Ob es bei Guttenberg nur Schlamperie oder Betrugsabsicht war, da wage ich kein Urteil. Denn es passiert schnell, dass wenn man sich umfangreich in ein Sachgebiet eingelesen hat, dass man dann in der eigenen Arbeit Gedanken niederschreibt und für eigene halten kann, die man vielleicht vorher woanders gelesen hat. Das nennt man dann ein graues Plagiat. Zumindest ist die Uni damals zu dem Urteil gekommen, dass die unsaubere Arbeitsweise wohl der Grund gewesen sei.
Ich glaube, man muss das einfach immer mal wieder ins Gedächtnis rufen:
Der Typ hat bereits in seiner Einleitung anderthalb Seiten abgeschrieben :exclamation:
Das ist nicht nur kackdreist, das ist sogar einfach nur unfassbar. Nur um das mal zu erklären: Einleitung und Fazit einer solchen Arbeit schreibt man ganz am Ende. Die Einleitung soll als Vorgeschmack einen kurzen Abriss über den Inhalt der Arbeit geben, das Fazit die Ergebnisse zusammenfassen. Jetzt kann sich jeder mal kurz selbst überlegen, was es über den Schreiber aussagt, wenn ihm bei der Zusammenfassung seines Werkes dermaßen die Worte fehlen, dass er sich genötigt fühlt, anderthalb Seiten aus der FAZ als Füllwerk zu verwenden.
Er sei mit dem Verfassen seiner Doktorarbeit einfach überfordert gewesen und habe irgendwann nicht mehr überblicken können, was von ihm und was aus anderen Quellen stamme. Auf der Internetplattform GuttenPlag sind zwar 1218 Plagiatsfragmente aus 135 Quellen auf 371 von 393 Seiten dokumentiert, das kontert Guttenberg aber mit Zahlen, die er ebenfalls für beeindruckend hält: Seine Arbeit sei auf 80 Datenträgern verteilt gewesen, und er habe an vier Computern daran gearbeitet. Alles ein großes Durcheinander.
Ja, und? Was soll an den Zahlen jetzt beeindruckend sein? Ich weiß zwar nicht, wie er das mit den 80 Datenträgern fertig gebracht hat, aber es sollen ja schon vor Guttenberg ein paar Leute eine Doktorarbeit geschrieben haben. Klar ist das die Hölle und ich verstehe auch, dass man den Überblick verlieren kann. Mich hat schon die Diplomarbeit in den Wahnsinn getrieben und die hat nur den Drittel des Umfangs einer Doktorarbeit. Aber was erdreistet der Kerl sich eigentlich, wegen einer Belastung rumzuheulen, die viele andere vor ihm ebenfalls auf sich genommen haben?
Edit: Ach ja, noch kurz zur Ausgangsfrage: Unabhängig von meiner niedrigen Meinung über den Herrn finde ich das Urteil in Ordnung. Die wesentliche Sanktion war der Entzug der Doktorwürde seitens der Hochschule und natürlich der öffentliche Trubel. Aber aus strafrechtlicher Sicht muss man es ja nun in einem solchen Fall auch nicht übertreiben, da gibt es nun wirklich Schlimmeres auf der Welt.