So da ich ja versprochen hatte, dass es heute weiter geht und nun auch yinx es endlich geschafft hat. Bitte:
Die Entwicklung nimmt ihren Lauf
Hag Graef, Naggaroth
2567 IC, 7.Neumond
Die Schritte hallten leise durch die Dunkelheit, reflektiert von den fernen Wänden und der in der Dunkelheit verschwundenen Decke. Eine einsame Lichtkugel erleuchtete die nähere Umgebung und gewährte den Blick auf … Bücher. Es war frustrierend. Yetail hatte es in die Bibliothek geschafft und stand inmitten des gesammelten Wissens von Jahrtausenden, ohne eine Ahnung zu haben, welches Buch oder welche Schriftrolle sie zuerst aus einem der unzähligen Regale ziehen sollte, die weit in die Dunkelheit reichten.
Sie befand sich in dem Teil der Bibliothek, in dem die Bücher über die Kräfte des Warps, die Nekromantie und andere schreckliche Arten der Magie standen. Zumindest, wenn sie den verwitterten und abgeblätterten Beschriftungen Glauben schenken durfte. Langsam schritt sie die Regalreihe entlang, ließ den Blick über die Beschriftungen an den Regalbrettern und die Buchrücken zu beiden Seiten schweifen und wünschte sich, zu wissen, in welchem Buch sie etwas Interessantes finden würde. Wenn ich wenigstens wüsste, was interessant sein könnte.
Einer Laune folgend zog sie einen schweren Folianten mit dem vielversprechenden Titel „Die Macht dieser Welt und ihre Unterwerfung“ aus dem Regal und schlug ihn auf. Doch ein kurzes Überfliegen der ersten Seite reichte, um Yetail zu veranlassen, ihn eher unsanft zurück ins Regal zu stopfen. Der Autor hatte gleich zu Anfang verlauten lassen, niemand könne auch nur den winzigsten Teil der Macht kontrollieren, die es in der Welt selbst stecke.
Plötzlich nahm sie eine Bewegung war und sprang vor Schreck in die Luft, wodurch sie gegen das Regal prallte. Doch der Schein ihrer Lichtkugel entblößte lediglich eine Maus, die offenbar unter dem Regal hervorgeschossen war, als Yetail den Folianten zu kraftvoll an seinen Platz gestellt hatte. Zorn wallte in ihr auf, weil das Tier sie so erschreckt hatte.
Eine blitzschnelle Bewegung und die Maus, die sich panisch auf der Stelle gedreht hatte, hing am Schwanz zwischen ihren Fingern. Die junge Magierin setzte sich das Tier auf die Handfläche und sprach einige kurze Worte der Macht. Die Winde der Magie gehorchten ihr selbst hier unten in diesem stickigen Raum. Über ihrer Handfläche bildete sich ein winziger, oranger Lichtschein. Als er langsam anschwoll, nahm er die Gestalt einer feuerroten Kugel an. Hitze schlug ihr ins Gesicht, doch ihre Hand blieb angenehm kühl. Die Maus hingegen rannte verzweifelt auf der Hand umher, einen Ausweg suchend, doch offenbar nicht geneigt, über den Rand zu springen. Dann berührte die Kugel das Fell der Maus, das sofort Feuer fing. Yetail ließ die Kugel verschwinden und sah zu, wie die Maus langsam verbrannte.
Als deren Asche zu Boden rieselte, machte sich die Magierin, befriedigt durch den kurzen Ausbruch von Grausamkeit, wieder auf die Suche nach hilfreichem Wissen. Dabei fiel ihr auf, dass ihr Aufprall auf das hölzerne Regal offenbar einige Bücher zu Boden geworfen hatte. Nur wenige Meter entfernt lagen gleich drei große, dicke Folianten auf dem steinernen Untergrund. Da sie in derart eindrucksvollen Büchern wie diesen, die darüber hinaus noch reich verziert waren, bedeutendes Wissen vermutete, hockte sie sich neben sie, nahm sie die Folianten in die Hand und schlug den Ersten auf.
Mit einem frustrierten Seufzer ließ sie das Buch wieder zu Boden klatschen. Es war die Ahnenliste einer alten Druchii-Familie gewesen, die sich offenbar auf jeder zweiten Seite rühmte, ihre Linie noch bis ins alte Nagarythe zurückverfolgen zu können. Auch die beiden anderen der dicken Bücher schienen nichts Wissenswertes zu enthalten. Das Eine war der Bericht eines Druchii, der im ersten Krieg gegen das Chaos offenbar den Verstand verloren hatte, wie die immer wirreren und unleserlichen Eintragungen weiter hinten zeigten, und das Andere eine Anleitung zum Foltern von Dämonen gewesen. Obwohl es schon interessant schien, Methoden zu kennen, diese ansonsten schmerzunempfindlichen Wesen zu peinigen, brachte es Yetail bei ihrer Suche nach machtvollen Zauber nicht weiter.
Um keine Spuren zu hinterlassen, wollte sie die Folianten zurück an ihren Platz stellen. Sie hatten eine breite Lücke hinterlassen und die Magierin schob den Ersten einfach an seinen Platz zurück. Als sie gerade den Zweite hochhob, fiel ihr etwas auf. Dort klemmte, bis eben versteckt hinter diesen mächtigen Folianten, ein kleines Buch. Neugierig geworden, ließ sie das schwere Buch in ihren Händen fallen und zog das Andere hervor. Als sie es zwischen den Fingern hielt, war sie verblüfft, wie winzig es war. Es war gerade einmal so groß, wie eine Männerhand und nicht dicker als einer ihrer zierlichen Finger. Auch sein Einband war in einem schmucklosen Rot-Ton gehalten, ohne einen Titel oder etwas Ähnliches. Trotzdem wird es nicht ohne Grund dort versteckt gewesen sein.
Sie schob die beiden dicken Bücher zurück ins Regal und schlug ihren jüngsten Fund auf. Schon nach der ersten Seite war sie vollkommen gebannt, denn sie hatte gefunden, was sie gesucht hatte.
Ghrond, Naggaroth
2567 IC, 7.Vollmond
Darmal beobachtete mit hilfloser Wut, wie Blutklinge durch die Luft geschleudert wurde, auf den Boden krachte und sich nach wenigen Augenblicken nicht mehr rührte. Die Chaoskrieger brachen in wilde Schreie aus, während sich die Schamanen um ihren General sammelten, wahrscheinlich, um ihn zu heilen. Und wir können nichts mehr tun! Er hätte am liebsten laut geschrien, doch er konnte nur zusehen.
Die Soldaten des Chaos strömten nun durch die Tore der einst so mächtigen Stadt und schon bald standen die ersten Gebäude in Flammen. Darmal bemerkte, wie die Druchii um ihn herum die Köpfe hängen ließen und sich abwanden. Auch Darmal hatte für diese Nacht genug Niederlagen gesehen und fühlte sich, als wäre er selbst besiegt worden. Er folgte den Druchii und hoffte, die Chaoskrieger würden genug von Ghrond übrig lassen, um einen schnellen Wiederaufbau zu ermöglichen. Und hoffentlich lassen sie genug von Blutklinge übrig, um ihm eine letzte Ehre erweisen zu können. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verschwanden die kümmerlichen Gestalten in der Finsternis des Waldes. Sie wollten nichts mehr sehen, sie hatten genug gesehen.
Doch sie waren nicht die einzigen gewesen, die den Untergang von Ghrond und die Taten Sisralls beobachtet hatten. Als die Druchii im Wald verschwunden waren und die Chaosdiener die Stadt stürmten, lösten sich acht Gestalten aus den Schatten und huschten geduckt, die Gesichter hinter dunklen Kapuzen verborgen, über die kampfgezeichnete Wiese. Es schien, als rannten sie auf die Stadtmauer zu, doch ihr Ziel lag einige Meter davon entfernt. Während sie sich immer wieder umsahen und gelegentlich zu Boden warfen, um einer Entdeckung zu entgehen, kamen sie einem dunklen Fleck im Gras immer näher.
Nach fast zehn zermürbenden Minuten des Anschleichens waren sie angekommen und erhoben sich rund um die reglose Gestalt am Boden, die von weitem nur wie ein dunkler Fleck in der Nacht gewirkt hatte. Eine leise, zischende Frauenstimme erklang und gab Befehle, wobei sie auf den toten Körper zu ihren Füßen deutete.
Sofort kam Bewegung in die Gestalten und die sieben bückten sich, packten den Leichnam an Armen und Beinen, zerrten ihn in die Höhe und luden sich ihn auf die Schultern, bevor sie schnell in Richtung Wald davon rannten. Da sie hatten, was sie wollten, war ihnen eine Entdeckung weniger wichtig. Sobald sie die schützenden Schatten der Bäume erreicht hatten, gäbe es keine Möglichkeit mehr, sie noch einzuholen.
Die Frau, welche die Befehle erteilt hatte, rannte am Schluss, ihr weiter schwarzblauer Mantel wehte hinter ihr, wie eine Gewitterwolke und ihre raschen Schritte waren leicht und lautlos. Als sie den Waldrand erreichte, drehte sie sich noch einmal um und blickte zur brennenden Stadt hinüber. Dabei hob sie ihr erstaunlich dünnes Schwert und reckte es dem höchsten der Türme entgegen. „Ihr werdet verstehen!“ Die Worte verklagen ungehört in der Nacht und sie verschwand innerhalb eines Herzschlages im Schatten des Waldes.
Doch kurz bevor die Dunkelheit ihre schlanke Gestalt umfing, wurde das Mondlicht von einem goldenen Emblem an ihrer Schulter reflektiert und beleuchtete das silberne Symbol, das einen gezackten, von einem gewaltigen, seinen Feueratem in die Luft speienden Drachen umschlungenen Berg zeigte, auf dessen Spitze drei einsame Tannen wuchsen.
Hag Graef, Naggaroth
2567 IC, 7.Neumond
Wie Wasser rieselten die verschiedenen Geräusche des Heeres über Slonish hinweg und ließen seinen Wolf nervös mit den Pfoten scharren. Da war das Klirren und Quietschen schlecht gepflegter Rüstungen, das Brüllen irgendwelcher Halbstarken, die sich gegenseitig übertöten wollten, das Knallen der Peitschen der Treibaz und hin und wieder der rasch abbrechende Schrei eines Gobblins. Doch von überall strömten Ausdrücke der Vorfreude auf den uralten Orkschamanen ein. Auch er freute sich auf die bevorstehende Schlacht, denn Han Graef lag dicht vor ihnen, im Tal der Schatten.
Beim Anblick der schlanken Türme und der mächtigen Befestigungen verspürte Slonish eine gewisse Achtung vor den Baumeistern dieser Monumente. Doch noch stärker war der Hass in ihm, ein Hass auf die Elfen, die es sich leisten konnten, ihre Zeit in solchen Gebäuden zu verbringen, während sein Volk in Höhlen und Fellzelten leben musste.
Außerdem kommt die wahre Schönheit dieser schwarzen Türme gar nicht zum Ausdruck, da so viele andere Häuser drum herum stehen. Er nahm sich vor, das zu ändern.
Ein mächtiger Schatten legte sich über die Grünhaut und entpuppte sich nach näherem Hinsehen als der von Golbot Monsta’Töta, Waaagh-Boss dieser Armee. Er hob seinen steinernen Streitkolben und deutete damit auf den Schamanen. Es war nur eine Geste vor den übrigen Bossen, Golbot kannte seine Macht und würde ihn niemals angreifen. Zumindest würde es nichts bringen.
„Meine Boyz woll’an kämpf‘an! Lass uns da Sta… da Sta… da Spitz’ohran da untan kaputt mach’n!“
Sofort grölten die Orks in der Nähe auf. Sie schien es nicht zu stören, dass ihr Anführer nicht einmach ein einfaches Wort wie „Stadt“ kannte. Allerdings kannten Orks auch keine Städte und für dieses Heer war es der erste Ausflug außerhalb ihrer Höhlen.
Slonish fingerte an den Amuletten herum, die seinen Hals noch stärker beugten. Es war viel Schnickschnack dabei, doch irgendwo … ah, da war er. Der größte Schatz, den er je besessen hatte, für den er all diese Grünhäute ohne Zögern opfern würde. Es war ein Drachenstein, ein Artefakt von unsagbarer Macht, wenn es in den richtigen Händen lag. Und ohne diese Macht würden sie heute nicht gewinnen, da konnten die Orks noch so kampfeslustig sein. Slonish kannte die Kampfkünste der Dunkelelfen und wusste über die Stärke dieser Mauer bescheid, die das erste Hindernis darstellten. Doch wenn die Götter zu ihm lächelten, würde diese riesige Stadt in wenigen Stunden aus brennenden Ruinen und langsam bratenden Leichen bestehen.
Er hob seinen geschmückten Stab und schrie, so laut er konnte. „Lasst uns Bleich’g’sicht’e zer’moschen!“
Seine Stimme war zu schwach, um alle Grünhäute zu erreichen, doch Golbot und die Bosse in der Nähe hatten ihn gehört und übertrugen die Anweisungen mit Begeisterung an ihre Untergebenen, die losstürmten, sobald sie sich von den Tritten und Schlägen erholt hatten, mit denen Orks ihre Befehle unterstreichen. Schon bald ergoss sich der Waaagh wie eine riesige grüne Flut durch das finstere Tal und strömte auf die wartende Stadt zu.
Die Entwicklung nimmt ihren Lauf
Hag Graef, Naggaroth
2567 IC, 7.Neumond
Die Schritte hallten leise durch die Dunkelheit, reflektiert von den fernen Wänden und der in der Dunkelheit verschwundenen Decke. Eine einsame Lichtkugel erleuchtete die nähere Umgebung und gewährte den Blick auf … Bücher. Es war frustrierend. Yetail hatte es in die Bibliothek geschafft und stand inmitten des gesammelten Wissens von Jahrtausenden, ohne eine Ahnung zu haben, welches Buch oder welche Schriftrolle sie zuerst aus einem der unzähligen Regale ziehen sollte, die weit in die Dunkelheit reichten.
Sie befand sich in dem Teil der Bibliothek, in dem die Bücher über die Kräfte des Warps, die Nekromantie und andere schreckliche Arten der Magie standen. Zumindest, wenn sie den verwitterten und abgeblätterten Beschriftungen Glauben schenken durfte. Langsam schritt sie die Regalreihe entlang, ließ den Blick über die Beschriftungen an den Regalbrettern und die Buchrücken zu beiden Seiten schweifen und wünschte sich, zu wissen, in welchem Buch sie etwas Interessantes finden würde. Wenn ich wenigstens wüsste, was interessant sein könnte.
Einer Laune folgend zog sie einen schweren Folianten mit dem vielversprechenden Titel „Die Macht dieser Welt und ihre Unterwerfung“ aus dem Regal und schlug ihn auf. Doch ein kurzes Überfliegen der ersten Seite reichte, um Yetail zu veranlassen, ihn eher unsanft zurück ins Regal zu stopfen. Der Autor hatte gleich zu Anfang verlauten lassen, niemand könne auch nur den winzigsten Teil der Macht kontrollieren, die es in der Welt selbst stecke.
Plötzlich nahm sie eine Bewegung war und sprang vor Schreck in die Luft, wodurch sie gegen das Regal prallte. Doch der Schein ihrer Lichtkugel entblößte lediglich eine Maus, die offenbar unter dem Regal hervorgeschossen war, als Yetail den Folianten zu kraftvoll an seinen Platz gestellt hatte. Zorn wallte in ihr auf, weil das Tier sie so erschreckt hatte.
Eine blitzschnelle Bewegung und die Maus, die sich panisch auf der Stelle gedreht hatte, hing am Schwanz zwischen ihren Fingern. Die junge Magierin setzte sich das Tier auf die Handfläche und sprach einige kurze Worte der Macht. Die Winde der Magie gehorchten ihr selbst hier unten in diesem stickigen Raum. Über ihrer Handfläche bildete sich ein winziger, oranger Lichtschein. Als er langsam anschwoll, nahm er die Gestalt einer feuerroten Kugel an. Hitze schlug ihr ins Gesicht, doch ihre Hand blieb angenehm kühl. Die Maus hingegen rannte verzweifelt auf der Hand umher, einen Ausweg suchend, doch offenbar nicht geneigt, über den Rand zu springen. Dann berührte die Kugel das Fell der Maus, das sofort Feuer fing. Yetail ließ die Kugel verschwinden und sah zu, wie die Maus langsam verbrannte.
Als deren Asche zu Boden rieselte, machte sich die Magierin, befriedigt durch den kurzen Ausbruch von Grausamkeit, wieder auf die Suche nach hilfreichem Wissen. Dabei fiel ihr auf, dass ihr Aufprall auf das hölzerne Regal offenbar einige Bücher zu Boden geworfen hatte. Nur wenige Meter entfernt lagen gleich drei große, dicke Folianten auf dem steinernen Untergrund. Da sie in derart eindrucksvollen Büchern wie diesen, die darüber hinaus noch reich verziert waren, bedeutendes Wissen vermutete, hockte sie sich neben sie, nahm sie die Folianten in die Hand und schlug den Ersten auf.
Mit einem frustrierten Seufzer ließ sie das Buch wieder zu Boden klatschen. Es war die Ahnenliste einer alten Druchii-Familie gewesen, die sich offenbar auf jeder zweiten Seite rühmte, ihre Linie noch bis ins alte Nagarythe zurückverfolgen zu können. Auch die beiden anderen der dicken Bücher schienen nichts Wissenswertes zu enthalten. Das Eine war der Bericht eines Druchii, der im ersten Krieg gegen das Chaos offenbar den Verstand verloren hatte, wie die immer wirreren und unleserlichen Eintragungen weiter hinten zeigten, und das Andere eine Anleitung zum Foltern von Dämonen gewesen. Obwohl es schon interessant schien, Methoden zu kennen, diese ansonsten schmerzunempfindlichen Wesen zu peinigen, brachte es Yetail bei ihrer Suche nach machtvollen Zauber nicht weiter.
Um keine Spuren zu hinterlassen, wollte sie die Folianten zurück an ihren Platz stellen. Sie hatten eine breite Lücke hinterlassen und die Magierin schob den Ersten einfach an seinen Platz zurück. Als sie gerade den Zweite hochhob, fiel ihr etwas auf. Dort klemmte, bis eben versteckt hinter diesen mächtigen Folianten, ein kleines Buch. Neugierig geworden, ließ sie das schwere Buch in ihren Händen fallen und zog das Andere hervor. Als sie es zwischen den Fingern hielt, war sie verblüfft, wie winzig es war. Es war gerade einmal so groß, wie eine Männerhand und nicht dicker als einer ihrer zierlichen Finger. Auch sein Einband war in einem schmucklosen Rot-Ton gehalten, ohne einen Titel oder etwas Ähnliches. Trotzdem wird es nicht ohne Grund dort versteckt gewesen sein.
Sie schob die beiden dicken Bücher zurück ins Regal und schlug ihren jüngsten Fund auf. Schon nach der ersten Seite war sie vollkommen gebannt, denn sie hatte gefunden, was sie gesucht hatte.
Ghrond, Naggaroth
2567 IC, 7.Vollmond
Darmal beobachtete mit hilfloser Wut, wie Blutklinge durch die Luft geschleudert wurde, auf den Boden krachte und sich nach wenigen Augenblicken nicht mehr rührte. Die Chaoskrieger brachen in wilde Schreie aus, während sich die Schamanen um ihren General sammelten, wahrscheinlich, um ihn zu heilen. Und wir können nichts mehr tun! Er hätte am liebsten laut geschrien, doch er konnte nur zusehen.
Die Soldaten des Chaos strömten nun durch die Tore der einst so mächtigen Stadt und schon bald standen die ersten Gebäude in Flammen. Darmal bemerkte, wie die Druchii um ihn herum die Köpfe hängen ließen und sich abwanden. Auch Darmal hatte für diese Nacht genug Niederlagen gesehen und fühlte sich, als wäre er selbst besiegt worden. Er folgte den Druchii und hoffte, die Chaoskrieger würden genug von Ghrond übrig lassen, um einen schnellen Wiederaufbau zu ermöglichen. Und hoffentlich lassen sie genug von Blutklinge übrig, um ihm eine letzte Ehre erweisen zu können. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verschwanden die kümmerlichen Gestalten in der Finsternis des Waldes. Sie wollten nichts mehr sehen, sie hatten genug gesehen.
Doch sie waren nicht die einzigen gewesen, die den Untergang von Ghrond und die Taten Sisralls beobachtet hatten. Als die Druchii im Wald verschwunden waren und die Chaosdiener die Stadt stürmten, lösten sich acht Gestalten aus den Schatten und huschten geduckt, die Gesichter hinter dunklen Kapuzen verborgen, über die kampfgezeichnete Wiese. Es schien, als rannten sie auf die Stadtmauer zu, doch ihr Ziel lag einige Meter davon entfernt. Während sie sich immer wieder umsahen und gelegentlich zu Boden warfen, um einer Entdeckung zu entgehen, kamen sie einem dunklen Fleck im Gras immer näher.
Nach fast zehn zermürbenden Minuten des Anschleichens waren sie angekommen und erhoben sich rund um die reglose Gestalt am Boden, die von weitem nur wie ein dunkler Fleck in der Nacht gewirkt hatte. Eine leise, zischende Frauenstimme erklang und gab Befehle, wobei sie auf den toten Körper zu ihren Füßen deutete.
Sofort kam Bewegung in die Gestalten und die sieben bückten sich, packten den Leichnam an Armen und Beinen, zerrten ihn in die Höhe und luden sich ihn auf die Schultern, bevor sie schnell in Richtung Wald davon rannten. Da sie hatten, was sie wollten, war ihnen eine Entdeckung weniger wichtig. Sobald sie die schützenden Schatten der Bäume erreicht hatten, gäbe es keine Möglichkeit mehr, sie noch einzuholen.
Die Frau, welche die Befehle erteilt hatte, rannte am Schluss, ihr weiter schwarzblauer Mantel wehte hinter ihr, wie eine Gewitterwolke und ihre raschen Schritte waren leicht und lautlos. Als sie den Waldrand erreichte, drehte sie sich noch einmal um und blickte zur brennenden Stadt hinüber. Dabei hob sie ihr erstaunlich dünnes Schwert und reckte es dem höchsten der Türme entgegen. „Ihr werdet verstehen!“ Die Worte verklagen ungehört in der Nacht und sie verschwand innerhalb eines Herzschlages im Schatten des Waldes.
Doch kurz bevor die Dunkelheit ihre schlanke Gestalt umfing, wurde das Mondlicht von einem goldenen Emblem an ihrer Schulter reflektiert und beleuchtete das silberne Symbol, das einen gezackten, von einem gewaltigen, seinen Feueratem in die Luft speienden Drachen umschlungenen Berg zeigte, auf dessen Spitze drei einsame Tannen wuchsen.
Hag Graef, Naggaroth
2567 IC, 7.Neumond
Wie Wasser rieselten die verschiedenen Geräusche des Heeres über Slonish hinweg und ließen seinen Wolf nervös mit den Pfoten scharren. Da war das Klirren und Quietschen schlecht gepflegter Rüstungen, das Brüllen irgendwelcher Halbstarken, die sich gegenseitig übertöten wollten, das Knallen der Peitschen der Treibaz und hin und wieder der rasch abbrechende Schrei eines Gobblins. Doch von überall strömten Ausdrücke der Vorfreude auf den uralten Orkschamanen ein. Auch er freute sich auf die bevorstehende Schlacht, denn Han Graef lag dicht vor ihnen, im Tal der Schatten.
Beim Anblick der schlanken Türme und der mächtigen Befestigungen verspürte Slonish eine gewisse Achtung vor den Baumeistern dieser Monumente. Doch noch stärker war der Hass in ihm, ein Hass auf die Elfen, die es sich leisten konnten, ihre Zeit in solchen Gebäuden zu verbringen, während sein Volk in Höhlen und Fellzelten leben musste.
Außerdem kommt die wahre Schönheit dieser schwarzen Türme gar nicht zum Ausdruck, da so viele andere Häuser drum herum stehen. Er nahm sich vor, das zu ändern.
Ein mächtiger Schatten legte sich über die Grünhaut und entpuppte sich nach näherem Hinsehen als der von Golbot Monsta’Töta, Waaagh-Boss dieser Armee. Er hob seinen steinernen Streitkolben und deutete damit auf den Schamanen. Es war nur eine Geste vor den übrigen Bossen, Golbot kannte seine Macht und würde ihn niemals angreifen. Zumindest würde es nichts bringen.
„Meine Boyz woll’an kämpf‘an! Lass uns da Sta… da Sta… da Spitz’ohran da untan kaputt mach’n!“
Sofort grölten die Orks in der Nähe auf. Sie schien es nicht zu stören, dass ihr Anführer nicht einmach ein einfaches Wort wie „Stadt“ kannte. Allerdings kannten Orks auch keine Städte und für dieses Heer war es der erste Ausflug außerhalb ihrer Höhlen.
Slonish fingerte an den Amuletten herum, die seinen Hals noch stärker beugten. Es war viel Schnickschnack dabei, doch irgendwo … ah, da war er. Der größte Schatz, den er je besessen hatte, für den er all diese Grünhäute ohne Zögern opfern würde. Es war ein Drachenstein, ein Artefakt von unsagbarer Macht, wenn es in den richtigen Händen lag. Und ohne diese Macht würden sie heute nicht gewinnen, da konnten die Orks noch so kampfeslustig sein. Slonish kannte die Kampfkünste der Dunkelelfen und wusste über die Stärke dieser Mauer bescheid, die das erste Hindernis darstellten. Doch wenn die Götter zu ihm lächelten, würde diese riesige Stadt in wenigen Stunden aus brennenden Ruinen und langsam bratenden Leichen bestehen.
Er hob seinen geschmückten Stab und schrie, so laut er konnte. „Lasst uns Bleich’g’sicht’e zer’moschen!“
Seine Stimme war zu schwach, um alle Grünhäute zu erreichen, doch Golbot und die Bosse in der Nähe hatten ihn gehört und übertrugen die Anweisungen mit Begeisterung an ihre Untergebenen, die losstürmten, sobald sie sich von den Tritten und Schlägen erholt hatten, mit denen Orks ihre Befehle unterstreichen. Schon bald ergoss sich der Waaagh wie eine riesige grüne Flut durch das finstere Tal und strömte auf die wartende Stadt zu.