WHFB Erwählte des Khaine - PDF komplett online

moin moin,

ich kann flix nur zustimmen 2 schöne Teile. Reklis entkommt allerdings dem Tod immer wieder sehr sehr knapp. Auf Dauer kann man hier leider vorhersehen was passieren wird, aber das geht mir bei vielen Büchern so.

Was ich damit sagen will ist das er entweder unglaubliches Glück hat (und das finde ich nie gut(vielleicht weil ich das nie hab)) oder weil sie gleich starke Kämpfer sind so lange gegen seine Gegner kämpft, in dem Fall sollte er allerdings besser ein paar Verletzungen davontragen oder die Rüstung verhindert diese.

Oder man könnte ihn als besseren Kämpfer darstellen in dem er seine Gegner mit "überelfischen" Geschick vernichtet.

mfg
Lorenz aka Freelancer
 
SO ... ich denke, ich sollte mich mal wieder melden und Klarheit schaffen.

Wie ihr vermutlich schon errraten habt, komme ich im Moment mit dem Schreiben nicht weiter. Das liegt zum Einen daran, dass ich andere Interessen gefunden habe, die mehr Spaß oder mehr Zeit in Anspruch nehmen als früher, dass für das Schreiben kaum noch Gelegenheit bleibt. Zum Anderen kommt noch hinzu, dass die Resonanz nicht wirklich so war, dass ich das Gefühl hatte, weitermachen zu müssen, um jemandem eine Freude zu machen. Außerdem habe ich auch momentan wenig Lust zu Themen wie Krieg, Kampf und Gemetzel, wie sie in der Geschichte nun einmal vorherrschen.

Diese Geschichte wird also vorerst nicht fortgesetzt. Ich werde mich in diesem Forum vermutlich auch nicht mehr blicken lassen. Eventuell schreibe ich in den Sommerferien noch weiter, vermutlich werde ich aber Besseres zu tun haben. Wenn wirklich Interesse besteht, würde ich aber die Kapitel, die noch in Reserve liegen, posten.

Ansonsten bedanke ich mich bei denen, die doch ab und zu hier reingeschaut und Lob und Kritik abgegeben haben. Es hat mir schon Spaß gemacht, die Geschichte mit euch zu erleben.

Viele Grüße, SHOKer
 
... hm das finde ich sehr schade ist aber Wohl nicht zu ändern.

Aber gut das du vorher Bescheid gesagt hast und die Story nicht einfach ohne Kommentar aufhörst wie z.b Landsknecht. Ich wär froh wenn du die Reserveteile noch Postest, aber du hast recht hier ist so wenig los das die wohl kaum jemand ließt. Ich lass den Thread hier jedenfalls abboniert auch wenn ich die ganzen Sommerferien weg bin aber wer weiß vlt. schreibst du ja mal wieder.

Sonst noch weiterhin viel Glück und danke für diese Klasse Geschichte😉
 




Trauer und Zorn

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (3.Tag)

Ein leises Klopfen ertönte, doch niemand reagierte. Die Person auf der anderen Seite der Tür zögerte und pochte anschließend ein weiteres Mal an das Holz. Das Geräusch klang lauter und deutlicher aber auch unsicher und beinahe fragend. Noch immer keine Reaktion. Ein drittes Mal wurde die Faust an die Tür gehoben, doch die Besucherin zögerte. Konnte sie es sich leisten, so aufdringlich zu sein? Mit einem Gefühl der Enttäuschung und leiser Verzweiflung wandte sie sich ab.
„Komm herein, Yucalta!“, kam es durch die Tür, die sich hinter dem Rücken der jungen Novizin lautlos geöffnet hatte. Diese zögerte nicht lange, sondern leistete der Anweisung Folge. Sie huschte geräuschlos ins Zimmer und bemerkte gerade noch, wie die Tür hinter ihr wieder ins Schloss fiel. Die Quelle der Stimme war nirgends zu sehen.
Staunend sah Yucalta sich um. Der Raum war kreisrund und maß bestimmt sechs Schritte im Durchmesser. Auf dem Boden lagen weiche Felle, während kostbare Teppiche die Wände schmückten. Vergoldete Waffen und versilberte Rüstungen waren auf Ständern oder an Haken zu sehen. In der Mitte des Raumes stand ein gigantischer, runder Marmortisch, an dem sechs bis acht Personen Platz finden konnten. Der Reichtum allein dieses Zimmers war atemberaubend.
Yucalta versuchte, sich den Grundriss des Turmes mit diesem Raum darin vorzustellen. Sie kam zu dem Schluss, dass der runde Turm in vier Teile geteilt werden konnte. Zwei davon waren rund und zusammen füllten sie den gesamten Durchmesser des Turms. In einem der beiden runden Teile stand sie nun, den anderen bildete die breite Wendeltreppe, die sie erklommen hatte. Also mussten die beiden restlichen Teile die Form von Dreiecken mit runden Kanten haben, sodass sie die fehlende Fläche füllten.
Tatsächlich bemerkte sie zwei Türen, eine nach rechts, die andere nach links. Yucalta wandte sich zur linken Tür. Schon bald erkannte sie, dass ihre Vermutungen bezüglich der Form der beiden anderen Teile des Turms richtig gewesen waren. Dieser Teil war in mehrere kleinere Zimmer geteilt worden. In einem fand sie ein Bad, das sogar gefliest worden war. Ein anderer enthielt eine kleine, aber gut ausgestattete Waffenkammer und im letzten entdeckte sie eine Art Lager mit einem Dutzend Kisten und Fässern. Sie verzichtete darauf, deren Inhalt zu untersuchen.
Da auch hier niemand zu sehen war, kehrte sie in den runden Empfangsraum zurück und wählte die andere Tür. Das Schlafgemach dahinter füllte beinahe den gesamten letzten Teil der Etage. Auch hier gab es Teppiche auf dem Boden und an den Wänden. Zwei Bequeme Sessel standen vor einem Kamin, der momentan nur kalte Asche enthielt.
Das Bett allein war groß genug, dass vier Personen darin schlafen konnten. Die zerwühlten Laken und zusammengeknüllten Decken waren das erste unordentliche, das Yucalta seit dem Betreten des Tempels gesehen hatte und sie verspürte unwillkürlich den Drang, das Schlafgemach zu verlassen. Das hier war die Schlafstätte einer anderen Elfe, die sehr weit über ihr stand.
Doch dann bewegte ein leiser Windzug die Vorhänge, die den Balkon beschirmten, und sie entdeckte die Herrin dieser Räume. Dort stand Bluthand in voller Rüstung. Die Arme vor der Brust verschränkt und gerade aufgerichtet, bot sie ein beeindruckendes Bild. Die Ruhe und Selbstsicherheit ihrer Haltung passten so gar nicht zu dem zerwühlten Bett und Yucalta fühlte sich unwohl. Hätte sie doch besser im runden Raum warten sollen?
„Danke, dass du gekommen bist, Yucalta.“, erklang Bluthands Stimme und die junge Zauberin verharrte. Die Meisterin machte keine Anstalten, etwas hinzuzufügen oder sich vom Panorama der Stadt abzuwenden, das sich ihr vom Balkon aus bieten musste. Yucalta verstand; sie war hierhergekommen, also sollte sich auch ihr Anliegen vortragen.
„Ich wollte mit Euch sprechen, Meisterin Bluthand. Ich weiß, dass es mir nicht zusteht, aber Ihr sagtet, ich solle zu Euch kommen, wenn es nötig ist. Der Tag ist inzwischen angebrochen und niemand hat etwas von Euch gehört. Alle verlassen sich darauf, dass Ihr die Magierinnen führt. Wir brauchen Euch. Werdet Ihr an der Schlacht teilnehmen?“
Nun endlich reagierte die Meisterin. Sie winkte Yucalta zu sich. Vorsichtig kam die Novizin näher und betrat den Balkon. Es war noch früh am Morgen und die Sonne hatte sich kaum über den Horizont erhoben. Dichte Schatten lagen in den Gassen der Stadt und zwischen den Hügeln, doch im Kriegslager herrschte bereits große Aktivität.
„Erzähl mir, was letzte Nacht geschehen ist!“, forderte Bluthand.
„Silberstich hat einen Überfall befohlen. Unsere Reiterei ist in die Lager unserer Feinde eingedrungen, zusammen mit den Untoten. Ich war bei jenen, welche die Orks angegriffen haben. Wir haben sie vollkommen überrascht. Es soll sogar ein Riese gefallen sein, habe ich gehört. Und etliche Trolle sind tot. Wie ich hörte, war es beim Chaos ähnlich, auch wenn die Reiter ihre Pferde zurücklassen mussten. Es scheint, als hätten die Truppen der Ketzer eine Palisade um ihr Lager errichtet. Dort wurden nur kleinere Truppen niedergemacht und einige Zelte angezündet.
Insgesamt haben wir nur wenig erreicht, dafür mit geringen Verlusten. Es war mehr ein psychologischer Sieg denn ein militärischer. Ich denke, Silberstich wollte erreichen, dass die Feinde heute geschwächt sind und nur halbherzig zur Sache gehen.“
Sie schwieg und Bluthand nickte. Sie schien kaum zugehört zu haben. Mit leerem Blick starrte sie auf das Schlachtfeld und die zahllosen Leichen, die von hier aus nur als schwarze Punkte auf dem gelben Gras zu erkennen waren.
Gerade, als Yucalta unruhig wurde, holte sie tief Luft und wandte sich vom Balkon ab. Sie setzte mit überkreuzten Beinen auf das Bett und bedeutete der Novizin, ebenfalls Platz zu nehmen. Yucalta hockte sich in ähnlicher Stellung auf den weichen Boden. So ragte Bluthand über ihr auf, was in der Novizin zumindest ein wenig Beruhigung verursachte, da nun ihre Stellungen angemessen verdeutlicht waren.
„Wer ist deine Meisterin?“, wurde Yucalta freundlich gefragt.
„Meine Meisterin ist vor zwei Tagen gefallen.“, antwortete sie verdutzt. Die erste Zauberin des Klosters nickte zufrieden und blickte sie dann direkt an. Yucalta entging nicht, welche Mühe sie hatte, den Blick nicht abschweifen zu lassen.
„Dann werde ich dich zur Novizin nehmen, sobald die Schlacht vorüber ist. Vorausgesetzt, du hast nichts dagegen. Nicht einmal ich kann die Novizin einer anderen Meisterin zur Schülerin nehmen, ohne ihre Zustimmung zu haben.“
„Es wäre mir eine Ehre, Herrin. Aber womit habe ich das verdient?“
Die ältere Zauberin schluckte. „Ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann. Als meine Novizin wärst du verpflichtet, meine Geheimnisse mit deinem Leben zu schützen. Das mag hart klingen, aber ich muss dir vertrauen können, bevor ich darüber spreche, weshalb ich nicht an der Schlacht teilnehmen werde.
Außerdem,“, fügte sie mit einem Lächeln hinzu, „habe ich das Gefühl, dass du einmal eine bedeutende Magierin wirst. Noch kannst du deine Kräfte kaum vollständig nutzen, aber irgendwann wirst du beweisen, dass ich mich nicht getäuscht habe.“
Yucalta konnte nur überrumpelt nicken. Nachdem sie die Worte der Meisterin sorgsam abgewogen hatte, stand sie auf und verneigte sich tief in Bluthands Richtung, wobei sie ihr die Hände entgegenstreckte.
„Ich nehme Euer Angebot an, Meisterin Bluthand. Fortan werde ich Eure Novizin sein. Möget Ihr mich lehren, was Ihr für angebracht haltet, und mich strafen, wie ich es verdient habe. Ich werde Euren Anweisungen Folge leisten und mich Eurer Mühe verdient machen.“
Nachdem die rituellen Worte gesprochen worden waren, umfasste Bluthand ihre Hände und führte sie zusammen. Ein leises Kribbeln durchlief ihren Körper und Yucalta wusste, dass der dünne Reif um ihren Hals nun seine Farbe änderte, um anzuzeigen, dass sie einer neuen Meisterin diente. Als die Zauberin ihre Hände losließ, hockte sie sich zurück auf den Boden.
„Nun denn, Yucalta. Als erste bitte ich dich, mich Yetail zu nennen, wenn wir alleine sind.“ Sie wartete auf Yucaltas Nicken, ehe sie fortfuhr. „Nun denn. Wir haben viel zu erzählen. Beginne mit dem, was du über den Splitterdrachen in Erfahrung bringen konntest. Ich hoffe, es hilft mir, eine Lösung zu finden.“
„Der Splitterdrachen wurde zum ersten Mal im alten Nagarythe beschworen. Man geht davon aus, dass ihn die Chaosgötter erschaffen haben. Damals vernichtete er beinahe sämtliche Städte des Reiches. Nur vor Anlec wurde er aufgehalten. Ein Anhänger Khaines, beziehungsweise der erste Anhänger Khaines überhaupt, stellte sich ihm auf einem Drachen entgegen. Obwohl der Drache starb, konnten sie die Bestie vernichten. Damals rammte der Khaine-Anbeter sein Schwert in den Bauch des Splitterdrachens und nahm ihm somit angeblich die Flamme.“
„Was geschah mit ihm?“
„Er wurde von seinem Meister ermordet, dem Hofmagier von Nagarythe. Dieser war ein Anhänger der alten Gottheiten und fürchtete den Fanatismus der Khaine-Jünger. Vor seinem Tode sprach der Krieger noch davon, dass er alle Teile des Drachens in die entlegensten Ecken von Nagarythe habe bringen lassen, weil eines davon noch den Geist des Monsters enthalten müsse. Wie es scheint, gelangte dieses schließlich nach Naggaroth. Außerdem sprach er davon, dass er nicht das letzte Kind des Mordes war. Er sagte: Zwölf werden kommen, doch keiner von ihnen ist unsterblich, sie alle werden altern und dahinsiechen. Denn: Zwölf werden vergehen, dreizehn ewig bestehen. Oder so ähnlich, ich …“
„Schon gut.“, wurde sie von Yetail unterbrochen. „So alt also ist die Prophezeiung. Und allmählich beginne ich zu verstehen.“ Sie sah Yucaltas verwirrte Miene und spürte deren Scheu, direkt um Erklärung zu bitten.
„Pass auf, meine Schülerin: Du weißt, dass Blutklinge das zwölfte Kind des Mordes w … ist? Ihnen allen wurde die Marilim verliehen, die ihnen große Kräfte und übermenschliche Fähigkeiten verlieh. Du hast Blutklinge vielleicht im Kampf gesehen. Ich bin mit ihm durch die Unterwelt gereist und kannte ihn, bevor er das Geschenk von Khaine erhielt. Schon damals war er ein gefährlicher Gegner. Mit der Marilim kann ihn beinahe niemand mehr besiegen. Doch unsterblich ist er nicht. Auch mit der Marilim altert er, wie es damals vorausgesagt wurde.“
„Aber wo ist Blutklinge?“
Yetail sackte in sich zusammen und ein Ausdruck der Verzweiflung huschte über ihr schönes Gesicht. „Hast du die Kraftsäule gespürt, die den Splitterdrachen vertrieben hat?“
„Ja“, antwortete Yucalta mit einem unguten Gefühl. „Ihr sagtet mir, dass sei Euer Werk gewesen.“
„Ich wollte dich und alle anderen nicht verunsichern. Aber es ist ohnehin zu spät. Das war nicht ich, das war die Kraft der Marilim. Sisrall …. Ich meine Blutklinge hat den Kampf gegen den Splitterdrachen nicht überlebt. Er ist tot.“
Yucalta stockte der Atem. Das war nicht möglich. Das Kind des Mordes, die Hoffnung der Elfen, war gefallen? Erst jetzt erkannte sie die Traurigkeit der jungen Meisterin, die sie bislang verborgen hatte. Allmählich wurde ihr klar, weshalb Yetail sie zu ihrer Schülerin gemacht hatte. Sie brauchte jemanden, mit dem sie reden konnte, dem sie sich anvertrauen konnte.
Unsicher kletterte sie auf das gigantische Bett und hockte sich neben Yetail, die das Kinn in die schlanken Hände stützte. Yucalta zögerte. Sie mochte Bluthand. Aber war sie wirklich in der Lage, der jungen Frau zu geben, was sie brauchte?
„Er war Euer Gefährte, nicht wahr?“, hauchte sie beinahe und hoffte halb, Yetail hätte sie nicht gehört. Diese nickte jedoch nur und schluchzte leise. „Ja, in den letzten Augenblicken vor seinem Tod hat er seine Liebe zu mir erkannt. Für nicht einmal eine Minute waren wie vereint, bevor uns das Schicksal erneut trennte.
Ich wünschte, ich könnte dort hinausgehen und das Lager der Orks in Asche verwandeln oder irgendetwas anderes zerstören. Aber ich bin viel zu verzweifelt. Alles habe ich verloren. Meine Meisterin, meine Mutter, meinen Geliebten, meinen Zauberstab. Sogar mein Drachenstein ist weg. Ich habe ihn liegen gelassen, als ich zu Sisrall gelaufen bin. Jetzt ist er verschwunden. Nicht einmal eine einfache Freundin wie Septma hat mir das Schicksal gelassen! Nur Verlust und Schmerz!“
Als Yetail abermals zusammensackte, wusste Yucalta, dass Mitleid ihr nicht helfen würde. Sie sprang vom Bett und baute sich vor ihrer Meisterin auf. Ihr waren die Konsequenzen ihres Handelns klar, aber sie sah keinen Ausweg.
„Habt Ihr schon einmal die Idee gehabt, dass es gute Gründe dafür gibt? Euer Zauberstab hat sich geopfert, um den Angriff des Splitterdrachen abzuwehren, oder nicht? Wäre er nicht gewesen, wäret Ihr jetzt tot. Auch Septma hat ihr Schicksal akzeptiert, um es Euch zu ermöglichen, den Ork zu töten. Hätte es nicht sie erwischt, wäret Ihr das Opfer geworden. Glaubt Ihr nicht, Blutklinge hat das getan, was nötig war? Hat er nicht den Splitterdrachen vertrieben? Was wenn …“
„Wie kannst du es wagen, so von Sisrall zu sprechen?“, fauchte Yetail und sprang ebenfalls vom Bett. Yucalta musste sich ein Grinsen verkneifen, was erstaunlich einfach war, da ihre erregte Meisterin eine sehr reale Gefahr darstellte.
„Ich verkrieche mich jedenfalls nicht in meinem bequemen Zimmer und warte, bis sich die Sache von selbst regelt.“, gab sie nicht minder zornig zurück und meinte es zum Teil sogar ernst. „Das wird sie nämlich nicht. Ihr seid die mit Abstand mächtigste Hexe auf Seiten der Elfen, aber Ihr solltet Euch auch entsprechend verhalten. Blutklinge ist im Kampf gestorben, wie es sich für ihn gehört. Er hat uns gerettet. Und wie dankt Ihr ihm für sein Opfer? Ihr heult mir die Ohren voll, statt einen Weg zu finden, diesen Krieg ohne ihn zu gewinnen.“
Obwohl draußen die Sonne schien, wurde das Zimmer plötzlich eiskalt und Yucalta kam es vor, als würde das Licht verschwinden. Ihre Knie wurden weich, als sie erkannte, dass sie ganz alleine mit einer Zauberin war, die sie soeben derart provoziert hatte, dass ihr der Tod als Strafe fast noch gnädig war.
Ein unsichtbarer Stoß schleuderte sie durch die diffusen Schatten gegen die Wand über dem Durchgang zum Balkon. Ihr Rückgrat protestierte scharf und ihre Beine knickten weg, als sie zu Boden stürzte.
„Ihr wagt es, so von mir zu reden?“, donnerte Yetail. Auf einmal war jede Freundlichkeit verschwunden, ebenso wie die Trauer und Schwäche, die sie eben noch gezeigt hatte. Yetail mochte ihren Zauberstab verloren haben, doch ihre Macht war ungebrochen.
„Ich bin Yetail Bluthand, Meisterin des Klosters, Tochter von Erlais von Clar Karond, Gefährtin des zwölften Kindes des Mordes und durch ihn die dreizehnte Trägerin der Marilim. Nur Khaine selbst darf mir sagen, was ich zu tun habe und wie ich mich zu verhalten habe.“
Yucalta hatte sich mühsam wieder aufgerichtet und beobachtete angespannt, wie Yetail näherkam. Sie wollte vorbereitet sein, wenn sie der nächste Zauber traf. Letztendlich gab es jedoch keine Vorwarnung. Yetail hob nicht einmal die Hand, zuckte mit keiner Wimper, als sie einen weiteren Stoß aussandte, der die junge Frau an den Rand des Balkons schleuderte. Das Geländer brach weg, sodass Yucaltas Kopf und Schultern frei in der Luft hingen.
Während sie noch nach Atem rang, setzte ihr Bluthand einen gepanzerten Stiefel auf die Brust. Majestätisch ragte die zornige Hexe über ihr auf. Yucalta musste unwillkürlich zugeben, dass sie selbst oder gerade in diesem Zustand unwiderstehlich schön war. Ihr helles Haar wehte im leichten Wind, während ihre dunklen Augen zornig funkelten. Ihr Bauch und ihre Schenkel waren nackt. Makellose Haut spannte sich über straffes Fleisch. Über ihre Arme lief das verwirrende Muster, das von ihrem eigenen Blut zu stammen schien.
„Ihr seid die Dreizehnte?“, flüsterte Yucalta panisch. „Aber dann gibt es doch noch Hoffnung!“ Ihr Ton wurde flehentlich. „Bitte, Meisterin. Blutklinge wird Euch diese Macht nicht ohne Grund gegeben haben. Nutzt sie! Rettet uns! Entscheidet diesen Krieg. Es wird genug Zeit zum Trauern geben. Ich werde mit Euch trauern und bei Euch sein. Aber dafür muss es ein Morgen geben. Unser Volk steht am Abgrund, so wie ich. Alles hängt von Euch ab. Stoßt mich in die Tiefe und vergrab Euch in Eurem Turm, dann werden auch die Druchii den Weg von der Klippe hinab gehen. Niemand sagt Euch, was Ihr zu tun habt. Die Entscheidung liegt allein bei Euch!“
Als Yetail zögerte, schöpfte Yucalta neuen Mut und sprach weiter. „Als ich meine Meisterin verlor, überkam mich ähnliche Trauer. Ich stand neben ihr, als sie fiel. Auf der Treppe unter dem Kloster. Ihr ward es, Meisterin Bluthand, die mich dazu brachte, weiterzumachen. Ihr habt uns Mut und Kraft gegeben. Ohne Euch hätten wir schon viel eher aufgegeben. Und als ich sah, wie Ihr aus diesem Loch kamt, mit dem Kopf der toten Hexe in Euren Händen, da wusste ich …“
„Warte!“, unterbrach Yetail sie, „Dieses Loch… Dort unten gibt es einen Raum … ‚Dort wo sich Magie und scharfer Stahl berühren, liegt der Raum der Zwölf. Hole uns zurück.‘ Oh Yucalta, du hast mir etwas in Erinnerung gerufen, dass ich schlichtweg vergessen hatte. Endlich habe ich eine Lösung für mein Problem. Ich muss noch einmal in diesen Keller.“
[FONT=&quot] „Aber“, erwiderte Yucalta, während sie sich vorsichtig aufsetzte, „den Keller gibt es nicht mehr. Die Hexen haben das gesamte Gewölbe einstürzen lassen. Sogar die Treppe wurde pulverisiert. Der Eingang ist versiegelt. Dort kommt nicht einmal Ihr durch.“[/FONT]
 
Ich poste mal gleich noch den nächsten Teil.

Im Getümmel

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (3.Tag)

Wieder kamen sie. Wie sie schon die letzten zwei Tage gekommen waren. Gebannt und angespannt beobachtete Reckdis, wie sich die dunklen Horden ihrer Feinde über die Hügel ergossen. Die zahllosen Leichen der vergangenen Tage, die niemand wegtragen konnte, verschwanden einfach unter den Füßen der marschierenden Krieger.
Nun wird sich zeigen, was uns der nächtliche Angriff genützt hat, dachte Reckdis. Er saß auf seinem Pferd genau wie die Sturmrufer und Magierinnen um ihn herum. Er konnte Bluthand nirgendwo ausmachen und seine Motivation war stark gesunken. Wenn es stimmte, was Silberstich berichtet hatte — dass Blutklinge tot war und seine Gefährtin sich weigerte, in den Kampf zu ziehen — dann war er jetzt der ranghöchste und mächtigste Magier auf Seiten der Druchii. Nein, das stimmte nicht. Malekith, Morathi und Nerglot waren allesamt mächtiger als er, aber die ersten beiden zogen es bislang vor, im Hintergrund zu bleiben und Nerglot war kein Elf.
Deshalb galt er nun als Anführer der kleinen Truppe Magier, die noch am Leben war. Nicht einmal mehr hundert Hexen und Zauberer konnten sie aufbieten, obwohl selbst Novizinnen in den Kampf entsandt wurden. Hinzu kam noch, dass die Reitertruppen der Elfen kaum geschlafen hatten und einer ihrer drei Drachen kaum einsatzfähig war. Szar’zriss erholte sich noch immer vom Kampf gegen den Splitterdrachen.
Alles in Allem beste Voraussetzungen, um die heutige Schlacht zu einem Massaker werden zu lassen, dachte der Khainler frustriert. Vor ihm standen die Regimenter der Druchii. Silberstich hatte eine mobile Taktik befohlen. Deshalb waren die Infanteristen nicht zu einem großen Heer zusammengefasst, sondern bildeten Dutzende eigenständiger Einheiten.
Hinter ihm wartete die Kavallerie in ähnlichen Gruppen. Hatten sie den Feind am vergangenen Tag gegen sich anrennen lassen, würden die Druchii heute versuchen, ihn auszumanövrieren und Stück für Stück zu zerhacken. Reckdis war klar, dass das eine gute Idee war, die leider auch vollkommen schiefgehen konnte. Aber viel Auswahl hatten sie nicht mehr. Die Soldaten waren zu demotiviert für eine defensive Taktik.
„Es geht los! Schützen bereithalten! Magier: beginnt!“, brüllte er, als er merkte, dass die Truppen des Chaos mittlerweile in Reichweite waren. Die Masse der Orks würde in ein oder zwei Minuten nahe genug sein. Also griff Reckdis nach den Winden der Magie und bereitete sich darauf vor, den Feinden einen unangenehmen Empfang zu bereiten.

„Es geht los.“, murmelte Yucalta. Sie stand auf dem Balkon von Yetails Gemächern und starrte gebannt auf die Schlacht, die sich vor den Toren der Stadt entwickelte. Schon wurden die ersten Zauber eingesetzt und etliche Feinde erfasst, bevor sie durch die Luft sausten und in die eigenen Reihen stürzten. Es war eindeutig das Werk der Khainler und Yucalta spürte Frustration in sich hochkochen, weil sie wusste, dass die Klosterhexen mittlerweile die Minderheit bildeten.
„Wir sollten dort sein.“, grummelte sie und zuckte zusammen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Yetail war lautlos neben ihr aufgetaucht. Die Meisterin blickte ebenfalls in Richtung des Schlachtfeldes. Dort entwickelte sich mittlerweile die Schlacht. Die Schützen feuerten ihre Geschosse ab. Speere und Bolzen bohrten sich in die Reihen der Feinde.
Die Infanteristen wichen langsam zurück, während die Kavallerie der Druchii um die Hügel herum donnerte, um dem Feind in die Flanke zu fallen. Als das Chaos das bemerkte, änderte sich der Strom von Soldaten. Sie richtete sich gegen die neue Bedrohung aus. Speere wurden gesenkt. Doch die Reiterei der Elfen war zu mobil. Ein Teil wurde frontal von den Speeren erfasst, doch die meisten drehten vorher ab oder fanden ungeschützte Stellen in den Reihen der Chaoskrieger.
Die Reaktion der Orks kam weniger geordnet. Ein Großteil stürmte weiter den Fußsoldaten der Elfen entgegen, während sich ein paar kleinere Gruppen einfach abspalteten, um die Kavallerie zu empfangen. Die jedoch stürmte einfach zwischen den Mobs der Grünhäute durch, brachte diese in Unordnung, bis sie von den hinteren Regimentern völlig aufgerieben wurden.
Doch schon lösten sich die Reiter wieder aus den Nahkämpfen. Mittlerweile hatten es die Infanterieregimenter geschafft, sich den Feinden zu nähern und griffen nun direkt an. Ein heftiger, unübersichtlicher Nahkampf entstand und Yucalta wandte sich ab.

Reckdis beobachtete mit einem Stirnrunzeln, dass sich die Truppen von Chaos und Orks so bewegt hatten, dass sie einander nicht in die Quere kamen. Es schien beinahe, als hätte der nächtliche Angriff sie zu einem Waffenstillstand getrieben. Sie griffen die Druchii zwar nicht gemeinsam aber doch gleichzeitig an.
Aber es war auch zu merken, dass die Feinde ähnlich unmotiviert waren, wie die einfachen Soldaten der Druchii. Der Überfall hatte ihnen deutlich zugesetzt. Sie sandten nun ihre gesamte Elite, um den Mangel an einfachen Kriegern auszugleichen. Die Masse des Chaos bestand zum größten Teil aus gerüsteten Chaoskriegern, die Orks sandten Schwarzorks und Wildschweinreiter.
Auch einige Trolle waren darunter. Sie waren mittlerweile das Hauptziel der Speerschleudern. Feindliche Magier waren Reckdis bislang nur wenige aufgefallen und diese hielten sich bedeckt. Einen hatte er schon töten können, doch die anderen versteckten sich nach jedem Angriff rasch wieder.
Kurzentschlossen befahl er seiner Truppe, die Position zu wechseln. Sie ritten in weitem Bogen um das Schlachtfeld herum und näherten sich den Streitkräften des Chaos von hinten.

„Was ist das?“, fragte Yucalta. Sie deutete in Richtung des Stadttores, das eilig geöffnet wurde. Yetail folgte ihrem Finger. Dort unten ritt eine große Schar gerüsteter Soldaten durch das Tor. Als sie die Düsternis der schmalen Gassen verließen und den freien Platz vor dem Tor erreichten, funkelte die Sonne auf ihren Rüstungen.
„Das ist die Schwarze Garde. Und dieses Mal kommen sie nicht allein. Siehst du die Gestalt dort? Das ist der Hexenkönig. Malekith und Morathi greifen endlich in die Schlacht ein. Vielleicht kommen sie nun ohne uns klar.“
Tatsächlich beschleunigte der Reitertrupp, sobald das Tor hinter ihnen lag. In vollem Galopp donnerten sie auf die Reihen des Chaos zu. Blaues Licht flammte auf und Yetail glaubte, die Schreie der Sterbenden bis hierher hören zu können. Der Herr der Druchii zeigte seine gesamte Macht. Sofort änderte die Gruppe der Magier, die von Reckdis angeführt wurde, ihr Ziel und formierte sich um die Neuankömmlinge.
Innerhalb von Sekunden brannte die Luft über dem Schlachtfeld. Die Schamanen des Chaos hielten sich nicht länger bedeckt. Sie wusste, dass es das Risiko wert war. Wenn es ihnen gelang, den Hexenkönig zu töten, würden sich die Elfen zurückziehen müssen. Wenn es ihnen nicht gelang, würden sie so oder so bald in ziemlichen Schwierigkeiten stecken.
Von beiden Seiten krochen Zauber über die Schlachtfeld, löschten Leben aus, verbrannten Fleisch und wurden abgewehrt. Von einem Augenblick zum anderen hatte sich die Mentalität der Schlacht grundlegend geändert. Die einfachen Soldaten waren kaum mehr als lebende Schilde, während der eigentliche Kampf zwischen den Zauberern der beiden Seiten tobte.
Dennoch stürzten sich die Druchii mit größerem Eifer in die Schlacht, als sie ihren König bemerkten. Die Schwarze Garde stürmte in vollen Galopp in die Reihen der Chaoskrieger, während über ihren Köpfen weiterhin ein magisches Inferno tobte.

Nerglot beobachte den Kampf mit größter Belustigung. Es war einfach naiv, mit welchem Eifer sich die Druchii in den Kampf stürzten, seit Malekith aufgetaucht war. Dabei war sein Erscheinen eigentlich nur ein Zeichen dafür, dass den Elfen die Alternativen ausgingen. Er war die letzte Waffe, deren Einsatz nur dann in Frage kam, wenn niemand anderes da war, um den Feinden ausreichend Widerstand zu leisten.
Er entdeckte die vertraute Aura seines erweckten Dieners unter den Schwarzen Gardisten. Er hatte sich ihnen erst angeschlossen, als der Kampf schon im Gange war. Vorher wäre die Gefahr zu groß gewesen, dass der Hexenkönig oder die Hexenkönigin ihn bemerkten.
Nerglot selbst hatte beinahe all seine Truppen bei dem nächtlichen Überfall verloren. Aber es hatte sich gelohnt. Ephingis war er zwar nicht begegnet, dafür hatte er drei andere Hexer ausschalten können. Vermutlich war das der Grund, weshalb sich die Chaosschamanen bislang so unauffällig verhalten hatten.
Der Beschwörer griff unter seine Robe und umfasste die drei Steine. Sie alle hatten die gleiche markante Form eines zusammengerollten Drachen. Doch alle drei schimmerten in unterschiedlichen Farben. Einer war grau. Das war der Drachenstein, den er selbst vor unzähligen Jahren erschaffen und der ihm seither gute Dienste geleistet hatte. Die beiden anderen waren dunkelgrün und rot. Nerglot hatte sie auf dem Hügel gefunden, von dem aus die Magierinnen am vergangenen Tag die Schlacht beeinfluss hatten.
Er vermutete, dass Bluthand dem Orkschamanen den Drachenstein abgenommen hatte. Weshalb sie allerdings ihren eigenen und den erbeuteten zurückgelassen hatte, konnte er nicht sagen. Er war zu dem Zeitpunkt am Fuße des Hügels gewesen, wo Korlif sein Leben gelassen hatte. Er konnte nur vermuten, dass Bluthand sie einfach fallen gelassen hatte, als ihr Gefährte abgestürzt war. Vermutlich hatte sie es nicht einmal gemerkt.
Er betrachtete die beiden Artefakte genauer. Der grüne war vermutlich Slonishs Drachenstein, der rote Bluthands. Er konnte sie nicht benutzen. Nur der Träger selbst konnte seinen Drachenstein einsetzen. Aber Nerglot wusste etwas, das niemand hier wissen konnte. Und er hatte vor, dieses Wissen zu benutzen. Doch zuerst musste er Ephingis töten.
Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als er beobachtete, wie sich die Schwarze Garde um ihren Herrn herum durch die Reihen des Chaos schlug. Vielleicht gab es doch noch ein lohnenderes Ziel. Er sandte die geringe Zahl von Untoten, die er bislang neu erweckt hatte, gegen die Orks, um für Ablenkung zu sorgen und versetzte seinen Geist dann in den eines ganz bestimmten Dieners.

Riflis hielt das Banner des Hexenkönigs stolz in die Höhe. Er war vielleicht nicht in der Lage, selbst zu kämpfen, aber so konnte er trotz seiner schweren Verletzungen von Nutzen sein. Nicht weit entfernt thronte Malekith auf einem beeindruckenden Streitross und sandte Zauber gegen die Schamanen und Soldaten des Chaos. Er wirkte, als gäbe es nichts, das ihn aufhalten konnte. Er wehrte alle feindlichen Zauber ab und vernichtete seine Feinde so lässig, wie Riflis es bisher nur bei Blutklinge gesehen hatte.
Um sie herum war die Schwarze Garde in schwere Nahkämpfe gegen eine kleine Streitmacht Chaosritter vertieft. Die beiden Seiten waren einander ebenbürtig und bislang konnte keine Seite einen Vorteil erringen.
Riflis bemerkte eine schwarze Gestalt, die sich dem Hexenkönig näherte. Sofort riss er sein Pferd herum und ging den unbekannten Aggressor an. Als er näherkam, klärte sich sein Blick und er erkannte die Rüstung der Garde. Dennoch wurde ihm überkam ihn ein mulmiges Gefühl, während der Elf weiter mit erhobener Hellebarde auf den Hexenkönig zu schlich.
Nur zwei Herzschläge später keuchte er auf. Das war nicht irgendein Gardist. Das war sein Bruder Korlif. Sein Bruder, den er seit fast einem Tag nicht mehr gesehen hatte, obwohl er eigentlich in der Nähe des Untoten hätte sein sollen.
„Korlif! Was tust du?“, rief er, ohne sein Pferd abzubremsen. Der Angesprochene fuhr herum und reagierte mit übermenschlicher Schnelligkeit. Bevor Riflis wusste, was er vorhatte, stand er schon vor ihm. Die Hellebarde wurde in den Boden gerammt. Riflis ungläubige Augen weiteten sich, als die Spitze der Stangenwaffe durch den Hals seines Pferdes brach und seine Brust aufspießte.
Während er aus dem Sattel gehoben wurde, trieb der Schwung das kreischende Pferd weiter voran. Die Hellbarde rutschte weg und Korlif wurde unter einer großen Masse Pferdefleisch begraben. Während sich sein Sichtfeld weiter verengte, musste Riflis mit ansehen, wie sich die rotglühenden Augen des Mannes schlossen, den er für seinen Bruder gehalten hatte.
[FONT=&quot] „Mein eigener Bruder“, flüsterte er, „bewahre meine Seele…“ Blut lief ihm in den Mund und über Kinn. Seine Gliedmaßen waren taub und er spürte, wie sich Kälte in ihm ausbreitete. Schmerz fühlte er nicht, wahrscheinlich hatte ihn das viele Schmerzmittel der letzten Tage immun gemacht. Er konnte nur beobachten, wie seine Augen dunkel wurden. Das letzte, was er sah, war das Blinzeln der roten Augen, die ihn durch Korlifs Helm anstarrten.[/FONT]
 
arghh du hättest die Teile doch nichtmehr schreiben sollen:blink:

Richtig hammer Malekith bekommt seinen großen Auftritt, Heldenmut und Verrat:wub:

Eine letzte Bitte hätte ich befor du gehst könntest du das hier noch als pdf schicken? Das wär wircklich klasse damit die Story lange in Erinnerung bleibt...
An dieser Stelle nochmal vielen vielen dank für diese hammer Geschichte und das du soviel Zeit investiert hast damit wir das hier lesen können.

Dir jedenfalls viel Glück und sichere Wege, wer weiß vieleicht sieht man sich ja irgendwann wieder😉
 
Zuletzt bearbeitet:
SO, die nächsten beiden Teile.

Verstärkung

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond

„Wir sind nicht zu spät gekommen.“, flüsterte Darmal. Er sprach aus, was alle dachten. Ihr Ritt aus den Eisenbergen nach Naggarond war hart gewesen. Aber es schien, als könnten sie die Schlacht noch beeinflussen. Neben dem Druchii in der schweren Rüstung des Drachau saßen Viverla’atar, Kalrim und die restlichen Autarii auf ihren Pferden. Insgesamt waren sie fast eintausend Reiter.
Unter ihnen, zwischen den Hügeln tobte die Schlacht mit unverminderter Heftigkeit. Die Luft stand in Flammen, deren Schein sich millionenfach im Metall der Waffen und Rüstungen spiegelte. Die Heere der drei Seiten waren arg zusammengeschmolzen, doch überall wurde mit aller Kraft gekämpft. Darmal entging jedoch nicht, dass die Druchii unter der Übermacht von Chaos und Grünhäuten zurückwichen.
Noch hielten sie stand, was vor allem auf die Präsenz des Hexenkönigs in ihrer Mitte zurückzuführen war. Doch die Elitesoldaten der Feinde forderten einen hohen Tribut. Die schwarzgerüsteten Chaoskrieger kämpften sich beinahe unaufhaltsam durch die Menge der Elfen, die nichts hatte, was ihnen genügend Widerstand leisten konnte. Die Wildschweinreiter der Orks waren in heftige Gefechte mit der Elfenkavallerie verwickelt, welche die Orks in die Zange nahm, doch die Schwarzorks zogen blutige Lücken in die Formationen der Druchii.
„Sie haben sich verschätzt.“, entfuhr es Viverla’atar. „Sie haben darauf gebaut, dass sich Chaos und Orks gegenseitig niedermachen würden. Sie haben ihre Armee so formiert, dass ihnen schnelle Bewegungen und Reaktionen möglich sind … aber nun sind sie nicht in der Lage, vereint gegen die beiden Feinde zu bestehen.“
Darmal konnte ihrer Feststellung nichts entgegensetzen. So sah es tatsächlich aus. Wären auch Orks und Chaos übereinander hergefallen, hätten die Elfen mit ihren beweglichen Regimentern in diese festgefahrene Formation einfallen können. Aber so wurden sie erbarmungslos gejagt und hatten nicht genug Masse, um standzuhalten.
„Warum ziehen sie sich nicht zurück?“, fragte Kalrim. Darmal dachte darüber nach. Die Stadt war in der Tat die beste Alternative in dieser Lage. „Sie können nicht.“, stellte er dann fest. „Wie auch immer sie es anstellen, die Verluste wären zu groß. Sie könnten die Kavallerie und einen Teil der Fußsoldaten retten, aber die meisten würden auf der Flucht gejagt werden. Und ein geordneter Rückzug kommt nicht in Frage, dazu sind die Einheiten zu weit verstreut.“
„Gut.“, erwiderte Viverla’atar mit ungewohnt selbstsicherer Stimme. „Dann werden wir ihnen helfen. Das eigentliche Problem sind nur die Einheiten dort in der Mitte. Wenn wir die raushauen können, wäre ein Rückzug sicher.“
Darmal folgte ihrem ausgestreckten Finger. Die Autarii standen am Rande des Walds zwischen den Lagern von Chaos und Orks. Von hier fiel gut auf, welchen Abstand die beiden Partien zwischen ihren Truppen gelassen hatten. Anscheinend gab es kein wirkliches Bündnis, sondern eher einen improvisierten Waffenstillstand.
Die bezeichneten Einheiten waren vier große Regimenter Druchii-Krieger. Sie standen halb zwischen den Horden der Grünhäute und des Chaos. Sie wurden nicht direkt angegriffen, aber es war klar, dass sich das ändern würde, sollten sie sich zur Flucht wenden. Und der Verlust dieser zweitausend Krieger würde für die Elfen ein Rückschlag sein, von dem sie sich nie erholen würden.
„Wir teilen uns auf. Je eine Hälfte reitet zwischen diese Krieger und die Feinde. Wir treiben sie mit Beschuss zurück. Macht ihnen klar, dass sie sich zurückziehen sollen. Ich hoffe, die Befehlshaber sind klug genug, um den Befehl selbst zu geben, sobald wir auftauchen. Los jetzt!“

„Wir müssen ihnen helfen.“, flüsterte Yucalta. Yetail wusste, dass ihre Novizin ihre Meinung gerade so laut aussprach, wie sie es wagte. Ihr Wutausbruch hatte die junge Frau Respekt gelehrt. Tatsächlich war nicht zu übersehen, dass die Druchii in Schwierigkeiten waren. Nun, da sich Orks und Chaos nicht mehr gegenseitig bekämpften, schwand der bisherige Vorteil der Elfen.
Mittlerweile waren auch die Auseinandersetzungen der Magier zum Erliegen gekommen. Soweit Yetail feststellen konnte, waren die Schamanen des Chaos größtenteils geschlagen und die Herrscher der Druchii erschöpft. Selbst Malekith und Morathi besaßen nicht unendliche Macht. So wie Sisrall nicht unsterblich war, dachte Yetail bitter. Ich bräuchte nur dort auf das Schlachtfeld treten und könnte das Schicksal unseres Volkes ändern. Aber ich kann nicht. Ich kann nicht dorthin, wo alles gestorben ist, was mir in diesem Leben noch blieb.
Sie beobachteten, wie die kläglichen Überreste von Nerglots Streitmacht unter den Äxten der Orks zu Staub zerfielen. Die Untoten hatten den Großteil ihrer Kraft in der Nacht geopfert und waren jetzt ebenso wenig von Nutzen wie die beiden Zauberinnen.
Aber habe ich nicht zuvor schon große Verluste einstecken müssen? Habe ich nicht meine Mutter verloren und den Khainlern dennoch einen harten Schlag versetzt? Habe ich nicht schon einmal den Entschluss gefasst, auch ohne meinen Drachenstein weiterzukämpfen? Warum verzweifel ich dann jetzt? Wo ist der die Kraft, die mich erst zu Yetail Bluthand gemacht hat? Die Entschlossenheit, die Sisrall … die er so an mir geliebt hat?
Als sie mit neuem Elan den Balkon verließ, folgte ihr Yucalta. Die junge Novizin schien zu spüren, dass ihre Meisterin zumindest nach einem Weg suchte, auch wenn ihre ersten Ideen keine Resultate gebracht hatten.
„Wozu dienen diese Räume, Yetail?“, fragte Yucalta. „Ich meine, bevor man sie Euch zur Verfügung gestellt hat?“
„In diesen Gemächern durfte der Hexenkönig wohnen, sollte er je, aus welchem Grund auch immer, im Tempel übernachten müssen. Offiziell gehören die Zimmer der Geißel Khaines, ein Titel, der Malekith verliehen wurde. Da das Kind des Mordes aber eine ganz ähnliche Position einnimmt, hat man Sisrall dieses Quartier zugewiesen … und bisher darauf verzichtet, mich hinauszuwerfen.
Soweit ich weiß, wurde der Schlafraum noch nie benutzt. Aber die Meister des Tempels haben den Tisch im Empfangszimmer gerne für Beratungen genutzt. Anscheinend schien es ihnen passend, nicht in die Gemächer eines von ihnen zu kommen … und die große Halle dient öffentlichen Disputen.“
Yucalta nickte. Anscheinend war ihre Neugierde befriedigt. Yetail widmete sich erneut der Frage, wie sie in das Heiligtum unter dem Hexenkloster gelangen konnte. Sie bezweifelte nicht, dass Yucalta die Wahrheit sagte und die Treppe versiegelt worden war.
„Ihr wollt in dieses Loch, in dem Ihr Elene vernichtet habt, richtig?“, fragte Yucalta. Yetail nickte und drehte sich zu ihrer Schülerin um. „Vor seinem Tod gab Blutklinge mir den Auftrag, den Raum der Zwölf aufzusuchen. Dort unten gibt es ein Gewölbe mit einem Kraftfeld. Dieses Feld war es, das Elenes Zauber gegen sie selbst gelenkt und mir den Sieg erm … erleichtert hat.
Aber das Kraftfeld ist nicht undurchsichtig. Ich konnte dahinter einen Raum erkennen, in dem zwölf Statuen um ein in den Boden eingelassenes Becken knien. Wenn das nicht der Raum der Zwölf ist, fällt mir keine Alternative ein.“
Yucalta nickte abermals. „Das erscheint verständlich. Es sieht beinahe so aus, als habe Khaine gewollt, dass ihr dieses Heiligtum entdeckt, bevor Blutklinge stirbt. Sonst wüsstest Ihr ja überhaupt nicht um seine Existenz. Was genau hat er Euch gesagt?“
Yetail überlegte kurz. Sie wollte vor ihrer Novizin nicht jene Worte wiederholen, die ihr am meisten bedeutet hatte — Sisralls Geständnis seine Liebe. Und alle anderen Worte waren damals unwichtig gewesen.
„‘Dort wo sich Magie und scharfer Stahl berühren, liegt der Raum der Zwölf. Hole uns zurück‘. Das sind seine Worte gewesen.“
„Und was hat es mit dem ersten Teil des Satzes auf sich?“
„Das weiß ich nicht. Vermutlich bezieht sich der Teil auf den Kampf. Es war einer der seltenen Fälle, in denen Hexen und Tempelkrieger gemeinsam gekämpft haben. Oder vielleicht sind auch nur die Assassinen und die Dämonen gemeint.“ Sie zuckte mit den Schultern.
„Und wenn mit Magie das Hexenkloster an sich gemeint ist?“, fragte Yucalta unschuldig. Yetail riss die Augen auf und öffnete den Mund. Dann kam ihr ein Gedanke, der sie frösteln ließ, und sie schloss ihn wieder. Nachdem sie sich gefangen hatte, schluckte sie und brachte hervor:
„Dann würde der scharfe Stahl für den Tempel stehen. Aber es gibt keine Verbindung zwischen Tempel und Kloster … warte! Es muss hier irgendwo Pläne den Tempelanlagen geben. Komm mit … wir haben viel zu tun!“

Nerglot beobachtete mit unverhohlener Befriedigung, wie die Truppen der Druchii immer mehr in Schwierigkeiten gerieten. Es war offensichtlich, dass die einfachen Krieger ohne die Elite der Elfen gegen die Übermacht der Feinde machtlos waren. Vielleicht hätten sie mit einer defensiven Taktik wie am Vortag Erfolg gehabt, aber durch die Aufteilung der Streitkräfte hatten sie einen Fehler gemacht.
Was jedoch niemand ahnte, war Nerglots Anteil an der Situation. Der nächtliche Überfall hatte seine Truppen tatsächlich geschwächt, doch es wäre ihm ein Leichtes gewesen, seine Streitmacht wieder aufzustocken. Genug Leichen gab es freilich. Stattdessen hatte er dem primitiven Verstand des Waaagh-Bosses die Idee eingepflanzt, seine Krieger so angreifen zu lassen, dass sie dem Chaos nicht in die Quere kamen. Dass das Chaos seinerseits lieber die Druchii als die Orks angriff, war voraussehbar gewesen.
Jetzt stand Nerglot nicht weit nördlich des Ork-Lagers und beobachtete die Schlacht. Seine restlichen Truppen hatte er gegen die Grünhäute gehetzt, um den Schein zu wahren. Es war noch zu früh, um deutlich Partei zu beziehen. Aber was ihn betraf, so hatten die Druchii ihre Aufgabe erfüllt. Sie hatten mit seiner Hilfe die Armeen der Feine so weit zerschlagen, dass er eine Chance hatte, Ephingis zu erreichen. Das Schicksal der Elfen interessierte ihn überhaupt nicht.
Dann jedoch kam ihm ein Gedanke, der ihn zusammenzucken ließ. Er hatte eine Variable im Gefüge des Schicksals außer Acht gelassen. Der Splitterdrachen war nicht vernichtet, sondern lediglich geschlagen. Er würde wiederkommen. Zwar konnte er weder Nerglot noch Ephingis die Kraft rauben, aber auch ohne diese Fähigkeit war er ein gefährlicher Gegner.
Die Bestie würde Nerglots Diener innerhalb eines Herzschlages zu Staub zerfallen lassen und ihn selbst dann mit reiner, brutaler Kraft zerreißen. Er hatte den Götterkrieger der Elfen getötet, weshalb solltr es an Nerglot scheitern?
Der Untote wusste, dass zwei Magier zu wenige waren, um dieses Wesen töten zu können. Wenigstens ein dritter würde ihnen helfen müssen. Jemand mit einem Drachenstein, wurde ihm klar. Der Beschwörer zögerte. Wenn er Bluthand ihren Stein zurückgab, hatten sie eine reale Chance, den Splitterdrachen zu besiegen. Allerdings hatte sie dann auch eine reale Chance, ihn zu besiegen. Konnte er es wagen?
Er bemerkte die große Fläche weißen Staubs, die entstanden war, als Slonishs Drachenstein seinen Dienern die Kraft entzogen hatte. Dazu wären sowohl Bluthand mit Drachenstein als auch der Splitterdrache in der Lage. Wie er sich auch entscheiden sollte, seine Skelette waren in jedem Fall keine sichere Stütze.
Doch Nerglot beruhigte sich. Sollte der Splitterdrachen auftauchen, konnte er Bluthand ihren Stein immer noch zurückgeben. Vermutlich würde sie erraten, dass er ihn absichtlich an sich genommen hatte, doch was konnte sie ihm in dem Moment schon tun? Sie würde dankbar sein, eine Waffe gegen den Splitterdrachen zu haben.
[FONT=&quot]Derart beruhigt, [/FONT], widmete sich der Beschwörer erneut der Schlacht. Ihm stockte der Atem und er fluchte. Aus dem Wald, in dem am vergangenen Tag noch seine Diener versteckt gelegen hatten, war eine gigantische Reiterarmee mit flatternden Umhängen und schussbereiten Armbrüsten aufgetaucht. Sie hielten direkt auf die Elfenregimenter zu, welche die stärksten Probleme hatten.
Es sah ganz so aus, als würden die Druchii doch alleine mit ihren Schwierigkeiten fertigwerden. Oder zumindest unverdientermaßen Verstärkung bekommen.
Die Reiter teilten sich in zwei Hälften, welche die vier Regimenter umschlossen. In vollem Galopp feuerten die unbekannten Schützen ihre Repetierarmbrüste ab. Ein wahrer Hagel als Bolzen ging in die Reihen des Chaos und der Orks nieder. Schon wichen die ersten zurück, überrascht von dieser Machtverschiebung.
Die Reiter preschten auf die Feinde zu, die daraufhin zurückwichen. Selbst die Chaoskrieger schienen zu zögern, auch wenn sie standhielten. Kurz vor den gegnerischen Reihen drehten die Schützen ab und feuerten weitere Salven auf die Feinde.
Die Regimenter der Druchii setzten sich sofort in Bewegung, noch bevor der Befehl zum Rückzug kam. Ihnen war es egal, wer die Unbekannten waren. Sie hatten nur auf eine Gelegenheit gewartet, die Umklammerung der Feinde zu durchbrechen.
An einer Stelle stellten sich ihnen ein paar Schwarzorks entgegen, doch sie konnten die Übermacht der Elfen nicht aufhalten. Die Reiter trieben weiterhin alle Feinde zurück, die sich den Fliehenden nähern wollten und allmählich gingen die Orks auf Abstand. Die Chaoskrieger, deren Rüstungen mehr Widerstand boten, zogen sich nicht zurück, versuchten allerdings auch nicht, die Reiter in den Nahkampf zu zwingen. Dazu waren sie einfach zu schnell.
Mit einem gewissen Respekt beobachtete Nerglot, wie die Reiter die Druchii auf dem Rückzug deckten. Es waren nicht sonderliche viele, zumindest im Verglich zum Aufgebot der Feinde, doch ihre Salven war gut koordiniert und verheerend. Zudem hatte ihr plötzliches Auftauchen die gegnerischen Befehlshaber verunsichert. Jedenfalls gelang es fast allen Regimentern der Druchii, sich aus dem Kampf zu lösen. Lediglich eine Kavallerie-Einheit wurde von Chaosrittern aufgerieben, während ein Regiment Speerträger unter dem Beschuss von Ork-Bogenschützen und den Angriffen der Wildschweinreiter zerbrach.
Sobald der Abstand groß genug war, folgten die Reiter den Soldaten, deren Rückzug mittlerweile mehr oder weniger in eine panische Flucht übergegangen war. Allein die Schwarze Garde um den Hexenkönig kehrte in fester Formation nach Naggarond zurück.
Es dauerte jedoch eine Weile, bis die Feinde die Verfolgung aufnahmen. Auch sie waren nicht ohne Schaden geblieben. Allein der Vorteil ihrer Elite hatte ihnen den Sieg gebracht. Der nächtliche Überfall war ein deutlicher Erfolg gewesen, auch wenn die Druchii diesen Vormittag verloren hatten.
Nerglot zog sich an den Waldrand zurück. Die Elfen würden sich in ihrer Stadt verschanzen. Ihn hatten sie mittlerweile völlig vergessen. Aber vielleicht bot sich so die Chance, Ephingis zu erreichen. Außerhalb der Stadt würde es kein Kampfgetümmel geben. Trotzdem würde alle Aufmerksamkeit auf den Wällen der Stadt liegen. Gewiss sollte es möglich sein, den Chaosschamanen zu erreichen.
Der Untote zuckte mit den Schultern. Das Schicksal hatte mal wieder sämtliche Karten neu gemischt und das Schlachtenglück der Druchii gewendet. Sie hatten unerwartete Verstärkung bekommen. Dennoch stand seinen Plänen nichts im Weg. Rückschläge und Unsicherheiten gab es immer. Aber letztendlich zählte, wer überlebte.
 
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Vorbereitungen

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (3.Tag)

„Seid Ihr sicher, dass wir hier richtig sind?“, fragte Yucalta, was Yetail zu einen Schulterzucken veranlasste. Sie zweifelte selbst an ihrer Entscheidung, aber ihr fiel keine Alternative ein. Nachdem sie endlich eine alte Schriftrolle gefunden hatten, welche die Bauten des Tempels im Grundriss zeigte, war die Schlacht bereits wieder vorbei gewesen. Wie es schien, hatten sich die Elen in die Stadt zurückgezogen und bereiteten nun alles für die Verteidigung vor. Es würde also eine Belagerung geben.
Auf dem Grundriss hatten sie einen Tunnel entdeckt, der auf neueren Karten nicht verzeichnet war. Yetail setzte all ihre Hoffnungen darauf, dass jemand diesen Tunnel absichtlich nicht hatte einzeichnen lassen und er nicht tatsächlich unbrauchbar war.
Sie stiegen eine weitere Treppe hinab. Nur selten beleuchtete eine Hexenlichtkugel die steinernen Wände. Inzwischen war es kalt und feucht geworden und seit einer kleinen Ewigkeit war ihnen niemand mehr begegnet. Schon mehr als einmal war Yetail gezwungen gewesen, eine verrostete Tür mit Gewalt zu öffnen. Sie hoffte, all die Mühe wäre nicht vergebens.
Die Treppe ging in einen Flur über und Yetail erhöhte die Leuchtkraft ihrer Hexenlichtkugel. An den Wänden steckten hier nur alte Fackeln, keine magischen Leuchter. Yucalta griff nach einer, woraufhin der eiserne Halter zu Roststaub zerfiel. Die Fackel jedoch war hart wie Stein.
„Es gibt hier nichts Lebendiges.“, hauchte Yucalta. „Das Holz vermodert nicht, sondern trocknet nur aus, bis es nichts Pflanzliches mehr an sich hat. Was ist dies für ein Ort?“ Ihre Versuche, das versteinerte Holz zu entzünden, scheiterten und sie warf die Fackel beiseite. Yetail legte eine Hand auf Yucaltas, die den Zauberstab umklammerte. Ein kurzer Gedanke und an der Spitze des Stabs flackerte ein Licht auf.
„Pass auf: Es zieht von deiner Kraft, auch wenn du es nicht selbst erzeugt hast. Wenn es zu anstrengend wird, lass den Stab kurz los. Du kannst ihn sofort wieder fangen, aber das Licht wird verlöschen.“
Dann ging sie weiter. Der Gang schien sich endlos zu erstrecken und Yetail fragte sich, ob sie bereits den Tunnel erreicht hatten. Doch ein Blick auf die Karte zerstreute ihre Hoffnungen. Dazu war es noch zu früh.
Als sie den Blick wieder hob, blickte sie urplötzlich in das Gesicht eines fauchenden Mantikors. Instinktiv wich sie zwei Schritte zurück und stieß dabei fast ihre Novizin um, bevor sie bemerkte, dass die Bestie lediglich ein steinerner Torwächter war. Auf der anderen Seite des Durchganges, vor dem die Zauberinnen standen, befand sich ein ähnliches Abbild.
Die beiden Hexen wechselten einen nervösen Blick, dann schritt Yetail durch das Tor. Ihr Herz pochte unangenehm nach dem Schreck und sie spähte vorsichtig in die Schatten. Doch nichts regte sich. Hier gab es nichts Lebendiges.
Plötzlich schrie Yucalta auf. Yetail erzeugte einen Schild und wirbelte herum. Doch die Novizin starrte lediglich auf den Boden zu ihren Füßen. Nun saß auch Yetail hinab. Ihre Augen weiteten sich und sie ließ den Blick über die gesamte Fläche wandern, die ihre Lichtkugel erhellte. Sie kämpfte dagegen an, sich nicht zu übergeben. Hinter ihr tat Yucalta genau das.
Alles war mit Leichen bedeckt. In alle Richtungen lagen sie und Yetail ahnte, dass sie auch noch in mehreren Schichten auf dem Boden lagen. Einst hatte es eine Treppe vom Durchgang hinab zum Boden gegeben. Inzwischen bildeten die toten Körper den Untergrund auf der gleichen Höhe wie der Fels jenseits des Torbogens.
Es gab Leichen mit jeder erdenklichen Todesursache und jedes bekannten Volkes. Zerstückelte Orks, ertrunkene Druchii, verbrannte Menschen, erhängte Zwerge, geköpfte Tiermenschen und noch viele, viele mehr.
Zögernd vergrößerte sie die Lichtkugel soweit sie es wagte. Der Anblick war atemberaubend. Die Halle war bestimmt zweihundert Meter lang und achtzig breit. Säulen, dicker als jeder Baum, trugen eine hohe Decke. Und überall waren Leichen. Auf dem Boden bildeten sie einen beinahe ebenen Untergrund, von der Decke baumelten sie dicht wie die Blätter eines Waldes und an den Wänden und Säulen war kein Fleck zu finden, der nicht von totem Fleisch bedeckt war. Und überall war Blut. Es bedeckte die nackten Körper, zierte die Wände und schien selbst die Luft in einen roten Nebel zu verwandeln.
Und ganz am Ende der Halle bildeten die Leichen einen Hügel, auf dem ein gewaltiger Thron stand, ein Thron aus blanken Schädeln. In einem gewaltigen Akt künstlerischen Fanatismus hatte man darauf aus polierten Knochen eine fünfzehn Meter hohe Statue Khaela Menscha Khaines gesetzt. Um den Schädelthron herum standen niedrigere Podeste mit offenen Steinsärgen. Yetail brauchte nicht die Inschriften zu lesen, um zu verstehen, dass sie das Grab der erwählten Tempeldiener gefunden hatte.
Hier waren die Ältesten des Tempels bestattet, all jene, die sich dem Kult in Jahrtausenden des Dienstes verdient gemacht hatten. Und man hatte ihnen reichlich Opfer gebracht, wie die unzähligen Toten bezeugten. Es war ein grausames Schlachten zu Ehren der Toten und zu Ehren des Gottes mit den Blutigen Händen gewesen.
„Kein Wunder, dass seit Jahrhunderten niemand mehr hier war.“, flüsterte Yucalta. „Dies ist ein Ort für die Toten. Die Lebenden haben hier nichts zu suchen. Hier kam man her, um zu sterben oder sterben zu lassen. Was für ein Wahnsinn.“
Yetail konnte nur nicken. „Wahnsinn oder Glaube. Das hier ist ein Ort für einen Gott, ein Ort, an dem seine Diener selbst im Tode noch Demut und Hingabe zeigen können. Hier liegen sie nun, ohne zu verwesen, genau wie all diese Opfer hier. Im Schatten des Schädelthrons. Aber nun komm! Wir müssen einen Weg finden.“

Darmal fühlte sich unwohl unter den Blicken der Stadtbewohner. All die Wochen in der Wildnis der Berge hatten ihn vergessen lassen, was es bedeutete, durch schmale Gassen zu reiten und von so vielen Elfen umringt zu sein. Selbst im Lager der Flüchtlinge war es nicht so eng gewesen. Glücklicherweise hatten sie es nicht weit.
Die Autarii kamen auf einen großen Platz, der weitgehend frei von Personen war. Zwei Speerschleudern standen ganz am Rand, doch sie wirkten beschädigt. Auf der gegenüberliegenden Seite der Fläche wartete eine kleine Gruppe Druchii in dicken schwarzen Rüstungen. Viverla’atar bedeutete den Reitern, sich über den Platz zu verteilen und ritt dann den Wartenden zusammen mit Darmal, Kalrim und fünf anderen Clananführern entgegen.
„Seid willkommen in Naggarond, Autarii.“, begrüßte sie die mittlere Person. Erst jetzt ahnte Darmal, dass er es hier anscheinend mit einer Frau zu tun hatte. Ihm entging nicht, dass sie ihn und Kalrim geflissentlich übersah. Immerhin waren sie offensichtlich keine Autarii.
„Der Hexenkönig dankt Euch für Eure Hilfe und ist erfreut, Euch an unserer Seite zu sehen. Ihr kamt gerade im rechten Augenblick. Ich bin Silberstich, Heerführerin der Druchii in dieser Schlacht. Was auch immer Ihr zu besprechen habt, wendet Euch an mich.“
Viverla’atar stellte nun nacheinander die Häuptlinge vor, sich selbst zuletzt. Silberstich musterte die Autarii und schien sich ihre Namen und Stellungen einzuprägen. Dann blickte sie Kalrim und Darmal an. Ihr Blick ruhte lange auf der Rüstung des Drachau.
„Und wer sind Eure Begleiter? Sie sehen nicht nach Autarii aus.“
Bevor Viverla’atar antworten konnte, öffnete Darmal den Mund.
„Dies ist Kalrim und mich nennt man Darmal. Ich kam von den Wachtürmen im Norden, nachdem uns das Chaos überrannt hatte. Ich hatte gehofft, mich den Druchii anschließen zu können, doch als ich nach Ghrond kam, konnte ich nur noch mit ansehen, wie die letzten Verteidiger ihr Leben ließen, um den Zivilisten die Zeit zur Flucht zu erkaufen.
Ich traf auf Kalrim und andere Überlebende, welche die Stadt verlassen hatten, weil sie nicht mehr kampffähig waren. Es war Blutklinges letzte Anweisung gewesen, dass sie sich und die Flüchtlinge retten mögen. Da ich zum Kampf zu spät gekommen war, übernahm ich eine andere Aufgabe, um meinem Volk zu helfen. Ich ersetzte den Drachau von Ghrond, um den Flüchtlingen einen Anführer zu bieten, dem sie folgen konnten. Zusammen mit Kalrim habe ich einen der acht Flüchtlingszüge in die Berge geführt, wo wir Viverla’atars Stamm begegneten. Als wir erfuhren, dass das Chaos die Stadt verlassen hatte, sind wir mit den Autarii hierher geritten.“
Silberstich hatte aufmerksam zugehört. Jetzt nickte sie. „Wir können nach der Schlacht entscheiden, was wir mit Euch machen. Bis dahin behaltet die Rüstung, wenn es Euch nicht stört. Wir haben keine Zeit, Euch eine neue anzufertigen oder eine passende zu suchen. Nur eine Frage habe ich noch: Was hat es mit Blutklinge auf sich?“
Darmal und Viverla’atar sahen sich an. Darmal begann zu erzählen: „Blutklinge war ein Tempelkrieger. Soweit ich es gehört habe, hat er seinen Meister erschlagen, als dieser zur Flucht geraten hat. Danach hat Blutklinge die Tempelkrieger in die Schlacht geführt und die Stadt beinahe die ganze Nacht gehalten. Es war seine Idee, die Zivilisten aus der Stadt zu schaffen und ohne ihn hätten sie es niemals geschafft. Als ich dazukam, kämpfte er gerade gegen den Chaosgeneral. Er hat ihn beinahe vernichtet. Nur durch einen magischen Trick gelang es Drrochaal, Blutklinges letzten Angriff gegen selbigen zu richten.“
Viverla’atar fuhr fort. „Als alle dachten, er wäre tot, haben ihn meine Leute ins Gebirge gebracht. Er hat meinem Stamm geholfen, unsere Konkurrenten auszuschalten. Weil er dabei mehrere der besten Krieger unseres Stammes getötet hat, wollte mein Vater ihn am Altar der absoluten Dunkelheit opfern. Niemand kam lebend zurück. Anscheinend hat der Altar Blutklinge verschont, aber als er meinen Vater opfern wollte, kam es zu einer Explosion. Wahrscheinlich hat er sie nicht überlebt.“
Silberstich senkte den Kopf. „Doch, hat er. Am ersten Nachmittag der Schlacht kam er hier an, an seiner Seite eine beeindruckende Magierin und hinter sich die Tempelkrieger der Stadt. Er hat ihren gefallenen Meister ersetzt und sie in die Schlacht geführt. Angeblich ist er das zwölfte Kind des Mordes, eine Gestalt aus den alten Legenden. Seine Kraft jedenfalls hat uns alle beeindruckt. Er hat einen Blutdämon getötet und sich mit Drrochaal duelliert.“
Sie hielt inne und blickte erst Darmal, dann Viverla’atar an. Darmal fiel der Ausdruck auf Viverla’atars Gesicht auf. Sie war hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und Furcht. Unbemerkt lenkte er sein Pferd näher an ihres.
„Beide haben das Duell überlebt, doch wenig später tauchte eine viel größere Bedrohung auf. Er fiel im Kampf gegen ein Monster, das als Splitterdrache bezeichnet wird. Er hat sich geopfert, um das Monster zu vertreiben. Doch seitdem sind die Tempelkrieger führerlos und seine Gefährtin weigert sich, in den Kampf zu ziehen. Ohne sie sind wir machtlos.“
Darmal bemerkte, wie Viverla’atar bei dem Wort Gefährtin zusammenzuckte. Vorsichtig legte er ihr eine Hand auf den Oberschenkel, wobei er hoffte, dass es niemand bemerkte. Sie sah ihn an und lächelte schwach. Er verstand ihren Schmerz.
Silberstich unterbrach ihre Gedankengänge.
„Nun wisst Ihr im Groben, weshalb unsere Situation dermaßen schlecht ist. Uns fehlen unsere besten Kämpfer und die Elite der Magierinnen. Unsere einzige Chance ist nun, die Belagerung abzuwehren und zu warten, bis sich unsere Feinde so weit aufgerieben haben, dass wir sie bekämpfen können.“
„Unsere Schützen werden die Mauern bemannen und die Feinde mit einem Bolzenhagel eindecken.“, versprach einer der Clanführer. „Ein Teil unserer Truppen wird sich bereithalten, um Ausfälle durch die anderen Tore zu führen und sie von hinten oder von der Seite anzugreifen.“
Silberstich war anscheinend zufrieden. „Das entspricht meinen Plänen. Ihr werdet die beiden äußeren Mauerabschnitte besetzen sowie einzelne Schützen in den übrigen Bereichen verteilen. Sorgt aber dafür, dass ein paar Nahkämpfer unter Euren Männern sind, falls die Feinde es bis auf die Mauern schaffen. Das wäre soweit alles. Begebt Euch in Position, die Schlacht wird bald von Neuem beginnen.

Reckdis stand auf einem der Türme. Die daran grenzenden Mauerabschnitte zu beiden Seiten waren von seinen Khainlern besetzt worden. Die Sturmrufer und die wenigen Magierinnen, die noch kampffähig waren, hatten sich auf die vier Türme verteilt, die höchstwahrscheinlich im Bereich der Angriffswellen liegen würden.
Die Feinde hatten sich direkt vor dem Torbereich eingerichtet. Wo am Morgen noch das Kriegslager der Elfen gestanden hatte, bedeckten nun unzählige Reihen schwarzer und grüner Gestalten die Hügel. Wie es schien, hatten sich die beiden Völker nun tatsächlich verbündet, um die Druchii in ihrer Festung besiegen zu können. Genau der Grund, weshalb Silberstich anfangs den offenen Feldkampf bevorzugt hatte. Nun standen sie tatsächlich einer Übermacht gegenüber.
Dennoch waren die letzten Tage nicht vergebens gewesen. Die Heere ihrer Feinde waren auf jeweils fast ein Drittel zusammengeschmolzen. Bei den Elfen sah es leider nicht besser aus, aber immerhin hatten die beinahe eintausend frische Kämpfer als Verstärkung bekommen. Hoffen wir, dass uns das ohne magische Unterstützung etwas nützt.
Auf der Mauer herrschte große Aktivität. Inzwischen, zwei Stunden nach dem Rückzug, waren die Zinnen voll bemannt. Es waren sieben Mauerabschnitte, die von Türmen getrennt wurden. Im Norden des Tores hatten die Khainler zwei Abschnitte besetzt, im Süden die Druchii. Die beiden äußeren Bereiche waren von den Autarii besetzt worden, den mittleren teilten sie sich.
Auf jedem der Türme stand ein Katapult und hinter den Schießscharten der Mauer warteten Speerschleudern auf ihren Einsatz. Laut den Gerüchten standen für einige sogar Drachenfeuerkugeln bereit. Dennoch würde es ein harter Kampf werden, zumal der Feind noch immer über das größere Aufgebot an Magiern verfügte. Kurz fragte sich Reckdis, was aus Nerglot geworden war. Der Untote hatte es nicht in die Stadt geschafft. Wartete er nun darauf, den Druchii zu Hilfe zu eilen oder hatte er sie verraten? Wahrscheinlich verfolgt er ganz einfach seine eigenen Ziele, dachte der Piratenfürst säuerlich.
Auch die Feinde waren nicht untätig gewesen. Mit beeindruckendem Eifer hatten sie Stein- und Speerschleudern herbeigeholt, Leitern gezimmert und sogar zwei wackelige Belagerungstürme errichtet. Ein Todbringer des Chaos vervollständigten das Belagerungsarsenal. Zusätzlich hatten sich die überlebenden Trolle mit Steinen eingedeckt, die sie werfen konnten. Reckdis war plötzlich sehr froh, dass es keinen zweiten Riesen gab.
Seine Freude verschwand, als er die magischen Energien spürte, die sich im Lager des Chaos, beinahe auf seiner Höhe, sammelten. Kaum hatte er die Quelle gefunden, explodierte auch schon die Erde und ein großer Dämon erhob sich. Zwei lange, anmutige Arme schoben sich aus dem Boden. Es folgte ein gehörnter Schädel mit unirdisch schönem Gesicht. Eine lange Zunge leckte sich verführerisch über die Lippen.
Dann tauchte der Rest des Wesens auf. Es war beinahe drei Meter groß und wirkte sehr zart. Es stand auf zwei gespaltenen Hufen. Aus seinem muskulösen Oberkörper ragten vier Arme. Zwei endeten in gewaltigen Krebsscheren, in einer dritten materialisierte sich nach einem geflüsterten Wort des Wesens ein langes, dünnes Schwert.
Der Dämon strahlte eine Schönheit aus, die jeden Krieger auf den Mauern erstarren ließ. Selbst bei den Orks standen die Münder offen. Obwohl Reckdis sich immer wieder sagte, dass dies nur ein Trick war, dass der Dämon eigentlich ja ziemlich hässlich war, fühlte auch er sich zu dem Monster hingezogen, das dort unten erschienen war, eine Mischung aus den Freuden des Fleisches und der Perfektion des Todes.
Es war ein Hüter der Geheimnisse, ein großer Dämon des Slaanesh. Und sein Erscheinen bildete das Signal zum Angriff, zum erneuten Losbrechen der Schlacht, zum Beginn der Belagerung.
 
Wircklich gute Teile der Angriff war gut gemacht. Besonders mag ich das die Autarii nicht einfach alles niedergeritten haben sondern den Dunkelelfen zum Rückzug verholfen haben was viel Realstischer ist.

Wie viele teile hast du eigentlich noch in reserve?
Wenns noch 4-5 sind ist die Geschichte doch noch gut abzuschließen dann wird die Schlacht halt nicht ganz so lange aber ich wäre zumindest überglücklich über ein Ende auch wenn es nur ein kurzes ist😉
 
Danke für das Lob. Freut mich, dass die Autarii gut rüberkommen.

Ich habe schon noch 4-5 Teile, glaube ich. Aber mit dem Ende wird es schwer. Der letzt fertige Teil entdet mit dem Beginn von zwei Duellen.

Aber mal sehen, vielleicht schreibe ich noch einen Teil, auch wenn der dann vermutlich sehr gekünstelt wirkt. Aber ich habe diese woche eigentlich keine Zeit :huh:
 
Juhuu noch 4 Teile das ist schonmal gut. Wenns dir keinen Spaß mehr macht und du keine Zeit mehr hast ect. dann lass es natrülich 😉

Wär halt schade so kurz vor dem Ende aber nciht zu ändern. Befor du einen gekünstelten Teil Rausbringst gestaltest du den Abbruch halt so das er offen für interpretationen eine Vortsetzung ist. Sowas wie "und jetzt wird sich das schicksal der Dunkelelfen entscheiden ect. natürlich nur ein Tipp
 
moin moin


Tja was soll ich sagen mir gefallen diese Teile sogar noch besser als die, die du noch regelmäsig geschrieben hast.

Der Auftritt der Autari gefällt mir sehr gut, den Untoten mochte ich noch nie und ich hoffe natürlich auf Seine Rückker. 😀

Alles in allem wieder viel Aktion und Spannung. Vor allem was macht der Splitterdrache??

Also Fazit:

MEHR MEHR MEHR

mfg
Lorenz
 
Kein Ende in Sicht

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (3.Tag)

„Achtung!“, brüllte jemand und Reckdis duckte sich hinter die Zinnen. Schon krachte zwei Meter entfernt ein weiteres Geschoss des Todbringers nieder. Zwei Soldaten wurden mit voller Wucht getroffen. Von ihnen blieben nicht einmal Knochen übrig. Angewidert erhob sich der Piratenfürst. Entlang der gesamten Mauer tobte die Schlacht. Vor allem in der Mitte standen dutzende Leitern und allmählich wurden auch die beiden Belagerungstürme bewegt.
Noch hielt sich der magische Beschuss auf beiden Seiten in Grenzen. Die Auseinandersetzung am Vormittag hatte Spuren hinterlassen. Reckdis konnte sich nicht darüber beschweren, auch wenn die Übermacht der Feine allmählich erdrückend wurde.
In scheinbar unendlichem Strom kletterten Orks und Chaosbarbaren die Leitern hoch, während die Verteidiger von Geschossen bedroht wurden. Die Schamanen des Chaos gaben ihr Bestes, um jegliche Gegenreaktion seitens der Druchii zu unterbinden. Schon mindestens drei Repetierspeerschleudern waren zerstört worden und kaum ein Bolzen oder Katapultstein hatte es bis in die feindlichen Reihen geschafft.
„Leitern!“, ertönte ein Ruf nicht weit von Reckdis entfernt. Er sah über die Brüstung des Turms. Auf dem Mauerabschnitt nördlich von ihm waren zwei weitere Leitern angelegt worden und schon stürmten die ersten Angreifer auf die Brüstung. Sie wurden rasch zurückgeschlagen, doch dann geschah etwas, das Reckdis die ganze Zeit befürchtet hatte: Mit einem unhörbaren Kreischen verzerrten sich die Winde der Magie und mehrere Dämonen manifestierten sich auf der Mauer.
„Schnell, folgt mir!“, wies Reckdis einige seiner Krieger an und stürmte die Wendeltreppe hinab, die ins Innere des Turms führte. Mit einem Fluchen erreichte er den ersten Absatz. Dort standen zwei der dämonischen Kreaturen mit blutbefleckten Schwertarmen. Von den Besatzungen der beiden Speerschleudern waren kaum mehr als blutige Stücken übrig. Die Zerfleischer bleckten ihre Zähne zu einer gierigen Grimasse und griffen an.
Gerade noch rechtzeitig konnte Reckdis sein Schwert ziehen und warf sich zur Seite. Die beiden gezackten Klingen, die dem Monster anstelle der Arme aus den Schultern wuchsen, schrammten über den Stein. Sofort ging der Piratenfürst in die Offensive. Mit wilden Schlägen deckte er sein Gegenüber ein, das mühelos parierte. Die Kraft des Dämons war unberechenbar. Reckdis hatte das Gefühl, auf eine Wand zu schlagen, wann immer seine Hiebe abgeblockt wurden.
Als der Zerfleischer zu einem tiefen Schlag ansetzte, sprang Reckdis über diesen hinweg und stach nach dem Hals seines Widersachers. Der Angriff wurde noch abgelenkt, traf aber immerhin die Schulter des Dämons und riss ein großes Stück heraus. Rauch stieg aus der Wunde auf und das Wesen schrie kurz vor Zorn. Reckdis drehte sich zur Seite, um dem nächsten wütenden Hieb zu entgehen und sprang seinen Gegner dann an. Gemeinsam gingen sie zu Boden.
Der Dämon schlug wild um sich, doch Reckdis hatte dessen Arm unter ihm eingequetscht. Der Piratenfürst ließ sein Schwert los und zog einen geschwungenen Dolch aus dem Gürtel. Mit einem Zischen bohrte sich das Metall durch die Halswirbel des verdorbenen Wesens. Nach einem letzten zornigen Schrei zerfloss die Bestie und verschwand dann vollends.
Als Reckdis sich hochrappelte, stellte er fest, dass der zweite Zerfleischer bereits vernichtet worden war. Einer seiner Krieger hatte den Kampf allerdings nicht überlebt. Aus den unteren Ebenen ertönten Kampfgeräusche und Reckdis folgte seinen Soldaten die Treppe hinab.
Als er die Ebene auf Höhe der Mauer erreichte, traf er direkt auf ein blutiges Scharmützel. Es sah jedoch so aus, als könnten seine Krieger die drei Zerfleischer überwinden, weshalb er zu der massiven Eisentür eilte, die auf die Mauer führte. Draußen fand er ein Gemetzel vor. Ein Dutzend Speerträger hatte sich bis zur Pforte zurückgezogen, die sich von außen nicht öffnen ließ. Die wehrten sich verzweifelt gegen zwei Zerfleischer, die langsam einen nach dem anderen abschlachteten. Weiter hinten standen die Druchii zwischen Dämonen und Chaosbarbaren eingeklemmt.
Wütend bahnte sich Reckdis einen Weg durch die Speerträger und sprang den einen Zerfleischer an. Diese, an die zurückweichenden Speerträger gewöhnt, waren zu überrascht, um auf Reckdis Angriff angemessen zu reagieren. Dem angesprungenen schlug der Piratenfürst erst beide Klingenarme ab und stieß ihn dann weg. Der andere griff seinerseits an, war jedoch zu langsam. Der Druchii tauchte zwischen den vorschnellenden Klingen hindurch und bohrte sein Schwert tief in die Brust des verdorbenen Wesens.
Inzwischen hatten die Speerträger den verwundeten Zerfleischer vernichtet und gewannen allmählich an neuer Zuversicht. Reckdis jedoch schloss die Augen und griff nach den Winden der Magie. Ein Wirbelwind bildete sich um ihn, der schnell an Kraft gewann. Als der Piratenfürst den Arm ausstreckte, raste der Sturmwind davon und riss mit unglaublicher Kraft die Leitern von der Mauer. Schreiend stürzten die Chaoskrieger zu Boden, während alle, die nicht schnell genug fliehen konnten, von den Leitern zermalmt wurden.
„Los jetzt. Erobert die Mauer zurück!“, wies er die Speerträger an. Diese eilten los, um die Druchii zu unterstützen, die nun mit neuer Zuversicht gegen die Feinde auf der Mauer kämpften. Reckdis beobachtete sie und schüttelte den Kopf. Noch kämpften sie, doch es sah nicht gut aus. Die Heere der Feinde schienen unendlichen Nachschub an Kriegern zu bieten und die Tatsache, dass sie jederzeit ihre Dämonen direkt auf der Mauer beschwören konnten, würde die Moral der Elfen früher oder später brechen.
„Herr, wir bräuchten Eure Hilfe. Der andere Mauerabschnitt wird hart umkämpft.“, rief ihm einer seiner Krieger aus der Tür zum Turm zu. Reckdis wandte sich um und lief das kurze Stück über die Mauer. Dabei seufzte er laut. Das würde noch ein langer Tag werden.

Altes, trockenes Fleisch knirschte unter Yetails Schritten, doch sie ignorierte das übelkeitserregende Geräusch. Eine Aura der Überlegenheit umgab die junge Meisterin, von der Yucalta nur träumen konnte. Die Novizin hielt sich den Bauch und musste all ihren Willen aufbringen, um sich angesichts der tausendenden toten Körper um sie herum nicht zu übergeben.
Die Halle war viel länger, als die beiden Frauen anfangs angenommen hatten. Vom Torbogen bis zur Statue Khaines maß die Halle zweihundert Schritt, doch auf der anderen Seite des Schädelthrons war das Gewölbe bestimmt noch einmal so lang. Auch hier war alles von Leichen übersät, auch wenn sie anscheinend durch andere Umstände ums Leben gekommen waren. Auf der Seite der Halle, die sie zuerst betreten hatten, fielen immer wieder die Spuren von Klingen, bloßen Händen oder auch Zähnen auf.
Es waren also vor allem physische Waffen gewesen, die zum Ableben der Opfer geführt hatten. Inzwischen waren die beiden Hexen an der gewaltigen Statue vorbei und von Leichen umgeben, deren Körper Verbrennungen, Erfrierungen oder die typischen Spuren des Erstickens oder Ertrinkens vorzuweisen hatten.
„Da vorne ist die Halle zu Ende“, meinte Yetail und Yucalta seufzte erleichtert. Sie war froh, hier so schnell wie möglich zu verschwinden. Es gab zwar keinen Geruch, aber allein der Anblick und die Vorstellung, über mehrere Schichten von toten Körpern zu laufen, hüllte sie in Grauen.
Tatsächlich tauchte bald darauf eine Wand aus der Dunkelheit auf und Yucalta konnte einen Torbogen ausmachen, ähnlich dem, durch den sie die Halle betreten hatten. Doch etwas stimmte nicht. Und noch bevor sie die Stelle erreichten, wusste die junge Novizin, dass der Gang kurz hinter dem Torbogen eingebrochen war. Felsen, so schwer wie eine Kampfechse, füllten den Gang auf großer Länge. Yetail schloss die Augen und schüttelte dann den Kopf. Yucalta ließ die Schultern hängen. Sie wusste die Geste zu deuten, noch bevor ihre Meisterin sprach.
„Da ist kein Durchkommen. Nicht einmal mit Magie könnten wir uns einen Weg durch dieses Geröll bahnen.“

Yetail war nicht überrascht. Eigentlich hatte sie kaum erwartet, einen so einfachen Weg vorzufinden. Dennoch trat sie näher heran und strich mit den Fingern über das Gestein der Wände. Doch es gab nichts Bemerkenswertes zu spüren. Keine Rückstände von Magie. Wenn ihr Verdacht richtig war und jemand den Tunnel absichtlich zum Einsturz gebracht hatte, dann entweder mit einer ihr unbekannten Form von Magie oder vor sehr, sehr langer Zeit.
„Diese Steine liegen hier schon länger, als wir auf der Erde wandeln.“, erklärte sie deshalb. Yucalta nickte bleich. Die junge Novizin würde noch lernen müssen, mit solchen Situationen umzugehen. Aber dazu mussten sie diesen Krieg überleben.
Yetail trat zurück in die gigantische Leichenhalle. „Wartet, Meisterin.“, hörte sie Yucalta hinter sich, die im Torbogen stand und angewidert auf die unendliche Masse toter Körper starrte. „Lasst uns nachdenken, bevor wir blind durch diesen Alptraum von einem Grab stolpern.“
Auch wenn ihr klar war, dass ihre Novizin einfach nur einen Grund suchte, den Kontakt zu den Toten so lange wie möglich aufzuschieben, nickte Yetail. In der Tat mochten sie schneller vorankommen, wenn sie ihre nächsten Schritte überdachten. Also kehrte sie zu Yucalta zurück und lehnte sich an die Wand. Die jüngere Hexe hockte sich auf den Steinboden.
„Was glaubt Ihr, wohin der Tunnel hier führen könnte?“, begann Yucalta. Yetail legte den Kopf schief. „Ich hatte gehofft, er würde uns zum Raum der Zwölf führen, oder wenigstens in die richtige Richtung.“
„Denkt Ihr, ein derartiges Heiligtum, von dem eigentlich niemand außer den Erbauern dieses Tempels weiß, könnte so offensichtlich durch einen Gang zu erreichen sein?“
„Nein, natürlich nicht.“, entgegnete Yetail. „Aber wir wollen in Richtung Hexenkloster. Und vielleicht ist dieser Gang bereits der Tunnel, den ich auf der Karte gesehen habe.“
„Aber die Karte sagt nicht, wo genau das Kloster beginnt und wo der Tempel endet, oder?“
Von dieser Frage überrascht, tastete Yetail nach der Karte und betrachtete sie gründlich. Schließlich blickte sie Yucalta an. „Nein. Hier ist nur ein Gang zu sehen, der die übrigen Anlagen des Tempels verlässt und etwa in die Richtung verläuft, in der das Hexenkloster liegen müsste. Ein Gang, der auf späteren Karten nicht mehr verzeichnet, also wahrscheinlich in Vergessenheit geraten ist.“
„Und wo endet dieser Tunnel?“, verlange Yucalta zu wissen.
„Im Nichts. Das heißt, er erreicht den Rand der Karte. Es gibt aber keinen Hinweis, was dahinter kommen könnte.“
„Als ich in der Klosterbibliothek nach Informationen über den Splitterdrachen gesucht habe, ist mir eine Karte des Hexenkonvents untergekommen. Sie war schlecht gezeichnet und uralt, aber es gab dort ebenfalls einen Tunnel, der ins Nichts führte. Ich hab nicht versucht, die Richtung zu ermitteln, weil es mir nichts bedeutet hat, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir herausfinden würden, dass er in Richtung Khainetempel verläuft, sollten wir es nachholen.“
„Also gibt es höchstwahrscheinlich tatsächlich eine Verbindung. Das ist schön … aber worauf willst du hinaus? Nur unsere Theorien zu bestätigen, bringt uns nicht weiter.“ Yetail war die Aufregung in der Stimme ihrer Begleiterin nicht entgangen. Die junge Hexe hatte eine Idee.
„Mir ist nur die Symmetrie aufgefallen. Zwei relativ enge Gänge, die ins Nichts führen und sie vielleicht treffen. Und dann diese Halle, mit zwei Torbögen an den Enden, die sich ebenfalls gleichen. Es stehen hier zwar keine Manticore als Torwächter sondern Harpyien, aber die Ähnlichkeit ist doch verblüffend. Denn in beiden Fällen stehen die Monster mit Blick in den Gang.“
„Du meinst, man soll durch beide Tunnel in die Halle kommen, nicht von einem durch die Halle in den anderen Tunnel? Das klingt plausibel, immerhin ist das ein ziemlich beeindruckendes Heiligtum. Aber woher …“ Yetail stockte der Atem und sie riss die Augen auf. „Du meinst, dieser Gang hier führte ins Hexenkloster?“
Yucalta nickte. „Ja, ich denke schon. Die Gänge auf der Karte enden einfach. Aber sie stellen keine Verdickungen dar, welche die Halle abbilden könnten. Also können wir annehmen, dass sich die Halle selbst in dem leeren Stück zwischen den beiden Karten befindet. Vielleicht war die Grab- oder Opferkammer beiden Institutionen gewidmet zu einer Zeit, da die Rivalität zwischen ihnen noch nicht so ausgeprägt war.“
„Und als es dann zum Streit kam, wurde dieser Tunnel zum Einsturz gebracht und die Tempeldiener hörten ebenfalls mit den gemeinsamen Zeremonien auf, weil die Hexen nicht mehr teilnahmen. Eine gewagte Theorie, aber es würde die unterschiedlichen Todesarten der Leichen auf den beiden Seite erklären.“
„Und nicht nur das. Und es passt auch zu diesen Torwächtern. Auf der einen Seite haben wir Löwen mit Flügeln auf der anderen Seite wilde Frauen mit Flügeln. Es besteht also eine gewisse Ähnlichkeit. Die Tempelkrieger bevorzugten schon immer pure körperliche Fähigkeiten und Waffen wie ein Löwe, während die Hexen von Anbeginn an weiblich waren. Zumindest, solange Naggarond besteht.“
Yetail konnte den Scharfsinn ihrer Schülerin nur bewundern. Mit dieser jungen Frau würde sie noch ihre Freude haben. Aber erst einmal mussten sie trotzdem noch den richtigen Weg finden.
„Wir sind nun also da, wo sich Tempel und Kloster berühren.“, stellte sie fest. „Das heißt, wir brauchen diesen Gang nicht. Der Raum der Zwölf muss sich hier ganz in der Nähe befinden. Also zurück zu den Toten.“
Sie konnte Yucaltas Seufzen hinter sich hören. Ja, mit dieser jungen Frau würde sie wahrlich noch ihre Freude haben. Hin- und hergerissen zwischen der Überraschung über das eben Herausgefundene und der Freude, endlich auf dem richtigen Weg zu sein, drang Yetail tiefer in die riesige Halle vor.
 
Schatten und Blut

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8. Vollmond

Dunkelheit … Sie war überall. Physische Dunkelheit und psychische Kälte. Das war das Wesen der Schatten. Das lernte jede Adeptin der Lehre der Dunkelheit. Hatte auch er es gelernt? Nein, aber Yetail. Woher wusste er das dann? Hatte sie ihm das erzählt? Wer war sie?
Fragen über Fragen zuckten durch seinen Verstand und bereiteten ihm Qualen. Sein Geist lag in Fetzen, sein Körper war zerstört. Es gab nur noch Schmerz und Dunkelheit. Und die unwirkliche, lebendfeindliche Kälte der ewigen Schatten. Geheimnisvoll, verführerisch, tödlich … das waren die Schatten. So wie Yetail, dachte er schwächlich. Ach Yetail …
Langsam kam Ordnung in die brachliegenden Gedanken des einsamen Verstandes. Er erwachte aus seinem schlaflosen Dämmern. Um ihn lechzten die Schatten nach seiner Lebenskraft. Wieder einmal war er allein. Dieses Mal gab es keine väterliche Präsenz, keine Erwählten, keinen Gott, der ihn beschützte. Dieses Mal war er allein, wirklich auf sich gestellt.
Er badete in den Schatten wie in Wasser, doch es war ein tödliches Bad. Jeder Herzschlag ließ ihn kraftloser zurück, jeder Gedanke schwächte ihn. Noch lauerten die Schatten, fern gehalten von der reinen Flamme in seinem Herzen, dem Geschenk des Flammenbrunnens. Er dachte an Yetail und zog Kraft aus dem Licht und der Wärme des Feuers. Die Schatten wichen zurück und erst jetzt erkannte Sisrall, wie weit sie hatten vordringen können. Es hatte nicht viel gefehlt und er wäre ihnen nicht mehr entkommen.
Unter Schmerzen zwang er seinen zerfetzten Verstand zum Arbeiten. Allmählich klärte sich sein Geist. Erinnerungen kehrten zurück. Yetail, der Splitterdrache, der Kampf in der Luft, Yetails Kuss, bevor er seine Kraft genutzt hatte, sich selbst zu vernichten. Es war der einzige Weg gewesen; gestorben wäre er so oder so. Er hatte gehofft, Yetail so die nötige Chance zu erkaufen, die sie brauchte. Manchmal war eine Chance alles, was man geben konnte. Es würde reichen müssen.
Blutklinge?, hauchte Sisrall in seinen Geist. Prompt bekam er einen mentalen Schlag, der ihn um ein Haar zurück in die süße Dämmerung des Vergessens befördert hätte. Warum weigerte er sich überhaupt? Es wäre so einfach. Er würde in Khaines Hallen aufgenommen werden, seinen Platz zwischen den anderen Kindern des Mordes und den übrigen Erwählten des Khaine einnehmen. Seine Schmerzen würden verschwinden und all seine Sorgen wären vergessen. Hatte er nicht genug gelitten, um sich seine Ruhe verdient zu haben?
All diese Gedanken impfte das Unterbewusstsein des Erwählten dem Tempelkrieger ein. Doch Sisrall widerstand. Es war allein Yetail, die ihn davon abhielt, sich den Schatten hinzugeben. Für sein Volk hatte er genug gekämpft, er schuldete dem Leben nichts mehr, dazu hatte er genug andere ausgelöscht. Doch ihm reichte das Versprechen nicht, im Schattenreich wieder mit Yetail vereint zu werden. Sie war keine Erwählte, er selbst hatte ihr die Marilim ohne den Willen Khaines gegeben. Es war nicht sicher, dass Yetail in den Hallen des Blutigen Gottes Aufnahme finden würde.
Deshalb hatte er sich fest um die Marilim, diese Verkörperung der Macht, gewickelt, diese pure Kraft, der das primitive Bewusstsein, das er als Blutklinge bezeichnete, innewohnte. Er hinderte die Marilim daran, in den Schatten verloren zu gehen oder zu Khaine zurückzukehren und wieder mit ihm zu verschmelzen. Nur solange er ihre Kraft festhielt, konnte Yetail in der sterblichen Welt davon zehren. Nur solange war sie in der Lage, die Zwölf zurückzuholen.
Doch die Zeit verrann. Das Reich der Schatten war zeitlos, aber Sisralls Wille schwand. Die Kraft der Dunkelheit war übermächtig und würde die Flamme in seinem Herzen, ja selbst seine Liebe zu Yetail früher oder später verlöschen lassen. Sie würden ihn in purer Kälte ertrinken lassen. Dass Blutklinge beziehungsweise die Marilim danach strebten, freizukommen, machte seinen verzweifelten Kampf nicht einfacher.
Die Essenz seines Geistes schwand zusehends und er wusste, dass er seinen Platz an Khaines Seite verspielte. Sollte er hier draußen in den endlosen Weiten des Nichts sterben, wäre seine Existenz für alle Zeiten ausgelöscht, da würde nicht einmal die Kraft eines Gottes etwas dran ändern können. Zumal Khaine ihm nicht helfen würde. Er konnte die Belustigung des Gottes des Todes spüren. Er ahnte nichts von Sisralls Motiven. Khaine würde nie auf die Idee kommen, dass einer seiner Diener die Marilim freiwillig an eine andere Sterbliche weitergegeben hatte. Soweit Sisrall das feststellen konnte, glaubte Khaine ganz einfach, Sisrall würde die ungeheure Macht, die ihm verliehen worden war, nicht aufgeben wollen und sich deshalb um die Marilim krallen.
Und Sisrall wusste um die Grausamkeit Khaines selbst seinen Dienern gegenüber. Ein solch selbstsüchtiges Verhalten würde der Blutige Gott nur mit der ewigen Auslöschung in den Abgründen des Schattenreiches bestrafen. Nein, für Sisrall gab es keine Rettung. Er konnte nur hoffen, dass Yetail sein Vertrauen in sie rechtfertigte, oder er würde für immer verloren sein. Er hatte das Risiko in Kauf genommen.
Bitte, Yetail, beeil dich! Ich glaube an dich. Du bist unser aller letzte Hoffnung.

Yetail zuckte zusammen, als sie der mentale Ruf erreichte. Zuerst wollte sie es als Einbildung abtun, aber dann zögerte sie doch. Es war zu viel geschehen, als dass sie daran zweifeln würde, sie könnte Sisrall nicht doch hören. Er war nicht tot, sagte sie sich. Nur vorübergehend aus dem Gefüge der Welt entfernt.
Was denke ich denn hier für einen Blödsinn, schalt sie sich selbst. Aus dem Gefüge der Welt entfernt. Bei Khaine, ich habe gesehen, wie sein Körper zerfetzt wurde. Er ist im Reich der Schatten und damit genauso sicher tot, als hätte man ihm den Kopf abgeschlagen. Aber es ist noch nicht vorbei, ich kann ihn zurückholen. Ich muss mich nur beeilen, es klingt, als hätte er nicht mehr viel Zeit.
Sie stand zusammen mit Yucalta am Fuß der gewaltigen Khaine-Statue. Sie hatten herausgefunden, dass sich die Symmetrie der Gänge, die Yucalta beschrieben hatte, bis hierhin fortsetzte. Als sie die leichenübersäte Halle anfangs betreten hatten, war ihnen die Figur aus tausenden Knochen aufgefallen, die Khaine in schwerer Rüstung mit zwei Schwertern in den Händen darstellte. Von der anderen Seite betrachtet, formten die unzähligen Gebeine eine wunderschöne Hexe in hauchzartem Kleid, um deren Handgelenke Blitze zuckten.
Auch wenn die beiden Zauberinnen es nicht wussten, so entsprach diese Gestalt doch der Manifestation des Khaine, der Sisrall begegnet war, als er am Altar der Absoluten Dunkelheit ins Reich der Schatten verbannt worden war.
„Und wieder treffen sich Tempelglaube und Klosterverehrung. So, wie vorhergesagt.“, stellte Yetail fest. Yucalta nickte nur und musterte weiterhin die gewaltige Statue. Als sie langsam um den Schädelthron herumging, tat Yetail es ihr gleich, nur dass sie die andere Seite wählte. Als sie zu Füßen des gerüsteten Kriegers stand, war Yucalta noch nicht zu sehen, weshalb sie weiterging. Die junge Novizin war stehengeblieben und musterte eindringlich die beiden Figuren von der Seite. Ihre Körper waren verbunden, weshalb sie aus dieser Position wenig beeindruckend aussahen.
Dann keuchte Yucalta plötzlich auf und Yetail trat neben sie. „Was ist?“ Ihre Schülerin deutete nur stumm an die Decke und die Zauberin folgte ihrem ausgestreckten Finger. Beide Figuren hatten den jeweils rechten Arm in heroischer Pose gehoben, sodass sich das eine Schwert und die Blitze aus der Hand der Hexe unter der Decke berührten. Nein, korrigierte sich Yetail. Sie trafen sich genau an der Decke. Ihr stockte der Atem.
„Wo sich Magie und scharfer Stahl berühren …“, flüsterte sie heiser. Und dort, zwischen den tausenden Leichen, die von der hohen Decke hingen, war ein freier Bereich. Es sah so aus, als sei eine Höhlung in die Decke gehauen worden, um der Spitze von Schwert und Blitz genug Platz zu bieten, doch Yetail ahnte, dass der Eindruck täuschte. Sie war sich sicher, dass sich dort ein richtiger Schacht befand, durch den sie den Raum der Zwölf erreichen konnte.
Ihr fröstelte und ein kalter Schauer durchlief kribbelnd ihren ganzen Körper. „Wer auch immer dies hier errichtet hat, muss ein ziemlich genaues Bild von der Zukunft gehabt haben. Niemand außer mir selbst kann diesen Schacht erreichen. Niemand außer mir kann dort hinauf schweben.“ Sie hatte leise mit sich selbst gesprochen, weshalb Yucalta nun nähertrat und vorsichtig anmerkte.
„Es sieht so aus, als wüssten wir nun, wo wir den Raum der Zwölf finden … aber schon stehen wir vor dem nächsten Hindernis. Es ist unmöglich, dort hinauf zu kommen. Diese Statuen bieten keine Möglichkeit zum Klettern.“
Yetail blickte ihre treue Novizin an. „Fast, Yucalta. Ich danke dir, dass du mich begleitet hast, aber nun muss ich dich bitten, an die Oberfläche zurückzukehren. Hier kannst du nichts mehr ausrichten. Und ich habe das Gefühl, dass ich nicht auf diesem Weg zurückkehren werde.“
„Aber wie …“, begann Yucalta, verstummte jedoch, als sich Yetail vor ihren Augen in die Luft erhob. Die Meisterin sah nicht zurück, als sie so schnell wie möglich in Richtung Decke schwebte. Es war ein weiter Weg, beinahe hundert Schritt und sie war sich nicht sicher, ob sie das schaffen würde. Sie spürte jedoch, wie Yucalta in Richtung Ausgang eilte.
Ihr brach der Schweiß aus, als ihre Kraft mehr und mehr schwand. Ihre Glieder wurden schwer, doch Yetail konzentrierte ihren ganzen Willen auf den Schwebezauber und griff nach jedem Fetzen Magie, den sie erreichen konnte. Dennoch schaffte sie es nicht.
Kurz unterhalb der Decke musste sie einsehen, dass es nicht mehr weiterging. Ihre Kraft war am Ende. Es gelang ihr gerade noch, sich an dem riesigen Schwert festzuhalten und die Beine über den Blitz zu schwingen, sodass sie relativ sicher hing. Dann atmete sie tief durch und versuchte, wieder zu Kraft zu kommen. Langsam verschwand das Ziehen und sie erholte sich überraschend schnell.

Während die Schatten näherkrochen, spürte Sisrall, wie die Kraft der Marilim schwand. Kurz geriet er in Panik, weil er dachte, es wäre ihr gelungen, seine Umklammerung zu durchbrechen und langsam zu entkommen. Doch dann ging ihm auf, dass Yetail nach der Kraft griff, die er ihr geschenkt hatte. Das hieß, sie war dabei, etwas sehr Kräftezehrendes zu unternehmen.
Die Flammen in seinem Inneren flackerten und nur mit einer gewaltigen Willensanstrengung konnte er sie daran hindern, zu erlöschen. Die Kälte der Schatten fraß sich langsam in die äußeren Regionen dessen, was von ihm noch übrig war. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie den Sieg über die Wärme davontragen würden.
Beeil dich, Yetail!

Die junge Zauberin keuchte auf, als sie der mentale Ruf erreichte. Dieses Mal war sie sich sicher, dass es keine Einbildung gewesen war. Sisrall, wo auch immer er war, glaubte an sie. Aber ihr lief die Zeit davon. Sie wusste zwar nicht, ob sich ihre Gefährte Sorgen wegen der noch immer tobenden Schlacht oder wegen etwas Anderem machte, aber sie vertraute darauf, dass er sie nicht grundlos mit einer solchen Dringlichkeit rufen würde.
Über ihr war nur Dunkelheit. Sie konnte nicht erkennen, wie weit der Schacht in die Decke reichte. Das Licht ihrer Hexenlichtkugel wurde einfach geschluckt. Dann soll es wohl so sein, dachte sie grimmig.
Mit einem letzten tiefen Atemzug aktivierte sie wieder ihren Schwebezauber, löschte ihre Lichtkugel, die ohnehin keinen Nutzen bringen würde, und erhob sich in Richtung des Schachtes. Völlige Dunkelheit umfing sie. Sie schloss die Augen und streckte die Arme über sich, um auf Hindernisse vorbereitet zu sein.
Während sie scheinbar endlos weiter nach oben schwebte, wurde die Luft um sie herum warm und feucht. Es war eine klebrige Feuchtigkeit und sie schmecke nach Blut. Heißer Schweiß lief über ihre Haut und verklebte ihre Haare.
Immer schwerer fiel ihr das Atmen, bis sie schließlich glaubte, zu ertrinken, so feucht war die Luft. Sie kam immer langsamer voran und jeder Meter Höhe kostete sie mehr Kraft als der Vorangegangene. Noch einen Meter, dachte sie. Nur noch einen.
Ihre Kraft erlahmte immer weiter. Sie war kaum noch in der Lage, ihre Muskeln zu bewegen, und spürte beinahe gar nichts mehr. Der Schwebezauber füllte ihre Gedanken ganz und gar aus. Es gab nichts Anderes mehr, nur noch sie und diesen Flug.
Sie schnappte keuchend nach Luft und hatte das Gefühl, ihr Mund würde sich mit Schleim füllen. Voller Panik spürte sie, wir ihr Körper nach Sauerstoff lechzte, wie er all ihre Reserven anzapfte. Mit einem letzten trotzigen Aufbäumen leitete sie jedes Fünkchen Energie, das sie aufbringen konnte, in ihren Schwebezauber.
Dann spürte sie ein Kribbeln und ein Kraftfeld glitt über ihre Haut hinweg. Ihr Schwung war zu groß, um abbremsen zu können und so durchstieß sie den Energieschirm, der ihre Haut versengte. Dahinter versagte ihr Zauber vollends und sie gab auf. Doch sie fiel nicht zurück durch den Schacht. Inzwischen gab es keine Luft mehr um sie herum, alles war voller warmer Flüssigkeit. Überrascht schlug sie die Augen auf. Orangerotes Licht tanzte um sie herum. Die Oberfläche konnte nicht weit sein und Yetail ruderte wild mit den Armen, als ihr das Verlangen nach frischer Luft wieder deutlich wurde.
Als sie die Oberfläche durchstieß, wäre sie vor Erschöpfung beinahe in Ohnmacht gefallen. Ihre Lunge und ihre Haut schienen darum zu wetteifern, die größere Pein hervorzubringen. Doch wenigstens erneuerte sich ihre Kraft dank der Marilim abermals schnell. Bald war sie in der Lage, einen Heilzauber zu wirken. Rasch verschwand der Schmerz von ihrer verbrannten Haut.
Sie hustete die letzten Reste der Flüssigkeiten aus, dank denen die Luft des Schachtes so feucht gewesen war. Dann sah sie sich um. Als erstes fiel ihr auf, dass das klebrige Zeug, in dem sie schwamm, tatsächlich Blut war. Heißes, frisches Blut, das nicht gerann. Es füllte ein Becken von zehn Schritt Durchmesser.
Um das Becken hockten zwölf Statuen in kniender Haltung. Sie alle trugen Waffen und viele waren gerüstet. Ihre Oberkörper neigten sich in Yetails Richtung, zum Zentrum des Beckens. Hinter den Statuen flimmerten die Wände. Es war das Kraftfeld, das damals Elenes Zauber zurückgeworfen hatte und das Blut über dem Schacht festgehalten hatte. Das mir die Haut verbrannt hat, dachte Yetail säuerlich.
Ihr neugieriger Blick kehrte zu den Statuen zurück. Ja, sie hatte es endlich geschafft. Sie hatte den Raum der Zwölf gefunden. Aber die Zeit wurde knapp.