Ok, ich denke, es geht mal weiter.
Ketzer und heiliges Gemetzel
Ghrond, Naggaroth
2567 IC, 7. Vollmond
Während Sisrall durch die dunklen Korridore schlich, spürte er eine wachsende Nervosität in sich aufstiegen. Hin und wieder begegnete er anderen Tempelkriegern, die Masken, schwarze Roben, wie er oder einfach nur Rüstungen trugen. Er nickte ihnen zu und hielt sich nicht mit ihnen auf. Diesmal wanderte er nicht durch den Innenhof, sondern durch die Säulengänge, die daran grenzten und seine Gestalt besser vor eventuellen Beobachtern schützte. Er war sich nicht sicher, wie schnell seine Feinde auf das gescheiterte Attentat reagieren würden. Selbst für seinesgleichen war er, wie er sich in seinen dunklen Gewändern an die schattige Wand drückte, weder zu sehen, noch zu hören. Schließlich erreichte er einen Torbogen ins Innere der Gebäude und huschte hindurch.
Am Ende des Ganges erblickte er eine Tür, durch die er erst einmal getreten war. Davor standen zwei Wachen in schweren Silberstahlrüstungen, die sich auf ihre langen Schwerter stützten. Scharfrichter, die ihren Meister bewachen. Ich werde also bald wissen, ob mein Verdacht richtig war.
Er war nur noch wenige Meter entfernt, als sie ihn bemerkten. „Zeigt Euch, wenn Ihr nichts im Schilde führt!“, rief einer der beiden und hob sein Schwert in Sisralls Richtung. Dieser trat in den Schein der Fackeln neben der Tür und fuhr in seinen weiten Ärmeln die glänzenden Klingen aus.
„Ich bin Sisrall und Euer Meister …“, weiter kam er nicht, da ein Schwert neben ihm niederfuhr, dem er nur in allerletzter Sekunde entkam. Nun griffen ihn beide Scharfrichter an. Sisrall zog ebenfalls seine eleganten Schwerter und begann, um die Wachen herum zu tänzeln, beide Waffen zum Schlag bereit. Seine Gegner schlugen hin und wieder mit ihren viel längeren Klingen zu, durchschnitten aber jedes Mal nur Luft.
Dann trat der Assassine schnell zwei Schritte vor und sprang einen Meter in die Höhe, um einem horizontalen Schwerthieb auszuweichen. Als er wieder landete, schlug er heftig nach dem Handgelenk eines Gegners und durchtrennte es in einer Fontäne aus Blut. Bevor die beiden reagieren konnten, hatte er sich schon um sie herum gedreht und stand unmittelbar vor dem zweiten Tempelkrieger, der sein langes Schwert nicht mehr einsetzen konnte. Beide Arme Sisralls zuckten hoch und die Schwerter schlitzten Rüstung und Oberkörper sauber auf.
Als er sich wieder umdrehte, sah er, wie der einhändige Scharfrichter versuchte, die Tür, die er bewacht hatte, zu öffnen. Sofort war Sisrall bei ihm, fegte die zu langsame Parade beiseite und rammte ihm seine Unterarmklinge in den Hals. Seine verblüfften Augen wurden starr und er rutschte zu Boden.
Nachdem die Schwerter wieder in den Scheiden steckten, öffnete Sisrall die Tür und zerrte die Leichen hinein, als er sah, dass der Raum dahinter leer war.
Er war in einer Art Büro. Ein großer Schreibtisch stand am Ende des Raums und zog den Blick von den vielen Waffen an den Wänden auf sich. Der junge Assassine hatte nie darüber nachgedacht, dass es eine Menge langweiliger Arbeit bedeutete, einer der Meister des Tempels zu sein.
Hinter einer zweiten Tür fand er ein erstaunlich spartanisches Schlafzimmer, das sich nicht sehr von denen der übrigen Tempeldiener unterschied. Es war verlassen, aber Sisrall war sich sicher, dass er dem Ziel seiner Suche nahe war.
Er sah sich genauestens um, betrachtete Wände, Boden und Dekorationsgegenstände. Schließlich blieb sein Blick an einem Wandbild hängen. Es zeigte den Kampf zweier riesiger Wesen, zu deren Füßen sich unzählige winzige Gestalten tummelten und ebenfalls bekriegten. Der einen Gestalt wuchsen lange Tentakeln aus dem Rücken, die sich um ihren Gegner wickelten, der mit schädelbehängten Schwertern um sich schlug. Offenbar sollte das Bild den Kampf zwischen Khaine und dem Chaosgott Slaanesh darstellen. Der junge Assassine bemerkte, dass bei der Gestalt des Khaine eine Vertiefung in den Stein, auf dem das Bild prangte, eingelassen worden war, die eine, ihm bekannte Form aufwies und nur bei genauem Hinsehen erkennbar wurde. Verzeih mir Khaine, dies ist nur zu deinem Ruhme, sandte er ein stummes Gebet an den blutigen Gott und zog das Schmuckstück des Attentäters aus der Tasche. Es passte perfekt in die Vertiefung und nun sah es so aus, als wäre Khaine von einem silbernen Tentakel oder einem Schwert durchbohrt worden.
Doch weiter geschah nichts. Sisrall wartete fast eine ganze Minute, bevor er das Schmuckstück wieder an sich nehmen wollte. Dabei glitten seine gepanzerten Finger durch das Bild und versanken in der Wand. Eine perfekte Illusion war erschaffen worden, durch die er nun treten konnte. Da er mit Schwierigkeiten auf der anderen Seite rechnete, zog er seine Schwerter und ließ die schmalen Klingen aus Handrücken, Schienbein und Ellenbogen schnellen. Dann trat er durch die scheinbar feste Wand.
Er fand sich auf einen Treppenabsatz wieder, der in violettes Licht getaucht war, dessen Quelle ihm vorerst verborgen blieb. Er ließ sich die schwarzen Gewänder von den Schultern gleiten und setzte den schrecklichen Helm auf, bevor er lautlos die Treppe hinab schlich. Das violette Licht wurde intensiver und er hörte eine Stimme, die mit jeder Stufe deutlicher zu vernehmen war. Er stellte sich seinen Anblick vor, in der dunklen Rüstung, durch die sein eigenes Blut rann, mit unterarmlangen Klingen und seinem Helm, der an sich schon ein beängstigender Anblick war. Ich muss wohl wie eine Inkarnation des düsteren Khaine erscheinen, dachte er grimmig. Nun, dass ist heute gar nicht so unpassend.
Als er den Fuß der Treppe erreichte, fand er eine leere Halle vor, an deren Ende eine gewaltige, halb geöffnete Doppeltür zu sehen war. Im Raum dahinter schien das Licht zu pulsieren, als besitze es ein Eigenleben. Die sprechende Stimme drang nun klar und kräftig durch zu ihm.
„…dürfen wir uns heute nicht der Lust und den Freuden hingeben. Unser Gott hat uns eine andere Aufgabe erteilt, damit wir unsere Treue zu ihm beweisen können. Noch heute Nacht wird das Schicksal Ghrond ereilen und wir werden unserem Herrn den Weg bereiten. Heute Nacht müssen unsere Gedanken klar und auf das eine Ziel gerichtet bleiben, damit uns noch größere Ekstase ereilen kann, wenn wir für unseren treuen Dienst belohnt werden.“ Während der Sprecher fortfuhr, hatte Sisrall eine kleine Nebentür entdeckt, die in eine der Wände eingelassen worden war, und schlich darauf zu.
Da er weder Wächter noch Barrieren wahrnahm, drückte er die Klinke herunter und huschte in den Raum. Dort sah er vier Kultisten, die sich mit wesentlich mehr menschlichen und elfischen Sklavinnen vergnügten. Bevor sie auf sein Eindringen reagieren konnten, war er schon über dem ersten und rammte ihm seine Handgelenkklinge in den Nacken. Die beiden Sklavinnen starben nur wenige Herzschläge später mit durchstochenen Schädeln. Die anderen Dunkelelfen suchten ihre Waffen und Sisrall stürzte sich auf sie. Er erreichte den einen, bevor der sein Schwert fand und schlug ihm die Hand ab, die er zum Schutz erhoben hatte. Das andere Schwert fand zielsicher das Herz und der Kultist brach zusammen. Die beiden Überlebenden griffen ihn nun ihrerseits an, während sich die Sklavinnen in den hinteren Teil des Raumes zurückzogen. Sisrall wich leichtfüßig einem kräftigen Hieb aus und wehrte einen anderen ab. Der Mann zu seiner Rechten versuchte einen tief geführten Schlag und der Assassine trat ihm gegen das Handgelenk. Der kleine Dorn an der Stiefelspitze durchtrennte sauber Fleisch und Sehnen, sodass der Mann seine Waffe fallen ließ und vor Schmerz aufheulte. Sisrall drehte sich in seine Richtung und jagte ihm sein Schwert von der Seite zwischen die Rippen.
Der letzte Gegner trat einige Schritte zurück in Richtung der Sklavinnen und bereitete sich dort auf den Angriff des schwarz gepanzerten Kriegers vor. Ganz langsam schlenderte Sisrall auf den nackten Mann zu und steckte seine Schwerter zurück in die Scheiden. Dem Kultisten war die Verwirrung anzusehen und Sisrall warf sich auf ihn. Ein viel zu spät geführter Schlag prallte gegen seine Rüstung und richtete keinerlei Schaden an. Dann hob der Assassine die Fäuste, als wolle er seinem Feind ins Gesicht schlagen. Dieser bemerkte die ellenlangen Klingen erst kurz bevor seine Augäpfel zerplatzten und sich rasiermesserscharfer Stahl durch seinen Schädel bohrte.
Ohne weiter zu zögern, legte Sisrall die kurze Entfernung zu den verschreckten Sklavinnen zurück und spießte zwei auf, bevor sie auch nur schreien konnten. Die übrigen vier wandten sich sofort zur Flucht. Eine fiel nach einem Tritt gegen das Knie zu Boden und eine andere wurde am Arm herum gewirbelt und landete direkt im wartenden Dorn der anderen Hand. Mit geübten Bewegungen zog der Assassine zwei Wurfmesser und warf sie den letzten beiden Frauen hinterher. Kurz vor der Tür brachen die Fliehenden zusammen und ihr Mörder zog ihnen ohne das geringste Mitleid die blutbefleckten Waffen aus den Rücken.
Die letzte Sklavin erhob sich gerade auf ihre wackeligen Knie und riss die Augen auf, als Sisrall sich ihr zuwandte. Er packte sich am Oberarm und hielt ihr die schwarze Klinge unters Kinn, die von seinem Handrücken ausging. „Wenn du mir hilfst, lasse ich dich vielleicht am Leben. Also, kannst du mir sagen, was diese Kultisten planen?“
Sie schüttelte den Kopf und stotterte, „N…Nein, mit uns hat man n…nicht darüber ge…gesprochen. Wir haben ja k…keinen W…Wert.“
Er drückte fester zu. „Wozu dient dieser Raum?“ Er sah sich um. An den Wänden standen unzählige Regale mit Flaschen und Krügen. „Es ist der Lagerraum, wo die berauschenden M…Mixturen stehen.“ Sie zeigte auf ein Regal. „Diese dort haben angelblich eine V…Verteidigungsfunktion.“
Er nahm die Klinge von ihrem Hals und trat rasch durch den Raum. Auf dem besagten Regal standen sieben kleine gläserne Flaschen, die von innen heraus leuchteten und unregelmäßig pulsierten. Als er eine nach der anderen berührte, spürte er durch das kalte Glas die Spuren von Leben und Kraft. Er hatte das Gefühl, als reagierte der Inhalt der Flaschen auf ihn und passe sich ihm an. Ein schrecklicher Verdacht entstand in ihm. Mit einem wölfischen Grinsen legte er sich einen Plan zur Vernichtung des Kults zurecht.
Er gab der zitternden Sklavin das Schwert eines Kultisten. „Ich will, dass du die Flaschen dort allesamt mit diesem Schwert zerschlägst. Fass sie nicht an und warte einige Minuten. Wenn alle zerstört sind, liegt dein Schicksal in deinen Händen. Hast du verstanden?“
Sie nahm das Schwert und nickte.
Der junge Assassine verließ den Raum mit schnellen Schritten, wobei er einen Schattenzauber sprach, der ihn vor allen verbarg, die ihn nicht direkt ansahen. Habt Dank für die Unterweisungen, Meister Eswirl. Er wandte sich nun der großen Tür zu, hinter der das Licht noch immer pulsierte. Die Stimme sprach noch immer. „Lasst uns nun also niederknien und zu unserem Herrn beten, damit er uns die nötige Kraft für die vor uns liegende Aufgabe verleiht.“
Das Rascheln von weiten Gewändern und Füßen waren zu hören und dann hoben dutzende Stimmen zu einem durchdringenden Gesang an, der von Lust und Vergnügen sprach. Leise schlich Sisrall durch die gewaltige Tür und fand sich direkt hinter einigen knienden Tempelkriegern wieder. Dutzende waren im ganzen Raum verteilt und neigten allesamt die Köpfe in Richtung einer großen Stauen, die Slaanesh zeigte und zu deren Füßen ein Dunkelelf in violetten Gewändern und einer tentakelverzieren Maske auf einem kleinen Podest kniete.
Sisrall wusste, dass er wenig Zeit hatte und trat zwischen die Betenden. Seine Gelenkklingen fanden die Kehlen zweier Kultisten und öffneten sie blitzschnell. Die Männer verreckten mit einem Gurgeln, das im Singsang unterging. Zwei weitere fanden sich bald mit geöffneten Kehlen in einer Lache ihres Blutes auf dem mit Matten gepolsterten Boden wieder. So eine Verweichlichung, dachte der ergebene Tempelkrieger verächtlich.
Da die kleine Gruppe vor ihm tot war, schlich er lautlos zur nächsten und beendete dort weitere sechs ketzerische Leben, wobei sein Herz vor Anspannung raste. Einer der Chaosanbeter links von ihm bemerkte ihn und keuchte auf, was aber niemand hörte. Eine weitere Möglichkeit bekam er nicht, da eine blauschwarze Klinge durch sein Auge drang. Sisrall wich zum Rand der Betenden zurück, da er in ihrer Mitte zu leicht gesehen werden konnte. Während er zu einer weiteren Gruppe aus fünf Knienden schlich, fiel ihm auf, dass alle Kultisten lockere Gewänder trugen und nur wenige ihre Waffen dabei hatten. Metall ist auch furchtbar unpraktisch, wenn man sich körperlich vergnügen will, fuhr es ihm angewidert durch den Sinn.
Zwei der Chaosanbeter verendete mit durchtrenntem Genick und der Assassine trat zwischen die übrigen beiden. Da erhob sich der Mann in den violetten Gewändern und wandte sich der Statue zu. Vor Schreck war Sisrall wie erstarrt. Er musste sich auf den Schutz seines Zaubers verlassen. Aber wenn er jetzt zufällig in meine Richtung blickt?
Zwei Männer traten durch die große Tür und schleppten eine sich wehrende Frau durch die Menge der noch immer Knienden. Es waren noch mindestens sechzig Slaanesh-Anbeter übrig, doch die Toten blieben unbemerkt. Sisrall schüttelte den Kopf, um seine Gedanken in die Gegenwart zurückzuholen. Schnell entledigte er sich der beiden Männer zu seinen Füßen, die mit geöffneten Kehlen zu Boden sanken. Der Gesang wurde langsam lauter.
Da er nicht wusste, wie lange die Kultisten noch knien würden, schlich Sisrall weiter. Sein Herz pochte wie wild, da er Angst vor der Entdeckung hatte. Während er von Betendem zu Betendem schlich und seine Klingen immer wieder lautlos, aber präzise zustecken ließ, warf er gelegentlich Blicke zum Podest. Der Mann mit der Maske, die von Tentakeln umrahmt war, hatte den Kopf in den Nacken gelegt und blickte nun mit ausgebreiteten Armen zum Kopf der Slaanesh-Statue.
Sisrall schaffte es, fünfzehn Kultisten hinterhältig zu ermorden, bevor die beiden Männer mit der Frau das Podium erreichten. Nun hoben die Betenden die Köpfe und schauten zur Statue. Dennoch starben drei weitere, während die Männer bedächtig die Treppe hinauf stiegen.
Sisrall hatte inzwischen das Gefühl, jeder weitere Schritt würde ihn verraten. Es war schieres Glück und seine guten Fähigkeiten im Schleichen, die ihn davor retteten. Dabei brauchte nur einer der Kultisten in seine Richtung zu blicken. Der seltsame Priester brauchte sich nur umzudrehen. Dennoch konnte Sisrall nicht aufhören. Er befand sich links der großen Tür und schlich weiterhin so vorsichtig wie möglich zwischen den Chaosanbetern umher, sorgfältig darauf bedacht, nicht ins Blickfeld eines von ihnen zu geraten und keine deutlichen Bewegungen zu machen, die dann trotz seines Schattenzaubers auffallen würden.
Mit hämmerndem Herzen stach der Assassine sechs weitere Kultisten ab, bevor die Geschehnisse auf dem Podest seine Blicke anzogen. Die Frau wehrte sich noch immer gegen den Griff der Männer und warf sich herum. Ihre Blicke trafen sich und beide rissen die Augen auf, als sie einander erkannten. Es war die Sklavin seines Meisters und der junge Tempelkrieger konnte Hoffnung in ihren dunklen Augen erkennen. Dann aber hob der Priester einen Dolch und sie verstärkte ihren Widerstand, die Augen unablässig auf ihn gerichtet. Sie fing an zu schreien, doch Sisrall verspürte kein Mitleid mit der Elfe. Er hatte ihr das Leben gerettet und sie hatte sich erneut fangen lassen. Außerdem war seine Arbeit wichtiger als irgendwelche schwachen Sklavinnen. Der Dolch fuhr nieder und Blut spritze aus dem Rücken. „Möge ihr Opfer uns die Gunst der Chaosgötter schenken.“, sprach der Mann mit den violetten Roben.
In dem Moment wurden bei der Tür Schreie laut, als sieben schreckliche Kreaturen hereinkamen. Einige ließen noch die Züge von den Kultisten und Sklavinnen in dem Lagerraum erkennen, doch alle wiesen grausame Entstellungen auf. Einigen wuchsen Reißzähne und Hörner, andere hatte eine Schuppenhaut bekommen und alle wiesen riesige Krebsscheren auf, die aus ihren Armen gebrochen waren und nun durch die überraschten Kultisten schnitten. Auch Sisrall wurde wieder aktiv. Als die Chaosanbeter sich erhoben, zog er seine Schwerter und stürzte sich auf sie. Um ihn herum spritzte Blut auf und abgetrennte Gliedmaßen flogen durch die Luft. Die Druchii in seiner Nähe waren vollkommen verwirrt, da sie nur auf die Angreifer in der Tür reagiert hatten. Außerdem besaßen nur vier von ihnen Waffen und so drehte sich der Assassine durch die Masse, ließ seine Schwerter blitzende Bögen beschreiben, durchtrennte Hälse und rammte den Männern hinter ihm die Ellenbogenklingen in den Leib. Keiner hier war ihm gewachsen oder viel zu überrumpelt, um nennenswerten Widerstand zu leisten und innerhalb kürzester Zeit lagen elf Dunkelelfen in Lachen ihres eigenen Blutes.
Sisrall schaute auf und fand sich direkt vor dem Podest wieder. Mit einem gewaltigen Sprung sprang er hinauf und landete direkt vor den beiden Männern, welche die Sklavin hierher geschleift hatten. Einer starb ohne Widerstand mit einer schweren Halswunde, aber der andere schlug mit seinem Langschwert nach ihm. Der Assassine ließ sich von Reflexen leiten, als er auswich, absprang und den Gegner zu Boden warf. Er rollte sich ab und kam wieder auf die Beine. Der Kultist hatte beim Sturz seine Waffe verloren und konnte den nächsten Schlag des gepanzerten Tempelkriegers nur noch mit der bloßen Hand abwehren, die weniger Sekunden später zusammen mit dem Kopf durch die Luft sauste.
Zwei weitere Chaosanbeter kamen die Treppe hinauf. Der Assassine schleuderte ihnen zwei Wurfmesser entgegen, denen sie auf den schmalen Stufen nicht ausweichen konnten.
Dann wandte sich Sisrall zum Priester um, der ihn mit gezogenen Draich erwartete. Dem ersten Schlag der langen Waffe wich der Assassine leichtfüßig aus und schlug nach dem Bein seines Gegners. Der aber wich zurück und nutzte die enorme Reichweite seines Zweihänders. Auch Sisrall entkam nur durch einen Sprung nach hinten dem horizontalen Hieb. Er versuchte, um den Mann herum zu kommen, doch der hatte offenbar Erfahrung im Kampf mit leichtfüßigen Gegnern. Immer wieder trieben seine kraftvollen Angriffe den Tempelkrieger zurück.
Es schien Sisrall, als könne der Kampf ewig so weitergehen, denn er kam nicht an seinen Feind heran, wich aber dessen Hieben mühelos aus. Er entschied sich, die Taktik zu ändern.
Sisrall ließ beide Schwerter fallen und stürmte mit blitzenden Dornklingen auf den Priester zu. Der führte einen wahrhaft vernichtenden Schlag senkrecht von oben und rechnete sicher damit, dass Sisrall auswich. Der aber griff über seinen Kopf und packte die Schneide mit beiden Händen. Beinahe wären ihm die Ellenbogen eingeknickt, so heftig war der Schwung der langen Waffe. Metall kreischte über Metall, aber seine Rüstung hielt stand. Er drückte das Schwert beiseite und zog dann daran. Mit der ganzen Aktion hatte er den Priester vollkommen überrascht. Er versuchte zwar noch, die Waffe loszulassen, aber der Ruck zog ihn trotzdem zum Assassinen. Ein hasserfüllter Schrei war die letzte Reaktion des Chaosdieners, bevor die linke Dornklinge sein Zwerchfell durchbohrte und ihm von unten hinter die Rippen fuhr. Er spuckte Blut und erschlaffte dann.
Sisrall blickte sich um. Inzwischen hatten die niederen Dämonen, die in den Flaschen gefangen gewesen waren, beinahe alle Kultisten niedergemetzelt. Nur acht kämpften noch gegen zwei der Scherenwesen.
Sisrall hob die Hände und konzentrierte seine Magievorräte. Er war lange nicht so mächtig wie die Hexen des Klosters, aber es würde genügen. Er murmelte mehrere Worte, wobei er hoffte, sie richtig auszusprechen. Erst wirbelten Schatten um seine Panzerhandschuhe, die sich schnell verdichteten. Dann sammelte sich die Finsternis über der Handfläche und bildete dort eine Kugel undurchdringlicher Schwärze. Sisrall schlug beide Hände aneinander, sodass beide Bälle verschmolzen. Dann hob er die rechte Hand und deute auf die Kämpfenden.
Ein knisternder, schwarzer Blitz traf einen der Kämpfenden und schleuderte ihn durch die Luft. Schwächere Entladungen zischten durch die Luft, setzten Stoff in Brand, ließen Kelche und Gläser zerspringen und trafen sowohl Kultisten als auch Dämonen. Gemeinsam sanken sie bewusstlos zu Boden, hatten ihre tödliche Auseinandersetzung scheinbar vergessen. Mit wenigen Schritten war der Assassine bei ihnen und tötete jeden von ihnen mit Stichen durch Hals, Herz und Stirn. Auch die niederen Dämonen wurden erledigt. Dann gestattete sich Sisrall ein tiefes, erleichtertes Luftholen. Es war riskant gewesen und seine Entdeckung war nur durch Zufall verhindert worden.
Langsam und gründlich machte er sich daran, das Schlachtfeld zu durchqueren und dabei wirklich jeden zu untersuchen. Er fand noch acht Kultisten, die überlebt hatten und sandte sich mit raschen Stichen gnadenlos zu ihrem perversen Gott.
Dann stand er wieder neben der Leiche des Priesters und riss ihm die Maske vom Gesicht. Es hatte es nicht anders erwartet und dennoch war das Gesicht des obersten Scharfrichters hier ein erschreckender Anblick. Er hatte immer so erfüllt durch seinen Glauben an Khaine gewirkt.
Noch einmal durchwanderte Sisrall das Leichenfeld und dankte Khaine für die Hilfe bei dieser heiligen Aufgabe. In der ersten Halle fand er die Leiche der Sklavin, doch er ignorierte sie, ohne ein Gefühl des Mitleids. Das Gemetzel hatte etwas in dem jungen Tempelkrieger verändert. Sein Glaube hatte sich verstärkt und er sah sich nun als der Dolch des Khaine selbst. Keiner, der sich gegen den Gott mit der blutigen Hand stellte, sollte überleben, schwor er sich. Im pulsierenden violetten Licht glänzten seine Dornklingen, als gäben sie ihre Zustimmung zu diesem finsteren Eid.
Als Sisrall den oberen Treppenabsatz erreichte, war die Illusion verschwunden. Er nahm seinen Mantel und trat in das Zimmer des obersten Scharfrichters. Er wandte sich um und sah das Bild, auf dem Slaanesh und Khaine kämpften, am Boden liegen. Er trat hinzu und rammte seine Dornklinge durch das Abbild des Chaosgottes.
Dann warf er sich die weiten Gewänder über, um seine Rüstung zu verbergen und trat in die dunklen Korridore. Keiner schien die Wachen des Scharfrichters vermisst zu haben und für mehrere Minuten begegnete er niemandem.
[FONT="]Als er die vorderen Bereiche der Tempelanlage erreichte, spürte er die Wirkung starker Magie und das leichte Zittern der Erde, als gewaltige Kraft freigesetzt wurde. Er stürzte zu einem der Ecktürme und flog fast die schmale Treppe hinauf. Als er auf die Plattform trat, konnte er die gesamte schwarze Stadt überblicken, verstand die Pläne und Vorhaben der Slaanesh-Kultisten und sah… [/FONT]