Beim Listeneinheitsbrei muß man dem Internet leider auch eine größere Mitschuld geben, auch solche Blogs wie 40kings, auch wenn das sicher nicht von ihnen gewollt ist.
Ich war zu zeiten der 3. Edi eher auf Turnieren unterwegs, sprich in der zeit um 1999-2002 war ich da sehr aktiv, Foren gab es da auch schon, aber sie waren doch deutlich kleiner und seltener vorhanden. Auf Turnieren hat man zu dieser Zeit deutlich mehr unterschiedliche Listen gesehen, auch wenn man in diverse Läden zum spielen war, hat man recht unterschiedliche Listen auf den Platten gesehen.
Heute wird man im Netz von Tabletop Foren, Blogs oder ganzen Videos bei Youtube und co. überschüttet, gerade wenn es um ausmaximierte Listen geht. Es wird extrem viel übernommen und kopiert, ist eigentlich kein Wunder.
Spielergruppen, deren Mitspieler sich weniger im Netz tummeln und nicht der härtesten Liste nach streben, haben in ihren Spielerkreis oft auch deutlich mehr Abwechslung in puncto Listendesign.
Letztendlich hängt es einfach von den Spielern ab und wie sie das Spiel sehen und was sie dort erreichen wollen.
Dieser Post trifft das eigentliche Problem. Nicht die Turniere oder die Spieler auf denselben sind das Problem, das Internet ist das Problem. Wundert mich, warum keiner darauf eingeht.
Das fängt an beim Zerlegen neuer Codices, bevor überhaupt nennenswerte Spielerfahrung gegen unterschiedliche Gegner gesammelt werden. Und das geschieht quasi auf globaler Ebene, da sich der interessierte Tabletopper von heute ja umfassend informiert, mehrere Informationsquellen nutzt und auf diese Art und Weise die neuesten "Codexleichen" von A nach B nach C trägt. Ob das nun tatsächlich stimmt, sei dahingestellt, die Information ist aber schonmal in den Köpfen und beeinflusst beim Erstellen eines Konzepts für die Armee.
Ähnliches gilt für Auswahlen, die laut gängiger Internetmeinung weniger spielstark sind als ihre Alternativen im jeweiligen Bereich. "Einheit X würde ich nicht nehmen, die sollen nicht so gut sein, hab ich gelesen". Sätze wie diesen hört man auch 'offline' nicht selten. Mit der Konsequenz, dass sich viele Spieler auf scheinbar "bewährte" Einheiten verlassen. Ohne wirklich zu wissen, ob ihnen die angeblich schlechtere Einheit nicht vielleicht doch eher gelegen hätte.
Nächster wichtiger Punkt ist das allgegenwärtige Posten von Armeelisten sowie die Auseinandersetzung seitens der Internet-Community damit.
Die Armeeliste wird sofort auf Effizienz untersucht und, sollten darin doch tatsächlich Auswahlen der oben genannten Gruppen (Codexleichen und spielschwächere Auswahlen) auftauchen, sofort entsprechende Verbesserungsvorschläge gemacht. Am Ende steht dann wieder die Einheitsbrei-Armeeliste, Varianz ergibt sich bestenfalls aus der Punktegröße.
Gleichzeitig wird dann woanders fleißig über immergleiche Einheitsbrei-Armeelisten gejammert. Schon fast ein bisschen schizophren, möchte man sagen.
😉
Die Turnierszenen-Problematik ist ebenfalls mit der Internet-Problematik verknüpft.
Will ich oben mitspielen, ist es keine schlechte Idee, im Vorfeld möglichst viele Informationen über potentielle Gegner sowie ihre Stärken und Schwächen zur Verfügung zu haben. Dabei sollte die eigene Armee möglichst so aufgestellt und gespielt werden, dass ihre Stärken voll zur Geltung kommen, während ihre Schwächen möglichst negiert werden. Das Internet ist hierfür eine hervorragende Informationsquelle, weshalb grade Turnierspieler (oder sehr ambitionierte Spieler) häufig online präsenter sind als der 0815-Beer&Bretzels-Spieler. Was dann natürlich auch eine Verschiebung des Fokus zur Folge hat und ebenfalls die Entstehung von Einheitsbrei-Armeelisten fördert.
Allerdings kann man kaum die Turnierspieler dafür beschuldigen, dass sie das Spiel so spielen, wie es ihnen Spaß macht.
Hinzu kommt noch der Wunsch nach einem Sieg. Niemand spielt, um zu verlieren. Die Angst vor einer Niederlage ist aber schlußendlich meist doch größer als der Wunsch nach Abwechslung, also wird lieber zu den turniergestählten Auswahlen und Ausrüstungen gegriffen. Lieber nicht zu viel rumexperimentieren.
Ich erwarte nicht, dass sich daran groß etwas ändern wird. Selbst wenn GW jetzt plötzlich einen Codex kreieren würde, der in sich perfekt ist, liefe es wieder auf Einheitsbrei-Listen raus. Hat man mehrere Auswahlen für eine ähnliche Aufgabe, wird es immer eine geben, die darin etwas besser ist als die anderen, und sei es nur minimal. Damit ist aber schon wieder der Grundstein für Einheitsbrei-Listen gelegt.
Letztendlich ist es jedem selbst überlassen zu entscheiden, ob und inwieweit er oder sie sich von Internet-Communities und dort Postuliertem beeinflussen lassen möchte oder unabhängig davon eigene Entscheidungen trifft.
So, genug geschrieben.
😀