40k Der letzte Mann

Na dann wollen wir mal wieder:

Leutnant Baron Thoma von Ruthenberg wischte sich genervt mit der Hand den Schweiß aus den Augen, bevor er weiter angestrengt durch den engen Sichtschlitz des Panzerkommandanten auf die verräucherte Straße vor seinem Fahrzeug starrte. Die Luft innerhalb des Tanks war nahezu unerträglich stickig und stank nach Schmierfett, Maschinenöl und ungewaschenen Leibern. Der kränklich surrende Ventilator der Lüftung bewirkte auch keine Veränderung außer des Geräusches, das er in seinen vergeblichen Bemühungen erzeugte. Der Panzerkommandant hätte die Luke über seinem Sitz öffnen können, um frische Luft einzulassen. Außerdem hätte er von dort oben auch wesentlich besser sehen können. Dennoch wagte er es in einem unübersichtlichen Gefechtsfeld wie diesen ruinierten Straßenzügen nicht, sich diese Blöße zu geben. Wie leicht konnte der Feind hier eine erhöhte Position einnehmen, und ein ungeschützter Kommandant war mit Sicherheit ein verlockendes Ziel.
Etwa vierzig Meter vor sich konnte der Leutnant durch den allgegenwärtigen Qualm die bullige Silhouette des Exterminators ausmachen, der ihm zu ihrem Ziel vorausfuhr. Hauptmann Graf Marcks hatte ihre Unterstützung bei der Verteidigung seines Sammelpunktes angefordert und von Ruthenberg versuchte nun, so schnell wie möglich zu ihm zu stoßen. Dies stellte sich als schwierig heraus, da viele der auf der Karte des Leutnants verzeichneten Straßen durch eingestürzte Gebäude versperrt waren und damit für Panzer undurchdringliche Sackgassen bildeten. Wenigstens verlief auf dieser Route bisher alles nach Plan.
Plötzlich hielt der vorausfahrende Panzer ruckartig an. Von Ruthenbergs Fahrer stoppte ebenfalls und noch bevor der Kommandant nähere Fragen stellen konnten, hämmerten die Waffen des Exterminators los. Der Leutnant zuckte überrascht von seinem Sichtschlitz zurück, stieß sich den behelmten Kopf an der niedrigen Decke und grabschte fluchend nach seinem Funkgerät.
„Nummer Drei, was ist los da vorne? Drei, kommen!“, rief er in das Sprechgerät, während er angestrengt nach draußen starrte. Außer dem wuchtigen Heck des anderen Fahrzeugs und dessen blitzenden Waffen konnte er durch den Rauch nichts erkennen.
„Eins, hier ist Drei. Bewegung vor uns, keine eindeutige Identifizierung. Sie versuchen uns zu umgehen! Wir hab-“
Aus einem der die Straße säumenden Gebäude zischte unvermittelt zwei dicke hellblaue Energiebälle auf den Exterminator zu und trafen diesen seitlich in Aufbau und Rumpf. Die Waffen des Panzers stellten das Feuer ein, so als sei das Fahrzeug verblüfft, dann flog es in einer gewaltigen Detonation auseinander. Splitter schwerer Panzerung fegten die Straße entlang und einige von ihnen prallten mit einem beinahe melodischen Ton an der Frontpanzerung von Ruthenbergs Leman Russ ab.
Der Leutnant reagierte sofort.
„Zwölf Uhr, vierzig Meter, Hauptgeschütz Feuer frei!“
Das Kampfgeschütz des Panzer krachte ohrenbetäubend in der Enge des Tanks und beißender Qualm schlug der Besatzung entgegen. Der Kommandant konnte sehen, wie die Zerstörungskraft der Panzergranate das Inferno vor ihm zusätzlich anheizte.
„Nachladen und zurücksetzen! Na los, zurück, zurück!“
Der Fahrer rammte den Schalthebel in den Rückwärtsgang. Mit aufheulendem Motor setzte sich das schwere Gefährt ruckartig in Bewegung. Der Panzerkommandant presste sich förmlich an den Sichtschlitz, aber noch immer war nichts außer der vernebelten Straße zu sehen.
„Sekundärwaffen, Feuern nach Belieben!“, schrie er in den tiefer liegenden Mannschaftraum. Die in Seitenkuppeln untergebrachten schweren Bolter des Leman Russ ratterten umgehend los und feuerten ziellos in den Qualm.
Plötzlich wurde das Fahrzeug wie von einem wuchtigen Hammerschlag an der rechten Seite getroffen. Es schlitterte seitwärts nach links, bis es heftig an eine Gebäuderuine prallte. Der Schlag schüttelte den Baron wie eine Spielzeugpuppe in seinen Gurten durch, und er verdrehte sich schmerzhaft den Hals. Eine fast unerträgliche Hitzewelle raste durch das Innere des Panzers und raubte ihm den Atem. Binnen Sekunden war die aufgeheizte Luft von widerlichen Brandgerüchen und den Schreien der Besatzungsmitglieder erfüllt. Hektisch fummelte von Ruthenberg an seinem Haltegeschirr. Irgendwie gelang es ihm, sich loszuschnallen und er versuchte panisch, seine verklemmte Ausstiegsluke aufzustoßen. In Todesangst rammte er mehrmals mit der Schulter gegen das massive Metall. Unter ihm steigerte sich die Hitze ins Unmögliche. Plötzlich gab die Luke nach und sprang auf. Der Kommandant zog sich hustend und würgend ins Freie, verlor den Halt und rollte schmerzhaft über die rechte Seite seines Fahrzeuges auf den Boden. Die Schmerzen an seinen Beinen hatten nicht nachgelassen und er wälzte sich schreiend im Staub, um die am Saum seines Mantels züngelnden Flammen zu löschen. Während er sich wand, entdeckte er ein ausgefranstes, geschwärztes Loch in der rechten Flanke des Leman Russ, das bestimmt einen Meter durchmaß.

Shas’vre Vior’la Oni’Sho trat durch den ohne Sichthilfen fast undurchdringlichen Rauch auf das zweite Gefährt der Gue’la zu. Zusammen mit noch einem weiteren Team hatten seine Geister die beiden Panzer abgefangen, sobald deren Vormarsch bemerkt worden war. Ihre Fusionsblaster hatten mit den kruden Fahrzeugen der Gue’la kurzen Prozess gemacht.
Das Zielerfassungssystem des Shas’vre erfasste unvermittelt eine Bewegung bei dem Panzer, der etwas weiter hinten gefahren war und nun langsam ausbrannte. Er sah eine Gestalt, die aus der oberen Ausstiegsluke des Fahrzeuges auftauchte, unkontrolliert zu Boden stürzte und sich in dem Versuch herumwälzte, ihre brennende Kleidung zu löschen.
An und für sich brachte es keine Ehre, hilflose Besatzungsmitglieder abgeschossener Fahrzeuge zu töten, aber dieser Kampf hier bildete eine Ausnahme. So in Unterzahl, wie die Streiter des Höheren Wohls es mittlerweile waren, konnten sie keinem einzigen Feind erlauben, zu entkommen und später wiederzukehren.
Gelassen zog Oni’Sho das Fadenkreuz seiner Zielhilfe über den sich windenden Gue’la, hob seine vierläufige Pulskanone und eröffnete das Feuer.

Shas’el Vior’la Korath trat neben den Himmlischen und sah auf ihn herab. In seinem Krisis-Kampfanzug war er beinahe doppelt so groß wie sein Vorgesetzter, ein Umstand, an den er sich einfach nicht gewöhnen konnte.
„Wie ist die Lage, Commander?“, erkundigte sich Aun’Uivor, ohne aufzusehen. Seine Stimme klang ruhig, dennoch hatte der Feuerkrieger zum ersten Mal das Gefühl, dass er mit dieser Schlacht abgeschlossen hatte. Aber wer hätte das auch nicht? Es war nichts Verwerfliches dabei, solange man weiter kämpfte. Es bestand ein Unterschied dazwischen, ob man sich der Niederlage bewusst war und trotzdem alles dafür tat, die Sache ehrenvoll zu beenden, oder ob man einfach aufgab. Jeder wahre Krieger gehörte zur ersten Kategorie.
„Offen gesagt nicht besonders vorteilhaft.“, eröffnete Korath seinen Bericht. Dank der Außenlautsprecher seines Anzuges war seine Stimme auch außerhalb des hermetisch verriegelten Helms zu hören. Darüber hinaus übertrug sein Bordcomputer eine sich ständig aktualisierende taktische Darstellung auf das Datapad des Aun, damit dieser die Äußerungen seines Untergebenen nachvollziehen konnte.
„Wir haben es geschafft, ihren direkt von Süden kommenden Stoßkeil aufzuhalten, allerdings unter bedenklichen Verlusten. Der zweite Angriff aus südöstlicher Richtung war jedoch nicht zu stoppen. Wir sind einfach zu weit in der Unterzahl. Wir haben zwei komplette Teams Feuerkrieger verloren, zwei weitere sind stark angeschlagen. Die Kroot mussten sich zurückfallen lassen. Ihr Anführer wurde getötet, weshalb ihre Kampfkraft wohl als nicht mehr zuverlässig einzustufen ist. Desweiteren haben wir fast unser komplettes Kontingent an Krisis-Anzügen verloren, es sind nur noch zwei einsatzbereit. Einen weiteren können die Mechaniker vielleicht noch notdürftig reparieren. Unsere Transporter hatten wir als Feuerunterstützung auf dem südöstlichen Flügel eingesetzt, inzwischen ist nur noch einer einsatzbereit. Es war von Anfang an eine Notlösung. Die Teufelsrochen sind in diesem Kampfgebiet praktisch nicht zu gebrauchen. Der Hammerhai musste einen schweren Treffer einstecken, ist aber noch voll funktionsfähig.
Im Moment sind die Kampfhandlungen zum Erliegen gekommen. Wir haben den Feind wohl stark genug geschwächt, dass er seine Attacke momentan nicht fortführen kann.
Ich bin jedoch überzeugt davon, dass sich in diesem Moment seine Reserven bereit machen, in die Stadt einzurücken. Offen gesagt, haben die fortdauernden Kämpfe die Kräfte des Kaders erschöpft. Wir werden ihnen nicht noch einmal standhalten können, wenn es zu einem vergleichbaren Angriff wie dem gerade erfolgten kommt.“
Aun’Uivor schwieg einen langen Moment, dann sah er zum ersten Mal zu seinem Commander auf.
„Ich muss Sie davon in Kenntnis setzten, dass wir unsere Verbindung zur Koalition verloren haben. Ein primitives, aber effizientes Störsignal unterbricht jegliche Kommunikation nach außen. Wir können weder um Hilfe rufen noch in Erfahrung bringen, ob wir noch Unterstützung erwarten dürfen. Was schlagen Sie also vor?“
Der Shas’el war sich nicht sicher, ob er sich geehrt fühlen sollte, dass der Himmlische sich heute derart auf seine Meinung stützte, oder ob dies ein schlechtes Zeichen war. Wie dem auch sei, es stand ihm nicht zu, danach zu fragen.
„Wir haben nur zwei Optionen. Zum einen könnten wir versuchen, den angeschlagenen südlichen Stoßkeil vollends aufzureiben. Ich bin überzeugt, dass meine Krieger dazu in der Lage wären, allerdings würden wir damit die zweite Flanke preisgeben und ich kann unmöglich abschätzen, wie weit der Feind in unsere Stellungen einbrechen würde.“
„Die zweite Möglichkeit?“
„Wir lassen uns schlicht zurückfallen und sammeln all unsere verbliebenen Kräfte zu einem letzten Gefecht. Wahrscheinlich spielt es keine Rolle. Das Ergebnis lässt sich nicht verändern, wir können nur den Weg dorthin bestimmen.“
„Eine düstere Sichtweise, Commander.“
„Aber eine unvermeidliche.“, erwiderte Korath nüchtern.
Der Aun straffte sich plötzlich, richtete sich zu seiner vollen beeindruckenden Größe auf.
„Wir werden die zweite Alternative wählen. Wir ziehen uns in die Zentrale zurück. Unsere Artillerie müsste noch über einige Granaten verfügen. Sammeln Sie sie ein, sowie alles andere Sprengmaterial, das Sie finden können. Wir verminen die Stellung. Der letzte Überlebende wird die Ladung auslösen. Der Feind soll nicht mehr bekommen als Staub und Rauch. Was wir nicht mehr verwenden können, Geschütze, Fahrzeuge und so weiter, wird gesprengt. Wir dürfen ihnen kein funktionsfähiges Stück unserer Technologie überlassen.“
„Was ist mit den Artefakten unserer Ahnen, die zu schützen das eigentliche Ziel war?“, erkundigte sich Korath.
„Lassen Sie sie in die Zentrale bringen. Es wäre im Sinne unserer Vorfahren, dass wir ihre Hinterlassenschaften zerstören, wenn wir sie nicht anderweitig vor den unwürdigen Händen der Gue’la bewahren können.“
Der Shas’el fühlte sich von neuer Energie durchflutet. Zum ersten mal seit Beginn der Belagerung hatte er wieder ein klares Ziel vor Augen. Ein letztes Gefecht. Sie würden dem Feind einen unvergesslichen Kampf liefern, den dieser, wenn er nur einen Funken Ehre im Leib hatte, würdigen musste.
Er hob den rechten Arm mit dem doppelten Plasmabeschleuniger zum Salut.
„Ich werde alles vorbereiten und die Krieger informieren. Es wird sie zusätzlich aufrichten, in Eurer Nähe kämpfen zu dürfen, Aun.“
Aun’Uivor nickte bedächtig. „Tun Sie das, Commander. Und verlieren Sie keine Zeit.“
 
Dann wollen wir mal:

*grummel*
und er verdrehte sich schmerzhaft den Hals.

Mit verdrehtem Hals lässt es sich shcwer Leben^^. Hier wäre es besser "er verriss/verrenkte sich schmerzhaft den Hals/Nacken.


Kotaths Berisch tist mir irgendwie zu Lange, mach leiber Pausen dazwischen, in denen er sich umwendet und auf das Schlachtfeld hinausblickt ect.


Wieder ausgezeichnet geschreiben
 
Ganz ehrlich mal Calgar, deine Verbesserungen sind echt behindert. Ausserdem solltest du erstmal selber schreiben lernen. Ausserdem gibt es sowas wie künstlerische Freiheit. Jedes Mal verbesserst du etwas was dir nicht gefällt.

Du hast recht ich mache oft Tipfehler :/ . Ich werd da mehr aufpassen :huh:

Aber falls du sagen willst, dass ich jeden kleinen sc**** verbessere, sehe ich das anders. Es gibt bei Landsknechts Story im allgemeinen in jedem Teil vielleicht 1 oder 2 Ausdrücke (maximal), die mir nicht gefallen. Da es immer weniger Schreibfehler bei den Texten gibt, sage ich eben, was mich außerdem stört. Ich setze die Arbeit weder herab noch meckere ich herum, ich selle das nur fest.
Ob er die Kritik aufnimmt und meine Menung teilt oder nicht, ist ja die Sache des Autors.
 
Poste bitte den nächsten Teil! Komm schon! Bald ist Weihnachten!

Das ist aber auch grad nicht hielfreich!

Dann wollen wir mal:


Zitat:
des Tanks
*grummel*

Zitat:
und er verdrehte sich schmerzhaft den Hals.


Mit verdrehtem Hals lässt es sich shcwer Leben^^. Hier wäre es besser "er verriss/verrenkte sich schmerzhaft den Hals/Nacken.


Kotaths Berisch tist mir irgendwie zu Lange, mach leiber Pausen dazwischen, in denen er sich umwendet und auf das Schlachtfeld hinausblickt ect.


Wieder ausgezeichnet geschreiben

und das ^ finde ich eigentlich nicht behindert! Es ist auch nicht beleidigend, usw.!

Finde deine Kritik über M. calgar sehr unpassend! :angry:


Edit:
Die Geschichte ist wieder sehr cool :wink:
 
Die Tau verminen die Basis, gut, Taktik soweit bekannt, aber warum haben die nicht schon früher damit angefangen? Die hatten Monate lang Zeit, das ganze Stadtgebiet zu verminen, damit hätten sie sich die Gue' la wohl ne ganze Weile vom Hals halten können. Ich weiß, Tau stehen auf mobile Kriegsführung, aber im Häuserkampf sind Sprengfallen und ähnliches zu effektiv, um darauf verzichten zu können. Gerade, wenn der Feind in der Überzahl ist und man seine Bewegungen vorraussagen kann.
Ich will nicht behaupten, viel Ahnung von Tau zu haben, aber für ne Sprengfalle sollte der Grips doch wohl ausreichen.
 
NAja, ich denke, man kann sich darüber streiten, ob das alles so sinnvoll war oder sie sich anders hätten vorbereiten müssen. Ich denke, die Tau hätten ihren Rückzug aber schon eher vorbereiten können, da sie ja wussten, dass sie weit in der Unterzahl waren. Naja, vielleicht hat Landknecht ja darauf eine Antwort. Es müsste ja bald mal weiter gehen.
 
Das kam wahrscheinlich in der Geschichte nicht so gut raus, aber zu Anfang hatten die Tau Aussicht auf Verstärkung, weswegen sie nicht einfach den Rückzug aus der Stadt angetreten haben, sondern sich für eine Hinhaltetaktik entschieden (Die bis zum Eintreffen der imperialen Verstärkungen eigentlich sehr gut funktioniert hat). Diese Hoffnung auf Entsatz hat sich mittlerweile zerschlagen, weshalb der Aun entschied, sich so weit wie möglich zurückzuziehen. Hinzu kommt, dass von seinem Kader inwzischen nicht mehr nesonders viel übrig ist...
Ich hoffe, ich konmte eim wenig aufklären. Hier der nächste Teil:

Leutnant Freiherr Fritz von Schurenstein drängelte sich brutal durch die versammelte Menge seiner Geschützmannschaften. Die vordersten Männer überschütteten die Fahrer vierer gerade angekommener Lastwagen mit wüsten Beschimpfungen. Der Batteriekommandant erreichte endlich das andere Ende der Menschentraube und hielt zielstrebig auf einen Angehörigen der Transporterbesatzung zu, der ausgestiegen war, um die aufgebrachten Artilleristen von seinen Fahrzeugen fernzuhalten.
Von Schurenstein brach aus den Reihen seiner Untergebenen hervor wie ein Ungeheuer aus stürmischer See. Er schnappte den überraschten Fahrer am Kragen seines schmuddeligen blaugrauen Overalls und presste ihn gegen die verbeulte Blechtür des Führerhauses.
„Wo, beim unsterblichen Imperator, waren Sie?“, blaffte er den Mann an, der ihn mit schreckgeweiteten Augen anstarrte. Eine plötzliche, gespannte Stille breitete sich um ihn aus, als sowohl Kanoniere wie auch Transporterbesatzungen förmlich den Atem anhielten.
„Wir...wir...“, stammelte der Angesprochene.
„Warum sitze ich hier einen halben Tag lang auf einem Haufen Treibladungen, zu denen ich keine Granaten habe?“, schrie der Freiherr weiter, wobei er sein Gegenüber zur Unterstreichung seiner Worte in regelmäßigen Abständen gegen die Wandung des Lastwagens stieß.
„Wir...“, setzte der andere nochmals an, doch der erregte Offizier ließ ihm keine Chance zu Erklärungen.
„Sind Sie der Leiter dieser Einheit?“
„Jawohl, Leutnant.“
„Tja, wenn das so ist...“, murmelte von Schurenstein, zog seine Dienstpistole und schoss dem Fahrer durch den Kopf. Dessen rauchender Leichnam wurde zurückgeschleudert, schlug dabei die blutbespritzte Tür des Transporters zu und rutschte dann langsam zu Boden.
Der Leutnant legte auf den Beifahrer seines Opfers an, der sich im Führerhaus so klein wie möglich machte.
„Ich gratuliere, Sie sind soeben befördert worden. Ich gehe davon aus, dass Sie es nicht zu solchen Verfehlungen kommen lassen wie ihr Vorgänger.“
Der Mann gab keine Antwort, sondern stierte nur in den Lauf der auf ihn gerichteten Laserpistole.
„Ich wiederhole mich nicht gern.“, knurrte der Batteriekommandant.
„Ja, ja natürlich. Ich werde Sie nicht enttäuschen.“
„Davon gehe ich aus. Ich kann sehr motivierend sein. Und jetzt schaffen Sie und ihre Leute auf der Stelle meine Granaten an die Geschütze. Los!“
Der Beifahrer stieß seine Tür auf und fiel förmlich aus seinem Fahrzeug. Von Schurenstein rammte seine Waffe wieder ins Halfter, dann drehte er sich ruckartig um.
„Sergeant Olhoff!“
Seine Nummer Zwei arbeitete sich durch die gaffenden Soldaten auf ihn zu.
„Was steht ihr so unnütz herum!“, fuhr der Freiherr die versammelten Kanoniere an. „Macht die verdammten Geschütze klar!“
Die Artilleristen stoben auseinander.
„Und Sie,“, er zeigte auf den Sergeant, der ihn inzwischen erreicht hatte. „Stellen Sie sofort eine Verbindung zur Front her. Ich brauche Ziele. Und informieren Sie das Divisionskommando, dass wir unsere Granaten endlich bekommen haben.“
„Ja, Leutnant.“, erwiderte Olhoff und wandte sich ab.
„Moment noch.“, wurde er jedoch sofort zurückgepfiffen. „Zuerst teilen Sie ein paar Exemplare dieses faulen Gesindels dazu ein, überzählige Treibladungen auf die Lastwagen zu laden. Die sollen sie dann zur Blauen Kompanie schaffen.“
Der Freiherr deutete auf den Leichnam des Mannes, den er zuvor erschossen hatte. „Dann beiseitigen Sie diese Schweinerei, finden den Namen dieses Kerls heraus und tragen ins Gefechtslogbuch ein, dass ich ihn wegen Inkompetenz exekutiert habe.“
„Ja, Leutnant.“
Von Schurenstein atmete ein paar mal tief durch, während um ihn herum geschäftiges Treiben ausbrach. Wenn das hier vorbei war, hatte er mit einem bestimmten Herrn im Divisionskommando noch etwas zu regeln.

Oberleutnant Baron Flint drückte sich an die schmutzige Flanke des im Leerlauf tuckernden Kampfpanzers und spähte misstrauisch die vernebelte Straße hinunter. Bis auf die Geräusche des unsauber laufenden Motors war die nähere Umgebung völlig ruhig. Selbst der seit dem Beginn des Angriff unaufhörlich dröhnende Gefechtslärm war verstummt.
Der Zugführer traute der Situation nicht einmal so weit, wie er den Panzer hätte werfen können. Wie sollte er auch, nach allem, was an diesem Tag schon passiert war. Der Feind hatte seine Fähigkeit, völlig unerwartet zuzuschlagen, mehrfach in Vollendung demonstriert.
Er blickte zurück. Hinter dem Leman Russ hatten sich die Überreste des Zweiten und Vierten Zuges versammelt.
Der Vierte war auf einer Parallelstraße zunächst zeitgleich mit Flints Einheit in ein heftiges Feuergefecht verstrickt worden, in dessen Verlauf über die Hälfte der Männer gefallen oder verwundet worden waren. Unter den Toten befand sich auch Leutnant Herzog von Fessbach, der Zugführer. Nach dem Verlust des Offiziers war es dem Kommissar des Vierten gelungen, die Männer beisammen zu halten und das Gefecht fortzusetzen. Dann war der Feind plötzlich verschwunden, als habe es ihn nie gegeben. Bis die Imperiumstruppen es wagten, aus ihrer Deckung hervorzukommen und nachzusetzen, waren die Stellungen der Xenos verlassen.
Der Oberleutnant hatte entschieden, die beiden geschwächten Züge zusammenzulegen und dann weiter vorzustoßen, auch wenn das bedeutete, dass er jetzt zwei Politoffiziere am Hals hatte. Mittlerweile waren sie bis nahe ans Stadtzentrum vorgedrungen, jedoch ohne auf weitere Gegenwehr zu stoßen. Es war so, als hätte sich der Gegner in Luft aufgelöst.
Flint wandte sich um und ging nach hinten zu den wartenden Landsknechten. Er sah Sergeant Rickers erschöpft an einer noch einigermaßen intakten Wand lehnen, von den restlichen drei Männern seines Zuges umringt. Der Veteran sah schrecklich aus. Es lag nicht nur an den Verletzungen, die er sich bei dem Sturm auf die feindliche Stellung zugezogen hatte, und das waren nicht wenige, nein, da war auch noch etwas anderes. In der gesamten Zeit, die er nun mit diesem Soldaten diente, hatte der Baron das erste Mal den Eindruck, dass sein Untergebener nicht mehr weiter konnte. Sämtlicher Tatendrang, sein ganzes Feuer, das ihn einmal angetrieben hatte, schien aus ihm gewichen zu sein. Er machte den Eindruck einer leeren Hülle, die nur deshalb nicht einfach in sich zusammenfiel, weil sie von einer Ansammlung Knochen und innerer Organe davon abgehalten wurde.
Der Zugführer ging zu ihm herüber und klopfte einem der Landsknechte auf die Schulter.
„Wisst ihr was, Jungs? Ich glaube da drüben sollte jemand ganz dringend die Straße bewachen. Ich dachte mir, dass könntet ihr drei übernehmen.“
Der Angesprochene stutze kurz. „Aber die Wachen sind aufgestellt, Oberleutnant.“
„In Ordnung, noch mal für die Begriffsstutzigen. Ich will ein paar Worte mit dem Sergeant wechseln und kann euch hier nicht brauchen, verstanden?“
Die drei Soldaten nahmen Haltung an.
„Zu Befehl, Oberleutnant, wir bewachen die Straße.“
„Schön.“, lächelte Flint und zog ein verbeultes Pappkästchen aus einer seiner Manteltaschen. „Und wenn ihr schon dabei seid, könnt ihr auch gleich eine rauchen.“ Er warf dem am nächsten stehenden Mann die Schachtel zu. Der grinste breit und machte sich mit den anderen schnellstens aus dem Staub, bevor der Offizier es sich noch anders überlegen konnte. Genussmittel wie Rauchwaren waren eigentlich nur der Führungsebene vorbehalten. Der Baron wusste, wann er kleine Gefälligkeiten verteilen musste, um die Infanteristen wieder zu motivieren.
„Wenn euch jemand fragt, woher er die habt, schickt ihn zu mir!“, rief er den Dreien noch nach.
Dann wandte er sich dem Sergeant zu.
„Was ist los mit dir, Eiken? Was ist passiert?“
Sein Untergebener sah zu ihm auf. Sein Blick bestürzte den Zugführer. Die dunklen Augen schienen direkt durch ihn hindurchzusehen.
„Hatten Sie schon mal das Gefühl, aus einem Gefecht nicht mehr lebend herauszukommen?“
„Natürlich. Was wären wir denn für Menschen, wenn wir das nicht hätten, während man uns zu töten versucht.“
Während er sprach, schienen sich Rickers Augen endlich auf seinen Offizier zu fokussieren:
„Vielleicht habe ich mich nicht genau ausgedrückt. Ich meinte nicht nur das Gefühl, sondern schon fast die Gewissheit.“
Flint packte sein Gegenüber beschwörend an der Schulter: „Hör zu, so darfst du nicht denken. Wenn du das tust, forderst du dein Schicksal geradezu heraus. Außerdem, bis jetzt hat es noch nichts in diesem Universum geschafft, dich umzubringen.“
„Das ist es ja gerade. Seit wir hier sind, hätte ich schon mindestens viermal draufgehen müssen. Seit ich in der Armee bin schon viel öfter. Mein Glück kann einfach nicht ewig anhalten. Ich werde langsam zu alt für das hier. Ich reagiere langsamer, oder tue Dinge, die ich früher nie getan hätte.“
„Was heißt zu alt, du bist der beste Mann, den ich habe!“, rief der Baron lauter als beabsichtigt.
„Ich bin älter als Sie, Oberleutnant.“, stellte Rickers nüchtern fest.
„Ja, ja, aber du hast verdammt noch mal mehr Erfahrung als jeder andere in diesem Verein.“
Der Veteranensergeant nahm sich den Helm ab und begann ihn geistesabwesend zu reinigen. Baron Flint fiel eine tiefe, schwarz verbrannte Schramme auf, die sich quer über den Kopfschutz zog.
„Soldat Lantz,“, sagte Rickers, ohne von seiner sinnlosen Tätigkeit aufzublicken. „ich weiß nicht, ob Sie sich an ihn erinnern, sagte mir kurz vor seinem Tod, dass das alles keinen Sinn macht. Dass wir auf Lebenszeit verpflichtet sind, und das ist in den meisten Fällen nicht allzu lange. Das einzige, was wir zum Ende unseres Dienstes bekommen, ist der Tod. Inzwischen glaube ich, er hatte recht.“
Der Zugführer wollte etwas sagen, überlegte es sich dann jedoch anders. Er wusste einfach nicht, was er darauf entgegnen sollte. Er hätte gerne behauptet, dass Aussicht auf mehr bestand, doch der Sergeant lag richtig. Genau so lief es in den Armeen Gotfrieds ab, seit das erste Regiment dieser Welt den Dienst in der Imperialen Armee aufgenommen hatte. Und beim Imperator, es funktionierte.
„Wir sind nicht auf der Jagd nach materiellen Gütern oder Belohnungen, Eiken. Wir kämpfen dafür, nach unserem Tod an Seiner Seite stehen zu dürfen. Dies sollte uns genug sein.“
„Jetzt klingen wie einer der Kommissare oder Kleriker, Oberleutnant.“
Flint erkannte schlagartig, dass er hier einem Problem gegenüberstand, dass er in der gegebenen Zeit nicht würde lösen können. Er dankte dem Imperator dafür, dass keiner der Politoffiziere in der Nähe war. Sie hätten den Sergeant für seine Einstellung sofort exekutiert. Und er konnte es ihnen nicht einmal verdenken. Mit seinen momentanen Ansichten stellte der Truppführer nicht nur eine Gefahr für sich selbst, sondern für alle in seiner Umgebung dar. Doch der Baron konnte auf ihn und seine Erfahrung nicht verzichten. Er hasste das, was er jetzt tun musste, doch manchmal kam man als Offizier nicht darum herum.
„Ich brauche Sie, Sergeant Rickers. Ich kann es mir einfach nicht leisten, Sie hier mitten in einer Schlacht in Selbstmitleid versunken herumsitzen zu lassen. Sie werden wie immer Ihren Dienst fortführen und zum schlussendlichen Sieg unseres Regimentes beitragen. Sie werden dem Imperator und Gotfried damit Ehre machen, haben Sie das verstanden, Sergeant Rickers?“
Der Veteran sah ihn an, vom plötzlich offiziellen Ton seines Vorgesetzten überrascht. Doch bevor er etwas erwidern konnte, wurde er von zackig im Marschtritt heranknallenden Schritten abgelenkt.
Oberleutnant Baron Flint drehte sich um und sah den Kommissar des Vierten Zuges auf sich zukommen. Er konnte sich nicht an den Namen des Mannes erinnern, der erst seit diesem Einsatz der Roten Kompanie zugeteilt war, war sich dafür aber um so sicherer, dass er ihn nicht leiden konnte. Er war einer jener Kommissare, die sich so sehr bemühten, den hohen Idealen ihres Standes gerecht zu werden, dass sie zu dem klischeehaften Abziehbild eines Rekrutierungsposters verkamen. Mit forschem Gang eilte er auf den Zugführer zu, das Gesicht zu einer Miene finsterer Entschlossenheit erstarrt. Flint fragte sich, wie lange er für diesen Ausdruck vor dem Spiegel hatte üben müssen.
Der Politoffizier erreichte den Baron und kam aufdringlich dicht vor ihm zum Stehen.
„Dort drüben,“, eröffnete er ohne Umschweife, wobei er mit dem Daumen über die Schulter deutete. „stehen einige Ihrer Männer und rauchen!“
„Und?“
„Als ich sie maßregelte, sagten sie, ich solle zu Ihnen kommen.“
„Ich weiß.“, meinte der Baron ungerührt. „Ich habe ihnen die Zigaretten gegeben. Bedienen Sie sich ruhig, wenn Sie auch eine möchten. Das heißt, wenn noch eine übrig ist.“
Der Kommissar schnaubte angewidert. „Sie wissen genau, dass das Konsumieren von Rauschmitteln dem gemeinen Soldaten während eines laufenden Gefechts untersagt ist.“
„Natürlich, aber wie Ihnen bestimmt aufgefallen ist, könnten wir im Moment nicht weiter von einem Gefecht entfernt sein. Ich verspreche Ihnen, sobald wir den Feind wieder gefunden haben, drücke ich sämtliche Zigaretten persönlich aus.“
„Eines Tages wird Ihnen Ihre Unverschämtheit zum Verhängnis werden, Oberleutnant“, prophezeite der Kommissar.
„Ich weiß.“, erwiderte Flint schlicht.
Sein Gegenüber machte auf dem Absatz kehrt und rauschte davon.
Der Baron wandte sich ab, stellte jedoch fest, dass Rickers sich nicht mehr hinter ihm befand. Er sah sich um und entdeckte den Sergeant schließlich ein Stück weit entfernt bei seinen Männern, wie er eine Zigarette rauchte und gleichzeitig irgendetwas mit ihnen besprach. Der Zugführer seufzte unterdrückt. Er machte sich Sorgen um seinen langjährigen Untergebenen, wusste jedoch auch, dass er sich jetzt nicht wirklich darum kümmern konnte. Er hoffte, dass es dafür später noch Gelegenheit geben würde.
 
Jo ich glaube, ich bin diesmal schneller als M.Calgar.
Ich hoffe, ich konmte eim wenig aufklären.
Klingt nachvollziehbar und ich erinnere mich, dass sie tatsächlich auf Verstärkung gehofft hatten.

Dessen rauchender Leichnam wurde zurückgeschleudert, schlug dabei die blutbespritzte Tür des Transporters zu und rutschte dann langsam zu Boden.

Mal so nebenbei: wenn der Leichnam raucht, nehm ich an, dass das ein Energiegeschoss war. Oder Plasma. Die Dinger sind ziemlich heiß, weshalb die Leiche ja auch raucht. Wenn die aber so heiß sind, verdampft das Blut auf der Stelle und die Wunde wird ausgebrannt. Deshalb finde ich das "rauchend" und das "blutverschmiert" zusammen unpassend. Oder stammt das Blut von den Schlägen gegen das Metall?

Der Zugführer traute der Situation nicht einmal so weit, wie er den Panzer hätte werfen können
geile Formulierung. Hut ab vor deiner Kreativität.

Wie sollte er auch, nach allem, was an diesem Tag schon passiert war.
und gleich danach ein Fehler. Das Fragezeichen fehlt. Auch wenn es eine rethorische Frage ist.

hervorzukommen und nachzusetzen, waren die Stellungen der Xenos verlassen.
mir passt dieses "nachzusetzen" nicht. wenn schon, dann "ihnen nachzusetzen", aber die wissen ja noch gar nicht, dass sie weg sind.

ist das ne Wortneuschöpfung? Ich hab das noch nie gehört. Das klingt, als seien da irgendwelche Dinge aus Rauch.

Was wären wir denn für Menschen, wenn wir das nicht hätten, während man uns zu töten versucht
das Gleiche wie oben. Das Fragezeichen.

Seit ich in der Armee bin schon viel öfter.
"bin, schon..."

Ich reagiere langsamer, oder tue Dinge, die ich früher nie getan hätte.“
ach ja, dein früherer Lieblingsfehler.kein Komma vor "oder"

Sie hier mitten in einer Schlacht in Selbstmitleid versunken herumsitzen zu lassen.
Schlacht, in Selbstmitleid versunken, herumsitzen zu lassen.


Toll ich mag den Flint. Der ist viel netter zu seinen Leuten und erfüllt dennoch seine Pflicht. Naja, ich hoffe, im nächsten Teil kommen dann auch wieder Tau vor. und Artillerie. Sag mal: hast du diesen Teil vielleicht nich gelesen, bevor du ihn reingestellt hast. So viele Dinge hab ich schon lange nicht mehr angemerkt. Oder wolltest du mir nur den Gefallen tun, mal wieder was zu tun zu bekommen?😀
Dann vielen Dank
 
Jo ich glaube, ich bin diesmal schneller als M.Calgar.
vielleicht eh besser so ^_^

Jezt kommt schon das zweite mal sinnlose Brutalität in den Reihen der Imperialen Armee vor.
Das este mal schlägt Marcks (ich glaube , der wars) seinem Funker ins Gesicht, und jezt das... illustriert gut die Zuständ in der Armee. Oft kommt man eben doch nur mit Gewalt weiter.-_-
Ich hoffe, dass Marcks bald wieder vorkommt. Ansonsten wieder ein toller Teil, mir gefällt vor allem, dass du nicht nur Kampfszenen schreibst.

mfg M:C:
 
@SHOKer: Ich lese mir jeden Teil vor dem Reinstellen durch, aber mir ist aufgefallen, dass ich bei meinen eigenen Texten irgendwie fast nie soviele Fehler entdeckt, wie bei denen anderer Leute. Ich glaube, das liegt daran, dass man eine Vorstellung hat, wie der Text klingen oder aussehen sollte und dass einem das Gehirn dann einen kleinen Streich spielt. Irgendwie sehen selbst offensichtliche Fehler richtig aus.
Wegen Laserwunden: Dazu gibt es im Hintergrund x-verschiedene Theorien. Einige sagen wie du, dass eine Laserwaffe die Wunde sofort ausbrennt und nichts als ein verbranntes Loch zurückbleibt. Andere behaupten, dass die Hitze des Lasers sofort Blut und andere Flüssigkeiten verdampft. Da Dampf ein größeres Volumen einnimmt als Flüssigkeit, wird dadurch in Sekundenbruchteilen ein starker Druck aufgebaut, der durch das kleine Einschussloch nicht sofort entweichen kann. Stattdessen gibt es eine Art Explosion in der Umgebung der Verbrennung und als Resultat davon spritzt dann eben doch Blut. Ich glaube, im Endeffekt schließt man sich beim Schreiben dann der Theorie an, die einem am besten gefällt 😉
Nun aber zum nächsten Teil:


General Fürst Ludwig von Krechtel ging bedächtig die lange Seite des wuchtigen hölzernen Kartentisches ab, während er sich in einer lange geübten denkerischen Geste den prächtigen grauen Schnurrbart strich. Momentan war auf dem Tisch eine detaillierte Übersichtskarte des Einsatzgebietes des 3. Gotfried ausgebreitet, die mit kleinen Markern förmlich übersät war. Zwei Ordonnanzoffiziere waren beständig damit beschäftigt, die farbigen Fähnchen den aktuellen Positionen der Einheiten im Feld, die sie repräsentierten, entsprechend zu verschieben.
Eine hololitische Anzeige, wie sie in den meisten Kommandoständen der Imperialen Armee üblich war, wäre zwar in dieser Hinsicht praktischer gewesen, aber der General hatte eine Schwäche für die traditionelle Methode.
Er atmete tief ein und blickte sich im Befehlsstand um. Dieser bestand aus einem beeindruckenden Zeltkomplex, mit einem Hauptmodul von der Größe eines Zirkuszeltes, das den Strategieraum beherbergte, in dem sich von Krechtel zur Zeit befand. Er wurde von dem zentralen Kartentisch dominiert, auf den je nach Dringlichkeit die Darstellung eines bestimmten Schauplatzes oder eine Übersicht des gesamten Einsatzgebietes der Division aufgelegt wurde.
Die Stoffwände des Raumes waren von kleineren, senkrecht stehenden Kartenwänden gesäumt, an die detailliertere Lagepläne der einzelnen Gefechtszonen gepinnt waren. Jedem der Gestelle war ein niederer Offizier zugeteilt, der seinen Abschnitt stets anhand der Informationen auf dem neuesten Stand hielt, die ein Offiziersanwärter ihm aus dem benachbarten Funkraum zutrug.
Trotz des allgemeinen Gewimmels um die Nebenschauplätze hatte sich in der Umgebung des Divisionskommandeurs eine Insel der Ruhe gebildet. Die umstehenden Stabsoffiziere hielten den Atem an, während sie ihren Vorgesetzten stramm stehend beobachteten.
Der General unterbrach seine Wanderung, wandte sich der Karte zu und stützte sich schwer auf das polierte Holz des Tisches. Er hatte wieder zugenommen. Seine gestärkte Uniform
spannte sich unangenehm straff um seinen Bauch. Eilig richtete er sich wieder auf.
„Und das ist bestätigt?“, erkundigte er sich, ohne jemand bestimmten anzusprechen.
Einer der Stabsoffiziere räusperte sich ein wenig verlegen, bevor er antwortete: „Ja, es kam gerade vom Befehlsstand des Marschalls herein, und der hat es angeblich direkt vom Kreuzzugs-Oberkommando Damokles.“
„Das kann doch nicht wahr sein!“, fuhr der Fürst auf. „Wollen die uns einfach in den Rücken fallen, während wir hier noch kämpfen? Was machen die anderen Verbände?“
„Die sind schon dabei, den Befehl auszuführen.“
„Sieht diesen saftlosen Fremdweltlern ähnlich.“, knurrte von Krechtel. Wie alle leitenden Offiziere seines Militärs hatte er für Truppen von anderen Welten wenig übrig. Es war keine Form von Rassismus, es lag einfach daran, dass sich die Gotfrieder Art der Kriegsführung nicht besonders gut mit der fortschrittlicherer Imperialer Einheiten vertrug. Die Gotfrieder hatten selten die nötige Ausrüstung, um sich mit Verbänden anderer Welten zu verständigen oder zu koordinieren, oder sie bevorzugten schlicht grundlegend verschiedene Taktiken. Zudem waren die Regimenter der Feudalwelt vollkommen anders strukturiert, manche Divisionen führten sogar eigene Luftstreitkräfte mit. In der Folge sorgte dies dafür, dass ein übergeordneter Kommandant veranlasste, dass Gotfrieder Truppenteile strikt getrennt von denen anderer Welten operierten, um Reibereien möglichst gering zu halten. Dies verhinderte jedoch auch, das sich einmal aufgerissene Gräben je wieder schlossen.
Auch das Handeln General von Krechtels wurde nun von diesen Animositäten bestimmt.
„Wie weit ist das 3. bei seinem Angriff auf die Zielsiedlung gekommen?“, fragte er harsch.
„Die Karte ist so aktuell wie sie nur sein könnte.“, verwies der Stabsoffizier. „Von der Roten Kompanie gibt es einfach keine Informationen, daher können wir unmöglich ihren Fortschritt einschätzen. Die Blaue Kompanie ist durchgebrochen und rückt auf das Stadtzentrum vor. Inzwischen sind auch die Reserven eingetroffen. Daraufhin hat die Gelbe Kompanie die Stellungen übergeben und rückt ebenfalls vor. Alles in allem sieht es sehr vielversprechend aus. Möglicherweise ist die Rote Kompanie verloren, aber damit ließe sich leben.“
„Alles was zählt, ist der Sieg.“, murmelte der Divisionskommandeur gewohnheitsmäßig.
„Alles was zählt, ist der Sieg.“, wiederholten sämtliche Anwesenden.
„Ehm, da wäre noch etwas.“, meldete sich ein anderer der Umstehenden.
„Ja?“
„Im Moment befindet sich noch eine Einheit des Regiments in der Stadt, von dem wir die Gefechtszone übernommen haben.“
„Was? Was, beim Imperator, haben die noch da zu suchen?“
„Der befehlshabende Offizier dieser Truppe hatte sich in der Funkzentrale des 3. gemeldet. Er wollte den Kompanieführer Rot sprechen. Ich ließ ihm ausrichten, man könne sich nicht so einfach in unsere Befehlskette einmischen. Daraufhin begann er ohne Genehmigung vorzurücken.“
„Dann verbinden Sie mich mit diesem Kerl, er kann nicht einfach in meiner Gefechtszone herumlaufen!“
„Das dürfte nicht so einfach sein. Dieser Gerret ist bei ihm.“
Fürst von Krechtel seufzte frustriert.
„In Ordnung. Wir werden uns diesen Erfolg nicht streitig machen lassen, nicht so kurz vor dem Ziel. Wir werden diese Stadt einnehmen, soll der Rest des Kreuzzuges meinetwegen den Schwanz einziehen und nach hause kriechen. Rufen Sie die Blaue und Gelbe Kompanie und sagen Sie ihnen, sie sollen sich beeilen, die Stadt zu erobern.“
„Aber General!“, meldete sich ein Offizier mittleren Ranges vorsichtig zu Wort. „In der Übermittlung hieß es, es sei ein Waffenstillstand geschlossen worden. Die Xenos gewähren uns freien Abzug aus dem Damokles-Golf, wenn wir die Kampfhandlungen einstellen. Darüber können wir uns nicht einfach hinwegsetzen.“
„Das weiß ich selbst, verdammt noch mal!“, schrie der Divisionskommandeur ihn an. „Wir werden uns einfach taub stellen. Die halten uns ohnehin alle für rückständige Primitivlinge. Also werden wir einfach behaupten, wir hätten den Spruch nicht empfangen. Wir erfüllen unsere Aufgabe, dann kann diese stinkende Alienbrut meinetwegen ihr wertloses Land wieder haben. Es geht hier schließlich um unseren Ruf.“
Er sah in die Gesichter der versammelten Offiziere. Sie machten keinen besonders glücklichen Eindruck.
„Na los!“, schnauzte der Fürst. „Wir haben keine Zeit zu verlieren, nicht wahr?“

Oberst Harden versuchte die Schwankungen seines Salamanders so gut es eben ging auszugleichen. Er war Sprungsoldat und als solcher nicht allzu oft mit einem fahrbaren Untersatz gesegnet, weshalb er nicht so gut mit der ruckelnden Fahrt des leichten Panzers zurechtkam, wie er es gerne getan hätte. Vor allem störte ihn, dass das beständige Schaukeln Gerret und seine finsteren Gesellen nicht im geringsten zu beeindrucken schien.
Er sah kurz nach hinten. Die requirierten Angriffstransporter hielten vorbildlich den Anschluss und der Oberst konnte sehen, dass seine Männer die gleichen Schwierigkeiten hatten wie er.
Er warf wieder einen Blick auf den Auspex. Seit sie in die Straßen der Stadt eingefahren waren, hatte er das Gerät ständig im Blick. Die engen Häuserschluchten waren wie geschaffen für Hinterhalte. Dennoch konnten sie es sich nicht leisten, langsamer zu werden, weshalb sie die Fahrzeuge nicht abgestellt hatten, sondern in Kolonne weiter fuhren.
Ein besonders heftiger Schlag hätte den Offizier beinahe von den Beinen geholt, als der Salamander über ein größeres Trümmerstück holperte. Er prallte gegen den Inquisitor, der den massigen Soldaten wie beiläufig aufrecht hielt, ohne auch nur etwas aus der Balance zu geraten. Harden starrte den Schwarzgekleideten an. Der kleine Mann hatte um einiges mehr Kraft, als er es ihm je zugetraut hatte. Gerret bemerkte seinen Blick und warf ihm ein Zwinkern zu. Die mechanisch wirkende Geste beunruhigte den Taloner mehr, als in den Lauf eines Lasergewehrs zu schauen.
Sein Funker zupfte ihn plötzlich am Ärmel seines Tarnanzuges und hielt ihm das Sprechgerät hin.
„Haben Sie ihn endlich?“, überschrie er die dröhnenden Motoren und das Scheppern der Panzerketten.
„Ja, Sir!“
Der Oberst nahm das Mikrofon an sich und drückte den Sendeknopf.
„Hauptmann Graf Marcks? Hier spricht Oberst Harden, 9. Taloner Sprungtruppen, können Sie mich empfangen?“
„Natürlich kann ich Sie empfangen!“, krachte es patzig zurück. „Darf ich fragen, was beim Schlund des Chaos Sie hier zu suchen haben?“
„Ich dachte mir, Sie könnten ein wenig Unterstützung gebrauchen.“
„Unterstützung?“, brüllte der Graf derart laut in sein Sprechgerät, dass ein hässliches Pfeifen die Übertragung überlagerte. „Bei uns läuft alles nach Plan.“
„Oh gut.“, schoss der Oberst ungerührt zurück. „Dann werde ich meine Kompanie nehmen und wieder nach Hause fahren. Da ist es ohnehin gemütlicher als in diesem Schutthaufen.“
Neben sich hörte er den Inquisitor scharf Luft holen und hob beschwichtigend die Hand. Der Gotfrieder am anderen Ende der Leitung ließ sich mit der Antwort Zeit.
„Möglicherweise“, ließ sich Marcks leiser vernehmen. „haben wir doch Verwendung für ihre Truppe.“
„Das freut mich zu hören. Senden Sie Ihren Standort, dann stoßen wir so schnell wie möglich zu Ihnen.“
„Wir befinden uns an der Wegmarke 6-13. Das müsste genügen, wir verwenden dieselben Karten.“
Harden fummelte die Datentafel mit der Feldkarte aus einer seiner Anzugtaschen und vergewisserte sich schnell.
„In Ordnung, wir sind etwa zehn Minuten von ihrer Position entfernt. Das heißt, wenn alle Straßen einigermaßen passierbar sind. Halten Sie die Ohren steif, wir beeilen uns!“
Den letzten Satz hatte er sich einfach nicht verkneifen können, obwohl er sich vorstellen konnte, wie sein blaublütiger Offizierskollege auf seine saloppe Art reagierte.
Ein Knacken im Äther ließ darauf schließen, dass der Andere einfach die Verbindung unterbrochen hatte. Der Taloner lächelte zufrieden und reichte seinem Funker das Mikrofon zurück.
Er wandte sich dem Inquisitor zu und wollte etwas sagen, als er wieder am Ärmel gezupft wurde.
„Verdammt noch mal, machen Sie anständig Meldung und benehmen Sie sich nicht wie ein Kind, das seine Mutti nach Süßigkeiten fragt!“, herrschte er den Komsoldaten an.
Der grinste nur. „Ich dachte, sie wären meine Mutter, Oberst.“
„Auch wieder richtig, was ist denn?“
„Wir haben einen Rückzugsbefehl bekommen.“
„Aber Oberst Rodan hat uns doch erst hierher geschickt.“, warf Major Flix von weiter hinten auf der Ladefläche ein.
„Sehr scharfsinnig Major, aber wenn der Oberst es für richtig hält uns-“
„Verzeihen Sie, Oberst.“, meldete sich der Funker nochmals zu Wort. „Das kommt nicht von Oberst Rodan, sondern vom Oberkommando. Hören Sie selbst, es läuft auf allen Frequenzen.“
Harden schnappte sich den Kopfhörer des Mannes und stülpte ihn auf den Kopf. Er konnte kaum glauben, was er da hörte: „-zurückziehen. Ich wiederhole: Es wurde ein Waffenstillstand geschlossen. Alle Imperialen Einheiten, die aktuell in Kampfhandlungen verstrickt sind, haben den Kampf einzustellen und sich vom Feind zu lösen. Danach ist der umgehende Rückzug auf die erste Auffanglinie auszuführen. Ich wiederhole: -“
Der Kompanieführer zog den Kopfhörer wieder ab und schlug auf das Dach der Fahrerkabine des Salamanders.
„Anhalten!“
Der Panzer kam ruckend zum Stehen.
Harden wandte sich um und blickte in fragende Gesichter.
„Was ist los, Oberst?“, erkundigte sich Gerret mit missbilligend hochgezogenen Brauen.
„Das Oberkommando ruft einen Waffenstillstand mit den Xenos aus. Alle Einheiten haben sich umgehend auf die erste rückwärtige Auffanglinie zurückzuziehen. Scheint so, als sei die Party vorbei.“
„Das können die nicht machen!“, explodierte Flix, die Arme in die Hüften gestemmt. Sein Schurrbart zitterte aufgeregt. „Die können uns hier nicht zwei volle Monate Dreck fressen lassen und dann sagen, wir sollen alles aufgeben, was wir erreicht haben!“
„Mäßigen Sie Ihren Ton, Major!“, erwiderte der Oberst scharf. „Meinen Sie vielleicht, mit schmeckt das? Wir haben in der selben Scheiße gesessen, wenn Sie sich erinnern! Aber das kommt von ganz oben und ich will verdammt sein, wenn ich diesen Befehl verweigere.“
„Der Major hat recht.“, stellte der Inquisitor wie beiläufig fest.
Der Kompanieführer starrte ihn ungläubig an: „Was?“
„Ich sagte, der Major hat recht. So kurz vor dem Ziel sollten wir nicht aufgeben. Und nebenbei: Ich wiederhole mich nicht gern.“
„Ich kann keinen direkten Befehl verweigern. Sie sollten mit am besten wissen, was in solchen Fällen passiert.“
„Ich denke, hier können wir eine Ausnahme machen. Unsere Mission ist zu wichtig.“
Willbur Harden trat auf den Inquisitor zu, sodass dieser mit seiner Nase fast auf sein Schlüsselbein prallte. Die beiden schwarz gerüsteten Leibwächter änderten kaum wahrnehmbar ihre Haltung, ließen jedoch keinen Zweifel daran, dass sie diejenigen sein würden, die zuerst reagierten.
„Solange ich nicht weiß, was Ihre Mission ist, und sich mir daher auch ihre Bedeutung entzieht, werde ich den Befehlen des Oberkommandos folge leisten.“
Gerret blickte nicht auf, als er antwortete: „Das können Sie so halten, Oberst. Sie können sich zurückziehen. Und nachdem Sie von der Einsatzbesprechung zurück sind, werden wir beide uns ausführlich unterhalten.“
Dramatisch langsam hob er nun doch seinen stechenden Blick, sich der dadurch erzielten Wirkung wohl bewusst. „Wir verstehen uns, Oberst?“
„Also requirieren Sie mich und meine Männer.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Der Inquisitor lächelte wieder sein mechanisches Lächeln.
„Ich mag dieses Wort nicht besonders. Es klingt immer so, als müsse man vorbildliche Soldaten zum rechtschaffenen Dienst für den Imperator zwingen. Ich denke nicht, dass ich Sie zwingen muss, Oberst.“
Der Offizier nickte. Wieder hieb er auf die Dachpanzerung des Kommandofahrzeugs.
„Weiterfahren. Wegmarke 6-13!“
Das Fahrzeug setzte sich in Bewegung, mit einem äußerst zufriedenen Gerret auf der Ladefläche. Harden wandte sich wieder nach vorn. Ihm war soeben klar geworden, dass er in diesem Spiel hier nur verlieren konnte.