40k Ferien im Paradies

Hossa, da simma wieder!

Der nächste Morgen war klar und kalt. Krüger glitt so leise wie möglich vom Nachtlager, um die noch schlafende Lady nicht zu wecken. Er warf einen letzten Blick auf die zusammengerollte, unbekleidete Frau, dann streifte er mit einem leisen Seufzen Uniformhose und Jacke über und ging, Stiefel und Mütze mit der Rechten bei sich führend, aus dem Raum. Draußen zog er die Stiefel an und legte mit leisen Schritten den Weg die Treppen hinunter in den Innenhof zurück.
Er fühlte sich merkwürdig. Es war lange her, dass er das letzte mal das Bett mit einer Frau geteilt hatte. Krüger hatte sich nie an die Truppenbordelle gewöhnen können; er war nicht der Typ Mann, der sich mit seinen Untergebenen um das schönste Mädchen stritt und sein Vorrecht als Offizier einforderte. Das schönste Mädchen, dachte er spöttisch. Wenn man bei den abgemagerten, müden Kreaturen in den Bordellen denn von Schönheit sprechen konnte...
Krüger überlegte, wann er diesen unsäglichen Ort zuletzt aufgesucht hatte. Sein Verstand arbeitete langsam an diesem Morgen, aber schließlich fiel es ihm doch wieder ein: Es war mehr als drei Jahre her, nach dem Sieg auf Coreanna Secundus. Leutnant Kreuzner hatte ihn in eine zwielichtige Bar geschleppt, um dort auf den Erfolg des Regiments zu trinken und mit den Offizieren anderer Kompanien Karten zu spielen. Sie waren schließlich beide, volltrunken und unternehmungslustig, zu früher Morgenstunde noch zu den vom Departmento beschäftigten Prostituierten gegangen.
Seit dieser Nacht – oder besser dem grausamen Kater am nächsten Morgen – hatte Krüger gewissermaßen in Keuschheit gelebt. Der gestrige Abend allerdings hatte ihm bewusst gemacht, dass ihm etwas gefehlt hatte.
Lady Ganaselos hatte ihn verführt, ohne Zweifel, aber Krüger sorgte sich momentan nicht sonderlich darum. Sie beide wussten, dass es nicht mehr sein konnte als eine flüchtige Affäre, und dementsprechend leidenschaftlich hatten sie die Nacht verstreichen lassen. Es würde Zeit seines Lebens eine schöne Erinnerung sein...
„Guten Morgen, Hauptmann.“, sagte Haller und trat in den Hof. Krüger wandte sich ihm zu. Der Leutnant hielt zwei dampfende Becher in den Händen, von denen er einen Krüger reichte, als er bei diesem angelangt war.
Krüger nippte dankbar an dem heißen Kaffee. „Guten Morgen, Leutnant.“, brummte er.
„Ich hoffe, sie hatten eine angenehme Nacht, Sir.“, sagte Haller in unverbindlichem Plauderton. Als er Krügers Blick bemerkte, fügte er erläuternd hinzu: „Die Wände sind recht dünn hier, Sir, und Lady Eurydike war heute Nacht recht neugierig.“. Er grinste unverschämt und hob seine bionische Handprothese.
„Sie sollten aufpassen, wie sie ihre Worte wählen, Leutnant.“, mahnte Krüger und nahm einen weiteren Schluck. Für einen Moment hatte es Haller geschafft, ihn zu schockieren. Er hätte es lieber gesehen, wenn niemand von dem, was vergangene Nacht geschehen war, gewusst hätte. „Nicht jeder versteht ihren Humor.“
Haller trat noch etwas näher und legte Krüger verschwörerisch die hand auf den Arm. „Hauptmann“, sagte er, „seien sie meiner Diskretion versichert. Allerdings freut es mich, dass nun auch sie die Annehmlichkeiten unseres Aufenthaltes hier zu schätzen lernen.“
Krüger winkte ab. „Es war ein einmaliger Vorfall. Wir haben eine Aufgabe zu erfüllen, die unsere Konzentration erfordert.“
Haller nickte. Beide schwiegen für eine Weile und tranken ihren Kaffee.
„Leutnant Strauß kochte gestern Abend vor Wut.“, bemerkte Haller schließlich. „Ich hatte schon Angst, er würde zu Kommissar van Bent rennen und sich bei ihm beschweren, aber so dumm scheint er nun doch wieder nicht zu sein.“
„Wie genau konnten sie bitte die Reaktion des Leutnants beobachten, Haller?“, fragte Krüger interessiert. „Ich dachte, sie und Lady Eurydike...?“
„Leutnant Strauß war der Ansicht, Lady Eurydike nach dem Essen noch den hof machen zu müssen, obwohl sie sich bereits in meiner Gesellschaft befand.“, erklärte Haller knapp. „Ich habe ihm deutlich gemacht, was ich davon halte.“
„Inwiefern, Leutnant?“, hakte Krüger streng nach. Er konnte keine Undiszipliniertheiten in seiner Kompanie dulden, und erst recht keine Schlägerei unter Offizieren. Haller schien aber genau das anzudeuten.
„Den detailgetreuen Wortlaut, Sir, oder die Fassung für die Ohren von Vorgesetzten und Kommissaren?“
„Ersteres, Leutnant. Versuchen sie nicht, mich für dumm zu verkaufen.“
„Ich nannte Strauß einen stiefelleckenden Schleimer, Sir, und erlaubte mir, seine Fähigkeit zum sexuellen Verkehr mit anderen menschlichen Wesen als ihm selbst in Frage zu stellen, um es grob zusammenzufassen. Ich erklärte dem Leutnant außerdem, dass mehrere Männer der Kompanie diese Einschätzung zweifelsohne teilen. Habe ich in einem dieser Punkte eine unwahre Behauptung aufgestellt, Sir?“
Krüger musste unwillkürlich grinsen, unterdrückte den Ausdruck der Belustigung aber sofort. Haller hatte Strauß gegenüber eine sehr realistische Einschätzung seiner Persönlichkeit geäußert. Dennoch blieb es eine absolute Unmöglichkeit.
„Sie werden sich bei Strauß entschuldigen, Leutnant.“, stellte Krüger fest.
„Aber...“, setzte Haller an, doch Krüger ließ ihn nicht aussprechen.
„Kein Aber, Haller. Sie können so nicht mit ihren Kameraden und Kollegen umgehen, ob sie sie nun mögen oder nicht. Strauß ist von ausgesprochen schlechtem Charakter, aber das gibt ihnen als Gleichrangigem nicht das recht, sine Ehre in diesem Maße zu verletzen. Entschuldigen sie sich bei ihm, und die Sache ist für mich erledigt.“
„Ja, Sir.“, murmelte Haller resignierend.


@Scharfrichter:

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
*hustapokalypsenowhust* [/b]

Hundert Punkte für den Kandidaten! Hatte zwar den Film ursprünglich nicht im Sinn, die Ähnlichkeit ist aber doch recht eindeutig, wie ich selbst sagen muss... Unterbewusste Inspiration, sozusagen. 😉
 
soooooooo........

jetzt bin ich endlich mal dazu gekommen die Story zu lesen.

und ich muss sagen......

jump.gif


Grandios !! Wie immer in bester Qualität !!
respekt.gif



Will auch weiterlesen...
aber lass Dir soviel Zeit wie nötig... 🙂
 
Dreifaches Sorry... 🙁

Und @Elbenkrieger: Wer wird denn gleich so blasphemisch fluchen? 😉

Am späten Vormittag inspizierte Krüger die Arsenale des Landsitzes. In den offiziellen Waffenkammern fand er wenig brauchbares vor, die Einheimischen hatten sie mit ihren primitiven Nahkampfwaffen und den prunkvollen, aber gegen Schusswaffen völlig nutzlosen Rüstungen und Schilden angefüllt. Mehr durch Zufall stieß er schließlich in einer Speisekammer auf eine Tür, die in einen Kellerraum hinabführte.
Im Lichtschein der Taschenlampen türmten sich vor ihm und den Männern seiner Stabsabteilung Munitionskisten und in Einzelteile zerlegte schwere Waffen. Auf den Kisten prangte silbern das Siegel des Departmento Munitiorum.
Krüger überschlug leise flüsternd die bestände, die er da vor sich hatte. „Fünf schwere Bolter, zwei Raketenwerfer, eine Maschinenkanone, gut zehntausend Schuss Munition für die schweren Bolter, zweitausend für die Maschinenkanone... Gütiger Imperator!“
Die Stabsgefreiten Weber und Kowalla hatten eine der Munitionskisten angehoben. Darunter fand sich eine weitere Kiste, die allerdings auffälliger beschriftet war. Die Siegel kennzeichneten den Inhalt als auf dem Mars hergestelltes Produkt des Adeptus Mechanicus.
„Öffnen!“, befahl Krüger.
Weber schlug das Zeichen des Aquila und brach das Siegel des Maschinengottes, dass den Deckel der Kiste verschloss. Er wuchtete die schwere Abdeckung beiseite, dann machte er respektvoll für Krüger Platz, damit dieser selbst einen Blick in die Kiste werfen konnte.
Auf Öltüchern ruhten vier Plasmawerfer im Innern. Sie waren von einem Schema, das Krüger noch nie zuvor gesehen hatte, ausgesprochen kompakt im Vergleich zu den sperrigen Standardplasmawaffen. Das Metall der Waffengehäuse glänzte wie frischpoliert.
Kowalla hob mit ehrfürchtigem Gesichtsausdruck eine der Waffen aus der Kiste und wog sie prüfend in Händen. „Sie... sie ist ganz leicht, Hauptmann.“, murmelte er irritiert.
„Diese Wilden haben keine Ahnung, was für einen Schatz sie hier haben.“, bemerkte Weber. „Die besten Waffen, und sie wissen es nicht zu würdigen. Es ist eine Schande.“
„Legen sie die Waffe zurück, Kowalla, und verschließen sie die Kiste wieder.“, befahl Krüger, dann wandte er sich an die übrigen Männer. „Schaffen sie sämtliche Waffenvorräte in unsere Räumlichkeiten hinüber. Wenn Iolaos Männer nichts damit anzufangen wissen, dann sollten zumindest wir dieses Geschenk des Imperators einer würdigen Nutzung zuführen.“
Die Stabsgefreiten salutierten und begannen, Krügers befehl auszuführen, während Krüger die Kammer kurzentschlossen verließ und in Richtung der Mannschaftsquartiere über den Hof ging. Er hatte eine plötzliche Idee, die Iolaos wohl schier zur Weißglut treiben würde...
Er freute sich in Gedanken schon auf die Reaktion des kalopulosischen Hauptmanns, als ihn lautes Wiehern und das Trappeln von hufen auf steinernem Boden innehalten ließ. Vor den Stallungen, in denen die Soldaten des Todeskorps einquartiert waren, drängten sich mehrere Dutzend der Männer und starrten die großen, schlanken Pferde an, die eine Gruppe von Iolaos Männern aus einem anderen Stall an den Zügeln auf den Hof hinaus führten. „Pferde!“, hörte Krüger die Soldaten rufen, in einem glücklichen, fast euphorischen Tonfall. „Pferde!“
Wirkliche, echte Pferde, dachte auch Krüger. Daheim auf Krieg hatte man ihn auf der Akademie das Reiten auf den bionisch modifizierten Kriegsrössern gelehrt, so wie es sich für einen Offizier geziemte, doch seitdem hatte er kein Pferd mehr zu Gesicht bekommen. Das 43. hatte keine eigenen Reiterverbände, weil es von vornherein als infanteristisches Regiment mit eigenen Panzer- und Panzergrenadierkompanien konzipiert worden war. Viele der Männer spotteten insgeheim darüber und bezeichneten es als schlechtes Omen, dass ein Regiment von Krieg ohne Todesreiter in den Kampf zog, wo Pferde in der Kultur Kriegs doch Glücksbringer waren, die letzten Überbleibsel einer völlig zerstörten Vergangenheit. Krüger selbst hatte es immer als Aberglauben abgetan, auch wenn er Pferde als true und kluge Tiere schätzte. Jetzt aber war er einfach nur froh über den Anblick, ganz so wie seine Männer. Lächelnd schlenderte er die letzten Meter zu den Soldaten hinüber.