So, da yinx in letzter Zeit öfters rein schaut und ich gesehen hab, dass auch flix wieder da ist, gibt es jetzt erstmal den nächsten Teil (es wird wieder gekämpft):
Im Schatten des Feuers
Altar der Absoluten Dunkelheit, westliches Naggaroth
2567 IC, 7.abnehmernder Mond
Sisrall hockte sich auf den Boden und spürte die Erregung der Jäger um ihn herum. Viverla’atar saß direkt neben ihm und flüsterte leise. „Wir haben ihre Späher ausgeschaltet. Wenn wir Glück haben, wissen sie noch nichts von unserem Vorstoß.“
Der Assassine nickte. Sie hatten sich so leise wie möglich durch den dichten Wald geschlichen, gedeckt von einer Traube aus Jägern, die jeden Feind sofort erschießen sollten. Inzwischen hatten sie das Lager des feindlichen Stammes fast erreicht und es war dämmrig geworden. Der Himmel hatte sich rot-grau verfärbt und ein leicht moosiger Geruch hing in der Luft. Von vorn erklangen ferne Stimmen und Geräusche, die typisch für ein solches Lager waren. Feuerprasseln, das Geklirr von Metall und das Schnauben von Tieren.
Sisrall wandte sich an die junge Frau, die so dicht neben ihm hockte, dass er ihren Atem hören konnte. „Wie ist ihre Verteidigung?“
„Nach dem Ende des Waldes kommen ein paar Meter freie Fläche, die zu einer stahlgestärkten Palisade führt, die teilweise aus Holz und teilweise auch aus Stein erreichtet wurde. An den meisten Stellen besteht sie aus einer niedrigen Steinmauer, auf der Holzpfähle errichtet wurden. Mit den Mauern eurer Stadt kann sich das nicht messen, aber für eine kleine Gruppe Krieger wie uns, ist es schon ein Hindernis. Wie es dahinter aussieht wissen wir bedauerlicherweise nicht. Aber zwischen der Palisade und der Felswand ist nicht viel Platz. Das stellt und vor ein Rätsel, aber ich persönlich vermute, dass sie Höhlen haben, die tief in den Berg reichen, denn sonst wäre ihr Stamm nie groß genug geworden, um hier zu überleben.“
Das erschien Sisrall logisch und er nickte. Sie würden also erst die Palisade überwinden und dann einen Kampf in Höhlen führen müssen, die der Feind viel besser kannte, als sie selbst. Es würde nicht einfach werden. Der Assassine bedeutete Viverla’atar, ihn näher heran zu führen und gemeinsam schlichen sie über die dünne Blätterschicht. Jedesmal, wenn die Blätter leise raschelten oder er auf einen Ast trat, fürchtete Sisrall, Alarmrufe aus dem Lager zu hören, doch alles blieb friedlich.
Dann hörte der Wald einfach auf und Sisrall hielt gerade noch rechtzeitig inne, um nicht aus dem Unterholz auf die deckungslose Wiese zu brechen. Er schätzte, dass es etwa einhundertfünfzig Schritt über niedriges Gras waren, bis man den Fuß der Palisade erreichte. Es war, wie Viverla’atar berichtet hatte. Auf eine hüfthohe Steinmauer, die wohl eher wilde Tiere aufhalten sollte, waren massive Holzpfähle gesetzt worden, die mit Stahlverstrebungen gesichert waren. Er sah insgesamt zwei Wachtürme, die über die Palisade ragte und Wachposten trugen, die Fackeln in den Händen hielten. Inzwischen drang auch der Geruch der Feuer zu Sisrall herüber und er glaubte, Fleisch zu riechen.
Er verdrängte die Gedanken und konzentrierte sich auf ihr eigentliches Problem. Das Wichtigste war, über die Palisade zu kommen. Er fasste einen Entschluss und flüsterte Viverla’atar, die immer noch dicht neben ihm hockte, zu. „Ich werde mich um diese Wachposten kümmern. Wenn einer der Türme brennt, greift ihr an. Ich werde versuchen, euch das Tor zu öffnen. Alles klar?“
Sie nickte und flüsterte noch, „Viel Erflog“, doch Sisrall war schon verschwunden.
Wie ein Schatten huschte er durch das Dickicht der Bäume, stets darauf bedacht, das Lager nicht aus den Augen zu verlieren und gleichzeitig nicht gesehen zu werden. Es war erstaunlich einfach und in Gedanken verspotte er die Wachen dieser erbärmlichen Stämme. Dann erreichte er erstaunlich plötzlich die Felswand. Und zwar wirklich abrupt. Er konnte gerade noch die Hände hochreißen, um zu verhindern, dass sein gerüsteter Körper mit einem Scheppern gegen den Stein krachte.
Sisrall kniete sich zu Boden und sprach erneut seinen Schattenzauber, der ihm dieses Mal erstaunlich leicht fiel. Dann schob er sich die Felswand entlang auf das Lager zu. Hier wuchsen noch ab und zu einige kleine Sträucher, die ihm ein wenig Deckung boten. Dennoch war es vor allem die hereinbrechende Dunkelheit, die ihm Schutz bot. Der Lichtkreis der Wachtürme war viel zu klein, um ihn zu erreichen. Dennoch behielt er die Männer auf den Türmen stets im Blick und drückte sich so tief wie möglich in den Schatten, wenn sie in seine Richtung blickten. Einmal glaubte er, es wäre vorbei, denn eine der Wachen richtete sich plötzlich auf, als hätte sie etwas gesehen und blickte genau auf den Busch, hinter den sich der Assassine duckte. Erst als Sisrall fast eine Minute regungslos da gehockt hatte, kam der Druchii offenbar zu dem Schluss, dass es der Wind gewesen sein müsse, der den Busch bewegt hatte.
Daraufhin änderte der Tempelkrieger seine Taktik und kroch die letzten fünfzehn Meter flach über den Boden. Als Assassine störte ihn ein solches würdeloses Verhalten nicht. Wer heimtückisch töten sollte, scherte sich nicht um eine blanke Rüstung oder einen sauberen Mantel. Auch Sisrall trug noch seinen Umhang, um zu verhindern, dass sich das Licht der Fackeln auf der Rüstung spiegelte.
Dann stand er nach weiteren zehn nervenaufreibenden Minuten am Fuße der Palisade. Jetzt begann der Teil, der zwar recht einfach, aber sehr auffällig sein würde. Er fuhr vorsichtshalber die Dornklingen uns und sprang dann auf die Steinmauer, die etwas dicker als die Palisade war und so eine Stufe bildete. Er riss seine Messer aus den Scheiden und betete, dass sie für sein Vorhaben geeignet waren. Dann rammte er das erste ins Holz und zog sich hoch. Da auch die Stiefel über kleine Dornklingen an der Spitze verfügten, war die Aktion erstaunlich einfach. Nach nicht einmal einer halben Minute war er oben angekommen und sprang über die Holzpfähle.
Auf der anderen Seite landete er gerade außerhalb eines Feuerscheins und rollte sich schnell tiefer in die Schatten. Dann erst erhob er sich vorsichtig und sah sich um. Die Feuer prasselten laut und zusammen mit den Gesprächen der darum Sitzenden hatten sie das Geräusch seiner Landung überdeckt. Die Flammen erzeugten kaum Rauch und das gebratene Fleisch war die einzige Geruchsquelle. Offenbar fiel es niemandem auf, als Sisrall sich langsam die Palisade entlang arbeitete, immer darauf bedacht, im Schatten zu bleiben. Aber hier auf dem Felsboden war er in seinem Element. Hatten die Blätter noch unter seinen Füßen geraschelt, so verschmolz er hier mit der Dunkelheit und war nur als ein lautloser Schemen auszumachen, den der Schattenzauber vor zufälligen Blicken schützte.
Schon nach wenigen Minuten erreichte der Assassine den Fuß des Wachturms, der ihm am nächsten gewesen war. Erstaunt stellte er fest, dass der sogar eine Tür hatte. Oder zumindest einen Eingang, denn es war eigentlich nur ein rechteckiges Loch zwischen den dicken Balken und Brettern. Er sah sich noch einmal um, vergewisserte sich, dass niemand in seine Richtung sah, und schlüpfte dann ins Innere. Dort gab es nichts Nennendwertes. Der Boden bestand aus dem gleichen Stein wie draußen und abgesehen von einer Leiter war der, kaum drei mal drei Schritte messende, Raum völlig leer. Vorsichtig kletterte der Assassine die Sprossen hoch und steckte den Kopf durch die Öffnung in der Decke. Die zwei Wachposten lehnten an der ihm gegenüber liegenden Brüstung und schienen gelangweilt über die Wiese zu blicken, wie es ihre Aufgabe war. Sisrall bemerkte die große Feuerschale, in der ein paar Kohlestücken glühten und einen Hauch der Wärme verbreiteten. Im Falle eines Angriffs konnten Bogenschützen hier ihre Pfeile entzünden.
Ohne das kleinste Geräusch zu verursachen, kletterte Sisrall die letzten Stufen empor und schlich dann auf die Wachen zu. Plötzlich knarrte das Holz unter seinen Füßen und die beiden Wächter fuhren herum. Doch der Tempelkrieger reagierte zuerst. Ohne zu zögern warf er sich auf die beiden Druchii und brachte sie zu Fall. Während er es schaffte, dem rechten den Mund zuzuhalten, holte der andere Luft, um einen Warnruf auszustoßen. Doch der Assassine versenkte die Dornklinge der linken Hand im Hals des Mannes, wodurch der nur ein blubberndes Wimmern zustande brachte. Während der Druchii noch verblutete, versuchte der übrige, seinen Mund zu befreien. Er hatte es geschafft, eine Waffe, eine Peische mit kleinen Eisenkugeln, zu ziehen. Doch Sisrall packte die Waffenhand der Wache und drückte sie auf den Holzboden. Dann kniete er sich über ihn, ohne die Hand vom Mund seines Gegners zu nehmen. Als der nach seinem Hals griff, rammte ihm Sisrall die Klinge, die sich über seinem Knie befand, durch den Körper. Der Körper des Dunkelelfen zuckte, als er sich in Qualen wand. Schnell ließ der Assassine die Hand los und rammte ihm die Dornklinge durchs Auge.
Er wartete noch ein paar Sekunden, bis sein Gegner wirklich tot war und erhob sich dann. Er stellte fest, dass er den anderen Turm gut sehen konnte. Die beiden Wächter darauf hatten noch nichts bemerkt. Der eine blickte über die Wiese, sodass er Sisrall nur leicht den Rücken zuwandte, während der andere wirklich mit dem Gesicht von ihm weg dastand und Wache hielt. Sisrall grinste und zog zwei schwarze Wurfmesser. Er ließ sich Zeit und achtete darauf, dass er niemandem unten im Lager auffiel. Dann holte er aus und warf beide Wurfmesser. Sie zischten durch die Luft, unsichtbar in dem schwachen Licht, und Sisrall folgte ihnen mit den Augen. Beide fanden ihre Ziele kurz hintereinander. Der eine wollte sich zwar noch umdrehen, als etwas hinter ihm entlang flog, doch das zweite Messer bohrte sich mit einem durchdringenden Knirschen in seinen Schädel. Der andere verendete, als das vordere Messer in seinen Rücken krachte, die Wirbelsäule zersplittern ließ und seine Lunge aufriss.
Doch offenbar hatte irgendwer etwas bemerkt. Unten im Lager entstand Aktivität. Anscheinend versuchten gerade einige, zu überprüfen, was sie gesehen hatten, oder überzeugten andere, dass sie etwas gesehen hatten. Sisrall verlor keine Zeit. Er schleuderte die Fackeln auf den Holzboden und kippte die Kohlepfanne um, sodass die glühenden Stücke über die Bretter kullerten und diese sofort entzündeten. Dann sprang er durch die Luke und huschte durch den Eingang. Ohne sich darum zu kümmern, ob ihn jemand sah, rannte er zum Tor. Inzwischen liefen überall Druchii umher, versuchten, sich zu erklären, was passiert war, und zu entscheiden, was zu tun sei.
Als Sisrall das Tor erreichte, schlugen meterhohe Flammen aus dem Wachturm und verbreiteten einen Geruch nach Rauch und verbranntem Fleisch. Das Tor war einfach eine Lücke in der Steinmauer, die breit genug war, um einen Nauglir passieren zu lassen. Doch auch hier gab es stahlverstärkte Palisadenpfähle. Da sie verbunden waren, konnten sie offenbar bewegt werden, um Einlass zu gewähren. Doch im Moment waren vier dicke Metallstangen in den Boden gerammt, die das Tor an seinem Platz hielten. Zwei Druchii standen zwischen ihm und seinem Ziel. Zuerst reagierten sie nicht auf ihn, da ein Mann in einem Mantel wohl offenbar keine Seltenheit war. Erst als er nur noch einen Schritt entfernt war, bemerkte einer von ihnen den Helm. Doch bevor er mehr tun konnte, als die Augen aufzureißen, war Sisrall bei ihm und legte ihm die Hand auf dem Mund, bevor er auch mit der anderen den Kopf packte und diesen verdrehte, bis ein unnatürliches Knacken den Körper erschlaffen ließ. Der Assassine schleuderte den Leichnam gegen den zweiten Dunkelelf, der sich gerade umdrehte, und brachte diesen so aus dem Gleichgewicht. Bevor er sich wieder gefangen hatte, trat Sisrall ihm zwischen die Beine und zog sein Schwert. Erst keuchte der Mann nur, doch bald dämmerte es ihm, dass er die Seinen warnen müsse und er holte Luft. Sisrall ließ hob das Schwert und ließ es ihn glitzerndem Bogen niederfahren. Das Geräusch wie splitterndes Holz ertönte und der Kopf des Mannes flog durch die Luft.
Sisrall steckte die Waffe wieder ein und machte sich daran, die Stangen aus dem Boden zu ziehen. Er hatte bereits zwei gelöst, als er das Klicken einer Armbrust hinter sich vernahm. Er hatte das Gefühl, in eine Ecke seines Kopfes verdrängt zu werden, als seine Reflexe die Kontrolle übernahmen. Die Zeit verlangsamte sich und er konnte fast sehen, wie er sich duckte und in derselben Bewegung eines der Wurfmesser zog. Er machte einen halben Schritt zur Seite, wobei er sich drehte, und ein Bolzen krachte splitternd in das Holz über seinem Kopf. Er vollendete die Drehung und zielte schon aus den Augenwinkeln, sodass er den Wurf ausführen konnte, sobald er sein Ziel vor Augen hatte. Ein zweiter Bolzen krachte neben seinem Kopf gegen das Tor und der Assassine stürmte los, ohne auf den Flug des Messers zu achten. Er sah nur sein Ziel, eine Frau mit kurzen Haaren, die sich bemühte, die Repetierarmbrust nachzuladen. Sisrall griff nach seinem Schwert und überbrückte die Distanz mit vier langen Schritten. Zu spät bemerkte sie die Bedrohung und warf die Armbrust nach ihm. Der Tempelkrieger warf sich nach vorn und rollte über den Boden, während die schwere Waffe über ihn hinweg sauste. Als er wieder hochkam, griff die Frau gerade nach einem Messer an ihrem Gürtel, doch Sisrall riss sein Schwert aus der Scheide und führte es noch in derselben Bewegung gegen seine Gegnerin. Ihr Messer wurde beiseite gefegt und ihre Brust aufgeschlitzt, sodass sie schwer blutend zusammen brach. Als Sisrall feststellte, dass der andere Schütze Opfer des Wurfmessers geworden war, kehrte seine bewusste Wahrnehmung zurück und er bemerkte, dass im Lager des Stammes das Chaos ausgebrochen war. Druchii rannten durcheinander und versuchter das Feuer zu löschen, doch er wurde nicht beachtet, da das Tor ein wenig im Schatten des Turms lag. Schnell zerrte er die beiden Leichen tiefer in die Dunkelheit und machte sich wieder an die Arbeit.
Es gelang ihm, die beiden übrigen Stangen aus dem Boden zu ziehen und das Tor so zu lösen. Er zog am Holz und war überrascht, wie leicht das Tor nachgab. Als der eine Torflügel aufschwang, sah er den Grund dafür. Die Krieger des Stammes von Tar’atris hatten auf der anderen Seite gedrückt. Nun stürmte sie ins feindliche Lager und hätten ihn beinahe zerhackt, so gierig waren sie nach Blut und Gemetzel.
Innerhalb von wenigen Herzschlägen war der Raum zwischen Palisade und Felswand erfüllt von dem Zischen der Armbrustbolzen, dem Klirren von Metall und dem Schreien der Verwundeten. Es roch nach Blut und Rauch. Auch Sisrall beteiligte sich am Angriff. Sein Ziel war die mittlere der drei Höhlen, die tiefer in den Berg führten. Er zog beide Schwerter und warf den störenden Umhang ab, sodass seine Rüstung zum Vorschein kam. Der Mann direkt vor ihm war so überrascht, dass er sein Schwert viel zu spät hob, um die herab sausenden Schwerter noch aufhalten zu können. Blut spritzte gegen Sisralls gepanzerten Oberkörper und der Mann brach mir zerfetzter Brust zusammen. Sisrall rannte weiter. Zwei Kriegerinnen versperrten seinen Weg und er griff sie an. Es war offensichtlich, dass sie keine Erfahrung im Kampf hatten, da sie als Jägerinnen ausgebildet worden waren, wie die Armbrüste auf ihren Rücken bezeugten.
Dennoch kämpften sie entschlossen und Sisrall war gezwungen, sich zur Seite zu werfen, um einem senkrechten Hieb zu entkommen. Die andere Frau stieß in seine Richtung und er wirbelte herum, sodass sein Fuß gegen ihr Handgelenk krachte und ihr die Waffe aus der Hand schleuderte. Er parierte den Angriff der anderen, der seinem Oberschenkel galt und sprang zu der Frau, die gerade nach ihrer fallengelassenen Waffe griff. Er landete direkt vor ihr und trat das Schwert beiseite, bevor er nach ihrem Bein schlug und gleichzeitig einen neuen Angriff von rechts abwehrte. Er wandte sich der Bewaffneten zu und ließ beide Schwerter mit blitzartigen Bewegungen nach vorn schnellen. Seine Gegnerin zog den Hieb nach seinem Gesicht zurück, da sie seinen Angriff parieren wollte. Doch sie war zu langsam und einen Herzschlag später durchbohrten beide Klingen ihre Brust. Sie sank mit aufgerissenen Augen zu Boden und der Assassine drehte sich zu der zweiten Frau um, die auf dem Boden hockte und vergeblich versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Sisrall stutze einen Augenblick. Er hatte gar nicht gemerkt, dass der Schlag nach ihrem Schenkel wirklich getroffen hatte. Dann aber trat er vor und schlug ihr den Kopf von den Schultern, ohne ihr hilfloses Geschrei zu beachten, als sie seine Absicht erkannte.
Er schlängelte sich durch die Masse der Kämpfenden, um weiter zu der Höhle zu gelangen. Dabei trat oder schlug er gelegentlich zu und brachte mehr als einen Kämpfer zu Boden. Doch er schaffte es ohne weiteren Zwischenfall zum Eingang. Dort standen drei gerüstete Gestalten und hielten mit gezogenen Schwertern und Streitkolben Wache, darauf wartend, dass sich einer aus dem allgemeinen Kampfgetümmel lösen würde. Nun warteten sie, dass Sisrall sie angriff und der zögerte nicht lange. Er warf sich nach links, um dem Streitkolben des Vordersten zu entgehen und wirbelte um die eigene Achse. Er blieb plötzlich stehen und das Schwert einer anderen Wache fuhr dort nieder, wo er gewesen wäre, hätte er sich weiter gedrehte. Der Tempelkrieger packte das Handgelenk, bog es zur Seite, bis ein Knacken ertönte und der Mann aufheulte. Dafür bekam Sisrall einen Schlag gegen die Hüfte, der ihn keuchen ließ. Er wirbelte zu dem Krieger mit dem Streitkolben herum und ließ seine Schwerter kreisen. Eins traf den Streitkolben, konnte ihn dem Mann aber nicht entwinden, während das andere Schwert die Schulter des dritten Mannes traf und die dünne Rüstung dort zerfetzte. Dennoch traf dessen Hieb Sisralls linken Oberarm. Zwar vermochte die Schneide es nicht, das Metall zu durchdringen, das mit seinem Körper verschmolzen war, doch die Stelle pochte unangenehm.
Wieder fuhr der Streitkolben nieder, zielte nach seinem Kopf, doch Sisrall wich nicht etwa zurück, sondern sprang vor. Er krachte gegen seinen Gegner und gemeinsam gingen sie zu Boden. Der Assassine rollte sich zur Seite und lag plötzlich zu Füßen der Wache, deren Schulter er getroffen hatte. Er schlug zu und verletzte das Bein direkt unter dem Knie. Sehnen wie Muskeln rissen, der Mann knickte zur Seite ein und sein Angriff ging ins Leere. Sisrall wurde mit Blut aus der Wunde besudelt, doch er stemmte sich hoch und riss gerade noch rechtzeitig seine Schwerter nach oben, um einem Angriff des Mannes zu begegnen, dessen Handgelenk er gebrochen hatte. Metall schrammte über Metall, doch der Hieb war mit der unverletzten Hand geführt und offenbar nicht so kräftig, wie die eigentliche Waffenhand des Wächters. Sisrall drückte das Schwert beiseite und sprang vor, sodass eines seiner Schwerter die Kehle seines Gegners fand.
Ein Zischen war die einzige Warnung, doch die reichte, damit er sich nach hinten warf. So prallte er gegen den Streitkolbenkämpfer, dessen Schlag fehlging. Wieder fielen sie auf den Fels und der Mann stöhnte, da Sisralls Gewicht unangenehm auf ihm lastete. Der aber fuhr seine Dornklingen an den Ellenbogen aus und rammte sie in den Körper unter ihm, der anfing zu zucken. Als Sisrall wieder stand, erschlaffte er aber bereits in einer großen Lache aus Blut. Er trat zu der letzten Wache, die einbeinig am Boden lag, während der Lebenssaft aus der brutalen Wunde floss. Er fegte die lächerliche Parade des Mannes beiseite und beendete dessen Leben mit einem Stich durch ein Auge.
Plötzlich spürte er, wie ihn etwas von hinten traf und zu Boden warf. Offenbar hatte sich jemand auf ihn geworfen. Eine Hand fasste um seinen Hals und hielt ein Messer in der Hand, das sich seiner Kehle näherte. Sisralls Arme waren unter seinem Körper eingeklemmt. Plötzlich zuckte das Messer hoch und krachte gegen seinen Hals. Doch der Panzer hielt. Sisrall gestattete sich ein erleichtertes Aufatmen. Er versuchte sich aufzubäumen, doch sein Gegner fesselte ihn gnadenlos auf den Boden.
Nun näherte sich das Messer vorsichtig seinen Augenschlitzen und Sisrall wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Er trat mit den Beinen in alle Richtungen und versuchte, etwas zu treffen. Das einzige Ergebnis war, dass ihm auf dem Hinterkopf geschlagen wurde. Die Klinge war inzwischen nur noch wenige Fingerbreit von seinem Gesicht entfernt und der Assassine sah keinen anderen Ausweg, als seine verbotenen magischen Kräfte einzusetzen. Er besann sich auf die Winde der Magie und begann, sie nach seinem Willen zu lenken. Die Luft um ihn herum wurde wärmer.
Dann plötzlich hörte er ein Zischen und der Körper über ihm zuckte. Das Messer fuhr hoch und schrammte über seine Stirn, verfehlte die Augen aber. Dann fiel es klirrend zu Boden und Sisrall versuchte erneut, freizukommen. Diesmal gelang es, unter dem Körper hervor zu kriechen. Als er den Kopf hob, sah er eine Hand, die sich ihm entgegen reckte. Sisrall ergriff sie und ließ sich hochziehen. Es war Viverla’atar, die den Jäger, der ihn angegriffen hatte, erschossen hatte.
Sisrall wusste nicht, ob er sich bedanken sollte. In Ghrond war so etwas nicht üblich, da jeder Helfer auch der nächste Angreifer sein konnte. Doch diese Frau… „Ihr habt mir also das zweite Mal das Leben gerettet.“, stellte er nüchtern fest. Sie grinste und lud ihre Armbrust nach.
Der Assassine sah sich um. Die Krieger des feindlichen Stammes waren aus den Höhlen geströmt und kämpften noch immer verbissen, doch es sah so aus, als würden die Krieger Tar’atris‘ sie langsam niedermachen. Das Schreien der Verwundeten und Sterbenden war durch das Waffengeklirr deutlich zu hören und die Luft war geschwängert vom Geruch nach vergossenem Blut und Rauch.
Viverla’atar deute auf die Höhle, zu der Sisrall sich durchgekämpft hatte, und hob ihre Armbrust. Ein neuer Bolzen klackerte in die Abschussrinne. Sie schob sich mit schussbereiter Waffe in das dämmrige Loch und Sisrall folgte ihr mit lautlosen Schritten. Nur ein kurzes „ritsch“ ertönte, als zwei Wurfmesser aus ihren Scheiden gezogen wurden.