@K-P:
Bei dem Kampf von vergleichbaren Einheiten gegeneinander wir das Punktesystem doch dann auch nur gegen ein "ich stelle gleich viele Einheiten wie mein Gegner hin" ausgetauscht (hab keinen Überblick, wie das bei historischen Systemen ohne Punkte so läuft).
Probleme sehe ich bei flacheren Unterschieden zwischen Einheiten dann, wenn man wirklich sehr unterschiedliche Truppen und Technologie-Stufen abbilden möchte, so dass die Fraktionen eben gerade daher extrem starke Unterschiede aufweisen.
Das könnte man dann vll. noch über feste Einheitengrößen (5/10/20 Modelle) regeln, ist dann aber auch wieder eine Art verstecktes Punktesystem.
Historisches Spielen ohne Punkte:
Das funktioniert sehr gut. Ich kann Black Powder oder Hail Caesar da nur empfehlen. Die Bücher sind allerdings komplett auf Gentlemens Play ausgelegt. Das ist schon von sich eine ganz andere Spielephilosophie. Die Armeen kann man z.B. generisch aufstellen, also jede Seite hat die gleiche Stärke in Sachen Infanterie, Kavallerie oder Artillerie, oder man gleicht die Stärke grob nach Gusto ab. Anmerkung: Die wenigsten historischen Armeen standen sich gleichstark gegenüber. Aber man kann mit ein wenig Erfahrung durchaus weniger Reiter mit zusätzlichen Fusslatschern ausgleichen, bzw. über verschiedene Qualitäten. Für ein "Ich feg dich von der Platte" sind solche Spiele ohnehin nicht geeignet.
Wir haben zumindest großen Spaß an BP in unserer Gruppe. Nachteil: Man braucht irrsinnig viele Miniaturen und in 28mm reicht eine Standardplatte 180x120 nicht. Trotzdem sind es grob gesagt die besten Regeln die ich je gespielt habe. Weil: Einfache Mechanismen, intuitives und schnelles spielen, und immer spannend bis zur letzten Runde. Basiert eben auf dem guten, alten "Warmaster" von GW. Quasi eine Weiterentwicklung der Freundeskreis Spielregeln, der früheren Regelschreiber und GW Mitarbeiter -> Priestley, Perrys, etc.
Gute Regeln sollten nie zu kompliziert sein.
Generell halte ich Punkte aber für etwas Gutes. Das Punktsystem muss halt funktionieren und Einheitenstärke relativ flach gehalten werden. Ausreisser nach oben können eine Balance sehr schnell kippen lassen. Asymmetrische Fraktionen machen das Balancen umso kniffliger. Man braucht unglaublich gute Regelschreiber, wenn die Armeen unterschiedlich kämpfen. Im historischen Bereich ist das jedoch eher selten. Daher laufen historische Spiele grundsätzlich in vieler Hinsicht stimmiger. Es gibt halt Einheitentypen und die sind fast immer gleich. Es ist also vieeeel einfacher ein historisches Spiel zu balancen. Allerdings funzt sowas nicht auf 40k übertragen.
Ein gutes Mitteldring wäre da z.B. Bolt Action / Gates of Antares.
Das System lässt mehr Powergaming zu, ist aber trotzdem am oberen Ende noch nicht zu extrem.
Trotzdem bedient es sehr komplexe Sonderregeln. Siehe Konflikt47. Aber kein Wunder. Die BA Regeln waren ja ursprünglich mal für 40k geschrieben, ehe es zum Bruch zwischen den Autoren und GW kam. GW wollte diese Regeln schlicht nicht haben. (Aussage: Rick Priestley) Inzwischen würde ich aber behaupten, das selbst BA und GOA eine Entschlackung brauchen, weil vieles zu kompliziert ist, und unnötig das Spiel verlangsamt. Ich täte da etwa einzelne Optionen oder Zukauf von Mannstärke komplett streichen. Entweder man kauft ne 5er oder ne 10er Einheit, aber kein "Ich kaufe 2 Mann, einer trägt nen Melter, der andere ne LasKa". Man könnte an der Stelle einfach mehr Auswahlen an sich anbieten. Eben Spezialisten Trupps, die schon fix ne Spezialwaffe dabei haben.
Es gibt inzwischen echt viele Ansätze für brauchbare und unverwechselbare Regeln. Gerade in Sachen Aktivierung! Irgendwie ist es schade das GW noch immer in veralteten Mechanismen rum dümpelt. Unnötig viele Würfel. Unnötig kompliziert. Viel zu viel Sonderregeln. Ich glaube nicht das Absicht dahinter steckt, sondern das es GW schlicht egal ist. GW verkauft Miniaturen über das (unbestreitbar) gute Design und nicht über die Regeln. GW hat jedoch in der Vergangenheit mehr Mühen und Geld in gute Regeln investiert. Siehe Warmaster, Warhammer Historical und vieles mehr. Die Regelwerke waren auch nicht alle perfekt, aber zumindest oft stimmiger und nicht so unübersichtlich.
Ein Weg ala AoS wäre durchaus begrüßenswert.