WHFB Erwählte des Khaine - PDF komplett online

Ein neuer Leser. Toll!!! Danke für die gute Kritik. Ich hoffe, ich habe auch in Zukunft nicht zu viele Kampfszenen drin. Allerdings habe ich wirklich auf drei Kapitel zwei mit Kämpfen. Aber das gehört zu Warhammer eben dazu. Ja die Story ist mir sehr wichtig. Zu den Waffen: Hast du mal "Darkblade" gelesen? Die laufen durchaus mit Streitkolben und Knüppeln rum, wenn ich mich recht erinnere. Außerdem wirkt es öde, weil sowieso schon fast jeder Druchii bei mir ein Schwert trägt. Da wollte ich halt ein bisschen Abwechslung reinbringen.

Ich bin übrigens grad dabei, alles nochmal ein kleines bisschen zu korrigieren (andere Zeitangaben bei Yetail; Veränderungen bei Nerglot u.ä.) weil es sonst nicht zusammen passt. Wenn hier allerdings dringendes Verlangen besteht, kann ich gerne weiter machen.
 
Ich kann yinx schon hören "Die Kampfszenen sind doch viel zu flüchtig"....jaja da hast du Recht, aber hier ging es einfach nicht anders, sonst wäre das Kapitel achtmal so lang geworden und niemand hätte noch Lust, es zu lesen.

Also hier gehts weiter:

Magie und Stahl

Ghrond, Naggaroth
2567 IC, 7. Vollmond

Sisrall tötete einen weiteren Feind mit einem Stich in den Bauch und ließ sich ein wenig zurück fallen. Inzwischen hatten sie die Chaosdiener bis zum Nordtor zurückgetrieben. Doch überall lagen die Leichen von Druchii. Besonders die Scharfrichter waren schnell gefallen, da sie mit ihren langen Zweihändern zu wenig Spielraum gehabt hatten. Es sah so aus, als würden sie bald überrannt werden und der junge Assassine wusste kein Mittel dagegen.
Er blickte zum Himmel. Der Mond strahlte sein silbernes Licht auf den blutigen Kampf hinunter. Viel näher als die runde Scheibe vibrierte die Luft von sich treffenden Zaubern. Die Magierinnen des Hexenkonvents hatten vor zwei Stunden in die Schlacht eingegriffen und lieferten sich erbitterte Machtproben mit den Chaoshexern. Die meisten Zauber kamen von den drei Türmen des Klosters, doch auch auf der Mauer waren Zauberinnen aufgetaucht. Inzwischen waren die Zauber von beiden Seiten weniger zahlreich und schwächer geworden. Immer wieder hatte eine der Magierinnen auf der Mauer laut aufgeschrien und war in einem Wirbel bunter Farben zusammen gebrochen.
Welchen Preis der Feind dafür zahlen musste, konnte niemand hier sagen und Sisrall wusste nur, dass ihre Zahl bereits beträchtlich geschrumpft war. Die Lücken in den Reihen der Chaoskrieger schlossen sich dagegen beinahe sofort wieder. Vor sich sah der Assassine eine der Stadtwachen nach einem Schlag in den Bauch zu Boden fallen. Sisrall hob die Armbrust und schoss. Der Mörder der Wache endete mit einem Pfeil im Hals. Er war einfach zu nahe gewesen, um nicht getroffen zu werden. Dann erkannte der Assassine den Toten. Es war der Hauptmann der Wache, dem er vor mehr als einer Stunde mehrere Zähne ausgeschlagen hatte, weil er nicht hatte gehorchen wollen. Er hatte sogar noch eine Belohnung verlangt. Obwohl der Tempelkrieger große Lust verspürt hatte, ihn einfach zu töten, hatte er die Wache nicht weiter schwächen wollen. Dann war der Hauptmann doch noch losgezogen und mit fast zweihundert frischen Kriegern zurück gekehrt. Er hatte sie von den übrigen Toren abgezogen. Dort lagen nur kleine Truppen von Chaosdienern in sicherer Entfernung, deren einzige Aufgabe darin zu bestehen schien, Flüchtlinge aufzuhalten. Sie stellten keine Gefahr dar.
Doch auch die kleine Verstärkung hatte ihnen nur wenige Minuten erkauft und lag nun größtenteils erschlagen auf dem Boden. Sisrall schickte noch zwei weitere Bolzen auf den Weg und damit zwei Feinde in den Tod, die auf der spärlich besetzten Mauer aufgetaucht waren.
Dann spürte er Schritte hinter sich und sah fast fünfhundert Tempelkrieger und achtzig Magierinnen auf sich zukommen. Sie hielten vor ihm an und er erkannte sie als diejenigen, die den Drachau und die Adligen hatten schützen sollen, sowie als die, welche die Zivilisten aus der Stadt gebracht hatten. Einer von ihnen fragte. „Wo ist Meister Eswirl?“
„Er ist tot. Er hat vorgeschlagen, zu fliehen und die Wehrlosen dem Tode zu überlassen. Diese Männer hier folgen mir.“ In Sisralls Stimme schwang ein gewisser Stolz mit. Er hatte noch immer nicht verstanden, warum sie ihm gehorchten, aber jeder seiner Befehle war bedingungslos ausgeführt worden. Naja, fast jeder, dachte er bei der Erinnerung an den Hauptmann der Stadtwache. Aber andererseits: warum sollten sie mir nicht folgen? Ich habe Eswirl erschlagen, ich habe ihnen einen heldenhaften Tod versprochen, der auch noch einen Sinn hat und ich habe ihnen klare Anweisungen gegeben, die es ihnen leichter machen. Außerdem muss meine Rüstung samt Helm eine wahrlich beeindruckende Erscheinung sein.
Der Tempelkrieger nickte. „Gut, wie lauten Eure Befehle?“
„Sind alle Zivilisten und Adligen aus der Stadt gebracht worden?“ Ein weiterer Angreifer fiel von der Mauer.
„Ja, alle Zivilisten, die wir finden und überreden konnten, habe die Stadt verlassen und auch die Adligen haben wir wohl oder übel in Sicherheit gebracht. Diese Zauberinnen sind die letzten Überlebenden des Hexenklosters. Sie…“
Er wurde von einer der Hexen unterbrochen. „Wir haben uns bereit erklärt, die Rivalität zwischen dem Konvent und dem Tempel beizulegen und heute Nacht an Eurer Seite zu kämpfen. Also, was habt Ihr vor?“
Sisrall verschoss einen weiteren Bolzen und erwischte sein Zielt an der Schläfe. Er winkte einen verwundeten Offizier der Stadtwache, der sich bemühte, heran zu kommen. Dann holte er tief Luft und sagte, „Ich werde sie mit einigen Kriegern aufhalten. Ich möchte, dass die Stadtwache die Zivilisten begleitet. Sie soll sie beschützen und in wenigen Tagen zurück in die Stadt führen. Ich hoffe, die Gebäude können wieder aufgebaut werden.“ Er wandte sich an die Tempelkrieger. „Auch Ihr solltet die Wachen begleiten.“
Tempeldiener und Zauberinnen widersprachen gleichermaßen. „Wir sind ausgebildet worden, bis zum Tode zu kämpfen. Eure Entscheidung war weise, solange sie die Wachen betraf. Aber wir werden nicht fliehen.“
Sisrall nickte, um dem Redefluss, der kurz bevor zu stehen schien, Einhalt zu gebieten und befahl der Wache dann, die Männer zu sammeln und die Stadt zu verlassen. „Beschützt die Zivilisten, bringt die Tunnel komplett zum Einsturz und kommt in einer Woche zurück! Und jetzt eilt Euch!“
Der Mann übertrug die Anweisungen und innerhalb weniger Minuten lösten sich die Wachen aus dem Gemenge. Ihre Plätz wurden sofort von den eingetroffenen Tempelkriegern eingenommen.
Auch die Magierinnen schleuderten ihre Zauber nun auf den Feind. Einige kampfunfähige Tempelkrieger und erschöpfte Hexen schlossen sich auf Sisralls Befehl den Stadtwachen an. Der junge Offizier hielt noch einmal an und blickte dem Assassinen in die Augen. „Ihr habt heute unglaubliche Taten vollbracht, junger Krieger. Ihr habt Euch unsterblich gemacht und ich werde von Euch berichten. Sagt mir Euren Namen.“
„Mein Name ist Sisrall …. Sisrall Blutklinge.“ Den Titel hatte er sich dazu erfunden, aber war es nicht sein Recht, mit einem guten Titel statt eines einfachen Namens unsterblich zu werden, obwohl er hier dem Tod ins Auge sah? Der Offizier verneigte sich noch einmal respektvoll vor ihm und wandte sich dann ab, um seinen Männern zu folgen, die die Stadt verließen.
Sisrall hob die Stimme. „Krieger des Khaine. Druchii von Naggaroth. Heute ist unser Tag. Heute werden wir kämpfen und unser Schicksal finden. Aber wir werden nicht alleine aus dieser Welt scheiden. Wir werden auf Sturzbächen aus dem Blut unserer Feinde vor Khaine kommen und ihm mehr Schädel zu Füßen legen, als je ein Sterblicher zuvor. Kämpft mit mir. Kämpft nur noch ein letztes Mal. Für Khaine!“ Das letze Wort brüllte er langezogen und kräftig in die Nacht.
Dann zischten seine Dornklingen durch die Luft und er stürzte sich auf den Feind. Überall um ihn herum gewannen die Druchii neue Entschlossenheit und mobilisierten ihre letzten Kraftreserven.
Sisrall rannte, stieß sich ab und sprang fast vier Meter, direkt gegen zwei Chaoskrieger, die nach kurzen Stichen nicht mehr aufstanden. Eine Kehle wurde geöffnet und auf der anderen Seite ein Knie zertrümmert.
Mit einer Ruhe, die ihn selbst überraschte, wirbelte Sisrall durch die Menge, schlitzte Kehlen auf, wich Angriffen aus, zerfetzte Rüstungen und durchtrennte Hälse wie Gliedmaßen gleichermaßen. Immer wieder sah er einen seiner Leute zu Boden sinken, getroffen von den Schwertern der Chaoskrieger oder den Klauen der Dämonen. Doch keinem Feind gelang es, Sisrall ernsthaft zu verletzen und er dankte Eswirl für die zusätzliche Ausbildung. Ab und zu krachten Schläge auf seine Rüstung, doch sie waren meistens schlecht geführt und kraftlos. Trotzdem schmerzten seine linke Schulter und seine Hüfte. Dort hatten ihn kräftige Schläge getroffen, ohne die Panzerung zu durchdringen.
Dann merkte Sisrall, wie der Widerstand bröckelte. Noch immer starben die Angreifer reihenweise, doch immer mehr gelang der Durchbruch. Ihre Reihen waren einfach zu geschwächt. Er schätzte, dass bereits eine halbe Stunde vergangen war, seit die Stadtwachen den Kampfplatz verlassen hatten. Doch inzwischen war auch schon die Hälfte der vorhin noch Kämpfenden tot. Die Magierinnen standen auf der Mauer und schickten einen Zauber nach dem anderen in Richtung ihrer Feinde. Doch auch sie wirkten erschöpft und es waren beängstigend wenige geworden.
Immer wieder brachen nun Chaoskrieger an den Verteidigern vorbei und fielen ihnen in den Rücken. Sisrall hatte schon fast die Übersicht verloren. Er fand sich plötzlich außerhalb des Tores wieder, umringt von Feinde. Er zog nun seine Schwerter und griff auch auf seine magischen Kräfte zurück. Keinem Angreifer gelang es, an ihm vorbei zu kommen. Immer wieder stachen die beiden eleganten Schwerter zu, ließen Fontänen aus Blut entstehen und vernichteten Leben. Seine Zauber waren schwach, kraftsparen, aber effektiv. Meist blendete oder lähmte er einen Gegner kurzeitig und erledigte ihn dann schnell mit einem der Schwerter. Dann kamen nur noch von einer Seite Feinde. Offenbar waren alle getötet worden, die sich zwischen dem Tor und den Tempelkriegern befunden hatten, da keine Verstärkung an dem Assassinen vorbei gekommen war.
Die überlebenden heiligen Krieger formierten sich zu einem Halbkreis und schlachteten alles ab, was ihnen zu nahe kam. Immer wieder brachen Chaoskrieger mit gespaltenen Schädeln oder durchbohrten Hälsen und Herzen zusammen, immer wieder zerplatzten Dämonen unter den Treffern der von Khaine erwählten Kämpfer, immer wieder verbrannte ein Ketzer durch einen magischen Treffer von Sisrall oder den Magierinnen, die noch auf der Mauer standen.
Und immer wieder starb einer der Tempelkrieger oder ertönte ein Schrei von der Mauer, wenn eine der Hexen besiegt wurde.
Inzwischen waren noch weniger als hundert Druchii am Leben. Noch ein letztes Mal erhob Sisrall die Stimme. „Dies ist das Ende, Druchii. Aber wir haben Seite an Seite gekämpft, um unsere Stadt zu retten. Wir haben nicht versagt, wir haben gut gekämpft und wir werden unsere Heimat nur zu einem hohen Blutzoll preisgeben. Also kämpft! Kämpft, wie Ihr es nie zuvor getan habt. Nur noch dieses eine Mal! Kämpft!“
Und wirklich strafften die Krieger um ihn herum die Schultern und schlugen mit aller verbleibender Kraft auf ihre Feinde ein. Sisrall konnte spüren, dass die Zauber, die von der Mauer herab sausten, kräftiger wurden. Auch er beschwor noch einmal seine letzten Kräfte und formte einen machtvollen Zauber. Überall in seiner Nähe schossen Flammen aus dem Boden, verbrannten die Chaoskrieger und ließen gefährliche Löcher zurück.
Dann hob er seine Schwerter und stürmte los. „Für Khaine!“, rief er und kräftige Stimmen wiederholten den Ruf immer wieder. Erneut traf er auf ein paar Dämonen und teilte sich in zwei Hälften. Die beiden nachfolgenden Chaoskrieger brachen mit blutenden Kehlen zusammen. Sisrall wirbelte durch die Masse seiner Feinde und ließ die Waffen kreisen. Überall spritze Blut auf und lief seine Rüstung hinunter. Er rammte zwei Gegnern die Ellenbogenklingen in den Bauch und zerschmetterte das Knie eines weiteren. Zu seiner Rechten sah er eine Schneide aufblitzen und schlug dem Angreifer die Axt aus der Hand. Der nächste Angriff traf ihn ins Gesicht.
Immer wieder trafen Schläge auf die Rüstung, doch nichts konnte ihm wirklichen Schaden zufügen, da er die stärksten Angriffe abwehrte und die meisten Gegner auf Abstand hielt oder einfach umbrachte. Dennoch schmerzten sein Rücken und seine Schultern.
Der junge Assassine sprang nach vorn und riss dabei drei Chaoskrieger zu Boden, von denen zwei seinen Kniedorn durch den Körper getrieben bekamen. Dem Dritten trat er ins Gesicht und streckte noch einen Mann zur Linken nieder, indem er seinen Brustkorb durchstieß.
„Halt!“
Die Stimme war von blanker Macht erfüllt und sofort erstarrten die Chaoskrieger. Sisrall nutze die Chance und streckte noch mit wenigen Schlägen sechs Gegner nieder, die sich nicht ernsthaft genug wehrten. Dann zogen sich die Chaosdiener zurück und bildeten einen weiten Kreis um ihn und den Kämpfer in der prächtigen Rüstung, der ihm nun entgegen kam. Seine Axt glühte hell und war offenbar mit Edelsteinen und Runen besetzt. Dem Glühen nach zu urteilen, ist sie auch noch magisch. Ich schätze, ich habe hier einen der Anführer dieser Streitmacht vor mir.
Der Mann blieb einige Meter entfernt stehen und blickte ihn durch die Löcher in seiner Dämonen-Maske an. Als er wieder sprach, zitterte die Luft bei jedem Wort. „Ich bin Drrochaal, der Auserwählte und General dieses Heeres. Alle vier Götter haben mir Geschenke und Macht gegeben, das Chaos fließt durch meine Adern und der Warp beugt sich, wenn ich die Hand hebe.“
Der will doch nur angeben. „Ich bin Sisrall Blutklinge und führe die Verteidiger des Nordturms Ghrond.“ Sein Gegenüber ließ ein gehässiges Lachen erklingen. „Ihr meintet wohl führte. Inzwischen seid Ihr der Einzige. Aber ihr habt uns erbitterten Widerstand geleistet und tausende meiner Krieger niedergemacht. Ihr selbst habt bis zum Ende gekämpft und schrecklich unter meinen Dienern gewütet. Ich ehre Tapferkeit und deshalb erlaube ich Euch, gegen mich zu kämpfen, ohne eine Störung durch andere Feinde fürchten zu müssen.“
[FONT=&quot]Sisrall nickte und damit schien alles gesagt zu sein. Beide blickten sich noch einen Moment lang an und griffen dann gleichzeitig an. [/FONT]
 
Wircklich cool kurz nach meiner Kritik ein neuer Teil der Geschichte.
Es ist einfach so, dass ich mit Schrieben ein paar Kapitel voraus bin. So kann ich immer posten, wenn ich es für richtig halte, ohne meine Leser unnötig warten zu lassen. aber meist warte ich, bis Kritik kommt, bevor ich weiter mache, damit die Leser nicht zu viel nachholen müssen, wenn sie mal eine Weile nicht da waren. und es war wirklich mal wieder Zeit für eine Fortsetzung.

Edit:
bin gespannt wie es weitergeht. 😛
ich weiß es ja. Na wie wohl? Es gibt ein Duell. Aber vorher kommt noch ein Teil mit Yetail, der jungen Magierin. Ein Teil, der mir persönlich sehr gut gefällt, auch weil er mal eigentlich keinen Kampf beschreibt. Aber ein paar Tage warte ich noch. Oder wollt ihr unbedingt die Fortsetzung???
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh mein Gott damit hätt ich ja gar nicht gerechnet. Also gut. Aber erstmal der Teil mit Yetail. Ihr erinnert euch noch? Yetail suchte die Bibliothek und hatte den Eingang bereits gefunden. Viel Spaß:

ich muss aber noch anmerken, dass ich auf Grund der geforderten Eile nicht mehr in der Lage war, es vor dem Posten nochmal zu lesen. Aber trotzdem hier ist es:

Rätsel in der Finsternis

Han Graef, Naggaroth
2567 IC, 7.Vollmond

Tap…Tap… Yetails Schritte erklangen vorsichtig und hallten von den nahen Wänden wieder, bevor sie verklangen. Sie befand sich inzwischen tief unter der Stadt und dem Kloster. Zumindest stieg sie schon eine ganze Weile immer weiter in die Tiefe, schritt unzählige Stufen hinab, die, sich steil windend, abwärts führten. Auf dem ersten Treppenabsatz gleich zu Anfang hatte sie die Bücher gefunden, welche die Novizin getragen hatte. Yetail hatte vermutet, dass die junge Magierin keine Erlaubnis hatte, die Bibliothek zu betreten und die Bücher dort abgelegt hatte, damit eine der Meisterinnen sie mitnahm.
Das bedeutet, dass auch ich wohl keine Erlaubnis habe, aber das wird mich nicht aufhalten. Es kommt mir sehr gelegen, dass fast alle erfahrenen Magierinnen das Kloster verlassen haben. Dann brauche ich mich wenigstens nicht beeilen.
Sie bewegte sich wirklich nicht sonderlich schnell, da sie den Weg vor sich nach magischen Barrieren oder Fallen abtastete und trotzdem bei jedem Schritt mit einem gleißenden Blitz und einer Schmerzwelle oder etwas Ähnlichem rechnete. Dass sie auf keine derartigen Hindernisse traf, verstärkte ihre Vorsicht nur noch weiter. Die einzige Barriere hatte sie vor dem Eingang zum Seitengang gefunden, doch die schien eher die Funktion zu haben, Nicht-Magier aufzuhalten. Wer den Ort nicht kannte, der würde dort eine gewöhnliche Wand sehen, wenn er nicht die leisen Vibrationen spürte. Für Yetail war die Täuschung kein Hindernis gewesen.
Nun schritt sie vorsichtig abwärts, wie lange schon, das konnte sie nicht sagen.Sie hatte hier keine Möglichkeit, den Verlauf der Minuten und Stunden zu bestimmen, nur ihr Herzschlag zwang der Zeit einen gewissen Rhythmus auf. Doch der war alles andere als verlässlich. Immer wieder schlug ihr Herz schneller gegen ihre Rippen, bevor sie sich zur Ruhe zwang und weiterging. Sie stellte jedoch fest, dass es merklich kühler wurde und der Marmor sich schon vor etlichen Windungen mit behauenem Stein abgewechselt hatte. Hier gab es auch kein Licht, keine Fackeln klemmten in den Wänden und sie war gezwungen gewesen, sich eine Lichtkugel zu schaffen, die ein gleichmäßiges, bläuliches Licht verströmte und die vollkommen glatten Wände und Stufen enthüllte.
Sie hielt ständig nach unscheinbaren Ritzen oder Flecken im Gestein Ausschau, Hinweise auf Geheimgänge oder auch Fallen.
Doch die Treppe war mit Magie in den Boden getrieben und offenbar auch gefestigt worden. Nur so ließ es sich erklären, dass weder Wände noch Stufen Zeichen von Verwitterung oder häufiger Benutzung zeigten. Oder waren die Geheimgänge hinter Illusionszaubern verborgen? Solche Fragen stellte sie sich immer wieder, doch sie konnte keine Magie spüren, weder vor sich noch im Stein.
Aber genau das machte ihr zu schaffen, denn sie konnte sich nicht vorstellen, dass diese simple Barriere am Anfang das einzige Hindernis sein sollte, das den Zugang zu diesem berüchtigten Hort des Wissens beschützte.
Ihre Ahnungen waren nicht unbegründet, denn als sie das Ende der Wendeltreppe erreichte, wäre sie beinahe in ihr Verderben gerannt. Sie hörte das Fauchen und konnte gerade noch einem Abwehrzauber errichten, bevor die Flammen sie erreichten. Das Licht der lodernden Flammen erhellte für kurze Zeit eine gewaltige Gestalt, die bis zur Decke des hier viel größeren Ganges reichte, und die Magierin taumelte zurück auf die Treppe.
Ein Drache… die haben einen Drachen als Wächter der Bibliothek…mehrere Minuten konnte sie nichts tun, als immer wieder die Worte zu wiederholen, deren Bedeutung sie einfach nicht wahrhaben wollte. Der Angriff des arkanen Wesens war schrecklich gewesen, beinahe ihre ganze Kraft hatte sie in den Schildzauber stecken müssen. Und wenn es kein Drache gewesen ist? Doch der kurze Blick auf die mächtige Gestalt im Licht der lodernden Flammen hatte keinen Zweifel gelassen. Kurz setzte ihr Herzschlag aus. Im Licht? Ich hatte meine Lichtkugel noch leuchten. Vielleicht… nun, schaden kann es nicht.
Sie stand auf, bereit, sich höher auf die Treppe zurück zu ziehen, wenn die Flammen bis zu ihr züngeln sollten. Dann ließ sie ihre Lichtkugel aufleuchten und sandte sie um die Ecke in den Gang. Praktisch sofort ertönte das Fauchen und die Stufen wurden in ein grellweißes Licht gehüllt. Denn Drachenfeuer ist nicht rot-orange, sondern blau-weiß. Schnell ließ sie die Lichtkugel verblassen und machte sich für den nächsten Versuch bereit. Sie formte erneut eine Lichtkugel, eine kaum wahrnehmbare diesmal und schickte auch sie gegen den Drachen. Diesmal dauerte es einen Herzschlag länger, aber dann wurde der Treppenabsatz erneut in weißes Licht getaucht. Nun, alle Dinge sind drei.
Diesmal schuf sie eine Schattengestalt, die nicht leuchtete. Als diese um die Ecke flog, blieb es still. Vorsichtig ließ Yetail die Erscheinung vorwärts gleiten und wartete mit wild schlagendem Herzen auf das Fauchen, das ihr anzeigen würde, dass ihre Zauberfigur entdeckt worden war. Doch nichts passierte und die junge Magierin wagte den nächsten Versuch. Sie beschwor einen Stein herauf und ließ ihn durch die Lauft fliegen. Er kam in der Nähe der Schattengestalt zum Stilstand und fiel zu Boden, als sie ihren Zauber unterbrach. Sofort züngelten neue Flammen durch den Gang und verbreiteten ihr grelles Licht.
Ok, noch einen Versuch. Sie beschwor gleich mehrere Lichtkugeln und Steine herauf und ließ sie nacheinander oder in Gruppen in den Gang fliegen, wobei die Steine gegen die Wände krachten, um Lärm zu machen. Das Fauchen wollte gar nicht mehr enden. Sie konnte die Treffer, die den Lichtkugeln galten, spüren und als sie ihre magischen Sinne austreckte, konnte sie keine Erhebung auf dem glatten Boden ausmachen. Also hat er alle Steine und Lichtkugeln getroffen. Eine Ablenkung kommt damit nicht in Frage, aber ich muss da durch.
Der Drache hatte nicht auf die Schattengestalt reagiert, also musste er sie sehen, um angreifen zu können. Oder hören, wie im Falle der Steine.
Das lies einen Schluss zu, der ihr nicht gefiel. Ich muss also ohne Licht und ohne ein Geräusch zu machen, an ihm vorbei. Das Problem ist nur, dass Schleichen noch nie meine Stärke war.
Yetail dachte über andere Möglichkeiten nach und versetzte sich in die Lage einer der Meisterinnen. War es nicht ein wenig umständlich, jedes Mal an dieser Kreatur vorbeizumüssen? Aber vielleicht hatten sie ein spezielles Verfahren, um dem Drachen zu zeigen, dass sie würdig waren. Muss ich ihn vielleicht füttern? Nein, der würde höchstens mich fressen, wenn er Hunger hat! Vielleicht muss man vorher ein paar bestimmte Wörter rufen? Ich bin jedenfalls sicher, dass ich ihn nicht töten darf. Denn erst einmal wäre es bescheuert, wenn die Meisterinnen nach jedem Besuch der Bibliothek einen neuen Drachen bräuchten und außerdem würde es mich verraten. Und ich würde es wohl nicht einmal schaffen. Nein, es muss einen Weg an ihm vorbei geben.
Da ihr nichts Besseres einfiel, rief die junge Zauberin die Winde der Magie an und befahl ihnen, sie in die Luft zu heben. Das überforderte beinahe ihre Kräfte, doch es gelang. Langsam ließ sie sich vorwärts schweben und bog um die Ecke, bereit, sofort einen Schild zu errichten und auf die Treppe zurück zu kehren.
Doch nichts geschah. Offenbar konnte der Drache sie nicht sehen und da sie keine Geräusche verursachte, konnte er sie auch nicht hören. Sie wagte kaum, zu atmen, als sie, so schnell sie es wagte, vorwärts schwebte. Ihr Herz schlug wild in ihrer Brust und sie fürchtete, das Pochen könne sie verraten. Doch alles ging gut, kein Fauchen ertönte und sie wurde auch nicht in Asche verwandelt.
Dann kam ihr ein Gedanke und vor Entsetzen wäre sie beinahe zu Boden gefallen. Aber er muss mich doch riechen.
Drachen waren für ihre übernatürlichen Sinne bekannt und dazu zählte auch der Geruchssinn. Aber offenbar war sie noch zu weit entfernt, denn er hatte noch nicht reagiert. Sie versuchte, ihren Geruch mit Magie zu verbergen, doch der Schwebezauber brauchte ihre ganze Aufmerksamkeit. Ihr blieb nichts Anderes übrig, als das Beste zu hoffen und weiter zu fliegen. Sie verstärkte ihren Zauber, um schneller zu werden, damit der Drache sie erst dann riechen würde, wenn sie schon an ihm vorbei war.
Doch gleich nachdem ihre Geschwindigkeit gewachsen war, erkannte sie den Fehler. Ein Grollen, mit dem die Kreatur Feuer sammelte, war ihre einzige Warnung. Dann schossen die weißen Flammen auf sie zu und nur ein Sprung zu Seite rettete sie, doch die Hitze versengte ihr fast die Haut. Völlig entkräftet blieb sie liegen und dachte über die weiteren Möglichkeiten nach. Sie hatte vergessen, dass Drachen wie alle anderen magischen Geschöpfe Magie spüren konnten. Als sie ihren Zauber verstärkt hatte, hätte sie genauso gut eine Lichtkugel beschwören können.
Aber natürlich! Beinahe hätte Yetail den Fehler gemacht, aufzuspringen. Es gab tatsächlich noch eine Möglichkeit, auch wenn sie noch nie auf diese Weise gezaubert hatte. Sie streckte ihre magischen Sinne aus und dehnte ihre Kräfte so weit wie möglich in Richtung der Treppe. Dann konzentrierte sie sich und beschwor dort eine Lichtkugel. Es war viel anstrengender, über eine Entfernung von mehreren Metern etwas hervor zu rufen. Doch es gelang und sofort reagierte der Wächter und spie grelle Flammen. Im gleichen Moment sprang Yetail auf und rannte los. Da die Lichtkugel nicht verblasste, spuckte der Drache immer wieder Feuer und ihre Schritte gingen im ohrenbetäubenden Fauchen unter.
Sie schaffte es, an den Beinen vorbei zu kommen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Aber dann peitschte der gigantische Schwanz heran und drohte, sie zu zermalmen. Sie erstarrte vor Schreck, da sich nicht wusste, wie sie fliehen sollte, und vergaß die Lichtkugel. Das rettete ihr das Leben, denn kaum bemerkte der Drache das Verschwinden der Leuchterscheinung und die Unterbrechung ihrer Bewegung, da hielt der Schwanz inne und das Feuer verrauchte. Natürlich, dachte sie schaudernd, er muss meine Bewegungen aus den Augenwinkeln gesehen haben. Ich darf also kein Licht machen, nicht zaubern, keine Geräusche verursachen und mich nicht bewegen, solange er Feuer speit, da er mich sonst bemerkt. Was bleibt denn noch übrig? Nun, er scheint mich nicht zu riechen, sonst wüsste er, wo ich stehe. Aber das hilft mir nicht!
Ihr kam eine verzweifelte Idee und da sie nicht länger hier stehen und auf die Geruchsunempfind-lichkeit des Drachen hoffen wollte, führte Yetail sie sofort aus. Sie erschuf eine neue Lichtkugel in der Nähe des Eingangs und sprang genau in dem Augenblick vor, als das Fauchen ertönte, die Flammen aber erst noch den Hals des Wesens hochschossen. So konnte er ihre Bewegung nicht sehen und ihre Geräusche wurden gleichzeitig vom Fauchen übertönt. Dreimal führte sie diesen Ablauf aus, jedesmal fürchtend, der Drache würde gleich aufmerksam werden und sie töten.
Doch dann sah die junge Magierin im Licht der gleißenden Flammen die Rückwand der Ganges und erstarrte. Dort gab es keine Tür, wie sie vermutet hatte, sondern nur eine massive Wand, so makellos wie der gesamte Weg, den sie gegangen war. Als es wieder dunkel wurde und der Drache sich beruhigte, stand sie also wieder vor einem Problem. Ich wünschte, ich hätte Licht, statt hier im Dunkeln zu denken, wie ich weiterkomme, ohne zu sehen, wie es hier eigentlich aussieht.
Sie dachte über alles nach, was sie über den Eingang zur Bibliothek und über Drachen wusste, doch ihr wollte keine Lösung des Problems einfallen. Verärgert raufte sie sich die langen, bläulichen Haare und ballte die Hände zu Fäusten.
Dann erklang ein Geräusch, als würde etwas Schweres über Stein geschleift, doch sie konnte sich nicht vorstellen, was das zu bedeuten hätte. Dann spürte sie den Windzug einer Bewegung direkt vor ihrem Gesicht und riss instinktiv die Hände zum Schutz hoch, da sie einen Schlag erwartete. Aber stattdessen berührte sie etwas sehr Massives und sofort erstarben Geräusch und Luftzug. Als sie vor Schreck, etwas Unbekanntes berührt zu haben, die Hände zurückzog, ertönte dieser Schleifton erneut und wieder spürte sie bewegte Luft auf dem Gesicht und an der ganzen Vorderseite ihres Körpers. Vorsichtig, zögernd hob sie erneut die Hände und streckte die Finger nach dem Objekt aus, das sie soeben berührt hatte. Als ihre Handfläche auf das harte, raue Material stieß, erstarb erneut alles um Yetail herum. Vorsichtig erschuf sie eine Lichtkugel am Eingang, doch der Drache reagierte nicht. Um Kraft zu sparen und ihre nähere Umgebung zu beleuchten, ließ die junge Magierin das Licht näher fliegen. Der Wächter zeigte keine Reaktion und dann sah sie schließlich, was sie da berührte. Es war der Schwanz des Drachen, der wieder ausgestreckt worden war und sowohl das Geräusch als auch den Luftzug verursacht hatte. Er hätte mich auch einfach erschlagen können. Vor Schreck, den Schwanz des gefährlichen Drachen zu berühren, ließ sie los. Sofort kam Bewegung in die Kreatur, die nun auf das Licht reagierte, bis Yetail ihren Schock abschüttelte und die Hand erneut auf den Schwanz legte, der doppelt so dick war, wie sie selbst groß.
Augenblicklich hielt der Wächter inne und Yetail beruhigte sich. Sie ließ ihre Lichtkugel heller leuchten und bemerkte etwas Seltsames. Als sie sich näher an die Schuppenhaut des Schwanzes beugte, stieß sie einen spitzen Schrei aus, der in dem großen Raum widerhallte. Die Schuppen waren aus Stein! Sie sandte ihre Lichtkugel zum Kopf des Drachen und sah, dass Alles, Augen, Zähne und die Zunge aus Stein waren. Sie schauderte, als ihr klar wurde, welche Macht benötigt worden war, dieses Untier zu erschaffen und zu beleben. Das erklärte auch, warum er sie nicht hatte riechen können. Offenbar hatte man einfach vergessen, ihm diesen Sinn zu geben, oder es nicht für wichtig befunden. Naja, er hat auch so schon genug Tötungspotential!
Yetail wandte sich von dem steinernen Drachen ab und überdachte ihre weiteren Schritte. Das Problem der fehlenden Tür blieb und sie konnte den Schwanz nicht loslassen, ohne dass der Wächter wieder aktiv wurde.
Ich kann also den Schwanz nicht loslassen!? Na, dann muss es hier den Weg geben. Sie blickte in beide Richtungen und konnte ganz am Ende, schon fast in der Dunkelheit verschwunden, mächtige Dornen erkennen, die aus der Schuppenhaut wuchsen. Sorgfältig darauf bedacht, niemals den Kontakt zur steinernen Haut zu verlieren, bewegte sie sich dorthin und war erfreut, als sie feststellte, dass der Schwanz hier nur eine Dicke von eineinhalb Schritten hatte. Sie hakte ihren Zauberstab, den sie die ganze Zeit über in der linken Hand getragen hatte, auf den Rücken und stellte dann einen Fuß auf den ersten Dorn. Als sie sich hochzog, konnte sie bequem den anderen Dorn erreichen und stand wenig später auf dem steinernen Schwanz.
Sie ging folgte vorsichtig den Windungen, in denen der Schwanz auf dem Boden lag und erreichte bald den Rücken. Zu ihrem Glück besaß der Drache zwei Reihen furchtbarer Stacheln, an denen Yetail sich gut festhalten konnte, während sie den langsam steiler werdenden Rücken empor kletterte.
Bei jedem Schritt fürchtete sie, das Gleichgewicht zu verlieren, oder das Erwachen des Drachen. Doch nichts dergleichen geschah und schließlich erreichte die junge Zauberin den Kopf des steinernen Wächters.
Wieder stand sie vor der Frage, die sie schon den ganzen Tag über quälte: Was soll ich jetzt machen?
Es gab hier keine Treppe, die durch die Decke führte, wie sie gehofft hatte. Auch an einen Sprung war nicht zu denken, denn dann würde der Drache erwachen und außerdem wohin sollte sie springen? Die Wände waren zwar erreichbar, zeigten aber keine Hinweise auf einen Eingang oder auch nur einen Sims. Wenn sie zu Boden fiel, würde sie sich sicher etliche Kochen brechen. Nein, es muss etwas Anderes sein. Lag unter dem Drachen vielleicht eine Falltür?
Schon wollte sie wieder hinab steigen, als ihr der Fehler in ihrer Überlegung auffiel. Nein, dazu hätte ich den Schwanz loslassen müssen. Sie wanderte vorsichtig auf dem Kopf herum und starrte sogar in die blicklosen Augen der Kreatur. Doch auch die verrieten kein Geheimnis.
Plötzlich drehte sie sich ganz langsam um. Ihr war ein Gedanke gekommen, so schrecklich, dass es ihr lieber wäre, gegen das Monster zu kämpfen. Sie musste ins Maul!
Ganz langsam, hoffend, ihr würde etwas Besseres einfallen, schleppte sie sich zum Rand der Schnauze und blickte hinab. Ja, es war wohl so. Dort verlief eine Reihe kurzer, spitzer Stacheln, die von Hals weg immer ein wenig tiefer gesetzt waren, als der Vorhergehende. Im Vergleich mit den Ausmaßen des Drachen waren sie geradezu winzig, für die junge Zauberin aber bildeten sie eine bequeme, wenn auch enge Treppe. Immerhin muss ich nicht klettern.
Also lief sie zum Halsansatz des Kopfes und betrat den ersten der Stacheln, die Lichtkugel dicht über ihrer Schulter. Da sie fürchtete, den Kontakt zu verlieren, tastete sie sich mit der einen Hand an der Haut des Drachen entlang, während sie die Stacheltreppe langsam hinab ging. Sie achtete nur auf ihre Füße und war plötzlich überrascht, als sie sich an der Spitze der Schnauze wiederfand. Hier endete die merkwürdige Treppe und auf der anderen Seite konnte sie eine ähnliche Reihe kurzer Dornen erkennen. Doch sie sah keinen Weg, den sie nun nehmen könnte. Frustriert wollte sie schon wieder umkehren, als ihr aufging, dass die Zunge ein Stück weit aus dem Maul herausragte. Den Schöpfern dieser Prüfung würde ich gerne mal meine Meinung sagen. Aber je schwieriger die Prüfung desto wertvoller der Schatz!
Der Gedanke gab Yetail neue Kraft und sie lugte über den letzen Stachel nach unten. Tatsächlich, unter ihr, nur zwei Meter entfernt, war die steinerne Zunge der Bestie zu sehen. Ohne weiter nachzudenken, sprang sie und kam ziemlich unsanft auf, wurde jedoch nicht verletzt. Dann erst bemerkte sie, dass die Zunge nach unten gebogen war, um beim Feuerspeien nicht im Weg zu sein. Fluchend rollte sie langsam auf den Abgrund zu. Dann erblickte sie die zwei Stacheln, die kurz vor dem Ende aus dem steinernen Geschmacksorgan ragten. Wo das Vieh nicht überall Stacheln hat, dachte sie amüsiert. Sie ließ sich noch ein wenig abwärts gleiten und packte dann mit je einer Hand die Dornen.
Offenbar hatte sie damit einen neuen Zauber aktiviert, denn die Kreatur erwachte zu neuem Leben und die Zunge bewegte sich. Zuerst dachte Yetail, der Drache wolle sie rösten, aber dann zeigte die Zunge nach oben und die Stacheln, an denen sie sich festhielt, nahmen einen Winkel ein, der es ihr unmöglich machte, nicht den Halt zu verlieren.
Sie stieß einen Schrei aus und rutschte dann unaufhaltsam die erstaunlich glatte Zunge hinunter. Ohne Halt passierte sie die Reißzähne, die länger waren als die junge Zauberin und erreichte dann den Hals. Sie bemühte sich, zu bremsen, doch es hatte keinen Sinn. Die Steigung nahm weiter zu und der Stein war hier unnatürlich glatt, sodass er eine perfekte Rutsche bildete. Immer schneller wurde sie und dann verschwand Yetail im dunklen Tunnel der Speiseröhre.
Sie sandte ihre Lichtkugel voraus, doch es half nicht. Sie war inzwischen so schnell und der Tunnel machte ständig völlig sinnlose Schlenker, sodass sie nicht viel erkennen konnte. Ob es in einem Drachen wirklich so aussieht oder dies hier den verwirrten Geistern früherer Hexenmeisterinnen entsprungen war. Irgendwann fragte sie sich, ob sie nicht schon längst den Boden erreicht haben müsse, dann wand sich der Tunnel plötzlich zu Spiralen, ähnlich einer Wendeltreppe und sie überlegte, was das nun schon wieder für ein Trick sein sollte. Doch dann begriff Yetail, dass die Spiralen durch das Innere eines der Beine des Drachen führten. Natürlich, diese Bestie hat sich nie von der Stelle bewegt. Ich dachte, weil es in dem Raum nicht genug Platz gebe, aber es lag einfach daran, dass eines der Beine eine Verbindung durch den Boden darstellt.
Als ihr schließlich langsam schwindelig wurde von den ständigen Spiralen, wurde der Tunnel wieder gerade und weniger steil. Langsam nahm ihre Geschwindigkeit ab und sie fragte sich, wieso ihr Rücken überhaut noch heil war. Doch die Rutsche war so glatt gewesen, dass sie sich keinerlei Haut abgeschürft hatte.
Dann endlich verbreitete sich der Tunnel, sodass sie stehen konnte, und endete schließlich an einer massiven Eisentür. Yetail seufzte. Sie hatte es geschafft! Das gesamte Wissen der Bibliothek lag nun in ihrer Reichweite.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin gerade dazu gekommen, die den letzten Teil noch einmal durchzulesen. Ich habe einige minimale Änderungen vorgenommen, die teilweise auf Fehlern basierten und teilweise einfach bessere Formulierungen darstellten. Außerdem ist Yetails Haar nicht weiß, sondern schwach blau.

das nur für die, die den letzten Teil schon gelesen haben
 
Also das war mal ne tolle Prüfung, Yetail kann einem richtig leid tun 😀.
Ich wünschte man könnte ihr Gesicht sehen als sie den Drachen sah, ich kann mir richtig gut vorstellen wie sie dahockt und sich denkt ob das wircklich eine gute Idee war die Bibliothek zu suchen.

Ps: Weiß jemand wie ich das Smieli in der Leiste über meinem eintrag wegbekomme das stört.
 
Also das war mal ne tolle Prüfung, Yetail kann einem richtig leid tun 😀

Mir hat es auch sehr viel Spaß gemacht, das zu schreiben. Zuerst dachte ich, die Idee mit dem Drachen sei vllt etwas überdreht, aber als ich ihn dann zu einer belebten Statue gemacht habe, gefiel es mir immer besser. Erst sollte es irgendein Rätsel a'la Drücke hier öffnet sich das, werden. Aber ich denke, so ist es am besten.

@Calgar: Es freut mich ja, dass du anderen Usern hilfst, aber ein KOmmentar zum neuen Teil fände ich schon sehr schön.
 
Freut mich, dass es euch so gut gefällt. Da ich heute noch über die Feiertage wegfahre und morgen Weihnachten ist, gibt es hier die Fortsetzung der Belagerung von Ghrond, die ihr so erwartet habt. Damit euch nicht langweilig wird, ist sie besonders lag. (7 Seiten) Also viel Spaß.

Der Held

Ghrond, Naggaroth
2567 IC, 7.Vollmond
Darmal stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als er durch die letzten Büsche brach, die sich am Fuße der mächtigen Nadelbäume zu einem finsteren Dickicht verbanden. Endlich war er diesem Wald entkommen und erblickte die schwarzen Türme Ghronds vor sich. Die eigentliche Stadt lag noch hinter einem Hügelkamm verborgen, doch Darmal konnte die vielen Reihen der Chaoskrieger sehen, die sich, mit Fackeln ausgerüstet, weit über die Hügel zu seiner Linken ergossen.
Das silberne Mondlicht und der Schein der abertausend Fackeln spiegelten sich auf den Rüstungen und Waffen der Chaoskrieger und beleuchteten die widerlichen Dämonen. Darmal hatte den Wald im Nordwesten der Stadt verlassen, während das Chaosheer von Nordosten gekommen war. Die Zivilisten waren nach Westen entkommen, aber das wusste er jetzt noch nicht. Der ehemalige Kommandant wollte sich gerade in Richtung der hinteren Chaoskrieger bewegen, als er auf einem Hügel eine Bewegung ausmachte. Trotz der Dunkelheit glaubte er, Elfen zu erkennen und schlich vorsichtig näher am Waldrand entlang. Dabei bewegte er sich nach Westen. Als er am Fuße des Hügels angekommen war, entdeckte er dutzende Druchii, die anhand ihrer Umrisse als Stadtwachen und vereinzelt auch als Magierinnen erkennbar waren. Ihre Silhouetten hoben sich vor dem Schein des Vollmondes gut ab und Darmal fragte sich, weshalb sie nicht von den Chaoskriegern angegriffen wurden. Dann fiel ihm auf, dass die Sterne, die von seiner Position aus hinter der Gruppe standen, leicht flimmerten. Er vermutete, dass die Zauberinnen einen Schattenzauber gewirkt hatten, der sie vor den Blicken ihrer Feinde verbarg. Darmal hatte sie nur bemerkt, da er fast hinter ihnen aus dem Wald getreten war.
Er näherte sich vorsichtig der Gruppe und trat dabei auf einen trockenen Ast. Sofort fuhren Köpfe herum und Klingen raschelten aus ihren Scheiden. Darmal hob die Arme, um seine friedlichen Absichten anzuzeigen. „Wenn Ihr ein Druchii seid, der Khaine loyal dient, dann tretet näher!“, herrschte ihn eine Stimme an und der ehemalige Hauptmann bemühte sich, dem Folge zu leisten.
Als er auf der Hügelkuppe ankam, sah er ein gigantisches Meer aus Chaoskriegern vor sich, viel mehr, als er von der Spitze seines Turms aus wahrgenommen hatte. Bevor er jedoch weiter die riesige Armee betrachten konnte, bemerkte er die musternden Blicke, die über seine zerfetzte Rüstung und die verschmutzte Haut glitten. Einer der Wachlaute trat vor. Er trug die Abzeichen eines Offiziers. „Wer seid Ihr, Druchii?“
„Mein Name ist Darmal“, begann der Kommandant, da er keinen Sinn darin sah, zu lügen. „Ich war der Hauptmann eines der Wachtürme an der Grenze zur Chaoswüste. Dieses Heer hat uns und zwei weitere Türme überrannt. Ich habe unerklärlicherweise überlebt und bin hierher gekommen, um zu tun, was mir damals nicht möglich war, nämlich meinem Volk zu helfen.“
Der Offizier lachte. „Ihr seht tatsächlich so aus, als wäret ihr tagelang durch Naggaroth gewandert. Ich hoffe, Euch ist klar, dass Euch die Todesstrafe erwartet, weil Ihr den Angriff überlebt habt. Da wir aber auch nicht mehr als Flüchtlinge sind, wird der Drachau wohl darüber hinweg sehen. Er braucht jeden Mann, der noch Beine hat und im besten Fall auch noch darauf stehen kann.“
Darmal war verwirrt. „Was meint Ihr damit?“
Nun setzte der Offizier eine verwirrt Miene auf. „Ich bin Kalrim. Bis heute war ich Offizier der Stadtwache von Ghrond. Jetzt bin ich der ranghöchste nichtadlige Überlebende der gesamten Stadt.“ Er deutete auf die mächtige schwarze Stadt und erst jetzt bemerkte Darmal die blitzenden Klingen im Tor und die aufeinanderprallenden Zauber, die von Magierinnen auf der Mauer und den Schamanen im Chaosheer ausgesandt wurden. Immer wieder verbrannten Gruppen von Soldaten, wenn die Chaoshexer einen Zauber nicht schnell genug bannen konnten, doch die Feuer hinter der Mauer sowie die großen Lücken zwischen der Mauerbesatzung zeigten auch ihre Erfolge. Er zeigte zum Tor. „Aber dort wird noch gekämpft.“
Der Offizier senkte den Kopf. „Ja, das sind die letzten Überlebenden aus Hexenkonvent und Khainetempel. Heute endlich haben sie ihre Rivalität aufgegeben, um Seite an Seite zu kämpfen. Einer der Tempelkrieger hat die Streitkräfte des Tempels angeführt, als wir schon fast überrannt waren. Er hat die Stellungen am Tor gerettet. Gleichzeitig haben zwei Gruppen der heiligen Krieger die Adligen inklusive des Drachau und sämtliche Zivilisten durch einen geheimen Tunnel geführt.“ Ein anderer Mann mischte sich ein. Er schien ein Tempelkrieger gewesen zu sein. „Ja, den Tunnel wollte Meister Eswirl selbst benutzen, um die Soldaten des Khaine in Sicherheit zu bringen und die Stadt sich selbst zu überlassen. Dieser Assassine hat ihn erschlagen, den obersten Meister erschlagen und hat uns aufgetragen, die Zivilisten zu retten und unserer Leben so einzusetzen, wie wir es gelernt haben. Er trug eine schimmernde schwarze Rüstung, welche Teil seines Körpers zu sein schien. Ich kann es mit Worten nicht beschreiben. Der Helm zeigte eine furchteinflößende Fratze und seine gesamte Erscheinung war … als hätte Khaine sich selbst unter uns begeben. Er hat uns angeführt und wir haben die Chaoskrieger zurück geschlagen.“ Ehrfurcht erklang in der Stimme des Mannes.
Darmal blickte wieder zum Tor. Plötzlich drangen klare Worte durch die Nacht. „Dies ist das Ende, Druchii. Aber wir haben Seite an Seite gekämpft, um unsere Stadt zu retten. Wir haben nicht versagt, wir haben gut gekämpft und wir werden unsere Heimat nur zu einem hohen Blutzoll preisgeben. Also kämpft! Kämpft, wie Ihr es nie zuvor getan habt. Nur noch dieses eine Mal! Kämpft!“
Er selbst spürte die Kampfeslust in sich aufsteigen. Er konnte noch etwa hundert Tempelkrieger ausmachen, die breite Schneisen des Todes ins Heer des Chaos trieben. Von den Zauberinnen, waren nur noch wenige übrig, doch diese verstärkten ihre Angriffe noch einmal. Darmal wandte sich wieder an den Offizier. „Aber warum seid Ihr dann hier und nicht dort in der Stadt?“
„Unter der Führung des jungen Assassinen haben wir fast drei Stunden lang standgehalten. Ohne ihn und die Krieger des Tempels wären wir schon vor Stunden vernichtet worden. Er hat unseren Hauptmann überredet, die Truppen der anderen Tore abzuziehen, da die Chaossoldaten dort nur zum Abfangen von Flüchtlingen gedacht schienen. Er hat dem Hauptmann sogar ein paar Zähne ausgeschlagen, weil der nicht gehorchen wollte. Dann kamen die Tempelkämpfer zurück, die den Drachau, die Adligen und die Wehrlosen in Sicherheit gebracht haben. Wir konnten kaum glauben, dass unser Aushalten wirklich einen Sinn gehabt hatte. Aber durch ihn haben wir über tausend Druchii retten können. Dann hat er uns befohlen, die Stadt ebenfalls zu verlassen. Er blieb mit dem Magierinnen und den Tempelkriegern zurück, um den Rückzug der Stadtwache und der kampfunfähigen Tempelkämpfer und Hexen zu sichern. Er wollte so viele retten wie möglich. Offenbar hofft er, dass wir zurückkehren und die Stadt neu aufbauen.“
Auch Darmal war überrascht. Er kannte kaum einen Druchii, der sein Leben so selbstlos wegwerfen würde, um die Schutzlosen und Schwachen zu retten. Aber dieser mysteriöse Assassine schien genau das zu tun. Darmal beobachtete, wie immer wieder Scharfrichter, Bräute des Khaine und überlebende Assassinen von ihren Feinden niedergemacht wurden. Doch der Preis dafür war hoch. Dicke Lücken klafften in den Reihen der Chaoskrieger und ihre Schamanen schienen erschöpft zu sein. Sie hatten es inzwischen geschafft, die letzten Hexen zu töten, doch offenbar waren sie nicht mehr in der Verfassung, in die Nahkämpfe vorm Tor einzugreifen.
Er schüttelte den Kopf, als er etwas abseits von der langsam schrumpfenden Gruppe der überelbenden Tempelkrieger noch einen weiteren Kampf entdeckte. Dort wirbelte ein schwarzer Schemen durch die feindlichen Reihen und fällte einen Chaoskrieger nach dem anderen. Keiner schien ihn aufhalten zu können. Die Bewegungen waren schnell, sicher und präzise. Die Klingen wirbelten schneller, als ein normales Auge folgen konnte und Darmal war entsetzt über eine derart tödliche Kampfkunst. Ein einzelner Elf, der eine Schneise aus Leichen durch das feindliche Heer zog.
„Ist das dort der Assassine von dem Ihr sprecht?“ Die Druchii in der Gruppe nickten. „Er ist… übernatürlich. Er ist nicht aufzuhalten. Wisst Ihr, wie er heißt?“
Auch die übrigen Beobachter wandten sich jetzt um. Der Offizier nickte. „Ich habe mit ihm gesprochen, bevor wir die Stadt verlassen haben. Ich sagte ihm, ich wolle seine Taten unvergessen machen. Er hat die gesamte Bevölkerung der Stadt gerettet und die Chaoslegionen einen höheren Blutzoll zahlen lassen, als wir alles es für möglich gehalten hätten. Also fragte ich ihn nach seinem Namen. Er sagte, er hieße Sisrall Blutklinge.“
Die Tempelkrieger blickten sich an.
„Der Sisrall. Ich hab von ihm gehört. Er war einer der am meisten verachteten Diener des Tempels. Niemand hatte eine hohe Meinung von ihm. Ist es möglich, dass Ihr Euch irrt?“
„Nein, vielleicht habt Ihr ihn zu Unrecht unterschätzt.“
„Möglich. Jedenfalls hat er sich heute Nacht unsterblich gemacht.“
„Seid ruhig und seht zu!“, herrschte eine der Magierinnen sie an. Inzwischen war keiner der Tempelkrieger mehr am Leben. Der Assassine in der schwarzen Rüstung stand auf einer freien Fläche, dem General der Chaosarmee Drrochaal gegenüber. Darmal erkannt ihn und sengender Schmerz fuhr bei dem Gedanken an ihren Kampf durch seinen Körper. Das Gespräch zwischen Sisrall und seinem Gegner kam klar und deutlich zu ihnen. Außerdem war der ehemalige Hauptmann überrascht, wie deutlich er die Kontrahenten erkennen konnte. Sisralls Rüstung schien wirklich eine Art zweiter Haut zu sein. Es war ein … erhabener Anblick. Dieser eine Krieger umgeben von Feinden und doch fest entschlossen, so viele wie möglich mit in den Tod zu nehmen.
Beide beendeten ihre Reden und stürmten gleichzeitig aufeinander zu.
Der Kampf war unvergleichlich. Die Waffen prallten schneller aufeinander, als man ihnen folgen konnte. Sisrall sprang vor, zurück, warf sich zur Seite und nach vorn, ließ sich nach hinten fallen und kam wieder auf die Beine. Der Chaosgeneral bewegte sich kaum, sondern parierte Sisralls Angriffe mit seiner Axt oder ließ sie einfach gegen die dicken Panzerplatten prallen.
„Das wird sein letzter Kampf. Dieser Mann ist nicht zu besiegen. Ich hatte selbst ein Duell mit ihm. Seine Rüstung lässt jeden Angriff abprallen und sollte man ihn verletzen, bekommt man die reine Macht des Chaos zu spüren. Mein Schwert ist einfach geschmolzen und ich wäre vor Schmerzen beinahe gestorben.“
Entsetzen zeigte sich auf den Mienen der Druchii. Inzwischen waren Sisrall und Drrochaal wieder voneinander zurückgewichen und bewegten sich langsam um den jeweils anderen herum. Beide schienen unverletzt, doch offenbar hatte der Assassine ein Schwert verloren und stattdessen Dornklingen aus Handrücken, Ellenbogen und Schienbeinen ausgefahren. Damit wirkte er wie die Inkarnation des Gemetzels selbst.
Die beiden Kontrahenten begannen wieder zu sprechen. Der Chaosgeneral hob seine Axt und rief, „Ihr könnt nicht gewinnen. Ich bin der Auserwählte der Chaosgötter. Euer Volk ist dem Untergang geweiht. Überall im Land des Frosts sammeln die Slaanesh-Kulte Anhänger. Ich besuche die Gedanken der Unzufriedenen und biete ihnen neue Möglichkeiten.“
Sisrall klang zornig, als er hervorstieß, „Ihr also seid dafür verantwortlich, dass sich fast siebzig Tempelkrieger gegen Khaine gewandt haben.“
Darmal war entsetzt und scheinbar ging es den Überlebenden aus Ghrond nicht anders. Darmal erinnerte sich an den Kultisten, den er auf der Spitze seines Turms getötet hatte.
Als Drrochaal antwortete, klang er nicht ganz so selbstsicher. „Ihr wisst davon? Nun, es verlief nicht ganz nach Plan. Sie haben uns nicht unterstützt. Aber der andere Slaanesh-Kult war sehr erfolgreich. Die haben uns das Tor geöffnet und während des Kampfes reichlich Schaden angerichtet. Leider hat keiner von ihnen überlebt. Aber sie waren ja eh nur Dunkelelfen.“
„Wir sind die Kinder des Mordes.“ Darmal hoffte, dass Sisrall dem Zorn, der in seiner Stimme mitschwang, nicht nachgeben und eine Dummheit begehen würde. „Aber ich kann dir erklären, warum die Kultisten unter den heiligen Kriegern untätig geblieben sind. Sie haben sich verraten, als sie versuchten, ein Mädchen zu vergewaltigen. Keiner der wahren heiligen Krieger würde sich derartigen Sünden hingeben. Ich habe die drei Scharfrichter erschlagen und dem Meister der Scharfrichter davon berichtet.“
„Narr.“ Die beiden Kontrahenten umkreisten einander immer noch.
„Ja, er hat mir einen Attentäter auf den Hals gehetzt und da wusste ich, dass meine schlimmsten Befürchtungen richtig waren. Im Büro des Meisters habe ich dann den versteckten Eingang gefunden und den Kult ausgelöscht.“
Drrochaal brach in ein kaltes Lachen aus. „Verkauft mich nicht für dumm. Selbst Ihr seid nicht in der Lage, achtzig Tempelkrieger zu besiegen.“
Auch Sisrall klang erheitert, als er erwiderte. „Nun, ich habe geschummelt. Es waren ja schon fast zehn tot. Die drei Männer am Vormittag, der Assassine, die Wachen vorm Büro und ein paar in einem Vorraum. Außerdem habe ich fast dreißig aus den Schatten heraus ermordet. Sie waren gerade beim Beten und da konnte ich sie dann bequem von hinten abstehen.“ Darmal fiel auf, dass Blutklinge von dem lebensgefährlichen Unterfangen sprach, als wäre es ein Ausflug gewesen. Er bewunderte ihn für diese Ruhe im Angesicht der vielen tausend Chaoskrieger, die ihn umgaben und er war beeindruckt, dass dieser junge Druchii es geschafft hatte, einen Slaanesh-Kult aufzudecken und zu zerschlagen.
Er lauschte weiter den Ausführungen. „Der Rest war dann nicht weiter schwer. Ich habe ihre eigenen Dämonen gegen sie gehetzt. So bin ich diese erbärmlichen Ketzer und die widerlichen Dämonen gleichsam losgeworden.“ Bei diesen Worten fiel Darmal der Hass in der Stimme auf. Offenbar konnte Blutklinge niemanden ausstehen, der nicht treu zu Khaine stand.
Anscheinend wollte er den Chaosgeneral noch weiter verspotten, denn beide umkreisten sich noch immer. Sein Gegner schien ihm nicht zu glauben. „Ihr lügt.“
„Schaut doch nach. Wenn Ihr die Stadt einnehmt, könnt Ihr dass doch leicht überprüfen. Das heißt, wenn Ich dann noch lebt, Ketzer!“
Mit diesen Worten griff er an und ließ Dornklingen und das verbleibende Schwert durch die Luft sausen.

Sisrall sprang nach vorn und ließ seine Waffen in schwarzen Bögen niedersausen. Doch der Chaosgeneral reagierte praktisch sofort und schwang seine runenverzierte Axt in weitem Bogen nach unten. Der Assassine war gezwungen, den Angriff mit seinem Schwert abzuwehren und warf sich anschließend sofort zur Seite, denn sein Gegner wechselte blitzschnell die Richtung und die Waffe fegte nur wenige Zentimeter an seinem Kopf vorbei.
Mit einer Rolle nach links, zu seinem Gegner hin, kam Sisrall wieder auf die Beine und hob beide Arme, um den nächsten Schlag abzuwehren, der nach seinem Kopf gezielt war. Die Axt krachte mit übermenschlicher Kraft gegen sein Schwert, das ihm fast aus der Hand geschleudert wurde, während sein Arm vibrierte und die Knochen protestierten. Sein linkes Schwert hatte er bei einer solchen Aktion bereits verloren. Seitdem vermied er Paraden, so gut es möglich war. Der Chaosgeneral hatte seine Waffe wieder zurück gezogen und schwang sie von unten nach Sisralls Knien. Der sprang nach vorn, über den schillernden Schweif hinweg, welchen die Axt hinterließ und prallte gegen die Brust seines Gegners. Beide fielen in einem Scheppern von Metall zu Boden und der junge Assassine rammte seine Dornklinge, die er als Ersatz für das Schwert benutzte, in die Brust seines Gegners. Zumindest war das sein Plan gewesen, denn die Klinge schrammte nur über die Panzerung und fügte ihr einen weiteren deutlichen Kratzer hinzu, der fast parallel zu jenem verlief, der dort bereits prangte.
Ohne weitere Zeit zu verschwenden, rollte Sisrall sich zur Seite und sprang auf die Füße. Als er herum wirbelte, sah er, wie der Chaoskrieger sich auf einen Angriff seinerseits vorbereitete. Er rammte die Füße fest auf den Boden und hielt die Axt bereit, bewegte sich aber nicht. Sisrall wollte ihm so wenig Zeit geben, wie möglich und rannte los, das Schwert wild schwingend. Er hoffte, die undisziplinierten Bewegungen, die völlig untypisch für ihn waren, würden den Blick seines Gegners auf sich ziehen. Im Lauf zog er zwei schwarze Wurfmesser mit der linken Hand aus einer Scheide an der Hüfte und warf das Erste, als er noch drei Schritte entfernt war. Tatsächlich sah der General das Geschoss nicht kommen, bis es gegen seinen Oberschenkel krachte und in der Rüstung stecken blieb. Aus Reflex blickte der Getroffene nach unten, besann sich aber sofort eines Besseren, da der angreifende Druchii nur noch zwei Schritte entfernt war. Doch gerade, als er wieder nach vorn sah, fuhr ihm das zweite Messer durch den Sehschlitz.
Sisrall achtete nicht weiter auf seine Treffer, als er sich erneut auf den Chaosgeneral stürzte, der laut brüllte, aber nicht auf ihn reagierte. So konnte der Tempelkrieger mit der Dornklinge nach dem Handgelenk schlagen, ohne auf eine Abwehrreaktion zu treffen. Gleichzeitig schoss sein Schwert nach vorn und durchstieß, gestärkt durch drei Worte der Macht, die der Assassine gemurmelt hatte, die Brustpanzerung.

Darmal konnte nichts tun und verfluchte irgendwen dafür. Er wusste, was passieren würde. Voller Respekt hatte er die Bemühungen des jungen Helden beobachtet und gesehen, wie dessen Wurfmesser im Auge des Chaoskriegers verbrannt war. Hätte Blutklinge, wie er genannt wurde, das bemerkt… ja, was hätte es geändert? Das Brüllen des Chaosdieners hallte durch die stille Nachtluft und kündete von Schmerz. Offenbar hatte der Assassine es geschafft, das Auge zu treffen.
Aber als Darmal beobachtete, wie Blutklinge vorstürzte und sein Schwert durch die Rüstung rammte, hoffte er halb, die Panzerung würde halten. Doch er wurde enttäuscht und sah seine Befürchtungen wahr werden.
Als die Waffe durch das Metall drang, glühte sie rot auf und begann, zu schmelzen. Ebenfalls rote Blitze zuckten mit scheinbar bösem Willen an dem Schwert entlang und umfingen auch dessen Besitzer. Als sich die Entladungen der reinen Chaosenergie um seine Arme und dann weiter um den gesamten Körper schlängelten, brach Blutklinge zusammen und Darmal wusste, dass der Held besiegt worden war. Doch er zwang sich, zuzusehen, bis er wirklich tot war.
Wie Darmal vor fast einem Mond schrie nun auch der junge Tempelassassine, als die übernatürliche Macht durch seinen Körper strömte und diesen verzehrte. Er wand sich in Pein, während sein Gegner langsam ruhiger wurde. Offenbar verdrängte er die Verletzungen, die ihm zugefügt worden waren.
Inzwischen war das Schwert vollständig vernichtet, aber die Blitze, welche die schwarze Rüstung umfingen, peinigten Blutklinge noch immer. Doch etwas war seltsam an seinen Schreien. Sein Leid schien nicht nachzulassen, aber es gab kurze Pausen, in denen die Schreie zu einen Keuchen verkümmerten, bevor der Druchii wieder anfing, seinen Schmerz hinaus zu schreien. Es war, als hielte man Wasser für kurze Zeit gefangen, bis es sich sammelte und dann die Barriere sprengte.
Als die Schreie immer kürzer wurden und immer öfter ins Keuchen übergingen, glaubte Darmal schon, das Leben von Blutklingen sei nun endgültig zu Ende. Das mitleidige Gemurmel der Druchii in seiner Nähe bestärkte ihn in seinem Glauben.
Doch das Gemurmel wurde innerhalb eines Augenblickes zu überraschten Keuchen und verblüfften, halb unterdrücken Aufschreien. Denn, noch immer keuchend und ab und an leiderfüllt knurrend, kam die schwarze Gestalt des Assassinen wieder auf die Beine. Der Chaosgeneral wich völlig irritiert zurück und selbst auf die Entfernung hatte der ehemalige Hauptmann der Eindruck, er würde entsetzt das verbleibende Auge aufreißen.
Und mit neuer Zuversicht beobachtete er weiter das Duell, während er sich verzweifelt wünschte, ebenfalls etwas tun zu können.

Sisrall biss die Zähne zusammen, dass es schmerzte, doch die neuen Leiden trieben die Pein, die seinen Körper erfasst hatte, zurück. Allmählich klärte sich sein Verstand und er war seinen Meistern beinahe dankbar für all die Qualen, die ihm im Laufe seines Lebens zugefügt worden waren, nicht zuletzt bei der Verschmelzung der Rüstung mit seinem Fleisch. All der Schmerz hatte ihn heute gehindert, das Bewusstsein zu verlieren und gab ihm somit die Möglichkeit, das Duell fortzusetzen.
Da sein Schwert vernichtet war, ließ er auch die zweite Dornklinge aus ihrer Scheide schnellen und blickte seinen Gegner an. Der zog sich gerade wutschnaubend das Wurfmesser aus dem Schenkel und warf es zu Boden, bevor er seine Axt hob und den Druchii ansah.
Dem fiel auf, dass der linke Sehschlitz dunkel war, während hinter dem rechten das rote Leuchten wie die Feuer von Zorn und Hass brannte.
Er bezweifelte, dass er dem mächtigen Chaosgünstling einen dauerhaften Schaden zugefügt hatte. Die Schmerzen, die ihm die Berührung der Chaosenergie im Körper seines Gegners eingetragen hatte, belehrten ihn eines Besseren.
Da sich seine Beine inzwischen wieder tauglich anfühlten und er dem Chaosgeneral keine Zeit der Erholung gönnen wollte, hob er beide Arme, die Dornklingen zum Zustechen bereit, und überbrückte die wenigen Meter zu seinem Gegner innerhalb weniger Herzschläge. Doch der war bereit und ließ seine Axt in schillerndem Bogen niederfahren, sodass der Angreifer sich zur Seite werfen musste. Doch Sisrall hatte sich nicht zu Boden fallen lassen, sondern stand noch immer auf beiden Beinen. Er drehte sich um die eigene Achse, während ihn sein Schwung halb um den Chaosanbeter herum trug. Dort ließ er die Dornklingen vorschnellen, die aber gegen die Axt krachten und abgelenkt wurden. Nach einem schnellen Tritt gegen das gepanzerte Knie sprang der Druchii zurück und entging so einem horizontalen Hieb, der auf seine hüfte gezielt hatte.
Als sein Gegner nachsetzte, ließ der Assassine beide Klingen niederfahren. Die Linke krachte gegen die Axt und hinderte sie, die Schulter des Druchii zu zerschmettern. Die Rechte durchdrang die Deckung und zischte dicht am Hals des Chaosgenerals vorbei, der seinen Oberkörper aber zurück lehnte und somit dem Treffer entging. Wieder fuhr die Runenaxt nieder und traf den Tempelkrieger am Oberarm, wo sie die Rüstung sprengte und, vom Metall gebremst, einen schmalen Kratzer hinterließ. Im Gegenzug konnten die Dornklingen nicht pariert werden, die Handgelenk und Schulter trafen. Der General grunzte kurz, aber seine Rüstung hielt stand. Als er seine Axt zurück zog, trat Sisrall ihm erneut mit aller Kraft gegen das Knie und brachte ihn damit ins Straucheln. Sofort warf sich der Druchii nach vorn und brachte ihn endgültig zu Fall. Doch noch bevor er den Boden berührte, schnellte die Axt des Chaosanbeters hoch und traf Sisrall, der über den Umgeworfenen hinweg flog, kraftvoll in die Hüfte. Diesmal war die Wunde tiefer und dunkles Blut floss über das zerborstene Metall der schwarzen Rüstung.
Von dem Treffer abgelenkt, knallt der Assassine ziemlich unsanft auf den Boden und kam, lange nicht so agil wie zu Anfang des Kampfes, wieder auf die Beine. Als er den Blick hob, weiteten sich seine Augen, da sein Gegner nur noch einen Schritt entfernt war und die Axt zum Schlag über den Kopf hielt. Bevor der Druchii die Arme zur Abwehr heben konnte, sauste die runenverzierte Waffe auf seinen Kopf zu. Reflexartig warf er sich nach hinten, wobei seine Hände nach vorn griffen, um den Schlag abzuhalten. Das leuchtende Blatt der Axt zischte nur um Haaresbreite vor der gepanzerten Brust des Druchii vorbei, während dessen Finger plötzlich die Schneiden fühlten. Hoffend, dass seine Rüstung halten würde, tat Sisrall das, was ihm seine Instinkte diktierten. Er packte mit aller Kraft zu, umfasste mit einer Hand die Unterseite des Axtkopfes, während die andere sich noch immer um die Schneide schloss. Dann zog er. Von seinem Schwung nach hinten unterstütz, zog er seinen Gegner, der zwar nicht losließ, aber trotzdem völlig überrumpelt war, mit sich.
Zu spät bemerkte Sisrall seinen Fehler. Als er rücklings auf den Boden aufschlug, drückte er die Axt mit aller Kraft zur Seite, sodass das glühende Blatt nur wenige Zentimeter neben seinem Kopf in den Boden fuhr. Der Chaosgeneral stürzte hinter seiner Waffe her und fiel direkt auf den Stiel, den er immer noch umklammerte. Der Metallstab bohrte sich durch die Panzerung seines Bauchs und sein eigenes Gewicht drückte ihn auf die Stange. Die Axt aber konnte zwar das Gewicht aushalten, ohne zu brechen, stand jedoch nicht sicher und fiel um, wodurch der Chaosdiener auf Sisrall landete. Der Aufprall presste ihm die Luft aus der Lunge und er bemühte sich, freizukommen. Da sich auch sein Gegner keuchend und fluchend wieder aufrichtete, rollte er sich rasch zur Seite und mühte sich auf die Beine.
Dabei wurde ihm bewusst, wie erschöpft er war. Mit einem Schreck fiel ihm ein, dass er vor weniger als vierundzwanzig Stunden gegen die drei Scharfrichter gekämpft hatte. Erst gestern, vor weniger als sechs Stunden, hatte er den Slaanesh-Kult zerschlagen und dann die Belagerung geführt. Inzwischen war noch nicht einmal die Sonne des nächsten Tages aufgegangen. Das ist fast zu viel für eine Nacht. Aber noch ist es nicht vorbei!
Er blickte zu seinem Gegner und stellte verblüfft fest, dass dieser wieder zu Boden gesunken war, den Axtstiel tief im Bauch. Er atmete keuchend und spuckte Blut. Das Gras um die Bauchwunde herum war selbst im Fackellicht der umstehenden Chaoskrieger deutlich zu erkennen.
Diese wollten sich schon in Bewegung setzt, doch ein kurzer Laut ihres Generals ließ sie innehalten. Er stützte sich schwer auf seine Ellenbogen, kam jedoch langsam wieder in die Höhe. Mit zwei Schritten war Sisrall heran und riss ihm die Axt aus dem Körper. Mit einer Welle frischen Blutes aus der Wunde und einem Kreischen gaben dessen Muskeln nach und er sank wieder zu Boden. Der Assassine hob die Axt mit beiden Händen und ließ sie niedersausen. Das ist dein Ende, verfluchter Ketzer!

Darmal hatte immer geglaubt, echte Helden gebe es nur in Geschichten, während er und seine Männer für die Verteidigung der Nordgrenze Naggaroth niemals irgendwelchen Ruhm ernten würden. Doch als er beobachtet hatte, wie Blutklinge den Schmerz überwunden, seinen Gegner erneut bekämpft und in dann in den Stiel seiner eigenen Waffe getrieben hatte, erwachte echte Bewunderung in ihm. Er selbst war der Pein, welche die Berührung der Chaosenergie nach sich zog, erlegen.
Nun beobachtete er mit den Überlebenden von Ghrond, wie die Kontrahenten sich bemühten, auf die Beine zu kommen, wie die Chaoskrieger den jungen Assassinen angreifen wollten, wie Blutklinge den General zu Boden sandte, indem er ihm die Axt wieder aus dem Körper riss.
Doch obwohl der Druchii die Waffe nun zum letzten Schlag hob, regte sich nur geringe Zuversicht bei den Zuschauern. Sie hatten sich fast daran gewöhnt, den Kampf ewig weiterzuverfolgen, ein ewiger Tanz zwischen den beiden. Aber die Axt ist nicht vernichtet worden, als sie die Rüstung durchschlagen hat. Vielleicht hat Blutklinge wirklich die Möglichkeit, Drrochaal zu töten.
Ganz langsam, fast in Zeitlupe, sah Darmal die Runenaxt niederfahren, öffnete den Mund, um zu protestieren, Blutklinge zu warnen, irgendetwas zu tun, was natürlich sinnlos war, als der Chaosgeneral die Hand hob und sich ein schimmerndes Feld über seinen Körper spannte. Gelähmt vor Entsetzten konnten die Druchii nichts Anderes tun, als zuzusehen, wie die Axt auf die magische Barriere traf, die sich sofort in einem blendenden Lichtblitz entlud, der über die Waffe, den Arm entlang, den gesamten Körper Blutklinges einhüllte und ihn davon schleuderte.

Alles verschwamm. Die Sterne wirbelten und flackerten, bis er dachte, er müsse sich übergeben. Auch sein Kopf schien sich zu drehen. Er konnte den Bildern keine Ordnung aufzwingen. Die Axt…der blendende Blitz…der kurze Schmerz…und dann… jetzt. Was war jetzt? Er spürte nichts. Wenn ich nichts spüre, heißt das, dass ich nichts berühre. Also bin ich nicht auf dem Boden.
Dann knallte er auf die Erde, wodurch sein ganzer Körper wie Feuer aufloderte. Er war nicht mehr stark genug, die Pein zurück zu drängen, seine Gedanken zu klären. Sein Gesichtsfeld wurde schwarz und engte sich immer weiter ein. Er konnte die Sterne sehen. Und den Mond. Seine volle runde Scheibe sandte ihr Silberlicht auf ihn hinab, das ihm Ruhe gab und sein wild schlagendes Herz verlangsamte.
Der Tod hatte für ihn keinen Schrecken, schon gar nicht heute. Es gab niemanden, von dem er sich hätte verabschieden wollen, niemanden, der um ihn trauern würde. Er wünschte, jene, die sich immer über ihn gestellt hatten, würden noch leben und von seinen Taten erfahren. Der Offizier sagte, er wolle mich unsterblich machen. Vielleicht muss ich erst sterben, um meine Taten wirklich unvergessen zu machen.
Ein Bild blitzte in seinen Gedanken auf. Es war das Letzte gewesen, was er gesehen hatte, bevor er davon geschleudert worden war. Als die Entladung des Blitzes verblasst war, hatte er beobachtet, wie das rote Leuchten hinter den Sehschlitzen seines Gegners erlosch.
„Bitte Khaine…“, keuchte er, wobei Blut in seinen Helm sickerte, „lass … ihn … verreckt … sein und …“, seine Augen fielen zu und noch mehr Blut strömte ihm über die Lippen, sodass er husten musste, damit es ihm nicht in den Hals lief. „… und … foltere … seine Seele. … Dieser … Ketzer darf … nicht … überleben!“ Mehr konnte er nicht sagen, denn sein Mund füllte sich mehr und mehr mit Blut, seine Muskeln schmerzten, während seine Gliedmaßen taub wurden.
Er keuchte noch ein letztes Mal, dann sank Sisrall Blutklinge auf die blutgetränkte Erde und rührte sich nicht mehr.
 
Ok, ich hätte noch schrieben können, dass der ein spitzes Ende hat. Danke für die anmerkung. ich werds mal einbauen. Ansonsten: ich stelle mir vor, dass der ziemlich breit gebaut und mit seiner Panzerung dementsprechend schwer ist.

Ich fand den Kampf auch ziemlich toll. Sonst hätte ich auch nicht die Motivation gehabt, sieben Seiten zu schreiben.
Wie fandet ihr den Wechsel zwischen Darmal und Sisrall? Ich dachte, es wäre wohl ne gute Idee, gleichzeitig das Duell und das Treffen von Darmal und den Überlebenden zu schildern. und vielleicht auch Gedankengänge zum Duell einzubauen, die nicht von Sisrall stammen.

Also es geht frühestens Mittwoch weiter.
 
erschlägt der Held den Schurken

ich will jetzt nicht zu viel vorweg nehmen, aber freu dich mal nicht zu früh. Die Story ist noch lange nicht zu ende. aber ich werde den nächsten Teil heute reinstellen. Obwohl eine Pause auch nicht schlecht wäre. Ich komm mit dem Schreiben nicht mehr hinterher, auch weil ich jetzt noch an der Story für den Wettbewerb arbeite. Also: nachher gehts weiter, obwohl die besten Teile vorerst vorbei sind. Naja, kann ja nicht immer spannend sein.
 
So, habe mich jetzt endlich durch gekämpft und kann nur sagen: weiter so 🙂

Dein Stil wird immer besser, du verwendest mehr abstrakte Worte, mehr Metaphern. Ich verzichte jetzt auf die übliche Fehlerauflistung, da sie einerseits eh albern und nicht wirklich produktiv finde und da es bei sovielen Teilen doch sehr sehr sehr lang geworden wäre. Daher kommt jetzt nur ein allgemeines Feedback und ich werde mich bemühen, bei den neuen Teilen wieder ein bisschen ausführlicher zu werden.
Dein Stil wird wie schon erwähnt immer besser. Er unterscheidet sich nun so sehr von Selocis, dass ich die Geschichten gerne freiwillig lese, wo ich mich bei Selocis ehrlich gesagt immer noch sehr zu zwingen musste. 😉
Da du die Dunkelelfen sehr plötzlich sehr viel böser gemacht hast, hat man kurz einen merkwürdigen Knick in den Charakteren (vorallem bei der Magierin). Allerdings finde ich es gut, dass Feeling wird dadurch besser... sind ja allmählich richtige Bastarde. 😉
Teilweise könntest du allerdings schöner beschreiben (jaja, ich weiss, ich mach das auch nicht^^) und deine Kampfszenen haben sich zwar deutlich verbessert, so dass sie eigentlich nicht mehr hektisch wirken, aber es geht keine Spannung von ihnen aus. Ich weiss nicht warum, vielleicht weil sie alle viel zu leicht wirken... da fliegen sehr schnell Glieder und Köpfe, dass habe ich schonmal kritisiert, wie du dich vllt erinnerst... aber wie gesagt, es gibt bestimmt Leute die es so mögen, auch wenn es weniger mein Fall ist.
Momentan bin ich von der Story ein wenig verwirrt und habe ehrlich gesagt den Durchblick verloren, weil ich die einzelnen Stränge sich noch nicht verknüpfen.
Ich freu mich aufjedenfall auf Klarheit schaffende Fortsetzungen.
Immer weiter, immer besser!^^

Bertram/ Yinx
 
Na huch

freut mich, dass du es endlich geschafft hast. Komisch. Ich hatte mir bei den Kampfszenen doch ganz viel Mühe gegeben. Bei der Belagerung ging es einfach nicht detaillierter, weil das sonst viel zu lang geworden wär.
das mit dem Knick bei der Magierin liegt daran, dass ich die Teile mit ihr nochmal umgeschrieben hab, nachdem ihr ihr erstes Kapitel so kritisiert habt.

was meinst du mit "schöner Beschreiben"? Wenn du ein paar Lächeln haben willst, dann warte einfach. Obwohl es dann wohl wieder heißt, die wären alle zu nett. Aber egal.

Die einzelnen Stränge verknüpfen sich noch nicht, da hast du Recht. bisher ist es nur so, dass das Chaosheer, das am Anfang den Wachtturm überrannt hat, jetzt Ghrond niedergebrannt hat. und dass Darmal auf die Überlebenden getroffen ist.

Soll ich vllt eine Personenliste machen?

aber es freut mich, dass es dir so gefällt, obwohl ich es dir mit den Kämpfen wohl überhaupt nicht Recht machen kann, oder wie? Na du wirst dich damit abfinden müssen, dass ich nunmal so schreibe. und auch ein wenig Nettigkeit kommt noch.