WHFB Geschichten aus Bhagar

Ein Thema fürs Saurische gibbets schon, nur ist er irgendwie... an aller Interesse vorbeigeschliddert.
Ipi tlo-tlau-he. (Siehe hier!)
Dorthin könnwer das verlagern. Auf deine sonstigen Bemerkungen geh ich etwas später ein, nichts ist vergessen. Aber für alle anderen gehts weiter.

In diesem Papyrus hab ich im Wesentlichen die Reaktion Ptehers verändert. Begründung siehe an anderer Stelle.

XI. Papyrusrolle
Djola tat sich immer noch schwer damit, zu glauben, dass sein lidloses Gegenüber mit den hunderten nadelspitzer Zähne tatsächlich ein vernunftbegabtes Wesen war. Und doch, er konnte, in irgendeiner Form, Gedanken mit ihm austauschen, also konnte er es nicht verleugnen: die Echse konnte denken. Aber diese Zähne...
Insiči und er mühten sich gerade zu klären, wo die andere Echse das zweite Stück Stirnband hinbringen wollte – und vor allem, warum sie es geteilt hatten -, als von einer der drei anderen Grasmatten ein leises Stöhnen zu ihnen herüberdrang. Djola blickte zu seinen Männern – es war Raseth, der sich bewegte – und dann zurück zu Inzichi. Aber der war schon aufgesprungen und Richtung Stoffvorhang geeilt, ließ noch, als er zurückblickte, seinen Hautkamm kurz seitlich zucken und war dann aus dem Gebäude heraus.
Djola stand auf und erinnerte sich, dass er verwundet war. Während er mit der Echse „geredet“ hatte, war er abgelenkt gewesen und hatte den Oberkörper nur selten bewegen müssen, jetzt aber durchzuckte ihn der Schmerz. Als er dann stand, atmete er aus, wartete kurz und ging dann zu seinen Männern rüber.
„Raseth. Wach auf.“ Raseth wehrte sich gegen diese Störung, aber schlussendlich öffnete er die Augen. Er blickte still um sich und fragte dann mit schwacher Stimme: „Sind wir... in der Nachwelt?“
Djola lächelte. „Nein. Wir leben noch. Wir können noch große Taten vollbringen.“ Und fügte dann, nachdem er Raseths fragenden Blick sah: „Warte kurz, bis ich die anderen wecke.“
So weckte er die anderen zwei. Hekoph konnte sich einen schwachen Witz nicht verkneifen, und Djola musste traurig lächeln. Die Fragen, die sie hatten, waren die gleichen. Dass sie überlebt hatten, war gut, dass sie nur noch zu viert waren – nicht. Nicht zu wissen, wo die Pferde waren und wie viele von ihnen von den Echsen nicht umgebracht worden waren, war unangenehm.
Pteher blickte grimmig, als Djola erwähnte, dass den Echsen das Kupfer besonders gefiel und er glaubte, für ihren Kupferschmuck freizukommen. Er schwieg, und als Djola fragte:
„Unser Leben für unseren Schmuck. Ich sehe nicht, dass wir eine andere Wahl haben. Sind wir uns einig?“ Als Raseth und Hekoph bejahten, antwortete er nicht.
Djola blickte ihn an, trat auf ihn zu. Führte ihn weg von den anderen beiden, die es geschehen ließen.
„Pteher, mein Freund. Du siehst die Dinge anders als ich. Was stört dich?“
Pteher blickte seinen Anführer, den Fürst-Sohn an; spreizte die Nasenflügel.
„Nichts. Es ist... es ist... dass wir große Gefahren überstehen mussten, um uns diese Dinge zu verdienen. Sie sind Zeichen unseres Mutes, Zeugnis unserer Taten... und ich weiß, dass wir noch zu wenig vollbracht haben, um ruhmreich in die Nachwelt einzugehen... aber diese Dinge sind nicht einfach nur wohlgeformtes Metall, wie es es für diese Echsen ist, sondern es ist... ist ein Teil von mir, und ich möchte mich doch nicht selber aufgeben.“
Ptehers Stimme zitterte, als er bei den letzten Worten angelangt war. Djola fasste ihn an den Schultern.
„Sieh mich an. Nein, blick mir in die Augen.“
Er gehorchte.
„Was du hier weggibst, ist nur äußeres Zeichen von dem, was du in dir trägst. Du verlierst nichts. Verstehst du? Du verlierst nichts.“
„Ja... ja. Ich verliere nichts.“ Pteher wandte seinen Blick ab.
„Gut. Dann...“

Sie hatten all ihren Schmuck auf einen kleinen Haufen gelegt. Als Djola zum Eingang ging, hatten sich die anderen auf ihre Matten gesetzt und waren sichtbar angespannt, jetzt den Feind, der sie so fremdartig behandelte, tatsächlich kennenzulernen. Djola hörte schon das leise Glucksen von außen, als er den Vorhang langsam zur Seite schob, und sah dann das erste Mal wirklich, wo er war.
So viele Steingebäude! Sie waren lose verteilt, standen nicht so eng beieinander – oder waren gar zusammengebaut – wie die Häuser der Nehekhari, waren aus diesem braunen Stein und mit fremdartigen Glyphen verziert. Djola glaubte, auf einigen echsische Gestalten zu entdecken, aber er hatte nicht die Zeit weiterzuschauen. Denn zwischen den Häusern wuselten die kleinen Echsen umher, trugen Schriftrollen und Essenskörbe, Grasbündel und Wasserkrüge, manche waren mit Federn geschmückt, andere mit bronzenem Schmuck, und überall sich bewegende Hautkämme und das Schnalzen und Glucksen – das war eine echte Echsenstadt! Fürst-Sohn Djola, zukünftiger Herrscher und erster Reiter von Bhagar, der Bezwinger des Skorpionstammes, war so überwältigt von dieser so anders gearteten Kultur, dass er nur mit offenem Mund dastand und sich von den vielfältigen Sinneseindrücken blenden ließ. Und das haben diese vielzähnigen, lidlosen...?
Ein leichter Stups holte ihn aus seiner Entrückung zurück. Insiči – war es wirklich Insiči? Jetzt, wo er so viele dieser Rasse gesehen hatte, war er sich plötzlich nicht mehr so sicher – sie waren so gleich... Es war also wohl Insiči, der ihn mit schiefgelegtem Kopf und seitlich verdrehtem Hautkamm offensichtlich erwartungsvoll anblickte, den Stab in der Linken. Djola nickte, dann winkte er der Echse, sie solle kommen, ihm folgen, rein in das Gebäude.
Er sah die prüfenden, neugierigen und etwas ängstlichen Gesichter von Hekoph und Raseth, und er sah das besorgniserregend ausdruckslose Gesicht von Pteher. Die Echse – ja, doch, Insiči – stellte den Hautkamm so hoch, wie Djola es bisher noch nicht gesehen hatte, als sie all die Kupfergegenstände sah. Die anderen Menschen beachtete sie nicht.
An Djola gewandt fragte sie, immer noch erregt: „šaqqu̯e·tɬeq i·pi čišotɬaltɬali·xče?"
Djola versuchte durch raumgreifende Gesten klar zu machen, dass der Schmuck und sie, die vier Menschen, gleichwertig sind, dass die Echsen es alles nehmen und sie dann gehen lassen sollen. Wenn die Echse ihn richtig verstand, freute sie sich darüber, alles nehmen zu können – aber sie machte deutlich, dass die vier nicht gehen durften.
Djola hört das missbilligende Brummen Ptehers, drehte sich aber nicht um. Er hörte, wie jemand aufstand und auf ihn zuschritt, hörte die anderen ebenfalls aufstehen, sah Insiči dastehen, angespannt, zum Angriff bereit, den Hautkamm an den Kopf angelegt, und seine Zähne zeigend.
„Seid still... geht zurück. Sofort.“
Sie mussten ihm gehorcht haben, denn langsam schien sich Insiči zu entspannen. Da erst wagte er, den Kopf leicht zu wenden und Pteher missbilligend anzuschauen. Die Augen der drei ruhten auf Pteher, er bemühte sich aber, sie zu ignorieren und sich gleichgültig zu geben, musste aber innerlich wohl sehr leiden, als auf einen Ausruf von Insiči vorsichtig einige andere Echsen den Raum betraten und anfingen, die Schmuckstücke wegzutragen.




Ach ja, wir nähern uns dem Ende. *schluchz*
 
Zuletzt bearbeitet:
Schade eigentlcih dass es nur eine Wiederholung war (eine veränderte, wohlgemerkt).
Hatte schon ganz vergessen, dass noch ein paar Papyrusrollen ausstanden. Irgendwie blöd, wie viel schwerer es ist, etwas geschriebenes zu sinnvoll zu verbessern(oder gar neu zu schreiben), als was neues dazuzuschreiben.
Was?!?! Das Ende? Oh oh 🤔 🙁
Und ich dachte da fängt es grad erst an.
Sehr schön beschrieben fand ich die Überredung von Pteher (ich les als erstes irgendiw eimmer Peter), auch wenns ein bisschen klischeehaft war:
"Es ist nur ein äußeres Zeichen von dir."
Trotzdem sehr gelungen.
Weiter so 😉 (aber ohne Ende bitte 🙄 )

@Saurisch: Hast du da noch ein wenig mehr in den pdfs oder ist das gleiche wie im link? Die haben dich da aber wirklich nicht allzu sehr überstürmt... Dummerweise verschwinden aber im Echsenforum eh alle Threads so schnell
 
@Huanloq:
Retconning ist bei Serien und Comics das nachträgliche Uminterpretieren früher geschehener Tatsachen. Das is diese leidige Phänomen, dass z.B. eindeutig tote Personen doch irgendwie unter nem Trümmerstück überlebt hatten oder es nur ein Klon war, der da gestorben ist, aber auch anderer Kleinkruscht.

Zqinq: das ist so n Punkt, wo du eindeutig ne sehr andere Vorstellung hast als ich. Ich sag mal: es gibt von den Zqinq solche und solche, und ich beschreib doch eh nur die degenerierten Südland-Echsenmenschen, wo vielleicht die Brutteiche etwas beschädigter sind und die Zqinq nicht so totalitär 😛
Wär dann gespannt, wie du deine Zqinq in deinen Geschichten darstellst.

Mit dem Sternchen kann ich leben. Ich glaub, man verstehts au so.

@all

Natürlich gehts zu Ende. Ich schreibe Kurzgeschichten, mit Goethe „unerhörte sich ereignete Begebenheiten“ (+Kultur 😉; ach, ich liebe es), keine Romane. Aber das bleibt ja nicht die einzige, ich hab noch drei größere Handlungsbögen zu verschiedenen Zeiten und viele Einstreusel. Arbeit ja in nem Zeitraum von 1100 Jahren (wie schon mal erwähnt), und das gibt mir dann viel Gelegenheit, den Wandel der Kultur zu beschreiben, und selbstverständlich kommen diese Charaktere hie und da in Erzählungen, Mythen und Märchen vor. Freudiges oder auch nicht ganz so freudiges Wiedersehen garantiert.

Aber natürlich freuts mich, das ihr so begeistert dabei seid.

Ach ja, eins noch: „Djola von Bhagar“ spielt -2700 IC, „Der Letzte“ -1885 IC. Werd ich fortan immer angeben, wo ichs weiß; bei „Anheteps Bad“ z.B. weiß ichs nicht.
 
Übrigens lern ich bei Kulturanthropologie nichts mit Sprachen. DAS lern ich Finnougristik.

XII. Papyrusrolle
Der Narr! Warum nur? Hatte er gemusst? Nein! Doch. Der Narr! Djolas Gedanken schwirrten in verzweifeltem Wahn im Kreise. Hier ritten sie auf den letzten der starken Pferde, waren vor den Echsen geflohen...
Pteher war in der ersten Nacht verschwunden. Sie hatten das nicht bemerkt, hatten sich zu sehr bemüht gehabt, den verletzten Stolz in seinen Augen nicht wahrzunehmen. Erst, als die Echsen laut schnatternd, schnalzend und glucksend ihre vorläufige Behausung betreten hatten und den Leichnam Ptehers mit sich führten, erregt gestikulierten und scheinbar Drohworte ausstießen, war Djola die bittere Konsequenz seiner Taten bewusst geworden. Bitter darum, weil es unvermeidlich war. Wäre Pteher nicht so töricht gewesen...
Sie hatten gewartet, bis Nachricht von diesem Talakhselan Selatsamundi kam, was dann auch geschehen war, aber sie erlebten die Tage in nervöser Anspannung, und auch die Echsen, allen voran Insiči, waren ihnen nicht mehr allzu freundlich gesonnen. Besonders diese Verschlechterung des Verhältnisses zu Insiči ärgerte Djola und stimmte ihn gleichzeitig traurig, denn er war sehr begierig geworden, mehr über diese Wesen zu erfahren, die so anders zwar waren, aber so mächtig doch.
Cuaceq war auf einer großen, wild aussehenden fliegenden Echse zurückgekommen, die Hälfte von Djolas Stirnband immer in seinen Fingern, als hätte er sie in all der Zeit nie aus der Klaue gegeben. Dass Djola fähig war, zu sagen „Ah, ah,... Kwakeck tsowock!“, erfüllte ihn nicht mit der Freude, wie er glaubte, dass sie ihn hätte erfüllen müssen. Ku̯akeq übergab der federgeschmückten Echse eine Schriftrolle, und die schien sich aufzuregen – soweit das Djola inzwischen beurteilen konnte -, aber auch zu resignieren. Insiči hatte darauf bald erklärt:
slacamūndite·he tala·xslan u̯a kečitte·šqu̯a, qu̯e nalu̯aqoi̯qu̯e·tɬeq čiboru̯a·šl̥"
Das Wesentliche schien im Wort „kwetseck“ zu liegen, und es dauerte seine Zeit, bis Djola begriff, dass die Echsen handeln wollten. Auf ihre sehr persönliche, beinahe schon intime Verständigungsart machte ihm Insiči klar, dass sie gehen durften, ihre Pferde erhielten und gab ihnen die Sachen, die die Echsen als Tauschobjekte für Kupfer bereit waren zu geben. Djola blickte nur oberflächlich in die Beutel, sah Gewürze und dergleichen, seine Neugier war bei Weitem nicht so ausgeprägt wie sein Wille, die Echsen nunmehr zu verlassen. Es war schon merkwürdig, dass die Tatsache, dass sie fünf seiner Krieger überfallartig getötet hatten, ihn weniger an ihrer Menschlichkeit verzweifeln ließ als die Tatsache, dass sie den fliehenden Pteher erschlagen hatten. Und obwohl die Echsen sie gehen ließen, obwohl er den Echsen Kupfer bringen sollte, Handel treiben sollte, floh er, denn Djola, Fürst-Sohn von Bhagar, hatte nicht vor, je wieder zu den Echsen zu reiten.

Hekoph blickte lange während ihres Rittes seinen Freund an, ohne dass der den Blick erwiderte. Wie verbissen Djola doch war, während ihm der Wind während ihrer großen Hatz die Strähnen umherflattern ließ, sein scharfgeschnittenes Antlitz gegen die vorbeiziehende, verwaschene Grüne der Savanne, die sie durchquerten. Mit zusammengekniffenen Augen und zusammengepressten Kiefern blickte Djola in die Ferne, wo Bhagar noch eine Weile nicht zu sehen sein würde, und versuchte wohl, nicht nachzudenken.
Hätte er Hekoph angeschaut, er hätte gesehen, dass das Stirnrunzeln seines Freundes verriet, dass seine Sorge um Djola größer war als der durchaus in nicht geringem Umfang vorhandene Ärger über die Echsen, die Djola so viel besser zu verstehen und... zu bewundern schien. Zumindest hatte er es für kurze Zeit getan.

Ein sanfter Windhauch ließ das hüfthohe Gras der Savanne rascheln, wo vor kurzer Zeit noch die drei Reiter vorbeigeprescht waren. Man hätte sie noch als eine kleine Staubwolke in der Ferne ausmachen können, aber die Streifenantilope, die nun wieder friedlich im gleichmäßig wogenden Grasmeer weidete, kümmerte sich nicht darum. Sie konnte nicht ahnen, dass die Friedlichkeit dieses Landstriches bald schon für lange Zeit verloren gehen würde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie immer sehr schön. Ist das das Ende? Von dem Antilopenzeugs her zu schliessen ja schon, aber der ganze Konflikt in Djolas Heimatstadt ist ja auch noch sehr offen (und für nen richtiges offenes Ende fehlt auch noch die Spannungsklimax). Schreib also weiter!
Nun zur direkt bezogenen Kritik:
Zumindest hatte er es getan für kurze Zeit getan.[/b]
Ich glaube dass siehst du selbst 😉
MfG
Huanloq

P:S: Sternchen?
 
Die Antilope ist auch nur kurzfristig reingekommen. Ich bin mir nicht ganz sicher, obs sinnvoll ist, sie drinzubehalten, aber vom Gefühl her schon n bisschen, weil wir als Leser diesen Landstrich n Weilchen nicht mehr persönlich besuchen werden, ist also sowas wie n Abschied von dieser Savanne. Wenns die Gesamtkonzeption stört, kommts raus.

Uuuuuund...


XIII. Papyrusrolle
Hier standen sie auf dem Götterwort: Nahab, Fürst von Bhagar, den muskulösen Oberkörper entblößt, nur in einem Lendenschurz, die fürstliche Klinge in der Rechten, und ihm gegenüber Ho-Refer, sein Erster Krieger, sein treuer Diener, mit der geweihten Klinge des Sokuth, die ihm Chnesmet, Hohepriesterin der Nachwelt, gerade überreicht hatte. Der sterbende Himmelsskarabäus tauchte die zwei Männer, die versammelten Menschen, den Platz vor dem Tempel, ganz Bhagar in ein blutrotes Licht, und es herrschte die Stille vor dem Tod.
Chnesmet hob langsam die Hand.
„Mögen die Götter entscheiden.“
Sie standen sich immer noch gegenüber, hatten sich nicht gerührt, suchten die Augen des Anderen, baten sich in aller Stille gegenseitig um Verzeihung. Sie wollten das nicht, aber sie mussten. So wollten es die Götter.
Nahab tat endlich einen Schritt und stach zu, aber Ho-Refer wich aus. Die beiden Männer waren gleich stark, wollten es sein, ließen nicht zu, dass der eine die Oberhand über den anderen erhielt. Sie wollten sich nicht töten, obwohl sie wussten, dass der Augenblick kommen musste, aber sie taten doch ihr bestes, diesen tödlichen Augenblick so weit es ging hinauszuzögern. Wenn der eine in der Hitze des Gefechts heftiger drängte, zog der andere nach, und wenn der eine eine Schwäche zeigte, so zügelte sich auch der andere. Lange umkreisten sie sich, lange krachten die Klingen gegeneinander, kupfern funkelnd ihre schweißbedeckten Leiber im Lichte des Himmelsskarabäus. Zwei standen sich hier gegenüber mit gedämpfter Kraft, angespannt wie zwei einander umkreisende Löwen, und wollten nicht entscheiden.
Den beiden Kämpfenden fiel es so nicht sofort auf, aber irgendwann bemerkten auch sie, dass die gebannt und schweigend starrende Menge nicht mehr schwieg, sondern erregt flüsterte und auf einen Punkt in der Ferne deutete, und für einen Augenblick sah Nahab auch auf die Hohepriesterin, deren Hände geballt waren, ihr Blick ebenfalls in die Ferne auf die langsam wachsende Staubwolke gerichtet, ihr Gesicht undeutbar. Ho-Refer und er kämpften weiter, langsam, bedächtig, angespannt und höchst aufmerksam.
Nahab holte aus.
„Vater! Wen streitest du? Vater!“
Er hörte die Rufe, erkannte die Stimme des Rufers. Sein einziger Sohn, das einzige, was ihm etwas auf dieser Welt bedeutete, war nicht verloren, er war hier, er war wohlbehalten!
Doch mit Grausen schnitt die Klinge durch seine Freude, geführt von seinem Ersten Krieger, der ihn mit von Entsetzen geweiteten Augen anstarrte. Ho-Refer hatte nicht erwartet, dass sich Nahab umdrehte, er hatte nicht erwartet, dass er ihm in die Klinge schritt, er hatte den tödlichen Hieb nicht setzen wollen!
Mit einem Röcheln fiel Nahab, Fürst von Bhagar, im Augenblick seiner größten Freude auf die Knie, ließ die fürstliche Klinge fallen und blickte seinen Mörder an, blickte die Hand an, die die Klinge gegen ihn geführt hatte, blickte die Hohepriesterin an. Sie lächelte.
Er spürte, wie die Geiergeister, die Seelenträger, seinen Geist aus seinem Körper pickten, spürte, wie ihn seine Kräfte verließen, wünschte sich, dass ihn sein Sohn noch erreichte, bevor er dieses erste Leben verließ und in die ewige Verdammnis nach dem Leben eintrat, das aber gönnten ihm die Götter nicht, und er starb mit einem verzweifelten Gesicht.
Nahab, Fürst von Bhagar, war in die Unterwelt eingegangen.

„Nein!“
Djola war, als er nah genug gekommen war, von seinem geschundenen Pferd gesprungen, und die Menschen hatten ihm bereitwillig Platz gemacht, wie er weinend und schreiend auf den Platz vor den Tempel der Nachwelt lief, wo stumm der Erste Krieger seines Vaters neben dessen Leiche stand und auf ihn herabblickte. Er wollte es nicht wahrhaben, dass er zu spät kam, dass in dieser kühlen, dunklen Nacht alles zu Ende war, dass das bittere Schicksal ihn auch hierhin verfolgte, er wollte einfach nicht. Aber das Blut seines erschlagenen Vaters, das bereits in den lehmig-sandigen Boden gesickert war und nur noch einen dunklen Schatten unter seinem reglosen Körper bildete, war unerbittlich und ließ sich nicht wegwünschen, ebensowenig wie die Blicke des Ersten Kriegers, der ihm zu sagen wollen schien: 'Ich habe das nicht gewollt, es ist einfach geschehen.' Und das von diesem Mörder! Wie konnte er es wagen! Aber ... war nun nicht er, Djola, Fürst von Bhagar? Er war, und er würde entscheiden. Traurig zwar, dass er in dieser Angelegenheit entscheiden musste, aber hatte ihm sein Vater, oh der gütige, nicht oft genug eingeschärft, immer hart zu bleiben? Er hatte, und er sollte stolz auf seinen Sohn sein.

Ho-Sekh schluchzte leise, auf seinen Schüler Quoph gestützt, als er ansehen musste, wie geschah, was geschehen musste. Er sah die Erkenntnis in den Augen seines Bruders, als dieser bemerkte, dass er den Mann erschlagen hatte, dem er den Ewigen Dienst, die Treue in diesem und im nächsten Leben geschworen hatte, konnte die Leere nachfühlen, die seinen Bruder ausfüllen musste, und sah, wie der zurückgekehrte Fürst-Sohn, dessen Rückkehr für dessen Vater gleichbedeutend war mit dem Tod, nicht weinend an Nahabs Leichnam niederging, sondern leidend zwar, aber stark Ho-Refer vor die Wahl stellte:

Tod oder Verbannung.

Und Ho-Sekh kannte seinen Bruder, wusste, wie er sich entscheiden würde: Verbannung. Denn so groß war die Ehre in diesem Mann, dass er eher in Schande der Stadt und dem Fürst-Sohn diente, als aus Feigheit vor seinen Fehlern zu sterben, und Ho-Sekh war stolz, sein Bruder zu sein. Es schrie seine Seele zu den Göttern, als Ho-Refer im selben Augenblicke, da die Verbannung gegen ihn ausgesprochen wurde, sich auf den Weg machte, erhobenen Hauptes die Stadt verließ, dem aufgehenden Monde entgegen, und Ho-Sekh blickte ihm ebenso nach wie Djola, Fürst von Bhagar, an dessen Seite die Hohepriesterin Chnesmet stand und seine Hand hielt. Die Gestalt des gefallenen, aber wahrhaften Ersten Kriegers verschwand langsam am Horizont, und mit ihm schwand der blutwahnige Dunst dieser traurigen Stunde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Naja, der Schluss weiss nicht zu gefallen...
Die eigentlich unrechte Verbannung hinzunehmen, passt in dieser Situation nicht zu dem großen Krieger, der voller Zorn darüber war, dass eben durch Djola seine Ehre untergraben worden war. Außerdem hatte er ihm noch nicht die Treue geschworen und er hätte auch - so fern es ihm auffiel - merken müssen, dass Djola ohne die kostbaren Pferde und nur mit der Hälfte der Männer zurückgekommen ist... sicherlich ist so etwas, in einer solchen Situation eigentlich belanglos, aber im Moment des Zornes....

naja, nehmen wir einfach an, Ho-Refer war so niedergeschlagen, dass er die Verbannung, so schmachvoll sie auch sein mochte, gern hinnimmt... allerdings ist dann wieder unpassend, dass Ho-Sekh so geschwollen über das Ehrgefühl seines Bruders spricht (oder besser: denkt), der sich dann ohne ein Wort der Widerrede geht...

Außerdem war das Ende ziemlich absehbar... der Schreibstil und der Kampf haben schon darauf aufgebaut... es hat irgendwie eine spannende Wendung gefehlt... aber naja gut, du wolltest es halt dramatisch machen.
...oder geht es vllt doch noch weiter?
 
Nunja also, die Motive der eigentlich bösen der Chnepner bleiben im Unklaren, genauso erhält sie "keine gerechte strafe".
Aber das wichtigste: Aus welchem Grund bezichtig sie den Fürsten des falschen Glaubens? Hab ich was überlesen?
Es ist zwar zweifelsohne schön geschrieben, aber zuviele Dinge bleiben offen. Die Emotien von Ho-Sekh werden nicht geschildert, es wird nur erklärt, wie Ho-Refer geht. Was wird er nun tun, wird er gegen die Priesterin Intrigen stricken, oder geht er mit seinem Bruder.
Djola hält die Hand Chnepners, muss ihm nicht klar werden, jetz wo der Schock überwunden ist was passiert sein muss? Es ist doch naheliegend, dass der stets treue Diener des Fürsten seinen Herrn nicht einfach umbringt? Wenn Ho_Refer und Ho-Sekh der Priesterin so wichtig sind, warum klärt sie das ganze nicht auf... hier wären wir wieder bei den ungeklärten Motiven... etc. eine Art Teufelskreis.^^
Du verstehst bestimmt was ich meine.
 
Allerlei Anmerkungen
Als Erstes möchte ich auf was eingehen, was all unserem Denken zugrunde liegt: die romantische Überhöhung des Individuellen; das hedonistische Streben, das eigene, persönliche Leben allem überzuordnen; die Neigung, das persönliche Glück als das Höchste anzusehen; die einzigartige, originelle Persönlichkeit. Aber: das ist nicht die Norm. Ein Großteil der Erdenbewohner der Vor- und auch der Jetztzeit hat andere Werte, hat andere Prioritäten: die Gemeinschaft, Gott/Götter oder eben andere übergeordnete Mächte, die größer sind als der Einzelne.

So also auch im prädynastischen Nehekhara: der Einzelne ist kein Individuum mit dem Recht auf persönliche Entfaltung, er ist kein unersetzbares Individuum. Er ist ein winziges Staubkorn im Angesicht der Naturgewalten, denen er hilflos gegenübersteht die meiste Zeit und der übermächtigen Götter, die Unvorstellbares bewerkstelligen können, wogegen sich der arme Ziegenhirt, der von Stadt zu Stadt zieht, eben winzig ist und Angst haben muss. Diese Mächte wollen gnädig gestimmt werden, ansonsten sie den Menschen einfach übergehen, ohne Rücksicht auf ihn walten. Wie eitel müsste der Mensch sein, der von der Welt verlangte, dass sie Rücksicht auf seine kleine, unbedeutende Existenz nimmt, mehr noch, anerkennt, dass er ein Recht auf Glück hätte! Die Götter würden ihn verlachen für seinen Wahn. Durch Selbsterniedrigung, durch stilles Dulden erreicht der Mensch das Wohlwollen der Götter, nur durch selbstauferlegte Pein macht er sie sich gewogen; nur, indem er sich ihnen selbst opfert, hat er das Recht auf eine einigermaßen geregelte Existenz.

Natürlich wird ziemlich viel von dieser Weltsicht verschwinden, allsobald Settra beginnt, Unsterblichkeit zu suchen, Städte zu erobern etc. Settra wird der Prototyp des selbstständigen Menschen, des Machers, der die Götter verlacht, weil er in sich selber das Wichtigste sieht. Viele werden ihn für wahnsinnig halten, für einen, der den Zorn der Götter auf sich herabbeschwört, aber sein Erfolg wird die Zweifler verstummen lassen: er wird sie töten lassen, oder sie sterben alle während seiner ~200 Jahre währenden Herrschaft. Durch Settra wird sich selbst der geringste Nehekhari als Schöpfer sehen, als einer, der die Götter herausfordern kann, der über den Prinzipien der Welt stehen kann. Gleichzeitig wird durch Settra diese ungesunde Psychose, diese Fixierung auf das ewige Leben in das kollektive Bewusstsein der Nehekhari gespeist, die es verhindern wird, dass ihr neu gewecktes Selbstbewusstsein, die Idee, dass alles machbar ist, in etwas anderes kanalisiert wird als in das Bemühen, alles für das ewige Leben vorzubereiten.

So.

Die Motivation Chnesmets: sie is ne Frau, darum ich ungern in sie hineinblicke. Ich als Kerl weiß nun mal nicht, wie Frauen ticken. Kleine Beobachtung: so ziemlich alle Hauptpersonen in den Geschichten hier sind männlich, nich war. Aber blicke in Pap. I: dort steht, dass Djola meint, sie würde ihm Avancen machen, die er lästig empfindet. Sie hat die Vision (Pap II), ob göttergesandt oder ihrem rauschmittelumwobenen Unterbewusstem entstiegen, sei dahingestellt, sie glaubt, dass geschehen wird, was ihr vermittelt wurde. Natürlich ein Gedanke: wäre sie Hohepriesterin geworden, wenn sie nicht einen gewissen Ehrgeiz gehabt hätte? Bedenke außerdem, dass sie die Einzige ist, die weiß, dass Djola zurückkehren wird. Alle anderen gehen zum Handlungszeitpunkt davon aus, dass er wohl verschollen ist. Betrauert werden worden wäre sein Verlust erst in ein-zwei Wochen.

Seit wann müssen die „Bösen“ in der Warhammerwelt bestraft werden? Seit wann werden die „Bösen“ in unserer Welt immer bestraft?

Ho-Sekh: Schicksalsergebenheit. Was angeordnet, das muss so geschehen. Noch stärker als sein Bruder sieht er den Lauf der Welt als unveränderlich; was die höheren Mächte beschlossen haben, was geschieht, steht ihm nicht zu, zu verändern zu versuchen, denn er ist nichts im Vergleich zu den Göttern. Er glaubt nicht von sich, das Recht zu haben, seine persönlichen Gefühle über den Willen der Götter zu stellen, darum wird er nicht Rache nehmen wollen, denn Chnesmet als Hohepriesterin der Nachwelt ist mehr göttlich, hat mehr Göttliches als er, auch wenn sie ihm als Person „Böses“ tut. Und dann: dass Ho-Refer die Verbannung, die sehr gerechtfertigt ist (er hat den Mann, dem er die ewige Treue geschworen hat, erschlagen; ganz gleich, warum. Nur die Tatsache zählt. Ich bin kein Jurist, darum kann ich nicht den genauen Tatbestand benennen, aber das prädynastische nehekharaner Rechtssystem schaut einerseits wenig auf die psychologische Motivation der Tat und ist andererseits tyrannisch: der Fürst hat Recht. Punkt.), so hinnimmt, hält So-Sekh für höchst konsequent. Ho-Refer hätte technisch gesehen schon viel früher ablehnen könne, hätte, als ihn Chnesmet benannte, ablehnen können, aber sie hat Autorität, sie ist göttliche Gesandte. Aus welchen Gründen sie das auch tut, ihr zu widersprechen ist schlecht fürs Seelenheil. Und es ist halt so: man macht das nicht.
Übrigens hätte Ho-Refer auch Tod wählen können, dann wäre er aber nur früher der Verdammnis anheimgefallen. So muss er noch einige Jahre ohne Ehre und in Verbannung leben, aber er kann in fremden Landen seinem Fürst und dessen Sohn dienen, indem er z.B. allein wilde Menschen erschlägt oder Händlern nach Bhagar als Leibwache dient. Darum ist Ho-Sekh so voller Bewunderung für ihn: weil Ho-Refer ein Leben gewählt hat, in dem er noch viel für seinen Fürsten wird leiden, ohne, dass es ihm je gedankt werden wird oder dass es seine sichere Einkehr in die Verdammnis verhindern würde. Weil Ho-Refer auf das verzichtet, was er noch rauskitzeln könnte, wenn er das System anzweifeln würde.

Das ist die Tragik: dass das System, die impliziten Regeln der Gesellschaft die Menschen zwingen, etwas zu tun, von dem sie wissen, dass es falsch ist, aber sie tun es trotzdem, weil gegen die Regeln der Gesellschaft zu verstoßen noch weitaus schlimmere Konsequenzen hätte.

Ich bin sehr zufrieden, dass du mit all dem hier nicht einverstanden bist, dich daran reibst, weil es zeigt, dass ich es geschafft habe, andere Wertmaßstäbe als die aktuell unseren zur Leitmaxime der Charaktere zu machen. Dass ihr Handeln wie das z.B. der Personen in isländischen Sagen (die ich persönlich sehr gern lese) verwirrt, weil stillschweigend im Werk von einem bestimmten Welt- und Menschenbild ausgegangen wird, das dann aber nicht mehr das spätere Leser ist. Das Handeln der Charaktere erscheint unverständlich und irrational, weil sie andere Ideale haben, andere Vorstellungen von dem, was Selbstverständlich ist. Eines der wichtigsten kulturanthropologischen Werkzeuge ist, die eigene Verstörtheit im Angesicht von etwas Fremden zu nutzen; es als Indikator für all das zu nutzen, was man für selbstverständlich hält. Allein, die eigene Weltsicht ist nicht die einzigem, die funktional ist; das Leben ist uneindeutig und bietet die Möglichkeit, auf vielerlei Weise interpretiert zu werden.
 
Mit notwendigen kleinen Fragmenten will ich an "Djola" anknüpfen.

Inschrift auf einer Steinplatte im Stufengrab aus Lehmziegeln des Fürsten Nahab von Bhagar (-2699 IC)

„Hier ruht die sterbliche Hülle von Nahab, Fürst von Bhagar aus dem Geschlecht von Bhagra. Fürst Djola, den ihm die Göttin Hathis schenkte, ließ dieses Grab erbauen, wie sie im Land der Sekenk stehen, zum Andenken an seinen Vater. Wir sind ewig und unendlich, aber unsere Seele ist gebunden an diese Welt von Fleisch und Tränen! Möge der scharfsichtige Phakt das Gute im Herzen des Nahab sehen und den göttlichen Sokuth-ohne-Herzen anweisen, meinen Vater in die Nachwelt einzulassen.
Ho-Sekh aus Bhagar, Hochschreiber des Fürsten Djola, hat diese Zeichen mit großer Kunstfertigkeit in den Stein geritzt.“


Stele des Raseth (-2681 IC)

„Diese Stele wurde errichtet zu Ehren Raseths im zwölften Jahr der segensreichen Herrschaft der stolzen, schönen Fürstin Chnesmet, Dienerin des Sokuth, des Bewachers der Nachwelt. Raseth hat Großes vollbracht; im fünften Jahr der segensreichen Herrschaft des Fürsten Djola und seiner Frau, der stolzen, schönen Chnesmet, den Handel mit den Sekenk zustande gebracht. Sein Andenken soll hier stehen, am Orte Ko-Raseth, das liegt auf der Straße zwischen dem mächtigen Bhagar und der Stadt der Sekenk, dem fremdartigen Tsashvash und ist ein Ort der Ruhe von der langen und beschwerlichen Reise. Die Straße wurde von den Sekenk gebaut. Tsashvash, die Stadt der Sekenk am Rand der Stoßzahnebene, ist der Ort, wo die Händler aus Bhagar Kupfer mit den Sekenk gegen Setosh- und Etesi-Käfer und Shalima- und Shakanholz tauschen und gegen das magische Teleh-Blatt, die Lieblingsfrüchte der Fürstin, Vashal-Äpfel und die glänzenden Perlen, die den fürstlichen Streitwagen zieren.
Quoph aus Bhagar hat diese Zeichen mit großer Kunstfertigkeit in den Stein geritzt. Thotep hat sie hierher gebracht und aufgestellt.“
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr schöne Geschichte, der zweite Anfang hat sich gelohnt. 🙂

Aber eine Frage hab ich noch:
<div class='quotetop'>ZITAT</div>
der Stadt der Zekenkh, dem fremdartigen Telash-Vash und ist ein Ort der Ruhe von der langen und beschwerlichen Reise.[/b]

Sind das die Echsen?

Aber die zwei Anhänge wollen einfach nicht zur vorhergehnden Geschichte passen. Die gefallen mir irgendwie nicht so gut.
Ich hätte das eher als eine Art Auszug aus den Chroniken Bhagars gemacht. So in der Art: "... Und dann im Jahr X begann das glorreiche Volk der Baghar, nach den großen Taten des Y, mit den Zenekh zu handeln."
Oder so ähnlich, wies jetzt auch nicht ob so das besser rüberkommen würde, aber irgendwie scheint mir das passend. 😛
 
Jej. Cool, dass du dir alles durchgelesen hast.

Telash-Vash (neu: Tsashvash) ist die nehekharisierte Form von Tlax-Huax (neu: tɬa·šu̯aš); also Echsen, ja. Und Zekenkh bezieht sich soqohl auf Zqinq als auch auf Zloz (die Bhagri differenzieren da wenig: große und kleine Zekenkh halt). Keine Zlan, btw, denn von deren Existenz wissen sie zu diesem Zeitpunkt nichts bzw. denken das wohl für einen Titel der Echsenkönige.

Das mit der Chronik is so ne Sache. Chroniken werden immer aus einem handfesten Grund geschrieben, der nicht zwingend der informative ist. Meist will der Auftraggeber der Chronik, dass irgendwas drinsteht, womit er sein Handeln legitimiert, weil die Altvorderen es schon so getan haben oder seine Abstammung herrichten. In solch einer Chronik ist so ein Handelsbeginn relativ unwichtig, außer er führt zu weiteren Ansprüchen (verliehenes Geld, Gebietsansprüche und so), und sowas ist nicht geplant.

Aber eigentlich ne gute Idee. Danke für die Anregung.

Außerdem ists mir wichtig, dass die Texte aus der Handlung erschlossen werden können; z.B. klären, was mit Chnesmet wird, oder die Rolle Ho-Sekhs.

Auch kann es nicht „Die Chroniken von Bhagar“ geben, sondern die Chronik des Neferap aus der 2. Dynastie, die Chronik der 54 Tafeln des König Sezer aus der 4. Dynastie, die Märtyrer-Chronik, etc.

Das Volk an sich sollte auch nicht als selbstständiges handelndes Subjekt auftauchen; wenn, dann müsste stehen: „Ich, Djola, Fürst von Bhagar, befahl im Xten Jahr meiner Herrschaft, dass Bhagar mit den Zekenkh handeln solle.“ Weil die Chronik seiner Taten natürlich eine Inschrift in seinem Grab wäre.
 
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Ich hab hier die Geschichte von Bertram Hillmanns Artefakt, das hier aufgetaucht ist.


Auge des Ptra
„Ich bin das Auge des Ptra! Siehe meine Macht und vergehe! Du kannst vor meinem brennenden Blick nicht bestehen, also wage es nicht, dein Antlitz zu mir emporzuheben! Durch deine Augen strahlt deine Seele, und alles Lebende ist sündig, darum wirst du in Flammen aufgehen, wenn du erkennst, was du gesündigt, und selbst, wenn du dir deine Augen ausreißt, wirst du nicht bestehen! Denn ich bin das Auge des Ptra!

Ich trat in diese irdische Welt zur Zeit König Lahmizzars, als der verderbte Nagash über Nehekhara herrschte. So groß war dessen schwarze Macht, dass ihn alles Lebende fürchtete. Einer hatte den Mut, und dies war König Lahmizzar, Sohn des Lamishra, der die anderen Könige führte. Nagash aber ließ die Toten unter den Lebenden wandeln, und Furcht schlich sich in die Herzen aller, die sich rechtschaffen wähnten. Also sprach Anhatepis, König von Numas, zu seinen Priestern: groß ist die Macht des Nagash, aber größer ist die Macht der Götter. Nagash ist ein Knecht der dunklen Mächte, und er wird darum vor der Macht des Lichtes nicht bestehen. Aber siehe! Wer ist der Herr des Lichtes außer Ptra? So gehet hin und macht es geschehen, dass die Macht des Ptra auf Erden wandelt und das Ende des Nagash bringt! Und die Priester gingen hin in ihre Tempel und schufen das Gefäß, das würdig sein würde, die Macht Ptras zu halten. Mit gewaltigen Worten der Macht sprachen sie und baten Ptra, ihnen einen Funken seiner Macht zu geben, und Ptra, der ewig brennende Güldene, vor dem das Schwache nicht zu bestehen mag, zeigte einen Augenblick lang Gnade und sandte sein Auge, auf dass es den schwarzen Nagash verbrenne. So trat ich in diese irdische Welt zur Zeit König Lahmizzars, als der verderbte Nagash über Nehekhara herrschte.

Aber ich ging verloren im Dunkel der Zeiten. Nicht alle Priester waren stark genug, meinem Blick standzuhalten und vergingen. Und ich nahm Platz in dem Gefäß, das sie bestimmt hatten und harrte meiner Aufgabe. Einem Mann wurde ich gegeben, von dem man sprach, er könne in den Schatten wandeln, aber sein Herz sei rein vor den Göttern. Dieser Mann sollte mich tragen zu König Lahmizzar, der an der Spitze seiner unbesiegbaren Armee schritt, auf dass ich den verderbten Nagash aus dieser Welt tilgte. Aber mein Träger war nicht so gewandt, wie gesagt wurde, und er fiel den Wilden Menschen in die Hände. So endete das Leben meines Trägers unter großen Schmerzen. Meine Macht aber säte Furcht in ihre Herzen, und um mich ertragen zu können, schlossen sie mich in eine steinerne Schatulle, auf dass mein Licht sich nicht in die Welt verbreitete und ihr Fleisch verbrannte. Gerechtigkeit widerfuhr ihnen aber, als sie von König Lahmizzar vom irdischen Dasein erlöst wurden, der an der Spitze seiner unbesiegbaren Armee schritt, Nagash zu bezwingen. Sie trugen mich in meinen zwei Gefäßen mit sich und ahnten nichts von meiner Macht, ich aber war an das Irdische gebunden und vermochte nicht, Kunde von meinem Sein zu geben. Mächtig und gewaltig wütete König Lahmizzar unter den toten Kriegern des schwarzen Nagash, aber seine Armee, an deren Spitze er schritt, war nicht so unbesiegbar, wie es die Glyphen an seinem Grab verkünden. Und das ist das höchste Bittere der Geschichte: dass ich teilhatte an der Schlacht, für die ich in meine irdische Form gegeben wurde, ohne mein Schicksal zu erfüllen. Weil aber noch Krieg herrschte, vollzog sich das Begräbnis des König Lahmizzar in aller Hast, und er wurde mit vielen Gaben begraben, ohne, dass geprüft worden wäre, was die Gaben gewesen seien. Allso wurden meine beiden Gefäße mit dem König begraben, dessen größter Sieg und Ursache für seinen unsterblichen Namen ich geworden wäre. So ging ich verloren im Dunkel der Zeiten.“
 
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So. Diese noch und eine nächste, danach dürfts mit der nächsten großen Geschichte losgehn. Falls es jemanden interessiert.

Bhagra
(-2930 IC)
Der Himmelskäfer schien gütig über die friedliche Savanne. Leise machten die Grillen ihre Musik, während der warme, sanfte Wind die Gräser streichelte. Langsam zog eine einsame Wolke über den klaren Himmel, während eine Schar kleiner zartrosa Vögel über den Köpfen der kleinen wandernden Gruppe vorbeiflog.
Bhagra blickte ihnen mit einem Lächeln nach, während der Wind unschuldig mit seinen schwarzen Locken spielte. Ja, das war das gesegnete Land, hier wollte er mit seiner Sippe bleiben. Hier gab es genug Futter für die Tiere, dort glitzerte ein kleines Bächlein, und sogar wildes Korn wuchs hier. Hier würden sie nicht Hunger leiden wie in den Ländern, durch die das Geschlecht der Nehekhri die Khemiti führte. Hier war das Land, wo die Götter die Erde geküsst hatten.
Sein Bruder trat neben ihn, mit einem glücklichen Glitzern in den Augen.
„Ja, Bruder, hier wollen wir bleiben.“

(-2922 IC)
„Mutter! Mutter, Fremde!“
Dholut knetete weiter den Teig, während sie aufblickte und sah, wie ihre nackten Kinder schreiend auf sie zugerannt kamen. Stirnrunzelnd stand sie auf, wartete, kniete sich hin, um ihre Kinder zu umfassen, die sich ängstlich an sie drückten, küsste sie auf die Köpfe.
„Meine Zicklein, was ist?“
Wild riefen die Größeren durcheinander, während die Kleineren weinten.
„Mutter, da sind fremde Männer, wo kommen die her, Mutter, was wollen die, sind die böse?“
„Nein, meine Gerstenhalme, das sind nur Männer, wie Vater und sein Bruder und die anderen.“ Sie streichelte ihnen so sanft durchs Haar, wie es der Wind hier durch das Gras zu tun pflegte. „Vater wird sie fragen, was sie wollen, und er wird auch Acht geben: wenn sie etwas Böses wollen, dann wird er euch beschützen.“
Sie blickte in die Richtung, sah die Krieger der Nehekhari, sah ihren Mann und seinen Bruder, wie sie ihnen entegegentraten.
„Mutter, sag, wo kommen die Männer her?“
„Kommt, meine Kälbchen, gehen wir ein bisschen fort, gehen wir zu unserer Märchenstelle. Dann erzähle ich euch, wo sie herkommen... Psst, leise, ruhig, was sollen sie denken, die Männer? Stolze, mutige Söhne und Töchter des Bhagra weinen nicht...“
Sie hatten die kleine Stelle unter dem einsamen Bäumchen erreicht, im Kreis setzten sich die Kinder der Sippe um Dholut, und mit dem Jüngsten auf ihrem Schoß, eine Strähne hinter ihr Ohr verweisend, begann sie zu erzählen:
„Vor vielen Jahren, noch bevor der Älteste von euch geboren wurde, lebten wir nicht hier, wo wir jetzt leben. Da lebten wir weit, weit weg, in der Richtung“, und sie zeigte Richtung rechts des Himmelskäfers, „zusammen mit vielen anderen Männern, Frauen und Kindern. Aber der Mann, der uns führte, war der Sohnessohn des Nehek. Ihr wisst doch noch, Nehek: dem die Götter das Sprechen beigebracht haben und dem sie so ein langes Leben geschenkt haben, und der so weise festgelegt hatte, wie wir nach dem Willen der Götter leben sollten. Er war der erste König des Landes der Menschen, und alles Land hat ihm gehört, und weil wir immer noch in diesem Land leben, in Nehekhara, dem Reich Neheks, sind wir die Nehekhari, die Kinder des Landes Neheks. Aber sein Sohnessohn war nicht mehr so gut und weise wie sein Vatersvater und achtete die Regeln der Götter nicht so, wie es gut gewesen wäre, und gab unserer Sippe nicht genug Weideland, um unsere Tiere weiden zu lassen, und darum hatten wir häufig Hunger. Bhagra ging zum Sohnessohn von Nehek und sagte ihm: „Siehst du, dass bei meiner Sippe Mensch und Tier hungern muss, weil du dich nicht klug verhältst? So sehr leiden meine Frauen, dass sie mir keine Söhne schenken wollen. Ich bete täglich zu den Göttern, dass uns Gutes widerfährt, aber wenn du nicht klug wirst, forderst du den Zorn der Götter heraus.“ Aber der Sohnessohn wollte nicht hören. Da besprach sich euer Vater mit seinem Bruder, und sie beschlossen, in ein anderes Land in Nehekhara zu gehen, wo sie nicht Hunger haben würden. Und hier, wo der Segen der Götter so reich ist, hat uns die gütige Hathis euch geschenkt. So war das.“
„Und hat die Hathis uns auch Dsaf geschenkt?“
Doluth musste lächeln. Dass Hathis den Ziegenbock mit dem Feuerfell, den liebsten Spielkameraden der Kinder geschenkt hätte?
„Nein, meine Getreidekörner. Hathis schenkt den Nehekhari die Kinder. Und Ualatp schenkt den Tieren ihre Kinder und lässt die Pflanzen wachsen. So ist das.“
Sie blickte auf, sah das lächelnde Antlitz ihres Mannes und errötete. Er aber hatte der Geschichte nie widersprochen.

(-2875 IC)
„Durch die Macht, die ihr mir verliehen habt, bitte ich euch, Götter, meinen Vater, den stolzen und mächtigen Bhagra, dem seine Hülle vor uns liegt, gnädig aufzunehmen und sicher in das Andere Leben zu geleiten.
Er ist ein großer Mann gewesen, dem die Ungerechtigkeit des Ushak, Sohnessohn des Nehek, keine Erben gewähren wollte, aber die gütige Göttin Hathis sandte ihm ein Zeichen, Dsaf, den Flammenden Bock, und er folgte ihm mit seiner Sippe in das gesegnete Land. Groß war die Zahl seiner Kinder und Kindeskinder und Kindeskindeskinder und aller, die so seinen Lenden entsprungen sind, und stolz verweigerte er sich, den Khemiti zu gestatten, hier zu siedeln. Tapfer kämpfte er gegen die Männer aus dem Geschlecht Neheks und vertrieb sie. Mächtig war er, wie er die Sprachlosen Menschen aus dem Garten der Götter vertrieb. Begünstigt war er von den Göttern, wenn er Leben gab, und wenn er Leben nahm. Groß ist sein Name, darum lasst uns jubeln, denn ewig lebt er das zweite Leben.
So habe ich gesprochen, Kepez, Sohn des Bhagra.“
Mit Tränen in den Augen, mit einem Gesicht, dass so blass war wie seine Haare, führte Kepez, Priester der Götter, die Männer an, die die Bahre mit dem Leichnam seines Vaters hinter ihm in das eigens zu Bhagras Ehre in Richtung Geburt des Himmelskäfers aufgehäufte Hügelgrab trugen. Als sie ihn auf sein Totenbett inmitten der wertvollen Gaben, die ihm im Anderen Leben zu Nutzens ein sollten, gelegt hatten, bedeutete er ihnen, zu gehen, und blickte in das friedliche Gesicht seines geliebten Erzeugers. Zärtlich küsste er ihn auf die Stirn, schluckte, und konnte sich kaum vom Totenbett lösen, aber er wusste, dass die Lebenden ihn dringender brauchten als sein toter Vater, und er begab sich nach draußen zu der feiernden Menge, damit das Grab verschlossen werden konnte.
Er fühlte sich müde und einsam.
 
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Hetab
Der Tor merkte in seinen letzten Augenblicken, welchen Fehler er begangen hatte. Die uralte Klinge mit den eingravierten Glyphen sprach eine eindeutige Sprache.

Hetab schaute stumm, wie der Tor fiel. Dass er sich, mit geweiteten Augen sie anstarrend, an ihren Bandagen festkrallte, als könne sie ihm seine entweichende Lebenskraft wiedergeben, berührte sie nicht, ließ sie nicht einen Lidschlag wanken.
Ach, hätte sie doch diesen Lidschag tätigen können! Hätte sie doch seufzen können, sie hätte es getan, aus vollem Herzen.
Sie stand in der staubigen, todesschwangeren Luft ihrer Grabkammer, kaum erhellt von den flackernden Fackeln, und blickte die sich weitende Blutlache an, machte einen kleinen Schritt zurück, dass es sie nicht erreichte.
Wie leicht sich ihre Klinge durch sein weiches Fleisch geschnitten hatte... so wenig Widerstand. Dieses warme und weiche, lebende, schwere Fleisch, es musste in den nächsten Tagen in der unbarmherzig stechenden Sonne verdorren; staubig, brüchig, tot werden. Wenn nicht die Khepra es innerhalb der nächsten Stunden fraßen; es war ihr so gleichgültig, was ihre Diener mit dieser einen weiteren Leiche machen würden.
Wäre sie doch im Leben nicht Jungfrau geblieben! Sie ahnte, was sie versäumt hatte, hatte es sich in den letzten Jahrtausenden so häufig vorgestellt, dass sie inzwischen glaubte zu wissen, wie es sich anfühlte. Hätte sie noch wunderbar weiches, junges Fleisch, und würde er sich an sie anschmiegen, so schwer und warm...
Aber sie war eine ausgetrocknete Leiche, ein modrig wankender Alptraum, was nutzte ihr all der köstliche Goldschmuck, wenn sie doch nicht mal mehr die Figur dazu hatte.

Vielleicht... vielleicht mit dem nächsten. Gepolstert war ihr Sarkophag ja.
 
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