Zuerst dachte ich das ganze sei unsagbar dämlich, so langsam glaube ich einen gewissen Sinn entdecken zu können: das ganze könnte deutlich raffinierter sein als angenommen.
Zuerst dachte ich auch Black Jesus macht einen auf Macker weil eine "rote Linie" von der er immer geschwafelt hat überschritten wurde und der Idiot fängt nen Krieg an nur um seine Glaubwürdigkeit innen- und außenpolitisch zu beweisen.
Mittlerweile denke ich anders, das setzt aber ein paar Grundannahmen voraus:
(1) Israel wird (mit oder ohne Amis) Iran angreifen um dessen Atomprogramm zu beenden.
(2) syrische Chemiewaffen stellen eine direkte Bedrohung für Israel dar
(3) Assad ist eigentlich "pro westlich". Nicht in dem Sinne das der den Amis in den Hintern kriechen möchte, aber ein säkularer Diktator der begreift das sein Land nur ne Zukunft hat wenn es es verwestlicht.
Den Status als Vasallenstaat Irans hat hat Assad nicht freiwillig, sondern gewissermaßen vom Papa geerbt. Wenn Israel wirklich den Iran angreift dann MUSS er die Chemiewaffen einsetzen, ob er will oder nicht, die Iraner haben den Laden im Grunde nur für diesen Zweck aufgebaut. Assad will natürlich nicht, weil er weiß das die israelische-amerikanische Vergeltung sein Land komplett zerstört. Er steht aber unter Handlungszwang, und es ist anzunehmen das im syrischen Militär an entscheidender Stelle bei der Frage "Chemiewaffen gen Israel ja oder nein" Entscheider sitzen die entweder streng auf iranischer Linie sind oder von da ihren Gehaltscheck bekommen.
Assad sitzt also in der Zwickmühle: nicht nur das er eklige Taliban am Hals hat, sondern der absehbare Konfilkt Iran/israel nötigt ihn zu einem handeln, das seine Position massiv verschlechtern wird bzw. zu einem Sieg der Rebellen führen wird (bombardiert er Israel mit Chemiewaffen, ist er so am Arsch wie Saddam).
folgendes Szenario: ein paar inoffizielle Kanäle gen Amiland zeigen ihm folgenden Ausweg "wir rasseln mit den Säbeln und drohen dir mit Krieg. Dabei stellen wir uns so offensichtlich doof an, das selbst ein blinder mit Krückstock erkennt das wir hier Irak 2.0 inzenieren. Unter dem zu erwartenden Protest der Weltöffentlichkeit rudern wir zurück, wenn du deine Chemiewaffen abgibst - und du sagst ja."
Wäre tatsächlich win-win: ohne Chemiewaffen ist Syrien für Iran als Marionette untauglich, die Amis und Israelis hätten das einzige nennenswerte Risiko bei einem Militärschlag gegen Iran (oder die Hisbollah) aus dem Weg und Assad braucht das Zeug nicht, der wird konventionell mit den Rebellen fertig. Insbesondere wenn als "Zuckerl" obendrauf die Amis drauf verzichten die Rebellen weiter zu unterstützen bzw. den Saudis in den Arsch treten es sein zu lassen. Villeicht wird man sogar als "Reaktion auf den positiven Dialog um die Chemiewaffen" sogar ne Friedenskonferenz organisieren, die Assad de facto bestätigt oder so...
Wenn Assad also dort wegfällt, zerbricht Syrien höchstwahrscheinlich.
(1)Das wird vermutlich so oder so passieren. Man vergisst immer: Syrien ist kein echter Staat, sondern ein Kunstprodukt wie Jugoslawien oder Belgien, das von den Franzosen geschaffen wurde um ihr Völkerbundsmandat ordentlich auszubeuten. (wie an eigentlich allen nennenswerten Problemen haben es auch hier ganz ursächlich die Franzmänner verbockt
😀) Wir reduzieren es gerne auf Assad vs. Rebellen, aber im Grunde haben wird hier mit einem der typischen "vielvölkerstaat zerbricht" Konflikte zu tun, in dem sich diverse ethnische und religiöse Gruppen an den Hals gehen und alte Rechnungen beglichen werden usw... im Grunde ist es ausgeschlossen das am Ende diese Krieges Syrien als Einzelstaat wie bisher weiterexistiert, egal wer gewinnt. Dafür sind schlicht zu viele gestorben.
(2) eine Aufteilung Syriens ist tatsächlich mehr oder weniger geheime Agenda der USA, u.a. zum Schutze Israels. Die planten das schon 1952 und unter Bush wurden diesbezügliche Pläne aktualisiert. Grndlegend geht es darum das sich der Süden unabhängig macht bzw. Jordanien anschließt um eine "schutzzone" fürIsrael zu schaffen.
Siehe z.B. folgenden Bericht, wohlgemerkt von 2011, also vor dem bürgerrkieg:
http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Syrien/teilung.html
(3) Auch Assad scheint sich mit einer Teilung Syriens arrangieren zu können:
http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-05/syrien-al-kuasir
Ihm scheint es weniger um ein zusammenhalten des Staates zu gehen, als um das überleben der Alawiten/Christen. Notfalls halt in einem Rumpfstaat. (die Armee hält btw. deswegen recht treu zu Assad: das sind im Prinzip alles Alawiten - die wären in einen muslimischen Syrien schlicht tot)