Ai’malok wanderte bereits stundenlang auf dem silbernen Pfad durch Dix’taharr. Der Pfad der sich durch die ganze Makropole windet. Er schnaubte gedanklich. Dix’taharr war eine Lüge durch und durch. Der Ort wirkte wie eine Makropole des Imperiums. Auf dem ersten Blick. Alte Erinnerungen kamen hoch. Erinnerungen an großartige Zeiten. Zeiten, in denen er und seine Brüder noch für den goldenen Thron kämpfte. Doch der Thron und der Imperator der Menschheit war ebenfalls eine Lüge. Eine Lüge wie dieser Ort.
Der Pfad schillerte silbern leuchtend vor ihm. Eine Spirale, die hinabführte, doch jeder Schritt fühlte sich an, als würde er bergaufsteigen. Der Pfad, die Treppe oder die Leiter wie sie mancher nannte, spottete jeglicher Logik. Er schlang sich durch diesen Ort wie das Band, das alles zusammenhielt. Hexer wie er durchschauten die Lüge und Illusion von Dix’taharr. Je höher man die Leiter erklomm, desto tiefer stieg man in die Lüge hinab, desto klarer erkannte man die Wahrheit.
Ai’malok war sich der Natur dieses Ortes bewusst. Eine Höllen-Makropole die nur auf dem ersten Blick wie eine Makropole des Imperiums wirkte. Sie war so real, wie sie falsch war. Aus Bruchstücken vieler Orte zusammengesetzt, welche von einer irrelevanten Welt stammte, die einst den Namen Tarka Prime trug. Eine Welt, die das Imperium für das er einst gekämpft hatte, ebenso vergessen hat wie deren Bewohner.
Der Hexer der Thousand Sons sah die Bewohner Dix’taharrs, die abseits des silbernen Pfads lebten. Sie lebten die Lüge ihres Lebens. Gefangen im Warp. An einen Ort, der vom Warp durchtränkt waren. Sie beteten immer noch zu ihrem Gott-Imperator und verehrten ihn in seinen neun Gesichtern. Neun Gesichter des Chaos. Neun Gesichter des Gottes der Lügen. Auf einer abstrakten Ebene faszinierte ihn die Weltsicht der einfachen Bewohner Dix’taharrs. Er hatte schon viele Kulte gesehen, die sich gegen den Gott-Imperator der Menschheit gewandt haben. Doch keine von ihnen war so verdreht wie diese.
Der Glaube der Menschen war echt. Sie glaubten wahrhaftig an den Gott-Imperator der Menschheit. Und zugleich beteten sie die Kräfte des Chaos in genau jener reinen und unverfälschten Weise an ohne das es ihnen bewusst war. Die Korruption dieses Ortes war auf verdrehte Art und Weise absolut rein. Eine Lüge, welche zur Wahrheit wurde.
Ai’malok beneidete manchmal die einfachen Menschen. Kaum einer würde auf dem silbernen Pfad soweit voranschreiten wie er und seine Brüder. Doch ihre Naivität gab ihnen Schutz und Stärke vor dem Wahnsinn, der sie umgab. Sie konnten die Lüge nicht erkennen und so wurde die Lüge zu ihrer Realität. Sie wussten wenigstens, wofür sie lebten, auch wenn ihr Lebensinhalt nur eine Illusion war. Er hatte längst seinen Lebenszweck verloren.
Manch seiner Brüder hatte Ziele, doch er nicht. Er kämpfte für eine Legion, die nicht mehr existierte. Er war in Lügen, Verrat und Illusionen verstrickt und wusste es. Er kämpfte, da aufgeben ihm fremd war. Es widersprach seiner Natur. So war er geschaffen. Und dafür hasste er seinen Schöpfer. Den Gott-Imperator der Menschheit. Er hatte ihn und seine Brüder erschaffen. Er gab ihnen ihre Gaben und nannte es dann Makel. Er hat ihn zu diesem Leben verdammt und dafür hasste er ihn mit jeder Phase seiner Existenz.
Ai’malok war ein Sucher. Getrieben auf der Suche nach arkanen Wissen. Ihm ging es nicht um Macht. Die hatte er. Ihm ging es nicht um Erleuchtung, den Erleuchtung war wie alles eine Lüge. Sie suche nach Wissen, war zum reinen Selbstzweck geworden. Er wandelte auf den silbernen Pfad und stellte sich den Prüfungen, da es das Einzige war, wo er noch einen Nervenkitzel empfand. Eine Herausforderung seines Selbst. Er wusste, was ihm am Abgrund dieses Abschnitts des silbernen Pfades erwartete. Eine Kreatur, die niemals geboren wurden, war. Ein verschlingender Leviathan. Ein Wesen mit 999 Namen. Er kannte sie alle und er würde sie sich untertan machen. Nicht weil er es musste. Nicht weil er es wollte. Nur weil es eine Prüfung seiner Fähigkeiten war. Er fürchtete weder die Bestie noch das Schicksal sollte er versagen. Diese Dinge waren belanglos für ihn. Er tat es, weil dieser Ort es von ihm verlangte. Jeder hatte seinen eigenen Pfad in Dix’taharr und dies war seiner.
In den Schlund der Bestie der tausend Mäuler.