Würde da eigentlich bei der wissenschaftlichen Betrachtung der Tyraniden einen großen Unterschied machen,
wenn man mal die natürliche Evolution weglässt und sie als Biowaffe betrachtet ?
Klar, das würde einen Riesen-Unterschied machen, denn dann könnte man ja davon ausgehen, dass von vornherein intelligente Gentechniker am Werk waren. Und ich kann durchaus verstehen, welcher Reiz in dieser Vorstellung liegt, denn dann wäre es das klassische Frankenstein/Prometheus-Motiv der außer Kontrolle geratenen Schöpfung.
Ich gebe zu, ich bin da sehr parteiisch.
Das heißt: Ich persönlich fände es eher schade, wenn die Tyraniden eine geplante Konstruktion wären, weil dadurch wiederum ein
anderer Reiz verloren ginge, nämlich der des Unbegreiflichen. Dahinter steht bei mir eine große Faszination angesichts dessen, was natürliche Evolution ohne Plan und Absicht an unglaublichen Entwicklungen hervorbringen kann - eben die in diesem Thread besprochenen Dinge wie kollektive Intelligenz, Staatenbildung bei Insekten, horizontaler Gentransfer etc. Aber das ist wirklich sehr subjektiv, und ich glaube, GW lässt den Ursprung der Tyraniden absichtlich im Unklaren, damit eben für
niemanden der Reiz verloren geht; weder für die Evolutions- noch für die Biowaffen-Fans.
Warum die Biowaffen-Theorie mich (persönlich!) nicht so anspricht, könnte ich wirklich nur auf einer rein emotionalen Ebene erklären. Um ein Beispiel zu konstruieren: Irgendwie fände ich die Vorstellung gruseliger, von einem wildlebenden Wolf angefallen zu werden als von einem abgerichteten Hund, selbst wenn letzterer wahrscheinlich mehr Schaden anrichten würde. Warum? Das kann ich gar nicht leicht in Worte fassen. Vielleicht liegt es daran, dass die "abgerichtete" Biowaffe immerhin
etwas Vertrautes hat, nämlich den planenden Geist im Hintergrund, den ich möglicherweise erfassen, dingfest machen und zur Verantwortung ziehen könnte. Ist der Angriff dagegen etwas rein Instinktgeleitetes, wofür niemand etwas kann - nicht einmal das Tier -, dann bekommt die Sache etwas Dunkles, Unheimliches und Undurchschaubares, ähnlich einer Naturkatastrophe. Es fehlt dann der Sinn, die Absicht, die wir Menschen stets in allen Dingen suchen. Und wenn wir weder Sinn noch Absicht finden, erscheint das natürliche Geschehen als besonders grauenvoll, weil es uns darüber belehrt, dass wir der Natur vollkommen egal sind, und dass sie unsere ethischen Maßstäbe in keiner Weise teilt. Das ist für mein Gefühl ein ganz eigener Horror-Faktor.
Aber wie gesagt, den konkurrierenden Reiz des "Frankenstein"-Horrors kann ich sehr gut verstehen . Ich glaube, da wird es bei Tyraniden-Fans immer zwei verschiedene Lager geben, und GW hält die Sache so in der Schwebe, dass beide recht haben könnten.