@Lemitchel:
Tja, was lese ich sonst so...? So ziemlich alles, könnte man sagen, natürlich mit Vorliebe Sci-Fi und fantasy. Meine Lieblingsautoren sind unter anderem Hohlbein, Anne Rice, Robert A. Heinlein, Chris Bunch, Terry Pratchett und Stephen King.
Als Inspiration für die Storys ums Todeskorps würde ich jetzt mal die "Gaunt's Ghosts"-Romane von Dan Abnett nennen, außerdem "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque. Vielleicht auch noch die beiden "Last Chancers"-Bände von Gav Thorpe.
Naja, ansonsten fand ich noch einige filme inspirierend. Da wären beispielsweise Alien zu nennen und natürlich diverse Kriegsfilme wie "Duell - Enemy at the Gates" oder "Steiner - Das Eiserne Kreuz" (ein selten dämlicher Film, aber die Charaktere sind interessant) ...
Soo, weiter geht's:
Das Abendessen fand zu Krügers Überraschung in den Privatgemächern der Lady statt. Ein Diener führte ihn, Haller und Strauß in einen hallenartigen, nur spärlich von Öllampen erleuchteten Gesellschaftsraum, in dessen Mitte eine ovale Tafel aufgebaut war. Vier Personen bereits dort und erhoben sich, als Krüger und seine beiden Leutnants eintraten: Lady Ganaselos, ihre Tochter Eurydike, Hauptmann Iolaos und ein weiterer Mann, den Krüger bisher noch nicht kennen gelernt hatte und der in ein einfach geschnittenes blaues Gewand gehüllt war. Die beiden Frauen waren in prunkvolle, seidene Gewänder gekleidet, die die vom Mittag an Wirkung auf Augen und Geist noch übertrafen, Iolaos hingegen hatte sich nicht die Mühe gemacht, seine Rüstung auch nur zu polieren. Sein Helm lag vor ihm auf dem Tisch.
Lady Ganaselos nickte grüßend. „Hauptmann Krüger, es ist eine Ehre, euch und eure Lehnsleute an meinem Tisch begrüßen zu dürfen.“ Sie wies auf die anderen personen. „Meine Tochter und den wackeren Hauptmann Iolaos kennt ihr bereits. Der dritte im Bunde ist Patriklos, mein treuer Gutsverwalter.“
Der Mann in dem blauen Gewand neigte respektvoll das Haupt. „Es ist eine Ehre, euch kennenzulernen, Hauptmann.“
Krüger erwiderte den Gruß mit einem Nicken und stellte dann seinerseits seine Begleiter vor: „Leutnant Haller kennt ihr bereits, Mylady. Leutnant Strauß begleitet mich auf meinen Wunsch hin, um Kommissar-Kadett van Bent zu ersetzen. Der Kommissar fühlt sich nicht wohl und erbittet eure Verzeihung für sein Fernbleiben.“
„Nun“, entgegnete Lady Ganaselos, „der junge Kommissar-Kadett verpasst einen interessanten Abend, aber selbstverständlich entschuldige ich sein Fehlen. Ich hoffe auf seine baldige Genesung.“ Sie lächelte nachsichtig. „Willkommen auch euch, Leutnant Strauß.“
Strauß verbeugte sich mit höfischer Eleganz und zog dabei die Offiziersmütze, sein unter Einsatz einer großen Menge Pomade nach hinten gelegtes Haar enthüllend. Er musste einen schier unendlichen Vorrat davon bei sich führen, dachte Krüger, denn wann immer Strauß sich mit bloßem Haupt zeigte waren seine Haare entsprechend frisiert und gefettet.
„Doch nun setzt euch, meine Herren.“, forderte ihre Gastgeberin sie auf. „Wir wollen mit dem Essen beginnen, nun da wir vollzählig sind.“
Krüger und seine Männer kamen der Aufforderung nach. Er selbst wurde von dem Diener, der sie hergeführt hatte, links neben der Lady platziert, sodass er zwischen ihr und dem Hauptmann ihrer Garde saß, Haller zur Rechten von Eurydike und Strauß weitab zwischen Iolaos und Patriklos. Der junge Leutnant wirkte äußerst unzufrieden. Gut, dachte Krüger.
Der erste Gang wurde serviert, kaum dass alle auf ihren Stühlen platz genommen hatten. Auf dem Teller vor Krüger türmte sich eine weißliche Masse, die vage Ähnlichkeit mit Joghurt hatte, aber körniger und mit kleinem, ovalen, offenbar eingelegten Gemüse gespickt war. Eine Dienerin reichte dazu helles, flaches Brot in einem Korb herum.
Krüger probierte mit mühsam verborgenem Misstrauen einen ersten Löffel, als Iolaos neben ihm schon seine halbe Portion verspeist hatte. Es schmeckte zu seinem Erstaunen nicht einmal schlecht, so suspekt es auch aussah, war von einem würzigen und leicht säuerlichen Aroma.
Als der zweite Gang kam, hatte er den Großteil seiner Portion gegessen und ließ den Rest anstandshalber, so wie er es auf der Akademie gelernt hatte, auf dem Teller zurück. Das folgende Fleischgericht war so gut, das er die guten Sitten für eine Weile vergaß und sich ganz dem Essen widmete. Dem süßen Wein, der dazu gereicht wurde, sprach er nur mit äußerster Zurückhaltung zu, ganz im Gegensatz zu Haller, der damit die beachtlichen mengen an Essen, die er vertilgte, wie mit Wasser herunterspülte. Strauß, noch immer unzufrieden mit seiner Platzierung, rührte die Speisen kaum an.
Erst mit dem Nachtisch setzte wieder das Tischgespräch ein. Lady Ganaselos wandte sich, mit dem Löffel nachdenklich in ihrer aus Honig, Joghurt und Nüssen bestehenden Nachspeise stochernd, Krüger zu. „Hat es euch geschmeckt, Hauptmann?“, fragte sie lächelnd.
„Es war ein wahrer Genuss, Mylady.“, antwortete Krüger. „Ich danke euch nochmals für eure Gastfreundschaft.“
„Ein Genuss, wie man ihn in des Imperators Armee leider nicht gewohnt ist, Mylady, in der Tat.“, pflichtete Haller bei. „Und noch dazu in so reizender Gesellschaft.“ Er deutete mit einem höflichen Seitenblick an, dass er Eurydike meinte.
Lady Ganaselos nickte, immer noch lächelnd. „Meine Tochter hatte den ganzen Nachmittag über kein anderes Thema als euren wackeren Leutnant mir der Eisenhand, Hauptmann.“, sagte sie. „Man sieht solche Wunder selten auf Kalopulos, auch wenn das Imperium zunehmend versucht, unsere Gesellschaft mit seinem segensreichen Wirken zu verbessern. Leider“, meinte sie, plötzlich mit einem scharfen Unterton in der Stimme, „ gibt es immer noch gewisse Männer edler Abstammung, die sich dem Fortschritt wiedersetzen wollen.“
Iolaos legte langsam den Löffel auf seinen nun leeren Teller zurück. „Mylady, auch wenn ihr die Macht über dieses Land habt, so versteht ihr doch nichts vom Kriegshandwerk. Euer Gemahl hätte...“
„Mein Gemahl ist seit drei Jahren tot, Hauptmann Iolaos!“, schnitt Lady Ganaselos ihm das Wort ab. „Er fiel im Kampf gegen die Grünhäute, so wie schon mehr als hundert eurer Männer gefallen sind. Euer verdammter Stolz wird euch noch selbst ins Grab bringen!“
Iolaos erhob sich. „Ihr seid eine Frau, Mylady, deshalb sind eure Ansichten in dieser Angelegenheit von Gefühl und Furcht getrübt. Ich entferne mich nun mit eurer Erlaubnis und gehe zu Bett.“. Der Hauptmann drehte sich grußlos um und verließ den Raum.
Die Lady blickte betrübt auf ihren Teller. „Es ist eine Schande.“, murmelte sie.
„Euer Hauptmann weiß nicht, wovon er spricht, Mylady.“, sagte Krüger. „Meine Männer und ich kennen die Orks. Wir werden sie für euch besiegen.“
„Versprecht ihr mir das, Hauptmann?“
„Natürlich, Mylady. Wir sind Soldaten des Todeskorps von Krieg. Wir erfüllen stets unsere Aufträge, egal was es kostet.“
Die Lady schüttelte müde den Kopf. „Ich fürchte, Hauptmann, dass es ein nicht sehr vergnüglicher Abend geworden ist. Ich denke, wir sollten die Tafel auflösen...“
Die Einheimischen am Tisch erhoben sich, und Krüger bedeutete Strauß und Haller mit einem Handzeichen, dasselbe zu tun. Er wollte sich selbst gerade erheben, als Lady Ganaselos ihn zurückhielt.
„Bitte, Hauptmann, bleibt noch einen Moment. Ich wollte einige Worte mit euch allein sprechen.“, sagte sie.
Krüger nickte und setzte sich wieder. Lady Ganaselos schenkte ihm Wein in seinen Becher nach und winkte ihrer Tochter, als diese als letzte den Raum verließ. „Trinkt, Hauptmann.“, sagte sie, ihren eigenen Becher an die Lippen führend. Sie tranken beide, ihre Becher in einem Zug leerend.
„Mein Mann ist schon zu lange tot.“, flüsterte die Lady schließlich. „Ich habe keinen halt mehr in dieser verdammten Welt, und Hauptmann Iolaos respektiert mich nicht...“. Tränen schimmerten in ihren Augenwinkeln.
„Mylady, ihr...“, setzte Krüger an, doch bevor er nur den nächsten Laut formen konnte, küsste sie ihn mit inniger Leidenschaft. Ihre Lippen waren weich und süß auf seinen, und nach einem Moment des Zögerns erwiderte er den Kuss und zog sie an sich. Sie schlang ihre zarten Arme um seinen Hals, ihr aufregender, schlanker Leib drängte sich an ihn. Krüger ließ seine Hände ihren Rücken hinab gleiten, in die Tiefen ihres Kleides.
„Bleibt bei mir heute Nacht...“, flüsterte die Lady, als ihre Lippen sich für einen Augenblick, der wie eine Ewigkeit war, voneinander lösten. „Bleibt, bitte...“