Jenseits des Imperiums liegt Grauen!
Diesmal konnte Scaevola dem Gedanken nur zustimmen. Sorgenfalten machten sich auf seinem Gesicht breit. In letzter Zeit war dieser Satz immer und immer wiedergekommen, die Intervalle hatten sich verkürzt. War dies das Ende? Würde er nun wahnsinnig werden? Er hatte genügend Soldaten gesehen, die durch den Krieg in den Wahnsinn getrieben worden waren. Leere Hüllen, leblose Augen, beraubt all dessen, was sie zu einem menschlichen Wesen machten. Nur ganz nebenbei fand Scaevola, dass dies ein sehr unpassender Zeitpunkt dafür war, den Verstand zu verlieren. Umso mehr, als er den Soldat vor ihm zurückzog und anstelle des Kopfs einfach Nichts vorfand. Die Zeit schien sich auszudehnen und Scaevola wunderte sich, dass er bei diesem Anblick keinerlei Gefühlsregung ausmachen konnte. Doch etwas tief in ihm pulsierte und wurde immer stärker. Scaevola erkannte wie sich eiskalte Wut ausbreitete, einer riesigen Welle gleich, und er begrüßte sie. Alles andere wurde bedeutungslos. Seine Nasenflügel begannen, bei jedem Atemzug den er machte, leicht zu beben. Er hatte dies schon vorher erlebt. Auf Mitanni, jedes Mal vor einer Schlacht. Eigentlich hatte er gehofft, dass er das alles auf diesem verfluchten Planeten hinter sich gelassen hatte. Doch das Schicksal hatte ihm wieder einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Scaevola registrierte, wie die Soldaten hinter ihm ihn entsetzt anblickten, als sie den auflodernden Zorn in seinen Augen erkannte. Er lächelte bitter.
Sie waren gut vorangekommen auf der Zugangsstraße. Anscheinend hatte der Feind sich keine Mühe gemacht, die Stelle ausreichend zu sichern. Doch jetzt, keine vierhundert Meter vor dem Kasernengebäude waren sie auf Sperren und Barrikaden gestoßen. Das ganze Regiment war in einer Reihe aufgefädelt. Gruppen von Soldaten lagen hinter jeder nutzbaren Deckung und erwiderten das Feuer der Rebellen. Scaevolas Kompanie war nach vorne beordert worden, um den Angriff anzuführen. Mit all seiner Routine hatte er die Männer von Deckung zu Deckung geführt, und dabei größere Verluste vermieden. Bis auf den armen Jungen, der jetzt ohne Kopf vor ihm in seinem eigenen Blut lag. Noch mehr Laserstrahlen schlugen an der Hausecke ein und lösten Teile des Verputzes ab. Scaevola blickte nach hinten und sah in die Reihe seiner Soldaten, die entlang der Hausfront auf sein Signal warteten. Er wandte sich an seinen Funker.
„Geben Sie das vereinbarte Zeichen!“
Der Funker nickte und stellte mit einem nervösen Unterton in seiner Stimme den Kontakt zum Regimentsstand her. Er übermittelte die Koordinaten der Feindstellung, sowie die Position der eigenen Kräfte in der Bereitstellungszone. Für Scaevola eine Routine, die er schon hundertmal erlebt hatte, für seine Männer jedoch eine neue Erfahrung. Er konnte die Anspannung deutlich in jedem einzelnen der blutjungen Gesichter sehen. Waren sie wirklich so blutjung? Bei genauerer Betrachtung musste er feststellen, dass manche der Rekruten sogar älter als er selbst waren. Blutjung waren sie nur im Bezug auf die Erfahrung mit einem Krieg, einer Schlacht, die man selbst hautnah erlebt hatte. Eine Umstand, der sich sehr schnell ändern würde. Mit einer gewissen Befriedigung nahm Scaevola den lauter werdenden Pfeifton war, der sich über den bisherigen Schlachtlärm ausbreitete. Augenblick später hörte er das Grollen der Einschläge und spürte sogar ihre Druckwelle, die mit einer leichten Verzögerung und abgeschwächt durch seinen Körper wanderte. Ein seltsames Gefühl, das er das erste Mal erlebt hatte, als er auf der Akademie bei einer Übung Granaten hatte werfen müssen.
Scaevola hörte die zweite Salve herankommen und einschlagen. Wieder rollte die Druckwelle durch seinen Körper, dann gab er das Signal zum Angriff. Scaevola ließ zwei, drei Soldaten an sich vorbei und bog dann selbst um die Ecke. Mit gezogener Boltpistole rannte er los. Sie waren in Schlagdistanz und mussten es schaffen! Hinter ihm bogen immer mehr Soldaten um die Ecke und rannten auf feindliche Stellung zu. Vor sich sah er die Barrikade. Gute zwei Meter hoch schien sie aus verschiedensten Materialien hergestellt und war mehr eine Rampe, die sich quer über die Einfallsstraße nah Quellstadt legte. Vermutlich bestand sie aus Müll und weggeworfenen Gegenständen, den die Feinde in aller Eile zu dieser Höhe aufgestapelt hatten. Ein Zeichen für die wahren Probleme dieser Makropole. Irgendwo eine Barriere zu errichten war hier wahrlich kein großes Problem. Unrat und nicht mehr gebrauchte Gegenstände lagen auf den meisten Straßen dieser Stadt, bis hin zu verrosteten Fahrzeugen. Nur an den Prachtboulevards achtete die Verwaltung darauf, dass sie in Ordnung gehalten wurden. Die Viertel der armen Leute konnten nach der Meinung des hiesigen Administratums ruhig im Müll ersticken. Vielleicht war diese offensichtliche Ungerechtigkeit der Grund für die Revolte.
Scaevola schüttelte den Gedanken ab.
Er war Soldat der imperialen Armee, und solche Überlegungen waren der Grundstein für Ketzerei. Viel eher sollte er sich auf sein wahres Ziel konzentrieren. Die feindliche Stellung war nur noch fünfzig Meter entfernt. Die letzte Salve der Unterstützungseinheiten pfiff über ihre Köpfe und schlug ein. Zu kurz gezielt! Zwei der Geschosse trafen die Straße vor der Barrikade und sprengten Krater in sie. Die Betonteile wirbelten angetrieben durch die entstehenden Feuerbälle durch die Luft. Scaevola sah noch, wie vor ihm mehrere Männer von Brocken getroffen wurden, dann holte ihn ein Schlag von den Beinen.
Einige ewige Augenblicke hörte Scaevola nichts, während er auf dem Rücken lag und nach Luft rang. Dann breitete sich ein hoher Pfeifton in seinen Ohren aus, während etwas Flüssiges über seine Augen rannte. Unter Schock fasste er sich unter den verrutschten Helm an die Stirn und betastete die Wunde. Etwas, vielleicht ein Trümmerteil oder die Wucht der Explosion hatte ihn zu Boden geworfen und die alte Narbe aufplatzen lassen. Mühsam richtete er sich auf, um sich einen Überblick zu verschaffen. Die verirrte Artilleriesalve hatte den eigenen Angriff zum Erliegen gebracht. Einige der vordersten Soldaten wälzten sich in ihrem eigenen Blut, andere hatten sich aus einem Reflex zu Boden geworfen, manche standen völlig perplex herum. Die gesamte Kompanie stand wie auf dem Präsentierteller! Scaevola brüllte seine Befehle, zumindest glaubte er das, doch alles was er selbst hörte, war dieses hohe Pfeifen. Plötzlich war sein Gehör jedoch wieder da.
„…periums liegt das Grauen!“
Nun verstand er die verwirrten Gesichter, die ihn anblickten. Er konnte es nicht glauben, dass gesagt zu haben. Es war wahnsinniges Gebrabbel, war er wahnsinnig? Hektisch blickte sich Scaevola um, doch sein eigenes Gewehr konnte er nicht finden. Alles was er sah, war ein Standard- Lasergewehr. Als er das beruhigende Gewicht der Waffe in seinen Händen spürte, fand er seine Fassung wieder.
„Vorwärts Männer“, brüllte er, und rannte auf wieder auf die Barrikade zu. Beschuss durch eigene Kräfte kam in einer Schlacht schon einmal vor. Nun hoffte er, dass man sich zumindest weiter hinten daran erinnerte, dass nur drei Salven abgemacht waren. Vielleicht hatte Scaevola in der Vergangenheit auch schon einmal einen Befehl gegeben, der dazu geführt hatte, dass versehentlich befreundete Kräfte attackiert worden waren. Doch es war etwas ganz anderes, diesen Fehler am eigenen Leib zu spüren. Die Konsequenzen waren verheerend. Mit einem wütenden Schrei auf den Lippen sprang Scaevola auf die Rampe und begann sie herauf zu klettern. Es war ihm egal, ob ihm jemand gefolgt war, oder der Feind oben wartete, um ihn mit einem gezielten Stoß wieder herunter zu befördern.
Oben angekommen musste Scaevola feststellen, dass er tatsächlich alleine war. Kein Feind war in unmittelbarer Reichweite und seine Männer folgten ihm, doch die ersten hatten noch einige Meter zurückzulegen. Scaevola blickte wieder nach vorne und erspähte den fliehenden Feind, rund dreißig Gestalten, die nicht durch den Beschuss gefallen waren. Scaevola kniete sich hin und legte an. Er spürte den kalten Metallrahmen an seiner Wange während er zielte und schoss. Ein Feind fiel zu Boden. Wieder und wieder feuerte der Hauptmann, während seine Männer ebenfalls die Barrikade erklommen und das Feuer eröffneten. Ein Strom von Soldaten ergoss sich über die ehemalige feindliche Stellung und strömte vorwärts. Rund um ihn feuerten Truppführer ihre Männer an, oder stürmten weiter mit ihnen vorwärts, dem fliehenden Feind hinterher. Von hinten konnte man das Aufröhren der Motoren hören, als die mechanisierten Truppenteile sich wieder vorwärts bewegten. Einige Soldaten hissten auf der Barrikade eine Fahne unter dem Jubel ihrer Kameraden.
Scaevola schoss wieder und wieder, bis die Energiezelle verbraucht war. Er warf die Waffe weg und zog seine Dienstpistole aus dem Halfter, sowie das Energieschwert, das ihm der Graf übergeben hatte, und das er an seinem Rücken befestigt hatte. Viele der Männer begannen bei einer imperialen Siegeshymne mitzusingen die irgendjemand angestimmt hatte. Das 78. PVS Regiment hatte seine erste Hürde genommen. Doch die hohen, grauen Mauern der Zentralkaserne, die sich drohend vor ihnen aufbauten, würden eine deutlich schwierigere Aufgabe darstellen.
***
Montecuccoli feuerte Schuss um Schuss mit seiner Pistole ab. Nach wie vor brach der Feind in Wellen über die Männer der 4. Garde herein. Der große Empfangssaal hatte sich in ein Schlachthaus verwandelt, der Boden war glitschig vom Blut der Gefallenen. Doch noch immer stand der General in der Mitte des Raums, das Regimentsbanner in seiner Hand. Major Fogler stand halbrechts vor ihm und deckte seine Seite mit gezücktem Säbel und Boltpistole. Rund um sie tobten die letzten Momente eines Kampfes, indem sich die Imperialen verzweifelt gegen den Ansturm der Feinde wehrten. Es war der dritte Frontalangriff in Folge, den die Gardisten zurückgeschlagen hatten. Doch Montecuccoli wusste, dass die folgenden Minuten die Entscheidung bringen mussten. Alle Reserven waren schon nach vorne beordert worden. Und der General konnte bereits wieder den Singsang hören, der jedem bisherigen Angriff vorausgegangen war. Weiter vorne in der Kampflinie reifen die Unteroffiziere ihren Trupps zu, sich auf den gegnerischen Ansturm vorzubereiten, und die schweren Waffen im über ihnen liegenden Stockwerk begannen wieder mit lang gezogenen Salven das Schussfeld vor ihnen einzudecken.
Die neue Angriffswelle der Feinde löste sich aus der gegenüberliegenden Häuserfront und trachtete danach, den breiten Prachtboulevard zu überqueren. Doch die breite Straße mit jeweils drei Spuren in jede Fahrtrichtung erwies sich als enormes Hindernis. Ungezählte Feinde starben beim dem Angriff, bevor sie die Mitte ereichten, wo ein Grünstreifen die beiden Fahrtrichtungen voneinander trennte. Selbst die großen Terrakottabehälter, in denen allerlei exotische Pflanzen aufbewahrt wurden, boten nur einen dürftigen Schutz. Die Geschosse der schweren Unterstützungswaffen der Imperialen zerfetzten die Behälter wie nichts. Die rettende Deckung erwies sich nun als trügerisch, da viele Feinde den Splittern der zerstörten Keramik zum Opfer fielen. Danach kam noch mal eine offene Fläche, die keinerlei Deckung bot. Doch wie viele Verluste der Ansturm auch mit sich brachte, es strömten immer mehr Feinde der Stellung der Autrianischen Garde entgegen.
Als die ersten Feinde den Eingang erreichten, wurden sie von einem Gewitter aus Geschossen und Laserstrahlen erwartet und sofort niedergemacht. Doch es brandete Welle um Welle an die verzweifelt kämpfenden Gardisten heran. Und der Abstand zwischen den feindlichen Parteien verkürzte sich jedes Mal, wenn das imperiale Feuer die vordersten Feinde zu Boden streckte. All dies spielte sich innerhalb weniger Sekunden ab. Die Fronten prallten mit solcher Gewalt aufeinander wie das Meer an einer Küste mit steilen, hohen Klippen. Der folgende Nahkampf war im wahrsten Sinne des Wortes mörderisch. Es war rohe Gewalt, jeder versuchte seinen Gegner und Aufbietung aller Kraft niederzustrecken. Der Krieg offenbarte sich hier in seiner ursprünglichsten, brutalsten Art. Sollten noch Jahrzehnte später schweißgebadet aus ihrem Schlaf aufschrecken, aufgrund ihrer Albträume.
Auch bei General Montecuccoli war dies so. Schweiß, fremdes Blut und andere Körperflüssigkeiten rannen über sein Gesicht. Bei jedem Schuss bockte die Boltpistole nach dem Feuern auf und er musste seine ganze Kraft einsetzen, um sie wieder unter Kontrolle zu bringen. Ein Rebell sprang aus dem Kampfgetümmel heraus, einen wilden Schrei auf den Lippen, um den General anzugreifen. Eine Kugel beendete seinen Versuch, indem sie seinen Kopf zersprengte. Blut und Fleischfetzen flogen durch die Luft. Montecuccoli schoss ein zweites Mal und zerfetzte das Bein eines anderen Feindes der gerade dabei gewesen war, einem knienden Gardisten den Todesstoß zu versetzen. Der Gardist bedankte sich kurz bei Montecuccoli mit einem Nicken und stürzte sich dann selbst wieder in das Getümmel. Ein weiterer Soldat wälzte sich in einem Handgemenge mit einem Gegner am Boden bis er die Oberhand gewann. Er packte den Kopf des Feindes mit seinen beiden Händen und ließ ihn so oft gegen den Boden krachen, bis sich sein Gegenüber nicht mehr rührte. Montecuccolis Pistole wanderte über die Szenerie und suchte nach einem geeigneten Ziel. Er fand es und ein weiterer Aufständischer fiel zu Boden mit einer klaffenden, rauchenden Brustwunde, aus der das Blut noch in Strömen heraus floss. Der Marmorboden war inzwischen glitschig vom Blut der Gefallenen. Mehr als einer der Kämpfenden verlor darauf sein Gleichgewicht und meist war damit sein Schicksal beschieden. Wer nicht von einem Gegner getötet wurde, wurde von Füssen zertrampelt, die auf die Gestrauchelten keine Rücksicht nehmen konnten. Fogler schlug mit seinem Schwert den Angriff eines Feindes beiseite, der General Montecuccoli gegolten hatte. Foglers Pistole beendete das Leben des Feindes mit drei gezielten Schüssen in Kopf und Torso.
Die Männer der vierten Garde verkauften sich teuer und forderten unter den Aufständischen einen hohen Blutzoll. Doch nach und nach wurden sie mit jeder neuerlichen Angriffswelle ein Stück weiter in das Haus zurückgedrängt. Montecuccoli ließ die Fahne los, halfterte seine Pistole, und zog ein Schwert für den unvermeidlichen Nahkampf, dass er mit beiden Händen fest umklammerte. Er hatte nie gedacht, dass er sein Leben ausgerechnet so auf seinem Heimatplaneten verlieren würde. Vielleicht in hohem Alter sterben, hoch dekoriert und im Kreis seiner Familie. Oder in einem fernen Teil der Galaxis beim Vollbringen einer Attacke, die so ruhmreich und ehrenvoll wäre, dass man noch in Jahrhunderten seiner gedenken würde. Doch hier, erschlagen von einem rostigen Metallstück, welches ein unbedeutender Rebell als Waffe verwendete, kam ihm als Verschwendung seiner Talente vor. Wie unangemessen für ein taktisches Genie seines Kalibers!
Mit einem unmenschlichen Schrei auf den Lippen kam ein Gegner aus dem Kampfgetümmel herangestürmt. Montecuccoli verkrampfte innerlich, als er sich auf das Aufeinanderprallen mit seinem Kontrahenten vorbereitete. Doch es kam nie dazu. Eine Salve von Boltkugeln fegte den Feind zur Seite, wie ein kräftiger Windstoß einen Grashalm. Ein perplexer Montecuccoli starrte Sergeant Quintillian an, der mit seinem Bolter den Aufständischen getötet hatte. Der Astartes zog sein Kettenschwert, das durch das Betätigen der Einschaltrune surrend zum Leben erwachte.
„Vorwärts meine Brüder, zum Sieg für den Imperator!“
Die volle, starke Stimme des Marine übertönte den Schlachtenlärm und seinem Ruf folgend warfen sich auch die anderen beiden Astartes in den Nahkampf. Montecuccoli starrte wie gebannt auf den Kampf der drei Marines. Er hatte schon einiges an Kämpfen gesehen. Vollendete Nahkämpfer die sich meisterhaft auf die Handhabung ihrer Waffen verstanden. Doch nichts, was er bisher gesehen hatte konnte sich damit vergleichen. Montecuccoli hatte nie an all die Märchen und Geschichten geglaubt, die man über die Space Marines erzählte. Doch nachdem, was sich hier vor seinen Augen abspielte, war er bereit sie alle für wahr zu halten.
Die drei Marines glichen einer entfesselten Urgewalt. Dennoch schienen sie sich jederzeit unter Kontrolle zu haben. Montecuccoli hatte nie geglaubt, dass solch massige Gestalten zu einer solchen Geschwindigkeit und Beweglichkeit fähig wären. Doch Quintillian und seine beiden Ordensbrüder bewiesen ihm das Gegenteil. Ihre Bewegungen waren so schnell, dass das Blau und Weiß ihrer Servorüstungen zu verschmelzen schienen. Mit ihren Schwertern bahnten sie sich eine blutige Schneise durch die Masse der Feinde. Oft kam es vor, dass sie den Todesstreich so schnell ausführten, dass der Getroffene erst fiel, wenn sich der Marine schon dem nächsten Gegner zuwandte. Auch der Feind schien zu bemerken, dass ein Sieg nur über die Leichen dieser drei Krieger zu erreichen war. Denn das Gros der Rebellen wandte sich den Marines zu und umringte sie. Dutzende versuchten ihr Glück im Nahkampf, nur um sehr schnell leblos am Boden zu liegen. Andere feuerten mit Schusswaffen, doch entweder prallten die Geschosse an der Rüstung ab, oder die Astartes ließen sich die Treffer nicht anmerken. Montecuccoli war wieder einmal dankbar, dass die Marines auf ihrer Seite standen. Denn zu diesem Zeitpunkt hielten die drei
Sons of Guillaume alleine den feindlichen Ansturm auf und gaben seinen angeschlagenen Männern die Möglichkeit, sich neu zu organisieren.
Das Zischen eines Energiesäbels in seiner Nähe ließ Montecuccoli aufschrecken. Er blickte in die Richtung des Geräusches und starrte in das entstellte, ungläubige Gesicht eines Feindes keinen halben Meter entfernt von ihm. Das Ende eines Säbels schaute aus seiner Bauchdecke heraus. Die beiden erhobenen Hände mit der Nahkampfwaffe, einem selbst gebastelten Schwert aus einem weggeworfenen Metallrohr, sanken in demselben Maß herunter, wie die Lebenskraft seinen Körper verließ. Montecuccoli blickte in das anklagende Gesicht von Major Fogler. Schlagartig überkam ihn die Erkenntnis.
„Verzeihen Sie, Fogler. Es ist nur, weil die Marines …!“
„Ich weiß Sir. Versuchen Sie aber am Leben zu bleiben.“
Der General wollte gerade etwas antworten, als sich ihnen Sergeant Quintillian näherte. Blut bedeckte weite Teile seiner Rüstung, die an mehreren Stellen ramponiert war. Tatsächlich hatten sogar zwei Geschosse ihren Weg durch das Keramit gefunden und Wunden verursacht. Doch Quintillian wirkte vielmehr, als ob ihn dies nichts ausmachen würde. Montecuccoli fand, dass der Astartes sogar recht zufrieden aussah. So wie ein Mann, der endlich seiner Berufung nachgehen konnte.
„Es ist vorbei“, sagte der Sergeant und wies mit einer ausladenden Geste seiner Hände auf das Schlachtfeld. Und tatsächlich war der Kampf vorbei. Die beiden riesigen Krieger standen über einer Szenerie des Gemetzels in der kein Gegner mehr auf den Beinen stand. Der Angriff war an der schier unendlichen Widerstandskraft der Space Marines zerbrochen. Montecuccoli wollte gerade antworten, als Kom -Soldat Johan Banér sich bei ihm meldete.
„Was ist denn?“, wollte der General wissen.
„Es ist das Kom-Netz. Es funktioniert wieder und ich habe jemanden an der Leitung, der unbedingt mit ihnen sprechen will.“
Als Montecuccoli fragte, wer das sei, hätte er mit jedem gerechnet, nur nicht mit der Person, die Banèr dann nannte.
„Es ist Hauptmann Scaevola, Sir!“