Hm ... in letzter Zeit ist hier ziemlich wenig los ... wo ist Slaydo???
Na, egal ... damit das hier nicht ganz einschläft, gehts erstmal weiter. Mit dem Duell dauert es noch ein wenig ...
Nur ein kurzes Licht
Naggarond, Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (2.Tag)
Die Luft vibrierte, bevor der Knall ertönte, dann war alles wieder still. Wieder einen Zauber der Chaosschamanen abgefangen. Yetail hatte inzwischen aufgehört, zu zählen. Mittlerweile tobte die Schlacht beinahe eine Stunde und die Hexer des Chaos griffen mit aller Gewalt an. Dazu kam, dass sie sich im Inneren ihrer Heere versteckten und so schlechter anzugreifen waren.
Zwar wussten die Klosterhexen, wo sich ihre Kontrahenten aufhielten, doch es gab einfach zu viele Soldaten, hinter denen die Schamanen in Deckung gehen konnten. Deshalb beschränkten sie sich darauf, feindliche Angriffe abzuwehren, wie Silberstich befohlen hatte. Wann immer es möglich war, schleuderten die Zauberinnen ihre destruktive Kraft in die Masse der Grünhäute oder des Chaos und versuchten, so viele feindliche Soldaten zu töten oder zu verletzen, wie möglich war.
Bisher hielt sich das Elfenheer gut gegen die anströmenden Gegner. Die Frontlinie hielt sich zwischen den Hügeln und die meisten der großen Bestien, die ihre Formation hätten brechen können, waren mittlerweile tot. Auch die gegnerische Kavallerie bekam kaum eine Möglichkeit, in die stabilen Reihen der Druchii vorzustoßen, da das Gedränge auf beiden Seiten einfach zu dicht war, um Pferde durchzulassen.
Soweit Yetail es erkennen konnte, hielten auch die Flanken dem Ansturm stand. Am Fuße ihres Hügels kämpften Schwarze Gardisten und Tempelkrieger gegen die Orks, doch bislang hatte es von dort keine Probleme gegeben und auch die dortige Hydra wurde noch zurückgehalten. Sie galt als letztes Hindernis, wenn die Reihen der Kämpfer nachgeben sollten.
Yetail sandte einen Gedanken in Richtung des anderen Hügels und ließ dort eine Leuchterscheinung entstehen. Sie fragte Reckdis, wie es dort stand. Sie konnte zwar erkennen, dass es dort kaum Verluste gab, weder unter den Magiern noch unter den Schützen. Drei Speerschleudern waren zerstört worden, aber das war vertretbar. Viel interessanter für Yetail war die Frage, wie es um die dortige Flanke stand und ob die Sturmrufer der Khainler oder die Hexen auf dem anderen Hügel irgendwelche Erkenntnisse bezüglich der feindlichen Magier gewonnen hatten.
Es dauerte nicht lange, dann entstand neben ihr eine weitere Leuchterscheinung, die summend Reckdis Antwort verkündete. Die Gestalt verwendete seine Stimme ein wenig verzerrt, doch die Worte waren klar verständlich.
„Unsere Flanke hatte große Probleme mit der Kavallerie des Chaos, doch inzwischen ist es dort ruhig. Sie haben sich neu formiert und halten sich bereit, auf einen neuen Angriff zu reagieren. Auch die Hydra ist wieder hinter den Hügel gebracht worden.
Bisher konnten wir drei gegnerische Magier ausschalten, einer davon ist tot. Die beiden anderen sind zwischen ihren Kriegern verschwunden. Von den Anführern unserer Feinde fehlt bislang jede Spur. Wir beobachten allerdings, dass das Chaos Kriegsmaschinen heranbringt. Sobald sie nahe genug sind, werden wir versuchen, sie auszuschalten. Möglicherweise wird Eure Hilfe nötig sein, um die Chaoshexer abzulenken. Das ist erst einmal alles. Viel Erfolg.“
Die Erscheinung verblasste und Yetail konzentrierte sich wieder auf die Schlacht. Von ihrer Position aus konnte sie keine Kriegsmaschinen sehen, aber sie vertraute auf die Aussage. Septma, die mitgehört hatte, gab die Anweisungen des Piratenfürsten weiter. Einige Hexen wandten ihr den Kopf zu, während sie den Ausführungen lauschten.
Yetail ließ ihren Blick jedoch schweifen, bis er schließlich an zwei leuchtend grünen Augen hängen blieb, die ihr aus dem Orkheer entgegen starrten. Sie wusste sofort, dass dies ihr alter Gegner war, ihr Rivale aus Hag Graef. Dort auf seinem Wolf saß inmitten der Grünhäute niemand Geringeres als Slonish, der Auserwählte der Orkgötter.
Die Zeit schien quälend langsam zu vergehen, während sich ihre Augen trafen, und es schien, als wolle jeder den anderen allein mit Blicken in Asche verwandeln. Yetail registrierte kaum, wie der alte Ork den Runenstab hob und mit den Lippen ein einziges, endgültiges Wort formte.
Yetail war schnell. Schon flimmerte vor ihr die Luft, als sich ein Schild bildete. Doch sie war nicht schnell genug. All ihre Macht, ihr Können, ihre unglaublichen Talente genügten in diesem einen Augenblick nicht. Der Schild schwoll mit der Geschwindigkeit eines Gedanken an. Schnell war er groß genug, um Yetail zu schützen. Doch der Zauber fand sein Ziel.
Kein Geräusch ertönte, keine Druckwelle ließ das Plateau erbeben, nicht einmal die Luft bewegte sich. Nur ein grünes Licht, dann war es vorbei. Bevor sie wusste, was geschehen war, war Yetails Schild zusammengefallen und sie hatte Septma aufgefangen, die völlig überrascht zusammengebrochen war.
Keine Verletzung kündete von ihrem bevorstehenden Tod, doch schon begann ihre Haut, jegliche Farbe zu verlieren. Ihre Lider wurden schwer und senkten sich über trübe Augen. Doch als Yetail sie vorsichtig auf den Boden legte, trafen sich ihre Blicke.
„Versuche nicht, mich zu retten, Yetail.“, flüstere die Meisterin so leise, dass niemand außer ihnen beiden es verstehen konnte. „Ich weiß, dass du es kannst. Ich weiß, dass es dir in den Fingen juckt. Aber schone deine Kräfte. Du allein kannst mehr ausrichten als wir beide zusammen, wenn unser beider Energie verbraucht ist. Lass mich gehen, ja?“
Yetail nickte betroffen. Es stimmte. Sie wollte Septma retten, jede Zelle ihres Körpers rebellierte dagegen, die Magierin einfach so sterben zu lassen. Doch sie konnte nicht leugnen, dass Septma recht hatte. Konnte sie ihr außerdem diesen Wunsch verweigern?
„Es war mir eine Freude und Ehre, dich kennen gelernt zu haben, Yetail Bluthand. Du bist eine Erwählte des Khaine, eine würdige Gefährtin für das Kind des Mordes. Nie zuvor habe ich eine Magierin mit deinen Fähigkeiten gesehen. Du wirst diese Schlacht entscheiden. So oder so, es hängt an dir. Vertraue auf Khaine, junge Hexe.“
Ein Krampf schüttelte ihren geschwächten Körper, während Yetail mit trockenem Mund nickte. Dann fuhr Septma lauter fort.
„Du bist jetzt die Meisterin des Klosters, Yetail. Niemand außer dem Hexenkönig und der Hexenkönig kann dir Befehle erteilen. Verstehst du diese Verantwortung? Gut. Ich vertraue dir und all diese Hexen tun es ebenfalls. Alle Druchii hier vertrauen dir, Yetail. Mach deinem Namen alle Ehre und führe sie in den Sieg. Ich gebe dir alles an Kraft, was ich habe.“
Sie schloss die Augen und Yetail spürte, wie ihre Energie durch ihre Arme floss, bis schließlich nichts mehr kam. Septmas Körper war völlig kalt und steif geworden. Die junge Meisterin legte ihren Leichnam auf den Boden, nahm ihren Halsreifen, der sie als Meisterin des Klosters auswies, und erhob sich. Ihr Umhang flatterte zu Boden. In der linken Hand hielt sie ihren Zauberstab, mit der rechten nahm sie den Drachenstein von der Schnur um ihren Hals.
„Haltet die Stellung! Ich bin gleich wieder zurück!“, befahl sie den versammelten Zauberinnen. Ein solches Feuer brannte in Yetails Augen und eine solche Kraft ging von ihrem Körper aus, dass niemand Einspruch erhob, als sich die junge Meisterin vom Hügel stürzte.
Slonish riss vor Überraschung die Augen auf. War diese Elfenhexe lebensmüde oder schlichtweg dumm? Weshalb sprang sie von der Hügelkuppe direkt in das Heer der Grünhäute? Vielleicht hätte ich sie doch gleich töten sollen, dachte er verächtlich. Zuerst hatte sein Zauber ihr gegolten, doch im letzten Augenblick hatte er ihn umgelenkt, da sie vorbereitet gewesen war. Stattdessen hatte er die Hexe neben ihr getötet.
Und ich hatte gehofft, sie würde deren Tod rächen wollen. Stattdessen bringt sie sich um?! Oh, ihr Götter, soll das ein Spaß auf meine Kosten sein? Seit Hag Graef trachtete er danach, sie wiederzusehen und sie endgültig zu töten. Heute würde es endlich so weit sein, hatte er gedacht. Doch jetzt musste er mit ansehen, wie sie sich dem Tod übergab. Oder hofft sie, sich durch die Orks hindurch zu mir durchkämpfen zu können? Nachdem sie den Sprung aus vier Metern Höhe verkraftet hat? Sie muss wahnsinnig sein.
Schon wollte er sich frustriert abwenden und sich ein anderes würdiges Ziel suchen, als eine Stichflamme seine Aufmerksamkeit forderte. Der alte Ork keuchte entsetzt auf. Er sah die Elfenzauberin, deren dunkle Augen vor Zorn und Hass funkelten. Und sie ließ ihrer Wut freien Lauf. Während sie über die Köpfe der Orks hinwegsprang, züngelten gleißende Flammen um ihre Beine und verwandelten die Grünhäute unter ihr mit der Geschwindigkeit eines Gedanken in Asche.
Sie flog beinahe, so wenig berührten ihre Stiefel die Köpfe der Orks. Ihr weißblondes Haar peitschte im Wind ihrer Geschwindigkeit, mit der sie auf ihn zukam. Sie hatte die linke Hand um ihren Zauberstab gekrallt und die rechte zur Faust geballt. Er dachte an ihre letzte Begegnung zurück. Damals hatte sie ein Schwert getragen, das jetzt harmlos in der Scheide an ihrem Gürtel hing. Nur zu gut erinnerte er sich daran, welche Überraschung sie ihm damit bereitet hatte. Er schauderte und nahm sich vor, sie nicht zu unterschätzen.
Dann sah er das hinterhältige Lächeln auf dem Gesicht seiner Gegnerin und zuckte zusammen. Sie führte einen Zauber aus, der ihr eine unglaubliche Geschwindigkeit ermöglichte, sie in der Luft hielt und ihre Feinde in Asche verwandelte, und sie grinste dabei?! Er hatte erwartet, große Anspannung in ihren Zügen zu sehen, doch da waren nur Hass und Vorfreude. Gefühle, die er teilte. Dennoch bereitete ihm das verschlagene Lächeln Sorgen.
Einen Herzschlag später wusste er, dass seine Bedenken berechtigt gewesen waren. Eine übernatürliche Kraft zerrte an seinem Inneren, um seine junge Kontrahentin herum sackten die Orks zu Boden, als ihnen ihre Kraft entzogen wurde. Sie würden nicht daran sterben und sich schnell wieder erholen, doch die Elfe konnte nun landen und die letzten Meter zu Slonish auf dem Boden zurücklegen.
Noch immer floss seine Kraft aus Slonish heraus und in seiner Panik misslang ihm der Bannzauber. Erst im zweiten Versuch konnte er einen Schild um sich herum errichten. Glücklicherweise war er von seinem Wolf abgestiegen, denn das Tier rannte panisch davon.
Slonish hätte es ihm am liebsten gleichgetan. Noch nie hatte er eine solche Erfahrung gemacht. So oft hatte er auf die Kräfte des Drachensteins zurückgegriffen, doch nie zuvor war einer gegen ihn verwendet worden. Es war ein widerwärtiges Gefühl und Slonish zitterte, als er daran zurückdachte. Glücklicherweise war ein Großteil seiner Kräfte zurückgekehrt, sodass er noch immer in der Lage war, zu kämpfen.
Und das würde auch notwendig werden, wurde ihm klar. Denn nun stand die Druchii-Hexe vor ihm, hoch aufgerichtet, den Drachenstein wieder an einer Schnur um den Hals und stattdessen ein Schwert in der rechten Hand.
„Dieses Mal seid Ihr nicht im Vorteil, Ork.“, zischte sie. Slonish musste widerstrebend zugeben, dass sie recht hatte. Natürlich könnten sie beide ihre Drachensteine einsetzen, doch davon hätte keiner etwas und sie würden nur die Krieger um sie herum zu Tode erschöpfen. Sie waren also mindestens ebenbürtig.
„Dann braucht Ihr ja nicht wieder wegzulaufen.“, stachelte Slonish. Ihr Gesicht wurde hart vor Wut.
„Ich werde nicht weglaufen.“, sagte sie gefährlich leise. „Ich, Yetail Bluthand, werde erst dann gehen, wenn der Tod von Septma Schattenschritt gerächt ist. Ihr solltet laufen, Ork, wenn Ihr nicht glaubt, dem Zorn der ersten Meisterin von Naggarond gewachsen zu sein.“
Slonish musste blinzeln. Sie war eine Meisterin? Die oberste Zauberin von Naggarond? Soweit er wusste, stand nur noch Morathi selbst über ihr. Vielleicht sollte er tatsächlich fliehen. Dann musste er leise lachen. Wie weit würde er schon kommen? Wenn ihn Yetail nicht erreichte, würden ihn die Orks umbringen, weil er sich zurückzog. Außerdem: War es nicht sein oberstes Ziel gewesen, eben diese Frau zu töten, die ihm in Hag Graef entkommen war?
„Ich habe keine Furch vor Euch, Elfenweib. Ich bin Slonish, der mächtigste aller Schamanen, die je von Mork auserkoren worden sind. Bereitet euch auf eine schmerzhafte Niederlage vor. Heute Abend werde ich von Eurem zarten Fleisch kosten, Yetail, die sich hochmütig Bluthand nennt. Ich bin sicher, ihr seid eine Delikatesse.“
„Ich bin sicher, Ihr stinkt wie fauler Fisch, Slonish, der sich keinen Titel verdient hat.“, entgegnete Yetail kalt. Reiner Zorn sprach aus ihren Augen und der alte Ork wusste, dass das sein größter Verbündeter war. Wenn sie sich vom Hass leiten ließ, würde sie Fehler machen. Solange musste er durchhalten und sie reizen.
Dann sandte sie eine Druckwelle aus, dass die Erde erzitterte, und eröffnete das Duell.