang gleichrangiger Offiziere untereinander findet aber ihre Grenzen, wenn die Untergebenen der Offiziere in das Duell miteinbezogen werden oder auch nur durch vorherige Kenntniserlangung von diesem Duell zugunsten einer der Parteien beeinflusst worden sein könnten. Sie können sicher sein, dass dieses Duell nun nicht mehr lange ein Geheimnis bleiben wird.“
Haller blieb einen Moment lang stumm. War das alles wirklich alles so einfach? Gab es auf alle seine Probleme die Antwort in irgendeiner Vorschrift, die er nur nicht kannte?
„Na, was ist denn, Leutnant?“, fragte Krüger. „Ich nehme ihnen ganz sicher nicht übel, dass diese Angelegenheit ihnen Kopfzerbrechen bereitet hat.“
„Da.. wäre noch eine Sache, Herr Hauptmann.“
„Die wäre?“
„Erinnern sie sich an Schwester Calponia?“
 
Ich bin wieder da und ich werd wieder meine Meinung äußern.

Ich find die Geschichte weiterhin extrem gut und spannend.

Das du nun endlich anfängst die Handlungsstränge wieder zusammen zu führen ist gut denn mit der Zeit hät man sonst den Überblick verloren. Deine Beschreibung der Seele von Calponia ist sehr gut. Jetzt weiß die Welt endlich was hinter den Festungsmauern der Schwesternschaft los ist.

Also schreib weiterhin so schnell so viele neue Teile und ich bin wieder ein Glücklicher Arbeiter der sich seine Zeit vertreiben kann.
 
Kaltenbrunn warf einen letzten, blinzelnden Blick hinaus, bevor er die morsche Holztür schloss. Der Schnee stand an der Schwelle bereits einige Zentimeter hoch, und aus dem mit grauen Wolken verhangenen Himmel fielen weitere Flocken in dichtem Gestöber herab.
Der plötzliche Schlechtwettereinbruch war kaum überraschend, die Meteorologen des Departmento Munitiorum rechneten schon seit einigen Tagen mit den ersten Schneefällen. Für den oberst war es eine weitere Widrigkeit, die er hinzunehmen und zu meistern hatte, eine Widrigkeit nicht viel anders als seine Kopfschmerzen, die ihm seit Stunden zu schaffen machten.
Oder das Auftauchen des Inquisitors.
Er hatte die halbe Nacht lang mit Inquisitor Franciscus geredet, hatte ihm einen Überblick über die strategische Lage, über die Besonderheiten Orellions und über die Eigenschaften seines Regiments gegeben. Franciscus war ein interessierter Zuhörer gewesen, mehr Informationen in sich aufnehmend als von sich gebend, und mit jeder weiteren Minute ihrer Gesprächs war in Kaltenbrunn der Verdacht weiter gewachsen, dass der Inquisitor, dieser unnahbar und selbstsicher wirkende Mann, ihn nur testen wollte, dass er weit besser über die Lage Bescheid wusste als Kaltenbrunn selbst. Seine Fragen waren knapp und prägnant gewesen, auf einfache, klare Antworten abzielend, die wenig Raum ließen für Umschreibungen oder Beschönigungen. Dem Oberst war es wie ein Test vorgekommen, der seine Qualifikation und seine Leistungen als militärischer Führer auswerten sollte.
„Herr Oberst, eine Tasse Kaffee?“, fragte Werner. Kaltenbrunns Adjutant war aus der Tür seines Büros in den engen Flur getreten, kaum dass er das Knarren der Eingangstür vernommen hatte. Die Rötung seiner Augen verriet den Schlaf, den er sich in der Abwesenheit seines Vorgesetzten gegönnt hatte, doch seine Uniform lag wie frisch gebügelt an seinem Körper.
„Nein, danke, Werner.“, antwortete Kaltenbrunn. Er schlüpfte aus seinem von geschmolzenem Schnee durchnässten Mantel. Werner trat hinzu, um ihm herauszuhelfen und das Kleidungsstück zum trocken an einem Ständer aufzuhängen.
„Gibt es etwas neues, Werner?“, fragte der Oberst.
„Die Akten über die Nachschublieferungen der letzten drei Wochen liegen auf ihrem Schreibtisch, Sir. Sie müssten noch einige Anforderungen für Promethium und Verpflegung unterschreiben. Hauptmann Becksteins Bericht liegt ebenfalls dort. Ich habe ihre private Post hier...“
Kaltenbrunn schnitt seinem Adjutanten mit einer Handbewegung das Wort ab. „Ich meinte etwas neues, das über den Papierkrieg hinausgeht, Werner. Um die Formalitäten kümmere ich mich später.“ Es klang schärfer, als er es beabsichtigt hatte. Er schob es auf seine Müdigkeit nach einer Nacht ohne Schlaf und den ziehenden Schmerz in seinen Schläfen.
Werner schwieg einen Moment betreten. „Der Funkkontakt zu den vorderen Verbänden ist abgerissen.“, sagte er schließlich kleinlaut.
„Was?!“ Kaltenbrunn riss den Mantel wieder vom Ständer. Die Fäuste in den Stoff grabend stand er da, während die Gedanken in seinem Kopf rasten. Ohne Funkverbindung konnte er die Truppen an der Front nicht führen, und ohne Führung konnte die Frontlinie in kürzester Zeit zusammenbrechen, wenn die Eldar im Schutz der Schneefälle angriffen und ihre überlegenen Technologien ausnutzten, um die imperialen Stellungen zu umgehen und die Verteidiger einzukesseln. Er überlegte, Werner nach einem Sentinel rufen und sich selbst an die Front bringen zu lassen, aber das würde andere Probleme mit sich bringen: Er war genauso darauf angewiesen, hier die Verbindung zum Oberkommando zu halten und das Vorgehen seines Regiments mit dem anderer Verbände zu koordinieren, ganz zu schwiegen von der Tatsache, dass Inquisitor Franciscus ihm deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass er sich zur Verfügung halten sollte.
„Sir...“, sagte Werner, „Sir, Leutnant Hofen hat mir versichert, dass die unterbrochene Verbindung allein mit dem Wetter zusammenhängt. Seine Männer sind damit beschäftigt, eine feste Kabelverbindung hinab zu unseren Truppen zu verlegen.“ Er nahm Kaltenbrunn den Mantel wieder aus der Hand, besorgt den nun zerknitterten Stoff begutachtend.
„Informieren sie mich, wenn wir wieder eine Verbindung haben, Werner.“, schnarrte Kaltenbrunn. „Ich bin in meinem Büro und für niemandem außer dem Inquisitor zu sprechen.“
Werner salutierte, den triefenden Mantel über den linken Arm gelegt. „Jawohl, Herr Oberst.“
Kaltenrbunn trat in sein Büro und schlug die Tür mit einem Knall hinter sich zu. Er atmete tief durch, öffnete den obersten Knopf seiner Uniformbluse und löste die Verschlüsse seiner Manschetten, bevor er um den kleinen Schreibtisch herumtrat und in seinem Arbeitssessel Platz nahm.
Der Raum war schmucklos, eine winzige Kammer in einem gedrungenen Nebengebäude des Klosters, finster bis auf das Licht der brennenden Schreibtischlampe und den blassen Schimmer, der durch das schlitzartige, über Kopfhöhe in die Wand eingelassene Fenster fiel. Er mochte einstmals die Zelle eines Mönchs gewesen sein, aber nun war er Kaltenbrunns persönliches Büro, ein Rückzugsort und Arbeitsplatz nahe des schwirrenden Bienenstocks des Oberkommandos. Werner hatte einige weniger arbeitssame Minuten damit verbracht, über dem nackten Putz der Wände eine aus weniger wertvollem Stoff gearbeitete Kopie der Regimentsstandarte und einige Fotos, die Kaltenbrunn an verschiedenen Stationen seiner Karriere zeigten, anzubringen, bevor er die Dekoration des Raumes damit abgeschlossen hatte, jede Ecke mit Aktenschränken und darin gestapelten Ordnern zuzustellen. Drei dieser Ordner, die Einbände vergilbt und abgenutzt, lagen auf der Arbeitsfläche des Schreibtischs. „Anforderungen Regimentsfuhrpark“, las sich die Beschriftung des Ersten.
Kaltenbrunn schob die Ordner beiseite und legte die Füße auf die Schreibtischplatte. Sein Sessel bot ihm ausreichende Bewegungsfreiheit, um sich zurücklehnen zu können. Er wandte den Blick zur Decke, die geschwärzt vom Ruß einer Öllampe war, die früher hier gebrannt haben mochte.
Inquisitor Franciscus hatte von Geheimnissen der Vergangenheit gesprochen, die er aufzudecken trachtete. Kaltenbrunn wusste nicht, was der Inquisitor genau damit gemeint hatte, aber je länger er sich auf diesem Planeten aufhielt, desto mehr spürte er, dass etwas nicht ganz in Ordnung war. Es hing nicht mit dem Krieg gegen die Eldar zusammen. Der Oberst hatte in seinem Leben schon zwei Mal gegen die Eldar gekämpft. Sie waren schreckliche Gegner, verschlagen und ausgesprochen trickreich in ihrer Art der Kriegsführung. Ihre Führer verfolgten Strategien, die denen der besten imperialen Kommandanten ebenbürtig waren, und ihre Krieger kämpften mit einem Geschick, das Kaltenbrunn selbst bei Veteranen der Imperialen Armee nur selten gesehen hatte. Aber sie waren dennoch ein feind, dem man beikommen konnte und der mit rationalen Maßstäben zu erfassen war, auch wenn sich ihre Logik oft von der der Menschen unterschied. Doch hier auf Orellion war alles anders: Etwas auf diesem Planeten schien gegen die Menschen zu arbeiten, und dieses etwas hatte nach Kaltenbrunns Meinung nichts mit den Eldar zu tun.
Der Ausfall der Funkverbindung war nur das letzte Ereignis in einer langen Kette: Artilleriekoordinaten wurden falsch übermittelt, obwohl sowohl Sender als auch Empfänger richtige Angaben gemacht hatten, Panzermotoren versagten mitten in der Fahrt den Dienst, frisch aufgeladene Lasergewehrenergiezellen entluden ihre gesamte Spannung in einem einzigen Schuss, Vorräte verdarben in Konserven. Kaltenbrunn war zu lange Soldat, um nicht zu wissen, dass das alles möglich war und im Feld passieren konnte. Er war aber auch lange gen Soldat, um zu wissen, dass das Unglück nicht in einer solchen Häufung zuschlug. Nicht von allein.
Er seufzte. Durch die Funkstörung taub für die Nöte der Männer an der Front war alles, was er im Moment tun konnte, zu warten und darauf zu hoffen, dass seine Kompanieführer ihr Handwerk gut genug verstanden, um ohne die führende Hand aus der Etappe auszukommen.
 
Antiochia sah auf, als die einfache Tür der Gebetskammer sich öffnete und ein hagerer, bleicher Mann mit den scharfen Gesichtszügen eines Asketen eintrat. Sie hatte die letzte Stunde im Gebet kniend vor einem Heiligenbild Sebastian Thors verbracht, hatte auf diesen Mann gewartet, der nun in einen zerschlissenen Mantel gehüllt vor ihr stand, den breitkrempigen Hut tief ins Gesicht gezogen und das Abzeichen seines Amtes wie zum Schutz an einer Kette vor der fleckigen Brust seines Hemds baumelnd.
„Ja, Prioris, ich bin Lord Inquisitor Augusto Carmine.“, nahm er ihre Frage vorweg.
Ein Psioniker, dachte Antiochia. Es war nicht so, dass sie Psioniker grundsätzlich verabscheute. Es war nur unpassend, einen Hexer zu schicken, um Hexen zu jagen. Nach allem, was man Prioris Antiochia gelehrt hatte, sollte man Psionikern nur soweit über den Weg trauen, wie man sie überwachen konnte, und ihnen ganz sicher keine Ämter von solcher Wichtigkeit und Eigenständigkeit übertragen. Die Erscheinung des Lord Inquisitors war eine Bestätigung dieser Lehren: Nur ein Mann, der selbst nicht weit von der Ketzerei entfernt war, konnte es wagen, die Würde seines Amtes durch ein solches ungepflegtes Äußeres zu besudeln. Sie bedauerte, dass der Lord Inquisitor nicht mehr seinem Kollegen Franciscus ähnelte.
„Ihr mögt eure Verachtung pflegen, Prioris.“, murmelte Carmine, und Antiochia begriff erst jetzt, dass er ihre Gedanken ohne Mühe und ohne dass sie es bemerkt hatte lesen konnte, was vorher ihres Wissens nach noch keinem Psioniker gelungen war. „Ich verlange keinen Respekt, nur Gehorsam.“
„Vergebt mir, mein Lord Inquisitor.“, bat Antiochia und senkte den Blick. Ihre Gedanken waren eine Sache, dass sie sie praktisch ausgesprochen hatte, eine ganz andere.
„Ihr werdet mit mir auskommen müssen, Prioris.“, stellte Carmine fest, über ihre Entschuldigung hinweggehend. „Es gibt Dinge auf diesem Planeten, die ich bereinigt wissen will, im Interesse des Imperators und des Heils unserer aller Seelen.“
„Mylord?“
„Man berichtete mir, das ihr bereits in Kämpfe verwickelt worden seid, Prioris. Sicher habt auch ihr die Präsenz des Bösen auf diesem Planeten gespürt. Sicher hat euch auch euer Glaube die Verdorbenheit spüren lassen, die von dieser Welt Besitz ergriffen hat.“
„Mylord, ich habe gelernt, die Verdorbenheit des Xenos zu erdulden, um ihn vom Grund des Imperators tilgen zu können. Die Präsenz der Feinde der Menschheit ist Teil meines täglichen Handwerks.“
„Ich rede nicht von den Eldar, Prioris.“, brummte Carmine. Der Inquisitor machte einige schnele Schritte durch den Raum, bis er hinter Antiochia stand. Seine Hände lagen plötzlich auf ihren Wangen, schrecklich kalte Finger drückten gegen ihr Kinn und ihre Schläfen. „Ihr wisst so gut wie ich, dass ich nicht von ihnen spreche.“
Antiochia stöhnte, als sie fühlte, wie er tief in ihre Gedanken drang, seine psionischen Kräfte wie ein Messer in einer Wunde einsetzend. Ihre Nackenmuskeln verkrampften, zwangen ihren Kopf zu einem unkontrollierten Schütteln.
„Gebt mir das, was ich wissen will, dann wird es nicht unnötig schmerzhaft für euch sein. Ich weiß, dass ihr ein Geheimnis habt, Prioris. Ihr habt versucht, nicht daran zu denken, seit ihr bemerkt habt, welcher Art meine Kräfte sind.“ Er hielt kurz inne, als lausche er. Der Druck seiner Finger auf ihre Schläfen verstärkte sich. „Was ist mit eurer jungen Schwester?“
Antiochia krächzte. Ein warmer Blutstropfen rann aus ihrer Nase auf ihre Oberlippe. „Cal... Calponia...“
„Pssst...“, machte Carmine und beugte sich über sie, sodass sie in seine dunklen Augen sehen konnte, über denen sich die Krempe seines Huts wie ein finsterer Heiligenschein spannte. „Sprecht nicht. Denkt es nur.“
Calponia war besessen, gestand Antiochia sich selbst ein. Es war ein Gedanke, den sie in den letzten Wochen immer wieder zurückgewiesen hatte, den sie sich stets zu akzeptieren geweigert hatte. Sie war verloren, verdammt, aus der Gnade des Imperators in die Finsternis gefallen. Antiochia hatte keine Vorstellung, wie es hatte geschehen können, wie sie in ihrer Wacht hatte versagen und Calponia in den Abgrund hatte stürzen lassen können, aber das änderte nichts daran, dass es geschehen war.
Carmine bohrte tiefer. Wie einen Keil trieb er seine Kräfte in Antiochias Erinnerungen. Bilder Calponias in der Ausbildung erschienen vor Antiochias Augen, verschwammen, wurden zu Bildern ihrer eigenen Ausbildung. Die Kämpfe auf Festinion. Durchwachte Nächte auf der „Hammer der Gerechtigkeit“. Der Hinterhalt der Ketzer in den Wäldern.
„Ah.“, sagte Carmine. „Der Moment eures Scheiterns.“
Antiochias Augen füllten sich mit heißen Tränen.
 
Oh mann ein wirklich fantastischer Teil... wie sich alte und neue Ereignisse ineinander einfügen ist echt genial.

Ich freue mich auf mehr und hoffe dass die Geschichte noch lange weitergeht, ich kanns kaum erwarten.

Als ich die Gaunts Ghost Romane gelesen habe (die deutschen) war die Vorfreude und Spannung auf den weiteren Verlauf keineswegs größer als es bei deiner Geschichte ist. Hut ab...


mfg Novius
 
Der glasige Blick von Calponias halbgeöffneten Augen war Haller unheimlich. Ihre Pupillen zuckten hin und her, so als würden sie Bewegungen im Halbdunkel des Zeltes erfolgen, während ihre Lippen bebten und zuckten, als sprächen sie ein lautloses Gebet. Die Sanitäter hatten sie in ihrer Rüstung aufs Bett gelegt, wohl weil sie nicht wussten, wie sie die schweren Panzerstücke von Armen und Beinen entfernen sollten. Ihr nackter bauch unter der aufgebrochenen Brustplatte war bandagiert. Schläuche, durch die durchsichtige Flüssigkeiten rannen, liefen zwischen den Verbänden hindurch zu einem Ständer mit mehreren Infusionsbehältern neben dem Bett.
Krüger räusperte sich. Man sah dem Hauptmann seine Unsicherheit an, wie er dort händeringend neben Haller stand, mit den Fingern den Stoff des Uniformrocks glattstreichend. „Sind sie sicher, dass sie uns nicht bemerkt, Doktor?“
Ziemke, der ihnen gegenüberstand, wie stets in der blutbesudelten Arbeitskleidung des Militärchirurgen, zuckte die Achseln. „Sicher, Hauptmann?“, meinte er. „Für sicher halte ich gar nichts mehr, was diese Frau betrifft.“
„Was meinen sie?“, fragte Haller.
„Sie macht erstaunliche Heilungsfortschritte. Die Wundheilung hat bereits eingesetzt, und ihre Vitalwerte so stabil, dass sie wahrscheinlich meine eigenen übertrifft. Sie schüttelt den Bauchschuss ab wie eine Fleischwunde.“
„Erstaunlich.“, bemerkte Krüger seltsam tonlos.
Ziemke nickte. „Wir halten sie im Moment unter Schmerzmitteln. Sie dürfte nichts mitbekommen, aber...“ Er ließ den Satz bedeutungsschwanger verhallen. „Nunja, jedenfalls ist sie in gutem Zustand. Sie können beruhigt sein, Leutnant. Auch wenn es besser wäre, sie hinauf zum Kloster zu verlegen. Dort könnte besser für sie gesorgt werden. Wie sie wissen, sind unsere Möglichkeiten hier begrenzt.“
„Das ist im Moment leider nicht möglich, Doktor.“, entgegnete Haller. „Die Verbindung ist abgerissen. Das Wetter.“
Ziemke nickte wieder und warf einen Blick auf den elektrischen Heizofen, der in der Ecke des Zelts vor sich hin brummte. Seine Leute hatten mehrere dieser Geräte aufgestellt, um gegen die Kälte anzukommen, die von draußen hereinkroch wie stetig steigendes Hochwasser, doch der Erfolg war ausgesprochen mäßig. Haller hatte sich mehrmals dabei ertappt, dass er die Finger seiner verbliebenen Hand in der Hosentasche vergraben wollte.
„Ich werde einen Transport von Schwester Calponia veranlassen.“, sagte Krüger unvermittelt. „Ich muss mich sowieso beim Regimentskommando zurückmelden, da kann ich gleich einen Transporter organisieren.“
„Das... wäre gut, Hauptmann.“, sagte Ziemke, augenscheinlich verblüfft.
„Gut.“, meinte Krüger. „Wie geht es Leutnant Strauß, Doktor?“
„Ich bringe sie zu ihm, Hauptmann. Leutnant Haller, begleiten sie uns?“, fragte Ziemke.
„Ich... komme gleich nach.“, murmelte Haller. Er hatte seit einigen Augenblicken ein unheimliches Gefühl, ganz so, als stimmte etwas in dem Raum nicht ganz. Calponais Pupillen hatten aufgehört, sich zu bewegen, auch wenn ihre Lippen weiterhin lautlose Worte formten und ihre Lider zuckten.
Sie sah ihn an. Er machte einen Schritt zur Seite. Ihr Blick folgte ihm. Er schlug die Augen nieder, konnte es nicht ertragen, dieses Starren zu erwidern. Etwas war in ihren Augen, tief und unergründlich...
Er drehte sich um und ging Krüger und Ziemke nach, musste sich beherrschen, um nicht in einen schnelleren Schritt zu verfallen. Er spürte ihren Blick noch immer, und erst als er eine Zeltplane zwischen sich und ihren starrenden Augen wusste, wurde es besser.
Ziemke und Krüger standen an Strauß Bett. Man sah dem jungen Leutnant an, dass er erstaunt über den unerwarteten Besuch war, und man sah in Krügers Miene, dass er ganz und gar nicht erfreut darüber war, seinen jungen Untergebenen wiederzusehen. Nichtsdestotrotz hielt er Strauß gerade die Hand zum Gruß hin, als Haller hinzutrat.
„Oh, Haller, sie auch noch.“, bemerkte Strauß bissig und schüttelte geistesabwesend Krügers Hand. „Überbringen sie mir meine Entlassungspapiere?“
Krüger schüttelte den Kopf. „Man könnte meinen, ihre Verwundung wäre nicht so schlimm, Leutnant. Doktor, wann können sie ihn wieder dienstfähig schreiben?“
„Nun, in etwa zwei bis drei Wochen könnte der Leutnant sicher wieder eingeschränkt Dienst...“
„Viel zu lange.“, stellte Krüger fest. „Ihre Männer vermissen sie schon.“
„Wer’s glaubt...“, murrte Strauß.
„Ihr Ersatzmann ebenfalls. Er würde sie gern besuchen, sobald seine Pflichten es zulassen.“
Man konnte zusehen, wie die Farbe aus Strauß Gesicht wich. Er sagte keinen Ton, wie Haller nicht ganz ohne Anerkennung bemerkte, aber sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Die Andeutung hatte Strauß in nacktes Entsetzen versetzt.
„Nun, ich wünsche ihnen gute Genesung und hoffe, sie bald im aktiven Dienst zurückerwarten zu dürfen, Leutnant. Die Pflicht ruft leider.“ Krüger salutierte Ziemke und wandte sich um. „Kommen sie, Leutnant Haller?“
Haller folgte dem Hauptmann nach draußen, wo Krüger in aller Seelenruhe die Waffe in seinem Holster überprüfte um dann, die Hand als Sichtschutz an die Stirn gelegt, hinauf zum Kloster zu blicken, dessen Mauern sich als dunkle Schemen im dichten Schneegestöber abzeichneten.
„War das nötig, Hauptmann?“; fragte Haller leise.
„Ein Dämpfer wird Strauß gut tun. Passen sie nur auf, dass Bahrenberg ihn nicht wirklich besuchen kommt, während ich oben beim Regimentskommando bin und diese Angelegenheit regele.“


@Archon:

Ein baldies Ende möchtest du? Eher im Sinne eines Exterminatus oder einer vernichtenden Großoffensive? 😛 Naja, ich kann keine genauen Angaben machen, wie lang diese geschichte noch werden wird, auch wenn die Storyline steht (was ein großer Unterschied zu den bisherigen Krüger-Geschichten ist). Ich habe in der Tat auch schon eine Idee für "danach", bin aber nicht sicher, ob ich zuerst diese oder etwas neues umsetzen soll. Naja, bis dahin ist ja noch Zeit.
 
Na da hat es sich doch gelohnt zu später Stunde nochmal ins Forum zu gucken.
Derzeit ist deine Geschichte die einzige, die ich richtig verfolge und wo ich neue Episoden mit Spannung erwarte *schleim* 😀

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Ein baldies Ende möchtest du? Eher im Sinne eines Exterminatus oder einer vernichtenden Großoffensive?[/b]

Weder noch und wenn dann lieber die Großoffensive (übrigens schon meinen Battlereport IW vs SM gelesen?) ein Exi ist doch irgendwie so endgültig und noch dazu langweilig. Ein Ende wünsch ich mir, weil ich diese Episode eben gern abgeschlossen hätte - ist bisher die längste, nicht wahr? Dann muss ich nicht immer gucken obs was Neues gibt ... 😉 und natürlich weil ich wissen will wie es ausgeht.

Hmmm... vermute mal das der Eldar-Runenpropheten-Geist der tendenziös slaaneshartigen Wesenheit eventuell etwas entgegenzusetzen hätte ....

ach ja

"...ihr Kleid hob und senkte sich in Rythmus ihres heftigen Atems und betonte dabei ihre herausragendsten Merkmale..." 😉

Gute Nacht!