Hoppla, hier fehlt ein ganzes Stück der Geschichte seit dem Crash. Wollen wir das gleich mal geradebiegen 🙂
Gut, ich werde das berücksichtigen und die imperialen etwas "professioneller" ans Werk gehen lassen 😉 Bin selbstverständlich immer offen für Kritik und anregungen, ich mache das schliesslich nicht hauptberuflich 😉
Hagen wird noch ein sehr bedeutende Rolle spielen im weiteren verlauf, hab mir schon was ausgedacht 😉 musst dich einfach noch etwas gedulden.
PS: logisch sympathisiere ich mit den Verteidiger, sind schliesslich meine Jungs 😀 😉
Die öde Wüstenlandschaft huschte unter ihnen vorbei als die Valkyrie sich im Tiefflug dem Einsatzgebiet näherte. Felix und die anderen sassen angeschnallt in der Transportkabine und warteten angespannt. Der Pilot des Lufttransporters flog mit nur wenigen Metern abstand über dem Boden um nicht durch die feindlichen Auguren entdeckt zu werden.
„Wir erreichen in kürze den ersten Wegpunkt, Landezone in 13 Minuten“ meldete der Pilot über den Bordfunk. Die Männer an Bord wurden zur Seite geworfen als der Flieger einem plötzlich auftauchenden Hügel ausweichen musste.
„Ich hasse diesen Teil“ murmelte Keppler.
„Lieber durchgerüttelt als abgeschossen“ erwiderte der Sergeant und wieder bockte die Valkyrie und presste die Männer in ihre Sitzgurte.
„Noch 8 Minuten bis zur Landezone“ ertönte die Stimme des Piloten. Nun kam der heikle Teil ihres Einsatzes, die Route war so gewählt worden das sie den Grossteil der feindlichen Streitkräfte aus dem weg gehen würden doch ein kleiner Kontrollpunkt des Feindes mussten sie überfliegen. Jetzt ging es darum die feindlichen Soldaten zu überraschen so dass sie keinen Funkspruch mehr absetzen können. Zu diesem Zweck trug der Lufttransporter zwei Brandbomben die unter den Seitenleitwerken befestigt worden waren. Ein biepen machte den Piloten darauf aufmerksam das sie gleich den Kontrollpunkt erreichen würden.
„Waffensysteme aktivieren!“ befahl er. Der Bordschütze machte die beiden Brandbomben scharf und aktivierte die in der Nase montierte Laserkanone. Im Transportabteil lösten die beiden Seitenschützen ihre Gurte, öffneten die Seitenluken und zogen die schweren Bolter aus ihren Aufhängungen. Durch die offnen Seitenluken heulte der kalte Wüstenwind, die beiden Schützen befestigten die Haltegurte am Rücken ihrer Fliegerkombination und konnten sich so, für ein optimales Sichtfeld, aus den Luken hinauslehnen. Die Valkyrie donnerte nur wenige Meter über eine weitere Hügelkuppe hinweg und dann lag der Kontrollpunkt vor ihnen. Eine Ansammlung von mehreren Zelten, ein kleines Nachschubdepot und eine abgestellte Chimäre. Die anwesenden Soldaten waren gerade dabei zwei weitere Schützengräben auszuheben als sie das kreischen der Triebwerke vernahmen. Sie drehten ihre Köpfe in die Richtung aus der das Geräusch kam und erblickten den heranbrausenden Flieger. Aufgeregt griffen sie nach ihren Waffen und zwei von Ihnen sprinteten los um die auf einem Dreibein montierte Maschinenkanone zu bemannen. Sie kamen keine fünf Schritte weit, da war die Valkyrie über ihnen.
„Abwurf!“ meldete der Bordschütze als er den Abwurfknopf niederdrückte und sich die Brandbomben von den Tragflächen lösten. Der Pilot riss die Maschine in eine scharfe Rechtskurve um das Ergebnis des Bombardements beobachten zu können. Die Brandbomben schlugen vier Meter voneinander Entfernt mitten in den Zelten des Lagers ein und explodierten mit beeindruckendem Effekt. Eine donnernde Flammensäule verschluckte die Zelte und die anderen Soldaten die sich im freien befanden. Nur wenige überlebten das flammende Inferno. Die Valkyrie machte kehrt und flog noch einmal über den Kontrollpunkt damit die Seitenschützen eventuelle Überlebende ausschalten konnten. Eine Handvoll Soldaten hatte den ersten Angriff überlebt und stürzten sich in die wartende Chimäre. Wenige Meter vor dem Transportpanzer wurden sie von einer Salve aus den schweren Bolter der Seitenschützen niedergemäht während der Bordschütze die Chimäre mit einem gezielten Schuss aus der Laserkanone sprengte. Als sich nichts mehr rührte nahm die Valkyrie wider Kurs auf ihr Einsatzziel.
„Noch zwei Minuten, Fertigmachen für den Absprung“ Die Männer lösten ihre Sitzgurte und begann damit ihre Bremsschirme anzulegen. Ein rechteckiger Tornister der über dem Energiemodul am Rücken mittels eines Kreuzgurtes angelegt wurde. Felix half Keppler dabei seinen Tornister anzulegen und überprüfte ob der Gurt fest angezurrt war dann klopfte er ihm auf den Schulterpanzer und begann dann damit seinen Tornister anzulegen. Sie waren noch 30 Sekunden vom Absprungpunkt entfernt als der letzte seine Ausrüstung angezogen hatte. Einer der Seitenschützen öffnete die Heckluke des Lufttransporters und der kalte Wüstenwind heulte durch die Transportkabine.
„Noch Zehn Sekunden!“ Felix war aufgeregt, sie hatten das Abwurfmanöver nur zweimal geübt bevor der krieg losbrach. Jetzt aber würden sie inmitten eines feindlichen Lagers abspringen das von Soldaten nur so wimmelte.
„Absprung!“ Sergeant Dravorius sprang als erster, dicht gefolgt von den anderen. Felix schluckte, sprach ein Stossgebet an den Imperator und sprang hinter Keppler aus dem Flieger.
Der Sturz dauerte nur wenige Sekunden. Die Sensoren der Servorüstung massen den Abstand zum Boden und als sich die Soldaten noch 10m über dem Boden befanden aktivierte der Maschinengeist die Bremsschirme. Zwei kleine Treibladungen liessen den Tornister aufplatzen und entfalteten zwei Bremsfallschirme. Mit einem Ruck wurde die Fallgeschwindigkeit drastisch herabgesetzt, dann rissen die Halteseile der Schirme und der Soldat stürzte die letzten Meter zu Boden. Ein normaler Mensch würde solch einen Sturz kaum unbeschadet überstehen, die Servorüstung mit ihren mechanischen Muskeln war jedoch in der Lage den Sturz ohne weiteres abzufangen. Einer nach den anderen Schlugen die Männer von Dravorius Zug mitten im gegnerischen Kommandolager ein. Durch das Gewicht der Servorüstung gruben sich die Männer fast Zehn Zentimeter in den Wüstenboden ein. Felix spannte seine Muskeln als er den Boden auf sich zurasen sah und der Aufprall schüttelte ihn bis auf die Knochen durch. Er schlug mit der Flachen hand auf den Verschluss des Kreuzgurtes auf seiner Brust und der leere Tornister fiel zu Boden. Die wenigen anwesenden Wachen waren von der Valkyrie abgelenkt worden doch nun waren sie bemerkt worden. Felix entsicherte seinen Bolter und rannte zu den anderen die sich ebenfalls von ihren Tornister befreit hatten. Die ersten Laserstrahlen der aufgebrachten Wachen zuckten zu ihnen herüber und sie erwiderten das Feuer mit ihren Bolter.
„Los, los los! Wir müssen das Gebiet sichern!“ schrie Dravorius über das donnern der Bolter hinweg.
„Ihr vier kümmert euch um die Wachen, die anderen kommen mit. Los!“ Während vier seiner Kameraden die Wachen unter Feuer nahmen stürmte Felix hinter Dravorius her auf der suche nach dem Kommandoposten. Das Lager bestand aus einem Grossen Zeltplatz, ein Abstellbereich für Fahrzeuge und ein Nachschublager. Sie waren mitten unter den Zelten der Soldaten gelandet. Dravorius schoss einem Soldaten der sich im falschen Moment aus seinem Zelt wagte mit seiner Boltpistole den Kopf weg und stürmte weiter. Hinter ihnen wurde der Gefechtslärm heftiger als weitere Soldaten den Wachen zu Hilfe kamen. Die Männer rannte gerade um ein Zelt herum als sie von heftigem Laserfeuer empfangen wurden. Felix legte seinen Bolter an und eröffnete das Feuer. Die Waffe bockte heftig in seinen Händen als die kleinen Raketengetriebenen Geschosse den Lauf verliessen und mit Vernichtender Wucht in die gegnerischen Reihen einschlugen. Mehrere Soldaten hatten sich hinter leere Promethiumfässer verschanzt und versuchte ein besonders Grosses Zelt zu verteidigen.
„Das muss es sein!“ rief Dravorius als er seine Boltpistole in die Reihen der Verteidiger entlud. Die Sieben Soldaten waren kein Hindernis für sie und nach wenigen Sekunden war alles vorbei, Felix sprang über die hastig errichtete Schutzmauer und drang, gefolgt von Keppler und den anderen in das Zelt ein. Ein Offizier empfing ihn mit gezogener Laserpistole und schoss ihm dreimal in die Brust. Die Laserstrahlen waren jedoch zu schwach um die Brustpanzerung seiner Servorüstung zu überwinden. Felix Zog den Abzug seiner Waffe durch und die Boltergeschosse zerfetzten den Offizier bevor er sein Energieschwert ziehen konnte. Die anderen anwesenden Männer wurden von Felix` Kameraden schnell niedergemacht. Im hinteren Teil des Zeltes das mit Gefechtscogitatoren und Kartentischen ausgestattet war fanden sie einen Funker der verzweifelt auf sein Funkgerät einredete. Er verstand den Dialekt nicht ganz aber der Funker schien ganz klar etwas über „Chaos Space Marines „ zu faseln. Sehr wahrscheinlich rief nach Verstärkung, Dravorius Boltpistole donnerte Los und der aufgebrochene Leib des Funkers fiel zu Boden.
„Gut das war der letzte. Sammelt alles ein was brauchbar ausschaut und dann nichts wie weg!“ Sie rissen alle Karten von den Wandtafeln, packten alle Datenkristalle ein die sie finden konnten und stürmten dann wieder ins freie. Der Gefechtslärm war verstummt doch aus der Ferne konnten sie das wummern von Panzerfahrzeugen hören, das Ablenkungsmanöver war durchschaut worden. Schnell aktivierte Sergeant Dravorius eine Funkverbindung zur Valkyrie und meldete dem Piloten das sie abholbereit waren. Die Männer hasteten zurück zum Abwurfpunkt und trafen dort auf den Rest des Teams. Bis auf mehrere Brandspuren an den Servorüstungen war niemandem was passiert. Sekunden Später donnerte die Valkyrie herbei und setzte unweit von ihnen auf. Die Seitenschützen winkten sie heftig herbei als sie auf den wartenden Flieger zuhasteten. Kaum das der letzte von ihnen in den Transporter hineingesprungen war schob der Pilot die Schubhebel ganz nach vorne und die Valkyrie schoss in den Himmel.
Wenige Minuten nachdem Dravorius` Trupp abgezogen war trafen die aufgebrachten Soldaten ein die durch das Ablenkungsmanöver der PVS aus dem Camp gelockt worden waren. Doch zu diesem Zeitpunkt befand sich die Valkyrie schon ausserhalb ihrer Reichweite und flog im Tiefflug zurück. Die Meldung über den Verlust des gesamten Kartenmateriels des Kommandopostens und mehrere Datenkristalle wurde sofort dem Oberkommando an Bord der „Macharius“ gemeldet. General Venedictos war ausser sich wegen des Verlustes solch empfindlicher Daten auch beunruhigte ihn der Letzte Funkspruch des Kommandopostens der von einem Angriff von Seiten Chaos Space Marines warnte kurz bevor die Verbindung unterbrochen wurde. Er verlangte eine Sofortige Verbindung zum Angriffskreuzer der Space Marines. Captain Hephaistos Gesicht erschien vor ihm auf einem der Monitore und schaute ihn unberührt an.
„Sie wünschten mich zu sprechen General?“ Die Stimme war vollkommen Kalt und Gefühllos.
„Ja! Sie haben mir nie gesagt das der Erzfeind auf diesem Planeten sein Unwesen treibt.“ Hephaistos Gesicht blieb unverändert als er kühl antwortete:
„Ändert das irgendwas? Sie werden diese Makropole erobern, dabei ist es gleichgültig was sich ihnen in den Weg stellt. Hephaistos , Ende“ noch ehe Venedictos etwas erwidern konnte verschwand das Bild von Hephaistos.
Bei ihrer Rückkehrt wurden Dravorius` Männer wie Helden gefeiert, die Nachricht von ihrem erfolgreichen Kommandounternehmen wurde von allen Sendern des Planeten Tagelang ausgestrahlt. Seit beginn des Krieges war es der PVS endlich gelungen einen Sieg, wenn auch nur einen kleinen, zu erringen. Die Daten die Dravorius`Trupp eingesammelt hatte wurden unverzüglich nach Last Hope gebracht wo sich die Analytiker des Nachrichtendienstes daran machten die Daten zu sichten und zu Katalogisieren. Für die nächsten paar Tage wurde es etwas ruhiger an der Front und nur die Luftangriffe der Luftwaffen beider Seiten errinerte daran das Krieg herrschte.
Der Ausblick hätte den meisten Piloten Angst eingejagt. vierhundert Meter über ihm hing eine dichte Wolkendecke, die dunklen Silhouetten des zerklüfteten Untergrunds schienen nach seinem dahinjagenden Kampfflugzeug zu greifen. In einer solchen Nacht flog nur ein Verrückter so tief, umso besser. Er grinste hinter seiner Sauerstoffmaske.
Hauptmann Degreb Finian hielt den Steuerknüppel seines Stiletto Jagdbombers mit den Fingerspitzen, seine linke Hand lag auf den parallel angeordneten beiden Schubkontrollhebeln. Seine Instrumente zeigten 1105 Km/h Geschwindigkeit, Sechzig Meter Höhe und Kurs 013 an. Vier weitere Maschinen des 27. Jagdbombergeschwaders, der „Suicide Kings“ , folgten Finians Maschine.
„Über uns ist der Teufel los“, meldete sein Kampfbeobachter vom Rücksitz. Leutnant Robert Banks überwachte nicht nur die Funk- und Radarsignale, sondern auch ihre eigenen Instrumente.
„Alle Systeme weiterhin nominal, Distanz zum Ziel nun neunzig Kilometer“
„Verstanden“, antwortete Degreb „Deg“ Finian.
Finian mochte diesen Auftrag. Sie flogen gefährlich tief über die Mittelgebirge und ihre Stilettos nie höher als sechzig Meter.
„Distanz zum Hauptziel nun sechzig Kilometer“, berichtete Banks.
„Alle Bordsysteme weiterhin nominal. Kein Feindradar hat uns erfasst. Sieht gut aus, Deg“
„verstanden“ Finian drückte den Knüppel nach vorn, als sie einen kleinen Berg überflogen hatten, und fing die Maschine fünfundzwanzig Meter über dem Boden wieder ab. Ihr Hauptziel war ein feindlicher Bomberverband der auf dem weg nach Catterick war.
„Noch zwanzig Kilometer.“
Finian senkte die linke Hand, um die zwei Laserkanonen in der Nase seiner Maschine feuerbereit zu machen. Die Bordwaffenanzeige blinkte in einem freundlichen, tödlichen Grün.
„Achtzehn Kilometer. Ziele scheinen normal weiterzufliegen, keine Ausweichmanöver.“
„Sechzehn Kilometer“ Banks las die Werte von der Anzeige eines Cogitators ab.
Den feindlichen Marauder sollte eigentlich keine Chance bleiben, denn die Stilettos würden erst direkt unterm Ziel in den Steigflug gehen.
„Die Bomber drehen ab. Wir sind gerade von einem feindlichen Jäger überflogen worden“, sagte Banks gelassen. Ein Abfangjäger der die Bomber schützen sollte, war nun vermutlich auf der Suche nach ihnen.
„Sind wir erfasst?“
„Nein, noch nicht.“ Banks Blick war auf die Anzeige des Augurenmonitors geheftet.
„Wir kommen jetzt unters Ziel.“
„Gut. Gehe in den Steigflug.“ Finian zog den Knüppel leicht zurück und schaltete die Nachbrenner ein. Die Triebwerke brachten die Maschine auf 1400 Km/h, gerade jetzt war es nötig, alle Leistung, die zur Verfügung stand, einzusetzen. Laut Wetterbericht sollte die Wolkendecke bei siebenhundert Meter enden, und die Bomber flogen noch 1800m höher. Doch nun waren die Stilettos verwundbar. Ihre Triebwerke strahlten die Infrarotsignatur ihrer vollen Leistung ab.
„Feuer frei für alle Einheiten!“ rief Finian in die Bordsprechanlage, als er durch die Wolkendecke brach und ihm die Nachtsichtsysteme sofort die Marauder zeigten, die fünf Kilometer entfernt verzweifelt versuchten zu entkommen. Zu spät, denn sie flogen nun mit fast 1400 Stundenkilometern auf ihr Ziel zu. Der Hauptmann nahm den ersten Marauder ins Visier. Mit dem rechten Daumen legte er den Hebel der Abschussfreigabe um, mit dem Zeigefinger drückte er zweimal auf den Abzug. Die synchronisierten Laserkanonen im Bug erwachten zum leben und schleuderten ihre rubinroten Laserstrahlen dem fliehenden Bomber hinterher. Einen Augenblick später hatten sie ihr Ziel erreicht. Es ging alles viel zu schnell. Die beiden rechten Triebwerke des Marauders explodierten, die Tragflache loste sich, und der schwere Bomber trudelte rasch ab, verschwand Sekunden später in den Wolken. Die anderen Stilettos eröffneten ebenfalls das Feuer und drei weitere Marauders stürzten ab oder explodierten in der Luft. Die Bordschützen der Bomber eröffneten das Feuer und versuchten verzweifelt die Angreifer niederzukämpfen. Die vier Thundebolts die den Bomberverband als Geleitschutz begleiteten gingen fast augenblicklich auf Vollast und drehten ab um die plötzlich aufgetauchten Angreifer zu bekämpfen. Finian zog an seinem Steuerknüppel und visierte den nächsten Marauder an. Wieder zuckten die Laserstrahlen durch den Nachthimmel. Die linke Tragfläche fing Feuer und eines der Triebwerke ging in flammen auf und löste sich von der Tragfläche. Der Pilot verlor die Kontrolle über den angeschlagenen Bomber und schmierte nach links ab. Unfähig die Maschine zu kontrollieren kollidierte er mit einem weiteren Bomber der unter ihm flog und beide Maschinen wurden in einer gewaltigen Detonation zerfetzt. Der Servitorgesteuerte Geschützstand, der sich im Rücken des Rumpfes von Finians Stilettos befand, erwachte zum Leben als ein feindlicher Thunderbolt in Reichweite kam. Die synchronisierten schweren Bolter verfolgten für wenige Sekunden den anfliegenden Kampfflieger und eröffneten dann das Feuer. Der feindliche Pilot wurde völlig überrascht, er hatte nicht erwartet das sein Ziel über Jägerabwehrtürme verfügte und zog seine Maschine zu spät hoch. Die grosskalibrigen Boltergeschosse fetzten durch die Seitenpanzerung des Rumpfes und zerstörten die komplette Elektrik. Die Triebwerke erstarben stotternd und die Maschine stürzte ab. Der Luftkampf dauerte nur wenige Minuten, Deg`s Staffel hatte alle acht Bomber inklusive Gleitschutz abgeschossen und selber eine Maschine verloren. Verdammt noch mal, dachte Finian, als er eine Rolle drehte und im Sturzflug auf die sichere Bodennähe zujagte. Primärziel ausgeschaltet. So, und nun zum schwierigen Teil
Finian näherte sich seinem Ziel in 30m Höhe und er und seine Staffel waren noch mehrere Kilometer entfernt. Bei ihrem Ziel handelte es sich um eine Autobahnbrücke die über eine Schlucht führte, zwei Bogen, die rund 500 Meter überspannten. Im Augenblick zeigte ihm die Nachtoptiken seines Zielsuchsystems das auf allen vier Spuren feindliche Panzer nach Osten rollten. Finian studierte das Bild auf seinen Monitor. Auf Höhe 76 südlich der Brücke war zu ihrer Verteidigung eine Hydra Batterie aufgestellt worden, die inzwischen alarmiert sein musste.
„Bereit?“
„Los geht’s“, erwiderte Banks knapp. Pilot und Kampfbeobachter standen jetzt unter enormem Stress.
„Angriff!“, befahl Finian. Auf dem Rücksitz aktivierte Banks den Zielortungscogitator.
Fünfzehn Sekunden später fegten die Stilettos von allen Seiten heran und warfen ihre Bombenladungen ab. Die ersten Bomben trafen präzise den Scheitel des Nordbogens. Sie waren mit einem Verzögerungszünder ausgestattet und bohrten sich erst tief in den dicken Beton, ehe sie knapp vor dem Panzer eines Bataillonskommandeurs explodierte. Die Brücke war solide konstruiert und stand schon seit über hundert Jahren, doch 430 Kilo Hochbrisanzsprengstoff rissen sie auseinander. Im nu klaffte eine sechs Meter breite Lücke in dem anmutig geschwungenen Bogen. Weitere Bomben die von den Stilettos abgeworfen worden waren schlugen dichter beim östlichen Schluchtrand ein, und die östliche Hälfte der Brücke brach zusammen und riss fünfzehn Panzer mit in die tiefe.
Südlich der Brücke war der Kommandeur der Luftabwehrbatterie bemüht, sich Klarheit zu verschaffen. Auf seinem Suchradar waren die angreifenden Maschinen plötzlich aufgetaucht. Das mit Feindflugzeugen zu rechnen sei, hatte man ihm nicht gesagt.
Der Batteriekommandeur zögerte nicht und befahl seinen Männern, mit dem Feuerleitradar die Umgebung „seiner“ Brücke abzutasten. Einen Augenblick später wurden die fliehenden Stilettos erfasst..
„Scheisse!“ Finian riss seine Maschine nach rechts und flog auf die Radarstellung zu die soeben aktiviert worden war, warf zwei Bomben ab, und dann wurde der Jagdbomber heftig nach links herumgerissen.
Die Besatzung des Radargerätes wurde bleich, als sie erkannte, was da wie aus dem Nichts auf ihren Schirmen aufgetaucht war. Der Feuerbefehl wurde sofort erteilt und die drei Hydra-Flakkanonen eröffneten augenblicklich das Feuer. Die anfliegenden Maschinen mussten feindlich sein. Noch ehe die Hydra Besatzungen die wegfliegenden Maschinen richtig erfassen konnten schlugen Finians Bomben ein und zerfetzten den Radarleitstand und eine der Flakstellungen. Ehe die Besatzungen auf die eigenen Feuerleitgeräte umschalten konnten waren die Stilettos verschwunden.
Die hydroponische Farm war drei Kilometer entfernt. Durch den Feldstecher sah John ein Wohnhaus und mehrere Treibhäuser.
„Ende der Fahnenstange“ meinte er nach einem Blick auf die Karte.
„Wird auch Zeit, dass wir was zu essen bekommen. Wir folgen der Senke nach rechts und halten die Felsen zwischen uns und der Farm, bis wir auf einen halben Kilometer herangekommen sind.“
Dekar und Harp stimmte seinem Plan zu. Die drei Männer setzten sich mühsam auf und hängten sich ihr Gerät um. Sie waren seit zweieinhalb Tagen fast ununterbrochen marschiert und befanden sich nun rund fünfundfünfzig Kilometer südöstlich von Medusa III. Auf ebenen Strassen war dieses Marschtempo eher bescheiden, im Gelände aber extrem anstrengend, insbesondere da sie auf feindliche Flieger achten mussten, die inzwischen das Gelände abflogen. Vor sechs Stunden hatten sie ihre letzten eisernen Rationen verzehrt. Die körperliche Anstrengung zehrte an ihrer Energie. Immer wieder hatten sie sechshundert Meter hohe Ausläufer des Gebirges zu überwinden.
Doch sie schleppten sich weiter, angetrieben von mehreren Dingen. Zum einen fürchteten sie, von feindlichen Soldaten, deren Eintreffen sie beobachtet hatten, geschnappt zu werden. Keiner von ihnen hatte Lust auf eine Kriegsgefangenschaft. Zum anderen hatten sie Angst zu versagen, sie hatten einen Auftrag, und kein Zuchtmeister ist strenger als der eigene Stolz.
„Dann haben wir wenigstens bessere Deckung“ meinte John.
„Warten wir ab, bis es dunkel wird“
„Was machen wir, wenn wir das Haus dort unten erreichen“ erkundigte sich Harp
„Wie bitten um Lebensmittel„
„Bitten?“ fragte Harp überrascht.
„Allerdings. Was wir bekommen, bezahlen wir und bedanken uns schön“, sagte John. „Benehmt euch anständig, Männer. Wir wollen doch vermeiden, dass der Mann später beim Oberkommando Beschwerde einreicht.“ Die Männer grinsten breit.
John raffte sich mühsam auf und die anderen folgten seinem Beispiel. Sie marschierten bergab, als die Sonne hinter einen Hügel glitt. Dieser Hügel, morgen würden sie ihn wahrscheinlich überwinden müssen, kam John wie ein Berg vor. Als sie die Farm fast erreicht hatten, war es so gut wie dunkel. Kurz vor dem Hof entdeckte Dekar ein Licht.
„Fahrzeug!“ rief er. Alle warfen sich zu Boden und zielten instinktiv mit ihren Gewehren auf die beiden hellen Punkte am Horizont.
„Immer mit der Ruhe, Jungs. Dieser Weg hier zweigt von der Landstrasse ab, und…. verfluchte Scheisse!“ Die Lichter waren nicht der Biegung der Landstrasse gefolgt, sondern kamen nun auf den Hof zu. War das ein Wagen oder ein Kettenfahrzeug?
„Verteilt euch!“
John lag auf dem Bauch, stütze sich auf die Ellbogen und schaute durchs Fernglas. Das Tarnmuster ihrer Plattenrüstungen machte sie bei Tag fast unsichtbar, solange sie sich nicht bewegten, und bei Nacht glichen sie durchsichtigen Schatten.
„Sieht aus wie ein Geländefahrzeug“, meinte John.
Die Lichter kamen langsam auf die Farm zu, vier Männer stiegen aus, und einer blieb kurz vor den Scheinwerfern stehen, ehe sie ausgeschaltet wurden.
“Mist!“ zischte Dekar.
„Hm, sieht aus wie vier oder fünf Männer.“ John hielt das Fernglas aufs Haus gerichtet. Drinnen war nur schwaches Licht. Die Männer, er zählte fünf, gingen um das Haus herum. Wie Einbrecher, dachte er. Suchen sie nach uns? Wohl kaum, dann hatten sie wohl mehr aufgeboten als nur fünf Mann in einem Geländewagen. Wollten sie plündern?
„Was gibt's?“ fragte Dekar.
„Fünf Männer, die in die Fenster gucken. Spanner? He, einer hat gerade die Tür eingetreten. Leute, das gefällt mir nicht. Ich…“
Ein Schrei bestätigte ihn, der schrille Schrei einer Frau. Die Männer, die ohnehin schon froren, bekamen eine Gänsehaut.
„Gehen wir mal ein bisschen näher ran“, sagte John. „Bleibt zusammen und wachsam.“
Im Haus ging ein zweites Licht an und schien herumgetragen zu werden. John lief so tief geduckt, dass ihm der Rücken schmerzte. Zwei Minuten später war er nur noch wenige Minuten von dem Fahrzeug und kaum zwanzig Meter von der Haustür entfernt.
Glas splitterte, ein Schuss hallte durchs Halbdunkel, gefolgt von einem schrecklichen schrillen Schrei und zwei weiteren Schüssen. Es wurde wieder geschrien.
Eine rauhe Männerstimme brüllte etwas. Die Haustür ging auf, vier Männer kamen heraus, besprachen sich kurz und gingen dann paarweise an die Fenster links und rechts, schauten hinein. Wieder ein Schrei, und nun war allen klar, was hier vorging.
„Diese Schweine“ knurrte Harp.
„Allerdings. Zeit, dass wir etwas unternehmen“, meinte John.
„Dekar, du kommst mit mir. Harp, denkst du kannst die anderen beiden übernehmen?“ Harp`s antwort bestand aus dem summen des sich aufwärmenden Plasmawerfers.
„Gut, mach einen Bogen und schleich dich von rechts ans Haus an. In genau zehn Minuten greifen wir an. Wenn ihr sie lebendig erwischt, soll's mir recht sein. Wenn nicht, besorgt's ihnen.“ Wieder ein Schrei, dann Stille. John und Dekar machten einen langen Umweg, krochen um einen Traktor und andere landwirtschaftliche Geräte herum. Als sie ins Freie kamen, stand nur ein Soldat vor dem Haus. Wo ist der andere? fragte sich john. Was nun? Du musst dich an den Plan halten.
„Ich gehe los“, flüsterte John, Zog sein Kampfmesser und befestigte es am Lauf seines HE-Lasergewehrs. Der feindliche Soldat machte es ihm leicht, denn er stand auf Zehenspitzen und verfolgte die Vorgänge im Haus. Drei Meter hinter ihm richtete sich John auf und schlich Schritt fur Schritt auf ihn zu. Erst jetzt wurde ihm klar, dass der Mann einen Kopf
grössier war als er.
Drinnen musste es eine Unterbrechung gegeben haben. Der Soldat nahm eine Zigarettenpackung aus der Tasche, drehte sich halb um und riss ein Streichholz an, bekam dabei John aus dem Augenwinkel zu sehen. Der sprang los und bohrte dem massiven Mann das Messer in die Kehle. Der Mann wollte aufschreien, doch John schlug ihm mit seiner Waffe die Beine weg und stach ein zweites Mal zu. Das Opfer wurde schlaff. John schaute durchs Fenster. Bei dem Anblick, der sich ihm bot, stockte ihm der Atem.
„He da!“ wisperte Harp. Die zwei Soldaten fuhren herum und schauten in die Mündung des Plasmawerfers. Ihre eigenen Gewehre hatten sie im Auto gelassen. Harp machte eine Geste zum Boden, und die beiden legten sich gehorsam auf den Bauch. Dekar tauchte auf, suchte sie nach Waffen ab und ging dann ums Haus herum, um Meldung zu machen.
„Wir haben sie beide lebendig erwischt.“
„Ich gehe rein“ sagte John zu Dekar. John trat durch die halboffene Tür. Das Wohnzimmer war leer und dunkel. Aus dem Nebenzimmer drang schweres Atmen und ein schwaches Licht. John ging darauf zu und stand einem Mann gegenüber, der sich gerade die Hosen zuknopfte.
Keine Zeit zum Überlegen. Er rammte dem Mann das Bajonett unter die Rippen, zog es heraus und stach noch einmal zu. Der Soldat wollte ihn abwehren, wurde aber von seinen Kräften verlassen und brach zusammen. Ein Schatten bewegte sich, das typische Zischen einer Laserpistole, John hob den Kopf und sah einen Mann mit einer Pistole auf sich zustolpern und dann zerrissen Schüsse die Stille. Drei Laserimpulse aus Dekars Waffe bewirkten, dass der Mann die Pistole fallen liess.
„Alles klar?“
„Ja“ John kam auf die Beine und liess Dekar den Soldaten in Schach halten, hob die Pistole auf und betrachtete den Mann, den er erstochen hatte. Das Gesicht war vor Überraschung und Schmerz verzerrt, die Uniform blutgetränkt. Er ging weiter in das Haus hinein und fand die anderen Leichen: Ein hübsches Madchen am Boden, hinten in der Küche sah John eine zweite, ältere Frau reglos am Boden liegen. Er ging hinein und entdeckte einen Mann, ebenfalls tot. Dekar stiess den Soldaten zu Boden und plazierte die Bajonettspitze zwischen seinen Beinen. John kam zurück in die Wohnstube und kniete sich neben die blonde junge Frau. Ihr Gesicht war von Schlagen angeschwollen, sie war mit einem Schuss ins Herz getötet worden. John stand auf, sah sich um, nahm ein Tischtuch und deckte sie zu.
„Oben alles klar.“ Dekar kam von einer schnellen Inspektion zurück. John nickte.
„Durchsuche diese Soldaten, ich besorge uns Lebensmittel und was sonst nützlich sein könnte. Wir müssen uns beeilen.“
„Alles klar.“ Dekar ging dann hinaus, um nach Harp zu sehen. John machte sich daran das Haus zu durchsuchen und alles einzusammeln was ihnen von Nutzen sein könnte. Er packte Esswaren für die nächsten Tage ein und füllte seine Feldflasche mit frischem Wasser, dann kehrte er zurück zu den anderen. Dekar und Harp hatten die überlebenden Soldaten zusammengetrieben und ins Haus gebracht. Sie knieten gefesselt auf dem Boden mit verbundenen Augen. Harp bewachte sie. Dekar ging ebenfalls in die Küche.
„Okay, was haben wir hier?“ Harp musterte seine Gefangenen fast liebevoll.
„Nun, ich denke mal der tote da war ihr Sergeant, dann noch einen toten Soldaten und drei lebendige. Das da hatte der Sergeant bei sich.“ John nahm die Landkarte entgegen und entfaltete sie.
„Grossartig!“ Die Karte war mit handschriftlichen Anmerkungen versehen.
„Wir haben ein zweites Fernglas und ein paar Rationen. Sehen aus wie Dreck, sind aber besser als nichts. Nicht übel. Fünf Feinde erwischt mit nur drei Schuss.“
„Was nehmen wir mit, Johnnie?“
„Nur etwas zu essen. Natürlich konnten wir zwei Gewehre mitgehen lassen, aber wir haben auch so schon genug zu schleppen.“
„Hat einer der Gefangenen etwas gesagt?“ fragte John.
„Keinen Ton“ erwiderte Harp.
„Das also ist das Schwein das die kleine erschossen hat.“ Auf Harps Nicken hin trat John vor den Mann und nahm ihm Augenbinde und Knebel ab. Er war in seinem Alter und schwitzte. „Verstehen sie mich?“ Der Mann schaute ihn mit ausdruckslosen Augen an. John wollte es noch einmal versuchen, verspürte aber plotzlich keine Lust mehr, mit dem Mann zu reden. Er hatte beschlossen, ihn zu toten.
„Warum?“ fragte er. Der Soldat wusste, was ihm bevorstand, und zuckte die Achseln. „Johnnie, das sind Kriegsgefangene“ platzte Dekar heraus.
„Du kannst sie nicht einfach…“
„Meine Herren, ich klage Sie unter Kriegsrecht der Vergewaltigung und des dreifachen Mordes an. Haben Sie etwas zu Ihrer Verteidigung vorzubringen? Nein? Sie sind hiermit schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt.“ Mit der linken Hand stiess John den Kopf des Soldaten zurück, seine Rechte holte aus und schlug dem Mann den Knauf des Messers gegen die Luftrohre. Der Todeskampf dauerte mehrere Minuten. Alle sahen zu, niemand liess sich Mitleid anmerken. John wandte sich den beiden anderen Soldaten zu. Er konnte sich nicht mit Gefangenen belasten, und was die Gruppe getrieben hatte, lieferte ihm einen leidlichen Vorwand. Andererseits hatten diese zwei dem Mädchen nichts angetan, und…
„Darum kummere ich mich“ sagte Harp, der hinter den knienden Gefangenen stand. Sie hatten keine Chance. Harp stiess erst dem einen, dann dem anderen seitlich das Messer durch den Hals. Beide fielen um und starben rasch.
Harp und John gingen in die Küche, um sich die Hände zu waschen.
„Okay, laden wir sie in ihren Geländewagen, fahren sie zurück zur Landstrasse und täuschen einen Unfall vor“ meinte John anschliessend.
„Besorgt mir ein paar Schnapsflaschen. Es soll so aussehen, als hatten die Kerle getrunken.“
„Kein Problem.“ Dekar hielt eine Flasche Amasec hoch. John warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Flasche, verdrangte den Gedanken aber sofort wieder.
„Wenn ich mich nicht irre, war das eine Streife oder die Wache an einer Strassenkreuzung. Wenn wir Glück haben, finden ihre Bosse nie heraus, dass wir etwas mit der Sache zu tun hatten.“
„Dann müssen wir aber alle Beweise hier vernichten.“ gab Dekar zu bedenken
„Richtig. Du bleibst hier und bereitest alles vor. Wenn ich zurück bin, miüssen wir uns beeilen.“ John und Harp warfen die Leichen in den Geländewagen und fuhren dann rasch zur Landstrasse. Wo diese an einer Felsspalte entlangführte, hielten sie an und schafften die Leichen auf die Sitze. Nachdem Harp einen Kanister Promethium in das Fahrzeug entleert hatte, schoben sie es an den Abgrund und warfen eine Fragmentgranate hinein, als es zu rollen begann. Sie rannten zurück zum Hof, wo alles bereit war.
„Los geht's, Leute“ befahl John. Bald musste jemand auf das brennende Fahrzeug aufmerksam werden, und wenn man einen Flieger schickte...
„Harp du gehst voran. In den nächsten zwei Stunden müssen wir sechs Kilometer schaffen.“
Dekar wartete zehn Minuten und warf dann eine Handgranate ins Haus. Das Promethium, das er im Erdgeschoss verteilt hatte, entzündete sich sofort.
Hauptmann Finian wachte um achtzehn Uhr auf, rasierte sich und ging in den Aufenthaltsraum. Er neigte nicht zur Schwarzseherei, aber es fiel ihm schwer, den Verlust eines Viertels seiner Männer innerhalb einer einzigen Woche zu verkraften. Doch ihr Einsatz zeigte Wirkung. Jede Nacht hoben die „Suicide Kings“ ab, um ausgewählte Ziele anzugreifen, und den Invasoren war immer noch keine Gegenmassnahme eingefallen.
Die Einsatzbesprechung dauerte eine Stunde. Heute Nacht sollten zehn Maschinen in Paaren fünf Ziele attackieren. Der schwierigste Auftrag fiel Finian als Staffelführer zu. Einem Kommandotrupp war es gelungen an wichtige Daten des Feindes zu kommen in denen von einem grossen Treibstofflager die rede war, das den zukünftigen Vorstoss auf Last Hope unterstützen sollte, und das Oberkommando wollte es ausgeschaltet sehen. Sein Flügelmann sollte mit Belagerungs-Bomben anfliegen, er würde mit Streubomben folgen.
Er sah sich die topographische Karte genau an. Das Gelände war eben. Kaum Berge oder Hügel, hinter denen man sich verstecken konnte, aber wenn er auf Bodenniveau flog, fiel er kaum auf. Er wollte das Ziel von hinten, also von Westen, anfliegen. Es wehte ein kräftiger Ostwind, und wenn er sich näherte, horten ihn die Verteidiger vermutlich erst wenn seine Bomben schon auf dem Weg waren. Nach dem Einsatz wollte er sich nach Südosten entfernen. Gesamtdauer des Einsatzes: fünfundsiebzig Minuten. Er berechnete die erforderliche Treibstoffladung und vergass wie immer nicht, den Luftwiderstand der Flügelmontierten Bomben mit einzukalkulieren. Dem Minimalbedarf fügte er noch genug Treibstoff für fünf Minuten Flug mit Nachbrenner hinzu, nur für den Fall das es zu einem Luftkampf kommen sollte und zehn Minuten für die Warteschleife über der Drachenhöhle. Als er zufrieden war, ging er frühstücken. Bei jedem Bissen liess er den Einsatz vor sich ablaufen wie einen Film. Er stellte sich jeden Vorfall, jedes Hindernis, jede Flak-Batterie vor, die es zu meiden galt. Dann kalkulierte er aufs Geratewohl Unsicherheitsfaktoren ein. Welchen Effekt würde ein Schwarm Kampfflugzeuge über dem Ziel haben? Wie sah das Ziel beim Anflug aus? Aus welcher Richtung würde er anfliegen, falls ein zweiter Angriff erforderlich war? Leutnant Banks sass schweigend neben seinem Kommandanten, wusste was hinter dessen ausdruckslosem Gesicht verging, und nahm im Geist ebenfalls Berechnungen vor.
Sie flogen fünfzig Kilometer weit nach Westen und drehten dann nach Norden ab. Die beiden Stilettos hielten sich aus dem Sensorenbereich der fliegenden Patrouillen, und wenn sie im Tiefflug über Strassen hinwegjagten, taten sie das in einer Richtung, die von ihrem Ziel wegführte. Dörfer und feindliche Depots, wo es Hydra-Batterien geben konnte, mieden sie.
Auf einem Kartendisplay am Armaturenbrett des Piloten zeigten die Trägheitsnavigationssysteme ihr Vorankommen an. Die Entfernung zum Ziel schrumpfte rasch, als das Flugzeug in eine weite Kurve nach Osten ging.
Mit 800 Km/h flitzten sie über das Ödland, Die Infrarotkameras erfassten Tanklastwagen, die sich auf verschiedenen Strassen aufs Ziel zu bewegten. Da! Zwischen den Felsen am Fuss eines grossen Bergmassivs standen mindestens zwanzig Tanklaster, die aus dem unterirdischen Treibstofflager gefüllt wurden.
„Ziel in Sicht. Angriff nach Plan.“
„Verstanden“, bestätigte sein Flügelmann. Deg zog seine Maschine nach links und machte seinem Flügelmann den Weg für den ersten Anflug frei. Die Maschine seines Flügelmannes war inzwischen die einzige verbliebene Maschine, die mit den Aufhängungen für die schweren Bomben ausgerüstet war.
„Verdammt!“ Das Display zeigte eine Hydra auf Selbstfahrlafette genau im Flugpfad seiner Maschine. Die Vierlingsläufe zielten nach Nordwesten. Der Hauptmann riss seine Maschine hart nach rechts herum und fragte sich, wo die anderen Fahrzeuge der Flugabwehrbatterie standen. Der zweite Stiletto sauste übers Ziel. Der Pilot warf seine vier Bomben und flog weiter nach Westen. Hinter ihm vereinzelte Feuerstösse, aber zu spät.
Die Belagerungs-Bomben, für den Einsatz gegen Bunker und andere schwer befestigte Anlagen gedacht, wurden im Sturzflug von Raketenmotoren noch beschleunigt und waren für unterirdische Treibstofflager ideal. Sie explodierten nicht beim Aufprall, sondern bohrten sich über einen Meter in den Boden und detonierten erst dann. Drei fanden unterirdische Tanks. Die Sprengwirkung der Bomben war nach oben gerichtet und riss einen Krater auf, durch den brennender Treibstoff an die Luft gelangen konnte.
Was nun kam, war fast so spektakulär wie eine Kernexplosion. Drei weisse Flammensäulen schossen in die Luft und liessen im Umkreis von Hunderten von Metern brennenden Treibstoff Niederregnen. Alle Fahrzeuge wurden in Flammen gehüllt. Sekunden später flogen Treibstoffbehälter aus Gummi in die Luft, brennender Promethium verbreiteten sich im auf dem Gelände vor dem Depot und löste weitere Explosionen aus. Druckwellen zerrten heftig an Finians Maschine.
„Donnerwetter“, sagte er leise. Laut Plan solle er mit seinen Streubomben entzünden, was die Belagerungs-Bomben aufgerissen hatten.
„Die Streubomben sind wohl überflüssig, Deg“, meinte Banks.
Finian, von der heftigen Explosion fast geblendet, zwinkerte und flog so tief wie möglich. Dann stellte er fest, dass er einer Strasse folgte.
Der imperiale Oberbefehlshaber der Bodenstreitkräfte, Venedictos direkter Vertreter auf dem Planeten, war bereits wütend, und was er im Osten sah, verbesserte seine Laune nicht. Er hatte gerade mit dem General gesprochen und erfahren, dass sich der Angriff auf die Makropole der Häretiker noch weiter verzögerte. Genervt hatte er das Treibstoffdepot inspiziert und war auf dem Rückweg zu seinem Gefechtsstand. Was er nun sah, konnte nur eines seiner grossen Treibstofflager sein, das in die Luft flog. Der Offizier fluchte, stand auf und öffnete die Dachluke seiner Chimäre. Am unteren Ende des Feuerballs tauchte ein schwarzer Schemen auf.
Und was haben wir da? fragte Finian. Im Schein des brennenden Treibstoffdepots sah er vier gepanzerte Fahrzeuge, darunter zwei Leman Russ und einen Hydra Flakpanzer! Er warf seine vier Streubomben ab und wandte sich dann nach Süden. Ein Kurzer Blick nach hinten zeigte ihm das zufrieden stellende Resultat. Die Bomben platzten auf und verteilten ihre Minibomben über die Strasse. Sie detonierten beim Aufprall.
Der Oberbefehlshaber der imperialen Streitkräfte auf LV782 starb den Soldatentod. Als letzte Tat packte er ein Lasergewehr und schoss auf das Flugzeug. Wenige Meter von seinem Fahrzeug entfernt gingen vier Minibomben nieder. Ihre Splitter fetzten durch die dünne Panzerung und töteten alle Insassen.