WHFB Erwählte des Khaine - PDF komplett online

Nun ja, mit episch meine ich eigentlich hauptsächlich den Zeitumfang, in dem mehrere Handlungen zusammenhängen. (Anfang d. Welt bis zu Zehntausende Jahre später ist schon ein "epischer" Zeitumfang)

ja das stimmt. Ich find sowas einfach geil. Vor allem mit dem "alten Konflikt" 😉 Szar'zriss ist irgendwie auch einer meiner Lieblingscharaktere. 😀 In der endgültigen Fassung wird es natürlich auch noch wesentlich mehr Informationen zur Geschichte geben. In diesem Fall ist das ja durch den Warhammer-Hintergrund abgedeckt.

@Ontheline:
Interessanterweise kann ich dir sagen, dass alles ein bisschen aber nichts vollständig stimmt 😀

Yucalta bleibt erstmal im Hintergrund ^_^ Sie ist die am schwersten einzuschätzende Person. (Verdammte Seher 😛)
naja, hängt davon ab, wie man Hintergrund definiert. Dass sie sich im nächsten Kapitel den Kindern des Mordes vorstellen wird, ist ja vermutlich klar. Aber dass du sie schwer einschätzbar findest, schmeichelt mir. So soll es sein.
Keine Sorge, auch die Seherin wird ihre eigenen Kämpfe auszutragen haben.

Nerglot und Viverla'atar ist ja nicht bekannt das sie die Seiten gewechselt hat richtig?
nein, das wissen sie noch nicht.

Und was passieren würde wenn z.B. Nerglot damit erstochen wird... 2 Splitterdrachen? Großer kataklysmischer Kollaps und die Drachen implodieren? Also abwarten ob es so weit kommt...

zumindest zum ersten Teil kann ich dir sagen, dass das nicht der Fall ist. Der Splitterdrache ist ja auch nur 1 Wesen. Das einzige, was vielleicht noch ginge, wäre, dass der "alte" Körper des Splitterdrachen verschwindet und aus Nerglot ein neuer entsteht. Ist in sofern aber auch schwachsinnig, weil der Geist des Splitterdrachen ja nicht an zwei Stellen gleichzeitig ist. Er steckt in seinem Körper. Heißt, das Horn ist leer. Es ist im Moment einfach nur ein komisches, längliches Ding, vielleicht ein bisschen unnatürlich hart und stabil, aber ohne magische Fähigkeiten.


Finden Nerglot und Viverla'atar eventuell das Buch von Yetail? Das müsste ja relativ nah sein (Falls es nicht bei der Zerstörung des Turms total verschüttet wurde, vernichtet ist ja unwahrscheinlich bei der Macht)

dazu erinnere ich mal an eine bestimmte Stelle, die zumindest die Frage nach der möglichen Zerstörung beantwortet:

Die Erwählten des Khaine schrieb:
Zögerlich tat Yucalta einen Schritt. Allmählich kehrte das Leben in ihre Beine zurück und ihr Schwindel legte sich. Sie konzentrierte sich auf ihre Füße, um die Bilder in ihrem Kopf beiseitezuschieben.
[FONT=&quot] Yucalta steckte das Buch in eine Tasche ihres Umhangs, verließ das große Gemach und trat hinaus auf den Treppenabsatz. [/FONT]

sowie die hier:

Die Erwählten des Khaine schrieb:
Yucalta bedankte sich mit einem Lächeln. Sie blickte auf ihren blutverschmierten und zerlöcherten Mantel. Der war offensichtlich nicht mehr zu retten. Auch hatte sie keine Unterkleider mehr. Die hatte Yerill ihr wohl ausgezogen, während sie bewusstlos gewesen war.

Alles klar? 😉

Naja abwarten und überraschen lassen wie oft ich mich jetzt verschätzt habe (oder auch nicht ^_^)

Genau, abwarten 😉 Wie gesagt, deine Ideen sind gut, wenn auch nur in Teilen stimmig.
 
So, weiter gehts. Hier noch einmal ein sehr dialog- und informationslastiges Kapitel, das den Grundstein für den weiteren Verlauf der Schlacht legt. Danach geht dann die Aktion los. Mir persönlich gefällt es bis auf ein-zwei Stellen sehr gut, deshalb werde ich auch im Nachhinein kein weiteres Statement dazu abgeben.

Viel Spaß.

Das Wort des Geistes


Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
Nicht manch Geheimnis würde kund;
Dass ich nicht mehr mit saurem Schweiß
Zu sagen brauche, was ich nicht weiß;
Dass ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält.
- Faust, Erster Teil, Johann Wolfgang von Goethe

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8. Vollmond (5. Tag)
9 Stunden nach Sonnenaufgang

Yetail starrte die Gestalt in der grauen Robe überrascht an, während die Kinder des Mordes herumwirbelten, bis dreizehn Augenpaare – vierzehn, wenn man Szar’zriss mitzählte – die Unbekannte musterten.
„Wer seid Ihr und woher nehmt Ihr das Recht, uns zu belästigen?“, fragte Sisrall barsch. Und wieso hat Szar’zriss Euch nicht aufgehalten?, fügte Yetail in Gedanken hinzu. Die Fremde stand fast unter dem Drachen und sein Schatten hüllte sie ein. Die grauen und schwarzen Gewänder samt Kapuze ließen sie wie einen Geist erscheinen. Nur an ihrem Kinn blitze ein Fleck blasser Haut hervor.
Die Zauberin ließ den Blick über den Körper der anderen Frau wandern. Es war schwer, Details in der Düsternis auszumachen, aber ihre schlanken Kurven zeichneten sich doch erkennbar unter dem schwarzen Stoff ab. Glattes Haar in derselben Farbe floss aus dem Schatten der Kapuze und fiel ihr bis auf Brusthöhe. Sie musste noch recht jung sein, aber ihre Stimme klang, als hätte sie schon Dinge gesehen und erlebt, über die schwächere Gemüter dem Wahnsinn verfallen wären. Irgendwie kam sie ihr bekannt vor.
Yetail betrachtete den Stab, doch er gab ihr keinen Hinweis auf ihre Identität. Es war ein Artefaktstab, kein Katalysator, das erkannte sie auf den ersten Blick. Wer immer die Frau war, stellte also keine ernst zu nehmende Bedrohung für die Erwählten dar. Sie entspannte sich ein wenig.
„Nennt mich Geisterauge. Ich bin die erste und einzige Seherin der Druchii seit sechstausend Jahren. Und ich bitte Euch um Verzeihung für die Belästigung, aber ich hoffte, Euch helfen zu können. Ihr habt viele Fragen, die Ihr nicht beantworten könnt.“
Yetail runzelte die Stirn. Sie wusste, dass es seit Ularsa Schicksalsweg keine echten Seherinnen mehr gegeben hatte. War dies nur eine weitere Hexe, die Visionen von jenem geheimnisvollen Buch erhielt? Oder gar eine komplette Hochstaplerin, die sich hinter einem Titel und schönen Worten versteckte? Aber die Erwähnung der sechstausend Jahre machte sie stutzig. Das konnte Zufall sein, aber es stimmte. Und wieso kam ihr diese Stimme so bekannt vor?
„Wieso sollten wir Euch vertrauen?“, fragte Kerkil. Szar’zriss knurrte warnend. Angespannt blickten alle in Richtung des Splitterdrachen – bis auf die angebliche Seherin. Dann erst ging ihnen auf, dass der Drache das erste Kind des Mordes angeknurrt hatte. Was hatte das nun wieder zu bedeuten?
„Heute Morgen vertraute ein Mann, auf dessen Schultern die Verantwortung für ein ganzes Volk lag, einem Mädchen und rief die gesamte Stadt zu den Waffen. Obwohl alle glaubten, der Feind wäre besiegt und die Kämpfe vorüber, gewährte diese frühe Reaktion den Druchii einen Vorteil, weil sie kampfbereit waren, als die Sonne aufging und die Untoten aus dem Nebel kamen. Später folgte derselbe Mann blind den Wünschen derselben Novizin, weil sie ihm versprach, dass er sie damit retten würde.“
Sie holte tief Luft. „Reckdis erfüllte furchtlos und trotz aller Verletzungen diese Bitte. Die Vorhersage erfüllte sich. Er rette ihr Leben. Dass er seines dafür gab, hatte sie nicht vorhersehen können. Doch am Ende starb er zufrieden und in dem Wissen, sein Schicksal erfüllt zu haben. Nun bittet eine Meisterin Euch, Kinder des Mordes, um dasselbe Vertrauen, das der Fürst der Khainler den unvollständigen Visionen der Novizin schenkte.“
Mit diesen Worten schlug sie die Kapuze zurück. Nachtschwarzes, glattes Haar floss um das blasse Gesicht, in dem eine Härte wohnte, die so gar nicht zu seinem Alter passen wollte. Yetail klappte der Mund auf. „Yucalta?“ Sie war es, daran zweifelte sie nicht. Doch ihre Novizin hatte sich verändert. Die grauschwarze Kleidung verlieh ihr etwas Geisterhaftes, schwer Fassbares, während ihre Haltung streng und selbstsicher war. Aber es waren ihre violetten Augen, die Yetail Angst machten. Sie spiegelten wider, was ihre Stimme nur hatte andeuten können. Dieses Mädchen hatte den Tod von Jahrhunderten gesehen und es kannte die Schicksale, die erst noch kommen würden. Nicht einmal Nerglots Augen hatten so alt gewirkt.
Ihr schossen tausend Fragen in den Sinn und sie konnte kaum sagen, ob sie von ihr oder den anderen Erwählten kamen. Die allgemeine Verwirrung verstärkte die Verbindung zwischen ihnen. Die Erwählten erinnerten sich an Yucalta, doch damals war sie nur eine Novizin gewesen, die sich allmählich zur Frau entwickelte. Niemandem entging die drastische Veränderung.
„Warum nennst du dich Geisterauge?“, schaffte sie es, zu fragen. „Und Meisterin?“ Eigentlich lagen ihr ganz andere Fragen auf der Zunge. Aber diese violetten Augen störten ihre Konzentration.
„Meine Fähigkeiten sind erwacht und vollständig entwickelt. Ihr könnt mich nichts lehren. Nicht einmal Ularsa Schicksalsweg könnte mir nun noch etwas beibringen. Sie hat mir den Anfang gezeigt und inzwischen verfüge ich über Fähigkeiten, die sie sich nicht einmal erträumt hätte. Laut Definition des Klosters gilt eine Ausbildung als abgeschlossen, wenn die Meisterin der Novizin deren Fähigkeiten für ausreichend erklärt oder wenn es niemanden mehr gibt, der ihr noch etwas in der von ihr gewählten Lehre der Magie beibringen kann. Und da ich die talentierteste weil einzige Zauberin in meinem Gebiet bin, kann ich die Position der höchsten Meisterin beanspruchen. Und als solche steht mir auch das Recht zu, einen Titel zu wählen.“
„Inwiefern haltet Ihr Eure Fähigkeiten denen von Ularsa überlegen?“, fragte Kerkil ein wenig ungehalten, während Yetail das noch verdaute. Ihre junge, unschuldige Novizin war nach zwei Tagen zu einer stolzen und selbstbewussten Meisterin geworden. Ihre Argumentation war absolut stichhaltig. Man könnte dagegenhalten, dass sie sich ursprünglich nicht als Seherin hatte ausbilden lassen, aber ein Blick in das junge, schöne und kalte Gesicht reichte, damit Yetail diesen Gedanken verwarf. Selbst wenn es rechtlich anfechtbar war, die Frau, die vor ihr stand, war mit jedem Zoll eine Meisterin.
„Ularsa sah nur Möglichkeiten der Zukunft und die Wege dahin. Ich sehe die Bedingungen dazu und die Alternativen. Allerdings verschwimmen die Visionen, je weiter ich schaue. Schon die morgigen Ereignisse kann ich nicht in allen Details betrachten. Ularsa sah die Entwicklung eines ganzen Zeitalters. Ich erkenne im besten Fall, was in fünfzig Jahren geschehen könnte. Alles jenseits dieser Grenze sind nur flackernde Möglichkeiten, die sich schneller ändern, als ich sie deuten kann.
Dafür reicht mein Blick nicht nur in die Zukunft. Wenn ich es will, kann ich die Gegenwart und die Vergangenheit jeder Person und jedes Ortes dieser Welt verfolgen. Ich habe die Kriege der Drachen gesehen, die Verbannung der Dämonen und die Erschaffung der Elfen. Ich habe sogar Euch, Meisterin Bluthand, dabei beobachten können, wie Ihr in Ularsas Buch gelesen habt. So gut, dass ich sogar mitlesen konnte. Und ich bin mir sicher, dass Ihr gerade überlegt, ob meine Fähigkeiten nicht ihre Begründung in selbigem Buch haben. Aber ich denke, Ihr kennt auch die Antwort.“
Yetail stockte der Atem, dann lachte sie laut und erschreckte die anderen Kinder des Mordes damit. „Als ich dich zu meiner Novizin machte, hatte ich das Gefühl, noch einige Überraschungen mit dir zu erleben, Yucalta. Doch das es soweit kommen würde, hätte ich nie erwartet.“ Die junge Frau war verdammt schlau. Tatsächlich waren Yetails Gedanken zu dem Buch geglitten. Ularsas Geist darin konnte zwar nicht in die Vergangenheit sehen, aber es speicherte genug Erinnerungen aus mehreren tausend Jahren Elfengeschichte, um damit einen Blick in die Vergangenheit vorgaukeln zu können.
Aber die Fähigkeiten des Buches waren nicht so gewaltig. Es konnte auch immer nur einen gewissen Teil des Wissens desjenigen aufnehmen, der es gerade las. Und auch nur, wenn derjenige es berührte. Es konnte außerdem zwar auch über größere Entfernungen hinweg die Geister, die es einmal berührt hatte, schützen und manipulieren, doch niemals so stark, dass es dem nahekam, was Yucalta beschrieben hatte. Es konnte Visionen in Träumen vortäuschen und sogar die Illusion von Gesprächen mit Göttern schaffen, doch niemals, wenn derjenige bei vollem Bewusstsein war.
„Sein Name war Glimmort.“, sagte Yucalta plötzlich und lächelte Kerkil an. Der Erwählte riss die Augen auf, dann erwiderte er das Lächeln und sah anschließend zu Yetail, die fragend eine Augenbraue hochzog.
„Ich wollte sie fragen, wie der Drache hieß, der mir damals im Kampf gegen den Splitterdrachen zu Hilfe gekommen war, um ihre Fähigkeiten zu testen. Also ich glaube ihr.“
Yetail nickte. Das Buch hätte die Frage natürlich auch in der Zukunft sehen können, doch es war unwahrscheinlich, dass Yucalta dann den Zeitpunkt so exakt getroffen hätte. Und eigentlich konnte das Buch den Namen des Drachen nicht kennen.
„Ich auch.“, antwortete Sisrall, der nur auf Yetails Zustimmung gewartet hatte. „Reckdis war ein guter Mann und die Nachricht seines Todes ist ein harter Schlag für uns. Wenn er für Euch gestorben ist, dann wäre es eine Beschmutzung seines Andenkens, wenn wir Euch nicht dasselbe Vertrauen entgegenbringen würden, das er Euch schenkte. Lasst uns zu Khaine beten, dass uns nicht dasselbe Schicksal daraus erwächst.“
„Ich kann Euch nichts zu Eurem Schicksal sagen. Manche Dinge müssen unklar bleiben. Wenn die Zukunft bekannt wird, dann wird sie sich nicht erfüllen. Und selbst wenn ich es wollte, gibt es zu viele Möglichkeiten, die sich ständig ändern und beeinflussen.
Aber seid soweit besorgt, dass es nicht Reckdis Vertrauen war, das ihm zum Verhängnis wurde. Es war die Tatsache, dass ich nur einen Teil des Ganzen gesehen habe. Es war nur ein einziger Eindruck, eine einzige Möglichkeit. Heute sehe ich Tausende.“
„Gebt nicht Euch die Schuld, Meisterin Geisterauge.“, sprach Trizil. „Aber lasst uns nun voranschreiten. Unser Feind wird nicht auf uns warten. Ihr sagtet, Ihr könntet uns Antworten geben!?“
Yucalta nickte. „Das tat ich und das werde ich. Ich habe gesehen, dass Ihr versuchtet, die Situation einzuschätzen. Ich werde versuchen, die Lücken zu schließen, wo Ihr es nicht konntet.“ Sie hielt kurz inne und musterte die Erwählten, als überlege sie, wo sie beginnen sollte. „Alle Gesichtslosen sind tatsächlich tot. Reckdis starb, wie ich es bereits sagte. Es war das Monster, das einst Darmal Eisfaust genannt wurde, das ihn tötete. Selbiger erlag wenig später der Macht seines Fluchs und des Sturms.“
„Darmal tötete Reckdis? Wieso? Und wie genau starb Eisfaust? Was für ein Sturm?“, fragte Sisrall. Bedauern schwang in seiner Stimme mit. Yetail bemerkte, dass Yucalta die Augen zusammenkniff, als sie es hörte. Die Zauberin wollte sich gar nicht vorstellen, welches Grauen die junge Frau hatte mit ansehen müssen. Sie kannte Darmals Fähigkeiten und hatte das Gefühl, dass das Wort tötete nicht im Entferntesten die wirklichen Ereignisse beschrieb. Nein, sie wollte es gar nicht wissen.
„Darmal verlor den Kampf gegen die Macht des Chaos in seinem Innern und verwandelte sich eine blutrünstige Bestie, die weder Freund noch Feind kannte. Für ihn gab es nur noch Beute.“ Yetail entging nicht, dass die Seherin bewusst nicht die letzte Frage des Erwählten beantwortete. Sie verschwieg ihnen etwas. Aber Yucalta hatte bereits ein anderes Thema aufgegriffen:
„Silberstich starb durch die Hand eines beseelten, untoten Schwarzen Gardisten. Reckdis erschlug selbigen. Der zweite, jener, der sich Euch, Meister Blutklinge, entgegenstellte, als Ihr dem Hexenkönig helfen wolltet, fiel durch die Axt von Eisfaust. Nun wisst Ihr, wie es um die Druchii bestellt ist.“
„Was geschah mit dem Schützen, der Lady Morathi verwundete?“, unterbrach Sisrall sie. Yucaltas Miene wurde hart. Auch Yetail erinnerte sich. War es derselbe Schütze gewesen, den Darmal gejagt hatte?
„Dazu wollte ich nun kommen. Denn Ihr habt die wichtigste Frage, die nach Euren Feinden, nie gestellt. Alle Untoten sind vernichtet, doch war es nicht Nerglots Tod, der seine Diener zerstört hat. Es war der Splitterdrache.“
Yetail starrte die junge Seherin entsetzt an. Daran hatte sie überhaupt nicht gedacht. „Aber …“
„Nein, euer zweiter Schlag erreichte ihn nie. Er hätte es nicht überlebt, falls Euch das beruhigt, aber die Macht des Splitterdrachens sog die Attacke auf und rette so Eurem Feind das Leben.“ Sie blickte Sisrall an und Yetail ahnte, was nun kommen würde. Sie berührte unauffällig seine Hand. „Jener Schütze, von dem Ihr spracht, entkam Darmal. Es war Viverla’atar und dieselbe, die Nerglots Körper nach dem Auftauchen des Splitterdrachen in Sicherheit brachte. Es gelang ihr sogar, ihn zu heilen.“
„Das glaube ich nicht.“, begehrte Yetail auf. In ihrem Innern wusste sie, dass die junge Seherin sich über jedes Wort sicher war, aber es durfte nicht wahr sein! „Sie mag Heilkräfte besitzen, aber ich habe Nerglots Überreste gesehen. Selbst ich hätte ihn nicht mehr heilen können. Zumindest vor meine Erwählung nicht. Und ihre Magie ist vergleichsweise erbärmlich.“
„Vor Eurer Erwählung.“, wiederholte Yucalta und Yetail wurde eiskalt. „Aber mit der Marilim schon, nicht wahr?“
„Möglicherweise.“, antwortete Yetail mit einem ganz schlechten Gefühl.
„Habt Ihr Euch nie gefragt, wie Nerglot es geschafft hat, Euch so lange zu bekämpfen, obwohl Ihr auf derart göttliche Macht zurückgreifen konntet, genug, um theoretisch die gesamte Stadt in Schutt und Asche zu legen?“
„Nun ja, er ist ein Götterkrieger …“
„Ist er, aber Asaph ist gegen Khaine ein Nichts. Er mag Wissen von ihr bekommen haben, jedoch keine Stärke. Nein, es ist ihm gelungen, ein einzigartiges Artefakt zu erschaffen. Das Todesamulett. Oder auch als Drachenamulett bezeichnet.“
„Das Buch hat es erwähnt. Es meinte, es hätte die Macht, eine Wende der Magie herbeizuführen.“, flüsterte Yetail. „Aber was tut es überhaupt?“
„Es beherrscht den Tod. Es verwandelt Tod in Magie. Aus jeder Leiche in seiner Nähe zieht es unheilige Kraft, um damit seinen Beschwörer zu stärken, während es ihm gleichzeitig die Aufgabe abnimmt, den Toten zurück ins Unleben zu zwingen. Hier über dem Schlachtfeld ist seine Macht der Marilim wohl ebenbürtig.“
„Bei Khaine. Das sind schlechte Neuigkeiten.“, stellte Trizil fest.
„Aber was hat es mit Viverla’atar zu tun?“, fragte Sisrall. „Kann sie es auch benutzen?“
„Nein, es dient allein Nerglot. Doch die Kraft, die es in seinen Körper gepumpt hat, konnte sie verwenden, um ihn zu heilen.“
„Wo kann ich die Verräterin und ihren verdammten Meister finden?“, zischte Yetail. Sie würde die Schlampe töten. Ein für alle Mal. Und sie würde es langsam tun und jeden ihrer Schreie genießen. Ja, das würde sie.
„Wartet am Trümmerfeld des Khainetempels.“, erklärte Yucalta. Yetail nickte. Das reichte ihr.
„Also werden wir ohne unsere Zauberin gegen den Splitterdrachen kämpfen?“, fragte Kerkil erstaunt. „Und erklärt endlich, was Ihr damit meintet, dass wir ihn gar nichts tun können, um ihn zu töten!“
„Ja, das werdet Ihr, Meister Drachenfluch. Es war von jeher …“
„Drachenfluch?“, wurde sie von Trizil unterbrochen. Die Kriegerin blickte den Erwählten erstaunt an. Der wiederum starrte Yucalta an. Zögernd nickte er.
„Ja, so nannte man mich. Es war mein Titel. Doch woher wisst Ihr davon, wenn ich mich nicht einmal selbst daran erinnerte?“
„Ihr habt Euren Titel vergessen?“, fragte Yucalta erstaunt. Sie blickte alle Kinder des Mordes der Reihe nach an und bemerkte deren Verwirrung. „Ihr alle, nicht wahr? Jeder von Euch trug einst einen Titel.“
„Wartet!“, rief Blutklinge. Als sich sämtliche Aufmerksamkeit auf ihn richtete, erklärte er ruhiger: „Ich glaube, den Grund zu kennen. Bei meiner Erwählung sprach Khaine selbst folgende Worte zu mir: Behüte deinen Titel gut, Sisrall Blutklinge. Denn dein Titel ist deine Macht. Yetail beschrieb mir einmal, wie stark sich mein Verhalten ändert, wenn ich mich ganz der heiligen Pflicht und dem Kampf in Khaines Namen hingebe. In diesen Momenten bezeichnet sie mich zur Unterscheidung als Blutklinge, während sie mich sonst Sisrall nennt. Seit sie eine Erwählte ist, verwende ich ihren Titel ähnlich. Und ich weiß, dass ihr uns beide jeweils genauso unterscheidet.
Ich wage zu vermuten, dass es bei euch ähnlich war. Mit eurem Titel habt ihr die Macht der Marilim und eure Fähigkeiten im Dienste unseres blutigen Gottes verbunden. Als ihr starbt und die Marilim verloren habt, vergaßt ihr auch eure Titel. Und mit ihnen eure Fähigkeiten.“
Er wandte sich an Yucalta.
„Du besitzt das Wissen, das sie verloren. Aber die Zeit ist noch nicht reif, dass alle Kinder des Mordes ihre Titel zurückerlangen. Sie müssen es sich verdienen und sich beweisen, wie sie es einst taten. Behalte dein Wissen für dich, bis das Schicksal es erfordert.“
Sie nickte ernst. Yetail fühlte die Überraschung der Erwählten über die Entscheidung ihres Anführers, aber keiner protestierte. Tief in ihrem Innern fühlten sie, dass er recht hatte. Es gab einen Grund, weshalb sie vergessen hatten. Die Seherin lächelte.
„Ich glaube, Kerkils Zeit war gekommen. Denn für das, was kommt, wird er seine Fähigkeiten brauchen. Diesen Kampf werdet Ihr ohne Meisterin Bluthand führen. Es war seit jeher Schicksal des ersten und des letzten Kindes des Mordes, dieser Bestie gegenüberzustehen. Aber Ihr werdet Hilfe bekommen, die Ihr nicht erwartet. Und wenn es soweit ist, erinnert Euch der Worte Und nicht alle Feinde sind Feinde, Nicht alle Freunde sind Freunde. Bedenkt das.
Sie blickte den Erwählten der Reihe nach in die Augen. Die Krieger nickten, um zu zeigen, dass sie verstanden hatten. Auch wenn sie noch nicht wussten, was genau auf sie zukommen würde.
„Ihr fragtet nach einem Weg, ihn zu töten. Es gibt keinen. Der Splitterdrachen kann nicht vernichtet werden. Ihr, Meister Drachenfluch, nahmt ihm das Feuer und zerstörtet ihn vorläufig. Damals gelang es Euch, die Schwachstelle zu nutzen, die er besitzt. Blutklinge vermochte es nicht, ihn damit zu besiegen, obgleich er all seine Kraft einsetzte. Bluthand schaffte es, ihm das Horn abzuschlagen. Er kann verletzt werden, ja. Doch mit jedem Teil, das Ihr ihm nehmt, wird er stärker statt schwächer. Er ist reiner dämonischer Hass vereint mit der Magie der wahren Drachen. Bevor ihm das Feuer genommen wurde, konnte er noch durch einen Schwertstich getötet werden. Nun, da ihm dieses Teil fehlte, vermochte es selbst die Macht der Marilim nicht, ihn schwer zu verletzen. Jetzt fehlen ihm sogar schon zwei der Splitter, aus denen er einst geschaffen wurde.“
„Und was wollt Ihr uns vorschlagen? Sollen wir ihn einfach bitten, uns in Ruhe zu lassen?“
„Nein. Er kann zwar nicht getötet, jedoch gebannt werden. Ich sagte Euch dies lediglich, um Euch zu warnen. Ihr könnt Ihn verletzen, ihm seine Flügel nehmen oder seinen Schwanz. Doch jedes Mal wird er auf andere Weise mächtiger und schwerer zu besiegen. Seht ihn Euch an.“, forderte sie und alle Augen richteten sich auf die gewaltige Bestie.
Das Monster saß in einem weiten Kreis aus verdorrtem Gras und abgestorbenen Bäumen. Bereits die Hälfte des Waldes war tot. Nur noch kahle, morsche Äste und gelbes Laub erinnerten an die einstige Pracht.
„Habt Ihr damals, vor sechstausend Jahren, gehört oder gesehen, dass der Splitterdrache die Natur um sich herum abtötet, allein durch seine Macht?“, fragte Yucalta Kerkil.
„Nein, damals tötete er durch Feuer und Krallen.“
„Tat er solches am zweiten Tag der Schlacht?“, wandte sie sich nun an Sisrall. Er schüttelte den Kopf.
„Der Verlust des Feuers“, fuhr Yucalta fort, „stärkte ihn soweit, dass er kaum noch besiegt werden kann. Der Verlust des Horns gab ihm die Macht, Lebewesen in seiner Nähe auszulöschen und sich deren Kraft anzueignen, nicht mehr nur ihre Magie. Denkt daran, wenn Ihr gegen ihn kämpft. Selbst ich weiß nicht, welche Fähigkeiten Ihr ihm gebt, wenn Ihr ihm seine körperlichen Waffen nehmt.“
Die Stille, die diesen Worten folgte, war furchterregend. Yetail konnte nachvollziehen, was den Kindern des Mordes durch den Kopf ging. Sie selbst war auf einmal froh, dass sie gegen Nerglot kämpfen musste, so mächtig der Bastard auch war. Bei ihm wusste sie immerhin, dass er sterben würde, wenn sie es schaffte, ihm einen Feuerball in die Brust zu jagen.
„Die einzige Möglichkeit, ihn vollkommen loszuwerden, ist, ihn in das Horn zu bannen, aus dem er beschworen wurde. Haltet Euch nicht mit der Suche danach auf, es wird zu Euch kommen, wenn die Zeit gekommen ist. Wenn Ihr es in den Händen haltet, dann könnt Ihr die Schwachstelle des Splitterdrachen nutzen. Stoßt es durch die beschädigte Schuppe und erlöst uns von seiner Existenz. Aber nur wenn das Horn auch bereit ist, werdet Ihr Erfolg haben. Denn bevor Ihr es ihm in den Leib rammen könnt, muss es die Seele eines Götterkriegers aufnehmen.“
„Ich werde dieses Opfer bringen.“, sprach Kerkil sofort. „Der Splitterdrache ist mein Schicksal.“
„Nein!“, flehte Trizil. Yetail spürte die Panik der Erwählten und sah sie überrascht an.
„Nein.“, wiederholte Yucalta und Trizil sackte vor Erleichterung ein wenig zusammen. Kerkil legte ihr die Hand auf den Rücken, während die Seherin fortfuhr. „Die Bedingungen sind einfach. Damit der Splitterdrache im Horn gehalten werden kann, muss dieses zum Zeitpunkt des Todes die Haut eines bis dahin lebendigen Götterkrieges durchstoßen und dessen Blut trinken. Wie er oder sie genau stirbt, spielt keine Rolle. Aber: die Beschwörung des Splitterdrachens erforderte ein freiwilliges Opfer. Um ihn zu verbannen, braucht es einen Mord.“
Schweigen folgte diesen Worten. Yetail spürte Sisralls hilflose Wut. „Der einzige andere Erwählte in dieser Stadt ist Nerglot und der ist nicht lebendig. Heißt das, einer von uns muss seinen Bruder oder seine Schwester töten?“, fragte er bemüht ruhig. Doch Yucalta antwortete nicht. Sie verzog auch keine Miene. Die Kinder des Mordes wechselten unsichere Blicke. Jeder von ihnen wäre bereit, sein Leben zu geben, um diese Bedrohung zu eliminieren. Doch dass einer von ihnen darüber bestimmen sollte, wer sterben musste, war unfassbar. Sie waren einander zu sehr verbunden, um sich gegenseitig töten zu können.
„Ich habe gesagt, was gesagt werden muss. Nun findet Euren Weg, uns alle zu retten. Meine Rolle hier ist gespielt. Von nun an gehört das Schlachtfeld Euch. In dreizehn Minuten wird sich diese grüne Bestie wieder in die Lüfte erheben.“
Damit zog sie die Kapuze über ihren Kopf, drehte sich um und tätschelte Szar’zriss Hals, bevor sie ihm leise etwas zuflüsterte. Yetails hörte die Worte mühelos, doch sie verstand die Sprache nicht. Der Drache allerdings stupste die Seherin leicht mit der Schnauze an, bevor sie unter ihm hindurch schlüpfte und verschwand. Was war nur aus dem unschuldigen Mädchen geworden, das sich im Grab unter dem Raum der Zwölf übergeben hatte? Die Kinder des Mordes sahen ihr überrascht nach, während ihnen ihre Worte immer wieder durch den Kopf gingen.
„Nun gut.“, riss sie Blutklinge schließlich in die Wirklichkeit zurück. „Meisterin Geisterauge hat uns viele Antworten gegeben und genauso viele neue Fragen aufgeworfen. Doch ist es seit jeher typisch für die Seher, dass sie uns stets nur das Wissen geben, das wir brauchen. Vielleicht sollten wir dankbar dafür sein. Es gibt Dinge, die nicht zu wissen eine Erleichterung ist. Sie hat uns unsere Möglichkeiten und die unseres Feindes beschrieben. Mehr brauchen wir nicht. Also macht euch kampfbereit. Wir haben einen Drachen zu schlachten!“
Seine entschlossenen Worte brachten ein Lächeln auf die nachdenklichen Gesichter der Erwählten. Ihr Anführer rief sie und sie würden folgen. Sie badeten in seiner Zuversicht und fast gleichzeitig wurden zwölf Klingen in die Luft gereckt. Blutklinge kletterte mit Kerkil auf den Rücken von Szar’zriss. Sie würden den Splitterdrachen zu Boden zwingen, wo die anderen Kinder des Mordes zu ihnen stoßen würden. Yetail beachteten sie kaum noch, während sie sich bereit machten. Dies war nicht ihr Kampf.
Also holte sie tief Luft und sprang dann über die Brüstung des Turms. Sofort tastete Magie nach ihrem Körper und hielt sie in der Luft. Tu, was getan werden muss. Sie sah über die Schulter. Sisrall blickte nicht in ihre Richtung, aber seine Gedanken waren klar und entschlossen. Geh mit meinem und Khaines Segen und bringe unsere Vergeltung. Sie erwiderte nichts und er fügte nichts hinzu. Es gab keine Worte mehr zu wechseln. Ihr Zauber setzte sie weich auf dem Pflaster ab und sie begann zu rennen. Ihr Ziel stand ihr klar vor Augen. Viverla’atar, diese dreckige Hure, sollte endlich bekommen, was sie verdiente. Sisrall würde es nicht deutlicher aussprechen, aber er hatte ihr soeben die Erlaubnis gegeben, sie zu töten.
 
So nach zweimaligen durchlesens dieses sehr "dialog- und informationslastiges Kapitels" kann ich leider immer noch keine Kritik üben ^_^.
Das Kapitel hat bei mir sämtliche Erwartungen mehr als erfüllt. Yucalta hat in der Rolle als "offizielle" Seherin einen Klasse einstieg. Zudem wurde die Geschichte sinnvoll weitergesponnen. Die Wichtigkeit des Horns wurde nochmals gezeigt und mit den verlorenen Titeln ist eine weitere interessante Note in die Geschichte eingeflossen. Weiter so.

Einzig und allein bei der Stelle:
„Sein Name war Glimmort.“
wurde ich einen kurzen Moment stutzig. Aber ich gehe davon aus das Sie in der Zukunft gesehen hat das er ihr diese Frage stellen wird und es mit ihrem Wissen aus der Vergangenheit beantwortet hat. :huh:😀

Also immer schön so weitermachen 😎
 
Zuletzt bearbeitet:
So nach zweimaligen durchlesens dieses sehr "dialog- und informationslastiges Kapitels" kann ich leider immer noch keine Kritik üben ^_^.
Das Kapitel hat bei mir sämtliche Erwartungen mehr als erfüllt.

na, das hört man doch gern. Muss ja auch nicht immer etwas zu kritisieren geben. Ich hab das Kapitel inzwischen auch 6mal oder so gelesen, seit ich es geschrieben habe, weil es halt für den weiteren Verlauf der Geschichte so wichtig ist und ich sichergehen musste, dass auch alles passt. Und abgesehen von ein paar vielleicht nicht ganz so flüssigen Stellen gefällt es mir selbst auch sehr.

Yucalta hat in der Rolle als "offizielle" Seherin einen Klasse einstieg. Zudem wurde die Geschichte sinnvoll weitergesponnen. Die Wichtigkeit des Horns wurde nochmals gezeigt und mit den verlorenen Titeln ist eine weitere interessante Note in die Geschichte eingeflossen. Weiter so.

genau darum ging es. Yucaltas Etablierung, das Aufzeigen der weiteren Entwicklung in Hinsicht auf die Fähigkeiten des SPlitterdrachens und des Horns.
Das mit den Titeln ist mir so nebenbei eingefallen, weil es mich gestört hat, dass Yucalta einen Titel hat, die eigentlich wesentlich wichtigeren/bekannteren Kinder des Mordes aber nicht. Warum Kerkils Titel Drachenfluch lautet und welche Fähigkeiten er damit verbindet, erfahrt ihr im nächsten Kapitel.

wurde ich einen kurzen Moment stutzig. Aber ich gehe davon aus das Sie in der Zukunft gesehen hat das er ihr diese Frage stellen wird und es mit ihrem Wissen aus der Vergangenheit beantwortet hat. :huh:😀

genau so war die Stelle gemeint. Und ich dachte, Yetails Überlegungen danach zeigen das. Aber vielleicht überarbeite ich das auch nochmal. Mir gefällt dieser abrupte Übergang auch noch nicht.


Also immer schön so weitermachen

wird gemacht ^^
 
Abgesehen von den relativ kräftigen Worten (sind einfach bei dir relativ ungewohnt 😉, fände es evtl. auch gut, da einen etwas schwächeren Ersatz zu bemühen), ist das Kapitel super geworden. Man sieht, dass du auch ohne einen Kampf (im direkt vorkommenden Sinne) sehr gut schreiben kannst. Weiter so! Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel. 🙂
 
Abgesehen von den relativ kräftigen Worten (sind einfach bei dir relativ ungewohnt 😉, fände es evtl. auch gut, da einen etwas schwächeren Ersatz zu bemühen),
🙂

hier wäre ich für eine nähere Erläuterung und am besten auch ein paar Beispiele dankbar. Ich persönlich kann schlecht einschätzen, inwieweit dieses Kapitel von meinem sonstigen Stil abweicht.
Was für kräftige Worte meinst du denn? Fluchen sie dir zu viel?

ist das Kapitel super geworden. Man sieht, dass du auch ohne einen Kampf (im direkt vorkommenden Sinne) sehr gut schreiben kannst. Weiter so! Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel. 🙂

vielen Dank für das Lob. Ich sage ja nicht, dass ich nur Kämpfe schreiben kann. Aber bei ihnen fühle ich mich am sichersten.
Das nächste Kapitel kommt wieder wie gewohnt am Wochenende.
 
hier wäre ich für eine nähere Erläuterung und am besten auch ein paar Beispiele dankbar. Ich persönlich kann schlecht einschätzen, inwieweit dieses Kapitel von meinem sonstigen Stil abweicht.
Was für kräftige Worte meinst du denn? Fluchen sie dir zu viel?
Es immerhin ein Buch, welches aus in quasi-mittelalterlichen Zeiten spielt, und da finde ich die Wahl etwas übertrieben. Man könnte altmodischere und etwas "nettere" Formulierungen für Beleidigungen wählen. Man muss ja nicht gleich Büchners realitätsgetreue Proletarier auf die Bühne zerren. Wie auch immer, das ganze sollte etwas angenehmer im Text verschwinden, atm sticht das völlig aus deinem bisherigen Stil und noch viel schlimmer: Aus dem Lesefluss heraus. Man ist es ja nicht gewohnt und der Mensch ist nun einmal ein Gewohnheitstier.
 
Ähm ... das ist weder neu noch ungewohnt heftig. Wo warst du beim Kapitel "Regeneration"?

Ok, ich geb zu, davon abgesehen war es in letzter Zeit ein bisschen harmonischer, aber ich habe mal die Suchfunktion mit den beiden von dir angegebenen Worten durch die gesamten EdK laufen lassen und da bestimmt 10 Treffer gefunden. Interessanterweise kommt "Schlampe" sogar noch häufiger vor als "Hure" (und letzteres ist zumindest meiner Meinung nach auch für mittelalterliche Verhältnisse durchaus verwendbar). Teilweise heißt es da auch "Bergschlampe", wenn es um Viverla geht 😀 Das musste ich letztens erstmal noch der Rechtschreibprüfung beibringen ^^

An sich verstehe ich deine Argumentation schon und würde es auch gerne ändern, aber der Ausdruck "Hure" kommt in nächter Zeit noch so oft vor, dass mir eine Änderung zu umfangreich wäre. Vor allem, weil es dann nicht einfach nur eine Beleidigung ist, sondern durchaus Diskussionsthema.

Na gut, ich werde mal drüber nachdenken und mir die entsprechenden Stellen nochmal anschauen. Mehr kann ich aber nicht versprechen. Mir persönlich gefällt es auch. So ist Yetail nunmal.
 
Nun, vielleicht liegt es wieder daran, dass die letzte Zeit halt in der Hinsicht starker Wörter etwas ruhiger war und das deshalb besonders heraussticht. Genauso finde ich das Auftreten der Wörter in diesem Kapitel weitaus heftiger als in "Regeneration". Wenn ich eben jene Stelle dort nochmal überfliege, kommt mir das weniger heftig vor, dort steigert sich allmählich das in den vorangegangen Sätzen, was eben einen weichen Übergang erzeugt. In diesem Kapitel fehlt mir eben jener weicher Übergang, Oder zumindest kommt mir das so vor. 😀

Dieses eine Wort da als Diskussionsthematik. Soso. Und ich dachte, du willst uns hier eine anständige Geschichte verkaufen... 🙄 😀

Wie auch immer; ich bin gespannt, was du damit im Speziellen meinst, aber bitte verrate nichts! 🙂
 
Wiedermal ein sehr schönes Kapitel 😉
Puh ... äh ja ich bin müde und weiß nicht was ich sons nnoch sagen soll^_^
Schön ist allerdings auchnoch das man sehr viele Informationen erhält und Yucalta noch mysteriöser wirkt was mir persönlich sehr gefällt.
Auch wenn es sehr viele Dialoge gab fand ich das garnicht schlimm , im Gegenteil , ich finds sogar schöner wenn ein bisschen mehr geredet wird:lol:

MfG
 
So Sorry, dass ich mich erst jetzt wieder melde, aber der Serverumzug hat mich gestern daran gehindert, mich einzuloggen.

Nun, vielleicht liegt es wieder daran, dass die letzte Zeit halt in der Hinsicht starker Wörter etwas ruhiger war und das deshalb besonders heraussticht. Genauso finde ich das Auftreten der Wörter in diesem Kapitel weitaus heftiger als in "Regeneration". Wenn ich eben jene Stelle dort nochmal überfliege, kommt mir das weniger heftig vor, dort steigert sich allmählich das in den vorangegangen Sätzen, was eben einen weichen Übergang erzeugt. In diesem Kapitel fehlt mir eben jener weicher Übergang, Oder zumindest kommt mir das so vor.

ich denke nochmal drüber nach. Ich denke, ein paar Stellen kann man durchaus abändern, dann wirkt das vielleicht nicht mehr so heftig.

Wie auch immer; ich bin gespannt, was du damit im Speziellen meinst, aber bitte verrate nichts!

Ich vermute, dass du das gerade zu genau nimmst, aber ich sag dazu nichts. Ich denke, du wirst schon merken, welche Stellen ich meine.

Auch wenn es sehr viele Dialoge gab fand ich das garnicht schlimm , im Gegenteil , ich finds sogar schöner wenn ein bisschen mehr geredet wird:lol:

klar, sag ich ja auch nichts gegen. Ich mag es nur nicht, Dialoge zu schreiben 😉 Aber inzwischen geht das auch schon besser. Ich glaube, früher hab ich mir einfach nicht genug Zeit gelassen und die Dialoge zu sehr gestaucht, gerade weil sie die Kapitel ja auch ziemlich in die Länge ziehen können.

Ansonsten danke für das Lob.

Das nächste Kapitel kommt heute oder morgen. Es wird etwas länger und sehr actionlastig. Aber ein bisschen geredet wird nebenbei auch noch ^^
 
So, wie versprochen nun endlich ziemlich Kampf. Dieses Kapitel ist meiner Meinung nach eines der besten, aber entscheidet selbst. Auf jeden Fall ist es deutlich länger als der Durchschnitt 😉

Auf dem Rücken der Drachen


Was rennt das Volk, was wälzt sich dort
Die langen Gassen brausend fort?
Stürzt Rhodus unter Feuers Flammen?
Es rottet sich im Sturm zusammen,
[…]
Ein Drache scheint es von Gestalt,
Mit weitem Krokodilesrachen,
Und alles blickt verwundert bald
Den Ritter an und bald den Drachen.
[FONT=&quot]— [/FONT]Kampf mit dem Drachen, Friedrich Schiller

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8. Vollmond (5.Tag)
10 Stunden nach Sonnenaufgang

Sisralls Augen ruhten auf dem grünstrahlenden Monster, das noch immer auf den toten Wiesen vor der Stadt hockte und Magie in sich hineinzog. Es schien fast, als würde der Splitterdrache sie verhöhnen und beobachten. Sah er, dass sie sich bereitmachten? Ahnte er, dass sie sich anschickten, ihn zu vernichten? Glaubte er, dass sie eine Chance hatten? Würde das den Zeitpunkt seines Angriffes beeinflussen?
Noch ist Zeit, sagte sich Sisrall. Yucalta sprach von dreizehn Minuten, es sind höchstens fünf um. Auch wenn er ihr eigentlich glaubte: Diese Vorhersage würde es sein, an der man sie messen würde. Wenn sie sich hierbei irrte, würde es schwer für sie werden, jemals wieder alle Zweifel der Kinder des Mordes zu zerstreuen.
Er legte seine Hände beiderseits auf den muskulösen Hals von Szar’zriss und spürte die schlummernde Anspannung darin. Auch ihr Drache war bereit, wieder in den Kampf zu fliegen. Er fragte sich, was die Seherin ihm gesagt hatte. Oder waren es nur sinnlose Formulierungen gewesen, wie man sie zu einem Pferd spricht, um es zu beruhigen? Aber dann hätte sie die gewöhnliche Sprache verwenden können. Nein, irgendwie hatte Sisrall das Gefühl, dass der Drache sie verstanden hatte.
Inzwischen waren sie alleine auf dem Turm. Die übrigen Erwählten hatten sich paarweise in der Stadt verteilt, um eingreifen zu können, sobald der Splitterdrache zu Boden getrieben wurde. Sisrall hoffte, dass ihnen das irgendwie gelingen würde. Geisterauge war rasch und ohne weitere Erklärungen verschwunden. Yetail war auf dem Weg, den Untoten entgegen zu treten. Er versuchte nicht daran zu denken, was sie mit Viverla’atar machen würde. Sie hatte es verdient, ja, aber es wäre ihm lieber, es wäre nicht nötig. Hätten sie sich bloß nie wiedergesehen.
Um die Gedanken zu vertreiben, drehte er sich um und musterte Kerkil, der ein Stück hinter ihm saß, zwischen Szar‘zriss mächtigen Flügeln. Der Krieger hatte eine Rüstung beschworen, wie Sisrall sie noch nie zuvor gesehen hatte. Im Grunde bestand sie aus dunklem Leder, auf dem hunderte schwarzgrüner Drachenschuppen befestigt waren. Oft waren es nur Splitter und Bruchstücke davon, aber sie waren mit solcher Kunstfertigkeit verarbeitet, dass es aussah, als wäre Kerkil in die Haut eines dunkelgrünen Drachen geschlüpft. Vereinzelte rote Stücke erinnerten an Blutspritzer. Über die Außenseiten von Unterarm und Schienbein verliefen Metallschienen, von denen jeweils eine Reihe dünner, nach hinten gebogener Klingen ausging.
Auch sein Helm war Sisrall unbekannt. Er bestand aus geschwärztem Metall, dem man das Aussehen von Schuppen gegeben hatte. Wie sein eigener verbarg er Kerkils Gesicht. Von seiner Stirn aus zog sich ein Stachelkamm über den Schädel, der stark an die Dornen auf dem Rücken des Splitterdrachen erinnerte. Dazu passende Schwingen schienen die Seiten der Kopfbedeckung zu bilden und sein Gesicht zu umrahmen. Die Arbeiten waren meisterhaft und die Ähnlichkeiten zu den fledermausartigen Flügeln ihres gewaltigen Feindes erschreckend. Die Farbe war jedoch ein viel dunkleres Grün. Beinahe schwarz.
Unter der hohen Stirn des Helms blitzten die typischen goldenen Augen der Erwählten hervor, die sie alle bis auf Yetail gemein hatten. Der Rest seines Gesichts wurde von einem dunkelroten, fast schwarzen Schleier verborgen, den ein dünner Stock aus Knochen in der Mitte senkrecht zu teilen schien. Unter dem Kinn ragte die Spitze heraus und passte perfekt zum Anblick des brutalen Stachelkamms. Es dauerte eine Weile, bis Sisrall erkannte, dass das ledrige Material ein Stück Membran aus dem Flügel eines Drachen war. Und der Stab nichts weniger als ein Glied eines der stabilisierenden Fingerknochen.
Er konnte nicht anders, als die Kunstfertigkeit und die Bedrohlichkeit dieses Helms zu bewundern. Drachenfluch, dachte er und lächelte unter seinem eigenen Kopfschutz. Als hätte der Erwählte ihn gehört, blickte er Sisrall an.
„Früher habe ich viel Zeit mit Drachen verbracht. Ich liebte es, auf ihnen zu fliegen und von ihrem Rücken aus zu kämpfen. Ich habe sie bewundert für ihre Macht und Wildheit. Deshalb bin ich Drachenritter geworden. Am Ende musste ich dem Mächtigsten von ihnen alles antreten. Dieser Kampf war die härteste und gleichzeitig die beste Erfahrung, die ich jemals gemacht habe.“ Er seufzte. „Ich habe so viel vergessen.
Die Rüstung gehört zu meinem Titel, wie die Macht der Marilim zu den Kindern des Mordes. Sie schenkten sie mir als Andenken und Dank für die Vernichtung des Splitterdrachens. Sie gehörte einst einem Drachenprinzen. Der Helm wurde jedoch für mich angefertigt. Das meiste ist aus Metall, aber dieser Schleier ist aus einem Stück von Glimmorts Flügeln, die mich in meinen schwersten Kampf trugen. Noch heute kann ich den Geruch von Alter und Macht darin riechen. Er erinnert mich an unseren kurzen gemeinsamen Flug. Wie konnte ich all das nur vergessen? Ich werde mich wohl niemals angemessen bei Geisterauge bedanken können. Bevor sie kam, hatte ich Angst, der Bestie wieder gegenüber zu treten. Mein Titel gab mir auch meine Zuversicht zurück.“
Sein Blick wurde trübselig, während er in die Ferne zu sehen schien. Sisrall nickte.
„Wir alle stehen tief in ihrer Schuld. Ohne sie hätte dieser Kampf keine Aussicht auf Erfolg. Ihr Leben mit unserem zu schützen, ist das Mindeste, was wir tun können. Vielleicht finden wir nach der Schlacht einen Weg, sie angemessen zu entlohnen.“
„Ja. Durch ihr Wissen besitzt sie eine Macht, die uns alle vernichten oder uns alle retten kann. Mit ihrer Hilfe würde Nerglot uns überwältigen. Gewiss würde er alles für sie geben. Seien wir froh, dass sie nicht den kranken Verlockungen der Unsterblichkeit verfallen ist, die diese wandelnde Leiche bieten kann.“
Hass stand in seinen Augen, dann zuckte er zusammen, als sich Sisralls Finger bei der Erinnerung an Viverla‘atar krampfhaft fest um die Halteriemen schlossen. Der Begriff Zügel wäre unangemessen gewesen, denn kein Druck oder Zug daran würde ausreichen, um den gewaltigen Drachen zu lenken. Eigentlich steuerten sie ihn überhaupt nicht. Er folgte nur den Anweisungen in ihren Gedanken. Soweit er sie für richtig hielt.
„Verzeiht. Das hätte ich nicht sagen dürfen.“, meinte Kerkil. Sisrall atmete tief durch und schüttelte den Kopf.
„Es gibt nichts zu verzeihen. Diese Frau ist meine Schande. Sosehr ich mich auch davor fürchte, hoffe ich, dass Bluthand sie tötet. Nur so kann dieser Verrat gesühnt werden.“
Er las Zustimmung in Kerkils harten Augen und lockerte den Griff um die ledernen Seile, die mit dem Hals des Drachen verbunden waren. Der andere Erwählte hatte lediglich die Beine unter die Flügel geklemmt. Als Sisrall ihn darauf ansprach, lachte er nur.
„Bis vor einer halben Stunde hätte ich das auch nicht gewagt. Aber man nannte mich nicht umsonst Drachenfluch. Wie bei jedem von uns hat der Titel mehr als eine Bedeutung. Ich bin der Fluch des Splitterdrachs, derjenige, der ihn am Ende besiegte. Gleichzeitig galt ich auch als der Schrecken meiner Feinde, wenn ich ihnen auf dem Rücken eines Drachens entgegentrat, so gut beherrschte ich es, auf ihnen zu fliegen. Der Name Drachenfluch war der Inbegriff von Hoffnung und Furcht. Der Fluch des Drachens und der Fluch auf dem Drachen. Ich kämpfe gerne von hier aus, aber ich verabscheue es, sie zu lenken. Beides gleichzeitig ist verdammt schwer. Das hat nur bei Glimmort funktioniert. Ich bin froh, dass Ihr das Steuern übernehmt.“
Sisrall kam nicht mehr zu einer Antwort, denn in diesem Moment sprang der Splitterdrache mit einem gewaltigen Satz in die Luft und entfaltete seine meterlangen Schwingen. Einem Alptraum gleich glitt er kurz über verdorrten Ebenen dahin, bevor er hochzog und knapp über die Zinnen der äußeren Mauer glitt. Die junge Seherin hatte Recht behalten.
Kerkil nickte zum Zeichen, dass er bereit war, und presste die Beine enger an den geschuppten Leib unter ihm. Sisrall drehte sich nach vorne und kontrollierte rasch den Sitz seiner Waffen und den Halt seiner Stiefel in den Steigbügeln am Sattel. Dann klopfte er Szar’zriss aufmunternd auf den Hals und die mächtige Bestie erhob sich mit einem ohrenbetäubenden Brüllen.
Sie schossen über die Dächer der Stadt hinweg, direkt auf ihren Feind zu. Einen alptraumhaften Augenblick lang schien es, als würden die beiden Drachen frontal zusammenstoßen, doch im letzten Moment drehte die größere grüne Bestie zur Seite weg. Der Schwanz peitschte herum und genau auf sie zu. Aber Szar’zriss tauchte darunter hindurch und fauchte seinen Kontrahenten herausfordernd an. Der wirbelte mit einem wilden Flügelschlagen fast auf der Stelle herum. Wut und Hass funkelten in seinen erschreckend klugen Augen. Er fletschte die Zähne und griff an.
Seine Reaktion war genau das, womit Szar’zriss gerechnet hatte. Schon wirbelte der schwarzrote Drache um die horizontale Achse, sodass die beiden Erwählten sich stark festhalten mussten, um von den Fliehkräften nicht weggerissen zu werden. Durch die Aktion schleuderte sich der kleinere Drache aus der Flugbahn des Splitterdrachens. Ein gleißender Flammenstoß fegte genau dorthin, wo sie eben noch gewesen waren, und traf den Splitterdrachen mit sengender Hitze direkt am kantigen Schädel.
Der kurzzeitig geblendete Drache jaulte auf und wirbelte wild herum. Schon krachte Szar’zriss langer Schwanz direkt gegen die vordere linke Klaue des Untiers und nagelte sie an dessen Rumpf. Die Dornen am Schwanz bohrten sich durch den grünen Schuppenpanzer, brachen Knochen und zerrissen Fleisch.
Ein wahrer Hagel aus abgestoßenen Schuppen rieselte in die Tiefe und Blut spritzte aus der Wunde. Ein Dorn brach ab und blieb in der Gliedmaße stecken, die sich aber von der Brust des Untiers löste. Die Fleischwunde verheilte bereits wieder, als der kleinere Drache herumwirbelte und sich auf den Rücken seines Feindes fallen ließ.
Der Splitterdrache fauchte und bockte, als Szar’zriss mit allen vier Klauen nach ihm schlug. Tiefe, rote Kratzer leuchteten auf der grünen Haut. Sisrall griff nach seinem Schwert. Vielleicht konnten sie von hier aus an die Flügel der Bestie gelangen. Doch die langen Dornen auf dem Rücken des Splitterdrachen verhinderten, dass Szar’zriss nah genug an ihn herankam. Ein Sprung kam auch nicht in Frage. Die Wahrscheinlichkeit, in die Tiefe zu stürzen oder sich auf einen der Stacheln zu spießen, war fast gleich groß.
Die mächtige Bestie schlug mit den Flügeln und drückte sich nach oben. Er versuchte, Szar’zriss mit seinen Stacheln zu verletzen. Der kleinere Drache erkannte die Gefahr und warf sich in einen Überschlag. Sisrall klammerte sich an den Sattel, um nicht herunterzufallen. Er spürte die Belastung in den Knochen und Rüstungsteilen seines Reittiers. Kerkil lachte hinter ihm.
Durch die gewagte Aktion schoss der Splitterdrachen an ihnen vorbei in die Höhe. Szar’zriss Salto brachte ihn unter seinen Kontrahenten und mit weit aufgerissenem Maul griff der Drache an. Seine Reißzähne fanden die Kehle des größeren Widersachers, der mit seinen vorderen Krallen nach ihnen schlug. Die eine jedoch war noch immer durch den Dorn geschädigt und Szar’zriss hielt sich geschickt aus der Reichweite der anderen.
Er wirbelte den Splitterdrachen herum, um ihm den Hals zu brechen, und saß nun über ihm. So ineinander verschlungen, konnten beide Drachen kaum noch fliegen und sanken rasch ab, obwohl sie wild mit den Flügeln schlugen. In einer gewaltigen Drehung schleuderte Szar’zriss die Bestie zwischen seinen Zähnen von sich und ging dann rasch in einen Gleitflug über, jedoch nicht, ohne seinem rückwärts herab stürzenden Feind noch einen Flammenstoß hinterher zu jagen.
Sie schafften es gerade so, nicht in eines der Gebäude des zweiten Rings zu krachen. Haarscharf schoss der Drache darüber hinweg. Ihr Widersacher hatte weniger Glück. Er konnte nicht fliegen, solange er mit dem Bauch nach oben herab fiel, und krachte rücklings auf eine gepflasterte Straße. Die Dachkanten der umliegenden Gebäude rissen die Membran seiner Flügel auf, bevor sie unter der Wucht des Aufschlags in sich zusammenstürzten.
Doch ihr Feind brüllte nur vor Wut und Schmerz, bevor er elegant auf die Beine sprang. Seine Flügel flickten sich wieder zusammen und sein Schwanz verwandelte in wilder Raserei einen halben Straßenzug in eine Trümmerlandschaft. Die Kinder des Mordes rannten aus dem vierten Ring in seine Richtung, doch sie waren noch viel zu weit weg.
Mit einem Fauchen riss der Splitterdrachen sich den Dorn aus der Klaue und zermalmte ihn zwischen den Zähnen. Währenddessen schoss Szar’zriss über ihn hinweg und griff ihn von hinten an. Der grüne Schwanz peitschte in ihre Richtung, doch der kleinere Drache wich aus. Die Bestie unter ihnen regenerierte sich erschreckend schnell wieder. Fast alle Wunden waren bereits verschwunden, selbst sein Vorderbein konnte er wieder belasten. Er sparte nicht an Kraft, hatte er doch bis vor wenigen Minuten die Energie eines ganzen Waldes in sich aufgenommen.
Einzig die Stacheln auf seinem Rücken zeugten noch von seinen Verletzungen. Knapp ein Drittel der brutalen Zacken war nicht mehr als Stümpfe. Sie waren beim Aufschlag auf das Pflaster abgebrochen. Von der Straße selbst war allerdings auch nicht viel mehr übrig geblieben.
Sisrall bemerkte, wie der Splitterdrache sich anspannte. Er wartete nur darauf, dass Szar’zriss direkt über ihm war. Dann würde er hochspringen und zuschnappen. Er bleckte die langen Reißzähne. Doch der kleine Drache gab ihm keine Chance dazu. Über seinem Feind wirbelte er in der Luft herum und ließ seinen Schwanz wie eine Peitsche zuschlagen.
Zuerst glaubte Blutklinge, der Drache habe sich verschätzt. Die lange Fleischmasse krachte nicht wie erwartet in die Flanke des Splitterdrachen. Stattdessen fegte sie über seinen Rücken hinweg. Erst, als er das Krachen berstender Knochen hörte, grinste Sisrall. Dutzende der spitzen Dornen, die den langen Stachelkamm bildeten, wurden abgeschlagen. Mehr als die Hälfte der Spieße war zerstört.
Und das reichte. Während Szar’zriss in die Höhe stieg und dort langsame Kreise drehte, um sich von der Anstrengung zu erholen, brüllte der Splitterdrache unter ihnen wie wild vor Schmerz. Bebende Wellen aus Magie liefen über seinen Körper und schienen seine Schuppenhaut zu wölben, als glitte etwas darunter hindurch. Die Bestie wand sich und schlug um sich. Dutzende Gebäude gaben der Kraft seines Schwanzes nach, doch auch das schien ihm keine Linderung zu verschaffen.
Erstaunt beobachteten Sisralls scharfe Augen, wie ein verbleibender Rückenstachel nach dem anderen verschwand. Sie zerfielen einfach zu Rauch, den die unkontrollierten Flügelschläge des Monsters verwehten. Es begann am Nacken und mit jedem Herzschlag schrumpfte der Stachelkamm. Mehr und mehr ähnelte der Rücken des Splitterdrachen seiner hornlosen Stirn.
Als auch der letzte Dorn kurz vor dem Schwanzansatz verschwunden war, beruhigte sich die Bestie und schüttelte sich ein letztes Mal. Nichts erinnerte mehr daran, dass sich einmal ein Kamm tödlicher Stacheln entlang seiner Wirbelsäule aus dem grünen Schuppenpanzer erhoben hatte. Auch auf dem Boden fand sich keine Spur der abgeschlagenen Splitter. Im Gegensatz zum Horn, das er in Yetails Erinnerungen in die Tiefe hatte fallen sehen, waren sie vollkommen verschwunden, als hätten sie nie existiert.
Es muss also unbedingt das Teil sein, aus dem er beschworen wurde, in das wir ihn am Ende bannen, dachte Sisrall. Ich hoffe, Yucalta behält recht und das Teil kommt zu uns, wenn es soweit ist. Es gefällt mir nicht, mich auf etwas zu verlassen, das ich nicht kontrollieren kann.
Als der Splitterdrache in die Höhe sprang und mit wilden, zornigen Flügelschlägen auf sie zukam, schoss Szar’zriss davon. Sisrall lenkte ihn in Richtung Stadtzentrum. Sie waren schneller als die größere Bestie und der Wind, der ihnen entgegenschlug, raubte ihm fast den Atem. Hinter ihm schrie Kerkil vor Begeisterung.
„Auf dem Rücken der Drachen …“, sang er ausgelassen, „… lässt die Freiheit uns lachen.“ Und er lachte. Sisrall konnte nicht anders, als diese Freude zu teilen. Der erste Sieg ging an sie. Szar’zriss hatte alles gegeben und ihrem Feind eins ausgewischt. Der schwarzrote Drache hatte nur ein paar Kratzer davongetragen. Aber er hatte sich fast verausgabt, um diesen Erfolg verbuchen zu können. Sie mussten sich beeilen oder die schier unendliche Ausdauer des Splitterdrachens würde das Blatt wenden.
Doch noch hatten sie eine kurze Verschnaufpause, während Szar’zriss ein wenig langsamer wurde, damit der Splitterdrache aufholen konnte. Sie wollten schließlich nicht weglaufen.
„Das war fantastisch.“, meinte Kerkil, noch immer berauscht von der Dynamik des Kampfes. Es war selbst für Sisralls gute Ohren nicht einfach, seine Worte über das Fauchen der Luft zu vernehmen. „Wie habe ich dieses Gefühl der Freiheit nur jemals vergessen können?“ Sisrall würde es eher interessieren, wie es geschafft hatte, bei all den spektakulären Manövern auf dem Rücken des Drachen zu bleiben. Aber anscheinend war er dazu geboren. Meister Drachenfluch. „Ich glaube, Geisterauge verdient einen Kuss.“, meinte der Krieger lachend.
„Lasst das nicht Trizil hören, sonst haben wir bald keine Seherin mehr.“, erwiderte Sisrall lächelnd und wandte den Kopf nach hinten. Das ernüchterte den anderen Erwählten. Sein Blick wurde weicher und ein wenig schuldbewusst. Anscheinend hatte er sie über seine Begeisterung für ein paar Augenblicke vergessen.
„Sie hängt an Euch.“, sprach Sisrall aus, was wohl keinem entgangen war. Ihre Reaktion auf Kerkils Angebot, sich selbst zu opfern, ließ nicht wirklich Raum für Interpretationen. Der Krieger nickte und blickte Sisrall dann direkt in die Augen.
„Ja. Ich hatte noch keine Gelegenheit, Euch zu danken, dass Ihr sie gerettet habt.“
„Es gibt keinen Grund, mir zu danken. Ich tat es für sie und für uns alle. Ihr Tod wäre ein schwerer Verlust gewesen. Ich bin es als Euer Anführer, der Euch danken muss, dass Ihr Euch um sie gekümmert habt, während sie verletzt war.“
„Das war keine Last für mich.“
„Ich weiß. Sie ist eine wunderbare Frau, schön, mutig und eine wahre Kriegerin. Aber sie hat sich etwas Unschuldiges bewahrt, das ich sehr an ihr schätze. Es lockert die Runde unserer Gedanken etwas auf.“ Er stockte kurz. Es war anstrengend, bei so rasantem Tempo zu sprechen. „Leider war es dieselbe kindliche Zuversicht, die sie fast getötet hätte. Es würde mich erleichtern, wenn Ihr auf sie aufpassen würdet. Nur lasst Euch Zeit, Kerkil. Eine Zuneigung, die aus Sorge und Dankbarkeit geboren wurde, wird allzu schnell mit Liebe verwechselt. Aber wisset, dass Ihr meinen Segen als Oberster der Zwölf habt.“
„Ich danke Euch, Blutklinge.“, erwiderte Kerkil ehrlich. „Ich werde Euren Rat beherzigen.“
„Sie ist trotz allem sehr selbstbewusst und stolz. Passt auf Euch auf.“, mahnte Sisrall grinsend.
„Im Vergleich zu Bluthand ist sie zahm.“, lachte der Krieger hinter ihm. Dem konnte Sisrall nicht widersprechen und er drehte sich wieder nach vorne um. Sie waren bereits über dem vierten Ring und Szar’zriss drehte eine weite Kurve um das Stadtzentrum. Sie mussten den Splitterdrachen dorthin locken, wo die Kinder des Mordes ihn schnell erreichen und er keinen Schaden an Wehrlosen anrichten konnte.
Szar’zriss war immer langsamer geworden, doch der Splitterdrache holte kaum auf. Er war nicht weit hinter ihnen und folgte ihnen beharrlich, kam aber nicht näher. Wollte er den kleineren Drachen erschöpfen, bevor er sich wieder auf einen Nahkampf einließ? Zeit hatte er ja.
Dann, von einem Augenblick auf den anderen, war er verschwunden. Die Welt um Sisrall wurde strahlend grün und Blutklinge reagierte instinktiv. Runter!, befahl er mental und Szar’zriss ließ sich fallen. Die Erwählten drückten sich dicht an den schuppigen Leib, als rasiermesserscharfe Krallen über ihnen die Luft zerteilten. Der Splitterdrache war durch den Warp direkt über sie gesprungen!
Bevor Szar’zriss sich ganz erholen konnte, griff das Monster an. Der Wind pfiff an seinen Flügeln, als er herabstürzte, das Maul weit aufgerissen. Es zielte genau auf das Genick des kleineren Drachen. Sie hatten keine Zeit mehr, um auszuweichen oder die Attacke abzublocken.
„Ihr seid dran, Drachenfluch!“, schrie Blutklinge und gab Szar’zriss die Anweisungen zu einem gewagten Manöver. Der schwarzrote Drache, dessen nach vorne gerichteten Augen den Feind nicht sehen konnten, überließ sich ganz der Kontrolle des Erwählten. Mit einer leichten Drehung stiegen sie auf, ihrem Feind entgegen. Szar’zriss legte die Flügel an, als er sich haarscharf an seinem Feind vorbeidrehte, sodass die Druchii beinahe senkrecht in der Luft hingen.
Kerkil war das egal. Die mächtigen Kiefer schnappten in seine Richtung, doch er schlug mit aller Kraft zu und rammte sein Schwert ins Zahnfleisch über einem der langen Reißzähne. Die Bestie kreischte und zuckte zurück. Nur die Tatsache, dass der durchbohrte Zahn vom grünen Leib abgestoßen wurde, verhinderte, dass der Krieger sein Schwert verlor. Er machte sich wieder kampfbereit und säuberte seine Waffe grob.
Trotz der Überraschung reagierte der Splitterdrache und schlug mit dem Schwanz zu. Dieses Mal konnte Szar’zriss nicht ausweichen und bekam den Schlag voll in die Flanke. Sisrall hörte eine Rippe knacken. Einer der Dornen riss eine blutige Furche in den Panzer des roten Drachen, bevor er abbrach. Allein die Tatsache, dass ihr Feind nicht genug Zeit zum Ausholen gehabt hatte, verhinderte schlimmere Verletzungen.
Als der Splitterdrache von unten wieder angriff, fiel Sisrall auf, dass der Fangzahn nicht ersetzt wurde. Auch sein Kiefer voll tödlicher Reißwerkzeuge war einer der sieben Splitter, aus denen er geschaffen worden war. Und ein Teil, das sie ihm nehmen konnten. Aber es war besser, das zu vermeiden. Gut, dass Yucalta sie gewarnt hatte, sonst hätte er genau das versucht.
Szar’zriss wirbelte herum und fauchte dabei schmerzerfüllt. Sein Schwanz krachte fast gegen den kantigen Schädel, doch der größere Drache wich rechtzeitig aus und biss dann zu. Lange, scharfe Zähne bohrten sich mühelos durch die schwarzrote Schuppenschicht und zerrissen das Fleisch darunter. Der kleinere Drache tobte und bäumte sich auf, doch er kam nicht an seinen Widersacher heran.
Blutklinge griff nach dem schwarzen, gesegneten Wurfmesser. Er zielte auf das Auge der Bestie und warf es mit aller Kraft. Doch so gut er auch war, die ständigen Zuckungen der beiden Drachen, machten es unmöglich, genau zu treffen. Die kostbare Waffe bohrte sich stattdessen tief in den Oberkiefer der Bestie und zertrennte die Wurzeln mehrere Zähne, darunter auch die des anderen oberen Reißzahns.
Brüllend wich das Monster zurück und Szar’zriss zog den lädierten Schwanz ein. Panisch schoss der rote Drache davon, während ihr Feind ihnen zornig hinterher funkelte. Die kaputten Zähne wurden abgestoßen und offenbarten eine zweite Reihe scharfer Schneidezähne. Der Splitterdrache flog ihnen nur langsam nach. Er wusste, dass sein Widersacher schneller war und verzichtete auf eine sinnlose Verfolgungsjagd. Sisrall ahnte, was er tun würde, einen halben Herzschlag, bevor es geschah.
Nur mit Mühe durchdrangen seine Gedanken den Schmerz des roten Drachen, aber dann gehorchte er und schoss in die Höhe. Wie eine Kaskade grünen Lichts explodierte die Luft fast genau dort, wo Sisrall es vermutet hatte. Es war atemberaubend. Wie die kreisrunden Wellen, die ein Steinwurf auf stillem Wasser erzeugte, kräuselte sich die Luft und hinterließ den gewaltigen Leib ihres Feindes. Der ganze Vorgang dauerte nicht einmal eine Sekunde.
Blutklinge gab Szar’zriss eine letzte Anweisung, holte tief Luft und sprang, noch bevor der Splitterdrache vollständig materialisiert war. Er betete von ganzem Herzen, dass der Bereich, den er schon sehen konnte, auch wirklich stofflich war. Sonst würde er durch die Erscheinung rauschen wie durch Luft.
Der Aufschlag war hart und die rauen Schuppen zerschnitten ihm die Rüstung. Er zwang sich, nicht auf den Schmerz oder das Blut zu achten, das aus den flachen Wunden strömte. Mit Mühe klammerte er sich an der grünen Haut fest. Jetzt wären ihm die Rückendornen eine Hilfe. Der Splitterdrache bäumte sich auf, als er den Erwählten auf seinem Rücken spürte, und Sisrall verlor den Halt.
Die Bewegung schleuderte ihn durch die Luft, so stark waren die Muskeln der gewaltigen Bestie gegen den winzigen Körper des Druchii. Er knallte nahe den Flügelansätzen auf den Schuppenpanzer und rollte den Rücken hinab. Unaufhaltsam zog es ihn in die Tiefe.
Blutklinge reagierte instinktiv. Dornklingen schossen aus seinen Stiefelspitzen und bohrten sich in die Flanke der riesigen Kreatur. Die Schuppe vor seinem linken Stiefel gab nach. Doch gleichzeitig rammte er die Klingen auf seinen Handrücken in den Schuppenpanzer. Der Ruck an seinen Armen brach ihm fast die Handgelenke. Jetzt wären Dolche besser gewesen, aber die hätte er niemals schnell genug in die Finger bekommen. Rasch suchte er neuen Halt mit dem Fuß und drückte sich ein wenig hoch.
Als er sich halbwegs sicher fühlte, zog er einen der kürzeren Dolche und rammte ihn über sich in die raue Haut. Das Monster bebte und drohte, ihn abzuschütteln, aber er presste sich gegen die Schuppen und schaffte es, nicht abzurutschen. So schnell wie möglich zog er einen zweiten Dolch und zog sich abwechselnd hoch, bis er auf Höhe der Flügel war. Vorsichtig schwang er an beiden Armen hängend vor und zurück, wobei ihm die scharfen Kanten der Drachenhaut den Oberkörper zerkratzten. Er keuchte vor Schmerz und Anstrengung. Seine Rüstung schützte ihn kaum vor dem magischen Wesen. Er dankte Khaine dafür, dass wenigstens seine Klingen durch den harten Panzer kamen.
Als er genug Schwung hatte, atmete er tief durch und ließ mit einer Hand los. Er schaffte es gerade so, die äußerste Spitze seines Stiefels über den Flügelansatz zu haken. So rasch er konnte, zog er einen neuen Dolch und rammte ihn tief in das verhasste Fleisch. Mühsam zog er sich daran hoch und konnte das Bein ein Stück weiter schieben. Noch zweimal wiederholte er die Prozedur, dann saß er breitbeinig über dem mächtigen Ansatz der Schwinge.
Er sah sich um, während er sein Schwert zog. Er hatte nur einen Versuch. Sein Halt war mehr als unsicher. Das Flügelgelenk war zu dick, um die Beine darum zu schlingen, falls der Splitterdrache überraschend ein Manöver fliegen sollte, um ihn abzuwerfen. Drachenfluch hätte das vielleicht geschafft, aber er nicht.
Szar’zriss war die Zeit über damit beschäftigt gewesen, den Attacken des größeren Monsters zu entgegen und hatte sich nun endlich über diesem positioniert. Als er sah, dass der Druchii bereit war, beeilte er sich, sich auf den Rücken zu drehen und zu tun, was Blutklinge ihm aufgetragen hatte.
Kerkil schrie begeistert, als er erkannte, was Sisrall vorgehabt hatte. Er nahm sein langes Schwert in beide Hände. Der Tempelkrieger konnte erkennen, wie der andere Erwählte tief Luft holte und die verbleibenden Sekunden zählte. Szar’zriss schoss mit gewaltiger Geschwindigkeit vorwärts, dicht über den Rücken des Feindes hinweg.
Sisrall duckte sich, um nicht durch die peitschenden Luftströmungen seines eigenen Drachen abgeworfen zu werden, und schlug zu. Sein gesegnetes Schwert grub sich tief in das empfindliche Gelenk der Schwinge und der Splitterdrache schrie auf. Noch einmal ließ der Druchii die Klinge niederfahren und traf genau in den Spalt zwischen Gelenkkopf und –Pfanne. Sehnen wurden durchtrennt und der Riss war zu tief, um den mächtigen Flügel weiterhin zu halten.
Auf der anderen Seite verriet ihm ein markerschütterndes Knacken, dass auch Kerkil getroffen hatte. Beide Flügelgelenke waren bewegungsunfähig. Wie ein tobender Sturm bebte der Splitterdrache, krümmte sich, schlug um sich und rollte sich auf den Rücken. Sisrall schaffte es gerade noch, das Schwert wegzustecken, dann wurde er abgeworfen. Er hatte keine Chance. Selbst mit zwei Dolchen in den Händen hätte er nicht genug Halt gefunden, um dem Beben standzuhalten. Es fühlte sich an, als würde ein Berg unter ihm explodieren.
Schreiend stürzte er in die Tiefe. Sie waren nicht sehr hoch, doch er machte sich keine Illusionen. Diesen Aufschlag würde er nicht überleben. Dort unten waren ziegelgedeckte Häuser und gepflasterte Straßen. Nicht einmal die Macht der Marilim würde ihn retten. Er hatte kein Amulett wie Nerglot, das ihn schützen konnte.
Immer näher kamen die Dächer. Die Stadt war wirklich schön von hier. Er hoffte, Yetail würde ihn nicht sehen. Sein Tod würde sie zerbrechen. Unter all dem Stolz und all der Macht war sie doch sehr empfindsam. Er wusste, dass sie das nicht verkraften würde. Nicht noch einmal.
Nur fünf Meter trennten ihn noch vom Boden, als sich gewaltige Klauen, so lang wie sein Körper, um ihn schlossen und seinen Fall bremsten. Er hörte Szar’zriss mächtige, angestrengte Atemzüge. Der Drache schaffte es gerade so, seinen Sturz abzufangen und ihn über einem Dach loszulassen, dann schlitterte er selbst völlig erschöpft über ein Gebäude und krachte in die Straße dahinter. Das Geräusch berstender Wände drang herüber.
Doch Sisrall nahm es kaum war. Der Aufprall war trotz allem mörderisch. Er schlug ihm die Luft aus den Lungen und brach ihm mehr als eine Rippe. Sein Rückgrat ächzte und in seinem Kopf tanzten Sterne, obwohl er sich nicht einmal erinnerte, wann er ihn sich gestoßen hatte. Mit dem Schwung eines Drachens schlitterte er halb, rollte er halb über das Dach und schlug abwechselnd mit dem Kopf und mit dem Brustkorb auf die harten Ziegel.
Und dann fiel er über die Kante.
 
Wieder ein sehr schöner Teil und eine tolle Einleitung zum Kampf mit dem Splitterdrachen. Dazu wieder Hintergrundinformationen zu den einzelnen Personen. Vielleicht würden das einige zu umfangreich finden. Aber ich find solche Absätze wichtig und auflockernd. Nur mit dieser angedeuteten Beziehung zwischen Kerkil und Trizil kann ich noch nicht 100% was mit Anfangen. Wahrscheinlich liegts aber auch wieder nur an den Erwartungen und Ideen was mir bei dieser Konstellation durch den Kopf schießen ^_^

Ach ja und absolut genial gewähltes Zitat 😉

Mein Gesamtfazit: Geniales Kapitel, super Auftakt nach der kleinen Pause mit Kaffeekränzchen und Smalltalk 😀 (Wobei wer hatte schonmal Smalltalk mit einem Drachen, einer Seherin und ein paar Auserwählten eines Gottes)
 
Wieder ein sehr schöner Teil und eine tolle Einleitung zum Kampf mit dem Splitterdrachen. Dazu wieder Hintergrundinformationen zu den einzelnen Personen.
vielen Dank für das Lob. Klar, es wirkt jetzt nur wie der Auftakt, aber man muss auch bedenken, dass er in diesem einen Teil schon 2 seiner Splitter verliert. Damit warens nur noch 3 😉

Vielleicht würden das einige zu umfangreich finden. Aber ich find solche Absätze wichtig und auflockernd.
ich auch. Inzwischen zuminstest. Früher hätte ich das nicht gemacht. Vor allem den Teil in der Mitte hätte ich so nicht geschrieben. Aber ich find, ein kurzes Durchatmen hält die Spannung besser.
Die Sache mit der Rüstung hätte man natürlich auch in das vorherige Kapitel packen können, aber ich fand es hier besser. Zum einen, weil das andere Kapitel schon so viel Informationen enthielt, zum anderen, weil es in diesem Teil ja so sehr um Drachen und Kerkils Fähigkeiten geht.

Nur mit dieser angedeuteten Beziehung zwischen Kerkil und Trizil kann ich noch nicht 100% was mit Anfangen. Wahrscheinlich liegts aber auch wieder nur an den Erwartungen und Ideen was mir bei dieser Konstellation durch den Kopf schießen ^_^
ich hatte beinahe schon damit gerechnet, dass irgendwer "oh nein, noch ein Pärchen" stöhnen würde und ich finde irgendwie auch, dass meine Charaktere eine besorgniserregende Neigung zur Paarbildung haben. Inzwischen spielt ihre Zuneigung (die ich hier wirklich noch nicht als Liebe bezeichnen würde - siehe auch Sisralls Warnung) aber leider im weiteren Verlauf eine zu große Rolle, als dass ich es mir nochmal überlegen könnte.

Mich würde aber mal interessieren, was für Erwartungen und Ideen du dabei hast.

Ach ja und absolut genial gewähltes Zitat
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vielen Dank. Dieses Gedicht war eines der wenigen realen Werke, die ich vorher nicht kannte. Ich bin drüber gestolpert, als ich nach einem Zitat für "Die Geschichte der Drachen" gesucht habe. Aber da hats nicht gepasst. (Das mit Gnarls Gedanken da ist aber auch nur ne Übergangslösung, mir ist noch nichts passendes eingefallen.) Dann fiel es mir wieder ein, als ich überlegt habe, was hier passen könnte. Und da dachte ich auch, hey, das passt ja super.

(Wobei wer hatte schonmal Smalltalk mit einem Drachen, einer Seherin und ein paar Auserwählten eines Gottes)
die Frage ist eher: Wer hatte schonmal Smalltalk AUF einem Drachen, während einer Verfolgungsjagd, mit dem Auserwählten eines Gottes über eine Seherin, Liebe und vorherige Leben? 😀

Mein Gesamtfazit: Geniales Kapitel, super Auftakt nach der kleinen Pause mit Kaffeekränzchen und Smalltalk
na das hör ich doch mal gerne. Vielen Dank.
 
Zuletzt bearbeitet:
vielen Dank für das Lob. Klar, es wirkt jetzt nur wie der Auftakt, aber man muss auch bedenken, dass er in diesem einen Teil schon 2 seiner Splitter verliert. Damit warens nur noch 3 😉
Flügel und Zähne? Ich frag nur nochmal nach weil mir die Zähne eher beschädigt aber noch nicht komplett abgetrennt vorkamen.

ich auch. Inzwischen zuminstest. Früher hätte ich das nicht gemacht. Vor allem den Teil in der Mitte hätte ich so nicht geschrieben. Aber ich find, ein kurzes Durchatmen hält die Spannung besser.
Die Sache mit der Rüstung hätte man natürlich auch in das vorherige Kapitel packen können, aber ich fand es hier besser. Zum einen, weil das andere Kapitel schon so viel Informationen enthielt, zum anderen, weil es in diesem Teil ja so sehr um Drachen und Kerkils Fähigkeiten geht.
Stimmt ich dir zu. Diese Details müssen einfach in dieses Kapitel. Im vorherigen wäre es einfach fehl am Platz gewesen.

ich hatte beinahe schon damit gerechnet, dass irgendwer "oh nein, noch ein Pärchen" stöhnen würde und ich finde irgendwie auch, dass meine Charaktere eine besorgniserregende Neigung zur Paarbildung haben. Inzwischen spielt ihre Zuneigung (die ich hier wirklich noch nicht als Liebe bezeichnen würde - siehe auch Sisralls Warnung) aber leider im weiteren Verlauf eine zu große Rolle, als dass ich es mir nochmal überlegen könnte..


Solange die Pärchen genügend Tiefe haben kannst du von mir aus auch noch zehn weitere einbauen ^_^. Was haben wir nicht alles
  • Bruder/Schwester (vielleicht spielt das sogar irgendwann eine Rolle),
  • Seherin/Kriegerin
  • Nekromant/Erweckte
  • Götterkrieger/Götterkriegerin
da lässt sich schon ein bisschen was mit Anfangen und alle haben ihren eigenen Reiz und ihre eigenen Beweggründe. Hoffentlich hab ich nicht noch irgendeines vergessen.

Mich würde aber mal interessieren, was für Erwartungen und Ideen du dabei hast.

Kerkil wurde schonmal ermordet... :huh: Oder vielleicht will er mal am anderen Ende des Dolches (Horns) stehen... Fragen über Fragen, Möglichkeiten über Möglichkeiten... Aber ich denken du wirst dir schon die günstigste Alternative herausgesucht haben 😉

die Frage ist eher: Wer hatte schonmal Smalltalk AUF einem Drachen, während einer Verfolgungsjagd, mit dem Auserwählten eines Gottes über eine Seherin, Liebe und vorherige Leben? 😀.

Ach auch wieder wahr... ^_^
 
Flügel und Zähne? Ich frag nur nochmal nach weil mir die Zähne eher beschädigt aber noch nicht komplett abgetrennt vorkamen.

nein und ja. Die Zähne sind beschädigt. (2 Reißzähne hat er noch.) Flügel sind ab, das ist richtig. Vorher hat er aber noch den Rückendornenkamm verloren. Auch ein Teil. Kam auch in diesem Kapitel vor.

Solange die Pärchen genügend Tiefe haben kannst du von mir aus auch noch zehn weitere einbauen

ne, das reicht erstmal ^^

da lässt sich schon ein bisschen was mit Anfangen und alle haben ihren eigenen Reiz und ihre eigenen Beweggründe. Hoffentlich hab ich nicht noch irgendeines vergessen.

nein, das sind die vier, die es noch gibt. Da wären höchstens noch die anderen Beziehungen, die Viverla'atar vorher so hatte. 😉 Und ich stimme dir zu: Jede ist einzigartig.

Bruder/Schwester (vielleicht spielt das sogar irgendwann eine Rolle),

es spielt ein bisschen eine Rolle, aber vermutlich nicht in dem Zusammenhang, den du vermutest.

Kerkil wurde schonmal ermordet... :huh: Oder vielleicht will er mal am anderen Ende des Dolches (Horns) stehen... Fragen über Fragen, Möglichkeiten über Möglichkeiten... Aber ich denken du wirst dir schon die günstigste Alternative herausgesucht haben
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ach darauf bezog sich das. Naja, gestorben sind sie alle schon und Kerkil wurde vergiftet, nicht erdolcht 😉 Zu der Hornthematik: Naja, angeboten hat er sich ja schon, das stimmt. Darauf kommen wir noch zurück 😉

Ansonsten abwarten. Ich vermute, da kommen auch noch ein paar interessante Wendungen auf euch zu.
 
Ich entschuldige mich dafür, dass das letzte Kapitel jetzt schon wieder 2 Wochen zurückliegt, aber ich war letztes Wochenende kaum zu Hause und wollte mich dann erstmal um den Geschichtenwettbewerb kümmern.

Jetzt aber geht es wieder weiter.

Wir sind zurück!


Während der eine Feind vom Himmel herabstieß, kam der andere aus dem Boden.
[FONT=&quot]— [/FONT]Bericht der Viermächteschlacht

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8. Vollmond (5. Tag)
10 Stunden nach Sonnenaufgang

„Sehr gut!“, beschied Nerglot und Viverla’atar musste sich zusammenreißen, um angesichts des Stolzes in seiner Stimme nicht breit zu grinsen. Sie fühlte sich erschöpft, aber zufrieden. Fast eine Stunde hatten sie geübt und Nerglot hatte ihr die unterschiedlichsten Zauber beigebracht. Sie war überrascht, welch vielfältige Magie sie mit ihren geringen Fähigkeiten wirken konnte. Und er hatte ihr gezeigt, wie sie die Unterschiede zwischen ihrem sterblichen und ihrem unsterblichen Körper zu ihrem Vorteil nutzen konnte. Es war mühsam, lebenslang bewährte Reflexe und Bewegungsabläufe zu unterdrücken und zu durchbrechen, aber es lohnte sich.
„Du bist wirklich gut.“, erklärte Nerglot und nickte zufrieden. „Es ist wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen, aber zu glauben, nur weil man wenig magisches Potential hat, könne man nicht zaubern, ist dumm. Es kommt nur darauf an, die eigenen Stärken zu finden.“
Viverla’atar nickte und setzte sich auf den Rand eines Sarges. Das hatte er ihr in der letzten Stunde immer wieder eingebläut: Die eigenen Fähigkeiten zu entdecken und gleichzeitig die Grenzen zu akzeptieren. Sie sah darin eine Sorge, die sie rührte.
„Ich denke, ich habe die Lektion verstanden. Du bist ein guter Lehrer, wenn man bedenkt, dass du tausend Jahre allein warst. Aber keine Angst; nur weil ich jetzt etwas besser zaubern kann, sehe ich mich noch lange nicht als mächtige Hexe. Armbrust, Heimlichkeit und ein scharfer Dolch sind meine Waffen. Magie ist nur der Schlüssel, um mir den Weg zu meinem Ziel zu öffnen.“
Nerglot dachte kurz über ihre Worte nach und lächelte dann. „Sehr schön ausgedrückt. Ich bin froh, dass du dich nicht überschätzt. Ich habe einfach schon zu oft gesehen, wie Zauberer ihrer eigenen Macht erlegen sind. Gerade jene, die eigentlich über kaum nennenswerte Kräfte verfügen, lassen sich oft von ihrem Können täuschen.“
Sie stand auf und legte ihm die Hände auf die Schultern. „Ich danke dir für deine Sorge um meine Sicherheit. Aber ich habe nicht zwanzig Jahre in den Bergen überlebt, weil mich wild auf jedes Ziel gestürzt habe. Ich bin eine Jägerin, Nerglot. Ich weiß, dass ich auch jetzt den Kindern des Mordes in einem direkten Konflikt nicht gewachsen bin. Selbst in einem rein magischen Kampf würden sie mich töten.“
„Und dennoch sehe ich keine Furcht in deinen Augen, an die Oberfläche zu gehen. Das ist etwas, wofür ich dich bewundere. Du bist wirklich eine wunderbare Gefährtin. Es ist schade, dass wir diese Schlacht nicht Seite an Seite bestreiten können.“
Sie lächelte, berührt von seiner Bewunderung. „Es wird nicht die letzte sein.“ Dann sah sie ihn fragend an. „Du hast also einen Plan?“
„Ja. Ich halte es für unklug, die Untoten durch den Tunnel zu schicken, den du genommen hast. Ich werde sie direkt aus dieser Halle an die Oberfläche senden. Das wird den Druchii einen gehörigen Schrecken einjagen.“
Sie sah die sadistische Vorfreude in seinen Augen und grinste. „Du wirst das tun, was du auch schon heute Vormittag getan hast. Mithilfe des Tunnels kommst du fernab der Schlacht heraus und durchlöcherst ihre Verteidigung dann von hinten. Unsere Diener werden deinen Anweisungen folgen. Du musst sie führen, weil ich vorerst hier unten bleiben werde, um den Nachschub sicherzustellen, bis wir einigermaßen sicheren Stand in der Stadt haben.“
Sie dachte kurz darüber nach und nickte dann. Eigentlich wollte sie die Kinder des Mordes jagen. Aber die Untoten würden die meiste Zeit auch ganz gut alleine klarkommen. Viverla’atar würde einfach eingreifen, wenn es größere Schwierigkeiten gab. „Das werde ich. Wir sehen uns am Abend, wenn die Stadt brennt.“
„Über der Leiche von Bluthand werde ich dich zur Königin machen. Aber bis dahin pass auf dich auf. Wenn du einen Kampf nicht gewinnen kannst, dann flieh. Komm hierher zurück, wenn es zu gefährlich wird. Gemeinsam werden wir jeden Feind bezwingen.“
Sie beugte sich vor und drückte abermals ihre Lippen auf seine. Das Gefühl war seltsam, abstoßend und erregend zugleich. Und so intensiv. Sie erwartete beinahe, ihr Herz rasen zu fühlen, aber das war nicht mehr möglich. Ihr Körper reagierte in keinster Weise auf die Berührung. Und doch war es vielleicht gerade die Tatsache, dass sie sich völlig ohne die Ablenkungen eines sterblichen Leibes auf die Empfindungen des Kusses konzentrieren konnte, die ihn erst so einzigartig und angenehm machten.
Doch als der Druck seiner Lippen auf ihren wuchs, zog sie sich zurück. Sie wollte mehr, ja. Aber sie wollte auch endlich mit der Vergangenheit abschließen. Wenn die Schlacht vorbei war, hatten sie noch eine Ewigkeit vor sich.
Sie sah das Verständnis in seinen Augen und lächelte. Dann überprüfte sie noch einmal den Sitz ihrer Waffen und nickte zum Zeichen, dass sie bereit war.
„Ich lasse dir einen Vorsprung.“, erklärte Nerglot. „Die Beschwörung wird eine Weile dauern. Du hast also genug Zeit, in der Stadt unterzutauchen und die Lage zu erkunden. Viel Erfolg.“
„Möge Asaph uns leiten und schützen.“, erwiderte sie und neigte den Kopf vor ihm. Dann wandte sie sich ohne weitere Worte ab und rannte auf den Ausgang der Halle zu. Hass und Vorfreude trieben sie an, während sie mit der Geschwindigkeit einer Unsterblichen durch die vergessenen Tunnel rannte.

Nerglot sah Viverla’atar nach, bis sie in der Dunkelheit der Tunnel verschwunden war. Sie wusste, was sie tat, aber er spürte dennoch einen Stich Sorge. Am liebsten hätte er sie bei sich behalten, aber er brauchte sie an der Oberfläche und es war nicht ihre Art, im Zentrum einer Armee zu stehen. Sie jagte allein.
Während er wartete und ihr den versprochenen Vorsprung ließ, sah er sich in der gewaltigen Halle um. Ehrfurcht ließ ihn erschaudern. Die Druchii mochten nur Sterbliche sein, aber sie verdienten Respekt. Die bisherige Schlacht hatte ihn das mehr als einmal erfahren lassen. Diese Feinde zu unterschätzen, hieß, das eigene Grab zu schaufeln. Er hätte nie gedacht, dass sie sich so lange halten würden. Zehn Stunden war es her, seit die ersten Untoten die äußere Mauer gestürmt hatten. Und jetzt stand er hier und fing beinahe von vorne an.
Aber dieser Ort war perfekt. So viel Tod würde ihm praktisch grenzenlose Macht verleihen und all die Leichen würden sich zu einer Armee erheben, die die letzten, unvorbereiteten Verteidiger einfach hinwegfegen würde. Die Druchii dachten bestimmt, es wäre vorbei. Und selbst wenn nicht, konnten sie nicht ahnen, wo er auftauchen würde. Das wusste er ja selbst nicht einmal.
Nachdenklich strich er über den zerkratzten Schaft seines Zauberstabs. So lange Jahre hatte er ihm schon gedient, doch noch nie war er so mitgenommen worden. Vielleicht wurde es Zeit, sich einen neuen zu besorgen. Immerhin besaß er jetzt auch eine neue Rüstung und ein prächtiges Schwert. Die Zeit, in der er in zerschlissenen Kutten herumgelaufen war, war vorbei. Er war nicht länger ein untoter Beschwörer, der in dunklen Höhlen finstere Zauber studierte. Jetzt war er beinahe ein Gott, dem die Toten zu dienen hatten.
Viverla’atar hatte erkannt, dass er zu mehr bestimmt war. Die Rache an jenen, die ihn einst dem Tod überlassen hatten, war nur der erste Schritt seiner Reise. Nach Naggaroth würde er seine dunklen Scharen in die Länder jenseits des Ozeans senden. Im Vergleich zu den Druchii waren die Sterblichen, die ihn dort erwarteten, schwach. Sie würden untergehen wie ein Funken in der Dunkelheit.
Er löste sich von diesen Visionen. Es war schön, sich die Zukunft zu erträumen, aber es brauchte Taten, um sie zu erreichen. Und dazu musste er die Herrschaft der Druchii brechen. Solange ihr Volk stark war, hatte er keinen festen Stand in der Welt. Erst, wenn Naggarond gefallen war, konnte er es sich erlauben, durchzuatmen und die nächsten Schritte in Ruhe anzugehen. Bis dahin hing alles an einem seidenen Faden. Und warten nütze niemandem etwas.
Entschlossen nahm er das Drachenamulett auf und legte es sich um den Hals. Keuchend zuckte er zusammen, als die Macht tausendfachen Todes über ihm zusammenbrach. So viel Magie, rein, tödlich und wunderschön. Fast zu viel, um sie zu bändigen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er sich an die Stärke gewöhnt hatte, die durch seinen Leib pulsierte.
Grinsend und mit funkelnden Augen erhob er sich. Niemand, nicht einmal Bluthand, konnte sich mit dieser Macht messen. Der Sieg war ihm gewiss. Aber er würde es genießen, sie langsam zu vernichten. Und wenn er sie gebrochen hatte, würde er sie am Leben erhalten und sie mit ansehen lassen, wie ihre Gefährten einer nach dem anderen unter seiner Macht zugrunde gingen. Blutklinge ganz zum Schluss, wenn es sich einrichten ließ. Ja, das würde er tun. Oder, noch besser, er würde es Viverla’atar tun lassen. Ein heiseres Lachen hallte zwischen den starrenden Toten wieder. Ja, das klang gut.
Nerglot Lippen formten unhörbare Worte, während er einen Zauber vorbereitete. Glitzernde Funken sammelten sich um die obere Klinge seines Stabs und verdichteten sich zu einem orangeroten Nebel. Grauweiße Blitze knisterten das uralte Holz entlang, zuckten um seine behandschuhten Finger und wanderten über seinen Unterarm. Der ganze Stab zitterte unter der Macht, die durch ihn hindurchfloss. Beide Sensenklingen glühten erst rot, dann gelb. Die Hitze, die davon ausging, versengte ihn beinahe.
Wie eine Schlange wand sich ein gleißender Strom reiner Macht in engen Spiralen von unten um den Stab, glitt brennend über seine Hand hinweg und entlud sich in der Spitze. Ein feuerroter Lichtstrahl erblühte aus der oberen Klinge und schoss an die hohe Decke. Wie eine sich öffnende Blüte floss ein Kokon aus Kraft um den Stab, bis er ihn einmal umschloss.
Eine so gewaltige Magie entriss Nerglot den Stab, dass der Beschwörer zurücktaumelte. Wie ein Geschoss raste seine Waffe, umhüllt von dem Ball aus Magie, den Lichtstrahl entlang und explodierte zwischen den hängenden Leichen. Tiefe Risse fraßen sich durch das massive Gestein und Brocken, so groß wie ein Troll, prasselten hernieder. Lachend warf Nerglot ihnen einen blendenden Schutzschild entgegen, der sie ausnahmslos zu Staub zermalmte. Nur sein Zauberstab, jetzt wieder völlig unscheinbar, prallte unbeschadet davon ab und fiel ein ganzes Stück entfernt hinab.
In der Decke klaffte ein Loch. Es war vielleicht gerade einmal zwei Meter im Durchmesser groß, aber das würde für den Anfang genügen. Nach der Macht, die er soeben entfesselt hatte, kam Nerglot der nun folgende Beschwörungszauber geradezu nebensächlich vor.
Dutzende Bälle aus grauem Licht bildeten sich um die Spitze seines Stabs. Die Magie seines Zaubers sprang weit zurück in die Vergangenheit, in jene Epoche, als die Druchii hier ihre schrecklichen Zeremonien abgehalten hatten. Dort packten sie die Seelen der unglücklichen Opfer im Augenblick ihres Todes und rissen sie gewaltsam durch die Abgründe der Zeit ins Jetzt. Eine nach der anderen leuchteten die Lichtkugeln auf und schossen davon. Oben an der Decke bohrten sie sich in die Körper der Toten und erweckten sie zu unheiligem Leben.
Graue Flammen züngelten über die zuckenden und sich windenden Leiber, während sie ihnen das Fleisch von den Knochen brannten. Innerhalb von Sekunden blieb nichts als rußgeschwärzte Knochen übrig. Und Nerglots Zauberei ging noch weiter. Die schier unbegrenzte Macht, die ihm zur Verfügung stand, floss in seine Diener und überzog ihre Gebeine mit glänzendem Metall. Ihre Finger verwandelten sich in lange, stählerne Klingen, die sich mordlustig an den Stein klammerten.
Geschwind krabbelten die ersten Krieger einer Armee über die Decke, die in wenigen Stunden die Stadt in Schutt und Asche legen würde. Es war Nerglots Magie, die verhinderte, dass sie herunterfielen. So scharf ihre neuen Klauen auch waren, in Fels konnten sie sich nicht bohren. Aber darin graben konnten sie. Während der Großteil der Untoten anschickte, durch das Loch an die Oberfläche zu klettern, blieb der Rest zurück und machte sich daran, die Öffnung zu vergrößern. Steinbrocken und Splitter regneten herunter und zertrümmerten die oberste Leichenschicht.
Nerglot war das egal. Hier gab es mehr als genug Tote, um die Sterblichen hinwegzufegen. Auf ein paar mehr oder weniger kam es da auch nicht an. In einem ununterbrochenen Strom flogen die grauen Lichtkugeln durch die Halle. Die gesamte Decke war in Bewegung geraten und auch an den Wänden und Säulen verwandelten sich die ersten Kadaver in metallverstärkte Skelettkrieger. So mochte Nerglot seine Diener. Wie Scharen glitzernder Käfer krabbelten sie über das Gestein. Es war herrlich, so viel Macht zur Verfügung zu haben.
Das Loch in der Decke wurde breiter und breiter, während immer mehr Untote die Wände hinaufkletterten. Und doch konnten sie immer nur einer nach dem anderen aus dem Boden kriechen. So waren sie leichte Beute, falls sich die Druchii zu einem entschlossenen Gegenangriff aufrappeln sollten. Das musste schneller gehen!
Der Staub, der von der Decke rieselte, begann, sich zu bewegen, als Nerglot einen gewaltigen Wirbelsturm erschuf, der die ferne Öffnung mit dem Boden verband. Um ihn herum erhoben sich seine Diener und stürzten sich bereitwillig in den magischen Strudel. Wie Geschosse riss es sie in die Höhe und direkt durch das Loch, das inzwischen groß genug war, dass Untote an den Wänden hinaufklettern und zwischen ihnen weitere Krieger hindurch geschleudert werden konnten. Oben setzte der Strudel sie zufällig in einer Richtung in deutlicher Entfernung zur eigentlichen Öffnung ab. Dieser Regen aus Untoten würde es schwer machen, den Brückenkopf zu erreichen, und die Reihen eventueller Verteidiger von innen heraus brechen.
Befriedigt bemerkte Nerglot, wie seine Krieger die ersten Erfolge verbuchten. Er spürte es in der Macht, die ihm das Drachenamulett lieferte. Immer wieder blitzte hoch über ihm ein warmer Funken Kraft auf, der einen sterbenden Körper verließ. Einen Leib, der sich wenige Augenblicke später bereits wieder zu verdorbenem Leben erhob. Mitleidlos und begeistert fuhr sein kaltes Lachen durch die gewaltige Halle.
[FONT=&quot] Ja, er war zurück und seine Macht war grenzenlos. [/FONT]
 
Zuletzt bearbeitet:
So, ich will dann mal pünktlich weitermachen, auch wenn ich im Moment nicht ganz so gut vorankomme. Aber eigentlich steht jetzt alles fest, ich muss es nur noch umsetzen.

Dieses Kapitel ist mal wieder ein bisschen länger. Ich hoffe, es gefällt euch.

Erste Erfolge


Wo Todesengel nach Tyrannen greifen,
Wenn sie im Grimm der Richter weckt,
Und ihre Greul zu einem Berge häufen,
Der flammend sie bedeckt.
[FONT=&quot]— [/FONT]Aus ‚Die Fürstengruft‘, Christian F. D. Schubart

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (5.Tag)
10 Stunden nach Sonnenaufgang

Yerill blickte frustriert auf die trümmerübersäte Straße vor ihr. Ganz in der Nähe war im Laufe der Schlacht ein Turm zerstört worden und hatte die umliegenden Gebäude unter sich begraben. Gesteinsbrocken von der Größe einer Kampfechse ragten aus dem restlichen Schutt und bildeten eine skurrile Landschaft.
Die Unsterbliche hastete zwischen den Überresten eines einstmals ehrfurchtgebietenden Palastes entlang. Irgendwo hier musste es sein. Yucalta hatte ihr eine bestmögliche Beschreibung gegeben, aber hier sah alles so gleich aus! Verärgert rammte Yerill ihre Faust gegen einen Marmorbrocken und trieb damit einen tiefen Riss in das ohnehin angeschlagene Gestein.
Sie heftete den Blick auf den Boden und suchte weiter. Ihr lief die Zeit davon. Über ihr am Himmel trugen die Drachen einen gewaltigen Kampf aus und sie musste sich zwingen, nicht dabei zuzusehen. Es war atemberaubend und ehrfurchtgebietend. Aber sie war Yerill Sturmtanz. An ihrem Erfolg mochte das Schicksal der ganzen Schlacht hängen. Selbst wenn sie fand, was sie suchte, aber zu lange brauchte, würde es ihr Versagen sein, das Dutzenden oder Hunderten den Tod brachte.
Ihre Finger zitterten vor Anspannung, während ihre Augen blitzschnell hin und her huschten. Sie trat kleine Steine beiseite, rollte größere Brocken weg und kletterte sogar auf die ganz großen Trümmer, um einen Überblick zu erhalten.
Dann bemerkte sie plötzlich Spuren in der staubbedeckten Schuttlandschaft. Feine, kaum erkennbare Fußabdrücke und darüber den hauchfeinen, unwirklichen Pfad, den nur ihre Augen entdecken konnten. Jemand war hier entlanggekommen. Sie traf eine Entscheidung und rannte los. Es mochte ein Fehler sein, aber es war immerhin eine Hoffnung. Dieser Weg würde ihr entweder sehr viel Sucherei ersparen oder mehr Zeit kosten, als sie sich leisten konnte. Aber es war ein Risiko, das sie eingehen musste.
Sie hörte die Druchii lange, bevor sie sie einholte. Mühelos verfolgten ihre feinen Sinne die heftige Auseinandersetzung. Anscheinend hatte der Einsturz des Turms auch den benachbarten Palast in Mitleidenschaft gezogen. Der dort wohnende Hochgeborene hatte beobachtet, wie dem Splitterdrachen das Horn abgeschlagen worden war, und sich auf die Suche danach gemacht, weil er beabsichtigte, mit einem solchen, möglicherweise sehr mächtigen – oder wenigstens kostbaren – Artefakt den Schaden auszugleichen.
Bei der Rückkehr war er aber dem Besitzer des zerstörten Palasts begegnet, der zum Zeitpunkt des Einsturzes in der Stadt unterwegs gewesen war. Dieser bestand nun darauf, dass das Horn ihm zustand, weil es ja auch in den Trümmern seines Palastes gelandet war. Und er den weit größeren Verlust erlitten habe.
Als Yerill die letzte Kuppe erreichte, die die trümmerübersäte Straße bisher vor ihren Blicken verborgen hatte, hielt sie inne. Die Schuttlandschaft zog sich tatsächlich bis zum gegenüberliegenden Gebäudekomplex, an dem ebenfalls beträchtliche Schäden sichtbar waren. Zwei kleinere Häuser sowie ein Stück der Mauer waren verschüttet, ein größeres stand nur noch zur Hälfte und entblößte großzügige Innenräume. Der vergleichsweise niedrige Turm ragte jedoch unbeeindruckt darüber auf.
Vor ihr auf der Straße standen etwa zwei Dutzend Gestalten. Im Zentrum feindeten sich zwei in prächtige, wenn auch staubbedeckte Gewänder gehüllte Adlige an. Perlen und Goldstickereien glitzerten auf dem roten Mantel des linken, der jetzt deutliche Risse und Brandspuren aufwies. Der Pelzkragen war versengt. Yerill vermutete, dass er derjenige war, der sich ins Trümmerfeld hinausgewagt hatte, um das Horn zu bergen. Eventuell hatte er die Risiken dabei falsch eingeschätzt. Oder er hatte es sehr eilig gehabt. Er wurde von acht Wachen in schwarzen Rüstungen begleitet, die mit roten Wappen geschmückt waren.
Sein Gegenüber war etwas weniger unvorteilhaft jedoch genauso prunkvoll gekleidet. Ein knöchellanger, dunkelblauer Mantel aus robustem, jedoch nicht grobem Stoff war mit silbernen Beschlägen und Knöpfen verziert. Darunter lugten feine Gewänder aus grauer Seide hervor. Die vierzehn Personen, die ihn hinter ihm standen, waren in prächtige Rüstungen gehüllte Wachen. Von Kopf bis Fuß waren sie von silbernem Stahl bedeckt. Dunkelblaue Verzierungen und Wappen zeigten ihre Zugehörigkeit. Sie hatten die schweren Hellebarden drohend gesenkt.
Doch es war nicht der unverhohlene Reichtum, der Yerill erstaunt die Augen aufreißen ließ. Sie hatte noch nie fette Elfen gesehen. Beide Männer waren nicht direkt dick, aber irgendwie breit und den Umfang ihrer Gliedmaßen verdankten sie gewiss keinen Muskeln. Ihre Gesichter wirkten aufgedunsen und ihre Finger ähnelten fleischigen Würmern.
„Das Artefakt gehört mir!“, ereiferte sich der linke nun und presste das Horn mit einer Hand fest an seine Brust, während er mit der rechten einen Dolch zog. „Ich habe es gefunden. Es ist für mich herabgefallen. Eine göttliche Entschädigung für den Verlust, den ich dank Euch erlitten habe. Warum musstet Ihr Euren abscheulichen Turm auch so hoch bauen, wenn Ihr es Euch nicht leisten könnt, ihn stabil zu errichten?“
Daraufhin zückte der andere ebenfalls einen Dolch. Nun senkten auch die Wachen mit dem roten Wappen ihre Lanzen. „Ihr habt kein Anrecht auf das Artefakt. Es ist auf meinem Grund und Boden gelandet. Mit diesem Schätzchen werde ich meine Macht wieder aufbauen. Ich werde einen neuen Turm errichten, höher und prächtiger als der alte. Ich betrachte es als Zeichen des schwarzen Gottes, dass er meinen Palast zerstört und mir dieses Ding gesandt hat. Er will mir damit sagen, dass er mich zu Größerem berufen hat.“
Yerill hatte genug gehört. Angewidert trat sie vor. Ein paar Steine rutschten unter ihren Schritten weg und erregten die Aufmerksamkeit der Druchii. Sie sah, wie sich violette Erregung in die Lebenslichter der Männer mischte. Der rechte Adlige grinste den mit dem Horn an.
„Khaine ist zu gut zu mir. So ein schönes Mädchen. Welch ein Geschenk. Sie wird mir helfen, den Verlust zu vergessen, und mir die Zeit versüßen, bis mein Turm wieder steht. Und danach wird sie mir gutes Geld bringen.“ Er lachte und wandte sich an die Wachen. „Packt sie, aber tut ihr nicht allzu weh. Sie ist eine Gabe Khaines, ein weiterer Beweis für die Großartigkeit des blutigen Gottes. Sie wird sich wunderbar machen in meinem Schlafgemach.“
Der andere Adlige öffnete protestierend den Mund, doch seine Worte gingen in ein blutiges Blubbern über, als plötzlich ein Dolch in seiner Kehle steckte. Blut lief über seinen Hals und benetzte die teuren Kleider. Von einem Augenblick zum anderen brach er in die Knie.
Der andere, der das Messer geworfen hatte, lachte und leckte sich über die Lippen, während drei Soldaten mit gesenkten Speeren auf Yerill zukamen. Die Unsterbliche seufzte tief und voller Abscheu, während sie ein Schwert zog. Der Unterschied zwischen den strahlenden Kindern des Mordes und diesem Widerling könnte größer nicht sein. Vielleicht hatte Nerglot doch recht gehabt, als er die Unwürdigkeit der Sterblichen beschrieben hatte. Andererseits hatte Yucalta sie vor dem verderblichen Einfluss des Horns gewarnt. Es mochte selbst keinerlei Magie mehr besitzen, aber die Männer wussten, dass es vom Splitterdrachen stammte. Das schien ihnen zu reichen. Wieso sollte der Kerl sonst glauben, das Artefakt würde ihm beim Wiederaufbau seiner Macht helfen? An sich war es völlig unscheinbar und eigentlich ziemlich hässlich.
Mühelos hielt sie dem ersten Hieb stand, der ihr das Schwert aus der Hand schlagen sollte. Ihre Klinge bewegte sich keinen Millimeter und der Speer prallte zurück. Sie sah das Entsetzen in den Augen der Wache, als sie über den langen Schaft hinwegsprang, sich in der Luft überschlug und mit den Fußsohlen gegen die Brust des Gerüsteten krachte. Mit dem Kreischen von überbeanspruchtem Metall gingen sie zu Boden. Der Druchii stöhnte, während die Unsterbliche sofort wieder aufsprang.
Grinsend packte sie den Liegenden am metallenen Kragen, riss ihn in die Höhe und warf ihn dann in seine Kameraden. Scheppernd holte der Schwung sie alle von den Beinen und sie hörte, wie den Männern die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Nur mühsam versuchten sie, sich zu ordnen.
Damit blieb ihr genug Zeit, die Distanz zu den restlichen Druchii zu überbrücken. Die Wachen des rechten Adligen gingen derweil auf die des getöteten los, die sich unsicher zurückzogen. Ihr Herr blieb dabei hinter ihnen zurück. Er hatte jedoch die Niederlage seiner Krieger mit angesehen und versuchte, wieder in den Schutz seiner Wachen zu gelangen. Yerill hatte keine Mühe, den wohlhabenden Schwächling kurz vorher abzufangen. Seine Bewegungen waren die eines Sterblichen, der es nicht gewohnt war, weite Strecken auf den eigenen Füßen zurückzulegen. Panisch blickte er über die Schulter und stolperte, als er sie direkt hinter sich erblickte. Ächzend fiel er der Länge nach hin. Sofort war die Unsterbliche bei ihm und hob ihn am Hals hoch. Seine Augen waren schreckgeweitet, aber selbst jetzt stand Gier darin. Vor allem die Begierde nach ihrem Körper.
„Die Zerstörung deines Turms war kein Zeichen, sondern eine Mahnung, Elender. Du bist eine Schande für dein Volk und alle Diener Khaines. Selbst jetzt dürstest du nach Macht und Reichtum, statt dich in den Dreck zu werfen und um Sühne vor Khaines Herrlichkeit zu flehen. Du bist ein Lästerer und ein Widerling. Es ist zu viel der Gnade, dass du durch meine Hand sterben darfst. Sonne dich in meiner Schönheit, Verfluchter, denn sie ist das letzte, das du sehen wirst, bevor Khaines brennende Gerechtigkeit dich verzehrt. Und vergiss niemals Sturmtanz, den eiskalten Engel des Gottes mit der blutigen Hand.“
Damit drückte sie zu. Mit einem lauten Knacken brach sein Genick. Ein feiner Blutstrom floss dort über ihre Hand, wo seine Knochen die Haut durchbohrten, und tränkte sie mit Lebenskraft. Im Vergleich zu Yucaltas goldenem Licht war dies hier nicht mehr als ein krankhaftes Schimmern, das Ekel in ihr hervorrief. Konnten die Sünden eines Mannes sein Lebenslicht verderben? Angewidert ließ sie den Kadaver fallen und drehte sich zu den Bewaffneten um, die sie unsicher ansahen. Ein Dutzend Waffen wurden auf sie gerichtet, doch keiner wagte es, sie anzugreifen.
Zwei der Krieger mit den roten Wappen versuchten, zu fliehen. Yerill reagierte sofort. Mit gewaltiger Geschwindigkeit schoss sie um die restliche Menge herum und stand vor den beiden Druchii, bevor diese mehr als zehn Meter zurückgelegt hatten. Obwohl die noch versuchten, abzubremsen, trieb ihr Schwung sie direkt in Yerills ausgestreckte Fäuste. Der Aufprall schlug den Männern die Luft aus den Lungen und ließ sie zu Boden gehen. Die Unsterbliche packte beide noch im Fall und schleifte sie zurück zum Rest der Wachen.
Alle starrten sie voller Entsetzen an. „Khaines Engel, wir sind verloren.“, hörte sie einen murmeln. Angewidert ließ sie die beiden Krieger fallen und ging auf die anderen zu. Die beeilten sich, ihr auszuweichen. Keiner wagte es noch, die Waffe auf sie zu richten oder zu fliehen. Während sich vor ihr eine Gasse bildete, blickte Yerill den Männern in die Augen und sprach laut und klar:
„Euch stelle ich vor die Wahl der Treue. Haltet zu euren Herren und folgt ihnen in den Tod. Oder sühnt euren Dienst und eure Taten im Namen dieser Schwächlinge vor dem Gott mit den Blutigen Händen. Wählt gut und wählt schnell. Kämpft für mich oder sterbt durch meine Hand. Weicht ab von dieser Wahl und ich werde euch finden und bestrafen, Sterbliche.“
Yerill musste sich stark zusammenreißen, um ihr Grinsen beim Anblick des Grauens zu verbergen, das sie verursachte. Ihr Zorn auf die Hochgeborenen war echt gewesen, aber diese Männer waren bloß Befehlsempfänger gieriger Narren. Und es war irgendwie lustig, die Gesandte ihres grausamen Gottes zu spielen.
Um sie herum ertönten metallische Geräusche, während die Wachen so schnell wie möglich vor ihr in die Knie gingen und den Kopf neigten. Es gab keinen Unterschied mehr zwischen den Männern des einen und denen des anderen Hochgeborenen.
„Vergebt mir, ich werde sühnen.“, flüsterte einer der Kämpfer direkt vor ihr, bevor die anderen es ihm gleichtaten. Yerill achtete genau darauf, dass auch wirklich jeder von ihnen um Vergebung bat. Doch die Furcht war zu groß. Sie nickte zufrieden.
„Ich nahm euch eure Herren, um euch zu erinnern, wem eure wahre Treue gehört. Kein Sterblicher darf über dem Gott mit den Blutigen Händen stehen. Nicht für Geld, nicht für Macht, nicht für Frauen, nicht einmal aus Liebe dürft ihr einen sterblichen Herrn über euren Gott stellen. Dient ihm nur solange, wie ihr damit Khaine dient. Handelt ihr in seinem Namen gegen Khaines Willen ist das Verrat am Blutigen Gott.“
Sie ließ den Blick über die Knienden schweifen und gab ihnen Zeit, ihre Worte zu verdauen. Sie sah, dass bei einigen die Arme, mit denen sie die Hellebarden stützten, leicht zitterten. Ihre Auren waren voll von Furcht und Verzweiflung.
„Doch in Khaines Namen gebe ich euch die Chance, euer Versagen vergessen zu machen. Befreit die Stadt von allen, die in dieser Stunde nicht Khaines Erwählten im Kampf beistehen. Jeder, der sich versteckt, während andere für ihn sterben, ist es nicht würdig, Druchii und Herr genannt zu werden. Eilt in die Paläste dieser Schwächlinge, erinnert die Krieger und Wachen an ihre wahre Treue und stellt sie vor die Wahl, die ich euch gewährt habe. Ruft sie in Khaines und in meinem Namen in die Schlacht. Sie sollen sich wider aller Herren erheben, die es nicht wagen, der Pflicht ihres Glaubens nachzukommen.
Ich erwarte euch und alle, die euch folgen, am Platz der Heiligen. Führt alle zusammen, die ihr findet. Erzählt ihnen von Sturmtanz, Khaines eiskaltem Engel. Und zeigt ihnen dieses Zeichen als Beweis meiner Macht.“
Damit packte sie die Hellebarde des Mannes, der ihr am nächsten war. Kurz unterhalb der Spitze drückte sie den Schaft zusammen, bis der Abdruck ihrer kleinen Hand deutlich im Metall zu erkennen war. Danach zog sie dem Krieger die zur Klaue gebogenen Finger über den Brustpanzer und trieb fünf deutlich sichtbare Kratzer in die dunkle Rüstung, die niemand für zufällige Schäden halten würde.
„Sagt jedem, der zweifelt, dass ich das, was ich hier mit Metall getan habe, auch mühelos mit Fleisch und Knochen tun kann.“ Sie gab dem Mann die Waffe zurück. „Und nun eilt euch. Erfüllt euren Dienst vor Khaine und erlangt seine Vergebung.“
Beinahe hastig sprangen die Wachen auf und zögerten dann. Es war der Krieger mit der gezeichneten Hellebarde, der schließlich rief: „Im Palast unseres … ehemaligen Herrn gibt es noch mehr Soldaten. Lasst uns dort beginnen. Für Khaine und seinen Engel.“ Damit deutete er in die Richtung des halb zerstörten Gebäudekomplexes und sofort rannten die Krieger los. Yerill blickte ihnen grinsend nach.
Sie gefiel sich wirklich gut in ihrer neuen Rolle. Und solange sie Khaines Kriegern half, diese Schlacht zu gewinnen, konnte er doch nicht wirklich etwas dagegen haben, oder? Sie hoffte bloß, dass Yucalta ihr nicht böse sein würde, weil Yerill ihr nichts von dieser Rolle erzählt hatte.
Die Unsterbliche fürchtete den Zorn der Götter nicht, aber vielleicht sollte sie doch lieber die Kinder des Mordes fragen, bevor die ganze Stadt von dem eiskalten Engel sprach. Andererseits: Was könnte besser für die Moral der Druchii sein, als wenn sie glaubten, ihr Gott hätte ihnen ein übernatürliches Wesen gesandt?
Doch das musste warten. Bevor sie sich um solche Kleinigkeiten wie Religion und Glaube scheren konnte, musste sie dafür sorgen, dass Yucalta und die Druchii an sich überleben würden. Mit zwei raschen Schritten war sie bei dem ermordeten Hochgeborenen und entnahm seinen steifen Fingern das Horn. Geschickt riss sie ein paar breite Streifen seiner Kleidung ab und wickelte das Artefakt darin ein, bevor sie sich das Bündel an die Hüfte band. So hatte sie weiterhin beide Hände frei. Ohne einen weiteren Blick zurück zu den Wachen rannte sie los. Mühelos schoss sie über das Trümmerfeld und dorthin, wo die beiden gewaltigen Drachen in diesen Augenblicken abstürzten.
Ihr nächstes Ziel hieß Blutklinge.

Yucalta schlug die Hand vor den Mund, um einen Aufschrei zu unterdrücken, als sie beobachtete, wie Blutklinge sprang. Er landete auf dem Rücken des Splitterdrachen, der versuchte, gleichzeitig den Erwählten abzuschütteln und nach Szar’zriss zu schlagen. Der rote Drache brachte sich auf Abstand. Ihm war anzusehen, dass er nicht mehr lange durchhalten würde. Eine tiefe Wunde zog sich über seine Flanke und Blut tropfte von seinem mächtigen Leib herab. Seine Bewegungen waren langsam und schmerzerfüllt.
Während Blutklinge seinen Halt am geschuppten Körper des Splitterdrachen verbesserte und Szar’zriss ein wildes Wendemanöver flog, stieg die Seherin die letzten Stufen der Treppe hinauf, die auf die nördliche Dachterrasse eines größtenteils verlassenen Palastbaus im vierten Ring führte. Von hier aus konnte sie leicht über die flacheren Gebäude der Umgebung hinwegsehen, während dutzende prachtvolle Figuren ihre eigene Silhouette verbargen.
Direkt am Fuße des Gebäudes verlief die breite, von Statuen gesäumte Prachtallee, die das vierte Tor mit dem Frostturm verband. Zwei Querstraßen weiter im Osten lag der Markt, auf dem das Kriegslager eingerichtet worden war. Im Westen konnte sie den Platz der Heiligen erkennen, eine weite, zwölfseitige Fläche, auf der ein wahrer Wald von marmornen Säulen stand, die jeweils eine bedeutende Persönlichkeit aus der Geschichte der Druchii trugen. Die Abbilder der Kinder des Mordes hoben sich kaum von den anderen ab. Sie besaßen nur noch geringe Ähnlichkeit mit dem tatsächlichen Äußeren der einstigen Helden. Im Laufe der Zeit war ihre Erscheinung in Vergessenheit geraten.
Genau im Süden dieses Platzes, von ihrer Position aus nicht zu sehen, musste das Hexenkloster von Naggarond aufragen. Exakt nördlich davon sah Yucalta dunkle Rauchsäulen, die die Ruinen des Khainetempels markierten. Der Platz der Heiligen lag – nicht ohne Absicht – so, dass die gerade Entfernung zu beiden Bauwerken vollkommen gleich war – und genau die Hälfte der Strecke zum Frostturm.
Doch Yucalta hatte keinen Blick für die Stadt um sie herum. Schon während sie hierher gelaufen war, hatte sie mithilfe der arkanen Winde den Kampf der Drachen am Himmel verfolgt. Jetzt beobachteten ihre vor Furcht und Staunen aufgerissenen Augen die letzten Minuten dieses Duells.
Ehrfurcht packte sie, als Szar’zriss sich auf den Rücken drehte und Drachenfluch nach dem Flügel des Splitterdrachen schlug. Sie glaubte, das Knirschen und Bersten der Knochen bis hier unten zu hören, auch wenn es unmöglich war. Als der rote Drache an ihm vorbei schoss, schnappte die größere Bestie zu und grub die Zähne in den Hinterlauf des Ahnendrachen. Szar’zriss schrie und trat zu, als Blutklinge sein Schwert erneut in das empfindliche Gelenk trieb.
Als grauenvolle Schmerzen den Leib des Splitterdrachens erschütterten, ließ er sein Opfer los. Blutklinge stürzte herab. Beide Drachen waren kaum noch flugfähig. Während Szar’zriss sich gerade noch fing und den Sturz des Erwählten für einen Augenblick stoppte, wirbelte der Splitterdrache unkontrolliert in der Luft herum. Sein Schuppenpanzer wölbte sich, als Magie um seinen Körper floss. Die Membranen der Flügel rissen, bevor die Fingerknochen Glied um Glied abbrachen und zu Staub zerfielen.
Kurz nachdem Szar’zriss Blutklinge fallen gelassen hatte und dann, unfähig noch rechtzeitig an Höhe zu gewinnen, in eine Hauswand gekracht war, schlug der Splitterdrache auf den Boden und zertrümmerte dabei ein halbes Dutzend Gebäude unter seinem Gewicht. Ein Zittern lief durch die Erde. Die Wand hinter Yucalta knirschte leise.
Aufgewühlt betrachtete die Seherin die Winde der Magie. Blutklinge war beim Aufprall auf das Dach schwer verletzt worden. Doch er würde sich erholen. Szar’zriss hatte ihm das Leben gerettet. Kerkil hatte nicht so viel Glück gehabt. Zwar war der Drache mit der Brust voran in das Gebäude geflogen, aber die Steinlawine hatte den Erwählten unter sich begraben und ihm schwer zugesetzt. Er lebte noch, aber nicht in allen Möglichkeiten, die die Zukunft bot, würde es dabei bleiben. Szar’zriss dagegen hatte gute Aussichten, war aber im Moment nicht länger kampffähig. Er war in letzter Zeit zu oft durch Magie geheilt worden und brauchte mindestens ein paar Tage Zeit, um sich richtig zu erholen. Und solange die Wunde nicht genesen war, würde er nicht wieder fliegen.
Yucalta wandte sich dem Splitterdrachen zu. Die mächtige Bestie wühlte sich gerade aus einem Trümmerhaufen, nur hundert Meter von Blutklinge entfernt. Als sich der gewaltige Leib aus dem Staubnebel schob, sog die Seherin scharf die Luft ein. Vier der sieben Teile, aus denen er bestand, waren zerstört worden. Die letzten beiden waren besonders deutlich zu erkennen. Der Rumpf war länger und flacher geworden, da die starke Muskulatur für die Flügel nicht mehr benötigt wurde. Da, wo vorher der Stachelkamm verlaufen war, zeichnete sich jetzt nicht einmal mehr die Wirbelsäule besonders deutlich ab.
Insgesamt erinnerte das schreckliche Wesen kaum noch an einen Drachen, sondern hatte wesentlich mehr Ähnlichkeit mit einer gewaltigen, reißzahnbewehrten Eidechse. Allerdings waren die Beine weniger angewinkelt und der Schwanz deutlich biegsamer. Er war noch immer ein peitschendes Tötungsinstrument.
Die Seherin war zufrieden. Vier körperliche Waffen waren dem Splitterdrachen genommen worden, drei besaß er noch. Doch jeder Verlust hatte einen Preis. Seit Szar’zriss ihm die Rückendornen abgeschlagen hatte, konnte der wiederbeschworene Kandidor schnell und präzise durch den Warp springen. Bislang hatte er diese Fähigkeit nur für weite Strecken eingesetzt und lange Zeit zur Vorbereitung und Materialisierung gebraucht. Von nun an würde der Kampf eine völlig neue Dynamik bekommen, die den Verlust der Flügel mehr als ausglich.
Yucalta bemerkte die Kinder des Mordes, die zusammenströmten, um ihren gigantischen Feind anzugreifen. Sie wünschte ihnen viel Glück. Das würden sie brauchen. Ihr Feind konnte jetzt jederzeit an jeden beliebigen Ort springen und brauchte dafür nur eine Sekunde. Und da war immer noch der bisher unbekannte Preis für die Zerstörung der Flügel. Wenn die Visionen der Zukunft nur nicht so unklar wären! Bevor der Splitterdrache seine neuen Fähigkeiten einsetzte, konnte Yucalta nicht erkennen, welche mentale Waffe sie ihm gaben, wenn sie ihm eine körperliche nahmen.
Doch daran konnte sie im Moment nichts ändern. Es wurde Zeit, sich ihrer eigentlichen Aufgabe zuzuwenden. Gegen den Feind am Himmel hatten die Druchii ihren ersten Sieg eingefahren. Der Feind unter der Erde jedoch begann gerade erst, sich zu regen.
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