40k Das Wort des Propheten!

Ack. Ok, sehr cooler teil. Und sprachlich auch nicht jenseits dessen, was ich als moralische grenze betrachten würde. sehr gelungen gelöst und so.

ich bin mal gespannt, wie es mit calponia weitergeht.

na los, schnell weiter! 😉

aus dem grund würde ich geschichten nur ganz veröffentlichen, es gibt viel weniger lob bzw. kritik und anfeuerung, aber dafür auch kein "weiterschreiben, aber zackig!" genölr 😀
 
Ein krankes Kind. Die Frau zuhause auf Jucha. Ein gestohlener Geldbeutel. Ein stilles Gebet. Das blonde Haar einer vorbeigehenden Pilgerin. Ein neuer Mantel. Zerschlissene Stiefel. Ein undichtes Zelt. Eine gewonnene Wette.
Die Gedanken der Pilger, die im verschneiten Halbdunkel des Morgens vor und hinter Sylvana in der Schlange der Essensausgabe standen, waren simpel und unbedeutend. Zweimal jeden Tag kam sie hierher, am frühen Morgen und am späten Abend, stellte sich mit ihrem Blechnapf in die lange Reihe der Wartenden, las ihre Gedanken, suchte nach der Häresie, von der Augusto Carmine gesprochen hatte, als er sie vorausgeschickt hatte nach Orellion. Gefunden hatte sie bisher nichts außer kleinen Geheimnissen, alltäglichen Sünden und Trivialitäten.
Ein Gürtel aus echtem Leder. Die muskulösen Arme eines unbekannten Soldaten. Wäsche, die auf einer Leine trocknete. Ratten aus einem Loch unterhalb des Aborts. Die Fürbitte für den verstorbenen Onkel. Ein schmerzender Zahn.
Es war so unendlich ermüdend, in all diese Köpfe zu blicken, wieder und wieder festzustellen, dass sie nichts enthielten, was Anlasszum Handeln gegeben hätte. Nur ein Telepath konnte wahrhaft verstehen, wie unglaublich inhaltslos das Leben vieler Menschen war.
Sie kam an die Reihe. Ein Schlag trüben, schleimigen Getreidebreis klatschte in ihren Napf. Die Masse enthielt einige grüne Hülsenfrüchte, kleingeschnittene Karotten und undefinierbare schwarze Körner. Es war die Art Nahrung, die Sylvana schon seit Wochen hinunterwürgte, stets darauf bedacht, so unauffällig wie möglich zu bleiben.
Sie murmelte ihren Dank in Richtung des Mönchs am Kessel. Der Mann blickte an ihr vorbei ins Leere, schien in die Ferne zu starren, während seine Hand mechanisch schon dem nächsten Pilger seine Portion auf den mitgebrachten Teller schüttelte. Mehr aus Routine denn aus tatsächlichem Interesse las sie seine Gedanken.
Nichts. Der Mönch dachte an gar nichts. Sein Verstand war eine neblige Wand aus Glückseligkeit, der Erinnerung an Wärme und Licht.
Sylvana ging ein paar Schritte fort, zu einer der langen Bänke und setzte sich, um kein Aufsehen zu erregen, beobachtete aber aus dem Augenwinkel weiter das Geschehen an der Essensausgabe, während sie ihrer Maskerade halber einen Löffel mit Brei zum Mund führte und auf dem unappetitlichen Gemisch herumkaute.
Sie war abgemagert in diesen Wochen des Pilgerlebens, und sie verfluchte sich selbst für die Entscheidung, ihren Schädel zu rasieren. Die nachwachsenden Stoppeln juckten und waren eine unwillkommene Ablenkung, und ihr Selbstwertgefühl litt unter dem ausgezehrten, kahlen Spiegelbild, dass ihr beim morgendlichen Waschen aus der Wasserschüssel entgegenstarrte. Sylvana Charybdis war eine eitle Frau, auf ihr Aussehen und ihre Schönheit bedacht, auch wenn dies keine Tugend einer angehenden Inquisitorin war. Sie fühlte sich nicht wohl in grobem Leinen und kratziger Schafswolle.
Die Schlange der Pilger bewegte sich in nicht abnehmendem Strom an dem Mönch und seinem Kessel vorbei. Die frierenden, hungrigen Menschen warteten jeden Tag manchmal stundenlang auf ihre Mahlzeiten aus der großen Armenküche des Klosters, und Händler, die zwischen den Zelten herumgingen, machten ein kleines Vermögen mit Nahrungsmitteln zweifelhafter Herkunft, für die sie den Pilgern ihre oftmals letzten Besitztümer abpressten.
Sylvana ging der leere Verstand des Mönchs nicht aus dem Kopf. Sie musste dem Rätsel nachgehen, jetzt gleich. Sie versuchte es zunächst, indem sie ernut nach dem Geist des Mönchs herausgriff, doch der geistliche war zu weit entfernt, und zu viele Pilger standen in seiner Nähe, als dass sie ihn klar hätte belauschen können. Sie musste direkter vorgehen...
Der verbleiben Inhalt ihres Napfs landete in der Schale des alten, zerlumpten Manes neben ihr, und ohne seinen Dank abzuwarten stand sie auf und reihte sich wieder am Ende der Schlange ein.
Es dauerte ewig, wie sie befürchtet hatte, und die blasse Helligkeit des Tages war bereits gekommen, als sie endlich wieder an der Ausgabe stand. Sie hielt ihren Napf eng bei sich, sodass der Mönch nicht einfach seine Kelle darin entleeren konnte, und klagte in ihrer bittersten Elendsstimme: „Bitte, Vater, ich bin noch immer hungrig. Einen Nachschlag, bitte, Vater, bitte!“
Der Mönch reagierte zunächst nicht, starrte immer noch an ihr vorbei, doch der Tumult, den ihr Flehen in der Schlange hinter ihr auslöste, brachte ihn in die Realität zurück. Geistesabwesend oder nicht, er wäre ein Narr gewesen, hätte er es geschafft, zwei Dutzend zorniger Menschen zu ignorieren, die Dinge wie „Die Dirne hatte schon ihre Portion!“ und „Nichts mehr für das Balg!“ riefen und deren Stimmen und Gedanken dabei verrieten, dass sie jeden Moment zu Gewalttätigkeiten bereit waren.
„Ich... kann dir nichts geben.“, erklärte er und sah Sylvana dabei zum ersten Mal an. Seine Gedanken blieben unklar, aber sie erkannte zumindest eine gewisse Richtung darin. Der geistliche dachte an einen ‚Lichtbringer’, an die ‚Erlösung von den Fesseln des Fleisches’. Und er dachte an sie. Nicht wie andere geistliche es über Jahre hinweg immer wieder getan hatten, voller heimlicher Lüsternheit. Der Mönch taxierte sie, und auch wenn Sylvana sein Urteil nicht erfassen konnte, so schien irgendetwas an ihr sein Interesse geweckt zu haben.
„Bitte, Vater, bitte, nur ein wenig...“
„Geht es bald weiter?“, wollte eine schrille Frauenstimme wissen.
Der Mönch beugte sich über seinen Kessel vor. Er sprach jetzt deutlich leiser, sodass nur Sylvana ihn hörte: „Heute Abend feiern wir im Kloster die Messe. Wir wollen, dass auch einige der Gläubigen daran teilnehmen. Finde dich an der Kapelle ein. Nach der Messe wird es ein Nachtmahl geben.“
Sylvana nickte ihm zu, dann wurde sie von dem Mann hinter ihr einfach beiseite gedrängt. Sie nahm es hin. Sie hatte jetzt eine Spur.


@psychris:

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aus dem grund würde ich geschichten nur ganz veröffentlichen, es gibt viel weniger lob bzw. kritik und anfeuerung, aber dafür auch kein "weiterschreiben, aber zackig!" genölr [/b]

Naja, ich mag auch dieses Genöle. Lob, Anregungen oder Kritik sind mir lieber, aber die Forderung anch mehr ist ein steter Anspon und ein echter Treuebeweis. Und stell dir nur vor, ich müsste eine solce Geschichte in langen agen und Nächten ganz ohne Feedback verfassen... Das wär eine anstengende Arbeit, die den Kern des Scheiterns in sich trüge.

@Hanniball:

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was soll das heissen
waidwundes Tier ich glaube das sollte verwundenes tier lauten
wenn nicht übersetzung ins Hochdeutsch bitte
[/b]

Richtig erfasst. Mit "waidwund" bezeichnet man meines Wissens ein Tier, das bei der Jagd verletzt worden ist.

@Archon:

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@Episode: kann ich bitte die 18er per PN bekommen?! 
[/b]

Leider ist sie (noch?) nicht verschriftlicht. Bist du überhaupt schon 3x6, du Schlingel? 😛
 
<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Leider ist sie (noch?) nicht verschriftlicht. Bist du überhaupt schon 3x6, du Schlingel? [/b]

:lol: meint wer? lt. Profil kannst du froh sein, überhaupt sowas schreiben zu dürfen. Frechheit! Na erstaunlicher Weise kannst du einigermaßen nette Storys schreiben 😉 Sieht man bei Leuten die gerade dem Teeniealter entwachsen sind, eher selten 😛
 
Kroll war als Erster aus der Chimäre, mit seinem Sturmbolter, den er an einem ledernen Trageriemen um den Oberkörper geschlungen trug, links und rechts des Fahrzeugs sichernd, bevor er die beiden Inquisitoren herauswinkte. Franciscsu hatte sich angewöhnt, in Situationen, die eher Krolls Profession als seiner eigenen entsprachen, auf die Anweisungen des hünenhaften Dschungelkämpfers zu hören. Uneingeschränkte Autorität mochte einem Inquisitor gut zu Gesicht stehen, aber sie verflog unglaublich schnell, wenn man mit einem Loch in der Stirn auf dem Boden lag und die Erde mit seinem Schädelinhalt tränkte. Selbst Carmine, der sonst ein Musterbeispiel an Nonkonformität und Eigenwilligkeit war, war für den Moment still und folgte dem Beispiel seines Kollegen.
Hinter ihrem eigenen Transporter standen die zwei anderen, ebenfalls im ockernen Tarnschema von General Aquines Stabsfuhrpark gehaltenen Chimären, die Türme zu den Seiten geschwenkt, um etwaigen Feinden, die aus dem dichten Wald zu beiden Seiten des schmalen Wegs hervorbrachen, zu begegnen. Von den Sororitas war noch nichts zu sehen, wahrscheinlich sicherten sie durch die seitlichen Feuerluken der Chimren.
Franciscus hatte seine eigene Handfeuerwaffe gezogen, eine halbautomatische Nadelpistole mit aufgesetztem Zielmarkierer. Es war keine besonders schlagkräftige Waffe, und sie war geradezu lächerlich klein in seiner servogerüsteten Hand, aber sie erfüllte ihren Zweck und kam seinen Vorlieben entgegen. An seiner Hüfte hing sein gesegneter Anderthalbhänder, der eine weitaus wirksamere Waffe gegen die jenseitigen Feinde darstellte, denen Franciscus sich normalerweise zu stellen hatte.
Carmine hatte aus der Weite seines Mantels seine persönlichen Waffen befreit, die sonst unter dem dunklen Stoff weitgehend vor neugierigen Blicken verborgen blieben. Der Hexenjäger führte ein erstaunlich gut gepflegtes Rapier in der Linken. In der Rechten hielt er eine mattglänzende, bis auf Pistolenlänge abgesägte Schrotflinte mit doppeltem Lauf.
Sie blieben hinter dem Heck des Panzers in Deckung, ließen zunächst nur Kroll wieder einen Blick nach vorne werfen. Erst als der Krieger ein neuerliches Zeichen gab blickten auch Carmine und Franciscus an dem gepanzerten Umriss der Chimäre vorbei.
Die Sperre war eindeutig von Menschen errichtet worden. Stacheldraht auf kreuzförmigen Holzbarrikaden und dazwischengelegte Baumstämme gehörten kaum zum Vorgehen einer technologisch hochstehenden außerirdischen Rasse wie den Eldar. Die finsteren Gestalten hinter den Hindernissen, die im Schneetreiben nur schemenhaft auszumachen waren, trugen ebenfalls trotz der schlechten Sicht unverkennbar imperiale Waffen und schienen in eine Art Uniform gekleidet zu sein.
Carmine zog sich in die Deckung, lehnte den Rücken an das Heck der Chimäre, an die Seitenstrebe der offenen Luke, und schloss die Augen. „Es sind unsere Truppen.“, sagte er langsam, gab die Erkenntnisse seiner psionischen Wanderung durch die Geister jenseits der Barrikade wieder. „Stalderaaner. Makropolweltler. Ein abscheulicher Haufen.“ Seine rauen Lippen verzogen sich zu einem merkwürdigen Lächeln.
Franciscus musste daran denken, dass Carmine ihm einmal, in einem sehr privaten Moment zu Beginn ihrer Freundschaft, erzählt hatte, dass er selbst von einer Makropolwelt stammte. Er hatte keine genaueren Angaben gemacht, und Franciscus hatte nicht nachgefragt. Die Herkunft eines Inquisitors war etwas, dass selbst für seine Kollegen nicht von Interesse zu sein hatte. Franciscus selbst war in einem Waisenhaus der Schola Progenium aufgewachsen, wie es abertausende in der Galaxis gab, und er hatte nie auch nur erfahren, auf welcher Welt es sich eigentlich befunden hatte. Mit zwölf Jahren war er nach Terra geschickt worden, um dort seine Ausbildung zu beginnen. Er hatte seine Eltern nie kennen gelernt, nie von Geschwistern oder Verwandten erfahren. Für ihn selbst war das Grund genug, andere Inquisitoren nicht nach ihrer Herkunft zu befragen.
„Werden sie uns durchlassen?“, fragte Franciscus. Er war nicht über die Maßen besorgt deswegen, notfalls würde seine Autorität jede Sperre des Imperiums aufheben können. Es wäre ihm nur lieber gewesen, Aufwand und Aufsehen gering zu halten. Ein Durchsetzen seiner Macht konnte kontraproduktiv sein bei der Jagd auf eine Besessene mit unabschätzbaren Fähigkeiten.
„Das kommt darauf an.“, entgegnete Carmine in der zwischen ihnen üblichen Weise. „Offenbar haben die Stalderaaner eine Rechnung mit den Schwestern unserer Eskorte offen. Prioris Antiochia scheint nicht wirklich ‚Verräter’ bekämpft zu haben, nach dem, was ich dort drüben lese.“
„Großartig.“, fluchte Franciscus, dann dachte er: „Was machen wir also?“
„Wir klären die Situation und versuchen, die Prioris und ihre Schwestern aus der Sicht schießwütiger Soldaten zu halten. Ich habe ihr den Befehl gegeben, sich in den Transporten in bereitschaft zu halten, bis ich weitergehende Maßnahmen anordne.“
„Du beginnst, wie ein Diplomat zu klingen, Augusto.“
Carmine deutete eine spottende Verbeugung an. „Nach euch, Lord Inquisitor. Ihr habt das Äußere eines Diplomaten.”
Franciscus spuckte aus, dann trat er aus der Deckung des Panzers, die Arme halb ausgebreitet. „Dafür, dass du uns den Ärger mit deiner Begleitung erst eingebrockt hast, mein freund, solltest du eigentlich den Kugelfang spielen...“, dachte er.
„Oh, das würde ich.“, versetzte Carmine, der sich einige Meter hinter ihm im lässigen Gang eines Kopfgeldjägers ebenfalls in Bewegung setzte. „Hätte ich nur so eine schöne, goldene Rüstung...“


@Archon:

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Na erstaunlicher Weise kannst du einigermaßen nette Storys schreiben [/b]

Ich nehme das mal als Kompliment... 😉

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Sieht man bei Leuten die gerade dem Teeniealter entwachsen sind, eher selten  [/b]

Fein, wie alt bist du denn, alter Lustgreis? 😛 😀 :lol:

Ansonsten mal schauen, was sich da noch machen lässt.
 
Krüger war durchfroren und durchnässt, als er endlich am gesicherten Zugang zum Kloster anlangte. Er zitterte, als er auf die von zwei Sandsackstellungen vor gedrungenen Wachgebäuden gesicherte Zufahrt zuging, hinter der das letzte Stück des Weges zu den Gebäuden des Klosters hinauf lag. In dieser Höhe fiel der Schnee wie ein undurchdringlicher, weißer Vorhang. Er erahnte die dunkle Silhouette des Klosters auf dem Gipfel der Erhebung mehr, als dass er sie wirklich sah. Dass er auf dem richtigen Weg war, war trotzdem unverkennbar. Es ging immer weiter bergauf, und er hatte die mitleiderweckenden Zelte der Pilger schon hinter sich gelassen.
Der gähnende Schlund einer Boltermündung starrte ihn zwischen den Sandsäcken hindurch an, schwenkte ihm langsam folgend mit, als er näher an die Barriere trat. Er war nicht sonderlich beunruhigt wegen der Waffe: Zum einen fror er viel zu sehr, um sich Gedanken darüber zu machen, zum anderen war seine Uniform selbst im Schneegestöber unverkennbar imperial. Er beließ es dabei, die Hände aus Vorsicht leicht vom Körper weg zu halten.
„Bleiben sie stehen.“, forderte eine Stimme hinter der Boltermündung. „Identifizieren sie sich.“
„Hauptmann Krüger, 43. Krieg.“, rief Krüger zurück. Seine Stimme war rau und heiser, eine Folge des Marsches durch die Kälte. Er räusperte sich, daran zurückdenkend, dass Haller ihn zu warten aufgefordert hatte, um den gröbsten Auswirkungen des Wettereinbruchs zu entgehen. „Ich bin hier, um Meldung bei meinem Regimentskommando zu machen.“
„Kommen sie langsam näher, Hauptmann.“, ordnete die Stimme an. Sie war jung, in einer hellen Tonlage, wenn auch fest und befehlsgewohnt. Krüger hätte Schwierigkeiten gehabt, hätte er sagen müssen, ob sie einem Mann oder einer Frau gehörte. „Haben sie Papiere?“
„Natürlich.“, sagte Krüger. Die steifen Finger seiner Rechten wollten bereits nach der Brusttasche greifen, als er doch noch innehielt. „Darf ich?“, fragte er.
„Ja. Langsam, Hauptmann.“
Krüger nickte. Während er näher trat und jetzt nur noch einige Schritte entfernt von der Sandsackbarrikade war, zog er seinen Dienstausweis und seinen Marschbefehl aus der Tasche. Die Mündung des Bolters hob sich unterdessen, behielt weiter seine Brust im Visier. Ein dunkler Helm tauchte hinter dem kantigen Gehäuse der Waffe auf.
Krüger blieb stehen. Die Barrikade ragte etwa bis zu seinen Schultern auf, mit zwischenliegenden Schießscharten. Er konnte bis auf den Bolterschützen keinen Menschen ausmachen. „Wem kann ich die Papiere zeigen?“, fragte er.
Einen Moment lang war nur das Heulen des Windes zu vernehmen. Krüger drückte die Ausweispapiere nah an seinen Körper, damit sie nicht völlig vom fallenden Schnee durchnässt wurden.
Endlich erhob sich ein Kopf hinter den Sandsäcken. „Kommen sie her, Hauptmann.“, sagte die Stimme, die schon zuvor zu ihm gesprochen hatte. Offensichtlich war es nicht der Bolterschütze, der auch weiterhin auf Krüger zielte.
Krüger trat wie ihm geheißen heran. Unter dem kugelförmigen, schwarzen Helm des Wachsoldaten blitzte chromfarben ein verspiegeltes Helm visier. Schmale, blasse Lippen über einem spitzen, helle Haut und eine zierliche Nase waren alles, was vom Gesicht des Soldaten zu sehen war. Krüger bemerkte die Streifen eines Sergeants auf der Stirn des Helms, ausgeführt in unauffälligem Dunkelgrau.
„Die Papiere, Sergeant.“ sagte Krüger und reichte seine Ausweise über die Wand aus Sandsäcken.
„Obermaat.“, korrigierte der Soldat geistesabwesend, während er die Blätter durchsah. Seine schwarzen Handschuhe und das helle Papier spiegelten sich im Helmvisier, während er las. „Obermaat Gauguille, Flottensicherungskommando.“ Er sah wieder auf, ließ den ausdrucklosen blick des Helmvisiers über Krügers Gestalt gleiten. Krüger hatte sich unter dem fortdauernden Wind immer weiter zusammengebeugt, in der vergeblichen Hoffnung, dass die Kälte dadurch etwas leichter zu ertragen sein würde.
„Die Papiere sind in Ordnung, Hauptmann.“, stellte der Flottensoldat fest. „Ich kann sie aber jetzt noch nicht durchlassen. Ich muss sie erst bei der Leitstelle anmelden. In den letzten Stunden ist das geschehen hier etwas ruppiger geworden, einige Pilger haben versucht zum militärischen Bereich des Klosters zu gelangen.“
„Ah.“, machte Krüger. „Ich bin aber kein Pilger. Ich denke, dass sie mich durchlassen können, Obermaat.“
„Ich habe meine Anweisungen.“, sagte Gauguille. „Kein Zugang ohne Absprache mit der Leitstelle. Ich kann ihnen nur anbieten, im Wachgebäude zu warten, während die Formalitäten erledigt werden.“
Krüger wollte erst ablehnen, vor dem Flottensoldaten keine Schwäche zeigen, aber seine schmerzenden Finger und das brennen, mit dem die Kälte sich in seine haut fraß, ließen ihn seinen Stolz für den Moment vergessen. „Wenn es sein muss.“
Gauguille nickte unter seinem Helm. „Folgen sie mir.“


@Archon: Die ganzen Altersneckereien waren ja auch nicht so ernst gemeint...

@Votoran:

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Komme nur in das Forum um die neuesten Episoden aus deiner Feder zu lesen und es lohnt sich jedes Mal! [/b]

Nur wegen mir? :blink: Kann ich gar nicht glauben, hier gibt es doch immer so viele interessante Sachen.
 
<div class='quotetop'>ZITAT</div>
@Archon: Die ganzen Altersneckereien waren ja auch nicht so ernst gemeint...[/b]

Ach deswegen die ganzen Grinsgesichter hinter den Texten *handandiestrinklatsch* mönsch, hättest das nicht gleich schreiben können :blink: 😀 😛 (<- bitte freundlichst um Beachtung dieser gelbgesichtigen Zeichenfolge).

So, können wir wieder ernst werden?

Die letzte Episode war viel zu kurz!
 
Das Wachgebäude war wenig mehr als ein Wellblechverschlag, der von einer wackligen Tür aus Pressspan verschlossen wurde. Die in das Wellblech geschnittenen Öffnungen waren nachlässig mit Plexiglas verkleidet worden. Der Wind pfiff durch die Ritzen mit einem Heulen, als seien hungrige Wölfe vor der Tür. Wäre nicht der auf Hochleistung laufende kleine Elektroofen in der Mitte des Raumes gewesen, dann wäre es in dem Verschlag ebenso kalt wie draußen gewesen.
Gauguille wies auf die Klappstühle, die zusammen mit einem kleinen Tisch um den Ofen gruppiert waren. „Setzen sie sich, Hauptmann. Es wird eine Weile dauern.“
Krüger ging zu den Stühlen hinüber. Er legte Koppel und Helm ab, bevor er sich setzte, und war erstaunt, als Gauguille neben ihn trat und sich ebenfalls seines Helms, seiner Panzerung und seines Tragegeschirrs entledigte.
Krügers Skepsis, ob es sich bei Gauguille nun um einen Mann oder eine Frau handelte, war berechtigt gewesen. Die Augen, die unter dem abgenommenen Helm zum Vorschein kamen, waren ganz eindeutig weiblich, auch wenn die knabenhafte Figur und die kurzgeschorenen hellblonden Haare des Obermaats nicht dazu angetan waren, diesen Eindruck zu verstärken. Gauguille zog auch die Handschuhe aus und warf sie auf den Haufen ihrer abgelegten Rüstung. Einzig ihr kompaktes Sturmgewehr behielt die Flottensoldatin umgehängt.
„Gut.“, sagte sie und rieb sich die schlanken Finger, so als müsse sie erst die Kälte aus den Gelenken vertreiben. „Geben sie mir ein paar Minuten.“
Sie ging zu einem Tisch in der Ecke des Raumes hinüber, während Krüger die Beine und Arme in Richtung des Ofens ausstreckte. Als sie mit einem Klacken den Hörer des Feldtelefons von der Gabel hob und surrend die Kurbel betätigte, fühlte er allmählich das Gefühl in seine Finger und Zehen zurückkehren. Seine Fleisch begann, an den allmählich wieder durchbluteten Stellen wie von Ameisenbissen zu kribbeln.
Gauguille meldete sich bei ihrem Gesprächspartner unter förmlicher Nennung ihres Ranges und ihres Kommandos, dann erklärte sie in knappen Worten Krügers Anwesenheit. Sie blieb eine Weile stumm, hörte nur der für Krüger unhörbar bleibenden Antwort zu, dann nickte sie, sagte knapp „Ja. Vielen Dank.“ Und legte den Hörer wieder auf. Ihr Blick war auf Krüger gerichtet, während sie unsicher auf die Unterlippe biss.
„Nun?“, fragte Krüger.
„Ich habe Weisung, sie vorerst nicht durchzulassen, Hauptmann.“, sagte sie zögernd. „Es tut mir leid. Offenbar ist man oben zu beschäftigt, um sich im Moment um sie zu kümmern. Der Sturm lässt die Stäbe verrückt spielen.“
Krüger ballte die Fäuste. Er hatte einen langen Weg auf sich genommen, um sich so schnell wie möglich zurückzumelden. Seine Männer wartete an der Front auf ihn, aber er konnte das Kommando nicht wieder übernehmen, ohne entsprechende Befehle von Kaltenbrunn persönlich erhalten zu haben. Und nun wurde ihm verboten, seiner Pflicht nachzukommen. „Es ist ja nicht ihre Schuld, Obermaat.“, sagte er langsam und ruhig. „Hat man ihnen gesagt, was ich tun soll?“
Gauguille nickte. „Warten, Hauptmann.“ Sie trat näher, stellte sich neben den Ofen. „Man wird sich wieder melden, sobald man Zeit für sie hat. Ich bin zuversichtlich, dass das nicht allzu lange dauern wird. Hier drin werden sie zumindest nicht erfrieren.“
Krüger machte eine Kopfbewegung in Richtung eines der Plexiglasfenster. „Wozu die Barrikade draußen. Ein einfacher bewachter Zugang hätte es doch sicher auch getan, oder?“
„Wir hatten in den vergangenen Tagen Schwierigkeiten mit den pilgern.“, entgegnete Gauguille. „Diese Leute sind hungrig und durchfroren, und deshalb stehlen sie militärische Vorräte und Ausrüstung. Gerüchteweise sollen auch Waffen verschwunden sein. Das Oberkommando möchte auf Nummer sicher gehen und nicht plötzlich von einer aufgebrachten, bewaffneten Meute überrannt werden.“
„Wenn das ihre geringste Sorge ist...“ Krüger schüttelte den kopf. „Dieser Schneesturm wird die Eldar begünstigen. Sie werden ohne gesehen zu werden nah an unsere Stellungen herankommen, sie vielleicht sogar überwinden können.“
Gauguille setzte sich neben ihn, das Sturmgewehr neben sich auf den Boden legend, faltete die Hände und sah ihn mit tiefem Blick an. „Haben sie schon gegen die Eldar gekämpft, Hauptmann? Hier, auf Orellion?“
„Ja.“
Gauguilles Interesse schien geweckt. „Ist es schlimm an der Front?“, fragte sie. „Sind diese Xenos wirklich so harte Gegner?“
„Sie sind anders als wir.“, murmelte Krüger. „Sie kämpfen nicht für Land, nicht für Rohstoffe oder ihren Glauben. Sie verfolgen andere Ziele, undurchsichtig für uns Menschen, und sie sehen den Krieg als mittel, um sie durchzusetzen. Ihre Verschlagenheit, ihre Schnelligkeit und ihre Technologie sind ihre Waffen. Sie sterben und leiden wie wir, aber sie tun es aus anderen Gründen. Wir bringen uns gegenseitig um, ohne wirklich zu verstehen wofür...“ Die Worte flossen einfach so aus Krügers Mund heraus. Er wusste nicht genau, woher die Gedanken kamen, sie waren einfach da. „Gegen sie kämpfen zu müssen ist wie mit einer Schlange zu ringen. Wenn man glaubt, man habe sie erfasst und könne sie töten, dann stellt man plötzlich fest, dass sie einen umschlungen hält und ihrerseits zum Töten ansetzt.“
Gauguille schlug den blick nieder. Ein gequältes Lächeln zog sich um ihren schmalen Mund. Sie rang die blassen Hände. „Verzeihen sie, Hauptmann.“, sagte sie heiser. „Man wird neugierig, wenn man so weit ab von der Front ist. Es war unbedacht von mir, ihnen diese fragen zu stellen.“
Krüger zuckte die Achseln. Er hatte in seiner Laufbahn zu viele Menschen erlebt, die in Armee und Flotte dienten, aber nichts vom eigentlichen Krieg wussten oder verstanden. Er bedauerte sie.
„Einen Kaffee, während sie warten, Hauptmann?“


@Archon:

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
So, können wir wieder ernst werden?
[/b]

Jawohl, mein Herr!

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Die letzte Episode war viel zu kurz!
[/b]

Dem wird hoffentlich in zukünftigen Episoden Abhilfe zu schaffen sein.

@Garde General Nimrutt:

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Wollte Krüger nicht Calponia mitnehmen? [/b]

Er wollte - einmal beim Stab angekommen - einen transport organisieren. Noch ist er aber nicht da.
 
Ys’ijan’khar hörte den Sturm draußen heulen und pfeifen, sah die Zeltplane wild gegen die Zeltstangen schlagen. Immer wieder wurden Stöße von Schneeflocken durch den unverschlossenen Eingang des Zelts hineingeweht. Der Sturm rief nach ihr. Ihre Jünger riefen nach ihr. Es war an der Zeit. Sie konnte nicht mehr in diesem Lazarett herumliegen und dem Stöhnen und Wimmern der Krüppel und der Sterbenden lauschen.
Sie bewegte die rechte Hand, riss langsam einen Infusionsschlauch nach dem anderen aus Calponias Körper. Es tat nicht einmal sonderlich weh. Die Lösungen, vermischt mit dem Blut ihres Körers, bildeten Pfützen auf dem Boden und tränkten das ehemals weiße Bettlaken.
Die Sanitäter hatten sie mit Schmerzmitteln im Überfluss ruhig zu stellen versucht, hatten ihr den schneidenden Genuss körperlichen Schmerzes verwehrt und ihre Muskeln betäubt und geschwächt. Es erforderte mehr Willenskraft, als Ys’ijan’kahr gedacht hatte, um das träge Gefährt, zu dem Calponias Leib geworden war, aufzurichten und ihre Beine aus dem Bett zu bringen. Der Wirtskörper reagierte nur langsam, verzögert und mit entnervender Fahrigkeit. Das grazile Schreiten, dass Ys’ijan’khar immer geschätzt hatte, wenn sie in sterblicher Hülle wandelte, war zu einem mühsamen, plumpen Schlurfen geworden.
Die Sanitäter waren mit bemerkenswerter Schnelligkeit zur Stelle, einen Ausdruck der Verwunderung und des Erschreckens im Gesicht. Sie kamen mit ausgebreiteten Armen auf Ys’ijan’khar zu, kräftige Männer in grauen Uniformen und weißen Schürzen.
Sie verzog den Mund zu einem zähnebleckenden Grinsen. Sie würde den Sterblichen schenken, was sie ihr vorenthalten hatten...
Der erste der beiden Männer griff nach ihrem Arm, legte seine Hände um ihr gepanzertes Handgelenk und versuchte, sie durch sanften Druck in Richtung des Bettes zurückzuführen. Sie sah ihm in die Augen und legte ihre freie Hand auf das Handgelenk seiner Rechten. Schmerz flammte in den Augen des Sanitäters auf, als sie zudrückte und seine Knochen zermalmte. Er schrie.
Ys’ijan’khar stieß ihn für den Moment von sich. Der zweite Sanitäter stürzte sich auf sie, umklammerte sie von vorn mit beiden Armen, unternahm den hoffnungslosen Versuch, sie zu Boden zu ringen, während sein Kamerad sich kreischend, das zermalmte Gelenk umklammernd, auf dem Boden wand. Die Patienten des Lazaretts fielen in das Geschrei mit ein. Die ersten rannten an Ys’ijan’khar vorbei nach draußen und um ihr Leben.
Ys’ijan’khar befreite sich mit einem Schulterzucken, das die Servorüstung Calponias um ein Vielfaches verstärkte, ergriff den Kopf des Mannes und schlug ihre Zähne in seine Kehle. Calponias Kiefer entwickelten nicht den Druck, den Ys’ijan’khar von anderen Erscheinungsformen gewohnt war, aber es reichte, um eine blutige Wunde in den Hals des Sanitäters zu reißen, seine Kehle und Halsschlagader zu zerfetzen. Während er gurgelnd nach Luft rang und sein Zucken in ihrem Griff immer schwächer wurde, trank sie sein salziges, heißes Blut. Es schmeckte nach Kraft und Leben. Ys’ijan’khar hatte den Geschmack vermisst.
Sie ließ den Körper fallen, als er sich nicht mehr bewegte, wischte mit dem Handrücken über den Mund und betrachtete lachend das helle Blut, das auf der schwarzen Panzerung zurückblieb.
Der Arzt stand vor ihr, sein Blick verständnislos hinter seinen Brillengläsern, sein mund noch bedeckt von dem Mundschutz, den er zur Operation getragen hatte. Er hielt ein Skalpell in der Hand fest umklammert, richtete es wie eine Waffe Ys’ijan’khar entgegen. Langsam kam er näher, trat zwischen sie und den schreienden Sanitäter am Boden – und damit auch zwischen sie und den Zelteingang. Die Schöße seines fleckigen Kittels flatterten im hereinblasenden Sturmwind.
„Ein unnötiger Fehler, Doktor.“, sagte Ys’jan’khar. Ihre Kehle schmerzte beim Sprechen, obwohl sie sie doch eben noch befeuchtet hatte. Sie schluckte, genoss den Nachgeschmack. Sie durfte nicht zuviel Zeit verlieren. Die fliehenden Narren würden sehr schnell die Aufmerksamkeit weniger leichter Opfer auf das Lazarettzelt lenken, und Ys’ijan’khar dachte nicht daran, ihren Plan von einem Haufen ignoranter Sterblicher durchkreuzen zu lassen. Der Genuss, diese Welt in alle Ewigkeit unter ihre Herrschaft zu zwingen würde weit größer sein, als jetzt nur einige dieser Würmer zu zermalmen.
Sie warf sich auf den Arzt, umfing ihn und brachte ihn mit der Wucht ihres Aufpralls aus dem Gleichgewicht. Sie stolperten über den verletzten Sanitäter, und Calponias schwere Stiefel drückten seinen Brustkorb ein und machten seiner jämmerlichen Existenz ein Ende. Der Arzt rammte mit einem Aufschrei sein Skalpell in Calponais Leib, doch die Klinge behinderte Ys’ijan’khar nicht einmal. Sie ließ ihn los, zog das Skalpell aus der Wunde und betrachtete es. Der blitzende chirurgische Stahl war rot vor Blut. Ein heißes Ziehen durchlief ihren Körper dort, wo die Klinge durchs Fleisch geschnitten hatte.
Die Augen des Arztes wurden glasig, als Ys’ijan’khar seine Rechte mit dem Skalpell an seine Brust nagelte. Er verlor das Bewusstsein und stürzte. Für einen Moment dachte sie daran, ihr Werk zu vollenden, besann sich aber eines Besseren. In der Ferne wurden bereits Stimmen laut, und sie hatte noch einen weiten Weg vor sich.
Auf noch immer unsicheren Beinen trat der Dämon in das schneeige Dickicht des Sturm hinaus.


@Scroll:

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Kann es sein das Krüger in jeder neuen Story ne andere Frau zur seite gestelt bekommt... 
[/b]

Das liegt sicher alles an dieser schönen Uniform. Die wirkt einfach anziehend auf Frauen... 😉
 
Die Story wird ja immer besser. Mal ganz im Ernst ich erwische mich immer wieder, dass ich, wie ein Süchtiger, nach neuen Teilen Ausschau halte...

Der Bundesgesundheitsminister rät: Das Lesen dieser Geschichte kann zu physischer und psyschischer Abhängigkeit führen.

@Avenger: Bitte weiterschreiben und mach es nicht so spannend. Es darf auch mal ein längerer Teil sein... 🙄
 
Originally posted by Inquisitor Jaeger@8. Oct 2005 - 14:57
Der Bundesgesundheitsminister rät: Das Lesen dieser Geschichte kann zu physischer und psyschischer Abhängigkeit führen.
Wort!

Da ich erst jetzt damit angefangen habe, hier zu stöbern, muss ich mal so sagen, dass dies bisher eine der besten Geschichten ist, die ich in letzer Zeit so gelesen hab.

Und weil ich echt kein Bildschirmleser bin, hab alles mal mit Copy/Past in Papierform gebracht und naja - 40 A4-Seiten bei Schriftgröße 8 - sagenhafte Leistung. Zumal es hier zu keinerlei Langatmigkeit kommt.

Und auch dafür, dass du immernoch den Überblick hast und den Faden nicht verlierst ... *daumenhoch*

@ Avenger: Eine kleine Anmerkung hab ich allerdings doch:
In den letzten paar Abschnitten nehmen die Rechtschreibfehler etwas zu. Das ist jetzt keine Kritik, denn es sind nicht viele. Es ist mir allerdings augefallen, da ich bis eben den Tag damit verbracht habe die Geschichte zu lesen 😉

Und jetzt werde ich die nächsten zwei Wochen irgendwie versuchen den Drang hier ständig nachzuschauen zu unterdrücken ... Das macht dann mehr Spaß 😀
 
Hehe, es sind weit mehr als 40 seiten. Denn es ist nur eine von den Krüger geschcihten.

Du solltest auch die anderen lesen wenn die die hier gefällt.
Schau einfach in Avangers signatur und lad die da das Kompendium runter.

Ach ja und @Avenger du solltest Grabenkrieg und Stadtbummel vielleicht nochmal überarbeiten und das ganze dann an GW verkaufen.
 
Die Soldaten, die Franciscus an der halbverschneiten Barrikade empfingen, machten einen weitaus wilderen und unzivilisierteren Eindruck, als der Inquisitor es sich vorgestellt hatte. Er hatte während der langen Jahre seines Dienstes einige Makropolen zu Gesicht bekommen, er hatte Ganger in vielen Varianten kennen gelernt, von den halbseidenen Syndikatsschlägern der oberen Stockwerke bis zu den anarchischen, halbwilden Stammeskriegern der tiefsten Unterwelt. Er wusste, dass kriminelle Subjekte, die sich auf den Umgang mit Waffen verstanden und auf ihrer Heimatwelt zu nicht mehr taugten als Ärger zu machen, eine der bevorzugten Gruppen für Zwangsrekrutierungen durch das Departmento Munitiorum waren. Aber er hatte auch immer gedacht, dass man diese Männer und Frauen in eine neue Form presste, wenn sie in die Zahnräder der Hierarchie des Militärs gerieten. Die Mordianer schliffen ihre Rekruten aus den Elendsvierteln zu disziplinierten Paradesoldaten, und die Stahllegionen von Armageddon waren ein Musterbeispiel an Tapferkeit wie an Organisation.
Die Stalderaaner vor ihm waren nichts davon. Ein einziger Blick auf die vier direkt vor ihm Stehenden in ihren zusammengewürfelten, ausgefransten Uniformen, mit ihren Tätowierungen und ihren offenbar ganz nach persönlicher Vorliebe gewählten Waffen genügte, um ihm bewusst zu machen, dass niemand sich die Mühe gemacht hatte, diese Soldaten umzuformen, aus dem Lehm ihrer Herkunft etwas neues zu schaffen. Man hatte sie von ihrer Heimatwelt hierher verpflanzt, mit ihren Gewohnheiten, ihren Hierarchien und ihrer Unfähigkeit, sich in die bestehende Ordnung einzufinden.
„Ich sagte bereits, sie wären abscheulich, oder, Gotthardt?“, bemerkte Carmine mental. Er stand zwei Schritte hinter Franciscus, gemeinsam mit Kroll, der seinen Sturmbolter fest umklammert hielt. Der Hexenjäger versuchte durch Zurückhaltung und Lässigkeit die Maskerade auszuspielen, die ihm so gut zu Gesicht stand: Ein Kopfgeldjäger, angeheuerter Abschaum im Dienst eines Inquisitors. Einschüchternd, vielleicht bedrohlich, aber keinen zweiten Blick wert in den Augender oberflächlichen Art von Menschen, mit der Franciscus es so oft zu tun hatte.
Franciscus wusste nun, warum Kaltenbrunn versucht hatte, ihm die Stalderaaner als besser geeignete Truppen für seine Zwecke aufzuschwatzen. Der unglaublich fette und muskulöse, mit Tätowierungen übersäte Schlagetot, der wie ein Zuhälter inmitten der anderen drei Soldaten stand, schrie es geradezu heraus: Sie gehorchten niemandem außer ihren eigenen Führern, und sie respektierten niemanden außer ihnen.
„Sie sind Oberst Malloy?“, fragte Franciscus den Fettwanst. Er bemühte sich, den fettigen, mit Krümeln gespickten Stoppelbart des Staldeeraners zu ignorieren und ihm in die Augen zu sehen. Das war nicht viel angenehmer – die kleinen, in tiefen Höhlen liegenden Augen glänzten feucht von zuviel stimulierenden Drogen und waren blutunterlaufen.
„Ich bin Dragon Malloy. Wer will das wissen?“, krächzte der Oberst. Seine Stimme klang wie ein Zupfinstrument, dem man die Saiten herausgerissen und neu zusammengeknotet hatte. Es war eine Qual, ihm zuzuhören.
„Du möchtest gar nicht wissen, wie seine Gedanken sich anhören.“, fügte Carmine Franciscus eigenen Gedanken hinzu. „Ein Panoptikum aus Schmutz, Ohnmacht und Selbstüberschätzung. Und mehr Aggressivität als ein Kultist des Blutgottes.“
„Beruhigend.“, dachte Franciscus. Sein gepanzerter Zeigefinger deutete auf das Insignium seines Amtes, das unübersehbar auf den Brustpanzer seiner Rüstung aufgebracht worden war. „Inquisitor Gotthardt Franciscus, Ordo Malleus.“, erklärte er.
„Nun guckt euch das an, Kinder, ein Inquisitor. Einer von den goldenen Jungs verirrt sich in meinen Frontabschnitt.“, murmelte Malloy und gab einige abgehackte Laute von sich, die wohl seine verzerrte Parodie von Gelächter waren. Die Soldatin neben ihm, jung, mit kurzgeschorenem hellgebleichtem Haar und den Insignien eines Leutnants auf der Brust ihrer ärmellosen Tarnweste, fiel schrill mit ein. Ihre Arme und ihr Torso waren bandagiert, ihre Augen geweitet von den Einflüssen einer halluzinogenen Droge. Ein zwei Köpfe größerer Soldat mit ins Gesicht tätowierten Tigerstreifen und einem Körperbau, der dem Krolls ähnelte, stützte sie mit sichtlichem Unbehagen. Er war der Einzige, der dem Blick des Inquisitors nicht begegnete und in Demut die Augen niederschlug. Tatsächlich hatte der Soldat, der Malloy auf der anderen Seite flankierte, nicht einmal Augen. Seine natürlichen Augäpfel waren ersetzt worden durch vorstehende bionische Implantate, die an den Blick einer Echse oder eines merkwürdigen Insekts gemahnten. Das Grinsen seiner allerdings höchst organischen und in verschiedenen Stadien der Fäulnis befindlichen Zähne war jedoch genauso idiotisch wie das Gelächter Malloys und seines Leutnants.
„Hüten sie ihre Zunge, Oberst.“, schnappte Franciscus. „Ihr Mangel an Respekt äre ausreichend, ihnen das Schicksal des Ketzers zuteil werden zu lassen.“
Malloy spuckte aus und grinste. „Ich brauch’ vor niemandem Respekt zu haben, Inquisitor. Man hat mir gesagt, dass das mein ’dammter Frontabschnitt ist, also mache ich hier die ’dammten Regeln, verstanden? Kein General, kein ’dammter Inquisitor und nichtmal der Imperator selbst hat mir zu sagen, was ich hier zu tun habe! Heut’ Nacht ist’n ganzer ’dammter Zug von meinen Leuten abgeknallt worden. Irgendwelche durchgedrehten Sororitas haben hier gemeint, die Regeln zu ihren Gunsten drehen zu können. Ich schwör beim ’dammten Imperator, dass wir die Schlampen umbringen, wenn sie uns noch mal über’n Weg laufen. Und jeden anderen, der uns krumm kommt.“
Das Klacken mehrerer Waffen, die durchgeladen und entsichert wurden, unterstrich Malloys Worte. Seine bei ihm stehenden Gefolgsleute legten nur die Hände an die Waffen, aber die übrigen Männer, die sich überall an der Barrikade verteilt hatten, spielten schon mit nervösen Fingern an den Abzügen ihrer Gewehre.
„Soviel dann zur Diplomatie...“, brummte Carmine. Er bewegte sich schneller, als Malloy oder irgendeiner seiner Männer zu handeln imstande war, war mit zwei schnellen Schritten an Franciscus vorbei und packte den Oberst am Uniformkragen, während er ihm mit der anderen Hand die Mündung der Schrotflinte ins feiste Kinn drückte. Malloys Augen weiteten sich, und er ruderte mit den Armen, um sein Gleichgewicht unter dem plötzlichen Ansturm des Hexenjägers wiederzufinden. Franciscus trat – selbst von der Wendung überrascht - einen Schritt zurück und zog das Schwert, während Kroll an seiner Seite den Sturmbolter in Anschlag auf die weiter entfertn stehenden Soldaten brachte.
Malloys Begleiter waren wie erstarrt. Nur der Mann mit den bionischen Augen war geistesgegenwärtig genug, seine eigene Waffe zu ziehen, einen übermäßig großen, abgenutzten Revolver. Er hielt ihn mit seinem ausgestreckten sehnigen Arm auf Carmines Schläfe gerichtet. Sein Daumen spannte den Hahn. „Eine Bewegung und ich blas dir das Hirn raus, du ’dammter Freak!“, krähte er.
„Das möchte ich sehen.“, spottete Carmine. Er wandte nicht einmal den Blick von den stechenden Schweinsaugen Malloys ab, doch der Arm des Revolverschützen begann zu zittern. Blut lief aus der Nase des Mannes.
„’Dammter Freak!“, keuchte er. Sein Arm schlug jetzt unter Krämpfen hin und her. Der Revolver fiel aus der zuckenden Hand zu Boden, während sein Besitzer mit der freien Hand an seine Stirn schlug. „’Dammter Freak! Geh aus meinem Kopf!“ Er brach in die Knie, heulend und mit zitternden Fingern gegen seine Schläfen drückend.
Carmine lachte nur. Malloy röchelte, als der Hexenjäger den dunklen Stahl seiner Waffe tiefer in seine Kehle drückte. Der Oberst versuchte etwas zu sagen, aber seine eh schon verkrüppelte Stimme gehorchte nicht mehr.
„Genug! ’Dammte Hunde, nehmt die Waffen runter!“, bellte eine Stimme. Franciscus war erstaunt, als er erkannte, dass es der Mann mit den Tigerstreifen war. Nach kurzem Zögern gehorchten die anderen Stalderaaner seinem Befehl. Nach wesentlich längerem Zögern ließ auch Carmine den Oberst los und senkte seine Waffe. Malloy rieb sich mit seinen tellerartigen Händen den Hals. Er hustete und keuchte wie ein Erstickender.
„Wer sind sie?“, fragte Franciscus den Tätowierten und legte das Schwert über den Schulterpanzer seiner Servorüstung. Seine eigene Stimme war viel unbestimmter, als er es gewohnt war. Nur langsam fiel die Anspannung der plötzlichen Eskalation von ihm ab.
Der Stalderaaner blickte unsicher auf Kroll, der den Sturmbolternur halb gesenkt hielt, dann auf Franciscus und Carmine, schließlich zum noch immer hustenden Malloy und zu der blonden, verwundeten Frau mit den Leutnantsabzeichen, die sich – offenbar völlig überfordert mit dem Lauf der Ereignisse – an seine Seite drängte und die Hände um seinen gewaltigen Arm gelegt hatte. „Ich bin Sergeant Tiger Muldonald.“, sagte er schließlich. „Erster Sergeant in Leutnant Stevies Zug.“ Er zuckte mit dem Arm, um deutlich zu machen, dass er die Frau an seiner Seite meinte.
„Waren sie an der Schießerei heute Nacht beteiligt, Sergeant?“, fragte Franciscus weiter.
Der Sergeant nickte. „Der ganze Zug ist tot.“, sagte er leise. „Ich und Stevie... der Leutnant, wir waren die Einzigen, die entkamen.“
„Er kommt mit uns.“, stellte Carmine fest. „Ein Augenzeuge könnte nützlich sein. Sagen sie ihren Leuten, dass sie jetzt den Weg freimachen sollen, oder ich befehle den Chimären, es zu tun.“


@humbuk:

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
@ Avenger: Eine kleine Anmerkung hab ich allerdings doch:
In den letzten paar Abschnitten nehmen die Rechtschreibfehler etwas zu. Das ist jetzt keine Kritik, denn es sind nicht viele. Es ist mir allerdings augefallen, da ich bis eben den Tag damit verbracht habe die Geschichte zu lesen
[/b]

Ein neuer Leser, das ist schön. 🙂 Herzlich willkommen und viel Spaß bei der Geschichte (und den Vorgängern im Kompendium). Die Anmerkung mit den rechtschreibfehlern habe ich zur Kenntnis genommen und werde versuchen, es zu beherzigen. Viele Episoden entstehen zu vorgerückter Stunde, da schleicht sich schonmal der ein oder andere Tippfehler ein, der dann auch beim schnellen Drüberlesen nicht mehr auffällt. Einer der Nachteile dieser schnellebigen Form des Geschichtenerzählens, aber wie gesagt, ich bemühe mich, es zum positiven zu ändern.
 
Originally posted by Avenger@11. Oct 2005 - 00:05
Viele Episoden entstehen zu vorgerückter Stunde, da schleicht sich schonmal der ein oder andere Tippfehler ein, der dann auch beim schnellen Drüberlesen nicht mehr auffällt.
Wie ich schon sagte: Es war kein Vorwurf.
Ich kenn das nur zu gut von mir. 😉

Zu den anderen Geschichten und der vorhanden: Du hast nen wahnsinnig guten Schreibstil. Glaubwürdige Dialoge, der rote Faden der Geschichte geht nicht verloren, gezielter Einsatz von Adjektiven (gerade die Umschreibung und das Ausschmücken von Situationen mit selbigen vergessen viele Schreiber ...) - einfach stimmig das ganze.

Und es fällt mir grad verdammt schwer den neuen Teil noch nicht zu lesen 😉
Ich werd noch 2 Abschnitte warten *g*
 
Originally posted by humbuk@11. Oct 2005 - 09:55
Und es fällt mir grad verdammt schwer den neuen Teil noch nicht zu lesen 😉
Ich werd noch 2 Abschnitte warten *g*
Wieso das? Also ich empfehle sofortiges Copy & Paste, dann gleich mal druchlesen und dabei Avengers Tippfehler korrigieren 😉

Da oben hätten wir ein wäre ohne W und irgendwas mit dem Imprator, was nicht zusammen geschrieben gehört.... ach ja und ne kleine Nacht.

Damit kann man leben - Hauptsache es geht flink weiter, gell?

"´dammter Freak, wirst du dich wohl an die Tastatur schwingen?!" 🙂