40k Das Wort des Propheten!

@Krauthammer:

Hier nochmal in aller Öffentlichkeit Dank und Anerkennung für dein Engagement. Du weißt ja, dass ich mich noch erkenntlich zeigen werde.

Bahrenberg lehnte mit geschlossenen Augen am Stamm des großen Laubbaumes. Nachdenklich und langsam stieß er den Zigarettenrauch zwischen den Lippen hervor. Er gab ein leises Seufzen von sich und klopfte Asche auf den Waldboden neben seinen blankpolierten Stiefelspitzen. „Diese Sache ist schon eine ganze Weile her, Haller.“, sagte der Leutnant.
Haller nickte unwillkürlich. Er stand vor Bahrenberg, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, sich wünschend, dass er dieses Gespräch nicht hätte führen müssen. „Ich weiß.“, antwortete er. „Es ist dennoch erforderlich, diese Angelegenheit aus der Welt zu schaffen. Ich kann nicht zulassen, dass unsere Mission und meine Männer durch Zwistigkeiten zwischen Offizieren gefährdet werden.“
Bahrenberg schnippte den heruntergebrannten Stummel der Zigarette weg, nur um in die Tasche seines Uniformrocks zu greifen und sich die nächste anzuzünden. Der Leutnant war sichtlich nervös. Mit kaum merklich zitternden Fingern führte er die neue Zigarette zum mund und nahm einen tiefen Zug.
Als Bahrenberg noch immer nichts sagte, spürte Haller, dass er fordernder werden musste. „Erzählen sie mir, was zwischen ihnen und Leutnant Strauß vorgefallen ist, Bahrenberg. Erzählen sie mir, wie es zu diesem Duell kam.“
Bahrenberg schüttelte den Kopf, die Augen wieder geschlossen. „Wir haben keine Zeit für diesen Unsinn.“, murmelte er.
„Das würde ich ähnlich sehen, Leutnant.“, schnappte Haller. „Nur scheint es mir so, als würde Strauß das anders sehen. Als Kompanieführer darf ich mich nun fragen, was wohl passiert, wenn zwei aufgeblasene adlige Leutnants aneinander ihre Satisfaktion haben wollen.“
Bahrenberg öffnete die Augen, um Haller mit einem Ausdruck irgendwo zwischen Verwirrung und Verärgerung anzusehen. „Für einen ehemaligen Mannschaftsdienstgrad sprechen sie sehr selbstbewusst von Dingen, die sie nicht verstehen.“, sagte er langsam. Mühsam stieß er sich von dem Baum ab und stellte sich Haller aufrecht gegenüber. „Sie werden niemals auch nur annähernd verstehen können, worum es zwischen mir und Strauß ging und noch immer geht, Haller.“
„Um eine Frau.“, sagte Haller knapp. „Davon verstehe ich durchaus einiges.“
Bahrenberg winkte ab. „Um die Ehre, Haller. Was glauben sie, welches Interesse ich heute noch an dieser Frau habe? Ein Spiel, nichts weiter. Aber Strauß hat mich im Duell besiegt, und ich habe ihm angedroht, mir meine Revanche bei passender Gelegenheit zu holen. Wäre der Feigling nicht von Krieg wegversetzt worden, er läge schon lange unter poliertem Marmor in seiner Familiengruft.“
„Jetzt liegt er mit zerfetztem Brustkorb im Lazarett.“, entgegnete Haller. „Ich glaube nicht, dass er in diesem Zustand satisfaktionsfähig ist.“
„Nein, in der Tat nicht.“ Bahrenberg tätschelte das Holster an seiner Hüfte, aus dem der verzierte Griff einer Laserpistole ragte. „Aber ich kann warte, und wie es aussieht, wird mir die Wartezeit dank der Eldar nicht zu lang werden.“
 
@ Avenger
Ich find es klasse wie du den Karakteren Leben einhauchst, in dem du Einblicke aus ihrem Leben gewährst.
Was das sich entwickeln von Karaktern betrifft, kann ich es nachvollziehen, denn ich habe einen Spielbericht geschrieben, und den mehr als eine Art Geschichte aufgebaut, seit dem habe ich in meiner Spielarmee einen Scout, auf den ich besonders aufpasse, und der mir sehr "ans Herz" gewachsen ist.
Es macht wirklich Spass wenn man Modelle mit Hintergrund auf der Platte hat.
Ich bin auf jeden Fall gespannt wie sich deine Geschichte weiter entwickelt.
Bis demnächst, Ostgote.
 
Krüger schrie. In freiem Fall stürzte er dem Boden entgegen, um ihn herum die Dunkelheit der Nacht. Während der Wind ihm Tränen in die Augen trieb, schienen seine Gedärme weit hinter ihm zurückbleiben zu wollen. Die Baumwipfel kamen näher und näher. Nur noch Sekunden, und er würde als blutiger Fleck auf der Planetenoberfläche enden. Gorekil hatte ihn belogen, der Gleitschirm würde nicht öffnen. Es war völlig unvorstellbar, dass ihn jetzt noch irgend etwas vor dem sicheren Tod bewahren würde. Krüger machte heulend und wimmernd seinen Frieden mit dem Imperator
Ein plötzlicher Schlag riss ihn zurück, presste die Luft hart aus seinen Lungen. Für einen Sekundenbruchteil sah er seine Stiefelspitzen in seinem Blickfeld auftauchen, dann hing er zitternd und schluchzend an seinem Gleitschirm, plötzlich in unerträglicher Leichtigkeit schwebend. Die automatische Auslösung hatte seinen Fall doch noch gebremst.
„Krüger?“, knarrte Gorekils Stimme aus dem Kopfhörer. „Alles in Ordnung?“
Krüger verfluchte den Gardistenoberst laut und blasphemisch, bevor er die Sprechverbindung aktivierte und mit einem kläglichen „Jawohl.“ antwortete.
Gorekils Lachen erklang. „Kopf hoch, Hauptmann. Beim ersten Sprung geht es jedem so. Wir sehen uns am Boden. Gorekil Ende.“
Krüger wandte seine Aufmerksamkeit dem Gleitflug zu. Der Oberst hatte ihm erklärt, dass die Landung einer der kritischsten Momente des ganzen Sprungs war, und Krüger war nur zu bereit, das zu glauben. Er sah sich bereits hilflos in einem Baum hängen, hoffnungslos in den Leinen seines Schirms verheddert. Unruhig hielt er Ausschau nach einer Freifläche und versuchte, seinen Gleitflug so gut es ging zu steuern. Weil er in der Dunkelheit kaum etwas sah, aktivierte er schließlich gegen Gorekils Anweisung das Nachtsichtgerät.
Das hellgrüne Bild der integrierten Zieloptik war gleich um einiges besser, als sich der Nacht nur mit bloßem Auge stellen zu müssen. Krüger atmete auf, als er eine Lichtung entdeckte, die groß genug für einen ungeübten Springer wie ihn schien. Vorsichtig steuerte er in die Richtung. Langsam näherten seine Füße sich den emporragenden Ästen der Bäume. Unangenehm lautes Rascheln erklang, als seine Stiefelspitzen die ersten Zweige berührten.
Natürlich scheiterte es. Krüger fluchte gepresst, als mit dem scharfen Geräusch reißenden Stoffs und dem Ächzen belasteten Holzes sein Gleitschirm in einer Baumkrone hängen blieb und ihn gute zwei Meter über dem Boden in der Luft baumeln ließ. Tastend suchte er das Kampfmesser an der Koppel, fand es schließlich und schnitt sich mit der Entschlossenheit eines Mannes, der schon längst genug von diesem Einsatz hatte, los. Er landete unsanft auf den Füßen und beeilte sich, von der Lichtung herunter in de Deckung der dichtstehenden Bäume zu kommen. Mit pochendem Herzen ließ er sich ins Unterholz gleiten, überprüfte mit schnellen Blicken erst die Umgebung, dann seine Ausrüstung. Es schien, als wäre seine Landung unbemerkt geblieben. Langsam schob er das noch immer bereit gehaltene Messer in seine Scheide zurück und entnahm dafür einer der zahlreichen Gürteltaschen das Auspex. Er legte das Gerät vor sich ab, bevor er es aktivierte, um die Hände notfalls für das Ziehen seiner Waffe frei zu haben.
„Krüger, hier Gorekil. Wo sind sie?“, rauschte es aus dem Kopfhörer.
Krüger überprüfte die glimmende Anzeige des Auspex. „Einen guten Kilometer westlich von ihrer Position.“, antwortete er.
Ein kleiner Pfeil blinkte auf dem Display des Scanners auf. „Unser Rendevouzpunkt.“, verkündete Gorekil im selben Moment. „Wir sehen uns dort. Beeilen sie sich und seien sie vor allem vorsichtig, Hauptmann.“ Gorekil zögerte kurz. „Kincade meint, dass wir nicht allein sind.“
Krüger nickte überflüssigerweise, nahm das Auspex auf und griff nach der Boltpistole in ihrem Holster, hielt aber m letzten Moment inne, um sich für die schallgedämpfte Automatikpistole vor seiner Brust zu entscheiden. Heimlichkeit ging dieses mal vor Durchschlagskraft.
Er setzte sich in Bewegung, nicht zum ersten Mal in dieser Nacht darüber nachdenkend, dass er eigentlich zu schwer beladen war mit Waffen, Munition und Ausrüstung. Diese Art von Operation völlig auf sich allein gestellt hinter Feindlichen Linien war ihm nur wenig vertraut. Er hoffte darauf, dass Gorekil und Kincade ihn möglichst bald zu seiner Kompanie zurückbringen würden, so wie sie es ihm vor dem Absprung angekündigt hatten. Alles andere wäre eine äußerst fahrlässige Gefährdung der Mission der Gardisten.
 
So, nachdem ich das Krueger Kompendium gelesen habe muss ich mich nun einfach aeussern:
Diese Geschichte ist imo das beste, was ich von einem nicht professionellen Autor soweit gelesen habe (und da steht sie eigentlich auch nicht zurueck), und mit Calidus und Awatrons Geschichte so ziemlich das beste was hier im 40k Geschichten Forum gepostet wurde.
Die Charakterentwicklung ist genial und tiefgaengig, alle Charaktere sind meisterhaft in einem realitischen Licht dargestellt (keine Schwarz-Weiss Charaktere, das beste Beispiel fuer einen wirklich gelungenen Charakter ist Antiochia).
Der einzige Kritikpunkt der mir immo aufgefallen ist, ist deine doch recht freie Interpretation des Hintergrundes, der allerdings nicht wirklich das Lesen stoert, in Zukunft wuerde ich mich nur freuen, wenn du darauf ein wenig achten wuerdest.
Ansonsten:
Weitermachen, Soldat (Kanonier nehme ich an?)!
 
@Sister of Battle:

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Wie läuft es bei der Bundeswehr ?
Ist unsere Landesverteidigung gesichert ?
[/b]

Keine Sorge, solange das PzFlaRakBtl 7 über Westdeutschlands Himmel wacht, leben wir alle in Sicherheit und Freiheit. Zumindest hat mich die Übung letzte Woche darin bestätigt, dass wir eine ganz doll schlagkräftige Truppe sind, wenn wir nicht gerade auf unser'm Panzer einpennen... 😉

@Raziel:

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Diese Geschichte ist imo das beste, was ich von einem nicht professionellen Autor soweit gelesen habe (und da steht sie eigentlich auch nicht zurueck), und mit Calidus und Awatrons Geschichte so ziemlich das beste was hier im 40k Geschichten Forum gepostet wurde.
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Wow, das ist ein ziemlich großes Kompliment. :rotanlauf: Danke dafür. Ich werde mich bemühen, so wieter zu machen und mich soweit möglich auch an bestehenden Hintergrund zu halten. Ganz ohne künstlerische Freiheiten werde ich aber nicht auskommen können.

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Weitermachen, Soldat (Kanonier nehme ich an?)!
[/b]

Nicht ganz, den Kanonier Avenger gibt's schon seit etwas mehr als zwei Monaten nicht mehr. Und ab 1.1. bin ich OG (und dann nach 3 weiteren Monaten wieder frei, haha!).

EDIT: Verdamt, galtt die neue Episode vergessen...

Mit verkrampften Händen hielt Calponia Griff und Handschutz des Bolters umklammert, während sie aus der Dachluke heraus die rechte Flanke des Immolators sicherte, den Blick auf den Rand des nächtlichen Waldes gerichtet. Die Finsternis machte ihr Angst. Ihr war, als würde jeden Moment eine der Kreaturen aus ihren Alpträumen aus dem Dunkel springen und sie vom Panzer hinunter in die Schwärze zerren. Wäre ihre Waffe nicht gesichert gewesen, sie hätte schon mehrmals aus panischem Reflex eine Salve in die Bäume vor ihr gejagt.
Seit sie auf die zerstörte Kolonne gestoßen waren, trieb Schwester Pacifica den Transportpanzer noch rücksichtsloser über den Waldweg. Calponia ertrug die Stöße und Schwingungen mit zusammengebissenen Zähnen, doch eingeklemmt zwischen Lukenrand und Innenraum schmerzte jede Bodenwelle, und ihre Muskeln protestierten allmählich dagegen, sie in der Balance halten zu müssen.
„Da... Da ist etwas am Himmel.“, kam Schwester Violettas Stimme über das Komm. Die junge Sororitas besetzte noch immer den Waffenturm des Immolators.
„Fliegeralarm!“, schrie Antiochia, und nur Sekundenbruchteile später demonstrierte ein stetig lauter werdendes Heulen, dass sie Recht hatte. Die schlanken Rümpfe dreier schwerer Jetbikes der Xenos jagten unmittelbar über die Köpfe der Sororitas auf dem Panzer hinweg, überflogen auch die beiden Rhinos dahinter, nur um zu wenden und längsseits der Panzerkolonne entlang zurückzufliegen.
Calponia zielte, entsicherte und schoss. Ihr Finger krampfte um den Abzug, ließ eine Salve gleißender Hochgeschwindigkeitsgeschosse in die Nacht rasen. Die Luft war erfüllt vom Hämmern der Bolter und dem Singen der Shurikenwaffen der Eldar, als die Jetbikes und die Sororitas ihre Salven austauschten. Über Funk hörte Calponia ihre Schwestern unter Schmerzen aufschreien. Noch immer feuernd schwenkte sie ihren Bolter mit, als einer der Xenos seine Maschine am Immolator vorbei steuerte. Unbeeindruckt und augenscheinlich unbeschädigt wendete der Eldar die Maschine in engem Bogen vor dem Panzer, um auf der anderen Seite einen weiteren Angriffsflug zu unternehmen, während Calponias Bolter klickend nach mehr Munition verlangte.
Sie tauchte in den Schutz des Innenraums herunter, um ihre Waffe nachzuladen. Unmittelbar über ihrem Kopf durchschnitt eine heulende Shurikensalve die Luft. Calponias Hände gehorchten ihr nur noch mit Mühe. Sie hatte Angst, beim Imperator! Klickend verriegelte das Magazin schließlich im Magazinschacht, und noch im erneuten Auftauchen aus der Luke lud Calponia die Waffe durch.
Sie schrie in Trauer und Wut auf, als sie Schwester Violettas Körper reglos über den Turmkontrollen des Immolators liegen sah. Antiochia rief etwas, doch sie verstand es nicht mehr. Innerhalb eines einzigen Augenblicks schien ihre Wahrnehmung sich auf schreckliche Weise zu verändern: Ihr Sichtfeld färbte sich in helles Rot, so als würde sie die Welt durch einen Schleier aus Blut sehen, in ihren Ohren war nichts mehr als das stete Rauschen in ihren Adern und der unnachgiebige Trommelschlag ihres Herzens. Die eben noch unfassbar schnellen Jetbikes wurden verlangsamt, und ihre eigenen Bewegungen auf unmenschliche Schnelligkeit gebracht.
Calponias Gesicht verzog sich zu einer grinsenden, Zähne bleckenden Grimasse. Jeder winzige Druck ihres Fingers schickte den Tod in Form eines selbstangetriebenen Geschosses hinaus in die Nacht. Sie schoss mit einer Präzision und Ruhe die sie selbst sich nie zugetraut hätte. Ihr war, als könnte sie die entsetzten Blicke der Eldarpiloten sehen, als se von den Bolts getroffen wurden; die Fassungslosigkeit und Angst in ihren widerlichen Xenosaugen. Sie schoss und schoss und schoss, bis ihr Bolter erneut klackend den Dienst versagte.
„Wir sind getroffen!“, durchdrang Antiochias Stimme ihr Bewusstsein, und augenblicklich fiel der rote Schleier von Calponia ab. Der Bolter entglitt ihren Händen, polterte auf das Dach des Panzers und von dort hinunter auf den Boden. Reflexhaft griff Calpoia zu der Automatikpistole an ihrer Hüfte, doch noch bevor ihre Finger den Verschluss des Holsters geöffnet hatten, wurde ihr klar, dass es keine Feinde mehr zu töten gab: Alle drei Jetbikes lagen als qualmende Wracks um den Immolator verteilt. Getroffen und beschädigt hatten die schlanken Flugmaschinen sich selbst gegen Bäume oder in den Boden getrieben.
Doch es war kein Sieg wie Calponia ebenso schnell klar wurde. In der Dachluke des Rhinos hinter ihnen lagen ihre Schwestern tot, aus dem zweiten Rhino stieg dunkler Qualm in den Nachthimmel auf.
„Wir müssen herunter vom Panzer!“, rief Antiochia. „Das Promethium kann sich jeden Moment entzünden.“
Calponia nickte langsam, doch ihr Geist hatte Antiochias Worte kaum begriffen. Was gerade mit ihr geschehen war, entsetzte sie viel zu sehr, um auch nur einen Gedanken an die Gefahr zu verschwenden, die ihr von brennendem Promethium drohen mochte. Ihr war, als stünde ihre Seele selbst in Flammen.
 
Als er den goldenen Kelch an die Lippen führte und einen winzigen Schluck seine Kehle hinunterrinnen ließ, war ihm, als flösse das Feuer der Sterne draußen durch seinen Körper, als würde ihre Schönheit und Pracht seine müden Glieder wärmen und neu beleben. Nachdenklich senkte er das Trinkgefäß und hielt es mit beiden Händen vor der Brust umfasst, während er aus dem Panoramafenster seines Quartiers heraus sah.
In den Jahren seines Dienstes war ein Schluck Amasec zu den wenigen Freuden geworden, die Inquisitor Gotthardt Franciscus vom Ordo Malleus sich noch gönnte. „Du möchtest wirklich nichts?“, fragte er in das Dunkel des Quartiers hinter sich.
„Nein.“, schnarrte die Stimme des Schattens hinter seinem Rücken. „Du weißt, dass ich Laster und Schwäche verachte, Gotthardt.“
„Natürlich, alter Freund.“, sagte Franciscus, für einen Moment vom gerechten Eifer, der in der Antwort lag, belustigt. „Ich wäre aber kein Inquisitor, wenn ich dich nicht auf die Probe stellen würde, nicht wahr?“
„Treib keine Scherze mit mir, Gotthardt.“, murrte der Schatten und trat zu Franciscus ans Fenster. Das Sternenlicht enthüllte einen Mann unbestimmbaren Alters, über dessen bleiches und vernarbtes Gesicht pechschwarzes Haar in ungepflegten Strähnen fiel. Umhüllt von einem zerschlissenen Mantel aus dunklem Leder stand der Mann in einer Lässigkeit neben Franciscus, die kein anderer Sterblicher angesichts eines Inquisitors an den Tag gelegt hätte.
„Es liegt mir fern zu scherzen, Augusto Carmine. Nur sehr dumme Männer würden in Gegenwart von jemandem scherzen, den nur der Anblick brennender Ketzer zu wärmen vermag.“ Franciscus nahm einen weiteren Schluck.
„Ich hätte dich auf dieser Reise nicht begleiten sollen.“, sagte Carmine. „Deine Beweise sind dürftig, und dein Spott beginnt, mich zu langweilen. Ich gewinne den Eindruck, dass ein Schiff zu klein ist für zwei Inquisitoren.“
Franciscus dachte einen Moment lang nach. Es lag eine stille Anschuldigung in den Worten des Hexenjägers. Carmine warf ihm vor, seine Arbeit nicht gründlich gemacht zu haben. Und doch war Franciscus sich seiner Sache sicher: Es gab einen Zusammenhang zwischen den Manifestationen, die in jüngster Zeit über den ganzen Sektor verteilt auftraten, zwischen den aufblühenden Kulten und der zunehmenden Korruption an scheinbar in keinem Bezug zueinander stehenden Orten. Irgend etwas verband diese Vorfälle, und Franciscus war überzeugt, dass es auf Orellion zu suchen war. Es mochte sein, dass die teuflischen Eldar in ihrer außerirdischen Heimtücke dahinter steckten.
„Du reimst dir ein Schattengebilde zusammen.“, bemerkte Carmine, und Franciscus wurde wieder einmal bewusst, dass sein alter Freund über zu mächtige Kräfte gebot, als dass selbst er, der Inquisitor des Ordo Malleus, seine Gdanken vor ihm hätte verbergen können. „Es gibt auf Orellion nichts als einige fromme Diener des Imperators, die just in dieser Stunde gegen die widerlichen Xenos kämpfen. Daran ist nichts übernatürliches, auch wenn es eine Schande sein mag.“
„Wir werden sehen.“, murmelte Franciscus. „Wir werden sehen...“
 
„Unsere Position.“, erläuterte Gorekil leise und zeigte auf einen blinkenden Punkt auf dem Scanner des Auspex. Er blickte über die Schulter in Krügers Gesicht. „Nicht allzu weit von ihren Truppen, Hauptmann. Wir werden sie in vielleicht zwei Tagen dort abliefern können. Es ist nur ein kleiner Abstecher aus unserem Operationsgebiet.“
„Und was genau tun sie hier unten, Sir?“, fragte Krüger zurück. Er hatte in den vergangen Wochen schon häufiger versucht, Gorekil etwas über den eigentlichen Auftrag der Gardisten zu entlocken.
„Wir stören die Truppenbewegungen der Eldar und klären ihre Angriffsverbände auf, bevor sie unsere Linien erreichen.“, brummte Kincade die Erklärung, die Krüger nun schon zu oft gehört hatte. Es war nur die halbe Wahrheit, dessen war sich Krüger sicher. Man setzte kein derartiges Aufgebot an Gardisten ein, um solche grundlegenden Operationen durchzuführen.
„Es ist besser, wenn sie nicht mehr wissen, Krüger, so leid es mir tut.“, murmelte Gorekil und justierte dabei geistesabwesend einige der Knöpfe am Auspex. „Selbst meine Männer wissen nicht alles.“
Die Gardisten sicherten in einem weiträumigen Kreis um das Offizierstrio die Umgebung. Keiner der Männer wandte den Blick auch nur für einen Moment von seinem Beobachtungsbereich. Ihre Zieloptiken waren in bedrohlichem Rot glühende Punkte in der Dunkelheit des nächtlichen Waldes.
„Zeit aufzubrechen.“, mahnte Kincade. „Wir sollten nicht zulange an einem Ort bleiben, diese Eldar sind ziemlich gut darin, Feinde in ihrer Nähe aufzuspüren. Hat mit ihren verdammten Psionikern zu tun.“
Gorekil nickte. „Wir teilen uns in zwei Gruppen auf. Krüger, sie kommen mit mir. Rendezvous in drei Tagen an dieser Position.“
Kincade erhob sich ohne ein weiteres Wort, den kompakten Bolter vor seiner Brust mit beiden Händen umgreifend. Die Waffe war umfassend modifiziert worden, um sie an die Bedürfnisse ihres Benutzers anzupassen. Mit gekürztem Lauf, abklappbarer Schulterstütze, Trommelmagazin und aufgesetzter Zieloptik hatte die Waffe kaum noch etwas mit den Boltwaffen gemein, die Krüger als Standardausführung seines Regiments kannte.
Der Kommissar eilte mit schnellen, aber leisen Schritten davon, und wie auf ein unsichtbares Zeichen hin schloss sich ihm die Hälfte der Gardisten an. Die Männer glitten wie Schatten aus ihren Positionen heraus, erhoben sich und liefen Kincades massiger Gestalt geduckt nach.
Gorekil schaltete das Auspex in den Ruhemodus und verstaute es in einer Tasche an seinem Gürtel. „Nun sind wir wieder allein, Krüger.“, sagte er vieldeutig. Seine Hände überprüften mit ruhigen, fachkundigen Griffen Sicherung und Ladeanzeige seiner Plasmapistole, während er gleichzeitig den Blick nicht von Krüger ließ. Es war fast, als suche er im Gesicht des Hauptmanns nach etwas...
„Fühlen sie sich gut?“
„Bitte was?!“
„Fühlen sie sich gut, Krüger? Sie machen mir den Eindruck, als hätte der Absprung sie etwas mitgenommen.“
„Ja. Ja, das wird es sein.“, antwortete Krüger zögernd.
Gorekil schüttelte still den Kopf. „Kommen sie.“, sagte er und erhob sich ebenfalls. „Ihre Männer warten sicher schon ungeduldig.“