Im selben Moment, in dem Hauptmann Graf Marcks Kommissar Villar fallen sah, war ihm klar, dass dieses Gefecht nicht mehr gewonnen werden konnte. Kommissare waren zwingend notwendig, um die entweder phlegmatischen oder widerwilligen zwangsrekrutierten Gotfrieder Soldaten bei der Stange zu halten. Ohne den ersten Politoffizier der Kompanie würde es schwierig werden, sie unter Kontrolle zu halten.
Doch darüber konnte sich der Kompanieführer jetzt keine Gedanken machen. Eine weitere Gruppe der fremdartigen Aliens fiel über ihn und seine Begleiter her. Es war schier unglaublich, wie behände sich die großen, langgliedrigen Feinde bewegen konnten. Sie setzten mit langen Sätzen und mörderischer Geschwindigkeit über Trümmer und andere Hindernisse, die den Weg zu ihren Gegnern versperrten, hinweg.
Marcks ließ seine Laserpistole einfach fallen. Er glaubte nicht, dass er noch genügend Zeit haben würde, sie in sein Brusthalfter zu stecken. Hastig riss er sein Schwert aus der Scheide. Er wollte den Befehl geben, sich durch die Ruinen abzusetzen, um sich neu formieren zu können, doch er war zu langsam.
„Beim Goldenen Thron, nieder mit dieser Xeno-Brut!“, erscholl ein lauter Ruf neben und hinter ihm. Die Stimme vibrierte vor Fanatismus und wilder, furchtloser Entschlossenheit. Praktisch im selben Moment stürmte Kleriker Fajder an seinem Hauptmann vorbei, seine lange braune Robe im Laufen flatternd und das riesige zweihändige Kettenschwert über den Kopf erhoben. Die Pergamentstreifen der überall an der Waffe befestigten Reinheitssiegel wehten wie kleine Fahnen. Ohne sich auch nur umzusehen, ob ihm jemand folgte, hielt der Prediger geradewegs auf den sich schnell nähernden Feind zu, den fassungslosen Soldaten unablässig aus vollem Halse Anfeuerungen zubrüllend.
Sein todesverachtendes Beispiel riss die überrumpelten imperialen Infanteristen mit, die ihm ohne nachzudenken folgten. Plötzlich sah sich Graf Marcks von voranstürmenden Männern umringt, die ihn nicht einmal beachteten und sich von ihm entfernten. Er sah sogar einen Soldaten, der sich seines schweren Bolters entledigte, um dem Angriff folgen zu können. Mit untrüglicher Sicherheit ging ihm auf, dass er in Kürze alleine an dieser Häuserecke stehen würde, wenn er seinen Soldaten nicht folgte. Ruppig stieß er seinen Leibwächter an, der reglos neben ihm verharrte. „Folgen Sie mir!“
Der Hauptmann hetzte im hinteren Feld des improvisierten Sturmlaufs mit. Das schnelle Laufen war mit dem immensen Gewicht der Plattenrüstung und des Energiegenerators beschwerlich. Für gewöhnlich nahmen höhere Gotfrieder Offiziere an solchen Angriffen nicht teil, dementsprechend war ihre Ausrüstung darauf ausgelegt, optimalen Schutz zu bieten, nicht, möglichst leicht zu sein. Sein Atem dröhnte, durch den Topfhelm verstärkt, stoßweise in seinen Ohren.
Dann trafen die beiden Linien im Schutt eines vollständig zusammengestürzten Gebäudes mit einem mörderischen Krachen aufeinander. Graf Marcks konnte durch den engen Sichtschlitz seines Helms nur Fetzen der sich vor ihm abspielenden Szenerie wahrnehmen. Hier sah er einen Landsknecht, der im Laufen von einem brutalen Hieb durch die Luft geschleudert wurde, dort einen der Aliens, der von zwei Imperialen zugleich mit Mühe überwältigt wurde. Dann taumelten mehrere in einem Handgemenge auf Leben und Tod verstrickte Kämpfer vor ihm vorüber. Unvermittelt hatte das Kampfgeschehen ihn erreicht. Einer der dürftig mit Lederbändern bekleideten Feinde sprang ihn, einen kehligen Kampfschrei ausstoßend, an. Der Hauptmann riss reflexartig seinen Schockschild in die Höhe. Der gnadenlose beidhändig geführte Schlag schmetterte in das Schutzfeld, das sich funkenstiebend kräuselte, aber glücklicherweise standhielt. Die Aufprallwucht fuhr schmerzvoll durch Marcks Arm und ließ ihn aufkeuchen. Er taumelte rückwärts, verlängerte die Bewegung absichtlich und brachte es durch den gewonnen Abstand fertig, seine Klinge nach vorn zu bringen.
Er nahm eine gebräuchliche Ausgangsstellung ein, um auf den nächsten Angriff vorbereitet zu sein. Auf Gotfried lernten Adlige schon von Kindesbeinen an die Kunst des Fechtens, was sie zu regelrechten Meistern machte, wenn sie den Dienst in der Armee antraten. Der Graf musste jedoch feststellen, dass ihm sein Unterricht hier wenig nützte. Sein Gegner griff mit einem tiefen Schwung an, der sich auf rohe Kraft verließ. Davon schienen diese grauhäutigen Xenos im Übermaß zu verfügen. Die sorgfältig austarierte Parade des Kompanieführers wurde einfach beiseite gefegt, und er war gezwungen, sich mit dem Schlag zu drehen, um sein Schwert nicht zu verlieren. Er setzte die Bewegung fort und schaffte es gerade noch, seinen Schild zwischen sich und den Rückschwung zu bringen. Wieder knisterte das Schutzfeld unter der Beanspruchung. Er stieß mit seiner Klinge zu, ein verzweifeltes Manöver, dem sein Kontrahent fast spielerisch auswich.
Doch jetzt hatte der Nahkampf Graf Marcks Verstand nahezu ausgeschaltet. Er kämpfte nicht mehr nach Schema, sondern instinktiv. Eine leichte Schwäche seines Feindes witternd führte er einen Ausfallschritt aus und drosch ihm den Schockschild wuchtig ins Gesicht. Das Energiefeld kollidierte dem Schnabel, der den Großteil des Kopfes des Xenos einnahm, und krachte laut, während es Funken schlug. Schwarze Brandspuren zeigten sich im Gesicht seines Gegners, der aufschrie und das Gleichgewicht verlor. Der Hauptmann dachte nicht daran, es ihn wiederfinden zu lassen. Er hieb nach den Beinen des Aliens und sein Schwert drang tief in dessen rechten Oberschenkel ein. Dunkelrotes Blut schoss aus der Wunde. Der Feind knickte ein, doch bevor er sich wieder fangen oder sonst handeln konnte, durchbohrte der Gotfrieder Offizier ihm mit einem perfekten Stoß die Brust.
Nun musste Graf Marcks ein weiteres Mal feststellen, dass dieses Gefecht nicht auf einem Übungsplatz stattfand. Noch während sein voriger Kontrahent gurgelnd zusammensackte, sprang ihn ein weiterer von der Seite an, um seine augenblickliche Gebundenheit auszunutzen. Der Kompanieführer versuchte verzweifelt, seine Klinge freizubekommen, aber das tote Gewicht am anderen Ende zog sie ihm unerbittlich aus der Hand. Er ließ die Waffe fahren, um seinen Schild zwischen sich und den Angreifer bringen zu können. Die mit dem Schwung des Ansturms geführte Attacke krachte auf das Schutzfeld, das sie zwar abwehrte, dabei aber protestierend knackte und dann erlosch. Der Hauptmann wurde zurückgestoßen, ruderte mit den Armen, glitt auf den Trümmern aus und fiel hintenüber, vom Gewicht seines Rückentornisters nach unten gezogen. Panisch riss er an der Brustspange der Träger, die den Generator auf seinem Rücken hielten, während der Xeno wieder auf ihn losging. Der Verschluss schnappte auf und Marcks wälzte sich zur Seite. Der klingenbewehrte Lauf des feindlichen Gewehrs bohrte sich in den kastenförmigen Tornister und blieb stecken, während kleine blau-weiße Blitze um das Loch spielten. Der Besitzer der Waffe riss an ihrem Kolben, konnte sie jedoch nicht befreien. Grunzend ließ er sie los und zog stattdessen zwei gekrümmte Messer, die neben allerlei Knochen und anderen Trophäen in seiner Lederkluft steckten.
Unterdessen war der Graf auf allen Vieren von ihm weggekrochen. Seine Hände ertasteten etwas Rundes, hartes, das sich als ein abgebrochenes Stück Metallrohr herausstellte. Er packte es, drehte sich um und konnte sich gerade noch vor einem heranzuckenden Messer ducken. Er hob das Rohr zur Abwehr, bekam es jedoch von der zweiten Klinge des Aliens aus der Hand geschlagen. Völlig entwaffnet, ging Hauptmann Graf Marcks langsam rückwärts. Alles schien in Zeitlupe abzulaufen. Er konnte sämtliche Details überdeutlich erkennen. Die schemenhaften, im Nahkampf miteinander ringenden Gestalten, den wallenden Staub, die sich klar abzeichnenden Muskeln seines Gegners, der sich zum Sprung spannte.
Plötzlich richtete sich der Xeno kerzengerade auf und seinem weit aufgerissen Schnabel entrang sich ein unterdrücktes Krächzen. Die Spitze eines Schwertes trat aus seinem Brustkorb aus. Der Feind kippte zur Seite weg. Zum Vorschein kam der Leibwächter des Hauptmanns. Der massige Soldat trat auf seinen Offizier zu und half ihm auf. Der fand kurz Zeit, sich umzusehen. Es lief nicht besonders gut. Obwohl anfänglich in der Unterzahl, hatte der Gegner in dem wilden Handgemenge langsam aber sicher die Oberhand gewonnen. Die Gotfrieder wurden zurück zu ihrer Ausgangsposition gedrängt, wobei sie gleichzeitig eingekreist wurden. Kleriker Fajder schien als einziger nicht auf verlorenem Posten zu stehen. Um ihn herum lagen die verstümmelten Körper von Aliens, und er schwang seinen Zweihänder in weiten Bögen, um sich die noch stehenden vom Hals zu halten. Jedoch war ersichtlich, dass ihn die mit diesem Kampfstil verbundene Anstrengung unausweichlich erschöpfte.
Graf Marcks wandte sich an seinen Leibwächter: „Wir müssen uns zurückfallen lassen! Holen Sie alle nicht direkt im Kampf gebundenen Männer raus, der Rest bleibt hier und wird den Feind aufhalten. Und schnappen sie sich Fajder, wir brauchen ihn!“
„Ja, Hauptmann!“
Marcks schlug seinem Untergebenen auf die Schulter, als der sich in Bewegung setzte, dann zog er sich zu ihrer vorherigen Stellung zurück. Einige abgekämpfte Soldaten, die die Anweisung schon mitbekommen hatten, folgten ihm. Dennoch war unvermindert Kampflärm zu hören. Er zog eine Straßenkarte aus seinem Mantel und warf einen schnellen Blick darauf. Hier konnten sie nicht bleiben. Die feindliche Infanterie, mit der sie sich zuvor ein Feuergefecht geliefert hatten, würde nun vorrücken, wo sie durch den überraschenden Angriff gebunden waren.
Der Hauptmann machte zwei Querstraßen weiter die Position aus, an der sich die Mörserabteilung der Roten Kompanie befinden sollte. Das würde reichen. Er schnappte sich einen Soldaten mit Funkgerät, der erschöpft in seiner Nähe kauerte.
„Rufen Sie die Mörserabteilung!“
Der Mann nickte, stellte die Verbindung her und reichte seinem Offizier das Sprechgerät. Marcks riss es an sich.
„Mörserabteilung Rot, hören Sie mich? Hier ist Hauptmann Graf Marcks.“
Zwischen statischen Rauschen und Krachen war relativ deutlich die Antwort zu vernehmen.
„Wir hören Sie, Hauptmann.“
„Legen Sie Sperrfeuer auf Wegmarke 6-11. Sofort!“
„Nach meiner Kenntnis befinden sich dort eigene Truppen.“
„Das ist mir egal!“, platzte es aus dem Grafen heraus. „Ich bin jetzt nicht in der Stimmung für Befehlsverweigerungen! Feuer, auf der Stelle!“
„Jawohl, Hauptmann.“
Marcks warf dem Soldaten wieder das Sprechgerät zu und fuhr herum, als er hinter sich Bewegungen wahrnahm. Sein Leibwächter kam in Begleitung einiger Soldaten aus dem Rauch gewankt. Er stützte Fajder, der sein Kettenschwert nur noch hinter sich herzog.
Weiter entfernt war das trockene Krachen der Mörser zu hören. Die Einschläge folgten kurz darauf. Einige Männer drehten sich in die Richtung um, aus der sie sich gerade zurückgezogen hatten, wohl wissend, dass dort noch einige ihrer Kameraden gekämpft hatten. Andere starrten einfach blicklos vor sich hin.
Der Kompanieführer musterte den abgerissenen Haufen verächtlich. Wie sollte er mit ihnen diese Schlacht gewinnen? Naja, er musste mit dem arbeiten, was er hatte. Er hatte vielleicht dieses Gefecht und ein paar Männer verloren, aber der Kampf war noch lange nicht vorbei. Ärgerlicher war der Verlust seines Schwertes, der Pistole und seines Schildes.
Er gab ein ruckartiges Zeichen mit der Hand, und die geschlagenen Überreste des ersten Zuges zogen sich die Straße hinunter in Richtung der Mörserstellungen zurück.
Doch darüber konnte sich der Kompanieführer jetzt keine Gedanken machen. Eine weitere Gruppe der fremdartigen Aliens fiel über ihn und seine Begleiter her. Es war schier unglaublich, wie behände sich die großen, langgliedrigen Feinde bewegen konnten. Sie setzten mit langen Sätzen und mörderischer Geschwindigkeit über Trümmer und andere Hindernisse, die den Weg zu ihren Gegnern versperrten, hinweg.
Marcks ließ seine Laserpistole einfach fallen. Er glaubte nicht, dass er noch genügend Zeit haben würde, sie in sein Brusthalfter zu stecken. Hastig riss er sein Schwert aus der Scheide. Er wollte den Befehl geben, sich durch die Ruinen abzusetzen, um sich neu formieren zu können, doch er war zu langsam.
„Beim Goldenen Thron, nieder mit dieser Xeno-Brut!“, erscholl ein lauter Ruf neben und hinter ihm. Die Stimme vibrierte vor Fanatismus und wilder, furchtloser Entschlossenheit. Praktisch im selben Moment stürmte Kleriker Fajder an seinem Hauptmann vorbei, seine lange braune Robe im Laufen flatternd und das riesige zweihändige Kettenschwert über den Kopf erhoben. Die Pergamentstreifen der überall an der Waffe befestigten Reinheitssiegel wehten wie kleine Fahnen. Ohne sich auch nur umzusehen, ob ihm jemand folgte, hielt der Prediger geradewegs auf den sich schnell nähernden Feind zu, den fassungslosen Soldaten unablässig aus vollem Halse Anfeuerungen zubrüllend.
Sein todesverachtendes Beispiel riss die überrumpelten imperialen Infanteristen mit, die ihm ohne nachzudenken folgten. Plötzlich sah sich Graf Marcks von voranstürmenden Männern umringt, die ihn nicht einmal beachteten und sich von ihm entfernten. Er sah sogar einen Soldaten, der sich seines schweren Bolters entledigte, um dem Angriff folgen zu können. Mit untrüglicher Sicherheit ging ihm auf, dass er in Kürze alleine an dieser Häuserecke stehen würde, wenn er seinen Soldaten nicht folgte. Ruppig stieß er seinen Leibwächter an, der reglos neben ihm verharrte. „Folgen Sie mir!“
Der Hauptmann hetzte im hinteren Feld des improvisierten Sturmlaufs mit. Das schnelle Laufen war mit dem immensen Gewicht der Plattenrüstung und des Energiegenerators beschwerlich. Für gewöhnlich nahmen höhere Gotfrieder Offiziere an solchen Angriffen nicht teil, dementsprechend war ihre Ausrüstung darauf ausgelegt, optimalen Schutz zu bieten, nicht, möglichst leicht zu sein. Sein Atem dröhnte, durch den Topfhelm verstärkt, stoßweise in seinen Ohren.
Dann trafen die beiden Linien im Schutt eines vollständig zusammengestürzten Gebäudes mit einem mörderischen Krachen aufeinander. Graf Marcks konnte durch den engen Sichtschlitz seines Helms nur Fetzen der sich vor ihm abspielenden Szenerie wahrnehmen. Hier sah er einen Landsknecht, der im Laufen von einem brutalen Hieb durch die Luft geschleudert wurde, dort einen der Aliens, der von zwei Imperialen zugleich mit Mühe überwältigt wurde. Dann taumelten mehrere in einem Handgemenge auf Leben und Tod verstrickte Kämpfer vor ihm vorüber. Unvermittelt hatte das Kampfgeschehen ihn erreicht. Einer der dürftig mit Lederbändern bekleideten Feinde sprang ihn, einen kehligen Kampfschrei ausstoßend, an. Der Hauptmann riss reflexartig seinen Schockschild in die Höhe. Der gnadenlose beidhändig geführte Schlag schmetterte in das Schutzfeld, das sich funkenstiebend kräuselte, aber glücklicherweise standhielt. Die Aufprallwucht fuhr schmerzvoll durch Marcks Arm und ließ ihn aufkeuchen. Er taumelte rückwärts, verlängerte die Bewegung absichtlich und brachte es durch den gewonnen Abstand fertig, seine Klinge nach vorn zu bringen.
Er nahm eine gebräuchliche Ausgangsstellung ein, um auf den nächsten Angriff vorbereitet zu sein. Auf Gotfried lernten Adlige schon von Kindesbeinen an die Kunst des Fechtens, was sie zu regelrechten Meistern machte, wenn sie den Dienst in der Armee antraten. Der Graf musste jedoch feststellen, dass ihm sein Unterricht hier wenig nützte. Sein Gegner griff mit einem tiefen Schwung an, der sich auf rohe Kraft verließ. Davon schienen diese grauhäutigen Xenos im Übermaß zu verfügen. Die sorgfältig austarierte Parade des Kompanieführers wurde einfach beiseite gefegt, und er war gezwungen, sich mit dem Schlag zu drehen, um sein Schwert nicht zu verlieren. Er setzte die Bewegung fort und schaffte es gerade noch, seinen Schild zwischen sich und den Rückschwung zu bringen. Wieder knisterte das Schutzfeld unter der Beanspruchung. Er stieß mit seiner Klinge zu, ein verzweifeltes Manöver, dem sein Kontrahent fast spielerisch auswich.
Doch jetzt hatte der Nahkampf Graf Marcks Verstand nahezu ausgeschaltet. Er kämpfte nicht mehr nach Schema, sondern instinktiv. Eine leichte Schwäche seines Feindes witternd führte er einen Ausfallschritt aus und drosch ihm den Schockschild wuchtig ins Gesicht. Das Energiefeld kollidierte dem Schnabel, der den Großteil des Kopfes des Xenos einnahm, und krachte laut, während es Funken schlug. Schwarze Brandspuren zeigten sich im Gesicht seines Gegners, der aufschrie und das Gleichgewicht verlor. Der Hauptmann dachte nicht daran, es ihn wiederfinden zu lassen. Er hieb nach den Beinen des Aliens und sein Schwert drang tief in dessen rechten Oberschenkel ein. Dunkelrotes Blut schoss aus der Wunde. Der Feind knickte ein, doch bevor er sich wieder fangen oder sonst handeln konnte, durchbohrte der Gotfrieder Offizier ihm mit einem perfekten Stoß die Brust.
Nun musste Graf Marcks ein weiteres Mal feststellen, dass dieses Gefecht nicht auf einem Übungsplatz stattfand. Noch während sein voriger Kontrahent gurgelnd zusammensackte, sprang ihn ein weiterer von der Seite an, um seine augenblickliche Gebundenheit auszunutzen. Der Kompanieführer versuchte verzweifelt, seine Klinge freizubekommen, aber das tote Gewicht am anderen Ende zog sie ihm unerbittlich aus der Hand. Er ließ die Waffe fahren, um seinen Schild zwischen sich und den Angreifer bringen zu können. Die mit dem Schwung des Ansturms geführte Attacke krachte auf das Schutzfeld, das sie zwar abwehrte, dabei aber protestierend knackte und dann erlosch. Der Hauptmann wurde zurückgestoßen, ruderte mit den Armen, glitt auf den Trümmern aus und fiel hintenüber, vom Gewicht seines Rückentornisters nach unten gezogen. Panisch riss er an der Brustspange der Träger, die den Generator auf seinem Rücken hielten, während der Xeno wieder auf ihn losging. Der Verschluss schnappte auf und Marcks wälzte sich zur Seite. Der klingenbewehrte Lauf des feindlichen Gewehrs bohrte sich in den kastenförmigen Tornister und blieb stecken, während kleine blau-weiße Blitze um das Loch spielten. Der Besitzer der Waffe riss an ihrem Kolben, konnte sie jedoch nicht befreien. Grunzend ließ er sie los und zog stattdessen zwei gekrümmte Messer, die neben allerlei Knochen und anderen Trophäen in seiner Lederkluft steckten.
Unterdessen war der Graf auf allen Vieren von ihm weggekrochen. Seine Hände ertasteten etwas Rundes, hartes, das sich als ein abgebrochenes Stück Metallrohr herausstellte. Er packte es, drehte sich um und konnte sich gerade noch vor einem heranzuckenden Messer ducken. Er hob das Rohr zur Abwehr, bekam es jedoch von der zweiten Klinge des Aliens aus der Hand geschlagen. Völlig entwaffnet, ging Hauptmann Graf Marcks langsam rückwärts. Alles schien in Zeitlupe abzulaufen. Er konnte sämtliche Details überdeutlich erkennen. Die schemenhaften, im Nahkampf miteinander ringenden Gestalten, den wallenden Staub, die sich klar abzeichnenden Muskeln seines Gegners, der sich zum Sprung spannte.
Plötzlich richtete sich der Xeno kerzengerade auf und seinem weit aufgerissen Schnabel entrang sich ein unterdrücktes Krächzen. Die Spitze eines Schwertes trat aus seinem Brustkorb aus. Der Feind kippte zur Seite weg. Zum Vorschein kam der Leibwächter des Hauptmanns. Der massige Soldat trat auf seinen Offizier zu und half ihm auf. Der fand kurz Zeit, sich umzusehen. Es lief nicht besonders gut. Obwohl anfänglich in der Unterzahl, hatte der Gegner in dem wilden Handgemenge langsam aber sicher die Oberhand gewonnen. Die Gotfrieder wurden zurück zu ihrer Ausgangsposition gedrängt, wobei sie gleichzeitig eingekreist wurden. Kleriker Fajder schien als einziger nicht auf verlorenem Posten zu stehen. Um ihn herum lagen die verstümmelten Körper von Aliens, und er schwang seinen Zweihänder in weiten Bögen, um sich die noch stehenden vom Hals zu halten. Jedoch war ersichtlich, dass ihn die mit diesem Kampfstil verbundene Anstrengung unausweichlich erschöpfte.
Graf Marcks wandte sich an seinen Leibwächter: „Wir müssen uns zurückfallen lassen! Holen Sie alle nicht direkt im Kampf gebundenen Männer raus, der Rest bleibt hier und wird den Feind aufhalten. Und schnappen sie sich Fajder, wir brauchen ihn!“
„Ja, Hauptmann!“
Marcks schlug seinem Untergebenen auf die Schulter, als der sich in Bewegung setzte, dann zog er sich zu ihrer vorherigen Stellung zurück. Einige abgekämpfte Soldaten, die die Anweisung schon mitbekommen hatten, folgten ihm. Dennoch war unvermindert Kampflärm zu hören. Er zog eine Straßenkarte aus seinem Mantel und warf einen schnellen Blick darauf. Hier konnten sie nicht bleiben. Die feindliche Infanterie, mit der sie sich zuvor ein Feuergefecht geliefert hatten, würde nun vorrücken, wo sie durch den überraschenden Angriff gebunden waren.
Der Hauptmann machte zwei Querstraßen weiter die Position aus, an der sich die Mörserabteilung der Roten Kompanie befinden sollte. Das würde reichen. Er schnappte sich einen Soldaten mit Funkgerät, der erschöpft in seiner Nähe kauerte.
„Rufen Sie die Mörserabteilung!“
Der Mann nickte, stellte die Verbindung her und reichte seinem Offizier das Sprechgerät. Marcks riss es an sich.
„Mörserabteilung Rot, hören Sie mich? Hier ist Hauptmann Graf Marcks.“
Zwischen statischen Rauschen und Krachen war relativ deutlich die Antwort zu vernehmen.
„Wir hören Sie, Hauptmann.“
„Legen Sie Sperrfeuer auf Wegmarke 6-11. Sofort!“
„Nach meiner Kenntnis befinden sich dort eigene Truppen.“
„Das ist mir egal!“, platzte es aus dem Grafen heraus. „Ich bin jetzt nicht in der Stimmung für Befehlsverweigerungen! Feuer, auf der Stelle!“
„Jawohl, Hauptmann.“
Marcks warf dem Soldaten wieder das Sprechgerät zu und fuhr herum, als er hinter sich Bewegungen wahrnahm. Sein Leibwächter kam in Begleitung einiger Soldaten aus dem Rauch gewankt. Er stützte Fajder, der sein Kettenschwert nur noch hinter sich herzog.
Weiter entfernt war das trockene Krachen der Mörser zu hören. Die Einschläge folgten kurz darauf. Einige Männer drehten sich in die Richtung um, aus der sie sich gerade zurückgezogen hatten, wohl wissend, dass dort noch einige ihrer Kameraden gekämpft hatten. Andere starrten einfach blicklos vor sich hin.
Der Kompanieführer musterte den abgerissenen Haufen verächtlich. Wie sollte er mit ihnen diese Schlacht gewinnen? Naja, er musste mit dem arbeiten, was er hatte. Er hatte vielleicht dieses Gefecht und ein paar Männer verloren, aber der Kampf war noch lange nicht vorbei. Ärgerlicher war der Verlust seines Schwertes, der Pistole und seines Schildes.
Er gab ein ruckartiges Zeichen mit der Hand, und die geschlagenen Überreste des ersten Zuges zogen sich die Straße hinunter in Richtung der Mörserstellungen zurück.