von Cywor
Nicht nur das. Wenn man sich schon rehabilitieren möchte, frage ich wie kackdreist man eigentlich sein muss, sein Comeback direkt damit anzufangen, ausgerechnet Partei und Parteigenossen mit Schmutz zu bewerfen, die einem während der Affäire beigestanden sind.
Überboten wird das nur noch davon, der politischen Führung der letzten Jahre allgemeinverbindlich Versagen vorzuwerfen, obwohl man selbst aktives Mitglied in der Regierung gewesen ist, und das zeitweise sogar als nicht ganz unzuständiger Wirtschaftsminister. 🙄
Genau damit dürfte Herr G. sich endgültig ins politische Abseits gestellt haben.
@ Kompetenzen von Guttenbergs
Ich denke, das Hauptproblem, warum Guttenberg so angefeindet wurde und auch, warum er überhaupt erst eine so steile Karriere machen konnte, liegt darin begründet, dass nahezu alle Medien politische Auseinandersetzungen personalisieren. Die Konsequenz daraus? Um politische Botschaften zu transportieren, werden Politstars mit Charme benötigt, die diese Politik vermarkten. Das ist deren Kernkompetenz. Dazu müssen sie eigentlich keinen Sachverstand mitbringen, sie müssen die parteiinternen Positionen verkaufen können. Die logische Konsequenz daraus ist, dass der politische Gegner zur einfachsten Taktik greift, genau das zu verhindern. Er versucht Sympathieträger des anderen Lagers zu demontieren und umgeht damit den steinigen Weg, die gegnerische Position als falsch zuentlarven. Deswegen reagierten doch Konservative so allergisch darauf, dass sie die Fehler ihrer Lichtgestalt von der Opposition unter die Nase gerieben bekommen haben.
Daraus erwächst das Problem, dass mit der Entzauberung einzelner Akteure des Politcircus auf einmal deren politische Anschauungen in toto in Frage gestellt werden, und damit Leute sich genötigt fühlen, diese Akteure zu verteidigen, obwohl sie selbst deren Verhalten als falsch erachten. Bei diesem Phänomen der Personalisierung ist es auch egal aus welcher politischen Ecke der Delinquent stammt. Ich nenne nur mal die Diskussion über Klaus Ernsts Porsche als Beispiel vom entgegengesetzten Flügel des im Parlament vertretenen Spektrums um damit einen Bogen über die gesamte Parteienlandschaft zu schlagen.
Hierin zeigt sich auch der eigentliche Skandal. Dass Medien lieber über schillernde Personen berichten als über die Politik, für die sie stehen. Das ganze vergiftet die politische Atmosphäre und verhindert eine sachorientierte Auseinandersetzung mit den res publicae, den öffentlichen Angelegenheiten. Die Schreiber der Feuilletons sollten sich wirklich den Spiegel vorhalten und fragen, welchen Anteil sie daran haben, dass Blender wie Guttenberg nötig geworden sind, politische Inhalte zu transportieren.