Vorstellung: Wargames Foundry Paint System
Als
historical wargamer(TM) stößt man eher früher als später auf
Wargames Foundry. Der Figurenhersteller gehört zu den Großen Alten im Geschäft. Der Laden wurde 1983 gegründet und zwar von niemand geringerem als Bryan Ansell. Der hatte zuvor schon
Citadel Miniatures aus der Taufe gehoben (und kaufte kurz drauf GW, aber: andere Geschichte). Entsprechend viele auch in der GWFW bekannte Namen tauchen in der Firmengeschichte auf.
Lange vor den allermeisten britischen Figurenschmieden hatte Foundry einen funktionierenden Onlineshop – und das durchgängig mit Produktfotos. Die Studiobemalung lieferte Kevin Dallimore (
hier auf Insta), und wahrscheinlich wurde sie deshalb geradezu stilbildend. Kennzeichen sind relativ große Farbflächen und dadurch betonte Kontraste. Die Technik ist eher auf die Bemalung ganzer Armeen ausgerichtet und verzichtet fast völlig auf ineinander geblendete Farbverläufe o. ä. Im Wesentlichen arbeitet man daher auch nur mit drei Schichten pro Farbe: Schatten, Fläche, Akzent. Speziell für diese Art zu malen hat Foundry schließlich ein eigenes Farbsystem entwickelt.
Verkaufsform
Jeder Farbton wird dabei in den drei besagten Abstufungen angeboten. Man kann auch einzelne Farben nachkaufen, zahlt dann allerdings einen Zuschlag (siehe Preisvergleich unten). Über den Herstellungsprozess schweigt sich Foundry aus, produziert wird das Zeug aber in Großbritannien.
Die Farbfläschchen mit Deckel erinnern an Citadel-Farben der Vorzeit und haben in etwa die gleichen Vor- und Nachteile: Der Deckel schließt so gut, dass einige Farben bei mir schon Jahrzehnte überdauert haben. Bald aber wird das Plastik brüchig, die Lasche zum Öffnen knickt ab und man kann das Fläschchen nur noch mit Spezialwerkzeug (wie einem Citadel-Entgrater) öffnen. Ist man unvorsichtig, verteilt sich dabei gern mal Farbe im ganzen Raum – was mir natürlich niemals nicht passiert ist!
Wie bei GW tragen die Farben im Namen, was damit bemalt werden soll. Nur ist das im Nicht-Fantasy-Bereich eben etwas eindeutiger.
Eine meiner Lieblingstriaden, geeignet für fast alles etwas abgerockt Ledrig-Holzige
Konsistenz
Ganz überwiegend sind die Farben recht hoch pigmentiert. Über viele Jahre habe ich damit direkt aus dem Topf (bzw. dem Deckel) und mit nur ein, zwei Schichten gemalt. Zur gefühlten Wahrheit gehört aber auch, dass einige Sets und besonders die neueren, epochenspezifisch benannten etwas dünnflüssiger geraten sind.
Farbigkeit
Die meisten Farbtöne sind eher gedämpft, vergleichbar mit Vallejo Model Color. Gerade für organische Materialien wie Holz, Leder oder naturbelassene Stoffe bekommt man sehr passende, weil nicht zu grelle Tönungen. Verschiedene Untergründe ergeben dabei nur sehr subtile Farbabweichungen.
Technik
Prinzipiell ist das Malen mit Triaden eine Arbeitserleichterung. Allerdings sind die Farben innerhalb der Sets mal mehr, mal weniger gut aufeinander abgestimmt. Manchmal sind Kontraste zu krass, manchmal kaum sichtbar. Da hilft leider nur ausprobieren. Am verlässlichsten sind auch hier die Basisfarben mit den niedrigen Nummern und die meisten späteren Naturtöne.
Vergleich auf grundierter Fläche mit jeweils zwei Schichten: Die Deckkraft ist ganz ordentlich, der Glanz gibt sich, die "Körnung" ist dem perfekten Sturm aus Staub und zu eiliger Bemalung geschuldet. Der Lichteinfall tut das Übrige, um die Wirkung zu verzerren.
Zur Veranschaulichung der Wirkung am Modell: die Hose in den drei gezeigten Tönen (auch das geht sorgfältiger, aber 😏)
Kosten
Die Anschaffungskosten sind ziemlich hoch. Nicht mal, weil die Farben an sich teuer wären (im Gegenteil, siehe Tabelle). Nur scheinen sie inzwischen exklusiv bei Foundry selbst erhältlich zu sein. Die Versandkosten dort sind traditionell unverschämt, und der Brexit hat es kaum besser gemacht. – Weil ich die Farben lange über Miniaturicum bezogen habe, nehme ich auch alle anderen Preise von dort. Unbezahlte, aber durchaus verdiente Werbung für den Laden also.
Hersteller/Typ | Füllmenge | Kosten im Direktvertrieb | Kosten im dt. Fachhandel (Miniaturicum) |
---|
Foundry Einzelfarbe | 20 ml | GBP 4,00 (ca. EUR 4,60) | n. a. |
Foundry Triade | 3 x 20 ml | GBP 10,00 (ca. EUR 11,49) | EUR 9,95 (vor Brexit) |
GW/Citadel Base | 12 ml | EUR 3,60 | EUR 3,20 |
GW/Citadel Metallic | 12 ml | EUR 4,80 | EUR 4,30 |
GW/Citadel Contrast | 18 ml | EUR 6,30 | EUR 5,60 |
Vallejo Game/Model Color | 17 ml | EUR 2,95 | EUR 2,35 |
Mein Fazit
Die Foundry-Farben haben meinen Malstil seinerzeit grundlegend verändert und geprägt. Noch heute halte ich mich an die Abfolge von Schatten, Grundfarbe und Akzent, und ich bin ausdrücklich Fan flächiger Bemalung und knackiger Kontraste. Außerdem mag ich den Ansatz sehr, nicht nur bei der Farbwahl Zeit zu sparen, sondern auch nichts selbst immer wieder neu anmischen zu müssen.
Allerdings gelingt mir all das mit Washes und einer überreichen Auswahl an Alternativen inzwischen genauso gut (in meinen Augen zumindest). Und schon immer gab es Farben, die Foundry nicht hinbekommt (wie alles Metallische) oder gar nicht führt (die erwähnten 'poppigeren' Töne). Deshalb habe ich mir über die Jahre eigene Triaden gebaut und nicht wenige davon auf eine größere Palette von vier, fünf oder mehr Abstufungen ergänzt.
Die komplizierte und teure Beschaffung hat dem System für mich den Todesstoß versetzt. Für manche Sets – wie das fantastische
Mediterranean Flesh – suche ich zwar händeringend nach Ersatz. Aber irgendwann findet sich was, hoffentlich.
Es gibt im Netz natürlich noch weit tiefergehende Besprechungen und Vergleiche. Besonders hinweisen will ich hier aber auf die Bemalanleitungen von Kevin Dallimore (
hier unter dem Reiter "Downloads"). Denn die Ergebnisse finde ich zeitlos schön:
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