Na, bei so eindringlichen Beschwörungsformen vermag ich nicht länger zu widerstehen und poste den nächsten Teil 😉
Der massige Leibwächter rammte Hauptmann Graf Marcks mit der Schulter und beförderte ihn damit hinter die von Einschusslöchern übersäte Ecke eines Gebäudes, während er selbst unablässig mit seiner Laserpistole schoss. Hellblaue Energiestrahlen zuckten aus der verräucherten Düsternis der Straße.
Der unerwartete Aufprall raubte dem Führer der Roten Kompanie den Atem. Doch bevor er sich beschweren konnte, zupfte ihn jemand am Mantel. Er fuhr herum und sah seinen Funker neben sich an die narbige Wand gepresst, den Hörer seines Komgeräts ans Ohr gedrückt.
„Meldung von Oberleutnant Baron Flint, Hauptmann!“, schrie der Soldat, um sich über den Lärm des heftigen Schusswechsels verständlich zu machen. Marcks bedeutet dem Mann mit einer harschen Handbewegung, sich noch einen Moment zu gedulden. Mit einem Druck seines linken Daumens auf einen im Griff des Schockschildes angebrachten Knopf unterbrach er dessen Energiezufuhr, um den Generator nicht vorzeitig zu leeren. Der blaue wabernde Schild erlosch mit einem Knall und ließ nur seinen leeren Metallrahmen zurück.
Neben dem Hauptmann wurde ein an der Ecke kauernder Soldat in die Brust getroffen und fiel schreiend gegen seinen Offizier. Dieser stieß ihn verächtlich von sich. Er winkte Kommissar Villar zu sich: „Ich muss mich um die Koordination der Truppen kümmern, bevor hier alles vor die Hunde geht. Sie übernehmen so lange das Kommando. Sorgen Sie dafür, dass diese Straße gesäubert ist, wenn ich das nächste Mal nachsehe!“
„Wie ich das anstelle ist Ihnen wie immer egal?“, erkundigte sich der Politoffizier liebenswürdig.
„Allerdings!“
„Sie können sich auf mich verlassen, Hauptmann.“
Der Kommissar wandte sich um und übernahm die Aufgabe, die Imperialen Bemühungen zu koordinieren. Auf der anderen Straßenseite ratterte unvermittelt ein schwerer Bolter los. Anscheinend war es einem der inkompetenten Feiglinge dort doch noch gelungen, sich nützlich zu machen. Graf Marcks packte seinen Funker am Kragen, riss ihn herum und bedeutete ihm wortlos, jetzt zu reden.
„Oberleutnant Baron Flint meldet heftige Gegenwehr in seinem Sektor. Er ist steckengeblieben und fordert Unterstützung an.“
„Was Sie nicht sagen, mir ist auch schon aufgefallen, dass der Feind sich wehrt. Holen Sie mir den Oberleutnant an den Apparat, los!“
Der Funker nickte hastig und begann in sein Sprechgerät zu brüllen. Marcks wartete ungeduldig. Um die Sache zu beschleunigen, schlug er seinem Untergebenen ins Gesicht.
Nach ein oder zwei Minuten, die dem Hauptmann wie eine Ewigkeit vorgekommen waren, bekam er endlich den Hörer gereicht. Er griff brutal danach und stieß seinen Komsoldaten zurück.
„Flint?“, blaffte er ohne Einleitung in den Äther.
„Ja, Hauptmann, ich höre.“ Außer dem immerwährenden Rauschen waren im Hintergrund Waffenentladungen und Explosionen zu hören.
„Flint, sagen Sie mir, ob Sie auch alleine durchkommen oder nicht.“
„Wir hängen fest, Hauptmann. Sie haben uns in einer Ruine festgenagelt. Wir konnten Feuerüberlegenheit aufbauen, aber sie haben zu gute Deckung. Für einen Frontalangriff sind wir nicht stark genug.“
„Verdammt noch mal Oberleutnant!“, platze es aus Graf Marcks heraus. „Ich habe langsam genug von ihrem feigen herumlavieren! Nehmen Sie sich Ihre Männer und Ihr Vertrauen in den göttlichen Imperator und werfen Sie diesen wertlosen Xeno-Abschaum zurück!“
„Ich bitte um Verzeihung, Hauptmann.“, knisterte es ungerührt aus dem Lautsprecher. „Aber dies ist rein mathematisch unmöglich. Die Verluste an Menschenmaterial wären zu hoch, um einen Sieg wahrscheinlich erscheinen zu lassen.“
Etwas in der verzerrten Stimme des Oberleutnants ließ den Kompanieführer aufhorchen. Es klang nicht so, wie sich Flint bei seinen aufsässigen Spielchen sonst anzuhören pflegte. Diesmal sagte er die Wahrheit.
„In Ordnung Oberleutnant. Wählen Sie Komkanal Beta 24. Das sind von Ruthenbergs Panzer. Ich erlaube Ihnen, einen Panzer anzufordern, aber nicht mehr, verstanden?“
„Verbindlichsten Dank, Hauptmann. Flint Ende.“
„Ende und aus.“
Marcks warf den Hörer seinem Funker zu, der sich gerade unauffällig das Blut von der Lippe wischte, die der Faustschlag seines Vorgesetzten hatte aufplatzen lassen.
Er wollte gerade die Anweisung geben, eine Verbindung zu Hauptmann Portner herzustellen, als er etwas hörte. Es war nicht so, als sei das Geräusch über den Gefechtslärm zu vernehmen gewesen, vielmehr schien es durch ihn verdeckt zu werden und mit seiner Frequenz eine Art unbewusste Reaktion hervorzurufen. Der Hauptmann fühlte sich plötzlich an einen Walddrachen, eine auf Gotfried heimische Raubechse, erinnert. Er aktivierte seinen Schockschild und wollte den Befehl zur Angriffsabwehr geben, als ein vielstimmiges Gebrüll erscholl, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Der Weise schrie seine Kampfeslust und seinen Hunger hinaus, als er sich an der Spitze seiner Krieger auf den Feind stürzte. Endlose Tage und Nächte unter der Erde hatten ihn und die Seinen beinahe verrückt werden lassen wie ausgehungerte, wilde Tiere. Es war schwierig gewesen, sich unter diesen Voraussetzungen diszipliniert zu verhalten, dennoch hatten sie es geschafft. Und obwohl diese künstliche Wüste nicht annähernd mit ihrem eigentlichen Lebensraum vergleichbar war, war es ihnen doch gelungen, sich unbemerkt an die Warmblüter heranzuschleichen. Ihre ausgeprägten Jägersinne und die vielen Deckungsmöglichkeiten hatten ihnen dabei gute Dienste geleistet. Jetzt konnte das Schlachten beginnen. Es gab kein Halten mehr. Die Krootsöldner stürmten mit weiten Sätzen über Trümmer und Schutt hinweg, wobei sie ein oder zwei Schuss aus der Hüfte mit ihren antiquiertem Langbüchsen abgaben. Der Weise sah einige der Warmblüter fallen, bevor sie auch nur Gelegenheit hatten, sich umzuwenden. Mit einem gewaltigen Satz katapultierte er seinen sehnigen Körper über die letzten acht Meter, die ihn von der Stellung des Feindes trennten. Einige der blaugrau gewandeten Gestalten hatten sich mittlerweile umgedreht und hoben ihre Waffen. Unter dem Lauf der Gewehre waren lange, gefährliche Klingen befestigt. Der Weise sah ein Mitglied seiner Sippe, das ungebremst in eine wie einen Speer ausgestreckte Waffe sprang. Die Wucht des Aufpralls trieb die Klinge des Warmblüters bis zum Heft in seine Brust. Der Gegner taumelte ein oder zwei Schritte zurück und trat den tödlich verwundeten Kroot von seinem Bajonett.
Dann war der Weise heran. Er musste sich nun auf seine eigene Beute konzentrieren. Er landete geschmeidig und hieb seine mit zwei Klingen an Lauf und Kolben versehene Langbüchse dem nächststehenden Feind in den Unterleib. Ohne langsamer zu werden riss er seine Waffe frei und parierte mit dem Rückschwung den ungeschickten Hieb eines anderen Kontrahenten. Überall um ihn herum fielen seine Brüder über die Warmblüter her und verwickelten sie in einen wilden Nahkampf.
Der Weise schrie verzückt auf, während er seinen direkten Gegner mit einem Hagel von Schlägen eindeckte, das lange Gewehr wie einen Kampfstab herumwirbelnd. Wie lange hatte er darauf gewartet? Er legte all seine Aggression in einen einzigen Hieb, der die minderwertig gefertigte Waffe des Feindes einfach spaltete. Das Energiemagazin detonierte in einem blendenden Blitz, der dem Besitzer des Gewehrs Vorderkopf und Augen verbrannte. Der zähen, ledrigen Haut des Kroot konnte die Entladung nichts anhaben. Der Warmblüter schlug sich die Arme vor das Gesicht und viel schreiend auf die Knie. Der Weise ignorierte ihn, es gab andere, die gefährlicher waren. Dieser hier würde nicht weglaufen.
Stattdessen schlug er seine Langbüchse beidhändig in den Rücken eines feindlichen Soldaten, der verzweifelt mit einem weiteren Kroot rang. Die brutale laufmontierte Klinge drang tief ein und schlitzte sein Opfer der Länge nach auf. Er unterdrückte den Wunsch, seinen beinahe unerträglichen Hunger am noch warmen Fleisch und Blut der Beute zu stillen. Der Kampf war noch nicht zu Ende.
Mittlerweile hatte sich um ihn herum eine relative Insel der Ruhe gebildet. Er sah sich um und erblickte einige seiner Brüder, die den Kampf eingestellt hatten, um sich an den Kadavern der Warmblüter zu laben. Mit einem unwirschen Brüllen machte er ihnen deutlich, dass die Arbeit noch nicht getan war. Sie durften nicht nachlassen, sonst würde der Gegner sich neu organisieren oder entkommen. Einige Soldaten waren bereits auf der Flucht.
Der Blick des Weisen fiel auf einen Warmblüter, der anders war als die Übrigen. Der hier trug andere Kleidung. Keinen blaugrauen, schmutzigen, sondern einen recht gepflegten, schwarzen Mantel. Seine Kopfbedeckung war keine der nutzlosen Metallschüsseln, die alle der Gegner trugen, sondern eine große Mütze mit Schirm. Er war größer als die anderen und eine entstellende Narbe bewies, dass er im Kampf Ehre errungen hatte. Bemerkenswert war, dass zu seinen Füßen Mitglieder seiner Art lagen, die eindeutig nicht durch die Jagdsippe zur Strecke gebracht worden waren.
Er hatte die Schwachen aussortiert, ging dem Weisen auf. Dies musste der Anführer sein. Um ihn scharte sich der letzte Widerstand. Würde er fallen, hätten sie mit der restlichen Beute leichtes Spiel.
Momentan befand sich der Anführer im Kampf mit zwei Kroot. Mit einer formidablen Angriffskombination seines Schwertes wehrte er die Schläge beider Gegner ab, zog den Rückschwung einem der beiden quer über die Brust und schoss dem anderen mit einer Pistole durch den Kopf, bevor dieser sich wieder gefangen hatte. Beide fielen tot zu Boden.
Ja, dieser war ein würdiger Kontrahent. Seine Knochen würden eine ausgezeichnete Trophäe abgeben und sein Fleisch zu verzehren, würde den Weisen stärker machen.
Er brüllte eine Herausforderung, die jedem anderen Sippenmitglied signalisierte, keine Hand an diesen Feind zu legen. Er drückte sich tief aus der Hocke ab und flog förmlich auf seine Beute zu. Obwohl dem Warmblüter kaum Zeit zu reagieren blieb, gelang es ihm, den ersten Überkopfhieb des Weisen abzuwehren. Doch der ließ nicht locker, nutzte den Schwung des vergeblichen Schlages, um um die eigene Achse zu wirbeln und setzte den folgenden Hieb tief an. Der Anführer des Feindes brachte sein Schwert mit Mühe herum, um den Schlag zu parieren. Er ächzte angestrengt, taumelte zwei Schritte zurück. Dennoch gelang es ihm, während er versuchte sich abzufangen, seine Pistole in Anschlag zu bringen und einen hastigen Schuss abzugeben. Der sengende Strahl brannte eine schwarze Spur über den rechten Arm des Weisen, doch den spornte der Schmerz nur weiter an. Er ließ einen einhändigen Angriff folgen, mit dem er seinen Gegner noch erreichen konnte, dem jedoch die nötige Wucht fehlte. Trotzdem erwischte er den aus dem Gleichgewicht geratenen Warmblüter auf dem falschen Fuß. Er musste einen Schritt nach vorn machen, um einen Sturz zu verhindern.
Dem Schwung seines Schlages folgend, drehte der Weise sich um die eigene Achse, packte seine Langbüchse während der Bewegung wieder mit beiden Händen und schlug seinem Feind die laufmontierte Klinge in die ungeschützte Brust.
Der Anführer grunzte auf, schrie jedoch nicht. Er hustete Blut. Der Weise zog ihn zu sich heran und warf einen langen Blick in die stechenden, kalten Augen. Ein wahrhaft würdiger Gegner. Er hatte sich einen schnellen Tod verdient. Mit einem kehligen Laut der Hochachtung riss der Weise brutal an seinem Gewehr und beendete den Kampf.