Freiherr zu Copy und Paste¹

Es ist eben für mich als Nichtjuristen und ohne Zeit und Lust die gesamte Arbeit zu lesen - die ich vermutlich auch nicht gut genug verstehen würde um sie einschätzen zu können - echt schwer, zu sagen ob die plagiierten Stellen für die Arbeit wesentliche Highlights sind, oder quasi im definitorischen Nebenpalaver auftreten.

Zu der Zeit, als die Arbeit geschrieben wurde, ich nenns jetzt mal die 'prä-google-Zeit, da musste man kaum Angst haben, dass solche Passagen überhaupt auffallen würden.
Ich würde sogar mal die Vermutung anstellen, dass keine Arbeit ohne fremde Gedanken auskommt, und nicht viele, speziell aus der Zeit, ohne fremde Worte.

Heute fällt das dann auf, es gibt extra Suchprogramme dafür, und Gutti fällt nun auf die Schnauze. Zu Recht, denn abgeschrieben hat er ja. Hab ich aber auch, und alle Kommelitonen die ich kenne und kannte. Wir waren uns nur schon der Existenz von Suchmaschinen gewahr, und haben eben Sätze in Büchern gelesen, und in eigenen Worten wieder hingeschrieben.
Auch nicht grade genial, aber ne Doktorarbeit kann nicht nur aus Genialitäten bestehen - fast alles wirde schonmal gesagt und geschrieben, nur eben noch nicht von jedem.

Ich fands immer höllisch frustrierend, diese ganzen Füllseiten vor und nach dem eigentlichen Thema vollmachen zu müssn, damit der Doc oder Prof zufrieden ist, und man n gewisses Volumen in der Arbeit hat. Man kann aber einfach nicht alles, was am Thema hängt neu definieren, und schon garnicht anders definieren als andre das gemacht haben.
Also holt man sich n Buch, checkt was wichtig ist, versteht idealerweise was da steht, und gibt es wieder. Nur das eigentliche Kernthema sollte idealerweise ja so gewählt sein schon von der aufgabe her, dass es nix gibt, aus dem man genau abschreiben kann - denn genau genommen sollte das ja was sein, was noch keiner gemacht hat, oder zumindest nicht auf die selbe Art gemacht hat... oder beschrieben hat.

Da kann man sich türlich auch die Frage Stellen, ob es für die vielen Millionen Studenten, die jedes Jahr ihre Abschlussarbeiten schreiben, überhaupt hinreichend eigenständige Themen gibt - die ja aber auch wieder nicht so abgehoben sein dürfen, dass man dafür 10 Jahre, n Forschungslabor, und einen IQ von 165 braucht.

Das ist nunmal die wissenschaftliche Arbeit an Unis. Zusammentragen, werten, lesen, verstehen, filtern, Zusammenhänge herstellen, suchen, und sich so sein Thema erschliessen.

Und das soll die Uniausbildung ja auch leisten: Leuten bescheinigen, dass sie auf einem speziellen Gebiet innerhalb ner gewissen Zeit selbstständig und unter Nutzung sinnvoller Quellen ein Thema erarbeiten können, sich Verständnis erarbeiten können, und das alles in ner Form wiedergeben können, mit der man was anfangen kann.

Wenn jeder Doktor oder Ingenieur etwas WIRKLICH neues entwickeln müsste um als solcher anerkannt zu werden... dann hätten wir echt wenige Akademiker, das kann ich euch versprechen. 😉

Genug zu Redeschwall.
Für Gutti heisst das Ansehensverlust (der umso kleiner ausfallen dürfte, umso eher er nun mal sein gesicht in die Kamera hält und sagt: Ja, ich habe ein paar Sätze abgeschrieben, sorry), und ob der Rest der Arbeit dann immernoch n Doktortitel wert ist - das vermögen per Prinzip nur die Juraprofs in Bayreuth zu sagen.
 
Es ist halt schwer, wo man die Grenze zieht ab der man nicht mehr von
einer versehentlich vergessen Fußnote spricht, sondern von Vorsatz.

Die Dissertation von Herr Gutenberg muss halt nach den gleichen
Standards beurteilt werden wie jede andere Dissertation, bei der so
etwas entdeckt wird auch. Wenn man da ab der fünften fehlenden
Fußnote von Vorsatz spricht, so muss das bei ihm genau so sein.

Trotzdem bin ich etwas darüber verwundert, das ihm da solche Fehler
unterlaufen sind. Wenn ich als Politiker und Mitglied des Bundestages,
was er zum Zeitpunkt der Abgabe seit glaub ich 5 Jahren war, eine
Dissertation einreichen würde, dann stände die x-fache Kontrolle dieser
Punkte ganz oben auf meiner ToDo-Liste. Den gerade in so einer
Position des öffentlichen Lebens muss ich davon ausgehen, das meine
Diss deutlich häufiger gelesen werden wird, einfach aus reinem
Interesse. Die Diss von Frau Merkel wird sicherlich nicht von 90% der
Leute wegen der wissenschaftlichen Relevanz gelesen, sondern
wegen des Namens auf dem Einband.

Und wenn ich davon ausgehe, das meine Diss überdurchschnittlich
häufiger gelesen werden wird, dann muss ich auch davon ausgehen
das die Chancen steigen, das enthaltene Fehler entdeckt werden,
was mich politisch angreifbar machen würde.
 
Die Arbeit ist 2006 eingereicht worden. Prä-Google trifft es da wohl nicht
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. Schon peinlich.

Seine Professoren sollten eigentlich auch Software benutzen um ihn zu kontrollieren. Darum bin ich so verwundert, dass es jetzt erst auffällt.
Wir haben schon bei normalen Arbeiten aufn Deckel bekommen.
 
Genau deswegen wird auch nichts passieren. Der Doktorvater wird sich wahrscheinlich selbst einen Persilschein ausstellen, bzw. die zuständigen Stellen der Uni. Alles andere wäre ja ein Eingeständniss, dass etwas ganz krass schief gelaufen ist. Da wurde ja nicht aus irgendwelchen obskuren Offline Quellen zitiert, sondern Dinge, die durch eine einfache Google Suche leicht zu finden sind.
 
@ Anastasius_Focht: diese dreckigen Kommunistenschweine. Erfinden eine Zeitmaschine und nutzen die dann - statt z.B. zur Erringung der Weltherrschaft - dazu, dem wiedergeborenen Jesuskindlein eins reinzuwürgen, indem sie Passagen aus dessen Doktorarbeit in Artikel einarbeiten, mit denen sie dann in der Zeit zurückreisen, um sie zu veröffentlichen, bevor der Heiland seine Dissertation überhaupt begonnen hat... perfide Bande, das.

Wenn ihr mich fragt, sehen die Passagen die sie bisher gefunden haben wirklich eindeutig abgeschrieben aus, das passt ja einfach mal Wort für Wort.
Eben nicht mal das - da wurde dann auch mal minimal an einer Formulierung gedreht oder eine Zeitangabe aktualisiert. Da zieht dann auch die Ausrede, dass ein Zitat nicht ausreichend kenntlich gemacht worden sei, nicht mehr so wirklich...

Ich bin jetzt auch gespannt, wann die Schuld nun doch auf Assistenten geschoben wird, die bisher laut Versicherung durch den Freiherrn ja angeblich gar nicht am Entstehen der Arbeit beteiligt gewesen wäre... letztlich sind bei ihm ja immer irgendwelche Untergebenen schuld.

Allerdings denke ich ähnlich wie Vovin auch nicht, dass die Konservativen um ihren Heilsbringer bangen müssen. Der mit der Untersuchung Beauftragte Ombudsmann saß schließlich ebenfalls in der Prüfungskommission, welche die Doktorarbeit mit "summa cum laude" durchgewunken hat - an der Uni, an der etliche Köpfe rollen müssten, wenn sich da tatsächlich schwerwiegende Unregelmäßigkeiten herausstellen sollten. In Bayern. Eine derart absurde Ausgangssituation hätte auch Dürenmatt nicht besser zu Papier gebracht. Und das Aussitzen von Krisen lernt man in der Union ja sowieso schon vom ersten Mandat an. Sicherheitshalber gibts dann halt demnächst von einer anderen Uni einen Doktorgrad honoris causa, dann ist der Drops sowieso gelutscht.
 
Ich fragte mich auch gleich, wie so etwas passieren kann.
Ich meine es müsste doch auffallen wenn es korrigiert wird.
So sehe ich das auch. Wenn sowas nicht sofort bemängelt wird, ist´s
mMn ein Fehler des Notengebers.

Andererseits: Wer setzt sich schon hin und prüft Satz für Satz, ob´s nicht
schonmal woanders benutzt wurde?

Für mich ist das alles Krimskrams.
 
Eigentlich gibts da Software für.
Die sucht im Prinzip Satz für Satz in diversen Archiven, obs da allzu deutliche Übereinstimmungen gibt.

Wenn man das benutzen würde, wärs direkt aufgefallen.
Das Problem ist, das dabei aber eben auch alle Sachen gefunden werden, die
korrekt zitiert worden sind, denn diese sind ja eben auch vom Wortlaut her
exakt gleich.

Also muss man eine Software haben, die zusätzlich erkennt, ob eine Text-
stelle nicht nur identisch ist, sondern auch ob diese korrekt zitiert wurde,
und ich weis nicht ob diese Programme das leisten.
 
Von einem "mittelschweren" Plagiatsvorfall kann nach bisheriger Kenntnis allerdings schwerlich die Rede sein, angeblich sind bereits jetzt 20 Stellen bekannt geworden, darunter eine direkt in der Einleitung und eine, die sich wortwörtlich (!) über fast eine ganze Seite erstreckt (s. hier). Manches davon ist dann noch im Literaturverzeichnis aufgenommen worden, ohne dass es im Textfluss als Zitat kenntlich gemacht worden wäre, anderes wurde stillschweigend übernommen.

Ob und inwieweit die Angabe von Quellen überhaupt (wissenschaftliche) Norm sein sollte (ich erinnere da mal an den Hegemann-Fall, der sich immerhin zu einer ausgewachsenen Debatte in den deutschen Feuilletons entwickelt hatte, gerade in Bezug darauf, ob eine geschickte Collage, wie sie auch namhafte Literaten vom Schlage eines Büchners oder Thomas Manns betrieben haben, nicht auch von einer besonderen Qualität sei), spielt ja bei der konkreten Auswertung keine Rolle. Ich bin mir ferner sicher, dass die bisher entdeckten Textbausteine nur die Spitze des Eisbergs sein können, und deren Ausmaß ist schon erdrückend genug. Glücklicherweise (für Guttenberg) nehmen derartige Prüfverfahren eine sehr lange Zeit in Anspruch, das wird wahrscheinlich schon bald aus dem medialen Licht verschwinden.
 
Wenn ich mich nicht verzählt hab werden auf Guttenplag 49 Stellen angezeigt, bei denen ein Plagiatsvorwurf besteht. 😱

Edit sagt:
Das kann man so unterzeichnen: (Zitat von guttenplag.wiki.com)
"Sehr geehrter Herr Bundesminister Dr. zu Guttenberg,



angesichts der in diversen Pressepublikationen dokumentierten zahlreichen Stellen in Ihrer 2009 erschienenen Dissertation, die für jeden erkennbar [naja, nicht für alle 🙁 anders formulieren? --PlagDoc ] Plagiate im urheberrechtlichen Sinne [würde ich weniger juristisch formulieren -- Petster] [wie wärs denn mit "die deutlich erkennbar Plagiate darstellen"? --BD] darstellen, scheint es uns geboten, Sie zu einer öffentlichen Erklärung aufzufordern, wie es zu der umfangreichen, beinahe oder in Gänze wörtlichen Übernahme von Passagen verschiedener Texte anderer Verfasser ohne Hinweis auf deren Autorenschaft gekommen ist. [bisschen lang für einen ersten Satz, finde ich, --PlagDoc]

Das öffentliche Interesse, das den in diesem Zusammenhang gegen Sie erhobenen Vorwürfen entgegengebracht wird, erscheint uns aufgrund Ihres Amtes und Ihres gesellschaftlichen Ansehens berechtigt. Besorgt stellen wir fest, welches Bild in der Öffentlichkeit darüber zu entstehen droht, auf welche Weise in unserem Land wissenschaftliche Anerkennung und akademische Titel zu erlangen sind.



In aller Eindeutigkeit erklären wir daher, dass die Anerkennung einer wissenschaftlichen Leistung die Offenlegung der benutzen Quellen und korrektes Zitieren voraussetzt und jede bewusste Abweichung von diesem Grundsatz nicht zuletzt einen Verstoß gegen das wissenschaftliche Ethos darstellt.



Im Interesse der Aufrechterhaltung der Wissenschaftskultur und zur Abwendung von weiterem Schaden für das Bild bzw. Ansehen der Wissenschaft in der Öffentlichkeit bitten wir Sie daher um eine öffentliche Stellungnahme zu den im Raum stehenden Vorwürfen, die dem Sachverhalt gerecht wird."
 
Zuletzt bearbeitet:
Ob und inwieweit die Angabe von Quellen überhaupt (wissenschaftliche) Norm sein sollte
Es spielt schon eine Rolle, vor allem, weil es wissenschaftlich gar keine Diskussion gibt. Was man zitiert, muss man auch als solches kennzeichnen, vor allem, wenn es wörtlich wiedergibt. Was Guttenberg gemacht hat, ganze Absätze quasi wörtlich wiederzugeben und nur etwas umzuformulieren, ist noch ein größeres NoGo. Die einzigen Grauzonen gibt es, wenn man etwas nur inhaltlich wiedergibt. Da ist es dann eine Abwägungssache ob man sich auf einen anderen Text bezieht, oder es schon primär eine eigene Leistung ist. Aber das trifft auf alle hier genannten Fälle nicht zu. Da ist es ganz eindeutig unwissenschaftlich. Jeder Bachelor-Student würde dafür sofort zwangs-exmatrikuliert werden.

Und Hegemanns Selfkill kann man nur schwerlich als wissenschaftlichen Text auffassen. Aber auch ihr Vorgehen ist ehrenrührig gewesen. Wenn schon Meshup, dann mit Angabe der Quellen.
Dass die Deppen aus dem Feuilleton sie weitgehend in Schutz genommen haben, liegt wohl eher daran, dass sie ihren Roman vorher in den Himmel gelobt haben und sich danach ungern korrigieren wollten. Vor allem, weil eine der Stärken des Buches angeblich die Authenzität war.

Aber wird Guttenberg bestimmt freuen, mit Hegeman in einem Atemzug genannt zu werden 😛

Besonders krass finde ich übrigens, dass Guttenberg seine Doktorarbeit mit einem nicht gekennzeichneten Zitat beginnt. Wer beginnt seine Arbeit denn schon abgesehen vom obligatorischen Sinnspruch, mit einem zitierten Text? Selbst wenns gekennzeichnet worden wäre, wäre das ganz schlechter Stil.

@ Abe:
Es reicht ja, wenn das Programm alle Textstellen ausspuckt, die ebenfalls in einer anderen Quelle auftauchen und der Doktorvater kontrolliert dann, ob alle diese Stellen korrekt markiert wurden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Von einem "mittelschweren" Plagiatsvorfall kann nach bisheriger Kenntnis allerdings schwerlich die Rede sein, angeblich sind bereits jetzt 20 Stellen bekannt geworden, darunter eine direkt in der Einleitung und eine, die sich wortwörtlich (!) über fast eine ganze Seite erstreckt (s. hier). Manches davon ist dann noch im Literaturverzeichnis aufgenommen worden, ohne dass es im Textfluss als Zitat kenntlich gemacht worden wäre, anderes wurde stillschweigend übernommen.

"Dann kann mans wohl als klassische Blödheit bezeichnen." ²

Wenn Blödheit jetzt aber ein Ausschlusskriterium für Politiker ist, wird es bald ziemlich leer im Bundestag. :cat:

Ob und inwieweit die Angabe von Quellen überhaupt (wissenschaftliche) Norm sein sollte (ich erinnere da mal an den Hegemann-Fall, der sich immerhin zu einer ausgewachsenen Debatte in den deutschen Feuilletons entwickelt hatte

Den Hegemann-Fall (von dem man deiner Meinung nach offenbar schon einmal gehört haben sollte 😉) musste ich jetzt erstmal recherchieren. Generell finde ich Abschreiben ohne es als solches zu kennzeichnen eine Unsitte, einen Roman weitestgehend abzuschreiben ist dann wohl einfach nur noch peinlich.

Im Bereich wissenschaftlicher Arbeiten besteht allerdings teilweise das Problem, dass man schon fast dazu genötigt wird, weil jeder Furz mit einer Quelle belegt sein muss.

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²Nuss, Capt., Beitrag 44, 17.02.2011
 
So wie sich das entwickelt, wäre ein heimlich gedreht Film, der ihn bei einem Puffbesucht in voller Action zeigt, nur PillePalle.

Mag sein, das die Prüfung so lange dauert, dass über andere Tagesthemen berichtet wird und die Doktorarbeit erst mal in der Versenkung verschwindet. Aber lasst mal den Obudsmann sein Ergebnis verlautbaren, dann is der Bock fett. 😀
 
Aber lasst mal den Obudsmann sein Ergebnis verlautbaren, dann is der Bock fett. 😀
Wohl eher nicht, siehe oben. Dann haben wir höchstens einen rehabilitierten Freiherr von und zu Strahle- und Saubermann (bis auf die Frisur) und die Stammtische der Nation gröhlen feierlich "wir haben's ja gesagt"...
 
@ eLute:
Deine Signatur ist in dem Zusammenhang sehr .... passend! 😀

@ Helveticus:
So wirds aussehen. Ihm wird keine Absicht unterstellt werden, er darf die Stellen nachzitieren und dann sein summa cum laude behalten. War ja alles nur ein bedauerliches Versehen. Und er ist ja auch kein unbedeutender Drittsemester, den man deswegen von der Uni wirft, sondern ein adliger Verteidigungsminister.
(außer es finde sich bis dahin derart viele Stellen, dass die Uni einfach nicht mehr wegsehen kann, ohne sich komplett zu blamieren. Aber beim Vorzeigefranken wird die Schwelle entsprechend hoch sein)
 
Zuletzt bearbeitet:
Es spielt schon eine rolle, vor allem weil es wissenschaftlich gar keine Diskussion gibt.
Da besteht auch keinerlei inhaltlicher Widerstreit zwischen uns, ich wollte nur die beiden Ebenen "Generalkritik zum wissenschaftlichen Arbeiten an sich" und "Kritik im jetzt laufenden Einzelfall" trennen, um Argumentationslagen, die auf ersterer Schiene laufen, sogleich zu entkräften. Es ist hier im Thema ja auch schon das Bedenken aufgekommen, dass man ohnehin nur schwerlich neue Formulierungen erbringen könne, was also eher auf eine Grundsatzkritik hinausläuft. Also nur ein Siegel gg. den Kasuismus.
Und Hegemanns Selfkill kann man nur schwerlich als wissenschaftlichen Text auffassen.
Ich wollte nur den Horizont etwas erweitern - darum ja auch das "wissenschaftlich" vor der "Norm" in Klammern -, dass das beileibe kein rein akademisches Streitthema ist, sondern auch die schönen Künste davon betroffen werden (und sogar in neuerer Zeit).
Ob die Inschutznahme nun vornehmlich "Selbstschutz" gewesen ist, möchte ich allerdings anzweifeln. Das mag im Einzelfall so stimmen, es hat allerdings auch genug Rezensenten gegeben, die das Werk vorher in höchsten Tönen lobten und das dann revidierten. Es geht wohl eher darum, nicht als "Nestbeschmutzer" zu gelten, weil man es zwar problemlos über sich bringt, Hegemann zu kritisieren, aber schwerlich den skrupulösen Ästhetenfeingeist überwindet, einem Thomas Mann dasselbe vorzuhalten, darum also die Breitbandverteidigung nach vorne.