Nach längerer Abwesenheit jehtet endlich weiter! Diesmal ne Kampfszene(wenn auch nur in Form eines Flashbacks). Ich wollte nochmal fragen: Ist diese Passage zu brutal/realistisch/nicht Eisberg-mäßig genug?
Während blutiges Wasser in den rostigen Ausguss gluckerte und Arbitrator Esau sich Schweiß von der Stirn wischte, versuchte Anthony seinem Gegenüber in die Augen zu sehen. Eamus Dogginsen hatte seinen Kopf gesenkt und Schatten spielten um seine zerstörten Züge. „Versuchen sie, sich zu erinnern. Was geschah an diesem Tag? Wer tötete Karzakus?“ Der junge Kommissar sprach ruhig und langsam. „Wwwaas...wwaaas, habt ihr mit meinen Händen gemacht?“ stieß Eamus hervor. Bevor Anthony etwas sagen konnte, sagte Esau mit schneidender Stimme: „Unwichtig. Beantworten Sie die Fragen oder wir erhöhen die Stimulation.“ Wimmern wand sich Eamus. „Sprechen sie, und sie sind erlöst.“ Anthonys Augen fanden die des ehemalig reichen Erben. „Es...es war...es war auf dem Höhepunkt des Triumphes...Karzakus wollte sie rufen...die heiligen Engel, die Engel des Prinzen... Wir hatten drei seiner Knaben dabei...Sie waren Seher, sie sahen, was uns Sterblichen verschlossen blieb... in der Kathedrale...wir entweihten sie, schändeten diesen Unterschlupf der Diener des Leichengottes... und dann...“ Eamus atmete rasselnd die stickige Luft ein, während ein dünnes Blutrinnsal sich auf seinem Kinn sammelte, ausgehend vom rechten Mundwinkel. Anthony spürte eine Leichtigkeit in seinem Bauch, wie tausend Schmetterlinge. „Es war nur einer...so’n normaler Soldat...Er hat geschossen, bevor wir abhauen konnten...keine Chance...Ich wurd nich getroffen, aber umgerempelt...hab dann beschlossen, tot zu spielen. Naja, der Typ hat dann nich alle gekillt, Karzakus und ein paar andere wollten ihn dann beseitigen, aber der Kerl hat sie fertig gemacht...Karzakus, Erzbischof Karzakus, unser geliebter Führer, fiel im Kampf gegen diese...Ratte. Unser Bischof war immer wie unverwundbar, aber dann...Keine Ahnung wie dieser Soldat überhaupt reingekommen ist...War verdammt gefährlich da draußen und unsere Leute hatten den Platz eigentlich gesichert...“ Dogginsens Redeschwall, von Husten und rasselndem Luftholen unterbrochen, endete. „Wohin verschwand dieser Soldat? Man hat keine Spur von ihm gefunden.“ „Ich hab keine Ahnung, als die Heulsuse endlich abgekratzt war, hab ich mich davon gemacht...Aber die nächste Straße weiter wurd ich geschnappt...“ Anthony verkrampfte sich, während das schwebende Gefühl in seinem Bauch zu einem unerwartet flauen Zusammenziehen wurde. „Haben sie nichts gesehen, keine Spur?“ Diesmal war Anthonys Stimme schneidender. „Nee, nich das ich wüsste.“ Dogginsen wendete sich halb ab. Kurz entschlossen trat Esau hinter ihn, packte die Elektrokreissäge und warf sie an. Das hässliche Surren erfüllte den Raum. Dogginsen jaulte vor Schreck und wollte entkommen, doch seine durch Folter vollkommen nutzlos gemachten Glieder gehorchten ihm nicht. „Ich rede!!!! Ich rede!!!“ schrie er in hilfloser Panik. „Na bitte,“ ließ Esau mit einem kalten Lächeln verlauten. „Was hast du noch gesehen, he?“ „I-i-ich glaube, da waren noch so’n paar Typen, Leichenfledderer oder so!“ Dogginsen starrte mit irrem Blick auf Anthony, den er wohl als einzigen freundlich Gesinnten erachtete. „Leichenfledderer...“ murmelte der Kommissar nachdenklich. „Mr. Esau Virdern, ich bedanke mich bei ihnen, doch hoffe ich, ehrlich gesagt, ihre Hilfe nie wieder in Anspruch nehmen zu müssen. Der Imperator beschütze sie.“ Esau legte ein schiefes Lächeln auf. „Machen sie’s gut, Kommissar. Hoffe, wir konnten ihnen helfen.“ Als Anthony die Arbites-Zentrale verließ, sog er gierig die frische Luft ein. Horten gähnte. „ Ist fast zwei Uhr, Kommissar, sie sollten sich mal aufs Ohr legen.“ Propagandakommissar Anthony Gallicus nickte, doch seine Gedanken beschäftigten sich mit etwas vollkommen anderem.
Schlamm umfing Ivan Lordon, als der Elitesoldat sich auf den Bauch warf. Um ihn herum schmissen sich seine Kameraden in den aufgeweichten Boden. Über ihnen ließen die schweren Wolken einen furchtbaren, fisselnden Regenschauer auf sie niederprasseln. Im Grunde, war das hier wie zu Hause, dachte Ivan sich. Auf Lancaster Prospekt hatte es auch ständig geregnet. Die meiste Zeit hatten die Leute in der Kirche verbracht, dem einzigen Gebäude, dass aus Stein gebaut war. Doch das half nichts, dem regnerischen Klima konnte niemand entkommen, selbst sein Vater, ein Priester der Ekklesiarchie, war mit 32 Jahren an Keuchhusten gestorben, wie die meisten Menschen . Ivan hatte gehofft, die Imperiale Armee, der einzige Ausweg von seiner imperatorverlassenen Heimat, würde ihm eine Chance auf ein besseres Leben ermöglichen. Deswegen hatte er sich angestrengt. Anscheinend war dem Ausbilder diese Anstrengung aufgefallen, auf jeden Fall hatten sie ihn zu den Gardistenkommandos gesteckt. Nach drei Jahren Studium auf der Schola Progenium, wo er Dinge erklärt bekam, von denen er nicht einmal gewusst hatte, dass sie existieren, war er bei seinen „Kameraden“ als Hinterwäldler bekannt. Ihren Spott konnte er vertragen, doch die Tatsache, dass er trotz Bestnoten immer wie ein Lerngestörter behandelt wurde, nicht. Scheiße, sein Leben war im Grunde von anderen gelebt worden. Leben, töten, sterben. Sein Scutum-Schema HE-Lasergewehr anlegend, versuchte er, die Feuchtigkeit um ihn herum zu ignorieren. Anlegen, Abstützen, ein Blick durch das Kessler No.2-Infrarotzielobjektiv. Ein kleiner Kreis drehte sich in einem großen, während die hellen gelben Körper der Rebellen wie kleine, verzerrte Sonnen sich von dem Rot des Objektivs abhoben. Als er einen der Männer ins Visier nahm, surrte der kleine Kreis um sein Ziel, vergrößerte und verengte sich parallel zu Ivans Atem und gab ihm technische Informationen. Ivan stellte auf Stufe Incon, 122,11 Megathule. Einmal tief ein- und ausatmen, dann hielt er die Luft an. Der kleine Kreis wurde zu einem Fadenkreuz und ruhte auf dem Sternum des Mannes. Ivan zog den Abzug durch. Der rote Laserimpuls zerschmetterte sein Ziel. Kopfschuss. Man musste mit diesen Gewehren immer tiefer zielen. Brocken aus geschmolzenem Fleisch hatten sich nun im ca. 300m entfernten Graben gesammelt. „Guter Schuss, Lordon, jetzt aber weiter!“ schrie Master-Sergeant Comris Vespasian, während sich die 7 Gardisten erhoben. Ivan spürte so etwas wie Stolz, dass er die Bedrohung in Form des MG-Schützen ausgeschaltet hatte. Doch keine Zeit. Während er seinen durch die MalcadorVII-Plattenschutzrüstung beschwerten Körper hochhievte, schaltete er sein HE-Lasergewehr auf 109,5 Megathule zurück. Sein olivgrünes Barett war wie sein Gesicht und sein Körper schlammbespritzt. Die Killing Fields vor Lithanan Haven waren ein Drecksloch ohne gleichen. Während er an einem verwesenden Maultier vorbeirannte, versuchte er nicht auf die bleichen, menschlichen Knochen zu sehen, die aus dem Schlamm ragten. Sergeant Vespasian sprang in den Graben, seinen Kriegshammer auf das ungeschützte Gesicht eines jungen Mannes in khakifarbener Uniform niederfahren lassend. Ivan wusste, woher der Hammer, der Gerade die Schädeldecke zertrümmerte, herkam. Wie sollte er es auch nicht wissen, Vespasian erzählte jedem, der es wissen wollte, oder nicht, wie er die Adelsfamilie auf der Feudalwelt Outrema Port nur dieser Beutewaffe wegen niedergeschossen hatte. Niemand wagte ihn ob seiner Methoden zu kritisieren, denn Vespasian duldete keinen Widerspruch. Brutal, laut und gerissen hatte es schon seine Gründe, warum der auf Gryphonne IV geborene Comris Vespasian schon in jungen Jahren zum Sergeant befördert wurde. Seine Vorgesetzten lobten den Mut, die Hingabe und das taktische Wissen Vespasians, aber Ivan wusste, dass der Sergeant ebenso wenig an den Imperator als Gott glaubte, wie an den toten Esel als gefallenen Heiligen. Comris Vespasian glaubte nur an sich und an nichts anderes. Ivan feuerte eine Dreischuss-Impulskette auf einen der Rebellen. Der Mann zuckte spastisch, als die Hochenergieimpulse ihn in den Oberkörper trafen. Ein weiterer Gegner kreuzte Ivans Weg. Der Kolben seines HE-Lasergewehres traf die Frau am Unterkiefer und ließ sie mit einem hässlichen Knacken und einem Aufspritzen dunkelroter Flüssigkeit zu Boden stürzen. Entsetzt sah Ivan auf die Getroffene. Ihr Blondes Haar hob sich vom braunen Schlamm ab und im entstellten Gesicht konnte Ivan die grünen Augen unter der gesplitterten Brille erkennen. Der Lärm um ihn herum verstarb. Der Schützengraben, der Schlamm, die Welt verschwand. Nur er und die Frau vor ihm. Der Schmerz in ihren Augen bohrte sich in ihn, ließ ihn innerlich aufschreien. Lordon. Lordon. „LORDON! Achtung!” Ian Philipps, der jüngste in seinem Squad, gerade mal 17 Jahre alt, drückte ihn mit aller Wucht zur Seite. Das Bajonett des Rebellen verfehlte ihn um Millimeter, als Philipps schon schoss. Ivan wusste aus Erfahrung, das Ian ein Nervenbündel war, viel zu jung und sensibel, sensibler als er und vor allem leichter zu beeinflussen. Der fingernägelkauende Ian hatte sich Vespasian zum Vorbild gemacht und war auf dem besten Weg, auch so ein mörderisches Arschloch zu werden. Philipps Energieimpuls schnitt wie ein glühendes Messer durch den Unterleib des Mannes, zerfetzte und kautarisierte ihn in Sekunden. Ian hatte sein Gewehr immer auf Stufe Supra stehen, 192,78 Megathule. Trotz diverser Ermahnungen, hatte er bis jetzt noch nie sich des Überladens, Lauferüberhitzens oder gar des Munitionsmangels schuldig gemacht. Ivan keuchte ein Danke, doch Philipps war schon wieder an der Seite Vespasians. Ein 17-jähriger als Gardist... Ian war zugegebenermaßen ein guter Kämpfer, aber viel zu jung. Doch Ersatz war schwer zu bekommen, also hatten sie nach Baghins Tod einfach das junge cadianische Weißblech aufgenommen. Gardist Ivan Lordon wollte zu der Frau blicken, ihr helfen, als Vespasians dunkle Stimme brüllte: „Granate!!!“ Ivan warf sich erneut in den Schlamm, welcher diesmal seltsam rötlich wirkte. Der Einschlag ließ seine Gedärme erzittern und sein Barett verrutschen. Während er sich aufrichtete, suchte sein Blick die verwundete Frau. Doch sie war verschwunden, nichts lag im Schützengraben, außer den Leichen der durchgehend männlichen Rebellen. „Hey, Landei, aufschließen!“ rief Gardist Holm. „Scheiße.“ murmelte Ivan, während er sich erhob. Am grauen Himmel zeichneten sich dröhnend die Umrisse von Marauder-Bombern ab, während sich sein Trupp den rauchgeschwängerten Umrissen des Großindustriehafens näherten. Das hier hat kein Ende, Lordon, akzeptiere es, oder geh unter...
Als Ivan Lordon sich auf dem Feldbett in der Feuerwache niederließ, schob er die Erinnerungen aus seinem Kopf und konzentrierte sich darauf, die schlafenden Feuerwehrleute nicht zu wecken. Schlaf, Ivan, das hilft, wenn der Alkohol dir nicht hilft.