WHFB Erwählte des Khaine - PDF komplett online

So es geht weiter. Also dies ist mal wieder ein Kapitel, wie sie leider auch mal vorkommen müssen. Es wird dem Leser ein bisschen was erklärt, was entweder zum Verständnis beiträgt, oder später wichtig ist, aber so richtig passiert nichts.
Aber entscheidet selbst, ob es gut ist oder nicht:

Vor dem Kampf

Alter der absoluten Dunkelheit, westliches Naggaroth
2567 IC, 7.abnehmender Mond

Sisrall hörte leise, sichere Schritte, die sich dem Zelt näherten, dann wurde der Eingang zurück geschlagen und Viverla’atar trat, wie immer lächelnd, ein. In den Händen hielt sie ein dickes Bündel, das sie nun zu Boden fallen ließ. „Ich habe uns ein wenig Ausrüstung besorgt.“, erläuterte sie auch Sisralls fragenden Blick. „Oder wollt Ihr uns bloß Befehle geben?“
Während sie gemeinsam den Inhalt des Bündels inspizierten, antwortete der Druchii. „Nein, eigentlich wollte ich schon gern mal wieder testen, ob ich nach meinen Fast-Tod immer noch in der Lage bin zu kämpfen. Obwohl es mir lieber wäre, wenn wir gegen das Chaos kämpfen würden, statt hier andere Druchii zu vernichten. Aber es ist eine gute Gelegenheit, Khaine mit ein paar Schädeln für meine Rettung zu danken.“
Aus dem Bündel waren mehrere Waffen und ein paar kleinere Bündel aufgetaucht. Schnell hatten sie sich geeinigt, wer welche Waffe bekommen sollte. Sisrall steckte sich zehn leichte Wurfmesser in die Armschienen und schnallte sich noch ein paar schwere um die Hüfte. Seine neuen Schwerter waren aus schwarzem Silberstahl und gut ausbalanciert, lang und elegant. Er vermutete, dass der Stamm sie gekauft hatte, da er bezweifelte, dass die Bergbewohner in der Lage waren, solche Waffen anzufertigen.
Außerdem bekam er noch vier lange Dolche, die er sich um die Oberschenkel schnallte. Sie waren lang genug, um im Kampf eingesetzt zu werden und gleichzeitig so leicht, dass er sie notfalls auch werfen konnte. Mit den Waffen beladen, fühlte er sich wesentlich besser.
Viverla’atar hatte sich derweil nur ein Schwert umgegürtet und eine Armbrust auf den Rücken gehängt. Sie musterte ihn von oben bis unten und kicherte dann. „Ihr seht wahrlich kriegerisch aus, Blutklinge! Aber kommt, ich habe noch ein paar andere nützliche Dinge besorgt.“ Sie gab ihm einen weiten Umhang, der pechschwarz war. Dunkelrote Linien bildeten verschnörkelte Muster ohne Bedeutung, doch sie erinnerten ihn unwillkürlich an Blut. Der Assassine grinste und band ihn sich um den Hals. Der Umhang reichte bis zum Boden und war weit genug, um ihn sich vollständig um den Körper zu schlingen. Er verfügte auch eine über eine Kapuze, die weit genug war, um sie sogar noch über seinen Helm zu ziehen, den er vor über einer Stunde neben dem Bett hatte liegen lassen. Sisrall beschloss, seine übrigen Kleider unter dem Umhang auszuziehen.
Als er sich den Umhang erneut umband, fiel ihm auf, dass Viverla’atar ihn neugierig musterte. Sie trug nun einen dicken Lederkhaitan, der eng an ihrer Haut lag. Bevor ihm bewusst wurde, was er tat, hatte Sisrall ihren Körper einer genauen Musterung unterzogen. Die junge Frau schien sich nicht an seinen Blicken zu stören.
Als sie nun beide fertig waren, sprach Viverla’atar. „Wir haben noch einige Minuten Zeit, bevor die Stammeskrieger zum Aufbruch blasen. Wenn Ihr noch Fragen an mich habt, so ist nun der beste Augenblick gekommen.“
Sie blickte ihn erwartungsvoll an und der Assassine überlegte, womit er beginnen sollte.
„Wer sind diese drei Kerle, die so finster dreingeblickt haben, als wir ins Zelt Eures Vaters gekommen sind?“
Ihr Lächeln erstarb. Kurz zeigte sich etwas wie schlechtes Gewissen in ihren Augen. „Der Mann an der Wand war… Grumir. Er… wurde von meinem Vater ausgewählt, mein Mann zu sein.“ Sie sprach nun schnell, als wolle sie das rasch hinter sich bringen. „Er ist der beste Krieger unseres Stammes und ein ruhmreicher Mann. Jede Frau sollte es als Ehre betrachten, ihn zu bekommen. Doch er ist ein grimmiger Kerl und rücksichtslos. Ich meide ihn so gut ich kann, doch wenn wir erst verbunden sind, muss ich ihm gehorchen. Die beiden anderen sind meine Brüder. Sie unterstützen Grumir, weil sie wollen, dass er die Nachfolge von Tar’atris antritt.“ Sisrall runzelte die Stirn. Also waren sie wütend, weil Viverla’atar an meiner Seite ins Zelt gekommen ist. Und wohl auch, weil sie während der Heilung so viel Zeit in meiner Nähe verbracht hat. Doch was bedeuten ihre letzten Worte?
„Wie meint Ihr das mit der Nachfolge?“
„Bei uns ist es Tradition, dass der älteste männliche Nachfahre des Häuptlings dessen Platz einnimmt. Das schließt die Partner der Töchter mit ein. Der Partner meiner Schwester hat zurzeit das Anrecht auf die Nachfolge, da er älter ist als meine Brüder. Die beiden aber verachten ihn, weil sie seine… Art für schwach empfinden. Wenn ich Grumir heirate, dann ist er der Älteste. Meine Brüder haben sich bereits damit abgefunden, die Nachfolge nicht selbst antreten zu können. Aber sie würden Grumir lieber auf dem Thron meines Vaters sehen als den Partner meiner Schwester.“
Wenn man das Thron nennen kann. Selbst Eswirl hatte mehr Macht, als dieser komische Häuptling, dachte Sisrall, sprach den Gedanken aber nicht aus.
Er wechselte das Thema. „Erzählt mir vom Altar, den Euer Stamm bewacht.“
Sie überlegte einen Moment. „Es heißt, der Altar der absoluten Dunkelheit wurde von Khaine selbst auf diesen Berg gestellt. In wie weit das stimmt, weiß niemand, doch er stand hier schon, bevor die Druchii nach Naggaroth kamen. Wir verwenden ihn, um bedeutende Opfer an Khaine zu bringen. Nach einer erfolgreichen Jagt-Saison kommen die Hochgeborenen oft in Dutzenden, um Khaine, als Dank für die reiche Beute, zu opfern. Dabei ist es das alleinige Recht des Stammeshäuptlings, die Zeremonie durchzuführen. Es heißt, wer dort geopfert wird, dessen Seele geht für immer in der Äußersten Finsternis verloren.“
Sisrall schauderte es bei dem Gedanken. Ich habe die Dunkelheit gesehen. Ich stand am Abgrund und ich weiß, wie es ist, das Reich der Finsternis.
Nun hatte Viverla’atar offenbar eine Frage. „Wie kamt Ihr zu dem Namen Blutklinge? Ich bin sicher, Ihr wurdet nicht so benannt, als ihr geboren wurdet.“
Sisrall lächelte. „Nein, mein eigentlicher Name ist Sisrall. Während der Schlacht um Ghrond sagte mir ein junger Offizier, er wolle meine Taten unvergessen machen. Er fragte mich nach meinem Namen und ich antwortete ihm, ich sei Sisrall Blutklinge. Ich hielt es für passend, mit einem Titel unsterblich zu werden, statt eines bloßen Namens.“
Viverla’atar lächelte und nickte. Ohne die Frage des Assassinen abzuwarten, antwortete sie. „Ich verstehe. Bei uns gelten andere Regeln. Mein eigentlicher Name ist Viverla. Das atar bedeutet, dass ich ein Nachfahre des Tar bin. Versteht Ihr?“
Natürlich verstand er, hielt sie ihn für blöd?
„Ja. Das ist eine interessante Namensgebung, doch beantwortet mir noch eine Frage. Wie habt Ihr die Rüstung geflickt?“ Die beschädigten Stellen waren ohne einen Kratzer verschwunden, obwohl das Metall an mehreren Stellen durchtrennt gewesen war.
Wieder lächelte die junge Frau. „Das waren wir nicht. Ich habe Euch geheilt und Euch einen Teil meiner Kraft gegeben. Doch zusammen mit Eurem Körper ist auch die Rüstung … geheilt. Die durchschlagenen Stellen wuchsen wieder zusammen und die Kratzer und Beulen haben sich von selbst beseitigt. Die Magie in dieser Rüstung muss wahrlich gewaltig sein.“
„Ja, das ist sie“, murmelte Sisrall, der die neue Information noch verarbeitete. Eswirl hat mir tatsächlich ein Geschenk gemacht, das eines Königs würdig wäre. Aber aus welchem Grund war ich ihm soviel wert? Er muss mehr in mir gesehen haben als lediglich einen begabten Tempelkrieger.
Während er noch dastand und nachdachte, ertönten plötzlich Hörner. Viverla’atar packte ihn an der Hand und zog ihn ins Freie. Er schnappte sich den Helm und folgte ihr dann. Dabei stellte er fest, dass ihre kleine Hand erstaunlich warm war. Ihm war gar nicht bewusst geworden, dass er durch den Panzerhandschuh Temperaturen spüren konnte.
Doch sie ließ ihn schnell wieder los und sie stellten sich zwischen die wartenden Krieger. Es waren offenbar sechzig Schwertkämpfer, die leichte Kettenhemden und vereinzelt auch Teile von Plattenrüstungen trugen. Dazu kamen vierzig Jäger, die Leder anhatten, die Gesichter unter Kapuzenmänteln verbargen und sich ihre Repetierarmbrüste auf den Rücken gebunden hatten. Dazu trugen sie alle Kurzschwerter.
Vor der Menge stand Tar’atris und hob die Arme, sodass Ruhe einkehrte. „Meine Krieger. Heute ist der Tag gekommen, da wir unsere Feinde endlich zerschlagen. Über Generationen hinweg haben wir uns immer wieder Gefechte geliefert und mussten immer wieder feststellen, dass wir einander nicht übertrumpfen konnten. Heute wird es anders sein. Blutklinge, der Held von Ghrond wird Euch führen.“
Vereinzelter Jubel ertönte, doch die Meisten blieben still. Die werden mich noch kennen lernen. Der Häuptling sprach noch einige, wie er meinte, anspornende Worte zu seinen Kriegern, doch Sisrall hörte schon gar nicht mehr hin. Ihm war aufgefallen, dass Grumir ihn finster anblickte, eine stumme Todesdrohung in den Augen.
Dann ging es los. Die Jäger liefen voran und die Krieger folgten ihnen. Die erste Strecke legten sie im Laufschritt zurück. Später im Tal würden sie noch langsam genug vorankommen. Sie erreichten den Abhang und folgten den Windungen einer Rampe, die sich an die Felswand schmiegte. Über die Schräge erreichten sie schnell eine weitere, tiefer gelegene Ebene, in der ebenfalls Zelte standen und Feuer brannten. Sisrall staunte über dieses Lager. Offenbar war der Stamm größer, als er angenommen hatte. Durch die Staffelung in mehrere Ebenen, die immer nur einigen Dutzend Druchii Platz boten, ließ sich das Lager außerdem sehr leicht verteidigen.
„Ihr solltet die Krieger führen!“
Sisrall wandte den Kopf zur Seite und bemerkte Viverla’atar, die neben ihm lief und ihm zu zwinkerte. Der Assassine begriff. Er hatte die Führung dieser Krieger erhalten und sein Platz war dementsprechend an der Spitze.
Er konzentrierte sich auf die Kraft, die ihm die Rüstung verlieh und beschleunigte seine Schritte. Es war schwierig, sich an die Spitze zu arbeiten, da die Rampe schmal und die Reihen der Laufenden dicht waren. Doch hatte er nicht jahrelang trainiert, sich durch enge Durchgänge zu schlängeln?
Er gelangte nach wenigen Minuten vor den Zug der Krieger und folgte den Windungen der Rampen und Ebenen. Überall hielten die Druchii bei ihrer Arbeit inne und starrten den seltsamen Kriegszug an. Sisrall trug inzwischen seinen Helm, was ihm mit dem schwarzen Umhang, der seine Rüstung verbarg, ein furchtbares Aussehen verlieh.
Doch der Blick des Assassinen galt dem Tal, das sich unter ihm ausbreitete. Es war ein riesiger Kreis, eingefasst von schneebedeckten, schroffen Bergen, in dem sich ein grünes Wipfelmeer ausbreitete. Er sah hohe Tannen und Bluteichen durch das Blätterdach der niedrigeren Bäume stechen. Dort in der Mitte wurde die Ebene von einem breiten, glitzernden Fluss geteilt, dessen Ausläufer offenbar in alle Richtungen abzweigten und untern den Bäumen verschwanden. Im Wasser lagen große Steinbrocken, die ihm anzeigten, dass einige Stellen offenbar flach waren. Er ließ den Blick zur anderen Seite schweifen und sah dort einen kleinen See in der hoch stehenden Sonne schimmern.
Die Jäger und Krieger des Stammes legten ein schnelles Tempo vor und schon nach weniger als einer halben Stunde hatten sie die letzte Rampe erreicht und liefen ein kurzes Stück über eine freie Wiese, auf der die Nutztiere des Stammes grasten und auseinander stoben, als der Trupp an ihnen vorüber lief.
[FONT=&quot] Dann hatten sie den Saum des dichten Waldes erreicht und die Jäger verschwanden im Unterholz. Auch Sisrall bemühte sich, möglichst lautlos über die Blätterschicht am Boden zu huschen. [/FONT]
 
ganz ehrlich... du bist mir zu schnell...^^ ich komm nicht hinterher.

Erstmal zum Zauberduell:

Ganz nett beschrieben, schöne Ideen bei, halte es allerdings in WHF Verhältnissen für übertrieben. In einer ganzen Schlacht benutzt ein Zauberer im Schnitt nur 4-8 Zauber und die knallen sich in zwanzig Sekunden dutzende Feuerbälle um die Ohren. Die Blutmagie sehe ich als literarische freiheit an, die vom Fluff abweicht, allerdings finde ich, hättest du besser darstellen können, dass ein Ork Waaaghmagie benutzt.

In Anbetracht der Tatsache, dass der Lindwurm ein Drache ist (wenn auch eine etwas schwächere Ausführung), und somit ein magisches Geschöpf, finde ich plättet Yetail in recht einfach. Man liest doch immer wieder, dass die tollen, mächtigen Magier Tage und Nächte mit Drachen kämpfen.^^

Naja, ansonsten ganz cool - finde sehr lustig dass du im nachhinein noch an den Wolf gedacht hast, der dann nach den magischen Sternen schnappt.
 
Naja, das mit dem Duell. Ich fand das halt besser. Sieh es mal so: in einer Schlacht werden ja auch Zauber benutzt, die Auswirkungen auf ganze Truppenverbände haben. Hier stehen sich ja nur zwei Gegner gegenüber. und so viele Zauber haben sie nun auch wieder nicht eingesetzt.

finde ich plättet Yetail in recht einfach. Man liest doch immer wieder, dass die tollen, mächtigen Magier Tage und Nächte mit Drachen kämpfen.^^

Richtig. Aber bedenke. Sie plättet ihn ja nicht. Sie macht ihn mit einem Trick flugunfähig. Ok, als sie ihn gezwungen hat, den Schwanz ruhig zu halten, war das vielleicht schon übertrieben, aber dafür ja auch nur von kurzer Dauer.

Ansonsten schön, dass du auch immer noch liest. Ich werde es ein wenig langsamer machen, da filx ja auch nicht da ist. und morgen und übermorgen mach ich dann ne LAN-Party, kann also auch nicht schreiben. Das heiß, es gibt heute noch einen Teil und dann ist erst mal Pause. Wenn die Ferien vorbei sind, wirds eh langsamer.
 
Auch wenn es möglicherweise zu schnell ist: es gab gestern keinen Tiel und es wird morgen und übermorgen keinen geben. Deshalb hier der nächste. Mir persönlich gefällt er ganz gut und es kommt auch Yetail wieder vor.

Nach der Schlacht

Das Trügerische Meer, Naggaroth
2567 IC, 8.zunehmedner Mond

Meterhoch peitschte der Sturm die stahlgrauen Wellen auf, ließ sie gegen die fernen Klippen donnern und verwandelte das Trügerische Meer im Herzen von Naggaroth in eine Landschaft aus hohen Brechern und tiefen Wellentälern. Die Wassermassen krachten gegen das schwarze Holz der eleganten Rümpfe, die furchtlos durch die Wellen schnitten. Es waren sieben schnelle, schwarze Schiffe, die der Gefahr trotzten und mit der Präzision eines Wolfrudels auf dem Sturm ritten. Ihre Segel, pechschwarz wie die Tiefen der See, waren bis zum Reißen geballt und trieben die Flotte mit ungeheurer Schnelligkeit voran. Am Bug der Schiffe saßen grässliche Kreaturen, von Liebhabern des Grotesken in mühevoller Arbeit aus dem harten Holz der Schattenfichten geschnitzt. Ansonsten zeigten die schlanken Schiffe keinerlei Erkennungsmerkmal. Ihre Segel zeigten weder Wappen noch Emblem. Ihre Flanken waren ungeschmückt und auf ihren hohen Masten wehten keine Wimpel. Dennoch würde sie jeder als die Khainler, Druchii-Piraten von Naggaroth, erkennen. Schon etliche Hochgeborene, die von ihren Plünderfahrten heimkehrten, geschwächt, aber mit Laderäumen voller Beute in Sklaven und Gold, waren ihnen zum Opfer gefallen. Sie tauchten auf, wann immer sie wollten und stets begleitete sie der kalte Sturm des Frosts.
Die Wellen krachten gegen die Schiffe, brachen über den Decks zusammen und ließen die Gefährte schwanken, dass sie beinahe umkippten. Doch noch nie hatte das Meer ihnen schaden können. Die Planken hielten den Brechern mühelos stand, die Piraten an Deck reagierten gelassen auf die Wassermassen, die über ihnen zusammen brachen und die Schiffe weigerten sich, zu kentern oder gar auseinander zu brechen. Während das eisige Wasser, das die Sommersonne im Land des Frosts kaum zu erwärmen vermochte, über das Deck schwappte, gingen die Seeleute ihren Arbeiten mit einer Ruhe und Präzision nach, die von Erfahrung und einem Leben auf See sprachen. Sie kletterten in den Wandten umher, spannten oder lockerten Taue und balancierten über die Rahen, ohne sich um das gewaltige Schwanken zu kümmern, dem die Schiffe ausgesetzt waren.
Die Gestalten, die über die Schiffe marschierte, waren so schwarz wie das aufgepeitschte Meer unter ihnen. Ihre Gesichter unter Kapuzen verborgen und mit dicken Ledergewändern geschützt, waren sie ein furchteinflößender Anblick. Ihr deutlichstes Erkennungsmerkmal waren die silbern schimmernden Panzerhandschuhe, die so eingesetzt wurden, dass sie bei der Arbeit zwischen den Seilen und Tauen eher von Nutzen denn eine Behinderung waren. Ihre Füße steckten in ledernen Stiefeln, deren Schäfte unter den Khaitan verschwanden. Auch die vollkommene Gleichheit, mit der sich die Piraten kleideten, war verwirrend. Einen Kontrast dazu bildeten die umso verschiedeneren Waffen, die sie mit sich führten. Während hier und dort Entersäbel an den Lederschärpen blitzten, waren bei anderen große Äxte oder Hämmer zu sehen. Hin und wieder sah man auch welche, die mehrere leichte Waffen bevorzugten. Dolche, Beile und Knüppel waren keine Seltenheit. Auch Wurfmesser und Morgensterne schienen sich großer Beliebtheit zu erfreuen. Viel seltener waren Waffen zu sehen, die nicht einmal einen Namen trugen. Diese waren entweder nach Plünderungen ferner Gestade nach Naggaroth gelangt oder nach Wunsch ihrer Besitzer geschmiedet worden.
Während die Piraten ihrer Arbeit nachgingen, zeigte sich stets ein wölfisches Grinsen auf ihren vernarbten Gesichtern. Sie hatten wieder einmal reiche Beute gemacht und waren nun auf dem Rückweg zu ihrem Stützpunkt.
Doch plötzlich hallte ein Ruf auf dem Mastkorb des mittleren und vorderen Schiffs. Es waren Segel im Westen gesichtet worden, fast direkt voraus. Im Heck des Piratenschiffes wurde der Ruf gehört. Dort standen zwei Männer. Der eine war von den übrigen Piraten nur dadurch zu unterscheiden, dass er zwei diamantbesetzte Kurzschwerter auf dem Rücken trug. Seine Panzerhandschuhe aus Silberstahl lagen auf dem großen Steuerrad, das er hin und wieder fast zärtlich bewegte, um das Spiel der Wellen auszugleichen. Nun drehte er sich halb um, da er auf weitere Anweisungen wartete, mit denen der andere Mann auf den Ruf reagieren würde. Dieser trug keine Kapuze, sodass seine schwarzen, salzverkrusteten Haare um sein Gesicht gewirbelt wurden. Sein breiter Oberkörper steckte in einem silbernen Kettenhemd, das unter dem Gürtel bis zu den Knien reichte. Seine Arme, Beine und Schultern waren zusätzlich mit goldverzierten Platten geschützt. Nur seine Stiefel und Panzerhandschuhe ähnelten denen seiner Mannschaft. An seinem bronzebestickten Ledergürtel hingen zwei geschwungene Schwerter, deren Kerben von etlichen Einsätzen berichteten. Dazu bildete das narbenlose Gesicht einen krassen Gegensatz. Doch für diesen Mann waren scharfe Waffen nicht der einzige Schutz. Er war einer der sieben Sturmrufer, welche die Flotte begleiteten. Auch war er der Kommandant der sieben Schiffe und es war seine Aufgabe, auf die Sichtung eines anderen Schiffes zu reagieren. Der Ausguck hatte von lediglich drei gesprochen, die also keine Gefahr für die Piraten darstellen würden. Die Frage war allerdings, ob es sich lohen würde. Ihre Laderäume waren gut gefüllt und es wurde Zeit, heimzukehren.
Er entschied, sich die Sache selbst anzusehen. Sein Sturmfalke Eiskralle erhob sich vom Bug des Schiffes und der Pirat konzentrierte sich auf das unsichtbare Band, das sie miteinander verband. Der Anblick des Decks verschwamm und wurde von einem Bild überlagert, das die Flotte von oben zeigte. Durch die scharfen Augen des Tieres konnte der Sturmrufer seine eigene Gestalt am Heck der Wellenreißer erkennen. Dann legte sich Eiskralle in die Kurve und flog den Schiffen voraus. Eine Zeitlang konnte der Pirat nur die Wasserfläche erkennen, die sich aus der Höhe nur leicht gekräuselt gab. Dann war der Sturmfalke über den gesichteten Schiffen. Ein Blick auf die Decks zeigte, dass die kleine Flotte mit Druchii überladen war, die sich an Deck drängten. Sie sahen nicht wie Krieger aus und insgesamt erschienen die Schiffe nicht wie die Korsaren, die jährlich zu hunderten auf Plünderfahrt gingen.
Der Kommandant der Piratenflotte löste seinen Geist von dem des Tieres und erlebte das übliche Gefühl der Desorientierung, als sein Verstand plötzlich wieder in seinem Körper steckte und seine Sinne auf die eines Druchii schrumpften. Ohne die Möglichkeit, zu fliegen, fühlte er sich jedes Mal unvollständig und unbedeutend. Aber dafür durchströmte ihn nun wieder die Macht der Sturmrufer, jene Lehre der Magie, die es ihm und den anderen Kapitänen der Flotte erlaubte, die See und den Wind ihrem Willen zu unterwerfen. Es war ein guter Ausgleich für die fehlenden Flügel.
Reckdis, Piratenfürst der Khainler, Kapitän der Wellenreißer, blickte seinen Steuermann an. „Fünf Grad nach Steuerbord!“, hallte seine Stimme unnatürlich laut über das Wasser. Überall auf der Wellenreißer und auf den anderen Schiffen wurde der Ruf aufgenommen und die Seeleute reagierten auf die Kursänderung. Das Grinsen der Piraten wurde noch breiter. Sie sahen die Möglichkeit einer Plünderung, ohne einen großen Umweg in Kauf nehmen zu müssen.
Mit einer Präzision, die an sich schon furchteinflößend war, drehten sich schlanken Rümpfe in eine neue Richtung. Die Wölfe hatten Beute gewittert und die Jagd begann.

Hag Graef, Naggaroth
2567 IC, 8. zunehmender Mond

Slonish biss in das Bein eines Elfen und Blut lief ihm übers Kinn. Das Fleisch war in einem ausgezeichneten Zustand, noch nicht erkaltet und noch sehr saftig und normalerweise wäre es eine Delikatesse gewesen. Frisches Elfenfleisch, dem noch die Stimmung des Kampfes anhaftete. Doch dem Orkschamanen schmeckte es nicht. Während er geistesabwesend an der Gliedmaße nagte, kehrten seine Gedanken immer wieder zu der Schlacht zurück, die nun schon fast zwei Stunden zurück lag. In einigen Teilen der Stadt kämpften zwar immer noch Orks, die entweder jung waren und sich beweisen wollten oder die in der eigentlichen Schlacht nicht zum Zuge gekommen waren, doch sie jagten nur noch die letzten Überlebenden, zerfetzten die letzten Widerstände und brachen Häuser auf, in denen sich die Elfen versteckten. Die Stadt war gefallen und die Orks hatten mit den Bewohnern kurzen Prozess gemacht. Natürlich waren die Verluste gigantisch, doch es störte die Orks nicht. Sie waren immer noch viele tausend und je mehr Leichen es zum Fressen gab, desto war größer die Freude der Überlebenden. Doch für Slonish war es nicht der Sieg, den er sich erhofft hatte. Hätten sie einen anderen Weg gehabt, die magiegestärkten Tore zu überwinden, hätten die Grünhäute die Stadt auch ohne seine Hilfe einnehmen können. Die einzigen Magier, die sich ihm entgegen gestellt hatten, waren ein paar Novizinnen gewesen, die kaum eine Minuten überlebten, und diese eine junge Frau mit der fremdartigen Magie. Sie war die einzige Herausforderung gewesen, die diese Stadt zu bieten gehabt hatte. Und er hatte es nicht geschafft, sie zu besiegen! Zwar redete er sich ein, dass sie nicht mehr lange überlebt hätte, aber eine Frage drängte sich immer wieder in seinem Kopf. Hätte er das Duell ohne seinen Drachenstein überlebt? Bestimmt nicht. Dieser Zauber war so unglaublich machtvoll gewesen… aber er hatte den Verdacht, dass die junge Zauberin keine Ahnung vom Ausmaß ihrer Stärke hatte.
Er hatte nach ihrer Flucht vor Wut die halbe Stadt in Schutt und Asche gelegt und sich dabei fast selbst erschöpft, doch offenbar war sie ihm tatsächlich entkommen. Er wäre am liebsten losgezogen, um zu beenden, was ihm beim ersten Versuch nicht gegönnt gewesen war, doch er hatte Anderes zu tun.
Die Orks hatten inzwischen bereits die innere Festung angezündet, nachdem sie diese verlassen vorgefunden hatten. Auch das Kloster war offenbar leer, obgleich Slonish sich nicht erklären konnte, wo all die Hexen hin waren. Da sie keinerlei interessante Beute gefunden hatten, war das Kloster von den Grünhäuten demoliert und dann angesteckt worden.

Das Trügerische Meer, Naggaroth
2567 IC, 8.zunehmender Mond

Yetail stand im Bug des Schiffes des Hexenkonvents und blickte über das unruhige Wasser. Es wehte ein starker Wind, doch sie fühlte, dass der Sturm, der hinter ihnen aufzog, diesen wie einen Hauch wirken lassen würde. Eine dicke, schwarze Wolke hing dort am Himmel, der sich heute ohnehin schon grau und frostig zeigte, wie er es im Land des Frosts eigentlich immer tat.
Ihr Schiff wurde von zwei weiteren begleitet, allesamt schwere, leicht bewaffnete Transportfahrzeuge, die in diesen Tagen statt der üblichen Sklaven die Überlebenden von Hag Graef transportierten. Zumindest glaubte keiner an Bord, dass die Stadt überlebt haben könnte. Auch die dicken Rauchwolken am Horizont, dunkler als der heraufziehende Sturm, waren deutliche Zeichen. Doch Yetail kümmerte es nicht. Sie war nur nach Macht aus.
Das einzige Bedauern verspürte sie, wenn sie daran dachte, dass die gigantische Bibliothek wohl den hirnlosen Orks zum Opfer gefallen war. Beim Gedanken an den Orkschamanen, der sie zur Flucht getrieben hatte, brannte der Funken des Hasses höher in ihrer Brust. Sie schwor sich, ihn zu finden, sobald sie ebenfalls die Macht eines Drachensteins besaß. Dann wird sich zeigen, wer von uns der Stärkere ist.
Eine plötzliche Böe warf sie beinahe um und ihre Hände krallten sich haltsuchend fester um die Reling. Ihr Arm zeigte noch immer feine Linien aus ihrem eigenen Blut. Obwohl Yetail das meiste Blut an ihren Armen und auch das des Lindwurms an ihren Beinen abgewaschen hatten, blieben diese Zeichen ihrer Zauber erhalten. Ihr linker Arm war nun von dünnen, aber deutlichen Siegillen bedeckt, die ihre eigene, verborgene Sprache besaßen. Sie war sich sicher, dass jeder Zauber, bei dem sie ihr eigenes Blut verwendete, eine solche Spur hinterlassen würde. Der Gedanke, die Zeichen ihrer Macht so deutlich und unauslöschlich zu tragen, erregte sie.
Ihr Blick wanderte in den Himmel und sie überlegte, ob sie einen weiteren Blutzauber anwenden sollte, um den Sturmfalken dort zu peinigen. Die Vorstellung gefiel ihr, doch überzeugte sich, ihr kostbares Blut nicht für eine solch sinnlose Tat zu vergeuden. Bevor sie jedoch überhaupt einen Zauber sprechen konnte, zog das Tier einen letzten Kreis über der kleinen Flotte und flog mit raschen Flügelschlägen in Richtung des Sturms davon. Enttäuscht blickte Yetail wieder nach vorn. Sie waren von Hag Graef nach Westen gesegelt und würden am Abend in den Ausläufer des Trügerischen Meeres einfahren, der schließlich in der Unterwelt verschwand. Doch er führte an Naggarond vorbei und der Kapitän hatte beschlossen, dass es sinnvoll wäre, den Hexenkönig zu benachrichtigen, auch wenn es wohl das Leben des Boten kosten würde.
Doch erst einmal galt es, diesen Sturm zu überstehen, der unaufhaltsam näher kam. Sie fragte sich besorgt, ob die überladenen Schiffe der Gewalt der Wellen standhalten würden. Würden sie kentern oder gar zerbrechen? Sie war sich ziemlich sicher, dass zumindest einige der dicht gedrängten Druchii an Bord ins Meer gespült werden würde. Und dort würde niemand länger als einige Herzschläge überleben. Ihre Gedankengänge wurden jäh unterbrochen, als sich eine zierliche Hand auf ihre Schulter legte und eine ihr sehr vertraute Stimme sagte:
[FONT=&quot]„Es freut mich, zu sehen, dass du noch lebst, meine Schülerin, Yetail.“[/FONT]
 
Zuletzt bearbeitet:
Naja, das mit dem Duell. Ich fand das halt besser. Sieh es mal so: in einer Schlacht werden ja auch Zauber benutzt, die Auswirkungen auf ganze Truppenverbände haben. Hier stehen sich ja nur zwei Gegner gegenüber. und so viele Zauber haben sie nun auch wieder nicht eingesetzt.
Gutes Argument.

Zum neuen Kapitel: Die Beschreibung der Flotte und der Mannschaft finde ich absolut hammergeil! Wirklich sehr gut gelungen.
Reagierten gelassen auf die Wassermassen... was für ein Reim. 😛

ansonsten: Die Gestalten, die marschierte👎 und die Jagd mit d statt mit t.

Gut dieses seinen Geist in den Adler reinversetzen is zwar irgendwo ausgelutscht aber okay... kurz beschrieben passt hier aber, nach der guten, ausführlichen Beschreibung der Flotte sauber rein.

Geil wie der Ork das Bein frisst... brachten Häuser auf? Meintest du brachen? Bin mir nicht sicher. Hmm, benutzt hier am Anfang extrem oft das Wort "Orks"... benutz ab und zu mal Grünhäute, Waaagh oder so was.
Was hier nicht passt: desto größer (war) die Freude der Überlebenden...
Novizinnen, die kaum eine Minute überlebt hatten, würde ich hier schreiben... benutzt gleich darauf wieder überlebt... vielleicht: nicht mehr lange gegen ihn bestanden hätte... passt hier ohnehin besser, denke ich.

Nächster Abschnitt: Dass die Stadt überlebt haben könnte? Vielleicht eher überstanden.
Auch wenn du das Meer hier nur mit einem Wort beschreibst: Ich liebe deine Beschreibungen des Ozeans und der Stürme... herrlich!
Auch die dunklen Rauchwolken erzählten in einer deutlichen Sprache - was? Ansonsten müsstest du schreiben: Auch die dunklen Rauchwolken [...], sprachen eine deutliche Sprache. Hmm ein wenig unpassend ist, dass du das Bild der symbolischen Sprache ein paar Zeilen drunter gleich wieder verwendest.

Doch sehr schön insgesamt. Auch wenn er nicht direkt spricht, bin ich immer noch entäuscht, dass Slonish nicht wie ein Ork redet und so furchtbar rational denkt. Greifen Druchii-Piraten auch Druchii an? Sicher, Menschen greifen auch Menschen an, aber irgendwie gibt den DEs doch der gemeinsame Hass auf die HEs ein stärkeres Bindungsgefühl, da sie ja auch nicht so weit gefächert Leben wie die Menschen und eigentlich durchgehend die gleiche Kultur verfolgen und im Gegensatz zu den Menschen alle die gleichen Götter anbeten, aber naja - dein Ding.^^
 
Gutes Argument.

Zum neuen Kapitel: Die Beschreibung der Flotte und der Mannschaft finde ich absolut hammergeil! Wirklich sehr gut gelungen.
Reagierten gelassen auf die Wassermassen... was für ein Reim. 😛

danke. das mit dem Reim ist Zufall

Gut dieses seinen Geist in den Adler reinversetzen is zwar irgendwo ausgelutscht aber okay...
ja, ist nicht neu, passt aber ganz gut.

ok, mit den Orks könntest du Recht haben. Ich werd beim nächsten Mal dran denken.

Auch die dunklen Rauchwolken erzählten in einer deutlichen Sprache - was? Ansonsten müsstest du schreiben: Auch die dunklen Rauchwolken [...], sprachen eine deutliche Sprache.
das wollte ich auch erst schreiben, aber das klang so nach Wiederholung. Ich denke, ich mach "waren deutliche Zeichen" draus.

Greifen Druchii-Piraten auch Druchii an?
Häää? Natürlich. Vergiss das Bindungsgefühl. Das gibts nur, wenn sie wirklich in den Krieg ziehen. Als ich "Darkblade" zum ersten Mal gelesen habe, war ich auch überrascht, aber bei denen geht es echt gnadenlos zu. Außerdem? Warum hast du die Frage nicht schon gestellt, als ich schrieb, wie Sisrall gegen die Scharfrichter Kämpft (ok, waren Chaos-Anhänger) oder als Darmal und seine Leute geplant haben, die Adligen umzubringen? Oder als Sisrall von Tar'atris überzeugt wurde, gegen den anderen Stamm zu kämpfen? Nein, die machen sich gern mal gegenseitig kalt.
 
Ist echt zu empfehlen. Zumindest, wenn es dich nicht stört, dass da ziemlich viel Verrat und Intrige und gegenseitiges Umbringen drin vorkommt. Aber so sind DE nun mal. Ein wenig hab ich mich davon ja auch inspirieren lassen. Besonders vom Gewalt-Faktor. Deshalb wird bei mir auch dauert gekämpft. Aber ich würd dir raten, die unbedingt zu lesen. Sind auch nicht so unverschämt teuer. ich glaub 8 € pro Buch.
 
So, da yinx in letzter Zeit öfters rein schaut und ich gesehen hab, dass auch flix wieder da ist, gibt es jetzt erstmal den nächsten Teil (es wird wieder gekämpft):

Im Schatten des Feuers

Altar der Absoluten Dunkelheit, westliches Naggaroth
2567 IC, 7.abnehmernder Mond
Sisrall hockte sich auf den Boden und spürte die Erregung der Jäger um ihn herum. Viverla’atar saß direkt neben ihm und flüsterte leise. „Wir haben ihre Späher ausgeschaltet. Wenn wir Glück haben, wissen sie noch nichts von unserem Vorstoß.“
Der Assassine nickte. Sie hatten sich so leise wie möglich durch den dichten Wald geschlichen, gedeckt von einer Traube aus Jägern, die jeden Feind sofort erschießen sollten. Inzwischen hatten sie das Lager des feindlichen Stammes fast erreicht und es war dämmrig geworden. Der Himmel hatte sich rot-grau verfärbt und ein leicht moosiger Geruch hing in der Luft. Von vorn erklangen ferne Stimmen und Geräusche, die typisch für ein solches Lager waren. Feuerprasseln, das Geklirr von Metall und das Schnauben von Tieren.
Sisrall wandte sich an die junge Frau, die so dicht neben ihm hockte, dass er ihren Atem hören konnte. „Wie ist ihre Verteidigung?“
„Nach dem Ende des Waldes kommen ein paar Meter freie Fläche, die zu einer stahlgestärkten Palisade führt, die teilweise aus Holz und teilweise auch aus Stein erreichtet wurde. An den meisten Stellen besteht sie aus einer niedrigen Steinmauer, auf der Holzpfähle errichtet wurden. Mit den Mauern eurer Stadt kann sich das nicht messen, aber für eine kleine Gruppe Krieger wie uns, ist es schon ein Hindernis. Wie es dahinter aussieht wissen wir bedauerlicherweise nicht. Aber zwischen der Palisade und der Felswand ist nicht viel Platz. Das stellt und vor ein Rätsel, aber ich persönlich vermute, dass sie Höhlen haben, die tief in den Berg reichen, denn sonst wäre ihr Stamm nie groß genug geworden, um hier zu überleben.“
Das erschien Sisrall logisch und er nickte. Sie würden also erst die Palisade überwinden und dann einen Kampf in Höhlen führen müssen, die der Feind viel besser kannte, als sie selbst. Es würde nicht einfach werden. Der Assassine bedeutete Viverla’atar, ihn näher heran zu führen und gemeinsam schlichen sie über die dünne Blätterschicht. Jedesmal, wenn die Blätter leise raschelten oder er auf einen Ast trat, fürchtete Sisrall, Alarmrufe aus dem Lager zu hören, doch alles blieb friedlich.
Dann hörte der Wald einfach auf und Sisrall hielt gerade noch rechtzeitig inne, um nicht aus dem Unterholz auf die deckungslose Wiese zu brechen. Er schätzte, dass es etwa einhundertfünfzig Schritt über niedriges Gras waren, bis man den Fuß der Palisade erreichte. Es war, wie Viverla’atar berichtet hatte. Auf eine hüfthohe Steinmauer, die wohl eher wilde Tiere aufhalten sollte, waren massive Holzpfähle gesetzt worden, die mit Stahlverstrebungen gesichert waren. Er sah insgesamt zwei Wachtürme, die über die Palisade ragte und Wachposten trugen, die Fackeln in den Händen hielten. Inzwischen drang auch der Geruch der Feuer zu Sisrall herüber und er glaubte, Fleisch zu riechen.
Er verdrängte die Gedanken und konzentrierte sich auf ihr eigentliches Problem. Das Wichtigste war, über die Palisade zu kommen. Er fasste einen Entschluss und flüsterte Viverla’atar, die immer noch dicht neben ihm hockte, zu. „Ich werde mich um diese Wachposten kümmern. Wenn einer der Türme brennt, greift ihr an. Ich werde versuchen, euch das Tor zu öffnen. Alles klar?“
Sie nickte und flüsterte noch, „Viel Erflog“, doch Sisrall war schon verschwunden.
Wie ein Schatten huschte er durch das Dickicht der Bäume, stets darauf bedacht, das Lager nicht aus den Augen zu verlieren und gleichzeitig nicht gesehen zu werden. Es war erstaunlich einfach und in Gedanken verspotte er die Wachen dieser erbärmlichen Stämme. Dann erreichte er erstaunlich plötzlich die Felswand. Und zwar wirklich abrupt. Er konnte gerade noch die Hände hochreißen, um zu verhindern, dass sein gerüsteter Körper mit einem Scheppern gegen den Stein krachte.
Sisrall kniete sich zu Boden und sprach erneut seinen Schattenzauber, der ihm dieses Mal erstaunlich leicht fiel. Dann schob er sich die Felswand entlang auf das Lager zu. Hier wuchsen noch ab und zu einige kleine Sträucher, die ihm ein wenig Deckung boten. Dennoch war es vor allem die hereinbrechende Dunkelheit, die ihm Schutz bot. Der Lichtkreis der Wachtürme war viel zu klein, um ihn zu erreichen. Dennoch behielt er die Männer auf den Türmen stets im Blick und drückte sich so tief wie möglich in den Schatten, wenn sie in seine Richtung blickten. Einmal glaubte er, es wäre vorbei, denn eine der Wachen richtete sich plötzlich auf, als hätte sie etwas gesehen und blickte genau auf den Busch, hinter den sich der Assassine duckte. Erst als Sisrall fast eine Minute regungslos da gehockt hatte, kam der Druchii offenbar zu dem Schluss, dass es der Wind gewesen sein müsse, der den Busch bewegt hatte.
Daraufhin änderte der Tempelkrieger seine Taktik und kroch die letzten fünfzehn Meter flach über den Boden. Als Assassine störte ihn ein solches würdeloses Verhalten nicht. Wer heimtückisch töten sollte, scherte sich nicht um eine blanke Rüstung oder einen sauberen Mantel. Auch Sisrall trug noch seinen Umhang, um zu verhindern, dass sich das Licht der Fackeln auf der Rüstung spiegelte.
Dann stand er nach weiteren zehn nervenaufreibenden Minuten am Fuße der Palisade. Jetzt begann der Teil, der zwar recht einfach, aber sehr auffällig sein würde. Er fuhr vorsichtshalber die Dornklingen uns und sprang dann auf die Steinmauer, die etwas dicker als die Palisade war und so eine Stufe bildete. Er riss seine Messer aus den Scheiden und betete, dass sie für sein Vorhaben geeignet waren. Dann rammte er das erste ins Holz und zog sich hoch. Da auch die Stiefel über kleine Dornklingen an der Spitze verfügten, war die Aktion erstaunlich einfach. Nach nicht einmal einer halben Minute war er oben angekommen und sprang über die Holzpfähle.
Auf der anderen Seite landete er gerade außerhalb eines Feuerscheins und rollte sich schnell tiefer in die Schatten. Dann erst erhob er sich vorsichtig und sah sich um. Die Feuer prasselten laut und zusammen mit den Gesprächen der darum Sitzenden hatten sie das Geräusch seiner Landung überdeckt. Die Flammen erzeugten kaum Rauch und das gebratene Fleisch war die einzige Geruchsquelle. Offenbar fiel es niemandem auf, als Sisrall sich langsam die Palisade entlang arbeitete, immer darauf bedacht, im Schatten zu bleiben. Aber hier auf dem Felsboden war er in seinem Element. Hatten die Blätter noch unter seinen Füßen geraschelt, so verschmolz er hier mit der Dunkelheit und war nur als ein lautloser Schemen auszumachen, den der Schattenzauber vor zufälligen Blicken schützte.
Schon nach wenigen Minuten erreichte der Assassine den Fuß des Wachturms, der ihm am nächsten gewesen war. Erstaunt stellte er fest, dass der sogar eine Tür hatte. Oder zumindest einen Eingang, denn es war eigentlich nur ein rechteckiges Loch zwischen den dicken Balken und Brettern. Er sah sich noch einmal um, vergewisserte sich, dass niemand in seine Richtung sah, und schlüpfte dann ins Innere. Dort gab es nichts Nennendwertes. Der Boden bestand aus dem gleichen Stein wie draußen und abgesehen von einer Leiter war der, kaum drei mal drei Schritte messende, Raum völlig leer. Vorsichtig kletterte der Assassine die Sprossen hoch und steckte den Kopf durch die Öffnung in der Decke. Die zwei Wachposten lehnten an der ihm gegenüber liegenden Brüstung und schienen gelangweilt über die Wiese zu blicken, wie es ihre Aufgabe war. Sisrall bemerkte die große Feuerschale, in der ein paar Kohlestücken glühten und einen Hauch der Wärme verbreiteten. Im Falle eines Angriffs konnten Bogenschützen hier ihre Pfeile entzünden.
Ohne das kleinste Geräusch zu verursachen, kletterte Sisrall die letzten Stufen empor und schlich dann auf die Wachen zu. Plötzlich knarrte das Holz unter seinen Füßen und die beiden Wächter fuhren herum. Doch der Tempelkrieger reagierte zuerst. Ohne zu zögern warf er sich auf die beiden Druchii und brachte sie zu Fall. Während er es schaffte, dem rechten den Mund zuzuhalten, holte der andere Luft, um einen Warnruf auszustoßen. Doch der Assassine versenkte die Dornklinge der linken Hand im Hals des Mannes, wodurch der nur ein blubberndes Wimmern zustande brachte. Während der Druchii noch verblutete, versuchte der übrige, seinen Mund zu befreien. Er hatte es geschafft, eine Waffe, eine Peische mit kleinen Eisenkugeln, zu ziehen. Doch Sisrall packte die Waffenhand der Wache und drückte sie auf den Holzboden. Dann kniete er sich über ihn, ohne die Hand vom Mund seines Gegners zu nehmen. Als der nach seinem Hals griff, rammte ihm Sisrall die Klinge, die sich über seinem Knie befand, durch den Körper. Der Körper des Dunkelelfen zuckte, als er sich in Qualen wand. Schnell ließ der Assassine die Hand los und rammte ihm die Dornklinge durchs Auge.
Er wartete noch ein paar Sekunden, bis sein Gegner wirklich tot war und erhob sich dann. Er stellte fest, dass er den anderen Turm gut sehen konnte. Die beiden Wächter darauf hatten noch nichts bemerkt. Der eine blickte über die Wiese, sodass er Sisrall nur leicht den Rücken zuwandte, während der andere wirklich mit dem Gesicht von ihm weg dastand und Wache hielt. Sisrall grinste und zog zwei schwarze Wurfmesser. Er ließ sich Zeit und achtete darauf, dass er niemandem unten im Lager auffiel. Dann holte er aus und warf beide Wurfmesser. Sie zischten durch die Luft, unsichtbar in dem schwachen Licht, und Sisrall folgte ihnen mit den Augen. Beide fanden ihre Ziele kurz hintereinander. Der eine wollte sich zwar noch umdrehen, als etwas hinter ihm entlang flog, doch das zweite Messer bohrte sich mit einem durchdringenden Knirschen in seinen Schädel. Der andere verendete, als das vordere Messer in seinen Rücken krachte, die Wirbelsäule zersplittern ließ und seine Lunge aufriss.
Doch offenbar hatte irgendwer etwas bemerkt. Unten im Lager entstand Aktivität. Anscheinend versuchten gerade einige, zu überprüfen, was sie gesehen hatten, oder überzeugten andere, dass sie etwas gesehen hatten. Sisrall verlor keine Zeit. Er schleuderte die Fackeln auf den Holzboden und kippte die Kohlepfanne um, sodass die glühenden Stücke über die Bretter kullerten und diese sofort entzündeten. Dann sprang er durch die Luke und huschte durch den Eingang. Ohne sich darum zu kümmern, ob ihn jemand sah, rannte er zum Tor. Inzwischen liefen überall Druchii umher, versuchten, sich zu erklären, was passiert war, und zu entscheiden, was zu tun sei.
Als Sisrall das Tor erreichte, schlugen meterhohe Flammen aus dem Wachturm und verbreiteten einen Geruch nach Rauch und verbranntem Fleisch. Das Tor war einfach eine Lücke in der Steinmauer, die breit genug war, um einen Nauglir passieren zu lassen. Doch auch hier gab es stahlverstärkte Palisadenpfähle. Da sie verbunden waren, konnten sie offenbar bewegt werden, um Einlass zu gewähren. Doch im Moment waren vier dicke Metallstangen in den Boden gerammt, die das Tor an seinem Platz hielten. Zwei Druchii standen zwischen ihm und seinem Ziel. Zuerst reagierten sie nicht auf ihn, da ein Mann in einem Mantel wohl offenbar keine Seltenheit war. Erst als er nur noch einen Schritt entfernt war, bemerkte einer von ihnen den Helm. Doch bevor er mehr tun konnte, als die Augen aufzureißen, war Sisrall bei ihm und legte ihm die Hand auf dem Mund, bevor er auch mit der anderen den Kopf packte und diesen verdrehte, bis ein unnatürliches Knacken den Körper erschlaffen ließ. Der Assassine schleuderte den Leichnam gegen den zweiten Dunkelelf, der sich gerade umdrehte, und brachte diesen so aus dem Gleichgewicht. Bevor er sich wieder gefangen hatte, trat Sisrall ihm zwischen die Beine und zog sein Schwert. Erst keuchte der Mann nur, doch bald dämmerte es ihm, dass er die Seinen warnen müsse und er holte Luft. Sisrall ließ hob das Schwert und ließ es ihn glitzerndem Bogen niederfahren. Das Geräusch wie splitterndes Holz ertönte und der Kopf des Mannes flog durch die Luft.
Sisrall steckte die Waffe wieder ein und machte sich daran, die Stangen aus dem Boden zu ziehen. Er hatte bereits zwei gelöst, als er das Klicken einer Armbrust hinter sich vernahm. Er hatte das Gefühl, in eine Ecke seines Kopfes verdrängt zu werden, als seine Reflexe die Kontrolle übernahmen. Die Zeit verlangsamte sich und er konnte fast sehen, wie er sich duckte und in derselben Bewegung eines der Wurfmesser zog. Er machte einen halben Schritt zur Seite, wobei er sich drehte, und ein Bolzen krachte splitternd in das Holz über seinem Kopf. Er vollendete die Drehung und zielte schon aus den Augenwinkeln, sodass er den Wurf ausführen konnte, sobald er sein Ziel vor Augen hatte. Ein zweiter Bolzen krachte neben seinem Kopf gegen das Tor und der Assassine stürmte los, ohne auf den Flug des Messers zu achten. Er sah nur sein Ziel, eine Frau mit kurzen Haaren, die sich bemühte, die Repetierarmbrust nachzuladen. Sisrall griff nach seinem Schwert und überbrückte die Distanz mit vier langen Schritten. Zu spät bemerkte sie die Bedrohung und warf die Armbrust nach ihm. Der Tempelkrieger warf sich nach vorn und rollte über den Boden, während die schwere Waffe über ihn hinweg sauste. Als er wieder hochkam, griff die Frau gerade nach einem Messer an ihrem Gürtel, doch Sisrall riss sein Schwert aus der Scheide und führte es noch in derselben Bewegung gegen seine Gegnerin. Ihr Messer wurde beiseite gefegt und ihre Brust aufgeschlitzt, sodass sie schwer blutend zusammen brach. Als Sisrall feststellte, dass der andere Schütze Opfer des Wurfmessers geworden war, kehrte seine bewusste Wahrnehmung zurück und er bemerkte, dass im Lager des Stammes das Chaos ausgebrochen war. Druchii rannten durcheinander und versuchter das Feuer zu löschen, doch er wurde nicht beachtet, da das Tor ein wenig im Schatten des Turms lag. Schnell zerrte er die beiden Leichen tiefer in die Dunkelheit und machte sich wieder an die Arbeit.
Es gelang ihm, die beiden übrigen Stangen aus dem Boden zu ziehen und das Tor so zu lösen. Er zog am Holz und war überrascht, wie leicht das Tor nachgab. Als der eine Torflügel aufschwang, sah er den Grund dafür. Die Krieger des Stammes von Tar’atris hatten auf der anderen Seite gedrückt. Nun stürmte sie ins feindliche Lager und hätten ihn beinahe zerhackt, so gierig waren sie nach Blut und Gemetzel.
Innerhalb von wenigen Herzschlägen war der Raum zwischen Palisade und Felswand erfüllt von dem Zischen der Armbrustbolzen, dem Klirren von Metall und dem Schreien der Verwundeten. Es roch nach Blut und Rauch. Auch Sisrall beteiligte sich am Angriff. Sein Ziel war die mittlere der drei Höhlen, die tiefer in den Berg führten. Er zog beide Schwerter und warf den störenden Umhang ab, sodass seine Rüstung zum Vorschein kam. Der Mann direkt vor ihm war so überrascht, dass er sein Schwert viel zu spät hob, um die herab sausenden Schwerter noch aufhalten zu können. Blut spritzte gegen Sisralls gepanzerten Oberkörper und der Mann brach mir zerfetzter Brust zusammen. Sisrall rannte weiter. Zwei Kriegerinnen versperrten seinen Weg und er griff sie an. Es war offensichtlich, dass sie keine Erfahrung im Kampf hatten, da sie als Jägerinnen ausgebildet worden waren, wie die Armbrüste auf ihren Rücken bezeugten.
Dennoch kämpften sie entschlossen und Sisrall war gezwungen, sich zur Seite zu werfen, um einem senkrechten Hieb zu entkommen. Die andere Frau stieß in seine Richtung und er wirbelte herum, sodass sein Fuß gegen ihr Handgelenk krachte und ihr die Waffe aus der Hand schleuderte. Er parierte den Angriff der anderen, der seinem Oberschenkel galt und sprang zu der Frau, die gerade nach ihrer fallengelassenen Waffe griff. Er landete direkt vor ihr und trat das Schwert beiseite, bevor er nach ihrem Bein schlug und gleichzeitig einen neuen Angriff von rechts abwehrte. Er wandte sich der Bewaffneten zu und ließ beide Schwerter mit blitzartigen Bewegungen nach vorn schnellen. Seine Gegnerin zog den Hieb nach seinem Gesicht zurück, da sie seinen Angriff parieren wollte. Doch sie war zu langsam und einen Herzschlag später durchbohrten beide Klingen ihre Brust. Sie sank mit aufgerissenen Augen zu Boden und der Assassine drehte sich zu der zweiten Frau um, die auf dem Boden hockte und vergeblich versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Sisrall stutze einen Augenblick. Er hatte gar nicht gemerkt, dass der Schlag nach ihrem Schenkel wirklich getroffen hatte. Dann aber trat er vor und schlug ihr den Kopf von den Schultern, ohne ihr hilfloses Geschrei zu beachten, als sie seine Absicht erkannte.
Er schlängelte sich durch die Masse der Kämpfenden, um weiter zu der Höhle zu gelangen. Dabei trat oder schlug er gelegentlich zu und brachte mehr als einen Kämpfer zu Boden. Doch er schaffte es ohne weiteren Zwischenfall zum Eingang. Dort standen drei gerüstete Gestalten und hielten mit gezogenen Schwertern und Streitkolben Wache, darauf wartend, dass sich einer aus dem allgemeinen Kampfgetümmel lösen würde. Nun warteten sie, dass Sisrall sie angriff und der zögerte nicht lange. Er warf sich nach links, um dem Streitkolben des Vordersten zu entgehen und wirbelte um die eigene Achse. Er blieb plötzlich stehen und das Schwert einer anderen Wache fuhr dort nieder, wo er gewesen wäre, hätte er sich weiter gedrehte. Der Tempelkrieger packte das Handgelenk, bog es zur Seite, bis ein Knacken ertönte und der Mann aufheulte. Dafür bekam Sisrall einen Schlag gegen die Hüfte, der ihn keuchen ließ. Er wirbelte zu dem Krieger mit dem Streitkolben herum und ließ seine Schwerter kreisen. Eins traf den Streitkolben, konnte ihn dem Mann aber nicht entwinden, während das andere Schwert die Schulter des dritten Mannes traf und die dünne Rüstung dort zerfetzte. Dennoch traf dessen Hieb Sisralls linken Oberarm. Zwar vermochte die Schneide es nicht, das Metall zu durchdringen, das mit seinem Körper verschmolzen war, doch die Stelle pochte unangenehm.
Wieder fuhr der Streitkolben nieder, zielte nach seinem Kopf, doch Sisrall wich nicht etwa zurück, sondern sprang vor. Er krachte gegen seinen Gegner und gemeinsam gingen sie zu Boden. Der Assassine rollte sich zur Seite und lag plötzlich zu Füßen der Wache, deren Schulter er getroffen hatte. Er schlug zu und verletzte das Bein direkt unter dem Knie. Sehnen wie Muskeln rissen, der Mann knickte zur Seite ein und sein Angriff ging ins Leere. Sisrall wurde mit Blut aus der Wunde besudelt, doch er stemmte sich hoch und riss gerade noch rechtzeitig seine Schwerter nach oben, um einem Angriff des Mannes zu begegnen, dessen Handgelenk er gebrochen hatte. Metall schrammte über Metall, doch der Hieb war mit der unverletzten Hand geführt und offenbar nicht so kräftig, wie die eigentliche Waffenhand des Wächters. Sisrall drückte das Schwert beiseite und sprang vor, sodass eines seiner Schwerter die Kehle seines Gegners fand.
Ein Zischen war die einzige Warnung, doch die reichte, damit er sich nach hinten warf. So prallte er gegen den Streitkolbenkämpfer, dessen Schlag fehlging. Wieder fielen sie auf den Fels und der Mann stöhnte, da Sisralls Gewicht unangenehm auf ihm lastete. Der aber fuhr seine Dornklingen an den Ellenbogen aus und rammte sie in den Körper unter ihm, der anfing zu zucken. Als Sisrall wieder stand, erschlaffte er aber bereits in einer großen Lache aus Blut. Er trat zu der letzten Wache, die einbeinig am Boden lag, während der Lebenssaft aus der brutalen Wunde floss. Er fegte die lächerliche Parade des Mannes beiseite und beendete dessen Leben mit einem Stich durch ein Auge.
Plötzlich spürte er, wie ihn etwas von hinten traf und zu Boden warf. Offenbar hatte sich jemand auf ihn geworfen. Eine Hand fasste um seinen Hals und hielt ein Messer in der Hand, das sich seiner Kehle näherte. Sisralls Arme waren unter seinem Körper eingeklemmt. Plötzlich zuckte das Messer hoch und krachte gegen seinen Hals. Doch der Panzer hielt. Sisrall gestattete sich ein erleichtertes Aufatmen. Er versuchte sich aufzubäumen, doch sein Gegner fesselte ihn gnadenlos auf den Boden.
Nun näherte sich das Messer vorsichtig seinen Augenschlitzen und Sisrall wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Er trat mit den Beinen in alle Richtungen und versuchte, etwas zu treffen. Das einzige Ergebnis war, dass ihm auf dem Hinterkopf geschlagen wurde. Die Klinge war inzwischen nur noch wenige Fingerbreit von seinem Gesicht entfernt und der Assassine sah keinen anderen Ausweg, als seine verbotenen magischen Kräfte einzusetzen. Er besann sich auf die Winde der Magie und begann, sie nach seinem Willen zu lenken. Die Luft um ihn herum wurde wärmer.
Dann plötzlich hörte er ein Zischen und der Körper über ihm zuckte. Das Messer fuhr hoch und schrammte über seine Stirn, verfehlte die Augen aber. Dann fiel es klirrend zu Boden und Sisrall versuchte erneut, freizukommen. Diesmal gelang es, unter dem Körper hervor zu kriechen. Als er den Kopf hob, sah er eine Hand, die sich ihm entgegen reckte. Sisrall ergriff sie und ließ sich hochziehen. Es war Viverla’atar, die den Jäger, der ihn angegriffen hatte, erschossen hatte.
Sisrall wusste nicht, ob er sich bedanken sollte. In Ghrond war so etwas nicht üblich, da jeder Helfer auch der nächste Angreifer sein konnte. Doch diese Frau… „Ihr habt mir also das zweite Mal das Leben gerettet.“, stellte er nüchtern fest. Sie grinste und lud ihre Armbrust nach.
Der Assassine sah sich um. Die Krieger des feindlichen Stammes waren aus den Höhlen geströmt und kämpften noch immer verbissen, doch es sah so aus, als würden die Krieger Tar’atris‘ sie langsam niedermachen. Das Schreien der Verwundeten und Sterbenden war durch das Waffengeklirr deutlich zu hören und die Luft war geschwängert vom Geruch nach vergossenem Blut und Rauch.
Viverla’atar deute auf die Höhle, zu der Sisrall sich durchgekämpft hatte, und hob ihre Armbrust. Ein neuer Bolzen klackerte in die Abschussrinne. Sie schob sich mit schussbereiter Waffe in das dämmrige Loch und Sisrall folgte ihr mit lautlosen Schritten. Nur ein kurzes „ritsch“ ertönte, als zwei Wurfmesser aus ihren Scheiden gezogen wurden.
 
Zuletzt bearbeitet:
die offenbar eine die offenbar eine Peitsche mit kleinen Eisenkugeln darstellte. darstellte.

Der einzige §Fehler", der mi aufgefallen ist. Die Waffe stellt nnicht eine andere Waffe dar, sie IST eine
Peitsche mit kleinen Eisenkugeln
nsonsten sehr spannend, super Beschreibungen der Schleicherei. Was will man mehr 😀 (außer selber so schreiben zu können *schleim*)


mfg
M:C:
 
Passt nur auf wenn ich mit meiner Story komme, da kommt Arbeit auf euch zu^_^

Wann ist es denn endlich so weit?
sichfrustriertüberdasgymnasiumärgert
Hey...ich geh auch aufs Gymnasium und hab auch noch eine Stunde Busfahrt morgens und nachmittags. und trotzdem habe ich die Zeit gefunden. Also red dich jetzt nicht raus😛 Oder erklär, was dir so die Zeit raubt. würd mich mal interessieren. Wie ist die Schule denn so in Österreich?:lol: