Das kam wahrscheinlich in der Geschichte nicht so gut raus, aber zu Anfang hatten die Tau Aussicht auf Verstärkung, weswegen sie nicht einfach den Rückzug aus der Stadt angetreten haben, sondern sich für eine Hinhaltetaktik entschieden (Die bis zum Eintreffen der imperialen Verstärkungen eigentlich sehr gut funktioniert hat). Diese Hoffnung auf Entsatz hat sich mittlerweile zerschlagen, weshalb der Aun entschied, sich so weit wie möglich zurückzuziehen. Hinzu kommt, dass von seinem Kader inwzischen nicht mehr nesonders viel übrig ist...
Ich hoffe, ich konmte eim wenig aufklären. Hier der nächste Teil:
Leutnant Freiherr Fritz von Schurenstein drängelte sich brutal durch die versammelte Menge seiner Geschützmannschaften. Die vordersten Männer überschütteten die Fahrer vierer gerade angekommener Lastwagen mit wüsten Beschimpfungen. Der Batteriekommandant erreichte endlich das andere Ende der Menschentraube und hielt zielstrebig auf einen Angehörigen der Transporterbesatzung zu, der ausgestiegen war, um die aufgebrachten Artilleristen von seinen Fahrzeugen fernzuhalten.
Von Schurenstein brach aus den Reihen seiner Untergebenen hervor wie ein Ungeheuer aus stürmischer See. Er schnappte den überraschten Fahrer am Kragen seines schmuddeligen blaugrauen Overalls und presste ihn gegen die verbeulte Blechtür des Führerhauses.
„Wo, beim unsterblichen Imperator, waren Sie?“, blaffte er den Mann an, der ihn mit schreckgeweiteten Augen anstarrte. Eine plötzliche, gespannte Stille breitete sich um ihn aus, als sowohl Kanoniere wie auch Transporterbesatzungen förmlich den Atem anhielten.
„Wir...wir...“, stammelte der Angesprochene.
„Warum sitze ich hier einen halben Tag lang auf einem Haufen Treibladungen, zu denen ich keine Granaten habe?“, schrie der Freiherr weiter, wobei er sein Gegenüber zur Unterstreichung seiner Worte in regelmäßigen Abständen gegen die Wandung des Lastwagens stieß.
„Wir...“, setzte der andere nochmals an, doch der erregte Offizier ließ ihm keine Chance zu Erklärungen.
„Sind Sie der Leiter dieser Einheit?“
„Jawohl, Leutnant.“
„Tja, wenn das so ist...“, murmelte von Schurenstein, zog seine Dienstpistole und schoss dem Fahrer durch den Kopf. Dessen rauchender Leichnam wurde zurückgeschleudert, schlug dabei die blutbespritzte Tür des Transporters zu und rutschte dann langsam zu Boden.
Der Leutnant legte auf den Beifahrer seines Opfers an, der sich im Führerhaus so klein wie möglich machte.
„Ich gratuliere, Sie sind soeben befördert worden. Ich gehe davon aus, dass Sie es nicht zu solchen Verfehlungen kommen lassen wie ihr Vorgänger.“
Der Mann gab keine Antwort, sondern stierte nur in den Lauf der auf ihn gerichteten Laserpistole.
„Ich wiederhole mich nicht gern.“, knurrte der Batteriekommandant.
„Ja, ja natürlich. Ich werde Sie nicht enttäuschen.“
„Davon gehe ich aus. Ich kann sehr motivierend sein. Und jetzt schaffen Sie und ihre Leute auf der Stelle meine Granaten an die Geschütze. Los!“
Der Beifahrer stieß seine Tür auf und fiel förmlich aus seinem Fahrzeug. Von Schurenstein rammte seine Waffe wieder ins Halfter, dann drehte er sich ruckartig um.
„Sergeant Olhoff!“
Seine Nummer Zwei arbeitete sich durch die gaffenden Soldaten auf ihn zu.
„Was steht ihr so unnütz herum!“, fuhr der Freiherr die versammelten Kanoniere an. „Macht die verdammten Geschütze klar!“
Die Artilleristen stoben auseinander.
„Und Sie,“, er zeigte auf den Sergeant, der ihn inzwischen erreicht hatte. „Stellen Sie sofort eine Verbindung zur Front her. Ich brauche Ziele. Und informieren Sie das Divisionskommando, dass wir unsere Granaten endlich bekommen haben.“
„Ja, Leutnant.“, erwiderte Olhoff und wandte sich ab.
„Moment noch.“, wurde er jedoch sofort zurückgepfiffen. „Zuerst teilen Sie ein paar Exemplare dieses faulen Gesindels dazu ein, überzählige Treibladungen auf die Lastwagen zu laden. Die sollen sie dann zur Blauen Kompanie schaffen.“
Der Freiherr deutete auf den Leichnam des Mannes, den er zuvor erschossen hatte. „Dann beiseitigen Sie diese Schweinerei, finden den Namen dieses Kerls heraus und tragen ins Gefechtslogbuch ein, dass ich ihn wegen Inkompetenz exekutiert habe.“
„Ja, Leutnant.“
Von Schurenstein atmete ein paar mal tief durch, während um ihn herum geschäftiges Treiben ausbrach. Wenn das hier vorbei war, hatte er mit einem bestimmten Herrn im Divisionskommando noch etwas zu regeln.
Oberleutnant Baron Flint drückte sich an die schmutzige Flanke des im Leerlauf tuckernden Kampfpanzers und spähte misstrauisch die vernebelte Straße hinunter. Bis auf die Geräusche des unsauber laufenden Motors war die nähere Umgebung völlig ruhig. Selbst der seit dem Beginn des Angriff unaufhörlich dröhnende Gefechtslärm war verstummt.
Der Zugführer traute der Situation nicht einmal so weit, wie er den Panzer hätte werfen können. Wie sollte er auch, nach allem, was an diesem Tag schon passiert war. Der Feind hatte seine Fähigkeit, völlig unerwartet zuzuschlagen, mehrfach in Vollendung demonstriert.
Er blickte zurück. Hinter dem Leman Russ hatten sich die Überreste des Zweiten und Vierten Zuges versammelt.
Der Vierte war auf einer Parallelstraße zunächst zeitgleich mit Flints Einheit in ein heftiges Feuergefecht verstrickt worden, in dessen Verlauf über die Hälfte der Männer gefallen oder verwundet worden waren. Unter den Toten befand sich auch Leutnant Herzog von Fessbach, der Zugführer. Nach dem Verlust des Offiziers war es dem Kommissar des Vierten gelungen, die Männer beisammen zu halten und das Gefecht fortzusetzen. Dann war der Feind plötzlich verschwunden, als habe es ihn nie gegeben. Bis die Imperiumstruppen es wagten, aus ihrer Deckung hervorzukommen und nachzusetzen, waren die Stellungen der Xenos verlassen.
Der Oberleutnant hatte entschieden, die beiden geschwächten Züge zusammenzulegen und dann weiter vorzustoßen, auch wenn das bedeutete, dass er jetzt zwei Politoffiziere am Hals hatte. Mittlerweile waren sie bis nahe ans Stadtzentrum vorgedrungen, jedoch ohne auf weitere Gegenwehr zu stoßen. Es war so, als hätte sich der Gegner in Luft aufgelöst.
Flint wandte sich um und ging nach hinten zu den wartenden Landsknechten. Er sah Sergeant Rickers erschöpft an einer noch einigermaßen intakten Wand lehnen, von den restlichen drei Männern seines Zuges umringt. Der Veteran sah schrecklich aus. Es lag nicht nur an den Verletzungen, die er sich bei dem Sturm auf die feindliche Stellung zugezogen hatte, und das waren nicht wenige, nein, da war auch noch etwas anderes. In der gesamten Zeit, die er nun mit diesem Soldaten diente, hatte der Baron das erste Mal den Eindruck, dass sein Untergebener nicht mehr weiter konnte. Sämtlicher Tatendrang, sein ganzes Feuer, das ihn einmal angetrieben hatte, schien aus ihm gewichen zu sein. Er machte den Eindruck einer leeren Hülle, die nur deshalb nicht einfach in sich zusammenfiel, weil sie von einer Ansammlung Knochen und innerer Organe davon abgehalten wurde.
Der Zugführer ging zu ihm herüber und klopfte einem der Landsknechte auf die Schulter.
„Wisst ihr was, Jungs? Ich glaube da drüben sollte jemand ganz dringend die Straße bewachen. Ich dachte mir, dass könntet ihr drei übernehmen.“
Der Angesprochene stutze kurz. „Aber die Wachen sind aufgestellt, Oberleutnant.“
„In Ordnung, noch mal für die Begriffsstutzigen. Ich will ein paar Worte mit dem Sergeant wechseln und kann euch hier nicht brauchen, verstanden?“
Die drei Soldaten nahmen Haltung an.
„Zu Befehl, Oberleutnant, wir bewachen die Straße.“
„Schön.“, lächelte Flint und zog ein verbeultes Pappkästchen aus einer seiner Manteltaschen. „Und wenn ihr schon dabei seid, könnt ihr auch gleich eine rauchen.“ Er warf dem am nächsten stehenden Mann die Schachtel zu. Der grinste breit und machte sich mit den anderen schnellstens aus dem Staub, bevor der Offizier es sich noch anders überlegen konnte. Genussmittel wie Rauchwaren waren eigentlich nur der Führungsebene vorbehalten. Der Baron wusste, wann er kleine Gefälligkeiten verteilen musste, um die Infanteristen wieder zu motivieren.
„Wenn euch jemand fragt, woher er die habt, schickt ihn zu mir!“, rief er den Dreien noch nach.
Dann wandte er sich dem Sergeant zu.
„Was ist los mit dir, Eiken? Was ist passiert?“
Sein Untergebener sah zu ihm auf. Sein Blick bestürzte den Zugführer. Die dunklen Augen schienen direkt durch ihn hindurchzusehen.
„Hatten Sie schon mal das Gefühl, aus einem Gefecht nicht mehr lebend herauszukommen?“
„Natürlich. Was wären wir denn für Menschen, wenn wir das nicht hätten, während man uns zu töten versucht.“
Während er sprach, schienen sich Rickers Augen endlich auf seinen Offizier zu fokussieren:
„Vielleicht habe ich mich nicht genau ausgedrückt. Ich meinte nicht nur das Gefühl, sondern schon fast die Gewissheit.“
Flint packte sein Gegenüber beschwörend an der Schulter: „Hör zu, so darfst du nicht denken. Wenn du das tust, forderst du dein Schicksal geradezu heraus. Außerdem, bis jetzt hat es noch nichts in diesem Universum geschafft, dich umzubringen.“
„Das ist es ja gerade. Seit wir hier sind, hätte ich schon mindestens viermal draufgehen müssen. Seit ich in der Armee bin schon viel öfter. Mein Glück kann einfach nicht ewig anhalten. Ich werde langsam zu alt für das hier. Ich reagiere langsamer, oder tue Dinge, die ich früher nie getan hätte.“
„Was heißt zu alt, du bist der beste Mann, den ich habe!“, rief der Baron lauter als beabsichtigt.
„Ich bin älter als Sie, Oberleutnant.“, stellte Rickers nüchtern fest.
„Ja, ja, aber du hast verdammt noch mal mehr Erfahrung als jeder andere in diesem Verein.“
Der Veteranensergeant nahm sich den Helm ab und begann ihn geistesabwesend zu reinigen. Baron Flint fiel eine tiefe, schwarz verbrannte Schramme auf, die sich quer über den Kopfschutz zog.
„Soldat Lantz,“, sagte Rickers, ohne von seiner sinnlosen Tätigkeit aufzublicken. „ich weiß nicht, ob Sie sich an ihn erinnern, sagte mir kurz vor seinem Tod, dass das alles keinen Sinn macht. Dass wir auf Lebenszeit verpflichtet sind, und das ist in den meisten Fällen nicht allzu lange. Das einzige, was wir zum Ende unseres Dienstes bekommen, ist der Tod. Inzwischen glaube ich, er hatte recht.“
Der Zugführer wollte etwas sagen, überlegte es sich dann jedoch anders. Er wusste einfach nicht, was er darauf entgegnen sollte. Er hätte gerne behauptet, dass Aussicht auf mehr bestand, doch der Sergeant lag richtig. Genau so lief es in den Armeen Gotfrieds ab, seit das erste Regiment dieser Welt den Dienst in der Imperialen Armee aufgenommen hatte. Und beim Imperator, es funktionierte.
„Wir sind nicht auf der Jagd nach materiellen Gütern oder Belohnungen, Eiken. Wir kämpfen dafür, nach unserem Tod an Seiner Seite stehen zu dürfen. Dies sollte uns genug sein.“
„Jetzt klingen wie einer der Kommissare oder Kleriker, Oberleutnant.“
Flint erkannte schlagartig, dass er hier einem Problem gegenüberstand, dass er in der gegebenen Zeit nicht würde lösen können. Er dankte dem Imperator dafür, dass keiner der Politoffiziere in der Nähe war. Sie hätten den Sergeant für seine Einstellung sofort exekutiert. Und er konnte es ihnen nicht einmal verdenken. Mit seinen momentanen Ansichten stellte der Truppführer nicht nur eine Gefahr für sich selbst, sondern für alle in seiner Umgebung dar. Doch der Baron konnte auf ihn und seine Erfahrung nicht verzichten. Er hasste das, was er jetzt tun musste, doch manchmal kam man als Offizier nicht darum herum.
„Ich brauche Sie, Sergeant Rickers. Ich kann es mir einfach nicht leisten, Sie hier mitten in einer Schlacht in Selbstmitleid versunken herumsitzen zu lassen. Sie werden wie immer Ihren Dienst fortführen und zum schlussendlichen Sieg unseres Regimentes beitragen. Sie werden dem Imperator und Gotfried damit Ehre machen, haben Sie das verstanden, Sergeant Rickers?“
Der Veteran sah ihn an, vom plötzlich offiziellen Ton seines Vorgesetzten überrascht. Doch bevor er etwas erwidern konnte, wurde er von zackig im Marschtritt heranknallenden Schritten abgelenkt.
Oberleutnant Baron Flint drehte sich um und sah den Kommissar des Vierten Zuges auf sich zukommen. Er konnte sich nicht an den Namen des Mannes erinnern, der erst seit diesem Einsatz der Roten Kompanie zugeteilt war, war sich dafür aber um so sicherer, dass er ihn nicht leiden konnte. Er war einer jener Kommissare, die sich so sehr bemühten, den hohen Idealen ihres Standes gerecht zu werden, dass sie zu dem klischeehaften Abziehbild eines Rekrutierungsposters verkamen. Mit forschem Gang eilte er auf den Zugführer zu, das Gesicht zu einer Miene finsterer Entschlossenheit erstarrt. Flint fragte sich, wie lange er für diesen Ausdruck vor dem Spiegel hatte üben müssen.
Der Politoffizier erreichte den Baron und kam aufdringlich dicht vor ihm zum Stehen.
„Dort drüben,“, eröffnete er ohne Umschweife, wobei er mit dem Daumen über die Schulter deutete. „stehen einige Ihrer Männer und rauchen!“
„Und?“
„Als ich sie maßregelte, sagten sie, ich solle zu Ihnen kommen.“
„Ich weiß.“, meinte der Baron ungerührt. „Ich habe ihnen die Zigaretten gegeben. Bedienen Sie sich ruhig, wenn Sie auch eine möchten. Das heißt, wenn noch eine übrig ist.“
Der Kommissar schnaubte angewidert. „Sie wissen genau, dass das Konsumieren von Rauschmitteln dem gemeinen Soldaten während eines laufenden Gefechts untersagt ist.“
„Natürlich, aber wie Ihnen bestimmt aufgefallen ist, könnten wir im Moment nicht weiter von einem Gefecht entfernt sein. Ich verspreche Ihnen, sobald wir den Feind wieder gefunden haben, drücke ich sämtliche Zigaretten persönlich aus.“
„Eines Tages wird Ihnen Ihre Unverschämtheit zum Verhängnis werden, Oberleutnant“, prophezeite der Kommissar.
„Ich weiß.“, erwiderte Flint schlicht.
Sein Gegenüber machte auf dem Absatz kehrt und rauschte davon.
Der Baron wandte sich ab, stellte jedoch fest, dass Rickers sich nicht mehr hinter ihm befand. Er sah sich um und entdeckte den Sergeant schließlich ein Stück weit entfernt bei seinen Männern, wie er eine Zigarette rauchte und gleichzeitig irgendetwas mit ihnen besprach. Der Zugführer seufzte unterdrückt. Er machte sich Sorgen um seinen langjährigen Untergebenen, wusste jedoch auch, dass er sich jetzt nicht wirklich darum kümmern konnte. Er hoffte, dass es dafür später noch Gelegenheit geben würde.